Digital Natives sind in den Unternehmen angekommen. Die Sozialisierung dieser jungen Menschen mit Massenmedien hat Soziale Netzwerke im `WWW´ wie `Facebook´, `XING´ und `LinkedIN´ zu natürlichen Kommunikationsinstrumenten für alle gemacht. Wirtschaftliche Entscheidungsprozesse im B2B Geschäft werden stark durch persönliche Beziehungen beeinflusst. Die Pflege dieser Beziehungen findet heute unter anderem in diesen Sozialen Netzwerken statt. Unternehmen und MitarbeiterInnen müssen die Bedrohungen für Unternehmen und die eigene Person kennen. Es müssen entsprechende Vorkehrungen getroffen werden, um die Vorteile dieser Netzwerke ohne Schaden für das eigene Unternehmen zu nutzen.
Die Ergebnisse der Forschungsarbeit bilden einerseits die Grundlage für die Entwicklung von individuellen `Social Media Richtlinien´. Andererseits sind sie eine Hilfestellung für RisikomangerInnen, bei der Beurteilung der Risiken dieser Sozialen Netzwerke als Beziehungsmanagementinstrument in Unternehmen.
Digital Natives have `landed´ in the companies. Young people are socialized with mass media. Social networks, like `Facebook´, ´XING´ and `LinkedIN´, are now common communication instruments for everyone. Personal relations have a major impact on economic B2B decision processes. Today relationship management is also done in these social networks. A company and its employees have to know the threats for the company and for themselves. They have to take necessary precautions to use the advantages of social networks without harm for his company.
The results of this research are fundamental for the development of individual `Social Media Guidelines´ and support to risk managers, evaluating social networks as relationship management tools in companies.
Masterthese Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken B2B
1. Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von
sozialen Netzwerken
im B2B Kontext
Welche spezifischen Bedrohungen ergeben sich für Unternehmen
aus der individuellen Nutzung von sozialen Netzwerken im WWW,
wie Facebook, XING und LinkedIn, als Beziehungsmanagement Tool
der MitarbeiterInnen im B2B Kontext im Lichte von Enterprise 2.0.
Master Thesis
zur Erlangung des akademischen Grades
Master of Science MSc
Im Universitätslehrgang
MSC Interactive Media Management 3
verfasst von
Günther R. Neukamp
Eingereicht am Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien der
Fakultät für Bildung und Medien an der Donau Universität Krems
Betreuer: Univ.-Lektor Mag. Aga Kwiecinski
Tag der mündlichen Prüfung: 16.9.2011
Krems, September 2011
2. Abstract
Digital Natives sind in den Unternehmen angekommen. Die Sozialisierung dieser
jungen Menschen mit Massenmedien hat Soziale Netzwerke im `WWW´ wie
`Facebook´, `XING´ und `LinkedIN´ zu natürlichen Kommunikationsinstrumenten
für alle gemacht. Wirtschaftliche Entscheidungsprozesse im B2B Geschäft werden
stark durch persönliche Beziehungen beeinflusst. Die Pflege dieser Beziehungen
findet heute unter anderem in diesen Sozialen Netzwerken statt. Unternehmen und
MitarbeiterInnen müssen die Bedrohungen für Unternehmen und die eigene Person
kennen. Es müssen entsprechende Vorkehrungen getroffen werden, um die Vorteile
dieser Netzwerke ohne Schaden für das eigene Unternehmen zu nutzen.
Die Ergebnisse der Forschungsarbeit bilden einerseits die Grundlage für die
Entwicklung von individuellen `Social Media Richtlinien´. Andererseits sind sie eine
Hilfestellung für RisikomangerInnen, bei der Beurteilung der Risiken dieser Sozialen
Netzwerke als Beziehungsmanagementinstrument in Unternehmen.
Digital Natives have `landed´ in the companies. Young people are socialized with
mass media. Social networks, like `Facebook´, ´XING´ and `LinkedIN´, are now
common communication instruments for everyone. Personal relations have a major
impact on economic B2B decision processes. Today relationship management is also
done in these social networks. A company and its employees have to know the
threats for the company and for themselves. They have to take necessary precautions
to use the advantages of social networks without harm for his company.
The results of this research are fundamental for the development of individual
`Social Media Guidelines´ and support to risk managers, evaluating social networks
as relationship management tools in companies.
3. Vorwort
Ich hatte als Manager in den Branchen Industrierohstoffe, Verpackung,
Industriedienstleistungen, Personalentwicklung und Business Consulting immer
wieder die Aufgabe die persönliche Beziehung zwischen MitarbeiterInnen des
eigenen Unternehmens und anderer Unternehmen zu fördern, zu entwickeln und zu
pflegen.
Seit 2006 befasse ich mich beruflich mit Social Media Aktivitäten zur Unterstützung
der Akquisition und Kundenbindung von Unternehmen im Bereich Business
Consulting, Software und Industrie.
Im Jahr 2008 absolvierte ich den 5. Strategischen Führungslehrgang im Auftrag der
österreichischen Bundesregierung und des Nationalen Sicherheitsrates, welcher sich
auch intensiv mit Corporate Security und Cyber Crime Herausforderungen
auseinandersetzt.
Seit 2008 bin ich nebenberuflich Lektor an der FH Campus Wien im Bachelorstudium
„Integriertes Sicherheitsmanagement“ und im Masterprogramm „Corporate Security
und Risikomanagement“ für die Themen Verhandlungstechnik, Führung und
Präsentationstechnik.
Zahlreiche Unternehmen sind bis heute nicht auf die Social Media Aktivitäten ihrer
MitarbeiterInnen vorbereitet.
Damit lag das Forschungsfeld für meine Master These auf der Hand.
Ich widme diese Arbeit meiner 88jährigen Großmutter, die mir von Kindesbeinen an
immer fest zur Seite steht. Sie kann nur wenig mit den Inhalten dieser Arbeit
anfangen, aber ohne ihre Unterstützung wäre ich nicht wer ich heute bin. Danke!
4. Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Ausgangssituation und Zielsetzung - 1
1.2. Aufbau dieser Masterthesis - 4
2. Begriffsdefinition und Theoretische Grundlagen
2.1. Unternehmensrisiken und Bedrohungen - 5
2.2. Soziale Netzwerke - 16
2.2.1. Die Zeit vor `facebook´, `XING´ und `LinkedIn´ - 16
2.2.2. `facebook´ - 18
2.2.3. `XING´ - 28
2.2.4. `LinkedIn - 34
2.3. Enterprise 2.0 - 34
2.4. B2B Beziehungsmanagement - 36
3. Forschungsmethoden
3.1. Literarische Forschung - 40
3.1.1. „How to avoid Facebook & Twitter Disasters“ (Null, 2009) - 40
3.1.2. “Facebook, Myspace & Co” (Zimmer, 2009) - 45
3.1.3. „Gesamte Rechtsvorschrift für Urheberrechtsgesetz“ (Bundesgesetz, 2011) - 46
3.1.4. „Safer Surfing“ (saferinternet.at, 2011) und „internet sicher nutzen“ (ispa, 2011) - 48
3.1.5. „Arbeitsrecht für die betriebliche Praxis“ (Mayrhofer, 2011) - 51
3.1.6. „Building A World-Class Compliance Program” (Biegelman, 2008) - 53
3.1.7. “Unsere Kommunikation der Zukunft“ (Scoble, et al., 2007) - 54
3.1.8. „Gefahren durch Wirtschafts- und Industriespionage für die österreichische Wirtschaft“ (BMI,
2010) - 55
3.1.9. „Infoblatt Elektronische Abwehr“ (Abwehramt, 2006) - 56
3.1.10. „Sophos Security report 2011“ (Sophos, 2011) - 57
3.1.11. “Implementing Solutions to Social Media´s Security Risks” (Security Directors Report, 2010) - 61
3.1.12. “Cisco 2010 Annual Security Report” (Cisco, 2010) - 61
3.1.13. “Industriespionage 2.0 – Soziale Netzwerke und Ihre Auswirkungen auf die Firmensicherheit“
(Poller, 2008) - 63
3.1.14. „Have You Ever Heard a FINRA Tweet? The Social Media Universe Meets the Securities World”
(Haid, 2010) - 64
3.1.15. “10 THINGS you should know now about…. SOCIAL MEDIA SECURITY” (Reisinger, 2009) - 65
3.1.16. “Informationstechnologie – Sicherheitstechnik ÖNORM ISO/IEC ISO 27001“ (ON
Österreichisches Normungsinstitut, 2008) - 66
3.2. Forschungsabschluss
3.2.1. Schwachstellen, Bedrohungen, Straftaten - 72
3.2.2. Gründe für Social Media Unternehmensrichtlinien und Sicherheitsmaßnahmen - 74
3.2.3. Allgemeine Handlungsempfehlungen für MitarbeiterInnen in Sozialen Netzwerken - 75
3.2.4. Unternehmensseitige Handlungsempfehlung bei der Nutzung von Sozialen Netzwerken durch
MitarbeiterInnen - 77
3.2.5. Besondere Handlungsempfehlungen für Unternehmen in sensiblen Industrien mit hoher Relevanz
für potentielle Angreifer - 82
4. Anhänge
4.1. Literaturverzeichnis - 83
4.2. Abbildungsverzeichnis – 86
5. 1. Einleitung
1.1. Ausgangssituation und Zielsetzung
Unternehmen im `Business to Business´ (B2B) Bereich verlangen von ihren
MitarbeiterInnen den Aufbau und die Pflege von persönlichen Beziehungen zu
MitarbeiterInnen und EntscheidungsträgerInnen von KundInnen, LieferantInnen und
anderen GeschäftspartnerInnen.
Persönliche Beziehungen haben große Bedeutung für den Erhalt bestehender
Kundenbeziehungen:
‚Lastly, it was found that commitment in a relationship can be enhanced if
clients do not regard services on offer from alternative service providers as
more attractive than those offered by their current service provider.‛ (Theron
& Terblanche & Boshoff, 2008 S. 1007)
Für viele Unternehmen stellt der persönliche Austausch über private B2B
Austauschplattformen eine kostengünstige Form des Informations-
austausches dar. (vgl. Chinn & Unkle, 2006 S. 1)
Eine für persönliche B2B Kontakte optimierte Austauschplattform ist die
Social Media Plattform `XING´:
„Zielgruppe dieser Plattform sozialer Software sind berufstätige Personen,
die ihr Kontaktnetzwerk (Partner, Kunden, Freunde, Interessenten, Ex-
Kollegen, Ex-Kommilitonen etc.) online pflegen. Um Mitglied zu werden,
müssen Internetnutzer das 18. Lebensjahr vollendet haben.‚ (wikipedia, 2011
S. 1)
XING ist lt. eigenen Angaben Marktführer in der DACH- Region
(Deutschland, Österreich, Schweiz) im B2B Segment mit 4,69 Mio.
NutzerInnen (vgl. Möller, 2011 S. 7)
Weltweiter Marktführer im persönliche B2B Austausch ist lt. eigenen
Angaben die Social Media Plattform `LINKEDIN´:
„LinkedIn operates the world’s largest professional network on the Internet
with more than 100 million members in over 200 countries and territories<
<More than half of LinkedIn members are currently located outside of the
United States.‛ (Linkedin, 2011 S. 1)
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 1
6. Neben den dezidierten B2B Social Media Plattformen werden B2B
Beziehungen auch auf der allgemeinen Social Media Plattform `FACEBOOK´
gepflegt:
„Österreich wies per 31. Dezember 2010 einen neuen Rekordmitglieder-
bestand von 2.258.020 Personen aus. Am 27. November 2008 waren lediglich
224.780 Personen in Österreich auf Facebook registriert.‚ (wikipedia, 2011,
Seite 1)
Die Nutzung von `Facebook´ in Österreich stieg demnach im Zeitraum von
November 2008 bis Dezember 2010 um über 1000%.
