1. 12 KULTUR
Luxemburger Wort
Freitag, den 19. Februar 2010
„Lieben Sie Stri
LU ET (DÉS)APPROUVÉ
„Axolotl Roadkill“ von Helene Hegemann
INTERVIEW: VESNA ANDONOVIC
Es gibt nur wenige Schauspieler, die
eigentlich keiner Vorstellung bedürfen. Der am 8. Dezember 1930 in
Wien geborene Maximilian Schell
gehört sicherlich zu ihnen. Seine Filmografie liest sich wie ein Inventar
filmischer Meisterwerke, der zahllose Preise, u.a. 1961 den Oscar des
Besten Hauptdarstellers, erhielt und
auf den bekanntesten Bühnen der
Welt stand. Wir trafen einen sympathisch bescheidenen und unkomplizierten Darsteller vor seinem Auftritt
im Grand Théâtre.
Helene Hegemann: „Axolotl Roadkill“, Ullstein
Verlag, 208 Seiten ISBN: 978-3-550-08792-9.
Casanova entre à la BNF
Les manuscrits mythiques acquis grâce à un mécène
Emouvants, foisonnants, plein de vie
et écrits en français d'une écriture
serrée: des manuscrits exceptionnels de Casanova, dont la légendaire
«Histoire de ma vie» du célèbre
Vénitien, ont été acquis par la Bibliothèque nationale de France
après une véritable chasse au trésor.
Le manuscrit des Mémoires de
Giacomo Girolamo Casanova (17251798), «Histoire de ma vie», constitue le coeur de ces 3.700 pages non
reliées qui représentent «la plus importante acquisition patrimoniale de
l'établissement», a expliqué hier
Bruno Racine, président de la BNF.
Giacomo Girolamo Casanova.
Après des rebondissements rocambolesques, les précieux manuscrits
ont pu être acquis grâce à un généreux mécène anonyme qui a déboursé plus de sept millions d'euros.
Selon les experts, il n'en existe qu'un
seul exemplaire.
«L'histoire de ce manuscrit est
aussi romanesque que la vie de Casanova», a souligné Frédéric Mitterrand. «Il a été acquis en 1821 par
l'arrière-arrière-grand-père de mon
arrière-arrière-grand-père. En 1823,
les feuillets ont été enfermés et l'original n'a plus été montré», a expliqué Hubertus Brockhaus, descendant de la dynastie d'éditeurs allemands qui l'a conservé depuis cette
date, et a cosigné l'acte de vente.
Classé par la France «bien d'intérêt patrimonial majeur», ce chefd'oeuvre de la littérature mondiale
et française – toute l'oeuvre est en
français – est un «témoignage émouvant sur le Siècle des Lumières et
une fresque vivante et haute en couleurs» des aventures du génial mémorialiste, a confié Bruno Racine.
Une exposition, à l'automne 2011 à
la BNF, fera découvrir au public ces
manuscrits mythiques.
(AFP)
Kulturmosaik
Maximilian Schell über Schau spiel, Fußball und seine ganz persönliche Relativitätstheorie
VON JOELLE MERGES
aktiver mexikanischer Schwanzlurch mit dem „freundlichsten Lächeln“, das Mifti je gesehen hat.
Ganz freundlich geht sie mit ihrem
neuen Haustier jedoch nicht um,
doch Anhänglichsein ist ohnehin
nicht so recht Miftis Sache, außer
bei Alice, ihrer großen, nicht erfüllten Liebe. Und dann der Roadkill:
Sie schreibe wie ein angefahrenes
Tier, bescheinigt Edmond seiner
Schwester. Das Mitleid mit der Romanheldin hält sich dennoch in
Grenzen.
