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Widgets und Apps – Eine
strategische Metabetrachtung
Die Nutzer der Wikipedia bezeichnen sie etwas schnörkellos als “Komponente eines
grafischen Fenstersystems”, für viele sind “Widgets” jedoch schon viel mehr geworden.
Zusammengesetzt aus den englischen Begriffen “Window” und “Gadget” sind Widgets
Anwendungen, die in Webseiten eingebunden werden,        wo der Nutzer dann mit ihnen
interagieren kann. Widgets bieten Minifunktionen und Minicontents und die
Einsatzmöglichkeiten sind vom Wetterbericht über Newsaggregation bis hin zu Börsenkursen
und Uhrzeitanzeigen manigfaltig.




Das Widget hat auch eine gewisse Nähe zu Apps, bei denen es sich um
Anwendungsprogramme mit schmalem Funktionsumfang handelt, die im Gegensatz zu
ganzen Applications wie Microsoft Office oder Adobe Photoshop Teilfunktionen bieten. Apps
lassen sich so beispielsweise bei Facebook oder dem iPhone finden und werden im
Folgenden nahezu synonym zu Widgets genannt. Teilweise sind eigene kleine
Marktschlachten um das begriffliche Branding von Widgets zu beobachten: Zum Beispiel
MySpace und Vodafone versuchen den Begriff “Widget” für sich zu besetzen und während
Apple und Facebook auf “Apps” referenzieren, geht Google zum Teil mit “Gadgets” einen
ganz eigenen Weg.
Widgets/Apps im Kontext von sozialer Lokalität und Mobilität

Nun hat sich das Gesicht des Internets verändert und in einer weiter gefassten Lesart ist es
sinnvoll, eben auch Apps wie sie auf dem iPhone verwendet oder bei Facebook und Co.
eingebunden werden, mit in diese Rechnung einzubeziehen. Allein Social-Games-Hersteller
wie das US-amerikanische Zynga bringen es durch die Einbindung kleiner Spiele-
Applikationen in Facebook zu Investments im dreistelligen Millionenbereich. Laut AppData
erreicht Zynga damit monatlich 227 Millionen (!) aktive Nutzer. Auch in Deutschland
entwickelt sich dieser Markt zusehends und brachte bisher Unternehmen wie MegaZebra
(www.megazebra.com), Wooga (www.wooga.net) oder Plinga (www.plinga.com) hervor.
Dass die Bundesrepublik weltweit in diesem aufkommenden Marktsegment erst am Anfang
steht und einiges aufzuholen hat, zeigt ein Blick auf die Einträge bei Analytics-Diensten wie
AppData oder Appshopper.


Ähnlich erfolgreich ist das App-Segment im mobilen Bereich, wo Apple den Standard gesetzt
hat und mit dem iPhone eine Durchdringung des Alltags vorantreibt, wie sie sonst nur die
großen Sozialnetzwerke bewerkstelligen. Ganze Zweigindustrien haben sich rund um die
tragbare Apple-Religion ausgebildet, während das Android-System erst langsam Fahrt
aufnimmt.


Das Maßgebende an diesen Trends: Internetdienste und insbesondere Widgets/Apps stehen
nun im Kontext sozialer Nähe und physischer Mobilität. Funktionen werden in kleine
Segmente unterteilt und entweder im eigenen Sozialnetzwerk angewandt, wo sich der Nutzer
ohnehin tagtäglich bewegt und die Neuigkeiten seines Umfelds verfolgt, oder unterwegs, in
den kleinen Pausen des Alltags genutzt. Sozialnetzwerke und zum Teil auch Mobiltelefone
bieten eine konstant hohe und tägliche Verweildauer der Nutzer – im Fernsehbereich würde
man “Air Time” sagen – sodass der Nutzer mit neuen Inhalten dort abgeholt wird, wo er sich
tagtäglich ohnehin häufig aufhält. Betrachtet man den Information-Overload, mit dem sich
der User konfrontiert sieht, ist die Verweildauer heutzutage eine attraktive Messgröße. Ein
Google hat zwar eine ungemeine Reichweite, die Verweildauer ist in Social-Networks jedoch
um einiges höher und produziert dadurch attraktiven Content, der sich mit Widgets/Apps
weiter anreichern und verbreiten lässt.
Vom direkten Geldregen zur Emperienhierarchie

