3. Editorial
Sehr geehrte Leserin,
sehr geehrter Leser!
Professor Dr. Horst Hippler
Bildung und Qualifikation sind zu Begriffen geworden, die in fast allen Politikberei-
chen eine bedeutsame Rolle spielen. Der „Weg in die Wissensgesellschaft“ ist – so Präsident der Hochschulrektorenkonferenz
abgegriffen dieses Schlagwort auch inzwischen klingen mag – ein Thema von essen-
tieller Bedeutung: Davon, wie gut wir diesen Wandel bewerkstelligen, hängt unser
künftiger Wohlstand in erheblichem Maße ab.
Die Hochschulen in Deutschland haben längst erkannt, welche Anforderungen das an
sie stellt. Die vielen Veränderungen der vergangenen Jahre sind dafür ein unüberseh-
bares Zeugnis. In diesem Magazin möchten wir uns auf einen Bereich konzentrieren,
in dem an Universitäten und Fachhochschulen gleichermaßen Wegweisendes geleistet
wurde: Es sind unzählige Masterstudiengänge entstanden, die für Studierende und für
die Hochschulen selbst große Chancen bergen.
Viele Lehrende haben ihr Fach, haben das Curriculum ihrer Studiengänge neu durch-
dacht. In diesem Magazin begeben wir uns auf eine Rundreise durch Deutschland, um
den vielen Ideen und Innovationen nachzuspüren. Auf den folgenden Seiten lernen wir
beeindruckende Beispiele kennen – sowohl aus dem Bereich der konsekutiven Master,
die direkt an ein Bachelor-Studium anschließen, als auch aus dem Bereich der weiter-
bildenden Master, deren Studierende schon erfolgreich im Berufsleben stehen.
Wir möchten drei unterschiedliche Aspekte beleuchten. Im ersten Teil des Magazins
werfen wir einen Blick darauf, wie Hochschulen weiterbildende Masterprogramme in
ihre Struktur integrieren. Im zweiten Teil legen wir unser Augenmerk auf Hochschul-
kooperationen im Masterbereich; sei es international, sei es interdisziplinär. Und im
dritten Teil zeigen wir auf, wie innovative Masterprogramme dazu beitragen, dass
Studierende in unterschiedlichen Lebenssituationen ein Bildungsangebot finden, das
für sie genau passend ist.
Natürlich können wir in diesem Magazin nur einen Bruchteil der innovativen Konzepte
vorstellen, die pars pro toto für die unzähligen gelungenen Studiengänge stehen, die
an deutschen Hochschulen angeboten werden.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Streifzug durch die Hochschulen und eine anregen-
de Lektüre!
Ihr
3
4. Inhalt
03 Editorial
06
„Man braucht Mut, Ausdauer und Zuversicht“
er Schweizer Weiterbildungs-Pionier Andreas Fischer im Inter-
D
view über berufsbegleitende Studiengänge, neue Strukturen an
den Hochschulen und unternehmerische Risiken
Chancen zur Profilbildung Chancen zur Brückenbildung
12 Weiterbildung als integrale Aufgabe 46 Internationalität inklusive
ie Freiburger Universität will berufsbegleitende Masterstudien-
D ie Universität Flensburg baut auf ihre Nähe zu Dänemark –
D
gänge zum umfassenden Angebot ausbauen in einem binationalen Wirtschaftsstudiengang
20 Ein passendes Angebot für jeden 50 Helfen als Wissenschaft
n Oldenburg will die Universität Lust machen auf Weiterbil-
I ie Ruhr-Universität Bochum bereitet Studierende auf den
D
dung. Dafür setzt sie auf den Bildungshunger der Interessenten humanitären Einsatz in Katastrophengebieten vor
26 Die Public Private University 54 Wissen für den Wandel
ine staatliche Hochschule und ein privater Bildungs-
E er Master Global Change Ecology an der Universität Bayreuth
D
anbieter betreiben gemeinsam die Deutsche Universität ist Teil des bayerischen Elitenetzwerks
für Weiterbildung
58 High-Tech im Wald
30 Inkubator mit Strahlkraft ie Fachhochschule Eberswalde macht aus der traditionsbe-
D
ie Leuphana Universität Lüneburg nutzt als einzige Hochschule
D wussten Forstwirtschaft ein international vernetztes
Mittel aus dem EU-Strukturfonds Erfolgsmodell
34 Masterprogramme für die ganze Welt 60 Forschen im Weinberg
ie Hochschule Bremen setzt mit ihrem Graduate Center auf
D ie Bewerber für die Studiengänge in Geisenheim stammen
D