Dass Helene Hegemann ganze
Passagen ihres Debütromans von
einem Münchner Blogger kopiert
hat, kursiert dieser Tage als Meldung durch die Presse. Gewissensbisse hat die 17-jährige Bestsellerautorin, Theaterschriftstellerin und
Filmemacherin deswegen nicht. An
den sorglosen Umgang mit dem
geistigen Eigentum anderer Leute
scheint man sich bei der Jugend von
heute gewöhnen zu müssen.
ndberg?“ heute Abend im Grand Théâtre
„Schauspielerei ist die vergänglichste aller Künste“
Die Jugend von heute
Glücklich ist, wer heute kein Teenager mehr ist. Jedenfalls wenn das
Leben eines Teenagers so ist wie
das der 16 Jahre alten Mifti. Sie ist
die Hauptfigur in Helene Hegemanns Roman „Axolotl Roadkill“.
Wohlstandsverwahrlost wächst das
junge Mädchen in Berlin auf mit
ihren beiden Halbgeschwistern Annika (die irgendwas in Marketing
macht) und Edmond (der T-Shirts
mit Sprüchen bedruckt). Miftis
Mutter („Sozialhilfeempfängerin,
versoffen, trotz allem Chanel-Kostüm“) ist tot, der Vater schwirrt
irgendwo in der Welt herum und
kommuniziert mit der Tochter vor
allem über SMS. Die Schule besucht
Mifti schon seit Ewigkeiten nicht
mehr, stattdessen treibt sie sich auf
Parties herum. Freunde und Geliebte (männlich wie weiblich) hat
sie jede Menge. Und da sind auch
noch die Drogen: Von Psychopharmaka über Haschisch bis Heroin
hat Mifti alles probiert.
So wirr wie Miftis Leben ist die
Struktur von Hegemanns Roman.
So trashig einige Passagen daherkommen (manche deutschen Kritiker sprechen gar von Pornografie),
so lebensklug sind wiederum andere Abschnitte verfasst, die einen
ernsthaft daran zweifeln lassen,
dass Mifti wirklich erst 16 (und die
Autorin erst 17) Jahre alt ist: Ich
weiß komischerweise genau, was
ich will: nicht erwachsen werden.
Psychologie und Moral sind keine
geeigneten Instrumente, das Leben
zu bearbeiten. Es ist megahart, ein
Individuum zu sein.
Eine tiefere Lebensweisheit
steckt bestimmt auch im Buchtitel,
auch wenn man nicht so recht Lust
hat, darüber nachzudenken. Mifti
selbst nimmt das Leben ja auch, wie
es kommt. Ein Axolotl ist ein nacht-
KULTUR 13
Luxemburger Wort
Freitag, den 19. Februar 2010
■ Mit drei waren Sie ein Grashalm,
mit neun Wilhelm Tell ... Ahnten Sie
damals schon, dass es ein „Für immer und ewig“ sein würde?
Ist ja eigentlich nicht „für immer
und ewig“, denn ich ändere jetzt
bald meinen Beruf: ich werde Maler ...
■ Spielte Ihr familiäres Umfeld – Ihre
Mutter war die Wiener Schauspielerin Margarethe Noé von Nordberg,
Ihr Vater der Schweizer Schriftsteller Hermann Ferdinand Schell – eine
Rolle bei dieser Entscheidung?
Sicher, so wie bei jedem Menschen.
Kinder werden entweder wie die
Eltern oder gegen die Eltern. Ich
wollte eigentlich Philosophie und
Germanistik studieren und habe
dann ein Angebot von Basel erhalten, wo ich alles machen konnte:
Regie, Spielen, Musik und weiter
studieren. Und dann habe ich halt
Erfolg gehabt.
■ Ist des hierbei für einen Künstler
schwieriger oder leichter, sich selbst
zu definieren, wenn es im unmittelbaren Umfeld ebenso kreative wie erfolgreiche Persönlichkeiten gibt?
Schwieriger. Ich habe es auch nie
gerne gehabt, wenn die Familie zugeschaut hat bei Premieren. Wirklich entdeckt, habe ich es am Brodway: Da war einfach ein schwarzes
Loch, der Zuschauerraum. Da
konnte man einfach für das Stück
spielen, für sich und das Publikum.
