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(Aus dem Psychologischen Institut der Universitat Berlin.)

              Analyse yon Vorgiingen im Spurenfeld.
                                Von
              Wolfgang KShler und Hedwig yon Restor[f.

                                      I.
  t~ber die Wirkung yon Bereiehsbildungen im Spurenfeld.
                                   Von
                           tledwig von Restorer.

                           Mit 2 Text~bbildungen.

    Alle hier mitzuteilenden Untersuchungen sind zuletzt auf das Pro-
blem der Reproduktion gerichtet, aber nur ihr zweiter Tell betrifft
dieses Problem unmittelbar. Die Untersuchungen dieses ersten Teiles
wurden nachtri~glich unternommen, a m die sogenannte riickwh'kende
H e m m u n g und verwandte Erscheinungen gegen ~ul]erlich ~hnliche Sach-
verhalte abzugrenzen, y o n denen der zweite Teil handelt. Der Begriff
der rfickwirkenden H e m m u n g gehSrt zu einem bestimmten System yon
s                                       S o k o m m t e s , dal~in denVersuchen
des ersten Tefles ,,]~eihen" eingepr~gt und dann an ihnen Priifungen vorge-
nommen werden muBten, wie vor 20 oder 30 Jahren.
    Dieses Verfahren ist aus der Mode gekommen. Jeder hat heute
das Geffihl, dab da Lernen, Behalten, Vergessen, Reproduzieren, Wieder-
erkennen in sehr speziellen und sonderbaren Situationen untersucht
werden, und dab die Ergebnisse deshalb nur yon begrenztem Wert
fiir die allgemeine Psychologie sein kSnnen. Zweifellos haben diese
Methoden die Kritik Poppelreuters und anderer wirldich verdient. Die
Bedeutung der Untersuchungen yon Poppelreuter 1, Kiihn2 und Lewin 3
haben wir auch keineswegs verkannt 4. Abet wenigstens so lange hat die
s       Methodik noch nicht alle Dienste geleistet, die sie uns leisten
mii~te, als nicht voile Klarheit geschaffen ist fiber die N a t u r ihrer Ein-
seitigkeit und die Sonderbeschaffenheit der betreffenden Situationen.
   1 Z. Psychol. 61 (1912).     2 Z. Psychol. 68 (1914).
   3 Psychol. Forsch. ! u. 2 (1922).
   4 Soeben ist noch die Kritik Bartletts hinzugekommen (Remembering,
Cambridge 1932).
300                           H. yon Restorff:

Dieses Ziel ist in jener Kritik noch nicht ganz erreicht. - - Es genfigt
auch nicht, wenn etwa tadelnd gesagt wird, das Einpr/~gen yon l~eihen
indifferenter Glieder sei ~iir die Versuchspersonen sinnloses Tun. Sie
unterziehen sich im allgemeinen solehen Aufgaben, solange sie iiber-
zeugt sind, dag darius fiir die psychologische Erkenntnis irgendein
Gewinn entspringen wird, ~ueh wenn sie den eben nicht selbst sehen
k6nnen und d/irfen. So wird ihr Tun doch in grSBerem Zusammenh~ng
etwas sinnvoIIer. Und wit wollen uns j~ nieht t/~usehen: Millionen
yon Menschen stehen Tag ffir Tag in prgktisehen Arbeitssituationen,
die k~um viel direkter sinnvoll ftir sie sin& Man ~ r d also der klassischen
Ged/~ehtnispsychologie k~um den Vorwurf allzu grol]er Lebensferne
machen k6nnen, nur weft sie ihre Vpn. ebenf~lls in sinnarme Situutionen
bringt. - - Uberdies ~ber verkennt der Vorwurf in seiner allgemeinen
F o r m einen wesentlichen U m s t a n d : Alles psyehologische Experimen-
tieren wird gelegentlich, u m Kl~rhei~ zu sch~ffen, in bestimmter Hin-
sicht extreme Saehlagen herstellen und dadureh yon den gew6hnlichen
Lebensbedingungen ~bweichende Herggnge herbeifiihren. Nur so
k6nnen oft die wissenschaftliehen Entseheidungen erzielt werden.
      Indessen ist es ein bedeutender Untersehied, ob m a n einmal extreme
und sonst k a u m vorkommende Bedingungen p]anm/igig ansetzt oder
ob alles Experimentieren ~uf einem Gebiet unvermerkt zu einem Ope-
rieren in Extremlage wird. Das letztere ist in der klassischen Geds
psyehologie geschehen, und hiervon hgndelt der erste Teil dieser Unter-
suehungen. I n ihm wird deutlich, dal3 die klassisehe Methodik das
Gewinnen und Festhalten von Lernwirkungen fortw~hrend dem Ein-
flug yon intensiven Gegenkrgften aussetzt, und dag vor allem dieser
Saehvertmlt den Vorgang zu einer Plage ftir die beteiligten Mensehen
maehen nluB.
      Wiehtiger freilieh als solehe Methodenkritik sind dann die Saeh-
fragen naeh der N a t u r jener Gegenkr/ffte, naeh ihrem Verh/~ltnis zum
Begriff der r/iekwirkenden H e m m u n g und naeh ihrem Zusammenhang
mit dem Gestaltproblem geworden.


   Weml m a n eine Reihe vonl Typus ties nebenstehenden Beispiels
mehrmals aufmerksam durchsieht und sich die 8 Paare einzupr/tgen
versueht, so scheint, dem subjektiven Eindruck naeh, diese Absicht
besser erreicht zu werden fiir die Paare, deren Materialart, nur einmal
vorkommt, als fiir die sinnlosen Silben, yon denen die Reihe 4 Paare
enth~lt. Es fragt sieh, ob der subjektive Eindruck in objektiver Priifung
best/~tigt wird, und - - wenn es der Fall ist - - ob die sinnlosen Silben
ger~de wegen ihrer Hdiu/ung in einer solchen Reihe so viel sehlechter
gestellt sind, oder wegen ihrer Beschaffenheit an und /iir 8ich.
Uber die Wirkung yon Bereichsbildungen im Spurenfeld.                                  301

      W e g e n der zweiten F r a g e w i r d die Prfifung zweckmi~fiig sogleich
in d e r F o r m ausgefiihrt, dai] m a n seinen Vpn. n i c h t n u r eine l%eihe,
s o n d e r n n a e h e i n a n d e r i m g a n z e n 5 (unter v e r g l e i c h b a r e n Umsti~nden
u n d in h i n r e i e h e n d e n Z e i t a b s t / i n d e n der Einzelreihen)
zur E i n p r s              vorfiihrt, y o n R e i h e zu 1%eihe uber die                     Beispiel:
iY[aterialart wechselt, die jeweils in 4 P a a r e n (also ge-                               laf - - rig
h~uft) a u f t r i t t . E s h a n d e l t sich u m 5 M a t e r i a l a r t e n ;                       I
d e s h a l b ist n a c h 5 g e i h a n d e r Z y k l u s v o l l e n d e t , u n d          ~        I I
n u n j a d e M a t e r i a l a r t in 4 R e i h e n je als E i n z e l p a a r
(isoliert), auI]erdem einmal zu 4 1)aaren in einer l%eiha dok - - par
(geh/tuft) v o r g e k o m m e n . P r i i f t m a n also n a c h d e m                      89 - - 46
Trefferverfahren, so sind die rein s t a t i s t i s c h e n Chancen                       ['~     [griinll
fiir Treffer j e d e r M a t e r i a l a r t bei d e n isoliart gestellten                  z~il - - dap
P a a r e n (I) i m g a n z e n ebenso groB wia bei den in H/~u-                              S -- B
l u n g (H) gegebenen. - - Die erforderliehe G e s a m t z a h l                            tSg - - fem
y o n Einzelergebnissen w i r d bei solchen V e r s u c h e n a m
b e s t e n d a d u r e h erreieht, d a b y o n v o r n h e r e i n die TrefferzaMen einer
Gruppe v o n V p n . b e s t i m m t u n d z u s a m m e n g e r e e h n e t werden.
      Die folgenden Z a h l e n sind das E r g a b n i s einer e r s t e n solehen Prii-
fungsserie y o n 5 Versuchsreihen, a n weleher 4 Vpn. zugleich t e i l n a h m e n
 (Gruppenversueh).
        Die Instruktion bereitet auf sp~tere Trefferpriifung vor. Die wie im Beispiel
angeordneten Paare werden sukzessiv und je ffir 2 Sekunden den Vpn. sichtbar
gemacht. Nachdem eine Reihe 3mal vorgeffihrt ist, unterh/~lt sich der Versuchs-
leiter 6 Minuten ]ang mit den Vpn. und nimmt dann die Trefferpriifung vor,
wobei jede Vp. selbst fiir sich protokolliert. - - 25 Minuten sp/~ter beginnt die
Einpr/~gung der niichsten 1%eihe usf. So nimmt der Gesamtverlauf bis zur Priifung
der 5. Reihe kaum 21/~ Stunden in Anspruch. - - Als Treffer werden auBer den
vollkommen korrekten Reproduktionen fiberall gleichmaBig auch diejenigen ge-
rechnet, die nur eine ganz leichte Ver/inderung gegeniiber dem Original aufweisen
(wie etwa bei der Reihensilbe ,,kiip" die Angaben ,,k6p" und ,,kiib").
                                              T a b e l l e 1.
                         Trefferzahlenitir                            I        ]
   Silben         Figuren I Zahlcn ] ]r                      I F.arben Zusammen in Proz.

    7    9        5 10            4    14        9    14         10                63      44%      79%

     Obwohl as sich u m geringe G e s a m t z a h l e n h a n d e l t - - die hSchste
Trefferzahl, welche die 4 Vpn. z u s a m m e n fiir je ein M a t e r i a l in d a r
H- oder der I - K o n s t e l l a t i o n erreiehen k o n n t e n , ist 16 - - ist d a s E r g e b n i s
bereits deutlich. I n der I - K o n s t e l l a t i o n liegt, u n d zwar bei j e d a r
M a t e r i a l a r t fiir sich, die Trefferzahl hSher als in der zugehSrigan

        1 Es handelte sich um kleine farbige Rechtecke.
302                                        H. von R.estorff:

   H - K o n s t e l l a t i o n . t l e c h n c t m a n alle H- und alle L T r e f f e r z u s a m m e n , so
   zeigt sich, da[3 die H - P a a r e wenig fiber 4 0 % , die I - P a a r e d a g e g e n fast
   80 % Troffer ergeben haben. E s scheint d a m i t festgestellt, dal~ in solchen
   R e i h e n eine geh/iuft a u f t r e t e n d e Mat.erialart sieh aul~erordent.lich viol
   s e h l e e h t e r einprSgen oder b e h a l t e n 1/~gt (odor beides zugleieh) als ein
   Material, das isolier~ zwisehen anders beschaffenem steht..
          E i n e Sieherung dieses Ergebnisses ist in m e h r f a c h e r H i n s i c h t cr-
   forderlieh{ I n n e r h a l b einer 3'Iaterialart k a n n es U n t e r s e h i e d e geben, die
   hier zufitllig die I-F/ille begfinstigt oder (lie H-Fitlle sehleehter gestellt
   haben. Es w e r d e n also K o n t r o l l v e r s u c h e nStig, bei d e n e n d e r ent-
   s p r e c h e n d e M a t e r i a l a u s t a u s e h v o r g e n o m m e n ist. - - Einfltisse y o n der
   A r t d e r E r m t i d u n g , a b e t a u e h d e r ~Jbung sind zu ber/icksiehtigen und
   zu eliminieren d a d u r e h , d a b die Reihenfolge u m g e k e h r t wird, in der
   die I-I/~ufung R e i h e naeh R e i h e die einzelnen M a t e r i a l a r t e n trifft. - -
   Die n a h e zeitliche F o l g e m a e h t EinfluB einer R e i h e auf a n d e r e denk-
   bar, welcher in einer weiteren Serie d u t c h V c r t e i l u n g der Versuehs-
   reihen auf v e r s e h i e d e n e Tage ausgesehaltet, wird u. dgl. m. - - Aus solehen
   G r i i n d e n w u r d e n n a e h d e r e r s t e n Serie y o n z u s a m m e n g e h 6 r i g e n Ver-
   s u e h s r e i h e n noeh 4 weitere solche Serien aus R e i h e n des gleichen T y i m s
   d u r e h g e f i i h r t , j e d e Serie w i e d e r m i t einer n e u e n G r u p p e y o n Vpn.,
   so (lag, die erste Serie eingereehnelb, schliel31ieh 5 Serien m i t im g,~nzcn
   22 Vpn. vorlagen. Tab. 2 zeigt das E r g e b n i s dieser 5 Serien:
                                              T a b e l l e 2.
                                            Treffcrzahlon flit
                                                                                        ZllSg~lnlllCrl   I l l 1)roz,
Anzahl Serie
Vpn.
                        S          i           l           ~           _    ]~arben_ - - - -
                                                                           II    I      II      I        II       I

   4         I      7       9     5    10       4     14      9    14 10        16      35     63        44%    79%
   4        II      8       10    6    14       2      5     11    13 10        13      37     55        46%    (V)%
   ,5      III     10       20   10    18       9     18     16    19 16        20      61     95        61%    95%
   5       IV       7       14    5    12       4     10     1]>    9   6       18      33     63        33%    63%
   4         V      4        8    3    11       4      8      5    10   7       15      23     52        28%    65%
  22      I - - V [ 36      61 i29     65     123     55     52    65 I49       82     is9 32s           43%    75%
I - - V in Proz.            69%133% 74% ~G
           Die Zahl der m6gliehen F'alle je liir H- und I-Konstellation einer gcrie
    ergibt sich als Produkt tier Anzahl dcr Vpn. und 20 (4 ~Iaterial~rten, 5 ICeihen).
    Infolgedessen ist z.B. die Anzahl der ini g~nzen m6gliehen Fs                        jeder Art 440;
    davon haben 189 H- und 328 I-F/ille Troffer ergeben.
          D ~ n a c h s t i m m t d a s G e s a m t e r g e b n i s j e d e r sp/iteren Serie mi~ d e m
    d e r e r s t e n d e r R i c h t u n g nach v o l l k o m m e n fiberein. U n t e r d e n 25 ein-
    zelnen F/illen, in d e n e n d e r H - u n d der I - W e f t der 5 MateriaI~rtcn
    i m g a n z e n zu vergleichen ist, h a b e n n u r einmal die H-Troffer einen
    e t w a s h 6 h e r e n W e r t erreiehb als die I-Treffer des g]eichen ~ a t e r i a l s .
~ber die Wirkung von Bereiehsbitdungen im Spurenfeld.                       303

Das ist im R e s u l t a t ftir B u c h s t a b e n in der Serie IV der Fall, u n d es
leuehtet ein, daft B u c h s t a b e n , v o n d e n e n es n u r eine so begrenzte Zahl
gibt, ein ungeeignetes Material ffir solche Serien y o n R e i h e n darstellen,
bei welchem S t S r u n g e n sogar in grSfterer Zahl h/~tten e r w a r t e t werden
k S n n e n . Selbst die F a r b e n aber, ob sie n u n mehr visuell oder in der
F o r m ihrer ,Namen eingepr~gt wurden, h a b e n in jeder Serie m e h r
I- als H-Treffer ergeben.
      D a n a c h m u f t t e n sich die Vpn. der klassischen Ged/~chtnisunter-
s u c h u n g e n so arg mfihen, n i c h t nur, weil sie sich gerade sinnlose Silben
einpr~tgen u n d sie assoziieren sollten, s o n d e r n vor allem auch, weil es
sich i n der Regel u m R e i h e n aus lauter sinnlosen Silben handelte, u m
eine H/~ufung also, die noch betr/ichtlich fiber die des eben v e r w e n d e t e n
R e i h e n t y p u s hinausging.
     Die erste Serie ist schon besprochen. Die zweite unterscheidet sich (abgesehen
yon der Einftihrung episkopischer Projektion bei Vorfiihrung und Trefferprtifung)
yon der ersten nur dadurch, dal3 in jener die bisherigen I-Paare jeder MateriMart
H-Paare werden und umgekehrt. - - In der dritten Serie kommt auf einen Ver-
suehstag jedesmal nur eine Versuchsreihe. Da dies zu einem merkliehen An-
waehsen der Trefferzahlen sowohl fiir die I- wie fiir die H-F/ille ffihrt, ist bei den
Serien mit dichterer Reihenfolge stSrende Einwirkung einer Reihe aug die anderen
~nzunehmen, die in der Serie III fortfitllt oder stark herabgesetzt ist. Es wird
sieh weiterhin zeigen, daft damit kein Einwand gegen das Verfahren in Serie I, II
und IV, sondern nur eine Best~tigung des gleiehen Wirkungsprinzips gegeben ist. - -
Serie IV weieht yon Serie I, II und III dadurch ab, dal~ jede Reihe, in episkopischer
Projektion, als ganze dargeboten wird, und die Vpn. sie nach dem Takt eines
Metronoms durehgehen. - - In Serie V ist die Darbietungszeit fiir jedes Paar auf
11/~ Sekunden herabgesetzt, zugleich die Zwisehenzeit zwisehen Darbiet-ung und
Priifung aug 25 Minuten erh6ht, die mit einem Scheinversueh aus der Wahr-
nehmungspsychologie ausgef/illt werden. Der Abstand der Einzelreihen ist in V,
wie in Serie III, stark vergrSf~ert. - - Die Zahl der Darbietungen betr/igt in einigen
der Serien durchweg 2, in anderen 3. Das Material der H- und I-Paare ist in Serie I I I
dasselbe wie in Serie I, in IV und V sind die LPaare H-Paare geworden und um-
gekehrt, ebenso wie sehon in II. Alle diese 3'[odifikationen der Versuchsumst~nde
haben, wie die Tabelle zeigt, den Gegensatz von H- und I-Konstellationen nieht
wesentlieh tangieren kSnnen.
      Die Zuverl/~ssigkeit des Ergebnisses u n d seine U n a b h / i n g i g k e i t y o n
der Beschaffenheit, der sog. E i n p r / i g b a r k e i t u. dgl. der versehiedenen
Materialarten, k o m m t besonders deutlieh zum Ausdruck, w e n n m a n
die Trefferzahlen der I- u n d der H - K o n s t e l l a t i o n n i c h t jeweils fiir die
gleiche MateriMart, also aus verschiedenen R e i h e n einer Serie, s o n d e r n
]e in einer Reihe, d. i. ohne Rticksieht auf die MateriMart, m i t e i n a n d e r
vergleicht. Es ist gar n i c h t selbstverst~tndlich, sondern setzt eine sehr
erhebliche B e d e u t u n g des bier u n t e r s u e h t e n Faktors, verglichen m i t
der Rolle der Materialunterschiede, voraus, w e n n auch bei dieser Ver-
gleichsart i n der Regel dasselbe Ergebnis g e f u n d e n wird. E i n e der
R e i h e n enthii,lt z. B. 4 B u e h s t a b e n - u n d 4: Einzelpaare je der a n d e r e n
    Psychologische Forschung. Bd. 18.                                        20
304                                H. yon Restorff:

   Materialar~en. Es sell sich jetzt zeigen, ob innerhalb dieser l%eihe
   (und so in den iibrigen) die Treffer der gerade in I-Konstellation ge-
   gebenen 4 Ma~erialarten zahlreicher sind als die des in H~ufung ge-
   gebenen Materials. Tab. 3 zeigt das Ergebnis:

                                         Tabelle 3.
                         Trefferzahlen in Reihen mit H~ufung yon
                                                                         Zllsammell    in Ih'oz.
Anzahl Serie      HSilbenI [ FigurenH ] KZahlenI BuchstabenH Farben
                                     I                    I
 Vpn.
                                                                                       tt      I
   4       I       7   16    5   15    4    15   9 11        10~    6    35     63    44%   79%
   4      II       8   11    6    9    2    11 11~11         10    13    37     55    46%   69%
   5     I I I ~10     20   10   20    9    20 !16 18        16    17    61     95    61%   95%
   5      IV       7    8    5   11    4    13 11 13          6    18    33     63    33%   63%
   4        V      4   12    3    8    4    14   5  9         7     9    23     52    28%   65%
 :]2     I - - V 136   67   29   63   23    73 52 62         49    63    [89   328    43%   75%
I--V in Proz.

        Der Gegensatz der beiden Konstellationen m a c h t sieh also gegen
   die Materialverschiedenheiten so stark geltend, dal~ u n t e r 25 Vergleiehs-
   fiillen (25 Versuehsreihen) nur 2 nicht das ~ b e r g e w i e h t des I-Falles
   gegeniiber dem H-Fall aufweisen, namlich in der Serie I die Reihe
   mit Farbenhitufung, die die umgekehrte Ungleichheit ergeben hat, u n d
   in Serie I I die Reihe mit Buchstabenh~tufung, we die H- und I-Treffer
   gleich hi~ufig sind. W e n n m a n bedenkt, wie klein, absolut genommen,
   die Zahlen u n d die Trefferm6glichkeiten in den Einzelreihen sind, spricht
   dieses Resultat fiir grSl3te Sicherheit der festgestellten Haufungs-
   wirkung.
         Es sell keineswegs behauptet werden, dab die h~ateria]art ohne jeden Ein-
   flul3 auf die Trefferzahl ist; ein solcher Einflu~, der freilich nach der letzten Tabelle
   als sekund~r beurteilt werden muB, wird vie]mehr gewi8 in den Einzelergebnissen
   merkbar, Die Trefferzahl iiberhaup~ ist z. B. ftir die Farbpaare betr~ichtHch hSher
   als fiir die Figurenpaare (vgl. Tab. 2, letzte Horizontalspalte). ~brigens scheint
   auch der ~bergang yon der I-Konstellation zur tt-Konstellation manche Material-
   arten stgrker zu treffen als andere, etw~ die Zahlen noch stiirker als die Silben.

       I n einer weiteren Serie V I wurde das Prinzip der Serien I - - V in
   verschiirfter F o r m angewendet. Gegen die Verwendung y o n Buch-
   staben- und F a r b e n p a a r e n lassen sich ohnehin Bedenken vorbringen.
   Deshalb sind in den (3) Reihen der Serie V I diese Paare fortgelassen,
   indem zugleieh ffir die fibrigbleibenden Materialarten (Silben, Figuren,
   Zahlen) der Gegensatz yon H~ufung u n d Isolierung gesteigert wird.
   Jede Reihe enthi~lt jetzt eine Materialart in 6, die beiden anderen in
   je einem I)aar, - - diese anderen y o n Reihe zu Reihe an verschiedenen
   Stellen zwischen die 6 unter sich materialgleichen Paare eingeschoben.
l~ber die Wirkung von Bereiehsbildungen im Spurenfeld.                                     305

      Die Darbietungszeit ffir jedes Paar ist 11/2 Sekunden, die Wiederholungszahl 3;
die einzelnen lleihen liegen mn Tage voneinander getrennt. Jede Einzelkonstella-
t.ion wird im Verlauf der Gesamtserie in 2 versehiedenen l~eihen gegeben, yon
denen die eine naeh 6, die andere naeh 40 5Iinuten gepriift wird; jedoch sind die
Ergebnisse fiir diese beiden Zeitinter~alte in der folgenden Tabetle nieht, gesondert
(vgl. unten). 12 Vpn. nahmen ~n Serie VI teil.
     Die Trefferzahlen dieses Versuehes sind in Tab. 4~ z u s a m m e n g e s t e l l t .
D a b e i w a r zu berficksiehtigen, daft, der K o n s t r u k t i o n der j e t z t ver-
w e n d e t e n I~eihen wegen, diesmal die Trefferm6gliehkeiten ffir die
H - P a a r e 3 r e a l so grog sind wie fiir die I - P a a r e 1 u n d d a g d e s h a l b die
wirklichen Trefferzahlen d e r H - K o n s t e l l a t i o n e n d u r e h 3 d i v i d i e r t
w e r d e n mfissen, d a m i t sie m i t denen d e r I - K o n s t e l l a t i o n e n vergleich-
b a r werden.
                                        T a b e l l e 4.
                                     Trcfferzahlen fiir
                                                                              Ztlgalllnlen
                        Silben            Figuren            Zahlen

                        tI       I       It      I          II        I        I[      I

                     13 41             8,7 43              15 41              36,7 125
                    27% 85%            18% 90%            31% 85%            25% 87%

       W e n n die I n t e r p r e t a t i o n der Serien I b i s V zutreffend und die d o r t
festgestellte W i r k u n g der H/iufung gleichen Materials i i b e r h a u p t noeh
 zu steigern war, d a n n muftte in dieser Serie der U n t e r s c h i e d der E r -
gebnisse ffir H- u n d I - K o n s t e l l a t i o n noch m ~ r k a n t e r ausfallen. D a s is%
wie ein Vergleieh y o n Tab. 2 und 4 zeigt, in der T a t gesehehen, u n d
 zwar deutlieh aueh ffir jede einzelne der 3 M a t e r i a l a r t e n , die in I - - V
w i e j e t z t in V I v o r k o m m e n . F t i r alle 3 z u s a m m e n sind die Treffer-
 p r o z e n t e d e r H - K o n s t e l l a t i o n j e t z t 25 u n d die der I - K o n s t e l l a t i o n 87.
 Die I - F ~ l l e sind also jetzt, tiber d r e i m a l besser gestellt als die
 H-F~lle.
       Es ist d a n a e h y o n v o r n h e r e i n zu erwarten, d a b das lDbergewiehg
 der einen K o n s t e l l a t i o n fiber die a n d e r e w i e d e r u m aueh d a n n b e s t e h e n
 bleibt, wenn nieht die H- u n d die I-F~lle gleiehen Materials (und ver-
 sehiedener Reihen) wie eben, sondern, ohne E e r i i e k s i e h t i g u n g der
 3Iaterialuntersehiede, die H- u n d die I-Fiille derselben R e i h e n ver-
 gliehen werden. Die Bereehnung ergibt (wieder bei R e d u k t i o n der
 H - W e r t e auf s t a t i s t i s e h e V e r g l e i e h b a r k e i t ) :

     1 Im ganzen:
     H: In 3 Reihen jedesmal 6 Paare, naeheinander von 3 Materialarten, bei
 12 Vpn., die in einer Reihe nach 6, in einer gleichartigen naeh 40 Minuten gepriifi~
 werden (vgl. oben).
     I: In 3 Reihen jedesmal 2 Paare, alles iibrige wie bei H.
     Das gibt alles in allem : 432 Einzelf~lle in H-Konstellation, 144 in I-Konstellation.
                                                                            20*
306                                                H. yon Restorff-

                                                        T a b e l l e 5.
                    T r c f f c r z a h l e n in R e i h e n m i g I t ~ u f u n g y o n
                                                                                             Zusammen
                      Silbcn                  Figuren                     Zahlen

                      1~I      I              H           I              H          I         H    I

                   13  45                    8,7 42               ] 15 38                  ] 36,7 125
                  27% 94%                  18%87%31%79%25%87%

