Smart Clients Interaktionsparadigmen Im Nutzungskontext Webbrowser (Paper)
1. SmartClients – Interaktionsparadigmen im Nutzungskontext
Webbrowser
Probleme und Lösungen
Jan Groenefeld Markus Kühner Christian Kaspari Prof. Dr. Dieter Wallach
User Interface Designer User Interface Designer User Interface Designer User Interface Designer
ERGOSIGN GmbH ERGOSIGN GmbH ERGOSIGN GmbH ERGOSIGN GmbH
Stuhlsatzenhausweg 69 Stuhlsatzenhausweg 69 Stuhlsatzenhausweg 69 Stuhlsatzenhausweg 69
66123 Saarbrücken 66123 Saarbrücken 66123 Saarbrücken 66123 Saarbrücken
groenefeld@ergosign.de kuehner@ergosign.de kaspari@ergosign.de wallach@ergosign.de
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Abstract
Die aktuell in der Webentwicklungssze- zum einen durch die verwendete Keywords
ne vorherrschenden Schlagworte quot;Rich Technik als auch durch ein erhöhtes Web 2.0, Rich Internet Applications,
Internet Applicationsquot; (RIA), quot;Smart- Maß an Interaktionsmöglichkeiten. AJAX, User Experience, Usability
Clientsquot;, quot;Web2.0quot; und quot;AJAXquot; werden
Das Paper befasst sich mit Lösungs-
von Webentwicklern in teilweise wahllo-
ansätzen sowohl auf konzeptioneller
sem Zusammenhang als verkaufsför-
als auch auf technischer Ebene. Ne-
dernde quot;Trendsetterquot; verwendet. Das
ben der rein konzeptionellen Untersu-
Paper grenzt die Begriffe klar gegenein-
chung von Controls, die für Web 2.0
ander ab und bringt sie in einen logi-
Anwendungen typisch erscheinen
schen Gesamtkontext.
(quot;Drag&Dropquot;, quot;Edit In Placequot;) dient die
Eine kurze technische Einführung in die Diskussion eines konkreten Webange-
Verwendung dieser neuen Webtechno- bots (www.mtvoverdrive.de) als pra-
logien dient als Grundlage, um aufkom- xisnahes Beispiel, wie die vorange-
mende Usability-Probleme herauszustel- gangen konzeptionellen Überlegungen
len, mit denen sich Webentwickler kon- zur Steigerung der Benutzerfreund-
frontiert sehen. lichkeit im Einzelfall umgesetzt werden
könnten.
Die Anforderungen an die Benutzer-
freundlichkeit einer Webanwendung der
Web 2.0 Generation steigen
nungsbild einer Webanwendung bisher Hierbei sind vor allem zwei Problemfel-
Einleitung fremd. Das aktuell vorherrschende der zu betrachten. Zum einen werfen die
1.0
Erfahrungsdefizit des Benutzers muss neuen Bedienkonzepte aufgrund ihrer
Aktuelle Webentwicklungen bieten
durch verstärkte Bemühungen in der steigenden Interaktionskomplexität
dank neuer Webtechnologien ungeahnte
Benutzerfreundlichkeit kompensiert selbst Probleme auf, zum anderen ent-
Funktionsvielfalt und Komplexität. Diese
werden. stehen Widersprüche zu den Applikati-
Webanwendungen imitieren nicht selten
ons-Controls des Browsers. Insbesonde-
komplette Desktop-Applikationen und Darüber hinaus sollte der Benutzer
re die History-Buttons eines Browsers
werden in der Regel unter dem Begriff nicht unnötig neuen Bedienkonzepten
werden vom Benutzer als fester Naviga-
quot;Web 2.0quot; zusammengefasst. Als Syn- ausgesetzt werden. Die Entscheidung
tionsbestandteil einer Website gesehen.
onym wird auch der Begriff quot;Rich Inter- über die Verwendung eines neuen
In aktuellen Implementierungen von
net Applicationsquot; (RIA) verwendet. Die Interaktionsparadigmas sollte sich
Web 2.0 Anwendungen weisen diese
aufkommende nächste Generation von weniger nach einem Trend richten,
Controls jedoch kein erwartungskonfor-
Webanwendungen birgt jedoch neue sondern ausschließlich durch die zu
mes Verhalten auf und führen zu Verwir-
Herausforderungen für den Benutzer. erwartende Steigerung der Benutzbar-
rung auf Benutzerseite.
