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Visuelles Framing Chinas
1. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Institut für Sprach-, Medien- und Musikwissenschaft | Abteilung Medienwissenschaft
Abschlussprüfung im Modul G4 | Titel der Veranstaltung: Forschungsmethode
Seminarleiterin: Prof. Dr. Caja Thimm
Wintersemester 2012/13
Visuelles Framing Chinas
Studierende: Vivian Martins Nogueria Napoles
Studierende : Xu Zhang
November 2013
2. Eigenständigkeitserklärung
Hiermit bestätige ich, dass ich die vorliegende Arbeit – insgesamt Teil der
Zusammenfassung, Teil der Einleitung, Kapitel 2, Kapitel 5, Unterkapitel 6.1 und Teil
des Schlusswortes – selbständig verfasst habe und keine anderen als die angegebenen
Hilfsmittel benutzt habe. Die Stellen der Arbeit, die dem Wortlaut oder dem Sinn nach
anderen Werken (dazu zählen auch Internetquellen) entnommen sind, wurden unter Angabe
der Quelle kenntlich gemacht.
Vivian Martins Nogueria Napoles
Hiermit bestätige ich, dass ich die vorliegende Arbeit – insgesamt Teil der
Zusammenfassung, Teil der Einleitung, Kapitel 3, Kapitel 4, Unterkapitel 6.2, 6.3 und
Teil des Schlusswortes – selbständig verfasst habe und keine anderen als die angegebenen
Hilfsmittel benutzt habe. Die Stellen der Arbeit, die dem Wortlaut oder dem Sinn nach
anderen Werken (dazu zählen auch Internetquellen) entnommen sind, wurden unter Angabe
der Quelle kenntlich gemacht.
Xu Zhang
Visuelles Framing Chinas
3. Wiederkehrende Berichterstattungen über China in den Nachrichtenmedien können das
Nationalimage Chinas erzeugen und prägen (Leggewie 2006, Kunczik 1990, Silbermann
1989). Dabei entsprechen die Berichterstattungen der auditiven, schriftlichen und visuellen
Art und Weise menschlicher Kommunikation. Pressefotos, die zurzeit in großen Mengen in
den Onlinemedien ausgetauscht werden, sind Beispiele für die visuelle Variante
medienbezogener Kommunikation (Geise/Rössler 2012). Dabei nimmt die Bedeutung
visueller Kommunikation als Forschungsgegenstand wesentlich zu, wodurch sie sich für die
Medien- und Kommunikationswissenschaft als relevant betrachten lässt (Geise/Rössler 2012,
Müller 2007).
Aufbauend auf diesem Standpunkt basiert die vorliegende Studie auf einer Identifikation von
medienbezogenen Frames, wobei eine Untersuchung visueller Informationsträger über die
Volksrepublik China in den Medieninhalten im Fokus steht. Zu diesem Zweck wird der
Framing-Ansatz im Rahmen der Kommunikations- und Medienforschung angewandt.
Schlüsselwörter: Chinaimage; Nationalimage; Medieninhaltsframe; Visuelles Framing.
November 2013
5. 1. Einleitung
Insbesondere seit 2008 beginnt China die Aufmerksamkeit der Welt im Maßstab zu
gewinnen, da China im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen in den Fokus der
internationalen Berichterstattung geraten ist (Bieber 2011, Heinrich Böll Stiftung 2010). Die
Berichterstattung über China durch die deutschen Medien wird laut Heinrich Böll Stiftung
(2010) und Trampedach (2000) als kritisch und verurteilend beurteilt und weist insgesamt
eine Tendenz zur negativen Darstellung auf.
Vor diesem Hintergrund besteht die vorliegende Studie, die am Beispiel der Volksrepublik
China durchgeführt wird, aus einer Untersuchung von visuellen Deutungs- und
Interpretationsmustern
zur
Abbildung
von
Nachrichten.
Hierbei
wird
der
Frage
nachgegangen, welche visuellen Frames sich in den medialen Berichterstattungen über China
identifizieren lassen. Zu diesem Zweck wird der Framing-Ansatz im Rahmen der
Kommunikations- und Medienforschung angewandt. Dabei dient das Nachrichtenmedium
Welt.de als Untersuchungsgegenstand, wobei die Identifikation von visuellen Chinaframes in
einer einfachen Zufallsstichprobe erfolgt.
In Kapitel 2 werden die Begriffe Frame und Framing grundlegend erörtert. Dabei werden
sowohl theoretische Grundlagen des Framing-Konzeptes bezüglich der Medien- und
Kommunikationsforschung dargestellt, als auch das methodische Vorgehen des FramingAnsatzes im Rahmen einer visuellen medieninhaltsbezogenen Frame-Analyse dargestellt.
Im 3. Kapitel werden theoretische Hintergründe visueller Kommunikation diskutiert. Dabei
soll erklärt werden, welche Rolle Pressefotos spielen können und wie Realität,
Bilddarstellung und die Wahrnehmung des Betrachters interagieren können. Weiterhin wird
in Kapitel 4 der Begriff Image als Alltagsphänomen auf einer allgemeinen Ebene erörtert und
spezifisch die Nationenbilder und ihr Entstehungsprozess untersucht. Dabei wird geklärt, wie
Nationenbilder durch Berichterstattung der Massenmedien beeinflusst werden kann.
Abschließend wird das aktuelle Chinabild in der deutschen Berichterstattung anhand
bestehender Forschungsergebnisse dargelegt.
1
6. Das 5. Kapitel beschreibt das methodische Vorgehen des empirischen Teiles der vorliegenden
Studie. Methodisch orientiert sich die vorliegende Arbeit an Ziegelmaier (2009), in
Anbetracht der Tatsachen, dass diese den Framing-Ansatz bezüglich visuellen Framings
systematisch erweiterte und ihre Arbeit sich in diesem Zusammenhang als sehr aktuell
betrachten lässt.
In Kapitel 6 werden Pressefotos auf der Ebene einer Frame-Identifikation qualitativ
(inhaltlich und gestalterisch) analysiert und beschrieben. Die visuelle qualitative Betrachtung
von Bildern wird von einer quantitativen Analyse gefolgt, wodurch die Häufigkeit der
Merkmale von framedefinierenden Schlüsselkategorien im Rahmen einer Vollerhebung
(n=157) ermittelt wird. Damit soll übersichtlich zusammengefasst werden, welche
hervorgehobenen Elemente die gesammelten Pressefotos am häufigsten betreffen.
2. Frame und Framing
Der Framing-Ansatz beschreibt ein interdisziplinäres Forschungsgebiet und gehört zu den
theoriebasierten Methoden, die im Rahmen einer qualitativen Sozialforschung in der
Kommunikations- und Medienforschung herangezogen werden (Matthes 2007). Studien der
qualitativen Sozialforschung beschäftigen sich grundsätzlich mit Untersuchungen, die das
Verständnis der Wirklichkeitskonstruktion problematisieren (Flick 2007). Dabei wird
angenommen, dass die Realität von unterschiedlichen Instanzen erschaffen wird, wobei
konstruktivistische Ansichten dieses Themas einbezogen werden (Flick 2007).
Laut Flick (2007) lassen sich Studien qualitativer Sozialforschung in drei Gruppen aufteilen,
abhängig
davon,
welche
zentralen
Elemente
im
Rahmen
problematisierter
Wirklichkeitskonstruktion untersucht werden. Nach dem Autor unterscheiden sie sich „in
ihren theoretischen Annahmen, in ihrem Gegenstandsverständnis und methodischen Fokus“
(Flick 2007, 81). Trotz all ihrer Differenzen weisen qualitative Sozialforschungen acht
ähnliche Kennzeichen auf, an dieser Stelle sei beispielhaft hingewiesen auf: das Verstehen
wird als Erkenntnisprinzip angenommen; eine Fallrekonstruktion dient als Ansatzpunkt; die
Konstruktion von Wirklichkeit bildet die Grundlage; Texte werden als empirisches Material
verwendet (Flick 2007).
2
7. Untersuchungen
medienbezogener
Konstruktion
sozialer
Wirklichkeit
in
der
Kommunikations- und Medienforschung anhand des Framing-Ansatzes finden sich neben
Studien des sozialen Konstruktivismus bspw. in der Tradition von Schütz (1971),
Berger/Luckmann (1969) und Gergen (1994) (Ziegelmaier 2009, Flick 2005). Schwerpunkt
dieser Untersuchungen ist die Frage „nach den sozialen (z. B. kulturellen oder historischen)
Konventionalisierungen, die Wahrnehmung und Wissen im Alltag beeinflussen“ (Flick 2005,
21). Darauf aufbauend werden Perspektiven und Annahmen der Wirklichkeitskonstruktion
mittels des Framing-Konzeptes modelliert. Als ein Beispiel dafür lässt sich Dahinden (2006)
anführen,
der
das
Framing
als
integrative
Medientheorie
vorstellt
und
das
Kommunikationsmodell des Framings als mehrstufigen Prozess zwischen und innerhalb
Medienproduzent (PR-Abteilung oder PR-Agenturen und Journalismus), Medieninhalt und
Medienrezipient (Publikum) charakterisiert und betrachtet (Dahinden 2006).
In Anlehnung an dieses Modell werden Informationen von den Journalisten ausgewählt und
strukturiert, wodurch den „Rezipienten bestimmte Deutungsrahmen über die soziale Realität
nahe gelegt“ (Ziegelmaier 2009, 13) werden, sodass bei Medienproduktion, bei
Medienrezeption und zwischen ihr Realität konstruiert wird (Ziegelmaier 2009). Bei
Dahindens (2006) Modell werden Frames in mentale und mediale Frames aufgeteilt. Mentale
Frames werden dabei als individuelle Frames betrachtet, sie „stellen mentale Strukturen dar,
welche zu Prozessen der selektiven Wahrnehmung beitragen“ (Dahinden 2006, 16).
Andererseits hebt Dahinden (2006) Frames aus der Ebene von Texten, die sich beobachten
und identifizieren lassen. Dabei werden von den Kommunikationspartnern Informationen
sowohl wahrgenommen als auch verarbeitet, „indem kognitive Muster aktiviert, ergänzt,
verstärkt und längerfristig modifiziert werden können“ (Ziegelmaier 2009, 14).
2.1 Begriffsbestimmung
In der Kommunikations- und Medienwissenschaft beruht der Begriff Framing auf „der Idee
von Sinn- und Deutungsmustern, welche die Darstellung und Wahrnehmung von Realität
prägen“ (Ziegelmaier 2009, 14). Die Autorin gründet ihre Begriffsauffassung von Framing
und Frame auf der Definition dieser von Bateson (1972) und Dahinden (2006). Einleitend
lässt sich bemerken, dass die erste Arbeitsdefinition des Framing-Prozesses Frames „als
„Sinnhorizonte“ von Akteuren [...][beschreibt], die gewisse Informationen hervorheben und
andere ausblenden“ (Matthes 2007, 18). Vor diesem Hintergrund gilt Entman (1993) als einer
der bedeutendsten Autoren im Rahmen der Darstellung theoretischer Grundlagen des
Framing-Konzeptes, wobei „To frame is to select some aspects of a perceived reality and
3
8. make them more salient in a communicating context, in such a way as to promote a particular
problem
definition,
causal
interpretation,
moral
evaluation,
and/or
treatment
recommendation for the item described” (Entman 1992, 52).
Dahindens (2006) Aussage zu dem Thema lässt sich wie folgt wiedergeben:
Mit dem Begriff Framing können all diejenigen Prozesse bezeichnet werden, bei denen
Deutungsmuster in der Informationsverarbeitung aktiviert werden. Als Resultat solcher
Framing-Prozesse entstehen Frames, welche als empirisch identifizierbare Objekte im
Bewusstsein von Individuen oder als Merkmale von Texten erkennbar sind (Dahinden 2006,
28).
Der Begriff Texte bei Dahinden (2006) bezeichnet sowohl schriftliche Arten von
Kommunikation als auch visuelle Formen dieser (bspw. Bilder und Videos), ebenso auditive
Kommunikation (in Form von Tonaufnahmen), demnach „alle Formen von wiederholt
abrufbaren Kommunikationsinhalten“ (Dahinden 2006, 60). Bezüglich der Kommunikationsund Medienforschung wurde Dahindens (2006) Begriffsbestimmung des Framings bzw. der
Frames durch Ziegelmaier (2009) weiter konkretisiert:
Mit der Verlaufsform „Framing“ werden ganz allgemein die Prozesse bezeichnet, bei denen
Interpretations- und Deutungsmuster in der Massenkommunikation vorgegeben und während
der Informationsverarbeitung durch die Leser oder Zuschauer aktiviert werden. Als „Frames“
hingegen werden die zugrunde liegenden Muster von Framing-Prozessen verstanden, die als
Deutungsmuster entweder in den Medientexten (verbal und visuell) oder auf kognitiver Ebene
im Bewusstsein von Individuen (bei Journalisten als Produzenten der Massenkommunikation
ebenso wie bei Rezipienten) bestehen (Ziegelmaier 2009, 14).
In
diesem
Zusammenhang
Wirklichkeitskonstruktion
im
werden
Sinne
mentale
von
und
mediale
Interpretations-
und
Muster
sozialer
Deutungsrahmen
(Deutungsmuster) als Framing-Bestandteile bzw. Framing-Produkte wiedergegeben, die sich
zugleich als Frames im Sinngehalt annehmen lassen (Ziegelmaier 2009, Dahinden 2006).
Weiterhin lassen sich im Kontext des Framings in der Medien und Kommunikationsforschung
theoretische Annahmen der Kognitions- und Sozialpsychologie erkennen (Ziegelmaier 2009).
2.2 Theoretische Grundlagen
In der Medien- und Kommunikationsforschung entspricht laut Ziegelmaier (2009) das
Konzept des Framings einem jüngeren Forschungsansatz, so die Autorin, mit dem die
Dynamik zwischen Realität und Medienrealität problematisiert und untersucht wird. Dadurch
wird erörtert, „wie soziale Realität über Massenkommunikation vermittelt wird und durch
subjektive
Sinnzuschreibung
entsteht“
(Ziegelmaier
2009,
23).
