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Two T's Collar Collections @ Wiener Zeitung 2011
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Krägen, Krägen, Krägen
VERED TENNER (20) UND LIESA TAKAGI (21)
SIND ZWISCHEN WIEN, TEL AVIV UND
TOKYO UNTERWEGS. Auf den Etiketten ihres
Labels Two T’s finden sich daher auch alle
drei Städtenamen. „Nicht nur, weil wir dort
erhältlich sind“, erklärt Tenner, „sondern
vor allem, weil wir unsere Inspiration aus
diesen drei Orten beziehen.“ Die beiden
jungen Modemacherinnen kreieren seit einem
halben Jahr ein ganz besonderes Produkt:
Krägen, als Accessoire zu tragen. Unisex
einsetzbar, von casual bis elegant.
Te x t : A l e x i a We i s s
akagi kam als 13-Jährige von
T Nagoya, wo sie ihre Kindheit
verbrachte, nach Wien. Ihre
Mutter ist Japanerin und von
Beruf Textildesignerin, der
Vater Österreicher. Tenner ist jüdisch und
hat viel Familie in Israel. Mehrmals im
Jahr fliegt sie nach Tel Aviv, „nicht nur
um Verwandte zu besuchen, sondern vor
allem, weil ich das Lebensgefühl dort lie-
be“. Was so besonders ist in Israel? „Ob-
wohl es so viele Probleme gibt in diesem
Land, genießen die Leute das Leben.
Mich fasziniert diese Lebensfreude – die
man auch bei den jungen Designern sieht.
Mode ist ein großes Thema – und das in-
spiriert mich.“
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Kennengelernt haben Tenner und
Takagi einander in der Modeschule
Hetzendorf – und wurden beste Freun-
dinnen. „Uns war schon früh klar, dass
wir einmal ein eigenes Label gründen
wollen“, erzählt Tenner. Der Name Two
T’s stand daher fest, schon langte bevor
die Idee mit den Krägen geboren war.
„Natürlich wollen wir später einmal eine
eigene Modekollektion designen. Aber
wir haben nach einem geeigneten Ein-
stieg gesucht.“
Dieser ist perfekt gelungen: Ende
Mai war das Duo auf den Newcomer-
Stand im Modepalast im Museum für
angewandte Kunst (MAK) geladen. Und
die Krägen sind bereits in Geschäften in
Wien (White Rabbit auf der Fischer-
stiege und Sterngasse 4), Tel Aviv (Bou-
tique Elise am HaTahana Platz, in der
Shenkin Straße und in der Shabazi Stra-
ße) und seit kurzem auch im spanischen
Murcia zu haben. Im Sommer reist Ta-
kagi nach Tokyo, um dort ebenfalls Ver-
triebspartner zu finden.
So unterschiedlich wie der persön-
liche Stil der beiden Newcomerinnen
fallen auch die Krägen aus: Während
Tenner es selbst gerne klassisch hat, Nu-
de-Töne trägt und interessante, aber klare
Schnitte bevorzugt, liebt Takagi es bunt
und knallig. Schon in Hetzendorf habe es sche oder man lässt die Enden einfach Bei ihren ersten Kollektionen ha-
immer geheißen, dass ihre Entwürfe viel lose baumeln. So sind die Kreationen je ben sich die beiden stark am klassischen
japanischen Einfluß zeigen. „Vielleicht, nach Farbgebung und Material sowohl Hemdkragen orientiert, den sie inzwi-
weil ich bis heute gerne in aktuellen ja- von Frauen als auch Männern tragbar, schen in zwei Größen anbieten. Die näch-
panischen Modemagazinen blättere. Ich von Alt und Jung und sowohl zu sport- ste Winterkollektion kündigt sich nicht
mag Muster, Kontraste.“ lichen als auch eleganten Outfits. nur in neuen Farben und kuscheligen
Two T’s-Krägen werden über Viele Stoffe kauft Tenner in Isra- Materialien, die auch wärmen sollen, an,
T-Shirts, Blusen, Hemden, Pullover, el ein: „Am Basar, aber es gibt da auch sondern vor allem mit neuen Schnitten.
Kleidern getragen, entweder wie ein ganze Straßenzüge, in denen Stoffe ver- „Wir wollen hier den Stegkragen neu
Halsband – oder wie ein Schal. Das Mar- kauft werden.“ Dort findet sie orienta- interpretieren, nicht nur spitze, sondern
kenzeichen sind zwei Streifen, mit denen lische Muster, in knalligen Farben, dort auch runde Formen einsetzen, einfach
Tenner und Takagi jeweils die linke Kra- ist grundsätzlich die Auswahl einfach neue Elemente einbringen“, sagt Tenner.
genseite signieren: Sie können aus Spitze größer als in Wien. Doch auch aus Japan Noch mehr in den Mittelpunkt rü-
sein, aus Nieten, Leder, Borte, Swarovski- bezieht das Duo Materialien: klassische cken sollen zudem die Bänder, bisher
Steinen. Zu jedem Kragen gehört zudem Kimonostoffe etwa, die zart in sich gemu- meist uni gestaltet. „Auch hier man kann
ein Band. Je nachdem, wie man es bindet, stert sind, aus Seide. „Aber auch moderne man mit Spitze arbeiten, mit Borten,
wird daraus eine Krawatte oder eine Ma- Entwürfe aus Baumwolle“, so Takagi. Pailletten, Swarovski-Steinen“, meint >
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> Takagi. Diese verspielteren Modelle gesetzt, die Interkulturalität vermitteln – dafür – und motiviere, weiterzumachen.