   Einerlei also, welche der 3 M a t e r i a l a r t e n gerade in einer Reihe
geh~uft a u f t r i t t , ihre Trefferzahl ist jedesm~l klein, verglichen m i t der
der beiden a n d e r e n n u r e i n m a l gegebenen Materialarten.
        Es bestand die Absicht, in Serie VI aul]er der Wirkung gesteigerter H~ufung
noch einen anderen Einflul~ nachzuweisen. Man mull sich j~ fragen, ob die Haufung
wesentlich zur Zeit der sog. Einpragung stSrend wirkt, oder ob sie auch, und viel-
leicht sogar vor ahem, nachtr~glich das Ergebnis der Einpr~tgung sch~digt. Wenn
also der Lernvorgang abgeschlossen ist und nur noch die ,,Spur" einer Reihe vor-
handen ist, wirken dann in ihr ahnliche, auf der Haufung beruhende Krafte st~rend
welter, wie sie woh| sicherlich such schon das Lernen behindern ? Um diese Frage
zu entscheiden, wurden yon allen Reihenarten der Serie VI 2 Reihen eingepr~gt
und dann die eine nach 6, die andere nach 40 Minuten geprfift. Zwischen diesen
beiden Konstellationen aber ergab sich keinerlei Unterschied; die grSl3ere Zwisehen-
zeit senkte nicht einmal die Trefferzahlen fiberhaupt. Die Frage mul3 bei anders
gews            Zeitintervallen noch einmal geprfift werden 1. - - Es genfigt ffir unseren
Zusammenhang, dal~ eine solehe nachtr~gliche StSrungswirkung, eine H~ufungs-
wirkung also im ,,Spurenfeld", aus anders angelegten Versuchen des 2. Abschnittes
gefolgert werden kann (vgl. unten S. 322). In den Tab. 4 und 5 sind die Ergeb-
nisse ffir beide Zeitintervalle einfach zusammengezogen.
       Der H ~ u f u n g s g r a d , der i n Serie V I erreicht ist, k o m m t d e m j e n i g e n
nahe, der i n d e n d u r c h a u s , , h o m o g e n e n " Silbenreihen ~lterer U n t e r -
s u e h u n g e n fiblich war. U n t e r diesen B e d i n g u n g e n h a t sich n u n eine
so kr~ftige StSrung d u r e h H ~ u f u n g gleiehartigen Materials ergeben.
Das ist v o n einiger B e d e u t u n g ffir unsere B e u r t e i l u n g j e n e r ~lteren
Versuche u n d ffihrt d a m i t auf eine frfiher gemachte B e m e r k u n g zurfick.
M a n k S n n t e a n n e h m e n u n d h a t wirklich die V e r m u t u n g ausgesprochen,
dal3 die Aufgabe der Vpn. i n solchen Versuchen wesentlieh d a r i n be-
stehe, gegenein~nder so indifferente t%eihenglieder wie die Silben ge-
wissermal3en kfinstlich in Z u s a m m e n h a n g m i t e i n a n d e r zu bringen. Nach
d e m eben m i t g e t e i l t e n B e f u n d m a n g e l t es a n , , Z u s a m m e n h a n g " u n t e r
l a u t e r Silben (oder l a u t e r F i g u r e n , Z a h l e n usw.) gewil3 nieht, u n d die
     t Ein weiterer Versuch ganz ~hnlicher Art, bei dem die beiden Zeitintervalle
zwischen Darbietung und Prfifung 15 und 55 Minuten betrugen, hat ebenfalls zu
keiner Entscheidung in dieser Frage geffihrt. Das Ubergewicht der Treffer in
I-Konstellation war so deutlich wie sonst. Da aber die Reproduktionsziffern fiir
beide Zeiten kuum fiberhaupt verschieden ausfie]en, konnte sich auch kein Unter-
sehied zwischen dem zeitlichen Verhalten yon H - u n d yon I-Spuren ergeben.
(Die Prfifung wurde in diesem Falle nach der Me~hode der betmltenen Glieder
vorgenommen.)
~ber die Wirkung yon Bereichsbildungen im Spurenfeld.                                     307

Vpn. der ~lteren Versuche h a b e n sich zweifellos zu einem g u t e n Teil
d e s h a l b so a n s t r e n g e n miissen, weil u m g e k e h r t r e c h t weitgreifende
Z u s a m m e n h ~ n g e , die aus d e r H o m o g e n i t / i t d e r R e i h e n entspringen,
d a u e r n d die A u s b i l d u n g (und das F o r t b e s t e h e n ) k l a r e r L e r n w i r k u n g e n
stSrten. DiG B e m i i h u n g d e r Vpn. w i l d also n i e h t z u m wenigsten in
einem a n g e s t r e n g t e n Charakterisieren, l n d i v i d u a l i s i e r e n u. dgl. der
Glieder u n d G l i e d e r g r u p p e n solcher allzu m o n o t o n e r Gesamtverl/tufe
b e s t a n d e n haben. D a z u passen die B e s c h r e i b u n g e n dessen, was b e i m
L e r n e n wirklich zu geschehen pflegte, d e n n auch r e c h t gut. I m g a n z e n
diirfte d e u t l i c h sein, d a b die V e r w e n d u n g sinnloser R e i h e n g l i e d e r gewiB
n i c h t der einzige U m s t a n d ist, der solehe Versuche zu etwas s e l t s a m e n
AnfordGrungen m a e h t . Sie w e r d e n Versuche in s o n d e r b a r e r u n d sehr
u n a n g e n e h m e r E x t r e m l a g e erst r e c h t d a d u r c h , d a b m a n , u m der Sta-
t i s t i k willen, u m also viele gleichgestellte Assoziationen u n d Trefferf~lle
zu erhalten, als L e r n m a t e r i a l gerade so homogene u n d m o n o t o n e
,,Tropfenfolgen" ws
          Die Schwierigkeit des Erlernens l~ngerer Reihen dieser Art hat man wohl
durch die ,,Enge des BewuBtseins" oder dgl. zu erkl/iren versucht. Der wesent-
liche Tatbestand aber ist bei einer solchen Deutung nicht erfaBt. Denn die Gegen-
kr~fte, welche die Vp. zu fiberwinden hat, werden so stark ja nur dann, wenn die
vielen Reihenglieder yon gleicher Materialart sind.
    Versuehsergebnisse, wig die eben beschriebenen, h/~tte m a n im G r u n d e
sehon v o r a u s s a g e n kSnnen, s e i t d e m Ranschburg 1 im J a h r e 1905 d u t c h
ffeilich n i c h t leicht fibersehbare E x p e r i m e n t e zu d e r These gefiihrt
wurde, d a b die Einpr/~gung u n d das B e h a l t e n y o n R e i h e n d u r c h _~hn-
liehkeit ihrer Glieder beeintr/tchtigt werde. Merkwiirdigerweise sind
diese Versuche unseres Wissens k a u m i i b e r h a u p t b e a c h t e t worden~.
     Mi~ller und Schumann 3 hatten ~hnlichkeiten zwischen den einzelnen Silben
ihrer Reihen zu vermeiden gesucht, da sie yon solchen Verwandtschaften je nach
Umst/~nden schwer kontrollierbare Erleichterungen oder Erschwerungen des
Lernens erwarteten. Wie fiir diese Autoren ist fiir Ranschburg die in Betracht
gezogene _~hnlichkeit wesentlich Ahnlichkeit durch Gleichheit yon Teilen, und
Ranschburg stellt fiir seine Hauptversuche ,,homogene" und ,,heterogene" Reihen
yon lauter Silben nach dem Prinzip zusammen, dab sich im einen Falle die Konso-
nanten der Silben nach wenigen Reihengliedern wiederholen, w/~hrend solche
Wiederholungen im anderen Falle m6glichst vermieden werden. Das gibt eine
objektiv wohldefinierte ~hnlichkeitsabstuIung, damit aber zugleich eine Art
Triibung der Versuche; denn eine so gesetzm/~Big durchgeffihrte Teilidentit/it im
homogenen Fall kann nattirlich von den Vpn. erkannt werden und so das Lernen
     1 Ranschburg, Uber die Bedeutung der ~hnlichkeit beim Erlernen, Behalten
und bei der Reproduktion. J. Psychol. u. Neur. 5 (1905).
     2 Unabh~ngig yon unserer Untersuchung hat soeben S. Forer [Z. Kinder-
~orsch. 4~, (1933)] Versuche angestellt, in denen die Ergebnisse yon Ranschburg
ebenfalls best/~tigt werden.
     a Mi~ller u. Schumann, Experimentelle Beitr~ge zur Untersuchung des Ge-
d/~chtnisses. Z. Psychol. 6 (1894).
308                                    H. yon Restorff:

gerade der homogenen Reihen erleichtern. Das hat denn aueh Ranschburg selbst
gelegentlich festgestellt. - - E i n e weitere Komplikation der Ransehburgschen Ver-
suche liegt darin, dab eingepr~tgtes Material, welches bereits einmM gepriift worden
ist, sp~iter (nach erneuten Darbietungen oder ohne solche) yon neuem geprtift wird.
So wird der Verlauf der betreffenden Versuehe schwer tibersehbar; iiberdies aber
karm man im Zweifel dariiber sein, wieweit die Ergebnisse spgterer Prtifungen
yon dieser speziellen Vorgesehichte abh/ingig, also nicht allgemeingiiltig sind.
Denn eine Prtifung greift doch se]bst in den Zustand der betreffenden Reihen
(ihrer Spuren) ein, und es ist nieht gesagt, dab diese Einwirkung bei homogenen
und heterogenen Reihen die gleiehe ist.
      Auf jeden Fall aber hat Ranschburg gezeigt, dab seine homogenen Reihen
sieh i. a. schwerer lernen, und vor allem, dM] sie sich schleehter behalten lassen
als die heterogenenz. Wenn wir seine Darstellung riehtig verstehen, so ist der
Untersehied der Ergebnisse viel deutlicher, wenn zwischen Einpr/~gung und Prfifung
einige Zeit verstrichen ist, als wenn die Priifung sehon etwa eine Minute naeh Ab-
schluB der Einpr~gung erfolgt. Wegen der S. 306 angestellten TJberlegungen
ware es besonders wichtig, wenn dieser Befund auch bei Anwendung einer ganz
iibersichtliehen Methodik best~ttigt werden k6nnte.
      Theoretisch diirfte wiehtig sein, dab nachtragliche Zusammenfiigung einer
 schon gelernten in sieh heterogenen Teilreihe mit einer zweiten ebenfalls schon
 gut gelernten und in sich wieder heterogenen Teilreihe dann zu schweren St6rungen
fiihrte, wenn zwisehen den Gliedern beider jene *hnliehkeiten bestanden, die
 in Ranschb~'gs Verfahren Homogenit/it konstituieren. Der Versueh, sie in weiterem
 Lernen als eine Gesamtreihe zu behandeln, ftihrte vielfach zu einer Herabsetzung
 der Reproduktionsleistungen. Besonders bemerkenswert ist es, dab die Teil-
 reihen sich von dieser Sehgdigung mit der Zeit yon selbst zu erholen sehienen.
 Doeh bedarf dieser Befund wohl noch weiterer Sieherung.
      Im n~ichsten Absehnitt wird sieh iibrigens zeigen, dab l~eihen heterogener
 Glieder nieht einfach als eine Anzahl yon I-Fgllen (unserer Terminologie) anzu-
 sehen sind. Auch unsere bisherigen I-Fal]e sind jedoeh in dieser Hinsicht nicht
 als rein zu bezeichnen.

   Die bisher besproehenen Versuche v e r l a n g e n y o n der Vp. Repro-
duktion im engeren S i n n des Wortes. Wesentlich anderes u n d jeden-
falls sehr viel weniger wird gefordert, w e n n vorher dargebotene l~eihen-
glieder bei der Prfifung vorgewiesen u n d als aus der zuvor d a r g e b o t e n e n
Reihe b e k a n n t oder als n n b e k a n n t b e u r t e i l t werden sollen. Es fragt sieh,
ob aueh u n t e r diesen Umstfinden die gleichen E r s c h e i n u n g e n auftreten.
      W i r n a h m e n solehe Versuche, also tiber das Wiedererkennen, vor
m i t einem Verfahren, das in seinen Grundztigen der V e r s u e h s a n o r d n u n g
f/Jr R e p r o d u k t i o n s p r f i f u n g entsprach. Die j e t z t v e r w a n d t e n R e i h e n
b e s t a n d e n jedoch n i c h t aus Folgen y o n 8 P a a r e n , s o n d e r n jede Reihe
e n t h i e l t 15 Glieder ohne A n d e u t u n g einer Paarfassung, u n d zwar 3 I-
u n d 12 H-Glieder. Es w u r d e n n u r 4 M a t e r i a l a r t e n verwendet, also auch
n u r 4 R e i h e n d a r g e b o t e n u n d geprtift, in d e n e n n a e h e i n a n d e r jede
M a t e r i a l a r t e i n m a l in t t ~ u f u n g auftrat. Die 3 I-Glieder w a r e n u n t e r

      i iNicht nur die Trefferzahlen, auch die yon Ra~schb~rgebenfalls festgestellcen
 Trefferzeiten sind in diesem Sinne ausgefallen.
tiber die Wirkung van Bereichsbildungen im Spurenfeld.                                309

die t t - G l i e d e r so verteilt, d a b keines a n den b e i d e n e r s t e n oder d e n
b e i d e n l e t z t e n Stellen der Reihe s t a n d .
     An diesen Versuchen beteiligten sich 15 Vpn., die, in 3 kMnere Gruppen
verteilt, je zugleieh Darbietung und Prtifung durchmachten. Die Unterteilung
in Gruppen hatte den Zweek, die Zeitordnung zu variieren, in der die Haufungs-
konstellation ffir die einzelnen Materialarten an die Reihe kam. Darbietung und
Prtifung Mler r Reihen erfolgte an einem Vormittag. Die Zwischenzeit zwischen
Darbietung und Prilfung betrug 6 Minuten und wurde dureh Gespr~ieh ausgefiillt ;
25 Minu~en nach der Prtifung einer l%ihe wurde die nhchste gelernt. - - Jede ]~eihe
wurde als ganze, alte Glieder einzeln untereinander, episkopisch projiziert dar-
geboten; die Vpn. gingen die Glieder durch, wie der V]. sukzessive (nach dem
Takt eines Metronoms) auf sie hinwies. Auf jedes Glied entfiel eine Zeit you
11/2 Sekunden. Jede Reihe wurde nur einmal gezeigt. -- Beim Beginn der Priifung
wurde den Vpn. mitgeteilt, es w~irden jetzt einige Silben, Zah]en usf. gezeigt
werden, die zum Teil aus der vorher dargebotenen Reihe stammten, zum Tei~
abet ]remd wdren. Jedesma] war (schrift]ich) zu entseheiden, ob das jetzt dar-
gebotene Prfifungsobjekt v o n d e r Darbietung her bekannt oder unbekannt oder
ob ein Urteil hieriiber unm6glich sei. Nur die Bekanntheitsurteile wurden als
 +-F~ille gez~hlt, die Unsicherheitsurtcile ~ls ~remdheitsurteile gereehnet.
       Es ist seit Mteren U b e r l e g u n g e n y o n G. E . M i i l l e r iiblieh, bei Prtifung
des W i e d e r e r k e n n e n s n u r einen Tell des friiher wirklich d a r g e b o t e n e n
Materials vorzulegen, daffir a b e r als KontrollfMle eine A n z a h l y o n
n e u e n O b j e k t e n der gleiehen A r t b e u r t e i l e n zu lassen. Die Gr~nde,
die ffir dieses Verf~hren spreehen, sind gewig schwerwiegend. T r o t z -
d e m m u B t e n wir y o n i h m ~bsehen. D e n n es k 6 n n t e bei der gerade
bier zu b e a n t w o r t e n d e n F r a g e eine St6rung m i t sich bringen. I s t m a n
erst auf H~ufungs- u n d N a c h b a r s e h a f t s w i r k u n g e n a u f m e r k s a m ge-
worden, wie sie d e n G e g e n s t a n d unserer Versuche bilden, so ist die
M6glichkeit n i c h t y o n der H a n d zu weisen, d a b solche W i r k u n g e n
aueh zur Zeit d e r Priifung e i n t r e t e n k 6 n n t e n , daft Priifungen m i t ein-
gesehobenen neuen Gliedern also keineswegs als eine saehlich indifferente
teehnisehe Mal3nahme angesehen werden diirfen.
       Bei dieser Saehlage k a m fiir die B e n r t e i l u n g unseres Verfahrens
alles d a r a u f an, wie die Versuehe ohne fremde P r i i f o b j e k t e in Wirklieh-
keit verlaufen wtirden, wenn der Vp. gesagt war, daft u n t e r d e m Prii-
f u n g s m a t e r i a l aueh f r e m d e Glieder v o r k o m m e n sollten. Es zeigte sieh,
daft naeh nur einer D a r b i e t u n g jeder Reihe eine gentigende A n z a h l y o n
Gliedern (bei Priifung in ganz a n d e r e r Reihenfolge) nicht w i e d e r e r k a n n t
wurde, u n d daft n u r wenige Vpn. t r o t z der Gegensuggestion d e n w a h r e n
S a e h v e r h a l t bei A b s e h l u g der Priifung ahnten.
       Tab. 6 enth/ilt die Ergebnisse dieser Versuehe in A n z a h l e n von
+ - F a l l e n , u n d zwar sind den zutreffenden F~illen fiir die einzelnen
t t - K o n s t e l l a t i o n e n u n t e r I (Isolierungsf/ille) die beiden S o n d e r r u b r i k e n
R u n d M gegeniibergestellt, wobei R die Zahl der +-F/~lle b e d e u t e t ,
die sich in der gleiehen R e i h e wie die d a n e b e n s t e h e n d e n H - W e r t e , also
310                             H. yon Restorff:

bet anderem Material, ergeben haben, M dagegen die ~--F/~lle gleichen
Materials wiedergibt, die aus den anderen Reihen stammen. Zur Re-
duktion auf gleiche statistisehe Chancen sind die H-Werte durch 4
dividiert. Die Zahlen unter H (reduziert) und die unter I sind auf 45
(in der Zusammenfassung 180) m6gliche F~lle zu beziehen.
                                  Tabelle 6.
                        Zutreffende F~lle ffir
      Silben       Buchstaben             Zahlen                 Figuren        Zusammen
                                     H             I       H           I        H   !   I


25
     R
    27 32
         M
            25 310 !29 ~
            56% R ! ~[             18,5
                                            Ri [
                                           36      ::26   22,5    28       35
                                                                                    p



                                                                                91 ]122
55% 60%~71%                        41%/80%i59%1~0% 62%1 78%                     50% 68%

    Man berechnet aus dieser Tabelle leieht, dal~ in keiner der 4 Reihen
die Zahl der fiberhaupt zutreffenden Fs          60 % erreicht. Der Umstand,
dab (entgegen der Angabe des V1.) in Wirkliehkeit bet der Priifung keine
reihenfremden Glieder eingesehoben wurden, hat also die Versuche nieht
entwertet.
    I m ganzen stehen 50% ~--Fs               ffir die H-Konstellation 68%
solcher l~lle fiir die 1-Konstellation gegenfiber. Das ist kein extremes,
aber doeh ein hinreichend sicheres Ergebnis in der gleichen Richtung
wie bet Reproduktionspriifung. Es wird noeh besser als zuverl~ssig
erkennbar dadureh, dal~ die Vpn. in 3 Gruppen an den Versuchen teil-
nahmen, fiir deren jede die H~ufungskonsteU&tion der einzelnen Material-
arten an anderer Stelle der l~eihensukzession geboten wurde. Fiir diese
3 Gruppen sind die entspreehenden Zahlen, aus denen das Gesamtergeb-
nis (der Tab. 6) berechnet ist: 43 und 68%, 54 und 68%, 55 und 67%.
Das ist jedesmal ein Unterschied in der gleiehen Richtung, obwohl nun
die Zahl der mSgliehen F~lle je auf ein Drittel (60) gebracht ist. - -
Die sieherste Kontrolle enthalten die Prozentzahlen der letzten Hori-
zontalspalte: jeder der 4 H-Werte ist kleiner als der zugeh6rige I-Wert,
und zwar sowohl, wenn der I - W e r t fiir gleiehes Material (andere Reihen),
wie wenn der I - W e f t ffir dieselbe Reihe (anderes Material) vergliehen
wird. (Bet diesem Vergleieh sinkt die Zahl der m6glichen Fi~lle auf 45.)
    Indessen seheint es bet Vergleich mit Tab. 2 - - 5 k a u m fraglieh,
dal~ Priifung des Wiedererkennens. einen kleineren Untersehied der
beiden Konstellationen ergibt als Pr/ifung der Reproduktion. Dabei
ist das Zahlenverhi~ltnis yon H- und I-Gliedern einer Reihe jetzt 12 : 3,
wi~hrend das der H- und I-Paare in den Reproduktionsreihen nur 4 : 4
oder 6 : 2 war. Trotzdem ergab sich in den Reproduktionsversuchen
ein Untersehied yon 43 und 75% bzw. yon 25 und 87%. Gewil~ ist eta
Vergleich dieser Art, bet so maneherlei Versehiedenheit sons~, nieht
tdber die Wirkung von Bereichsbildungen im Spurenfeld.                  311

leicht streng durchzufiihren; aber j edenfalls muB man extremere Zahlen-
verh/~ltnisse von H- und I-Gliedern ansetzen, um bei Priifung des
Wiedererkennens starke H/~ufungs- (oder Isolierungs-) Wirkungen zu
erhalten, als bei Priifung der Reproduktion erforderlich ist (vgl. u. S. 312).
    Wegen eines theoretischen Zusammenhanges, der sp~ter sichtbar
werden wird, muB jedoch hervorgehoben werden, dab Priifung des
Wiedererkennens zwar aUem Anschein nach eine geringere Bevorzugung
der I-F/~lle vor den H-F/~llen ergibt als Priifung der Reproduktion, dab
aber auch ffir das Wiedererkennen kein Zweifel an einem Vorrang der
I-F/~lle iiberhaupt bestehen kann. Denn ein zweiter Versuch, an
2 Gruppen yon Vpn. Ms Massenversuch durchgefiihrt, bestKtigte das
Resultat des ersten. Die dabei verwendeten Reihen waren (eines Neben-
zieles wegen) etwas anders aufgebaut als bisher. Es waren nur zwei;
sie bestanden aus Silben und Zahlen, und zwar standen in der einen
zwischen 15 Zahlen an 4. bis 6. Stelle 3 Silben, in der anderen um-
gekehrt zwischen 15 Sflben an den gleichen Stellen 3 Zahlen. Die
Anzahl der Vpn. war in jeder Gruppe (und damit ffir jede Reihe) 14.
Das Ergebnis ist in Tab. 7 zusammengefaBt:
                                       Tabelle 7.
                                                            !
                    Zutreffende F~lle filr
                                                                     Zusammen




    29,2
           Sllben

                     I

                    34
                                      H

                                    24,2
                                             Zahlen

                                                       I

                                                      34
                                                            I
                                                            I
                                                            ]
                                                                 H


                                                                53,4            68
    70 %            81%             58 %              81%   ]   64 %            8I %
     In den I-Spalten fiir Silben und Zahlen bezieht sich das Ergebnis auf je 42
fiberhaupt m6gliche F~lle, in den zugehSrigen H-Spalten auf je 210, so dab hier
Division durch 5 vorgenommen werden mu•te, um statistisch vergleichbare
Werte zu erhalten.
     Streng genommen kann in diesen Versuchen yon I-F~llen nicht
mehr die Rede sein, da ja immerhin 3 Glieder einer Materialart un-
mittelbar aufeinanderfolgend zwischen 15 andersartigen stehen. Es
handelt sich nur mehr um eine relative Isolierung oder auch: betr~cht-
lich geringere H~ufung des einen Materials, fiir die der Einfachheit
wegen der Name I-F~lle beibehalten wird. Nur wenn die Wirkung des
hier behandelten Gegensatzes, auch bei Priifung des ~iedererkennens,
sehr sicher ist, wird sie noch unter solchen Umst~nden deutlich bleiben.
Das aber ist der Fall, und zwar fiir beide Materialarten, wenn schon der
Unterschied der Ergebnisse ftir H- und I-Silben nur eben noch als relevant
gelten kann. Vergleich der Zahlen in der 1. und 4., sowie der 3. und
2. Spalte zeigt die entsprechenden Unterschiede fiir Vergleich in derselben
Reihe (fiir dieselbe Vpn.-Gruppe), aber yon verschiedenem Material.
312                                            tt. yon Res%orff:

     In jeder Reihe folgten unmitt, elbar auf ihre 3 I-F~lle (also an 7. bis 9. Stelle)
dieselben 3 Glieder des andern (des I-I-) Materials, welehe in der andern Reihe
als I-Y~lle fungierten. Man kann die I-F/~lle einer Reihe, anstatt mit der Gesamt-
heir der H-F~Ile gleiehen Materials auch nur mit diesen materialidentisehen H-
Fallen der andern Reihe vergMehen und erhiilt dann:
fiir die Silben . . . . .  8i und 74%        fiir die Zahlen . . . . .   81 und 45%
      D i e W i e d e r e r k e n n e n s p r f i f u n g w u r d e sehlie131ieh n o e h a n R e i h e n m i t
exl~remem U n t e r s e h i e d y o n I t s                        und Isolierung wiederholt, und
z w a r a n 2 t~eihen y o n je 20 G l i e d e r n . D i e eine e n t h i e l t u n t e r 19 S i l b e n
1 Z a h l , die a n d e r e u n t e r 19 Z a h l e n i Silbe. D a s in I s o l i e r u n g g e g e b e n e
R e i h e n g l i e d s t a n d b e i d e M a l e e t w a in d e r M i t r e s e i n e r R e i h e .
     Die Olieder jeder Reihe wurden auf kMnen Kfirtehen naeheinander je fiir
1,5 Sekunden gezeigt. An einem Versuehstag wurde nur eine Reihe dargeboten
nnd geprtift; die Priifung erfolgte i0 Minuten naeh d e r n u r einmaligen Darbietung.
Die Ausftillung der Zwisehenzeit stand den Vpn: frei; sie sollten nur nieht an die
gelernte Reihe denken. Die Reihenfolge der beiden Reihen wurde bei versehiedenen
Vpn. ausgetauseht.
     Bei der Prtifung erfolgte wie immer die Darbietung der Olieder in verfinderter
Folge; fremde Glieder wurden wieder nieht hinzugenommen. Es beteiligten sieh
12 Vpn.
    T a b . 8 f a B t das E r g e b n i s u n t e r R e d u k t i o n d e r H - W e r t e a u f g l e i e h e
statistisehe Verh~ttnisse zusammen.

                                                   T a b e l l e 8.
                           Zutreffende Fiil]e ftir
                                                                                              Z u $ ~ n l lll~n
                Si[ben                                   Zahlen
        H                     I                  K                                        K                        I


       4,91                11                   4,75                12                   9,6                      23
      41%                  92 %                39 %                100 %                40 ?o                     96 %

        D e r U n t e r s c h i e d d e r A n z a h l z u t r e f f e n d e r F~tlle fiir H - u n d I - K o n -
s t e l l a t i o n l i e g t n i c h t n u r in d e r e r w a r t e t e n R i c h t u n g , s o n d e r n ist
a u e h b e d e u t e n d grSl3er als in d e n b i s h e r i g e n V e r s u c h e n m i t W i e d e r -
e r k e n n e n s p r t i f u n g 2. ])as e n t s p r i c h t d e m g e s t e i g e r t e n U n t e r s c h i e d v o n

      1 Die Zahl 4,9 ist entstanden aus 93:19, 4,7 aus 89:19. Die Zahl der mbg-
lichen Ftille ist 12 in jeder LKonstellation, 228 in jeder H-Konstellation.
      ,z Die Ziffern 100 und 92% fiir Zahlen und Silben als isolierte Falle geben
keinen Grund zur Beanstandung dieser Versuehe. H~itte eine ganze I~eihe dureh-
weg zutreffende Ftille ergeben, so wiirde das bei unserem Verfahren, das Prtifung
mit fremden GHedern aussehlieBt, die Folgerung zulassen, dab die Vpn. diesen
Saehverhalt erkannt haben; das Ergebnis w~ire also werttos. In Wirkliehkeit
isI~ aber n.~tr das isolierte Glied der einen Reihe yon allen Vpn., das der anderen
yon fast alien wiedererkannt worden; yon den iibrigen Gliedern derselben Reihen
im Durehsehnitt nur 40% und yon den Reihen a[s ganzen nur wenig mehr (43%).
Man kann deshalb annehmen, dag der wahre Saehverhalt gerade nieht dureh-
sehaut worden ist.
Uber die Wirkung yon. Bereichsbildungen im Spurenfeld.        313

H~ufung und Isolierung in den lgeihen, der sehr erhebtieh fiber den
grSl~ten Unterschied hinausgeht, welcher in den bisher besproehenen
Yersuchen m i t l~eproduktionsprfifung ~ngesetzt wurde (n~mlich 6 H-
gegenfiber 2 I-Paaren) 1. Es bleibt zu prfifen, wie sich H~ufung und
Isolierung bei Reproduktionspriifung auswirken, wenn in diesem Fall
s        extrem gebaute Reihen verwendet werden.