In
4
der
9. Kommunikationswissenschaft wird überwiegend davon ausgegangen, dass „die Bedeutung
von Kommunikationsinhalten und Medienbotschaften nicht objektiv vorgegeben ist, sondern
je nach Kommunikationspartner in der Interpretation variieren kann“ (Ziegelmaier 2009, 23).
Daher werden medienbezogene Realitätskonstruktionen als eine Begegnung, gefolgt von einer
Selektions- und Sammlungsentscheidung von Informationen, die sowohl subjektiv
umformuliert wiedergegeben als auch subjektiv rezipiert werden, beschrieben (Ziegelmaier
2009,
Dahinden
2006).
Ziel
der
Frame-Analyse
in
der
Kommunikations-
und
Medienforschung ist es daher „die Auswahl-, Konstruktion- und Präsentationsprinzipien
(codes of selection, organization and emphasis) in der Medienberichterstattung zu erfassen“
(Ziegelmaier 2009, 85).
Bedeutend aus soziologischer Perspektive ist vor allem der Ansatz von Erving Goffman, der
1974 in Form eines Buches mit dem Titel Frame analysis: An essay on the organization of
experience erschien. Darin wird „nach den subjektiven Situationsdefinitionen, die es
Menschen ermöglichen, ihren Erlebnissen einen Sinn zu geben und ihre Erfahrungen
einzuordnen“
(Holtz-Bacha/Kutsch
2002,
158),
gefragt.
Kognitionspsychologische
Grundlagen ihrerseits, wie die sogenannte Schematheorie, sind laut Ziegelmaier (2009) bei
der Diskussion und Systematisierung des Framing-Konzeptes in der Kommunikations- und
Medienforschung als bedeutend zu erachten. Die Schematheorie wird z. B. bei Fiske/Taylor
(1984) im Rahmen sozialer Kognition geschildert, wobei fünf Schemata-Varianten
hervorgehoben und beschrieben werden, nämlich Person schemata, Self-schemata, Role
schemata, Event schemata und Content-free or procedural social schemata. In dem Werk
wird das Verständnis von Schema zusammenfassend wie folgt beschrieben: „A schema is a
cognitive structure that contains knowledge about the attributes of a concept and the
relationships among those attributes“ (Fiske/Taylor 1984, 149).
Die
Schematheorie
vertritt
den
Kerngedanken,
„dass
die
menschliche
Informationsverarbeitung im kognitiven Bereich auf „Schemata“ oder vereinfachten mentalen
Mustern basiert, die die Fülle von Erlebnissen, Sinnesreizen und Eindrücken bei der
Informationsübermittlung erst beherrschbar machen“ (Ziegelmaier 2009, 17). Dabei
beschreibt die Autorin, dass Menschen mit ihren Mitmenschen mittels Austauschs von
Botschaften kommunizieren, sodass sie im Laufe der Zeit bestimmte Raster entwickeln, in die
sie die Wirklichkeit eingruppieren (Ziegelmaier 2009). Dadurch greifen Menschen
wiederkehrend „auf Schemata zurück, um neue Informationen zu interagieren und
Schlussfolgerungen abzuleiten“ (Ziegelmaier 2009, 17).
5
10. Weiterhin lassen sich anhand sozialpsychologischer Grundlagen Überlegungen zu den
Ähnlichkeiten und Differenzen zwischen Stereotyp- und Framing-Forschung skizzieren
(Ziegelmaier 2009). In diesem Zusammenhang lassen sich Annahmen kognitiver Muster im
Rahmen der Schematheorie aus der Kognitionspsychologie und die Konzeptualisierung des
Begriffs Stereotyp in der Sozialpsychologie parallel erörtern. Dabei ist festzustellen, dass sich
die Bedeutung und die Rolle von Frames von der von Schemata und stereotypisierten
Betrachtungen unterscheiden (Ziegelmaier 2009). Es wird argumentiert, dass Frames sich
nicht nur auf der mentalen Ebene erfassen lassen, wie z. B. in der Schematheorie von
Fiske/Taylor (1984) ein Schema beschrieben wird, sondern auch auf der Ebene der Beziehung
mentaler und medialer Interpretations- und Deutungsmuster (Ziegelmaier 2009).
Frames grenzen sich von Schemata und Stereotypen primär dadurch ab, dass diese ganze
„Informationsbündel“ [massenmedialer Kommunikationsprozess] umfassen und sich auf einen
größeren Ausschnitt der Realität beziehen, der auch kontextuelle Informationen einbezieht
(Ziegelmaier 2009, 22).
In Anlehnung an Thimm (2000) beruht der Begriff Stereotyp, der sich „auf soziale Gruppen
als Konstrukt zur Ordnung der sozialen Welt“ (Ziegelmaier 2009, 22) bezieht und der „in
Abgrenzung zum ebenso affektiv wie evaluativ verankerten Vorurteil eine rein kognitive
Ebene der sozialen Repräsentation von Gruppenmerkmalen“ (Ziegelmaier 2009, 22) darstellt,
auf einem Modell aus der Sozialpsychologie (Ziegelmaier 2009). Weiterhin unterscheidet sich
die Stereotypen-Forschung, die sich als disziplinär bzw. multidisziplinär beschreiben lässt
(Sielschott 2012), von der Framing-Forschung, die ihrerseits als interdisziplinäres
Forschungsgebiet anzunehmen ist (Matthes 2007). Ein Beispiel für Stereotypen-Forschung ist
die Untersuchung sozial-kognitiver Darstellung von Männern im Vergleich zu derjenigen von
Frauen, wobei bspw. beschrieben wird, dass „Stereotypically, men are active, independent,
competitive, and ambitious, while women are passive, dependent, intuitive, and
uncompetitive (descriptive terms that are usually regarded less positively)“ (Fiske/Taylor
1984, 53).
Für das Vorgehen der vorliegenden empirischen Studie ist es bedeutend, die Dimension der
Medieninhalte im Rahmen des Framings weiter zu erörtern. Im Folgenden wird dieser
Bestandteil medienbezogener Wirklichkeitskonstruktion im Sinne des Framing-Konzeptes
diskutiert, wobei die Beschreibung des Modells Ziegelmaiers (2009) namens Visuelle Frames
im Fokus steht.
6
11. 2.3 Visuelle Medieninhaltsframes
Ein Teil des Prozesses der Wirklichkeitskonstruktion zwischen Medienproduzent und
Medienrezipient materialisiert sich in Form von Medieninhalten, von denen Nachrichten ein
Teil sind (Böcking 2009, Ziegelmaier 2009, Dahinden 2006). Bilder, bspw. Pressefotos, sind
visuelle Varianten eines Kommunikationsmediums (Ziegelmaier 2009). Sie lassen sich als
Untersuchungsgegenstand einer visuellen Frame-Identifikation in der Betrachtungsebene
Medieninhaltsframes im Framing-Prozess verwenden, in Anbetracht dessen, dass durch
Bilder visuelle Beobachtungen von Sachverhalten, Ereignissen oder Personen geliefert
werden (Ziegelmaier 2009 in Anlehnung an Messaris/Abraham 2001).
Bei inhaltszentrierter Betrachtung des visuellen Framing-Konzeptes stellt sich laut
Ziegelmaier (2009) zunächst die Frage nach dem Konstrukt der visuellen Frames. Gemeint
ist, in Anlehnung an Scheufele (2001) und an Messias/Abraham (2001)1, dass visuelle Frames
sich sowohl auf das Gesamtmotiv als auch auf einzelne Schlüsselmerkmale eines Bildes
beziehen können (Ziegelmaier 2009). Für visuelles Framing gelten nach der in der sozialkognitiven Schematheorie dargelegten Typologie, bspw. von Fiske/Taylor (1984),
„Objektschemata, Personenschemata sowie Beziehungsschemata“ (Ziegelmaier 2009, 48). Im
Rahmen des visuellen Framings wird dabei auch gemeint, dass inhaltsfreie Schemata
existieren, „die sich übergeordnet auf unterschiedliche Themen anwenden lassen“
(Ziegelmaier 2009, 48).
Dabei ist davon auszugehen, dass häufig verwendete quasi „konvetionalisierte“ Schlüsselbilder
oder Schlüsselmerkmale im Prozess der Bildauswahl bei Redakteuren ein schnelles „Fitting“
mit deren kognitiven Frames hervorrufen, und folglich häufiger in der
Routineberichterstattung ausgewählt werden (Ziegelmaier 2009, 62).
Demnach, so die Autorin, können nicht nur kognitive, sondern auch „emotional-affektive
Deutungsmuster bestehen, die über Medienframes vermittelt werden“ (Ziegelmaier 2009, 48).
In diesem Sinne dienen laut der Autorin gestaltungsbezogene Schlüsselmerkmale bzw.
gestalterisch-formale Techniken der Salientsetzung (Ziegelmaier 2009). Vor dem Hintergrund
entwirft Ziegelmaier (2009) die zwei Modelle Visuelle Frames (siehe hierzu Abb. 1) und
Visuelles Framing als mehrstufiger Prozess.
1
Eine Studie ethnischer Gruppen der African Americans. Darin operationalisierten Messias/Abraham (2001),
laut Ziegelmaier (2009), visuelle Medienframes in Form von drei verschiedenen Schlüsselmerkmalen: „racial
cues“ [...] personenbezogene Schlüsselmerkmale [...], „spatial-aesthetic cues“ [...] Lebensumfeld einer
schwarzen Bevölkerung [...], „attitudional-behavioral cues“ die sich auf Schlüsselmerkmale von passivem
Verhalten der dargestellten Personen bezogen“ (Ziegelmaier 2009, 49).
7
12. Ziegelmaier (2009) liefert eine theoretische Erörterung zu Framing und Bild-Forschung2 im
Rahmen der visuellen Kommunikation. Darüberhinaus entspricht, so die Autorin, das Modell
Visuelle Frames einer Ergänzung der empirischen Untersuchung von Messias/Abraham
(2001) im Rahmen der inhaltsbezogenen Schlüsselmerkmale des Bildmotivs. Das zweite
Modell seinerseits, Visuelles Framing als mehrstufiger Prozess, basiert auf der Annahme
Framing als mehrstufigen Prozess von Dahinden (2006), und stellt seinerseits das System
Bildjournalismus in den Fokus (Ziegelmaier 2009) (siehe hierzu Kapitel 3 im Rahmen
visueller Kommunikation).
Gestaltungs- und editionstechnische Schlüsselmerkmale
des Bildmotivs
Kontextuelle Schlüsselmerkmale
des Bildmotivs
Personenbezogene
Schlüsselmerkmale des
Bildmotivs
Abb. 1: Visuelle Frames; Quelle: Ziegelmaier (2009, 60)
Für die visuelle Identifikation von Medieninhaltsframes besitzen personenbezogene
Schlüsselmerkmale eine zentrale Bedeutung, denn überwiegend stehen Personen im Fokus
von medialen Abbildungen (Ziegelmaier 2009). In diesem Zusammenhang sind Typen
visueller Frames „aufgrund bildimmanenter konkreter und objektbezogener Bildlogik
insbesondere für Personen-, Rollen-, Handlungs- und Beziehungsschemata denkbar“
(Ziegelmaier 2009, 61), bei denen sowohl „eine symbolische Ebene denkbar [ist], abstrakte
Frames lassen sich mehr bei der Textlogik annehmen“ (Ziegelmaier 2009, 61). Vor diesem
Hintergrund
werden
personenbezogene
Schlüsselmerkmale
mit
sogenannten
kontextbezogenen Schlüsselmerkmalen visueller Informationen, bspw. über das Umfeld,
ergänzt (Ziegelmaier 2009). Die Autorin konzeptualisiert ihre Annahme von visuellen Frames
wie folgt:
Visuelle Frames können als Schlüsselbildelemente oder Schlüsselbilder verstanden, die
visuelle Informationen in Medienberichten vermitteln und Interpretations- und
Deutungsmuster der sozialen Realität nahe legen. Visuelle Frames lassen sich zudem auf
kognitiver Ebene annehmen. Sie können dabei als Vorstellungsmuster von Journalisten und
Rezipienten verstanden, die Selektions- und Strukturierungsprozesse von visuellen
Medieninhalten beeinflussen (Ziegelmaier 2009, 61).
2
Siehe hierzu in Anhang 1 eine Zusammenfassung von Ziegelmaiers (2009) methodischer Überlegung zu
vorherigen Verfahren visueller Kommunikationsforschung.
8
13. Dabei gibt Ziegelmaier (2009) zu verstehen, dass visuelle Frames visuelle Informationsträger
in Medienberichten sind, die sich mit Schlüsselbildelementen oder Schlüsselbildern
gleichsetzen und sich in diesem Sinne erfassen lassen. Daneben werden bei der Vermittlung
visueller Informationen bzw. visueller Frames Interpretations- und Deutungsmuster der
sozialen Wirklichkeit angedeutet, die wiederum selbst interpretiert und beschrieben werden
können. Bei der Perspektive Ziegelmaiers (2009) zu visuellen Frames wird ebenfalls die
Beziehung zwischen mentalen und medialen Mustern sozialer Wirklichkeitskonstruktion
erörtert. In Bezug auf die Beziehung zwischen schriftlichen Texten und Bildern ist die
Autorin der Meinung, dass visuelle Frames sich darin auch manifestieren, wobei zu
beschreiben ist, „ob bereits einzelne Elemente und Bildmotive als visuelle Frames
aufzufassen sind“ (Ziegelmaier 2009, 61).
Die Idee von Schlüsselbildern ihrerseits nimmt Anlehnung an Studien zur visuellen
Kommunikation. Damit ist gemeint, dass Bilder als gesamte Informationseinheiten wie
Schlüsselbilder verstanden werden können (Ziegelmaier 2009):
Vergleichbar mit Schlagwörtern und Schlüsselbegriffen bringen Schlüsselbilder einen
Sachverhalt auf „das Bild“ oder die Nachricht auf eine visuelle Formel, die als „Schlüssel“ zu
dieser Nachricht dient. Wie Überschriften in Zeitungsartikel, verdichten Schlüsselbilder
Nachrichten auf den Kern (Ziegelmaier 2009, 48-49, in Anlehnung an Ludes 2001).