sind vor allem für den japanischen Markt und den Unisex-Aspekt. Künftig sollen „Im Herbst wollen wir auch ei-
gedacht. Dort liebe man es auffälliger als auch ältere und Plus-Size-Models zum nen Webshop eröffnen“, verrät Tenner.
in Wien. „Unsere Erfahrung beim Mode- Zug kommen. „Weil wir zeigen wollen, Schon die bisherigen Kollektionen sind
palast hat gezeigt: Hier hat man es lieber dass unsere Krägen eben jeder tragen auf der Homepage der beiden zu sehen.
schlicht, reduziert“, sagt Takagi. kann“, so die beiden jungen Wiene- Und Aufträge, auch nach individuellen
Was den beiden jungen Frauen rinnen. Vorstellungen, werden gerne entgegen-
grundsätzlich wichtig ist: die poten- Neben ihrer Modekarriere studieren genommen. Je nach Material kostet ein
ziellen Träger und Trägerinnen ihrer die beiden seit Herbst auch Kunstge- Kragen dabei zwischen 40 und 80 Euro.
Kreationen vor Augen zu haben. Sie schichte – um den Horizont zu erweitern Künftig werden die auf der Website
wollen nicht am Markt vorbeiproduzie- und sich inspirieren zu lassen. Bis jetzt vorgestellten Modelle aber in größerer
ren – sondern kundengerecht agieren. ist beides ganz gut vereinbar – „wenn Stückzahl proudziert – dennoch natür-
Wobei sie wissen: Den Markt für Krägen man den einen Tag nur dem Lernen, den lich weiter von Hand. Die Kollektionen,
gibt es ja noch gar nicht. Tenner: „Ein anderen nur dem Nähen widmet“, so die in Geschäften wie White Rabbit
Hemd, eine Jacke, einen Mantel – das Tenner. Nähen: Das ist eine der Haupt- und Sterngasse 4 erhältlich sind, gibt es
braucht jeder. Aber die Nachfrage nach beschäftigungen der beiden. Denn jeder dagegen nur in kleiner Auflage – und
Krägen müssen wir erst kreieren.“ Kragen wird handgefertigt, und Wert le- jeweils auf die Wünsche der Betreiber
Wichtig bei solch einem Produkt sei gen die beiden dabei auf sauberste Aus- abgestimmt. „Somit verlieren wir auch in
daher auch die Corporate Identity: „Wir führung und feinste Detailarbeit. Wenn diesem Bereich nicht die Exklusivität“,
sind ein Teil davon. Wir tragen unsere sich gleichaltrige Freunde und Studien- betont Tenner.
Krägen daher auch bei allen offiziellen kollegen die Nächte anderwertig um die Letztere soll sich künftig auch in
Auftritten selbst“, so Tenner. In Foto- Ohren schlagen, sitzen die beiden an der der Verpackung ausdrücken, der die
Shootings hat man bewusst Models ein- Nähmaschine. Der Erfolg entschädige beiden Modemacherinnen noch mehr
Fotos: Lisa-Maria Trauer, Sarah Abramov
Liesa Takagi (links vorne) und Vered Tenner (rechts vorne) inmitten ihrer Models.
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Die bisherigen Kollektionen wurden
übrigens sowohl in Österreich als auch
in Israel und Japan als exotisch wahrge-
nommen: in Wien, weil orientalische und
asiatische Einflüsse sichtbar sind. In Ja-
pan, weil Europa grüßen lässt. Tenner und
Takagi wissen um diesen Umstand – und
spielen ganz bewusst damit. „Das macht
eben das Besondere unseres Labels aus“,
so Tenner.
Andererseits hat ihnen ihre Herkunft
auch ermöglicht, schon früh erste Schritte
auf dem internationalen Modeparkett zu
wagen. Tenner hat in der jüdischen Volks-
schule die Grundzüge des Hebräischen
Aufmerksamkeit schenken wollen als er-, dann selbständig die Sprache weiter-
bisher. „In der ersten Phase haben wir gelernt. So kann sie nun in Israel leicht auf
unser Produkt entwickelt, geschaut, wie Händler zugehen. „Man muss aber auch
wir es platzieren können, erstes Kunden- aufpassen, denn der orientalische Markt
So unterschiedlich feedback eingearbeitet. Nun müssen wir ist nicht so korrekt wie der europäische“,
auch die perfekte Präsentation angehen.“ erzählt sie. „Man kann da sehr leicht über
wie die Bis dato haben Tenner und Takagi ihre den Tisch gezogen werden – zu wissen,
Krägen in kleine, weiße Papier-Henkel- wie man hier agiert, hat mir sehr gehol-
Designerinnen taschen verpackt, auf die sie mit einem fen.“ In Japan wiederum seien die Men-
bunten Band eine ihrer knalligen Two schen zwar modebewusster als in Österrei-
sind auch ihre T’s-Postkarten befestigt haben. Nun ch, ein Trend löse aber auch sehr schnell
wollen sie Schachteln entwerfen, in de- den nächsten ab, so Takagi. „Wir müssen
Krägen. nen die Krägen wie Halsketten drappiert uns also kontinuierlich weiterentwickeln.
werden sollen. „Es sind ja Schmuck- Mode ist eben nichts Statisches.“
stücke. Also müssen wir sie auch als sol-
che präsentieren“, meint Tenner. www.two-ts.com