Facebook, MySpace und Apple sind nur ein paar Namen, welche die Trends des Web 2.0
ausmachen. Unter dem magischen Stichwort “User generated Content” (UGC) ist der Nutzer
mittlerweile häufig proaktiv in den Schaffungsprozess integriert. Weg vom reinen
Konsumieren hin zur Mitgestaltung. Hand in Hand mit der Relevanz von Netzwerk-
Kommunikationen geht auch ein Bedeutungszuwachs von Lokalität, der sich exemplarisch
an Applikationen wie foursquare, Gowalla, Qype, Runkeeper oder      Brightkite beobachten
lässt.


Zur Zeit dessen, was man heute als das “Web 1.0″ bezeichnet, war es Prozess-Fabriken mit
überschaubarem Aufwand möglich, den Nutzer zu erreichen. Prozess-Fabriken sind
Webfirmen wie eBay oder Amazon, die eigentlich nur Prozesse für die Interaktion mit realen
Produkten, jedoch keine wirklichen Inhalte   schaffen. In den Anfangstagen prasselte der
Geldregen direkt auf diese Firmen nieder, die lediglich für Clicks und anschließend
Abschlüsse oder Subscriptions sorgen mussten.




Dem folgten Content-Fabriken wie Flickr, YouTube oder Slide.com, die den User
dazu brachten, Content zu produzieren. Auf diesen Webportalen wurden Inhalte
erstellt und gemehrt, während ihre Reichweite dadurch gesichert wurde, dass eben
jene Inhalte einer viralen Verbreitung zugänglich gemacht wurden, indem sie
problemlos überall im Web eingebunden werden konnten. Machten Seiten wie
Amazon zu Beginn des Webbooms noch rund 70 Prozent ihrer Umsätze on-site, das
heißt auf der Plattform selbst, wurde hier schon eine erste Verschiebung spürbar.
Und man ahnt es: Jenes Prinzip des Brotkrumenstreuens zum eigentlichen Inhalt,
indem auf Einbindung statt Click-Generierung gesetzt wurde, ist es auch, das die
Widget/Apps-Kultur der Gegenwart prägt und noch weiter prägen wird.




Versteht man den Nutzer nämlich als eine Sonne, von dem die bereits existenten
Prozess- und Content-Fabriken mit Aufmerksamkeit beschienen werden möchten,
hat sich in der Gegenwart eine Wolkendecke zwischen die verschiedenen Player
geschoben. Eine Zwischenebene aus Imperien hat sich entwickelt, die einen großen
Teil des weltweiten Internettraffics verwaltet und absolviert. Zu diesen Imperien –
man könnte sie auch Ökosysteme nennen – zählen Social-Networks wie Facebook,
MySpace oder LinkedIn, aber auch Suchmaschinen, OS-Desktop-Systeme und
Onlinegames u.v.m. – also all jene, die den Nutzer auf weitere Tiefenebenen des
Internets führen und sowohl Reichweite als auch Verweildauern in ausgeprägter
Intensität aufweisen können. Jedes dieser Imperien adressiert verhältnismäßig
spezifische Zielgruppen – so richtet sich LinkedIn an Business-Kontakte, MySpace
an Künstler, Facebook an Durchschnittsbürger usw. Und man überlege sich die
Effekte, die ein Facebook auszulösen vermag, das über 350 Millionen aktive Nutzer
aufweist, mit denen es zehn Prozent der Internet-Air-Time ausmacht…
Immer mehr Menschen verbringen Zeit bei Facebook und YouTube, immer weniger
bei Yahoo, Goole und MSN (mit freundlicher Unterstützung von Morgan Stanley)


