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Berlin, 8.10.2009


Pressemitteilung
Prognose des Schätzerkreises für die GKV
Pharmasparpaket: Abschiedsgeschenk á la Ulla Schmidt

Laut Prognose des Schätzerkreises für die Gesetzliche Krankenversiche-
rung (GKV) droht dem Gesundheitsfonds und damit den Krankenkassen
2010 ein Defizit von etwa 7,5 Milliarden Euro. Die demnächst aus ihrem
Amt scheidende Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt forderte in
ihrer gestrigen Pressekonferenz, dieser Entwicklung mit gesetzlichen
Maßnahmen zur Kostendämpfung bei den Arzneimittelausgaben entgegen-
zutreten. Der Pharmaindustrie gehe es gut, sie solle deshalb zur Entlas-
tung der GKV zur Kasse gebeten werden.

Peter Schmidt, Geschäftsführer des Industrieverbandes Pro Generika,
nimmt zu diesem Vorschlag wie folgt Stellung:
„Niemand aus der Branche hat von Ulla Schmidt etwas anderes erwartet,
als wieder einmal danach zu rufen, die gesetzliche Einsparkeule gegen
alle pharmazeutischen Unternehmen zu schwingen. Die Generikahersteller
haben sich in den acht Jahren ihrer Amtszeit nämlich fast daran gewöhnt,
dass die Ministerin ihre spürbaren und nachhaltigen Beiträge zur Entlas-
tung der GKV-Arzneimittelausgaben schlichtweg negiert. Nach Listenprei-
sen werden Generika den Krankenkassen 2009 Einsparungen von etwa 7,7
Milliarden Euro bescheren. Schon das ist kein Pappenstiel. Hinzu kommen
die Einsparungen aus Arzneimittelrabattverträgen. Unter dem Strich ent-
lasten Generika die GKV im laufenden Jahr um rund 0,8 Beitragssatzpunk-
te.

Nach ihren Erfahrungen nimmt es die Generikaindustrie nicht Wunder,
dass Ulla Schmidt ihr andichtet, der Branche gehe es gut. Die Wahrheit
sieht ganz anders aus: In der Ära von Ulla Schmidt sind die Generika-
hersteller in einen Würgegriff von Dirigismus und Rabattverträgen ge-
nommen worden. Das einzige Ziel dieser Attacke: Tiefstpreise für Gene-
rika. Manch eine Tablette gegen eine der chronischen Volkskrankheiten
kostet zum Herstellerabgabepreis inzwischen weniger als ein Gummibär-
chen.

Dabei hat die Politik den Bogen überspannt. Der seit jeher intensive
Wettbewerb im Generikamarkt ist zum reinen Preiswettbewerb degene-
riert, der zu Lasten der Versorgungsqualität geht. Die finanzielle Leis-
tungsfähigkeit der Industrie ist massiv und ernsthaft gefährdet. Konse-
quenzen für die Produktpolitik der Unternehmen: drastische Verschmäle-
rung der Generikapalette, Verzicht auf kostenträchtige Verbesserungen
patentfreier Arzneimittel („generische Innovationen“), Einstellung der
extrem teuren Entwicklung weiterer Biosimilars.
Zudem steht eine Oligopolisierung auf der Industrieseite ins Haus, der
der unabhängige pharmazeutische Mittelstand bereits mittelfristig zum
Opfer fallen wird. Dieses Oligopol wird den Krankenkassen über kurz o-
der lang die Preise diktieren. Entlastungen durch Generika in der jetzi-
gen Höhe sind dann Schnee von gestern.

Schließlich steht der Generikastandort Deutschland auf dem Spiel. Die
Weiterführung der im Kern generikafeindlichen Politik von Ulla Schmidt
erzwänge betriebswirtschaftlich geradezu den Transfer von Wissen, Ar-
beitsplätzen und Produktionsmitteln nach Billigstandorten.
Nach alledem stellen die Generikahersteller zwei zentrale Forderungen
an die neue Koalition:

   •   Ein etwaiges Arzneimittelsparpaket muss den Generikamarkt aus-
       klammern.