                                     II.
     Die Begriffe ,,H~ufung" und ,,Isolierung" sind, wie sie im ersten
Absehnitt verwendet wurden, nicht hinreichend scharf gefaltt. Erst
wenn m a n sie zu kls       versucht, ergibt sich eine Formulierung der
experimentellen Befunde, welehe die wahrscheinlieh entscheidenden
funktionellen Momente hervortreten l~l~t. Wit prfifen den Begriff
der ,,Isolierung". Nach unserer bisherigen Ausdrucksweise, der sich
sieherlich auch Ranschburg anschliel~en wfirde, k6nnte m a n meinen,
ein Reihenpaar (oder Reihenglied) sei stets dann in der bevorzugten
,,isolierten" Stellung, wenn yon der betreffenden Materialart nur das
eine Paar (oder Glied} in der Reihe vorkomme. D a m i t sei alles Not-
wendige fiber diesen Begrfff gesagt, insbesondere brauehe fiber die an-
deren Paare (Glieder) der Reihe weiter niehts vorausgesetzt zu werden,
als dab sie sAmtlich yon dem isolierten hinreichend versehieden ws
DuB eine solche Denkweise einen wesentlichen P u n k t ungekl~rt lgBt,
kann m a n sich auf folgende Art deutlieh machen. Gegeben sei eine Reihe
von 10 Paaren, die auBer einem S i l b e n - 9 Zahlenpaare enth~lt. Das
 Silbenpaar mSge etwa an dritter Stelle stehen. Der Untersehied zwi-
sehen der einen und der anderen Materialart ist betrgchtlich. Das Silben-
paar ist deshalb als ein I-Full, die Zahlen sind als H-Fglle zu bezeiehnen.
Ersetzt man nun eines der Zahlen- dureh ein Figurenpaar, so wfirden
~r naeh unserer bisherigen Ausdrueksweise yon 2 I- und 8 g-Fgllen
in der Reihe spreehen; denn Silben und ]~iguren sind beide yon den Zah-
len hinreiehend versehieden. Auf diese Weise kann m a n fortfahren und
 sich ein Zahlenpaar nach dem anderen, bis auf das letzte, durch ein
 P a a r jedesmal neuer Materialart ersetzt denken, und zwar so, daft zum
 SchluB die Versehiedenheit aller der anderen Paare unter sich und von
 dem Silbenpaar ganz ungef~hr so groB und jedenfalls nicht kleiner
 ware als die zuerst allein vorhundene Verschiedenheit yon Silben und
 Zahlen. I m Schema :
                    A B C D E F G H I X
 Die Wahl yon lauter versehiedenen Buehstal~en sell bedeuten, dab
 fiberall etwa gleich grol~e Verschiedenheit der Materialarten unter
    1 Es ist freilieh zu bedenken, da~ das kri~ische Glied durch seinen Platz
mitten in der sonst homogenen Reihe besonders akzen~uiert ist. Vgl. die ~ber-
legung S. 319.
314                           H. yon Restorff:

sich vorliegt, und zwar so, dag sich die Materialbesohaffenheiten irgend
zweier in der Reihe nieht benaehbarter Paare ungef/thr ebenso deutlieh
unterseheiden wie die yon 2 Naehbarn. Naeh unserer bisherigen Ter-
minologie best/~nde eine solehe Reihe aus lauter I-F~tllen.
    Wir wollen annehmen, C vertrete das Silben- und K das iibrig-
gebliebene Zahlenpaar. Dann w/~re die Reihe, yon der wir ausgingen,
und die wir eben umgewandelt haben, wiederzugeben dureh das Schema :
                  K 1 K 2 C K 3 K 4 K 5 K 6 K 7 K s K9,

wo die K die verschiedenen Zahlenpaare bedeuten und C (das Silbenpaar)
den einzigen I-Fall darstellt.
     Nun ist nach unseren Voraussetzungen C yon s/tmtlichen Paaren
jener umgewandelten Reihe (A B C D . . . K) etwa ebenso verschieden,
wie es sich yon den einzelncn K in dieser Reihe unterscheidet. Wie
wir den Begriff der Isolierung bisher angewandt haben, mfiftte also das
Silbenpaar C in der umgewandelten Reihe genau so giinstig gestellt
sein wie in der Reihe, die aul~er ibm nur eine H/~ufung yon K-Paaren
(Zahlen) enth/~lt. In beiden Reihen w/~re C ganz gleicher Weise I-Paar.
Aber es ist gar nicht selbstverst/tndlich, daft das zutrifft. Vielmehr wfire
durchaus m6glich, dab C funktionell recht ungleich gestellt ist, je nach-
d e m o b die yon ihm etwa gleich stark verschiedenen iibrigen Paare
auch unter sich ebenso verschieden sind, oder ob sie alle dieselbe Ma-
terialbeschaffenheit haben. Sollte experimentelle Priifung mit den
beiden Reihenarten deutlieh ungleiche Ergebnisse ffir C haben, dann
ware gezeigt, dab ftir das Sehieksal yon C aufter den Versehiedenheiten
zwisehen ihm und den iibrigen einzelnen Reihenpaaren noeh Daten
mal~gebend sind, die gar nieht C in seinem Verh/~ltnis z u den anderen
Paaren, sondern den Aufbau der iibrigen Reihe abgesehen hiervon be-
treffen. Das funktionelle Verhalten yon C w/ire also in einem sehr kon-
kreten Sinn yon der Form der ganzen Reihe abhSmgig, es wg,re gestalt-
m~Ng bestimmt.



                                  Abb. 1.

    Wie das gemeint ist, wird am besten durch einen AnMogiefall aus
dem Wahrnehmungsgebiet verdeutlicht. I n der Figurenreihe der Abb. 1
hebt sich kein Glied yon selbst eindringlich hervor, keines wird ohne
weiteres als etwas ffir sich ausgesondert. Die l~eihe ist dadurch zu
charakterisieren, dab zwar die einzelnen Figuren recht erheblich yon-
einander verschieden sind, aber nicht zwischen irgendwelchen Reihen-
gliedern auffallend andere Grade der Ahnlichkeit oder Verschiedenheit
bestehen als zwischen den fibrigen. Durch Angabe einzelner Beziehungen
t~ber die Wirkung yon Bereiehsbildungen im Spurenfeld.               315

(Verschiedenheiten) zwisehen ihren Gliedern ist also (lie Reihe nieht
adgqu~t zu kennzeiehnen, sondern erst d~dureh, dal~ eine bestimmte
Beziehung zweiter Ordnung (Gleiehartigkeit) zwisehen s~.mtliehen Ver-
sehiedenheiten aller ihrer Glieder, den Beziehungen erster Ordnung,
vorliegt. Man kSnnte daftir aueh sagen, dab in einer solehen Reihe
keine Spriinge im ,,Versehiedenheitsverlauf" vorkommenl: Unser
Beispiel zeigt, dab bei gleiehm/tBigem Versehiedenheitsverlauf (tie Be-
standteile einer I~eihe indifferente Glieder in ihr werden; eine Ausson-
derung yon U n t e r g r u p p e n finder unter solehen Umst~nden nieht start.
(Vorausgesetzt ist dabei, dal~ nieht hinsichtlieh anderer Beziehungen,
wie etwa der Raumabst/~nde zwisehen den Gliedern, irgendwo ein
Weehsel erfolgt.)
    Dagegen bedingt ein Sprung im Verlauf der Versehiedenheiten
(oder Ahnliehkeiten) in der Regel Zerfall der Gesamtreihe und Aus-
bildung yon Unterbereiehen. Abb. 2 ist ein Beispiel hierfOr. Dieselbe
Versehiedenheit, die hier zwisehen der sehr~gliegenden rundliehen
Figur und ihren s/~mtliehen N a e h b a r n angesetzt ist, k o m m t aueh in
Abb. 1 vor, n~mlieh zwisehen dem 3. und 4. Glied, dort abet neben lauter
anderen Versehiedenheiten yon ganz ungefghr demselben Ansmafi.

               •169177                Abb. 2.


Hier (in Abb. 2) sind alle tibrigen Glieder einander sehr ghnlieh, und
erst zu dem genannten kritisehen Glied hin springt der Verwandt-
sehaftsverlauf mit einem MMe. Die Folge ist, dab jetzt die gleiehartigen
glieder einen Bereieh bilden, in dem sie reeht indifferent aufgehen, und
dab das kritisehe Glied als etwas fiir sieh ausgesehieden wird. l~ber
diese Reihengliederung entseheiden wieder die Verwandtsehaftsbe-
ziehungen zweiter Ordnung, diesmal ein Sprung in den J~hnliehkeiten
der Glieder.
     Ein weiteres fast b~nales Beispiel zeigt vielleieht noeh auffallender, wie mag-
gebend der Xhnliehkeitsverla~[ fiir die Bereiehsbildung in tleihen ist. In gleiehen
Raumabst~nden nebeneinander, als Reihe geordnet, m6gen eine Anzahl graue
Kreise yon iibereinstimmender Gr6Be auf einem weigen Bogen liegen. Sie seien
alle aus demselben Graupapier geschnitten, mit Ausnahme eines einzigen, etwa
des dritten, der deutlieh etwas dunkler ist. Dann zerf~illt, die I'leihe infolge des
Sprunges im J~hnliehkeitsverlauf ansehaulieh in den einen Kreis dunklerer Nuance
und den Gesamtbereich der iibrigen. Der dunklere Kreis hebt sieh auf den ersten
     t Das Wort ,,Verlauf" ist hier ohne seine zeitliehe Bedeutungsnuanee zu ver-
stehen, so wie man z. B. von dem ,,Kraftlinienverlauf" aueh in einem ruhenden
Feld sprieht.,
     Die Bedeutung der Beziehungen zweiter Ordnung oder des Beziehungs-
verl~/es ftir alle ansehauliehe Gesta[Lung hat. lVerthei.mersehon seit Jahren in
Vorlesungen und lJbungen diskutiert.
316                                          It. yon Restorff:

Bliek heraus. - - Eine zweite ICeihe werde so gebildet, da~ n u r der dunklere Kreis u n d
einer seiner N a e h b a r n aus der ersten l%eihe iibernommen werden, links u n d reehts
yon diesen beiden aber Kreise yon anderen G r a u n u a n c e n ansehliel~en; u n d zwar
seien diese so gew~hlt und geordnet, da~ die Gesamtheit, die beiden fibernommenen
Kreise eingerechnet, eine A r t Darstellung der Seliwarz-Weil3-1~eihe oder eines
Teiles yon ihr bildet, in der jeder folgende Kreis etwa gleieh stark yon seinem
Vorg~nger versehieden ist. Unbeiangene ]~etraehtung dieser Reihe wird keine
spontane Untergliederung in ihr entdecken; insbesondere wird der krltisehe Kreis
durchaus nicht mehr als etwas ffir sich anschaulich ausgesondert sein. Dabei sind
in diesem Falle die meisten Versehiedenlieiten zwisehen diesem Kreis u n d den
fibrigen natfirlich gr6fler u n d keine ist geringer als in der anderen Reihe. W e n n
t r o t z d e m eine einheitliehe Oesam~heit zustande kommt, so liegt das wieder daran,
da~ jetzt a n keiner Stelle mehr ein Sprung des ~hnlichkeitsverlaufes, also in den
Beziehungen zweiter Ordnung, eintritt. Das Beispiel zeigt, dab auch g]eiehra~13ige
f4"nderung der Ahnliehkeit yon einem Grenzglied a n ebenso wirkt wie Gleichheit
der Verwandtsehaften zwischen allen Gliedern ~'e.
      Die Anwendung auf die Vcrsuche des ersten Abschnittes unserer
U n t e r s u c h u n g e r g i b t s i c h y o n s e l b s t : E s wi~re m S g l i c h , dM3 es a u c h ffir
d i e d o r t n a c h g e w i e s e n e E r s c h e i n u n g g a r n i c h ~ u n m i t t e l b a r a u f die ein-
zelnen MateriMverwandtschaften                               zwischen den Gliedern einer Reihe
a n k o m m t , s o n d e r n a u f d i e Bereichsbildungen i n n e r h M b d e r l%eihe, - -
dM~ Mso H-Ys                       f u n k t i o n e l l s c h l e c h t e r gestell~ s i n d , w e i l sie z u

     1 D a m i t das zutrifft, mul~ freilieh die Reihen/olge der Glieder in einem solchen
Falle ,,~eordnet sein.
     2 Das eben auseinandergese~zte Prinzip ist vor kurzem yon Lewin u n d Biren-
ba~t~t bereits aui~erhalb des Wahrnehnmngsgebietes experimentell angewende~
worden (Das Vergessen einer Vornahme. Psyehol. Forsch. 13 [1930]). Es zeigte
sieh in dieser Untersuchung, dal3 eine Reihe yon untereinander sehr verwandten
Bet~tigungen einer Vp., die aufeinander folgcn, einen einheitlichen Gesehehens-
bereich bildet, innerhalb dessen eine anfangs gegebene Nebeninstruktion dauernd,
yon Aufgabe zu Aufgabe, befo]gt wird. Wird der g l e i c h m ~ i g e Aufg~benverlauf
an einer Stelle unterbrochen, dadurch, dal~ plStzlieh ein Sprung zu hinreichend
andersartigen Bet~itigungen erfolgt., so setzt dami~ ein neuer Geschehensbereich
ein, u n d die Vpn. befotgen yon dieser Stelle a n die )Tebeninst.ruktion vielfach nieht
mehr, sie ,,denken nieht mebr an sie". Es fragt sieh nun, ob diese Erscheinung yon
dem Auftret.en eines grot3en Untersehiedes a n und fiir sich abh~ngt oder davon,
dab dieser Unterschied griifler ist als die Unterschiede zwisehen den vorausgehenden
Aufgaben, also yon dem Spr~ng im Abnlichkeitsverlauf. Diese Frage wurde durcli
Versuche entsehieden, in denen von vornherein alle Einzelaufgaben etwa so ver-
schieden voneinander waren, wie im letzten Falle n u r die kritische neue gegen-
fiber ihren s~mtliehen u n t e r sicli gleiehartigen Vorg~ngern. Es ergab sich, daI3
jetzt, bei gleichmSl~ig gesteigerten Unterschieden, die ~'ebeninstruktion etwa
ebenso yon Aufgabe zu Aufgabe fortlaufend befo]gt wurde wie in einer l~eihe
yon sehr verwandten Aufgaben. Die Gleich;;~ii/3igkeit des Ahnlichkeitsvertaufes
ist eben in beiden F~llen ungef~ihr dieselbe, u n d deshalb bildet sieh beide Male
eiu einheitlieher Gesehehensbereieh aus. ( ~ u r in diesem ~'rinzip stimmen die
Versuche yon Lewin u n d Birenb(~m m i t den im folgenden zu besehreibenden
fiberein. Der ,,Indikator" ffir Bereiehsbildungen, die Befolgung der Nebeninstruk-
Lion, ist in der i~lteren Arbeit ganz anders yon diesen Bereichsbildungen abh~ngig
als die Reproduktionen in unseren fo|genden Versuchen.)
tiber die Wirkung yon Bereichsbildungen im Spurenfeld.             317

indifferenten Gliedern eines sie absorbierenden Bereiehes werden,
und dab sog. I-Fs       in dem N a g h6here Reproduktionsziffern
ergeben, wie die Organisation der Reihe sie selbst/~ndig bleiben lfigt.
Wie man diese Frage zu priifen hat, folgt einfaeh aus den bisherigen
t]berlegungen. Wir haben die sehon skizzierten vergleiehenden Ver-
suehe mit den beiden 1Reihen
                    A B C D E F G tI I K
und
                       K 1 K 2 C K 3 K~ K 5 K 6 K 7 K 8 K 9
vorzunehmen. Wenn die Ausbildung einheitlieher Bereiehe bzw. die
Ausscheidung yon Einzelpaaren aus solehen, das entseheidende Moment
ist, dann mul3 der Verwandtsehaftsverlauf in den Reihen, der ja die
Bereiehsbildung bestimmt, aueh fiir die funktionelle Stellung der
Paare oder Glieder, ihre l~eproduzierbarkeit, maBgebend sein. C, das
Silbenpaar, ist in beiden Reihen etwa gleieh stark yon allen iibrigen
Paaren verschieden. Naeh ihrem :~hnlichkeits- (oder Versehiedenheits-)
 Verlau/ im ganzen abet weiehen die beiden Reihenformen dadureh
voneinander ab, dab in der zweiten zwisehen C und seinen Naehbarn K
ein Sprung gesehieht, der im analogen Wahrnehmungsfall C aus der Ge-
samtheit aussondern, verselbst~ndigen wiirde, - - ws         sieh das gleiehe
C in der ersten t~eihe ohne Sprung und indifferent in den Gesamtverlauf
eingliedert.
    Hiernaeh hs       wir 3 typisehe Ffille u            zu unterseheiden:
     1. Durehweg homogene Reihen, in denen also die Materialart nieht
weehselt. (Funktionell sehr ~hnlieh gestel!t werden ausgedehnte homo-
gene Teilbereiehe yon Reihen sein.)
     2. Paare (oder Glieder) yon geihen, die dureh einen Sprung im
--~hnliehkeitsverlauf verselbsts       gestaltm/tgig isoliert sind.
     3. Durehweg heterogene Reihen, welehe, bei gr6Beren Versehieden-
heiten der Glieder, mit homogenen tleihen insofern iibereinstimmen,
als sie aueh gleiehm~Big verlaufen und deshalb einen einzigen Bereich
bilden.
    Wenn die Ausbildung eines gleiehm~tBig verlaufenden festen Be-
reiehes die Reproduzierbarkeit seiner Glieder herabsetzt, dann m u g
der Fall 1 die niedrigsten Reproduktionsziffern ergeben 1. I m Fall 2
dagegen werden sie besonders hoeh ausfallen. Fall 3 sehlieBlieh wird,

      1 Solche homogenen Bereiche werden dabei noch versehiedene Reproduktions-
ziffern ergeben, je nachdem wie ausgedehnt sie sind. Z. ]3. werden in einer l~eihe
des Typus A1A2A3B1BeBaB~BsB6B ceteris paribus die A besser gestellt sein als
                                   v
die P,. Vgl. die Bestfitigung in dem Versueh oben S. 312, woes sich freilich um
Pri~fung des Wiedererkennens handelt. Aus demselben Grunde sind offenbar
9
.:~*er so_n_st gleichen Umst~inden l~ngere tleihen viel schwerer einzupr~gen als
kurze.
318                            It. yon Restorff:

auch wenn seine Glieder objektlv ebenso verschieden voneinander
gew/~hlt sind, wie sich ein isoliertes Glied (Fall 2) yon den Gliedern
eines homogenen Reihenbereiches unterseheidet, deutlich schlechter
gestellt sein a]s der I-Fall, weft die durchgehende groBe Ver-
schiedenheit wieder Ausbildung eines einheitlichen Gesamtbereiches
bedingt. Fall 3 ist eben wieder als eine Art ,,homogener" Fall anzu-
sehen 1. Freilieh wird in Fall 1 und Fall 3 auch nicht das gleiche Er-
gebnis zu erwarten sein. Denn die Festigkeit eines Bereiches dfirfte
davon abhs         wie gro/3 die Verschiedenheit ist, die zwischen s~tmt-
lichen Gliedern eines solchen Bereiches angen~hert iibereinstimmend
besteht. Die heterogene Reihe wird wie die homogene einen einheitlichen,
sie wird aber immerhin einen loekereren Bereich bilden als diese und
deshalb wird sie zwar niedrigere Reproduktionszahlen geben als eehte
I-F~lle, aber doch hShere als eine homogene l~eihe yon durchweg
gleicher Materialbeschaffenheit.
    Naehdem auf diese Art der Begriff der Isolierung eine gestalt-
theoretisch konkrete Prgzisierung gefunden hat, wird deutlich, dab
die sog. I-Fs       des ersten Abschnittes dieser Untersuchung i. a.
ihren Namen nicht ganz zu Recht erhalten haben. I n den ersten Ver-
suchsserien z. B. standen in einer Reihe neben 4 materialgleichen 4
weitere Paare, die yon jenen und untereinander materialverschieden
waren. So eine Reihe stellt einen etwas unklaren, weil untypischen
Mischfall dar, so daB, wenn die letzten Uberlegungen zutreffen, zw~r
die 4 materialgleichen Paare eine Art homogenen Bereich bilden, neben
ihnen abet, gestalttheoretisch betrachtet, nicht eigentlich 4 isolierte F/~lle
stehen, sondern eher eine Art heterogenes Gebiet. Zugleich ist durch die
bunte Reihenfolge aller 8 Paare eine weitere Unklarheit der Sachlage ge-
sehaffen, die auch der homogenen Gruppe etw~s von ihrer funktionellen
Eigenart nehmen dtirfte. Die sp~teren Versuche (S. 304ff. u. S. 312)
mit nur 3 oder gar nur 2 Materialarten freilich nghern sich mehr typischen
Fs      oder sind einfach solche. Dagegen fehlen bisher noch ganz Ver-
suehe mit durchweg heterogenen Reihen. Deren Ausfall im Vergleich
mit dem yon homogenen und yon I-F/illen kann ja erst zeigen, ob wirklich
der Xhnliehkeitsverlau/ in den Reihen die Ergebnisse bestimmt, ob
fiir diese also Bereichsbildungen ira Sinne der Gestalttheorie maB-
gebend sind.
     1 Die Ausdrficke ,,homogene~      ,,heterogene" Reihe sind ja nur in gegen-
seitiger Beziehung zu verstehen. Eine bestimmte, heterogen genannte Reihe z. B.
verdient diesen Namen im VergIeich mit einer homogenen, in der zwischen den
Einze]gliedern durchweg viel engere Verwandtschaften bestehen. Die gleiche
heterogene igeihe abet kSnnte als homogen zu bezeichnen sein im Vergleich mit
einer andern, deren Glieder s~mtlich noch viel starker verschieden waren.
l~]ntsprechend wfirden sich, bei jeweils angemessenem Versuchsverfahren, die
~[~produktionsziffern der Reihen zueinander verhalten mfissen.
~ber die Wirkung yon Bereiehsbildungen im Spurenfeld.                                     319

   E i n e r s t e r V e r s u c h dieser A r t h a t t e folgende A n l a g e : V o n j e d e r
Vp. w u r d e n 3 R e i h e n eingepr/~gt:
                    Reihe 1 : 1 Zah], 9 sinnlose Silben,
                    Reihe 2 : 1 Si]be, 9 Zahlen,
                    Reihe 3 : 1 Zahl, 1 Silbe, 1 Farbe, 1 Buehstabe,
                                  1 sinnvolles Wort, 1 kleine Photographie,
                                  1 Symbol (gg), 1 Knopf,
                                  1 Interpunktionszeichen,
                                  1 Name einer chemischen Verbindung.
       R e i h e 1 u n d 2 e n t h a l t e n j e ein isoliertes E l e m e n t u n d 9 H - E l e m e n t e .
E i n m a l spielen die Silben, i m a n d e r e n F a l l e die Z a h l e n die Rolle y o n
H - G l i e d e r n . D e r Zweck dieser V e r d o p p e l u n g ist, die K o n s t e l l a t i o n e n
I u n d H a u c h fiir dieselbe M a t e r i a l a r t v e r g l e i e h b a r zu m a e h e n . R e i h e 3 ist
h e t e r o g e n ; es sollen a b e r Silbe und Z a h l als k r i t i s c h e Glieder angesehen,
d. h. die E r g e b n i s s e fiir sie m i t d e n e n y o n R e i h e 1 u n d 2 verglichen
werden. Jede Reihe wurde nur einmal gezeigt.
     Die 10 Gileder jeder Reihe waren auf Pappk~rtchen yon gleicher GrSl~e auf-
gezeiehnet bzw. befestigt. Die einzelnen Karten wurden nacheinander nach dem
Takt eines Metronoms (Darbietungszeit je 1,5 Seknnden) vorgelegt. Die Vp. er-
hielt die Instruktion, die Reihe sehr aufmerksam zu betrachten und die Glieder
einzeln einzuprigen. Die als I-Glieder und die in der heterogenen Reihe dar-
gebotenen Silben und Zahlen wurden mehrfach ausgetauscht, um das Ergebnis
yon Materialzufilligkeiten unabhingig zu maehen. Zwischen dem Lernen yon
2 Reihen lag immer ein Zeitraum yon mindestens einem Tage. - -
     In 1 und 2 wurden Sitbe und Zahl stets zu Anfang der Reihe dargeboten,
niimlich an 2. oder 3. Stelle, wo die Vp. noeh niehts fiber den Aufbau der ganzen
Reihe wissen konnte. Dadurch wurde vermieden, dafi das isoliert gestellte Glied
sehon im Augenbliek seines Auftauchens auffMlig, also von vornherein als etwas
Besonderes aufgefaBt wurde. Denn in diesem Fall h/~tte es schon wegen aus-
gezeichneter Beschaffenheit in der Wahrnehmung auch im Spurenfeld eine Sonder-
stellung einnehmen miissen, und eine Auszeichnung dieser Art sollte ausgeschlossen
werden. Die Bildung des homogenen Bereiches konnte sich infolgedessen in den
Reihen 1 und 2 erst nach der Darbietung des kritisehen Gliedes vollziehen, und
dieses konnte erst nachtriglich aus dem Bereich ausgesehlossen werden, wenn
es nicht mehr wahrgenommen wurde. Aus demselben Grunde lernten alle Vpn.
als erste die durchweg heterogene Reihe 3, in weleher die kritischen Glieder keine
Sonderrolle spielen, die dann zu bevorzugter Auffassung in 1 und 2 h i t t e fiihren
kSnnen. Ihr Reihenplatz war ungefihr derselbe wie in l~eihe 1 und 2.
     W e n n die D a r b i e t u n g einer L e r n r e i h e abgeschlossen war, w u r d e
die Vp. gebeten, einen sinnvollen T e x t soweit wie mSglich auswendig
zu lernen. N a c h 10 M i n u t e n w u r d e diese B e s c h a f t i g u n g a b g e b r o c h e n
u n d die Prfifung d e r R e i h e v o r g e n o m m e n , u n d zwar d i e s m a l n a c h d e r
,,Methode get behaltenen Glieder". Die Vpn. b a t t e n also alles aufzu-
sehreiben, was sie noeh v o n d e r friiher g e l e r n t e n R e i h e a n g e b e n k o n n t e n ,
ohne dal~ die frfihere Reihenfolge d a b e i i n n e z u h a l t e n war. ~ a e h 30 Se-
k u n d e n g a l t die Prfifung als b e e n d e t (und die Vpn. w u r d e n gebeten,
d e n frfiher g e l e r n t e n sinnvollen T e x t so g e n a u wie mSglich aufzu-
    Psychologische Forschung.       Bd. 18.                                                 ~,l
320                                        H. von Restorff:

schreiben) 1. A n diesen Versuehen b e t e i l i g t e n sich 15 Vpn.                            F i i r alle
w a r e n die V e r s u c h s b e d i n g u n g e n die gleichen.
                                               T a b e l l e 9.
                                           Reihe 1 und 2                                  l%eihe 3
                                       Reproduktionsziffern bei                    Reproduktionsziffern in
                                                                                    durchweg heterogener
                                 Hgufung                      Isolierung                   Reihe

Silbe                       34: 9 = 3,8                I~                    6
                             (iReihe 1)             (Reihe 2)
gah]                        24:9 = 2,7                  9                    6
                             (Reihe 2)              (Reihe l)
Zusammen . . .              58 : 9 = 6,5               21
                       (v. 270 mSgl. F~tllen) (v. 30 mSgl. Fgllen) (v. 30 mOgl. F/~llen)
In P r o z e n t . . .                                70%                  40%
                                                                   (gegen 43 % fiir den
                                                                   Durchschn. der iibri-
                                                                    gen Reihenglieder)
     I n Tab. 9 sind die R e p r o d u k t i o n s z a h l e n z u s a m m e n g e s t e l l t , u n d
z w a r a u f gleiche s t a t i s t i s c h e Chancen r e d u z i e r t , also die E r g e b n i s s e
i m H - F a l l d u r c h 9 d i v i d i e r t , u m m i t d e n e n i m I - F a l l vergleiehb~r
zu werden.
     D e r W e f t fiir die H - F g l l e ist sehr n i e d r i g (22% R e p r o d u k t i 9 n e n ) ,
d e r fiir die I - F g l l e aus d e n gleichen R e i h e n 1 u n d 2 fiber d r e i m a l so
hoch (70 % R e p r o d u k t i o n e n ) ; d a s E r g e b n i s des e r s t e n A b s c h n i t t e s w i r d
also a u c h bei A n w e n d u n g d e r ganz a n d e r e n P r f i f u n g s m e t h o d e u n d
A u f h e b u n g d e r D a r b i e t u n g in P a a r e n n o c h e i n m a l b e s t g t i g t .
    Vielleicht hgtte man einen noch stgrkeren Unterschied zwischen den beiden
Konstellationen erwarten k6nnen, da ja die H/iufung diesmal so welt getrieben
war. Es diirfte aber kaum statthaft sein, das quantitative Ergebnis etwa yon
Serie VI des 1. Abschnittes mit dem eben besprochenen zu vergleichen, dg Reihen,
Darbietungs- und Priifungsart jetzt so sehr anders gewghlt waren (vgl. jedoch
unten S. 324).
        Die r e c h t e Seite d e r Tab. 9 g i b t die R e p r o d u k t i o n s z a h l e n fiir die
k r i t i s e h e n Glieder d e r d u r c h w e g h e t e r o g e n e n R e i h e 3 wieder. I m g a n z e n
ist die R e p r o d u k t i o n s z i f f e r fiir diesen F a l l 12 o d e r 4 0 % , n u r e t w a s
m e h r als die H6lfte y o n d e m W e r t (70%), der sieh ffir die k r i t i s c h e n
Glieder in e e h t e r I - S t e l l u n g e r g e b e n h a t . D a in d e r h e t e r o g e n e n
R e i h e 3 die V e r s e h i e d e n h e i t e n z.wisehen d e n kri~isehen u n d d e n
fibrigen Gliedern i m g a n z e n sieherlich m i n d e s t e n s so grol] sind wie
zwisehen d e n s e l b e n k r i t i s c h e n Gliedern u n d d e n Gliedern d e r h o m o g e n e n
Bereiehe y o n R e i h e 1 u n d 2, u n d d a t r o t z d e m die R e p r o d u k t i o n s z i f f e r n