Wenn die eigenen Freunde kommen, lachen sie immer an den falschen Stellen, das ist dann peinlich.
Man ist ja so sensibel oben auf der
Bühne, und wenn man die eigene
Schwester lachen hört, sagt man
sich: „Um Gottes willen! Was habe
ich falsch gemacht?“. Verwandte
lachen ja bekanntlich an ganz anderen Stellen als gewöhnliche Zuschauer.
■ Die „Bretter, die die Welt bedeuten“ allein haben Ihnen jedoch nicht
genügt. Sie sind zum Film übergewechselt, haben aber auch später
die Rolle des „Drahtziehers“, sprich
des Regisseurs und Produzenten,
übernommen. Sie spielen Klavier
und malen ebenfalls. Frank Hoffmann zieht Parallelen zum „Universalgenie“ Strindberg. Welches Gefühl flößen Ihnen solche Beschreibungen ein?
Ich höre ja nie, was man über mich
spricht. Jedoch ich finde einfach,
gewisse Dinge können besser aus-
gedrückt werden mit den Worten,
andere mit Farben und Zeichnungen. Viel kann ausgedrückt werden
mit Musik, z. B. wenn ich Schuberts
„Ave Maria“ begleite oder singe,
finde ich es so grandios, dass es
durch keine andere Kunstart zu
ersetzen ist. Dieses Stück bringt die
Menschen auch immer zum Weinen. Es ist einfach so musikalisch
großartig, dass man nichts mehr
braucht. Während, bis man bei
einem Bild weint, dauert es ziemlich lange... ich glaube, ich habe
noch nie vor einem Bild geweint,
obwohl ich Kunstgeschichte studiert habe. Während bei der Musik
passiert mir das eher. Und auch
einmal im Royal Court bei Paul
Scofield, der vielleicht der größte
Theaterschauspieler gewesen ist,
den ich kennenlernen durfte,
ebenso bei Edita Gruberova bei
„Ariadne auf Naxos“. Zudem beide
Male hemmungslos! Klassische
Musik erschüttert jedes Mal aufs
Neue, ob es sich nun um Chopin,
Bach oder gar Verdi handelt ... man
kann seine Gefühle einfach nicht
zurückhalten.
Millers „Resurrection Blues“. Bei den
Ruhrfestspielen 2009 sind Sie, nach
ganzen 27 Jahren Abwesenheit, mit
Frank Hoffmans Inszenierung von
„Lieben Sie Strindberg?“ auf die
deutsche Bühne zurückgekehrt ...
Es hat sich so ergeben, dass ich
länger nicht auf Deutsch gespielt
habe. Eigentlich ist es für einen
Schauspieler, auch für einen Regisseur, fast gleichgültig, in welcher
Sprache er spielt oder inszeniert.
Jedes Stück und jeder Film fordert
eine neue Welt heraus. In „Topkapi“
war ich plötzlich in der Türkei, mit
Istanbul konfrontiert, und wenn
man im Old Vic spielt, ist man halt
im Old Vic. Meine Garderobe war
die von Laurence Olivier, gegenüber
lag die von John Gielgud. Als ich im
Royal Court gespielt habe, stand
Vivien Leigh an der Tür – das beeinflusst schon, denn es sind ja nicht
nur große Namen, sondern eine
ganze Aura, die mitkommt. Als ich
1977 mit Fred Zinnemann „Julia“ gegeben habe, hatte ich einfach sofort
Vertrauen – der Mann der „High
Noon“ gedreht hat, der kann nicht
fehlgehen – da fühlt man sich als
Darsteller einfach sicher.
■ Sie selbst haben sich einmal als
„Student“ bezeichnet – eine Wahlverwandtschaft zu Leonardo da Vincis „discepolo dell'esperienza“?