Schlüsselbilder lassen sich laut Ziegelmaier (2009) weiter im Sinne von kollektiven
Mentalbildern „für gesamte Szene oder Sachverhalte verstehen [...], die aufgrund ihrer
häufigen Wiederholung auch kulturspezifische Muster ausbilden können“ (Ziegelmaier 2009,
61). In der Folge wird die Betrachtung von Bildern bei der visuellen Kommunikation weiter
erörtert.
3. Visuelle Kommunikation
Die Erfindung der visuellen Medien bringt nicht nur neue Darstellungsformen, sondern auch
eine neue Betrachtungsweise mit sich. Die Informationsdarbietung wird dadurch unterstützt,
optimiert und unmittelbar an ihre Betrachter vermittelt. Mit der Entwicklung der Fotografie
beginnt für die ganze Welt eine Epoche visueller Wahrnehmung (Nänni, 2009). So ermöglicht
laut Holicki die Fotografie „das Abbild der Wirklichkeit, die authentische Wiedergabe eines
ganz konkreten Augenblicks aus der Vergangenheit“ Holicki (1993, 18). Insofern ist es nicht
9
14. verwunderlich, dass Fotos in der alltäglichen journalistischen Berichterstattung besonderes
gerne für das Wiederspiegeln der Wirklichkeit verwendet werden und diese ihren Betrachtern
in Erinnerung bleiben (Knieper 2008).
3.1 Besonderheiten journalistischer Fotos
Dank der Erfindung der Fotografie durch Louis-Jacques-Mandé Daguerre (1787-1851)
gehörten fotografische Bilder in 80er Jahren des 19. Jahrhunderts schon zum unverzichtbaren
Bestandteil der medialen Berichterstattung (Röbig 2009). Mit der Etablierung der
fotografischen Berichterstattung wurden größere Informationsmengen durch in Zeitungen
inszenierte journalistische Fotos vermittelt.
Im Rahmen des Journalismus wird die Pressefotografie als „Arbeitsfeld des Journalismus
beschrieben und deren allgemeine Regeln und Normen formuliert“ (Grittmann 2007, 55). In
Hinblick auf den medialen Einsatz von Bildern wurde der journalistischen Fotografie und der
schriftlichen Berichterstattung eine tragende Rolle für das Interpretieren der Realität
zugedacht, deren illustrierende Funktion vor allem auf der „Vermittlung der Informationen
über die Vorgänge, Ereignisse und Sachverhalte mit visuellen Mitteln“ (Holicki 1993, 33)
beruht. Vor diesem Hintergrund schreiben Meckel (2001) und Brosius (1998), wie ebenfalls
Lauß (2010) und Ziegelmaier (2009) zu entnehmen ist, den in den Medien eingesetzten Bilder
neben ihrer Illustrationsfunktion des Nachrichtentextes weitere Funktionen zu, die sich in
folgende Gruppen einordnen lassen:
Funktion
Informationsfunktion
Description
Bilder liefern zusätzliche und ergänzende Informationen zu den
im Textteil enthaltenden Botschaften
Reizfunktion
Bilder wecken Interesse und bieten visuelle Reize, die die
Aufmerksamkeit steigern, und laut Kroeber-Riel (1996) den
„Eye-Catcher-Effekt“ hervorrufen
Unterhaltungsfunktion
Bilder bieten Abwechslung in der visuellen Rezeption und
Informationsverarbeitung
Erlebnisfunktion
Bilder suggerieren Authentizität, ein Ereignis ohne temporäre
Distanz am Geschehen mitzuerleben, daran teilzunehmen und
zwar medienvermittelt, aber dennoch „wirklichkeitsgetreu“ zu
erfahren
Emotionalisierungsfunktion
Bilder ermöglichen den Zuschauer das Geschehen direkt visuell
zu erfahren, dadurch können Gefühle und Stimmungen von
Momenten oder Ereignissen, mitunter besser und deutlicher als
ein eher informationsorientierter Text, vermittelt werden
Interpretationsfunktion
Bilder beeinflussen die Rezeption von Sachverhalten in einer
bestimmten Weise und vermitteln bestimmte codierte
Hinweisreize
Abb. 2: Bilder-Funktion; Quelle: eigene Darstellung nach Lauß (2010, 7f.), Ziegelmaier (2009, 40), Meckel
(2001, 26) und (Brosius 1998, 124f.)
10
15. Laut Holicki wird die vorliegende Bildfunktion im Bezug auf Pressefotos jedoch in drei
Punkte aufgeteilt: Illustrative Funktion, Dramaturgische Funktion und Journalistische
Funktion (Holicki 1993, 35ff.).
Illustrative Funktion erklärt Holicki (1993), dass Pressefotos die wörtliche Berichterstattung
mit bildlichen Mitteln unterstützen und einige abstrakte Textbotschaften bildlich umsetzen
können. Beispielsweise laut Oomen: „Das Bild illustriert das Wort und unterstreicht damit
den Anspruch auf Wahrhaftigkeit und Neutralität. Das Wort gibt wieder, was im Bild gezeigt
wird – das Bild belegt, was im Wort mitgeteilt wird“ (Oomen 1985, 159). Jedoch werden die
Informationen durch visuelle Darstellung im Vergleich zur schriftlichen Kommunikation, die
von Mcluhan (1964) dem kalten Medium untergeordnet wurde und deren Interpretation aktive
Ergänzung und Vervollständigung durch den Rezipienten fordert (Mcluhan 1992),
unabhängig von der Lesefähigkeit vermittelt. Da der Text ein abstraktes Symbol ist, gibt es
keine richtige Verbindung zwischen dem Text und dem Geschehen. Während die Leser
angesichts ihrer Hintergrundkenntnisse für das Verstehen des journalistischen Textes Zeit
benötigen und selbst auf angedeutete Zusammenhänge hinter den Schriftzeichen
zurückgreifen müssen, ermöglichen grafische Darstellungen es, in der journalistischen Praxis
wegen ihrer unmittelbaren vorsprachlichen Verständlichkeit den Inhalt subjektiver Erfahrung
und abstrakter Sachverhalte zu veranschaulichen (Oomen 1985). Deshalb besitzen Pressefotos
die Vorteile, das Geschehen mittels visueller Darstellung festzulegen, sachliche Details zu
verdeutlichen und die Einzelheit betonen zu können (Beifuß/Blume/Rauchen 1984, Kobre
1980, Wolff 1972). Weiterhin bieten Pressefotos eine lebendigere und oft glaubwürdigere
Illustration und gewinnen deshalb bei den Zuschauern höhere Aufmerksamkeit und ein
schnelleres Verständnis (Geise/Rössler 2012, Haller 2008, Holicki 1993).
Pressefotos weisen eine Dramaturgische Funktion auf, da das Pressefoto in der
journalistischen Praxis Neugier wecken und visuelle Reize hervorrufen kann. Daneben hebt
die Fotografie mitreißende und emotionale Elemente hervor (Holicki 1993).
Angesichts
Journalistischer
Funktion
erscheinen
Pressefotos
als
„Augenzeugenschaft“ (Geise/Rössler 2012, 347), „Beweismaterial“ (Sontag 1995, 11) vom
Ort des Geschehens und prägen sich authentisch als „unwiderrufliche Zeugnisse ins
Gedächtnis“ (Haller 2008, 46) ein. Dadurch ermöglichen sie, die im Text dargestellten
Botschaften zu bewahrheiten (Haller 2008). So schreibt Bazin: „wir sind gezwungen, an die
Existenz des repräsentierten Objektes zu glauben. [...] Die Fotografie profitiert aus der
11
16. Übertragung der Realität des Objektes auf seine Reproduktion“ Bazin (1983, 62). Um diese
reproduzierte Realität unbegrenzt an die Wirklichkeit anzunähern, steckt im Festhalten des
journalistischen Bildes auch die Absicht, den entscheidenden Moment 3 des Geschehens
deutlich und authentisch zu erfassen, denn die fotografische Wiedergabe beglaubigt, „dass das,
was ich sehe, tatsächlich gewesen ist“ (Barthes 1989, 92). Daneben bieten Pressefotos
zusätzliche und ergänzende Informationen zu den im Text enthaltenden Botschaften an.
3.2 Macht des symbolischen Bildausdrucks
Als Teilbereich des Journalismus betrachtet, ist die Arbeitsweise der Nachrichtenauswahl
(Galtung/Ruge 1965) im Bildjournalismus immer noch gültig (Scheufele 2001). Nach
Galtung und Ruge kann die Nachrichtenauswahl als mehrstufiger Selektionsprozess betrachtet
werden. Dieser spielt eine zentrale Rolle sowohl bei der Auswahl der journalistischen
Ereignisse als auch im Rezeptionsprozess. Zunächst kommt es zu einer redaktionellen
Selektion der Berichterstattung. Im zweiten Schritt wählen Rezipienten aus medial gelieferten
Informationen bestimmte Inhalte aus (Galtung/Ruge 1965).
3.2.1 Produktionsprozess der Pressfotos
Aus der medialen Vermittlungsperspektiven erfolgt bei der Auswahl von Nachrichtenbildern
ein zweistufiger Prozess in den „journalistischen Instanzen“ ( Ziegelmaier 2009,42):
Bildjournalisten oder Fotografen suchen das Geschehen durch die Bilder aus, anschließend
wählen Redakteure die Bilder nach der Motiv und Formatanspruch aus. Dabei geht
Grittenmann (2001) von einer symbiotischen Arbeitsteilung im Bildjournalismus aus und
befindet, dass die Entscheidung über das Publizieren von Pressefotos in Anlehnung an das
Zusammentreffen der Darstellungsvorstellungen den Pressefotografen und der Redaktion
obliegen soll. „Wenn die Darstellungsroutinen der Pressefotografen mit den erwarteten
Darstellungsmustern der Redaktionen übereinstimmen, werden die Pressefotos tatsächlich
publiziert“ (Ziegelmaier 2009, 42). In Anlehnung an den Selektionsprozess von Galtung/Ruge
(1965) und den Grundgedanken von Grittenmann (2001) lässt Ziegelmaier den zweistufigen
Produktionsprozess für die Pressefotos zusammenfassend vorbringen: die Fotografen sind für
die Aufnahmesituation und die Redakteure in der Redaktionsphase für die Bildauswahl und
Edition verantwortlich (Ziegelmaier 2009).
3
Die Definition des entscheidenden Moments stammt von Henri Cartier-Bresson in seiner
1952 aufgestellten These „moment décisif". Dabei glaubte er an, dass “Photography is simultaneously and
instantaneously the recognition of a fact and the rigorous organization of visually perceived forms that express
and signify that fact” (Grayam, 2009).
12
17.
Abb. 3: Zweistufigen Produktionsprozess von Pressefotos;
Quelle: eigene Darstellung nach Ziegelmaier (2009, 43), Grittmann (2003, 124) und Holicki (1993, 38f)
Phase eins: bevor die Pressefotografen auf den Auslöser drücken, mussten sie eine Reihe von
Entscheidungen treffen. Darunter fallen z. B. die Lichtverhältnisse, der Abstand zu den
Objektiven, die Perspektive des zentralen Motivs und die Möglichkeit zur Aufnahme am Ort
des Geschehens. Zusammenfassend gesagt - was aufgenommen wird und wie die visuellen
Elemente zu sehen sind (Ziegelmaier 2009, Grittmann 2003, Holicki 1993). Für das
selbständige Selektionsbewusstsein der Fotografen in der Aufnahmesituation hegte der
Fotojournalist Thomas Höpker in einer Interview Zweifel wegen der „willkürlichen Auswahl
der Wirklichkeit“ (Söring 2002, 7): dass man die „Realität [...] vielleicht gar nicht
fotografieren“ könne, „das Bild wird immer bei einem Individuum geschaffen, dem
Fotografen, er fotografiert, was er sehen will. Oder was er zu sehen gelernt hat“ (Söring 2002,
7). Daher äußerte Haller: „Das Bild macht eine spezifische, vom Fotoreporter mehr oder
weniger stark ‘gestaltete’ Aussage über einen Realitätsausschnitt“ (Haller 2008, 46).
Im zweiten Schritt ist die redaktionelle Verwertung des Pressefotos gefordert. Dabei
entscheiden der Redakteur oder die ganze Redaktion zunächst, welches Foto zur Darstellung
eines Gegenstandes verwendet wird und anschließend wählen sie dazu die geeignete
Bildgröße, Format und Ausschnitt (Ziegelmaier 2009). Angesichts der Funktionen des
Pressefotos sind die Redaktionen in der Lage, durch Auswahl des inhaltbezogenen
Bildmotivs, die Botschaft zu vermitteln und mittels Bearbeitung des gestaltungsbezogenen
Bildformats
das
Pressefoto
dem
Layout
anzupassen.
Bei
diesem
zweistufigen
13
18. Produktionsprozess ist zu erkennen, dass das Bewusstsein von Fotoreportern und Redakteuren
für die Bestimmung der bildlichen Inhalte und Schwerpunkte eine zentrale Rolle spielt.
3.2.2 Interpretationsphase der Rezipienten
Laut Galtung/Ruge (1965) sind auch Rezipienten befähigt, bestimmte Inhalte aus medial
gelieferten
Informationen
aktiv
auszuwählen.
Allerdings
wird
im
Vergleich
zur
Textberichterstattung die Informationsvermittlung durch Bilder in der journalistischen Praxis
nicht vollständig auf eine sachliche Faktenberichterstattung beschränkt. So sagt Holicki:
„Während es im Wortjournalismus eine Reihe expliziter Normen gibt, deren Ziel eine
Annäherung an eine objektive Berichterstattung ist, fehlen solche Regeln für den
Bildjournalismus weitgehend“ (Holicki 1993, 33). In Bezug auf Interpretation sind die
Erfassungen des Pressefotos wegen der syntaktischen Möglichkeiten von Bildern viel
unbestimmter. Regeln, die bei einem journalistischen Text möglich sind, können für die
bildliche Interpretation nicht in Betracht gezogen werden (Ziegelmaier 2009, 37). Da das Foto
sich nicht direkt mit konkreten Fakten verbinden lässt, sondern vielmehr mit einer
mehrdeutigen
freien
Interpretationsmöglichkeit,
welche
von
Ziegelmaier
als
„Deutungsspielraum“ (Ziegelmaier 2010, 37) definiert wird, dessen Dekodierung den eigenen
kognitiven Vorstellungen der Betrachter abhängig ist.
