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Wissenschaftliches Institut
                                                                       der AOK

                                                      HAUSANSCHRIFT Rosenthaler Str. 31 · D-10178 Berlin
Pressemitteilung                                       POSTANSCHRIFT Postfach 11 02 46 · D-10832 Berlin
                                                             TELEFON +49 30 34646-2393
                                                                  FAX +49 30 34646-2144
                                                             INTERNET www.wido.de
Berlin, 27. November 2011                                     E-MAIL wido@wido.bv.aok.de




Versorgungs-Report 2012: Schwerpunktthema „Gesundheit
im Alter“


Medizin und Pflege für eine alternde Gesellschaft
Berlin. Die Lebenserwartung steigt. Und mit ihr die Zahl altersbedingter Krankheiten.
So wird sich bis 2050 die Zahl der Demenzkranken in Deutschland auf bis zu drei Mil-
lionen erhöhen. Dennoch wird der demografische Wandel die Finanzen der gesetzli-
chen Krankenversicherung (GKV) weit weniger belasten als vielfach angenommen.
Das geht aus dem jetzt veröffentlichten Versorgungs-Report 2012 hervor. Danach
steigen die Gesundheitsausgaben aufgrund des zunehmenden Anteils Älterer an der
Bevölkerung bis 2050 um 19 Prozent (0,4 Prozent pro Jahr). Das Thema „Gesundheit
im Alter“ ist Schwerpunkt des neuen Versorgungs-Report, den das Wissenschaftliche
Institut der AOK herausgibt. Darin analysieren 42 Wissenschaftler unterschiedlicher
Fachrichtungen die ambulante und stationäre Versorgung, die Arzneimitteltherapie,
Pflege, Prävention und Palliativmedizin unter dem Blickwinkel der alternden Gesell-
schaft. Tenor: Deutschland braucht keine andere Medizin für ältere Menschen, aber
eine deutlich bessere geriatrische Qualifizierung der Gesundheitsberufe..

Als Ausgangspunkt ist den Analysen des Versorgungs-Reports eine Darstellung der demo-
grafischen Entwicklung in Deutschland bis 2060 vorangestellt. Danach verändert sich der
Altersquotient in den nächsten fünfzig Jahren dramatisch. „Derzeit kommen im Bundes-
schnitt 34 über 65-Jährige auf 100 erwerbsfähige Männer und Frauen im Alter zwischen 20
bis 65 Jahren“, erläutert WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber. „Bis 2060 wird sich das
dramatisch verändern. Dann weist Bremen mit einem Verhältnis von 63 zu 100 noch den
günstigsten Altersquotienten auf. In Ostdeutschland wird der Wert durchweg über 72 liegen –
an der Altersspitze Brandenburg mit 78 Menschen über 65 je100 Erwerbsfähige.“

Die zu erwartenden Folgen dieses Wandels spiegeln sich in den Prognosen zur Entwicklung
der Zahl der Demenzerkrankungen wider. Klauber: „Bis zu 1,4 Millionen Deutsche leben heu-
te mit einer Demenzerkrankung. Von 100 Menschen über 80 Jahre ist jeder Fünfte betroffen.
2050 werden wir es mit bis zu drei Millionen Demenzkranken zu tun haben – 90 Prozent da-
von pflegebedürftig.“




                                                                                       Seite 1 von 8
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Versorgungs-Report 2012 – Pressemitteilung vom 27. November 2011




Im Alter von 60 bis 64 Jahren ist derzeit ein Prozent der Bevölkerung von Demenz betroffen.
Die Krankheitshäufigkeit verdoppelt sich laut Versorgungs-Report in Schritten von fünf bis
sechs Jahren. Im Alter von 75 und 79 Jahren liegt sie bei 7,5 Prozent, zwischen 85 und 89
Jahren bei 22,5 Prozent und ab dem 100. Lebensjahr bei 40 Prozent. Aktuell haben Frauen
ab 80 Jahren noch eine Lebenserwartung von knapp 8,8 Jahren. Davon verbringen sie im
Schnitt noch fast sieben Jahre ohne Demenz. Männer ab 80 leben durchschnittlich noch sie-
ben Jahre und verleben davon etwa sechs Jahre demenzfrei. Bei der Prognose, wie sich die
Zahl der Demenzerkrankungen bis 2050 entwickeln wird, spielt die Entwicklung der Lebens-
erwartung eine wesentlich Rolle: Steigt die Lebenserwartung stark an, wird mit der größeren
Zahl alter Personen die Zahl der Demenzkranken auf bis zu drei Millionen steigen, was bei
im gleichen Zeitraum schrumpfender Bevölkerungszahlen einem Anteil von 4,2 Prozent der
Deutschen entsprechen würde.