Nicht zuletzt deswegen stellt sich also die Frage, warum sich auch Unternehmen mit dem
Phänomen der Social Media Plattformen auseinandersetzen sollten, und welche
Bedeutung diese aus Sicht der ArbeitgeberInnen haben. Denn eine neue Generation von
MitarbeiterInnen verändert den Kommunikationsbedarf von Unternehmen:
„It is now clear that as a result of this ubiquitous environment and the sheer
volume of their interaction with it, today’s students think and process
information fundamentally differently from their predecessors. These differences
go far further and deeper than most educators suspect or realize. < <As we
shall see in the next instalment, it is very likely that our students’ brains have
physically changed – and are different from ours – as a result of how they grew
up. But whether or not this is literally true, we can say with certainty that their
thinking patterns have changed. I will get to how they have changed in a
minute.
What should we call these ‚new‛ students of today? Some refer to them as
the N-[for Net]-gen or D-[for digital]-gen. But the most useful designation I
have found for them is Digital Natives. Our students today are all ‚native
speakers‛ of the digital language of computers, video games and the
Internet.‚ (Prensky, 2001 S. 1)
Die `Digital Natives´ sind in den Unternehmen angekommen.
Wenn wir von dieser Generation den Aufbau und die Pflege von
persönlichen Beziehungen verlangen, müssen wir – auf Grund der intensiven
Sozialisation durch Massenmedien - die Sozialen Funktionen von
Massenmedien berücksichtigen:
Roland Burkart unterteilt diese in soziale, politische und ökonomische
Funktionen. Als Soziale Funktionen definiert er Sozialisationsfunktion,
soziale Orientierungsfunktion, Rekreationsfunktion und
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 2
7. Integrationsfunktion.
(vgl. Burkart, 2002 S. 382)
`Digital Natives´ sehen dementsprechend Social Media Plattformen als natürliche Form
der Kommunikation und Beziehungspflege.
„`Digital Natives´ sind mit Wikis, Blogs und Social Networks aufgewachsen
und unterscheiden kaum mehr zwischen virtueller und realer Welt.
Unternehmen sind gut beraten, die Web-Ureinwohner ernst zu nehmen.
Denn sie können nicht weniger als unsere Gesellschaft verändern<
<Besonders Unternehmen mit konservativen Strukturen fällt es schwer, sich
mit den Bedürfnissen der Digital Natives anzufreunden: Für viele der jetzt
jungen Netzgeneration stellt der `Nine-to-Five-Job´ ein Relikt aus Zeiten der
Industrialisierung dar.
Als Netzwerkarbeiter befinden sich viele ihrer Kollegen und Kontakte in
verschiedenen Zeitzonen, sie bevorzugen flache Hierarchien, das Recht auf
Mitbestimmung, Transparenz und Herausforderungen. Dafür bieten sie
flexible Prozessstrukturen und arbeiten oft hoch effizient‚ (Neef Schroll &
Theis, 2009, Seite 1)
Unternehmen stehen damit vor der Herausforderung die Risiken der
Nutzung von Social Media Plattformen durch ihre MitarbeiterInnen zu
bewerten und darauf abgestimmte Maßnahmen zu ergreifen.
Die Verbindung der Erfahrungen im B2B Beziehungsmanagement, Social
Media und Corporate Security führt den Verfasser dieser Master Thesis zu
folgender wissenschaftlicher Fragestellung:
Welche organisatorischen Maßnahmen sind seitens eines Unternehmens empfehlenswert
um die allgemeinen Unternehmensrisiken bei der Nutzung von Social Media Plattformen
durch MitarbeiterInnen als B2B Beziehungsmanagementtool zu reduzieren?
Die gegenständliche Arbeit befasst sich nicht mit den technischen Risiken,
welche sich für die IT Infrastruktur aus der Nutzung von Social Media
Plattformen durch MitarbeiterInnen ergeben.
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 3
8. 1.2. Aufbau dieser Master Thesis
Die Methodik ist eine (reine) Literaturarbeit, die - wie für die neuen,
interaktiven Medien ja nicht ungewöhnlich - interdisziplinären
Fragestellungen, z.B. aus dem Bereich Corporate Security und
Risikomanagement (und damit bereits von ihrem grundsätzlichen
Methodenansatzpunkt her dezidiert NICHT empirisch), gewidmet sein kann.
Aufgrund des Themas ist die Einbeziehung von Onlineartikeln inkl.
Wikipedia ausdrücklich seitens der Studiengangs Leitung zulässig.
Die Arbeit umfasst ca. 86 Textseiten
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 4
9. 2. Begriffsdefinition & Theoretische Grundlagen
Als Vorbereitung der Forschungsarbeit ist es wichtig Begriffe, Kontext und
Besonderheiten zu beschreiben. Besondere Spezifika sind zu erläutern aber auch
die eigene Position und Perspektive zu beleuchten.
2.1. Unternehmensrisiken und Bedrohungen
Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen bei der Gliederung von
Unternehmensrisiken:
„Unternehmensrisiken oder unternehmerische Risiken können als
Risikoprofil mit einer Rangfolge in einem Geschäftsbericht veröffentlicht
werden. Beispiele aus solchen Geschäftsberichten unterscheiden
Projektrisiken, Produktrisiken, Marktrisiken, Sonstige Betriebsrisiken,
Organisations- und Governance-Risiken, Risiken der strategischen Planung,
Personalwirtschaftliche Risiken, Ökonomische Risiken, Finanzrisiken,
Kommunikations- und Informationsrisiken.‚ (Joerg Schultze-Bohl
Dipl.Inform., 2011 S. 1)
Das Information Security Management von Bell Labs baut auf die
Informationssicherheitsnorm ISO/IEC 27001:2005 auf und gliedert Risiken in
folgende Klassen:
„ISO/IEC 27001:2005 Annex A contains control objectives and security
controls. These control requirements were derived from ISO/IEC 17799:2005
[3], clauses 5 to 15. The 11 clauses or major sections include:
Security policy, Organizing information security, Asset management,
Human resources security, Physical and environmental security,
Communications and operations management, Access control, Information
systems acquisition, development and maintenance, Information security
incident management, Business continuity management and Compliance.‛
(McGee Bastry Chandrashekhar Vasireddy Flynn, 2007 S. 40)
Interne Auditoren unterstreichen bereits 2008 erstmals die Bedeutung von ISO
27000 neben `Enterprise Risk Management´ (ERM) und `Fraud Risk
Management (FRM):
„The 2008 Internal Audit Capabilities and Needs Survey from Protiviti found
that among internal auditors, the top technical competencies in need of
improvement were ISO 27000, enterprise risk management (ERM) and fraud
risk management (FRM).
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 5
10. Chief audit executives (CAE) constituted more than a third of the 516 audit
professionals who participated in the study. CAEs also named ISO 27000, the
certification standard for information security developed by the International
Organisation for Standardization, as their top competency in need to
improvement, followed by COSO and FRM.‛ (protiviti.com, 2008 S. 25)
Risikomanagement zählt nach wie vor nicht zu den Top Prioritäten der Vorstände und
Führungskräfte in Unternehmen:
„The top priority for boards in 2010 is ‚strategic planning and oversight,‛
noted by 67.5% of respondents, followed by ‚corporate performance and
valuation‛ for 41.5% of directors. ‚Risk and crisis oversight,‛ ‚executive
talent management and leadership development‛ and ‚CEO succession‛ are
other top board priorities.
The level of risk in corporate strategy is appropriate for 86.8% of respondents,
although 32.4% of management teams do not have a comprehensive risk
assessment and 11.7% of directors are not asked to approve the risk profile in
the corporate strategy.‛ (NACD Research, 2010 S. 44)
Viele der Risiken im Bereich Social Media sind für Außenstehende
undurchsichtig und schwer greifbar. Das erschwert die Kommunikation der
damit verbundenen Unternehmensrisiken zusätzlich.
Der Eintritt in neue Marktplätze wie Social Media Plattformen erfordert beim
Risikomanagement ähnliche Sorgfalt wie der Eintritt in Emerging Markets:
‚Of course, the risks of investment may simply be too great to justify entry
into certain political zones. But in many cases investors who explicitly
recognize the dynamism of the environment and implement appropriate
strategies to address it will find the risks quite manageable.‛ (Henisz &
Zelner, 2010 S. 95)
Für das Risikomanagement im Bereich Social Media Plattformen heißt das
Bewusstsein für die Dynamik und schwierige Beherrschbarkeit zu entwickeln
und transportieren. - Wenn ich weiß, dass ich mich auf dünnem Eis bewege, werde ich
es entsprechend vorsichtig tun.
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 6
11. Risiken sind nicht einfach zu eliminieren:
„But – < – don’t believe that it’s easy to eliminate a risk. When you buy
insurance, for example, what you’re really buying is an option to make a
claim against somebody you hope will be good for the payment. So you’ve
just converted one kind of risk into another.‛ (Kaplan, 2009 S. 73)
RisikomanagerInnen müssen auch Risiken in Kauf nehmen:
‚A credible risk manager also has to be a risk taker. If you keep saying no,
you will go out of business.‛ (Hofmann, 2009 S. 75)
Die Grenzen des Risikomanagements zeigen sich auch sehr gut im Finanzsektor.
Legionen von RisikomanagerInnen in Banken und Versicherungen versuchen
Risiken abzuschätzen. Die Lehren aus dem schnelllebigen Finanzsektor
können auch im Zusammenhang mit Risikomanagement für Unternehmen
im Umgang mit Social Media Plattformen hilfreich sein:
„To manage risk effectively, you have to choose the right data and metrics
and have a clear sense of how all the moving parts work together.
Risk managers routinely make six fundamental mistakes:
Relying on historical data. Risk-management modelling involves extrapolating
from the past, but rapid financial innovation in recent decades has made
history an imperfect guide.
EXAMPLE Historical data were of little use in estimating the impact of the
recent fall in house prices, because those data didn’t cover a period during
which the market saw a downturn while a large number of subprime
mortgages were outstanding.‛ (Stulz, 2009 S. 89)
Interaktive Soziale Netzwerke wie `Facebook´, `XING´ und `LinkedIn´ sind
erst wenige Jahre alt. Die Lebenszeit der Strukturen und Funktionalitäten ist
äußerst kurz und permanent im Umbruch begriffen.
‚Focusing on narrow measures. Many financial institutions use daily measures to
track risk. These underestimate a firm’s exposure, because they assume that
assets can be sold quickly, limiting the firm’s losses within a day.
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 7
12. EXAMPLE Financial crises involve a dramatic withdrawal of liquidity from
securities markets, leaving firms exposed for weeks or months on positions
they cannot easily unwind.‛ (Stulz, 2009 S. 89)
Die Konzentration auf wenige Parameter zur Erfassung von Risiken ist bei
der Komplexität von Interaktiven Medien schwierig. Massive
Reputationsschäden oder Know How Diebstahl können oft nur mit großem
Aufwand behoben werden.
‚Overlooking knowable risks. Risk managers simply overlook many types of risk
and sometimes even create them.
EXAMPLE Investors in Russia tried to hedge the risk of a collapse in the
ruble by taking currency positions with Russian banks. But they failed to
recognize that a shock to the banking system would threaten those banks’
ability to meet their commitments.‛ (Stulz, 2009 S. 89)
RisikomanagerInnen übersehen Risiken oder kreieren sie selbst: Der Einsatz
vermeintlich schützender Technologie, schafft unter Umständen erst den
Zugang für neue Bedrohungen – später mehr dazu.
‚Overlooking concealed risks. People responsible for incurring risk often don’t
report it – sometimes deliberately, but often unintentionally. Organizations
have a tendency to expand unreported risks.