Laut Müller (2003) wird die Wahrnehmungslogik von Bildern als assoziativ verstanden, deren
Grundvoraussetzung auf eine Fähigkeit, die von Ziegelmaier (2009) visual literacy4 definiert
wird, zum Erkennen des dargestellten Gegenstanden von medialen Wirklichkeit angefordert
ist. Da das Pressefoto einen Ausschnitt der Wirklichkeit zeigt, nämlich was am Ort des
Geschehens zu sehen gewesen wäre, ergänzen Rezipienten die gedachte Wirklichkeit
außerhalb der bildlichen Begrenzung und fügen über die visuelle Erfahrung dem Bild selbst
angedeutete Zusammenhänge hinzu, um die dargestellte Botschaft treffend dekodieren zu
können (Haller 2008, 45).
4
In Ableitung vom den Begriff Media Literacy ist die Visual Literacy eine „erlernte Fertigkeit, visuelle
Botschaften zutreffend zu interpretieren“ (Ziegelmaier 2009, 38). Dabei wird eine individuelle
Interpretationskompetenz gefordert, die visuellen Botschaften in bestimmte Wahrnehmung umzusetzen
(Ziegelmaier 2009).
14
19. 4. Nationenbildforschung
Dieses Kapitel setzt sich thematisch mit der Entstehung des Images bezüglich der
Wahrnehmung anderer Personen und Nationen auseinander. Anschließend wird der Frage
vom Einfluss der Massenmedien auf ein nationales Image nachgegangen. Auf dieser Basis
wird dann schließlich der Gegenstand der Bilder in der Berichterstattung über China näher
beleuchtet.
4. 1 Nationenbilder und ihr Entstehungsprozess
Laut Elisabeth Demleitner (2009) ist es zwingend notwendig, dass die Analyse von
Nationenbildern immer eine Untersuchung der in den Massenmedien vermittelten
Nationenbilder beinhaltet. Dabei werden mit Nationenbildern verbundene Begriffe wie
Image, Stereotypen und Vorurteile in den ersten Teilen dieses Kapitels eingeführt.
4.1.1
Image
Bereits in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts kam das Wort Image in der Alltagssprache auf
(Kautt 2008). Inzwischen ist der alltägliche Gebrauch des Image-Begriffs meistens im Bezug
auf Organisationen (Noelle-Neumann/Schmidtchen 1970), Institutionen (Müller-Fohrbrodt
1975), Wirtschaftsunternehmen (Herbst 1998), Politiker (Schwartzenberg 1980), käufliche
Produkte (Müller 1971, Ruppel 1965) und Nationalstaaten beziehungsweise Regionen zu
finden (Leggewie 2006, Kunczik 1990, Silbermann 1989). Insofern versuchten verschiedene
Wissenschaftler das Konzept des Images aus unterschiedlichen Disziplinen und
interdisziplinären Perspektiven heraus zu erklären.
Im ursprünglicher Sinn verband Freude (1937) den Image-Begriff mit dem lateinischen Wort
Imago, welches „im Unterbewussten existierende typenhafte Vorstellungen von realen
Personen oder Phantasiegestalten [...] [bezeichnet], zu denen im Kindesalter die ersten engen
Beziehungen geknüpft worden waren“ (Brachfeld 1976, 216). Lippmann benutzte den Begriff
Mental Images und hielt das Image für ein „Bild in unseren Köpfen“ (Lippmann 1964, 18).
So erklärte weiter Süssmuth darüber: „Image ist nicht Abbild eines Objektes, sondern ein
psychisches Konstrukt“ (Süssmuth, 1995, 11). Als Entwicklung hat Kleining das unabhängige
Bewusstsein des Einzelnen in Betracht gezogen. Er etablierte seine Theorie des Images aus
dem Standpunkt der individuellen Vorstellung heraus. “Verschiedene Personen haben
15
20. verschiedene Vorstellungsbilder von ein und derselben Sache, und ihre jeweiligen Images
sind verschieden, weil sie selbst verschiedene Menschen sind, die mit der Realität auf ihre
Weise umgehen“ (Kleining 1961, 146). Dabei nahm er das Image als eine „komplexe und
dynamische Ganzheit rationaler und emotionaler, bewusster und unbewusster Vorstellungen
von einer bestimmten Gegebenheit“ (Kleining 1961, 146) wahr.
Die Art und Weise wie Menschen Fremdes wahrnehmen wurde von vielen wissenschaftlichen
Disziplinen untersucht. Alle Forschungsrichtungen zeigten jedoch das gemeinsame Ergebnis,
dass Menschen stets versuchen, ihre Wahrnehmung sozial zu konstruieren (Müller 2004). Die
Wirklichkeit enthält jedoch zahlreiche und komplexe Reize und Informationen, wodurch der
Mensch gezwungen ist, eine ökonomische Wirklichkeit auf ein für ihn zu bewältigendes Maß
zu
reduzieren
(Müller
2004).
Durch
die
Filtrierung
gemäß
ihrer
vorgeprägten
Wahrnehmungs-, Urteils- und Handlungsschemata (Süssmuth 1997, 219) erreicht letztendlich
den Menschen nur eine Auswahl an Reizen und Informationen (Müller 2004). Die
menschliche Wahrnehmung wird hier als eine Form der Selektion und somit auch der
Interpretation bezeichnet (Wittek 2005). Ein Image hilft dabei, die Komplexität der
Wahrnehmungsprozesse zu reduzieren. Infolgedessen entsteht eine deutliche Diskrepanz
zwischen dem objektiven, echten Zustand der Welt und dem subjektiven Wissen über die
Außenwelt (Boulding 1956).
4.1.2 Nationenbilder
Werden diese Erkenntnisse des Images auf das Feld internationaler Wahrnehmung
übertragen, setzt das nationale Image die unterschiedlichen Einstellungen, Vorstellungen und
Meinungen aller Individuen einer gemeinsamen Gesellschaft über eine andere Nation zu
einem einheitlichen, zusammenhängenden Bild zusammen (Pütz 1993). Allerdings erscheint
es eher kompliziert das Bild einer ganzen Nation angemessen darzustellen, da solche
ungeordneten, mehrdimensionalen Bilder wie ein Nationenbild nur schwierig erfasst werden
können. In dieser Hinsicht ist „die Diskrepanz zwischen dem Nationenbild und der Realität
dementsprechend hoch“ (Iwand 1976, 168). Dabei ist es wichtig, dass Nationenbild als eine
Überkategorie des Images anzusehen (Peuckmann 2010). Die Vorstellungen von anderen
Ländern, Völkern und Kulturen werden laut Maletzke (1996) als solche Images betrachtet,
wobei die Gesamtheit aller Eigenschaften und Attribute dargestellt wird, um eine Nation zu
beschreiben.
16
21. Der Begriff des Stereotyps wird von Walter Lippmann als Bilder betrachtet, die über „ein
bestimmtes Maß an Eindeutigkeit und Beständigkeit“ verfügen:
Meistens schauen wir nicht zuerst und definieren dann, wir definieren erst und schauen dann.
In dem großen, blühenden, summenden Durcheinander der äußeren Welt wählen wir aus, was
unsere Kultur bereits für uns definiert hat, und wir neigen dazu, nur das wahrzunehmen, was
wir in der Gestalt ausgewählt haben, die unsere Kultur für uns stereotypisiert hat (Lippmann
1964, 63).
Nach Lippmann (1964) ist das Wort Stereotyp häufig negativ besetzt. Laut Nafroth (2002)
sind Stereotypen im Vergleich zum Image langlebiger. Ihr Wandel wird erst in einem langen
Zeitraum ermöglicht (Peuckmann 2010). Je nach Betrachtungswinkel unterscheidet man zwei
Arten von Stereotypen: Autostereotypen und Heterostereotypen (Süssmuth 1995, 11). In
Bezug auf die Fremdwahrnehmung einer Nation sind die Heterostereotypen laut Süssmuth als
verstandene Bilder fremder Kulturen zu betrachten. Zusammenfassend beschreiben die
Sozialwissenschaftler Stereotypen als „Orientierung schaffende Instrumente, die das
Individuum oder die Gesellschaft befähigen, die rasant wachsende Menge an Informationen
zu ordnen und zu verarbeiten“ (Süssmuth 1995, 11).
Da das komplexe Bild einer Nation alle anderen Arten von Einstellungen beinhalten kann
(Peuckmann 2010), werden laut Peters „Images, Stereotypen, Vorurteile und Feindbilder also
als
spezifische
Ausprägung
eines
Nationenimages
gesehen,
die
alternativ
oder
zusammenwirkend in einem solchen Bild auftreten können“ (Peters 1999, 48f.). Diese
Gedanken griff auch Dorsch-Jungsberger auf: „Perzeption, Vorurteile, Stereotypen sind der
Stoff, aus dem sowohl Images als auch Nationenbilder geformt werden“ (Dorsch-Jungsberger
1995, 88) spricht hierbei von „Nationenbildern“ (Iwand 1976, 167), um verschiedene
Definitionen des Images in der nationenbezüglichen Praxis zu vereinheitlichen. Dabei
beinhaltet der Begriff des Nationenbildes wie auch der des Images keine bestimmte Richtung
der Beurteilung (Krems 2002). Er kann sowohl tendenziell positiv als auch negativ ausfallen
(Peuckmann 2010).
Bezüglich des Aufbaus von Nationenbildern ergänzte Boulding deren Definition als „eine
Mischung aus erzählter Historie, Erinnerungen an vergangene Ereignisse, Geschichten und
Gesprächen usw. plus einer großen Menge gewöhnlich schlecht verarbeiteter und
oberflächlich gesammelter aktueller Informationen“ (Boulding 1969, 424). Es ist demnach
festzustellen, dass der Aufbau eines Nationenbildes in eine Oberflächen- und eine
Tiefenstruktur unterteilt werden kann.
17
22. Während die Oberfläche auf der aktuellen Wahrnehmung einer anderen Nation basiert, führt
die tiefergehende Kognition in die historische Dimension eines Nationenbildes zurück
(Süssmuth 1997). Über die Bildung eines Nationenimages gibt Bentele (1995) an, dass sich
die Quellen mit direkten und indirekten Erfahrungen verbinden. Somit bringt der unmittelbare
Umgang mit dem Land und dessen Bürgern direkte Erfahrungen. Im Gegensatz dazu verfügen
massenmediale Kanäle über die indirekten Erfahrungen (Peuckmann 2010).
4.2 Einfluss der Massenmedien auf Nationenbilder
Wenn wir den Gedanken von Bentele (1995) folgen, können wir feststellen, dass die
Interpretation
der
Umwelt
„durch
direkten
Kontakt,
Beobachtung
oder
durch
Kommunikation“ (Wenz 2012, 42) ermöglicht wird, die Süssmuth (1995) unter dem Begriff
Primärerfahrung
oder
Sekundärerfahrung
zusammenfasst.
Bei
Letzterem
können
verschiedene Instanzen dafür verantwortlich sein. Neben der bekannten Umgebung und den
dazugehörigen Gruppen wie Familie sowie Bildungseinrichtungen spielen die Massenmedien
eine zunehmend wichtigere Rolle als „Sozialisationsagenten“ (Müller 2004, 32).
Obwohl dank der Globalisierung immer mehr Menschen in der Lage sind, Reisen in die Ferne
zu unternehmen und somit Primärerfahrungen zu sammeln, stammt der Großteil der
Informationen in der Welt nach wie vor aus den Massenmedien, so laut Wilke:
Presse, Hörfunk und Fernsehen bilden weithin die dominierende, ja oft einzige Quelle für
Informationen über räumlich entfernte, fremde Länder und Kulturen. Doch selbst wenn die
Massenmedien nicht die einzigen Quellen der Information sind, so sind sie – infolge ihres
Strebens nach höchster Aktualität – häufig die ersten, die uns mit Informationen über neue
oder nicht bekannte, für die Imagebildung relevante Informationen versorgen (Wilke 1989,
16).
Süssmuth geht davon aus, dass die Entstehung eines Länderbildes das Ergebnis eines
Kommunikationsprozesses ist (Süssmuth 1995). Laut Iwand wird den jeweiligen
Nationenbildern im internationalen Kommunikations- und Entscheidungsprozess meist eine
ausschlaggebende Rolle zugeschrieben (Iwand 1976). Dabei spielt der massenmediale Kanal
eine unverzichtbare Rolle bei der Konstruktion von Nationenbildern. Aufgrund der
Zugänglichkeit der Informationen, der hohen Abhängigkeit und des steigenden Vertrauens in
die Massenmedien seitens der Gesellschaft, wird die Wirklichkeit genauso wie das Image
eines Landes zu einem großen Teil durch die Massenmedien aufgebaut. Die Massenmedien
übernehmen dabei zunächst die öffentliche Aufgabe der „Informationsvermittlung, der
18
23. Meinungsbildung und der medialen Kritik“ (Meyn 1994, 25f.). Dabei spielt die
Berichterstattung die Rolle eines Vermittlers, um internationale Nachrichten einem breiten
Publikum zugänglich zu machen und stetig aufkommende Informationen besser einordnen zu
können (Schwanebeck 2003). Der Vorteil einer positiven Imagevermittlung ist klar - die
heilige Seite eines Landes wird durch Presse und Fernsehen vor Augen geführt, weswegen ein
gutes Image eines Landes an das Publikum vermittelt werden kann. Im Gegensatz dazu gibt
es auch Medien, die ihren Fokus stärker auf die negative Berichterstattung über einen Staat
setzen. Selbstverständlich entsteht dem Staat dadurch eine Herausforderung für seine
Imagepflege. Er muss sich viel Mühe geben und mehr Zeit darin investieren, um sein eigenes
Bild zu pflegen und neu zu gestalten. Dabei besitzen die Massenmedien in der internationalen
Politik einen hohen Stellenwert und können die politische Themensetzung beeinflussen
(Wilke 1996).