Student bin ich heute noch, auch
wenn ich das mit da Vinci bislang
nicht wusste. Ich finde einfach, man
lernt immer wieder. Ich glaube,
wenn man einen festen Beruf hat,
wird man zu sehr festgelegt. Das ist
schon beim Studium so: Sagt man
„Ich habe Germanistik und Kunstgeschichte studiert“, wird man sofort von den anderen eingeordnet –
in eine Kategorie, eine Schublade.
Beim Schauspiel verhält es sich genauso: Hat man einmal als Hamlet
Erfolg gehabt, wird man sofort eher
auf tragische Rollen festgelegt. Ich
persönlich hingegen finde mich
sehr gut in komischen Rollen, ja ich
liebe sie. Ich habe einmal die „Venezianischen Zwillinge“ von Goldoni gespielt, und es ist herrlich,
wenn die Leute lachen. Das ist die
einzige wirkliche Reaktion, die man
vom Publikum her hat – außer Beifall oder Buhrufe ...
■ Und wie passt das Fußballspiel
beim Grasshopper-Club Zürich in
dieses Gesamtbild des von künstlerischer Kreativität überschäumenden
Menschen?
Ich finde Fußball sehr kreativ. Zugleich ist es ein absolutes Symbol
fürs normale Leben: Wenn ein Ball
an den Pfosten geht statt ins Tor,
verändert das das Geschick, manchmal einer ganzen Nation, so wie das
dritte Tor der Engländer gegen
Deutschland. Und das ist das Interessante: die Fehler, die begangen
werden, die technischen Feinheiten,
und die Ideen. Man merkt sofort,
wenn jemand intelligent ist, und ich
finde das faszinierend. Außerdem
ist diese Sportart einfach wunderbar
für die Disziplin. Außer Klavier
üben kenne ich nichts, was so viel
Disziplin verlangt wie Rudern in der
Mannschaft oder Fußball spielen.
Da muss man sich anpassen, und das
ist eigentlich sehr schön. Klavier
■ Gibt es noch eine Rolle, auf die Sie
warten?
Nein. Vielleicht den Hamlet, von
dem ich vorher sprach, aber beim
Film ist immer das Schwierige, eine
Finanzierung zu finden.
■ Das Los berühmter Persönlichkeiten ist es, eines Tages ihr Leben
selbst verfilmt zu sehen. Welche
Qualitäten sollte der Darsteller mitbringen, der eines Tages Maximilian
Schell verkörpern sollte?
Wird sicher nie passieren, dafür ist
mein Leben zu uninteressant. Schauspielerei ist die vergänglichste aller
Künste.
„Wenn man mit offenen Augen versucht zu
üben ist eher qualvoll, aber wenn
man so wie wir damals gelegentlich
Fußball gespielt hat, dann hat das
richtig Spaß gemacht.
■ Wenn Sie die eigene Bio- und
Filmografie durchgehen, welche Projekte lassen Ihr Herz schneller
schlagen?
Die schon gemachten, oder die
noch zu machenden? Das was man
gemacht hat, ist ja irgendwie vorbei. Hamlet beschäftigt mich heute
noch, und ich plane auch, einen
Film zu machen. Dann sind da natürlich all die Sachen, die ich inszeniert habe. Ich finde es interessanter, wenn man verantwortlich ist
für den Film. Das hat sehr viel mit
Malerei zu tun, mit Licht und mit
Distanz und Perspektive. Um auf
Fußball zurückzukommen: Wenn
die Bayern Ribéry haben, sind sie
sofort eine bessere Mannschaft. Es
ist ganz merkwürdig ... Es ist wie im
Theater: Zu einer gewissen Zeit
muss man da sein, und kann nicht
sagen „Ich hab' jetzt keine Lust“
oder so. Auch als Regisseur darf es
keine Depressionen geben, man
muss zur Probe kommen, frank,
leben, entdeckt man immer wieder etwas Neues“, beteuert Maximilian Schell.
frei, humorvoll, leidenschaftlich,
intuitiv, und man kann nicht private
Schwierigkeiten mitspielen lassen.