ein internationales Publikum aus aller Welt. In ihren Labors kommen sie den Geheimnissen
des Weins auf die Spur
38 Der Karriere-Master
ie Hector School ist Teil des Karlsruher Instituts für Technologie
D 64 Die Polizei im Internet
und richtet sich an Führungskräfte aus der Wirtschaft ie Hochschule Albstadt-Sigmaringen rollt das Feld der
D
Online-Sicherheit auf
40 Der Master als Wettbewerbsvorteil
islang war die Duale Hochschule Baden-Württemberg auf
B
Bachelorstudiengänge spezialisiert. Jetzt expandiert sie im
Bereich der Master
Forschend lernen am Objekt
4
5. Foto: LESC/KIT in Kooperation mit HECTOR School of
Schon heute in der Zukunft
Engineering Management/KIT
Karlsruher Studierende arbeiten
an einer 3-D-Präsentation
Chancen individualisierter Blickpunkt Studierende
Bildungsbiographien
70 Das individualisierte Studium 25 r. Helen Schultz, Absolventin aus Freiburg
D
it der Didaktik für berufsbegleitende Studiengänge hat die
M Als Zahnärztin wieder an die Uni
FernUniversität in Hagen mehr als drei Jahrzehnte Erfahrung
33 lvia Gaida, Studentin in Lüneburg
E
74 Die andere Geschichte Das Stipendium, von dem auch die regionale Wirtschaft
n der Freien Universität Berlin werden Historiker auf
A profitiert
Innovationen getrimmt
37 ariann Karlstad und Detrick Brown, Studierende in Bremen
M
76 Die Versicherungs-Theoretiker Getrieben von der Neugier auf Deutschland
er Executive Master of Insurance an der Münchner Ludwig-
D
Maximilians-Universität ist ein berufsbegleitender Studiengang, 49 Kim Plätz, Studentin in Flensburg
in dem die Theorie im Vordergrund steht Forschung in der Grenzregion als Sprungbrett zur EU
78 Führung für die Schule 53 aura Puts, Studentin in Bochum
L
ie Universität Kaiserslautern bildet in einem spezialisierten
D Der Berufsalltag? Wasserfilter herstellen, Ruinen aufräumen,
Masterstudiengang künftige Schulleiter aus. Sie sollen später Schulen bauen
den Wandel im Bildungsbereich mitgestalten
73 Thilo Rörtgen, Student in Hagen
80 Zwei Perspektiven auf die Kunst Aus dem Plenarsaal zurück an die Universität
n einer Kooperation der Universität Heidelberg mit der
I
Pariser École du Louvre werden zwei Schulen der Kunst-
geschichte vereint 82 eutsche Hochschulen auf dem Weg zum
D
individualisierten Angebot
ine Analyse von Dr. Peter A. Zervakis, Projektleiter nexus der HRK
E
84 Lexikalischer Teil
86 Impressum
5
6. Interview
„Um Weiterbildung zu etablieren, braucht
man Mut, Zuversicht und Ausdauer“
Der Schweizer Andreas Fischer, Pionier der universitären Weiterbildung,
im Gespräch über wissenschaftliche Standards, unternehmerische Risiken – und
die Gründe für den Weiterbildungs-Boom in der Eidgenossenschaft
Herzlichen Glückwunsch, Herr Fischer! Ihre Schweizer Glücklicherweise haben alle Universitäten beschlossen,
Weiterbildungsstudiengänge sind so beliebt, dass viele den Weg weiterzugehen, nachdem die Weiterbildung
ausländische Hochschulen von einem solchen Erfolg nur mit vielen Mühen aufgebaut worden ist.
träumen können. Wie schaffen Sie das?
Wie rasch haben Sie es denn geschafft, kostendeckend zu
(lacht) Das ist nicht von heute auf morgen entstan- arbeiten?
den, sondern war ein kontinuierliches Wachstum. Sie
dürfen nicht vergessen, dass wir das jetzt schon über Ab 1996 mussten die Studiengänge mehr oder
20 Jahre machen. Ich denke, dass bei den Schweizer weniger kostendeckend sein, und das hat auch gut
Universitäten zwei Erfolgsfaktoren zusammenkom- geklappt. Wir haben in der Zeit davor sukzessive die
men: Zum einen ist das Angebot attraktiv und zum Preise für die Angebote erhöht, anders ging das ja gar
anderen gibt es eine große Nachfrage nach Weiterbil- nicht.
dung auf Seiten der Arbeitswelt.
Trotzdem: In Deutschland gibt es häufig das Problem, dass
Und dann gibt es ja noch einen dritten Faktor – die gesell- manche Weiterbildungsstudiengänge einfach zu wenig
schaftliche Akzeptanz von Weiterbildung. nachgefragt sind, um die Kosten zu decken. Haben Sie damit
keine Schwierigkeiten?