EXAMPLE If traders receive a share of the profits they generate but do not
have to defray the losses, they have an incentive to take risks, which is easier
to do if the risks are unmonitored.‛ (Stulz, 2009 S. 89)
Verantwortliche für die Sicherheit unterlassen es aus unterschiedlichsten
Gründen Risiken zu berichten. Die Tendenz von Organisationen gewisse
Risiken nicht zu berichten, wird gerade bei unbekannten Themen, wie
Sozialen Netzwerken, bis zum Bekanntwerden von Schadensfällen in der
Öffentlichkeit verstärkt.
‚Failing to communicate. Risk-management systems will provide little protection
if risk managers don’t communicate clearly.
EXAMPLE The Swiss bank UBS attempted to explain its subprime and
housing exposures in an overly complex way and to the wrong audience.‛
(Stulz, 2009 S. 89)
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 8
13. Eine klare Kommunikation der potentiellen Risiken ist gerade bei der
Kommunikation mit Menschen ohne Bezug zu interaktiven Sozialen
Netzwerken schwierig.
Meinungen vieler Executive ManagerInnen schwanken, vor allem je nach
persönlicher Affinität zu neuen Medien, zwischen Verbot und selektiver
Freigabe.
„Not managing in real time. Risks can change sharply and quickly with daily
fluctuations in the stock market.
EXAMPLE Managers, holding a barrier call option, that doesn’t check the risk
throughout the day may fail to put appropriate hedges in place.” (Stulz, 2009
S. 89)
Bedrohungen durch soziale Netzwerke sind im Extremfall, in ihrer
Auswirkung auf Unternehmen, vergleichbar mit unerwarteten globalen
Krisen oder atomaren Störfällen. Die Vorhersehbarkeit ist äußerst schwierig:
„Black Swan Events“ sind die Feinde konventioneller RisikomanagerInnen:
‚Black Swan events are almost impossible to predict. Instead of perpetuating
the illusion that we can anticipate the future, risk management should try to
reduce the impact of the threats we don’t understand.
WE DON’T LIVE in the world for which conventional risk-management
textbooks prepare us. No forecasting model predicted the impact of the
current economic crisis, and its consequences continue to take establishment
economists and business academics by surprise.
Moreover, as we all know, the crisis has been compounded by the banks’ so-
called risk-management models, which increased their exposure to risk
instead of limiting it and rendered the global economic system more fragile
than ever.
Low-probability, high-impact events that are almost impossible to forecast –
we call them Black Swan events – are increasingly dominating the
environment. Because of the internet and globalization, the world has become
a complex system, made up of a tangled web of relationships and other
interdependent factors.
Complexity not only increases the incidence of Black Swan events but also
makes forecasting even ordinary events impossible. All we can predict is that
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 9
14. companies that ignore Black Swan events will go under.‛ (Taleb Goldstein &
Spitznagel, 2009 S. 78-79)
Die Auseinandersetzung mit dem `Black Swan Event´ hilft uns Risikomanagementansätze
zu relativieren:
„Warum in aller Welt machen wir so viele Vorhersagen? Noch schlimmer
aber auch interessanter: Weshalb sprechen wir nicht darüber, wie gut unsere
bisherigen Vorhersagen waren? Wieso sehen wir nicht, dass uns die großen
Ereignisse (fast) immer entgehen? Das nenne ich den Skandal bei den
Vorhersagen.‚ (Taleb, 2007 S. 174)
Das Beispiel Sony zeigt die Komplexität des Risikomanagements in der Social Media Welt:
Im April 2011 brach für Playstation User der Mythos – „SONY‚ zusammen:
Ein - Black Swan Event - hat massive Reputationsschäden verursacht:
„´Super-GAU´ im Playstation Network - Hacker stehlen Sony Millionen
Kundendaten - Seit Tagen ist Sonys Online-Plattform Playstation Network
nicht erreichbar. Jetzt ist bekannt, warum. Ein digitaler Super-GAU.
Nach einem Angriff auf Sonys ´Playstation Network´ (PSN) fielen Hackern
Passwörter und Adressen von 75 Millionen Kunden in die Hände – vielleicht
sogar deren Kreditkarten-Informationen. Betroffen ist neben dem PSN auch
der Video- und Musikservice Qriocity.
Eine unbekannte Person habe sich Zugang zu persönlichen Daten wie Name,
Adresse, E-Mail-Adresse, Geburtsdatum der Nutzer verschafft, so Sony.
Auch Zugangsdaten und Passwörter seien nach derzeitigem Kenntnisstand
ausgespäht worden, möglicherweise ebenfalls die Liste der Käufe. ´Obwohl
es derzeit keine Anzeichen dafür gibt, dass auf Kreditkarten-Informationen
widerrechtlich zugegriffen wurde, können wir diese Möglichkeit nicht
gänzlich außer Betracht lassen´, warnte Sony. Die Kunden sollten nun
besonders wachsam sein, um keinem Betrug aufzusitzen, und ihr Konto
kontrollieren.‚ (Computerwelt, 2011 S. 1)
Das Mission Statement von Sony, ‚Sony is committed to developing a wide
range of innovative products and multimedia services that challenge the way
consumers access and enjoy digital entertainment. By ensuring synergy
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 10
15. between businesses within the organisation, Sony is constantly striving to
create exciting new worlds of entertainment that can be experienced on a
variety of different products.‛ (Sony, 2011 S. 1) , wurde damit aus
Risikomanagement Perspektive komplett in Frage gestellt.
Wurden die Risiken des unbefugten Zugriffes auf Passwörter und Adressen von 75
Millionen Kunden entsprechend bewertet und gemanagt?
In dem Computerweltartikel am 27.4.2011 (Computerwelt, 2011 S. 1) wird
bereits die Möglichkeit eingeräumt, dass auch auf Kreditkarteninformationen
von KundInnen Zugriff bestand.
Anfang Juni 2011 kam es zum nächsten Zwischenfall:
Andy Bloxham Reporter des „telegraph‚ beziffert am 3.6.2011, anlässlich
dieses neuerlichen Angriffes auf Sony, die aktuellen Schadensabschätzungen:
„<Hackers have attacked ´Sony´ and stolen the private details of more than a
million people in the latest security breach to hit the electronics giant. ‚
(Bloxham, 2011 S. 1)
In diesem Artikel beziffert er in Folge den Schaden für ´Sony´ aus dem zuvor
beschriebenen ´Super-GAU´: „The latest hack comes just over a month after
Sony's enormous PlayStation Network was attacked. In that incident the data
of about 70m customers was stolen, in what is thought to have been the
largest hack in history. The network has only come back online in recent
weeks, with the cost of the fallout estimated at more than £900m.‛ (Bloxham,
2011 S. 1)
Die Schadensumme wird so im Juni 2011 mit umgerechnet (1€ = 117,38 Yen) 1
Mrd € beziffert, das ist fast das Vierfache ´operating income´ der Sony
Corporation im Jahr 2010.‚ (vgl. Sony, 2010 S. 54)
Die Anpassung des ´net income´ vom 23.5.2011 - im vorläufigen
Endergebnisses für das Geschäftsjahr 2011 (endete am 31.3.2011) - auf Grund
der Auswirkungen des Erdbebens von Fukushima liegt bei umgerechnet 3
Mrd €. (vgl. SONY, 2011 S. 1)
Die Bezeichnung des Sony Playstation ´hack´ als Super-GAU scheint damit durchaus
gerechtfertigt.
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 11
16. Dieses Beispiel zeigt die Verwundbarkeit moderner Kommunikations-
technologien.
Jeder Nutzer von Social Media Plattformen muss sich der Risiken bewusst sein und
dementsprechend handeln.
So berichtete Google Anfang Juni 2011 ‚<it had detected and disrupted a
campaign aimed at stealing passwords of hundreds of Google email account
holders including senior U.S. government officials, Chinese activists, and
journalists.‛ (IBTimes, 2011 S. 1)
Der unbefugte Zugriff auf persönliche Daten zählt damit zu den größten Herausforderungen
bei Social Media Netzwerken.
Die Untersuchungen dieser Masterthese befassen sich vor allem mit User
seitigen Vorkehrungen um sich möglichst sicher auf Social Media Plattformen
zu bewegen. Die technischen Aspekte sind vielfältig und müssen von den
IKT Verantwortlichen des jeweiligen Unternehmens berücksichtigt werden.
Was ist nun das größte userseitige Risiko bei der Nutzung von Social Media Plattformen?
„Remember that the biggest risk lies within us:
We overestimate our abilities and underestimate what can go wrong. The
ancients considered hubris the greatest defect, and the gods punished it
mercilessly.
Look at the number of heroes who faced fatal retribution for their hubris:
Achilles and Agamemnon died as a price of their arrogance; Xerxes failed
because of his conceit when he attacked Greece; and many generals
throughout history have died for not recognizing their limits.
Any corporation that doesn’t recognize its Achilles’ heel is fated to die
because of it.‛ (Taleb Goldstein & Spitznagel, 2009 S. 81)
Das größte Risiko ist der Mensch.
Um die Unternehmensseitigen Risiken bei der Nutzung von Social Media
Plattformen durch MitarbeiterInnen zu erarbeiten müssen wir auch einige
Cyber Crime spezifische Bedrohungen beleuchten:
Am 23.9.2001 wurde in Budapest die Convention of Cybercrime (dt. Übereinkommen
über Computerkriminalität) verabschiedet vgl. (Europe, 2001 S. 1):
Der Europarat unterscheidet darin:
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 12
17. Straftaten gegen die Vertraulichkeit, Unversehrtheit
und Verfügbarkeit von Computerdaten und -systemen
wie rechtswidrigen Zugang, rechtswidriges Abfangen, Eingriff in
Daten, Eingriff in ein System, Missbrauch von Vorrichtungen.
Computerbezogene Straftaten
wie computerbezogene Fälschungen, computerbezogener Betrug.
Inhaltsbezogene Straftaten
wie solche mit Bezug zur Kinderpornographie.
Straftaten in Zusammenhang mit Verletzungen des Urheberrechts und verwandter
Schutzrechte
Weitere Formen der Verantwortlichkeit und Sanktionen
wie Versuch und Beihilfe oder Anstiftung, Verantwortlichkeit
juristischer Personen und Sanktionen und Maßnahmen
(vgl. Europe, 2001 S. 3-7)
Im Jahr 2007 definiert Europol im Rahmen eines ´Threat Assessment´ des High
Tech Crime Center (vgl. Europol, 2007 S. 6) Typologien von Bedrohungen:
The involvement of criminal organisations in high tech crimes
Botnets and crimewares
Phishing & Identity Theft
‚Phishing is a type of social engineering over the internet that yields
plenty of revenue for criminal organisations. This social engineering is
combined with technical artifices with the aim of stealing personal and
financial data. The crimes that are conceived consist of fraud and
identity theft.‛ (Europol, 2007 S. 27)
Pharming
‚Another kind of dangerous electronic social engineering, very similar
to phishing, is called Pharming which is more difficult to detect
because it consists of the manipulation of the Domain Name Server
(DNS) that at the moment of the resolving IP address, the user is re-
directed to a fraudulent site.‛ (Europol, 2007 S. 29)
Vishing
‚The latest ‘phishing evolution’ which yields illicit money for
organised crime in this area is called Vishing which is not web-based
but consists of perpetrating fraud using VOIP. In other words, a dialler
calls customers and an automatic voice starts pretending to be the
financial institute; it then requests credit card numbers including the
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 13
18. Card Validation Code (CVV). The frauds over IP are becoming more
and more widespread.‛ (Europol, 2007 S. 30-31)
SMiShing
„Even less countermeasures can be adopted when facing one of the
main criminal threats that will worry LEA in the immediate future,
namely SMiShing41. In other words, this latest threat attacks mobile
phones, connected to the internet. The user receives a link to a web site
and when clicking a Trojan enters into action with imaginable
consequences in the mobile phone’s content.‛ (Europol, 2007 S. 30)
Critical Information Infrastructures
Cyber terrorism
Trafficking of Child Pornography Images on the Internet
Drugs Trafficking on the Internet
Anfang 2011 stellt Europol - im Threat Assessment zum Thema Internet
Facilitated Organized Crime (vgl. Europol, 2011 S. 2) - weitere
Bedrohungstypologien vor:
The Digital Underground Economy
‚There is now a sophisticated and self-sufficient digital underground
economy, in which data is the illicit commodity. Stolen personal and
financial information – used, for example, to gain access to existing
bank accounts and credit cards, or to fraudulently establish new lines of
credit – has a monetary value. Not only credit card details and
compromised accounts, but also information such as addresses, phone
numbers, social security numbers, full names and dates of birth are
retailed in this market.‛ (Europol, 2011 S. 5)
Cybercriminal Business Models
Cybercrime 2.0
‚´Web 2.0´ is the term often used to describe the on-going transition of
the World Wide Web from a collection of websites to a fully-fledged
computing platform which has spawned a second generation of
Internet based services – such as social networking sites, wikis, and
real-time communication tools – that emphasize online collaboration
and sharing among users. This has both been of great benefit to the
general public and provided new and creative opportunities for the
digital underground economy.