Klauber: „Aus wissenschaftlicher Sicht – und das ist sicherlich auch gesellschaftlich ratsam –
gibt es ein klares Ziel: Demenz muss in der Wahrnehmung der Menschen eine normale Er-
krankung werden. Trotz aller Aufklärung ziehen sich noch immer viele Betroffene und Ange-
hörige aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Erste Symptome einer Erkrankung werden
oft verleugnet und selbst von den Hausärzten nicht richtig eingeordnet, weil das Thema sehr
negativ und vorurteilsbehaftet diskutiert wird.“


Vier Millionen Ältere erhalten problematische Medikamente
Besorgnis erregende Erkenntnisse liefert der Versorgungs-Report zu den gesundheitlichen
Risiken für Ältere durch ungeeignete Medikamente und das gleichzeitige Einnehmen vieler
Arzneimittel. Rund vier Millionen Patienten über 65 erhalten mindestens ein problematisches
Medikament, bei dem die Nachteile den Nutzen übersteigen. 5,5 Millionen sind Risiken durch
gleichzeitige Einnahme verschiedener Medikamente ausgesetzt. „Die Arzneimitteltherapie für
Ältere muss dringend verbessert werden“, fordert deshalb Jürgen Klauber. „Dazu können
evidenzbasierte Therapieempfehlungen, hausärztliche Therapiezirkel und eine auf ältere
Menschen zugeschnittene Pharmakotherapieberatung für Ärzte beitragen.“


Prävention lohnt sich
Der Versorgungs-Report 2012 zeigt zudem gelungene Beispiele für eine auf die Belange
Älterer zugeschnittene Prävention. Dazu zählen die von der AOK unterstützten Sturzprophy-
laxe-Projekte in Pflegeheimen. Sie können 20 Prozent aller Hüftfrakturen bei Heimbewoh-
nern verhindern.
W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO)                                Seite 3 von 8

Versorgungs-Report 2012 – Pressemitteilung vom 27. November 2011




Keine „Kostenexplosion“
Nach Berechnungen des Gesundheitsökonomen Prof. Stefan Felder von der Universität Ba-
sel steigen die GKV-Ausgaben aufgrund des zunehmenden Anteils Älterer an der Bevölke-
rung bis 2050 um bis zu 20 Prozent. Das entspricht einem Ausgabenplus von 0,4 Prozent
pro Jahr. Zum Vergleich: Zwischen 2005 und 2009 sind die Ausgaben der GKV im Jahres-
mittel um 3,7 Prozent gestiegen. Felders Berechnungen für den Versorgungs-Report 2012
haben ergeben, dass die steigende Lebenserwartung zwar durchaus höhere Ausgaben nach
sich zieht, aber bei weitem nicht im Ausmaß einer Kostenexplosion. Klauber: „Den Berech-
nungen liegt die Beobachtung zugrunde, dass die Behandlungskosten vor dem Tod eines
Menschen besonders hoch sind – unabhängig, ob er mit 70, 80 oder 90 Jahren stirbt.“


Umfassende Daten zu Gesundheitskosten im Alter

Der Versorgungs-Report stützt sich auf Daten von 24 Millionen AOK-Versicherten. „Die um-
fangreichen Angaben über die häufigsten Krankheiten, die Inanspruchnahme von Ärzten
oder Sonderanalysen für ausgewählte Erkrankungen besitzen besonderes Gewicht für die
Versorgungsforschung, weil das WIdO Diagnosen und die Inanspruchnahme von Leistungen
sektorübergreifend zusammenführt“, betont Jürgen Klauber.