Diesem sind interaktive Bedienkonzepte keit geleitet werden.
sowie ein applikationsartiges Erschei-
1
2. tätslevel einer Desktop-Applikation zu Philosophie schätzt, durch Funktions-
Begriffsdefinitionen
2.0
erreichen, bedarf es der Verbesserung vielfalt und Komplexität überfordert wird.
Web 2.0 der (statischen) Web-Applikationen.
2.1
Bis vor kurzem beschränkten sich die
Diese werden durch die Verwendung
Der Begriff quot;Web 2.0quot; wurde etab- Navigations- und Interaktionsmechanis-
der Smart Client-Technologie erreicht.
liert, um die aktuellen Webentwicklun- men auf Hyperlinks und gelegentlich
gen in den gesamthistorischen techno- Als Anwendungsbeispiele sind hier in Javascripts, die besonders ansprechen-
logischen Fortschritt von Webanwen- erster Linie eine Vielzahl von Email- de Navigationsmenüs ermöglichten.
dungen einzuordnen und markiert den Clients und Video- und Foto-
Momentan gilt im Web die Philosophie
Zeitpunkt der Einführung einer neuen Communities anzuführen, die sich der
quot;Höher, schneller, weiter, bunter und
Generation von Webapplikationen. quot;Web Smart Client-Technologie bedienen,
interaktiverquot;. Insbesondere bei Weban-
2.0quot; steht für mehr Interaktivität, mehr um neue Mehrwerte für den Benutzer
geboten, die komplette Applikationen
Funktionsvielfalt, vom Benutzer beein- in der Interaktion und Bedienung zu
imitieren (Mailprogramme, Tabellenkal-
flussbare Webinhalte und die Intensivie- generieren.
kulationen), sind Usability-Probleme
rung der Benutzergemeinschaft (Web-
unausweichlich. Entgegen der ursprüng-
Community). AJAX
2.4
lichen Charakteristik des Webangebots
Die Abkürzung quot;AJAXquot; steht für ist aufgrund der höheren Komplexität
Rich Internet Applications (RIA)
2.2
Asynchrone Javascript And XML und eine lange Lernkurve wie bei typischen
Der Begriff quot;RIAquot; wird häufig als dient als zusätzlicher Kommunikations- Desktop Applikationen zu erwarten. Eine
Synonym für quot;Web 2.0quot; verwendet. Layer zwischen Server und Client. Mit Vielzahl von neuen Funktionen wird dem
Während quot;Web 2.0quot; eher als Oberbegriff Hilfe dieses Layers wird die asynchro- User verwehrt bleiben, wenn ihm diese
für die Masse an Webanwendungen der ne Kommunikation zwischen Client nicht mittels durchdachter Usability-
neuen Generation steht, trifft der Begriff und Server für den Benutzer unbe- Konzepte zugänglich gemacht werden
quot;RIAquot; eine direkte Aussage über die merkt im Hintergrund durchgeführt, so (Maurer, D. 2006).
inhaltliche Abgrenzung zu älteren Web- dass kein Reload der gesamten Seite
Die Bemühungen um Bedienbarkeit im
anwendungen. Die neue Generation ist nötig ist, um Teile des Contents zu
Web müssen entsprechend der neuen
quot;reicherquot; an Interaktion und Funktion. ersetzen. quot;AJAXquot; ist vollständig in Ja-
Bedienkonzepte ausgeweitet werden. Im
vaScript implementiert.