Und die entsprechende Verschiebung ist in Zahlen ablesbar: Vor vier Jahren hat es
Facebook und Co. als Marktteilnehmer praktisch nicht gegeben. Inzwischen
existieren auf dem Globus Internet eigene Web-Staaten, Ökosysteme wie Facebook,
die Grenzen und Kontakte schaffen. Für Marktteilnehmer jenseits dieser imperialen
Staaten wird es zunehmend schwieriger, an den User heran zu kommen. Es
entwickelt sich eine Metaebene zwischen dem User und dem finalen Anbieter. Die
70/30-Ratio des On-site-Handels von Amazon und anderen könnte zukünftig einer
10/90-Aufteilung weichen, wie sie bei Slide.com etwa bereits zu beobachten ist. Mit
anderen Worten finden 90 Prozent des Handels gar nicht mehr auf den eigentlichen
Seiten, sondern off-site (bei Facebook, MySpace etc.) statt, denkt man in
Dimensionen einer Internet-Air-Time. Kleine StartUps können eine solche Verteilung
bereits stemmen, Branchenriesen, die wie Amazon ein größeres Volumen zu drehen
haben, folgen womöglich. Schließlich gibt es inzwischen eine Ebene von Imperien,
die als Traffic-Gatekeeper zwischen Angebot und Nachfrage fungieren – ein
Konstrukt, dass sich mit Widgets/Apps kommerzialisieren lässt.




Der oben bereits thematisierte Trend zur Dezentralisierung, der sich mit dieser
Imperienbildung verbindet, macht sich umso intensiver bemerkbar, als auch die
verwendeten Geräte dies verstärken: Vom iPhone, über den Desktop-Rechner bis
hin zum Home-Media-Center ist die Nutzung auch räumlich fragmentiert worden.
Eine Entwicklung, welche die Entstehung von Widgets/Apps befördert und sinnvoll
macht, werden doch attraktive Geschäftsmodelle       zusehends in fremde Imperien
gedreht. Imperien, die zurzeit weniger auf Mediawerbung und PR-Maschinerie
basieren, sondern durch virale Verbreitung kostengünstig und exponentiell wachsen.


Im Umkehrschluss bedeutet dies für die deutsche wie auch internationale
Investorenszene, dass jene Investments, die auf den Eigenaufbau von Reichweite
abzielen, ein aufreibendes Modell gewählt haben. Investments, die auf eigene On-
site-Reichweite setzen, werden es zusehends schwerer haben, funktioniert doch ein
Widget/App-Case wesentlich effizienter, wenn man gegen Imperien mit zehn Prozent
Anteil an der weltweiten Verweildauer (Facebook) antritt. Reine Destination-Sites, die
Inhalte nur on-site anbieten und daher massiv auf Reichweite angewiesen sind,
kommen in die Trafficmühle der großen Imperien. Widget/App-Cases nutzen die
Reichweite in den Ökosystemen selbst.


Unter den Top-8 des Internets sind 2008 nur noch drei Web-1.0-Firmen (siehe unten
Folie sechs) und dies aus gutem Grund: Im November 2005 entstanden allein bei
MySpace pro Tag 150 neue Apps, die um die 200 Millionen Nutzer des Portals
kämpften – Apps von Firmen, die allesamt nicht auf der Payroll von MySpace stehen,
sondern dort lediglich um Aufmerksamkeit kämpfen. Warum also noch selbst
versuchen, Reichweite und anschließend Air-Time zu generieren, wenn diese doch
von den bestehenden Imperien schon zur Verfügung gestellt werden?


Fazit: Widgets/Apps als Browser-Nachfolger im Social-Media-Zeitalter


Widgets und Apps werden dem dezentralisierten und fragmentierten Zustand des
Web 2.0 sehr effektiv gerecht und bedienen durch ihre Cross-Plattform-
Eigenschaften auch die Entwicklung zur Zersplitterung der Nutzungsgeräte und -
Szenarien. Widgets/Apps entwickeln sich so im Social-Media-Kontext zu dem, was
der Browser im Web 1.0 war: Sie durchbrechen die imperiale Wolkendecke zum
Nutzer und werden künftig zu den wesentlichen Kommunikationsschnittstellen zum
Endnutzer. Widgets/Apps werden Träger Konnektoren und Verbindungsschnittstellen.
Es wird sich wohl eine gewisse Riege an Massenwidgets wie YouTube oder Flickr
einstellen, die durch eine Vielzahl von Widgets/Apps für fragmentierte Zielgruppen
(zum Beispiel Börsenapps wie von Bloomberg) ergänzt werden.