4.3 Chinabild in der deutschen Berichterstattung
Für die Studien zum Nationenbild Chinas steht einige chinesische Literatur zur Verfügung. Es
sind zwei Beispiele zu nennen: Liu (2002) verfasste es in Bezug auf internationale
Beziehungen; ein anderer Autor, Xiang (2006), erstattete zum China-Image einen Bericht in
der britischen Zeitung The Times. Im deutschsprachigen Forschungsraum wurde es ebenfalls
thematisiert, z.B. bei Hilsmanns (1997) Berichterstattung zum Wandel des Chinabildes, der
Studienarbeit von Nübel (2008) zum aktuellen Chinabild in deutschen Medienberichten sowie
den Arbeiten von Peuckmann (2010) und der Heinrich Böll Stiftung (2010) zum Chinabild in
der Olympia-Berichterstattung. Angesichts der vorliegenden Forschung wird festgestellt, dass
die nationenbildliche Forschung über China in den letzten Jahren ihren Höhepunkt erreicht
hat. In diesem Sinn erscheint eine Erforschung des aktuellen medialen Chinabildes immer
bedeutender.
Laut Nübel (2008) wurde China bis 1972 in den deutschen Medien kaum berücksichtigt.
Trotz dem Eintritt in die Vereinten Nationen 1971 und der Wiederaufnahme der
diplomatischen Beziehung zwischen Deutschland und China 1972 erhielt China jedoch sehr
geringe Aufmerksamkeit in deutschen Medien. Einen Wendepunkt bildete jedoch der
Wirtschaftsboom Chinas seit 1990. China entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten zu einer
nicht zu vernachlässigenden wirtschaftlichen und industriellen Weltmacht. In der
Auslandsberichterstattung konnte China daher zunehmende Beachtung erfahren (Nübel
2008). Die Faszination über das chinesische Wirtschaftswunder förderte das steigende
Interesse an chinesischer Kultur, beispielsweise über die Kunst und vielseitige Essenskultur
19
24. (Bieber 2011). Wegen der erfolgreichen Entwicklung und schneller Modernisierungsleistung
in den vergangenen zehn Jahren, wurden immer mehr Schlagzeilen mit Schlüsselwort China
in den Medienberichten der westlichen Welt veröffentlicht (Heinrich Böll Stiftung 2010).
Insbesondere seit 2008 begann China die Aufmerksamkeit der Welt in großem Maßstab zu
gewinnen, da das Land im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen in den Fokus
internationaler Berichterstattung rückte (Bieber 2011, Heinrich Böll Stiftung 2010).
Laut den Studien von Nübel können die Medienberichte über China in deutschen Medien
hauptsächlich in vier Kategorien unterteilt werden: Kultur, Politik, Wirtschaft und Umwelt,
wobei sich die Themenbereiche hauptsächlich auf Wirtschaft und Politik beziehen (Nübel
2008). Gemäß der Studienergebnisse von Trampedach (2000), der einen Vergleich des
Chinabildes in den deutschen Medien zwischen dem Gründungsjahr der Volksrepublik (VR)
Chinas 1949 und dem 50. Jubiläum der VR China 1999 gemacht hat, wurde die
Chinaberichterstattung 1999 als kritisch und verurteilend bewertet und zeigte insgesamt eine
negative Tendenz. Eine aktuelle Studie der Heinrich Böll Stiftung (2010) zeigt ein ähnliches
Ergebnis: In etwas mehr als der Hälfte der analysierten Beiträge war das Image Chinas „in
allegorischer und stereotypisierender Form“ (Heinrich Böll Stiftung 2010, 10) vorhanden. So
wird es von den Autoren der Studie Carola Richter und Sebastian Gebauer zusammengefasst:
Dabei prägen normativ abwertende Bilder von China bspw. als «Unterstützer von
Schurkenstaaten», als «Klimasünder», als «Billigproduzent» oder als Land mit unbändigem
«Rohstoffhunger» den Diskurs, obwohl insbesondere im Wirtschaftsbereich auch scheinbar
positiv besetzte Bilder vom «attraktiven Wachstumsmarkt» und «interessanten
Produktionsstandort» vorkommen (Heinrich Böll Stiftung 2010, 10).
Diese Studie hat ebenso festgestellt, dass der Fokus der China-Berichterstattung in den
deutschen Medien in Olympiajahr 2008 meistens auf der Unstabilität Westchinas, der
Unterdrückung religiöser Freiheiten in Tibet sowie der Menschenrechtsituation im Bereich
Medien- und Meinungsfreiheit anstatt reiner Olympiaberichterstattung beruhte. Weiterhin
würden die vernachlässigten Bereiche wie Wissenschaft oder Soziales sehr selten erwähnt
(Heinrich Böll Stiftung 2010). So lässt sich die Ambivalenz der China-Bilder 2008
deskribieren, wie folgt:
Allerdings fanden auch etliche andere Aspekte Eingang in die Berichterstattung, die mit China
assoziiert werden und durch Olympia stärker beachtet wurden, wie die
Minderheitenproblematik rund um die Unruhen in Tibet im März 2008, die Umwelt- und
Luftverschmutzung oder die unzureichende Produktqualität, die sich am Skandal der mit
Melaminpulver verseuchten Milch im September 2008 aufzeigen ließ (Heinrich Böll Stiftung
2010, 18).
20
25. Aus dieser Perspektive lässt sich feststellen, dass die Themenbereiche der westlichen
Medienberichterstattung über die Olympiade ziemlich dezentral sind. Die Medien legen ihren
Fokus nicht nur auf reine Sportereignisse, sondern vermitteln die Berichterstattung über China
aus möglichen diesbezüglichen Aspekten.
5. Empirischer Bestandteil: Methodisches Vorgehen
Das methodische Vorgehen des vorliegenden empirischen Teils orientiert sich argumentativ
vor allem an Ziegelmaier (2009), deren Arbeit für eine Identifikation von visuellen
mediabezogenen Frames, Operationalisierung der framedefinierenden Schlüsselkategorien
und der ihr folgenden quantitativen Auswertung als methodisches Vorbild verwendet wird.
Somit wird das entworfene Modell Ziegelmaiers (2009) Visuelle Frames übernommen. Laut
Dahinden (2006) müssen für ausführliche Analysen eines Kommunikationsprozesses mittels
Framing-Konzeptes methodische Vorgehensweisen herangezogen werden, die die Beziehung
zwischen mentalen und medialen Framestrukturen bei Journalisten, Medieninhalten und
Rezipienten zu erfassen ermöglichen.
Ziel der vorliegenden Studie jedoch ist alleinig eine Identifikation von visuellen
Medieninhaltsframes bzw. eine Frame-Analyse, wobei aus forschungspraktischen Gründen
auf den Zusammenhang zwischen kognitiver Wahrnehmung und Wirkung von Chinaframes
im Sinne des ausführlichen Framing-Prozesses nicht untersucht wird. In diesem
Zusammenhang wird hier vor allem darauf eingegangen, welche visuellen Frames sich in den
medialen Berichterstattungen über China identifizieren lassen.
5.1 Hypothesen
In Anbetracht der Tatsache, dass die theoretische Literatur zum erörterten Thema für eine
qualitative Analyse grundsätzlich lediglich als Kontextwissen relevant ist, laut Flick (2007),
bspw. „um die Aussage und Beobachtung im Feld besser einordnen zu können“ (Flick 2007,
74), lassen sich aus der hier erwähnten Literatur keine Hypothesen ableiten.
Der vorliegenden Studie liegen drei Hypothesen zugrunde:
Hypothese 1:
Der Themenschwerpunkt der Pressfotos fokussiert sich auf Politik und Wirtschaft.
21
26. Hypothese 2:
Das visuelle Merkmal der Geschlechterrepräsentation wird als ungleich dargestellt.
Hypothese 3:
Die Farbe Rot wird besonders eng mit politischen Situationen verknüpft.
5.2 Konzeption, Methode und Durchführung
Eine methodische Bestandsaufnahme aus einer inhaltlichen Frame-Analyse lässt sich für eine
systematische Prüfung der vorgeschlagenen Hypothesen als teilweise geeignet betrachten. Mit
teilweise geeignet ist gemeint, dass hierbei der Frame-Identifikation, verknüpft mit einer
Frame-Wirkungseffekt-Analyse, wie Dahinden (2006) als ideales methodisches Vorgehen
einer Framing-Analyse schildert, nicht gefolgt wird. Trotzdem erscheint eine Verknüpfung
von
qualitativem
und
quantitativem
Vorgehen
bei
dem
vorliegenden
Untersuchungsgegenstand methodisch annehmbar. Es werden dabei qualitative und
quantitative Zugänge nacheinander durchgeführt. Aus diesem Zusammenhang heraus ist Abb.
4 das Ablaufmodell der vorliegenden empirischen Studie zu entnehmen.
Ablaufmodell der vorliegenden empirischen Untersuchung
Erster Schritt:
Theorie- und empiriegeleitete Frame-Analyse von visuellen Chinaframes
Zweiter Schritt:
Qualitative Identifikation von Chinaframes mittels einer
Stichprobe von Pressefotos aus dem Onlinemedium Welt.de
Operationalisierung: framedefinierende Schlüsselkategorien
Dritter Schritt:
Qualitative Analyse einer Vollerhebung von Pressefotos
aus Berichterstattungen über China in dem Onlinemedium Welt.de
mittels framedefinierender Schlüsselkategorien
Abb. 4: Ablaufmodell der vorliegenden empirischen Untersuchung; Quelle: eigene Darstellung
Abb. 4 ist zu entnehmen, dass die vorliegende empirische Studie aus zwei methodischen
Schritten besteht. Zunächst erfolgt eine Identifikation von visuellen Chinaframes, die theorieund
empiriegeleitet
ist.
Ihr
folgt
eine
Operationalisierung
in
framedefinierende
Schlüsselkategorien und anschließend eine quantitative Analyse dieser. In den folgenden
Abschnitten werden beide Verfahren geschildert.
5.2.1 Frame-Identifikation
Sowohl die Identifikation von Chinaframes als auch die Typologie-Bildung dieser werden in
der vorliegenden Studie mithilfe des sogenannten Induktionsprinzips durchgeführt. Im
Gegensatz zum Ergebnis der Deduktion, der Konklusion, laut Bortz/Döring (2006) bezüglich
22
27. empiristischer Positionen, sei man nur mittels methodischer Strategien des induktiven
Verfahrens in der Lage, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Im Rahmen qualitativer
Sozialforschung lässt sich ein induktives Vorgehen wie folgt schildern: „Betrachtet man etwa
das Vorgehen bei einer Textinterpretation, so kann man während des Deutens wichtige
Aspekte des Textes herausfiltern (induktives Vorgehen)“ (Bortz/Döring 2006, 301). Von
daher ist Teil der Identifikation von Chinaframes die Erfassung, Beschreibung und
Interpretation visueller Interpretations- und Deutungsrahmen bzw. Deutungsträger im Sinne
von Ziegelmaiers (2009) Modell Visuelle Frames.
Die identifizierten Chinaframes entsprechen folgenden Schlüsselmerkmalen des Bildinhaltes:
inhalts- und gestaltungsbezogene Schlüsselmerkmale sowie wiederkehrende Schlüsselbilder
des Gesamtmotivs. Hierbei orientiert sich die Auswahl der Pressefotos an keinem
spezifischen visuellen Schlüsselmerkmal der Bildinhalte. Alle Pressefotos, die einem
Nachrichtenbeitrag, der die Begriffe China oder Peking auf dem Beitragstitel oder dem
vorgegebenen Beitragsthema beinhaltet, zugehörig sind, werden Teil der Untersuchung. Die
gesammelten Pressefotos entsprechen denjenigen, die als Suchbegriff-Ergebnis-Pressefoto
(siehe hierzu Anhang 2 dargelegte Beispiel) angezeigt werden. Das Beitragsressort, die
Beitragstitel und die von dem Medium vorgegebenen Beitragsthemen der einzelnen
gesammelten
Pressefotos
dienen
der
vorliegenden
visuellen
Frame-Analyse.
Das
Materialkorpus ist Abb. 5 zu entnehmen:
Materialkorpus der vorliegenden empirischen Untersuchung
Medien-Ebene
Welt.de
Suchbegriff: China
Beitrags-Ebene
Zeitraum: vom 01.10.2012 bis 31.12.2012
Der Begriff China oder Peking taucht im Beitragstitel oder
im vorgegebenen Beitragsthema auf
Bild-Ebene
Suchbegriff-Ergebnis-Pressefoto
Abb. 5: Materialkorpus der vorliegenden empirischen Untersuchung; Quelle: eigene Darstellung
Anhand primärer Kriterien wird das Materialkorpus der vorliegenden Studie ausgewählt: (a)
Erhebungs-Suchbegriff China mittels der Suchmaschine des jeweiligen Onlinemediums
Welt.de; (b) Erhebungs-Zeitraum zwischen 01. Oktober 2012 und 31. Dezember 2012; (c)
Pressefotos aus den Nachrichtenbeiträgen, bei denen der Begriff China oder Peking im
Beitragstitel oder im vorgegebenen Beitragsthema auftaucht; (d) Suchbegriff-Ergebnis23
28. Pressefoto. Die gesammelten Pressefotos stammen aus dem deutschen Onlinemedium
Welt.de. Dieses Medium wird in Anbetracht der Tatsache ausgewählt, dass Nachrichten über
die Volksrepublik China, obwohl online nur begrenzt verfügbar (man kann maximal 20
Artikeln kostenlos abrufen), chronologisch sortiert werden können. So steht eine bedeutende
Menge von Fotos mit entsprechenden Titeln bzw. Themen frei zu Verfügung. Entscheidend
für die Vollerhebung der Pressefotos in dem vorliegenden Zeitraum ist, dass dieser Zeitraum
die Periode vom 18. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas, daher Chinas Wahlkampf
2012 umfasst und einen besonderen politischen Kontext mit sich bringt.