Significant in this regard is the ability of web developers and users
themselves to draw web page content from a number of different
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 14
19. sources: just as Facebook users are able to embed videos from YouTube
or photos from Flickr on their profile pages, and application developers
are able to market tools and games to the users of social networking
sites, so also do cybercriminals inject malicious code into posted items
and share links to phishing and pharming websites, exploiting the trust
of users who consider themselves to be in a ´closed´ network of
acquaintances. An increase in crimeware delivery through social
networking sites has been one of the key trends in recent years.‛
(Europol, 2011 S. 6-7)
Social Engineering
‚Social engineering – the act of manipulating people into performing
actions or divulging confidential information – is a key feature both of
hacker culture and of many cybercriminal modi operandi: when engaged
in phishing and its variants, criminals commonly seek to persuade
recipients that they represent organisations requiring verification of
customers’ personal data; spoof websites are designed which replicate
legitimate online services such as banking, to dupe customers into
inputting their account details; social engineering even plays on the
fears of Internet users that they will fall prey to this very tactic,
manipulating them into paying for rogue anti-virus software which can
otherwise be obtained for free, is useless, or in fact contains
crimeware.‛ (Europol, 2011 S. 7)
Auf Basis dieser Risikoübersicht und der beschriebenen Bedrohungslagen
werden im folgenden Kapitel die Grundlagen Sozialer Netzwerke
beschrieben.
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 15
20. 2.2. Soziale Netzwerke
2.2.1. Die Zeit vor `Facebook´, ´XING´ und ´linkedIn´
Michael Gallas Dissertation mit dem Titel ´Social Relationship Management in
Internet-based Communication and Shared Information Spaces´ aus dem
Jänner 2004 beschreibt die World Wide Web (WWW) – Social Media Ideen im Jahr 2003:
‚Communication and collaboration based on the internet are important factors
in business, research, and everyday life. The term virtualization denotes the
phenomenon that more and more aspects of our lives take place online.
In today’s markets, companies have to be quick and flexible in order to be
successful. One of the strategies to achieve this is the virtualization of
organizations, leading to the abolishment of classical spatial and temporal
constraints and to a greater flexibility.
The dynamic collaboration of small, modular organizational units is the key
idea of this strategy. The partnering problem becomes the pivotal point in
such organization networks, raising the question of how to assess the
trustworthiness of personally unknown potential partners.
Similarly, in online auction houses, customers often do not know whether to
trust vendors with respect to the quality of the goods offered. Traditionally,
such problems are solved by exploring the personal social network and
looking for trusted persons who know the person or organization in question.
Yet, due to the increasing variety of communication media, it is difficult to
keep aware of all people in one’s personal social network. Therefore it is
necessary to support the management of social relationships.
The goal of this thesis is the development of a general framework for social
relationship management.
Starting from observations concerning the aforementioned virtualization
tendencies, this work examines internet-based communication and shared
information spaces with respect to the kinds of social network data that can be
extracted from them. Existing approaches to social relationship management
are discussed. Such systems, however, concentrate on only one or very few
kinds of social relationships and thus only manage special aspects of a user’s
social network.
Therefore, a general representation of social relationships is needed which
allows for the combination of various kinds of relationships and sources of
social network data.
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 16
21. On the basis of this analysis and the characterization of social relationships in
terms of sociology, this work introduces a formal model of social relationships
based on semantic web technologies.
The main design goals of this formalization are fostering interoperability,
independence from proprietary applications, extensibility, and integration of
privacy protection.
Building upon the formalization of social relationships, a multiagent system
for distributed relationship management is developed.
Agents act on behalf of one or several persons and exchange relationship
information in order to answer queries initiated by their users or by
applications.‛
(Galla, 2004 S. 5)
Im Februar 2004 war dann Facebook erstmals zugänglich...
…das war der Zeitpunkt an dem sich das World Wide Web neu erfand:
Das Web 2.0 wurde durch Facebook massentauglich.
„Der Begriff Web 2.0 wurde im Dezember 2003 in der US-Ausgabe `Fast-Forward
2010 – The Fate of IT´ des CIO Magazin, eines Fachmagazins für IT-Manager, in dem
Artikel `2004 – The Year of Web Services´ von Eric Knorr, Chefredakteur des IDG
Magazins `InfoWorld´, erstmals gegenüber einer breiten Öffentlichkeit erwähnt. <
Der Begriff Web 2.0 bezieht sich neben spezifischen Technologien oder Innovationen
wie Cloud Computing primär auf eine veränderte Nutzung und Wahrnehmung des
Internets. Die Benutzer erstellen, bearbeiten und verteilen Inhalte in quantitativ und
qualitativ entscheidendem Maße selbst, unterstützt von interaktiven Anwendungen.
Um die neue Rolle des Nutzers zu definieren, hat sich mittlerweile der Begriff
`Prosumer´ durchgesetzt. Die Inhalte werden nicht mehr nur zentralisiert von großen
Medienunternehmen erstellt und über das Internet verbreitet, sondern auch von einer
Vielzahl von Nutzern, die sich mit Hilfe sozialer Software zusätzlich untereinander
vernetzen. Im Marketing wird versucht, vom Push-Prinzip (Stoßen: aktive
Verteilung) zum Pull-Prinzip (Ziehen: aktive Sammlung) zu gelangen und Nutzer zu
motivieren, Webseiten von sich aus mit zu gestalten.‚ (Wikipedia, 2011 S. 1)
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 17
22. 2.2.2. Facebook
„Facebook (dt. sinngemäß Studenten-Jahrbuch) ist eine Website zum
Erstellen und Betreiben sozialer Netzwerke, die der Facebook Inc. mit
Sitz im kalifornischen Palo Alto gehört. Die Plattform war im Februar
2004 erstmals zugänglich und erreichte im Januar 2011 nach eigenen
Angaben 600 Millionen aktive Nutzer weltweit. Anfang Mai 2011 betrug
der Mitgliederbestand 674,1 Millionen. In Deutschland wird das
Netzwerk mittlerweile von 17,6 Millionen Menschen genutzt (Stand: 30.
April 2011). Deutschland hat damit Kanada überholt und steht erstmals
in den Top10 der Länder mit den meisten aktiven Nutzern, die Schweiz
liegt auf dem 46. Rang (2,6 Millionen Mitglieder) und Österreich auf dem
48. Rang (2,5 Millionen Mitglieder).‚ (wikipedia, 2011 S. 1)
Facebook dominiert heute - als das Massenmedium - den Markt der `Sozialen
Netzwerke´.
Soziale Netzwerke wie Facebook, MySpace & Co zählen zu den aktuellen
Erfolgsgeschichten im Internet. Facebook hat es mittlerweile in Österreich
auf Platz 4 der beliebtesten Websites geschafft. (Zimmer, 2009 S. 3)
Facebook – Funktionen
„Jeder Benutzer verfügt über eine Profilseite, auf der er sich vorstellen
und Fotos oder Videos hochladen kann. Auf der Pinnwand des Profils
können Besucher öffentlich sichtbare Nachrichten hinterlassen oder
Notizen/Blogs veröffentlichen. Alternativ zu öffentlichen Nachrichten
können sich Benutzer persönliche Nachrichten schicken oder chatten.
Freunde können zu Gruppen und Events eingeladen werden. Facebook
verfügt zudem über einen Marktplatz, auf dem Benutzer Kleinanzeigen
aufgeben und einsehen können. Durch eine Beobachtungsliste wird man
über Neuigkeiten, z. B. neue Pinnwandeinträge auf den Profilseiten von
Freunden informiert. Die Benutzer auf Facebook sind in Universitäts-,
Schul-, Arbeitsplatz- und Regionsnetzwerke eingeteilt.‚ (wikipedia, 2011
S. 1)
Seit 2004 haben sich neben Facebook eine Vielzahl anderer Social Media
Plattformen etabliert, welche mittlerweile mit Facebook interagieren
können. Exemplarisch seien hier `YouTube´ und `Twitter´ erwähnt.
Voraussetzung dafür war die Öffnung der Plattform für Anwendungen
von Drittanbietern:
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 18
23. Facebook – Applikationen (dt. Anwendungen)
„Das Unternehmen öffnete im Mai 2007 seine Plattform für
Anwendungen von Drittanbietern. Entwicklern steht über die Facebook
Plattform eine Programmierschnittstelle (API) zur Verfügung, mit der sie
Programme schreiben können, die sich dem Design von Facebook
anpassen und nach Erlaubnis der Nutzer auf deren Daten zugreifen
können. Facebook-Mitglieder können die angebotenen Programme in
ihre Profilseiten integrieren. Die Bandbreite umfasst Spiele und andere
Kommunikationsanwendungen. Nach Unternehmensangaben waren im
Oktober 2009 mehr als 350.000 Applikationen verfügbar. Allerdings
erreicht nur ein kleiner Teil davon mehr als 100.000 Nutzer im Monat. Mit
über 75 Millionen aktiven Nutzern ist das Onlinespiel FarmVille die
derzeit beliebteste Facebook-Applikation.‚ (wikipedia, 2011 S. 1)
Die Facebook Applikationen gliedern sich in Wirtschaft, Ausbildung,
Unterhaltung, Freunde & Familie, Spiele, Nur zum Spaß, Lebensstil,
Sport, Hilfsmittel. (vgl. Facebook, 2011 S. 1)
„Beobachter bewerten die Öffnung der Plattform als wichtigen Schritt,
um die Attraktivität von Facebook zu erhöhen und damit die Nutzerzahl
zu steigern. Allerdings wuchs das Angebot derart rasant, dass Nutzer
über die Unübersichtlichkeit klagten. Einige Applikationen sind vor
allem darauf ausgelegt, sich möglichst schnell zu verbreiten. Das
Unternehmen geht mittlerweile gegen Application Spam vor, indem es
im Rahmen eines sogenannten Verification Program vertrauenswürdige
und sichere Anwendungen besser platziert und ihnen ein entsprechendes
Logo verleiht.‚ (wikipedia, 2011 S. 1)
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 19
24. Diese Applikationen fragen den Benutzer um Zustimmung zur Nutzung persönlicher
Daten:
Am Beispiel `FarmVille´ kann man diesen Vorgang einfach beschreiben:
Das Profil von `FarmVille´ bietet einen Button `Zur Anwendung´ an.