folgenden Abschnitt werden exempla-
SmartClient
2.3
Die Hauptcharakteristik einer RIA be- risch Interaktionsparadigmen vorgestellt
Der quot;Smart Clientquot; vereint die Vortei-
steht in der Regel in der simulierten und Lösungsansätze präsentiert, die
le eines quot;Fat Clientquot; mit denen eines
Zustandslosigkeit des Browsers, die dem Benutzer den Zugang vereinfa-
quot;Thin Clientquot; (Keith, J. 2007).
dem Benutzer das Gefühl vermittelt, es chen.
handele sich um eine Desktop-
Durch Nutzung der Client-Ressourcen
Applikation.
besitzt ein quot;Smart-Clientquot; die Interaktivi-
Interaktionsparadigmen
4.0
tät, Produktivität und Performance eines
Die quot;AJAX-Technologiequot; bildet den
Viele der unten aufgeführten Inter-
quot;Fat Clientquot; und kombiniert diese Eigen-
technischen Grundpfeiler zur zu-
aktionsparadigmen sind dem geneigten
schaften mit der zentralen Datenhaltung,
standslosen Client-Server Kommuni-
Internetbenutzer unbekannt. Anderen
automatischen Aktualisierung und mini-
kation.
Benutzern sind diese Controls aus
malem Pflegeaufwand eines quot;Thin
quot;Stand Alonequot;-Applikationen bekannt.
Clientquot;.
Doch auch diese Benutzergruppe ist
Überforderung des Benutzers
3.0
In den letzten Jahren ist eine Entwick- durch Funktionsvielfalt? nicht auf ein derartiges Interaktionsan-
lung zu beobachten, die die Verbreitung
gebot im Web vorbereitet. Mangels Er-
Verfolgt man die Entwicklung von
von Smart Client-Anwendungen im
wartung werden entsprechende Interak-
Webanwendungen über die Zeit, so ist
Webkontext stetig vorantreibt.
tionselemente unter Umständen schlicht
aktuell ein großer technologischer
übersehen.
Desktop-Applikationen werden durch Sprung zu beobachten. Es besteht
Web-Applikationen ersetzt, um kostenef- jedoch die Möglichkeit, dass der Die Aufgabe des Designers besteht in
fizienter zu arbeiten. Um den vollen Durchschnittsnutzer, der die Kurzwei- diesem Fall in der Bekanntmachung der
Funktionsumfang und hohen Produktivi- ligkeit und Einfachheit der Hyperlink- betroffenen Controls. Einem Leitsatz der
2 Prof. Dr. Wallach, D.; Kaspari, C.; Kühner, M.; Groenefeld, J. (Hrsg.): Usability Professionals 2007
3. Usability folgend sollte ein Bedienele- Veränderung der Cursor-Erscheinung zer häufig durch einen blinkenden Cur-
ment seine Funktion schon durch seine (Pfeil wird zur Hand) einen klaren vi- sor und einen markierten Inhalt bestä-
Gestaltung unmissverständlich preisge- suellen Hinweis auf die versteckte tigt.
ben. Dies wird auch als quot;percieved af- Funktionalität. Darüber hinaus sollte
Wurde der Inhalt editiert, wird das Ele-
fordancequot; bezeichnet (Cooper & Rei- das Objekt als ganzes bei Aktivierung
ment wieder deaktiviert. Häufig handelt
mann 2003, 256f). farblich hinterlegt werden. So wird dem
es sich beispielsweise um eine Tabel-
Benutzer visuell bestätigt, welche
Als Beispiel dienen dreidimensionale lenzelle, in die ein neuer Wert eingetra-
Screenteile zu einem verschiebbaren
Push Buttons. Ihr optisches Herausra- gen wurde.
Container gehören.
gen aus dem flachen Screen fordern
Grundsätzlich beschränkt sich das Prob-
den Benutzer unmissverständlich zum Die Nachahmung physikalischer Ge-
lem auf die Bekanntmachung des
Drücken auf. gebenheiten unserer Umwelt (vgl.