     1 Sie konnten infolgedessen nicht bemerken, dab es sieh bei diesem Lernen
nur um eine Tgtigkeit handelte, die stets etwa gleiehartige Ausfiillung der Zwisehen-
zeit garantieren sollte.
~Jber die Wirkung von Bereichsbildungen im Spurenfeld.             321

fiir die kritisehen Glieder in der heterogenen l~eihe niedriger ausgefallen
rind, so ist ohne Zweifel wirklich tier Verschiedenheitsverlauf in der
ganzen Reihe maBgebend. K a n n das als Kriterium for die entscheidende
Bedeutung yon Bereichsbfldungen im Sinne der Gestalttheorie gelten,
dann ist bewiesen, dab unsere Ergebnigse auf solche Bereichsbildungen
zu beziehen sind. Sobald der Sprung in den Ahnlichkeitsbeziehungen
fortfillt, der in Reihe 1 und 2 die Zahl aus dem Silbenbereich, die Silbe
aus dem Zahlenbereich ausscheidet, sobald damit Zahl und 8ilbe wieder
indifferente Glieder einer Reihe yon iiberall etwa gleicher (wenn auch
jetzt geringerer) Xhnlichkeit werden, absorbiert sie dieser Gesamt-
zusammenh~ng, und ihre Reproduktionsziffern sinken fast auf die Hilfte.
      Man finder dasselbe Ergebnis, wenn man feststellt, zu welcher Zeit
die kritischen Glieder einerseits in isolierter Stellung (Reihe 1 und 2),
andererseits als indifferente Glieder der durchweg heterogenen Reihe 3
r e p r o d u z i e r t werden. Es war dutch ein einfaches Verfahren dafiir
gesorgt, dab bei der Priifung protokolliert wurde, welche und wieviele
Zahlen und Silben wihrend der ersten 5 8ekunden des Reproduktions-
verlaufes niedergesehrieben wurden. Dabei ergab sich, dab die Vpn.
in lgeihe 1 und 2 yon den iiberhaupt reproduzierten 21 I-Fgllen (Silben
und Zahlen) 18 in den ersten 5 Sekunden niederschrieben, in der hetero-
genen Reihe 3 dagegen nur 6 yon im ganzen 12 Zahlen und 8ilben.
Der Unterschied ist vollkommen deutlich.
       ~brigens nehmen Zahl und Silbe wirklieh keine Ausnahmestellnng in der
Reihe 3 ein; denn obwohl diese auch ein sinnvolles Wort, eine Photographie, einen
Knopf u. dgl. enthglt, also Glieder, denen man bei der iibliehen Betrachmngsart
einen viel h6heren ,,Einprggungswert" zuschreiben wiirde, ist die Reproduktions-
ziffer far die iibrigen Glieder der t~eihe 3 im Durchschnitt 6,5 (43%), also prak-
tiseh identiseh mit der Zahl 6 fiir je Silben und Zahlen. Man sieht, wie die Cha-
raktere der einzelnen Materialarten in ihrer Bedeutnng hinter der des Reihen-
bauer znrfiektreten.
       SchlieBlich ist noeh das Ergebnis far Silbe und Zahl in heterogener
Reihe mif dem far die gleichen Materialarten in den homogenen Be-
reichen yon Reihe 1 und 2 zu vergleichen. Oben wurde die Erwartung
abgeleitet, dab die Reproduktionsziffern in der heterogenen Reihe,
wenn schon niedriger als im Fall eehter Isolierung, doch h6her als ffir
Bereiche durchgehend gleicher Materialart ausf~llen wiirden. Diese
Erwartung hat sich bestitigt. I n der heterogenen t~eihe haben die
kritischen Glieder immerhin noch etwa zweimal soviel Treffer ergeben
wie in den homogenen Gebieten yon l~eihe 1 und 2. Nach den letzten
~berlegungen wird m a n nicht ohne weiteres sagen diirfen, dab das an
der geringeren Verwandtschaft der Glieder in der heterogenen Reihe an
und ffir sich liegt. Es w i r e vielmehr m6glich, dal~ das iunktionell
unmittelbar entscheidende Moment im lockeren Zusammenhang der
heterogenen Reihe gegeben ist, und die geringere ~hnlichkeit der lgeihen-
                                                                    21"
322                                       H. yon Restorff:

gtieder n u r insofern w i r k s a m wird, Ms sie e b e n zu g e r i n g e r e r Bereichs-
f e s t i g k e i t ffihrg.
       I m g a n z e n h a t sich der frfiheren V o r a u s s s g e e n t s p r e c h c n d g e z e i g t :
        Ger i n g s t e R e p r o d u k t i o n s z i f f e r n g e b e n h o m o g e n e Bereiehe, also
R e i h e n d u r c h g e h e n d gleicher M a t e r i a l b e s c h a f f e n h e i t .
       Besser gestellt sind die Glieder h e t e r o g e n e r R e i h e n , zwischen d e n e n
d u r c h g e h e n d e t w 8 d e r gleiche, aber ein e r h e b l i c h e r Verschieclenheits-
g r a d besteht.
       ]Die h 6 c h s t e n R e p r o d u k t i o n s z a h l e n g e b e n Glieder, die isoliert u n d
a u s g e s o n d e r t n e b e n e i n e m h o m o g e n e n B e r e ich ihrer R e i h e stehen 1.
         Das Versuchsprinzip der Reihe 3 dieses Paragraphen beseitigt ein Bedenken
gegen den Vergleieh yon H- und I-F~llen, wie er z.B. bei der Deutung yon
Reihe 1 und 2 vorgenommen wird. Man k5nnte niimlich sagen, dab viele Silben
oder Zahlen, in einer Reihe vereinigt, bei der Reproduktion zu Verweohs]ungen,
Kontaminationen u. dgl. AnlaB geben, fiir welche im I-Fall gar keine M6glieh-
keit gegeben ist. Es gibt solche Verweehslungen and Kontaminationen nach
unseren Protokol]en ohne jeden Zweifel. ~Tie immer ~ber sie zu erklaren sein
mSgen, das Ergebnis yon Reihe 3 (ira Vergleieh mit den I-Fallen yon Reihe 1
und 2) schlieflt vollkommen aus, da~ unsere These von der entscheidenden
Ro]le der Bereichsbildungen durch Berufung auf Verweehslungen und Kontami-
nationen entwertet werden k6nnte. Denn niemand begeht Verweehslungen
oder Kont~minat.ionen zwisehen Knopf, Zahl, Photogr~phie, Silbe and ~d.
Und trotzdem senkt die Absorption in einen innerlieh so heterogenen, aber
gleichmaftig verlaufenden Gesamtbereieh die Reproduktionsziffer betr~ehtlich
gegeniiber den I-Fallen yon Reihe 1 und 2.
         Silbe und Zahl, die kritisehen Glieder, konnten freilieh nur deshalb indifferente
Bestandteile der heterogenen Reihe werden, well diese Reihe zuerst dargeboten und
gepriift wurde. Ware Reihe 1 oder 2 (oder beide) vorausgegangen, die nur Silben
und Zahlen enthielten, so waren den Vpn. wahrscheinlich Silbe und Zahl in 3 be-
sonders aufgefallen. - - Oben (S. 319) wurde erwahnt, dag in l~eihe 1 und 2 das
jeweils allein vorkommende kritische Glied den 2. oder 3. Reihenplatz hatte, so
dab im Augenblick seines Auftretens noch keine deutliche Bereiehsbildung er-
folgt sein, es selbst also nieht sogleieh als isoliert aufgefaftt werden konnte. Wieder-
holung der Darbietung aber wurde vermieden. Es ist deshalb unwahrseheinlieh,
dab die Bereiehswirkungen, auf denen die ungleiche ]Reproduzierbarkeit der
 Glieder in den versehiedenen Konstellationen beruht, nut einfaeh bei der Reihen-
au[/ass~l~g zustande kommen. Man wird viehnehr anzunehmen haben, dab Ein-
flilsse gleieher Art anch noch ,,ira Spurenfeld" welter wirken. Denn im eben
besprochenen Falle erfolgt ja die betreffende Bereichsbildung selbst erst ~ach
 Wahrnehmung des Gliedes, dessen Reproduzierbarkeit sich naehher yon der
erfolgten Bereichsbildung bestimmt erweist. (Vgl. zu dieser Frage auch S. 306,
sowie vor al!em S. 308.)
          1 Zu dem ersten dieser 3 Falle ist noch zu bemerken : Eine durchweg homogene
 Reihe erreieht vielleicht nicht die h6chste tiberhaupt vorkommende Bereichs-
festigkeit. Es ist theore~iseh nieht unwahrschei~tieh, da/~ Einft~gung eines Paares
 (Gliedes) yon anderer Materialart die Festigkeit des homogenen Bereiehes, aus
 dem es ausgesondert wird, noch steigert. Vorlaufige Versuche in dieser Richtung
lassen uns vermuten, daf3 eine solche Wirkung in der Tat eintritt, trod zwar auch
dann, wenn das fremde Material an die Stetle yon homogenem 5Iaterial tritt,
 dessen Haufung also zugleich etwas ver~i~r{ert wird.
~ber die Wirkung yon Bereichsbildungen im Spurenfeld.                        323

     Da die Regeln, naeh denen die Iteproduzierbarkeit von Reihengliedern Funk-
tion des Reihenbaues ist, genau flbereinstimmen mit den Gesetzen, naeh welehen
Einzelgebilde im Sehfeld selbst~ndig bleiben oder aber indifferente Teile yon
ansehauliehen Bereiehen werden, so liegt hier ein sehwieriges Problem vor. Ent-
weder sind such ,,ira Spurenfeld" ~ihnliehe Kr/ifte wirksam wie die, welehe sich
in der GestMtung der Wahrnehmung ~'mgerrr. Oder unsere Ergebnisse sind nur
unmittelbare Folgen yon Gestaltwirkungen in der Wahrnehmung. Solange eine
strenge experimentelle Entseheidung nicht vorliegt, wird such folgendes Argument
zu beaehten sein: Die heterogene Reihe 3 besteht aus lauter recht versehiedenen
sukzessiv dargebotenen Gliedern. DaB diese, z.B. Silbe und Zahl, wegen des
gleiehm~gigen Reihenverlaufes sehon in der Wahrnehmung nur sehr sehleeht
aufgefagt werden sollten, und zwar viel sehleehter als gleiehartige Glieder im
I-FM1, das seheint uns eine etwas gewagte These. Wir wtirden die Annahme
vorziehen, dab die seh~digende Wirkung des gleiehmfiBigen Reihenverlaufes
erst im Spurenfeld so erheblieh wird, wie sie naeh der herabgesetzten tleproduk-
tionsziffer sein muB.
       W e n n die Ergebnisse i n den drei m i t e i n a n d e r verglichenen K o n -
s t e l l a t i o n e n aueh sehr deutlieh v o n e i n a n d e r versehieden ausgefallen
sind, u n d zwar gerade in dem Sinne, der gestMttheoretiseh vorherzu-
sagen war, so sind doch die m6gliehen F/~lle ftir die kritisehen Glieder
i n Isolierung u n d i n heterogener Reihe vielleieht zu wenig zahlreieh,
Ms dab dieser erste Versueh ftir endgiiltig e n t s e h e i d e n d gehalten w e r d e n
k6nnte.
       Die g e i h e n dieses Versuehes w a r e n n i e h t so d a r g e b o t e n worden,
daft Paa.rfassung ihrer Glieder nahegelegen h s                          Die R e i h e n des
n ~ e h s t e n Versuehes w u r d e n wieder in P a a r e n vorgefiihrt, jede dreimal,
u n d 10 M i n u t e n sp/s       nach dem Trefferverfahren gepriift. Es w a r e n
3 R e i h e n analog d e n e n des l e t z t e n Versuehes, u n d zwar e n t h i e l t
     Reihe 1: n e b e n 1 Z a h l e n p a a r 7 Silbenpaare,
     Reihe 2: n e b e n 1 S i l b e n p a a r 7 Z a h l e n p a a r e ,
     Reihe 3: n e b e n 1 Silben- u n d 1 Z a h l e n p a a r im ganzen 6 Paare,
je i n sich aus zwei n a h v e r w a n d t e n Gliedern gebildet, aber u n t e r sieh so
materiMverschieden wie die Glieder der Reihe 3 im l e t z t e n Versueh.

     Nur je eine Reihe wurde an einem Tag gelernt und gepriift. Die Zeit zwischen
Einpr/igung und Priifung wurde nicht planm~Big ausgefiillt; die Vpn. sollten nur
nicht an die eingeloragten Reihen denken.
     tleihe 3 wurde yon allen Vpn. zuerst gelernt, danach yon einem Teil der
Vpn. t~eihe 1 und dann 2, yon einem anderen Teil erst Reihe 2, dann 1. Die
an kritischer Stelle stehenden individuellen Silben und Zahlen wurden mehrfaeh
ausgetauseht. An den Versuehen beteiligten sieh I6 Personen (das Lehrerkollegium
einer Sehule)L

    1 Diesen Vpn., sowie den Direktoren und Lehrern, die so liebenswiirdig
waren, uns d~s Experimentieren mit ihren Klassen zu gestatten, ganz besonders
aber Fr/~ulein eand. phil. Ilse Miiller, die bei den Sehu]versuchen und such sonst
unermiidlieh als Versuehsleiterin mitgewirkt hat, sprechen wir unseren aufrichtigen
Dank aus.
324                                          H. von Restorff:

      T a b . 10 e n t h ~ l t die E r g e b n i s s e :
                                             T a b e l l e 10.
                                          l~eihe 1 u n d 2                                l~eihe 3
                                 Trefferzahlen flit Silbe u n d Zahl             Trefferzahlen fiir Silbe
                                                 in                                   u n d Zahl in
                                      It                         I             durchweg heterogen, tteihe

Silbe . . . . .                32:7 ~ 4,6                 16                  13
                                (Reihe 1)             (Reihe 2)
Zahl . . . . .                 17:7 = 2,4                 16                  16
                                (Reihe 2)             (Reihe 1)
ZusarnIilen       .   .        49:7 ~ 7                   32                   29
                          (v. 224 m6gl. F/~llen) (v. 32 m6gl. F~llen) (v. 32 m6gl. F~llen)
In Prozenten .                    22%                   100%                   91%
                                                                      (gegen 90% ftir den
                                                                      Durehsehnitt der iibri-
                                                                      gen Reihenglieder)
       Die linke Seite der T a b e l l e besti~tigt d a s R e s u l t a t v o n A b s c h n i t t I
a b e r m a l s . Es g e h 6 r t gewig zu d e n sichersten T a t b e s t ~ n d e n des g a n z e n
Gebietes. I n H - K o n s t e l l a t i o n h a b e n Sflben u n d Z a h l e n hier n u t n o c h
e t w a ein Ffinftel d e r R e p r o d u k t i o n s z f f f e r erreicht, die sich ffir die I-
 K o n s t e l l a t i o n e r g e b e n h a t . Das Verhiiltnis w~re vielleicht noch ex-
t r e m e r ausgefallen, w e n n n i c h t die Z a h l d e r D a r b i e t u n g e n zu hoeh
gewesen w~re u n d die Treffer fiir den I s o l i e r u n g s f a l l schon auf das
M a x i m u m g e b r a c h t h/4tte. Soweit m a n die v e r s c h i e d e n a r t i g e n Versuche
t i b e r h a u p t vergleiehen k a n n , i i b e r t r i f f t dies E r g e b n i s jedenfalls aueh
d a s des W i e d e r e r k e n n e n s v e r s u e h e s in A b s c h n i t t I (Tab. 8), wo - - bei
noch w e i t e r g e s t e i g e r t e m Gegensatz y o n H u n d I i m R e i h e n b a u - -
die e n t s p r e c h e n d e n Z a h l e n 40 u n d 96% waren.
        Der im Z u s a m m e n h a n g dieses A b s c h n i t t e s w i c h t i g s t e Vergleieh,
n~m]ich d e r zwischen d e m E r g e b n i s d e r I-F~ille u n d d e m d e r k r i t i s c h e n
F~ille in d e r h e t e r o g e n e n R e i h e 3, fitllt wegen des schon e r w ~ h n t e n
t e c h n i s e h e n MiBgriffes n i c h t e n t s e h e i d e n d aus. Der Trefferwert, wenig-
stens f/it die Silben, ist etwas kleiner in d e r h e t e r o g e n e n Reihe, a b e t Ifir
die Z a h l e n h a b e n beide K o n s t e l l a t i o n e n das gleiehe ergeben. Sichtlieh
h a b e n die 3 D a r b i e t u n g e n bei den Vpn. dieses Versuehes zu s t a r k ge-
w i r k t , so d a b die zweitgtinstigste K o n s t e l l a t i o n die g/instigste b e i m
 i i b e r h a u p t e r r e i e h b a r e n M a x i m u m einholen k o n n t e .
         tleihe 3 zeigt immerhin noch einmal, dab Silben- und Zahlenpaar sich in der
 ganz heterogenen Reihe genau wie der Durchsehnitt der fibrigen Paare verhalten;
 denn die Trefferzahl ffir diesen Durehsehnitt ist 90%, die gleiehe wie fiir Silbe
 und Zahl zusammen (91%). Silbe und Zahl werden also in einer solehen tleihe
 w~rklieh Glieder wie die anderen aueh.
        Die D a r b i e t u n g s z a h l w u r d e d e s h a l b im n/iehsten Versueh h e r a b g e s e t z t ,
 so d a b die Trefferziffern ffir I - K o n s t e l l a t i o n e n u n d kritische Glieder
 d e r ganz h e t e r o g e n e n I l e i h e in ein s t a t i s t i s e h angemessenes Gebiet fMlen
iJber die Wirkung yon Bereichsbildungen im Spurenfeld.                                  325

konnten. Aui Priifung der kritischen Glieder in tI-Konstellation wurde
tiberhaupt verzichtet, naehdern der Vergleich zwischen H~ufungs- u n d
Isolierungsfall schon in so vielen Versuchen immer das gleiehe Ergebnis
g e h a b t hatte. Wir gewannen so die MSgliehkeit, den Versuch auf Dar-
bietung u n d Priifung yon nur 2 Reihen zu beschr~Lnken. Von diesen
war die eine heterogen g e b a u t wie im vorigen Versuch (jedoch u m
2 Paare verl~ngert), die andere enthielt 1 Silben- u n d 1 ZaMenpaar,
auBerdem 10 Paare y o n kleinen sehwarz-weiI3en Zeiehnungen bekannter
Gegensts           W e n n m a n ganz streng sein will, k a n n m a n also sagen,
dab hier das Silben- u n d das Zahlenpaar nicht vollkommen isoliert im
jetzt festgelegten Sinn auftraten. Sie miissen jedoeh in der Reihe y o n
 10 Bilderpaaren sehr angenahert die Stellung y o n I - P a a r e n erhalten
haben u n d vor allem viel mehr abgesondert geblieben sein Ms die
gleichen Paare in der durehweg heterogenen Reihe.
      Die Reihen wurden nur einmal gezeigt. Naeh l0 Minuten Zwischen-
zeit, die durch Gespr~che mit den Vpn. ausgeffillt war, wurde nach
dem Trefferverfahren gepriift.
      Der Versuch wurde mit zwei Schulklassen (insgesamt 42 Primanern und
Primanerinnen) durchgefiihrt. Das gab zwei Gruppen yon Vpn., fiir welche die
kritischen Padre der beiden Reihen gegeneinander ausgetauseht wurden. Dar-
bietung und Priifung der heterogenen Reihe erfolgte in beiden Gruppen zuerst,
eine Woche friiher als der Versuch mit der anderen Reihe (vgl. dazu oben S. 322).
   Tab. 11 ~al3t die Ergebnisse z u s a m m e n :

                                               Tabelle     II.
                                                                    Trefferzahlen ffir Silbe und
                                     Trefferzahlen ffir Silbe und
                                           Zahl im I-Fall               Zahl in durchweg
                                                                        heterogener Reihe

      Silbe . . . . .                   29 yon 42: 69%                 18 yon 42: 43%
      Zahl . . . . . .                  38 ,, 42: 90%                  29  ,, 42: 69%
      Z u s a m m e n    .   .   .       67 yon 8~: 80%              47 yon 84: 36%
                                     (Durchschn. Trefferzahl (Durchschn. Trefferzahl
                                     f. d. ,,sinnvollen" Zeich- f. d. t~brigen Paare 65%)
                                            nungen 13%)

    Sowohl ftir die Silbe wie fiir die Zahl liegen die Trefferziffern im
I-Fall, wo die kritischen Paare je einmal in der Reihe auftreten,
betr~Lehtlich hSher als in der ganz heterogenen Reihe, in der sie
ebenfalls nur einmal vorkommen. D a m i t ist das Ergebnis, welches
zuvor in Versuchen mit Prtifung der beha]tenen Glieder gefunden
wurde, auch bei Priifung nach dem Trefferverfahren best~tigt: Die
untersuehte Wirkung h~ngt wesentlich von den Bereichsbildungen in
den Reihen ab ; sie wird nieht einfaeh yon den ~hnlichkeiten bestimmt,
die zwischen den kritischen und den fibrigen P a a r e n der tleihen bestehen.
326                                 H. yon Restorff:

      Bemerkungen zu dem letzten Versuch:
      l. Es ist durchaus m6glich, dab Vergleich von ganz reinen I-Fallen mit mate-
rialgleichen Fallen der heterogenen Konstellaflion einen noch gr6Beren Unterschied
ergeben hatte. W e n n dieser Vergleich jedoch ffir 2 Materialarten durchgefiihrt
werden sollte, so waren dazu 3 zeitlich getrennte Versuche m i t 3 Reihen efforder-
lich gewesen. Beanspruchung derselben Schulklassen in 3 zeitlich getrennten Ver-
suchsreihen war aber nicht gut mSglich.
      2. Das Ergebnis dieses Versuches k a n n nicht etwa auf den Unterschied der
Verwandtschaften zurfickgefiihrt werden, die in den beiden Reihen zwischen den
kritischen u n d den iibrigen P a a r e n bestanden. Die heterogene Reihe war wieder
so beschaffen wie in den beiden vorausgehenden Versuchen dieses Abschnitfies.
Neben Silben- u n d Zahlenpaar enthielt sie ein P a a r Bilder, w i e sie auch i m
homogenen Bereich der anderen Reihe vorkamen, u n d auBerdem yon Silbe u n d
Zahl mindestens so verschiedene Gebilde (vgl. die Aufzahlung S. 319). W e n n
es in einer der beiden Reihen fiberhaupt starkere Unterschiede zwischen den
kritischen u n d den iibrigen P a a r e n gab, d a n n war es sicherlich in der heterogenen
Reihe der Fall. Diese aber hat, infolge ihres gleichm~fligen Verschiedenheits-
verlaufes, trotzdem ,,quasihomogen" gewirkt, d. h. die niedrigeren Reproduktions-
ziffern ergeben.
      3. Man k a n n den Ausfall des Versuches aber auch nicht darauf zuriickffihren,
dal~ die Reihe m i t den vielen sinnvollen Bildern a n sich leichter einzupragen u n d
zu behalten gewesen ware als die heterogene, u n d deshalb der Vp. flit Silbe u n d
Zahl gewissermaBen mehr Energie gelassen habe. Denn es ist gerade das Gegen-
teil der Fall. Weft die sinnvollen Zeichnungen oder Bilder in echter t t - K o n -
stellafiion auftreten, sind sie schwerer einzupragen, zu behalten u n d korrekfl zu
reproduzieren als die u n t e r sich materialverschiedenen Paare, die in der heterogenen
Reihe neben Silbe u n d Zahl stehen. J e n e h a b e n n~mlich im Durchschnitt n u r
13% Treffer ergeben, diese 65% 1. - - Die geringe Trefferzahl ffir die sinnvollen
Bilder in homogenem Bereich laBt noch einmal besonders eindringlich erkennen,
wie wenig die einzelne Materialart als solche im Vergleich m i t dem R e i h e n b a u
bedeuflet. Solche Bflder wfirde m a n gewiB ffir leicht einpragbar halten, u n d doch
gibt sogar die sinnlose Silbe, in der gleichen Reihe isolierfi auftretend, fiber 5real
soviel Treffer (69%). Andererseits entfielen auch auf ein Bilderpaar gleicher
Art, das in die durchweg heterogene Reihe aufgenommen war (statt 13 %) 60%
Treffer, eflwa dem Durchschnitt ffir alle Glieder dieser Reihe entsprechend. I n
Isolierung h a t t e ein solches P a a r sinnvoller Bilder vermutlich nut Treffer ge-
geben, so dab das Ergebnis ffir den I-Fall 100%, ffir den heterogenen 60% u n d
ffir den homogenen 13% Treffer gewesen ware. Das ist noch einmal die theo-
retisch zu erwartende Reihenfolge.
    , 4. Auch in diesem Versuch k a n n es sich k a u m u m eine Wirkung der Reihen.
au//assung allein handeln. Denn die heterogene Reihe, in we]cher Silben und
Zahlen keine Sonderrolle spie]en, ist zuerst eingepragt u n d geprfift. Es folgt die
andere Reihe, in der sich eine Sonderstellung yon Silbe u n d Zahl (wegen ihres
l%eihenplatzes zu Anfang) erst ausbilden kaml, nachdem sie schon dargeboten
waren; u n d die Reihe wird n u r einmal vorgeffihrt. So dtirffe es sich bei Aussonde-
rung yon Silbe u n d Zahl in der Hauptsache u m einen Vorgang schon im Spuren-
feld handeln.
      5. Auch fiir Prtifung nach der Treffermethode ist es je~zt unm6glich geworden,
die Ergebnisse, a n s t a t t durch Wirkung der Bereichsbildung, durch Verwechslungen
     1 Dieser Weft (65%) zeig~ fibrigens wieder, dab Si]be u n d Zahl in der
heterogenen Reihe wirklich kelne Sonderstellung einnehmen; denn der Durch-
schnitfswert fiir Silbe u n d Zahl in dieser Reihe ]iegt fast ebenso hoch (56%).
Uber die Wirkung yon Bereichsbildungen im Spurenfeld.               327

und Kontaminationen zu deuten. Denn die Wirkung gleichm/~BigenRcihenverlaufes
macht sich auch in der heterogenen l~cihc (im Vcrgleich mit den I-F/illen) deutlich
geltend, d. h. unter Umst~nden, wo Verwechslungen und Kont~minationen nicht
ernstlich in Frage kommcn (vgl. oben S. 322).
    Wenn es zutrifft, dab der EinfluB des l~eihenbaues auf Einpr/~gung
und Behalten nicht unmittelbar yon den ~hnliehkeiten (oder Versehieden-
heiten) der einzelnen Reihenglieder ausgeht, sondern auf den jeweiligen
Bereiehsbildungen beruht, dann ist zu folgern, dab alle so]che Bereiehs-
bildungen dieselben Wirkungen haben, ob sie nun ihrerseits auf dem
:~hnlichkeitsverlauf in der Reihe oder auf anderen Faktoren beruhen.
I n der TaG versteht es sich fast yon selbst, dab Isolierung auger durch
einen Sprung im )~hnlichkeitsverlauf z. B. auch durch geeignete raum-
zeitliche Verlaufsmomente erzielt werden kann (vgl. u. S. 328). Von
vornherein ist es ja auch nicht einerlei, wo die einzelnen Glieder etwa
einer homogenen Reihe r/~umlich und zeitlich in dieser Reihe stehen.
Die alte Erfahrung, dab Anfangs- und Endglieder yon homogene~
Reihen der tiblichen Art fiir Lernen und Behalten bessergestellt sind
als ,Binnenglieder", wird leicht verst/~ndlieh dadurch, dab jene, naeh
der einen Seite ganz frei, als gewissermaBen ,,etwas isolierter" betraehtet
werden diirfen.
     Ganz ungekl/s bleibt bisher, auf welehe Art die Glieder (oder Paare)
von Reihen dureh ihre Aufnahme in gleichm/s           feste Bereiche gesch/~digt
werden. Aus der Psychologie der Wahrnehmung wissen wit wohl, dab dort
unter vergleichbaren Umst/~nden Anderungen yon Gebilden erfolgen, wenn
diese zu Teilen yon grSGeren Bereiehen werden. Aber wir sind gewohnt,
diese _Anderungen, sog. ,,TKusehungen", m/~Gig zu finden, solange die
Bereichsbildung die Diskretheit der Teile nieht aufhebt. Die Reihen-
glieder in unseren Versuehen aber bleiben, w/~hrend sic vorgeffihr~,
also wahrgenommen werden, jedenfalls diskret. Die Annahme, dab die
in unseren Versuchen auftretenden betr/~ehtlichen Sch/~digungen yon der
gleichen Art seien wie die erws              umbildenden Bereichswirkungen
in der Wahrnehmung, 1/s sieh also nur unter der Voraussetzung halten,
daft solche Umbildungen nachtriiglich, im Spuren/eId (oder doch bei
der Ausbildung der Spuren), viel welter gehen k6nnen aIs in Wahr-
nehmungs/eldern. Wenn wir dies Problem 16sen wollen, werden wir
weniger fragen mtissen: Wieviel richtige Reproduktionen sind unter
bestimmten Bedingungen auf Grund einer Anzahl gegebener Spuren
m6glich ? als vielmehr: In weleher Art sind diejenigen Spuren ver-
/~ndert, die nich$ mehr richtige Reproduktionen ergeben ? 1
   Ubrigens w~re es durchaus nicht zu rechtfertigen, wenn aus den
mitgeteilten Versuehen geschlossen wtirde, dab unter allen Umst~nden
Aufnahme eines Gebildes in einen Gesamtbereieh Sch/~digungen wie

