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Almbewirtschaftung
Weidemanagement – Düngung – Nachsaat –
Unkrautregulierung – Almsanierung
Praxisratgeber von Josef Galler
2
Herausgeber:
Landwirtschaftskammer
Salzburg
Autor:
Dipl.-HLFL-Ing.
Josef Galler
Grafik:
AWMA – Werbe- und
Mediaagentur, Salzburg
Druck:
Laber Druck, Oberndorf
1. Auflage, 2009 ©
3
Almbewirtschaftung
Geschichtliche Entwicklung der Almen........................................... 5
Bedeutung der Almwirtschaft.......................................................... 5
Alpine Bodentypen und Vegetation................................................. 6
Zeigerpflanzen auf Almböden........................................................... 7
Problembereiche der Almwirtschaft................................................ 9
Weidemanagement............................................................................ 9
Weidehygienische Maßnahmen..................................................................................... 9
Weideformen ................................................................................................................12
Früher Almauftrieb ist wichtig.......................................................................................13
Weideeinzäunung – Unterteilung der Flächen...............................................................14
Weidefläche und Bestoßzeit..........................................................................................14
Unter- und Überbeweidung...........................................................................................14
Nachweide.....................................................................................................................15
Aufkommen von Unkräutern und Zwergsträuchern..................... 15
Weidepflegemaßnahmen..................................................................17
Pflegemahd....................................................................................................................17
Pferchen als Pflege- und Sanierungsmaßnahme..........................................................17
Mulchen (Schlägeln).......................................................................................................18
Schwenden....................................................................................................................19
Pisten-Bully, Schreitbagger, Umkehrfräse.....................................................................19
Planierungen..................................................................................................................20
Kosten der Almpflege und Sanierung............................................................................20
Almunkräuter..................................................................................... 21
Adlerfarn (Pteridium aquilinum) und Frauenfarn (Athyrium filix femium)......................21
Kriechender Hahnenfuß (Ranuculus repens).................................................................21
Kreuzkrautarten (Senecio ssp.)......................................................................................22
Weißer Germer (Veratrum album).................................................................................22
Zypressenwolfsmilch (Euphorbia cyparissas)................................................................22
Almampfer (Rumex alpinus)..........................................................................................23
Brennnessel (Urtica diocia)............................................................................................23
Kratzdistel (Cirsium vulgare)...........................................................................................23
4
Storchschnabel (Geranium ssp.)....................................................................................23
Klappertopf (Thinantus ssp.)..........................................................................................24
Moose (Bryophyta ssp.).................................................................................................24
Pestwurz (Petasites hybridus).......................................................................................24
Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa).....................................................................25
Bürstling (Nardus stricta)................................................................................................25
Weiche Trespe (Bromus mollis).....................................................................................25
Rossminze (Mentha longifolia).......................................................................................25
Beinwell (Symphtum officinale).....................................................................................26
Kohldistel (Cirsium oleraceum)......................................................................................26
Wiesenknöterich (Poligonum bistgorta).........................................................................27
Binsen (Junacea ssp.)....................................................................................................27
Alpenwacholder (Juniperus vommunis alpinus)............................................................27
Schwarz- oder Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus).......................................................27
Besenheide oder Heidekraut (Calluna vulgaris).............................................................28
Latschenkiefer (Pinus mugo).........................................................................................28
Sträucher und verholzende Unkräuter...........................................................................28
Düngung hält fruchtbar.................................................................... 29
Wirtschaftsdünger und Mineraldüngerergänzung.........................................................29
Erhaltungskalkung..........................................................................................................30
Grunddüngung mit Phosphat und Kali ..........................................................................30
Warum versauern Almböden?......................................................... 31
Vernässung – Folge von Versauerung............................................................................34
Podsolierung der Böden nimmt zu................................................................................34
Extensivierung und Erosion ............................................................ 35
Bewirtschaftungsform und Erosionsrisiko.....................................................................36
Vegetationsformen und Wasserhaltevermögen............................................................37
Nachsaat ........................................................................................... 38	
Saattiefe, Saatmenge und Saatzeit................................................................................38
Saatgutmischungen für Almen......................................................................................39
Beschreibung der wichtigsten Almgräser.....................................................................40
Saatverfahren ................................................................................................................43
Gesetzliche Grundlagen................................................................... 45
5
Geschichtliche Entwicklung der Almen
Die Geschichte des Grünlandes begann im deutschsprachigen Raum mit der Domestika-
tion des Rindes in der Jungsteinzeit etwa 4000 v. Christus, wobei sich die Tiere vorerst
nur von Futter aus Waldlichtungen und Feldrainen ernähren mussten. Ackerfähiges Land
wurde ausschließlich für den Ackerbau genutzt.
Gegen Ende der Jungsteinzeit begann dann aufgrund der anwachsenden Bevölkerung
im Donauraum auch die zunehmende Besiedelung des Alpenraumes. Es wurden durch
Rodungen neue Acker- und vor allem Weideflächen bis in hohe Berglagen geschaffen.
Nachweislich hatten die Kelten bereits Almwirtschaft betrieben und im 5. Jh. v. Chr.
Bergkäse an römische Händler verkauft.
Stand in den letzten Jahrhunderten die Verbesserung der Futtergrundlage für die Talbe-
triebe im Vordergrund, so hat heute die Almwirtschaft durch Bereitstellung von Erholungs-
raum für die zunehmende Zahl an Bergfreunden eine zusätzliche Funktion übernommen.
Bedeutung der Almwirtschaft
Etwa 20 % der österreichischen Bundesfläche werden durch die Bewirtschaftung von
knapp 9.000 Almen genutzt, auf denen jährlich mehr als 280.000 Großvieheinheiten
(GVE) aufgetrieben werden. Almwirtschaft hat daher auch eine landeskulturelle Bedeu-
tung. Almen sind eine wichtige Voraussetzung für eine gesunde Aufzucht des Jungviehs.
Die Almwirtschaft bringt nicht nur zusätzliches Futter für das Vieh (ca. 500.000 t Heu
bzw. etwa 10 % des gesamten Raufutterbedarfes), sondern Almen dienen auch dem
Wild als Äsungsfläche, wodurch Verbiss- und Schälschäden reduziert werden.
Ohne Almwirtschaft gäbe es keine abwechslungsreiche Kulturlandschaft mit einer Viel-
falt an Lebensräumen durch den Wechsel von Wald- und Weidevegetation. Letztendlich
kann nur das Weidevieh die Almen erhalten. Nur die Beweidung fördert durch Aufrecht-
erhaltung des Nährstoffkreislaufes die wertvollen Gräser mit hohem Futterwert. Gleich-
zeitig werden dadurch die Almen vor Versauerung und in weiterer Folge vor Bodendegra-
dierung durch Podsolierung geschützt. Eine gute Durchwurzelung der Almböden schützt
auch vor Wasser- und Bodenerosion. Aufgelassene Almen sind häufiger von Hangrut-
schungen und Blaikenbildung betroffen als bewirtschaftete Almen.
Almbewirtschaftung – Basis für Tourismus
Nur das Weidevieh
kann die Alm erhalten
Geht die Kuh –
kommt der Wald!
6
Alpine Bodentypen und Vegetation
Mit zunehmender Seehöhe (Höhenstufe) wird die Vegetationszeit und damit auch die
Weidezeit kürzer. Je 100 m Seehöhe setzt die Vegetation um 5 bis 6 Tage später ein.
Ebenso verändert sich der Pflanzenbestand. Ferner nimmt mit zunehmender Seehöhe
der Gräseranteil ab und der Kräuteranteil zu.
Bei den almwirtschaftlich genutzten Böden unterscheidet man vereinfacht zwischen Bö-
den unter kalkfreiem Ausgangsmaterial wie Silikatböden (Ranker) und Böden unter kalk-
reichem Ausgangsmaterial (Rendsinen).
Ein häufiger und ertragsreicher Bodentyp ist die Braunerde. Gleye und Podsole sind auf-
grund des wechselfeuchten Wasserhaushaltes nur eingeschränkt für die Beweidung ge-
eignet. Moorböden sind für die Beweidung gänzlich ungeeignet. Hier kommt es durch
Wasserüberschuss zu einem Sauerstoffmangel im Boden, wodurch die organische Sub-
stanz nicht mehr abgebaut werden kann und vertorft.
Braunerden kommen über silikatischem als auch kalkhältigem Ausgangsgestein vor
und sind meist tiefgründig. Bei entsprechender Bewirtschaftung entwickeln sich ertrags-
reiche „Fettwiesen“, wo wertvolle Gräser wie Alpenrispengras, Alpenlieschgras, Kamm-
gras, Ruchgras, Straußgras und Rotschwingel etc. vertreten sind.
Ranker sind flachgründige und basenarme (meist kalkfreie) Böden, wobei der geringe
Humushorizont unmittelbar auf dem silikatischen Ausgangsgestein aufliegt. Dement-
sprechend sind auf diesen Böden ohne Düngung meist nur Magergräser wie Bürstling,
Binsen, Seggen oder Zwergsträucher vertreten.
Rendsinaböden liegen auf kalkreiche Ausgangsgestein und besitzen als Zeichen für die
Bodenfruchtbarkeit eine dunkle Humusauflage. Sie sind in der Regel gut durchlüftet,
warm und haben ein reges Bodenleben mit einer guten Stickstoffmineralisierung. Bei
entsprechender Bewirtschaftung entstehen ertragsreiche Fettwiesen.
Podsole sind Böden, die infolge Versauerung und Verlagerung von organischen und
mineralischen Bodenbestandteilen in dem Untergrund teilweise Verdichtungen auf-
weisen. Die Folge ist eine schlechte Wasserleitfähigkeit und verstärkte Gefahr von
Bodenrutschungen.
Bodenprofilaufbau einer Braunerde
O-Horizont	 Oberste, unzersetzte Streuauflage (Rohhumus)
A-Horizont	 „Hauptnährstoffaufnahme“, gut durchwurzelt, Humus dunkel gefärbt
B-Horizont	 „Verwitterungshorizont“
		 Verbraunung und Verlehmung ohne sichtbare Humusfärbung
C-Horizont	 „Muttergestein“ (= Ausgangsgestein) Silikat- oder Kalkböden
Rendsina Ranker Podsolige Braunerde
Häufige Bodentypen
auf Almen
Braunerden
tiefgründig,
ertragreich
Braunlehme
Neigung zur
Vernässung
Gleye
wechselfeucht durch
Grundwassereinfluss
Pseudogleye
durch Oberflächenver-
dichtung vernässt
Podsole
basenarm, Verdich-
tungen, stärkere
Rohhumusauflage
Moor und Anmoor
nass, wertlos
*Zwischen dem
oberen A-Horizont
(dunkelbraunen Hu-
mushorizont) und dem
unteren C-Horizont
(Ausgangs- oder
Muttergestein) liegt bei
der Braunerde ein sog.
Verwitterungshorizont
(B-Horizont), der durch
Eiseneinwirkung
rotbraun gefärbt ist.
7
Zeigerpflanzen auf Almböden
Zeigerpflanzen geben Auskunft über die Nährstoffversorgung und damit Ertragserwar-
tung eines Standortes. Sie zeigen ferner den Säurezustand und den Wasserhaushalt
eines Bodens an. Der Geschmackswert der Pflanzen, d. h. ob die Pflanzen gerne gefres-
sen oder eher gemieden werden, gibt Auskunft über den Futterwert einer Weidefläche.
Den größten Einfluss auf den Ertrag und die Entwicklung des Pflanzenbestandes hat das
Weidemanagement.
Nährstoffarmutsanzeiger
Klappertopf, Bürstling, Rasenschmiele, Zittergras, Wucherblume, Augentrost
Trockenheitsanzeiger
Spitzwegerich, Wolfsmilch, Weiche Trespe, Wiesensalbei
Nässeanzeiger
Kohldistel, Binsen, Seggen, Pfeifengras, Wollgras, Kälberkropf, Mädesüß, Moos
Säureanzeiger
Bürstling, Weiches Honiggras, Arnika, Heidelbeere oder Schwarzbeere,
Almrausch oder Rostblättrige Alpenrose
Nährstoffarmutsanzeiger
Anzeiger für Nährstoffarmut
Trockenheitsanzeiger
Klappertopf
Rhinanthus species
Wiesen-Margerite
Leucanthemum vulgare
Bürstling
Nardus stricta
Zypressenwolfsmilch
Euphorbia cyparissas
Wiesensalbei
Salvia pratensis
Weiche Trespe
Bromus mollis
Auf trockenen, nährstoffarmen
Wiesen und Weiden
Nicht weidefester Trockenheits-
anzeiger, bevorzugt auf kalkhältigen
Magerrasen
Lückenfüller auf trockenen bis
mäßig feuchten Wiesen und
Weiden
8
Nässeanzeiger
Wollgras
Eriophorum latifolium
Binsen
Junacea spec.
Das Wollgras tritt auf ständig
durchnässten Böden meist
gemeinsam mit Binsen auf.
Typische Nässeanzeiger
rasche Ausbreitung auf schweren,
pseudovergleyten Böden
Kohldistel
cirsium oleraceum
Schlangenknöterich
Poligonum bistorta
Anzeiger für schlecht gepflegte
Weiden auf wechselfeuchten
bis nassen und zeitweise auch
austrocknenden Böden
Anzeiger für feuchte Wiesen,
Gräben und Waldränder
Anzeiger für feuchte und extensive
Wiesenstandorte
Rasenschmiele
Deschampsia cespitosa
Rostblättrige Alpenrose
oder Almrausch
Rhododendron ferrugineum
Besenheide oder Heidekraut
Calluna vulgaris
Die Besenheide bevorzugt wie
die Preiselbeere saure Böden auf
trockenen und früh schneefreien
Standorten. Sie dringt gerne in
Bürstlingrasen ein
Der Almrausch wächst bevorzugt
auf stark sauren Böden mit langer
Schneebedeckung
Schwarz- oder Heidelbeere
Vaccinium myrtillus
Auf feuchten, sauren und
humusreichen Moorböden und
Braunpodsolen. Das Laub verrottet
nur schwer und trägt dadurch zur
Versauerung bei
Wolliges Honiggras
Pteridium aquilinum
Bildet lockere Horste auf feuchten
und sauren Standorten
Säureanzeiger
9
Problembereiche der Almwirtschaft
Ein zu später Almauftrieb, ein zu geringer Viehbesatz oder eine ungleiche Beweidung
der Flächen, d. h. Unter- oder Überbeweidung, sind neben einer Vernachlässigung von
Almpflegemaßnahmen die häufigsten Ursachen für eine Verunkrautung und Verstrau-
chung von Almflächen.
Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang neben einem frühen Almauftrieb eine
dem Standort angepasste Besatzdichte und Weideführung.
Eine ungleiche Beweidung führt zu einer ungleichen Nährstoffverteilung mit Geilstel-
len um die Almhütte und Nährstoffmangel auf den kaum noch beweideten und ent-
fernter liegenden Flächen. Nährstoffmangel führt neben einem Rückgang des wertvollen
Grasgerüstes allmählich zur Versauerung und langfristig meist auch zur Podsolierung
und Vernässung der Böden. Letztlich kommt es ohne Almpflege zur Verstrauchung und
Verwaldung.
Weidemanagement
Das Weidemanagement beginnt mit der Einzäunung und Kontrolle der Außengrenzen.
Auch ist eine Unterteilung der Almfläche in mindestens 2 bis 3 Teilflächen und die Schaf-
fung variabler Unterteilungsmöglichkeiten z. B. durch Elektrozäunung wichtig. Eben-
so die Errichtung ausreichender Tränkstellen. Ferner sind bei Bedarf die Triebwege und
Entwässerungsgräben zu sanieren und weidehygienische Maßnahmen durchzuführen.
Wichtig ist es auch, möglichst alle zwei Jahre eine Pflegemahd sowie das Schwenden
von Zwergsträuchern durchzuführen.
Weidemangagement
n standortangepasste Besatzdichte
n Möglichst früh bestoßen (bevor das Futter fausthoch ist)
n Bürstling, Rasenschmiele – werden nur im jungen Zustand verbissen
n Später Almauftrieb führt zu überständigem Futter und fördert
Ausbreitung unerwünschter Gräser und Kräuter
n Auszäunung von Feuchtflächen
n schützt vor Leberegel, Lungen- und Darmparasiten
n Entwässerungsgräben und Sickerschlitze kontrollieren
n Einzäunung („Pferchen“) als Sanierungsmaßnahme
n Schafe, Ziegen, Pferde sind gute „Almputzer“, da sie
auch weniger schmackhaftes Futter fressen
n Tiefer Verbiss schwächt auch die Unkräuter
Weidehygienische Maßnahmen
Eine gezielte Vorbeugung gegen Weideparasiten (Endoparasiten) ist vor allem bei Jungrin-
dern wichtig, die zum ersten Mal auf die Weide kommen. Ältere Tiere entwickeln eine
gewisse Immunabwehr, wenngleich sie auch erkranken können und zur Verseuchung
der Weide beitragen. Durchfall, Mattigkeit und Abmagerung der Tiere sind oft äußere
Anzeichen.
Tränkstellen sind
wichtig!
10
Parasiten plagen Rinder
Neben dem äußeren Befall der Rinder mit „Ektoparasiten“ wie Räudemilben, Läusen,
Zecken, Haarlingen, Dasselfliegen etc., die auch durch Kontakt von Tier zu Tier verbreitet
werden können, sind die Tiere besonders von „Endoparasisten“ wie Magen-Darm- und
Lungenwürmern sowie Leberegeln bedroht.
Endoparasisten – zwei Infektionsquellen
Einerseits kann ein Teil der Wurmlarven auf der Weide überwintern. Andererseits können
auch im Tier die von den gealpten Tieren aufgenommenen Wurmlarven überwintern. Die
Larven von Magen- und Darmwürmern können nach einer Ruhephase zu geschlechts-
reifen Würmern heranreifen und beginnen dann mit der Eiablage. Dies kann im Winter
während der Stallhaltung auch zu Durchfallerkrankungen führen.
Lungenwürmer hingegen durchbohren die Darmwand und können so in die Lunge gelan-
gen, wo sie dann Atemwegsentzündungen bewirken. Die Larven können zum Teil bereits im
Darm schlüpfen und werden dann ebenfalls im Frühjahr mit dem Kot wieder ausgeschieden.
Die Bekämpfung der Weideparasiten erfolgt durch weidehygienische Maßnahmen und
auch durch Einsatz von Entwurmungsmitteln. Wenn Rinder ohne Parasitenschutz im
Sommer auf der Weide Durchfall bekommen oder trocken zu husten beginnen, kann
eine Kotprobe Klarheit bezüglich vorhandener Wurminfektionen schaffen.
Magen-Darm-Würmer – Kreislauf unterbinden
Gleich am ersten Weidetag beginnt die Attacke. Besonders gefährdet sind Jungtiere
beim ersten Weidegang, da sie noch keine Immunabwehr besitzen.
Die Ansteckung erfolgt hauptsächlich durch die Aufnahme von Larven mit den Futter-
pflanzen, auf denen über 200 Larven pro Kilo Grastrockenmasse enthalten sein können.
Deshalb sollten auch ältere Rinder im Rahmen der Aufstallungsbehandlung mitbehan-
delt werden. Aufgenommene Larven können binnen 3 bis 4 Wochen zu geschlechtsrei-
fen Würmern heranreifen, wobei die produzierten Eier dann erneut mit dem Kot auf die
Weide gelangen. Das Infektionsrisiko erhöht sich mit zunehmender Weidedauer und er-
reicht im Spätsommer (August) seinen Höhepunkt.
Zyklus der Wurmlarven
n Aufnahme der Larven erfolgt vorrangig über das Futter
n Ein Teil der Wurmlarven überwintert auf der Weide bzw. in den Tieren
n Larven entwickeln sich nach 3 bis 4 Wochen zu Würmern und produzieren Eier, die
dann erneut über den Kot ausgeschieden werden
n Infektionsrisiko steigt mit der Weidedauer und Besatzdichte – Höhepunkt August
n Unterteilung der Weideflächen mit entsprechender Ruhezeit senkt das Risiko ebenso
wie eine Nachmahd
11
Lungenwürmer haben keine charakteristische Befallskurve und können zu jedem Wei-
dezeitpunkt auftreten, da sie auch über Wildtiere und Vögel verschleppt werden.
Bereits wenige Larven können hier eine Infektion mit schwerwiegenden Folgen
(typischer Nasenausfluss) verursachen.
Der große Leberegel kommt auf feuchten Weiden vor, die seinem Zwischenwirt, der
Zwergschlammschnecke, einen geeigneten Lebensraum bieten.
Die Auszäunung von Feuchtflächen ist bei Leberegelbefall besonders wichtig.
Speziell die Leberegelseuche ist die beim Rind am schwierigsten erkennbare parasitäre
Erkrankung, die zu einer deutlichen Leistungsminderung ohne klare klinische Symptome
führt.OftwirdderBefallerstnachdemSchlachtenentdeckt.BeimJungrindisteinNachweis
derzeit nur über eine Kotuntersuchung möglich. Bei Kühen ist ein Nachweis sowohl über
Antikörper gegen Leberegel als auch über die Milch möglich.
Zu den Leberegelweiden zählen besonders Weiden mit offenen Tränkestellen, Gräben,
Tümpeln und staunasse Weideflächen. Auf Dauer sind geregelte Wasserverhältnisse
notwendig, da es ansonsten zu einer ständigen Neueinwanderung der Zwergschlamm-
schnecke speziell im zeitigen Frühjahr kommt.
Gegen Leberegel erfolgt hauptsächlich eine Aufstallungsbehandlung im Herbst mittels
Drenchpistole. Zusätzlich kann in Gebieten mit verstärktem Leberegelbefall eine Som-
merbehandlung durchgeführt werden. Milchkühe sollten wegen der vorgegebenen
Wartezeiten während der Trockenstehzeit behandelt werden.
Weidehygiene
n Auszäunen von nassen Weidestellen – Hauptinfektionsquelle
n Keine Wirtschaftsdüngerausbringung unmittelbar vor Weideauftrieb
n Entwurmung der Tiere vor dem Weideauftrieb
n Erstsömmrige Jungrinder sind besonders gefährdet
n Nachmahd sowie Umtriebsweide verringert die Wurmbelastung
n Optimal wäre die Einplanung einer Schnittnutzung
Antiparasitika
Antiparasitika verhindern Leistungseinbußen und Organschäden. Bei einem Wurmbefall
geht es um die gezielte Unterbrechung des Entwicklungszyklus der Endoparasiten. Da-
durch kann letztlich auch die Anreicherung über das Weidegras unterbunden werden.
Es gibt jedoch kein Einzelmedikament, das gegen alle Endoparasiten und Ektoparasiten
gleich gut wirkt (Absprache mit dem Tierarzt notwendig).
Zur Verabreichung gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder durch Injektion, durch das
Pur-on-Verfahren (Aufgusslösung wird auf den Rücken des Tieres gegossen und dann
über die Haut aufgenommen) oder durch die Eingabe z. B. eines Langzeit-Bolus über
das Maul vor Weideaustrieb, welcher auch einen gewissen Schutz gegen blutsaugende
Weidefliegen bieten kann.
Zur Behandlung erkrankter Tiere eignen sich alle modernen Wurmmittel, wobei die vor-
geschriebenen Wartezeiten einzuhalten sind.
Kurz wirksame Wurmmittel (z. B. Benzidimidazole) wirken meist nur am Tag der Behand-
lung. Sie können über Futterpellets, Aufgießen oder Eingeben (Drench) verabreicht wer-
den. Die Anwendung muss jedoch mehrmals wiederholt werden.
Arbeitstechnisch weniger aufwendig sind Präparate, die neben Endoparasisten auch ge-
gen Ektoparasiten wirken.
Langzeit-Boli oder Ohrinjektion (Moxidectin, Fenbendazol, Oxfendazol) müssen nur
einmal vor dem Austrieb verabreicht werden und wirken bis zu 5 Monate gegen
12
Endoparasiten, während Doramectin, Ivermectin etc. nur etwa 6 Wochen lang wirken und
eine Wiederholung notwendig machen. Der Einsatz eines Langzeit-Bolus ist vor allem dann
anzuraten, wenn eine zweite Sommerbehandlung aus Arbeitsgründen nicht möglich ist.
Bei Almtieren erfolgt die Parasitenbehandlung vor dem Almauftrieb bzw. eine Auf-
stallungsbehandlung (Schutz vor Winterdurchfällen, Räude) bei Almabtrieb.
Weideformen
Auf der Alm kommt als Weideform meistens die extensive und großflächige Standweide
bzw. eine Mischung aus Standweide und Umtriebsweide (Koppelweide) vor. Die inten-
sivere Form der Umtriebssweide wird wegen des hohen Aufwandes für das Umzäunen
und der Gefahr von Trittschäden bei Schlechtwetter kaum praktiziert.
Auch die Waldweide hat in der Praxis noch eine gewisse Bedeutung. Die Waldweide
schafft durch die Beweidung mit Rindern Wildäsungsflächen und kann auch die Verun-
krautung von Jungkulturen hintanhalten. Der hohe Flächenbedarf und die geringe Futter-
qualität bedeuten aber auch, dass das Vieh weite Strecken zurücklegen muss, um ge-
nügend Futter aufzunehmen. Bei zu hoher Bestoßung oder zu schweren Tieren können
auch Forstschäden auftreten.
Die Standweide hat den Vorteil, dass nur eine Einzäunung der Außengrenzen und weni-
ger Tränkstellen erforderlich sind.
Der Nachteil ist ein Futterüberschuss zu Weidebeginn, während ab August das Futter
aufgrund der fast doppelt so langen Nachwuchszeit immer knapp wird. Bei der Standwei-
de erfolgt eine selektive Futteraufnahme. Mehr überständiges Futter, hohe Weidereste,
Trittschäden infolge zu langer Verweilzeit auf derselben Fläche und zunehmende Verun-
krautung sind die Folge.
Die Umtriebsweide ermöglicht eine Anpassung an die natürliche Wachstumskurve.
Durch eine dem Graswachstum angepasste Beweidung und eventuell Mahd von Teilflä-
chen können die Nachteile der Standweide verhindert und ein ausreichendes Futteran-
gebot bis zum Ende der Alpungsperiode gewährleistet werden.
13
„Standweide“ - Keine Unterteilung der Weidefläche
Nachteile
n Futterüberschuss im Frühjahr
n Selektive Futteraufnahme
n Negative Selektion und Ausbreitung unerwünschter Pflanzen
n Schlechtere Futterqualität durch überständiges Futter
n Zunahme von Unkräutern
n Höhere Trittschäden und Weideverluste
n ab August wird ohne Unterteilung das Futter knapp
n Längere Futtersuche verursacht schlechtere Gewichtzunahmen
„Umtriebsweide“ - Unterteilung der Weidefläche
Vorteile
n Geringere Weideverluste
n Bessere Futterqualität
n Ausreichend Futter bis zum Ende der Alpungsperiode
n Weniger Trittschäden und damit Verunkrautungsgefahr
Früher Almauftrieb ist wichtig
Das Weidemanagement beginnt mit einem frühen Almauftrieb, noch bevor das Futter
fausthoch ist. Sobald das erste „Graserl“ ergrünt, sollte das Jungvieh aufgetrieben wer-
den. Ein Drittel weiß, ein Drittel braun, ein Drittel grün ist der richtige Zeitpunkt für
den Almauftrieb.
Nur im jungen Zustand und bei einem frühzeitigen Almauftrieb werden wegen des noch
geringeren Futterangebotes auch minderwertige Gräser wie Bürstling, Rasenschmiele
oder ungeliebte Platzräuber wie Ampfer, Hahnenfuß etc. verbissen.
Da das Futter im Frühling fast doppelt so rasch wächst wie im Sommer, führt ein zu
später Almauftrieb immer zu einem Futterüberschuss nach Weidebeginn. Weniger
schmackhafte und ältere Pflanzen werden gemieden und nicht mehr verbissen. Dies
führt wiederum zu einer negativen Selektion, weil dadurch Pflanzen mit geringem Futter-
wert verstärkt aussamen können.
Abb. Wachstumskurve
*Im Frühjahr wächst
das Futter doppelt so
schnell wie im Herbst.
Mitte des Sommers
kommt es zu einer
Wachstumsdepressi-
on. Die Unterteilung
der Weide (Umtriebs-
weide) ermöglicht
eine Anpassung an
die natürliche
Wachstumskurve.
Faustregel für
Auftrieb:
ein Drittel noch weiß
ein Drittel braun
ein Drittel schon grün
14
Fazit: Im Frühjahr sollte im Interesse der „Weidepflege“ früher aufgetrieben werden, da-
mit auch „harte Gräser“ und weniger schmackhafte Kräuter verbissen werden.
Im Herbst sollte hingegen früher abgetrieben werden, damit sich die Grasnarbe vor dem
Wintereinbruch noch erholen und Reservestoffe einlagern kann.
