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Das Komitee der Religionslehrer
im ‚Enseignement Secondaire‘
Angesichts der zahlreichen Beiträge in den Medien zum Thema einheitlicher
Werteunterricht beziehen die Religionslehrer im ‚Enseignement Secondaire‘
öffentlich Stellung:
Wir begrüßen und finden es nur normal und richtig, dass die
Regierung bei der Erarbeitung des neuen
Werteunterrichts sowohl auf die Religionslehrer
als auch auf die Lehrer der Formation Morale et
Sociale (früher Morale Laïque) zurückgreift und
somit dem neuen Fach einen breitest möglichen
gesellschaftlichen Konsens erlaubt.
Wir sind erstaunt, wie sich manche Vertreter der Formation
Morale et Sociale mit großem medialen
Aufwand als die besseren Lehrer für das neue
Fach zu profilieren versuchen; sie geben vor nur
sie wären kompetent den „fait religieux“ von
„außen“ d.h. neutral und objektiv
thematisieren zu können. Gleichzeitig sprechen
sie den Religionslehrern diese Kompetenz ab, da
diese den „fait religieux“ nur von „innen“
betrachten würden. Wie kann man so wenig
nuanciert und plakativ über einen Berufsstand
urteilen?
Wir finden es absurd, dass unsere bisherige mediale Zurückhaltung als
heimliches Taktieren hinter den Kulissen
gedeutet wird.
Wir protestieren dagegen, dass Theologen bei jeglicher
Auseinandersetzung mit Religion automatisch
unterstellt wird zu indoktrinieren.
Wir sind der Meinung, dass jeder gebildete Mensch eine kritische
Distanz zu einer ihm mehr oder weniger
wichtigen Weltanschauung braucht, damit er
die Gefahren jeglichen
Fundamentalismus und Fanatismus
einzuschätzen weiß.
Wir sind erstaunt, dass den Religionslehrern unterstellt wird, sie
würden und könnten nicht mit den Schülern
praktisch philosophieren. Dabei wird aber nicht
berücksichtigt, dass das Studium eines
Religionslehrers zu großen Teilen aus einer
Auseinandersetzung mit verschiedenen
philosophischen Strömungen besteht.
Um sich selbstverantwortlich mit den
komplexen Fragen des Lebens auseinander zu
setzen ist reflexive Überprüfung eigener wie
auch anderer Wirklichkeitskonstrukte eine
Selbstverständlichkeit.
Den Sinn moralischen Handelns, die Kriterien
ethischer Entscheidungen, sowie die Gründe
und Ziele der Lebensgestaltung zu thematisieren
sind bis heute Bestandteil des
Religionsunterrichts.
Wir sind befremdet über die Angst der Laizistenvertreter, die
Auseinandersetzung mit dem „fait religieux“ im
neuen Werteunterricht berge die Gefahr einer
zu starken „Religionslastigkeit“ und vermindere
somit den Stellenwert ethischer Themen.
Sich mit den kollektiven Weltanschauungen und
ethischen Themen und folgerichtig auch mit
verschiedenen spirituellen Richtungen
auseinander zu setzen und diese mit
humanwissenschaftlichen Erkenntnissen zu
konfrontieren scheint uns bildungspolitisch von
größter Wichtigkeit.
Des Weiteren gehört auch die
Auseinandersetzung mit dem religiös-kulturellen
Gedächtnis zu einem zeitgenössischen
Bildungsangebot einfach dazu.
Was ist daran „religionslastig“?
Könnte man in diesem Kontext nicht auch von
einer Gefahr von „Laizitätslastigkeit“ sprechen?
Wir sind der Meinung, dass sich bestimmte Laizistenvertreter im Klaren
sein sollten, dass sie nicht die Meinung aller
Luxemburger vertreten.
Wir wundern uns über die Forderung der Lehrer der Formation
Morale et Sociale, allen Weltreligionen müsse
der gleiche Stellenwert eingeräumt werden;
keine dürfe privilegiert behandelt werden. Der
Stellenwert und die Gewichtung von Religionen
ergeben sich aus ihrer kulturellen Verflechtung
und gesellschaftspolitischen Herausforderung.
Wird zum Beispiel der Musiklehrer der
indonesischen Gamelanmusik den gleichen
Zeitraum widmen wie Bach und Händel? Oder
wird der Kunstlehrer der asiatischen Kunst den
gleichen Zeitrahmen gewähren wie der
abendländischen?
Wir sind perplex, dass viele Lehrer der Formation Morale et
Sociale ihre religionswissenschaftlichen
Kompetenzen nicht in Frage stellen.
Wir zweifeln an der Objektivität mancher Laizistenvertreter,
die pauschal, einseitig und gebetsmühlenartig
die Kompetenzen der Religionslehrer in Sachen
Werteunterricht in Frage stellen.