Sie haben Recht, es muss erstmal normal werden,
dass man nach einigen Jahren oder auch Jahrzehnten Man muss sich natürlich immer jedes Programm
im Beruf wieder an die Universität zurückgeht. Da einzeln anschauen. Wir haben einige Angebote, die
hat uns sicherlich geholfen, dass das Thema Wei- immer ausgebucht sind, beispielsweise viele Studien-
terbildung in der Schweiz im Rahmen einer großen gänge im Bereich Management oder auch Weiterbil-
Bundesinitiative gefördert worden ist. Das hat viel dungen im Feld der Psychologie. Und natürlich gab es
Aufmerksamkeit auf diesen Bereich gelenkt. auch bei uns Studiengänge, die von vornherein nur
auf ein oder zwei Durchführungen angelegt waren
Das war schon im Jahr 1990, damals gab es in der Schweiz oder die kein ausreichendes Interesse fanden. Die sind
Fördermittel für den Aufbau von Weiterbildungsstrukturen dann wieder von der Bildfläche verschwunden.
an den Universitäten. Inzwischen sind die längst ausgelau-
fen – wie finanzieren Sie die Weiterbildung heute? Moment, es gibt in der Schweiz inzwischen ein paar Hun-
dert Weiterbildungsstudiengänge. Sind die tatsächlich alle
Wir haben ja schon 1990 gewusst, dass die Finanzie- ausgebucht, oder experimentieren Sie damit, was ankommt
rung irgendwann wegfällt, und konnten uns darauf und was nicht?
vorbereiten. Ab 1996 gab es keine Mittel mehr für
6 konkrete Studiengänge, die Förderung für die Wei-
terbildungsstellen ist dann 1999 eingestellt worden.
Nein, für reine Experimente sind die Entwicklungs-
kosten für einen Masterstudiengang viel zu hoch. R
R
11. n
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zur
Das Studium nach dem Studium wird immer üblicher. Man lernt nie aus, sagt der Volksmund.
Jetzt kümmern sich auch die Hochschulen darum, dass alle weiterlernen können – auch, wenn
sie ihr erstes Studium schon lange hinter sich haben und erfolgreich im Beruf stehen. Wissen-
schaftliche Weiterbildung ist das Schlagwort dazu. In den USA, aber auch in der Schweiz ist das
Thema längst etabliert: Dort gibt es Masterstudiengänge, die speziell auf die Bedürfnisse von
Berufstätigen zugeschnitten sind. Ein ähnliches Angebot entwickelt sich jetzt auch in Deutsch-
land. Es ist genauso vielseitig wie die Hochschulen: Welche Studiengänge sie anbieten, ob sie auf
Fern- oder Präsenzstudien setzen und wie sie die Weiterbildung in die eigene Hochschulstruktur
einbinden – auf diese Fragen findet jede Hochschule eine andere Antwort. Diejenige, die am
besten zur eigenen Hochschulkultur passt.
12. Universität
Freiburg
Weiterbildung als integrale Aufgabe
Die Freiburger Universität gehört zu den Pionieren bei berufsbegleitenden
Masterstudiengängen. Jetzt soll das Angebot ausgebaut werden und in die
gesamte Hochschule ausstrahlen
Unter Kollegen: Erfahrene Zahnärzte lernen in ihrer
Freizeit für den Master in Parodontologie
12
13. D
ie Freiburger Universität wird von dort Charlotte Bünemann, Fachbereichsleiterin
geleitet, wo einst die Kommandanten der Wissenschaftliche Weiterbildung bei der
französischen Besatzungszone ihren Sitz FRAUW. Eine zentrale Anlaufstelle, eine
hatten. Ein klotziges Gebäude mit sechs Art Dienstleister soll die FRAUW sein, denn
Stockwerken ist es, die Lage ist für die inhaltlich wie organisatorisch sind die
Universität symbolträchtig: Aus der Verwal- Weiterbildungsstudiengänge weitgehend
tung fällt der Blick in Richtung Norden auf an den Fakultäten angesiedelt. Das ist
den naturwissenschaftlichen Campus, in eines der Prinzipien, nach dem die Fach-
Richtung Süden auf die Gebäude der Geis- wissenschaftler die treibenden Kräfte sein
tes- und Sozialwissenschaftler, die in der sollen. In den meisten Fällen war es so wie
Altstadt siedeln; dort, wo 1457 die lange etwa beim Studiengang Parodontologie
Tradition der Freiburger Albert-Ludwigs- der medizinischen Fakultät (s. S. 15): Die
Universität begründet wurde. Professoren haben einen akuten Bedarf an
Hier ist der Sitz von Vizerektor Profes- Fachwissen erkannt und sich entschieden,
sor Dr. Heiner Schanz. Auf dem Rektorats- die Lücke zu schließen. Die Lehre erbringen
flur vor seinem Büro hängen wuchtige Ge- die Dozenten im Nebenamt, so dass sich
mälde der früheren Uni-Rektoren. Tradition die zusätzlichen Studienangebote nicht auf
mit der Moderne verbinden – dieser Brü- das Lehrdeputat auswirken. Auf mittlere
ckenschlag ist hier greifbar, zwischen Öl- Sicht sollen sich die Studiengänge selbst
bildern und Designermöbeln in den Büros. finanzieren; sie sind berufsbegleitend und
Ein Anspruch, der auch für die Studienan- kosten bis zum Abschluss eine fünfstellige
gebote gilt. „Wir haben gesehen, dass sich Summe. „Das ist ein schwieriger Spagat
die Zielgruppe für den Master verschiebt“, zwischen Kostendeckung und Marktnach-
sagt Schanz. „Allen Unkenrufen zum Trotz frage“, räumt Jan Ihwe ein. Als Profit-
gehen viele unserer Bachelor-Absolventen Center allerdings seien die Weiterbildungs-
erstmal in den Beruf, besonders deutlich ist studiengänge nicht gedacht. Und ohnehin
diese Tendenz in stark vom Arbeitsmarkt geht das Geld nicht an eine zentrale Stelle
nachgefragten Bereichen wie beispiels- der Universität, sondern verbleibt bei den
weise der Informatik.“ Einige Jahre später Fakultäten, die damit Lehrmaterial und
wollen die Absolventen dann, um wertvolle Lehrende bezahlen.