Futterwert von Grünlandpflanzen
Gerne gefressen	 Gefressen	 *Gemieden
Wiesenrispe	 Kammgras	 Bürstling
Weißklee	 Ruchgras	 Rasenschmiele
Alpenrispengras	 Zittergras	 Binsen, Seggen
Alpenlieschgras	 Rotstraußgras	 Margerite
Löwenzahn	 Rotschwingel	 Ampfer
Schafgarbe	 Wundklee	 Hahnenfuß
*Diese werden nur im zeitigen Frühjahr verbissen
Weideeinzäunung - Unterteilung der Flächen
Grundsätzlich ist eine Unterteilung der Almfläche in mindestens 2 bis 3 Teilflächen sinnvoll. Eine
weitere Unterteilung ist mittels Elektrozaun möglich. „Der Weidezaun ersetzt heute quasi den
Hirten.“
Ein einfacher Elektrozaum hilft bereits bei Bedarf den Weidedruck zu erhöhen und dem selek-
tiven Fressverhalten entgegenzuwirken. Dadurch werden die guten Futterpflanzen nicht wieder-
holt verbissen. Die Tiere werden angehalten die gesamte eingezäunte Fläche, d. h. auch weni-
ger schmackhaftes Futter, abzufressen.
Weidefläche und Bestoßzeit
Das unterschiedliche Graswachstum im Vegetationsverlauf kann über die Größe der Weideflä-
che und die Bestoßzeit in Tagen geregelt werden. Grundsätzlich sollte die Bestoß- oder Besatz-
zeit kurz und die Ruhezeit bis zur nächsten Beweidung lang sein.
Kurze Bestoßzeiten bedeuten weniger Trittbelastung und auch eine Ruhepause für die Gräser.
Die Bestoßzeiten schwanken je nach Höhen- und Ertragslage sowie Anzahl der Weideflächen
zwischen 15 und 25 Tagen beim ersten Umtrieb und verkürzen sich durch den nachlassenden
Futterzuwachs mit jedem weiteren Umtrieb. Hingegen nimmt die Ruhezeit zu.
Unter- und Überbeweidung
Die Besatzdichte sollte je nach Seehöhe dem Standort angepasst sein und ist vielfach mit weit
unter 1 GVE/ha zu niedrig.
Eine Unterbeweidung durch einen zu niedrigen Viehbesatz bewirkt immer eine negative Se-
lektion durch einseitigen Verbiss gern gefressener Pflanzen. Ungeliebte Pflanzen können aussa-
men und breiten sich verstärkt aus.
Eine Überbeweidung bzw. ein Überbesatz fördert hingegen Trittschäden, wobei die Schäden
vor allem von der Bodenschwere (Feuchtigkeitsgehalt des Bodens) abhängen. Trittschäden för-
dern ähnlich wie Lücken das Ausbreiten von Unkräutern im Bestand.
Übernutzte Weiden (Nähe der Almhütten) erhöhen u. a. auch das Risiko einer ständigen Rein-
fektion mit Parasiten. Nur eine angepasste Größe der Weidefläche ermöglicht einen gleichmä-
ßigen Verbiss.
Der Zaun ersetzt heute
den „Hirten“
Mittlere Ruhe- und
Nachwuchszeiten
für Almweideflächen
Juni etwa 30 Tage
Juli etwa 40 Tage
August etwa 50 Tage
15
Unterbeweidung
n Negative Selektion –
Aussamen von Unkräutern (Je größer die Fläche, desto selektiver wird gefressen)
n Unterbesatz fördert Bürstling, Rasenschmiele, Adlerfarn, etc.
Überbeweidung
n Wertvolle Futterpflanzen werden durch wiederholten Verbiss geschwächt
n Mehr Trittschäden – Ausbreitung minderwertiger Pflanzen
n Reinfektion mit Parasiten
Nachweide
n Pferde und Schafe sind dankbare Nachweider
n Hinter 5 Rindern sollten 1 Pferd oder 10 Schafe nachweiden
Zeigerpflanzen für Unter- und Überbeweidung
Unterbeweidung	 Überbeweidung
Stumpfblättriger Ampfer	 Breitwegerich
Acker- und Sumpfkratzdistel	 Gänseblümchen
Rasenschmiele	 Hahnenfuß
Quecke	 Jährige Rispe
Schafschwingel	 Weißes Straußgras
Borstgras	 Löwenzahn
Gegenmaßnahmen	 Gegenmaßnahmen
Stärkerer Besatz	 Geringerer Besatz
Längere Fresszeiten	 Kürzere Fresszeiten
Nachmahd	 Nährstoffversorgung
Nutzungswechsel	 Nutzungswechsel
Aufkommen von Unkräutern und Zwergsträuchern
Nährstoffmängel infolge eines zu geringen Weidebesatzes und mangelnde Weidepflege sind
die Hauptursachen für das Aufkommen von Unkräutern und Zwergsträuchern. Dabei breitet
sich vorerst infolge von Nährstoffmangel der Bürstling bzw. auf wechselfeuchten Standorten
die Rasenschmiele stärker aus. Aber auch Klappertopf, Weißer Germer, Greiskräuter etc. sind
Anzeichen mangelnder Almpflege. Vom Waldrand ausgehend breitet sich vielfach der Adlerfarn
verstärkt aus. Später gesellen sich auch Grünerlen und Latschen, seltener Weiden und Birken
hinzu. Die Grünerle (Alnus alnobetula) kommt besonders in niederschlagsreichen Hochlagen auf
nährstoffreicheren Böden vor, wo der Bergwald aufgrund der langen Schneelage und Nässe nicht
mehr aufkommen kann. Auf flachgründigen Hängen und Kuppen breiten sich die genügsamen
Latschen aus. Die Latsche (Pinus mugo) verträgt Hitze und Trockenheit genauso wie Frost und
lange Schneebedeckung oder Staunässe und stark versauerte Böden.
Auch die Besenheide (Calluna vulgaris) ist sehr genügsam und dringt in nährstoffarme, saure, be-
vorzugt trockenere Bürstlingrasen ein. Der immergrüne Zwerg- oder Alpenwacholder (Junipe-
rus communis alpina) bevorzugt eher sonnnige und flachgründige Hänge. Er reagiert sehr emp-
findlich auf das „Schwenden“ und braucht längere Zeit, bis er sich erholt und wieder aufkommt.
Auf sauren Böden kann sich die Schwarz- oder Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) bis in hohe
Lagen ausbreiten. Im Herbst wirft die Heidelbeere im Unterschied zur Rauschbeere ihr Laub ab,
welches schwer verrottet und dadurch zusätzlich zur Versauerung des Oberbodens beiträgt.
Auch der Almrausch oder Rostblättrige Alpenrose (Rhododendron ferrugineum) kann sich auf
sauren Böden bis in hohe Lagen mit langer Schneebedeckung dominant ausbreiten. Nur unterhalb
der klimatischen Waldgrenze kann ein Jungwald mit vorrangig Fichte, aber auch Lärche, Zirbe oder
Rotbuche aufkommen.
Nachweide
Ein angepasster
Viehbesatz zwingt das
Weidevieh, auch we-
niger schmackhaftes
Futter zu fressen.
16
Verunkrautung infolge Unterbeweidung und fehlender Pflegemahd
Ohne Bewirtschaftung kommt der Wald zurück Bewirtschaftete Almfläche
Hintergrund: Verunkrautung mit Adlerfarn
Zunahme von Frauenfarn infolge von Unterbeweidung Beginnende Verstrauchung mit Grünerlen
Grünerlen verdrängen Weideflächen – besonders auf
wasserzügigen Hängen
Beweiden und Schwenden sichert Weideland
Hintergrund: Aufkommen von Latschen und Grünerlen
Der Almrausch (Rostblättrige Alpenrose) kann sich auch auf sauren Böden und feuchtkühlen Lagen mit langer
Schneebedeckung bis über 2.000 Meter Seehöhe ausbreiten
17
Weidepflegemaßnahmen
Die Weidepflege beginnt mit der Weideführung. Ein zu später Almauftrieb oder fehlende
Unterteilung der Almflächen fördert ebenso wie eine mangelnde Unkrautregulierung bzw.
fehlendes Schwenden die Ausbreitung minderwertiger Pflanzen und Zwergsträucher. In
der Folge meiden die Tiere zunehmend die meist entfernter liegenden Futterflächen. Da-
mit wird auch der Wirtschaftsdüngerkreislauf unterbunden. Die Tiere verbleiben immer
mehr im Nahbereich der Almhütten, was dort durch hohe Nährstoffausscheidungen der
Tiere zur Ausbildung von „Lägerfluren“ wie den „Almampferfluren“ führt.
Werden entfernte Almflächen im Laufe der Jahre vom Vieh ganz gemieden, kommt es
durch fehlenden Nährstoff- und Basenausgleich innerhalb weniger Jahre zu einer Versau-
erung der Böden. Es kommt zur Ausbreitung von Bürstling, Rasenschmiele, Adlerfarn
etc. und später zu einer Zwergstrauchverheidung bzw. Ausbreitung von Latschen. Damit
sind auch negative Veränderungen der Bodeneigenschaften (Podsolierung) und in wei-
terer Folge auch eine Zunahme der Wasser- und Bodenerosion verbunden.
Flächenfreistellung
Die laufende Flächenfreistellung dient der Erhaltung der Kulturlandschaft. Nur wenn der
Pflegerückstand auf Almen und Hutweiden regelmäßig aufgeholt wird, bleibt die Futter-
qualität durch die flächenhafte Beweidung erhalten.
Zu den Pflege- bzw. Sanierungsmaßnahmen zählt neben der Pflegemahd auch das regel-
mäßige „Schwenden“ holziger Pflanzen wie Erlen und Krummholz mit der Motorsense
oder Motorsäge. Den höchsten Aufwand erfordert es bereits zugewachsene Almen wie-
der abzustocken, da hier nach der Schlägerung oft auch Wurzelstöcke und Steine besei-
tigt werden müssen.
Pflegemahd
Zu den regelmäßigen Weidepflegemaßnahmen gehört die Pflegemahd. Dadurch soll die
Ausbreitung von Unkräutern und Geilstellen unterdrückt, der Parasitendruck verringert
und wieder mehr Licht für die Gräser geschaffen werden.
Eine Pflegemahd sollte sofern möglich alle zwei Jahre durchgeführt werden. Die Pflege-
mahd erfolgt meistens mit einem Motormäher, der leicht zu transportieren und gut im
Gelände einsetzbar ist. Für sehr steile und vor allem steinige Flächen hat sich der Einsatz
der Motorsense bewährt. Die Motorsense (Freischneider) kann auch zum „Schwen-
den“ von Unkräutern und kleinen Sträuchern eingesetzt werden. Bei verstärktem Auftre-
ten von harten Gräsern wie Bürstling, Rasenschmiele oder Zwergsträuchern ist der Ein-
satz eines Motormähers mit rotierenden Schlägelwerkzeugen notwendig.
„Pferchen“ als Pflege- und Sanierungsmaßnahme
Die Sanierung von verunkrauteten Almflächen mit Bürstling, aber auch Ampfer ist durch
eine intensive Beweidung kleiner Flächen im zeitigen Frühjahr, das sog. „Einpferchen,“
möglich. Ein tiefer Verbiss schwächt die Unkräuter.
Dabei kann das unterschiedliche Fressverhalten der Tiere genutzt werden.
Ziegen haben gefolgt von Schafen und Pferden den stärksten Verbiss und sind da-
durch auch die besten „Almputzer“. Voraussetzung ist jedoch eine flexible und aus-
bruchsichere Weidezauntechnik. Dabei gibt es neben einer Festeinzäunung auch mobile
Weidezauntechniken.
Eine Pflegemahd sollte
zumindest jedes 2.
Jahr erfolgen
18
Mähtrac mit
Mulchaufsatz
Motormulcher
für steileres Gelände
Schafe – besonders für Steilflächen
Mobile Weidezauntechnik
Pferde fressen auch harte Gräser
Mulchen (Schlägeln)
Beim Mulchen oder Schlägeln wird mittels rotierender Werkzeuge die Vegetation zer-
schlagen, wobei die zerkleinerten Vegetationsreste auf der Grasnarbe verbleiben. Für
weitgehend ebene Flächen ist der Einsatz eines Mähtrac mit Mulchbalken und für stei-
lere Hangflächen ist der Einsatz eines Breitspur-Motormähers mit speziellen Schlägel-
werkzeugen möglich.
Auch zur Sanierung von Bürstlingwiesen ist das Mulchen die wichtigste Basismaßnahme
neben einer Düngung.
Ziegen sind besonders „hangtauglich“ und
verbeißen bei zeitiger Beweidung im Frühling
auch Unkräuter
Feste Weidezauntechnik
Sichere Einzäunung ist wichtig
19
Schwenden
Das Schwenden (Abholzen) von Zwergsträuchern soll regelmäßig (alle 3 bis 5 Jahre) erfol-
gen, um eine Verheidung hintanzuhalten. Das Schwenden wird mit der Motorsense und
bei größeren Sträucher und Krummholz mit der Motorsäge durchgeführt. Das Schwend-
gut sollte entfernt und sofern möglich zu Energieholz verarbeitet werden.
Pisten-Bully – hohe Schlagkraft
Zur großflächigen Sanierung oder zum Abstocken bereits mit Zwergsträuchern zuge-
wachsener Almen ist der Einsatz mit dem Pisten-Bully erforderlich. Er hat eine hohe Flä-
chenleistung und kann auf weitgehend steinfreien Flächen auch im Gelände eingesetzt
werden. Kleinere Bäume von 5 bis max. 10 cm Durchmesser können mit einer Überfahrt
problemlos niedergeschlägelt werden.
Schreitbagger (Spinne)
Im steileren und oft mit Steinblöcken durchsetzten Gelände kann nur noch
der Schreitbagger (Spinne) eingesetzt werden. Er ist auch gegen Steine relativ
unempfindlich und kann den Boden bis zu 10 cm tief bearbeiten.
Bei den Werkzeugen unterscheidet man zwischen Y-Messer für weitgehend steinfreie Bö-
den sowie gegen Steine weitgehend unempfindliche C-Schlägler und Hammerschläger.
Umkehrfräse
Die Umkehrfräse ermöglicht eine Saatbeetaufbereitung mit gleichzeitiger Nachsaat bei
Rekultivierungen. Beim Fräsen wird die gesamte Vegetation einschließlich des Oberbo-
dens (10 bis 25 cm tief) zerkleinert. Bei der Umkehrfräse arbeiten die Fräsmesser ent-
gegen der Fahrtrichtung. Die ganze Bodenmasse wird über eine Rotorwelle befördert,
wobei am Trennrechen die groben Bestandteile wie Steine auf den Grund fallen. Die krü-
melige Erde bleibt obenauf.
Anschließend ist eine Neuansaat erforderlich, wobei das Saatgut mittels Profilwalze
zwecks besseren Bodenschlusses angewalzt werden soll.
Einsatz von Motor-
sense (Freischneider)
Pisten-Bully – hohe Schlagkraft Neukultivierung mit Pisten-Bully
Hammerschlägler
Umkehrfräse
20
Fräse mit Steinbrecher
Die Fräse mit Steinbrecher wird zum Entsteinen bzw. zum Zerkleinern von Steinen vor-
rangig beim Almwegebau und Rekultivierungsarbeiten verwendet. Dabei werden die
Steine weitgehend zermahlen und wie bei einer Umkehrfräse am Bodengrund abgelegt.
Forstfräse (Forstmulcher)
Die Forstfräse kommt vor allem nach der Schlägerung verwaldeter Almflächen zur Ent-
fernung von Wurzelstöcken zum Einsatz. Aber auch bei Verheidung oder massivem Auf-
treten von Rasenschmiele kann die Forstfräser eingesetzt werden. Äste und Wurzelstö-
cke werden zerkleinert und in den Boden eingebracht. Anschließend ist eine Nachsaat
sowie Düngung erforderlich.
Planierungen
Die Durchführung einer Planie ist sehr aufwendig und nur in Ausnahmefällen vertretbar,
um Teilflächen wieder maschinell bewirtschaftbar zu machen. Auf erosionsgefährdeten
Lagen sollten Planien unterbleiben. Die Entfernung der obersten Bodenschicht bedeutet
die Zerstörung des standortspezifischen Mutterbodens. Dadurch geht sowohl wertvoller
Dauerhumus als auch natürlicher Samenvorrat des Bodens verloren.
Der humusreiche Oberboden sollte mittels Bagger sorgfältig abgehoben, zwischengela-
gert und nach der Planierung wieder aufgetragen werden.
Besonders bei Planierungen in Hochlagen wäre es ideal einen Teil der Rasenziegel (Ra-
senoden) separat zu lagern, um diese vor Austrocknung, Ersticken oder Faulen zu schüt-
zen. Dabei sollte die Lagerzeit 2 bis 3 Wochen nicht übersteigen. Bei einem koordinierten
Bauablauf ist es möglich die Zwischenlagerung der Rasenoden zu umgehen. Die Ver-
pflanzung der Rasenziegel sollte sofern möglich vor dem Austrieb (nach der Schnee-
schmelze) oder nach dem Einsetzen der herbstlichen Vegetationsruhe erfolgen.
Kosten der Ampflege bzw. Sanierung
Methode	 Zeitaufwand	 Kosten (einschl. Arbeitszeit)
Motormäher	 2-4 Std./ha	 25-35 Euro/h (ohne Mwst.)
Mann mit Motorsense	 15-20 Std./ha	 18-20 Euro/h (ohne Mwst.)
Mähtrac mit Mulchaufsatz	 3-5 Std./ha	 50-60 Euro/h (ohne Mwst.)
Breitspurmäher mit Schlägler	 8-12 Std./ha	 48-55 Euro/h (ohne Mwst.)
Pistenwalze mit Schlägler
oberflächig gemulcht	 4-6 Std./ha	 170-180 Euro/h (ohne Mwst.)
5–10 cm tief gemulcht	 8-10 Std./ha	 170-180 Euro/h (ohne Mwst.)
Spinne mit Schlägler
oberflächig gemulcht	 8-10 Std./ha	 170-180 Euro/h (ohne Mwst.)
5–10 cm tief gemulcht	 10-12 Std./ha	 170-180 Euro/h (ohne Mwst.)
Umkehrfräse	 4-6 Std./ha	 120-130 Euro/h (ohne Mwst.)
Fräse mit Steinbrecher	 6-8 Std./ha	 220-230 Euro/h (ohne Mwst.)
Forstmulcher (Forstfräse)	 4-8 Std./ha	 200-220 Euro/h (ohne Mwst.)
Bagger	 15-25 Std./ha	 60-70 Euro/h (ohne Mwst.)
Fräse mit
Steinbrecher
Merke:
Je länger die Alm-
bzw. Weidepflege
vernachlässigt wird,
desto aufwendiger
werden die erforder-
lichen Sanierungs-
maßnahmen.
21
Adlerfarn
„Giftpflanze“
Ausbreitung von Adler-
farn
Kriechender
Hahnenfuß
(Ranunculus repens)
Almunkräuter
Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen Giftpflanzen sowie unerwünschten Platzräu-
bern. Während Giftpflanzen generell unerwünscht sind, gilt bei den Platzräubern der
Grundsatz „Die Dosis macht das Gift“.
Chemischer Pflanzenschutz ist auf Almflächen nicht erlaubt !
In Österreich ist nach den derzeitigen Förderungsrichtlinien auf Almen kein chemischer
Pflanzenschutz (auch nicht Punktbehandlung nach Auszäunung von Einzelflächen) er-
laubt. Auf Heimgutflächen oder auf Voralmen ist bei der Teilnahme an ÖPUL – Dünge-
verzicht eine Punktbehandlung mit den jeweils angeführten Mitteln möglich.
Adlerfarn (Pteridium aquilinum) und Frauenfarn (Athyrium filix femium)
Der Adlerfarn ist eine mehrjährig ausdauernde Pflanze und dringt ausgehend von Wald-
rändern in extensive und nährstoffarme Weiden ein. Diese Giftpflanze enthält Blausäu-
reglykoside und ist sowohl im frischen als auch getrockneten Zustand giftig. Der Adler-
farn kann zu inneren und äußeren Blutungen an Augen, Nase, Magen sowie Durchfall
und Lähmungen führen. Er kommt bevorzugt auf sauren, aber auch kalkhältigen, sowohl
in trockenen als auch feuchten Böden vor. In höheren Lagen ist der Frauenfarn anzutreffen.
Der Frauenfarn kann sich auf wenig gepflegten und unterbestoßenen Almweiden sehr rasch
ausbreiten. Auf Flächen, die regelmäßig gedüngt und gemäht werden, treten Farne nicht
auf, da sie weder tritt- noch schnittverträglich sind.
Bekämpfung:
n	 Wiederholte Mahd über mehrere Jahre bei 30 bis 40 cm Wuchshöhe vor voller Ent-
wicklungderBlattwedel.EinspäterHerbstschnittschwächtdiePflanzenicht,dabereits
wieder Reservestoffe in die Wurzeln eingelagert wurden. Das Mähgut ist abzufahren.
n	 Hoher Weidedruck schädigt die Wurzelausläufer. Walzen, sofern möglich – zer-
quetscht ähnlich wie der Tritt die Wedel.
n	 Kalkung im Herbst und evtl. Düngung mit Phosphat
n Asulam (Asulox), Triclopyr (Garlon 4), Glyphosphate (Roundup)
Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens)
Der kriechende Hahnenfuß kommt besonders auf pseudovergleyten, verdichteten Bö-
den vor und kann sich auch über seine oberirdischen Kriechtriebe rasch ausbreiten. Der
Hahnenfuß enthält „Protoanemonium“, was bei Tieren im frischen Zustand zu Durchfall
führt. Bei der Heuwerbung verliert er seine Giftigkeit.
Bekämpfung:
n Bodenverdichtung meiden – kein Beweiden von nassen Böden
n Mulchen im zeitigen Frühjahr bei 10 cm Wuchshöhe schwächt den Hahnenfuß und
	 bringt mehr Licht für die später austreibenden Gräser
n Vorweide mit Jungvieh
n Vorverlegung des ersten Schnittes vor der Blüte verhindert Aussamen
n Nachmahd nach Beweidung im Herbst schwächt die Pflanze nicht mehr, schafft
aber Licht für eine Übersaat
n MCPA + Dicamba (Banvel M)
22
Kreuzkrautarten oder Greiskräuter (Senecio ssp.)
Auf extensiv genutzten und wenig gepflegten Weiden und Wiesen werden die stark gif-
tigen Kreuzkräuter (Alpenkreuzkraut, Jakobskreuzkraut, Wasserkreuzkraut) eine zuneh-
mende Bedrohung für ganze Viehherden (insbesondere Pferde). Das Gift (Alkaloid) schä-
digt die Leber. Wichtig ist ein wiederholter Schnitt vor der Samenreife und das Abräumen
des Mähgutes. Getrocknet am Waldrand können ansonsten die Pflanzen vom Vieh wie-
der aufgenommen werden.
Bekämpfung:
n Wiederholtes Ausmähen vor der Blüte (Abblühen verhindern)
n Lücken durch Nachsaat schließen
n Verdrängen durch intensivere Düngung und Nutzung
n MCPA (Dicopur M, U46 M-fluid), MCPP + Dicamba (Rumexan), Glyphosate (Roundup)
Weißer Germer (Veratrum album)
Der „Weiße Germer“ kommt bevorzugt auf wenig genutzten Dauerweiden vor und kann
sich bei Unterbeweidung rasch ausbreiten.
Diese Giftpflanze enthält Alkaloide, welche bei Weidetieren zu Krämpfen, Zittern sowie
Pansenlähmung mit starkem Durchfall führen können. Die Giftigkeit bleibt auch im Heu
erhalten, weshalb der „Weiße Germer“ nicht in die Einstreu gelangen darf.
Bekämpfung:
n Wiederholter Frühschnitt vor Almauftrieb, d. h. vor der Blüte (Pflanze treibt dann im
selben Jahr nicht mehr aus)
n Ausstechen oder Ausdrehen
n MCPA + Dicamba (Rumexan) , Glyphosate (Roundup) MCPP + Dicamba (Rumexan)
Zypressenwolfsmilch (Euphorbia cyparissias)
Die Zypressenwolfsmilch ist stark giftig (Wirkstoff Euphorbon) und kommt bevorzugt auf
trockenen, nährstoffarmen und meist kalkreichen bis mäßig sauren Böden vor.
Bekämpfung:
n Intensivere Düngung und Nutzung
n Mähen vor Blühbeginn
n Umtriebsweide statt Standweide
n Triclopyr + Clopyralid (Garlon L 60), MCPP + Dicamba (Rumexan)
Weißer Germer
(Veratrum album)
Kreuzkrautarten oder
Greiskräuter
(Senecio ssp.)
Zypressenwolfsmilch
(Euphorbia cyparissias)
23
Almampfer
(Rumex alpinus)
Almampfer (Rumex alpinus)
Der Almampfer ist ein tiefwurzelnder Lückenfüller und besonders auf nährstoffreichen
Viehlägerfluren um Almhütten anzutreffen. Neben Überdüngung breitet er sich vor allem
nach Narbenverletzungen durch Tritt oder Befahren aus.
Bekämpfung:
n Regelmäßiges Mähen der Lägerfluren im Blattstadium (vor der Blüte)
n Nachsaat lückiger Bestände
n „Ampfer braucht Licht“, d. h. dichte Bestände schützen vor Ausbreitung
n Glyphosate (Roundup)
Brennnessel (Urtica diocia)
Die Brennnessel ist besonders auf nährstoffreichen Böden sowie vernachlässigten Wei-
den und um Viehlagerstätten anzutreffen.
Bekämpfung:
n Frühere und öftere Weidenutzung
n Wiederholter Frühschnitt
n Nachsaat (Hufkultivierung)
n Triclopyr + Clopyralid (Garlon L 60), Fluroxypyr + Triclopyr (Starane Ranger), MCPA
	 +MCPP (Brennnesselgranulat)
Kratzdistel (Cirsium vulgare)
Die Kratzdistel kommt besonders auf ungepflegten Dauerweiden und an Wegrändern
vor. Sie besitzt eine tiefgehende Pfahlwurzel und wird nur noch von Ziegen gefressen.
Bekämpfung:
n Wiederholter Frühschnitt vor der Blüte zur Verhinderung des Aussamens
n Ausstechen
n Förderung einer dichten Grasnarbe durch Düngung und Nachsaat
n Triclopyr + Clopyralid (Garlon L 60), MCPP + Dicamba (Rumexan),
	 Glyphosate (Roundup)
Storchschnabel (Geranium ssp.)
Der Wiesen- als auch Waldstorchschnabel kommt bevorzugt auf frischen und wechsel-
feuchten Böden mit guter Nährstoffversorgung bis in hohe Berglagen vor.
Er verbreitet sich über Samen und wird wegen seines unangenehmen Geruches kaum
gefressen. Der Storchschnabel kann sich durch sein kräftiges Wurzelwerk im Frühjahr
rasch entwickeln und zu einem starken Platzräuber werden.
Brennnessel
(Urtica diocia)
Kratzdistel
(Cirsium vulgare)
Storchschnabel
(Geranium ssp.)
24
Bekämpfung:
n Rechtzeitige Beweidung im Frühling
n Öftere Nutzung (Aussamen verhindern)
n Walzen mit Profilwalze zur Quetschung der Wurzelstöcke
n Nachsaat
n Evtl. Beseitigung von Wasserstau
n MCPA + Dicamba (Rumexan), Triclopyr (Garlon 4)
Klappertopf (Rhinantus ssp.)
Der Klappertopf ist eine einjährige Pflanze und kommt auf extensiven, spät genutzten
Wiesen vor. Wegen seines Gehaltes an Glykosiden (Rhinantin) ist der Klappertopf giftig.
Bei der Heuwerbung (UV-Einstrahlung) verliert er seine Giftigkeit. Er ist ein Halbschma-
rotzer, d. h. der Klappertopf ist auf die Nährstoffversorgung durch andere Pflanzen ange-
wiesen, die dadurch geschwächt werden.
Bekämpfung:
n Verschwindet durch bessere Düngung und frühere Nutzung
Moose (Bryophyta ssp.)
In Wiesen und Weiden treten nur Laubmoose auf. Sie bevorzugen vor allem nährstoff-
arme, schattige sowie feuchte und saure Standorte. Die Moose hemmen das Keimen
von Gräsern infolge von Lichtverdrängung. Sie haben einen muffigen Geruch und keinen
Futterwert.
Bekämpfung:
n Striegeln mit anschließender Nachsaat
n Nach dem Einsatz von 2 kg Eisensulfat/ha auf 500 l Wasser verdünnt wird das
Moos binnen 2 Tagen braun und lässt sich dann leicht herausstriegeln
n Evtl. Einsatz von schwefelsaurem Ammoniak (z. B. 300 kg Ammoniumsulfaha)
Pestwurz (Petasites hybridus)
Die Pestwurz wird vom Vieh gemieden und kommt bis ins hohe Alpgebiet bevorzugt auf
feuchten, wasserzügigen Böden vor. Sie tritt besonders in der Nähe von Bachrändern auf
und kann dann in Wiesen einwandern. Die großen schirmartigen Blätter lassen keinen
Grasunterwuchs aufkommen. Der insulinhaltige Wurzelstock wurde zu „Pestzeiten“ als
Volksmedizin verwendet.
Bekämpfung:
n Wiederholte Mahd und Nachsaat
n Beweidung zur Schädigung der Wurzelköpfe
n Beseitigung von Wasserstau
n Glyphosate (Roundup)
Klappertopf
(Rhinantus ssp.)
Moose
(Bryophyta ssp.)
Pestwurz
(Petasites hybridus)
25
Rasenschmiele
(Deschampsia
cespitosa)
Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa)
Die Rasenschmiele ist ausdauernd und bildet große Horste mit auffallend rauen Blättern
und hohen Halmen aus. Sie kann sich auf allen Böden ausbreiten und kommt beson-
ders auf wechselfeuchten bis nassen und ungepflegten Weiden vor. Dieses verschmäh-
te Horstgras lässt sich vorrangig über Weidepflege zurückdrängen.
