1. Projektskizze
„Sehliser Digitale Chronik“
„Man geht ganz einfach immer dem Lauf des Flusses nach... es ist dies ein lohnendes Unternehmen, durch diese an
eigenartigen Schönheiten so reiche Landschaft zu wandern, dass es wahrlich zu verwundern ist, wie wenigen
Menschen man begegnet.“
Die „Sehliser Digitale Chronik“ ist ein Digitales Sehlis – ein Dorf östlich von Leipzig
Archiv der Sehliserinnen und Sehliser. Sie Sehlis ist ein kleines Dorf mit einigen Hundert Einwohnern
versammelt Zeugnisse aus der mehr als 750jährigen östlich von Leipzig, in der Endmoränenlandschaft südlich
Geschichte des Dorfes: Fotografien, Postkarten, von Taucha an der Parthe gelegen.
Urkunden, Briefe und Film- und Tonaufnahmen Wahrscheinlich im 13. Jahrhundert entstanden, war
sowohl aus privater Hand als auch aus öffentlichen Sehlis vorwiegend landwirtschaftlich geprägt und wurde
Archiven, Bibliotheken und Museen – und stellt diese von Ereignissen wie dem 30jährigen Krieg und der
zentral im Internet bereit. Völkerschlacht bei Leipzig berührt.
Überregional bekannt wurde Sehlis im Jahre 1912: In den
Die Chronik als Bürgerarchiv von Sehlis Abendstunden des 12. Mai zerstörte eine Windhose
Gestaltet wird die Digitale Chronik von den Sehliserinnen große Teile des Dorfes, wobei zum Glück niemand
und Sehlisern selbst: Die Zeugnisse der eigenen ernsthaft verletzt wurde. In den folgenden Wochen
Geschichte sind nicht mehr in Schränken oder auf lockten die Zerstörungen Tausende von Schaulustigen an
Dachböden versteckt, sondern sind in der Chronik zentral und selbst der Kaiser stattete dem Ort einen Besuch ab.
im Internet zugänglich. Ergänzt und angereichert werden In der DDR spielte die LPG als größter Arbeitgeber auch
die Zeugnisse mit den Beschreibungen und Geschichten für das gesellschaftliche Leben eine große Rolle. Nach
der Einwohner – Wissen, das sonst oft leicht verloren deren Ende kehrte etwas mehr Ruhe ins Dorf ein.
geht.
Abb. 2: Historische Zeugnisse zu Sehlis
Entwicklung der Chronik I: Die Windhose von 1912
Die digitale Chronik soll Schritt für Schritt gemeinsam von
Abb. 1: Sehliser nach der Sturmkatastrophe 1912 und mit den Sehlisern entwickelt werden. Den Grundstein
legen Zeugnisse zur Sturmkatastrophe im Jahre 1912
Nicht nur im Internet lädt die Chronik zum Austausch ein, und die Ortschronik von 1950. Zur „Windhose“ von 1912
sondern auch in der realen Welt: Auf Themenabenden, sind zahlreiche Fotos und Postkarten verfügbar, die v.a.
bei Projektwochen mit Kindern und Jugendlichen und für die zerstörten Höfe und Gebäude oftmals zusammen mit
Workshops zur Lokal- und Regionalgeschichte bietet sie deren Bewohnern zeigen. Die Ortschronik von 1950 fasst
Inhalte und Anknüpfungspunkte für geschichtlich die Sehliser Geschichte aus der Sicht des Schullehrers
Interessierte. zusammen und bietet interessante Materialien zur
Dorfentwicklung und Anknüpfungspunkte für vertiefende
Open Source und nachhaltige Datensicherung Betrachtungen.
Technologisch basiert die Digitale Chronik auf der frei
verfügbaren, web-basierten „CollectiveAccess“-Software, Entwicklung der Chronik II: Schule, Kirche, LPG
die die dezentrale web-basierte Zusammenarbeit von In nächsten Schritten sollen weitere Zeugnisse der
Laien und Experten erlaubt. Die Nutzung gängiger Dorfbewohner gesichtet, digitalisiert und zugänglich
Standards ermöglicht die Nachnutzung und Verlinkung gemacht werden. Zur stärkeren inhaltlichen Aus-
der Inhalte, wie z.B. durch überregionale und europäische einandersetzung und Recherche z.B. für Themenabende
Kulturerbe-Portale wie die Deutsche Digitale Bibliothek oder die Projektarbeit mit Schulklassen bietet sich die
oder die Europeana. Die nachhaltige und langfristige Sehliser Schulgeschichte (1618-1965), die der LPG oder
Sicherung der Daten ist ein wichtiges Ziel, wofür ein die des Tonschachts an. Hier sind Recherchen in
institutioneller Partner aus dem Museums- oder regionalen Archiven und Museen sowie Gespräche mit
Archivbereich gefunden werden soll. Zeitzeugen wichtige Bausteine.
Projektskizze Sehliser Digitale Chronik – April 2012

2. Projektskizze „Sehliser Digitale Chronik“ - April 2012
Art und Umfang der historischen Zeugnisse
Eine erste Bestandsaufnahme ergab, dass neben Fotos
und Postkarten zur Windhose von 1912 (ca. 50
Einzelobjekte) auch Fotografien, Dokumente, Urkunden
u.ä. aus der Zeit nach 1945 und lokale Filmaufnahmen
vom Dorfleben in den 1950er und 1960er Jahren
vorhanden sind. Daneben wurden im März 2012
Videointerviews mit Einheimischen geführt, die sich ggf.
für die Chronik eignen. In lokalen und regionalen
Institutionen wie dem Heimatmuseum Taucha oder dem
Naturkundemuseum Leipzig sowie über die regionalen
Heimatvereine sind weitere Objekte zugänglich.
Finanzierung
Die „Digitale Chronik Sehlis“ ist so angelegt, dass sie
sukzessive und mit unterschiedlich hohem Aufwand
entwickelt und unterhalten werden kann. Die Kosten für
die Startphase mit dem Schwerpunkt der Windhose von
1912 sollen über Werbung, Patenschaften sowie über
das Mittel des Crowd-Funding eingeworben werden.
Zeitlicher Rahmen Abb. 3: Screenshot des Prototyps zur Digitalen Chronik
April-Mai 2012: Konzeption und Umsetzung: „Sehliser
Digitale Chronik – die Windhose von 1912“ Weitere Informationen
Mai-September 2012: Digitalisierung und Aufbereitung Falls Sie mehr wissen wollen – zum aktuellen Entwick-
weiterer Zeugnisse; Vorstellung der Chronik in der Region; lungsstand der Chronik, zu Werbemöglichkeiten und
Konzeption von Projektbausteinen mit lokalen Partnern Patenschaften – oder falls Sie selbst Zeugnisse zur
Oktober 2012: Bereitstellung der Objekte für die Sehliser Geschichte beisteuern wollen, kontaktieren Sie
Europeana und die Deutsche Digitale Bibliothek uns!
Lokale Partner Konzeption und Technische Umsetzung
Werkstatt für nachhaltiges Leben und Arbeiten e.V. Michael Götze
Interessengemeinschaft Sehlis e.V. c/o Geschichtslabor Sehlis
An der Schmiede 4, 04425 Taucha, OT Sehlis
Blog zur Entwicklung der Chronik Tel.: 0157 – 7156 1976 | e-mail: goetze@jpberlin.de
http://sehliser-digitale-chronik.blogspot.de Web: www.kleinzacheles.net