Abbildung 1: ‚Facebook‘ Startseite der Anwendung 'Farmville'; Quelle: (Farm Ville, 2011)
Betätigt man diesen Button öffnet sich ein Menüpunkt `Anfrage für
Genehmigung ´. Betätigt man den Button `Zulassen´ hat die Anwendung
Zugriff auf die entsprechenden Daten.
Abbildung 2: ‚Facebook‘ Zugriffsfreigaben für die Anwendung 'Farmville'; Quelle: (Farm Ville, 2011)
Will man dies nicht, muss man den `Anwendung verlassen´ Button
betätigen und kann die Anwendung nicht aktivieren.
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 20
25. Im Fenster `Anfrage für Genehmigung´ erteilt man (im Beispiel `FarmVille´) die
Genehmigung zum Zugriff auf Name, Profilbild, Geschlecht, Netzwerke,
Nutzerkennnummer, Freundesliste und alle anderen Informationen, die ich mit „Allen“
teile.
Das heißt an dieser Stelle gewinnen die Privatsphäre-Einstellungen an
Bedeutung.
Nutzer von Facebook finden Ihre Privatsphäre-Einstellungen auf ihrer Profil
Seite, dafür betätigen Sie zunächst den Knopf `Profil bearbeiten´.
Abbildung 3: ‚Facebook Profil‘ des Verfassers; Quelle: (Facebook, 2011)
Damit erscheint die Menüseite `Profil bearbeiten´. Die für die Sicherheit
wichtigen `Privatsphäre-Einstellungen´ finden Sie wenig auffällig am
Ende der links unter dem Facebook logo befindlichen Menüpunkte.
Abbildung 4: ‚Facebook‘ Einstellungen 'Profil bearbeiten'; Quelle: (Facebook, 2011)
Betätigen Sie den blau unterlegten Menüpunkt `Privatsphäre-
Einstellungen´, damit sind Sie auf der entsprechenden Menüseite.
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 21
26. Abbildung 5: ‚Facebook‘ Privatsphäreeinstellungen; Quelle: (Facebook, 2011)
Auf die Menüseite `Benutzerdefinierte-Einstellungen´ kommt man nach
Betätigung des blau unterlegten Hinweises darauf. Hier besteht die
Möglichkeit individuelle Zugriffseinstellungen vorzunehmen.
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 22
27. Abbildung 6: ‚Facebook' Privatsphäre-Einstellungen – ‚Benutzerdefinierte Einstellungen‘; Quelle: (Facebook, 2011)
Wenn wir zu den allgemeinen Privatsphäre-Einstellungen
zurückkehren müssen wir noch einen sehr zentralen Menüpunkt
erläutern.
Dieser Menüpunkt findet sich am Ende der Menüansicht
`Anwendungen und Webseiten – Bearbeite deine Einstellungen für<´.
Abbildung 7: ‚Facebook‘ - Privatsphäre-Einstellungen für 'Anwendungen und Webseiten'; Quelle: (Facebook, 2011)
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 23
28. Dieser Button führt zum entsprechenden Menüpunkt `Wähle deine
Privatsphäre-Einstellungen aus > Anwendungen, Spiele und
Webseiten´.
Hier besteht die Möglichkeit bereits installierte Anwendungen zu
deaktivieren, die Sichtbarkeit von Informationen über die Nutzung von
Anwendungen zu definieren und vor allem den Zugriff von
sogenannten Partner Webseiten zu genehmigen.
Abbildung 8: 'Facebook' Privatsphäre - 'Anwendungen, Spiele und Webseiten'; Quelle: (Facebook, 2011)
Der Zugriff auf Daten die durch `Freunde´ zugänglich sind lässt sich
hier zum Beispiel deaktivieren. Der Button `Einstellungen bearbeiten´
führt zum entsprechenden Menü.
Abbildung 9: 'Facebook' Privatsphäre, 'Für Freunde zugängliche Informationen'; Quelle: (Facebook, 2011)
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 24
29. Ein besonderes Augenmerk sei hier auf die Einstellungen `Umgehende
Personalisierung´ gelegt. In diesem Bereich wird der Zugriff von
sogenannten `Partneranwendungen´ geregelt.
Diese Partneranwendungen erhalten derzeit bei Aktivierung vollen
wechselseitigen Zugriff: `Bing´, `Pandora´, `TripAdvisor´, `Yelp´,
`Rotten Tomatos´, `Clicker´, `Scribd´ und `Docs´. (Vgl. Facebook, 2011)
Abbildung 10: 'Facebook' Privatsphäre, 'Umgehende Personalisierung'; Quelle: (Facebook, 2011)
In aller Stille integrierte `Facebook´ eine Funktionalität, welche die
automatische Gesichtserkennung standardmäßig auf alle Fotos in
Facebook anwendet. Laut Bloomberg Business Week wird derzeit seitens der
Europäischen Union die mögliche Verletzung von Datenschutzrechten untersucht.
(vgl. Bodoni, 2011 S. 1).
Abbildung 11: 'Facebook' Überblick Privatsphäre-Einstellungen; Quelle: (Facebook, 2011)
Diese Funktionalität lässt sich durch die Entfernung des seitens
Facebook automatisch markierten Feldes links neben dem Text
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 25
30. `Freunde von Personen, die in meinen Fotos und Beiträgen markiert
wurden, können diese sehen´ deaktivieren.
Nichts desto trotz sind diese Daten für Facebook verfügbar. - Sollte eine
befugte Behörde – oder Unbefugte - Zugriff auf diese Daten haben, lässt
sich innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde ein visuelles
Personenprofil erstellen.
Damit stellen sich die Fragen: Wie sicher sind Daten in den Händen von
Unternehmen wie `Facebook´? Wer hat tatsächlich Zugriff auf diese Daten? Wie
werden diese Daten genutzt? Wie wird der Zugriff auf diese Daten geschützt? Wie
gut sind diese Daten gegen illegale Aktivitäten geschützt?
Eine weitere Herausforderung an die Datensicherheit stellt `Facebook-
Connect´ dar, damit bietet das Unternehmen `Facebook´ seit 2008 die
Möglichkeit zur Einmalanmeldung an, d.h. andere Websites verlangen
von identifizierten `Facebook´-Nutzern keine gesonderte Anmeldung.
`Facebook´ Profilinhalte werden von diesen Drittportalen teilweise
übernommen. Lt. Facebook unterstützen derzeit 240.000 Websites und
Geräte diese Anmeldeoption. Ungefähr 60 Mio Nutzer weltweit greifen
bereits auf diese Möglichkeit zurück.
Diese und andere `Facebook´ Anwendungen wie `Facebook-Open Graph´,
diverse Mobile Clients für Windows Mobile, BlackBerry, Apple
iPhone/iPod touch, S60, Android, HP webOS, bada,< unterstützen die
Konvergenzstrategie des Unternehmens.
Die Möglichkeit die Standortdaten der Nutzer - über Mobile Clients
und die in moderne Mobiltelefonen und Smartphones vorhandenen
GPS Module – in Applikationen zu integrieren wird mit `Facebook-
Places´ ermöglicht.
(vgl. wikipedia, 2011 S. 1)
Und wahrscheinlich sind zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser
Master Thesis wieder zahlreiche neue Möglichkeiten verfügbar.
Nutzer von Facebook müssen aufmerksam einschlägige Nachrichten
verfolgen um über neue Funktionalität oder Applikation informiert zu
sein, welche unbekannten Dritten persönliche Daten zugänglich zu
machen.
Wie verdient Facebook Geld?
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 26
31. Bei der Verfolgung von Straftaten ist ein zentrales Element von
Ermittlungen die Aufgabe „Follow the money‚. Darum muss man kurz
beleuchten wie Facebook Geld verdient:
Facebook ist sehr zurückhaltend mit der Veröffentlichung von
Geschäftszahlen und Umsatzzahlen. Die Haupteinnahmen dürften aus
Werbeeinnahmen erwirtschaftet werden.
Das Unternehmen `emarketer´ geht in seinen Einschätzungen von einer
weiteren Verdopplung der Anzeigenumsätze von `Facebook´ im Jahr 2011
gegenüber 2010 aus. Der Umsatz 2010 lag demnach bei etwa 1,86 Mrd.
U$D.
(vgl. emarketer, 2011 S. 1)
Abbildung 12: 'Facebook' Erlösanalyse; Quelle: (emarketer, 2011)
Darüber hinaus erzielt Facebook laut `facebookbiz´ Erlöse aus dem Verkauf
virtueller Güter. Die Margen für Facebook sollen hier bei bis zu 33%
liegen. (vgl. facebookbiz, 2011 S. 1).
Die größten Markenauftritte dürften auch für die höchsten
Anzeigenumsätze stehen: Coca Cola, Disney, Starbucks, MTV, Oreo,
Red Bull, Converse All Stars, Skittles, iTunes und Playstation haben
jeweils zwischen 13,1 und 25,8 Mio Fans. (vgl. wikipedia, 2011 S. 1)
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 27
32. 2.2.3. XING
„XING (bis Ende 2006: openBC) ist eine webbasierte Plattform, in der
natürliche Personen vorrangig ihre geschäftlichen (aber auch privaten)
Kontakte zu anderen Personen verwalten können. Es wird vom
gleichnamigen Unternehmen, der XING AG, betrieben.
Die Bezeichnung `XING´ wurde aus Gründen der Internationalisierung
gewählt, da der alte Name OpenBC das englische Kürzel für `v. Chr.´ enthielt.
Der neue Name XING ist zwar ebenfalls mehrdeutig, soll aber zumindest
negative Assoziationen vermeiden. So bedeutet das Wort auf Chinesisch `es
funktioniert´, `es klappt´ (行 [行] xíng). Auf Englisch steht es als
Abkürzung für Crossing, Kreuzung, was als Begegnung von
Geschäftskontakten gesehen werden kann. In einem Interview erklärte der
openBC-Gründer Lars Hinrichs, die Aussprache nicht vorgeben zu wollen. In
offiziellen Firmenvideos wird im Deutschen die Aussprache `XING´ gewählt,
also nicht `Crossing´.
Das System zählt zur sogenannten sozialen Software und ist eines von
mehreren webbasierten sozialen Netzwerken. Kernfunktion ist das
Sichtbarmachen des Kontaktnetzes; beispielsweise kann ein Benutzer
abfragen, über `wie viele Ecken´ – also über welche anderen Mitglieder – er
einen anderen kennt, dabei wird das sogenannte Kleine-Welt-Phänomen
sichtbar. Daneben bietet das System zahlreiche Community-Funktionen wie
Kontaktseite, Suche nach Interessengebieten, Unternehmenswebseiten und
39.004 deutschsprachigen Gruppen. <
XING wurde 2003 unter dem Namen OpenBC (Open Business Club) durch
Lars Hinrichs gegründet und zählte laut Geschäftsbericht Ende des 1. Quartals
2010 gut 9 Millionen Benutzer, davon 700.000 mit Premium Account. 43 % der
Basis-Mitglieder (3,74 Mio.) stammten 2009 aus Deutschland, Österreich und
der Schweiz (DACH), davon geschätzte 3 Mio. allein aus Deutschland.‚
(wikipedia, 2011 S. 1)
Der Geschäftsbericht für das 1. Quartal 2011 weist 4.686.000 MitgliederInnen
in der DACH Region aus, 731.000 MitgliederInnen bezahlen für die
Mitgliedschaft.
(vgl. XING, 2011)
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 28
33. Das heißt in der DACH Region bezahlen 15,59% der MitgliederInnen.
Abbildung 13: 'XING' Mitgliederentwicklung; Quelle: (XING, 2011)
Der Großteil der Erlöse kommt durch zahlende Mitglieder, aber durch E-Recruiting werden
bereits 24,3% der Gesamterlöse erwirtschaftet. Dieser Bereich verzeichnet die höchsten
Wachstumsraten.