Bekämpfung:
n Mehrmaliger Tiefschnitt (Schlägeln)
n Intensive Beweidung im Frühjahr mit Pferden, Schafen oder Ziegen
n Evte. Entwässerung und Düngung
n Kalkstickstoffdüngung direkt auf den Horst
n Punktbehandlung mit Glyphosaten (Roundup)
Bürstling (Nardus stricta)
Der Bürstling (Borstgras) zeigt Nährstoffarmut und Versauerung des Bodens an. Er
kommt sowohl auf mäßig trockenen bis feuchten Standorten vor. Der Bürstling ist aus-
dauernd und bildet dichtrasige Horste mit einem auffallend starken Wurzelwerk. Er wird
nur im Frühling im noch jungen Zustand verbissen.
Bekämpfung:
n Tiefschnitt (Mulchen)
n Kalkung und PK-Düngung. Intensive Beweidung im Frühjahr (Pferde,
Schafe, Jungvieh)
n Evtl. Nachsaat von 2 kg Weißklee (Weidetyp)
Weiche Trespe (Bromus mollis)
Die „Weiche Trespe“ ist ein typischer Lückenfüller und Platzräuber auf trockenen bis
mäßig feuchten Wiesen und Weiden und kommt bis in mittlere Berglagen vor. Dieser
Flachwurzler ist einjährig überwinternd, hat einen geringen Futterwert und wird vom Vieh
weitgehend verschmäht. Meist breitet sie sich nach einer Verletzung der Pflanzendecke
durch Trockenheit, Trittschäden oder Mäusebefall aus.
Bekämpfung:
n Frühweide oder frühe Mahd
n Übersaat
Ross-Minze (Mentha longifolia)
Die Rossminze ist eine schnellwachsende und mehrjährige Pflanze, die sich auf exten-
siven, ungepflegten Grünlandflächen rasch ausbreiten kann und auch wegen ihrer äthe-
rischen Öle nicht gefressen wird. Sie kommt auf feuchten bis nassen, bevorzugt kalk-
hältigen Böden vor und breitet sich vom Tiefland bis in mittlere Almregionen aus. Die
Rossminze ist wie die Binse eine typische Zeigerpflanze für feuchte und strukturgeschä-
digte Böden (Podsolierung) bzw. für Böden mit lehmigen Stauschichten.
Bürstlingwiese
(Nardus stricta)
Weiche Trespe
(Bromus mollis)
Ross-Minze
(Mentha longifolia)
26
Bekämpfung:
n Wiederholte mehrjährige Frühschnittnutzung bei 20-30 cm Wuchshöhe vor Blühbe-
ginn. Die Pflanzen müssen noch hellgrün sein
n Nachsaat
n Evtl. Entwässerung
n MCPA (Dicopur M, U46 M-Fluid), Glyphosate (Roundup)
Beinwell (Symphtum officinale)
Der Beinwell ist auf extensiven Grünlandflächen und wenig gepflegten Weiden verbrei-
tet. Er liebt feuchte Böden, kommt aber auch auf trockenen, stickstoffreichen Böden
vor. Die rauhaarige Pflanze ist giftig (Alkaloide) und wurde im Mittelalter als Heilpflanze
bei Knochenbrüchen äußerlich angewendet. Daher der Name „Beinwell“. Bereits kleine
Wurzelteile können sich rasch teppichartig vermehren.
Bekämpfung:
n Intensives Beweidung oder Walzen (trittempfindlich)
n Vielschnittnutzung (Pflanze erschöpft)
n Nachsaat
n Evtl. Entwässerung
n Nicht fräsen, da sonst eine teppichartige Ausbreitung erfolgt
n Mischung aus Fluroxypyr + Triclopyr (Starane Ranger) und Thifensulfuron
	 (HarmonySX). Bei Anwendung mittels Rückenspritze 0,1 l/10l Starane Ranger
plus 1,5 g/10l Harmony SX
n Glyphosate (Roundup)
Kohldistel (Cirsium oleraceuum)
Die Kohldistel kommt auf wechselfeuchten bis nassen Wiesenstellen vor und kann bei
nicht zu nassen Standorten ohne Drainagierung allein durch öftere Nutzung zurückge-
drängt werden.
Bekämpfung:
n Vorverlegung des 1. Schnittes
n Öftere Nutzung
n Nachsaat bei lückigen Beständen mit Wiesenfuchsschwanz
n Evtl. Entwässern
n MCPA (Dicopur M, U 46 M-fluid), MCPA+Dicamba (Rumexan)
Beinwell
(Symphtum officinale)
Kohldistel
(Cirsium oleraceuum)
27
Wiesenknöterich
(Poligonum bistorta)
Binsen
(Junacea ssp.)
Zwerg- oder Alpen-
wacholder (Juniperus
communis alpina)
Schwarz- oder
Heidelbeeren
(Vaccinium myrtillus)
Wiesenknöterich (Poligonum bistorta)
Der Wiesenknöterich ist ähnlich wie die Kohldistel ein Feuchtigkeitsanzeiger und kommt
besonders in Gebirgslagen in Goldhaferwiesen vor.
Bekämpfung:
n Intensive Frühjahrsweide bevorzugt mit Schafen
n Düngung und intensivere Nutzung
n Nachsaat bei lückigen Beständen mit Wiesenfuchsschwanz
n Evtl. Entwässern
n MCPA + Dicamba (Rumexan), Triclopyr + Clopyralid (Garlon L 60),
MCPA + Dicamba (Banvel M)
Binsen (Junacea ssp.)
Binsen kommen auf staufeuchten bis nassen, bevorzugt sauren, aber auch kalkhältigen
Böden vor. Eine verstärkte Ausbreitung von Binsenweiden tritt vor allem auf schweren,
tonigen und zerstampften und unter Luftmangel leidenden Gleyböden auf.
Bekämpfung:
n Wiederholter Tiefschnitt
n Verbesserung der Düngung
n Evtl. Entwässern
n Vermeidung von Bodenverdichtungen
n MCPA + Dicamba (Rumexan), MCPA + Dicamba (Banvel M)
Glyphosate (Roundup)
Zwerg- oder Alpenwacholder (Juniperus communis alpina)
Der Zwergwacholder ist ein dichter, immergrüner Strauch.
Er verträgt saure Böden und bevorzugt sonnige, flachgründige und im Frühjahr bald
schneefreie Hanglagen.
Bekämpfung:
n Empfindlich gegen Aushacken
n Düngung und Beweidung verhindert Ausbreitung
Schwarz- oder Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus)
Die Schwarzbeere bildet lange im Rohhumus kriechende und wurzelnde Triebe aus.
Sie kommt auf feuchten, sehr stark versauerten und humusreichen Moorböden sowie
Braunpodsolen vor. Das Laub verrottet nur schwer und trägt dadurch zusätzlich zur Ver-
sauerung bei.
Bekämpfung:
n Schwenden
n Beweiden mit Ziegen
28
Besenheide oder Heidekraut (Calluna vulgaris)
Die Besenheide sowie die Preiselbeere bevorzugen saure und humose Almböden auf
sonnigen und früh vom Schnee befreiten Hängen. Das Heidekraut dringt gerne in Bürst-
lingrasen ein. Auf kalkhältigen Böden breitet sich hingegen die Erika oder Schneeheide
(Erica carnea) aus.
Bekämpfung:
n Zurückdrängen durch Mulchen
n regelmäßige Beweidung
n mäßige Düngung
Latschenkiefer oder Berg- bzw. Legföhre (Pinus mugo)
Latschen kommen bevorzugt auf kalkhältigen, aber auch sauren Böden vor. Sie sind so-
wohl auf trockenen als auch auf nassen Standorten bis in hohe Berglagen anzutreffen.
Sofern sie nicht geschützt sind, werden sie höchstens als Brennholz genutzt. Latschen
fallen wie auch die Grünerle unter das Forstgesetz, d. h. bei mehr als 50 % Überschir-
mung und einer Höhe über 1 Meter ist eine Rodungsbewilligung erforderlich.
Mit der Zwergstrauchverheidung und Latschenausbreitung ist nicht nur eine deutliche
Verminderung der Artenvielfalt verbunden. Auch der natürliche Prozess der Bodenver-
sauerung wird verstärkt. Die schwer abbaubaren, stickstoffarmen Bestandteile der Na-
deln können von den Bodenmikroorganismen nur sehr langsam abgebaut werden. Es
kommt daher zu einer Anreicherung von stickstoffarmem Rohhumus im Oberboden.
Bekämpfung:
n Schwenden
Sträucher und verholzte Unkräuter
Das Einwandern von Sträuchern ist immer die Folge von Unterbeweidung in Verbindung
mit mangelnder Almpflege (Schwenden).
Bekämpfung:
n Schwenden n Tiefschnitt n Ziegenweide
n Tordon 22 K
Schwendgut entfernen
Latschenkiefer oder
Berg- bzw. Legföhre
(Pinus mugo)
Sträucher und ver-
holzte Unkräuter
Das Schwendgut sollte sofern möglich zu Energieholz verarbeitet werden.
Besenheide oder
Heidekraut (Calluna
vulgaris)
29
Düngung hält fruchtbar
Das Wichtigste bei der Almdüngung ist die Förderung des Wirtschaftsdüngerkreislaufes.
Dieser wird durch einen angepassten Viehbesatz sowie entsprechende Weideführung
gefördert. Der auf der Alm gesammelte Mist oder vereinzelt auch Gülle sollte gezielt zur
Verbesserung der Almweiden und Sanierung ausgehagerter Weideflächen eingesetzt
werden. Dadurch wird der Verheidung entgegengewirkt. Eine Düngung ist ferner als
Begleitmaßnahme nach dem Schwenden von Zwergsträuchern in Verbindung mit einer
Nachsaat wichtig.
Wirtschaftsdünger und Mineraldüngerergänzung
Neben den auf der Alm anfallenden Wirtschaftsdüngern darf in Österreich derzeit nur
Stallmist (nicht Gülle) vom Heimbetrieb ausgebracht werden.
Stallmist enthält bei mäßiger Einstreu mit 25 % TM je Tonne ca. 2,9 kg N, 2,5 kg P2O5
und 4,2 kg K2O. Ferner sind organische Dünger wie z .B. Biosol (70 % organische Sub-
stanz mit ca. 7 % N, 0,5% P2O5 , 1 % K2O) und einige Mineraldünger entsprechend der
EU-Verordnung 2092/91 für Biolandbau erlaubt. Dabei handelt es sich im Wesentlichen
um kohlensaure Kalke, weicherdige Rohphosphate wie z. B. Hyperphosphat und wasser-
lösliches Kaliumsulfat.
Eine mineralische Ergänzungsdüngung sollte gezielt nach einer Bodenuntersuchung er-
folgen, wobei es genügt, wenn die Werte bei Phosphor und Kali etwa die Hälfte der Soll-
Werte von Dauerwiesen erreichen.
Anzustrebende Bodenwerte auf Almen
pH-Wert etwa 5,5 (gemessen in CaCl2)
Phosphor etwa 5 mg P2O5 /100 g Boden (CAL-Methode)
Kali etwa 5-10 mg K2O /100 g Boden (CAL-Methode)
Magnesium etwa 3-5 mg Mg /100 g Boden (n. Schachtschabel)
Erlaubte Mineraldünger im ÖPUL
(gemäß EU-Verordnung für ökologischen Landbau 2092/91, Anhang 2)
Kalkdünger:
Kohlensaurer Kalk mit ca. 50 bis 55 % CaO bzw. Dolomit (Kohlensaurer Magnesiumkalk
mit ca 15 % Magnesiumcarbonatanteil),
Dolo 40 bzw. Dolokorn (granuliert) mit höherem Magnesiumanteil von 30 bis 40 % Mg
CO3.
Phosphordünger (nur Rohphosphate)
Hyperphosphat mehlfein mit 29 % P2O5 bzw. Hyperkorn (granuliert) mit 26 % P2O5.
Dolophos mit 15 bzw. 26 % P2O5 und 40 % CaO (Mischung aus weicherdigem Rohphos-
phat und Dololmitkalk). Auch granuliert erhältlich.
Kalidünger
Kaliumsulfat 50 % K2O (wasserlösliches, schwefelsaures Kali ohne Magnesium),
Patentkali (magnesiumhaltiges Kaliumsulfat) mit 30 % K2O und 10 % MgO, Hyper-Kali
mit 18 % P2O5 + 18 % K2O nur dann, wenn die Mischung aus Hyperphosphat und Kali-
umsulfat besteht.
Düngewert einer Kalbin
beträgt ca 200,-€
*Wichtig beim Kauf
von Düngemitteln
ist ein Reinnährstoff-
preisvergleich
Reinnährstoffpreis
= Preis je 100 kg
Dünger/Reinnähr-
stoffgehalt des
Düngers in %
1 t Stallmist enthält
ca. 2,9 kg N, 2,5 g
P2O5 und 4,2 kg K2O
30
Erhaltungskalkung
Eine Erhaltungskalkung dient zum Ausgleich der natürlichen Bodenversauerung. Dazu
sollten in Abhängigkeit vom pH-Wert etwa alle 3 bis 5 Jahre 1.000 bis 2.000 kg/ha Koh-
lensaurer Kalk bzw. Kohlensaurer Magnesiumkalk ausgebracht werden.
Besonders wichtig ist eine Kalkung auf sauren Böden mit einem pH-Wert unter 5,0. Eine
Kalkung hat mehrere Aufgaben und verbessert u. a. auch die Bodenbedeckung sowie die
Entwicklung des Pflanzenbestandes und des Kleeanteiles. Gleichzeitig werden extensive
Gräser wie der Bürstling und die Rasenschmiele zurückgedrängt.
Aufgaben des Kalkes
Grunddüngung mit Phorphor und Kali
Die Phosphorversorgung ist von Natur aus bei allen Böden im Alpenraum schlecht. Eine
ausreichende Phosphorversorgung ist nicht nur für die Pflanze (insbesondere Legumino-
sen), sondern auch für das Tier wichtig. Laut Bodenuntersuchung sollten schlecht ver-
sorgte Böden alle 2 bis 3 Jahre etwa 300 kg Hyperphosphat erhalten.
Die Kaliversorgung der Böden ist unterschiedlich und hängt neben der Nachliefe-
rung infolge Verwitterung des Ausgangsgesteins vorranigig vom Viehbesatz ab. Bei
Bodenwerten unter 5 mg/ K2O sollte alle 2 bis 3 Jahre eine Erhaltungsdüngung von
200 bis 300 kg Patentkali erfolgen.
Die Magnesiumversorgung erfolgt, sofern ein Bedarf besteht, am günstigsten über ma-
gnesiumhaltige Düngekalke.
P-Verfügbarkeit
Beachte:
Bei pH-Werten im
Boden über pH 6 sind
weicherdige Rohphos-
phate wie Hyperphos-
phat kaum noch löslich.
31
Der größte Teil der Bodenphosphate liegt in einer stabilen, d. h. meist nicht pflanzenver-
fügbaren Form vor. Die Löslichkeit hängt vom pH-Wert ab. Auf stark sauren Böden wird
Phosphor an Eisen und Aluminium gebunden. Diese Phosphate können durch Kalkung
teilweise wieder mobilisiert werden. Rohphosphate werden im sauren pH-Bereich gut
aufgeschlossen, während sie ab pH 6,2 nicht mehr verfügbar sind.
Maßnahmen zur Regulierung von Bodenphosphaten
n Regulierung des pH-Wertes durch Kalkung saurer Böden
n Zufuhr organischer Substanz (z. B. Stallmist)
n Förderung eines tiefgehenden Wurzelsystems durch PK-Düngung
Warum versauern Almböden?
Die Versauerung von Böden an sich ist ein natürlicher Prozess und hat mehrere Ursa-
chen. Dazu zählen der Vorgang der Bodenatmung, die Nährstoffaufnahme der Pflanze,
die Humusbildung, Auswaschungsverluste an Kationen (Calzium, Magnesium, Kalium,
Ammonium), der Nährstoffentzug über das Erntegut sowie auch externe Säureeinträge
über Niederschläge.
Auf nicht mehr mit Weidevieh bestoßenen und damit nicht mehr gedüngten Almen ver-
schwinden allmählich die wertvollen Futtergräser. Als Lückenfüller breiten sich vorerst
Hungergräser und Säureanzeiger wie der Bürstling oder auf wechselfeuchten Standor-
ten die Rasenschmiele aus. Zu bedenken ist auch, dass Leguminosen einen höheren pH-
Anspruch haben als Gräser und auf versauerten Standorten nicht mehr wachsen können.
Längerfristig kommt es dadurch zur Versauerung und später oft auch zur Vernässung mit
Binsen, Wollgras etc.
Auf stark sauren und trockenen Böden können sich auch Besenheide, Preiselbeere, Al-
penwacholder bzw. auf feuchtkühlen und schneereichen Standorten Almrausch, Heidel-
beere und die Alpennebelbeere ausbreiten.
Bodenatmung und Nährstoffaufnahme
Bei der Atmung der Wurzeln sowie der Bodenlebewesen wird ständig Kohlendioxid
(CO2) frei, wodurch sich in Verbindung mit Wasser leichte Kohlensäure bildet, die abge-
puffert werden muss. Ein Hektar Boden enthält etwa 25 t Mikroorganismen (entspricht
ca. 50 GVE/ha), die jährlich bis zu 20 t CO2 ausatmen können.
Auch bei der Nährstoffaufnahme der Pflanze über die Wurzeln entstehen im Austausch
mit gelösten Kationen im Boden (Ca, Mg, K, NH4) stets saure Wasserstoffionen (H-Io-
nen), die ebenfalls abgepuffert werden müssen, um den pH-Wert konstant zu halten.
Diese Abpufferung erfolgt entweder über natürlich im Boden vorkommende Calzium-
Carbonate oder durch Nährstoffzufuhr mit der Düngung (z. B. Kalk, Wirtschaftsdünger).
Dabei dienen die bei der Umsetzung im Boden entstehenden OH––Ionen der Abpuf-
ferung von Säuren, während die Ca++-Ionen der Bodenstrukturbildung dienen. Der pH-
Wert (pH gemessen in Ca Cl2) sinkt so lange nicht unter 6,2 (Carbonat-Pufferbereich) ab,
solange freies Calzium im Feinboden enthalten ist.
Erfolgt jedoch längerfristig keine Düngung und somit Abpufferung, so bleiben die sau-
ren Wasserstoffionen () und das Hydrogencarbonat (HCO3
–) über. Letzteres wirkt auch
als „Schlepper“ für bereits im Bodenwasser gelöste Kationen (Ca, Mg, K, NH4) in den
Untergrund. Infolge der Auswaschung dieser Puffersubstanzen wird die Versauerung zu-
sätzlich verstärkt.
Erhaltungskal-
kung schützt vor
Versauerung
32
Kohlensäurebildung im Boden CO2 + H2O  H2CO3  HCO3
- + H+
Versauerung durch Auswaschung
Die Höhe der Auswaschungsverluste, d. h. Verluste an basisch wirksamen Kationen, hängt
vorrangig von der Bodenart (leichte Böden mehr als schwere Böden), von der Art und
Dauer der Bepflanzung und nicht zuletzt von der Höhe und Intensität der Niederschläge
sowie vom pH-Wert ab. Je niedriger der pH-Wert im Boden wird, desto mehr Kationen
werden ausgewaschen. Die Kapazität, kationische Nährstoffe zu speichern, sinkt mit ab-
nehmendem pH-Wert.
Verstärkt wird das Problem der Versauerung bei verdichteten Böden, da hier auch der
Luftaustausch zwischen Boden und der Atmosphäre erschwert wird. Dadurch steigt der
CO2-Gehalt in der Bodenluft zusätzlich an. Je mehr CO2 in der Bodenluft, desto mehr Koh-
lensäure wird gebildet.
Auswaschungsverluste steigen mit sinkendem pH-Wert
Calzium verbessert Bodenstruktur
Je mehr Calzium als Kittsubstanz und quasi „Brückenbildner“ zwischen Ton und Hu-
mus ausgewaschen wird, desto mehr verschlechtert sich auch das Bodengefüge und die
Podsolierung nimmt zu. Bei einem pH-Wert unter 4,2 werden auch Aluminiumionen
(pflanzentoxisch) frei.
Der pH-Wert sollte auf Almböden nicht unter pH 5 abfallen.
Humusbildung belastet Säurehaushalt
Beim mikrobiellen Abbau und Umbau der organischen Substanz zu Humus werden zahl-
reiche organische Säuren (Fulvo-Huminsäuren etc.) gebildet.
Ferner werden bei der Oxidation von reduzierten Schwefel-, Mangan- und Eisenverbin-
dungen im Boden Säuren (H+-Ionen) produziert, die auch zur Bodenversauerung beitragen.
Versauerung des Oberbodens
Die Bodenversauerung der obersten Bodenschicht betrifft nicht nur landwirtschaftlich ge-
nuzte Ackerböden. Auch unbewirtschaftetes Grünland ist betroffen.
Werden Almböden nicht mehr beweidet und damit auch nicht mehr gedüngt, versauert der
Oberboden rasch. Selbst auf Kalkböden (Rendsinen) kann der pH-Wert im Oberboden bis
auf 3,5 absinken, während der Unterboden noch einen pH-Wert von 6,5 aufweist.
Der Kalk bildet die
Brücke zwischen
Ton und Humus und
verbessert dadurch die
Bodenstruktur.
33
Bodenversauerung hemmt Bodenleben und Humusqualität
„Saure Böden“ haben eine geringere mikrobielle Aktivität und damit einen trägeren Nähr-
stoffumsatz. Je mehr das Bodenleben zum Erliegen kommt, desto schlechter werden
auch Vegetationsrückstände an der Bodenoberfläche abgebaut.
Mit der Versauerung nimmt die „unverdaute“ Rohhumusauflage sichtbar zu. Auch die
gebildete Humusqualität wird mit zunehmender Versauerung der Böden immer schlech-
ter. Die stickstoffarmen Bestandesabfälle speziell von Nadelgehölzen werden von den
Bodenmikroben nur sehr langsam abgebaut, was eine Anreicherung von Rohhumus im
Oberboden zur Folge hat.
Infolge von Stickstoffmangel und des trägeren Nährstoffumsatzes wird auch das
C/N-Verhältnis (Kohlenstoff/Stickstoff-Verhältnis) immer weiter. Bei einem weiten C/N-
Verhältnis von ca. 20:1 (normal C/N von 8 bis 10:1) wird aus der organischen Substanz
weder Stickstoff aus dem Bodenpool mineralisiert noch gebunden.
Eine gezielte Kalkung wirkt hingegen positiv auf das Bodenleben und damit auch auf die
Humusqualität, wodurch neben dem pH-Wert auch das Verhältnis von Grau- zu Braun-
huminsäuren im Boden verbessert wird. Dadurch können wertvollere Dauerhumus-
formen geschaffen werden, die auch der Lebendverbauung bzw. Ton-Humus-Komplex-
bildung zugute kommen. Somit wird das Bodengefüge (Struktur) und das Wasserhalte-
vermögen verbessert und die Gefahr von Bodenverdichtungen verringert.
Tab.: Einfluss der Kalkzufuhr bzw. des pH-Wertes auf die Humusqualität
physiologische Wirkung	 pH (KCI)	 Grau-
der eingesetzten Düngemittel		 Braunhuminsäure-
		 Verhältnis
sauer	 ohne Kalk	 3,9	 + 8,0
sauer	 Kalk I	 4,5	 + 32,0
sauer	 Kalk II	 5,6	 + 55,0
neutral	 ohne Kalk	 4,6	 + 36,0
neutral	 Kalk I	 5,2	 + 51,0
neutral	 Kalk II	 6,3	 + 58,0
alkalisch	 ohne Kalk	 5,7	 + 41,0
alkalisch	 Kalk I	 6,7	 + 63,0
alkalisch	 Kalk II	 7,3	 + 71,0
(n. Kremus, 1961)
Nährstoffmangel fördert Eigendynamik der Versauerung
Auf ungedüngten Almböden fördert allein der Vorgang der Wurzelatmung die Eigendy-
namik zur Bodenversauerung. Es entstehen extensive Wiesenbestände, die kaum noch
verbissen werden.
Eine Großvieheinheit liefert jährlich mehr als 200 kg an wertvollen Kationen zur Abpuf-
ferung von Bodensäuren. Ohne Düngung kommt nicht nur das Graswachstum, sondern
auch das Bodenleben immer mehr zum Erliegen. Wichtig ist daher eine gleichmäßige
Bestoßung und damit Düngung aller Almflächen.
Auch eine Ergänzungsdüngung mit Kalk und Phosphor kurbelt den Kreislauf an.
34
Bodenversauerung bewirkt:
n Hemmung des Bodenlebens und der Humusbildung
n Verschlechterung der Krümelstabilität (Strukturschäden, Verschlämmung)
n Abnahme der Kationenaustauschkapazität (KAK) und dadurch verstärkte Auswa-
schung sorptionsgebundener Kationen wie Ca, Mg und Kalium
n Verringerung der Nährstoffverfügbarkeit, vor allem von Molybdän und Phosphor, so-
wie gehemmte Aufnahme von Kalium und Magnesium
n Verstärkte Bildung schwer pflanzenlöslicher Fe- und Al-Phosphate sowie verstärkte
	 Freisetzung von Al, Mn, Cu, Zn, Fe, Cr und Bor
n Schlechtes Kleewachstum durch verringerte Aktivität der Knöllchenbakterien
n Hemmung der Nitrifikation und der N-fixierenden Bakterien im Boden
n Verringertes Wurzelwachstum und damit Wasserhaltevermögen
n Verstärkte Vernässung insbesondere auf schwereren Böden
Vernässung – Folge von Bodenversauerung
Auf schlecht gedüngten Flächen kommt es infolge von Nährstoffmangel zu einem Rück-
gang der Bodenfruchtbarkeit. Nährstoffarmutsanzeiger wie Zittergras, Ruchgras, Klap-
pertopf, Wucherblume, Augentrost, Bürstling etc. breiten sich aus.
Abnehmendes Pflanzenwachstum bedeutet nicht nur weniger Ertrag, sondern auch we-
niger Wurzelmassebildung, wodurch auch das Wasseraufnahmevermögen der Böden
sinkt. Gleichzeitig wird weniger Wasser produktiv verdunstet.
Auf schweren und meist podsolierten Böden kommt es in weiterer Folge vielfach auch
zur Vernässung der Weideflächen.
Das verstärkte Auftreten von Nässeanzeigern wie Kohldistel und Schlangenknöterich ist
die Folge. Später folgen Wollgras, Binsen und Seggen.
1 kg Heu verdunstet etwa 700 l Wasser
Für die Produktion von 1 kg Heu werden im Zuge der Transpiration (Wasserverbrauch
und Abgabe über die Blattoberfläche) etwa 600 bis 700 Liter Wasser verdunstet. Das
sind bei einem geringen Ertrag von 5.000 kg Heu immerhin etwa 3.500 m³ Wasser, die
jährlich je Hektar verdunstet werden.
Podsolierung der Böden nimmt zu
Als Folge der Extensivierung wird auch die oberirdische Biomasse immer weniger abge-
fressen, wodurch es zu einer Anreicherung von schwer zersetzbarem Pflanzenmaterial
im Oberboden kommt. Der Abbau der Rohhumusauflage verlangsamt sich und bewirkt
eine verstärkte Versauerung.
Dabei hemmt mit zunehmender Versauerung ein kühlfeuchtes Bodenklima zusätzlich
die mikrobiologische Aktivität des Bodenlebens und verschlechtert auch das Boden-
gefüge. Es setzt eine Podsolierung, d. h. eine abwärts gerichtete Verlagerung gelöster
organischer Stoffe gemeinsam mit freigesetztem Eisen und Aluminium ein. Die nähr-
stoffarme und schwer zersetzbare Streu von Nadelbäumen und Heidevegetation fördert
ebenfalls den Prozess der Podsolierung.
*Eine Kalkung saurer
Böden ist in der Regel
mit einer Verbesserung
der Mineralierung der
organischen Substanz
und damit Verbesse-
rung der N-Wirkung
verbunden.
35
Die Anreicherung der abgelagerten Stoffe führt zur Verdichtung im Unterboden und
damit auch zur Zunahme von Staunässe. In tieferen Schichten führt die Podsolierung
zu einer Verringerung der Wasserleitfähigkeit, wodurch sich Stauhorizonte bilden, die
bei entsprechender Durchfeuchtung auch zu Bodenrutschungen führen können. In-
folge der Podsolierung verringert sich das Wasserleitvermögen im Oberbodens um
etwa die Hälfte.
Auf schwereren und entkalkten Böden kann es zusätzlich zu einer Verdichtung
(Pseudovergleyung) im Oberboden kommen.
Tab. Abnahme der Wasserleitfähigkeit nach Podsolierung
Bodentyp	 A-Horizont	 B-Horizont
Braunerde	 201,54	 220,54
Pod. Braunerde	 105,76	 201,76
(n. Mader, 1999)
Almböden stärker gefährdet
Generell weisen extensiv genutzte Grünlandböden wesentlich häufiger Verdichtungs-
merkmale wie „Krumenpseudovergleyung“ auf. Im Bundesland Salzburg weisen 30 %
aller extensiven Grünlandböden Verdichtungsmerkmale auf, wobei der Anteil bei Almbö-
den besonders hoch ist. Auf Almböden kommen podsolige Böden dreimal häufiger vor
als in den Talböden (Juritsch 2008).