Durch ihr Studium an staatlich anerkannten
Universitäten, „Concours“ und „Stage
pédagogique“ sind Religionslehrer staatlich
geprüfte Staatsbeamte mit anerkannten
humanwissenschaftlichen Kompetenzen.
Durch das Berufsethos aller Lehrer versteht es
sich von selbst, dass jegliche ideologische
Vereinnahmung der Jugend einer Art
Verbrechen gleichkäme.
Wir sind erstaunt, dass Laizistenvertreter und manche Lehrer der
Formation Morale et Sociale der Meinung sind,
der neue Werteunterricht dürfe nur eine strikt
laizistische Orientierung haben.
Erstens, Laizität bezeichnet eine Trennung von
Kirche und Staat, richtet sich aber nicht gegen
Religion an sich. Gegen objektives
Thematisieren von Religionen war zu keinem
Zeitpunkt im Regierungsprogramm die Rede.
Zweitens widerspricht dieser Wunsch den
offiziellen Zahlen: Uns ist nicht bekannt, dass die
früher so genannte ‚Morale laïque‘, seit ihrer
Einführung 1968, jemals größeren Zulauf gehabt
hätte als der Religionsunterricht.
Wir sind sprachlos, dass die Laizistenvertreter beim neuen
Werteunterricht mit größter
Selbstverständlichkeit mitzureden gedenken,
dem ‚Conseil des cultes‘ dies aber mitnichten
zugestehen.
Für die Programmgestaltung eines Fachs sollte,
wie bei jedem anderen Schulfach auch, allein
die vom Unterrichtsministerium eingesetzte
Programmkommission zuständig sein.
Wir sind nicht einverstanden, wenn einerseits christliche Vertreter das neue
Fach vorschnell als „Einheitsbrei“
abqualifizieren, obwohl das Konzept noch nicht
abgeschlossen ist. Andererseits gilt das Gleiche
für jene, die in ihm einen verkappten
Religionsunterricht sehen wollen.
Wir bedauern, dass der Religionsunterricht aus politischen
Gründen abgeschafft und somit die Forderung
zahlreicher Eltern für den Status quo nicht
berücksichtigt wird.
Wir sind jedoch überzeugt, wohl wissend, dass die Planung des neuen Fachs
Auseinandersetzungen und reichlich
Diskussionsstoff mit sich zieht, dass
kompromissbereite Positionen am ehesten zu
einem konsensfähigen Modell führen können.

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  • 1. Das Komitee der Religionslehrer im ‚Enseignement Secondaire‘ Angesichts der zahlreichen Beiträge in den Medien zum Thema einheitlicher Werteunterricht beziehen die Religionslehrer im ‚Enseignement Secondaire‘ öffentlich Stellung: Wir begrüßen und finden es nur normal und richtig, dass die Regierung bei der Erarbeitung des neuen Werteunterrichts sowohl auf die Religionslehrer als auch auf die Lehrer der Formation Morale et Sociale (früher Morale Laïque) zurückgreift und somit dem neuen Fach einen breitest möglichen gesellschaftlichen Konsens erlaubt. Wir sind erstaunt, wie sich manche Vertreter der Formation Morale et Sociale mit großem medialen Aufwand als die besseren Lehrer für das neue Fach zu profilieren versuchen; sie geben vor nur sie wären kompetent den „fait religieux“ von „außen“ d.h. neutral und objektiv thematisieren zu können. Gleichzeitig sprechen sie den Religionslehrern diese Kompetenz ab, da diese den „fait religieux“ nur von „innen“ betrachten würden. Wie kann man so wenig nuanciert und plakativ über einen Berufsstand urteilen? Wir finden es absurd, dass unsere bisherige mediale Zurückhaltung als heimliches Taktieren hinter den Kulissen gedeutet wird. Wir protestieren dagegen, dass Theologen bei jeglicher Auseinandersetzung mit Religion automatisch unterstellt wird zu indoktrinieren. Wir sind der Meinung, dass jeder gebildete Mensch eine kritische Distanz zu einer ihm mehr oder weniger wichtigen Weltanschauung braucht, damit er die Gefahren jeglichen Fundamentalismus und Fanatismus einzuschätzen weiß.