Abbildung 14: 'XING' Umsatzentwicklung; Quelle: (XING, 2011)
(vgl. XING, 2011 S. 1)
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 29
34. XING - Funktionsweise
“XING‘ ist im Gegensatz zu `Facebook´ nur in einer Basisvariante kostenfrei.
In der Basisversion ist es möglich
Ein eigenes Profil anzulegen
Kontakte zu knüpfen, verwalten, merken und ihnen Nachrichten zu
schicken
Neuigkeiten aus dem Netzwerk zu verfolgen
Gruppen beizutreten und zu gründen
Events zu besuchen und zu organisieren
Die Stichwortsuche mittels Namen, Unternehmen und Interessen
durchzuführen
Zahlreiche wichtige Funktionen, wie
eine Übersicht über die Profilbesucher,
die Möglichkeit Nachrichten an Nicht-Kontakte zu schicken
Erweiterte Suchoptionen
sind nur mit der kostenpflichtigen ‚Premium„ Mitgliedschaft verfügbar. Die
Kosten belaufen sich hier auf 5,95 € pro Monat (Stand Juni 2011) bei einer 1
Jahres Premiummitgliedschaft.
Mit einer sogenannten Recruiter Mitgliedschaft, zum Preis von 29,95 € pro Monat
bei einer 1 Jahres Recruiter Mitgliedschaft, lassen sich zusätzlich
High Potentials effizient recherchieren
Kandidaten-Informationen direkt im Suchergebnis scannen
Professionelle Kontaktpflege und –verwaltungstools nutzen
(vgl. XING, 2011)
“XING‘ bietet die Möglichkeit Kontakte
mittels bekannter E-mail Adresse,
Webmailzugang für “Google Mail‘, “Yahoo Mail‘ und “Microsoft
Hotmail‘
oder der Kontaktdateien von “Microsoft Outlook‘ oder “Lotus Notes‘
einfach zur Teilnahme an XING einzuladen.
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 30
35. Darüber hinaus werden Einladungslinks für die E-Mail-Signatur angeboten,
welche man einfach selbst generieren kann.
(vgl. XING, 2011)
XING – Gruppen
Gruppen ermöglichen den TeilnehmerInnen die Möglichkeit MitgliederInnen
zu finden, welche ähnliche berufliche oder fachliche Interessen teilen.
In 53 Offiziellen “XING‘ Branchen-Gruppen, 167 Offiziellen “XING‘ Regional-
Gruppen gibt es starken Zulauf ohne wirkliche Filter für den Beitritt.
Die Anzahl der Gruppen nach Gliederungsbegriffen gibt einen Überblick über
die Strukturierung:
3.478 Branchen, 1.376 Events, 3.086 Firmen, 3.151 Sport und Freizeit, 288
Geographie und Umwelt, 2.361 Gesellschaft und Soziales, 3.447 Hochschulen,
3.695 Internet und Technologie, 2.131 Jobs und Karriere, 1.369 Kunst und
Kultur, 3.049 Regionales, 1.026 Schulen, 2.401 Themen, 3.405 Verbände und
Organisationen, 4.476 Wirtschaft und Märkte, 852 Wissenschaft, 14 XING
Die Gruppenfunktionalitäten gliedern sich vor allem in die sogenannte “Startseite‘,
welche den Gruppeninhalt beschreibt, “Foren‘, welche dem Austausch
innerhalb einer Gruppe dienen und eine Übersicht “Gruppenmitglieder‘, die
die Mitglieder einer Gruppe zeigen.
(vgl. XING, 2011 S. 1)
XING - Jobs und Karriere
Im Bereich “Jobs und Karriere‘ findet man Jobempfehlungen, Nachrichten aus
dem Netzwerk die Möglichkeit zur Job-Schnellsuche, auf Job-Kategorien
zuzugreifen Jobs ausgewählter Unternehmen zu finden. Persönliche Suchprofile
können angelegt und verwaltet werden.
(vgl. XING, 2011 S. 1)
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 31
36. Die alte Version von XING…
Abbildung 15: 'XING' Alte Benutzeroberfläche; Quelle: (XING, 2011)
…wurde am 6.Juni 2011 durch eine vollkommen neue Oberfläche mit intuitiverer
Benutzeroberfläche ersetzt. Das heißt NutzerInnen finden sich einfacher zurecht
und werden mit Symbolen ans Ziel geführt.
Abbildung 16: 'XING' Neue Benutzeroberfläche; Quelle: (XING, 2011)
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 32
37. XING-Sicherheitseinstellungen
Bei “XING‘ gibt es im Bereich “Meine Einstellungen‘ einen Unterpunkt
“Privatsphäre‘. Die BenutzerIn hat hier die Möglichkeit die Einstellungen
“Meine Privatsphäre‘, “Neues aus ihrem Netzwerk‘ und “Externe
Applikationen‘ zu bearbeiten.
Abbildung 17: 'XING' Privatsphäre-Einstellungen; Quelle: (XING, 2011)
Es gibt hier zahlreichen einfache Möglichkeiten die Privatsphäre zu schützen. Die
Erklärungen sind klar und einfach zugänglich. NutzerInnen können damit schnell
entscheiden, welche Informationen sie wem zugänglich machen.
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 33
38. 2.2.4. LinkedIn
Bei LinkedIn handelt es sich um den Weltmarktführer im Bereich
berufsbezogener Sozialer Netzwerke. Nach eigenen Angaben betreibt
LinkedIn das größte professionelle Netzwerk im Internet mit mehr als
100 Mio. Mitgliedern in über 200 Staaten. In Europa wird die
Mitgliederanzahl mit 20 Mio. angegeben. In der DACH Region liegt die
Anzahl der Mitglieder nach Eigenangaben bei nur 1 Mio.. LinkedIn hat
damit nur maximal 25% der Mitgliederanzahl von XING in dieser
Region. (vgl. LinkedIn, 2011 S. 1)
Die Funktionalitäten bei LinkedIn sind den Funktionalitäten von XING
sehr ähnlich. LinkedIn hat auch ähnliche Einstellungsmöglichkeiten für
die Privatsphäre.
In der DACH Region wird LinkedIn vor allem von Menschen im
internationalen Kontext außerhalb der DACH Region, zusätzlich zu
XING, verwendet. Seit 2010 greift LinkedIn den XING `Heimmarkt`
massiv an. (vgl. Handelsblatt, 2010 S. 1)
2.3. Enterprise 2.0
Blumauer, Kaltenböck und Koller definieren `Enterprise 2.0` als Synonym
der letzten Jahre für innovative Kommunikations- und Arbeitsabläufe in
Unternehmen. (Blumauer, et al., 2010 S. 11)
Wikipedia verweist vor allem auf den Harvard Professor Andrew P.
McAfee:
„Der Begriff Enterprise 2.0 geht auf einen Artikel des Harvard-Professors
Andrew P. McAfee zurück. In seinem Artikel "Enterprise 2.0: The Dawn
of Emergent Collaboration" beschreibt Andrew McAfee, Professor an der
Harvard Business School, wie Social Software im Unternehmenskontext
eingesetzt werden kann, um die Zusammenarbeit der Mitarbeiter zu
unterstützen (McAfee 2006a). Unter dem Begriff SLATES (deutsch:
Schiefertafeln; SLATES steht für die Abkürzung von Search, Links,
Authoring, Tags, Extensions and Signals – in Anlehnung an die Abkürzung
WIMP) fasst er die Prinzipien, Merkmale und Eigenschaften von Web 2.0-
Werkzeugen zusammen. Er argumentiert, dass das Auffinden von
Informationen (Search) im Internet nachweislich viel besser funktioniert
als in Intranets, weil die Masse der Nutzer durch Links Informationen
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 34
39. strukturieren und bewerten, die von Suchmaschinen ausgewertet
werden. Durch eine vergleichbare Masse an Strukturen, die von
Mitarbeitern mit Hilfe von einfachen Autoren-Tools (Authoring) und
Verschlagwortung (Tags) erstellt werden, könnten Unternehmen die
Vorteile der Wisdom of Crowds nutzen. In dem Nutzungsdaten für
automatisierte Inhaltsvorschläge (Extensions) verwendet werden, können
thematisch ähnliche Inhalte leichter entdeckt werden (´Nutzer, die diesen
Beitrag spannend fanden, fanden auch...´) und Signale wie RSS-Feeds
(Signals) machen Änderungen verfolgbar.
McAfee verwendet den Begriff für Web-2.0-Technologien zur Erzeugung,
gemeinsamen Nutzung (´sharing´) und Verfeinerung von Informationen,
mit denen Wissensarbeiter in Unternehmen ihre Vorgehensweisen und
Ergebnisse sichtbar machen (McAfee 2006a, S. 23). In der Definition in
(McAfee 2006b) dehnt er den Nutzerkreis auf
unternehmensübergreifende Kommunikation aus:
`Enterprise 2.0 is the use of emergent social software platforms within
companies, or between companies and their partners or customers`–
MCAFEE 2006B
Richter und Koch erweitern den Begriff unter Bezugnahme auf einen
Information-Week-Artikel und die Enterprise-2.0-Konferenz 2007 um die
notwendigen Veränderungen der Unternehmenskultur:
`Enterprise 2.0 bedeutet vielmehr die Konzepte des Web 2.0 und von
Social Software nachzuvollziehen und zu versuchen, diese auf die
Zusammenarbeit in den Unternehmen zu übertragen.`– RICHTER UND
KOCH (2007), S. 16
Buhse und Stamer beschreiben aufgrund von Erfahrungen im eigenen
Unternehmen die notwendigen strategischen Änderungen in Marketing
und Public Relations, die sich aus dem Einsatz von Social Software
ergeben. Sie plädieren für eine ehrlichere Kommunikationskultur, bei der
auch die Außenkommunikation von den Mitarbeitern gemacht wird und
das Management lediglich Themen lanciert und Richtungen vorgibt.
Bisher zentral gesteuerte Bereiche wie Markenführung und Public
Relations müssen in dieser Hinsicht neu überdacht werden.‚
(Wikipedia, 2011)
Blumauer, Kaltenböck und Koller sehen Internet communities bzw.
soziale Netzwerke als die populärsten Anwendungen im Web. Sie sind
integraler Bestandteil jeder Corporate Communication Strategie geworden.
(vgl. Blumauer, et al., 2010 S. 56)
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 35
40. 2.4. B2B - Beziehungsmanagement
B2B ist die Abkürzung für `Business to Business` und beschreibt
Beziehungen zwischen Unternehmen. Beziehungen des Unternehmens
zu Konsumenten engl. `Business to Consumer` werden B2C abgekürzt.
(vgl. Kirchgeorg, Manfred, 2011 S. 1)
Nachfolgend beleuchte ich mit einigen Modellen die Relevanz von
persönlichen Beziehungen im B2B Kontext:
Ein konzeptionelles Modell nach Theron, Terblanche and Boshoff
beschreibt die Qualität der Beziehung im B2B Bereich als Funktion von Vertrauen,
Kommunikation, gemeinsamen Werten und der Attraktivität von Alternativen.
(vgl. Theron & Terblanche & Boshoff, 2008 S. 1000) .
Abbildung 18 Conceptual Model nach Theron, Terblanche, Boshoff 2008; Quelle: (Theron & Terblanche & Boshoff, 2008)
Die Ergebnisse einer empirischen Studie zur Untersuchung der Relevanz der
verschiedenen Faktoren bestätigte für den B2B Bereich die Bedeutung der
Faktoren auf die Qualität der Beziehung zwischen Unternehmen.