Extensivierung und Erosion
Nicht mehr gemähte Hänge (z. B. Bürstlingwiesen) sind stärker von Erosionen und
Schneerutschungen betroffen als gemähte Flächen, da mit der Extensivierung und Ver-
brachung der Flächen auch die Wurzeldichte der Pflanzen abnimmt. Mit dem flacher wer-
denden Wurzelprofil sinkt auch das Wasserhaltevermögen. Auf nicht mehr beweideten
Bürstlingwiesen fließen die Niederschläge fast zur Gänze ab.
Weniger Durchwurzelung sowie mehr glatte Bodenoberflächen bedeuten auch weniger
Gleitwiderstand für den Schnee, wodurch in Steilhängen das sog. „Schneegleiten“ auf-
treten kann. Wenn die Schneedecke langsam abgleitet, können auch eingefrorene Pflan-
zen mitgezogen werden.
Besonders gefährdet sind gut wassergängige und lockersteinige Oberschichten aus
Kies oder Sand auf einem bindigen Untergrund (Ton, Mergel). Hier kann es leicht zu
„Translationsrutschungen“ (Block- oder Schollenrutschungen) kommen, wobei ganze
Rasenschollen (Rutschkörper) abgleiten. Die Zugspannung durch rückhaltende und trei-
bende Scherkräfte im Boden bewirkt Risse und Spalten, in denen auch leicht Schmelz-
wasser eindringen kann. Liegt auch noch ein Stauhorizont im Bodenprofil vor, ist ein Ab-
gleiten noch leichter möglich.
Die „Blaikenbildung“ durch Bodenrutschungen entsteht vorrangig auf nicht mehr ge-
nutzten und steileren Almflächen nach längeren Regenperioden.
36
Abb. Translationsrutschung n. Hutchinson, 1968 Abb. Baikenbildung
Bewirtschaftungsform und Erosionsrisiko
Nicht mehr bewirtschaftete Brachflächen sind am stärksten von Erosionen betroffen, ge-
folgt von extensiv genutzen Mähflächen. Weideflächen und intensiver genutzte Mähwie-
sen haben das geringste Erosionsrisiko.
Die traditionelle Bewirtschaftung, d. h. eine gleichmäßige Beweidung gering geneigter
Flächen oder eine extensive Mähnutzung steiler Hangflächen alle ein bis zwei Jahre sind
auch auf Almböden der beste Schutz gegen die Bodenerosion.
Bodenverdichtung und Nährstoffmangel hemmen Wurzelwachstum
Die mittlere Wurzeldichte nimmt bei Nährstoffmangel (Kalk- und Phosphormangel) sowie
auf verdichteten Böden und Feuchtwiesen deutlich ab.
Wurzelbilder
(nach SOBOTIK, 1996)
Zugrisse
Rasen-Schollen
Lockergestein
Gleithorizont
37
Vegetationsformen und Wasserhaltevermögen
Die Bewirtschaftung schützt nicht nur vor Bodenerosion, sondern verringert auch die
oberflächige Wassererosion und damit die Belastung der Vorfluter.
So kann eine Mehrschnittwiese bei Starkregen mehr Wasser aufnehmen als ein Fichten-
wald. Eine dreimähdige Mähwiese nimmt mehr als das doppelte an Wasser auf als eine
extensiv genutzte Wiese. Auf einer ungedüngten Bürstlingwiese fließen die Niederschlä-
ge fast zur Gänze ab, da nicht mehr gemähte Bürstlingwiesen wie ein Schilfdach wirken.
Abfluss und Versickerung von 100 mm Regenwasser/Stunde in Abhängigkeit von Vegetation
Vegetation	 Abfluss (mm)	 Versickerung (mm)
Mähwiese	 10	 90
Fichtenwald	 22	 78
Zwergsträucher	 56	 44
Schlechte Wiesen	 58	 42
Weiderasen	 67	 33
Rhododendrongesträuch	 64	 37
Borstgras-Weide	 98	 2
(n. Mayer, 1976)
Braunland statt Grünland
ExtensivierungführtaufgrundgeringererDurchwurzelungundWasserverdunstung(Trans-
piration) zu einem vermehrten oberflächigen Wasserabfluss in umliegende Bäche und
Flüsse. Auch bleiben ungedüngte Flächen braun und werden nicht mehr grün.
Dabei ist zu bedenken, dass heute die Belastung der Vorfluter allein durch die zuneh-
mende Bodenversiegelung (täglich werden in Österreich ca. 10 bis 15 ha verbaut)
ansteigt. Auch die vielfach in der Vergangenheit durchgeführten Flussregulierungen
sowie die nahezu flächendeckende Kanalisation bis in die letzten Berglagen
(ca. 50 m³ Wasser/EW/Jahr) erhöhen den Wasserabfluss ins Tal.
Nicht mehr gedüngte Flächen bleiben braun
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Fehlende Beweidung und mangelnde Almpflege - Ursachen für
Versauerung und Vernässung
Nachsaat
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einer Neueinsaat nach einer Bodenbear-
tung, einer Nachsaat mit Ablage des Samens in den Boden und einer Übersaat.
Eine Neuansaat ist vor allem zur Sanierung größerer Flächen meist nach Flächenfreistel-
lungsmaßnahmen erforderlich.
Für eine optimale Keimung des Saatgutes ist ein pH-Wert von mind. 5,5 erforder-
lich. Ansonsten kann es zu Auflaufschäden insbesondere bei Leguminosen kommen.
Humusarme Standorte sollten bevorzugt mit organischen Düngern wie z. B. gut verrot-
tetem Stallmist versorgt werden, um den Humusgehalt und damit das Wasserhalte- so-
wie Nährstoffspeichervermögen zu verbessern.
Saattiefe
Bei einer Neueinsaat sollte das Saatgut in eine Bodentiefe von 0,5 bis max. 1 cm einge-
bracht und angewalzt oder leicht eingerecht werden. Wichtig ist, dass der notwendige Bo-
denschluss sichergestellt wird, das Saatgut aber auch nicht zu tief vergraben wird.
In Abhängigkeit von der Seehöhe ist ein standortangepasstes Saatgut zu verwenden.
Saatmenge
Die Saatmenge sollte 40 bis 60 kg bis zu einer Seehöhe von 1.400 m betragen. In Hoch-
lagen oberhalb der Waldgrenze steigt der Saatgutbedarf auf 100 bis 150 kg an.
Schlangenknöterich und Binsen –
Anzeiger von beginnender Vernässung
Binsen – typische Nässeanzeiger
Vernässter Almboden mit Binsen und
Latschen
Almrausch – Folge starke Versauerung
Zeigerpflanzen
verraten
Kalkbedürftigkeit
1 = stark sauer
(pH unter 4,5)
2 = sauer
(pH 4,5 bis 5,2)
Borstgras 1
Heidekraut 1
Heidel-, Preiselbeere 1
Drahtschmiele 1	
Adlerfarn 1	
Wolliges Honiggras 1
Arnika 1
Schafschwingel 2
Flatterhirse 2
Kleiner Sauerampfer 2
*Hingegen zeigen
Pastinak, Wiesensalbei,
Fingerkraut, Aufrechte
Trespe, Esparsette,
Sichelklee eine neutrale
bzw. nur schwach sau-
re Bodenreaktion an.
39
Überhöhte Saatmengen bringen nichts. Wichtiger ist es die Pflanzen durch Düngung zu
kräftigen. Bei einem zu dichten Anfangsbestand hemmen sich die Pflanzen gegenseitig,
und das Einwandern standortangepasster Arten wird erschwert.
Saatzeit
In trockenen Südlagen sollte eine Nachsaat so früh wie möglich nach der Schneeschmel-
ze erfolgen. Dadurch kann die Winterfeuchtigkeit besser genutzt werden. Im Spätherbst
ist auch eine Schlafsaat möglich.
Schlafsaat
In höheren Lagen ist aufgrund der kurzen Vegetationszeit oft kein sicheres Anwachsen
der Saat möglich. Auf nicht zu steilen Flächen empfiehlt sich daher eine Schlafsaat. Das
Saatgut „schläft „ sozusagen über den Winter.
Die Schlafsaat wird bevorzugt in höheren Lagen über 1400 m Seehöhe im Spätherbst
(Ende Oktober) kurz vor dem Wintereinbruch durchgeführt. Das Saatgut soll erst im Früh-
ling nach der Schneeschmelze ankeimen. Dadurch kann die kurze Vegetationszeit bes-
ser genutzt werden.
Mantelsaatgut bringt Vorteile
Speziell unter erschwerten Bedingungen wie trockenen Südlagen mit wenig Feinerdean-
teil oder nährstoffarmen Böden ist der Einsatz von ummanteltem Saatgut vorteilhaft. Der
Mantel des Saatgutes ist mit Nährstoffen versetzt, wasseranziehend und fördert dadurch
die Keimbedingungen. Das höhere Gewicht schützt vor Winderosion und gleicht beim
Streuen auch den Gewichtsunterschied zwischen Klee- und Gräsersamen aus.
Düngung zur Ansaat
Zur Ansaat ist eine gute Nährstoffversorgung wichtig. Der pH-Wert sollte keinesfalls un-
ter pH 5 liegen. Eine leichte Kalkgabe von 1.000 bis 2.000 kg kohlensaurem Kalk fördert
die Keimung.
Saatgutmischungen für Almen
Die Zusammensetzung des Saatgutes hängt vom Standort und der Seehöhe ab.
Mit zunehmender Seehöhe steigt bei den Obergräsern die Empfindlichkeit gegen Aus-
winterung. Ursache ist bei Horstgräsern die verstärkte Nährstoffspeicherung in der Halm-
basis (Stoppeln) bei Horstgräsern, während die meist rasenbildenden Untergräser ihre
Reservestoffe vorrangig in ober- und unterirdischen Kriechtrieben speichern. Das Wie-
senlieschgras ist das beständigste Obergras in Hochlagen. Wenig anspruchsvoll ist auch
das Ruchgras, während sich das Kammgras in höheren Lagen bei schlechter Nährstoff-
versorgung kaum noch halten kann.
Untergräser für Hochlagen
Weniger empfindlich als die Obergräser sind die rasenbildenden Untergräser wie der
Rotschwingel und das Rotstraußgras. Auch die Wiesenrispe gedeiht durchaus noch in
wärmeren Hochlagen. In höheren Lagen muss daher der Mischungsanteil der Untergrä-
ser zunehmen.
Rasenbildende Gräser müssen im Gegensatz zu horstbildenen Gräsern nicht aussamen,
da sie sich auch vegetativ vermehren können. Ein zu hoher Anteil an Obergräsern kann
infolge der Lichtkonkurrenz die Entwicklung der Untergräser schwächen sowie das Auf-
kommen bodenständiger Arten hemmen.
Empfehlung:	
Phosphor
60 kg P2O5
Kali
100 kg K2O
Stickstoff*
25-30 kg N
*Die Stickstoffdün-
gung sollte bevorzugt
mit organischen
Düngern wie z. B. gut
verrottetem Stallmist
erfolgen. Dadurch
wird eine langsame
N-Nachlieferung
gewährleistet.
Stallmist:
Eine Tonne Stallmist
(entspricht ca. 1,2 m³)
enthält etwa 2,9 kg N,
2,5 kg P2O5 und 4,2 kg
K2O.
40
Unter den Leguminosen kann sich der Weißklee sowie der noch robustere Schweden-
klee in feuchten Lagen ausbreiten. In wärmeren bzw. trockenen Hanglagen eignet sich
der Hornschotenklee. Ausdauernde Rotkleearten sind im Handel kaum erhältlich.
Reihenfolge der Empfindlichkeit der Obergräser
Glatthafer				 empfindlich
Knaulgras
Wehrlose Trespe	
Wiesenschwingel
Goldhafer
Thimothe (Lieschgras)				 wenig empfindlich
Kurzbeschreibung der wichtigsten Almgräser
Rotschwingel (Festuca ruba)
Der Rotschwingel ist ein rasenbildendes Untergras extensiver Berglagen. Er ist gerne
mit Straußgras und Kammgras vergesellschaftet. Der Rotschwingel bildet weich-bors-
tige Rasen aus und sorgt für eine schnelle Lückenfüllung auf Weiden. Der Rotschwin-
gel ist dürre- und nässefest, wobei kleinwüchsige Arten auch noch in Hochlagen anzu-
treffen sind. Der Futterwert ist mäßig.
Rotstraußgras (Agrostis capillaris)
Das Rotstraußgras ist ein lockerrasiges Untergras und meist mit dem Rotschwingel
vergesellschaftet. Es gedeiht auch auf nährstoffarmen und sauren Böden bis in hohe
Berglagen.
Wiesenlieschgras oder „Thimothe“ (Pleum pratense)
Das Wiesenlieschgras ist zwar ein horstbildendes Obergras, welches aber in Weiden
durch seine zwiebelartig verdickten Kriechtriebe einen rasigen Wuchs ermöglicht. Es
bevorzugt humusreichere Böden, ist winterhart und verträgt schwere, kalte sowie
feuchte und raue Lagen.
In höheren Lagen ist vorrangig das kleinere „Alpenlieschgras“ anzutreffen.
Kammgras (Canosurus cristatus)
Das Kammgras mit seinen kammförmig angeordneten Spelzen ist ein blattreiches und
kleine Horste bildendes Untergras. Es breitet sich bevorzugt auf leicht trockenen bis
feuchten Böden aus. Das Kammgras hat einen mittleren Futterwert und kommt bis in
höhere Berglagen bevorzugt auf kalkreichen bis mäßig sauren Böden vor. Es kann auch
zum Leitgras werden (sog. Kammgrasweiden).
41
Ruchgras (Anthoxanthum odoratum)
Das Ruchgras kommt sowohl auf trockenen bis feuchten als auch auf kalkhaltigen bis
sauren Böden als „Mageranzeiger“ vor. Es ist ein lockeres Horstgras mit mäßigem Fut-
terwert und ist auch noch in höheren Lagen anzutreffen. Sein Cumaringehalt verleiht
ihm seinen herbfrischen Waldmeisterduft.
Wiesenrispe (Poa pratensis)
Die Wiesenrispe ist das wichtigste rasenbildende Untergras und kommt bis
in hohe Lagen vor. Dieses wertvolle Futtergras ist trockenheitsverträglich
und winterfest, verträgt aber schlecht sehr schwere und verdichtete Böden.
In höheren Lagen ist auch zunehmend das Alpenrispengras anzutreffen.
Wiesenschwingel (Festuca pratensis)
Der Wiesenschwingel ist ein horstbildendes und nur bedingt weidefestes Obergras. Er
kommt bis in mittlere Berglagen vor. In höheren Lagen wird der Wiesenschwingel vom
Rotschwingel abgelöst. Typisch ist seine glänzende Blattunterseite, die deutliche Blatt-
riefung und die Einschnürung im oberen Drittel des Blattes.
Weißklee (Trifolium repens)
Der Weißklee ist die wichtigste Leguminose des Dauergrünlandes und gedeiht auch
noch bei pH-Werten unter 5,5. Er ist jedoch trockenheitsempfindlich und wird auf tro-
ckenen Standorten vom Hornklee abgelöst.
Wiesenhornklee (Lotus corniculatus)
Der Hornschotenklee gedeiht in extensiv genutzten und vor allem in trockenen Bergla-
gen, wo der Weißklee meist ausfällt.
42
Standortangepasste Saatgutmischungen
In der montanen Höhenstufe bis etwa 1400 m Seehöhe kann eine Standarddauerwei-
demischung für raue Lagen (z. B. ÖAG-Dauerwiesenmischung H) verwendet werden.
ÖAG-Dauerweidemischung H – für raue Lagen (bis 1400 m Seehöhe)
Seehöhe zwischen 800 und 1.400 m
Pflanzenname				 Anteil in Flächen %
Weiß-Klee (Trifolium repens)	 10,0
Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus)	 5,0
Englisches Raygras (Lolium perenne)	 5,0
Wiesen-Knaulgras (Dactylis glomerata)	 5,0
Timothe (Phleum pratense)	 15,0
Wiesen-Schwingel (Festuca pratensis)	 15,0
Wiesen-Kammgras (Cynosurus cristatus)	 5,0
Gewöhnlicher Rot-Schwingel (Festuca rubra)	 10,0
Rot-Straußgras (Agrostis capillaris)	 5,00
Wiesen-Rispe (Poa pratensis)	 20,0
Schweden-Klee (Trifolium hybridum)	 5,0
Für Standorte im Bereich des Waldgürtels von 1400 m bis etwa 1700 m Seehöhe ist
der Einsatz alpiner und standortangepasster Höhenmischungen wie z. B. ReNatura Mon-
tan 1 für saures Ausgangsgestein oder die Mischung Re Natura Montan 2 für basisches
Ausgangsgestein empfehlenswert.
Für alpine Standorte über 1700 m Seehöhe stehen die Mischungen ReNatura A1 und
A2 zur Verfügung. Mischungszusammensetzung n. Lichtenegger u. Krautzer, 1994.
Entwicklung des Gras- und Kleebestandes nach einer Hochlagenbegrünung auf Urgestein in
1725 m Seehöhe zwischen 1983 bis 1988 bei unterschiedlicher Düngung
Art der Düngung kg/ha Bodendeckung in Flächenprozent 1988 (5 Jahre nach Einsaat)
	 ohne Kalk	 mit Kalk
	 Gras	 Klee	 Gras	 Klee
ungedüngt		 9	 3	 10	 8
Vollkorndünger	 400 kg	 32	 3	 29	 25
Biosol	 1500 kg	 35	 15	 29	 20
(n. Hollaus u. Köck, 1989)
Saatgut für Standorte im Bereich des Waldgürtels bis 1700 m Seehöhe
Saures Ausgangsgestein	 Basisches Ausgangsgestein
Horst-Rot-Schwingel 		 Horst-Rot-Schwingel
(Festuca nigrescens)	 16,0	 (Festuca nigrescens)	 15,0
Gewöhnlicher Rot-Schwingel		 Gewöhnlicher Rot-Schwingel
(Festuca rubra)	 25,0	 Festuca rubra)	 20,0
Rot-Straußgras 		 Rot-Straußgras
(Agrostis capillaris)	 8,0	 (Agrostis capillaris)	 5,0	
Wolliges Honiggras 		 Wiesen-Fuchsschwanz
(Holcus lanatus)	 1,0 	 (Alopecurus pratensis)	 3,0
Gemeines Ruchgras		 Englisches Raygras
(Anthoxanthum odoratum)	 2,0	 (Lolium perenne)	 5,0
Hain-Rispengras 		 Wiesen-Rispe
(Poa nemoralis s.str.)	 1,0	 (Poa pratensis)	 15,0
*Die Düngung fördert
deutlich den Gräser-
anteil. Eine Kalkung
fördert zusätzlich den
Klee.
Saatmenge
40-60 kg/ha
43
Wiesen-Lieschgras 		 Timothee
(Phleum pratense s.str.)	 5,0	 (Phleum pratense)	 6,0
Wiesen-Fuchsschwanz 		 Wiesen-Knaulgras
(Alopecurus pratensis)	 2,0	 (Dactylis glomerata ssp. glomerata)	 6,0
Deutsches Weidelgras 		 Weiß-Klee
(Lolium perenne)	 5,0	 (Trifolium repens)	 13,0
Wiesen-Rispe		 Gewöhnlicher Hornklee
(Poa pratensis)	 10,0	 (Lotus corniculatus)	 10,0
Wiesen-Schwingel 		 Alpen-Wundklee
(Festuca pratensis)	 5,0	 (Anthyllis vulneraria ssp. alpina.)	 2,0
Weiß-Klee
(Trifolium repens ssp. repens)	 15,0
Gewöhnlicher Hornklee
(Lotus corniculatus)	 5,0		
Saatgut für alpine Standorte über 1700 m Seehöhe
Saures Ausgangsgestein	 Basisches Ausgangsgestein
Pflanzenname	 Anteil in %	 Pflanzenname	 Anteil in %
Horst-Rot-Schwingel 		 Horst-Rot-Schwingel
(Festuca nigrescens)	 46,0	 (Festuca nigrescens)	 46,0
Alpen-Rispe 		 Alpen-Rispe
(Poa alpina)	 17,0	 (Poa alpina)	 24,0
Violettrispe 		 Violettrispe
(Bellardiochloa variegata)	 0,3	 (Bellardiochloa variegata)	 0,3
Kurz-Schwingel 		 Matten-Lieschgras
(Festuca supina)	 2,0	 (Phleum hirsutum)	 0,5
Harter-Felsen-Schwingel 		 Harter-Felsen-Schwingel
(Festuca pseudodura)	 2,0	 (Festuca pseudodura)	 2,0
Alpen-Lieschgras 		 Rot-Straußgras
(Phleum rhaeticum)	 1,0	 (Agrostis capillaris)	 7,0
Drahtschmiele 		 Weiß-Klee
(Avenella flexuosa)	 1,0	 (Trifolium repens)	 10,0
Rot-Straußgras 		 Gewöhnlicher Hornklee
(Agrostis capillaris)	 7,0	 (Lotus corniculatus)	 8,0
Weiß-Klee 		 Alpen-Wundklee
(Trifolium repens)	 16,0	 (Anthyllis vulneraria ssp. alpina)	 1,5
Gewöhnlicher Hornklee 		 Echte Schafgarbe
(Lotus corniculatus)	 6,0	 (Achillea millefolium.)	 0,7
Echte Schafgarbe
(Achillea millefolium.)	 1,7
Saatverfahren
Die händische Aussaat als Trockensaat ist das älteste und billigste Saatverfahren, sofern ge-
nügend Feinerde vorhanden ist und die Samen eingeeggt oder händisch eingerecht werden.
Der Einsatz einfacher Übersaatgeräte (Einböck, Hatzenbichler, APV etc.) ist auf Almbö-
den meist nur sehr begrenzt möglich. Diese „Oberaufsaatgeräte“ sind mit einem Wie-
senstriegel zur Entfilzung bzw. Lockerung des Oberbodens und einem aufgebauten Saat-
kasten ausgestattet. Wichtig ist ein zusätzliches Anwalzen mittels einer Profilwalze, um
den Boden- und damit auch Wasseranschluss sicherzustellen.
*Oberhalb der Wald-
grenze eignen sich
nur noch Arten mit
niedrigem Wuchs.
Neben dem Horst-Rot-
schwingel können sich
auf nährstoffreichen
Böden noch das
Alpen-Rispengras und
das Alpen-Lieschgras
durchsetzen.
Saatmenge
100-150 kg/ha
Saatmenge
100-150 kg/ha
44
Die Übersaat erfolgt entweder im Frühjahr oder nach einer Pflegemahd in lückige Böden
(auch als Schlafsaat kurz vor Wintereinbruch) .
Für höhere und steilere Lagen mit wenig Feinerdeanteilen sind vor allem bei Neuansaaten
eine Mulchsaat (z. B. Strohdecksaaten) oder Nasseinsaat (Spritzsaat) zu bevorzugen.
Ein witterungsbedingtes und daher nicht kalkulierbares Restrisiko besteht bei jedem
Saatverfahren. Daher sollten stets nur Teilflächen eingesät werden.
Je nach Saatgut und Saatverfahren schwanken die Kosten je Quadratmeter von
0,40 € bis über 1,00 € bei Mulchsaaten.
Einfache Trockensaat
Trockensaaten werden meist als Handeinsaat durchgeführt. Ein Problem bei der hän-
dischen Einsaat ist die gleichmäßige Verteilung und das sorgfältige Einrechen des
Saatgutes.
Die Saatmenge beträgt bis 1400 m Seehöhe etwa 40 bis 60 kg/ha und steigt in alpinen
Hochlagen über 1700 m auf 100 bis 150 kg/ha an. Wichtige Einflussfaktoren auf den Erfolg
sind die Saatgutzusammensetzung, die Saattechnik, der Saatzeitpunkt und die Witterung.
Bei der „Heublumensaat“ ist die Voraussetzung das Vorhandensein von samenreichen
Resten aus Heustadeln von spät nach der Blüte genutzten Heuwiesen. Heublumen von
zu früh genutzten Wiesen sind ungeeignet.
Heublumen bestehen hauptsächlich aus zerkleinerten Blütenständen und Blattresten.
Die Heublumensamen sollten nicht älter als zwei Jahre sein und in großen Mengen je
nach Höhenlage bis etwa 1 cm dick ausgestreut werden.
Hufkultivierung
Bei dieser einfachen Methode wird eine „Übersaat“ in lückige Bestände entweder un-
mittelbar vor der Beweidung im Frühjahr oder nach einem Pflegeschnitt durchgeführt.
Die Samen werden dann kurz vom Jungvieh eingetreten. Danach sollte das Vieh wieder
ausgezäunt werden, um das Saatgut nach dem Ankeimen vor Trittschäden zu schützen.
Deckfruchtansaat
Bei Neueinsaaten wird die Getreidedeckfrucht zuerst (Bodentiefe ca. 2 bis 3 cm) einge-
arbeitet. Das anschließende Saatgut sollte 0,5 bis 1 cm tief in den Boden eingebracht
werden.
In Hanglagen oder sonnenexponierten Lagen kann durch zusätzliche Einsaat einer
schnellkeimenden Deckfrucht (ca. 80 kg/ha Roggen oder Hafer) die Erosionsgefahr ver-
ringert werden. Auch eine Kombination einer Deckfrucht z. B. mit einer Strohmulchab-
deckung ist möglich. In tieferen und ebenen Lagen muss die Deckfrucht rechtzeitig (bei
ca. 25 bis 30 cm Wuchshöhe) gemäht werden, damit die Ansaat ausreichend Licht be-
kommt und nicht erstickt.
Mulchsaat (Saatgut plus organisches Material)
Die Mulchsaat wird vorrangig mit Stroh durchgeführt und ist vor allem bei großflächigen
Neuansaaten sowie in trockenheits- und erosionsgefährdeten Lagen empfehlenswert.
Bei der Strohdecksaat wird dann das Saatgut nach der Ausbringung etwa 1 bis 2 cm mit
Stroh oder Heu bedeckt. Je nach Höhenlage werden etwa 200 bis 300 g/m² benötigt.
Dadurch wird das Saatgut einerseits vor Austrocknung und andererseits vor Temperatur-
extremen geschützt.
45
In sehr steilem Gelände sollten anstelle von Stroh verwebte Strohmatten verwendet
werden. Eine Kalkung mit ca. 1.000 kg kohlensaurem Kalk zur Saat sowie eine kleine PK-
Startdüngung wäre günstig. Bei einem pH-Wert unter 5 ist die Keimung gehemmt, wo-
durch verstärkt Auflaufschäden auftreten können.
Spritzbegrünung (Hydrosaat)
Eine Spritzbegrünung wird überbetrieblich von Spezialunternehmen auf steilen Bö-
schungen mit glatter Oberfläche bzw. in sehr humusarmen Hanglagen durchgeführt. Zur
Spritzbegrünung wird eine Mischung aus Wasser, Blumenerde oder Torf, Dünger und
Haftkleber verwendet. Bei Vorhandensein von einem Güllefass mit integriertem Rühr-
werk kann die Methode auch in Eigenregie ausgeführt werden.
Beachte:
n Junge Einsaaten 1 bis 2 Jahre auszäunen und vor Viehtritt schonen
n Nachdüngung nach 2 Jahren
n Notwendige Entwässerungsgräben und Sickerschlitze instand halten
n Falls möglich eine Mahd zur Förderung der Untergräser (Verbesserung der
Lichtkonkurrenz) durchführen
Gesetzliche Grundlagen
Bei allen geplanten Maßnahmen auf Almen sind grundsätzlich die jeweiligen Natur-
schutzgesetze der Bundesländer, das Österreichische Forstgesetz (BGBL.Nr. 59/2002)
und das Bundesgesetz über die Verbrennung biogener Materialien außerhalb von
Anlagen (BGBL Nr. 405/1993) zu beachten.
Jedes Bundesland hat eigene Naturschutzbestimmungen, die teilweise voneinander ab-
weichen. Beim Schwenden ist auf die in den Bundesländern unterschiedlich geschützten
Pflanzenarten (z. B. Zirbe, Latsche, Rostblättrige Alpenrose etc.) Rücksicht zu nehmen.
Auch bewilligungspflichtige Maßnahmen (z. B. Geländekorrekturen) sowie anzeigepflich-
tige Maßnahmen (Beseitigung von Busch- und Gehölzgruppen) sind länderweise unter-
schiedlich geregelt.
Das Forstgesetz regelt die Erteilung von Rodungsbewilligungen sowie Maßnahmen zum
Schutz vor Wildbächen und Lawinen. Bei mehr als 50 % Überschirmung und einer Höhe
über 1 m ist generell eine Rodungsbewilligung erforderlich.
Das Bundesgesetz über die Verbrennung biogener Abfälle regelt u. a. auch das Verbot
des punktuellen Verbrennens z. B. von Schwendgut.
Fazit:
Nur die Beweidung der Almen sichert unsere Kulturlandschaft. Nährstoff-
mangel infolge zu geringer Bestoßung sowie mangelnde Almpflege sind
die Hauptursachen für die Versauerung und Verheidung (Verwaldung) der
Almflächen.