Auch im B2B-Bereich können Widgets/Apps Prozesse erleichtern und aufgrund der
Zielgruppenspezifik gezielt bestimmte Nutzer adressieren. Die Kommunikation zum
Nutzer wird zwar fragmentierter, gleichzeitg aber auch spezifischer und fokussierter,
weil sie sich an ausgewählte Zielgruppen richtet – etwa an Business-Leute bei
LinkedIn, Künstler bei MySpace oder Akademiker bei Facebook. Auch im
Arbeitsalltag setzen Firmen ja bereits zusehends auf externe Widget-Angebote wie
Wikis, Google Docs, Slide Share usw. und auch Software as a Service und Cloud
Computing sind hier an Relevanz gewinnende Stichworte.


Die Folge: Auch das berufliche Intranet und der Nutzerdesktop zu Hause werden zu
einem Ökosystem im Sinne der beschriebenen Imperien – eben all jene Instanzen,
die als Gatekeeper zu neuen Inhalten fungieren können. Geräte werden
crossconnected und auch Betriebssysteme funktionieren künftig als Ökosystem
durch die Öffnung des Desktops zum Webtop (etwa die Sidebar bei Windows 7 oder
das Mac Dashboard). Dazu kommen Blogs und mobile Geräte, die ebenfalls
Widgets/Apps beheimaten, wobei stets gilt: Nicht selbst direkt Reichweite generieren,
sondern von der Aufbauarbeit anderer profitieren. Denkt man an die Metapher der
Imperien, bei der Unternehmen wie Facebook oder MySpace eigene virtuelle Staaten
mit spezifischer Zielgruppe darstellen, wären Widgets/Apps Betriebe, die zum
beiderseitigen Vorteil Inhalte beisteuern und streuen. Eine kleine Einheit dockt an
eine große an und es entsteht eine Win-Win-Situation.


Ein entsprechender Trend hat sich verfestigt. Nun wird spannend sein, welcher
Widget-Anbieter attraktive Geschäftsmodelle nachschieben kann, zumal sich
insbesondere die Vermarktung doch stark wandelt. Zukunft haben entsprechende
Content-Verwertungsmodelle und White-Labeling für Unternehmen sowie Widgets/
Apps, die sich syndizieren und vernetzen. Es werden sich nahezu alle
Geschäftsmodelle, die in einem Webbrowser abgebildet werden konnten, in
irgendeiner Weise in Widgets abbilden lassen. Daneben wird es zusätzliche Modelle
geben, die aufgrund dieses Zusammenspiels entstehen – vor allem werden die
Ökosysteme in dieser Hierarchie wohl auf eine Steuer für die Traffic-Durchgabe nicht
verzichten wollen.


Die Argumentationslogik dieser Metabetrachtung wurde von Mehrdad Piroozram
auch in einer Präsentation aufbereitet, deren Vortrag in einem Sevenload-Video zu
sehen ist.




Weitere Präsentationen von Mehrdad Piroozram.
Über die Autoren:


                                      Joel Kaczmarek ist Chefredakteur bei
                                      Gründerszene.de und studierter
                                      Medienwissenschaftler. Mehrdad Piroozram
                                      wurde am 21. März 1971 in Teheran geboren.
                                      Seit 1990 ist er in der IT-Branche und seit
                                      1994 in der Internetbranche tätig und begann
                                      seine Karriere als Programmierer und
Netzwerker. 1995 gründete er die Pironet und begleitete 2000 den Börsengang. 2003
verkauft er das Unternehmen. Seit Ende 2005 agiert er als Business-Angel und treibt
die Idee von iSteps voran: Social-Application-Start-Up-Unternehmern und ihren
aussichtsreichen Geschäftskonzepten zu wirtschaftlichem Erfolg verhelfen. iSteps
zählt seit Beginn zu den europäischen „First Movern“ in der Social-Media-Branche –
der Fokus liegt dabei schwerpunktmäßig auf Widgets und Apps u.a. für das iPhone
und Facebook. Wesentlicher Bestandteil und Alleinstellungsmerkmal von iSteps ist
das Prinzip der Synergie der bereits im Unternehmensportfolio enthaltenen
Tochterunternehmen, u.a. Feedzilla, imageloop (www.imageloop.com),
thanksforaddingme und Widgetlabs (www.widgetlabs.eu).