Controls (vgl. Drag&Drop). Es wird je-
Push-Buttons) könnte auch in diesem
Die Einführung neuer Controls sollte in doch wesentlich durch den Umstand
Fall Anwendung finden. Ein leichtes
jedem Fall durch die Verwendung von verstärkt, dass der Benutzer bisher eher
quot;Heraushebenquot; aus dem Bildschirm-
Demonstrationen und kleinen Tutorials mit der passiven Nutzung von Seitenin-
layout vermittelt dem Benutzer den
begleitet werden, auf die der Benutzer halten vertraut ist. Die Möglichkeit der
Eindruck, er könne das Element nun
beim ersten Besuch der Seite aufmerk- inhaltlichen Gestaltung hält er demnach
über den restlichen Bildschirminhalt
sam gemacht wird (Maurer, D. 2006). noch für ziemlich unwahrscheinlich. Dies
hinweg verschieben.
schränkt die mögliche zufällige Explora-
Die folgenden Interaktionselemente bie-
Ebenfalls sollten Bereiche farblich tion zusätzlich ein.
ten in ihrem spezifischen Fall weiteres
markiert werden, in denen ein Element
Optimierungspotential. Lösungsansatz:
sortiert bzw. verschoben werden kann.
Dies sollte immer dann visuell gesche- Ein verbreiteter Ansatz besteht darin,
Drag & Drop
4.1
den Benutzer mit kontextsensitiv einge-
hen, wenn sich der Benutzer mit dem
Beschreibung: blendeten Controls auf zur Verfügung
Maus-Zeiger und dem aktuell verscho-
stehende Interaktionsmöglichkeiten hin-
benen Element über diesem Bereich
Ein Element wird durch einen Mausklick
zuweisen. Bewegt der Benutzer die
befindet.
aktiviert und gehalten. In diesem Zu-
Maus beispielsweise über ein editierba-
stand kann es mit der Maus bei weiter-
res Objekt, wird ein Control zur Aktivie-
Edit in Place
4.2
hin gedrückter Taste in einen beliebigen
rung dieser Interaktion direkt (in Place)
Bildschirmbereich verschoben werden. Beschreibung:
am Objekt angeboten.
Das Loslassen der Taste deaktiviert das
Ähnlich eines gewöhnlichen quot;Inputfel-
Element und legt es an der aktuellen In Kombination mit einem Hilfssymbol
desquot; können Inhalte durch den Benut-
Position ab. quot;Drag&Dropquot; wird häufig könnte der Benutzer zusätzlich auf die
zer direkt editiert werden.
verwendet, um einen Sortiervorgang zu Möglichkeit hingewiesen werden, ein
realisieren. Durch die direkte Objektma- Im Falle einer Web 2.0 Anwendung editierbares Element nicht durch das
nipulation wird dem Benutzer ein natives sind diese editierbaren Bereiche je- entsprechende Control sondern durch
Sortiererlebnis suggeriert. doch nicht als erwartete bekannte einen Doppelklick zu aktivieren. Diese
Formularelemente zu erkennen. Der Information könnte ebenfalls in einem für
Das Problem besteht in erster Linie
Gestaltung eines editierbaren Ele- den Benutzer unumgänglichen Popup-
darin, dass ein Großteil der Benutzer,
ments sind kaum Grenzen gesetzt. Fenster erscheinen, das bei der erstma-
zumindest im Webkontext, nicht mit die-
Über verschiedene Webangebote hin- ligen Nutzung des Webangebots einge-
ser Art der Interaktion vertraut ist. Aus
weg betrachtet leiden hierunter die blendet wird.
diesem Grund wird die Möglichkeit häu-
Konsistenz und der Widererken-
fig schlicht übersehen.
nungswert dieses Controls nachhaltig.