Erfahrungen reicher, noch weiterstudieren. Eine Gemeinsamkeit der Weiterbil-
Gleiches gilt auch für die traditionellen dungsmaster ist, dass sie als berufsbeglei-
Abschlüsse. „Und diese Zielgruppen dürfen tende Studiengänge etwa 20 Prozent Prä-
wir nicht einfach privaten Weiterbildungs- senzphasen vorsehen, den Rest des Stoffes
anbietern überlassen.“ aber online vermitteln. „Die Lehrinhalte
Die Antwort, die man in Freiburg auf kommen direkt von den Lehrenden, wir un-
diese dauerhafte Verschiebung gefunden terstützen bei der technischen Umsetzung
hat, ist innovativ: Für Weiterbildungsan- der didaktischen Konzepte“, sagt Dr. Nicole
gebote hat die Universität eine eigene Wöhrle, Leiterin der Servicestelle E-Lear-
Abteilung eingerichtet, die Studiengänge ning an der Universität Freiburg. Mit der
aus allen Fakultäten koordiniert. „Unser Kombination aus einer Lehrplattform und
Freiburger Spezifikum dabei ist, dass wir einem virtuellen Klassenzimmer, in dem
bewusst eine Gemeinschaft von Profes- sich die Studierenden austauschen, haben
R
R
Foto: Baschi Bender
sionals schaffen und nicht nur eine reine die Freiburger lange Erfahrungen: 2001
Wissensvermittlung betreiben“, sagt Jan
Ihwe, Direktor der Freiburger Akademie für
Weiterbildung (FRAUW). Sieben Masterstu- Zahl der im Arbeitsvertrag geregelten Stunden,
diengänge aus drei Fakultäten sind derzeit die ein Hochschullehrer für die Lehre aufwendet.
im Angebot; allesamt in ihrer Zielrichtung
bundesweit einzigartig. Ergänzt werden die
kompletten Studiengänge durch Zertifikats- Lernen sowie Kommunikation und Interakti-
kurse, die nur einzelne Module umfassen. on mit Hilfe von elektronischen und digitalen
„Organisatorisch sind wir eine Medien. Dazu gehören unter anderem online
Grenzstelle zwischen der akademischen verfügbare Lernmaterialien, Videomitschnitte
und der administrativen Welt. Wir leisten von Vorlesungen und der digitale Kontakt 13
hier die Übersetzungsarbeit“, sagt Toni zwischen Studierenden und Dozenten.
18. Universität
Freiburg
re findet in einem speziell ausgestatteten der Praxis zu Genüge – von komplexen In-
Messlabor statt; ein anderes an einer dustriemaschinen über Chips in Waschma-
Produktionslinie des Fraunhofer-Instituts, schinen bis hin zu Bauteilen in modernen
wo Solarzellen mit frei gewählten Para- Autos. Der Roboter aus dem Studiengang
metern hergestellt werden. So lassen sich ist auch ein eingebettetes System, in dem
die Einflussgrößen und ihre Auswirkungen mehrere Elemente zusammenwirken. Die
genau studieren. Die meisten Absolventen Studierenden müssen beispielsweise einen
arbeiten in der Industrie; es gab aber auch eingebauten Sensor so programmieren,
schon Bewerber, die bei einer Bank für dass er etwa eine Münze erkennt, wenn
die technische Bewertung von Projekten der Roboter über den Boden rollt. Mittels
zuständig waren und das Risiko bei der Ultraschallsensoren müssen sie Zusam-
Kreditvergabe einschätzen. Der nächste menstöße verhindern können oder über
Schritt für den Studiengang soll jetzt spezielle Lichtsensoren am Antrieb die
die weitere Internationalisierung sein: Fortbewegung überprüfen. Dieser Roboter
„Die wissenschaftlichen Inhalte kommen zeigt, wie fließend die Grenzen zwischen
immer von uns“, sagt Martin Kasemann, Präsenz- und Fernstudium sein können:
„aber wir würden gern in Kooperation mit Die Teilnehmer bekommen ihr eigenes La-
anderen Universitäten noch weitere Kom- bor kurzerhand nach Hause geliefert und
petenzzentren einrichten, damit nicht alle können so für sich alleine Inhalte lernen,
Studierenden für die Präsenzphasen nach für die früher die Ausstattung einer Univer-
Freiburg einfliegen müssen.“ Angedacht sität unabdingbare Voraussetzung war.