    1 Das ist die Fragcstellung yon Ko]]ha und Wul/. Psycho]. Forsch. 1, 1922.
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  • 1. (Aus dem Psychologischen Institut der Universitat Berlin.) Analyse yon Vorgiingen im Spurenfeld. Von Wolfgang KShler und Hedwig yon Restor[f. I. t~ber die Wirkung yon Bereiehsbildungen im Spurenfeld. Von tledwig von Restorer. Mit 2 Text~bbildungen. Alle hier mitzuteilenden Untersuchungen sind zuletzt auf das Pro- blem der Reproduktion gerichtet, aber nur ihr zweiter Tell betrifft dieses Problem unmittelbar. Die Untersuchungen dieses ersten Teiles wurden nachtri~glich unternommen, a m die sogenannte riickwh'kende H e m m u n g und verwandte Erscheinungen gegen ~ul]erlich ~hnliche Sach- verhalte abzugrenzen, y o n denen der zweite Teil handelt. Der Begriff der rfickwirkenden H e m m u n g gehSrt zu einem bestimmten System yon s S o k o m m t e s , dal~in denVersuchen des ersten Tefles ,,]~eihen" eingepr~gt und dann an ihnen Priifungen vorge- nommen werden muBten, wie vor 20 oder 30 Jahren. Dieses Verfahren ist aus der Mode gekommen. Jeder hat heute das Geffihl, dab da Lernen, Behalten, Vergessen, Reproduzieren, Wieder- erkennen in sehr speziellen und sonderbaren Situationen untersucht werden, und dab die Ergebnisse deshalb nur yon begrenztem Wert fiir die allgemeine Psychologie sein kSnnen. Zweifellos haben diese Methoden die Kritik Poppelreuters und anderer wirldich verdient. Die Bedeutung der Untersuchungen yon Poppelreuter 1, Kiihn2 und Lewin 3 haben wir auch keineswegs verkannt 4. Abet wenigstens so lange hat die s Methodik noch nicht alle Dienste geleistet, die sie uns leisten mii~te, als nicht voile Klarheit geschaffen ist fiber die N a t u r ihrer Ein- seitigkeit und die Sonderbeschaffenheit der betreffenden Situationen. 1 Z. Psychol. 61 (1912). 2 Z. Psychol. 68 (1914). 3 Psychol. Forsch. ! u. 2 (1922). 4 Soeben ist noch die Kritik Bartletts hinzugekommen (Remembering, Cambridge 1932).
  • 2. 300 H. yon Restorff: Dieses Ziel ist in jener Kritik noch nicht ganz erreicht. - - Es genfigt auch nicht, wenn etwa tadelnd gesagt wird, das Einpr/~gen yon l~eihen indifferenter Glieder sei ~iir die Versuchspersonen sinnloses Tun. Sie unterziehen sich im allgemeinen solehen Aufgaben, solange sie iiber- zeugt sind, dag darius fiir die psychologische Erkenntnis irgendein Gewinn entspringen wird, ~ueh wenn sie den eben nicht selbst sehen k6nnen und d/irfen. So wird ihr Tun doch in grSBerem Zusammenh~ng etwas sinnvoIIer. Und wit wollen uns j~ nieht t/~usehen: Millionen yon Menschen stehen Tag ffir Tag in prgktisehen Arbeitssituationen, die k~um viel direkter sinnvoll ftir sie sin& Man ~ r d also der klassischen Ged/~ehtnispsychologie k~um den Vorwurf allzu grol]er Lebensferne machen k6nnen, nur weft sie ihre Vpn. ebenf~lls in sinnarme Situutionen bringt. - - Uberdies ~ber verkennt der Vorwurf in seiner allgemeinen F o r m einen wesentlichen U m s t a n d : Alles psyehologische Experimen- tieren wird gelegentlich, u m Kl~rhei~ zu sch~ffen, in bestimmter Hin- sicht extreme Saehlagen herstellen und dadureh yon den gew6hnlichen Lebensbedingungen ~bweichende Herggnge herbeifiihren. Nur so k6nnen oft die wissenschaftliehen Entseheidungen erzielt werden. Indessen ist es ein bedeutender Untersehied, ob m a n einmal extreme und sonst k a u m vorkommende Bedingungen p]anm/igig ansetzt oder ob alles Experimentieren ~uf einem Gebiet unvermerkt zu einem Ope- rieren in Extremlage wird. Das letztere ist in der klassischen Geds psyehologie geschehen, und hiervon hgndelt der erste Teil dieser Unter- suehungen. I n ihm wird deutlich, dal3 die klassisehe Methodik das Gewinnen und Festhalten von Lernwirkungen fortw~hrend dem Ein- flug yon intensiven Gegenkrgften aussetzt, und dag vor allem dieser Saehvertmlt den Vorgang zu einer Plage ftir die beteiligten Mensehen maehen nluB. Wiehtiger freilieh als solehe Methodenkritik sind dann die Saeh- fragen naeh der N a t u r jener Gegenkr/ffte, naeh ihrem Verh/~ltnis zum Begriff der r/iekwirkenden H e m m u n g und naeh ihrem Zusammenhang mit dem Gestaltproblem geworden. Weml m a n eine Reihe vonl Typus ties nebenstehenden Beispiels mehrmals aufmerksam durchsieht und sich die 8 Paare einzupr/tgen versueht, so scheint, dem subjektiven Eindruck naeh, diese Absicht besser erreicht zu werden fiir die Paare, deren Materialart, nur einmal vorkommt, als fiir die sinnlosen Silben, yon denen die Reihe 4 Paare enth~lt. Es fragt sieh, ob der subjektive Eindruck in objektiver Priifung best/~tigt wird, und - - wenn es der Fall ist - - ob die sinnlosen Silben ger~de wegen ihrer Hdiu/ung in einer solchen Reihe so viel sehlechter gestellt sind, oder wegen ihrer Beschaffenheit an und /iir 8ich.
  • 3. Uber die Wirkung yon Bereichsbildungen im Spurenfeld. 301 W e g e n der zweiten F r a g e w i r d die Prfifung zweckmi~fiig sogleich in d e r F o r m ausgefiihrt, dai] m a n seinen Vpn. n i c h t n u r eine l%eihe, s o n d e r n n a e h e i n a n d e r i m g a n z e n 5 (unter v e r g l e i c h b a r e n Umsti~nden u n d in h i n r e i e h e n d e n Z e i t a b s t / i n d e n der Einzelreihen) zur E i n p r s vorfiihrt, y o n R e i h e zu 1%eihe uber die Beispiel: iY[aterialart wechselt, die jeweils in 4 P a a r e n (also ge- laf - - rig h~uft) a u f t r i t t . E s h a n d e l t sich u m 5 M a t e r i a l a r t e n ; I d e s h a l b ist n a c h 5 g e i h a n d e r Z y k l u s v o l l e n d e t , u n d ~ I I n u n j a d e M a t e r i a l a r t in 4 R e i h e n je als E i n z e l p a a r (isoliert), auI]erdem einmal zu 4 1)aaren in einer l%eiha dok - - par (geh/tuft) v o r g e k o m m e n . P r i i f t m a n also n a c h d e m 89 - - 46 Trefferverfahren, so sind die rein s t a t i s t i s c h e n Chancen ['~ [griinll fiir Treffer j e d e r M a t e r i a l a r t bei d e n isoliart gestellten z~il - - dap P a a r e n (I) i m g a n z e n ebenso groB wia bei den in H/~u- S -- B l u n g (H) gegebenen. - - Die erforderliehe G e s a m t z a h l tSg - - fem y o n Einzelergebnissen w i r d bei solchen V e r s u c h e n a m b e s t e n d a d u r e h erreieht, d a b y o n v o r n h e r e i n die TrefferzaMen einer Gruppe v o n V p n . b e s t i m m t u n d z u s a m m e n g e r e e h n e t werden. Die folgenden Z a h l e n sind das E r g a b n i s einer e r s t e n solehen Prii- fungsserie y o n 5 Versuchsreihen, a n weleher 4 Vpn. zugleich t e i l n a h m e n (Gruppenversueh). Die Instruktion bereitet auf sp~tere Trefferpriifung vor. Die wie im Beispiel angeordneten Paare werden sukzessiv und je ffir 2 Sekunden den Vpn. sichtbar gemacht. Nachdem eine Reihe 3mal vorgeffihrt ist, unterh/~lt sich der Versuchs- leiter 6 Minuten ]ang mit den Vpn. und nimmt dann die Trefferpriifung vor, wobei jede Vp. selbst fiir sich protokolliert. - - 25 Minuten sp/~ter beginnt die Einpr/~gung der niichsten 1%eihe usf. So nimmt der Gesamtverlauf bis zur Priifung der 5. Reihe kaum 21/~ Stunden in Anspruch. - - Als Treffer werden auBer den vollkommen korrekten Reproduktionen fiberall gleichmaBig auch diejenigen ge- rechnet, die nur eine ganz leichte Ver/inderung gegeniiber dem Original aufweisen (wie etwa bei der Reihensilbe ,,kiip" die Angaben ,,k6p" und ,,kiib"). T a b e l l e 1. Trefferzahlenitir I ] Silben Figuren I Zahlcn ] ]r I F.arben Zusammen in Proz. 7 9 5 10 4 14 9 14 10 63 44% 79% Obwohl as sich u m geringe G e s a m t z a h l e n h a n d e l t - - die hSchste Trefferzahl, welche die 4 Vpn. z u s a m m e n fiir je ein M a t e r i a l in d a r H- oder der I - K o n s t e l l a t i o n erreiehen k o n n t e n , ist 16 - - ist d a s E r g e b n i s bereits deutlich. I n der I - K o n s t e l l a t i o n liegt, u n d zwar bei j e d a r M a t e r i a l a r t fiir sich, die Trefferzahl hSher als in der zugehSrigan 1 Es handelte sich um kleine farbige Rechtecke.
  • 4. 302 H. von R.estorff: H - K o n s t e l l a t i o n . t l e c h n c t m a n alle H- und alle L T r e f f e r z u s a m m e n , so zeigt sich, da[3 die H - P a a r e wenig fiber 4 0 % , die I - P a a r e d a g e g e n fast 80 % Troffer ergeben haben. E s scheint d a m i t festgestellt, dal~ in solchen R e i h e n eine geh/iuft a u f t r e t e n d e Mat.erialart sieh aul~erordent.lich viol s e h l e e h t e r einprSgen oder b e h a l t e n 1/~gt (odor beides zugleieh) als ein Material, das isolier~ zwisehen anders beschaffenem steht.. E i n e Sieherung dieses Ergebnisses ist in m e h r f a c h e r H i n s i c h t cr- forderlieh{ I n n e r h a l b einer 3'Iaterialart k a n n es U n t e r s e h i e d e geben, die hier zufitllig die I-F/ille begfinstigt oder (lie H-Fitlle sehleehter gestellt haben. Es w e r d e n also K o n t r o l l v e r s u c h e nStig, bei d e n e n d e r ent- s p r e c h e n d e M a t e r i a l a u s t a u s e h v o r g e n o m m e n ist. - - Einfltisse y o n der A r t d e r E r m t i d u n g , a b e t a u e h d e r ~Jbung sind zu ber/icksiehtigen und zu eliminieren d a d u r e h , d a b die Reihenfolge u m g e k e h r t wird, in der die I-I/~ufung R e i h e naeh R e i h e die einzelnen M a t e r i a l a r t e n trifft. - - Die n a h e zeitliche F o l g e m a e h t EinfluB einer R e i h e auf a n d e r e denk- bar, welcher in einer weiteren Serie d u t c h V c r t e i l u n g der Versuehs- reihen auf v e r s e h i e d e n e Tage ausgesehaltet, wird u. dgl. m. - - Aus solehen G r i i n d e n w u r d e n n a e h d e r e r s t e n Serie y o n z u s a m m e n g e h 6 r i g e n Ver- s u e h s r e i h e n noeh 4 weitere solche Serien aus R e i h e n des gleichen T y i m s d u r e h g e f i i h r t , j e d e Serie w i e d e r m i t einer n e u e n G r u p p e y o n Vpn., so (lag, die erste Serie eingereehnelb, schliel31ieh 5 Serien m i t im g,~nzcn 22 Vpn. vorlagen. Tab. 2 zeigt das E r g e b n i s dieser 5 Serien: T a b e l l e 2. Treffcrzahlon flit ZllSg~lnlllCrl I l l 1)roz, Anzahl Serie Vpn. S i l ~ _ ]~arben_ - - - - II I II I II I 4 I 7 9 5 10 4 14 9 14 10 16 35 63 44% 79% 4 II 8 10 6 14 2 5 11 13 10 13 37 55 46% (V)% ,5 III 10 20 10 18 9 18 16 19 16 20 61 95 61% 95% 5 IV 7 14 5 12 4 10 1]> 9 6 18 33 63 33% 63% 4 V 4 8 3 11 4 8 5 10 7 15 23 52 28% 65% 22 I - - V [ 36 61 i29 65 123 55 52 65 I49 82 is9 32s 43% 75% I - - V in Proz. 69%133% 74% ~G Die Zahl der m6gliehen F'alle je liir H- und I-Konstellation einer gcrie ergibt sich als Produkt tier Anzahl dcr Vpn. und 20 (4 ~Iaterial~rten, 5 ICeihen). Infolgedessen ist z.B. die Anzahl der ini g~nzen m6gliehen Fs jeder Art 440; davon haben 189 H- und 328 I-F/ille Troffer ergeben. D ~ n a c h s t i m m t d a s G e s a m t e r g e b n i s j e d e r sp/iteren Serie mi~ d e m d e r e r s t e n d e r R i c h t u n g nach v o l l k o m m e n fiberein. U n t e r d e n 25 ein- zelnen F/illen, in d e n e n d e r H - u n d der I - W e f t der 5 MateriaI~rtcn i m g a n z e n zu vergleichen ist, h a b e n n u r einmal die H-Troffer einen e t w a s h 6 h e r e n W e r t erreiehb als die I-Treffer des g]eichen ~ a t e r i a l s .
  • 5. ~ber die Wirkung von Bereiehsbitdungen im Spurenfeld. 303 Das ist im R e s u l t a t ftir B u c h s t a b e n in der Serie IV der Fall, u n d es leuehtet ein, daft B u c h s t a b e n , v o n d e n e n es n u r eine so begrenzte Zahl gibt, ein ungeeignetes Material ffir solche Serien y o n R e i h e n darstellen, bei welchem S t S r u n g e n sogar in grSfterer Zahl h/~tten e r w a r t e t werden k S n n e n . Selbst die F a r b e n aber, ob sie n u n mehr visuell oder in der F o r m ihrer ,Namen eingepr~gt wurden, h a b e n in jeder Serie m e h r I- als H-Treffer ergeben. D a n a c h m u f t t e n sich die Vpn. der klassischen Ged/~chtnisunter- s u c h u n g e n so arg mfihen, n i c h t nur, weil sie sich gerade sinnlose Silben einpr~tgen u n d sie assoziieren sollten, s o n d e r n vor allem auch, weil es sich i n der Regel u m R e i h e n aus lauter sinnlosen Silben handelte, u m eine H/~ufung also, die noch betr/ichtlich fiber die des eben v e r w e n d e t e n R e i h e n t y p u s hinausging. Die erste Serie ist schon besprochen. Die zweite unterscheidet sich (abgesehen yon der Einftihrung episkopischer Projektion bei Vorfiihrung und Trefferprtifung) yon der ersten nur dadurch, dal3 in jener die bisherigen I-Paare jeder MateriMart H-Paare werden und umgekehrt. - - In der dritten Serie kommt auf einen Ver- suehstag jedesmal nur eine Versuchsreihe. Da dies zu einem merkliehen An- waehsen der Trefferzahlen sowohl fiir die I- wie fiir die H-F/ille ffihrt, ist bei den Serien mit dichterer Reihenfolge stSrende Einwirkung einer Reihe aug die anderen ~nzunehmen, die in der Serie III fortfitllt oder stark herabgesetzt ist. Es wird sieh weiterhin zeigen, daft damit kein Einwand gegen das Verfahren in Serie I, II und IV, sondern nur eine Best~tigung des gleiehen Wirkungsprinzips gegeben ist. - - Serie IV weieht yon Serie I, II und III dadurch ab, dal~ jede Reihe, in episkopischer Projektion, als ganze dargeboten wird, und die Vpn. sie nach dem Takt eines Metronoms durehgehen. - - In Serie V ist die Darbietungszeit fiir jedes Paar auf 11/~ Sekunden herabgesetzt, zugleich die Zwisehenzeit zwisehen Darbiet-ung und Priifung aug 25 Minuten erh6ht, die mit einem Scheinversueh aus der Wahr- nehmungspsychologie ausgef/illt werden. Der Abstand der Einzelreihen ist in V, wie in Serie III, stark vergrSf~ert. - - Die Zahl der Darbietungen betr/igt in einigen der Serien durchweg 2, in anderen 3. Das Material der H- und I-Paare ist in Serie I I I dasselbe wie in Serie I, in IV und V sind die LPaare H-Paare geworden und um- gekehrt, ebenso wie sehon in II. Alle diese 3'[odifikationen der Versuchsumst~nde haben, wie die Tabelle zeigt, den Gegensatz von H- und I-Konstellationen nieht wesentlieh tangieren kSnnen. Die Zuverl/~ssigkeit des Ergebnisses u n d seine U n a b h / i n g i g k e i t y o n der Beschaffenheit, der sog. E i n p r / i g b a r k e i t u. dgl. der versehiedenen Materialarten, k o m m t besonders deutlieh zum Ausdruck, w e n n m a n die Trefferzahlen der I- u n d der H - K o n s t e l l a t i o n n i c h t jeweils fiir die gleiche MateriMart, also aus verschiedenen R e i h e n einer Serie, s o n d e r n ]e in einer Reihe, d. i. ohne Rticksieht auf die MateriMart, m i t e i n a n d e r vergleicht. Es ist gar n i c h t selbstverst~tndlich, sondern setzt eine sehr erhebliche B e d e u t u n g des bier u n t e r s u e h t e n Faktors, verglichen m i t der Rolle der Materialunterschiede, voraus, w e n n auch bei dieser Ver- gleichsart i n der Regel dasselbe Ergebnis g e f u n d e n wird. E i n e der R e i h e n enthii,lt z. B. 4 B u e h s t a b e n - u n d 4: Einzelpaare je der a n d e r e n Psychologische Forschung. Bd. 18. 20
  • 6. 304 H. yon Restorff: Materialar~en. Es sell sich jetzt zeigen, ob innerhalb dieser l%eihe (und so in den iibrigen) die Treffer der gerade in I-Konstellation ge- gebenen 4 Ma~erialarten zahlreicher sind als die des in H~ufung ge- gebenen Materials. Tab. 3 zeigt das Ergebnis: Tabelle 3. Trefferzahlen in Reihen mit H~ufung yon Zllsammell in Ih'oz. Anzahl Serie HSilbenI [ FigurenH ] KZahlenI BuchstabenH Farben I I Vpn. tt I 4 I 7 16 5 15 4 15 9 11 10~ 6 35 63 44% 79% 4 II 8 11 6 9 2 11 11~11 10 13 37 55 46% 69% 5 I I I ~10 20 10 20 9 20 !16 18 16 17 61 95 61% 95% 5 IV 7 8 5 11 4 13 11 13 6 18 33 63 33% 63% 4 V 4 12 3 8 4 14 5 9 7 9 23 52 28% 65% :]2 I - - V 136 67 29 63 23 73 52 62 49 63 [89 328 43% 75% I--V in Proz. Der Gegensatz der beiden Konstellationen m a c h t sieh also gegen die Materialverschiedenheiten so stark geltend, dal~ u n t e r 25 Vergleiehs- fiillen (25 Versuehsreihen) nur 2 nicht das ~ b e r g e w i e h t des I-Falles gegeniiber dem H-Fall aufweisen, namlich in der Serie I die Reihe mit Farbenhitufung, die die umgekehrte Ungleichheit ergeben hat, u n d in Serie I I die Reihe mit Buchstabenh~tufung, we die H- und I-Treffer gleich hi~ufig sind. W e n n m a n bedenkt, wie klein, absolut genommen, die Zahlen u n d die Trefferm6glichkeiten in den Einzelreihen sind, spricht dieses Resultat fiir grSl3te Sicherheit der festgestellten Haufungs- wirkung. Es sell keineswegs behauptet werden, dab die h~ateria]art ohne jeden Ein- flul3 auf die Trefferzahl ist; ein solcher Einflu~, der freilich nach der letzten Tabelle als sekund~r beurteilt werden muB, wird vie]mehr gewi8 in den Einzelergebnissen merkbar, Die Trefferzahl iiberhaup~ ist z. B. ftir die Farbpaare betr~ichtHch hSher als fiir die Figurenpaare (vgl. Tab. 2, letzte Horizontalspalte). ~brigens scheint auch der ~bergang yon der I-Konstellation zur tt-Konstellation manche Material- arten stgrker zu treffen als andere, etw~ die Zahlen noch stiirker als die Silben. I n einer weiteren Serie V I wurde das Prinzip der Serien I - - V in verschiirfter F o r m angewendet. Gegen die Verwendung y o n Buch- staben- und F a r b e n p a a r e n lassen sich ohnehin Bedenken vorbringen. Deshalb sind in den (3) Reihen der Serie V I diese Paare fortgelassen, indem zugleieh ffir die fibrigbleibenden Materialarten (Silben, Figuren, Zahlen) der Gegensatz yon H~ufung u n d Isolierung gesteigert wird. Jede Reihe enthi~lt jetzt eine Materialart in 6, die beiden anderen in je einem I)aar, - - diese anderen y o n Reihe zu Reihe an verschiedenen Stellen zwischen die 6 unter sich materialgleichen Paare eingeschoben.
  • 7. l~ber die Wirkung von Bereiehsbildungen im Spurenfeld. 305 Die Darbietungszeit ffir jedes Paar ist 11/2 Sekunden, die Wiederholungszahl 3; die einzelnen lleihen liegen mn Tage voneinander getrennt. Jede Einzelkonstella- t.ion wird im Verlauf der Gesamtserie in 2 versehiedenen l~eihen gegeben, yon denen die eine naeh 6, die andere naeh 40 5Iinuten gepriift wird; jedoch sind die Ergebnisse fiir diese beiden Zeitinter~alte in der folgenden Tabetle nieht, gesondert (vgl. unten). 12 Vpn. nahmen ~n Serie VI teil. Die Trefferzahlen dieses Versuehes sind in Tab. 4~ z u s a m m e n g e s t e l l t . D a b e i w a r zu berficksiehtigen, daft, der K o n s t r u k t i o n der j e t z t ver- w e n d e t e n I~eihen wegen, diesmal die Trefferm6gliehkeiten ffir die H - P a a r e 3 r e a l so grog sind wie fiir die I - P a a r e 1 u n d d a g d e s h a l b die wirklichen Trefferzahlen d e r H - K o n s t e l l a t i o n e n d u r e h 3 d i v i d i e r t w e r d e n mfissen, d a m i t sie m i t denen d e r I - K o n s t e l l a t i o n e n vergleich- b a r werden. T a b e l l e 4. Trcfferzahlen fiir Ztlgalllnlen Silben Figuren Zahlen tI I It I II I I[ I 13 41 8,7 43 15 41 36,7 125 27% 85% 18% 90% 31% 85% 25% 87% W e n n die I n t e r p r e t a t i o n der Serien I b i s V zutreffend und die d o r t festgestellte W i r k u n g der H/iufung gleichen Materials i i b e r h a u p t noeh zu steigern war, d a n n muftte in dieser Serie der U n t e r s c h i e d der E r - gebnisse ffir H- u n d I - K o n s t e l l a t i o n noch m ~ r k a n t e r ausfallen. D a s is% wie ein Vergleieh y o n Tab. 2 und 4 zeigt, in der T a t gesehehen, u n d zwar deutlieh aueh ffir jede einzelne der 3 M a t e r i a l a r t e n , die in I - - V w i e j e t z t in V I v o r k o m m e n . F t i r alle 3 z u s a m m e n sind die Treffer- p r o z e n t e d e r H - K o n s t e l l a t i o n j e t z t 25 u n d die der I - K o n s t e l l a t i o n 87. Die I - F ~ l l e sind also jetzt, tiber d r e i m a l besser gestellt als die H-F~lle. Es ist d a n a e h y o n v o r n h e r e i n zu erwarten, d a b das lDbergewiehg der einen K o n s t e l l a t i o n fiber die a n d e r e w i e d e r u m aueh d a n n b e s t e h e n bleibt, wenn nieht die H- u n d die I-F~lle gleiehen Materials (und ver- sehiedener Reihen) wie eben, sondern, ohne E e r i i e k s i e h t i g u n g der 3Iaterialuntersehiede, die H- u n d die I-Fiille derselben R e i h e n ver- gliehen werden. Die Bereehnung ergibt (wieder bei R e d u k t i o n der H - W e r t e auf s t a t i s t i s e h e V e r g l e i e h b a r k e i t ) : 1 Im ganzen: H: In 3 Reihen jedesmal 6 Paare, naeheinander von 3 Materialarten, bei 12 Vpn., die in einer Reihe nach 6, in einer gleichartigen naeh 40 Minuten gepriifi~ werden (vgl. oben). I: In 3 Reihen jedesmal 2 Paare, alles iibrige wie bei H. Das gibt alles in allem : 432 Einzelf~lle in H-Konstellation, 144 in I-Konstellation. 20*
  • 8. 306 H. yon Restorff- T a b e l l e 5. T r c f f c r z a h l e n in R e i h e n m i g I t ~ u f u n g y o n Zusammen Silbcn Figuren Zahlen 1~I I H I H I H I 13 45 8,7 42 ] 15 38 ] 36,7 125 27% 94% 18%87%31%79%25%87% Einerlei also, welche der 3 M a t e r i a l a r t e n gerade in einer Reihe geh~uft a u f t r i t t , ihre Trefferzahl ist jedesm~l klein, verglichen m i t der der beiden a n d e r e n n u r e i n m a l gegebenen Materialarten. Es bestand die Absicht, in Serie VI aul]er der Wirkung gesteigerter H~ufung noch einen anderen Einflul~ nachzuweisen. Man mull sich j~ fragen, ob die Haufung wesentlich zur Zeit der sog. Einpragung stSrend wirkt, oder ob sie auch, und viel- leicht sogar vor ahem, nachtr~glich das Ergebnis der Einpr~tgung sch~digt. Wenn also der Lernvorgang abgeschlossen ist und nur noch die ,,Spur" einer Reihe vor- handen ist, wirken dann in ihr ahnliche, auf der Haufung beruhende Krafte st~rend welter, wie sie woh| sicherlich such schon das Lernen behindern ? Um diese Frage zu entscheiden, wurden yon allen Reihenarten der Serie VI 2 Reihen eingepr~gt und dann die eine nach 6, die andere nach 40 Minuten geprfift. Zwischen diesen beiden Konstellationen aber ergab sich keinerlei Unterschied; die grSl3ere Zwisehen- zeit senkte nicht einmal die Trefferzahlen fiberhaupt. Die Frage mul3 bei anders gews Zeitintervallen noch einmal geprfift werden 1. - - Es genfigt ffir unseren Zusammenhang, dal~ eine solehe nachtr~gliche StSrungswirkung, eine H~ufungs- wirkung also im ,,Spurenfeld", aus anders angelegten Versuchen des 2. Abschnittes gefolgert werden kann (vgl. unten S. 322). In den Tab. 4 und 5 sind die Ergeb- nisse ffir beide Zeitintervalle einfach zusammengezogen. Der H ~ u f u n g s g r a d , der i n Serie V I erreicht ist, k o m m t d e m j e n i g e n nahe, der i n d e n d u r c h a u s , , h o m o g e n e n " Silbenreihen ~lterer U n t e r - s u e h u n g e n fiblich war. U n t e r diesen B e d i n g u n g e n h a t sich n u n eine so kr~ftige StSrung d u r e h H ~ u f u n g gleiehartigen Materials ergeben. Das ist v o n einiger B e d e u t u n g ffir unsere B e u r t e i l u n g j e n e r ~lteren Versuche u n d ffihrt d a m i t auf eine frfiher gemachte B e m e r k u n g zurfick. M a n k S n n t e a n n e h m e n u n d h a t wirklich die V e r m u t u n g ausgesprochen, dal3 die Aufgabe der Vpn. i n solchen Versuchen wesentlieh d a r i n be- stehe, gegenein~nder so indifferente t%eihenglieder wie die Silben ge- wissermal3en kfinstlich in Z u s a m m e n h a n g m i t e i n a n d e r zu bringen. Nach d e m eben m i t g e t e i l t e n B e f u n d m a n g e l t es a n , , Z u s a m m e n h a n g " u n t e r l a u t e r Silben (oder l a u t e r F i g u r e n , Z a h l e n usw.) gewil3 nieht, u n d die t Ein weiterer Versuch ganz ~hnlicher Art, bei dem die beiden Zeitintervalle zwischen Darbietung und Prfifung 15 und 55 Minuten betrugen, hat ebenfalls zu keiner Entscheidung in dieser Frage geffihrt. Das Ubergewicht der Treffer in I-Konstellation war so deutlich wie sonst. Da aber die Reproduktionsziffern fiir beide Zeiten kuum fiberhaupt verschieden ausfie]en, konnte sich auch kein Unter- sehied zwischen dem zeitlichen Verhalten yon H - u n d yon I-Spuren ergeben. (Die Prfifung wurde in diesem Falle nach der Me~hode der betmltenen Glieder vorgenommen.)