Browserverhalten
5.0
Lösungsansatz:
Der Editiervorgang beginnt in der Re-
Internetnutzer haben über die Jahre
Bei verschiebbaren Elementen hat sich gel mit der Aktivierung eines editierba-
ihr eigenes mentales quot;Page Modelquot; ver-
mittlerweile die Verwendung von kleinen ren Inhaltes. Dies geschieht beispiels-
innerlicht.
quot;Grip-Flächenquot; durchgesetzt. Diese quot;An- weise durch Doppelklicken des Objek-
fasserquot; geben in Kombination mit der tes. Die Editierbarkeit wird dem Benut-
3
4. Demnach kann nahezu jede inhaltliche Es bestehen verschiedene Minimallö- Technische Lösung
5.2
Veränderung des Browsers durch den sungen, die jedoch nicht als endgültige
Einen ernsthaften technischen Lö-
Back-Button rückgängig gemacht wer- Maßnahme gelten können. Eine un-
sungsansatz bietet das quot;Really Simple
den. Dies gilt jedoch nur für Webinhalte komplizierte Methode, die zumindest History Frameworkquot; (RSH) (Neuberg, B.
älterer Generationen, in denen jede In- den oben beschriebenen quot;Worst Casequot; 2007).
haltsänderung durch einen Server- ausschließt, besteht im Löschen der
Das RSH zeichnet die Browser-History
Request eingeleitet wurde. History durch ein einfaches JavaScript.
von quot;AJAX-Anwendungenquot; mit Hilfe ei-
Auf diese Weise sind die History-
Die durch die quot;AJAX-Technologiequot; er- nes Javascripts auf und verknüpft diese
Buttons disabled.
zeugte Zustandslosigkeit des Browsers
mit den History-Buttons des Browsers.
verhindert die automatische Generie- Eine derartige Einschränkung der Kon-
Eine detaillierte Dokumentation sowie
rung einer History. Somit können alte trolle des Benutzers über die Applika-
der Code sind unter
Zustände nicht ohne weiteres durch die tion kann jedoch nicht das Ziel sein.
http://www.onjava.com/pub/a/onjava/200
Verwendung der History-Buttons wie- Darüber hinaus wird bei diesem Vor-
5/10/26/ajax-handling-bookmarks-and-
derhergestellt werden. gang der Verlauf besuchter Seiten
back-button.html zu finden.
unwiderruflich gelöscht, so dass der
Obwohl die History-Buttons nicht als
Benutzer keinen Zugriff mehr hierauf
Undo-Funktion zu verwenden sind, ist
hat. Beispiel mit konkreten Verbesse-
der Benutzer geneigt, das ihm vertraute 6.0
rungsansätzen (MTV Overdrive)
Page-Model auch auf Web 2.0 Anwen- Eine weitere Möglichkeit, die zumin-
dungen zu übertragen. Dies stellt sowohl dest oberflächlich Abhilfe schafft, be- Repräsentativ für eine typische Web
den Benutzer als auch die Entwickler in steht in der Konfiguration des Browser- 2.0 Anwendung dient das Video Portal
der Realisierung auf eine harte Probe. Fensters. Jedes Fenster kann im Auf- quot;MTV Overdrivequot; als konkretes Beispiel,
ruf durch ein Javascript mit den ge- um Schwachstellen zu identifizieren und
Es existiert mittlerweile eine Hand voll
wünschten Controls konfiguriert wer- konzeptionelle Verbesserungen einzu-
Lösungsansätze für die quot;Applikation in
den. Auf diese Weise besteht die Mög- führen.