  • 2. Wir sind erstaunt, dass den Religionslehrern unterstellt wird, sie würden und könnten nicht mit den Schülern praktisch philosophieren. Dabei wird aber nicht berücksichtigt, dass das Studium eines Religionslehrers zu großen Teilen aus einer Auseinandersetzung mit verschiedenen philosophischen Strömungen besteht. Um sich selbstverantwortlich mit den komplexen Fragen des Lebens auseinander zu setzen ist reflexive Überprüfung eigener wie auch anderer Wirklichkeitskonstrukte eine Selbstverständlichkeit. Den Sinn moralischen Handelns, die Kriterien ethischer Entscheidungen, sowie die Gründe und Ziele der Lebensgestaltung zu thematisieren sind bis heute Bestandteil des Religionsunterrichts. Wir sind befremdet über die Angst der Laizistenvertreter, die Auseinandersetzung mit dem „fait religieux“ im neuen Werteunterricht berge die Gefahr einer zu starken „Religionslastigkeit“ und vermindere somit den Stellenwert ethischer Themen. Sich mit den kollektiven Weltanschauungen und ethischen Themen und folgerichtig auch mit verschiedenen spirituellen Richtungen auseinander zu setzen und diese mit humanwissenschaftlichen Erkenntnissen zu konfrontieren scheint uns bildungspolitisch von größter Wichtigkeit. Des Weiteren gehört auch die Auseinandersetzung mit dem religiös-kulturellen Gedächtnis zu einem zeitgenössischen Bildungsangebot einfach dazu. Was ist daran „religionslastig“? Könnte man in diesem Kontext nicht auch von einer Gefahr von „Laizitätslastigkeit“ sprechen? Wir sind der Meinung, dass sich bestimmte Laizistenvertreter im Klaren sein sollten, dass sie nicht die Meinung aller Luxemburger vertreten.
  • 3. Wir wundern uns über die Forderung der Lehrer der Formation Morale et Sociale, allen Weltreligionen müsse der gleiche Stellenwert eingeräumt werden; keine dürfe privilegiert behandelt werden. Der Stellenwert und die Gewichtung von Religionen ergeben sich aus ihrer kulturellen Verflechtung und gesellschaftspolitischen Herausforderung. Wird zum Beispiel der Musiklehrer der indonesischen Gamelanmusik den gleichen Zeitraum widmen wie Bach und Händel? Oder wird der Kunstlehrer der asiatischen Kunst den gleichen Zeitrahmen gewähren wie der abendländischen? Wir sind perplex, dass viele Lehrer der Formation Morale et Sociale ihre religionswissenschaftlichen Kompetenzen nicht in Frage stellen. Wir zweifeln an der Objektivität mancher Laizistenvertreter, die pauschal, einseitig und gebetsmühlenartig die Kompetenzen der Religionslehrer in Sachen Werteunterricht in Frage stellen. Durch ihr Studium an staatlich anerkannten Universitäten, „Concours“ und „Stage pédagogique“ sind Religionslehrer staatlich geprüfte Staatsbeamte mit anerkannten humanwissenschaftlichen Kompetenzen. Durch das Berufsethos aller Lehrer versteht es sich von selbst, dass jegliche ideologische Vereinnahmung der Jugend einer Art Verbrechen gleichkäme. Wir sind erstaunt, dass Laizistenvertreter und manche Lehrer der Formation Morale et Sociale der Meinung sind, der neue Werteunterricht dürfe nur eine strikt laizistische Orientierung haben. Erstens, Laizität bezeichnet eine Trennung von Kirche und Staat, richtet sich aber nicht gegen Religion an sich. Gegen objektives Thematisieren von Religionen war zu keinem Zeitpunkt im Regierungsprogramm die Rede. Zweitens widerspricht dieser Wunsch den offiziellen Zahlen: Uns ist nicht bekannt, dass die
  • 4. früher so genannte ‚Morale laïque‘, seit ihrer Einführung 1968, jemals größeren Zulauf gehabt hätte als der Religionsunterricht. Wir sind sprachlos, dass die Laizistenvertreter beim neuen Werteunterricht mit größter Selbstverständlichkeit mitzureden gedenken, dem ‚Conseil des cultes‘ dies aber mitnichten zugestehen. Für die Programmgestaltung eines Fachs sollte, wie bei jedem anderen Schulfach auch, allein die vom Unterrichtsministerium eingesetzte Programmkommission zuständig sein. Wir sind nicht einverstanden, wenn einerseits christliche Vertreter das neue Fach vorschnell als „Einheitsbrei“ abqualifizieren, obwohl das Konzept noch nicht abgeschlossen ist. Andererseits gilt das Gleiche für jene, die in ihm einen verkappten Religionsunterricht sehen wollen. Wir bedauern, dass der Religionsunterricht aus politischen Gründen abgeschafft und somit die Forderung zahlreicher Eltern für den Status quo nicht berücksichtigt wird. Wir sind jedoch überzeugt, wohl wissend, dass die Planung des neuen Fachs Auseinandersetzungen und reichlich Diskussionsstoff mit sich zieht, dass kompromissbereite Positionen am ehesten zu einem konsensfähigen Modell führen können.