sind Standorte in den USA, den arabischen Der Masterstudiengang Intelligente Ein-
Ländern und vor allem in Asien. Für die gebettete Mikrosysteme ist im Jahr 2007
Module im Fernstudium sind dann nach gestartet. Er richtet sich vor allem an Infor-
Labor für den heimischen Schreibtisch: wie vor die Freiburger zuständig, die Prä- matiker, Mikrosystemtechniker, Maschinen-
Dank handlicher Roboter können senzphasen aber können die Studierenden bauer und Physiker und sei in Deutschland
Freiburger Technik-Studierende zu Hause irgendwo auf der Welt absolvieren. einzigartig. „Wir sprechen bewusst auch
nicht nur die Theorie lernen, sondern Absolventen von Dualen Studiengängen
auch praktisch arbeiten. Steckbrief: oder Fachhochschulen an“, sagt Koordi-
nator Christoph Hermann. Für manche der
qq der Kreditpunkte: 60-120 ECTS
Zahl Teilnehmer eröffne sich mit dem Master
Regelstudiendauer: 4-6 Semester
qq der Weg zur Promotion. Die Resonanz auf
Abschluss: Master of Science
qq das Studium sei sehr zufriedenstellend,
C
harakteristik: berufsbegleitend, weiter-
qq vermelden die Freiburger – „nur dass sie
bildend, 80 Prozent Fernstudium, 20 Prozent den Roboter nach einem Semester wieder
Präsenzstudium zurückgeben müssen, gefällt manchen
Studierenden ganz und gar nicht!“
Intelligente Eingebettete Steckbrief:
Mikrosysteme
qq der Kreditpunkte: 60-120 (je nach
Zahl
Das Labor bekommen die Studierenden Vorbildung)
per Post nach Hause geschickt: Ein Koffer Regelstudiendauer: 3-7 Semester
qq
ist es, von innen weich mit Schaumstoff Abschluss: Master of Science
qq
ausgekleidet. Darin liegt ein Roboter, der C
harakteristik: berufsbegleitend, weiter-
qq
mit seinem Kettenantrieb an eine Planier- bildend, 90 Prozent Fernstudium, 10 Prozent
raupe erinnert. Statt eines Daches hat er Präsenzstudium
eine aufgelötete Platine; von allen Seiten
stehen zusätzliche Gerätschaften ab, und
an zentraler Stelle hat der Roboter einen Taxation
Anschluss für ein externes Steuerungsge-
rät. „Darüber lässt er sich programmie- An Betriebswirte und Juristen richten sich
ren“, sagt Christoph Hermann, Studien- die beiden Studiengänge, die sich mit
gangkoordinator des Masterstudiengangs den Themen Steuerlehre und Steuerrecht
Intelligente Eingebettete Mikrosysteme. beschäftigen. Im Fokus des Master of Arts
Von eingebetteten Systemen sprechen die Taxation stehen Bachelorabsolventen
Experten, wenn verschiedene Technologien mit erster Berufserfahrung. Das Pro-
oder auch verschiedene Geräte miteinan- gramm kombiniert einen anspruchsvollen
18 der verbunden sind und miteinander inter- weiterbildenden Studiengang mit der
agieren. Anwendungsbeispiele gibt es in Vorbereitung auf die staatliche Steuer-
19. Blickpunkt Studierende
beraterprüfung. Diese Prüfung wird zwar
nicht im Rahmen des Studiums absolviert;
bei erfolgreichem Bestehen werden dafür
jedoch etwa 40 Prozent der insgesamt
120 ECTS-Punkte angerechnet. „Diese
enge Verzahnung verkürzt zum einen die
Studiendauer und sorgt für ein vertieftes
Verständnis der Themen. Zum anderen
gehen unsere Teilnehmer optimal vorbe-
reitet in die Steuerberaterprüfung“, sagt
Studiengangkoordinator Falk Mehlhorn.
