1. Ansprechpartner: Telefon: Presse-Information
Nada Filipovic +49 711 17-5 10 91
Raimund Grammer +49 711 17-5 30 58 Datum:
16. Oktober 2012
EBSF: Der Zukunft des ÖPNV ein Stück näher
• EBSF Abschlussveranstaltung in Brüssel
• Ergebnispräsentation des Mercedes-Benz Demonstrations-
Fahrzeugs
• Innovative Fahrgastkommunikation zur Optimierung von
Fahrgastströmen
• Ergebnisse der Testreihen europäischer Fahrerarbeitsplatz
Stuttgart/Brüssel – Vier Jahre Projektarbeit, 48 Partner,
7 Demonstrations-Projekte und rund 26 Millionen Gesamtbudget –
das sind Fakten des European Bus System of the Future, dem bis-
lang größten von der Europäischen Kommission geförderten
straßengebundenen Verkehrsprojekt, kurz EBSF. Am 15. Oktober
2012 hat der Weltverband des Öffentlichen Verkehrs UITP (Union
Internationale des Transports Publics) als Leiter und Koordinator
des Projekts EBSF die Ergebnisse der einzelnen EBSF-Projekte, der
sogenannten „Use Cases“ (Demonstrations-Projekte), in Brüssel
der Presse vorgestellt.
Als übergreifendes, weit vernetztes Forschungsprojekt zur
Gestaltung und Entwicklung eines innovativen und
hochqualitativen europäischen Omnibussystems der Zukunft hat
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2. sich EBSF vor rund vier Jahren zum Ziel gesetzt, das Potenzial Seite 2
einer neuen Generation städtischer Busnetzwerke aufzuzeigen und
die Grundlagen eines integrierten Systemansatzes (Fahrzeug,
Infrastruktur, Technik, Betrieb) unter Berücksichtigung künftiger
Fahrgastanforderungen zu schaffen. In sieben europäischen
Städten haben die Projektmitglieder akribisch die Daten der
Demonstrations-Projekte ausgewertet und zusammengetragen.
Zwei Projekte hat die EvoBus GmbH mitbegleitet.
Projekt Fahrgastinformationssysteme
Eines der im Rahmen des EBSF geschaffenen Demonstrator-
Fahrzeuge basiert auf einem Mercedes-Benz Citaro Gelenkzug. Das
Fahrzeug realisiert die Ideen aus einem Teilprojekt zum Thema
Fahrgastinformations- und Fahrgastkommunikationssystem. Der
Citaro G war zwischen 2011 und 2012 für neun Monate im
Bremerhavener Nahverkehr auf der Linie 502 im Einsatz.
Mit visuellen Elementen im In- und Exterieur, wie beispielsweise
den in LED-Ampelfarben gesteuerten Türein- und -ausstiegen, der
Sitzerkennung oder dem nach außen gerichteten Monitor sowie
den Informationseinrichtungen im Inneren, erhofften die
Projektverantwortlichen Ergebnisse zu erlangen, ob und wie sich
Fahrgastflüsse zielgerichteter und schneller leiten lassen können.
Zum Thema Fahrgastfluss sollte auch der neu gestaltete Bereich
gegenüber Tür 2 und 3 Aufschluss geben. Hier hat man auf eine
feste Bestuhlung beziehungsweise auf einen reinen Kinderwagen-
bzw. Rollstuhlplatz verzichtet und an deren Stelle einen Freiraum
mit Klappsitzen und Anlehnhilfen geschaffen. Zudem versprach
man sich von den Untersuchungen im echten Linienbetrieb
Erkenntnisse zu erlangen, über welche Informationskanäle und
mit welchen Themeninhalten Fahrgäste, Touristen oder
Reisegruppen zu erreichen sind. Eine umfangreiche
Zusatzausstattung (WLAN, GPS-Verstärker, 240-Volt-Steckdosen)
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3. sollte die Attraktivität des Linienbusses steigern und Auskunft Seite 3
geben, ob sich damit neue Zielgruppen generieren lassen oder
bisherige Liniennutzer stärker an den Bus binden lassen.
Erkenntnisse aus dem Projekt Fahrgastinformationssysteme
Neun Monate Linienbetrieb geben ein sehr deutliches Bild über die
Praxistauglichkeit der Systeme. Während an manchen Ideen noch
nachgearbeitet werden muss, haben sich andere direkt
durchgesetzt. Die Raumgestaltung mit Hilfe von Anlehnflächen
und Klappsitzen wurde in der Realität so gut angenommen, dass
der Bremerhavener Verkehrsbetrieb die Idee in vielen Fahrzeugen
bereits nachgerüstet hat. Neuanschaffungen werden grundsätzlich
die Idee fortführen. Ebenso erfolgreich hat sich das
Fahrgastinformationssystem behauptet. Bereits zwei Drittel des
Fuhrparks wurden mit 20 Zoll großen Monitoren nachgerüstet. Die
Mischung aus Infotainment, Newsmeldungen und
Anschlussinformationen kam bei den Fahrgästen so gut an, dass
der Verkehrsbetrieb von einer deutlichen Maßnahme zur
Attraktivitätssteigerung spricht. Viele der Zusatzausstattungen
wie WLAN, die 240-Volt-Steckdosen sowie Sitzkennzeichnung
wurden von den Fahrgästen nicht als zwingend erforderlich
angesehen, jedoch im Hinblick auf die Modernität positiv
aufgenommen. Ebenso das innovative Außendesign und die
Türeinstiegsbeleuchtungen. Letztere wurde von den Nutzern eher
als Schmuck- beziehungsweise Designelement gesehen. Ein
verändertes Ein- beziehungsweise Ausstiegsverhalten konnte
während der Testphase nicht beobachtet werden.