So stellt der Versorgungs-Report 2012 – bisher einmalig – die Inanspruchnahme von Ge-
sundheitsleistungen im Alter auf der Grundlage der gesamten Leistungsdaten für ambulante
und stationäre Versorgung sowie Medikamente dar und liefert Auskunft über die häufigsten
Krankheiten bei älteren Menschen.

Christian Günster, Joachim Klose, Norbert Schmacke (Hrsg.).
Versorgungs-Report 2012. Schwerpunktthema: Gesundheit im Alter. 440 Seiten, 84 Abb., 64 Tab.;
51,40 €; ISBN 978-3-7945-2850-9



Pressekontakt:                                       Rezensionsexemplare:
Wissenschaftliches Institut der AOK                  Schattauer-Verlag
Christian Günster                                    Frau Albert
Tel.: 030/34646-2128                                 Tel.: 0711 22987-20
Joachim Klose                                        Fax: 0711 22987-50
Tel.: 030/34646-2129                                 E-Mail: stefanie.albert@schattauer.de

Fax.: 030/34646-2144
E-Mail: wido@wido.bv.aok.de
Infos unter: www.wido.de
W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO)                           Seite 4 von 8

Versorgungs-Report 2012 – Pressemitteilung vom 27. November 2011




Abbildung 1

Wie viele ältere Menschen ab 65 Jahre entfallen auf 100 Personen zwischen 20 und 65
Jahre? Altenquotient nach Bundesländern für die Jahre 2060 und 2009


                                                                Deutschland
                                  66            72
                                  36            34             Jahr        Altenquotient
                      70
                      29
                                                           2060                  67
                                                            2009                 34
       63
       35


                                                                       78
            64                                                         35
            35
                                                                                 71
                                                                                 29


  65                                                                              74
   34                                                                             39


  67
                                                                            73
  32
                                                                            40
  64
   23                                                     76
                                                          36


    67                                                                68
     36                                                               32

                 68
                 32




Quelle: Versorgungs-Report 2012                                                   © WIdO 2011
W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO)                                                Seite 5 von 8

Versorgungs-Report 2012 – Pressemitteilung vom 27. November 2011




Abbildung 2

Prognose der Demenzentwicklung 2010 bis 2050

      Anteil Dementer an Bevölkerung* in %                                                  minimal        maximal
5,0

4,5                                                                                      4,2 %        3,0 Mio.
4,0
                                                                          3,4 %
3,5
                                                                                                         bis
3,0                                                        2,7 %
2,5                                       2,2 %                                          2,8 %        2,0 Mio.
                                                                          2,5 %                     Menschen
2,0
         1,4 Mio.       1,7 %                              2,2 %                                     absolut
                                          2,0 %
1,5     Menschen        1,7 %
         absolut
1,0
                        2010              2020             2030           2040           2050
* Bevölkerung gemäß 12. Koordinierter Bevölkerungsvorausberechnung, Variante 2-W1.

Quelle: Versorgungs-Report 2012                                                                        © WIdO 2011




Abbildung 3

Häufigkeit der Demenz nach Alter*
      Anteil Dementer an AOK-Versicherten in %

40
                                                                                                        39,9 %
                                                                                           36,2 %
30
                                                                                34,2 %


20                                                                  22,5 %


10                                          7,5 %      14,4 %
                                  3,5 %
        1,0 %       1,8 %
 0
        60–64       65–69         70–74     75–79       80–84        85–89       90–94      95–99         100+
                                                  Altersgruppen
* AOK-Daten 2007

Quelle: Versorgungs-Report 2012                                                                        © WIdO 2011
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Abbildung 4

Lebenszeit ab 80 Jahre mit und ohne Demenz*

      in Jahre                                                      ohne Demenz     mit Demenz
10

  8                                 1,93
                                                                      1,13
  6

  4
                                    6,86
                                                                      5,97
  2

  0
                                  Frauen                            Männer
* AOK-Daten 2007

Quelle: Versorgungs-Report 2012                                                       © WIdO 2011



Abbildung 5

Wie vielen Menschen ab 65 Jahre wurden innerhalb eines Quartals fünf oder mehr
Wirkstoffe verordnet?