Applikationquot;-Problematik. Diese unter-
lichkeit ein Fenster zu generieren, das
scheiden sich jedoch deutlich in An- MTV Overdrive ist ein Video Portal, des-
einem Applikationsfenster sehr nahe
wendbarkeit und Aufwand und werden sen Archiv auf ausgestrahlten Inhalten
kommt. Sämtliche Controls des Brow-
im folgenden Kapitel diskutiert. des Fernsehsenders MTV basiert. Für
sers werden schlicht ausgeblendet.
den Benutzer besteht die Möglichkeit
Auf diese Weise wird zugleich das
Browsercontrols vergangene Beiträge und Musikclips
5.1
quot;Applikation in Applikationquot;-Problem
anzuschauen und zu seiner persönli-
entschärft und der Benutzer wird
History Buttons chen Playlist hinzuzufügen. Die Playlist
5.1.1
schon durch die Erscheinung darauf
bietet jederzeit Zugriff auf die gewünsch-
Im Normalfall wird eine History au- vorbereitet, dass es sich nicht um ei-
ten Inhalte.
tomatisch aufgebaut, indem jeder Re- nen gewöhnlichen Webinhalt, sondern
quest als neuer Eintrag und Bewegung um eine komplexe Applikation handelt.
Integration der Browsercontrols
des Benutzers im Netz registriert wird. 6.1
Der vorhergehenden technischen Erläu- Das quot;Applikation in Applikationquot;-
Bookmarks
5.1.2
terung folgend wird aufgrund der Problem wurde auch in diesem Fall nur
Die Problematik ungültiger Book-
quot;Zustandslosigkeitquot; des Browsers keine unzureichend gelöst. Beim ersten Be-
marks resultiert ebenfalls aus dem
gültige History mitgeschrieben. Dies hat such der Seite funktioniert der History-
technischen Problem, dem auch die
ein unerwartetes Verhalten der History- Button erwartungskonform, indem er auf
History unterliegt. Allerdings können
Buttons für den Benutzer zur Folge. Der die zuvor besuchte Seite verlinkt. Mit
Bookmarks weitestgehend vernach-
letzte gesendete Request führt in der jeder Bewegung innerhalb des MTV
lässigt werden, da diese zumindest
Regel auf die zuvor besuchte Internet- Contents, wie beispielsweise der Abruf
verlässlich auf die Startseite des Web-
präsenz. Damit tritt der schlechteste Fall eines neuen Videos, wird ein neuer
inhalts verweisen.
für jeden Betreiber einer Internetseite History-Eintrag angelegt. Entgegen den
ein: Das ungewollte Verlassen seines Benutzererwartungen, jeder Eintrag be-
Webangebots. ziehe sich auf ein zuvor abgespieltes
Video, besitzt die History keinerlei Navi-
4 Prof. Dr. Wallach, D.; Kaspari, C.; Kühner, M.; Groenefeld, J. (Hrsg.): Usability Professionals 2007
5. gationsfunktionalität. Es handelt sich um kleines quot;Overlayquot; quittiert, das direkt Interaktionselemente eine deutliche
quot;blindequot; Einträge, die durch ihre Masse an dem Reiter platziert ist (Beispiel- Steigerung sowohl der intuitiven Benut-
lediglich daran hindern, ungewollt die text: quot;You've added 1 clipquot;). Darüber zung als auch des Nutzungserlebnisses
Seite zu verlassen. hinaus wird die Playlist geöffnet, um (quot;User Experiencequot;) zu erwarten ist.
dem Benutzer den aktuellen Inhalt
Eine Verbesserung der Benutzbarkeit Entwickler von RIAs sollten jedoch nicht
seiner Auswahl anzuzeigen.
könnte durch die Integration einer globa- der Versuchung unterliegen, Controls
len Video-History erzielt werden, die Auf die gleiche Art und Weise könnten aus falschen Motivationen zu implemen-
dem Benutzer unabhängig von seiner Videos aus der quot;Channel-Viewquot; hinzu- tieren. Controls sollten keinen allgemei-
Playlist einen Überblick über die zuletzt gefügt werden. Die quot;Channel-Viewquot; nen Trends folgen, sondern in jeder
betrachteten Videos gibt. Diese History präsentiert eine kategorisierte Auswahl Nutzungssituation auf ihre Tauglichkeit
sollte mit Hilfe des RSH (vgl. Kapitel 5.2) von Videos, die teilweise zu Beitrags- und eine mögliche Steigerung der Be-
auf den Browsercontrols abgebildet wer- gruppen zusammengefasst sind, wel- nutzerfreundlichkeit geprüft werden.