In zehn Einheiten zum Selbststudium mit
anschließenden Präsenzphasen werden die
Teilnehmer zum Masterabschluss geführt
Eine etwas andere Zielgruppe hat das
Dr. Helen Schultz
MBA-Programm „International Taxation“,
Zahnärztin und Absolventin
das am gleichen Lehrstuhl angesiedelt ist:
des weiterbildenden Studien-
Wer sich hier bewirbt, ist schon Steu- gangs Parodontologie an der
Foto: Privat
erberater und oft bei einer der großen Universität Freiburg
internationalen Kanzleien tätig. „Die
Steuerberaterprüfung ist anspruchsvoll,
aber sie klammert das Internationale
Steuerrecht weitgehend aus“, sagt Niels
Arnold, der Studiengangkoordinator. Dabei
führt die weitreichende internationale
Verflechtung von Unternehmen gerade im Als Zahnärztin wieder an die Uni
Steuerrecht zu komplexen internationalen
Fragestellungen. An dieser Stelle setzt Über Parodontologie haben wir natürlich schon etwas im Studium
das Curriculum des MBA-Programms an: gelernt, aber es wurde nur als Randgebiet behandelt. Dabei ist
Neben einer intensiven Ausbildung im es ein sehr wichtiges Thema: Parodontitis umfasst die Erkran-
deutschen internationalen Steuerrecht kung des Zahnhalte-Apparates; der Grundbaustein, auf dem alles
werden die Teilnehmer mit den Steuersys- basiert. Solche Krankheiten von Zahnfleisch oder Kieferknochen
temen weiterer wichtiger Länder vertraut werden immer häufiger und können ohne Behandlung bis zum
gemacht. Dabei steht eine praxisorientierte Zahnverlust führen – und trotzdem macht die Parodontologie im
Vermittlung des Lehrinhalts im Fokus. Ziel klassischen Zahnmedizin-Studium nur einen kleinen Teil aus. Das
ist es, die Absolventen auf Führungsauf- ist auch der Grund dafür, warum ich mich für den Masterstudien-
gaben insbesondere in multinationalen gang entschieden habe: Zwar war ich schon mehrere Jahre lang
Konzernen, Beratungsunternehmen sowie berufstätige promovierte Zahnärztin, aber die Zusatzkenntnisse
Verbänden und Organisationen vorzube- wollte ich mir aneignen, um diese Lücke zu schließen. Also habe
reiten. ich mich wieder an der Universität Freiburg eingeschrieben. Die
Seminare waren meistens am Wochenende, viele Lehrmaterialien
Steckbriefe: kamen per Post oder digital und waren somit jederzeit abrufbar.
Betreut wurden wir über Teletutoren, die uns das ganze Studium
Master of Arts Taxation über zur Seite standen. Was mich sehr überrascht hat, war die
qq der Kreditpunkte: 120
Zahl Gruppendynamik unter den Kommilitonen: Wir waren alle schon
Regelstudiendauer: 7 Semester
qq Zahnärzte mit mehr oder weniger Berufserfahrung, deshalb wa-
Abschluss: Master of Arts
qq ren die Seminare ganz anders als früher zu Zeiten meines ersten
C
harakteristik: berufsbegleitend, weiter-
qq Studiums. Es war ein sehr kollegialer Umgang untereinander,
bildend, 80 Prozent Fernstudium, 20 Prozent auch mit den Lehrenden. Und weil jeder von uns sein eigenes
Präsenzstudium Spezialgebiet hat, konnten wir nicht nur von den Professoren,
sondern auch voneinander etwas lernen. Was mir das zusätzliche
MBA International Taxation Studium bringt? Ich werde die Parodontologie als Praxisschwer-
Anzahl der Kreditpunkte: 90
qq punkt aufbauen. Die ersten Patienten fragen jetzt schon danach;
Regelstudiendauer: 4 Semester
qq so etwas spricht sich schnell herum.
A
bschluss: Master of Business Administration
qq
„International Taxation“
C
harakteristik: berufsbegleitend, weiter-
qq
bildend, 80 Prozent Fernstudium, 20 Prozent
Präsenzstudium 19
20. Universität
Oldenburg
Ein passendes Angebot für jeden
In Oldenburg will die Universität systematisch Lust machen auf Weiterbildung:
Interessenten können zunächst nur einzelne Veranstaltungen besuchen – und diesen
Kern dann später zu einem kompletten Bachelor- oder Masterstudium ausbauen.
Die Struktur ist dafür maßgeschneidert
Nicht bloß Schlagworte: Die Oldenburger füllen das Thema
Weiterbildung mit Leben. Auf dem Bild: Eine Projektion zur
Eröffnung des Centers für lebenslanges Lernen
20
21. V
on Minute zu Minute füllen sich die an der Universität gut aufgehoben fühlen
Reihen, schnell ist das Theater restlos be- – dort bekommt er verschiedene Ange-
setzt. Ein Samstagvormittag in Oldenburg, bote zum Einsteigen. Und wenn jemand
draußen vor der Tür ist Wochenmarkt und sich dann weiter in ein Thema vertiefen
Studierende machen unter den Einkäufern will, kann er sogar einen universitären
eifrig Reklame für die kleine Vorlesung. Abschluss machen; alles das bekommt er
Das Thema: „Geld vernünftig anlegen – aus einer Hand.