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Widgets und Apps - Eine strategische Metabetrachtung

  • 1. Widgets und Apps – Eine strategische Metabetrachtung Die Nutzer der Wikipedia bezeichnen sie etwas schnörkellos als “Komponente eines grafischen Fenstersystems”, für viele sind “Widgets” jedoch schon viel mehr geworden. Zusammengesetzt aus den englischen Begriffen “Window” und “Gadget” sind Widgets Anwendungen, die in Webseiten eingebunden werden, wo der Nutzer dann mit ihnen interagieren kann. Widgets bieten Minifunktionen und Minicontents und die Einsatzmöglichkeiten sind vom Wetterbericht über Newsaggregation bis hin zu Börsenkursen und Uhrzeitanzeigen manigfaltig. Das Widget hat auch eine gewisse Nähe zu Apps, bei denen es sich um Anwendungsprogramme mit schmalem Funktionsumfang handelt, die im Gegensatz zu ganzen Applications wie Microsoft Office oder Adobe Photoshop Teilfunktionen bieten. Apps lassen sich so beispielsweise bei Facebook oder dem iPhone finden und werden im Folgenden nahezu synonym zu Widgets genannt. Teilweise sind eigene kleine Marktschlachten um das begriffliche Branding von Widgets zu beobachten: Zum Beispiel MySpace und Vodafone versuchen den Begriff “Widget” für sich zu besetzen und während Apple und Facebook auf “Apps” referenzieren, geht Google zum Teil mit “Gadgets” einen ganz eigenen Weg.
  • 2. Widgets/Apps im Kontext von sozialer Lokalität und Mobilität Nun hat sich das Gesicht des Internets verändert und in einer weiter gefassten Lesart ist es sinnvoll, eben auch Apps wie sie auf dem iPhone verwendet oder bei Facebook und Co. eingebunden werden, mit in diese Rechnung einzubeziehen. Allein Social-Games-Hersteller wie das US-amerikanische Zynga bringen es durch die Einbindung kleiner Spiele- Applikationen in Facebook zu Investments im dreistelligen Millionenbereich. Laut AppData erreicht Zynga damit monatlich 227 Millionen (!) aktive Nutzer. Auch in Deutschland entwickelt sich dieser Markt zusehends und brachte bisher Unternehmen wie MegaZebra (www.megazebra.com), Wooga (www.wooga.net) oder Plinga (www.plinga.com) hervor. Dass die Bundesrepublik weltweit in diesem aufkommenden Marktsegment erst am Anfang steht und einiges aufzuholen hat, zeigt ein Blick auf die Einträge bei Analytics-Diensten wie AppData oder Appshopper. Ähnlich erfolgreich ist das App-Segment im mobilen Bereich, wo Apple den Standard gesetzt hat und mit dem iPhone eine Durchdringung des Alltags vorantreibt, wie sie sonst nur die großen Sozialnetzwerke bewerkstelligen. Ganze Zweigindustrien haben sich rund um die tragbare Apple-Religion ausgebildet, während das Android-System erst langsam Fahrt aufnimmt. Das Maßgebende an diesen Trends: Internetdienste und insbesondere Widgets/Apps stehen nun im Kontext sozialer Nähe und physischer Mobilität. Funktionen werden in kleine Segmente unterteilt und entweder im eigenen Sozialnetzwerk angewandt, wo sich der Nutzer ohnehin tagtäglich bewegt und die Neuigkeiten seines Umfelds verfolgt, oder unterwegs, in den kleinen Pausen des Alltags genutzt. Sozialnetzwerke und zum Teil auch Mobiltelefone bieten eine konstant hohe und tägliche Verweildauer der Nutzer – im Fernsehbereich würde man “Air Time” sagen – sodass der Nutzer mit neuen Inhalten dort abgeholt wird, wo er sich tagtäglich ohnehin häufig aufhält. Betrachtet man den Information-Overload, mit dem sich der User konfrontiert sieht, ist die Verweildauer heutzutage eine attraktive Messgröße. Ein Google hat zwar eine ungemeine Reichweite, die Verweildauer ist in Social-Networks jedoch um einiges höher und produziert dadurch attraktiven Content, der sich mit Widgets/Apps weiter anreichern und verbreiten lässt.