46
Literatur
Aigner S. Egger G., Gindl G. Buchgraber K., Almen bewirtschaften,
Stocker-Verlag 2003
Bohner A. Soziologie und Ökologie der Weiden – von der Tallage bis in den
alpinen Bereich, 5. Alpenländisches Expertenforum, S 31-39
BAL-Gumpenstein
Dietl W., Ökologie und Wachstum von Futterpflanzen und Unkräutern des
Grünlandes, Landw. Forschung, 21 (1/2),
Galler J., Giftpflanzen des Grünlandes, Alm- und Bergbauer, 5-6/1999
Jenewein J. Die Almwirtschaft in Österreich, Der Alm- und Bergbauer, 6-7/2001
Köck L., Untersuchungen über Waldweide in Tirol, Alm- und Bergbauer,
Heft 1/1981
Krautzer B., Entwicklung standortgerecher Saatgutmischungen für die
Begrünung in Hochlagen, BAL-Gumpenstein, Bericht
Sämereientagung 1997
47
Kalkdüngung
Stickstoff
Phosphat
Grünlandnachsaat
Wirtschaftsdünger
Kutschera L., Landschaftsökologische Bedeutung der Almwirtschaft, Alm und
Bergbauer, 11/1979
Legner F. Erfolgreiche Strategien der Wald- und Weideordnung, Alm- und
Bergbauer, 1-2/2002
Lichtenegger E. Hochlagenbegrünung mit Alpinsaatgut und organischen Düngern,
Alm- und Bergbauer, 1-2/1999
Newesely C., Erosionsgeschehen im Almbereich, Hefferhofer Umwelt-
gespräche 2008
Partl C. Düngung und Kalkung in Hochlagen, Hefferhofer
Umweltgespräche, 2008
Schippinger K. Rutschgefährdungen und Setzungen sowie Sanierungs-
maßnahmen, Der Sachverständige Heft 2/2009
Wieser S., Multifunktionale Almwirtschaft, Hefferhofer Umweltgespräche, 2008
Bilder: 	 Dürnberger W., Fankhauser M., Galler J., Mooslechner Ch.,
Müllauer A., Stadler, G. Saller J.
Weitere
Broschüren
48
Landwirtschaftskammer Salzburg
Betriebsentwicklung und Umwelt
5020 Salzburg, Schwarzstraße 19
Tel. +43(0)662/870571-242
Fax +43(0)662/870571-295
beu@lk-salzburg.at
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GALLER _ Almbewirtschaftung Weidemanagement Düngung Nachsaat Unkrautregulierung Almsanierung, Praxisratgeber von Josef Galler

  • 1. 1 Almbewirtschaftung Weidemanagement – Düngung – Nachsaat – Unkrautregulierung – Almsanierung Praxisratgeber von Josef Galler
  • 2. 2 Herausgeber: Landwirtschaftskammer Salzburg Autor: Dipl.-HLFL-Ing. Josef Galler Grafik: AWMA – Werbe- und Mediaagentur, Salzburg Druck: Laber Druck, Oberndorf 1. Auflage, 2009 ©
  • 3. 3 Almbewirtschaftung Geschichtliche Entwicklung der Almen........................................... 5 Bedeutung der Almwirtschaft.......................................................... 5 Alpine Bodentypen und Vegetation................................................. 6 Zeigerpflanzen auf Almböden........................................................... 7 Problembereiche der Almwirtschaft................................................ 9 Weidemanagement............................................................................ 9 Weidehygienische Maßnahmen..................................................................................... 9 Weideformen ................................................................................................................12 Früher Almauftrieb ist wichtig.......................................................................................13 Weideeinzäunung – Unterteilung der Flächen...............................................................14 Weidefläche und Bestoßzeit..........................................................................................14 Unter- und Überbeweidung...........................................................................................14 Nachweide.....................................................................................................................15 Aufkommen von Unkräutern und Zwergsträuchern..................... 15 Weidepflegemaßnahmen..................................................................17 Pflegemahd....................................................................................................................17 Pferchen als Pflege- und Sanierungsmaßnahme..........................................................17 Mulchen (Schlägeln).......................................................................................................18 Schwenden....................................................................................................................19 Pisten-Bully, Schreitbagger, Umkehrfräse.....................................................................19 Planierungen..................................................................................................................20 Kosten der Almpflege und Sanierung............................................................................20 Almunkräuter..................................................................................... 21 Adlerfarn (Pteridium aquilinum) und Frauenfarn (Athyrium filix femium)......................21 Kriechender Hahnenfuß (Ranuculus repens).................................................................21 Kreuzkrautarten (Senecio ssp.)......................................................................................22 Weißer Germer (Veratrum album).................................................................................22 Zypressenwolfsmilch (Euphorbia cyparissas)................................................................22 Almampfer (Rumex alpinus)..........................................................................................23 Brennnessel (Urtica diocia)............................................................................................23 Kratzdistel (Cirsium vulgare)...........................................................................................23
  • 4. 4 Storchschnabel (Geranium ssp.)....................................................................................23 Klappertopf (Thinantus ssp.)..........................................................................................24 Moose (Bryophyta ssp.).................................................................................................24 Pestwurz (Petasites hybridus).......................................................................................24 Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa).....................................................................25 Bürstling (Nardus stricta)................................................................................................25 Weiche Trespe (Bromus mollis).....................................................................................25 Rossminze (Mentha longifolia).......................................................................................25 Beinwell (Symphtum officinale).....................................................................................26 Kohldistel (Cirsium oleraceum)......................................................................................26 Wiesenknöterich (Poligonum bistgorta).........................................................................27 Binsen (Junacea ssp.)....................................................................................................27 Alpenwacholder (Juniperus vommunis alpinus)............................................................27 Schwarz- oder Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus).......................................................27 Besenheide oder Heidekraut (Calluna vulgaris).............................................................28 Latschenkiefer (Pinus mugo).........................................................................................28 Sträucher und verholzende Unkräuter...........................................................................28 Düngung hält fruchtbar.................................................................... 29 Wirtschaftsdünger und Mineraldüngerergänzung.........................................................29 Erhaltungskalkung..........................................................................................................30 Grunddüngung mit Phosphat und Kali ..........................................................................30 Warum versauern Almböden?......................................................... 31 Vernässung – Folge von Versauerung............................................................................34 Podsolierung der Böden nimmt zu................................................................................34 Extensivierung und Erosion ............................................................ 35 Bewirtschaftungsform und Erosionsrisiko.....................................................................36 Vegetationsformen und Wasserhaltevermögen............................................................37 Nachsaat ........................................................................................... 38 Saattiefe, Saatmenge und Saatzeit................................................................................38 Saatgutmischungen für Almen......................................................................................39 Beschreibung der wichtigsten Almgräser.....................................................................40 Saatverfahren ................................................................................................................43 Gesetzliche Grundlagen................................................................... 45
  • 5. 5 Geschichtliche Entwicklung der Almen Die Geschichte des Grünlandes begann im deutschsprachigen Raum mit der Domestika- tion des Rindes in der Jungsteinzeit etwa 4000 v. Christus, wobei sich die Tiere vorerst nur von Futter aus Waldlichtungen und Feldrainen ernähren mussten. Ackerfähiges Land wurde ausschließlich für den Ackerbau genutzt. Gegen Ende der Jungsteinzeit begann dann aufgrund der anwachsenden Bevölkerung im Donauraum auch die zunehmende Besiedelung des Alpenraumes. Es wurden durch Rodungen neue Acker- und vor allem Weideflächen bis in hohe Berglagen geschaffen. Nachweislich hatten die Kelten bereits Almwirtschaft betrieben und im 5. Jh. v. Chr. Bergkäse an römische Händler verkauft. Stand in den letzten Jahrhunderten die Verbesserung der Futtergrundlage für die Talbe- triebe im Vordergrund, so hat heute die Almwirtschaft durch Bereitstellung von Erholungs- raum für die zunehmende Zahl an Bergfreunden eine zusätzliche Funktion übernommen. Bedeutung der Almwirtschaft Etwa 20 % der österreichischen Bundesfläche werden durch die Bewirtschaftung von knapp 9.000 Almen genutzt, auf denen jährlich mehr als 280.000 Großvieheinheiten (GVE) aufgetrieben werden. Almwirtschaft hat daher auch eine landeskulturelle Bedeu- tung. Almen sind eine wichtige Voraussetzung für eine gesunde Aufzucht des Jungviehs. Die Almwirtschaft bringt nicht nur zusätzliches Futter für das Vieh (ca. 500.000 t Heu bzw. etwa 10 % des gesamten Raufutterbedarfes), sondern Almen dienen auch dem Wild als Äsungsfläche, wodurch Verbiss- und Schälschäden reduziert werden. Ohne Almwirtschaft gäbe es keine abwechslungsreiche Kulturlandschaft mit einer Viel- falt an Lebensräumen durch den Wechsel von Wald- und Weidevegetation. Letztendlich kann nur das Weidevieh die Almen erhalten. Nur die Beweidung fördert durch Aufrecht- erhaltung des Nährstoffkreislaufes die wertvollen Gräser mit hohem Futterwert. Gleich- zeitig werden dadurch die Almen vor Versauerung und in weiterer Folge vor Bodendegra- dierung durch Podsolierung geschützt. Eine gute Durchwurzelung der Almböden schützt auch vor Wasser- und Bodenerosion. Aufgelassene Almen sind häufiger von Hangrut- schungen und Blaikenbildung betroffen als bewirtschaftete Almen. Almbewirtschaftung – Basis für Tourismus Nur das Weidevieh kann die Alm erhalten Geht die Kuh – kommt der Wald!
  • 6. 6 Alpine Bodentypen und Vegetation Mit zunehmender Seehöhe (Höhenstufe) wird die Vegetationszeit und damit auch die Weidezeit kürzer. Je 100 m Seehöhe setzt die Vegetation um 5 bis 6 Tage später ein. Ebenso verändert sich der Pflanzenbestand. Ferner nimmt mit zunehmender Seehöhe der Gräseranteil ab und der Kräuteranteil zu. Bei den almwirtschaftlich genutzten Böden unterscheidet man vereinfacht zwischen Bö- den unter kalkfreiem Ausgangsmaterial wie Silikatböden (Ranker) und Böden unter kalk- reichem Ausgangsmaterial (Rendsinen). Ein häufiger und ertragsreicher Bodentyp ist die Braunerde. Gleye und Podsole sind auf- grund des wechselfeuchten Wasserhaushaltes nur eingeschränkt für die Beweidung ge- eignet. Moorböden sind für die Beweidung gänzlich ungeeignet. Hier kommt es durch Wasserüberschuss zu einem Sauerstoffmangel im Boden, wodurch die organische Sub- stanz nicht mehr abgebaut werden kann und vertorft. Braunerden kommen über silikatischem als auch kalkhältigem Ausgangsgestein vor und sind meist tiefgründig. Bei entsprechender Bewirtschaftung entwickeln sich ertrags- reiche „Fettwiesen“, wo wertvolle Gräser wie Alpenrispengras, Alpenlieschgras, Kamm- gras, Ruchgras, Straußgras und Rotschwingel etc. vertreten sind. Ranker sind flachgründige und basenarme (meist kalkfreie) Böden, wobei der geringe Humushorizont unmittelbar auf dem silikatischen Ausgangsgestein aufliegt. Dement- sprechend sind auf diesen Böden ohne Düngung meist nur Magergräser wie Bürstling, Binsen, Seggen oder Zwergsträucher vertreten. Rendsinaböden liegen auf kalkreiche Ausgangsgestein und besitzen als Zeichen für die Bodenfruchtbarkeit eine dunkle Humusauflage. Sie sind in der Regel gut durchlüftet, warm und haben ein reges Bodenleben mit einer guten Stickstoffmineralisierung. Bei entsprechender Bewirtschaftung entstehen ertragsreiche Fettwiesen. Podsole sind Böden, die infolge Versauerung und Verlagerung von organischen und mineralischen Bodenbestandteilen in dem Untergrund teilweise Verdichtungen auf- weisen. Die Folge ist eine schlechte Wasserleitfähigkeit und verstärkte Gefahr von Bodenrutschungen. Bodenprofilaufbau einer Braunerde O-Horizont Oberste, unzersetzte Streuauflage (Rohhumus) A-Horizont „Hauptnährstoffaufnahme“, gut durchwurzelt, Humus dunkel gefärbt B-Horizont „Verwitterungshorizont“ Verbraunung und Verlehmung ohne sichtbare Humusfärbung C-Horizont „Muttergestein“ (= Ausgangsgestein) Silikat- oder Kalkböden Rendsina Ranker Podsolige Braunerde Häufige Bodentypen auf Almen Braunerden tiefgründig, ertragreich Braunlehme Neigung zur Vernässung Gleye wechselfeucht durch Grundwassereinfluss Pseudogleye durch Oberflächenver- dichtung vernässt Podsole basenarm, Verdich- tungen, stärkere Rohhumusauflage Moor und Anmoor nass, wertlos *Zwischen dem oberen A-Horizont (dunkelbraunen Hu- mushorizont) und dem unteren C-Horizont (Ausgangs- oder Muttergestein) liegt bei der Braunerde ein sog. Verwitterungshorizont (B-Horizont), der durch Eiseneinwirkung rotbraun gefärbt ist.
  • 7. 7 Zeigerpflanzen auf Almböden Zeigerpflanzen geben Auskunft über die Nährstoffversorgung und damit Ertragserwar- tung eines Standortes. Sie zeigen ferner den Säurezustand und den Wasserhaushalt eines Bodens an. Der Geschmackswert der Pflanzen, d. h. ob die Pflanzen gerne gefres- sen oder eher gemieden werden, gibt Auskunft über den Futterwert einer Weidefläche. Den größten Einfluss auf den Ertrag und die Entwicklung des Pflanzenbestandes hat das Weidemanagement. Nährstoffarmutsanzeiger Klappertopf, Bürstling, Rasenschmiele, Zittergras, Wucherblume, Augentrost Trockenheitsanzeiger Spitzwegerich, Wolfsmilch, Weiche Trespe, Wiesensalbei Nässeanzeiger Kohldistel, Binsen, Seggen, Pfeifengras, Wollgras, Kälberkropf, Mädesüß, Moos Säureanzeiger Bürstling, Weiches Honiggras, Arnika, Heidelbeere oder Schwarzbeere, Almrausch oder Rostblättrige Alpenrose Nährstoffarmutsanzeiger Anzeiger für Nährstoffarmut Trockenheitsanzeiger Klappertopf Rhinanthus species Wiesen-Margerite Leucanthemum vulgare Bürstling Nardus stricta Zypressenwolfsmilch Euphorbia cyparissas Wiesensalbei Salvia pratensis Weiche Trespe Bromus mollis Auf trockenen, nährstoffarmen Wiesen und Weiden Nicht weidefester Trockenheits- anzeiger, bevorzugt auf kalkhältigen Magerrasen Lückenfüller auf trockenen bis mäßig feuchten Wiesen und Weiden
  • 8. 8 Nässeanzeiger Wollgras Eriophorum latifolium Binsen Junacea spec. Das Wollgras tritt auf ständig durchnässten Böden meist gemeinsam mit Binsen auf. Typische Nässeanzeiger rasche Ausbreitung auf schweren, pseudovergleyten Böden Kohldistel cirsium oleraceum Schlangenknöterich Poligonum bistorta Anzeiger für schlecht gepflegte Weiden auf wechselfeuchten bis nassen und zeitweise auch austrocknenden Böden Anzeiger für feuchte Wiesen, Gräben und Waldränder Anzeiger für feuchte und extensive Wiesenstandorte Rasenschmiele Deschampsia cespitosa Rostblättrige Alpenrose oder Almrausch Rhododendron ferrugineum Besenheide oder Heidekraut Calluna vulgaris Die Besenheide bevorzugt wie die Preiselbeere saure Böden auf trockenen und früh schneefreien Standorten. Sie dringt gerne in Bürstlingrasen ein Der Almrausch wächst bevorzugt auf stark sauren Böden mit langer Schneebedeckung Schwarz- oder Heidelbeere Vaccinium myrtillus Auf feuchten, sauren und humusreichen Moorböden und Braunpodsolen. Das Laub verrottet nur schwer und trägt dadurch zur Versauerung bei Wolliges Honiggras Pteridium aquilinum Bildet lockere Horste auf feuchten und sauren Standorten Säureanzeiger
  • 9. 9 Problembereiche der Almwirtschaft Ein zu später Almauftrieb, ein zu geringer Viehbesatz oder eine ungleiche Beweidung der Flächen, d. h. Unter- oder Überbeweidung, sind neben einer Vernachlässigung von Almpflegemaßnahmen die häufigsten Ursachen für eine Verunkrautung und Verstrau- chung von Almflächen. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang neben einem frühen Almauftrieb eine dem Standort angepasste Besatzdichte und Weideführung. Eine ungleiche Beweidung führt zu einer ungleichen Nährstoffverteilung mit Geilstel- len um die Almhütte und Nährstoffmangel auf den kaum noch beweideten und ent- fernter liegenden Flächen. Nährstoffmangel führt neben einem Rückgang des wertvollen Grasgerüstes allmählich zur Versauerung und langfristig meist auch zur Podsolierung und Vernässung der Böden. Letztlich kommt es ohne Almpflege zur Verstrauchung und Verwaldung. Weidemanagement Das Weidemanagement beginnt mit der Einzäunung und Kontrolle der Außengrenzen. Auch ist eine Unterteilung der Almfläche in mindestens 2 bis 3 Teilflächen und die Schaf- fung variabler Unterteilungsmöglichkeiten z. B. durch Elektrozäunung wichtig. Eben- so die Errichtung ausreichender Tränkstellen. Ferner sind bei Bedarf die Triebwege und Entwässerungsgräben zu sanieren und weidehygienische Maßnahmen durchzuführen. Wichtig ist es auch, möglichst alle zwei Jahre eine Pflegemahd sowie das Schwenden von Zwergsträuchern durchzuführen. Weidemangagement n standortangepasste Besatzdichte n Möglichst früh bestoßen (bevor das Futter fausthoch ist) n Bürstling, Rasenschmiele – werden nur im jungen Zustand verbissen n Später Almauftrieb führt zu überständigem Futter und fördert Ausbreitung unerwünschter Gräser und Kräuter n Auszäunung von Feuchtflächen n schützt vor Leberegel, Lungen- und Darmparasiten n Entwässerungsgräben und Sickerschlitze kontrollieren n Einzäunung („Pferchen“) als Sanierungsmaßnahme n Schafe, Ziegen, Pferde sind gute „Almputzer“, da sie auch weniger schmackhaftes Futter fressen n Tiefer Verbiss schwächt auch die Unkräuter Weidehygienische Maßnahmen Eine gezielte Vorbeugung gegen Weideparasiten (Endoparasiten) ist vor allem bei Jungrin- dern wichtig, die zum ersten Mal auf die Weide kommen. Ältere Tiere entwickeln eine gewisse Immunabwehr, wenngleich sie auch erkranken können und zur Verseuchung der Weide beitragen. Durchfall, Mattigkeit und Abmagerung der Tiere sind oft äußere Anzeichen. Tränkstellen sind wichtig!
  • 10. 10 Parasiten plagen Rinder Neben dem äußeren Befall der Rinder mit „Ektoparasiten“ wie Räudemilben, Läusen, Zecken, Haarlingen, Dasselfliegen etc., die auch durch Kontakt von Tier zu Tier verbreitet werden können, sind die Tiere besonders von „Endoparasisten“ wie Magen-Darm- und Lungenwürmern sowie Leberegeln bedroht. Endoparasisten – zwei Infektionsquellen Einerseits kann ein Teil der Wurmlarven auf der Weide überwintern. Andererseits können auch im Tier die von den gealpten Tieren aufgenommenen Wurmlarven überwintern. Die Larven von Magen- und Darmwürmern können nach einer Ruhephase zu geschlechts- reifen Würmern heranreifen und beginnen dann mit der Eiablage. Dies kann im Winter während der Stallhaltung auch zu Durchfallerkrankungen führen. Lungenwürmer hingegen durchbohren die Darmwand und können so in die Lunge gelan- gen, wo sie dann Atemwegsentzündungen bewirken. Die Larven können zum Teil bereits im Darm schlüpfen und werden dann ebenfalls im Frühjahr mit dem Kot wieder ausgeschieden. Die Bekämpfung der Weideparasiten erfolgt durch weidehygienische Maßnahmen und auch durch Einsatz von Entwurmungsmitteln. Wenn Rinder ohne Parasitenschutz im Sommer auf der Weide Durchfall bekommen oder trocken zu husten beginnen, kann eine Kotprobe Klarheit bezüglich vorhandener Wurminfektionen schaffen. Magen-Darm-Würmer – Kreislauf unterbinden Gleich am ersten Weidetag beginnt die Attacke. Besonders gefährdet sind Jungtiere beim ersten Weidegang, da sie noch keine Immunabwehr besitzen. Die Ansteckung erfolgt hauptsächlich durch die Aufnahme von Larven mit den Futter- pflanzen, auf denen über 200 Larven pro Kilo Grastrockenmasse enthalten sein können. Deshalb sollten auch ältere Rinder im Rahmen der Aufstallungsbehandlung mitbehan- delt werden. Aufgenommene Larven können binnen 3 bis 4 Wochen zu geschlechtsrei- fen Würmern heranreifen, wobei die produzierten Eier dann erneut mit dem Kot auf die Weide gelangen. Das Infektionsrisiko erhöht sich mit zunehmender Weidedauer und er- reicht im Spätsommer (August) seinen Höhepunkt. Zyklus der Wurmlarven n Aufnahme der Larven erfolgt vorrangig über das Futter n Ein Teil der Wurmlarven überwintert auf der Weide bzw. in den Tieren n Larven entwickeln sich nach 3 bis 4 Wochen zu Würmern und produzieren Eier, die dann erneut über den Kot ausgeschieden werden n Infektionsrisiko steigt mit der Weidedauer und Besatzdichte – Höhepunkt August n Unterteilung der Weideflächen mit entsprechender Ruhezeit senkt das Risiko ebenso wie eine Nachmahd
  • 11. 11 Lungenwürmer haben keine charakteristische Befallskurve und können zu jedem Wei- dezeitpunkt auftreten, da sie auch über Wildtiere und Vögel verschleppt werden. Bereits wenige Larven können hier eine Infektion mit schwerwiegenden Folgen (typischer Nasenausfluss) verursachen. Der große Leberegel kommt auf feuchten Weiden vor, die seinem Zwischenwirt, der Zwergschlammschnecke, einen geeigneten Lebensraum bieten. Die Auszäunung von Feuchtflächen ist bei Leberegelbefall besonders wichtig. Speziell die Leberegelseuche ist die beim Rind am schwierigsten erkennbare parasitäre Erkrankung, die zu einer deutlichen Leistungsminderung ohne klare klinische Symptome führt.OftwirdderBefallerstnachdemSchlachtenentdeckt.BeimJungrindisteinNachweis derzeit nur über eine Kotuntersuchung möglich. Bei Kühen ist ein Nachweis sowohl über Antikörper gegen Leberegel als auch über die Milch möglich. Zu den Leberegelweiden zählen besonders Weiden mit offenen Tränkestellen, Gräben, Tümpeln und staunasse Weideflächen. Auf Dauer sind geregelte Wasserverhältnisse notwendig, da es ansonsten zu einer ständigen Neueinwanderung der Zwergschlamm- schnecke speziell im zeitigen Frühjahr kommt. Gegen Leberegel erfolgt hauptsächlich eine Aufstallungsbehandlung im Herbst mittels Drenchpistole. Zusätzlich kann in Gebieten mit verstärktem Leberegelbefall eine Som- merbehandlung durchgeführt werden. Milchkühe sollten wegen der vorgegebenen Wartezeiten während der Trockenstehzeit behandelt werden. Weidehygiene n Auszäunen von nassen Weidestellen – Hauptinfektionsquelle n Keine Wirtschaftsdüngerausbringung unmittelbar vor Weideauftrieb n Entwurmung der Tiere vor dem Weideauftrieb n Erstsömmrige Jungrinder sind besonders gefährdet n Nachmahd sowie Umtriebsweide verringert die Wurmbelastung n Optimal wäre die Einplanung einer Schnittnutzung Antiparasitika Antiparasitika verhindern Leistungseinbußen und Organschäden. Bei einem Wurmbefall geht es um die gezielte Unterbrechung des Entwicklungszyklus der Endoparasiten. Da- durch kann letztlich auch die Anreicherung über das Weidegras unterbunden werden. Es gibt jedoch kein Einzelmedikament, das gegen alle Endoparasiten und Ektoparasiten gleich gut wirkt (Absprache mit dem Tierarzt notwendig). Zur Verabreichung gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder durch Injektion, durch das Pur-on-Verfahren (Aufgusslösung wird auf den Rücken des Tieres gegossen und dann über die Haut aufgenommen) oder durch die Eingabe z. B. eines Langzeit-Bolus über das Maul vor Weideaustrieb, welcher auch einen gewissen Schutz gegen blutsaugende Weidefliegen bieten kann. Zur Behandlung erkrankter Tiere eignen sich alle modernen Wurmmittel, wobei die vor- geschriebenen Wartezeiten einzuhalten sind. Kurz wirksame Wurmmittel (z. B. Benzidimidazole) wirken meist nur am Tag der Behand- lung. Sie können über Futterpellets, Aufgießen oder Eingeben (Drench) verabreicht wer- den. Die Anwendung muss jedoch mehrmals wiederholt werden. Arbeitstechnisch weniger aufwendig sind Präparate, die neben Endoparasisten auch ge- gen Ektoparasiten wirken. Langzeit-Boli oder Ohrinjektion (Moxidectin, Fenbendazol, Oxfendazol) müssen nur einmal vor dem Austrieb verabreicht werden und wirken bis zu 5 Monate gegen
  • 12. 12 Endoparasiten, während Doramectin, Ivermectin etc. nur etwa 6 Wochen lang wirken und eine Wiederholung notwendig machen. Der Einsatz eines Langzeit-Bolus ist vor allem dann anzuraten, wenn eine zweite Sommerbehandlung aus Arbeitsgründen nicht möglich ist. Bei Almtieren erfolgt die Parasitenbehandlung vor dem Almauftrieb bzw. eine Auf- stallungsbehandlung (Schutz vor Winterdurchfällen, Räude) bei Almabtrieb. Weideformen Auf der Alm kommt als Weideform meistens die extensive und großflächige Standweide bzw. eine Mischung aus Standweide und Umtriebsweide (Koppelweide) vor. Die inten- sivere Form der Umtriebssweide wird wegen des hohen Aufwandes für das Umzäunen und der Gefahr von Trittschäden bei Schlechtwetter kaum praktiziert. Auch die Waldweide hat in der Praxis noch eine gewisse Bedeutung. Die Waldweide schafft durch die Beweidung mit Rindern Wildäsungsflächen und kann auch die Verun- krautung von Jungkulturen hintanhalten. Der hohe Flächenbedarf und die geringe Futter- qualität bedeuten aber auch, dass das Vieh weite Strecken zurücklegen muss, um ge- nügend Futter aufzunehmen. Bei zu hoher Bestoßung oder zu schweren Tieren können auch Forstschäden auftreten. Die Standweide hat den Vorteil, dass nur eine Einzäunung der Außengrenzen und weni- ger Tränkstellen erforderlich sind. Der Nachteil ist ein Futterüberschuss zu Weidebeginn, während ab August das Futter aufgrund der fast doppelt so langen Nachwuchszeit immer knapp wird. Bei der Standwei- de erfolgt eine selektive Futteraufnahme. Mehr überständiges Futter, hohe Weidereste, Trittschäden infolge zu langer Verweilzeit auf derselben Fläche und zunehmende Verun- krautung sind die Folge. Die Umtriebsweide ermöglicht eine Anpassung an die natürliche Wachstumskurve. Durch eine dem Graswachstum angepasste Beweidung und eventuell Mahd von Teilflä- chen können die Nachteile der Standweide verhindert und ein ausreichendes Futteran- gebot bis zum Ende der Alpungsperiode gewährleistet werden.