Die Auswahl der Pressefotos für die Frame-Identifikation erfolgt durch eine einfache
Zufallsstichprobe. Als Gütekriterien des vorliegenden Verfahrens gelten für die qualitative
Frame-Identifikation diejenigen einer qualitativen Inhaltsanalyse. Sie verfügt über den großen
Vorteil, dass „– und darüber definiert sich [die qualitative Inhaltsanalyse] bis heute – [...] die
systematische, intersubjektive, nachvollziehbare Bearbeitung großer Materialmenge“
(Mayring/Hurst 2005, 436) möglich ist. Den Autoren zufolge steht die sogenannte IntercoderReliabilität, die sich als ein Einklang verschiedener Inhaltsanalytiker in der Zuordnung von
Kategorien zu Text versteht, im Vordergrund der inhaltsanalytischen Gütekriterien
(Mayring/Hurst 2005). Bei der vorliegenden Studie ist das Gütekriterium IntercoderReliabilität erfüllt, da zwei Inhaltsanalytiker an der Durchführung der vorliegenden Studie
teilnehmen.
5.2.2 Quantitative Analyse
Hierbei handelt es sich um eine quantitative Betrachtung der identifizierten Chinaframes,
wodurch die Häufigkeit der operationalisierten framedefinierenden Schlüsselkategorien an
einer Vollerhebung der gesammelten Pressefotos (n=157) systematisch ermittelt wird. Die
quantitative Analyse entspricht ihrerseits einem deduktiven Vorgang bezüglich der
Schlüsselkategorien. Mit framedefinierender Schlüsselkategorie sind die codierten Elemente,
die für die Identifikation von Chinaframes einbezogen und operationalisiert werden, gemeint.
Die Codierung der Pressefotos wird von zwei Codiererinnen durchgeführt. Diese Tatsache
lässt sich als eines der Gütekriterien betrachten. Hierbei handelt es sich um ein
standardisiertes methodisches Vorgehen. Die einzelnen Daten, die im Codebuch registriert
sind
(siehe
hierzu
Anhang
3),
entsprechen
dem
quantitativ
betrachteten
Untersuchungsmaterial. Die gesammelten Daten werden mehrmals und von mehreren
Personen kontrolliert und auf Fehler hin überprüft und danach wurde die quantitative
24
29. Auswertung durchgeführt. Die Codierung des Untersuchungsmaterials wurde mittels des
Computerprogramms Excel bearbeitet.
6. Ergebnisdarstellung
Die vorliegende empirische Untersuchung besteht aus zwei Studien. Einer qualitativen
Analyse, die in Form einer einfachen Zufallsstichprobe für eine Identifikation
mediabezogener visueller Chinaframes durchgeführt wird, und einer quantitativen Analyse,
wobei die Häufigkeit der framedefinierenden Schlüsselkategorien aus einer Vollerhebung der
Pressefotos (n=157) des Materialkorpus systematisch ermittelt wird.
6.1 Visuelle Chinaframes
Die Identifikation von visuellen Chinaframes entspricht einer qualitativen Analyse der
Bildmotive von Pressefotos, die wiederkehrende Schlüsselbilder sowie wiederholte inhaltsund gestaltungsbezogene Schlüsselmerkmale als Ergebnis hervorbrachte. Sie werden in der
Folge
beschrieben
und
dienen
als
Grundlage
für
die
Operationalisierung
der
framedefinierenden Schlüsselkategorien der vorliegenden quantitativen Analyse.
6.1.1 Frame: China am Rande von Konflikten
Einige der Bildmotive der untersuchten Pressefotos illustrieren Szenen der sozialen Realität
Chinas, wobei visuelle Konfliktmuster suggeriert werden. Zwei Bildmotive auf den
Pressefotos, die inländische Konfliktatmosphäre suggerieren, legen die Idee von bürgerlichen
Protestsituationen und von einer aktiven militärischen Präsenz im Land nahe.
6.1.1.1 Bürgerkonflikte
Die Zuschreibung von gesellschaftlichen Konfliktsituationen in China lässt sich an einem
Zusammenhang zwischen personenbezogenen Schlüsselmerkmalen und Handlungsschemata
festmachen, d.h. einer großen Menge an Bürgern, die sehr nah beieinander stehen, mit den
Händen gestikulieren und einen angespannten Gesichtsausdruck zeigen. Dabei lassen sich die
personenbezogenen durch kontextbezogene Schlüsselmerkmale, die Informationen über die
Handlung bzw. Aktivität der Figuren und die Umgebung tragen, ergänzen. Die
Deutungsrahmen legen dabei ein öffentliches Umfeld nahe. Dazu dienen einige Objekte, wie
25
30. Fahnen und Plakate, als Deutungsträger einer Protestsituation. Eine wiederkehrende
Darstellungstechnik ist die Perspektive der Bildmotive bzw. der in der Halbtotale abgebildete
Bildausschnitt. Ein solcher Ausschnitt kann die visuelle Wahrnehmung der Menge an
Menschen hervorheben und die Ausdrücke der Figuren nahbringen, sodass der
Medienrezipient selbst sich als Teilnehmer einer solchen Protestsituation vorstellen könnte.
Bild 6.1.1.1a; Quelle: Welt.de (05/12/2012)
Beitragstitel: Selbstverbrennungen - China gibt
Dalai Lama Schuld
Vorgegebenes Beitragsthema: Verzweifelte Tibeter
Beitragsressort: Politik
Bild 6.1.1.1b; Quelle: Welt.de (01/11/2012)
Beitragstitel: Chinas "Großer Vorsitzender"
Vorgegebenes Beitragsthema: Mao Tse-tung
Beitragsressort: Bilder
6.1.1.2 Konfliktbereitschaft
Die Zuschreibung einer aktiven Militärpräsenz im Land ihrerseits lässt sich ebenfalls an
einem
Zusammenhang
zwischen
personenbezogenen
Schlüsselmerkmalen
und
Handlungsschemata festmachen, d.h. einer großen Menge an Militär, die auch nah
beieinander steht, und mit den Händen gestikuliert oder einen Zustand der Beinbewegung
nahelegt. Solche Handlungsschemata suggerieren militärische Aktivitäten. In den beiden
analysierten Bildern, Bild 6.1.1.2a und Bild 6.1.1.2b, tauchen die militärischen Figuren
inmitten einer Stadt auf, einmal persönlich und einmal in Form eines Plakates, das wegen
seiner Größe eindeutige Präsenz ausstrahlt. Ebenso werden dabei personenbezogene durch
kontextbezogene Schlüsselmerkmale, die Informationen über die Umgebung und die
Handlung bzw. Aktivität der Figuren tragen, aussagekräftig ergänzt. Die Deutungsrahmen
legen dabei auch ein öffentliches Umfeld nahe, wobei normale Bürger und Militär im Dienst
(einmal persönlich und einmal abgebildet) zusammen platziert sind. Dazu dienen typische
Attribute, die im Hintergrund der Bildmotive zu erkennen sind, wie die Abbildung von Mao
Tse-tung oder das kommunistische Symbol, als Deutungsträger der politischen bzw.
ideologischen Richtung dieser Nation.
26
31. Bild 6.1.1.2a; Quelle: Welt.de (10/11/2012)
Beitragstitel: USA lösen EU als größter
Handelspartner Chinas ab
Vorgegebenes Beitragsthema: Exporte
Beitragsressort: Wirtschaft
Bild 6.1.1.2b; Quelle: Welt.de (09/11/2012)
Beitragstitel: China meldet gute Zahlen – passend
zum Parteitag
Vorgegebenes Beitragsthema: Wirtschaftsdaten
Beitragsressort: Wirtschaft
6.1.2 Frame: Männliche Dominanz in Kultur und Politik
Bildmotive der untersuchten Pressefotos, die politische oder kulturbezogene Themen bzw.
Aktivitäten abbilden, z.B. den Parteitag, ein Interview oder eine Pressekonferenz,
visualisieren größtenteils männliche Figuren. Sie werden oftmals mit ähnlichen gestalterischformalen Techniken dargestellt, bzw. einem Bildausschnitt in einer Halbtotale.
6.1.2.1 Männlich regierte Politik
Ein immer wieder auftauchendes Bildmotiv visualisiert männliche chinesische Politiker
alleine. Was interessanterweise beobachtbar ist, ist die Visualisierung von einem oder
mehreren Mikrofonen. Das Objekt Mikrofon als typisches Attribut, das die Aktivität Interview
bzw. Pressekonferenz suggeriert, taucht als Schlüsselmerkmal mehrmals auf. Mehrere Fotos
werden von mit den Händen gestikulierenden politischen Figuren Chinas oder mit einem
Gesichtsausdruck, bspw. einem halbgeöffneten Mund, der eine Gesprächssituation suggeriert,
gezeigt. Solche Fotos dienen oftmals als Abbildung von politischen oder wirtschaftlichen
Beiträgen, wobei die visualisierten Politiker durch die Beziehung Text-Bild-Rahmung, d.h.
Nachrichtentitel und vorgegebenes Beitragsthema, dem Medienrezipienten präsentiert
werden. Wie Bild 6.1.2.1a, Bild 6.1.2.1b und Bild 6.1.2.1d zu entnehmen ist, folgt der
Abbildung der Politiker sein Name in schriftlicher Form. Als Foto-Hintergrund taucht
wiederkehrend die rote Farbe auf, die als Symbol für die chinesische Nationalflagge gedeutet
werden könnte.
27
32. Bild 6.1.2.1a; Quelle Welt.de (15/11/2012)
Beitragstitel: Xi Jinping ist neuer Chef der
chinesischen KP
Vorgegebenes Beitragsthema: Machtwechsel
Beitragsressort: Politik
Bild 6.1.2.1c; Quelle Welt.de (17/12/2012)
Beitragstitel: China gibt die Rolle als Werkbank der
Welt ab
Vorgegebenes Beitragsthema: Wirtschaftspolitik
Beitragsressort: Wirtschaft
Bild 6.1.2.1b; Quelle Welt.de (13/11/2012)
Beitragstitel: Roter Kapitalist – Ein Milliardär
strebt in Chinas ZK
Vorgegebenes Beitragsthema: Liang Wengen
Beitragsressort: Politik
Bild 6.1.2.1d; Quelle Welt.de (14/11/2012)
Beitragstitel: KP verpflichtet sich der
"harmonischen Gesellschaft"
Vorgegebenes Beitragsthema: Hu Jintao tritt ab
Beitragsressort: Politik
6.1.2.2 Männliche Künstler
Männliche chinesische Künstler werden wiederkehrend als Bildmotiv auf Pressefotos gezeigt.
Sie werden oftmals auch alleine visualisiert. Dabei ist im Rahmen des Deutungskontextes
Zuschreibung die Visualisierung von Mikrofonen interessanterweise ebenfalls zu beobachten,
wodurch die Aktivität Interview bzw. Pressekonferenz nahegelegt wird. Pressefotos von den
Künstlern Chinas während eines Gesichtsausdruckes, bspw. einem halbgeöffneten Mund im
Sinne einer suggerierten Gesprächssituation, werden auch mehrmals gezeigt. Solche Fotos
dienen oftmals als Abbildung von Beiträgen, die Kultur und Politik thematisch verknüpfen.
Wie Bild 6.1.2.2a und Bild 6.1.2.2b zu entnehmen ist, folgt der Abbildung der Künstler
ebenfalls sein Name in schriftlicher Form.
28
33. Bild 6.1.2.2a; Quelle Welt.de (21/10/2012)
Beitragstitel: Trotz Überwachung – Ai Weiwei
macht eine Zeitung
Vorgegebenes Beitragsthema: Kunst narrt Zensur
Beitragsressort: Kultur
Bild 6.1.2.2b; Quelle Welt.de (10/12/2012)
Beitragstitel: Wie Mo Yan listig in Chinas Wunden
bohrte
Vorgegebenes Beitragsthema: Literatur-Nobelpreis
Beitragsressort: Kultur
6.1.3 Frame: China als marktbezogenes Land
Einige Bildmotive der untersuchten Pressefotos bilden Ausschnitte der Marktdynamik Chinas
ab. Dabei werden marktbezogene Aktivitäten, wie Konsum, Produktion oder Handel
visualisiert.
6.1.3.1 Automarkt
Das Angebot von Autos auf dem chinesischen Markt wird mehrmals auf den untersuchten
Pressefotos visualisiert. Dabei wird eine Serie von wiederkehrenden visuellen Merkmalen des
Bildmotivs verwendet. In diesem Zusammenhang lassen sich Personenschemata, wie z.B.
berufliche Rolle oder Geschlecht, und Verhaltensschemata beobachten. Dabei sind schöne
Frauen in Abendkleidern zu sehen, die das angebotene Auto begleiten und immer auf der
rechten Seite der Fotos visualisiert, demnach als Fahrer des entsprechenden Autos suggeriert
werden. Wiederholt fassen die Frauen das Auto an und legen dadurch die Idee von einem
alltäglichen Verhaltensmuster zwischen einem Autofahrer und seinem Auto nahe. In
Anlehnung an die Figuren der visualisierten Frauen, sehr dünn und gepflegt, sowie an ihre
typische Körperhaltung und Gestik, die ein Posieren für ein Foto nahe legen, lässt sich
schließen, dass es sich um professionelle Models handelt. Auf der Ebene der gestalterischformalen Technik ist zu erkennen, dass ein Bildausschnitt in einer Halbtotale sowie in einer
Totale angewandt wird, wobei stets das angebotene Auto im Vordergrund steht und dadurch
griffbereit und verfügbar für die Medienrezipienten zu sein scheint.