können Menschen das überhaupt?“ Eine Das Center für lebenslanges Lernen
halbe Stunde lang wird ein Professor ist aus jahrzehntelangen Erfahrungen der
darüber referieren, das Publikum sind Universität hervorgegangen. 2006 ist es
interessierte Oldenburger, ob mit oder entstanden, als vorher getrennte Bereiche
ohne akademische Vorbildung. zusammengelegt wurden: Unter anderem
„Uni am Markt“ heißt das Format, sind das Center for Distributed e-Learning
zu dem die Carl von Ossietzky Universi- (CDL), die zentrale Einheit Fernstudi-
tät in das Theatergebäude einlädt. Die enzentrum (ZEF) und das Zentrum für
Berührungsängste mit der Hochschule wissenschaftliche Weiterbildung (ZWW)
abzubauen, das ist erklärtes Ziel. „Wir im C3L aufgegangen. Organisatorisch
wollen die Leute neugierig machen und untersteht das C3L direkt dem Präsidium.
ihr Interesse wecken, mehr zu erfahren“, Vier weiterbildende Masterstudi-
sagt Dr. Michaela Zilling. Sie ist eine der engänge sowie zwei berufsbegleitende
geschäftsführenden Direktorinnen des Bachelorstudiengänge gibt es derzeit
Centers für lebenslanges Lernen an der (s. S. 23), weitere sind in Planung. Die
Universität, das in Oldenburg unter der organisatorische und finanzielle Verant-
Abkürzung C3L bekannt ist. Fast 70 Mitar- wortung für diese Angebote liegt beim
beiter sind dort beschäftigt, sie kümmern C3L, um die Fachwissenschaftler mög-
sich um das Feld der öffentlichen Wissen- lichst wenig zu belasten. Die Fakultäten
schaft ebenso wie um Zertifikatskurse für bringen die inhaltliche Expertise ein. In
Berufstätige und um berufsbegleitende enger Kooperation mit dem C3L erfolgt
beziehungsweise weiterbildende Bache- die Akkreditierung; im späteren Be-
lor- und Master-Studiengänge. trieb laufen dann „rund 90 Prozent der
Foto: Uni-Oldenburg
„Wir haben dieses breite Spektrum anstehenden Arbeiten über das C3L “,
an Aufgaben ganz bewusst zusammenge- sagt die geschäftsführende Direktorin Dr.
fasst, weil sie letzten Endes eng zusam- Michaela Zilling. „Im C3L kümmern wir
menhängen“, sagt Zilling. Der Grundge- uns um die organisatorische Abwicklung:
danke dabei: Wer neugierig ist, soll sich Wir kümmern uns um die Akquisition und
Zur öffentlichen Wissenschaft gehören Ver-
anstaltungen, bei denen Forscher sich einem
Vergütung der Dozenten, wir nehmen
Modulanmeldungen entgegen und R
R
breiteren Publikum präsentieren, das üblicher- Programme für berufserfahrene Studierende,
weise nicht mit Hochschulen und Wissenschaft die nach einigen Jahren in der Arbeitswelt noch 21
in Kontakt kommt. einmal an die Hochschule zurückkehren.
24. Universität
Oldenburg
Wer sich für eines der Zertifikats- Gesetzen oder Gerichtsurteilen, damit
programme entscheidet, bekommt den diese stets sehr aktuell gehalten werden
Status eines Gasthörers. Das hat zwei können. Das sind ganz andere Voraus-
Gründe: Zum einen ist es für die Teilneh- setzungen als in anderen Disziplinen,
mer eine rechtliche Absicherung, dass wo man beispielsweise mit Videos oder
sie sich die Ergebnisse auf ein späteres anderen Hilfsmitteln arbeiten kann.“
Studium anrechnen lassen können. Zum Seine Abteilung ist aber auch für die
anderen fördert es das Zusammengehö- Gestaltung der gedruckten Studiengangs-
rigkeitsgefühl – „alle sollen sich gleich als materialien zuständig. Für die Lehrenden
Teil der Universität wahrnehmen“, sagt gibt es eine Handreichung, in der die
Brokmann-Nooren. Auch das Studium didaktischen Grundsätze für das Studium
generale oder die Kinder-Universität wer- zusammengefasst sind und, daraus abge-
den vom C3L organisiert. „Das sind alles leitet, die Empfehlungen zur Gestaltung
Möglichkeiten, wie wir die interessierte des Studienmaterials. „Selbst die besten
Öffentlichkeit ansprechen können, um Lehrenden haben ja nicht zwangsläufig
sie auf die Inhalte, Programme und die Erfahrung im Bereich des Fernstudiums“,
Qualität der C3L-Angebote aufmerksam sagt Axel Kleinschmidt. Wenn die Profes-
zu machen“ soren ein Modul vorbereiten, können sie
Ein weiterer Schwerpunkt des C3L den Stoff in eine Vorlage eingeben, die
Expertenrat fürs sind Professionalisierungsprogramme. das Layout gleich anpasst. Abschließend
Diesen Bereich leitet PD Dr. Joseph schauen dann noch einmal Didaktik-
Lehrmaterial – „denn Rieforth gemeinsam mit Dr. Christiane Experten darauf, um dem Studienmaterial
Brokmann-Nooren. Die überwiegend be- den Feinschliff zu verpassen. So werden
selbst die besten Leh- rufsbegleitenden Angebote ermöglichen etwa Leseeinheiten den Bedürfnissen
Weiterbildung auf universitärem Niveau berufstätiger Studierender angepasst oder
renden haben ja nicht mit beruflich qualifizierendem Abschluss. Abbildungen, Fallbeispiele und reflexive
Ein beispielhafter Themenkomplex ist die Aufgaben eingebunden, wenn es beim
zwangsläufig Erfahrung Psychotherapieausbildung, die auch zur Verständnis hilft. Dieses Verfahren soll
staatlichen Approbation führt. den Beteiligten die Arbeit erleichtern: Für
im Bereich des Fernstu- Alle Masterstudiengänge – vier die fachlichen Experten, die für die Inhalte
Angebote gibt es im Center für lebens- verantwortlich sind, soll die Vorbereitung
diums!“ langes Lernen an der Carl von Ossietzky so reibungslos laufen wie möglich.