  • 13. 13 „Standweide“ - Keine Unterteilung der Weidefläche Nachteile n Futterüberschuss im Frühjahr n Selektive Futteraufnahme n Negative Selektion und Ausbreitung unerwünschter Pflanzen n Schlechtere Futterqualität durch überständiges Futter n Zunahme von Unkräutern n Höhere Trittschäden und Weideverluste n ab August wird ohne Unterteilung das Futter knapp n Längere Futtersuche verursacht schlechtere Gewichtzunahmen „Umtriebsweide“ - Unterteilung der Weidefläche Vorteile n Geringere Weideverluste n Bessere Futterqualität n Ausreichend Futter bis zum Ende der Alpungsperiode n Weniger Trittschäden und damit Verunkrautungsgefahr Früher Almauftrieb ist wichtig Das Weidemanagement beginnt mit einem frühen Almauftrieb, noch bevor das Futter fausthoch ist. Sobald das erste „Graserl“ ergrünt, sollte das Jungvieh aufgetrieben wer- den. Ein Drittel weiß, ein Drittel braun, ein Drittel grün ist der richtige Zeitpunkt für den Almauftrieb. Nur im jungen Zustand und bei einem frühzeitigen Almauftrieb werden wegen des noch geringeren Futterangebotes auch minderwertige Gräser wie Bürstling, Rasenschmiele oder ungeliebte Platzräuber wie Ampfer, Hahnenfuß etc. verbissen. Da das Futter im Frühling fast doppelt so rasch wächst wie im Sommer, führt ein zu später Almauftrieb immer zu einem Futterüberschuss nach Weidebeginn. Weniger schmackhafte und ältere Pflanzen werden gemieden und nicht mehr verbissen. Dies führt wiederum zu einer negativen Selektion, weil dadurch Pflanzen mit geringem Futter- wert verstärkt aussamen können. Abb. Wachstumskurve *Im Frühjahr wächst das Futter doppelt so schnell wie im Herbst. Mitte des Sommers kommt es zu einer Wachstumsdepressi- on. Die Unterteilung der Weide (Umtriebs- weide) ermöglicht eine Anpassung an die natürliche Wachstumskurve. Faustregel für Auftrieb: ein Drittel noch weiß ein Drittel braun ein Drittel schon grün
  • 14. 14 Fazit: Im Frühjahr sollte im Interesse der „Weidepflege“ früher aufgetrieben werden, da- mit auch „harte Gräser“ und weniger schmackhafte Kräuter verbissen werden. Im Herbst sollte hingegen früher abgetrieben werden, damit sich die Grasnarbe vor dem Wintereinbruch noch erholen und Reservestoffe einlagern kann. Futterwert von Grünlandpflanzen Gerne gefressen Gefressen *Gemieden Wiesenrispe Kammgras Bürstling Weißklee Ruchgras Rasenschmiele Alpenrispengras Zittergras Binsen, Seggen Alpenlieschgras Rotstraußgras Margerite Löwenzahn Rotschwingel Ampfer Schafgarbe Wundklee Hahnenfuß *Diese werden nur im zeitigen Frühjahr verbissen Weideeinzäunung - Unterteilung der Flächen Grundsätzlich ist eine Unterteilung der Almfläche in mindestens 2 bis 3 Teilflächen sinnvoll. Eine weitere Unterteilung ist mittels Elektrozaun möglich. „Der Weidezaun ersetzt heute quasi den Hirten.“ Ein einfacher Elektrozaum hilft bereits bei Bedarf den Weidedruck zu erhöhen und dem selek- tiven Fressverhalten entgegenzuwirken. Dadurch werden die guten Futterpflanzen nicht wieder- holt verbissen. Die Tiere werden angehalten die gesamte eingezäunte Fläche, d. h. auch weni- ger schmackhaftes Futter, abzufressen. Weidefläche und Bestoßzeit Das unterschiedliche Graswachstum im Vegetationsverlauf kann über die Größe der Weideflä- che und die Bestoßzeit in Tagen geregelt werden. Grundsätzlich sollte die Bestoß- oder Besatz- zeit kurz und die Ruhezeit bis zur nächsten Beweidung lang sein. Kurze Bestoßzeiten bedeuten weniger Trittbelastung und auch eine Ruhepause für die Gräser. Die Bestoßzeiten schwanken je nach Höhen- und Ertragslage sowie Anzahl der Weideflächen zwischen 15 und 25 Tagen beim ersten Umtrieb und verkürzen sich durch den nachlassenden Futterzuwachs mit jedem weiteren Umtrieb. Hingegen nimmt die Ruhezeit zu. Unter- und Überbeweidung Die Besatzdichte sollte je nach Seehöhe dem Standort angepasst sein und ist vielfach mit weit unter 1 GVE/ha zu niedrig. Eine Unterbeweidung durch einen zu niedrigen Viehbesatz bewirkt immer eine negative Se- lektion durch einseitigen Verbiss gern gefressener Pflanzen. Ungeliebte Pflanzen können aussa- men und breiten sich verstärkt aus. Eine Überbeweidung bzw. ein Überbesatz fördert hingegen Trittschäden, wobei die Schäden vor allem von der Bodenschwere (Feuchtigkeitsgehalt des Bodens) abhängen. Trittschäden för- dern ähnlich wie Lücken das Ausbreiten von Unkräutern im Bestand. Übernutzte Weiden (Nähe der Almhütten) erhöhen u. a. auch das Risiko einer ständigen Rein- fektion mit Parasiten. Nur eine angepasste Größe der Weidefläche ermöglicht einen gleichmä- ßigen Verbiss. Der Zaun ersetzt heute den „Hirten“ Mittlere Ruhe- und Nachwuchszeiten für Almweideflächen Juni etwa 30 Tage Juli etwa 40 Tage August etwa 50 Tage
  • 15. 15 Unterbeweidung n Negative Selektion – Aussamen von Unkräutern (Je größer die Fläche, desto selektiver wird gefressen) n Unterbesatz fördert Bürstling, Rasenschmiele, Adlerfarn, etc. Überbeweidung n Wertvolle Futterpflanzen werden durch wiederholten Verbiss geschwächt n Mehr Trittschäden – Ausbreitung minderwertiger Pflanzen n Reinfektion mit Parasiten Nachweide n Pferde und Schafe sind dankbare Nachweider n Hinter 5 Rindern sollten 1 Pferd oder 10 Schafe nachweiden Zeigerpflanzen für Unter- und Überbeweidung Unterbeweidung Überbeweidung Stumpfblättriger Ampfer Breitwegerich Acker- und Sumpfkratzdistel Gänseblümchen Rasenschmiele Hahnenfuß Quecke Jährige Rispe Schafschwingel Weißes Straußgras Borstgras Löwenzahn Gegenmaßnahmen Gegenmaßnahmen Stärkerer Besatz Geringerer Besatz Längere Fresszeiten Kürzere Fresszeiten Nachmahd Nährstoffversorgung Nutzungswechsel Nutzungswechsel Aufkommen von Unkräutern und Zwergsträuchern Nährstoffmängel infolge eines zu geringen Weidebesatzes und mangelnde Weidepflege sind die Hauptursachen für das Aufkommen von Unkräutern und Zwergsträuchern. Dabei breitet sich vorerst infolge von Nährstoffmangel der Bürstling bzw. auf wechselfeuchten Standorten die Rasenschmiele stärker aus. Aber auch Klappertopf, Weißer Germer, Greiskräuter etc. sind Anzeichen mangelnder Almpflege. Vom Waldrand ausgehend breitet sich vielfach der Adlerfarn verstärkt aus. Später gesellen sich auch Grünerlen und Latschen, seltener Weiden und Birken hinzu. Die Grünerle (Alnus alnobetula) kommt besonders in niederschlagsreichen Hochlagen auf nährstoffreicheren Böden vor, wo der Bergwald aufgrund der langen Schneelage und Nässe nicht mehr aufkommen kann. Auf flachgründigen Hängen und Kuppen breiten sich die genügsamen Latschen aus. Die Latsche (Pinus mugo) verträgt Hitze und Trockenheit genauso wie Frost und lange Schneebedeckung oder Staunässe und stark versauerte Böden. Auch die Besenheide (Calluna vulgaris) ist sehr genügsam und dringt in nährstoffarme, saure, be- vorzugt trockenere Bürstlingrasen ein. Der immergrüne Zwerg- oder Alpenwacholder (Junipe- rus communis alpina) bevorzugt eher sonnnige und flachgründige Hänge. Er reagiert sehr emp- findlich auf das „Schwenden“ und braucht längere Zeit, bis er sich erholt und wieder aufkommt. Auf sauren Böden kann sich die Schwarz- oder Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) bis in hohe Lagen ausbreiten. Im Herbst wirft die Heidelbeere im Unterschied zur Rauschbeere ihr Laub ab, welches schwer verrottet und dadurch zusätzlich zur Versauerung des Oberbodens beiträgt. Auch der Almrausch oder Rostblättrige Alpenrose (Rhododendron ferrugineum) kann sich auf sauren Böden bis in hohe Lagen mit langer Schneebedeckung dominant ausbreiten. Nur unterhalb der klimatischen Waldgrenze kann ein Jungwald mit vorrangig Fichte, aber auch Lärche, Zirbe oder Rotbuche aufkommen. Nachweide Ein angepasster Viehbesatz zwingt das Weidevieh, auch we- niger schmackhaftes Futter zu fressen.
  • 16. 16 Verunkrautung infolge Unterbeweidung und fehlender Pflegemahd Ohne Bewirtschaftung kommt der Wald zurück Bewirtschaftete Almfläche Hintergrund: Verunkrautung mit Adlerfarn Zunahme von Frauenfarn infolge von Unterbeweidung Beginnende Verstrauchung mit Grünerlen Grünerlen verdrängen Weideflächen – besonders auf wasserzügigen Hängen Beweiden und Schwenden sichert Weideland Hintergrund: Aufkommen von Latschen und Grünerlen Der Almrausch (Rostblättrige Alpenrose) kann sich auch auf sauren Böden und feuchtkühlen Lagen mit langer Schneebedeckung bis über 2.000 Meter Seehöhe ausbreiten
  • 17. 17 Weidepflegemaßnahmen Die Weidepflege beginnt mit der Weideführung. Ein zu später Almauftrieb oder fehlende Unterteilung der Almflächen fördert ebenso wie eine mangelnde Unkrautregulierung bzw. fehlendes Schwenden die Ausbreitung minderwertiger Pflanzen und Zwergsträucher. In der Folge meiden die Tiere zunehmend die meist entfernter liegenden Futterflächen. Da- mit wird auch der Wirtschaftsdüngerkreislauf unterbunden. Die Tiere verbleiben immer mehr im Nahbereich der Almhütten, was dort durch hohe Nährstoffausscheidungen der Tiere zur Ausbildung von „Lägerfluren“ wie den „Almampferfluren“ führt. Werden entfernte Almflächen im Laufe der Jahre vom Vieh ganz gemieden, kommt es durch fehlenden Nährstoff- und Basenausgleich innerhalb weniger Jahre zu einer Versau- erung der Böden. Es kommt zur Ausbreitung von Bürstling, Rasenschmiele, Adlerfarn etc. und später zu einer Zwergstrauchverheidung bzw. Ausbreitung von Latschen. Damit sind auch negative Veränderungen der Bodeneigenschaften (Podsolierung) und in wei- terer Folge auch eine Zunahme der Wasser- und Bodenerosion verbunden. Flächenfreistellung Die laufende Flächenfreistellung dient der Erhaltung der Kulturlandschaft. Nur wenn der Pflegerückstand auf Almen und Hutweiden regelmäßig aufgeholt wird, bleibt die Futter- qualität durch die flächenhafte Beweidung erhalten. Zu den Pflege- bzw. Sanierungsmaßnahmen zählt neben der Pflegemahd auch das regel- mäßige „Schwenden“ holziger Pflanzen wie Erlen und Krummholz mit der Motorsense oder Motorsäge. Den höchsten Aufwand erfordert es bereits zugewachsene Almen wie- der abzustocken, da hier nach der Schlägerung oft auch Wurzelstöcke und Steine besei- tigt werden müssen. Pflegemahd Zu den regelmäßigen Weidepflegemaßnahmen gehört die Pflegemahd. Dadurch soll die Ausbreitung von Unkräutern und Geilstellen unterdrückt, der Parasitendruck verringert und wieder mehr Licht für die Gräser geschaffen werden. Eine Pflegemahd sollte sofern möglich alle zwei Jahre durchgeführt werden. Die Pflege- mahd erfolgt meistens mit einem Motormäher, der leicht zu transportieren und gut im Gelände einsetzbar ist. Für sehr steile und vor allem steinige Flächen hat sich der Einsatz der Motorsense bewährt. Die Motorsense (Freischneider) kann auch zum „Schwen- den“ von Unkräutern und kleinen Sträuchern eingesetzt werden. Bei verstärktem Auftre- ten von harten Gräsern wie Bürstling, Rasenschmiele oder Zwergsträuchern ist der Ein- satz eines Motormähers mit rotierenden Schlägelwerkzeugen notwendig. „Pferchen“ als Pflege- und Sanierungsmaßnahme Die Sanierung von verunkrauteten Almflächen mit Bürstling, aber auch Ampfer ist durch eine intensive Beweidung kleiner Flächen im zeitigen Frühjahr, das sog. „Einpferchen,“ möglich. Ein tiefer Verbiss schwächt die Unkräuter. Dabei kann das unterschiedliche Fressverhalten der Tiere genutzt werden. Ziegen haben gefolgt von Schafen und Pferden den stärksten Verbiss und sind da- durch auch die besten „Almputzer“. Voraussetzung ist jedoch eine flexible und aus- bruchsichere Weidezauntechnik. Dabei gibt es neben einer Festeinzäunung auch mobile Weidezauntechniken. Eine Pflegemahd sollte zumindest jedes 2. Jahr erfolgen
  • 18. 18 Mähtrac mit Mulchaufsatz Motormulcher für steileres Gelände Schafe – besonders für Steilflächen Mobile Weidezauntechnik Pferde fressen auch harte Gräser Mulchen (Schlägeln) Beim Mulchen oder Schlägeln wird mittels rotierender Werkzeuge die Vegetation zer- schlagen, wobei die zerkleinerten Vegetationsreste auf der Grasnarbe verbleiben. Für weitgehend ebene Flächen ist der Einsatz eines Mähtrac mit Mulchbalken und für stei- lere Hangflächen ist der Einsatz eines Breitspur-Motormähers mit speziellen Schlägel- werkzeugen möglich. Auch zur Sanierung von Bürstlingwiesen ist das Mulchen die wichtigste Basismaßnahme neben einer Düngung. Ziegen sind besonders „hangtauglich“ und verbeißen bei zeitiger Beweidung im Frühling auch Unkräuter Feste Weidezauntechnik Sichere Einzäunung ist wichtig
  • 19. 19 Schwenden Das Schwenden (Abholzen) von Zwergsträuchern soll regelmäßig (alle 3 bis 5 Jahre) erfol- gen, um eine Verheidung hintanzuhalten. Das Schwenden wird mit der Motorsense und bei größeren Sträucher und Krummholz mit der Motorsäge durchgeführt. Das Schwend- gut sollte entfernt und sofern möglich zu Energieholz verarbeitet werden. Pisten-Bully – hohe Schlagkraft Zur großflächigen Sanierung oder zum Abstocken bereits mit Zwergsträuchern zuge- wachsener Almen ist der Einsatz mit dem Pisten-Bully erforderlich. Er hat eine hohe Flä- chenleistung und kann auf weitgehend steinfreien Flächen auch im Gelände eingesetzt werden. Kleinere Bäume von 5 bis max. 10 cm Durchmesser können mit einer Überfahrt problemlos niedergeschlägelt werden. Schreitbagger (Spinne) Im steileren und oft mit Steinblöcken durchsetzten Gelände kann nur noch der Schreitbagger (Spinne) eingesetzt werden. Er ist auch gegen Steine relativ unempfindlich und kann den Boden bis zu 10 cm tief bearbeiten. Bei den Werkzeugen unterscheidet man zwischen Y-Messer für weitgehend steinfreie Bö- den sowie gegen Steine weitgehend unempfindliche C-Schlägler und Hammerschläger. Umkehrfräse Die Umkehrfräse ermöglicht eine Saatbeetaufbereitung mit gleichzeitiger Nachsaat bei Rekultivierungen. Beim Fräsen wird die gesamte Vegetation einschließlich des Oberbo- dens (10 bis 25 cm tief) zerkleinert. Bei der Umkehrfräse arbeiten die Fräsmesser ent- gegen der Fahrtrichtung. Die ganze Bodenmasse wird über eine Rotorwelle befördert, wobei am Trennrechen die groben Bestandteile wie Steine auf den Grund fallen. Die krü- melige Erde bleibt obenauf. Anschließend ist eine Neuansaat erforderlich, wobei das Saatgut mittels Profilwalze zwecks besseren Bodenschlusses angewalzt werden soll. Einsatz von Motor- sense (Freischneider) Pisten-Bully – hohe Schlagkraft Neukultivierung mit Pisten-Bully Hammerschlägler Umkehrfräse
  • 20. 20 Fräse mit Steinbrecher Die Fräse mit Steinbrecher wird zum Entsteinen bzw. zum Zerkleinern von Steinen vor- rangig beim Almwegebau und Rekultivierungsarbeiten verwendet. Dabei werden die Steine weitgehend zermahlen und wie bei einer Umkehrfräse am Bodengrund abgelegt. Forstfräse (Forstmulcher) Die Forstfräse kommt vor allem nach der Schlägerung verwaldeter Almflächen zur Ent- fernung von Wurzelstöcken zum Einsatz. Aber auch bei Verheidung oder massivem Auf- treten von Rasenschmiele kann die Forstfräser eingesetzt werden. Äste und Wurzelstö- cke werden zerkleinert und in den Boden eingebracht. Anschließend ist eine Nachsaat sowie Düngung erforderlich. Planierungen Die Durchführung einer Planie ist sehr aufwendig und nur in Ausnahmefällen vertretbar, um Teilflächen wieder maschinell bewirtschaftbar zu machen. Auf erosionsgefährdeten Lagen sollten Planien unterbleiben. Die Entfernung der obersten Bodenschicht bedeutet die Zerstörung des standortspezifischen Mutterbodens. Dadurch geht sowohl wertvoller Dauerhumus als auch natürlicher Samenvorrat des Bodens verloren. Der humusreiche Oberboden sollte mittels Bagger sorgfältig abgehoben, zwischengela- gert und nach der Planierung wieder aufgetragen werden. Besonders bei Planierungen in Hochlagen wäre es ideal einen Teil der Rasenziegel (Ra- senoden) separat zu lagern, um diese vor Austrocknung, Ersticken oder Faulen zu schüt- zen. Dabei sollte die Lagerzeit 2 bis 3 Wochen nicht übersteigen. Bei einem koordinierten Bauablauf ist es möglich die Zwischenlagerung der Rasenoden zu umgehen. Die Ver- pflanzung der Rasenziegel sollte sofern möglich vor dem Austrieb (nach der Schnee- schmelze) oder nach dem Einsetzen der herbstlichen Vegetationsruhe erfolgen. Kosten der Ampflege bzw. Sanierung Methode Zeitaufwand Kosten (einschl. Arbeitszeit) Motormäher 2-4 Std./ha 25-35 Euro/h (ohne Mwst.) Mann mit Motorsense 15-20 Std./ha 18-20 Euro/h (ohne Mwst.) Mähtrac mit Mulchaufsatz 3-5 Std./ha 50-60 Euro/h (ohne Mwst.) Breitspurmäher mit Schlägler 8-12 Std./ha 48-55 Euro/h (ohne Mwst.) Pistenwalze mit Schlägler oberflächig gemulcht 4-6 Std./ha 170-180 Euro/h (ohne Mwst.) 5–10 cm tief gemulcht 8-10 Std./ha 170-180 Euro/h (ohne Mwst.) Spinne mit Schlägler oberflächig gemulcht 8-10 Std./ha 170-180 Euro/h (ohne Mwst.) 5–10 cm tief gemulcht 10-12 Std./ha 170-180 Euro/h (ohne Mwst.) Umkehrfräse 4-6 Std./ha 120-130 Euro/h (ohne Mwst.) Fräse mit Steinbrecher 6-8 Std./ha 220-230 Euro/h (ohne Mwst.) Forstmulcher (Forstfräse) 4-8 Std./ha 200-220 Euro/h (ohne Mwst.) Bagger 15-25 Std./ha 60-70 Euro/h (ohne Mwst.) Fräse mit Steinbrecher Merke: Je länger die Alm- bzw. Weidepflege vernachlässigt wird, desto aufwendiger werden die erforder- lichen Sanierungs- maßnahmen.
  • 21. 21 Adlerfarn „Giftpflanze“ Ausbreitung von Adler- farn Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens) Almunkräuter Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen Giftpflanzen sowie unerwünschten Platzräu- bern. Während Giftpflanzen generell unerwünscht sind, gilt bei den Platzräubern der Grundsatz „Die Dosis macht das Gift“. Chemischer Pflanzenschutz ist auf Almflächen nicht erlaubt ! In Österreich ist nach den derzeitigen Förderungsrichtlinien auf Almen kein chemischer Pflanzenschutz (auch nicht Punktbehandlung nach Auszäunung von Einzelflächen) er- laubt. Auf Heimgutflächen oder auf Voralmen ist bei der Teilnahme an ÖPUL – Dünge- verzicht eine Punktbehandlung mit den jeweils angeführten Mitteln möglich. Adlerfarn (Pteridium aquilinum) und Frauenfarn (Athyrium filix femium) Der Adlerfarn ist eine mehrjährig ausdauernde Pflanze und dringt ausgehend von Wald- rändern in extensive und nährstoffarme Weiden ein. Diese Giftpflanze enthält Blausäu- reglykoside und ist sowohl im frischen als auch getrockneten Zustand giftig. Der Adler- farn kann zu inneren und äußeren Blutungen an Augen, Nase, Magen sowie Durchfall und Lähmungen führen. Er kommt bevorzugt auf sauren, aber auch kalkhältigen, sowohl in trockenen als auch feuchten Böden vor. In höheren Lagen ist der Frauenfarn anzutreffen. Der Frauenfarn kann sich auf wenig gepflegten und unterbestoßenen Almweiden sehr rasch ausbreiten. Auf Flächen, die regelmäßig gedüngt und gemäht werden, treten Farne nicht auf, da sie weder tritt- noch schnittverträglich sind. Bekämpfung: n Wiederholte Mahd über mehrere Jahre bei 30 bis 40 cm Wuchshöhe vor voller Ent- wicklungderBlattwedel.EinspäterHerbstschnittschwächtdiePflanzenicht,dabereits wieder Reservestoffe in die Wurzeln eingelagert wurden. Das Mähgut ist abzufahren. n Hoher Weidedruck schädigt die Wurzelausläufer. Walzen, sofern möglich – zer- quetscht ähnlich wie der Tritt die Wedel. n Kalkung im Herbst und evtl. Düngung mit Phosphat n Asulam (Asulox), Triclopyr (Garlon 4), Glyphosphate (Roundup) Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens) Der kriechende Hahnenfuß kommt besonders auf pseudovergleyten, verdichteten Bö- den vor und kann sich auch über seine oberirdischen Kriechtriebe rasch ausbreiten. Der Hahnenfuß enthält „Protoanemonium“, was bei Tieren im frischen Zustand zu Durchfall führt. Bei der Heuwerbung verliert er seine Giftigkeit. Bekämpfung: n Bodenverdichtung meiden – kein Beweiden von nassen Böden n Mulchen im zeitigen Frühjahr bei 10 cm Wuchshöhe schwächt den Hahnenfuß und bringt mehr Licht für die später austreibenden Gräser n Vorweide mit Jungvieh n Vorverlegung des ersten Schnittes vor der Blüte verhindert Aussamen n Nachmahd nach Beweidung im Herbst schwächt die Pflanze nicht mehr, schafft aber Licht für eine Übersaat n MCPA + Dicamba (Banvel M)
  • 22. 22 Kreuzkrautarten oder Greiskräuter (Senecio ssp.) Auf extensiv genutzten und wenig gepflegten Weiden und Wiesen werden die stark gif- tigen Kreuzkräuter (Alpenkreuzkraut, Jakobskreuzkraut, Wasserkreuzkraut) eine zuneh- mende Bedrohung für ganze Viehherden (insbesondere Pferde). Das Gift (Alkaloid) schä- digt die Leber. Wichtig ist ein wiederholter Schnitt vor der Samenreife und das Abräumen des Mähgutes. Getrocknet am Waldrand können ansonsten die Pflanzen vom Vieh wie- der aufgenommen werden. Bekämpfung: n Wiederholtes Ausmähen vor der Blüte (Abblühen verhindern) n Lücken durch Nachsaat schließen n Verdrängen durch intensivere Düngung und Nutzung n MCPA (Dicopur M, U46 M-fluid), MCPP + Dicamba (Rumexan), Glyphosate (Roundup) Weißer Germer (Veratrum album) Der „Weiße Germer“ kommt bevorzugt auf wenig genutzten Dauerweiden vor und kann sich bei Unterbeweidung rasch ausbreiten. Diese Giftpflanze enthält Alkaloide, welche bei Weidetieren zu Krämpfen, Zittern sowie Pansenlähmung mit starkem Durchfall führen können. Die Giftigkeit bleibt auch im Heu erhalten, weshalb der „Weiße Germer“ nicht in die Einstreu gelangen darf. Bekämpfung: n Wiederholter Frühschnitt vor Almauftrieb, d. h. vor der Blüte (Pflanze treibt dann im selben Jahr nicht mehr aus) n Ausstechen oder Ausdrehen n MCPA + Dicamba (Rumexan) , Glyphosate (Roundup) MCPP + Dicamba (Rumexan) Zypressenwolfsmilch (Euphorbia cyparissias) Die Zypressenwolfsmilch ist stark giftig (Wirkstoff Euphorbon) und kommt bevorzugt auf trockenen, nährstoffarmen und meist kalkreichen bis mäßig sauren Böden vor. Bekämpfung: n Intensivere Düngung und Nutzung n Mähen vor Blühbeginn n Umtriebsweide statt Standweide n Triclopyr + Clopyralid (Garlon L 60), MCPP + Dicamba (Rumexan) Weißer Germer (Veratrum album) Kreuzkrautarten oder Greiskräuter (Senecio ssp.) Zypressenwolfsmilch (Euphorbia cyparissias)
  • 23. 23 Almampfer (Rumex alpinus) Almampfer (Rumex alpinus) Der Almampfer ist ein tiefwurzelnder Lückenfüller und besonders auf nährstoffreichen Viehlägerfluren um Almhütten anzutreffen. Neben Überdüngung breitet er sich vor allem nach Narbenverletzungen durch Tritt oder Befahren aus. Bekämpfung: n Regelmäßiges Mähen der Lägerfluren im Blattstadium (vor der Blüte) n Nachsaat lückiger Bestände n „Ampfer braucht Licht“, d. h. dichte Bestände schützen vor Ausbreitung n Glyphosate (Roundup) Brennnessel (Urtica diocia) Die Brennnessel ist besonders auf nährstoffreichen Böden sowie vernachlässigten Wei- den und um Viehlagerstätten anzutreffen. Bekämpfung: n Frühere und öftere Weidenutzung n Wiederholter Frühschnitt n Nachsaat (Hufkultivierung) n Triclopyr + Clopyralid (Garlon L 60), Fluroxypyr + Triclopyr (Starane Ranger), MCPA +MCPP (Brennnesselgranulat) Kratzdistel (Cirsium vulgare) Die Kratzdistel kommt besonders auf ungepflegten Dauerweiden und an Wegrändern vor. Sie besitzt eine tiefgehende Pfahlwurzel und wird nur noch von Ziegen gefressen. Bekämpfung: n Wiederholter Frühschnitt vor der Blüte zur Verhinderung des Aussamens n Ausstechen n Förderung einer dichten Grasnarbe durch Düngung und Nachsaat n Triclopyr + Clopyralid (Garlon L 60), MCPP + Dicamba (Rumexan), Glyphosate (Roundup) Storchschnabel (Geranium ssp.) Der Wiesen- als auch Waldstorchschnabel kommt bevorzugt auf frischen und wechsel- feuchten Böden mit guter Nährstoffversorgung bis in hohe Berglagen vor. Er verbreitet sich über Samen und wird wegen seines unangenehmen Geruches kaum gefressen. Der Storchschnabel kann sich durch sein kräftiges Wurzelwerk im Frühjahr rasch entwickeln und zu einem starken Platzräuber werden. Brennnessel (Urtica diocia) Kratzdistel (Cirsium vulgare) Storchschnabel (Geranium ssp.)