29
34. Bild 6.1.3.1a; Quelle Welt.de (04/12/2012)
Beitragstitel: USA und China retten die deutschen
Autobauer
Vorgegebenes Beitragsthema: China
Beitragsressort: Wirtschaft
Bild 6.1.3.1b; Quelle Welt.de (30/10/2012)
Beitragstitel: VW Santana
Vorgegebenes Beitragsthema: Zweite Runde für
den China-Millionär
Beitragsressort: Motor
6.1.3.2 Big Business
Einzelne Bildmotive auf den gesammelten Pressefotos suggerieren visuell die Aufnahme
eines großen kommerziellen Geschäftes. Bei einigen ist eine große Menge an Produkten zu
sehen.
Sie
werden
gestapelt,
wodurch
eine
Vielzahl
an
Produkten,
die
zur
Kommerzialisierung stehen, suggeriert wird. Das kommerzialisierte Produkt wird mehrmals
von einer suggerierten männlichen Figur begleitet, was Anlass zur Annahme einer
Geschäftsdynamik bieten soll. Dabei werden die angebotenen Produkte anhand gestalterischformaler Technik weit von den Medienrezipienten bzw. in Hintergrund des Bildmotivs
platziert. Diese gestalterische Distanz könnte die Idee von Produkt-Export bzw. ProduktImport nahelegen.
Bild 6.1.3.2a; Quelle Welt.de (15/10/2012)
Beitragstitel: Inflationsrate in China fällt unter
zwei Prozent
Vorgegebenes Beitragsthema: Geldpolitik
Beitragsressort: Wirtschaft
Bild 6.1.3.2b; Quelle Welt.de (14/11/2012)
Beitragstitel: Chinas Schwäche verdirbt Hamburger
Hafenbilanz
Vorgegebenes Beitragsthema: Containerumschlag
Beitragsressort: Regional
30
35. 6.1.4 Frame: China als Wachstumsland
Einige thematische Betrachtungen von Chinas Konjunkturkontext visualisieren ein Land, das
wächst und das dabei einige Probleme zu überwinden hätte. Ausgedrückt wird dies durch
Bildmotive auf den Pressefotos, die zwei Seiten Chinas zeigen. Eine Seite, die schon
entstanden ist und eine andere, die sich im Zustand des Entstehens befindet. In diesem
Zusammenhang
lassen
sich
zwei
wiederkehrende
Bildmotive
hervorheben.
Die
Infrastrukturverbesserung einiger Stadtgebiete, die teilweise schon groß geworden sind und
sich als architektonisch schön betrachten lassen, und die Visualisierung von Industrien bzw.
Firmen mit ihren Schloten und die daraus entstehende Luftverschmutzung.
6.1.4.1 Baubranche
Im Rahmen des Wachstums einiger Stadtgebiete Chinas sind Schlüsselmerkmale eines
Landes, das sich gerade entwickelt, zu erkennen. Erwähnenswert sind die hohen Gebäude, die
im Hintergrund der Bildmotive visualisiert werden und im Kontrast zu typischen BauAttributen, bspw. einer Mauer, die gerade konstruiert wird, stehen. Personenbezogene
Schlüsselmerkmale legen dabei schematisch die männlichen Figuren, die ihren Rücken zur
Kamera haben und bei der Arbeit auf der Baustelle zu sein scheinen, nahe. Durch die
entsprechenden Bildmotive ist auf eine öffentliche bzw. ein berufsbezogenes Umfeld der
abgebildeten Personen zu schließen. Gestaltungsbezogene Schlüsselmerkmale der Bildmotive
sind Bildausschnitte in einer Halbtotale mit einem Hintergrundbild, das sehr weit entfernt
liegt.
Bild 6.1.4.1a.; Quelle Welt.de (19/11/2012)
Beitragstitel: Pfusch am Bau ist in China
an der Tagesordnung
Vorgegebenes Beitragsthema: Immobilien
Beitragsressort: Wirtschaft
Bild 6.1.4.1b; Quelle Welt.de (18/10/2012)
Beitragstitel: China enttäuscht Hoffnung der
Welt-Wirtschaft
Vorgegebenes Beitragsthema: Wachstumsziel
verfehlt
Beitragsressort: Wirtschaft
31
36. 6.1.4.2 Umweltverschmutzung
Abbildungen
einer
Luftverschmutzung
werden
ebenfalls
als
wiederkehrende
Schlüsselmerkmale einiger Bildmotive verwendet. Signifikant für die Visualisierung einer
solchen Tatsache ist dabei die Entstehung einer großen Rauchwolke, die in einer Industrie
bzw. Fabrik ihre Ursache zu haben erscheint. Gestaltungsbezogene Schlüsselmerkmale der
Bildmotive bzw. der Bildausschnitte in einer Totale entsprechen die visualisierten Schlote und
eine öffentliche Umfeld. Interessanterweise werden bei solchen Bildmotiven wiederkehrend
Personen visualisiert, die beim Fahrradfahren sind und sich als Arbeiter der abgebildeten
Unternehmen deuten lassen.
Bild 6.1.4.2a; Quelle Welt.de (02/12/2012)
Beitragstitel: China verantwortet Viertel der
globalen Emissionen
Vorgegebenes Beitragsthema: KohlendioxidAusstoß
Beitragsressort: Wirtschaft
Bild 6.1.4.2b; Quelle Welt.de (16/10/2012)
Beitragstitel: Chinesen wollen alles, nur nicht
Energie sparen
Vorgegebenes Beitragsthema: Boomstaat
Beitragsressort: Wirtschaft
Visuelle Chinaframes
Frame: China am Rande von Konflikten
- Bürgerkonflikte
- Konfliktbereitschaft
Frame: Männliche Dominanz in Kultur und Politik
- Männlich regierte Politik
- Männliche Künstler
Frame: China als marktbezogenes Land
- Automarkt
- Big Business
Frame: China als Wachstumsland
- Baubranche
- Umweltverschmutzung
Abb. 6: Visuelle Chinaframes; Quelle: eigene Darstellung
32
37. 6.2 Quantitative Auswertung
Die
Auswertung
der
quantitativen
Untersuchung
erfolgte
die
Häufigkeiten
und
Gesamtauszählung der untergesuchten Fotos. Angesichts der vorliegenden Frames ist es noch
nötig, die dargestellte Chinabilder in verschiedenen Framedefinierenden Schlüsselkategorien
zu verteilen. Somit versuchen wir mittels der quantitativen Analyse über nachrichtbezogene
und bildinhaltliche framedefinierende Schlüsselkategorien den thematischen Hintergrund der
ausgewählten Fotos und Bildelemente tiefgehend interpretieren zu können. Folgende
framedefinierenden Schlüsselkategorie stellen dabei zur Verfügung:
Aktivität der Akteure
- Erkennbare Tätigkeit
- Soziale Umgebung
- Gesichtsausdruck und Bewertung
- Soziale Beziehung
Rolle der Akteure in der Gesellschaft
- Soziale/ Berufliche Rolle
- Geschlecht
Visuelle Merkmale der dargestellten Objekte
- Dargestellte Objekte
- Eingesetzte Umgebung
- Deutungskontext
Symbolische Schlüsselmerkmale
- Symbolische Merkmale
- Signalfarben
Nachrichtthemen der Pressefotos in Bezug auf China
- Ressort
- Themenbereich
Abb. 7: Operationalisierung: Framedefinierende Schlüsselkategorien; Quelle: eigene Darstellung
6.2.1 Nachrichtthemen der Pressefotos in Bezug auf China
6.2.1.1 Verteilung gesammelter Bilder nach Ressort
Ressort
Häufigkeit
Prozent
Bilder
Politik
Geld
Wirtschaft
Kultur
Regionales
Reise
15
43
3
38
8
7
9
10%
27%
2%
24%
5%
4%
6%
Meinung
Motor
Wall Street Journal
Sport
Geschichte
Gesundheit
Wissenschaft
7
4
3
1
1
1
1
4%
3%
2%
1%
1%
1%
1%
Panorama
15
10%
Gesamt
157
100%
Abb. 8: Verteilung der Bilder nach Ressort; Quelle: eigene Darstellung (n=157)
Bei der Anaylse des Ressort ist in Abb 8. ersichtlich, dass Ressort Politik mit 31% den ersten
Platz besetzt, danach folgt Wirtschaft mit 25% mit dem zweiten Platz. Die beiden machen
33
38. mehr als die Hälfe (56%) aller Fotos aus. Auf den dritten und vierten Platz stehen Panorama
und Bilder jeweils mit 10% und 6%. Bilder im Ressort Reise tauchten vergleichweise häufig
mit rund 6% auf. Im Gegensatz dazu entfielen auf Ressort Wissenschaft, Sport und
Gesundheit jeweils nur rund 1% aller ausgewählten Pressefotos.
6.2.1.2 Themenbereich von gesammelten Pressefotos
Dabei wurden die in der kurzen Beschreibung eines Artikels eingeteilten Themen je nach
Ereignis vorgestellt. Daher erfolgt die Aufnahme als statistische Daten nur bei den
wiederholten Themen, die mehr als einmal wiederholtet werden (Wiederholung ≥ 2).
Hinzuweisen ist auf die Diskrepanz: Die Themendefinition der Pressfotos weicht teilweise
aufgrund der selten Abhängigkeit vom Inhalt der Berichterstattung ab. Deshalb ordnen wir
solche Themen zusammen mit den einmaligen dargestellten Themen (Wiederholung < 2) in
den Bereich Sonstiges zu.
Themenbereich
China und Internationales
China und USA
China und Deutschland
China und EU
China und Nordkorea
China und Japan
Innenpolitik
KP-Parteitag
Menschenrecht
Pressefreiheit
Machtwechsel
China und Tibet
Regierung Disziplinarnormen
Elite
Politiker
Friedenpreisträger Liao Yiwu
First Lady (Machtwechsel)
Geschäftsmann
Literatur-Nobelpreis
Künstler Ai Weiwei
Mao Tse-tung
Wirtschaft
Stadtentwicklung
Markt
Hochgeschwindigkeitszug
Wirtschaftswachstum
Wirtschaftspolitik
Exporte
Wirtschaftsschwäche
Grenzkonflikt
Elektronik
Auto
Luxus
Häufigkeit
25
5
6
3
2
8
9
30
13
3
2
6
4
2
18
3
2
3
1
5
2
2
36
6
1
7
3
11
3
6
5
2
3
Prozent
16%
3%
4%
2%
1%
6%
19%
8%
2%
1%
4%
3%
1%
11%
2%
1%
2%
1%
3%
1%
1%
23%
4%
7%
2%
4%
3%
1%
2%
34
39. Lebensqualität
Lebensmittel-Qualität
Reichtumsgefälle
Arbeitslager
Immobilien
Tod in China
Erziehung
Immobilienstreit
3
Kinder
Misshandlung
1
20
3
6
2
4
2
3
13%
2%
4%
1%
3%
1%
2%
Kultur
14
9%
Geschichte Chinas
2
1%
Interviews über China
2
1%
Made in China
1
1%
Weltuntergang
2
1%
Essenkultur
2
1%
Tourismus
5
3%
Sonstiges
14
9%
Gesamt
157
100%
Abb. 9: Zusammenfassung der Themenbereiche; Quelle: eigene Darstellung, Mehrfachnennung (n=157)
Als vorliegendes Ergebnis des Themenbereichs ist es ersichtlich, dass unter codierte Fotos
(n=157) rund 19% auf Politik Chinas bzw. 23% auf wirtschaftliche Themen fallen. Weiterhin
darf nicht übersehen werden, dass der Themenbereich China mit Beziehung zu Internationales
mit 16% auf der dritten Stelle steht. Insbesondere die Fotos über die Beziehung zwischen
China und Japan bezüglich des Grenzkonfliktes stechen hervor (gegen 6%). Bei politischen
Themen wurde der Kommunistische Parteitag mit rund 8% wahrgenommen. Aufgrund des
Elektronik-, Auto- und Luxuskonsums ist Markt im Themenbereich Wirtschaft besonders
auffällig und reiht sich mit 7% knapp hinter dem Parteitag der KP. Elite, die meistens
Politiker und Künstler umfasst, wurde bei der Untersuchung mit rund 11% vergleichsweise
häufig vorgefunden. Im Gegensatz dazu wurde Kultur im Untersuchungszeitraum genau so
wie die sonstigen Themen selten berücksichtigt.
6.2.2 Inhaltsbezogene Framekategorien
Um die Häufigkeit der framedefinierenden Kategorien zu erfassen, werden die Pressefotos in
einer Codierungsphase ausgewertet. Somit werden die gesammelten Pressefotos mittels einer
Reihe visueller Schlüsselmerkmale identifiziert. In Bezug auf Bildinhalt wird die Codierung
der framedefinierenden Schlüsselkategorien in drei Aufgaben geteilt, nämlich die Analyse
über die Akteure, die Objekte und symbolische Schlüsselmerkmale.
35
40. 6.2.2.1 Framedefinierende Schlüsselkategorie: Aktivitäten der Akteure
Erkennbare Tätigkeit der Akteure
Hier werden die mehr als einmal präsentierten Tätigkeiten der untersuchten Pressefotos in
folgender Abbildung dargestellt, die anderen Tätigkeiten (Wiederholung< 2) werden nicht in
dieser Abbildung berücksichtigt.
Tätigkeit der Akteuren
20%
sonstiges
Konfliktsituation
Freizeitaktivität
Demonstration
Polizeistreife
Berufsbezogene Aktivität
Interview machen
Bauarbeiten durchführen
Produkteinführung
Alltagsaktivität
Teilnahme an einer Konferenz
2%
5%
5%
6%
6%
7%
7%
9%
12%
20%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
Abb. 10: Die häufigsten Tätigkeiten der Akteure (Reihenfolge 1-10);
Quelle: eigene Darstellung, Mehrfachnennung (n=86)
Betrachtet man die verschiedenen Tätigkeiten der Akteure, ergibt sich, dass die Teilnahmen
an einer Konferenz mit 20% und Demonstrationen mit 5% erscheinen, mit anderen Wörtern,
die Darstellung der Politik lässt sich wieder als Fokussierung der untersuchten Fotos erfassen.