                                                                5,5 Mio. (32,4 %)




                            Alle ab 65 Jahre
* AOK-Daten 2010, hochgerechnet auf deutsche Bevölkerung 2009

Quelle: Versorgungs-Report 2012                                                       © WIdO 2011
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Versorgungs-Report 2012 – Pressemitteilung vom 27. November 2011




Abbildung 6

Anteil ungeeigneter Arzneimittel nach PRISCUS-Liste bei Älteren
      Verordnungsanteil PRISCUS-Arzneimittel in %
6,5

6,0       Frauen
                                                                                            6,2
5,5
                                                             5,8           5,9
           5,6                5,5           5,6                                             5,4
5,0
                                                                           5,1
4,5
                                                             4,7
4,0        4,3                4,3           4,3
3,5       Männer
3,0
      65 bis unter 70 70 bis unter 75 75 bis unter 80 80 bis unter 85 85 bis unter 90   90 und älter
                                                  Altersgruppen

Quelle: Versorgungs-Report 2012                                                            © WIdO 2011




Abbildung 7

Ausgabenanstieg bis 2050 aufgrund des demografischen Wandels:
Im Durchschnitt um 0,4 Prozent pro Jahr
       Index 2002 = 100
140
                                                                          115,8           119,5
120                                        107,4            111,5
           100,0            103,0
100

 80

 60

 40

 20

  0
           2002              2010          2020             2030          2040            2050
Quelle: Versorgungs-Report 2012                                                            © WIdO 2011
W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO)                                          Seite 8 von 8

Versorgungs-Report 2012 – Pressemitteilung vom 27. November 2011




Abbildung 8

Die zehn häufigsten Erkrankungen bei Älteren ab 60 Jahre 2008


                           Bluthochdruck                                                    60,9 %



          Gelenkerkrankungen / Arthrose                                    43,4 %


     Instabilität der Wirbelsäule, Rücken-
      schmerzen, Bandscheibenschäden                                      42,1 %


                    medizinisch behandelte
                   Stoffwechselstörungen                             36,4 %
                     (ohne akute Zustände)



                        Erkrankungen der                  26,6 %
                Venen- und Lymphgefäße



              Erkrankungen der Augenlinse                25,4 %



         Typ-II-Diabetes ohne Komplikation
                                                        24,1 %


 Herzrhythmusstörungen und Krankheiten
von Herzklappen, Herzbeutel, Herzmuskel                 23,6 %


            Ischämische Herzkrankheiten
           (ohne aktues Koronarsysndrom)              20,5 %


             Krankheiten der Speiseröhre,
         des Magens und des Dünndarms                 20,1 %


                                             0   10        20        30       40       50        60      70
                                                                 Behandlungshäufigkeit in %

Quelle: Versorgungs-Report 2012                                                                  © WIdO 2011