  • 24. 24 Bekämpfung: n Rechtzeitige Beweidung im Frühling n Öftere Nutzung (Aussamen verhindern) n Walzen mit Profilwalze zur Quetschung der Wurzelstöcke n Nachsaat n Evtl. Beseitigung von Wasserstau n MCPA + Dicamba (Rumexan), Triclopyr (Garlon 4) Klappertopf (Rhinantus ssp.) Der Klappertopf ist eine einjährige Pflanze und kommt auf extensiven, spät genutzten Wiesen vor. Wegen seines Gehaltes an Glykosiden (Rhinantin) ist der Klappertopf giftig. Bei der Heuwerbung (UV-Einstrahlung) verliert er seine Giftigkeit. Er ist ein Halbschma- rotzer, d. h. der Klappertopf ist auf die Nährstoffversorgung durch andere Pflanzen ange- wiesen, die dadurch geschwächt werden. Bekämpfung: n Verschwindet durch bessere Düngung und frühere Nutzung Moose (Bryophyta ssp.) In Wiesen und Weiden treten nur Laubmoose auf. Sie bevorzugen vor allem nährstoff- arme, schattige sowie feuchte und saure Standorte. Die Moose hemmen das Keimen von Gräsern infolge von Lichtverdrängung. Sie haben einen muffigen Geruch und keinen Futterwert. Bekämpfung: n Striegeln mit anschließender Nachsaat n Nach dem Einsatz von 2 kg Eisensulfat/ha auf 500 l Wasser verdünnt wird das Moos binnen 2 Tagen braun und lässt sich dann leicht herausstriegeln n Evtl. Einsatz von schwefelsaurem Ammoniak (z. B. 300 kg Ammoniumsulfaha) Pestwurz (Petasites hybridus) Die Pestwurz wird vom Vieh gemieden und kommt bis ins hohe Alpgebiet bevorzugt auf feuchten, wasserzügigen Böden vor. Sie tritt besonders in der Nähe von Bachrändern auf und kann dann in Wiesen einwandern. Die großen schirmartigen Blätter lassen keinen Grasunterwuchs aufkommen. Der insulinhaltige Wurzelstock wurde zu „Pestzeiten“ als Volksmedizin verwendet. Bekämpfung: n Wiederholte Mahd und Nachsaat n Beweidung zur Schädigung der Wurzelköpfe n Beseitigung von Wasserstau n Glyphosate (Roundup) Klappertopf (Rhinantus ssp.) Moose (Bryophyta ssp.) Pestwurz (Petasites hybridus)
  • 25. 25 Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa) Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa) Die Rasenschmiele ist ausdauernd und bildet große Horste mit auffallend rauen Blättern und hohen Halmen aus. Sie kann sich auf allen Böden ausbreiten und kommt beson- ders auf wechselfeuchten bis nassen und ungepflegten Weiden vor. Dieses verschmäh- te Horstgras lässt sich vorrangig über Weidepflege zurückdrängen. Bekämpfung: n Mehrmaliger Tiefschnitt (Schlägeln) n Intensive Beweidung im Frühjahr mit Pferden, Schafen oder Ziegen n Evte. Entwässerung und Düngung n Kalkstickstoffdüngung direkt auf den Horst n Punktbehandlung mit Glyphosaten (Roundup) Bürstling (Nardus stricta) Der Bürstling (Borstgras) zeigt Nährstoffarmut und Versauerung des Bodens an. Er kommt sowohl auf mäßig trockenen bis feuchten Standorten vor. Der Bürstling ist aus- dauernd und bildet dichtrasige Horste mit einem auffallend starken Wurzelwerk. Er wird nur im Frühling im noch jungen Zustand verbissen. Bekämpfung: n Tiefschnitt (Mulchen) n Kalkung und PK-Düngung. Intensive Beweidung im Frühjahr (Pferde, Schafe, Jungvieh) n Evtl. Nachsaat von 2 kg Weißklee (Weidetyp) Weiche Trespe (Bromus mollis) Die „Weiche Trespe“ ist ein typischer Lückenfüller und Platzräuber auf trockenen bis mäßig feuchten Wiesen und Weiden und kommt bis in mittlere Berglagen vor. Dieser Flachwurzler ist einjährig überwinternd, hat einen geringen Futterwert und wird vom Vieh weitgehend verschmäht. Meist breitet sie sich nach einer Verletzung der Pflanzendecke durch Trockenheit, Trittschäden oder Mäusebefall aus. Bekämpfung: n Frühweide oder frühe Mahd n Übersaat Ross-Minze (Mentha longifolia) Die Rossminze ist eine schnellwachsende und mehrjährige Pflanze, die sich auf exten- siven, ungepflegten Grünlandflächen rasch ausbreiten kann und auch wegen ihrer äthe- rischen Öle nicht gefressen wird. Sie kommt auf feuchten bis nassen, bevorzugt kalk- hältigen Böden vor und breitet sich vom Tiefland bis in mittlere Almregionen aus. Die Rossminze ist wie die Binse eine typische Zeigerpflanze für feuchte und strukturgeschä- digte Böden (Podsolierung) bzw. für Böden mit lehmigen Stauschichten. Bürstlingwiese (Nardus stricta) Weiche Trespe (Bromus mollis) Ross-Minze (Mentha longifolia)
  • 26. 26 Bekämpfung: n Wiederholte mehrjährige Frühschnittnutzung bei 20-30 cm Wuchshöhe vor Blühbe- ginn. Die Pflanzen müssen noch hellgrün sein n Nachsaat n Evtl. Entwässerung n MCPA (Dicopur M, U46 M-Fluid), Glyphosate (Roundup) Beinwell (Symphtum officinale) Der Beinwell ist auf extensiven Grünlandflächen und wenig gepflegten Weiden verbrei- tet. Er liebt feuchte Böden, kommt aber auch auf trockenen, stickstoffreichen Böden vor. Die rauhaarige Pflanze ist giftig (Alkaloide) und wurde im Mittelalter als Heilpflanze bei Knochenbrüchen äußerlich angewendet. Daher der Name „Beinwell“. Bereits kleine Wurzelteile können sich rasch teppichartig vermehren. Bekämpfung: n Intensives Beweidung oder Walzen (trittempfindlich) n Vielschnittnutzung (Pflanze erschöpft) n Nachsaat n Evtl. Entwässerung n Nicht fräsen, da sonst eine teppichartige Ausbreitung erfolgt n Mischung aus Fluroxypyr + Triclopyr (Starane Ranger) und Thifensulfuron (HarmonySX). Bei Anwendung mittels Rückenspritze 0,1 l/10l Starane Ranger plus 1,5 g/10l Harmony SX n Glyphosate (Roundup) Kohldistel (Cirsium oleraceuum) Die Kohldistel kommt auf wechselfeuchten bis nassen Wiesenstellen vor und kann bei nicht zu nassen Standorten ohne Drainagierung allein durch öftere Nutzung zurückge- drängt werden. Bekämpfung: n Vorverlegung des 1. Schnittes n Öftere Nutzung n Nachsaat bei lückigen Beständen mit Wiesenfuchsschwanz n Evtl. Entwässern n MCPA (Dicopur M, U 46 M-fluid), MCPA+Dicamba (Rumexan) Beinwell (Symphtum officinale) Kohldistel (Cirsium oleraceuum)
  • 27. 27 Wiesenknöterich (Poligonum bistorta) Binsen (Junacea ssp.) Zwerg- oder Alpen- wacholder (Juniperus communis alpina) Schwarz- oder Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus) Wiesenknöterich (Poligonum bistorta) Der Wiesenknöterich ist ähnlich wie die Kohldistel ein Feuchtigkeitsanzeiger und kommt besonders in Gebirgslagen in Goldhaferwiesen vor. Bekämpfung: n Intensive Frühjahrsweide bevorzugt mit Schafen n Düngung und intensivere Nutzung n Nachsaat bei lückigen Beständen mit Wiesenfuchsschwanz n Evtl. Entwässern n MCPA + Dicamba (Rumexan), Triclopyr + Clopyralid (Garlon L 60), MCPA + Dicamba (Banvel M) Binsen (Junacea ssp.) Binsen kommen auf staufeuchten bis nassen, bevorzugt sauren, aber auch kalkhältigen Böden vor. Eine verstärkte Ausbreitung von Binsenweiden tritt vor allem auf schweren, tonigen und zerstampften und unter Luftmangel leidenden Gleyböden auf. Bekämpfung: n Wiederholter Tiefschnitt n Verbesserung der Düngung n Evtl. Entwässern n Vermeidung von Bodenverdichtungen n MCPA + Dicamba (Rumexan), MCPA + Dicamba (Banvel M) Glyphosate (Roundup) Zwerg- oder Alpenwacholder (Juniperus communis alpina) Der Zwergwacholder ist ein dichter, immergrüner Strauch. Er verträgt saure Böden und bevorzugt sonnige, flachgründige und im Frühjahr bald schneefreie Hanglagen. Bekämpfung: n Empfindlich gegen Aushacken n Düngung und Beweidung verhindert Ausbreitung Schwarz- oder Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus) Die Schwarzbeere bildet lange im Rohhumus kriechende und wurzelnde Triebe aus. Sie kommt auf feuchten, sehr stark versauerten und humusreichen Moorböden sowie Braunpodsolen vor. Das Laub verrottet nur schwer und trägt dadurch zusätzlich zur Ver- sauerung bei. Bekämpfung: n Schwenden n Beweiden mit Ziegen
  • 28. 28 Besenheide oder Heidekraut (Calluna vulgaris) Die Besenheide sowie die Preiselbeere bevorzugen saure und humose Almböden auf sonnigen und früh vom Schnee befreiten Hängen. Das Heidekraut dringt gerne in Bürst- lingrasen ein. Auf kalkhältigen Böden breitet sich hingegen die Erika oder Schneeheide (Erica carnea) aus. Bekämpfung: n Zurückdrängen durch Mulchen n regelmäßige Beweidung n mäßige Düngung Latschenkiefer oder Berg- bzw. Legföhre (Pinus mugo) Latschen kommen bevorzugt auf kalkhältigen, aber auch sauren Böden vor. Sie sind so- wohl auf trockenen als auch auf nassen Standorten bis in hohe Berglagen anzutreffen. Sofern sie nicht geschützt sind, werden sie höchstens als Brennholz genutzt. Latschen fallen wie auch die Grünerle unter das Forstgesetz, d. h. bei mehr als 50 % Überschir- mung und einer Höhe über 1 Meter ist eine Rodungsbewilligung erforderlich. Mit der Zwergstrauchverheidung und Latschenausbreitung ist nicht nur eine deutliche Verminderung der Artenvielfalt verbunden. Auch der natürliche Prozess der Bodenver- sauerung wird verstärkt. Die schwer abbaubaren, stickstoffarmen Bestandteile der Na- deln können von den Bodenmikroorganismen nur sehr langsam abgebaut werden. Es kommt daher zu einer Anreicherung von stickstoffarmem Rohhumus im Oberboden. Bekämpfung: n Schwenden Sträucher und verholzte Unkräuter Das Einwandern von Sträuchern ist immer die Folge von Unterbeweidung in Verbindung mit mangelnder Almpflege (Schwenden). Bekämpfung: n Schwenden n Tiefschnitt n Ziegenweide n Tordon 22 K Schwendgut entfernen Latschenkiefer oder Berg- bzw. Legföhre (Pinus mugo) Sträucher und ver- holzte Unkräuter Das Schwendgut sollte sofern möglich zu Energieholz verarbeitet werden. Besenheide oder Heidekraut (Calluna vulgaris)
  • 29. 29 Düngung hält fruchtbar Das Wichtigste bei der Almdüngung ist die Förderung des Wirtschaftsdüngerkreislaufes. Dieser wird durch einen angepassten Viehbesatz sowie entsprechende Weideführung gefördert. Der auf der Alm gesammelte Mist oder vereinzelt auch Gülle sollte gezielt zur Verbesserung der Almweiden und Sanierung ausgehagerter Weideflächen eingesetzt werden. Dadurch wird der Verheidung entgegengewirkt. Eine Düngung ist ferner als Begleitmaßnahme nach dem Schwenden von Zwergsträuchern in Verbindung mit einer Nachsaat wichtig. Wirtschaftsdünger und Mineraldüngerergänzung Neben den auf der Alm anfallenden Wirtschaftsdüngern darf in Österreich derzeit nur Stallmist (nicht Gülle) vom Heimbetrieb ausgebracht werden. Stallmist enthält bei mäßiger Einstreu mit 25 % TM je Tonne ca. 2,9 kg N, 2,5 kg P2O5 und 4,2 kg K2O. Ferner sind organische Dünger wie z .B. Biosol (70 % organische Sub- stanz mit ca. 7 % N, 0,5% P2O5 , 1 % K2O) und einige Mineraldünger entsprechend der EU-Verordnung 2092/91 für Biolandbau erlaubt. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um kohlensaure Kalke, weicherdige Rohphosphate wie z. B. Hyperphosphat und wasser- lösliches Kaliumsulfat. Eine mineralische Ergänzungsdüngung sollte gezielt nach einer Bodenuntersuchung er- folgen, wobei es genügt, wenn die Werte bei Phosphor und Kali etwa die Hälfte der Soll- Werte von Dauerwiesen erreichen. Anzustrebende Bodenwerte auf Almen pH-Wert etwa 5,5 (gemessen in CaCl2) Phosphor etwa 5 mg P2O5 /100 g Boden (CAL-Methode) Kali etwa 5-10 mg K2O /100 g Boden (CAL-Methode) Magnesium etwa 3-5 mg Mg /100 g Boden (n. Schachtschabel) Erlaubte Mineraldünger im ÖPUL (gemäß EU-Verordnung für ökologischen Landbau 2092/91, Anhang 2) Kalkdünger: Kohlensaurer Kalk mit ca. 50 bis 55 % CaO bzw. Dolomit (Kohlensaurer Magnesiumkalk mit ca 15 % Magnesiumcarbonatanteil), Dolo 40 bzw. Dolokorn (granuliert) mit höherem Magnesiumanteil von 30 bis 40 % Mg CO3. Phosphordünger (nur Rohphosphate) Hyperphosphat mehlfein mit 29 % P2O5 bzw. Hyperkorn (granuliert) mit 26 % P2O5. Dolophos mit 15 bzw. 26 % P2O5 und 40 % CaO (Mischung aus weicherdigem Rohphos- phat und Dololmitkalk). Auch granuliert erhältlich. Kalidünger Kaliumsulfat 50 % K2O (wasserlösliches, schwefelsaures Kali ohne Magnesium), Patentkali (magnesiumhaltiges Kaliumsulfat) mit 30 % K2O und 10 % MgO, Hyper-Kali mit 18 % P2O5 + 18 % K2O nur dann, wenn die Mischung aus Hyperphosphat und Kali- umsulfat besteht. Düngewert einer Kalbin beträgt ca 200,-€ *Wichtig beim Kauf von Düngemitteln ist ein Reinnährstoff- preisvergleich Reinnährstoffpreis = Preis je 100 kg Dünger/Reinnähr- stoffgehalt des Düngers in % 1 t Stallmist enthält ca. 2,9 kg N, 2,5 g P2O5 und 4,2 kg K2O
  • 30. 30 Erhaltungskalkung Eine Erhaltungskalkung dient zum Ausgleich der natürlichen Bodenversauerung. Dazu sollten in Abhängigkeit vom pH-Wert etwa alle 3 bis 5 Jahre 1.000 bis 2.000 kg/ha Koh- lensaurer Kalk bzw. Kohlensaurer Magnesiumkalk ausgebracht werden. Besonders wichtig ist eine Kalkung auf sauren Böden mit einem pH-Wert unter 5,0. Eine Kalkung hat mehrere Aufgaben und verbessert u. a. auch die Bodenbedeckung sowie die Entwicklung des Pflanzenbestandes und des Kleeanteiles. Gleichzeitig werden extensive Gräser wie der Bürstling und die Rasenschmiele zurückgedrängt. Aufgaben des Kalkes Grunddüngung mit Phorphor und Kali Die Phosphorversorgung ist von Natur aus bei allen Böden im Alpenraum schlecht. Eine ausreichende Phosphorversorgung ist nicht nur für die Pflanze (insbesondere Legumino- sen), sondern auch für das Tier wichtig. Laut Bodenuntersuchung sollten schlecht ver- sorgte Böden alle 2 bis 3 Jahre etwa 300 kg Hyperphosphat erhalten. Die Kaliversorgung der Böden ist unterschiedlich und hängt neben der Nachliefe- rung infolge Verwitterung des Ausgangsgesteins vorranigig vom Viehbesatz ab. Bei Bodenwerten unter 5 mg/ K2O sollte alle 2 bis 3 Jahre eine Erhaltungsdüngung von 200 bis 300 kg Patentkali erfolgen. Die Magnesiumversorgung erfolgt, sofern ein Bedarf besteht, am günstigsten über ma- gnesiumhaltige Düngekalke. P-Verfügbarkeit Beachte: Bei pH-Werten im Boden über pH 6 sind weicherdige Rohphos- phate wie Hyperphos- phat kaum noch löslich.
  • 31. 31 Der größte Teil der Bodenphosphate liegt in einer stabilen, d. h. meist nicht pflanzenver- fügbaren Form vor. Die Löslichkeit hängt vom pH-Wert ab. Auf stark sauren Böden wird Phosphor an Eisen und Aluminium gebunden. Diese Phosphate können durch Kalkung teilweise wieder mobilisiert werden. Rohphosphate werden im sauren pH-Bereich gut aufgeschlossen, während sie ab pH 6,2 nicht mehr verfügbar sind. Maßnahmen zur Regulierung von Bodenphosphaten n Regulierung des pH-Wertes durch Kalkung saurer Böden n Zufuhr organischer Substanz (z. B. Stallmist) n Förderung eines tiefgehenden Wurzelsystems durch PK-Düngung Warum versauern Almböden? Die Versauerung von Böden an sich ist ein natürlicher Prozess und hat mehrere Ursa- chen. Dazu zählen der Vorgang der Bodenatmung, die Nährstoffaufnahme der Pflanze, die Humusbildung, Auswaschungsverluste an Kationen (Calzium, Magnesium, Kalium, Ammonium), der Nährstoffentzug über das Erntegut sowie auch externe Säureeinträge über Niederschläge. Auf nicht mehr mit Weidevieh bestoßenen und damit nicht mehr gedüngten Almen ver- schwinden allmählich die wertvollen Futtergräser. Als Lückenfüller breiten sich vorerst Hungergräser und Säureanzeiger wie der Bürstling oder auf wechselfeuchten Standor- ten die Rasenschmiele aus. Zu bedenken ist auch, dass Leguminosen einen höheren pH- Anspruch haben als Gräser und auf versauerten Standorten nicht mehr wachsen können. Längerfristig kommt es dadurch zur Versauerung und später oft auch zur Vernässung mit Binsen, Wollgras etc. Auf stark sauren und trockenen Böden können sich auch Besenheide, Preiselbeere, Al- penwacholder bzw. auf feuchtkühlen und schneereichen Standorten Almrausch, Heidel- beere und die Alpennebelbeere ausbreiten. Bodenatmung und Nährstoffaufnahme Bei der Atmung der Wurzeln sowie der Bodenlebewesen wird ständig Kohlendioxid (CO2) frei, wodurch sich in Verbindung mit Wasser leichte Kohlensäure bildet, die abge- puffert werden muss. Ein Hektar Boden enthält etwa 25 t Mikroorganismen (entspricht ca. 50 GVE/ha), die jährlich bis zu 20 t CO2 ausatmen können. Auch bei der Nährstoffaufnahme der Pflanze über die Wurzeln entstehen im Austausch mit gelösten Kationen im Boden (Ca, Mg, K, NH4) stets saure Wasserstoffionen (H-Io- nen), die ebenfalls abgepuffert werden müssen, um den pH-Wert konstant zu halten. Diese Abpufferung erfolgt entweder über natürlich im Boden vorkommende Calzium- Carbonate oder durch Nährstoffzufuhr mit der Düngung (z. B. Kalk, Wirtschaftsdünger). Dabei dienen die bei der Umsetzung im Boden entstehenden OH––Ionen der Abpuf- ferung von Säuren, während die Ca++-Ionen der Bodenstrukturbildung dienen. Der pH- Wert (pH gemessen in Ca Cl2) sinkt so lange nicht unter 6,2 (Carbonat-Pufferbereich) ab, solange freies Calzium im Feinboden enthalten ist. Erfolgt jedoch längerfristig keine Düngung und somit Abpufferung, so bleiben die sau- ren Wasserstoffionen () und das Hydrogencarbonat (HCO3 –) über. Letzteres wirkt auch als „Schlepper“ für bereits im Bodenwasser gelöste Kationen (Ca, Mg, K, NH4) in den Untergrund. Infolge der Auswaschung dieser Puffersubstanzen wird die Versauerung zu- sätzlich verstärkt. Erhaltungskal- kung schützt vor Versauerung
  • 32. 32 Kohlensäurebildung im Boden CO2 + H2O  H2CO3  HCO3 - + H+ Versauerung durch Auswaschung Die Höhe der Auswaschungsverluste, d. h. Verluste an basisch wirksamen Kationen, hängt vorrangig von der Bodenart (leichte Böden mehr als schwere Böden), von der Art und Dauer der Bepflanzung und nicht zuletzt von der Höhe und Intensität der Niederschläge sowie vom pH-Wert ab. Je niedriger der pH-Wert im Boden wird, desto mehr Kationen werden ausgewaschen. Die Kapazität, kationische Nährstoffe zu speichern, sinkt mit ab- nehmendem pH-Wert. Verstärkt wird das Problem der Versauerung bei verdichteten Böden, da hier auch der Luftaustausch zwischen Boden und der Atmosphäre erschwert wird. Dadurch steigt der CO2-Gehalt in der Bodenluft zusätzlich an. Je mehr CO2 in der Bodenluft, desto mehr Koh- lensäure wird gebildet. Auswaschungsverluste steigen mit sinkendem pH-Wert Calzium verbessert Bodenstruktur Je mehr Calzium als Kittsubstanz und quasi „Brückenbildner“ zwischen Ton und Hu- mus ausgewaschen wird, desto mehr verschlechtert sich auch das Bodengefüge und die Podsolierung nimmt zu. Bei einem pH-Wert unter 4,2 werden auch Aluminiumionen (pflanzentoxisch) frei. Der pH-Wert sollte auf Almböden nicht unter pH 5 abfallen. Humusbildung belastet Säurehaushalt Beim mikrobiellen Abbau und Umbau der organischen Substanz zu Humus werden zahl- reiche organische Säuren (Fulvo-Huminsäuren etc.) gebildet. Ferner werden bei der Oxidation von reduzierten Schwefel-, Mangan- und Eisenverbin- dungen im Boden Säuren (H+-Ionen) produziert, die auch zur Bodenversauerung beitragen. Versauerung des Oberbodens Die Bodenversauerung der obersten Bodenschicht betrifft nicht nur landwirtschaftlich ge- nuzte Ackerböden. Auch unbewirtschaftetes Grünland ist betroffen. Werden Almböden nicht mehr beweidet und damit auch nicht mehr gedüngt, versauert der Oberboden rasch. Selbst auf Kalkböden (Rendsinen) kann der pH-Wert im Oberboden bis auf 3,5 absinken, während der Unterboden noch einen pH-Wert von 6,5 aufweist. Der Kalk bildet die Brücke zwischen Ton und Humus und verbessert dadurch die Bodenstruktur.
  • 33. 33 Bodenversauerung hemmt Bodenleben und Humusqualität „Saure Böden“ haben eine geringere mikrobielle Aktivität und damit einen trägeren Nähr- stoffumsatz. Je mehr das Bodenleben zum Erliegen kommt, desto schlechter werden auch Vegetationsrückstände an der Bodenoberfläche abgebaut. Mit der Versauerung nimmt die „unverdaute“ Rohhumusauflage sichtbar zu. Auch die gebildete Humusqualität wird mit zunehmender Versauerung der Böden immer schlech- ter. Die stickstoffarmen Bestandesabfälle speziell von Nadelgehölzen werden von den Bodenmikroben nur sehr langsam abgebaut, was eine Anreicherung von Rohhumus im Oberboden zur Folge hat. Infolge von Stickstoffmangel und des trägeren Nährstoffumsatzes wird auch das C/N-Verhältnis (Kohlenstoff/Stickstoff-Verhältnis) immer weiter. Bei einem weiten C/N- Verhältnis von ca. 20:1 (normal C/N von 8 bis 10:1) wird aus der organischen Substanz weder Stickstoff aus dem Bodenpool mineralisiert noch gebunden. Eine gezielte Kalkung wirkt hingegen positiv auf das Bodenleben und damit auch auf die Humusqualität, wodurch neben dem pH-Wert auch das Verhältnis von Grau- zu Braun- huminsäuren im Boden verbessert wird. Dadurch können wertvollere Dauerhumus- formen geschaffen werden, die auch der Lebendverbauung bzw. Ton-Humus-Komplex- bildung zugute kommen. Somit wird das Bodengefüge (Struktur) und das Wasserhalte- vermögen verbessert und die Gefahr von Bodenverdichtungen verringert. Tab.: Einfluss der Kalkzufuhr bzw. des pH-Wertes auf die Humusqualität physiologische Wirkung pH (KCI) Grau- der eingesetzten Düngemittel Braunhuminsäure- Verhältnis sauer ohne Kalk 3,9 + 8,0 sauer Kalk I 4,5 + 32,0 sauer Kalk II 5,6 + 55,0 neutral ohne Kalk 4,6 + 36,0 neutral Kalk I 5,2 + 51,0 neutral Kalk II 6,3 + 58,0 alkalisch ohne Kalk 5,7 + 41,0 alkalisch Kalk I 6,7 + 63,0 alkalisch Kalk II 7,3 + 71,0 (n. Kremus, 1961) Nährstoffmangel fördert Eigendynamik der Versauerung Auf ungedüngten Almböden fördert allein der Vorgang der Wurzelatmung die Eigendy- namik zur Bodenversauerung. Es entstehen extensive Wiesenbestände, die kaum noch verbissen werden. Eine Großvieheinheit liefert jährlich mehr als 200 kg an wertvollen Kationen zur Abpuf- ferung von Bodensäuren. Ohne Düngung kommt nicht nur das Graswachstum, sondern auch das Bodenleben immer mehr zum Erliegen. Wichtig ist daher eine gleichmäßige Bestoßung und damit Düngung aller Almflächen. Auch eine Ergänzungsdüngung mit Kalk und Phosphor kurbelt den Kreislauf an.
  • 34. 34 Bodenversauerung bewirkt: n Hemmung des Bodenlebens und der Humusbildung n Verschlechterung der Krümelstabilität (Strukturschäden, Verschlämmung) n Abnahme der Kationenaustauschkapazität (KAK) und dadurch verstärkte Auswa- schung sorptionsgebundener Kationen wie Ca, Mg und Kalium n Verringerung der Nährstoffverfügbarkeit, vor allem von Molybdän und Phosphor, so- wie gehemmte Aufnahme von Kalium und Magnesium n Verstärkte Bildung schwer pflanzenlöslicher Fe- und Al-Phosphate sowie verstärkte Freisetzung von Al, Mn, Cu, Zn, Fe, Cr und Bor n Schlechtes Kleewachstum durch verringerte Aktivität der Knöllchenbakterien n Hemmung der Nitrifikation und der N-fixierenden Bakterien im Boden n Verringertes Wurzelwachstum und damit Wasserhaltevermögen n Verstärkte Vernässung insbesondere auf schwereren Böden Vernässung – Folge von Bodenversauerung Auf schlecht gedüngten Flächen kommt es infolge von Nährstoffmangel zu einem Rück- gang der Bodenfruchtbarkeit. Nährstoffarmutsanzeiger wie Zittergras, Ruchgras, Klap- pertopf, Wucherblume, Augentrost, Bürstling etc. breiten sich aus. Abnehmendes Pflanzenwachstum bedeutet nicht nur weniger Ertrag, sondern auch we- niger Wurzelmassebildung, wodurch auch das Wasseraufnahmevermögen der Böden sinkt. Gleichzeitig wird weniger Wasser produktiv verdunstet. Auf schweren und meist podsolierten Böden kommt es in weiterer Folge vielfach auch zur Vernässung der Weideflächen. Das verstärkte Auftreten von Nässeanzeigern wie Kohldistel und Schlangenknöterich ist die Folge. Später folgen Wollgras, Binsen und Seggen. 1 kg Heu verdunstet etwa 700 l Wasser Für die Produktion von 1 kg Heu werden im Zuge der Transpiration (Wasserverbrauch und Abgabe über die Blattoberfläche) etwa 600 bis 700 Liter Wasser verdunstet. Das sind bei einem geringen Ertrag von 5.000 kg Heu immerhin etwa 3.500 m³ Wasser, die jährlich je Hektar verdunstet werden. Podsolierung der Böden nimmt zu Als Folge der Extensivierung wird auch die oberirdische Biomasse immer weniger abge- fressen, wodurch es zu einer Anreicherung von schwer zersetzbarem Pflanzenmaterial im Oberboden kommt. Der Abbau der Rohhumusauflage verlangsamt sich und bewirkt eine verstärkte Versauerung. Dabei hemmt mit zunehmender Versauerung ein kühlfeuchtes Bodenklima zusätzlich die mikrobiologische Aktivität des Bodenlebens und verschlechtert auch das Boden- gefüge. Es setzt eine Podsolierung, d. h. eine abwärts gerichtete Verlagerung gelöster organischer Stoffe gemeinsam mit freigesetztem Eisen und Aluminium ein. Die nähr- stoffarme und schwer zersetzbare Streu von Nadelbäumen und Heidevegetation fördert ebenfalls den Prozess der Podsolierung. *Eine Kalkung saurer Böden ist in der Regel mit einer Verbesserung der Mineralierung der organischen Substanz und damit Verbesse- rung der N-Wirkung verbunden.
  • 35. 35 Die Anreicherung der abgelagerten Stoffe führt zur Verdichtung im Unterboden und damit auch zur Zunahme von Staunässe. In tieferen Schichten führt die Podsolierung zu einer Verringerung der Wasserleitfähigkeit, wodurch sich Stauhorizonte bilden, die bei entsprechender Durchfeuchtung auch zu Bodenrutschungen führen können. In- folge der Podsolierung verringert sich das Wasserleitvermögen im Oberbodens um etwa die Hälfte. Auf schwereren und entkalkten Böden kann es zusätzlich zu einer Verdichtung (Pseudovergleyung) im Oberboden kommen. Tab. Abnahme der Wasserleitfähigkeit nach Podsolierung Bodentyp A-Horizont B-Horizont Braunerde 201,54 220,54 Pod. Braunerde 105,76 201,76 (n. Mader, 1999) Almböden stärker gefährdet Generell weisen extensiv genutzte Grünlandböden wesentlich häufiger Verdichtungs- merkmale wie „Krumenpseudovergleyung“ auf. Im Bundesland Salzburg weisen 30 % aller extensiven Grünlandböden Verdichtungsmerkmale auf, wobei der Anteil bei Almbö- den besonders hoch ist. Auf Almböden kommen podsolige Böden dreimal häufiger vor als in den Talböden (Juritsch 2008). Extensivierung und Erosion Nicht mehr gemähte Hänge (z. B. Bürstlingwiesen) sind stärker von Erosionen und Schneerutschungen betroffen als gemähte Flächen, da mit der Extensivierung und Ver- brachung der Flächen auch die Wurzeldichte der Pflanzen abnimmt. Mit dem flacher wer- denden Wurzelprofil sinkt auch das Wasserhaltevermögen. Auf nicht mehr beweideten Bürstlingwiesen fließen die Niederschläge fast zur Gänze ab. Weniger Durchwurzelung sowie mehr glatte Bodenoberflächen bedeuten auch weniger Gleitwiderstand für den Schnee, wodurch in Steilhängen das sog. „Schneegleiten“ auf- treten kann. Wenn die Schneedecke langsam abgleitet, können auch eingefrorene Pflan- zen mitgezogen werden. Besonders gefährdet sind gut wassergängige und lockersteinige Oberschichten aus Kies oder Sand auf einem bindigen Untergrund (Ton, Mergel). Hier kann es leicht zu „Translationsrutschungen“ (Block- oder Schollenrutschungen) kommen, wobei ganze Rasenschollen (Rutschkörper) abgleiten. Die Zugspannung durch rückhaltende und trei- bende Scherkräfte im Boden bewirkt Risse und Spalten, in denen auch leicht Schmelz- wasser eindringen kann. Liegt auch noch ein Stauhorizont im Bodenprofil vor, ist ein Ab- gleiten noch leichter möglich. Die „Blaikenbildung“ durch Bodenrutschungen entsteht vorrangig auf nicht mehr ge- nutzten und steileren Almflächen nach längeren Regenperioden.