Auf knapp 12% der Tätigkeit ist Alltagstätigkeit abgebildet. Auch größere Gruppen der
Tätigkeit Bauarbeiten (7%) und Polizeistreife (6%) werden vergleichsweise auch relativ
häufig dargestellt.
Soziale Umgebung der Hauptfiguren
Soziales Umfeld
Häufigkeit
Prozent
Berufsbezogenes Umfeld
45
38%
Nicht erkennbar
24
20%
Öffentliches Umfeld
44
37%
Privates Umfeld
6
5%
Gesamt
119
100%
Abb. 11: Soziale Umgebung der Hauptfiguren; Quelle: eigene Darstellung (n=119)
36
41. Die Abb. 11 veranschaulicht, dass die Akteure über ein Drittel (38%) der untersuchten
Pressefotos in einem berufsbezogenen Umfeld gezeigt werden. In einer öffentlichen
Umgebung sind so gut wie 37% der abgebildeten Akteure erkennbar. Das private Umfeld ist
in den untersuchten Pressefotos mit 5% aller Fotos selten vorzufinden.
Gesichtsausdruck
Gesichtsausdruck
Anzahl Prozent
Angespannt
6
5%
Schüchtern
1
1%
Enttäuscht
1
1%
Ernst
5
4%
Lächeln
23 20% Konzentriert 29
25%
Neugierig
2
2%
Traurig
3
3%
Nicht erkennbar
41 35% Unzufrieden 5
4%
Weinen
1
1%
Gesamt
117
100%
Abb. 12: Gesichtsausdruck der Hauptfiguren;
Quelle: eigene Darstellung, Mehrfachnennung (n=117)
Die Abb. 12. veranschaulicht, dass der Gesichtsausdruck ziemlich variiert und auf knapp 65%
erkennbar ist. Insgesamt betrachtet fällt uns auf, dass die Mimik des Konzentriert-seins am
häufigsten mit rund 25% abgebildet ist. Auch die Gruppe der lächelnden Personen ist einer
Anzahl von 23 vergleichsweise häufig auf 20% der Fotos dargestellt. Dabei ist anzumerken,
dass der negative Gesichtsausdruck deutlich weniger erscheinen ist, und Enttäuschung,
Weinen und ein schüchterner Gesichtsausdruck deutlich seltener als 1% gezeigt werden.
Bewertung von Gesichtsausdruck
Tendenz der Mimik
Anzahl Prozent
Negativ
20
17%
Neutral
32
27%
Nicht erkennbar
40
34%
Positiv
25
21%
Gesamt
117
100%
Abb. 13: Bewertung von Gesichtsausdruck; Quelle: eigene Darstellung (n=117)
Die Abb. 13 gibt die Bewertung von Gesichtsausdruck der untersuchten Fotos wieder. Dabei
ist mehr als ein Drittel (34%) der Mimik in den untersuchten Fotos nicht zu erkennen.
Betrachtet man die dargestellte Tendenz, ergibt sich, dass der neutrale Gesichtsausdruck mit
27% auf den Fotos auftaucht, der sich nicht eindeutig zuordnen lassen lässt. Als ein wichtiger
Bestandteil wird die positive Mimik auf rund 21% der untersuchten Fotos gezeigt.
37
42. Soziale Beziehung der Hauptfiguren
Personenart
Häufigkeit
Prozent
Ein Person und ein Kind
2
2%
Einzelperson
53
46%
Menschenmenge (11+)
15
13%
Nicht erkennbar
1
1%
Zwei bis zehn Jugendliche
1
1%
Zwei bis zehn Kinder
2
2%
Zwei bis zehn Personen
41
35%
Zwei Personen und ein Kind
1
1%
Gesamt
116
100%
Abb. 14: Soziale Beziehung der Hauptfiguren; Quelle: eigene Darstellung (n=116)
Diese Abb. 14 gibt die soziale Beziehung der Hauptfiguren der untersuchten Fotos wieder.
Hierbei gibt es mehrere Gruppen zu unterscheiden. Betrachtet man genauer, ergibt sich, dass
Einzelpersonen auf rund 46% der Fotos dargestellt werden. Zwei bis zehn Personen sind die
zweitgrößte Gruppe mit 35%. Auch ist zu erkennen, dass Menschenmengen (mit mehr als 11
Personen) und die zweitgrößte Gruppe, nämlich zwei bis zehn Personen, zusammenbetrachtet
die auffälligste Gruppe mit insgesamt 48% der untersuchten Fotos darstellen.
6.2.2.2 Framedefinierende Schlüsselkategorie: Soziale Rolle der Akteure
Soziale/ berufliche Rolle
Soziale /Berufliche Rolle
Anzahl Prozent
(Bürger)Nicht erkennbar
22 14% Künstler
13
8%
Arbeiter
12 8%
Lehrer
1
1%
Arzt
1
1%
Militär
4
3%
Babysitter
2
1%
Miss Etiquette
3
2%
Bürger und Polizei
1
1%
Models
6
4%
Feuerwehrmann
1
1%
Keine Relevanz 42
27%
Geschäftsmann
2
1%
Nicht erkennbar 6
4%
Journalist
3
2%
Politiker
27
17%
Kindergärtnerin
1
1%
Polizei
3
2%
Koch
1
1%
Schüler
2
1%
Verkäufer
2
1%
Sportler
1
1%
Tänzerin
1
1%
Gesamt
157
100%
Abb. 15: Soziale/berufliche Rolle; Quelle: eigene Darstellung, Mehrfachnennung (n=157)
In der Gesellschaft spielt der Beruf und sozialer Status eine wesentliche Rolle. Hier werden
die in der oben stehenden Abb. 15 betrachtet. Wie dargestellt, ist Politiker unter den vielen
Berufen mit 17% am häufigsten erschienen. Macht China Fortschritte bei Menschenrechten
und Demokratie? Welche Rolle wird China in der Zukunft in der Weltordnung spielen? Oft
wurde die Aufmerksamkeit auf Chinas Politik gerichtet. Danach folgt Arbeiter und Künstler
38
43. mit rund 8%. Nichtidentifizierbare Berufe und nicht relevante Bilder werden auf insgesamt
45% der Fotos gezeigt.
Geschlecht der Hauptfiguren
Geschlecht
Häufigkeit
Prozent
Beide gemeinsam
27
22%
Männlich
63
52%
Nicht erkennbar
10
11%
Weiblich
19
15%
Gesamt
119
100%
Abb. 16: Vergleich der Geschlecht; Quelle: eigene Darstellung (n=119)
Die Statistik über die Geschlechterverteilung macht deutlich, dass über die Hälfte (52%) der
untersuchten Fotos männliche Akteure darstellen. Im Vergleich dazu sind weibliche
Hauptfiguren nur auf 15% der gesammelten Pressefotos aufzufinden. Die beiden Geschlechter
gemeinsam treten auf rund 22% der Pressefotos auf. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass
die Männer vergleichsweise häufiger als Frauen in Pressefotos erscheinen.
6.2.2.3 Framedefinierende Schlüsselkategorie: Visuelle Merkmale der Objekte
Rangfolge der dargestellten Objekte
Die häufigsten betroffenen Objekte Häufigkeit Prozent
Auto
11
16%
Schiff
5
7%
Abgerissenes Haus
3
4%
Fabrik-Schlot
3
4%
Flugzeug
3
4%
Züge
3
4%
Abb. 17: Am häufigsten betroffenen Objekte (Reihenfolge 1-6);
Quelle: eigene Darstellung, Mehrfachnennung (n=67)
Betrachtet man die dargestellte Reihenfolge, ergibt sich, dass auf 16% der Objekte Autos
dargestellt werden. Schiffe sind auf insgesamt 7% der Bilder zu erkennen. Darauf folgen
Fabrik-Schlote, Flugzeuge und Züge, die auf jeweils 4% gezeigt werden.
39
44. Reihenfolge der eingesetzten Umgebung
Am meisten betroffene Umgebung Häufigkeit Prozent
Straße
12
12%
Konferenzraum
9
9%
Bauplatz
8
8%
Fabrik
5
5%
Messe
4
4%
Hafen
4
4%
Abb. 18: Am häufigsten betroffene Umgebung (Rangfolge 1-6)
Quelle: eigene Darstellung, Mehrfachnennung (n=98)
Abb. 18 veranschaulicht die Rangfolge nach Häufigkeit der dargestellten Umgebung auf den
untersuchten Fotos. Auf 12% der Fotos befinden sich Straßen. Konferenzraum ist mit 9 %,
Messe und Hafen mit jeweils ca. 4% vorzufinden.
Deutungskontext der Objekte und ihre Umgebung
Deutungskontext
Markt-Rahmen (Produktion/Konsum) 20
21%
Politischer-Rahmen
15
16%
Pressekonferenz/Interview
10
10%
Baubranche
7
7%
Umweltverschmutzung
5
5%
Abb. 19: Am häufigsten betroffener Deutungskontext (Rangfolge 1-5);
Quelle: eigene Darstellung, Mehrfachnennung (n=96)
Betrachtet man die dargestellte Rangfolge nach Häufigkeit bzw. Abb. 19, ist es zu erfahren,
dass auf 17% der untersuchten Pressefotos die Objekte und ihre Umgebung im Rahmen des
Markts dargestellt werden. Der Politische-Rahmen ist auf 13% der Bilder zu erkennen. Darauf
folgen Pressekonferenz, Baubranche und Umweltverschmutzung, die auf jeweils 9%, 6% und
4% gezeigt werden.
40
45. 6.2.2.4 Framedefinierende Kategorie: Symbolische Schlüsselmerkmale
Symbolische Schlüsselmerkmale
Symbolische Schlüsselmerkmale Anzahl Prozent
Foto von Mao Tse Dong
5
19%
Spruchband
5
19%
Kommunistisches Zeichen
2
7%
Nationalflagge Chinas
8
30%
Nationalflagge Pullover
1
4%
Red Scarf
1
4%
rote Armbinde
1
4%
Spruchwand
2
7%
rote Flagge
2
7%
Gesamt
27
100.00%
Abb. 20: Symbolische Schlüsselmerkmale; Quelle: eigene Darstellung, Mehrfachnennung (n=27)
Abb. 20 gibt das symbolbezogene Schüsselmerkmal über China wieder. Wie Abb. 20
veranschaulicht, ist in auffälliger Weise auf fast 30% der untersuchten Merkmale die
chinesische Nationalflagge zu erkennen. Fotos von Mao Tse Dong und Spruchband sind
beides mit rund 19% zu erkennen. Jeweilig auf knapp 8% der Merkmale sind rote Armbinden
und Spruchwand abgebildet. Deutlich seltener hingegen, auf nur 4% erscheinen
Nationalflagge Pullover, Red Scarf und rote Armbinden.
Farbiges Symbol
Rote Symbole
Anzahl
Prozent
Roter Kragen
5
11%
Roter Teppich
2
4%
Rote Flagge
12
28%
Rote Kleidung
6
14%
Rote Spruchwand
2
4%
Rotes Spruchband
5
11%
Rotes Hintergrundschild
4
9%
Rote Armbinde
1
2%
Roter Lampion
1
2%
Red Scarf
1
2%
Rotes Kommunistische Zeichen
2
4%
Rotes Abzeichen
4
9%
Gesamt
45
100%
Abb. 21: Zusammenfassung der roten Symbole; Quelle: eigene Darstellung, Mehrfachnennung (n=45)
Bei Decodierung der Signalfarbe erfährt man, dass 32% der politischen Zeichen
beispielsweise rote Flagge (28%) und rotes Kommunistische Zeichen (4%) in roter Farbe
41
46. vorgetragen werden. Als Dekoration sind roter Kragen (11%) und rotes Hintergrundschild
(9%) am häufigsten angewendet worden.
6.3 Zusammenfassung und Auswertung der Hypothesen
Zusammenfassend lässt sich für die quantitative Analyse der Pressefotos feststellen, dass der
Themenschwerpunkt sich stark auf Politik und Wirtschaft konzentriert. Dieses Ergebnis wird
aus der Analyse der Daten um Ressort (Abb. 8) und Themenbereich (Abb. 9) deutlich. Es
lässt sich sagen, dass sowohl im Ressort-Bereich als auch bei der Themenwahl Politik und
Wirtschaft stark berücksichtigt wird. Damit hätte sich auch die erste Hypothese, der große
Anteil von Wirtschaft und Politik an der Themenauswahl bewahrheitet.
In Bezug auf die Bildinhaltbezogene framedefinierende Kategorie Aktivitäten der Akteure ist
zu bemerken, dass die meisten dargestellten einzelnen Akteure sich in einer politischebezogenen Szene befinden. Berücksichtigt man die berufliche Rolle der Akteure und ihrer
sich befindenden Umgebung fällt auf dass die am häufigsten dargestellten Akteure Politiker
sind und am häufigsten eine politische-bezogene Aktivität ausführen. Die hauptsächlichen
Tätigkeiten der Akteure konzentrieren sich auf die Teilnahme an der Konferenz, welche
ebenfalls eng mit Politik verknüpft ist. Weiterhin ist zu bemerken, Es kommt das visuelle
Merkmal der Aktivität von Akteuren vor, dass die Akteure in Gruppen (auch die
Menschenmenge) sich am häufigsten in den Situationen gesellschaftlicher Konflikt und
Kontrolle befinden. So sind die Tätigkeiten wie Demonstration, Polizeistreife und
Konfliktsituation häufig zu finden. Auffällig war dabei der Befund, dass die Teilnehmer an
solchen Tätigkeiten oft einen negativen Gesichtsausdruck gezeigt haben.
„Bösen“ Situation
Häufigkeit
Demonstration
4
Polizeistreife
5
Konfliktsituation
2
Abb. 22: Aktivität von Menschenmange;
Gesichtsausdruck
Unzufrieden;
Angespannt
Ernst;
konzentriert
Angespannt
Quelle: einige Darstellung
So sind die Tätigkeiten wie Demonstration, Polizeistreife und Konfliktsituation häufig zu
finden. Auffällig war dabei der Befund, dass die Teilnehmer an solchen Tätigkeiten oft einen
negativen Gesichtsausdruck gezeigt haben.
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