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  • 1. Wissenschaftliches Institut der AOK HAUSANSCHRIFT Rosenthaler Str. 31 · D-10178 Berlin Pressemitteilung POSTANSCHRIFT Postfach 11 02 46 · D-10832 Berlin TELEFON +49 30 34646-2393 FAX +49 30 34646-2144 INTERNET www.wido.de Berlin, 27. November 2011 E-MAIL wido@wido.bv.aok.de Versorgungs-Report 2012: Schwerpunktthema „Gesundheit im Alter“ Medizin und Pflege für eine alternde Gesellschaft Berlin. Die Lebenserwartung steigt. Und mit ihr die Zahl altersbedingter Krankheiten. So wird sich bis 2050 die Zahl der Demenzkranken in Deutschland auf bis zu drei Mil- lionen erhöhen. Dennoch wird der demografische Wandel die Finanzen der gesetzli- chen Krankenversicherung (GKV) weit weniger belasten als vielfach angenommen. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten Versorgungs-Report 2012 hervor. Danach steigen die Gesundheitsausgaben aufgrund des zunehmenden Anteils Älterer an der Bevölkerung bis 2050 um 19 Prozent (0,4 Prozent pro Jahr). Das Thema „Gesundheit im Alter“ ist Schwerpunkt des neuen Versorgungs-Report, den das Wissenschaftliche Institut der AOK herausgibt. Darin analysieren 42 Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen die ambulante und stationäre Versorgung, die Arzneimitteltherapie, Pflege, Prävention und Palliativmedizin unter dem Blickwinkel der alternden Gesell- schaft. Tenor: Deutschland braucht keine andere Medizin für ältere Menschen, aber eine deutlich bessere geriatrische Qualifizierung der Gesundheitsberufe.. Als Ausgangspunkt ist den Analysen des Versorgungs-Reports eine Darstellung der demo- grafischen Entwicklung in Deutschland bis 2060 vorangestellt. Danach verändert sich der Altersquotient in den nächsten fünfzig Jahren dramatisch. „Derzeit kommen im Bundes- schnitt 34 über 65-Jährige auf 100 erwerbsfähige Männer und Frauen im Alter zwischen 20 bis 65 Jahren“, erläutert WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber. „Bis 2060 wird sich das dramatisch verändern. Dann weist Bremen mit einem Verhältnis von 63 zu 100 noch den günstigsten Altersquotienten auf. In Ostdeutschland wird der Wert durchweg über 72 liegen – an der Altersspitze Brandenburg mit 78 Menschen über 65 je100 Erwerbsfähige.“ Die zu erwartenden Folgen dieses Wandels spiegeln sich in den Prognosen zur Entwicklung der Zahl der Demenzerkrankungen wider. Klauber: „Bis zu 1,4 Millionen Deutsche leben heu- te mit einer Demenzerkrankung. Von 100 Menschen über 80 Jahre ist jeder Fünfte betroffen. 2050 werden wir es mit bis zu drei Millionen Demenzkranken zu tun haben – 90 Prozent da- von pflegebedürftig.“ Seite 1 von 8
  • 2. W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO) Seite 2 von 8 Versorgungs-Report 2012 – Pressemitteilung vom 27. November 2011 Im Alter von 60 bis 64 Jahren ist derzeit ein Prozent der Bevölkerung von Demenz betroffen. Die Krankheitshäufigkeit verdoppelt sich laut Versorgungs-Report in Schritten von fünf bis sechs Jahren. Im Alter von 75 und 79 Jahren liegt sie bei 7,5 Prozent, zwischen 85 und 89 Jahren bei 22,5 Prozent und ab dem 100. Lebensjahr bei 40 Prozent. Aktuell haben Frauen ab 80 Jahren noch eine Lebenserwartung von knapp 8,8 Jahren. Davon verbringen sie im Schnitt noch fast sieben Jahre ohne Demenz. Männer ab 80 leben durchschnittlich noch sie- ben Jahre und verleben davon etwa sechs Jahre demenzfrei. Bei der Prognose, wie sich die Zahl der Demenzerkrankungen bis 2050 entwickeln wird, spielt die Entwicklung der Lebens- erwartung eine wesentlich Rolle: Steigt die Lebenserwartung stark an, wird mit der größeren Zahl alter Personen die Zahl der Demenzkranken auf bis zu drei Millionen steigen, was bei im gleichen Zeitraum schrumpfender