In der Studie wurde Vertrauen als Hauptfaktor für die Kundenbeziehungsqualität und
damit als wesentlicher Baustein für erfolgreiches Beziehungsmanagement
herausgearbeitet.
(vgl. Theron & Terblanche & Boshoff, 2008 S. 1005)
Des Weiteren wurde die wachsende Bedeutung elektronischer Medien als
Kommunikationsmittel im B2B bereits 2008 unterstrichen, wenngleich die
persönliche Komponente nicht vernachlässigt werden darf.
(vgl. Theron & Terblanche & Boshoff, 2008 S. 1005)
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 36
41. Ein weiteres konzeptionelles Modell nach Gonzales, Hoffman, Ingram und
LaForge beschreibt das Kundenreaktivierungsmanagement und die Bedeutung für den
Beziehungsverkauf:
Der Prozess der Kundenreaktivierung basierend auf einer entsprechenden
Reaktivierungskultur, Fehleranalyse, Reaktivierungsstrategie, Überwachung,
Bewertung, Feedback soll zu einer entsprechenden Kundenentwicklung und
Verbesserung der finanziellen Situation des jeweiligen Kundengeschäftsfalles
führen. (vgl. Gonzales, et al., 2010 S. 224-225)
Abbildung 19 Conceptual Model nach Gonzales, Hoffman, Ingram und LaForge; Quelle: (Gonzales, et al., 2010)
Im Zuge der darauffolgenden empirischen Untersuchung wird die Bedeutung
einer Reaktivierungskultur, die Analyse von Dienstleistungsfehlern, die
Implementierung einer Reaktivierungsstrategie untermauert.
(vgl. Gonzales, et al., 2010 S. 226-227)
All diese Ansätze bauen auf enge persönliche Beziehungen zwischen MitarbeiterInnen
des verkaufenden und kaufenden Unternehmens.
Dies bestätigt auch eine Studie im Rahmen der Excellence-Barometer-
Forschung hat die `forum!` Marktforschung GmbH in Kooperation mit der
Universität für Publizistik in Mainz die Rationalität von
Entscheidungsprozessen im B2B Bereich untersucht. 300 Top
EntscheiderInnen der Industrie wurden befragt (vgl. Becker, 2011 S. 26) :
Kaufentscheidung werden sehr emotional gefällt. Einige Prämissen zur Gestaltung
eines objektiven Entscheidungsprozesses sind in der Realität käuferseitig nur
sehr schwer zu realisieren:
Die Transparenz der Anbietermärkte lässt sich nicht oder nur mit
unzumutbarem ressourcenaufwand herstellen, eine unsystematische
Vorgehensweise bei der Auswahl neuer Anbieter ist daher effizienter
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 37
42. und erfolgversprechender.
Die eigentliche Verhandlungssituation lässt sich kaum normativ
gestalten und auch kaum kontrollieren.
Die Differenzierung über die Produkte beziehungsweise die Leistung
funktioniert in hoch entwickelten Investitionsgütermärkten nicht mehr.
(vgl. Becker, 2011 S. 27)
Abbildung 20 Aussagen in einer Befragung zum Kaufverhalten von B2B Kunden;
Quelle: (Becker, 2011)
Kunden sind bereit für gute Qualität und besseren Service einen höheren
Preis zu zahlen.
Emotionale Bindung spielt im B2B Geschäft eine entscheidende Rolle. Die
Typologien gemäß dem `forum!` Modell beschreibt die für hohe emotionale
Bindung zugänglichen Kunden als Fans, Sympathisanten oder Gefangene.
Dieser Gruppe gehören nach Einschätzung dieser Studie zumindest 64% der
Befragten an.
(vgl. Becker, 2011 S. 24-28)
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 38
43. Abbildung 21 Verteilung der Kundentypen gemäß `forum!` Modell der Kundentypologien;
Quelle: (Becker, 2011)
Die gegenständliche Studie bestätigt damit dass wichtige Entscheidungen aus dem Bauch
gefällt werden.
(vgl. Becker, 2011 S. 24-28)
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 39
44. 3. Forschungsarbeit
Auf Grund beschränkt vorhandener Forschungsarbeiten zu dieser Fragestellung
steht die Sichtung und Bewertung von themenrelevanter Literatur
unterschiedlichster Quellen, mit hoher Relevanz für Unternehmen, im
Mittelpunkt meiner Arbeit.
3.1. Literarische Forschung
3.1.1. „How to avoid Facebook & Twitter Disasters“ (Null, 2009)
Christopher Null stellt in seinem gleichnamigen Artikel die wichtigsten
Tücken bei der Benutzung von sozialen Netzwerken vor:
(vgl. Null, 2009 S. 97-103)
“Oversharing With the boss” (Null, 2009 S. 98)
Problem: Eine Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin ist offiziell krank, aber
auf `Facebook´ dokumentiert sie Aktivitäten die den damit verbundenen
Regelungen widersprechen.
Lösungsvorschlag: Integriert man MitarbeiterInnen, Vorgesetzte oder
KollegInnen in den Freundeskreis bei `Facebook´ so empfiehlt er –– diese
in Gruppen zusammenzufassen und entsprechende Zugriffs
Berechtigungen für diese Gruppen zu vergeben. (vgl. Null, 2009 S. 98)
Auch KundInnen oder GeschäftspartnerInnen sollten nicht alle
persönlichen Details einer Mitarbeiters oder Mitarbeiterin kennen.
“He knows Where You Live” (Null, 2009 S. 99)
Problem: Exfreunde oder Bekannte die man nicht mehr persönlich
Treffen will finden den Wohnort des Accountbesitzer oder der
Accountbesitzerin heraus.
Lösung: Den Zugriff auf persönliche Daten regelt man mittels der
Privatsphäre-Einstellungen. (vgl. Null, 2009 S. 99)
Dasselbe gilt auch für aufdringliche GeschäftspartnerInnen.
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 40
45. “The Stalker Problem” (Null, 2009 S. 100)
Problem: Ein akzeptierter Kontakt hinterlässt nicht akzeptable
Nachrichten an der Pinnwand der Accountinhaberin oder belästigt die
Accountinhaberin.
Lösung: zunächst kann man den Kontakt aus dem eigenen Profil
entfernen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit unerwünschte
Personen zu blockieren bzw. das eigene Profil temporär oder dauerhaft
aus der Suche durch Facebook Mitglieder auszuschließen.
Durch Einstellung der Beschränkung der Auffindbarkeit des eigenen
Profils auf `nur Freunde´ können Stalker ebenfalls ausgeschlossen
werden.
(vgl. Null, 2009 S. 100)
Vertrauliche Inhalte, nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Inhalte,
zwischen der Benutzerin und GeschäftspartnerInnen werden unter
Umständen von einer Geschäftspartnerin am Profil der Benutzerin
gepostet.
“Too Many Pieces of Flair” (Null, 2009 S. 100)
Problem: Man akzeptiert zu viele `Geschenke´ oder andere
`Verbindungsanfragen´ von `Facebook´ Applikationen/Anwendungen.
Damit kommt es häufig zu Belästigungen der eigenen Kontakte mit
lästigen und teilweise anstößigen Angeboten.
Lösung: Anklicken des `Schreibgerät´ / Bearbeiten Icons und Anklicken
der Auswahl `Entfernen´. Anwendungen, welche die Anwenderin selbst
installiert hat muss man im Bereich `Anwendungen´ entfernen.
(vgl. Null, 2009 S. 101)
Damit kann es zur Belästigung von GeschäftspartnerInnen kommen.
“Shoulda Been Working” (Null, 2009 S. 101)
Problem: Die Anwenderin verbringt viel Zeit in einer Spielapplikation
von Facebook. Ohne Information postet die Applikation den High Score
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 41
46. im Facebook Profil der Anwenderin. Damit ist die missbräuchliche
Tätigkeit während der Arbeitszeit dokumentiert. Konsequenzen durch
die ArbeitgeberIn sind damit möglich.
Lösung: Deaktivierung der Möglichkeit von Drittanwendungen im Profil
der BenutzerIn zu posten.
(vgl. Null, 2009 S. 101)
Auf KundInnen und GeschäftspartnerInnen wirkt es nicht professionell,
während der Arbeitszeit Spiele zu spielen. Die Ernsthaftigkeit und
Zuverlässigkeit kann hier angezweifelt werden.
“The Tell-Tale Heart” (Null, 2009 S. 101)
Problem: Man ändert den Beziehungsstatus zu einer Person und löst
damit eine missverständliche Information an die eigenen Kontakte aus.
Die EmpängerInnen könnten annehmen man wäre auf Beziehungssuche.
Lösung: Man kann alle Beiträge vom eigenen Profil löschen. Bewegt man
den Cursor über den zu löschenden Eintrag erscheint ein Feld `Remove´.
Nach Betätigung dieses Buttons verschwindet der Eintrag von der
eigenen Pinwand.
(vgl. Null, 2009 S. 101)
Missverständliche, geschäftsschädigende oder unangenehme Beiträge
haben auf der eigenen Pinwand nichts verloren, sofern sie für
GeschäftspartnerInnen zugänglich sind.
“Smile for the Camera” (Null, 2009 S. 101)
Problem: Auf `Facebook´ wird ein Foto veröffentlicht, welches die
NutzerIn nicht gut trifft, bzw. in einer verfänglichen nicht für die breite
Öffentlichkeit bestimmten Art und Weise zeigt.
Lösung: Man kann Fotos, welche von anderen NutzerInnen auf Facebook
veröffentlicht werden und einen selbst abbilden nicht einfach löschen. In
diesem Fall empfiehlt es sich die andere NutzerIn freundlich
aufzufordern dieses Foto zu entfernen.
Eine Veröffentlichung solcher Fotos stellt eine Verletzung ihrer
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 42
47. Persönlichkeitsrechte dar und erfordert ihre ausdrückliche Zustimmung.
Aber man kann den Verweis auf die NutzerIn (`tag´) auf Fotos auf denen
man selbst markiert ist in den Privatsphäre Einstellungen generell
deaktivieren oder beim jeweiligen Foto selbst entfernen.
(vgl. Null, 2009 S. 101-102)
Für GeschäftspartnerInnen können zu persönliche Einblicke ins
Privatleben irritierend bis verstörend wirken.
“You´re Not an Advertisement” (Null, 2009 S. 102)
Problem: Drittanwendungen verwenden den Namen einer NutzerIn als
Werbung in Form von Spam an Kontakte der NutzerIn.
Lösung: Drittanwendungen keinen Zugriff erlauben.
(vgl. Null, 2009 S. 102)
Belästigungen von GeschäftspartnerInnen durch Drittanwendungen
belasten die persönliche Beziehung zu diesen.
“Spam Central” (Null, 2009 S. 102)
Problem: `Scammers´, `Phishers´ and `Spammers´ versenden Nachrichten
an `Facebook´ Freunde. Kriminelle verschaffen sich Zugriff auf Passwort
und `user name´. In Folge versendet man über den so kontrollierten
Account links zu sogenannten phising site´s URL mit der Hoffnung mehr
Accounts übernehmen zu können.
Lösung: Konventionelle Sicherheits Software hilft hier relativ wenig. Die
Empfehlung ist es hier `Gesunden Menschenverstand´ anzuwenden und
sehr sensibel auf ungewöhnliche Nachrichten, links oder Einladungen zu
reagieren.
(vgl. Null, 2009 S. 102)
Die Belästigung von GeschäftspartnerInnen kann von diesen auch als
Belästigung und Nachlässigkeit ausgelegt werden.