  • 3. Vom direkten Geldregen zur Emperienhierarchie Facebook, MySpace und Apple sind nur ein paar Namen, welche die Trends des Web 2.0 ausmachen. Unter dem magischen Stichwort “User generated Content” (UGC) ist der Nutzer mittlerweile häufig proaktiv in den Schaffungsprozess integriert. Weg vom reinen Konsumieren hin zur Mitgestaltung. Hand in Hand mit der Relevanz von Netzwerk- Kommunikationen geht auch ein Bedeutungszuwachs von Lokalität, der sich exemplarisch an Applikationen wie foursquare, Gowalla, Qype, Runkeeper oder Brightkite beobachten lässt. Zur Zeit dessen, was man heute als das “Web 1.0″ bezeichnet, war es Prozess-Fabriken mit überschaubarem Aufwand möglich, den Nutzer zu erreichen. Prozess-Fabriken sind Webfirmen wie eBay oder Amazon, die eigentlich nur Prozesse für die Interaktion mit realen Produkten, jedoch keine wirklichen Inhalte schaffen. In den Anfangstagen prasselte der Geldregen direkt auf diese Firmen nieder, die lediglich für Clicks und anschließend Abschlüsse oder Subscriptions sorgen mussten. Dem folgten Content-Fabriken wie Flickr, YouTube oder Slide.com, die den User dazu brachten, Content zu produzieren. Auf diesen Webportalen wurden Inhalte erstellt und gemehrt, während ihre Reichweite dadurch gesichert wurde, dass eben jene Inhalte einer viralen Verbreitung zugänglich gemacht wurden, indem sie problemlos überall im Web eingebunden werden konnten. Machten Seiten wie Amazon zu Beginn des Webbooms noch rund 70 Prozent ihrer Umsätze on-site, das heißt auf der Plattform selbst, wurde hier schon eine erste Verschiebung spürbar. Und man ahnt es: Jenes Prinzip des Brotkrumenstreuens zum eigentlichen Inhalt,
  • 4. indem auf Einbindung statt Click-Generierung gesetzt wurde, ist es auch, das die Widget/Apps-Kultur der Gegenwart prägt und noch weiter prägen wird. Versteht man den Nutzer nämlich als eine Sonne, von dem die bereits existenten Prozess- und Content-Fabriken mit Aufmerksamkeit beschienen werden möchten, hat sich in der Gegenwart eine Wolkendecke zwischen die verschiedenen Player geschoben. Eine Zwischenebene aus Imperien hat sich entwickelt, die einen großen Teil des weltweiten Internettraffics verwaltet und absolviert. Zu diesen Imperien – man könnte sie auch Ökosysteme nennen – zählen Social-Networks wie Facebook, MySpace oder LinkedIn, aber auch Suchmaschinen, OS-Desktop-Systeme und Onlinegames u.v.m. – also all jene, die den Nutzer auf weitere Tiefenebenen des Internets führen und sowohl Reichweite als auch Verweildauern in ausgeprägter Intensität aufweisen können. Jedes dieser Imperien adressiert verhältnismäßig spezifische Zielgruppen – so richtet sich LinkedIn an Business-Kontakte, MySpace an Künstler, Facebook an Durchschnittsbürger usw. Und man überlege sich die Effekte, die ein Facebook auszulösen vermag, das über 350 Millionen aktive Nutzer aufweist, mit denen es zehn Prozent der Internet-Air-Time ausmacht…