Bevölkerungszahlen einem Anteil von 4,2 Prozent der Deutschen entsprechen würde. Klauber: „Aus wissenschaftlicher Sicht – und das ist sicherlich auch gesellschaftlich ratsam – gibt es ein klares Ziel: Demenz muss in der Wahrnehmung der Menschen eine normale Er- krankung werden. Trotz aller Aufklärung ziehen sich noch immer viele Betroffene und Ange- hörige aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Erste Symptome einer Erkrankung werden oft verleugnet und selbst von den Hausärzten nicht richtig eingeordnet, weil das Thema sehr negativ und vorurteilsbehaftet diskutiert wird.“ Vier Millionen Ältere erhalten problematische Medikamente Besorgnis erregende Erkenntnisse liefert der Versorgungs-Report zu den gesundheitlichen Risiken für Ältere durch ungeeignete Medikamente und das gleichzeitige Einnehmen vieler Arzneimittel. Rund vier Millionen Patienten über 65 erhalten mindestens ein problematisches Medikament, bei dem die Nachteile den Nutzen übersteigen. 5,5 Millionen sind Risiken durch gleichzeitige Einnahme verschiedener Medikamente ausgesetzt. „Die Arzneimitteltherapie für Ältere muss dringend verbessert werden“, fordert deshalb Jürgen Klauber. „Dazu können evidenzbasierte Therapieempfehlungen, hausärztliche Therapiezirkel und eine auf ältere Menschen zugeschnittene Pharmakotherapieberatung für Ärzte beitragen.“ Prävention lohnt sich Der Versorgungs-Report 2012 zeigt zudem gelungene Beispiele für eine auf die Belange Älterer zugeschnittene Prävention. Dazu zählen die von der AOK unterstützten Sturzprophy- laxe-Projekte in Pflegeheimen. Sie können 20 Prozent aller Hüftfrakturen bei Heimbewoh- nern verhindern.
  • 3. W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO) Seite 3 von 8 Versorgungs-Report 2012 – Pressemitteilung vom 27. November 2011 Keine „Kostenexplosion“ Nach Berechnungen des Gesundheitsökonomen Prof. Stefan Felder von der Universität Ba- sel steigen die GKV-Ausgaben aufgrund des zunehmenden Anteils Älterer an der Bevölke- rung bis 2050 um bis zu 20 Prozent. Das entspricht einem Ausgabenplus von 0,4 Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: Zwischen 2005 und 2009 sind die Ausgaben der GKV im Jahres- mittel um 3,7 Prozent gestiegen. Felders Berechnungen für den Versorgungs-Report 2012 haben ergeben, dass die steigende Lebenserwartung zwar durchaus höhere Ausgaben nach sich zieht, aber bei weitem nicht im Ausmaß einer Kostenexplosion. Klauber: „Den Berech- nungen liegt die Beobachtung zugrunde, dass die Behandlungskosten vor dem Tod eines Menschen besonders hoch sind – unabhängig, ob er mit 70, 80 oder 90 Jahren stirbt.“ Umfassende Daten zu Gesundheitskosten im Alter Der Versorgungs-Report stützt sich auf Daten von 24 Millionen AOK-Versicherten. „Die um- fangreichen Angaben über die häufigsten Krankheiten, die Inanspruchnahme von Ärzten oder Sonderanalysen für ausgewählte Erkrankungen besitzen besonderes Gewicht für die Versorgungsforschung, weil das WIdO Diagnosen und die Inanspruchnahme von Leistungen sektorübergreifend zusammenführt“, betont Jürgen Klauber. So stellt der Versorgungs-Report 2012 – bisher einmalig – die Inanspruchnahme von Ge- sundheitsleistungen im Alter auf der Grundlage der gesamten Leistungsdaten für ambulante und stationäre Versorgung sowie Medikamente dar und liefert Auskunft über die häufigsten Krankheiten bei älteren Menschen. Christian Günster, Joachim Klose, Norbert Schmacke (Hrsg.). Versorgungs-Report 2012. Schwerpunktthema: Gesundheit im Alter. 440 Seiten, 84 Abb., 64 Tab.; 51,40 €; ISBN 978-3-7945-2850-9 Pressekontakt: Rezensionsexemplare: Wissenschaftliches Institut der AOK Schattauer-Verlag Christian Günster Frau Albert Tel.: 030/34646-2128 Tel.: 0711 22987-20 Joachim Klose Fax: 0711 22987-50 Tel.: 030/34646-2129 E-Mail: stefanie.albert@schattauer.de Fax.: 030/34646-2144 E-Mail: wido@wido.bv.aok.de Infos unter: www.wido.de