  • 9. ~ber die Wirkung yon Bereichsbildungen im Spurenfeld. 307 Vpn. der ~lteren Versuche h a b e n sich zweifellos zu einem g u t e n Teil d e s h a l b so a n s t r e n g e n miissen, weil u m g e k e h r t r e c h t weitgreifende Z u s a m m e n h ~ n g e , die aus d e r H o m o g e n i t / i t d e r R e i h e n entspringen, d a u e r n d die A u s b i l d u n g (und das F o r t b e s t e h e n ) k l a r e r L e r n w i r k u n g e n stSrten. DiG B e m i i h u n g d e r Vpn. w i l d also n i e h t z u m wenigsten in einem a n g e s t r e n g t e n Charakterisieren, l n d i v i d u a l i s i e r e n u. dgl. der Glieder u n d G l i e d e r g r u p p e n solcher allzu m o n o t o n e r Gesamtverl/tufe b e s t a n d e n haben. D a z u passen die B e s c h r e i b u n g e n dessen, was b e i m L e r n e n wirklich zu geschehen pflegte, d e n n auch r e c h t gut. I m g a n z e n diirfte d e u t l i c h sein, d a b die V e r w e n d u n g sinnloser R e i h e n g l i e d e r gewiB n i c h t der einzige U m s t a n d ist, der solehe Versuche zu etwas s e l t s a m e n AnfordGrungen m a e h t . Sie w e r d e n Versuche in s o n d e r b a r e r u n d sehr u n a n g e n e h m e r E x t r e m l a g e erst r e c h t d a d u r c h , d a b m a n , u m der Sta- t i s t i k willen, u m also viele gleichgestellte Assoziationen u n d Trefferf~lle zu erhalten, als L e r n m a t e r i a l gerade so homogene u n d m o n o t o n e ,,Tropfenfolgen" ws Die Schwierigkeit des Erlernens l~ngerer Reihen dieser Art hat man wohl durch die ,,Enge des BewuBtseins" oder dgl. zu erkl/iren versucht. Der wesent- liche Tatbestand aber ist bei einer solchen Deutung nicht erfaBt. Denn die Gegen- kr~fte, welche die Vp. zu fiberwinden hat, werden so stark ja nur dann, wenn die vielen Reihenglieder yon gleicher Materialart sind. Versuehsergebnisse, wig die eben beschriebenen, h/~tte m a n im G r u n d e sehon v o r a u s s a g e n kSnnen, s e i t d e m Ranschburg 1 im J a h r e 1905 d u t c h ffeilich n i c h t leicht fibersehbare E x p e r i m e n t e zu d e r These gefiihrt wurde, d a b die Einpr/~gung u n d das B e h a l t e n y o n R e i h e n d u r c h _~hn- liehkeit ihrer Glieder beeintr/tchtigt werde. Merkwiirdigerweise sind diese Versuche unseres Wissens k a u m i i b e r h a u p t b e a c h t e t worden~. Mi~ller und Schumann 3 hatten ~hnlichkeiten zwischen den einzelnen Silben ihrer Reihen zu vermeiden gesucht, da sie yon solchen Verwandtschaften je nach Umst/~nden schwer kontrollierbare Erleichterungen oder Erschwerungen des Lernens erwarteten. Wie fiir diese Autoren ist fiir Ranschburg die in Betracht gezogene _~hnlichkeit wesentlich Ahnlichkeit durch Gleichheit yon Teilen, und Ranschburg stellt fiir seine Hauptversuche ,,homogene" und ,,heterogene" Reihen yon lauter Silben nach dem Prinzip zusammen, dab sich im einen Falle die Konso- nanten der Silben nach wenigen Reihengliedern wiederholen, w/~hrend solche Wiederholungen im anderen Falle m6glichst vermieden werden. Das gibt eine objektiv wohldefinierte ~hnlichkeitsabstuIung, damit aber zugleich eine Art Triibung der Versuche; denn eine so gesetzm/~Big durchgeffihrte Teilidentit/it im homogenen Fall kann nattirlich von den Vpn. erkannt werden und so das Lernen 1 Ranschburg, Uber die Bedeutung der ~hnlichkeit beim Erlernen, Behalten und bei der Reproduktion. J. Psychol. u. Neur. 5 (1905). 2 Unabh~ngig yon unserer Untersuchung hat soeben S. Forer [Z. Kinder- ~orsch. 4~, (1933)] Versuche angestellt, in denen die Ergebnisse yon Ranschburg ebenfalls best/~tigt werden. a Mi~ller u. Schumann, Experimentelle Beitr~ge zur Untersuchung des Ge- d/~chtnisses. Z. Psychol. 6 (1894).
  • 10. 308 H. yon Restorff: gerade der homogenen Reihen erleichtern. Das hat denn aueh Ranschburg selbst gelegentlich festgestellt. - - E i n e weitere Komplikation der Ransehburgschen Ver- suche liegt darin, dab eingepr~tgtes Material, welches bereits einmM gepriift worden ist, sp~iter (nach erneuten Darbietungen oder ohne solche) yon neuem geprtift wird. So wird der Verlauf der betreffenden Versuehe schwer tibersehbar; iiberdies aber karm man im Zweifel dariiber sein, wieweit die Ergebnisse spgterer Prtifungen yon dieser speziellen Vorgesehichte abh/ingig, also nicht allgemeingiiltig sind. Denn eine Prtifung greift doch se]bst in den Zustand der betreffenden Reihen (ihrer Spuren) ein, und es ist nieht gesagt, dab diese Einwirkung bei homogenen und heterogenen Reihen die gleiehe ist. Auf jeden Fall aber hat Ranschburg gezeigt, dab seine homogenen Reihen sieh i. a. schwerer lernen, und vor allem, dM] sie sich schleehter behalten lassen als die heterogenenz. Wenn wir seine Darstellung riehtig verstehen, so ist der Untersehied der Ergebnisse viel deutlicher, wenn zwischen Einpr/~gung und Prfifung einige Zeit verstrichen ist, als wenn die Priifung sehon etwa eine Minute naeh Ab- schluB der Einpr~gung erfolgt. Wegen der S. 306 angestellten TJberlegungen ware es besonders wichtig, wenn dieser Befund auch bei Anwendung einer ganz iibersichtliehen Methodik best~ttigt werden k6nnte. Theoretisch diirfte wiehtig sein, dab nachtragliche Zusammenfiigung einer schon gelernten in sieh heterogenen Teilreihe mit einer zweiten ebenfalls schon gut gelernten und in sich wieder heterogenen Teilreihe dann zu schweren St6rungen fiihrte, wenn zwisehen den Gliedern beider jene *hnliehkeiten bestanden, die in Ranschb~'gs Verfahren Homogenit/it konstituieren. Der Versueh, sie in weiterem Lernen als eine Gesamtreihe zu behandeln, ftihrte vielfach zu einer Herabsetzung der Reproduktionsleistungen. Besonders bemerkenswert ist es, dab die Teil- reihen sich von dieser Sehgdigung mit der Zeit yon selbst zu erholen sehienen. Doeh bedarf dieser Befund wohl noch weiterer Sieherung. Im n~ichsten Absehnitt wird sieh iibrigens zeigen, dab l~eihen heterogener Glieder nieht einfach als eine Anzahl yon I-Fgllen (unserer Terminologie) anzu- sehen sind. Auch unsere bisherigen I-Fal]e sind jedoeh in dieser Hinsicht nicht als rein zu bezeichnen. Die bisher besproehenen Versuche v e r l a n g e n y o n der Vp. Repro- duktion im engeren S i n n des Wortes. Wesentlich anderes u n d jeden- falls sehr viel weniger wird gefordert, w e n n vorher dargebotene l~eihen- glieder bei der Prfifung vorgewiesen u n d als aus der zuvor d a r g e b o t e n e n Reihe b e k a n n t oder als n n b e k a n n t b e u r t e i l t werden sollen. Es fragt sieh, ob aueh u n t e r diesen Umstfinden die gleichen E r s c h e i n u n g e n auftreten. W i r n a h m e n solehe Versuche, also tiber das Wiedererkennen, vor m i t einem Verfahren, das in seinen Grundztigen der V e r s u e h s a n o r d n u n g f/Jr R e p r o d u k t i o n s p r f i f u n g entsprach. Die j e t z t v e r w a n d t e n R e i h e n b e s t a n d e n jedoch n i c h t aus Folgen y o n 8 P a a r e n , s o n d e r n jede Reihe e n t h i e l t 15 Glieder ohne A n d e u t u n g einer Paarfassung, u n d zwar 3 I- u n d 12 H-Glieder. Es w u r d e n n u r 4 M a t e r i a l a r t e n verwendet, also auch n u r 4 R e i h e n d a r g e b o t e n u n d geprtift, in d e n e n n a e h e i n a n d e r jede M a t e r i a l a r t e i n m a l in t t ~ u f u n g auftrat. Die 3 I-Glieder w a r e n u n t e r i iNicht nur die Trefferzahlen, auch die yon Ra~schb~rgebenfalls festgestellcen Trefferzeiten sind in diesem Sinne ausgefallen.
  • 11. tiber die Wirkung van Bereichsbildungen im Spurenfeld. 309 die t t - G l i e d e r so verteilt, d a b keines a n den b e i d e n e r s t e n oder d e n b e i d e n l e t z t e n Stellen der Reihe s t a n d . An diesen Versuchen beteiligten sich 15 Vpn., die, in 3 kMnere Gruppen verteilt, je zugleieh Darbietung und Prtifung durchmachten. Die Unterteilung in Gruppen hatte den Zweek, die Zeitordnung zu variieren, in der die Haufungs- konstellation ffir die einzelnen Materialarten an die Reihe kam. Darbietung und Prtifung Mler r Reihen erfolgte an einem Vormittag. Die Zwischenzeit zwischen Darbietung und Prilfung betrug 6 Minuten und wurde dureh Gespr~ieh ausgefiillt ; 25 Minu~en nach der Prtifung einer l%ihe wurde die nhchste gelernt. - - Jede ]~eihe wurde als ganze, alte Glieder einzeln untereinander, episkopisch projiziert dar- geboten; die Vpn. gingen die Glieder durch, wie der V]. sukzessive (nach dem Takt eines Metronoms) auf sie hinwies. Auf jedes Glied entfiel eine Zeit you 11/2 Sekunden. Jede Reihe wurde nur einmal gezeigt. -- Beim Beginn der Priifung wurde den Vpn. mitgeteilt, es w~irden jetzt einige Silben, Zah]en usf. gezeigt werden, die zum Teil aus der vorher dargebotenen Reihe stammten, zum Tei~ abet ]remd wdren. Jedesma] war (schrift]ich) zu entseheiden, ob das jetzt dar- gebotene Prfifungsobjekt v o n d e r Darbietung her bekannt oder unbekannt oder ob ein Urteil hieriiber unm6glich sei. Nur die Bekanntheitsurteile wurden als +-F~ille gez~hlt, die Unsicherheitsurtcile ~ls ~remdheitsurteile gereehnet. Es ist seit Mteren U b e r l e g u n g e n y o n G. E . M i i l l e r iiblieh, bei Prtifung des W i e d e r e r k e n n e n s n u r einen Tell des friiher wirklich d a r g e b o t e n e n Materials vorzulegen, daffir a b e r als KontrollfMle eine A n z a h l y o n n e u e n O b j e k t e n der gleiehen A r t b e u r t e i l e n zu lassen. Die Gr~nde, die ffir dieses Verf~hren spreehen, sind gewig schwerwiegend. T r o t z - d e m m u B t e n wir y o n i h m ~bsehen. D e n n es k 6 n n t e bei der gerade bier zu b e a n t w o r t e n d e n F r a g e eine St6rung m i t sich bringen. I s t m a n erst auf H~ufungs- u n d N a c h b a r s e h a f t s w i r k u n g e n a u f m e r k s a m ge- worden, wie sie d e n G e g e n s t a n d unserer Versuche bilden, so ist die M6glichkeit n i c h t y o n der H a n d zu weisen, d a b solche W i r k u n g e n aueh zur Zeit d e r Priifung e i n t r e t e n k 6 n n t e n , daft Priifungen m i t ein- gesehobenen neuen Gliedern also keineswegs als eine saehlich indifferente teehnisehe Mal3nahme angesehen werden diirfen. Bei dieser Saehlage k a m fiir die B e n r t e i l u n g unseres Verfahrens alles d a r a u f an, wie die Versuehe ohne fremde P r i i f o b j e k t e in Wirklieh- keit verlaufen wtirden, wenn der Vp. gesagt war, daft u n t e r d e m Prii- f u n g s m a t e r i a l aueh f r e m d e Glieder v o r k o m m e n sollten. Es zeigte sieh, daft naeh nur einer D a r b i e t u n g jeder Reihe eine gentigende A n z a h l y o n Gliedern (bei Priifung in ganz a n d e r e r Reihenfolge) nicht w i e d e r e r k a n n t wurde, u n d daft n u r wenige Vpn. t r o t z der Gegensuggestion d e n w a h r e n S a e h v e r h a l t bei A b s e h l u g der Priifung ahnten. Tab. 6 enth/ilt die Ergebnisse dieser Versuehe in A n z a h l e n von + - F a l l e n , u n d zwar sind den zutreffenden F~illen fiir die einzelnen t t - K o n s t e l l a t i o n e n u n t e r I (Isolierungsf/ille) die beiden S o n d e r r u b r i k e n R u n d M gegeniibergestellt, wobei R die Zahl der +-F/~lle b e d e u t e t , die sich in der gleiehen R e i h e wie die d a n e b e n s t e h e n d e n H - W e r t e , also
  • 12. 310 H. yon Restorff: bet anderem Material, ergeben haben, M dagegen die ~--F/~lle gleichen Materials wiedergibt, die aus den anderen Reihen stammen. Zur Re- duktion auf gleiche statistisehe Chancen sind die H-Werte durch 4 dividiert. Die Zahlen unter H (reduziert) und die unter I sind auf 45 (in der Zusammenfassung 180) m6gliche F~lle zu beziehen. Tabelle 6. Zutreffende F~lle ffir Silben Buchstaben Zahlen Figuren Zusammen H I H I H ! I 25 R 27 32 M 25 310 !29 ~ 56% R ! ~[ 18,5 Ri [ 36 ::26 22,5 28 35 p 91 ]122 55% 60%~71% 41%/80%i59%1~0% 62%1 78% 50% 68% Man berechnet aus dieser Tabelle leieht, dal~ in keiner der 4 Reihen die Zahl der fiberhaupt zutreffenden Fs 60 % erreicht. Der Umstand, dab (entgegen der Angabe des V1.) in Wirkliehkeit bet der Priifung keine reihenfremden Glieder eingesehoben wurden, hat also die Versuche nieht entwertet. I m ganzen stehen 50% ~--Fs ffir die H-Konstellation 68% solcher l~lle fiir die 1-Konstellation gegenfiber. Das ist kein extremes, aber doeh ein hinreichend sicheres Ergebnis in der gleichen Richtung wie bet Reproduktionspriifung. Es wird noeh besser als zuverl~ssig erkennbar dadureh, dal~ die Vpn. in 3 Gruppen an den Versuchen teil- nahmen, fiir deren jede die H~ufungskonsteU&tion der einzelnen Material- arten an anderer Stelle der l~eihensukzession geboten wurde. Fiir diese 3 Gruppen sind die entspreehenden Zahlen, aus denen das Gesamtergeb- nis (der Tab. 6) berechnet ist: 43 und 68%, 54 und 68%, 55 und 67%. Das ist jedesmal ein Unterschied in der gleiehen Richtung, obwohl nun die Zahl der mSgliehen F~lle je auf ein Drittel (60) gebracht ist. - - Die sieherste Kontrolle enthalten die Prozentzahlen der letzten Hori- zontalspalte: jeder der 4 H-Werte ist kleiner als der zugeh6rige I-Wert, und zwar sowohl, wenn der I - W e r t fiir gleiehes Material (andere Reihen), wie wenn der I - W e f t ffir dieselbe Reihe (anderes Material) vergliehen wird. (Bet diesem Vergleieh sinkt die Zahl der m6glichen Fi~lle auf 45.) Indessen seheint es bet Vergleich mit Tab. 2 - - 5 k a u m fraglieh, dal~ Priifung des Wiedererkennens. einen kleineren Untersehied der beiden Konstellationen ergibt als Pr/ifung der Reproduktion. Dabei ist das Zahlenverhi~ltnis yon H- und I-Gliedern einer Reihe jetzt 12 : 3, wi~hrend das der H- und I-Paare in den Reproduktionsreihen nur 4 : 4 oder 6 : 2 war. Trotzdem ergab sich in den Reproduktionsversuchen ein Untersehied yon 43 und 75% bzw. yon 25 und 87%. Gewil~ ist eta Vergleich dieser Art, bet so maneherlei Versehiedenheit sons~, nieht
  • 13. tdber die Wirkung von Bereichsbildungen im Spurenfeld. 311 leicht streng durchzufiihren; aber j edenfalls muB man extremere Zahlen- verh/~ltnisse von H- und I-Gliedern ansetzen, um bei Priifung des Wiedererkennens starke H/~ufungs- (oder Isolierungs-) Wirkungen zu erhalten, als bei Priifung der Reproduktion erforderlich ist (vgl. u. S. 312). Wegen eines theoretischen Zusammenhanges, der sp~ter sichtbar werden wird, muB jedoch hervorgehoben werden, dab Priifung des Wiedererkennens zwar aUem Anschein nach eine geringere Bevorzugung der I-F/~lle vor den H-F/~llen ergibt als Priifung der Reproduktion, dab aber auch ffir das Wiedererkennen kein Zweifel an einem Vorrang der I-F/~lle iiberhaupt bestehen kann. Denn ein zweiter Versuch, an 2 Gruppen yon Vpn. Ms Massenversuch durchgefiihrt, bestKtigte das Resultat des ersten. Die dabei verwendeten Reihen waren (eines Neben- zieles wegen) etwas anders aufgebaut als bisher. Es waren nur zwei; sie bestanden aus Silben und Zahlen, und zwar standen in der einen zwischen 15 Zahlen an 4. bis 6. Stelle 3 Silben, in der anderen um- gekehrt zwischen 15 Sflben an den gleichen Stellen 3 Zahlen. Die Anzahl der Vpn. war in jeder Gruppe (und damit ffir jede Reihe) 14. Das Ergebnis ist in Tab. 7 zusammengefaBt: Tabelle 7. ! Zutreffende F~lle filr Zusammen 29,2 Sllben I 34 H 24,2 Zahlen I 34 I I ] H 53,4 68 70 % 81% 58 % 81% ] 64 % 8I % In den I-Spalten fiir Silben und Zahlen bezieht sich das Ergebnis auf je 42 fiberhaupt m6gliche F~lle, in den zugehSrigen H-Spalten auf je 210, so dab hier Division durch 5 vorgenommen werden mu•te, um statistisch vergleichbare Werte zu erhalten. Streng genommen kann in diesen Versuchen yon I-F~llen nicht mehr die Rede sein, da ja immerhin 3 Glieder einer Materialart un- mittelbar aufeinanderfolgend zwischen 15 andersartigen stehen. Es handelt sich nur mehr um eine relative Isolierung oder auch: betr~cht- lich geringere H~ufung des einen Materials, fiir die der Einfachheit wegen der Name I-F~lle beibehalten wird. Nur wenn die Wirkung des hier behandelten Gegensatzes, auch bei Priifung des ~iedererkennens, sehr sicher ist, wird sie noch unter solchen Umst~nden deutlich bleiben. Das aber ist der Fall, und zwar fiir beide Materialarten, wenn schon der Unterschied der Ergebnisse ftir H- und I-Silben nur eben noch als relevant gelten kann. Vergleich der Zahlen in der 1. und 4., sowie der 3. und 2. Spalte zeigt die entsprechenden Unterschiede fiir Vergleich in derselben Reihe (fiir dieselbe Vpn.-Gruppe), aber yon verschiedenem Material.
  • 14. 312 tt. yon Res%orff: In jeder Reihe folgten unmitt, elbar auf ihre 3 I-F~lle (also an 7. bis 9. Stelle) dieselben 3 Glieder des andern (des I-I-) Materials, welehe in der andern Reihe als I-Y~lle fungierten. Man kann die I-F/~lle einer Reihe, anstatt mit der Gesamt- heir der H-F~Ile gleiehen Materials auch nur mit diesen materialidentisehen H- Fallen der andern Reihe vergMehen und erhiilt dann: fiir die Silben . . . . . 8i und 74% fiir die Zahlen . . . . . 81 und 45% D i e W i e d e r e r k e n n e n s p r f i f u n g w u r d e sehlie131ieh n o e h a n R e i h e n m i t exl~remem U n t e r s e h i e d y o n I t s und Isolierung wiederholt, und z w a r a n 2 t~eihen y o n je 20 G l i e d e r n . D i e eine e n t h i e l t u n t e r 19 S i l b e n 1 Z a h l , die a n d e r e u n t e r 19 Z a h l e n i Silbe. D a s in I s o l i e r u n g g e g e b e n e R e i h e n g l i e d s t a n d b e i d e M a l e e t w a in d e r M i t r e s e i n e r R e i h e . Die Olieder jeder Reihe wurden auf kMnen Kfirtehen naeheinander je fiir 1,5 Sekunden gezeigt. An einem Versuehstag wurde nur eine Reihe dargeboten nnd geprtift; die Priifung erfolgte i0 Minuten naeh d e r n u r einmaligen Darbietung. Die Ausftillung der Zwisehenzeit stand den Vpn: frei; sie sollten nur nieht an die gelernte Reihe denken. Die Reihenfolge der beiden Reihen wurde bei versehiedenen Vpn. ausgetauseht. Bei der Prtifung erfolgte wie immer die Darbietung der Olieder in verfinderter Folge; fremde Glieder wurden wieder nieht hinzugenommen. Es beteiligten sieh 12 Vpn. T a b . 8 f a B t das E r g e b n i s u n t e r R e d u k t i o n d e r H - W e r t e a u f g l e i e h e statistisehe Verh~ttnisse zusammen. T a b e l l e 8. Zutreffende Fiil]e ftir Z u $ ~ n l lll~n Si[ben Zahlen H I K K I 4,91 11 4,75 12 9,6 23 41% 92 % 39 % 100 % 40 ?o 96 % D e r U n t e r s c h i e d d e r A n z a h l z u t r e f f e n d e r F~tlle fiir H - u n d I - K o n - s t e l l a t i o n l i e g t n i c h t n u r in d e r e r w a r t e t e n R i c h t u n g , s o n d e r n ist a u e h b e d e u t e n d grSl3er als in d e n b i s h e r i g e n V e r s u c h e n m i t W i e d e r - e r k e n n e n s p r t i f u n g 2. ])as e n t s p r i c h t d e m g e s t e i g e r t e n U n t e r s c h i e d v o n 1 Die Zahl 4,9 ist entstanden aus 93:19, 4,7 aus 89:19. Die Zahl der mbg- lichen Ftille ist 12 in jeder LKonstellation, 228 in jeder H-Konstellation. ,z Die Ziffern 100 und 92% fiir Zahlen und Silben als isolierte Falle geben keinen Grund zur Beanstandung dieser Versuehe. H~itte eine ganze I~eihe dureh- weg zutreffende Ftille ergeben, so wiirde das bei unserem Verfahren, das Prtifung mit fremden GHedern aussehlieBt, die Folgerung zulassen, dab die Vpn. diesen Saehverhalt erkannt haben; das Ergebnis w~ire also werttos. In Wirkliehkeit isI~ aber n.~tr das isolierte Glied der einen Reihe yon allen Vpn., das der anderen yon fast alien wiedererkannt worden; yon den iibrigen Gliedern derselben Reihen im Durehsehnitt nur 40% und yon den Reihen a[s ganzen nur wenig mehr (43%). Man kann deshalb annehmen, dag der wahre Saehverhalt gerade nieht dureh- sehaut worden ist.
  • 15. Uber die Wirkung yon. Bereichsbildungen im Spurenfeld. 313 H~ufung und Isolierung in den lgeihen, der sehr erhebtieh fiber den grSl~ten Unterschied hinausgeht, welcher in den bisher besproehenen Yersuchen m i t l~eproduktionsprfifung ~ngesetzt wurde (n~mlich 6 H- gegenfiber 2 I-Paaren) 1. Es bleibt zu prfifen, wie sich H~ufung und Isolierung bei Reproduktionspriifung auswirken, wenn in diesem Fall s extrem gebaute Reihen verwendet werden. II. Die Begriffe ,,H~ufung" und ,,Isolierung" sind, wie sie im ersten Absehnitt verwendet wurden, nicht hinreichend scharf gefaltt. Erst wenn m a n sie zu kls versucht, ergibt sich eine Formulierung der experimentellen Befunde, welehe die wahrscheinlieh entscheidenden funktionellen Momente hervortreten l~l~t. Wit prfifen den Begriff der ,,Isolierung". Nach unserer bisherigen Ausdrucksweise, der sich sieherlich auch Ranschburg anschliel~en wfirde, k6nnte m a n meinen, ein Reihenpaar (oder Reihenglied) sei stets dann in der bevorzugten ,,isolierten" Stellung, wenn yon der betreffenden Materialart nur das eine Paar (oder Glied} in der Reihe vorkomme. D a m i t sei alles Not- wendige fiber diesen Begrfff gesagt, insbesondere brauehe fiber die an- deren Paare (Glieder) der Reihe weiter niehts vorausgesetzt zu werden, als dab sie sAmtlich yon dem isolierten hinreichend versehieden ws DuB eine solche Denkweise einen wesentlichen P u n k t ungekl~rt lgBt, kann m a n sich auf folgende Art deutlieh machen. Gegeben sei eine Reihe von 10 Paaren, die auBer einem S i l b e n - 9 Zahlenpaare enth~lt. Das Silbenpaar mSge etwa an dritter Stelle stehen. Der Untersehied zwi- sehen der einen und der anderen Materialart ist betrgchtlich. Das Silben- paar ist deshalb als ein I-Full, die Zahlen sind als H-Fglle zu bezeiehnen. Ersetzt man nun eines der Zahlen- dureh ein Figurenpaar, so wfirden ~r naeh unserer bisherigen Ausdrueksweise yon 2 I- und 8 g-Fgllen in der Reihe spreehen; denn Silben und ]~iguren sind beide yon den Zah- len hinreiehend versehieden. Auf diese Weise kann m a n fortfahren und sich ein Zahlenpaar nach dem anderen, bis auf das letzte, durch ein P a a r jedesmal neuer Materialart ersetzt denken, und zwar so, daft zum SchluB die Versehiedenheit aller der anderen Paare unter sich und von dem Silbenpaar ganz ungef~hr so groB und jedenfalls nicht kleiner ware als die zuerst allein vorhundene Verschiedenheit yon Silben und Zahlen. I m Schema : A B C D E F G H I X Die Wahl yon lauter versehiedenen Buehstal~en sell bedeuten, dab fiberall etwa gleich grol~e Verschiedenheit der Materialarten unter 1 Es ist freilieh zu bedenken, da~ das kri~ische Glied durch seinen Platz mitten in der sonst homogenen Reihe besonders akzen~uiert ist. Vgl. die ~ber- legung S. 319.
