Die digitalen Medien gehören heute ganz selbstverständlich zum Lebensalltag insbesondere von Kindern und Jugendlichen. Das Internet ist nicht nur Raum zum Informations- und Datenaustausch, sondern auch zur Identitätsbildung und zur gesellschaftlichen Teilhabe. Voraussetzung dafür ist eine kompetente Nutzung. Im Vordergrund der Medienkompetenzförderung in der außerschulischen Bildung stehen deshalb die Chancen, die eine vernetzte Gesellschaft bieten. In den meist praktischen Projekten der Medienarbeit wird eine aktive und kritische Mediennutzung
Leider fragen gerade Eltern oder PädagogInnen oft nach Empfehlungen zur Nutzungsdauer von digitalen Medien ohne berechtigte Bedürfnisse Jugendlicher und Qualität der Nutzung einzubeziehen. Traditionelle Medien werden generell als wertvoller betrachtet und niemand würde bei exzessivem Buchlesens von Sucht sprechen.
Wie bei anderen Süchten werden durch übermäßige Nutzung von Computer und Internet Defizite kompensiert, die nur selten durch das Medium selbst verursacht wurden. Die Ursachen liegen Jugendlichen m.E. in den immer kleiner werdenden Freiräumen, der fehlenden Aufmerksamkeit für deren Belange und in einem Bildungssystem, das nicht zum Lernen motiviert und das am Lebensalltag der Kinder und Jugendlichen und an der Veränderung der Arbeitswelt komplett vorbei agiert.
Im Bereich der außerschulischen Bildung gibt es hervorragende Beispielprojekte, die das Internet als einen Ermöglichungsraum verstehen, der neue Veranstaltungsformate und neue Formen der Wissensaneignung hervorbringt. Aufgrund fehlender finanzieller Ausstattung sind diese leider nur sehr begrenzt wirksam und lassen sich nicht in schulische Strukturen übernehmen.
Gerade die digitalen Technologien bieten Chancen zur Entwicklung einer neuen Lernkultur und zur Partizipation an gesellschaftlichen Diskursen. Durch einen konsequenten Einsatz der Medien stärken wir die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen und können so präventiv Phänomenen wie Onlinesucht viel stärker entgegen wirken, als es jegliche Kontrolle von Nutzungsverhalten tun kann.
Vortra
1. Gesund leben mit Medien
Zum Missverständnis einer
suchtpräventiven Medienbildung
2. Über mich
• Michael Lange
• freiberuflicher Medienpädagoge
• Metaversa e.V. - LAG Medienarbeit Berlin -
Medienanstalt Berlin-Brandenburg -
BITS 21
3. „Gesunder“ Umgang?
• Verschiedene Verbände
sind bestrebt „Medien-
Sucht“ als Krankheit
anerkennen zu lassen
• Internetsucht,
Computersucht,
Computerspielsucht,
Onlinesucht,
Mediensucht... ???
4. Lesesucht
„Die Lesesucht ist eine
unmäßige Begierde,
seinen eigenen, unthätigen
Geist mit den Einbildungen
und Vorstellungen Anderer
aus deren Schriften
vorübergehend zu
vergnügen.“
Taus: Stunden der Andacht zur Beförderung wahren Christenthums und häuslicher Gottesverehrung. Verf. ist wohl
Heinrich Zschokke, 1821
5. „So nahmen jeden Abend gegen 18 Uhr vier Schüler der Lakeside
School an den Terminals der Programmierer von CCC Platz und
begannen ihre Arbeit an vielen verschiedenen Programmen. Sie hatten
dabei oft bis tief in die Nacht ihren Spaß und füllten Dutzende von
Seiten im CCC-Protokoll mit Berichten über Systemabstürze.“
David Ichbiah, Die Microsoft-Story, Campus-Verlag (1993)
Gesunder Umgang?
11. • These: Nutzungsdauer ist kein Indikator für
„Medien-Sucht“
• These: Es besteht kein Zusammenhang
zwischen Medienkompetenz und
exzessivem Mediengebrauch.
• Medienbildung im Sinne von Suchtprävention funktioniert nicht, wenn sie
einen maßvollen Umgang mit Medien vermitteln will.
• Medienbildung könnte aber heißen, Eltern, PädagogInnen, SuchtberaterInnen
aufzuklären. Zu sensibilisieren, aber nicht zu dramatisieren.
13. Attraktivität von
Medien
• hohe Selbstwirksamkeit
• vielfältige Angebote zur Identitätsbildung
• Freiraum zum Experimentieren
• soziale Kontakte
These: Medien sind nicht die Ursache
exzessivem Mediengebrauchs
14. Ursachen
These: Neben persönlichen Risikofaktoren
gibt es „gesellschaftliche Risikofaktoren“.
In den Medien wird das gefunden, was im
Lebensalltag fehlt:
• wenig Freiräume
• Zukunftsängste
• fremdbestimmtes Lernen
• demotivierendes Bildungssystem
• fehlende Beteiligungsmöglichkeiten
15. • These: Medienbildung muss politischer werden
• Es geht nicht darum, Medienkompetenz um ihrer
selbst willen zu stärken, sondern zur aktiven und
kreativen Gestaltung des eigenen Lebens und der
Gesellschaft zu befähigen
• Medienbildung stärkt die Persönlichkeit
• Medienbildung verändert Gesellschaft
16. Medienbildung
• schafft Potentiale zur Aneignung von Welt mittels Medien
• fördert einen selbstbestimmten, eigenverantwortlichen, kritischen und
kreativen Umgang mit Medien und Medieninhalten
• stärkt die Fähigkeit zur Orientierung, Reflektion und Differenzierung
• fördert selbstbestimmtes Leben und Handeln
• stärkt die Persönlichkeitsentwicklung und trägt dazu bei, Identität im
Wechselspiel mit der Gesellschaft zu entwickeln
• trägt dazu bei, Werte und Einstellungen zu hinterfragen und herausbilden
Medienbildung ist präventiv tätig
17. Social Media
„Der Rundfunk ist aus einem
Distributionsapparat in einen
Kommunikationsapparat zu
verwandeln“
Bertolt Brecht 1927-32