Projekt europäischer Fahrerarbeitsplatz
Im Projekt ergonomisch optimierter europäischer
Busfahrerarbeitsplatz hat EBSF die Fahrerbelange erforscht. Im
Detail wurde untersucht, welche Rahmenbedingungen für einen
standardisierten europäischen Fahrerarbeitsplatz geschaffen
werden müssten, ähnlich der VDV-234-Richtlinie in Deutschland.
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4. Neben den ergonomischen Gesichtspunkten wurden persönliche Seite 4
Fahrerbedürfnisse, Sicherheitsaspekte und die Einhaltung
europäischer Regularien betrachtet. Die Testreihen wurden im
Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme (IVI)
in Dresden nach statistisch begründeten Vorgaben (hinsichtlich
Geschlecht, Alter, Körpergröße) mit ausgewählten Probanden
(aktiven Fahrern) aus Rom, Dresden und Göteborg durchgeführt.
Die Testreihen beinhalteten Interviews, analytische
Datensammlung (z.B. Vermessung der gewählten Sitz- und
Cockpit-Einstellungen), Testfahrten und deren Beobachtungen im
3D-Simulator sowie eine Nachbefragung der Probanden. Der neu
gestaltete Fahrerarbeitsplatz (Mock-up) ermöglichte den
Probanden eine Vielzahl von Verstellmöglichkeiten. Damit sollten
gerade die individuellen Bedürfnisse der Fahrer berücksichtigt
werden. Sei es die Verstellung der Armaturenbretttafel, des
Lenkrads oder der Dämpfung des Fahrersitzes. Alle
Körperkonstitutionen aus groß, klein, männlich oder weiblich
sollten den gleich hohen Fahr- und Arbeitskomfort im Cockpit
wiederfinden. Bei den Testfahrten „fuhren“ die Fahrer im eigens
entwickelten Fahrerarbeitsplatz als 3D-Simulator auf virtuellen
Linienverkehren der Städte Dresden und Rom.
Erkenntnisse aus dem Projekt europäischer
Fahrerarbeitsplatz
Trotz differenzierter Belange verschiedener europäischer Städte
war es möglich, reale Bedürfnisse in einer synthetischen
Umgebung zu erforschen. Der statische Fahrerarbeitsplatz (Mock-
up) in Verbindung mit dem Fahrsimulator ermöglichte eine
realitätsnahe Ableitung von Mindest- und Sollmaßen sowie die
Ermittlung typischer Bewegungsabläufe und ergonomischer
Ansprüche.
In der subjektiven Bewertung des realisierten Fahrerarbeitsplatz-
Mock-up ist deutlich geworden, dass die Fahrer generell viel Wert
auf Ablageflächen und Staumöglichkeiten legen. Ausgeprägte
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5. landestypische Unterschiede wurden bei der Beurteilung von für Seite 5
die Fahrersicherheit relevanten Merkmalen (z. B. Zugriffsschutz)
festgestellt. Die individuellen Verstellmöglichkeiten von
Instrumententafel, Lenkrad und Sitz wurden durchweg positiv
eingestuft. Und durchweg haben die Probanden das realisierte
Design des Fahrerarbeitsplatzes sowie der Simulation positiv
bewertet.
Die Ergebnisse haben den Projektteilnehmern wichtige Impulse
geliefert, welche der visionären Cockpiteinbauten sich auf einen
standardisierten europäischen Fahrerarbeitsplatz übertragen
lassen und welche lokal bedingten Besonderheiten es zu beachten
gilt.
Fazit EBSF-Projekt
48 Projektpartner aus den Bereichen Fahrzeughersteller,
Zulieferer, Betreiber, Behörden, Forschung und Beratungsfirmen
haben vier Jahre lang das EBSF-Projekt gestaltet. Gemeinsam
suchten sie nach bahnbrechenden, kombinierbaren Fahrzeug-,
Infrastruktur- und Betriebsdesigns und Möglichkeiten einer
technischen Harmonisierung und Standardisierung. Neben dem
Engagement von EvoBus haben auch andere Hersteller ihre
Zukunftssicht auf den Nahverkehr der Zukunft gegeben und
letztlich mit dem Bau von Demonstrator-Fahrzeugen ein Gesicht
verliehen. Viele gute Ideen – da ist sich die EBSF-Projektleitung
sicher – werden Zulieferer und Hersteller zeitnah aufgreifen und
in ihre Entwicklung und Fertigung einfließen lassen. Andere
Lösungsansätze hingegen haben zwar in der Theorie überzeugt, in
der praktischen Anwendung jedoch versagt. Mitunter scheiterten
die Ideen an kleinen technischen Details, aber auch an rechtlichen
Rahmenbedingungen. Doch gerade die „Probleme“ haben neue
Handlungsfelder ergeben. EBSF hat gezeigt, wie effektiv und
innovativ Hersteller, Zulieferer und Betreiber arbeiten, wenn sie
vernetzt denken und handeln. Die Zukunft des ÖPNV wird
gemeinsam entschieden.
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6. Bilder der Citaro Studie und des neuen Fahrerarbeitsplatzes mit Seite 6
den Bild-Nummern 12A1177, 12A1178 und 12A1179 sowie
weitere Informationen von Mercedes-Benz sind im Internet
verfügbar:
www.media.daimler.com und www.mercedes-benz.com
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