  • 4. W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO) Seite 4 von 8 Versorgungs-Report 2012 – Pressemitteilung vom 27. November 2011 Abbildung 1 Wie viele ältere Menschen ab 65 Jahre entfallen auf 100 Personen zwischen 20 und 65 Jahre? Altenquotient nach Bundesländern für die Jahre 2060 und 2009 Deutschland 66 72 36 34 Jahr Altenquotient 70 29 2060 67 2009 34 63 35 78 64 35 35 71 29 65 74 34 39 67 73 32 40 64 23 76 36 67 68 36 32 68 32 Quelle: Versorgungs-Report 2012 © WIdO 2011
  • 5. W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO) Seite 5 von 8 Versorgungs-Report 2012 – Pressemitteilung vom 27. November 2011 Abbildung 2 Prognose der Demenzentwicklung 2010 bis 2050 Anteil Dementer an Bevölkerung* in % minimal maximal 5,0 4,5 4,2 % 3,0 Mio. 4,0 3,4 % 3,5 bis 3,0 2,7 % 2,5 2,2 % 2,8 % 2,0 Mio. 2,5 % Menschen 2,0 1,4 Mio. 1,7 % 2,2 % absolut 2,0 % 1,5 Menschen 1,7 % absolut 1,0 2010 2020 2030 2040 2050 * Bevölkerung gemäß 12. Koordinierter Bevölkerungsvorausberechnung, Variante 2-W1. Quelle: Versorgungs-Report 2012 © WIdO 2011 Abbildung 3 Häufigkeit der Demenz nach Alter* Anteil Dementer an AOK-Versicherten in % 40 39,9 % 36,2 % 30 34,2 % 20 22,5 % 10 7,5 % 14,4 % 3,5 % 1,0 % 1,8 % 0 60–64 65–69 70–74 75–79 80–84 85–89 90–94 95–99 100+ Altersgruppen * AOK-Daten 2007 Quelle: Versorgungs-Report 2012 © WIdO 2011
  • 6. W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO) Seite 6 von 8 Versorgungs-Report 2012 – Pressemitteilung vom 27. November 2011 Abbildung 4 Lebenszeit ab 80 Jahre mit und ohne Demenz* in Jahre ohne Demenz mit Demenz 10 8 1,93 1,13 6 4 6,86 5,97 2 0 Frauen Männer * AOK-Daten 2007 Quelle: Versorgungs-Report 2012 © WIdO 2011 Abbildung 5 Wie vielen Menschen ab 65 Jahre wurden innerhalb eines Quartals fünf oder mehr Wirkstoffe verordnet? 5,5 Mio. (32,4 %) Alle ab 65 Jahre * AOK-Daten 2010, hochgerechnet auf deutsche Bevölkerung 2009 Quelle: Versorgungs-Report 2012 © WIdO 2011
  • 7. W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO) Seite 7 von 8 Versorgungs-Report 2012 – Pressemitteilung vom 27. November 2011 Abbildung 6 Anteil ungeeigneter Arzneimittel nach PRISCUS-Liste bei Älteren Verordnungsanteil PRISCUS-Arzneimittel in % 6,5 6,0 Frauen 6,2 5,5 5,8 5,9 5,6 5,5 5,6 5,4 5,0 5,1 4,5 4,7 4,0 4,3 4,3 4,3 3,5 Männer 3,0 65 bis unter 70 70 bis unter 75 75 bis unter 80 80 bis unter 85 85 bis unter 90 90 und älter Altersgruppen Quelle: Versorgungs-Report 2012 © WIdO 2011 Abbildung 7 Ausgabenanstieg bis 2050 aufgrund des demografischen Wandels: Im Durchschnitt um 0,4 Prozent pro Jahr Index 2002 = 100 140 115,8 119,5 120 107,4 111,5 100,0 103,0 100 80 60 40 20 0 2002 2010 2020 2030 2040 2050 Quelle: Versorgungs-Report 2012 © WIdO 2011
  • 8. W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO) Seite 8 von 8 Versorgungs-Report 2012 – Pressemitteilung vom 27. November 2011 Abbildung 8 Die zehn häufigsten Erkrankungen bei Älteren ab 60 Jahre 2008 Bluthochdruck 60,9 % Gelenkerkrankungen / Arthrose 43,4 % Instabilität der Wirbelsäule, Rücken- schmerzen, Bandscheibenschäden 42,1 % medizinisch behandelte Stoffwechselstörungen 36,4 % (ohne akute Zustände) Erkrankungen der 26,6 % Venen- und Lymphgefäße Erkrankungen der Augenlinse 25,4 % Typ-II-Diabetes ohne Komplikation 24,1 % Herzrhythmusstörungen und Krankheiten von Herzklappen, Herzbeutel, Herzmuskel 23,6 % Ischämische Herzkrankheiten (ohne aktues Koronarsysndrom) 20,5 % Krankheiten der Speiseröhre, des Magens und des Dünndarms 20,1 % 0 10 20 30 40 50 60 70 Behandlungshäufigkeit in % Quelle: Versorgungs-Report 2012 © WIdO 2011