   •   Arzneimittelrabattverträge, Zielpreisvereinbarungen und die Zu-
       zahlungsfreistellung unterminieren die Leistungsfähigkeit der Ge-
       nerikaindustrie und müssen deshalb wieder aus dem Katalog der
       Steuerungsinstrumente gestrichen werden.“




Ansprechpartner:
Peter Schmidt, Geschäftsführer, Tel.: (030) 81 61 60 9-10, info@progenerika.de

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  • 1. Berlin, 8.10.2009 Pressemitteilung Prognose des Schätzerkreises für die GKV Pharmasparpaket: Abschiedsgeschenk á la Ulla Schmidt Laut Prognose des Schätzerkreises für die Gesetzliche Krankenversiche- rung (GKV) droht dem Gesundheitsfonds und damit den Krankenkassen 2010 ein Defizit von etwa 7,5 Milliarden Euro. Die demnächst aus ihrem Amt scheidende Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt forderte in ihrer gestrigen Pressekonferenz, dieser Entwicklung mit gesetzlichen Maßnahmen zur Kostendämpfung bei den Arzneimittelausgaben entgegen- zutreten. Der Pharmaindustrie gehe es gut, sie solle deshalb zur Entlas- tung der GKV zur Kasse gebeten werden. Peter Schmidt, Geschäftsführer des Industrieverbandes Pro Generika, nimmt zu diesem Vorschlag wie folgt Stellung: „Niemand aus der Branche hat von Ulla Schmidt etwas anderes erwartet, als wieder einmal danach zu rufen, die gesetzliche Einsparkeule gegen alle pharmazeutischen Unternehmen zu schwingen. Die Generikahersteller haben sich in den acht Jahren ihrer Amtszeit nämlich fast daran gewöhnt, dass die Ministerin ihre spürbaren und nachhaltigen Beiträge zur Entlas- tung der GKV-Arzneimittelausgaben schlichtweg negiert. Nach Listenprei- sen werden Generika den Krankenkassen 2009 Einsparungen von etwa 7,7 Milliarden Euro bescheren. Schon das ist kein Pappenstiel. Hinzu kommen die Einsparungen aus Arzneimittelrabattverträgen. Unter dem Strich ent- lasten Generika die GKV im laufenden Jahr um rund 0,8 Beitragssatzpunk- te. Nach ihren Erfahrungen nimmt es die Generikaindustrie nicht Wunder, dass Ulla Schmidt ihr andichtet, der Branche gehe es gut. Die Wahrheit sieht ganz anders aus: In der Ära von Ulla Schmidt sind die Generika- hersteller in einen Würgegriff von Dirigismus und Rabattverträgen ge- nommen worden. Das einzige Ziel dieser Attacke: Tiefstpreise für Gene- rika. Manch eine Tablette gegen eine der chronischen Volkskrankheiten kostet zum Herstellerabgabepreis inzwischen weniger als ein Gummibär- chen. Dabei hat die Politik den Bogen überspannt. Der seit jeher intensive Wettbewerb im Generikamarkt ist zum reinen Preiswettbewerb degene- riert, der zu Lasten der Versorgungsqualität geht. Die finanzielle Leis- tungsfähigkeit der Industrie ist massiv und ernsthaft gefährdet. Konse- quenzen für die Produktpolitik der Unternehmen: drastische Verschmäle- rung der Generikapalette, Verzicht auf kostenträchtige Verbesserungen
  • 2. patentfreier Arzneimittel („generische Innovationen“), Einstellung der extrem teuren Entwicklung weiterer Biosimilars. Zudem steht eine Oligopolisierung auf der Industrieseite ins Haus, der der unabhängige pharmazeutische Mittelstand bereits mittelfristig zum Opfer fallen wird. Dieses Oligopol wird den Krankenkassen über kurz o- der lang die Preise diktieren. Entlastungen durch Generika in der jetzi- gen Höhe sind dann Schnee von gestern. Schließlich steht der Generikastandort Deutschland auf dem Spiel. Die Weiterführung der im Kern generikafeindlichen Politik von Ulla Schmidt erzwänge betriebswirtschaftlich geradezu den Transfer von Wissen, Ar- beitsplätzen und Produktionsmitteln nach Billigstandorten. Nach alledem stellen die Generikahersteller zwei zentrale Forderungen an die neue Koalition: • Ein etwaiges Arzneimittelsparpaket muss den Generikamarkt aus- klammern. • Arzneimittelrabattverträge, Zielpreisvereinbarungen und die Zu- zahlungsfreistellung unterminieren die Leistungsfähigkeit der Ge- nerikaindustrie und müssen deshalb wieder aus dem Katalog der Steuerungsinstrumente gestrichen werden.“ Ansprechpartner: Peter Schmidt, Geschäftsführer, Tel.: (030) 81 61 60 9-10, info@progenerika.de