  • 36. 36 Abb. Translationsrutschung n. Hutchinson, 1968 Abb. Baikenbildung Bewirtschaftungsform und Erosionsrisiko Nicht mehr bewirtschaftete Brachflächen sind am stärksten von Erosionen betroffen, ge- folgt von extensiv genutzen Mähflächen. Weideflächen und intensiver genutzte Mähwie- sen haben das geringste Erosionsrisiko. Die traditionelle Bewirtschaftung, d. h. eine gleichmäßige Beweidung gering geneigter Flächen oder eine extensive Mähnutzung steiler Hangflächen alle ein bis zwei Jahre sind auch auf Almböden der beste Schutz gegen die Bodenerosion. Bodenverdichtung und Nährstoffmangel hemmen Wurzelwachstum Die mittlere Wurzeldichte nimmt bei Nährstoffmangel (Kalk- und Phosphormangel) sowie auf verdichteten Böden und Feuchtwiesen deutlich ab. Wurzelbilder (nach SOBOTIK, 1996) Zugrisse Rasen-Schollen Lockergestein Gleithorizont
  • 37. 37 Vegetationsformen und Wasserhaltevermögen Die Bewirtschaftung schützt nicht nur vor Bodenerosion, sondern verringert auch die oberflächige Wassererosion und damit die Belastung der Vorfluter. So kann eine Mehrschnittwiese bei Starkregen mehr Wasser aufnehmen als ein Fichten- wald. Eine dreimähdige Mähwiese nimmt mehr als das doppelte an Wasser auf als eine extensiv genutzte Wiese. Auf einer ungedüngten Bürstlingwiese fließen die Niederschlä- ge fast zur Gänze ab, da nicht mehr gemähte Bürstlingwiesen wie ein Schilfdach wirken. Abfluss und Versickerung von 100 mm Regenwasser/Stunde in Abhängigkeit von Vegetation Vegetation Abfluss (mm) Versickerung (mm) Mähwiese 10 90 Fichtenwald 22 78 Zwergsträucher 56 44 Schlechte Wiesen 58 42 Weiderasen 67 33 Rhododendrongesträuch 64 37 Borstgras-Weide 98 2 (n. Mayer, 1976) Braunland statt Grünland ExtensivierungführtaufgrundgeringererDurchwurzelungundWasserverdunstung(Trans- piration) zu einem vermehrten oberflächigen Wasserabfluss in umliegende Bäche und Flüsse. Auch bleiben ungedüngte Flächen braun und werden nicht mehr grün. Dabei ist zu bedenken, dass heute die Belastung der Vorfluter allein durch die zuneh- mende Bodenversiegelung (täglich werden in Österreich ca. 10 bis 15 ha verbaut) ansteigt. Auch die vielfach in der Vergangenheit durchgeführten Flussregulierungen sowie die nahezu flächendeckende Kanalisation bis in die letzten Berglagen (ca. 50 m³ Wasser/EW/Jahr) erhöhen den Wasserabfluss ins Tal. Nicht mehr gedüngte Flächen bleiben braun
  • 38. 38 Fehlende Beweidung und mangelnde Almpflege - Ursachen für Versauerung und Vernässung Nachsaat Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einer Neueinsaat nach einer Bodenbear- tung, einer Nachsaat mit Ablage des Samens in den Boden und einer Übersaat. Eine Neuansaat ist vor allem zur Sanierung größerer Flächen meist nach Flächenfreistel- lungsmaßnahmen erforderlich. Für eine optimale Keimung des Saatgutes ist ein pH-Wert von mind. 5,5 erforder- lich. Ansonsten kann es zu Auflaufschäden insbesondere bei Leguminosen kommen. Humusarme Standorte sollten bevorzugt mit organischen Düngern wie z. B. gut verrot- tetem Stallmist versorgt werden, um den Humusgehalt und damit das Wasserhalte- so- wie Nährstoffspeichervermögen zu verbessern. Saattiefe Bei einer Neueinsaat sollte das Saatgut in eine Bodentiefe von 0,5 bis max. 1 cm einge- bracht und angewalzt oder leicht eingerecht werden. Wichtig ist, dass der notwendige Bo- denschluss sichergestellt wird, das Saatgut aber auch nicht zu tief vergraben wird. In Abhängigkeit von der Seehöhe ist ein standortangepasstes Saatgut zu verwenden. Saatmenge Die Saatmenge sollte 40 bis 60 kg bis zu einer Seehöhe von 1.400 m betragen. In Hoch- lagen oberhalb der Waldgrenze steigt der Saatgutbedarf auf 100 bis 150 kg an. Schlangenknöterich und Binsen – Anzeiger von beginnender Vernässung Binsen – typische Nässeanzeiger Vernässter Almboden mit Binsen und Latschen Almrausch – Folge starke Versauerung Zeigerpflanzen verraten Kalkbedürftigkeit 1 = stark sauer (pH unter 4,5) 2 = sauer (pH 4,5 bis 5,2) Borstgras 1 Heidekraut 1 Heidel-, Preiselbeere 1 Drahtschmiele 1 Adlerfarn 1 Wolliges Honiggras 1 Arnika 1 Schafschwingel 2 Flatterhirse 2 Kleiner Sauerampfer 2 *Hingegen zeigen Pastinak, Wiesensalbei, Fingerkraut, Aufrechte Trespe, Esparsette, Sichelklee eine neutrale bzw. nur schwach sau- re Bodenreaktion an.
  • 39. 39 Überhöhte Saatmengen bringen nichts. Wichtiger ist es die Pflanzen durch Düngung zu kräftigen. Bei einem zu dichten Anfangsbestand hemmen sich die Pflanzen gegenseitig, und das Einwandern standortangepasster Arten wird erschwert. Saatzeit In trockenen Südlagen sollte eine Nachsaat so früh wie möglich nach der Schneeschmel- ze erfolgen. Dadurch kann die Winterfeuchtigkeit besser genutzt werden. Im Spätherbst ist auch eine Schlafsaat möglich. Schlafsaat In höheren Lagen ist aufgrund der kurzen Vegetationszeit oft kein sicheres Anwachsen der Saat möglich. Auf nicht zu steilen Flächen empfiehlt sich daher eine Schlafsaat. Das Saatgut „schläft „ sozusagen über den Winter. Die Schlafsaat wird bevorzugt in höheren Lagen über 1400 m Seehöhe im Spätherbst (Ende Oktober) kurz vor dem Wintereinbruch durchgeführt. Das Saatgut soll erst im Früh- ling nach der Schneeschmelze ankeimen. Dadurch kann die kurze Vegetationszeit bes- ser genutzt werden. Mantelsaatgut bringt Vorteile Speziell unter erschwerten Bedingungen wie trockenen Südlagen mit wenig Feinerdean- teil oder nährstoffarmen Böden ist der Einsatz von ummanteltem Saatgut vorteilhaft. Der Mantel des Saatgutes ist mit Nährstoffen versetzt, wasseranziehend und fördert dadurch die Keimbedingungen. Das höhere Gewicht schützt vor Winderosion und gleicht beim Streuen auch den Gewichtsunterschied zwischen Klee- und Gräsersamen aus. Düngung zur Ansaat Zur Ansaat ist eine gute Nährstoffversorgung wichtig. Der pH-Wert sollte keinesfalls un- ter pH 5 liegen. Eine leichte Kalkgabe von 1.000 bis 2.000 kg kohlensaurem Kalk fördert die Keimung. Saatgutmischungen für Almen Die Zusammensetzung des Saatgutes hängt vom Standort und der Seehöhe ab. Mit zunehmender Seehöhe steigt bei den Obergräsern die Empfindlichkeit gegen Aus- winterung. Ursache ist bei Horstgräsern die verstärkte Nährstoffspeicherung in der Halm- basis (Stoppeln) bei Horstgräsern, während die meist rasenbildenden Untergräser ihre Reservestoffe vorrangig in ober- und unterirdischen Kriechtrieben speichern. Das Wie- senlieschgras ist das beständigste Obergras in Hochlagen. Wenig anspruchsvoll ist auch das Ruchgras, während sich das Kammgras in höheren Lagen bei schlechter Nährstoff- versorgung kaum noch halten kann. Untergräser für Hochlagen Weniger empfindlich als die Obergräser sind die rasenbildenden Untergräser wie der Rotschwingel und das Rotstraußgras. Auch die Wiesenrispe gedeiht durchaus noch in wärmeren Hochlagen. In höheren Lagen muss daher der Mischungsanteil der Untergrä- ser zunehmen. Rasenbildende Gräser müssen im Gegensatz zu horstbildenen Gräsern nicht aussamen, da sie sich auch vegetativ vermehren können. Ein zu hoher Anteil an Obergräsern kann infolge der Lichtkonkurrenz die Entwicklung der Untergräser schwächen sowie das Auf- kommen bodenständiger Arten hemmen. Empfehlung: Phosphor 60 kg P2O5 Kali 100 kg K2O Stickstoff* 25-30 kg N *Die Stickstoffdün- gung sollte bevorzugt mit organischen Düngern wie z. B. gut verrottetem Stallmist erfolgen. Dadurch wird eine langsame N-Nachlieferung gewährleistet. Stallmist: Eine Tonne Stallmist (entspricht ca. 1,2 m³) enthält etwa 2,9 kg N, 2,5 kg P2O5 und 4,2 kg K2O.
  • 40. 40 Unter den Leguminosen kann sich der Weißklee sowie der noch robustere Schweden- klee in feuchten Lagen ausbreiten. In wärmeren bzw. trockenen Hanglagen eignet sich der Hornschotenklee. Ausdauernde Rotkleearten sind im Handel kaum erhältlich. Reihenfolge der Empfindlichkeit der Obergräser Glatthafer empfindlich Knaulgras Wehrlose Trespe Wiesenschwingel Goldhafer Thimothe (Lieschgras) wenig empfindlich Kurzbeschreibung der wichtigsten Almgräser Rotschwingel (Festuca ruba) Der Rotschwingel ist ein rasenbildendes Untergras extensiver Berglagen. Er ist gerne mit Straußgras und Kammgras vergesellschaftet. Der Rotschwingel bildet weich-bors- tige Rasen aus und sorgt für eine schnelle Lückenfüllung auf Weiden. Der Rotschwin- gel ist dürre- und nässefest, wobei kleinwüchsige Arten auch noch in Hochlagen anzu- treffen sind. Der Futterwert ist mäßig. Rotstraußgras (Agrostis capillaris) Das Rotstraußgras ist ein lockerrasiges Untergras und meist mit dem Rotschwingel vergesellschaftet. Es gedeiht auch auf nährstoffarmen und sauren Böden bis in hohe Berglagen. Wiesenlieschgras oder „Thimothe“ (Pleum pratense) Das Wiesenlieschgras ist zwar ein horstbildendes Obergras, welches aber in Weiden durch seine zwiebelartig verdickten Kriechtriebe einen rasigen Wuchs ermöglicht. Es bevorzugt humusreichere Böden, ist winterhart und verträgt schwere, kalte sowie feuchte und raue Lagen. In höheren Lagen ist vorrangig das kleinere „Alpenlieschgras“ anzutreffen. Kammgras (Canosurus cristatus) Das Kammgras mit seinen kammförmig angeordneten Spelzen ist ein blattreiches und kleine Horste bildendes Untergras. Es breitet sich bevorzugt auf leicht trockenen bis feuchten Böden aus. Das Kammgras hat einen mittleren Futterwert und kommt bis in höhere Berglagen bevorzugt auf kalkreichen bis mäßig sauren Böden vor. Es kann auch zum Leitgras werden (sog. Kammgrasweiden).
  • 41. 41 Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) Das Ruchgras kommt sowohl auf trockenen bis feuchten als auch auf kalkhaltigen bis sauren Böden als „Mageranzeiger“ vor. Es ist ein lockeres Horstgras mit mäßigem Fut- terwert und ist auch noch in höheren Lagen anzutreffen. Sein Cumaringehalt verleiht ihm seinen herbfrischen Waldmeisterduft. Wiesenrispe (Poa pratensis) Die Wiesenrispe ist das wichtigste rasenbildende Untergras und kommt bis in hohe Lagen vor. Dieses wertvolle Futtergras ist trockenheitsverträglich und winterfest, verträgt aber schlecht sehr schwere und verdichtete Böden. In höheren Lagen ist auch zunehmend das Alpenrispengras anzutreffen. Wiesenschwingel (Festuca pratensis) Der Wiesenschwingel ist ein horstbildendes und nur bedingt weidefestes Obergras. Er kommt bis in mittlere Berglagen vor. In höheren Lagen wird der Wiesenschwingel vom Rotschwingel abgelöst. Typisch ist seine glänzende Blattunterseite, die deutliche Blatt- riefung und die Einschnürung im oberen Drittel des Blattes. Weißklee (Trifolium repens) Der Weißklee ist die wichtigste Leguminose des Dauergrünlandes und gedeiht auch noch bei pH-Werten unter 5,5. Er ist jedoch trockenheitsempfindlich und wird auf tro- ckenen Standorten vom Hornklee abgelöst. Wiesenhornklee (Lotus corniculatus) Der Hornschotenklee gedeiht in extensiv genutzten und vor allem in trockenen Bergla- gen, wo der Weißklee meist ausfällt.
  • 42. 42 Standortangepasste Saatgutmischungen In der montanen Höhenstufe bis etwa 1400 m Seehöhe kann eine Standarddauerwei- demischung für raue Lagen (z. B. ÖAG-Dauerwiesenmischung H) verwendet werden. ÖAG-Dauerweidemischung H – für raue Lagen (bis 1400 m Seehöhe) Seehöhe zwischen 800 und 1.400 m Pflanzenname Anteil in Flächen % Weiß-Klee (Trifolium repens) 10,0 Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus) 5,0 Englisches Raygras (Lolium perenne) 5,0 Wiesen-Knaulgras (Dactylis glomerata) 5,0 Timothe (Phleum pratense) 15,0 Wiesen-Schwingel (Festuca pratensis) 15,0 Wiesen-Kammgras (Cynosurus cristatus) 5,0 Gewöhnlicher Rot-Schwingel (Festuca rubra) 10,0 Rot-Straußgras (Agrostis capillaris) 5,00 Wiesen-Rispe (Poa pratensis) 20,0 Schweden-Klee (Trifolium hybridum) 5,0 Für Standorte im Bereich des Waldgürtels von 1400 m bis etwa 1700 m Seehöhe ist der Einsatz alpiner und standortangepasster Höhenmischungen wie z. B. ReNatura Mon- tan 1 für saures Ausgangsgestein oder die Mischung Re Natura Montan 2 für basisches Ausgangsgestein empfehlenswert. Für alpine Standorte über 1700 m Seehöhe stehen die Mischungen ReNatura A1 und A2 zur Verfügung. Mischungszusammensetzung n. Lichtenegger u. Krautzer, 1994. Entwicklung des Gras- und Kleebestandes nach einer Hochlagenbegrünung auf Urgestein in 1725 m Seehöhe zwischen 1983 bis 1988 bei unterschiedlicher Düngung Art der Düngung kg/ha Bodendeckung in Flächenprozent 1988 (5 Jahre nach Einsaat) ohne Kalk mit Kalk Gras Klee Gras Klee ungedüngt 9 3 10 8 Vollkorndünger 400 kg 32 3 29 25 Biosol 1500 kg 35 15 29 20 (n. Hollaus u. Köck, 1989) Saatgut für Standorte im Bereich des Waldgürtels bis 1700 m Seehöhe Saures Ausgangsgestein Basisches Ausgangsgestein Horst-Rot-Schwingel Horst-Rot-Schwingel (Festuca nigrescens) 16,0 (Festuca nigrescens) 15,0 Gewöhnlicher Rot-Schwingel Gewöhnlicher Rot-Schwingel (Festuca rubra) 25,0 Festuca rubra) 20,0 Rot-Straußgras Rot-Straußgras (Agrostis capillaris) 8,0 (Agrostis capillaris) 5,0 Wolliges Honiggras Wiesen-Fuchsschwanz (Holcus lanatus) 1,0 (Alopecurus pratensis) 3,0 Gemeines Ruchgras Englisches Raygras (Anthoxanthum odoratum) 2,0 (Lolium perenne) 5,0 Hain-Rispengras Wiesen-Rispe (Poa nemoralis s.str.) 1,0 (Poa pratensis) 15,0 *Die Düngung fördert deutlich den Gräser- anteil. Eine Kalkung fördert zusätzlich den Klee. Saatmenge 40-60 kg/ha
  • 43. 43 Wiesen-Lieschgras Timothee (Phleum pratense s.str.) 5,0 (Phleum pratense) 6,0 Wiesen-Fuchsschwanz Wiesen-Knaulgras (Alopecurus pratensis) 2,0 (Dactylis glomerata ssp. glomerata) 6,0 Deutsches Weidelgras Weiß-Klee (Lolium perenne) 5,0 (Trifolium repens) 13,0 Wiesen-Rispe Gewöhnlicher Hornklee (Poa pratensis) 10,0 (Lotus corniculatus) 10,0 Wiesen-Schwingel Alpen-Wundklee (Festuca pratensis) 5,0 (Anthyllis vulneraria ssp. alpina.) 2,0 Weiß-Klee (Trifolium repens ssp. repens) 15,0 Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus) 5,0 Saatgut für alpine Standorte über 1700 m Seehöhe Saures Ausgangsgestein Basisches Ausgangsgestein Pflanzenname Anteil in % Pflanzenname Anteil in % Horst-Rot-Schwingel Horst-Rot-Schwingel (Festuca nigrescens) 46,0 (Festuca nigrescens) 46,0 Alpen-Rispe Alpen-Rispe (Poa alpina) 17,0 (Poa alpina) 24,0 Violettrispe Violettrispe (Bellardiochloa variegata) 0,3 (Bellardiochloa variegata) 0,3 Kurz-Schwingel Matten-Lieschgras (Festuca supina) 2,0 (Phleum hirsutum) 0,5 Harter-Felsen-Schwingel Harter-Felsen-Schwingel (Festuca pseudodura) 2,0 (Festuca pseudodura) 2,0 Alpen-Lieschgras Rot-Straußgras (Phleum rhaeticum) 1,0 (Agrostis capillaris) 7,0 Drahtschmiele Weiß-Klee (Avenella flexuosa) 1,0 (Trifolium repens) 10,0 Rot-Straußgras Gewöhnlicher Hornklee (Agrostis capillaris) 7,0 (Lotus corniculatus) 8,0 Weiß-Klee Alpen-Wundklee (Trifolium repens) 16,0 (Anthyllis vulneraria ssp. alpina) 1,5 Gewöhnlicher Hornklee Echte Schafgarbe (Lotus corniculatus) 6,0 (Achillea millefolium.) 0,7 Echte Schafgarbe (Achillea millefolium.) 1,7 Saatverfahren Die händische Aussaat als Trockensaat ist das älteste und billigste Saatverfahren, sofern ge- nügend Feinerde vorhanden ist und die Samen eingeeggt oder händisch eingerecht werden. Der Einsatz einfacher Übersaatgeräte (Einböck, Hatzenbichler, APV etc.) ist auf Almbö- den meist nur sehr begrenzt möglich. Diese „Oberaufsaatgeräte“ sind mit einem Wie- senstriegel zur Entfilzung bzw. Lockerung des Oberbodens und einem aufgebauten Saat- kasten ausgestattet. Wichtig ist ein zusätzliches Anwalzen mittels einer Profilwalze, um den Boden- und damit auch Wasseranschluss sicherzustellen. *Oberhalb der Wald- grenze eignen sich nur noch Arten mit niedrigem Wuchs. Neben dem Horst-Rot- schwingel können sich auf nährstoffreichen Böden noch das Alpen-Rispengras und das Alpen-Lieschgras durchsetzen. Saatmenge 100-150 kg/ha Saatmenge 100-150 kg/ha
  • 44. 44 Die Übersaat erfolgt entweder im Frühjahr oder nach einer Pflegemahd in lückige Böden (auch als Schlafsaat kurz vor Wintereinbruch) . Für höhere und steilere Lagen mit wenig Feinerdeanteilen sind vor allem bei Neuansaaten eine Mulchsaat (z. B. Strohdecksaaten) oder Nasseinsaat (Spritzsaat) zu bevorzugen. Ein witterungsbedingtes und daher nicht kalkulierbares Restrisiko besteht bei jedem Saatverfahren. Daher sollten stets nur Teilflächen eingesät werden. Je nach Saatgut und Saatverfahren schwanken die Kosten je Quadratmeter von 0,40 € bis über 1,00 € bei Mulchsaaten. Einfache Trockensaat Trockensaaten werden meist als Handeinsaat durchgeführt. Ein Problem bei der hän- dischen Einsaat ist die gleichmäßige Verteilung und das sorgfältige Einrechen des Saatgutes. Die Saatmenge beträgt bis 1400 m Seehöhe etwa 40 bis 60 kg/ha und steigt in alpinen Hochlagen über 1700 m auf 100 bis 150 kg/ha an. Wichtige Einflussfaktoren auf den Erfolg sind die Saatgutzusammensetzung, die Saattechnik, der Saatzeitpunkt und die Witterung. Bei der „Heublumensaat“ ist die Voraussetzung das Vorhandensein von samenreichen Resten aus Heustadeln von spät nach der Blüte genutzten Heuwiesen. Heublumen von zu früh genutzten Wiesen sind ungeeignet. Heublumen bestehen hauptsächlich aus zerkleinerten Blütenständen und Blattresten. Die Heublumensamen sollten nicht älter als zwei Jahre sein und in großen Mengen je nach Höhenlage bis etwa 1 cm dick ausgestreut werden. Hufkultivierung Bei dieser einfachen Methode wird eine „Übersaat“ in lückige Bestände entweder un- mittelbar vor der Beweidung im Frühjahr oder nach einem Pflegeschnitt durchgeführt. Die Samen werden dann kurz vom Jungvieh eingetreten. Danach sollte das Vieh wieder ausgezäunt werden, um das Saatgut nach dem Ankeimen vor Trittschäden zu schützen. Deckfruchtansaat Bei Neueinsaaten wird die Getreidedeckfrucht zuerst (Bodentiefe ca. 2 bis 3 cm) einge- arbeitet. Das anschließende Saatgut sollte 0,5 bis 1 cm tief in den Boden eingebracht werden. In Hanglagen oder sonnenexponierten Lagen kann durch zusätzliche Einsaat einer schnellkeimenden Deckfrucht (ca. 80 kg/ha Roggen oder Hafer) die Erosionsgefahr ver- ringert werden. Auch eine Kombination einer Deckfrucht z. B. mit einer Strohmulchab- deckung ist möglich. In tieferen und ebenen Lagen muss die Deckfrucht rechtzeitig (bei ca. 25 bis 30 cm Wuchshöhe) gemäht werden, damit die Ansaat ausreichend Licht be- kommt und nicht erstickt. Mulchsaat (Saatgut plus organisches Material) Die Mulchsaat wird vorrangig mit Stroh durchgeführt und ist vor allem bei großflächigen Neuansaaten sowie in trockenheits- und erosionsgefährdeten Lagen empfehlenswert. Bei der Strohdecksaat wird dann das Saatgut nach der Ausbringung etwa 1 bis 2 cm mit Stroh oder Heu bedeckt. Je nach Höhenlage werden etwa 200 bis 300 g/m² benötigt. Dadurch wird das Saatgut einerseits vor Austrocknung und andererseits vor Temperatur- extremen geschützt.
  • 45. 45 In sehr steilem Gelände sollten anstelle von Stroh verwebte Strohmatten verwendet werden. Eine Kalkung mit ca. 1.000 kg kohlensaurem Kalk zur Saat sowie eine kleine PK- Startdüngung wäre günstig. Bei einem pH-Wert unter 5 ist die Keimung gehemmt, wo- durch verstärkt Auflaufschäden auftreten können. Spritzbegrünung (Hydrosaat) Eine Spritzbegrünung wird überbetrieblich von Spezialunternehmen auf steilen Bö- schungen mit glatter Oberfläche bzw. in sehr humusarmen Hanglagen durchgeführt. Zur Spritzbegrünung wird eine Mischung aus Wasser, Blumenerde oder Torf, Dünger und Haftkleber verwendet. Bei Vorhandensein von einem Güllefass mit integriertem Rühr- werk kann die Methode auch in Eigenregie ausgeführt werden. Beachte: n Junge Einsaaten 1 bis 2 Jahre auszäunen und vor Viehtritt schonen n Nachdüngung nach 2 Jahren n Notwendige Entwässerungsgräben und Sickerschlitze instand halten n Falls möglich eine Mahd zur Förderung der Untergräser (Verbesserung der Lichtkonkurrenz) durchführen Gesetzliche Grundlagen Bei allen geplanten Maßnahmen auf Almen sind grundsätzlich die jeweiligen Natur- schutzgesetze der Bundesländer, das Österreichische Forstgesetz (BGBL.Nr. 59/2002) und das Bundesgesetz über die Verbrennung biogener Materialien außerhalb von Anlagen (BGBL Nr. 405/1993) zu beachten. Jedes Bundesland hat eigene Naturschutzbestimmungen, die teilweise voneinander ab- weichen. Beim Schwenden ist auf die in den Bundesländern unterschiedlich geschützten Pflanzenarten (z. B. Zirbe, Latsche, Rostblättrige Alpenrose etc.) Rücksicht zu nehmen. Auch bewilligungspflichtige Maßnahmen (z. B. Geländekorrekturen) sowie anzeigepflich- tige Maßnahmen (Beseitigung von Busch- und Gehölzgruppen) sind länderweise unter- schiedlich geregelt. Das Forstgesetz regelt die Erteilung von Rodungsbewilligungen sowie Maßnahmen zum Schutz vor Wildbächen und Lawinen. Bei mehr als 50 % Überschirmung und einer Höhe über 1 m ist generell eine Rodungsbewilligung erforderlich. Das Bundesgesetz über die Verbrennung biogener Abfälle regelt u. a. auch das Verbot des punktuellen Verbrennens z. B. von Schwendgut. Fazit: Nur die Beweidung der Almen sichert unsere Kulturlandschaft. Nährstoff- mangel infolge zu geringer Bestoßung sowie mangelnde Almpflege sind die Hauptursachen für die Versauerung und Verheidung (Verwaldung) der Almflächen.
  • 46. 46 Literatur Aigner S. Egger G., Gindl G. Buchgraber K., Almen bewirtschaften, Stocker-Verlag 2003 Bohner A. Soziologie und Ökologie der Weiden – von der Tallage bis in den alpinen Bereich, 5. Alpenländisches Expertenforum, S 31-39 BAL-Gumpenstein Dietl W., Ökologie und Wachstum von Futterpflanzen und Unkräutern des Grünlandes, Landw. Forschung, 21 (1/2), Galler J., Giftpflanzen des Grünlandes, Alm- und Bergbauer, 5-6/1999 Jenewein J. Die Almwirtschaft in Österreich, Der Alm- und Bergbauer, 6-7/2001 Köck L., Untersuchungen über Waldweide in Tirol, Alm- und Bergbauer, Heft 1/1981 Krautzer B., Entwicklung standortgerecher Saatgutmischungen für die Begrünung in Hochlagen, BAL-Gumpenstein, Bericht Sämereientagung 1997
  • 47. 47 Kalkdüngung Stickstoff Phosphat Grünlandnachsaat Wirtschaftsdünger Kutschera L., Landschaftsökologische Bedeutung der Almwirtschaft, Alm und Bergbauer, 11/1979 Legner F. Erfolgreiche Strategien der Wald- und Weideordnung, Alm- und Bergbauer, 1-2/2002 Lichtenegger E. Hochlagenbegrünung mit Alpinsaatgut und organischen Düngern, Alm- und Bergbauer, 1-2/1999 Newesely C., Erosionsgeschehen im Almbereich, Hefferhofer Umwelt- gespräche 2008 Partl C. Düngung und Kalkung in Hochlagen, Hefferhofer Umweltgespräche, 2008 Schippinger K. Rutschgefährdungen und Setzungen sowie Sanierungs- maßnahmen, Der Sachverständige Heft 2/2009 Wieser S., Multifunktionale Almwirtschaft, Hefferhofer Umweltgespräche, 2008 Bilder: Dürnberger W., Fankhauser M., Galler J., Mooslechner Ch., Müllauer A., Stadler, G. Saller J. Weitere Broschüren
  • 48. 48 Landwirtschaftskammer Salzburg Betriebsentwicklung und Umwelt 5020 Salzburg, Schwarzstraße 19 Tel. +43(0)662/870571-242 Fax +43(0)662/870571-295 beu@lk-salzburg.at www.lk-salzburg.at