  • 5. Immer mehr Menschen verbringen Zeit bei Facebook und YouTube, immer weniger bei Yahoo, Goole und MSN (mit freundlicher Unterstützung von Morgan Stanley) Und die entsprechende Verschiebung ist in Zahlen ablesbar: Vor vier Jahren hat es Facebook und Co. als Marktteilnehmer praktisch nicht gegeben. Inzwischen existieren auf dem Globus Internet eigene Web-Staaten, Ökosysteme wie Facebook, die Grenzen und Kontakte schaffen. Für Marktteilnehmer jenseits dieser imperialen Staaten wird es zunehmend schwieriger, an den User heran zu kommen. Es entwickelt sich eine Metaebene zwischen dem User und dem finalen Anbieter. Die 70/30-Ratio des On-site-Handels von Amazon und anderen könnte zukünftig einer 10/90-Aufteilung weichen, wie sie bei Slide.com etwa bereits zu beobachten ist. Mit anderen Worten finden 90 Prozent des Handels gar nicht mehr auf den eigentlichen Seiten, sondern off-site (bei Facebook, MySpace etc.) statt, denkt man in Dimensionen einer Internet-Air-Time. Kleine StartUps können eine solche Verteilung bereits stemmen, Branchenriesen, die wie Amazon ein größeres Volumen zu drehen haben, folgen womöglich. Schließlich gibt es inzwischen eine Ebene von Imperien, die als Traffic-Gatekeeper zwischen Angebot und Nachfrage fungieren – ein Konstrukt, dass sich mit Widgets/Apps kommerzialisieren lässt. Der oben bereits thematisierte Trend zur Dezentralisierung, der sich mit dieser Imperienbildung verbindet, macht sich umso intensiver bemerkbar, als auch die verwendeten Geräte dies verstärken: Vom iPhone, über den Desktop-Rechner bis
  • 6. hin zum Home-Media-Center ist die Nutzung auch räumlich fragmentiert worden. Eine Entwicklung, welche die Entstehung von Widgets/Apps befördert und sinnvoll macht, werden doch attraktive Geschäftsmodelle zusehends in fremde Imperien gedreht. Imperien, die zurzeit weniger auf Mediawerbung und PR-Maschinerie basieren, sondern durch virale Verbreitung kostengünstig und exponentiell wachsen. Im Umkehrschluss bedeutet dies für die deutsche wie auch internationale Investorenszene, dass jene Investments, die auf den Eigenaufbau von Reichweite abzielen, ein aufreibendes Modell gewählt haben. Investments, die auf eigene On- site-Reichweite setzen, werden es zusehends schwerer haben, funktioniert doch ein Widget/App-Case wesentlich effizienter, wenn man gegen Imperien mit zehn Prozent Anteil an der weltweiten Verweildauer (Facebook) antritt. Reine Destination-Sites, die Inhalte nur on-site anbieten und daher massiv auf Reichweite angewiesen sind, kommen in die Trafficmühle der großen Imperien. Widget/App-Cases nutzen die Reichweite in den Ökosystemen selbst. Unter den Top-8 des Internets sind 2008 nur noch drei Web-1.0-Firmen (siehe unten Folie sechs) und dies aus gutem Grund: Im November 2005 entstanden allein bei MySpace pro Tag 150 neue Apps, die um die 200 Millionen Nutzer des Portals kämpften – Apps von Firmen, die allesamt nicht auf der Payroll von MySpace stehen, sondern dort lediglich um Aufmerksamkeit kämpfen. Warum also noch selbst versuchen, Reichweite und anschließend Air-Time zu generieren, wenn diese doch von den bestehenden Imperien schon zur Verfügung gestellt werden? Fazit: Widgets/Apps als Browser-Nachfolger im Social-Media-Zeitalter Widgets und Apps werden dem dezentralisierten und fragmentierten Zustand des Web 2.0 sehr effektiv gerecht und bedienen durch ihre Cross-Plattform- Eigenschaften auch die Entwicklung zur Zersplitterung der Nutzungsgeräte und - Szenarien. Widgets/Apps entwickeln sich so im Social-Media-Kontext zu dem, was der Browser im Web 1.0 war: Sie durchbrechen die imperiale Wolkendecke zum Nutzer und werden künftig zu den wesentlichen Kommunikationsschnittstellen zum Endnutzer. Widgets/Apps werden Träger Konnektoren und Verbindungsschnittstellen. Es wird sich wohl eine gewisse Riege an Massenwidgets wie YouTube oder Flickr