  • 16. 314 H. yon Restorff: sich vorliegt, und zwar so, dag sich die Materialbesohaffenheiten irgend zweier in der Reihe nieht benaehbarter Paare ungef/thr ebenso deutlieh unterseheiden wie die yon 2 Naehbarn. Naeh unserer bisherigen Ter- minologie best/~nde eine solehe Reihe aus lauter I-F~tllen. Wir wollen annehmen, C vertrete das Silben- und K das iibrig- gebliebene Zahlenpaar. Dann w/~re die Reihe, yon der wir ausgingen, und die wir eben umgewandelt haben, wiederzugeben dureh das Schema : K 1 K 2 C K 3 K 4 K 5 K 6 K 7 K s K9, wo die K die verschiedenen Zahlenpaare bedeuten und C (das Silbenpaar) den einzigen I-Fall darstellt. Nun ist nach unseren Voraussetzungen C yon s/tmtlichen Paaren jener umgewandelten Reihe (A B C D . . . K) etwa ebenso verschieden, wie es sich yon den einzelncn K in dieser Reihe unterscheidet. Wie wir den Begriff der Isolierung bisher angewandt haben, mfiftte also das Silbenpaar C in der umgewandelten Reihe genau so giinstig gestellt sein wie in der Reihe, die aul~er ibm nur eine H/~ufung yon K-Paaren (Zahlen) enth/~lt. In beiden Reihen w/~re C ganz gleicher Weise I-Paar. Aber es ist gar nicht selbstverst/tndlich, daft das zutrifft. Vielmehr wfire durchaus m6glich, dab C funktionell recht ungleich gestellt ist, je nach- d e m o b die yon ihm etwa gleich stark verschiedenen iibrigen Paare auch unter sich ebenso verschieden sind, oder ob sie alle dieselbe Ma- terialbeschaffenheit haben. Sollte experimentelle Priifung mit den beiden Reihenarten deutlieh ungleiche Ergebnisse ffir C haben, dann ware gezeigt, dab ftir das Sehieksal yon C aufter den Versehiedenheiten zwisehen ihm und den iibrigen einzelnen Reihenpaaren noeh Daten mal~gebend sind, die gar nieht C in seinem Verh/~ltnis z u den anderen Paaren, sondern den Aufbau der iibrigen Reihe abgesehen hiervon be- treffen. Das funktionelle Verhalten yon C w/ire also in einem sehr kon- kreten Sinn yon der Form der ganzen Reihe abhSmgig, es wg,re gestalt- m~Ng bestimmt. Abb. 1. Wie das gemeint ist, wird am besten durch einen AnMogiefall aus dem Wahrnehmungsgebiet verdeutlicht. I n der Figurenreihe der Abb. 1 hebt sich kein Glied yon selbst eindringlich hervor, keines wird ohne weiteres als etwas ffir sich ausgesondert. Die l~eihe ist dadurch zu charakterisieren, dab zwar die einzelnen Figuren recht erheblich yon- einander verschieden sind, aber nicht zwischen irgendwelchen Reihen- gliedern auffallend andere Grade der Ahnlichkeit oder Verschiedenheit bestehen als zwischen den fibrigen. Durch Angabe einzelner Beziehungen
  • 17. t~ber die Wirkung yon Bereiehsbildungen im Spurenfeld. 315 (Verschiedenheiten) zwisehen ihren Gliedern ist also (lie Reihe nieht adgqu~t zu kennzeiehnen, sondern erst d~dureh, dal~ eine bestimmte Beziehung zweiter Ordnung (Gleiehartigkeit) zwisehen s~.mtliehen Ver- sehiedenheiten aller ihrer Glieder, den Beziehungen erster Ordnung, vorliegt. Man kSnnte daftir aueh sagen, dab in einer solehen Reihe keine Spriinge im ,,Versehiedenheitsverlauf" vorkommenl: Unser Beispiel zeigt, dab bei gleiehm/tBigem Versehiedenheitsverlauf (tie Be- standteile einer I~eihe indifferente Glieder in ihr werden; eine Ausson- derung yon U n t e r g r u p p e n finder unter solehen Umst~nden nieht start. (Vorausgesetzt ist dabei, dal~ nieht hinsichtlieh anderer Beziehungen, wie etwa der Raumabst/~nde zwisehen den Gliedern, irgendwo ein Weehsel erfolgt.) Dagegen bedingt ein Sprung im Verlauf der Versehiedenheiten (oder Ahnliehkeiten) in der Regel Zerfall der Gesamtreihe und Aus- bildung yon Unterbereiehen. Abb. 2 ist ein Beispiel hierfOr. Dieselbe Versehiedenheit, die hier zwisehen der sehr~gliegenden rundliehen Figur und ihren s/~mtliehen N a e h b a r n angesetzt ist, k o m m t aueh in Abb. 1 vor, n~mlieh zwisehen dem 3. und 4. Glied, dort abet neben lauter anderen Versehiedenheiten yon ganz ungefghr demselben Ansmafi. •169177 Abb. 2. Hier (in Abb. 2) sind alle tibrigen Glieder einander sehr ghnlieh, und erst zu dem genannten kritisehen Glied hin springt der Verwandt- sehaftsverlauf mit einem MMe. Die Folge ist, dab jetzt die gleiehartigen glieder einen Bereieh bilden, in dem sie reeht indifferent aufgehen, und dab das kritisehe Glied als etwas fiir sieh ausgesehieden wird. l~ber diese Reihengliederung entseheiden wieder die Verwandtsehaftsbe- ziehungen zweiter Ordnung, diesmal ein Sprung in den J~hnliehkeiten der Glieder. Ein weiteres fast b~nales Beispiel zeigt vielleieht noeh auffallender, wie mag- gebend der Xhnliehkeitsverla~[ fiir die Bereiehsbildung in tleihen ist. In gleiehen Raumabst~nden nebeneinander, als Reihe geordnet, m6gen eine Anzahl graue Kreise yon iibereinstimmender Gr6Be auf einem weigen Bogen liegen. Sie seien alle aus demselben Graupapier geschnitten, mit Ausnahme eines einzigen, etwa des dritten, der deutlieh etwas dunkler ist. Dann zerf~illt, die I'leihe infolge des Sprunges im J~hnliehkeitsverlauf ansehaulieh in den einen Kreis dunklerer Nuance und den Gesamtbereich der iibrigen. Der dunklere Kreis hebt sieh auf den ersten t Das Wort ,,Verlauf" ist hier ohne seine zeitliehe Bedeutungsnuanee zu ver- stehen, so wie man z. B. von dem ,,Kraftlinienverlauf" aueh in einem ruhenden Feld sprieht., Die Bedeutung der Beziehungen zweiter Ordnung oder des Beziehungs- verl~/es ftir alle ansehauliehe Gesta[Lung hat. lVerthei.mersehon seit Jahren in Vorlesungen und lJbungen diskutiert.
  • 18. 316 It. yon Restorff: Bliek heraus. - - Eine zweite ICeihe werde so gebildet, da~ n u r der dunklere Kreis u n d einer seiner N a e h b a r n aus der ersten l%eihe iibernommen werden, links u n d reehts yon diesen beiden aber Kreise yon anderen G r a u n u a n c e n ansehliel~en; u n d zwar seien diese so gew~hlt und geordnet, da~ die Gesamtheit, die beiden fibernommenen Kreise eingerechnet, eine A r t Darstellung der Seliwarz-Weil3-1~eihe oder eines Teiles yon ihr bildet, in der jeder folgende Kreis etwa gleieh stark yon seinem Vorg~nger versehieden ist. Unbeiangene ]~etraehtung dieser Reihe wird keine spontane Untergliederung in ihr entdecken; insbesondere wird der krltisehe Kreis durchaus nicht mehr als etwas ffir sich anschaulich ausgesondert sein. Dabei sind in diesem Falle die meisten Versehiedenlieiten zwisehen diesem Kreis u n d den fibrigen natfirlich gr6fler u n d keine ist geringer als in der anderen Reihe. W e n n t r o t z d e m eine einheitliehe Oesam~heit zustande kommt, so liegt das wieder daran, da~ jetzt a n keiner Stelle mehr ein Sprung des ~hnlichkeitsverlaufes, also in den Beziehungen zweiter Ordnung, eintritt. Das Beispiel zeigt, dab auch g]eiehra~13ige f4"nderung der Ahnliehkeit yon einem Grenzglied a n ebenso wirkt wie Gleichheit der Verwandtsehaften zwischen allen Gliedern ~'e. Die Anwendung auf die Vcrsuche des ersten Abschnittes unserer U n t e r s u c h u n g e r g i b t s i c h y o n s e l b s t : E s wi~re m S g l i c h , dM3 es a u c h ffir d i e d o r t n a c h g e w i e s e n e E r s c h e i n u n g g a r n i c h ~ u n m i t t e l b a r a u f die ein- zelnen MateriMverwandtschaften zwischen den Gliedern einer Reihe a n k o m m t , s o n d e r n a u f d i e Bereichsbildungen i n n e r h M b d e r l%eihe, - - dM~ Mso H-Ys f u n k t i o n e l l s c h l e c h t e r gestell~ s i n d , w e i l sie z u 1 D a m i t das zutrifft, mul~ freilieh die Reihen/olge der Glieder in einem solchen Falle ,,~eordnet sein. 2 Das eben auseinandergese~zte Prinzip ist vor kurzem yon Lewin u n d Biren- ba~t~t bereits aui~erhalb des Wahrnehnmngsgebietes experimentell angewende~ worden (Das Vergessen einer Vornahme. Psyehol. Forsch. 13 [1930]). Es zeigte sieh in dieser Untersuchung, dal3 eine Reihe yon untereinander sehr verwandten Bet~tigungen einer Vp., die aufeinander folgcn, einen einheitlichen Gesehehens- bereich bildet, innerhalb dessen eine anfangs gegebene Nebeninstruktion dauernd, yon Aufgabe zu Aufgabe, befo]gt wird. Wird der g l e i c h m ~ i g e Aufg~benverlauf an einer Stelle unterbrochen, dadurch, dal~ plStzlieh ein Sprung zu hinreichend andersartigen Bet~itigungen erfolgt., so setzt dami~ ein neuer Geschehensbereich ein, u n d die Vpn. befotgen yon dieser Stelle a n die )Tebeninst.ruktion vielfach nieht mehr, sie ,,denken nieht mebr an sie". Es fragt sieh nun, ob diese Erscheinung yon dem Auftret.en eines grot3en Untersehiedes a n und fiir sich abh~ngt oder davon, dab dieser Unterschied griifler ist als die Unterschiede zwisehen den vorausgehenden Aufgaben, also yon dem Spr~ng im Abnlichkeitsverlauf. Diese Frage wurde durcli Versuche entsehieden, in denen von vornherein alle Einzelaufgaben etwa so ver- schieden voneinander waren, wie im letzten Falle n u r die kritische neue gegen- fiber ihren s~mtliehen u n t e r sicli gleiehartigen Vorg~ngern. Es ergab sich, daI3 jetzt, bei gleichmSl~ig gesteigerten Unterschieden, die ~'ebeninstruktion etwa ebenso yon Aufgabe zu Aufgabe fortlaufend befo]gt wurde wie in einer l~eihe yon sehr verwandten Aufgaben. Die Gleich;;~ii/3igkeit des Ahnlichkeitsvertaufes ist eben in beiden F~llen ungef~ihr dieselbe, u n d deshalb bildet sieh beide Male eiu einheitlieher Gesehehensbereieh aus. ( ~ u r in diesem ~'rinzip stimmen die Versuche yon Lewin u n d Birenb(~m m i t den im folgenden zu besehreibenden fiberein. Der ,,Indikator" ffir Bereiehsbildungen, die Befolgung der Nebeninstruk- Lion, ist in der i~lteren Arbeit ganz anders yon diesen Bereichsbildungen abh~ngig als die Reproduktionen in unseren fo|genden Versuchen.)
  • 19. tiber die Wirkung yon Bereichsbildungen im Spurenfeld. 317 indifferenten Gliedern eines sie absorbierenden Bereiehes werden, und dab sog. I-Fs in dem N a g h6here Reproduktionsziffern ergeben, wie die Organisation der Reihe sie selbst/~ndig bleiben lfigt. Wie man diese Frage zu priifen hat, folgt einfaeh aus den bisherigen t]berlegungen. Wir haben die sehon skizzierten vergleiehenden Ver- suehe mit den beiden 1Reihen A B C D E F G tI I K und K 1 K 2 C K 3 K~ K 5 K 6 K 7 K 8 K 9 vorzunehmen. Wenn die Ausbildung einheitlieher Bereiehe bzw. die Ausscheidung yon Einzelpaaren aus solehen, das entseheidende Moment ist, dann mul3 der Verwandtsehaftsverlauf in den Reihen, der ja die Bereiehsbildung bestimmt, aueh fiir die funktionelle Stellung der Paare oder Glieder, ihre l~eproduzierbarkeit, maBgebend sein. C, das Silbenpaar, ist in beiden Reihen etwa gleieh stark yon allen iibrigen Paaren verschieden. Naeh ihrem :~hnlichkeits- (oder Versehiedenheits-) Verlau/ im ganzen abet weiehen die beiden Reihenformen dadureh voneinander ab, dab in der zweiten zwisehen C und seinen Naehbarn K ein Sprung gesehieht, der im analogen Wahrnehmungsfall C aus der Ge- samtheit aussondern, verselbst~ndigen wiirde, - - ws sieh das gleiehe C in der ersten t~eihe ohne Sprung und indifferent in den Gesamtverlauf eingliedert. Hiernaeh hs wir 3 typisehe Ffille u zu unterseheiden: 1. Durehweg homogene Reihen, in denen also die Materialart nieht weehselt. (Funktionell sehr ~hnlieh gestel!t werden ausgedehnte homo- gene Teilbereiehe yon Reihen sein.) 2. Paare (oder Glieder) yon geihen, die dureh einen Sprung im --~hnliehkeitsverlauf verselbsts gestaltm/tgig isoliert sind. 3. Durehweg heterogene Reihen, welehe, bei gr6Beren Versehieden- heiten der Glieder, mit homogenen tleihen insofern iibereinstimmen, als sie aueh gleiehm~Big verlaufen und deshalb einen einzigen Bereich bilden. Wenn die Ausbildung eines gleiehm~tBig verlaufenden festen Be- reiehes die Reproduzierbarkeit seiner Glieder herabsetzt, dann m u g der Fall 1 die niedrigsten Reproduktionsziffern ergeben 1. I m Fall 2 dagegen werden sie besonders hoeh ausfallen. Fall 3 sehlieBlieh wird, 1 Solche homogenen Bereiche werden dabei noch versehiedene Reproduktions- ziffern ergeben, je nachdem wie ausgedehnt sie sind. Z. ]3. werden in einer l~eihe des Typus A1A2A3B1BeBaB~BsB6B ceteris paribus die A besser gestellt sein als v die P,. Vgl. die Bestfitigung in dem Versueh oben S. 312, woes sich freilich um Pri~fung des Wiedererkennens handelt. Aus demselben Grunde sind offenbar 9 .:~*er so_n_st gleichen Umst~inden l~ngere tleihen viel schwerer einzupr~gen als kurze.
  • 20. 318 It. yon Restorff: auch wenn seine Glieder objektlv ebenso verschieden voneinander gew/~hlt sind, wie sich ein isoliertes Glied (Fall 2) yon den Gliedern eines homogenen Reihenbereiches unterseheidet, deutlich schlechter gestellt sein a]s der I-Fall, weft die durchgehende groBe Ver- schiedenheit wieder Ausbildung eines einheitlichen Gesamtbereiches bedingt. Fall 3 ist eben wieder als eine Art ,,homogener" Fall anzu- sehen 1. Freilieh wird in Fall 1 und Fall 3 auch nicht das gleiche Er- gebnis zu erwarten sein. Denn die Festigkeit eines Bereiches dfirfte davon abhs wie gro/3 die Verschiedenheit ist, die zwischen s~tmt- lichen Gliedern eines solchen Bereiches angen~hert iibereinstimmend besteht. Die heterogene Reihe wird wie die homogene einen einheitlichen, sie wird aber immerhin einen loekereren Bereich bilden als diese und deshalb wird sie zwar niedrigere Reproduktionszahlen geben als eehte I-F~lle, aber doch hShere als eine homogene l~eihe yon durchweg gleicher Materialbeschaffenheit. Naehdem auf diese Art der Begriff der Isolierung eine gestalt- theoretisch konkrete Prgzisierung gefunden hat, wird deutlich, dab die sog. I-Fs des ersten Abschnittes dieser Untersuchung i. a. ihren Namen nicht ganz zu Recht erhalten haben. I n den ersten Ver- suchsserien z. B. standen in einer Reihe neben 4 materialgleichen 4 weitere Paare, die yon jenen und untereinander materialverschieden waren. So eine Reihe stellt einen etwas unklaren, weil untypischen Mischfall dar, so daB, wenn die letzten Uberlegungen zutreffen, zw~r die 4 materialgleichen Paare eine Art homogenen Bereich bilden, neben ihnen abet, gestalttheoretisch betrachtet, nicht eigentlich 4 isolierte F/~lle stehen, sondern eher eine Art heterogenes Gebiet. Zugleich ist durch die bunte Reihenfolge aller 8 Paare eine weitere Unklarheit der Sachlage ge- sehaffen, die auch der homogenen Gruppe etw~s von ihrer funktionellen Eigenart nehmen dtirfte. Die sp~teren Versuche (S. 304ff. u. S. 312) mit nur 3 oder gar nur 2 Materialarten freilich nghern sich mehr typischen Fs oder sind einfach solche. Dagegen fehlen bisher noch ganz Ver- suehe mit durchweg heterogenen Reihen. Deren Ausfall im Vergleich mit dem yon homogenen und yon I-F/illen kann ja erst zeigen, ob wirklich der Xhnliehkeitsverlau/ in den Reihen die Ergebnisse bestimmt, ob fiir diese also Bereichsbildungen ira Sinne der Gestalttheorie maB- gebend sind. 1 Die Ausdrficke ,,homogene~ ,,heterogene" Reihe sind ja nur in gegen- seitiger Beziehung zu verstehen. Eine bestimmte, heterogen genannte Reihe z. B. verdient diesen Namen im VergIeich mit einer homogenen, in der zwischen den Einze]gliedern durchweg viel engere Verwandtschaften bestehen. Die gleiche heterogene igeihe abet kSnnte als homogen zu bezeichnen sein im Vergleich mit einer andern, deren Glieder s~mtlich noch viel starker verschieden waren. l~]ntsprechend wfirden sich, bei jeweils angemessenem Versuchsverfahren, die ~[~produktionsziffern der Reihen zueinander verhalten mfissen.
  • 21. ~ber die Wirkung yon Bereiehsbildungen im Spurenfeld. 319 E i n e r s t e r V e r s u c h dieser A r t h a t t e folgende A n l a g e : V o n j e d e r Vp. w u r d e n 3 R e i h e n eingepr/~gt: Reihe 1 : 1 Zah], 9 sinnlose Silben, Reihe 2 : 1 Si]be, 9 Zahlen, Reihe 3 : 1 Zahl, 1 Silbe, 1 Farbe, 1 Buehstabe, 1 sinnvolles Wort, 1 kleine Photographie, 1 Symbol (gg), 1 Knopf, 1 Interpunktionszeichen, 1 Name einer chemischen Verbindung. R e i h e 1 u n d 2 e n t h a l t e n j e ein isoliertes E l e m e n t u n d 9 H - E l e m e n t e . E i n m a l spielen die Silben, i m a n d e r e n F a l l e die Z a h l e n die Rolle y o n H - G l i e d e r n . D e r Zweck dieser V e r d o p p e l u n g ist, die K o n s t e l l a t i o n e n I u n d H a u c h fiir dieselbe M a t e r i a l a r t v e r g l e i e h b a r zu m a e h e n . R e i h e 3 ist h e t e r o g e n ; es sollen a b e r Silbe und Z a h l als k r i t i s c h e Glieder angesehen, d. h. die E r g e b n i s s e fiir sie m i t d e n e n y o n R e i h e 1 u n d 2 verglichen werden. Jede Reihe wurde nur einmal gezeigt. Die 10 Gileder jeder Reihe waren auf Pappk~rtchen yon gleicher GrSl~e auf- gezeiehnet bzw. befestigt. Die einzelnen Karten wurden nacheinander nach dem Takt eines Metronoms (Darbietungszeit je 1,5 Seknnden) vorgelegt. Die Vp. er- hielt die Instruktion, die Reihe sehr aufmerksam zu betrachten und die Glieder einzeln einzuprigen. Die als I-Glieder und die in der heterogenen Reihe dar- gebotenen Silben und Zahlen wurden mehrfach ausgetauscht, um das Ergebnis yon Materialzufilligkeiten unabhingig zu maehen. Zwischen dem Lernen yon 2 Reihen lag immer ein Zeitraum yon mindestens einem Tage. - - In 1 und 2 wurden Sitbe und Zahl stets zu Anfang der Reihe dargeboten, niimlich an 2. oder 3. Stelle, wo die Vp. noeh niehts fiber den Aufbau der ganzen Reihe wissen konnte. Dadurch wurde vermieden, dafi das isoliert gestellte Glied sehon im Augenbliek seines Auftauchens auffMlig, also von vornherein als etwas Besonderes aufgefaBt wurde. Denn in diesem Fall h/~tte es schon wegen aus- gezeichneter Beschaffenheit in der Wahrnehmung auch im Spurenfeld eine Sonder- stellung einnehmen miissen, und eine Auszeichnung dieser Art sollte ausgeschlossen werden. Die Bildung des homogenen Bereiches konnte sich infolgedessen in den Reihen 1 und 2 erst nach der Darbietung des kritisehen Gliedes vollziehen, und dieses konnte erst nachtriglich aus dem Bereich ausgesehlossen werden, wenn es nicht mehr wahrgenommen wurde. Aus demselben Grunde lernten alle Vpn. als erste die durchweg heterogene Reihe 3, in weleher die kritischen Glieder keine Sonderrolle spielen, die dann zu bevorzugter Auffassung in 1 und 2 h i t t e fiihren kSnnen. Ihr Reihenplatz war ungefihr derselbe wie in l~eihe 1 und 2. W e n n die D a r b i e t u n g einer L e r n r e i h e abgeschlossen war, w u r d e die Vp. gebeten, einen sinnvollen T e x t soweit wie mSglich auswendig zu lernen. N a c h 10 M i n u t e n w u r d e diese B e s c h a f t i g u n g a b g e b r o c h e n u n d die Prfifung d e r R e i h e v o r g e n o m m e n , u n d zwar d i e s m a l n a c h d e r ,,Methode get behaltenen Glieder". Die Vpn. b a t t e n also alles aufzu- sehreiben, was sie noeh v o n d e r friiher g e l e r n t e n R e i h e a n g e b e n k o n n t e n , ohne dal~ die frfihere Reihenfolge d a b e i i n n e z u h a l t e n war. ~ a e h 30 Se- k u n d e n g a l t die Prfifung als b e e n d e t (und die Vpn. w u r d e n gebeten, d e n frfiher g e l e r n t e n sinnvollen T e x t so g e n a u wie mSglich aufzu- Psychologische Forschung. Bd. 18. ~,l
  • 22. 320 H. von Restorff: schreiben) 1. A n diesen Versuehen b e t e i l i g t e n sich 15 Vpn. F i i r alle w a r e n die V e r s u c h s b e d i n g u n g e n die gleichen. T a b e l l e 9. Reihe 1 und 2 l%eihe 3 Reproduktionsziffern bei Reproduktionsziffern in durchweg heterogener Hgufung Isolierung Reihe Silbe 34: 9 = 3,8 I~ 6 (iReihe 1) (Reihe 2) gah] 24:9 = 2,7 9 6 (Reihe 2) (Reihe l) Zusammen . . . 58 : 9 = 6,5 21 (v. 270 mSgl. F~tllen) (v. 30 mSgl. Fgllen) (v. 30 mOgl. F/~llen) In P r o z e n t . . . 70% 40% (gegen 43 % fiir den Durchschn. der iibri- gen Reihenglieder) I n Tab. 9 sind die R e p r o d u k t i o n s z a h l e n z u s a m m e n g e s t e l l t , u n d z w a r a u f gleiche s t a t i s t i s c h e Chancen r e d u z i e r t , also die E r g e b n i s s e i m H - F a l l d u r c h 9 d i v i d i e r t , u m m i t d e n e n i m I - F a l l vergleiehb~r zu werden. D e r W e f t fiir die H - F g l l e ist sehr n i e d r i g (22% R e p r o d u k t i 9 n e n ) , d e r fiir die I - F g l l e aus d e n gleichen R e i h e n 1 u n d 2 fiber d r e i m a l so hoch (70 % R e p r o d u k t i o n e n ) ; d a s E r g e b n i s des e r s t e n A b s c h n i t t e s w i r d also a u c h bei A n w e n d u n g d e r ganz a n d e r e n P r f i f u n g s m e t h o d e u n d A u f h e b u n g d e r D a r b i e t u n g in P a a r e n n o c h e i n m a l b e s t g t i g t . Vielleicht hgtte man einen noch stgrkeren Unterschied zwischen den beiden Konstellationen erwarten k6nnen, da ja die H/iufung diesmal so welt getrieben war. Es diirfte aber kaum statthaft sein, das quantitative Ergebnis etwa yon Serie VI des 1. Abschnittes mit dem eben besprochenen zu vergleichen, dg Reihen, Darbietungs- und Priifungsart jetzt so sehr anders gewghlt waren (vgl. jedoch unten S. 324). Die r e c h t e Seite d e r Tab. 9 g i b t die R e p r o d u k t i o n s z a h l e n fiir die k r i t i s e h e n Glieder d e r d u r c h w e g h e t e r o g e n e n R e i h e 3 wieder. I m g a n z e n ist die R e p r o d u k t i o n s z i f f e r fiir diesen F a l l 12 o d e r 4 0 % , n u r e t w a s m e h r als die H6lfte y o n d e m W e r t (70%), der sieh ffir die k r i t i s c h e n Glieder in e e h t e r I - S t e l l u n g e r g e b e n h a t . D a in d e r h e t e r o g e n e n R e i h e 3 die V e r s e h i e d e n h e i t e n z.wisehen d e n kri~isehen u n d d e n fibrigen Gliedern i m g a n z e n sieherlich m i n d e s t e n s so grol] sind wie zwisehen d e n s e l b e n k r i t i s c h e n Gliedern u n d d e n Gliedern d e r h o m o g e n e n Bereiehe y o n R e i h e 1 u n d 2, u n d d a t r o t z d e m die R e p r o d u k t i o n s z i f f e r n 1 Sie konnten infolgedessen nicht bemerken, dab es sieh bei diesem Lernen nur um eine Tgtigkeit handelte, die stets etwa gleiehartige Ausfiillung der Zwisehen- zeit garantieren sollte.