Wenn sie das machen, ist sofort die
ganze Probe im Eimer.
■ Bei der Verleihung des Diva-Lebenswerkpreises vor zwei Jahren zitierten Sie Kurt Tucholsky „Es lastet
über unserer Zeit der Fluch der Mittelmäßigkeit“. Gibt es überhaupt ein
Entrinnen?
Man kann dem Fluch schon entrinnen, aber dann darf man selber halt
nicht mittelmäßig sein, was immer
das ist. Es gibt einen schönen Ausspruch von Fritz Kortner: „Man sagt
immer, ich sei ein Tyrann, aber ich
werde vom Mittelmaß tyrannisiert!“. Wenn sie beispielsweise im
Old Vic spielen, dann sind das doch
schon die besten Darsteller und
auch die besten Arbeiter hinter der
Bühne – eine Qualität, die man einfach braucht, um selber gut funktionieren zu können. Man wächst immer mit seinen Partnern – Werner
Krauß hat einmal auf die Frage, was
das Geheimnis seines Spiels sei, gesagt: „Ich höre zu und gebe eine
Antwort“. Der Burgschauspieler Al-
bin Skoda hat auf die Frage meiner
jüngeren Schwester Immy, ob er den
Text verstehen würde, geantwortet:
„Verstehen brauchst du's nicht.
Spielen musst du's!“. Und er hat
recht! Ich habe Einstein gespielt und
verstehe kein Wort vom E=mc2.
Meine Version der Relativitätstheorie ist übrigens: Einstein ist mit
knapp 20 an der Züricher Eidgenössischen Technischen Hochschule in
der Mathematikprüfung durchgefallen, und jetzt denkt jeder, der durchfällt, er sei Einstein.
■ Sie haben an den unterschiedlichsten Orten der Welt gelebt und
gearbeitet. Fühlt man sich da, wie
Peter Ustinov von sich behauptete,
als „international bastard“ oder vermag man doch irgendwie Wurzeln
zu schlagen?
Ustinov hat es schwerer gehabt als
ich. Ich habe durch die Alm in Österreich schon sehr starke Wurzeln
bekommen in den ersten sieben Jahren und dann wieder ab 18. Wien hat
mich komischerweise mehr geprägt
als Zürich. Wir mussten ja in die
Schweiz emigrieren, und der eidgenössische Drang nach Freiheit und
(FOTO: GERRY HUBERTY)
für eine Demokratie hat schon sehr
stark auf mich eingewirkt.
■ Und in welcher Sprache fühlen Sie
sich eigentlich zu Hause? In welcher
träumen Sie?
Ich glaube eher Englisch. Das ist
einfach die beste Sprache in der
heutigen Zeit, außerdem ist sie
schon bei Shakespeare ungeheuer
schön. Ich liebe Französisch sehr,
aber ich spreche es ungern, weil ich
es nicht so gut beherrsche und
Französisch muss man beherrschen, sonst wird man sofort schief
angesehen. Italienisch und Spanisch sind auch großartige Sprachen.
■ Sie haben in Ihrer langjährigen
Karriere so viele Preise erhalten,
dass man sich fragt, wie groß Ihr
Kaminsims eigentlich sein muss ...
Da hat's keinen Platz. Man ist dankbar für Preise, aber sie verändern
nicht viel. Aber sicher ist es eine
Anerkennung.
■ In London spielten Sie unter der
Regie von Robert Altman in Arthur
■ Konnten Sie sich immer Ihre kindliche Begeisterung erhalten? Was war
Ihr Geheimrezept?
Ja. Wenn ich nicht müde bin, ja ... Es
gibt kein Geheimrezept, außer Neugier, und sich bewusst werden, in
welcher Welt man lebt. Sie ist voller
Neuheiten und Gelegenheiten.