  • 7. einstellen, die durch eine Vielzahl von Widgets/Apps für fragmentierte Zielgruppen (zum Beispiel Börsenapps wie von Bloomberg) ergänzt werden. Auch im B2B-Bereich können Widgets/Apps Prozesse erleichtern und aufgrund der Zielgruppenspezifik gezielt bestimmte Nutzer adressieren. Die Kommunikation zum Nutzer wird zwar fragmentierter, gleichzeitg aber auch spezifischer und fokussierter, weil sie sich an ausgewählte Zielgruppen richtet – etwa an Business-Leute bei LinkedIn, Künstler bei MySpace oder Akademiker bei Facebook. Auch im Arbeitsalltag setzen Firmen ja bereits zusehends auf externe Widget-Angebote wie Wikis, Google Docs, Slide Share usw. und auch Software as a Service und Cloud Computing sind hier an Relevanz gewinnende Stichworte. Die Folge: Auch das berufliche Intranet und der Nutzerdesktop zu Hause werden zu einem Ökosystem im Sinne der beschriebenen Imperien – eben all jene Instanzen, die als Gatekeeper zu neuen Inhalten fungieren können. Geräte werden crossconnected und auch Betriebssysteme funktionieren künftig als Ökosystem durch die Öffnung des Desktops zum Webtop (etwa die Sidebar bei Windows 7 oder das Mac Dashboard). Dazu kommen Blogs und mobile Geräte, die ebenfalls Widgets/Apps beheimaten, wobei stets gilt: Nicht selbst direkt Reichweite generieren, sondern von der Aufbauarbeit anderer profitieren. Denkt man an die Metapher der Imperien, bei der Unternehmen wie Facebook oder MySpace eigene virtuelle Staaten mit spezifischer Zielgruppe darstellen, wären Widgets/Apps Betriebe, die zum beiderseitigen Vorteil Inhalte beisteuern und streuen. Eine kleine Einheit dockt an eine große an und es entsteht eine Win-Win-Situation. Ein entsprechender Trend hat sich verfestigt. Nun wird spannend sein, welcher Widget-Anbieter attraktive Geschäftsmodelle nachschieben kann, zumal sich insbesondere die Vermarktung doch stark wandelt. Zukunft haben entsprechende Content-Verwertungsmodelle und White-Labeling für Unternehmen sowie Widgets/ Apps, die sich syndizieren und vernetzen. Es werden sich nahezu alle Geschäftsmodelle, die in einem Webbrowser abgebildet werden konnten, in irgendeiner Weise in Widgets abbilden lassen. Daneben wird es zusätzliche Modelle geben, die aufgrund dieses Zusammenspiels entstehen – vor allem werden die
  • 8. Ökosysteme in dieser Hierarchie wohl auf eine Steuer für die Traffic-Durchgabe nicht verzichten wollen. Die Argumentationslogik dieser Metabetrachtung wurde von Mehrdad Piroozram auch in einer Präsentation aufbereitet, deren Vortrag in einem Sevenload-Video zu sehen ist. Weitere Präsentationen von Mehrdad Piroozram.
  • 9. Über die Autoren: Joel Kaczmarek ist Chefredakteur bei Gründerszene.de und studierter Medienwissenschaftler. Mehrdad Piroozram wurde am 21. März 1971 in Teheran geboren. Seit 1990 ist er in der IT-Branche und seit 1994 in der Internetbranche tätig und begann seine Karriere als Programmierer und Netzwerker. 1995 gründete er die Pironet und begleitete 2000 den Börsengang. 2003 verkauft er das Unternehmen. Seit Ende 2005 agiert er als Business-Angel und treibt die Idee von iSteps voran: Social-Application-Start-Up-Unternehmern und ihren aussichtsreichen Geschäftskonzepten zu wirtschaftlichem Erfolg verhelfen. iSteps zählt seit Beginn zu den europäischen „First Movern“ in der Social-Media-Branche – der Fokus liegt dabei schwerpunktmäßig auf Widgets und Apps u.a. für das iPhone und Facebook. Wesentlicher Bestandteil und Alleinstellungsmerkmal von iSteps ist das Prinzip der Synergie der bereits im Unternehmensportfolio enthaltenen Tochterunternehmen, u.a. Feedzilla, imageloop (www.imageloop.com), thanksforaddingme und Widgetlabs (www.widgetlabs.eu).