  • 23. ~Jber die Wirkung von Bereichsbildungen im Spurenfeld. 321 fiir die kritisehen Glieder in der heterogenen l~eihe niedriger ausgefallen rind, so ist ohne Zweifel wirklich tier Verschiedenheitsverlauf in der ganzen Reihe maBgebend. K a n n das als Kriterium for die entscheidende Bedeutung yon Bereichsbfldungen im Sinne der Gestalttheorie gelten, dann ist bewiesen, dab unsere Ergebnigse auf solche Bereichsbildungen zu beziehen sind. Sobald der Sprung in den Ahnlichkeitsbeziehungen fortfillt, der in Reihe 1 und 2 die Zahl aus dem Silbenbereich, die Silbe aus dem Zahlenbereich ausscheidet, sobald damit Zahl und 8ilbe wieder indifferente Glieder einer Reihe yon iiberall etwa gleicher (wenn auch jetzt geringerer) Xhnlichkeit werden, absorbiert sie dieser Gesamt- zusammenh~ng, und ihre Reproduktionsziffern sinken fast auf die Hilfte. Man finder dasselbe Ergebnis, wenn man feststellt, zu welcher Zeit die kritischen Glieder einerseits in isolierter Stellung (Reihe 1 und 2), andererseits als indifferente Glieder der durchweg heterogenen Reihe 3 r e p r o d u z i e r t werden. Es war dutch ein einfaches Verfahren dafiir gesorgt, dab bei der Priifung protokolliert wurde, welche und wieviele Zahlen und Silben wihrend der ersten 5 8ekunden des Reproduktions- verlaufes niedergesehrieben wurden. Dabei ergab sich, dab die Vpn. in lgeihe 1 und 2 yon den iiberhaupt reproduzierten 21 I-Fgllen (Silben und Zahlen) 18 in den ersten 5 Sekunden niederschrieben, in der hetero- genen Reihe 3 dagegen nur 6 yon im ganzen 12 Zahlen und 8ilben. Der Unterschied ist vollkommen deutlich. ~brigens nehmen Zahl und Silbe wirklieh keine Ausnahmestellnng in der Reihe 3 ein; denn obwohl diese auch ein sinnvolles Wort, eine Photographie, einen Knopf u. dgl. enthglt, also Glieder, denen man bei der iibliehen Betrachmngsart einen viel h6heren ,,Einprggungswert" zuschreiben wiirde, ist die Reproduktions- ziffer far die iibrigen Glieder der t~eihe 3 im Durchschnitt 6,5 (43%), also prak- tiseh identiseh mit der Zahl 6 fiir je Silben und Zahlen. Man sieht, wie die Cha- raktere der einzelnen Materialarten in ihrer Bedeutnng hinter der des Reihen- bauer znrfiektreten. SchlieBlich ist noeh das Ergebnis far Silbe und Zahl in heterogener Reihe mif dem far die gleichen Materialarten in den homogenen Be- reichen yon Reihe 1 und 2 zu vergleichen. Oben wurde die Erwartung abgeleitet, dab die Reproduktionsziffern in der heterogenen Reihe, wenn schon niedriger als im Fall eehter Isolierung, doch h6her als ffir Bereiche durchgehend gleicher Materialart ausf~llen wiirden. Diese Erwartung hat sich bestitigt. I n der heterogenen t~eihe haben die kritischen Glieder immerhin noch etwa zweimal soviel Treffer ergeben wie in den homogenen Gebieten yon l~eihe 1 und 2. Nach den letzten ~berlegungen wird m a n nicht ohne weiteres sagen diirfen, dab das an der geringeren Verwandtschaft der Glieder in der heterogenen Reihe an und ffir sich liegt. Es w i r e vielmehr m6glich, dal~ das iunktionell unmittelbar entscheidende Moment im lockeren Zusammenhang der heterogenen Reihe gegeben ist, und die geringere ~hnlichkeit der lgeihen- 21"
  • 24. 322 H. yon Restorff: gtieder n u r insofern w i r k s a m wird, Ms sie e b e n zu g e r i n g e r e r Bereichs- f e s t i g k e i t ffihrg. I m g a n z e n h a t sich der frfiheren V o r a u s s s g e e n t s p r e c h c n d g e z e i g t : Ger i n g s t e R e p r o d u k t i o n s z i f f e r n g e b e n h o m o g e n e Bereiehe, also R e i h e n d u r c h g e h e n d gleicher M a t e r i a l b e s c h a f f e n h e i t . Besser gestellt sind die Glieder h e t e r o g e n e r R e i h e n , zwischen d e n e n d u r c h g e h e n d e t w 8 d e r gleiche, aber ein e r h e b l i c h e r Verschieclenheits- g r a d besteht. ]Die h 6 c h s t e n R e p r o d u k t i o n s z a h l e n g e b e n Glieder, die isoliert u n d a u s g e s o n d e r t n e b e n e i n e m h o m o g e n e n B e r e ich ihrer R e i h e stehen 1. Das Versuchsprinzip der Reihe 3 dieses Paragraphen beseitigt ein Bedenken gegen den Vergleieh yon H- und I-F~llen, wie er z.B. bei der Deutung yon Reihe 1 und 2 vorgenommen wird. Man k5nnte niimlich sagen, dab viele Silben oder Zahlen, in einer Reihe vereinigt, bei der Reproduktion zu Verweohs]ungen, Kontaminationen u. dgl. AnlaB geben, fiir welche im I-Fall gar keine M6glieh- keit gegeben ist. Es gibt solche Verweehslungen and Kontaminationen nach unseren Protokol]en ohne jeden Zweifel. ~Tie immer ~ber sie zu erklaren sein mSgen, das Ergebnis yon Reihe 3 (ira Vergleieh mit den I-Fallen yon Reihe 1 und 2) schlieflt vollkommen aus, da~ unsere These von der entscheidenden Ro]le der Bereichsbildungen durch Berufung auf Verweehslungen und Kontami- nationen entwertet werden k6nnte. Denn niemand begeht Verweehslungen oder Kont~minat.ionen zwisehen Knopf, Zahl, Photogr~phie, Silbe and ~d. Und trotzdem senkt die Absorption in einen innerlieh so heterogenen, aber gleichmaftig verlaufenden Gesamtbereieh die Reproduktionsziffer betr~ehtlich gegeniiber den I-Fallen yon Reihe 1 und 2. Silbe und Zahl, die kritisehen Glieder, konnten freilieh nur deshalb indifferente Bestandteile der heterogenen Reihe werden, well diese Reihe zuerst dargeboten und gepriift wurde. Ware Reihe 1 oder 2 (oder beide) vorausgegangen, die nur Silben und Zahlen enthielten, so waren den Vpn. wahrscheinlich Silbe und Zahl in 3 be- sonders aufgefallen. - - Oben (S. 319) wurde erwahnt, dag in l~eihe 1 und 2 das jeweils allein vorkommende kritische Glied den 2. oder 3. Reihenplatz hatte, so dab im Augenblick seines Auftretens noch keine deutliche Bereiehsbildung er- folgt sein, es selbst also nieht sogleieh als isoliert aufgefaftt werden konnte. Wieder- holung der Darbietung aber wurde vermieden. Es ist deshalb unwahrseheinlieh, dab die Bereiehswirkungen, auf denen die ungleiche ]Reproduzierbarkeit der Glieder in den versehiedenen Konstellationen beruht, nut einfaeh bei der Reihen- au[/ass~l~g zustande kommen. Man wird viehnehr anzunehmen haben, dab Ein- flilsse gleieher Art anch noch ,,ira Spurenfeld" welter wirken. Denn im eben besprochenen Falle erfolgt ja die betreffende Bereichsbildung selbst erst ~ach Wahrnehmung des Gliedes, dessen Reproduzierbarkeit sich naehher yon der erfolgten Bereichsbildung bestimmt erweist. (Vgl. zu dieser Frage auch S. 306, sowie vor al!em S. 308.) 1 Zu dem ersten dieser 3 Falle ist noch zu bemerken : Eine durchweg homogene Reihe erreieht vielleicht nicht die h6chste tiberhaupt vorkommende Bereichs- festigkeit. Es ist theore~iseh nieht unwahrschei~tieh, da/~ Einft~gung eines Paares (Gliedes) yon anderer Materialart die Festigkeit des homogenen Bereiehes, aus dem es ausgesondert wird, noch steigert. Vorlaufige Versuche in dieser Richtung lassen uns vermuten, daf3 eine solche Wirkung in der Tat eintritt, trod zwar auch dann, wenn das fremde Material an die Stetle yon homogenem 5Iaterial tritt, dessen Haufung also zugleich etwas ver~i~r{ert wird.
  • 25. ~ber die Wirkung yon Bereichsbildungen im Spurenfeld. 323 Da die Regeln, naeh denen die Iteproduzierbarkeit von Reihengliedern Funk- tion des Reihenbaues ist, genau flbereinstimmen mit den Gesetzen, naeh welehen Einzelgebilde im Sehfeld selbst~ndig bleiben oder aber indifferente Teile yon ansehauliehen Bereiehen werden, so liegt hier ein sehwieriges Problem vor. Ent- weder sind such ,,ira Spurenfeld" ~ihnliehe Kr/ifte wirksam wie die, welehe sich in der GestMtung der Wahrnehmung ~'mgerrr. Oder unsere Ergebnisse sind nur unmittelbare Folgen yon Gestaltwirkungen in der Wahrnehmung. Solange eine strenge experimentelle Entseheidung nicht vorliegt, wird such folgendes Argument zu beaehten sein: Die heterogene Reihe 3 besteht aus lauter recht versehiedenen sukzessiv dargebotenen Gliedern. DaB diese, z.B. Silbe und Zahl, wegen des gleiehm~gigen Reihenverlaufes sehon in der Wahrnehmung nur sehr sehleeht aufgefagt werden sollten, und zwar viel sehleehter als gleiehartige Glieder im I-FM1, das seheint uns eine etwas gewagte These. Wir wtirden die Annahme vorziehen, dab die seh~digende Wirkung des gleiehmfiBigen Reihenverlaufes erst im Spurenfeld so erheblieh wird, wie sie naeh der herabgesetzten tleproduk- tionsziffer sein muB. W e n n die Ergebnisse i n den drei m i t e i n a n d e r verglichenen K o n - s t e l l a t i o n e n aueh sehr deutlieh v o n e i n a n d e r versehieden ausgefallen sind, u n d zwar gerade in dem Sinne, der gestMttheoretiseh vorherzu- sagen war, so sind doch die m6gliehen F/~lle ftir die kritisehen Glieder i n Isolierung u n d i n heterogener Reihe vielleieht zu wenig zahlreieh, Ms dab dieser erste Versueh ftir endgiiltig e n t s e h e i d e n d gehalten w e r d e n k6nnte. Die g e i h e n dieses Versuehes w a r e n n i e h t so d a r g e b o t e n worden, daft Paa.rfassung ihrer Glieder nahegelegen h s Die R e i h e n des n ~ e h s t e n Versuehes w u r d e n wieder in P a a r e n vorgefiihrt, jede dreimal, u n d 10 M i n u t e n sp/s nach dem Trefferverfahren gepriift. Es w a r e n 3 R e i h e n analog d e n e n des l e t z t e n Versuehes, u n d zwar e n t h i e l t Reihe 1: n e b e n 1 Z a h l e n p a a r 7 Silbenpaare, Reihe 2: n e b e n 1 S i l b e n p a a r 7 Z a h l e n p a a r e , Reihe 3: n e b e n 1 Silben- u n d 1 Z a h l e n p a a r im ganzen 6 Paare, je i n sich aus zwei n a h v e r w a n d t e n Gliedern gebildet, aber u n t e r sieh so materiMverschieden wie die Glieder der Reihe 3 im l e t z t e n Versueh. Nur je eine Reihe wurde an einem Tag gelernt und gepriift. Die Zeit zwischen Einpr/igung und Priifung wurde nicht planm~Big ausgefiillt; die Vpn. sollten nur nicht an die eingeloragten Reihen denken. tleihe 3 wurde yon allen Vpn. zuerst gelernt, danach yon einem Teil der Vpn. t~eihe 1 und dann 2, yon einem anderen Teil erst Reihe 2, dann 1. Die an kritischer Stelle stehenden individuellen Silben und Zahlen wurden mehrfaeh ausgetauseht. An den Versuehen beteiligten sieh I6 Personen (das Lehrerkollegium einer Sehule)L 1 Diesen Vpn., sowie den Direktoren und Lehrern, die so liebenswiirdig waren, uns d~s Experimentieren mit ihren Klassen zu gestatten, ganz besonders aber Fr/~ulein eand. phil. Ilse Miiller, die bei den Sehu]versuchen und such sonst unermiidlieh als Versuehsleiterin mitgewirkt hat, sprechen wir unseren aufrichtigen Dank aus.
  • 26. 324 H. von Restorff: T a b . 10 e n t h ~ l t die E r g e b n i s s e : T a b e l l e 10. l~eihe 1 u n d 2 l~eihe 3 Trefferzahlen flit Silbe u n d Zahl Trefferzahlen fiir Silbe in u n d Zahl in It I durchweg heterogen, tteihe Silbe . . . . . 32:7 ~ 4,6 16 13 (Reihe 1) (Reihe 2) Zahl . . . . . 17:7 = 2,4 16 16 (Reihe 2) (Reihe 1) ZusarnIilen . . 49:7 ~ 7 32 29 (v. 224 m6gl. F/~llen) (v. 32 m6gl. F~llen) (v. 32 m6gl. F~llen) In Prozenten . 22% 100% 91% (gegen 90% ftir den Durehsehnitt der iibri- gen Reihenglieder) Die linke Seite der T a b e l l e besti~tigt d a s R e s u l t a t v o n A b s c h n i t t I a b e r m a l s . Es g e h 6 r t gewig zu d e n sichersten T a t b e s t ~ n d e n des g a n z e n Gebietes. I n H - K o n s t e l l a t i o n h a b e n Sflben u n d Z a h l e n hier n u t n o c h e t w a ein Ffinftel d e r R e p r o d u k t i o n s z f f f e r erreicht, die sich ffir die I- K o n s t e l l a t i o n e r g e b e n h a t . Das Verhiiltnis w~re vielleicht noch ex- t r e m e r ausgefallen, w e n n n i c h t die Z a h l d e r D a r b i e t u n g e n zu hoeh gewesen w~re u n d die Treffer fiir den I s o l i e r u n g s f a l l schon auf das M a x i m u m g e b r a c h t h/4tte. Soweit m a n die v e r s c h i e d e n a r t i g e n Versuche t i b e r h a u p t vergleiehen k a n n , i i b e r t r i f f t dies E r g e b n i s jedenfalls aueh d a s des W i e d e r e r k e n n e n s v e r s u e h e s in A b s c h n i t t I (Tab. 8), wo - - bei noch w e i t e r g e s t e i g e r t e m Gegensatz y o n H u n d I i m R e i h e n b a u - - die e n t s p r e c h e n d e n Z a h l e n 40 u n d 96% waren. Der im Z u s a m m e n h a n g dieses A b s c h n i t t e s w i c h t i g s t e Vergleieh, n~m]ich d e r zwischen d e m E r g e b n i s d e r I-F~ille u n d d e m d e r k r i t i s c h e n F~ille in d e r h e t e r o g e n e n R e i h e 3, fitllt wegen des schon e r w ~ h n t e n t e c h n i s e h e n MiBgriffes n i c h t e n t s e h e i d e n d aus. Der Trefferwert, wenig- stens f/it die Silben, ist etwas kleiner in d e r h e t e r o g e n e n Reihe, a b e t Ifir die Z a h l e n h a b e n beide K o n s t e l l a t i o n e n das gleiehe ergeben. Sichtlieh h a b e n die 3 D a r b i e t u n g e n bei den Vpn. dieses Versuehes zu s t a r k ge- w i r k t , so d a b die zweitgtinstigste K o n s t e l l a t i o n die g/instigste b e i m i i b e r h a u p t e r r e i e h b a r e n M a x i m u m einholen k o n n t e . tleihe 3 zeigt immerhin noch einmal, dab Silben- und Zahlenpaar sich in der ganz heterogenen Reihe genau wie der Durchsehnitt der fibrigen Paare verhalten; denn die Trefferzahl ffir diesen Durehsehnitt ist 90%, die gleiehe wie fiir Silbe und Zahl zusammen (91%). Silbe und Zahl werden also in einer solehen tleihe w~rklieh Glieder wie die anderen aueh. Die D a r b i e t u n g s z a h l w u r d e d e s h a l b im n/iehsten Versueh h e r a b g e s e t z t , so d a b die Trefferziffern ffir I - K o n s t e l l a t i o n e n u n d kritische Glieder d e r ganz h e t e r o g e n e n I l e i h e in ein s t a t i s t i s e h angemessenes Gebiet fMlen
  • 27. iJber die Wirkung yon Bereichsbildungen im Spurenfeld. 325 konnten. Aui Priifung der kritischen Glieder in tI-Konstellation wurde tiberhaupt verzichtet, naehdern der Vergleich zwischen H~ufungs- u n d Isolierungsfall schon in so vielen Versuchen immer das gleiehe Ergebnis g e h a b t hatte. Wir gewannen so die MSgliehkeit, den Versuch auf Dar- bietung u n d Priifung yon nur 2 Reihen zu beschr~Lnken. Von diesen war die eine heterogen g e b a u t wie im vorigen Versuch (jedoch u m 2 Paare verl~ngert), die andere enthielt 1 Silben- u n d 1 ZaMenpaar, auBerdem 10 Paare y o n kleinen sehwarz-weiI3en Zeiehnungen bekannter Gegensts W e n n m a n ganz streng sein will, k a n n m a n also sagen, dab hier das Silben- u n d das Zahlenpaar nicht vollkommen isoliert im jetzt festgelegten Sinn auftraten. Sie miissen jedoeh in der Reihe y o n 10 Bilderpaaren sehr angenahert die Stellung y o n I - P a a r e n erhalten haben u n d vor allem viel mehr abgesondert geblieben sein Ms die gleichen Paare in der durehweg heterogenen Reihe. Die Reihen wurden nur einmal gezeigt. Naeh l0 Minuten Zwischen- zeit, die durch Gespr~che mit den Vpn. ausgeffillt war, wurde nach dem Trefferverfahren gepriift. Der Versuch wurde mit zwei Schulklassen (insgesamt 42 Primanern und Primanerinnen) durchgefiihrt. Das gab zwei Gruppen yon Vpn., fiir welche die kritischen Padre der beiden Reihen gegeneinander ausgetauseht wurden. Dar- bietung und Priifung der heterogenen Reihe erfolgte in beiden Gruppen zuerst, eine Woche friiher als der Versuch mit der anderen Reihe (vgl. dazu oben S. 322). Tab. 11 ~al3t die Ergebnisse z u s a m m e n : Tabelle II. Trefferzahlen ffir Silbe und Trefferzahlen ffir Silbe und Zahl im I-Fall Zahl in durchweg heterogener Reihe Silbe . . . . . 29 yon 42: 69% 18 yon 42: 43% Zahl . . . . . . 38 ,, 42: 90% 29 ,, 42: 69% Z u s a m m e n . . . 67 yon 8~: 80% 47 yon 84: 36% (Durchschn. Trefferzahl (Durchschn. Trefferzahl f. d. ,,sinnvollen" Zeich- f. d. t~brigen Paare 65%) nungen 13%) Sowohl ftir die Silbe wie fiir die Zahl liegen die Trefferziffern im I-Fall, wo die kritischen Paare je einmal in der Reihe auftreten, betr~Lehtlich hSher als in der ganz heterogenen Reihe, in der sie ebenfalls nur einmal vorkommen. D a m i t ist das Ergebnis, welches zuvor in Versuchen mit Prtifung der beha]tenen Glieder gefunden wurde, auch bei Priifung nach dem Trefferverfahren best~tigt: Die untersuehte Wirkung h~ngt wesentlich von den Bereichsbildungen in den Reihen ab ; sie wird nieht einfaeh yon den ~hnlichkeiten bestimmt, die zwischen den kritischen und den fibrigen P a a r e n der tleihen bestehen.
  • 28. 326 H. yon Restorff: Bemerkungen zu dem letzten Versuch: l. Es ist durchaus m6glich, dab Vergleich von ganz reinen I-Fallen mit mate- rialgleichen Fallen der heterogenen Konstellaflion einen noch gr6Beren Unterschied ergeben hatte. W e n n dieser Vergleich jedoch ffir 2 Materialarten durchgefiihrt werden sollte, so waren dazu 3 zeitlich getrennte Versuche m i t 3 Reihen efforder- lich gewesen. Beanspruchung derselben Schulklassen in 3 zeitlich getrennten Ver- suchsreihen war aber nicht gut mSglich. 2. Das Ergebnis dieses Versuches k a n n nicht etwa auf den Unterschied der Verwandtschaften zurfickgefiihrt werden, die in den beiden Reihen zwischen den kritischen u n d den iibrigen P a a r e n bestanden. Die heterogene Reihe war wieder so beschaffen wie in den beiden vorausgehenden Versuchen dieses Abschnitfies. Neben Silben- u n d Zahlenpaar enthielt sie ein P a a r Bilder, w i e sie auch i m homogenen Bereich der anderen Reihe vorkamen, u n d auBerdem yon Silbe u n d Zahl mindestens so verschiedene Gebilde (vgl. die Aufzahlung S. 319). W e n n es in einer der beiden Reihen fiberhaupt starkere Unterschiede zwischen den kritischen u n d den iibrigen P a a r e n gab, d a n n war es sicherlich in der heterogenen Reihe der Fall. Diese aber hat, infolge ihres gleichm~fligen Verschiedenheits- verlaufes, trotzdem ,,quasihomogen" gewirkt, d. h. die niedrigeren Reproduktions- ziffern ergeben. 3. Man k a n n den Ausfall des Versuches aber auch nicht darauf zuriickffihren, dal~ die Reihe m i t den vielen sinnvollen Bildern a n sich leichter einzupragen u n d zu behalten gewesen ware als die heterogene, u n d deshalb der Vp. flit Silbe u n d Zahl gewissermaBen mehr Energie gelassen habe. Denn es ist gerade das Gegen- teil der Fall. Weft die sinnvollen Zeichnungen oder Bilder in echter t t - K o n - stellafiion auftreten, sind sie schwerer einzupragen, zu behalten u n d korrekfl zu reproduzieren als die u n t e r sich materialverschiedenen Paare, die in der heterogenen Reihe neben Silbe u n d Zahl stehen. J e n e h a b e n n~mlich im Durchschnitt n u r 13% Treffer ergeben, diese 65% 1. - - Die geringe Trefferzahl ffir die sinnvollen Bilder in homogenem Bereich laBt noch einmal besonders eindringlich erkennen, wie wenig die einzelne Materialart als solche im Vergleich m i t dem R e i h e n b a u bedeuflet. Solche Bflder wfirde m a n gewiB ffir leicht einpragbar halten, u n d doch gibt sogar die sinnlose Silbe, in der gleichen Reihe isolierfi auftretend, fiber 5real soviel Treffer (69%). Andererseits entfielen auch auf ein Bilderpaar gleicher Art, das in die durchweg heterogene Reihe aufgenommen war (statt 13 %) 60% Treffer, eflwa dem Durchschnitt ffir alle Glieder dieser Reihe entsprechend. I n Isolierung h a t t e ein solches P a a r sinnvoller Bilder vermutlich nut Treffer ge- geben, so dab das Ergebnis ffir den I-Fall 100%, ffir den heterogenen 60% u n d ffir den homogenen 13% Treffer gewesen ware. Das ist noch einmal die theo- retisch zu erwartende Reihenfolge. , 4. Auch in diesem Versuch k a n n es sich k a u m u m eine Wirkung der Reihen. au//assung allein handeln. Denn die heterogene Reihe, in we]cher Silben und Zahlen keine Sonderrolle spie]en, ist zuerst eingepragt u n d geprfift. Es folgt die andere Reihe, in der sich eine Sonderstellung yon Silbe u n d Zahl (wegen ihres l%eihenplatzes zu Anfang) erst ausbilden kaml, nachdem sie schon dargeboten waren; u n d die Reihe wird n u r einmal vorgeffihrt. So dtirffe es sich bei Aussonde- rung yon Silbe u n d Zahl in der Hauptsache u m einen Vorgang schon im Spuren- feld handeln. 5. Auch fiir Prtifung nach der Treffermethode ist es je~zt unm6glich geworden, die Ergebnisse, a n s t a t t durch Wirkung der Bereichsbildung, durch Verwechslungen 1 Dieser Weft (65%) zeig~ fibrigens wieder, dab Si]be u n d Zahl in der heterogenen Reihe wirklich kelne Sonderstellung einnehmen; denn der Durch- schnitfswert fiir Silbe u n d Zahl in dieser Reihe ]iegt fast ebenso hoch (56%).
  • 29. Uber die Wirkung yon Bereichsbildungen im Spurenfeld. 327 und Kontaminationen zu deuten. Denn die Wirkung gleichm/~BigenRcihenverlaufes macht sich auch in der heterogenen l~cihc (im Vcrgleich mit den I-F/illen) deutlich geltend, d. h. unter Umst~nden, wo Verwechslungen und Kont~minationen nicht ernstlich in Frage kommcn (vgl. oben S. 322). Wenn es zutrifft, dab der EinfluB des l~eihenbaues auf Einpr/~gung und Behalten nicht unmittelbar yon den ~hnliehkeiten (oder Versehieden- heiten) der einzelnen Reihenglieder ausgeht, sondern auf den jeweiligen Bereiehsbildungen beruht, dann ist zu folgern, dab alle so]che Bereiehs- bildungen dieselben Wirkungen haben, ob sie nun ihrerseits auf dem :~hnlichkeitsverlauf in der Reihe oder auf anderen Faktoren beruhen. I n der TaG versteht es sich fast yon selbst, dab Isolierung auger durch einen Sprung im )~hnlichkeitsverlauf z. B. auch durch geeignete raum- zeitliche Verlaufsmomente erzielt werden kann (vgl. u. S. 328). Von vornherein ist es ja auch nicht einerlei, wo die einzelnen Glieder etwa einer homogenen Reihe r/~umlich und zeitlich in dieser Reihe stehen. Die alte Erfahrung, dab Anfangs- und Endglieder yon homogene~ Reihen der tiblichen Art fiir Lernen und Behalten bessergestellt sind als ,Binnenglieder", wird leicht verst/~ndlieh dadurch, dab jene, naeh der einen Seite ganz frei, als gewissermaBen ,,etwas isolierter" betraehtet werden diirfen. Ganz ungekl/s bleibt bisher, auf welehe Art die Glieder (oder Paare) von Reihen dureh ihre Aufnahme in gleichm/s feste Bereiche gesch/~digt werden. Aus der Psychologie der Wahrnehmung wissen wit wohl, dab dort unter vergleichbaren Umst/~nden Anderungen yon Gebilden erfolgen, wenn diese zu Teilen yon grSGeren Bereiehen werden. Aber wir sind gewohnt, diese _Anderungen, sog. ,,TKusehungen", m/~Gig zu finden, solange die Bereichsbildung die Diskretheit der Teile nieht aufhebt. Die Reihen- glieder in unseren Versuehen aber bleiben, w/~hrend sic vorgeffihr~, also wahrgenommen werden, jedenfalls diskret. Die Annahme, dab die in unseren Versuchen auftretenden betr/~ehtlichen Sch/~digungen yon der gleichen Art seien wie die erws umbildenden Bereichswirkungen in der Wahrnehmung, 1/s sieh also nur unter der Voraussetzung halten, daft solche Umbildungen nachtriiglich, im Spuren/eId (oder doch bei der Ausbildung der Spuren), viel welter gehen k6nnen aIs in Wahr- nehmungs/eldern. Wenn wir dies Problem 16sen wollen, werden wir weniger fragen mtissen: Wieviel richtige Reproduktionen sind unter bestimmten Bedingungen auf Grund einer Anzahl gegebener Spuren m6glich ? als vielmehr: In weleher Art sind diejenigen Spuren ver- /~ndert, die nich$ mehr richtige Reproduktionen ergeben ? 1 Ubrigens w~re es durchaus nicht zu rechtfertigen, wenn aus den mitgeteilten Versuehen geschlossen wtirde, dab unter allen Umst~nden Aufnahme eines Gebildes in einen Gesamtbereieh Sch/~digungen wie 1 Das ist die Fragcstellung yon Ko]]ha und Wul/. Psycho]. Forsch. 1, 1922.