den. che wiederum mehrere Clips umfas-
Darüber hinaus muss der Benutzer
sen. Dies wird durch eine einfache
langsam an das neue Bedienumfeld
Baumstruktur präsentiert. Hierbei sollte
Support neuer Interaktionsele-
6.2
herangeführt werden.
mente die Möglichkeit bestehen, sowohl ein-
Ein durchdachtes Interaktionskonzept in
zelne Clips als auch ganze Gruppen
MTV Overdrive verzichtet fast gänz-
Kombination mit einer ausgereiften In-
per quot;Drag&Dropquot; hinzuzufügen.
lich darauf, den Benutzer gezielt mit den
formationsstruktur ist auch weiterhin die
neuen Controls vertraut zu machen. Ein Die konsequente Umsetzung lässt ein
beste Garantie für eine wachsende Be-
textueller Hinweis an einer in der Navi- intuitiveres Nutzungsverhalten und
nutzergemeinschaft.
gationsstruktur versteckten Stelle muss eine verbesserte quot;User Experiencequot;
in diesem Fall ausreichen, um die erwarten.
quot;Drag&Dropquot;-Funktionalität bekannt zu Literaturverzeichnis
8.0
machen. Fazit MTV Overdrive
6.4 Cooper, A.; Reimann, R. (2003): About Face
2.0 – The Essentials of Interaction Design.
Die quot;Drag&Dropquot;-Funktionalität sollte bei Das Beispiel MTV Overdrive zeigt,
Indianapolis, Indiana: Wiley Publishing, Inc.
erstmaligem Seitenaufruf durch eine dass die gezielte Verwendung typi-
Funktionsdemonstration eingeführt wer- scher Web 2.0 Controls durchaus Vor- Keith, J. (2007): Ajax & Accessibility.
den. Die Demonstration zeigt schema- http://north.webdirections.org/presentations/Aj
teile in der Bedienbarkeit mit sich
tisch, an welcher Stelle bestimmte Ele- axAndAccessibility.pdf
bringt und eine gesteigerte quot;User Ex-
mente verschoben werden können. periencequot; erwarten lässt. Maurer, D. (2006): Usability for Rich Internet
Applications. http://www.digital-
Vor ihrem Einsatz sollte jedoch sowohl
Integration des quot;Drag&Dropquot;- web.com/articles/usability_for_rich_internet_a
6.3
der thematische Kontext als auch die
Mechanismus pplications
erwartete Zielgruppe auf ihre Eignung
Der quot;Drag&Dropquot; Mechanismus Neuberg B. (2005): AJAX – How to Handle
überprüft werden.
wurde nicht konsequent genug umge- Bookmarks and Backbuttons.
Im Fall von MTV Overdrive eignet sich
setzt. Es besteht lediglich die Möglich- http://www.onjava.com/pub/a/onjava/2005/10/
26/ajax-handling-bookmarks-and-back-
das Paket aus moderner Erscheinung,
keit, die Einträge der Playlist durch
button.html
junger Zielgruppe und technologi-
quot;Drag&Dropquot; zu sortieren. Wünschens-
schem Gesamtzusammenhang sehr
wert wäre die Ausweitung von
gut zur Einführung typischer Web 2.0
quot;Drag&Dropquot; auf das Hinzufügen und Beispiele für mit AJAX realisierte
9.0
Controls.
Abspielen von Playlist-Einträgen. Dies Web 2.0 Anwendungen
könnte folgendermaßen geschehen: http://www.mtv.de/overdrive/index.php
Fazit
Die Referenz eines laufenden Videos 7.0
http://www.flickr.com/
wird per quot;Drag&Dropquot; auf den Reiter Kapitel 6 zeigt deutlich, dass bei http://maps.google.com
quot;Playlistquot; gezogen. Dies wird durch ein gezieltem und dosiertem Einsatz neuer
5