Wenn man mit offenen Augen versucht zu leben, entdeckt man immer
wieder etwas Neues. Man darf nie
müde werden! Chaplin hat mir einmal erzählt, er hätte zu Hause ein
kleines Zimmer, in dem nur ein
Tisch und ein Stuhl standen. Da ist
er regelmäßig reingegangen, und hat
angefangen zu denken. Manchmal
hat es zwei Stunden gedauert, bis
ihm etwas eingefallen ist, aber irgendwie fällt es einem ein, wenn
man lange genug Geduld hat. Und da
war ja gar nichts, was einen anregen
kann. Natürlich schöpft man immer
aus Erfahrungen, aber zum Kreieren
genügt ein Zimmer mit einem Stuhl
und einem Tisch.
Maximilian Schell steht heute und morgen, jeweils um
22 Uhr in Frank Hoffmanns Inszenierung „Lieben Sie
Strindberg?“ auf der Bühne des Grand Théâtre. Vor
diesen Vorstellungen wird Strindbergs „Ein Traumspiel“ um 19 Uhr aufgeführt. Tickets zu 20 und 8 Euro
können über Tel. 47 08 95-1 reserviert werden.
Centre Pompidou zeigt
„Erró – 50 Jahre Collagen“
Der Maler Erró ist untrennbar mit
dem Begriff der Pop Art verbunden. Er ist vor allem wegen seiner
Werke bekannt, in denen er Motive aus der Welt der Technik mit
Themen aus dem Alltag und der
Welt des Comics vereint. Die Collagen des 1932 auf Island geborenen Künstlers, der eigentlich Gudmundur Gudmundsson heißt, sind
der breiten Öffentlichkeit weniger
bekannt. Rund 66 Collagearbeiten
aus über 50 Jahren künstlerischen
Schaffens werden bis zum 24. Mai
erstmals unter dem Titel „Erró –
50 Jahre Collagen“ im Pariser
Centre Pompidou gezeigt.
½ www.centrepompidou.fr
Musiker Bob Dylan stellt
seine Gemälde aus
Der Musiker Bob Dylan präsentiert sich in London auch als Maler. Dazu zeigt die Halcyon Gallery die ersten Gemälde des USKünstlers auf Leinwand. Die
Werke basieren auf Skizzen, die
Dylan zwischen 1989 und 1992
angefertigt hat. Die farbenfrohen
Acrylgemälde sollen Dylans
künstlerische Entwicklung darstellen. „Bob Dylan ist ein Multitalent und hat seinen ganz eigenen Stil“, erklärte der Präsident
der Galerie, Paul Green. Die Ausstellung mit dem Titel „Bob Dylan On Canvas“ läuft bis zum 10.
April. Der 68 Jahre alte Künstler
hat in seiner Karriere mehr als
110 Millionen Alben verkauft und
öfters Gitarre gegen Pinsel eingetauscht.
½ www.halcyongallery.com
„Kunst und Wahn in Wien
um 1900“
In der Zeit um 1900 war Wien in
der medizinischen Erforschung
psychischer Erkrankungen europaweit führend, nicht zuletzt wegen Sigmund Freuds Psychoanalyse. Doch auch viele Wiener
Künstler und Architekten beschäftigten sich mit psychischen
Krankheiten und deren Bedeutung. Jetzt zeigt die Ausstellung
„Madness & Modernity – Kunst
und Wahn in Wien um 1900“ im
Wien-Museum zahlreiche Exponate zum Thema, darunter Werke
von Oskar Kokoschka, Gustav Jagerspacher und Erwin Pendl sowie Fotografien und Geräte, wie
etwa einen „Trainingsapparat für
Bewegungstherapie“. Die Schau
beleuchtet eindrucksvoll die Beziehungen zwischen Psychiatrie
und bildender Kunst. Sie bleibt
bis zum 2. Mai geöffnet. (dpa)
½ www.wienmuseum.at
Otto Wagners Entwurf für St. Leopold
am Steinhof (1902).
(FOTO: M. W.)