“Linking Twitter with Facebook Can be Trouble” (Null, 2009 S. 102)
Problem: Die Verknüpfung von `Twitter´ und `Facebook´ führt dazu,
dass jede auf `Twitter´ gepostete Kleinigkeit auch auf `Facebook´ gepostet
wird. Die Kontakte auf `Facebook´ werden damit in einer für `Facebook´
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 43
48. ungewöhnlichen Frequenz mit Statusmeldungen bombardiert. Das führt
unter Umständen dazu, dass ihre `Facebook´ Nachrichten von Ihren
Kontakten unterdrückt werden.
Lösung: Überdenken Sie eine Verknüpfung von `Facebook´ und `Twitter´
bzw. trennen Sie die beiden Anwendungen.
(vgl. Null, 2009 S. 102)
Aus diesem Artikel lassen sich die folgenden ersten situationsabhängigen
Handlungsempfehlungen für MitarbeiterInnen in sozialen Netzwerken ableiten:
Zusammenfassung von Kontakten auf Facebook nach beruflichen
Gruppen und Vergabe von entsprechenden
Zugriffsberechtigungen für Gruppen.
Sorgfältige Wahl der Privatsphäre-Einstellungen.
Blockieren der Auffindbarkeit des Profils für Suchmaschinen und
Facebook Mitglieder, welche keine Freunde sind.
Kein Akzeptieren oder Bestätigen von Geschenken oder
Einladungen von Anwendungen.
Anwendungen die eigene Kontakte belästigen könnten entfernen.
Deaktivierung der Möglichkeit von Drittanwendungen im Profil
der BenutzerIn zu posten.
Entfernung von geschäftsschädigenden, missverständlichen oder
unangenehmen Einträgen von der eigenen Pinwand.
Blockieren der Möglichkeit der Markierung der NutzerIn auf
Fotos.
Nicht auf verdächtige Nachrichten, `links´ oder Einladungen von
Kontakten reagieren. Es könnte sich um Spam handeln.
Trennung der `Twitter´ und `Facebook´ Accounts, falls die
Frequenz der `Twitter´ Nachrichten die Facebook Kontakte
überfordern könnte.
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 44
49. 3.1.2. Facebook, Myspace & Co (Zimmer, 2009)
Das österreichische Institut für angewandte Telekommunikation führte
im Auftrag der Kammer für Arbeiter und Angestellte Wien im Mai 2009
eine Untersuchung von Sozialen Netzwerke durch. Das Konzept stammt
von Daniela Zimmer, die Durchführung erfolgte durch das
Österreichische Institut für angewandte Telekommunikation. Die
gegenständliche Publikation erklärt Soziale Netzwerke und gibt
KonsumentInnen Tipps zur Handhabung.
(vgl.Zimmer, 2009 S. 1).
In Ergänzung zu 3.1.1. empfiehlt die Studie beim Anlegen eines Profiles
in einem sozialen Netzwerk unter der Rubrik `Bevor Sie ein Soziales Netzwerk
anlegen´:
So wenige Daten wie möglich preisgeben
Berufliches und Privates zu trennen, zum Beispiel XING für
Berufliches
Sichere Passwörter zu verwenden, als Beispiel wird die Methode
der Passwortbildung aus ganzen Sätzen empfohlen: `ein sichere
Passwort hat mindestens 8 Zeichen!´ ergibt das Passwort:
`esphm8z´
Unterschiedliche NutzerInnen-Namen und Passwörter in jedem
Netzwerk, die Nutzung unterschiedlicher Passwörter in
unterschiedlichen Netzwerken reduziert bei Missbrauch das
Risiko
Vorsicht bei der Nutzung von sozialen Netzwerken über
öffentliche Netze, neben XING verwenden nur wenige soziale
Netzwerke entsprechende Verschlüsselungen
Nutzungsbestimmungen (AGBs) lesen
Virenschutzprogramme verwenden und regelmäßig aktualisieren
(vgl. Zimmer, 2009 S. 16-17)
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 45
50. Unter dem Titel `Urheberrechte berücksichtigen´ wird auf die Bestimmungen
des Urheberrechtes hingewiesen, insbesondere bei der Veröffentlichung
von Musik, Fotos, Texten oder Filmen hingewiesen. (vgl. Zimmer, 2009 S.
25)
Diesen Aspekt werde ich im folgenden Abschnitt näher beleuchten.
3.1.3. „Gesamte Rechtsvorschrift für Urheberrechtsgesetz“ (Bundesgesetz, 2011)
Gemäß gegenständlichem Bundesgesetz wird der Begriff des Werkes
definiert und auch auf `Neue´ und `Alte´ Medien eingegangen
Werke der Literatur und der Kunst „<eigentümliche Schöpfungen auf
den Gebieten der Literatur, der Tonkunst, der bildenden Künste
und der Filmkunst.‚
Werke der Literatur „<einschließlich Computerprogrammen‚
Werke der bildenden Künste „<die Werke der Lichtbildkunst
(Lichtbildwerke)‚
Werke der Filmkunst
Bearbeitungen
Sammelwerke
Freie Werke
Veröffentlichte Werke „<sobald es mit Einwilligung des Berechtigten
der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden ist.‚
Erschienene Werke
(vgl. Bundesgesetz, 2011 S. 1-3)
Gemäß §10(1) ist der Urheber eines Werkes, wer es geschaffen hat.
Im Zuge des Gesetzes wird vom Urheberrecht zwischen folgenden
Rechten unterschieden:
Verwertungsrechte
Vervielfältigungsrecht
Verbreitungsrecht
Vermietung und Verleihen
Folgerecht
Senderecht
Vortrags-, Aufführungs- und Vorführungsrecht
Zurverfügungstellungsrecht
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 46
51. Ein Zuwiderhandeln räumt dem Urheberrechtsinhaber bestimmte Rechte
zur Durchsetzung seiner Ansprüche ein
Unterlassungsanspruch
Beseitigungsanspruch
Urteilsveröffentlichung
Anspruch auf angemessenes Entgelt
Anspruch auf Schadenersatz und Herausgabe des Gewinnes
Anspruch auf Rechnungslegung
Anspruch auf Auskunft
Einstweilige Verfügungen
Haftung des Inhabers eines Unternehmens
„§88.(1) Wird der einen Anspruch auf angemessenes Entgelt (§86)
begründende Eingriff im Betrieb eines Unternehmens von einem
Bediensteten oder Beauftragten begangen, so trifft die Pflicht zur
Zahlung des Entgeltes den Inhaber des Unternehmens.
(2) Hat ein Bediensteter oder Beauftragter im Betrieb eines
Unternehmens diesem Gesetz zuwidergehandelt, so haftet,
unbeschadet einer allfälligen Ersatzpflicht dieser Personen, der
Inhaber des Unternehmens für den Ersatz des dadurch
verursachten Schadens (§87, Absatz 1 bis 3), wenn ihm die
Zuwiderhandlung bekannt war oder bekannt sein musste. Auch
trifft ihn in einem solchen Falle die Pflicht zur Herausgabe des
Gewinnes nach §87, Absatz 4.‚
(vgl. Bundesgesetz, 2011 S. 33)
Soziale Netzwerke bergen zahlreiche Möglichkeiten zur
Urheberrechtsverletzung:
D.h. Unternehmen müssen geeignete Vorkehrungen treffen um -
durch die Handlungen ihrer MitarbeiterInnen in Sozialen
Netzwerken - für keine Urheberrechtsverletzungen haftbar
gemacht werden können.
Dafür muss die Kenntnis der Grundlagen des Urheberrechtes bei
Mitarbeiterinnen sichergestellt werden
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 47
52. 3.1.4. „Safer Surfing“ (saferinternet.at, 2011) und „Internet sicher nutzen“ (ispa, 2011)
Tipps & Tricks zum sicheren Umgang mit dem Internet, entstand in
Kooperation zwischen `ÖIAT – Österreichisches Institut für angewandte
Telekommunikation´ und `ISPA – Internet Service Providers Austria
Verband der österreichischen Internet-Anbieter finanziert durch Mitteln
des `bmwfi - Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend´ und
der `Europäischen Union´.
(vgl. saferinternet.at, 2011 S. 1-3)
Im Kapitel „So surfst Du sicher‚ gibt der Ratgeber zunächst 10
allgemeine Tipps zum Surfen im Internet:
1. Auch im Web gibt es Regeln
2. Schütze deine Privatsphäre
3. Nicht alles ist wahr
4. Urheberrechte beachten
5. Das Recht am eigenen Bild
6. Quellenangaben nicht vergessen
7. Umsonst gibt´s gar nichts
8. Online Freunde niemals alleine Treffen
9. Computer schützen
10. Wenn Dir etwas komisch vorkommt sag es!
(vgl. saferinternet.at, 2011 S. 6-7)
Zusammenfassend kann man daraus den folgenden Schluss ableiten und
gemäß der Definition zu Punkt 1 zitieren:
„Alles, was man im `richtigen´ Leben nicht tun sollte oder nicht tun darf,
soll man auch im Internet bleiben lassen‚ (saferinternet.at, 2011 S. 6)
Im Internet bewegt man sich in einem neuen Forum, wie in einem
fremden Land. In bestehenden Sozialen Netzwerken gibt es oft eigene
Benimmregeln. (vgl. saferinternet.at, 2011 S. 10)
Im `richtigen´ Leben nennt man die Fähigkeit mit fremden Kulturen
umzugehen vereinfacht `interkulturelle Kompetenz´, dieselbe
Fähigkeiten sind auch beim Eintritt in fremden Foren, Communities oder
Netzwerken notwendig.
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 48
53. Dazu ist es hilfreich sich mit dem Kommunikationswissenschaftler
Blumer und dessen 3 Prämissen in Zusammenhang mit dem
„Symbolischen Interaktionismus‚ (vgl. Burkart, 2002 S. 432)
auseinanderzusetzen:
„1. Menschen handeln den `Dingen´ ihrer Umwelt (Personen,
Gegenständen, Zuständen, Ereignissen, Ideen <etc.) gegenüber auf der
Grundlage der Bedeutungen, welche diese Dinge für sie besitzen,
2. Die Bedeutung dieser `Dinge´ entsteht in bzw. wird abgeleitet aus den
sozialen Interaktionen, die Menschen miteinander eingehen.
3. Diese Bedeutungen werden dann in einem interpretativen Prozess im
Zuge der Auseinandersetzung mit diesen `Dingen´ benützt und
gegebenenfalls auch wieder verändert‚ (Blumer, 1973 S. 80-146)
Aktivitäten in fremden Netzwerken bedingen damit die Fähigkeit Communities und
ihren symbolischen Interaktionismus zunächst zu verstehen und in Folge anzuwenden.
Oft beschreiben `community-guidelines´ oder die sogenannte
`Netiquette´ , die Kurzform für Network Etiquette, die wichtigsten
Spielregeln. (vgl. saferinternet.at, 2011 S. 10). Ein Verstoß gegen diese
Spielregel kann Reputationsschäden für das Unternehmen verursachen.
MitarbeiterInnen können sich speziell in Communities schnell strafbar
machen. Einige Delikte seien hier explizit aufgeführt:
Beleidigung
Üble Nachrede
Verleumdung
(vgl. saferinternet.at, 2011 S. 16-17)
Besonders werden 3 Punkte für den Umgang mit persönlichen Daten
hervorgehoben:
Das Internet vergisst nicht
Der erste Eindruck zählt
Ein Paradies für Datensammler
(vgl. saferinternet.at, 2011 S. 37)
Haben MitarbeiterInnen sogenannte `Location Based Services´ oder
`Check-In Services´ aktiviert ist der Aufenthaltsort für z.B. Facebook
Kontakte sichtbar. (vgl. ispa, 2011 S. 38). Ist die Mitarbeiterin mit
Master Thesis „Bedrohungen bei der individuellen Nutzung von Sozialen Netzwerken im B2B Kontext“, Günther R. Neukamp, 2011 49