Universität – sind im Sinne des Blended Dass das C3L in Zukunft an der
Learning aufgebaut, also als Kombination Universität eine immer stärkere Rolle
aus Fern- und Präsenzstudium. Für die spielen dürfte, wird deutlich, wenn man
Fernstudien-Elemente unterhalten die Ol- die Entwicklung der vergangenen Jahre
denburger eine eigene Abteilung am C3L, fortschreibt. Das Interesse an der Weiter-
die sich mit dem Lerndesign auseinander- bildung steigt, auch das Studienangebot
setzt. „Wir haben eine spezielle Lernum- wird kontinuierlich ausgebaut. „Vorstell-
gebung entwickelt, auf der die Angebote bar ist, dass wir aus den bestehenden
basieren“, sagt Axel Kleinschmidt, Leiter Studiengängen mehr Zertifikatsangebote
dieser Abteilung. Es ist ein eigenständiges auskoppeln, weil sich das Prinzip sehr gut
Oldenburger System, in das die Erfahrun- bewährt hat und es viele Interessenten
gen aus vielen Jahren Online-Lehre einge- gibt“, sagt Michaela Zilling. Mit dieser
flossen sind. „Wir haben es so konzipiert, Strategie spreche man zwei unterschied-
dass wir das Studiengangskonzept und liche Zielgruppen an: Während die Zertifi-
den didaktischen Hintergrund ideal wi- katsangebote eine starke Nachfrage aus
derspiegeln können“, sagt Kleinschmidt. Unternehmen erfahren, die ihre Mitarbei-
Die Anforderungen seien von Fach zu ter zielgerichtet qualifizieren wollen, seien
Fach unterschiedlich: „Nehmen Sie etwa es bei den Bachelor- und Master-Studi-
die Juristen. Da sind die Lehrmaterialien engängen vor allem Bildungshungrige,
komplett online, und in den Texten finden die sich auf eigene Faust für ein weiteres
sich Verknüpfungen zu den jeweiligen Studium entscheiden. Im Idealfall, sagt
Zilling, wird ein Mitarbeiter vom Unter-
nehmen zu einer Weiterbildung geschickt
Kombiniert die Vorteile der persönlichen Kom- und ist dann so angetan davon, dass er
munikation aus Präsenzveranstaltungen an dieses erste Zertifikat als Grundlage für
der Hochschule mit dem effektiven und flexiblen ein komplettes Studium verwendet – eine
24 Eigenlernen. Wird auch als integriertes oder Option, auf die das Oldenburger System
hybrides Lernen bezeichnet. von vornherein ausgelegt ist.
25. Auf einen Blick
Forschung und Entwicklung
Gleich drei Professoren kooperieren eng mit dem Center für lebenslanges Lernen (C3L) in Oldenburg –
eine bundesweite Besonderheit, denn üblicherweise statten die Universitäten ihren Weiterbildungsbereich
nicht mit eigenen Professuren aus. Die wissenschaftliche Leiterin des C3L, Professorin Dr. Anke Hanft,
hat ein reduziertes Lehrdeputat, um den Aufgaben im C3L mehr Zeit widmen zu können. Zum Ausgleich
beteiligt sich das C3L an der Finanzierung der Professur „Wissenstransfer und Lernen mit neuen Techno-
logien“ von Professor Dr. Olaf Zawacki-Richter. „Mein Lehrdeputat umfasst auch den Bereich der Weiter-
bildung“, sagt er – die Aufgaben aus Studium, Lehre und Forschung verteilt er jeweils zur Hälfte auf die
Fakultät und das C3L.
In der Struktur des C3L spielt die Forschung eine bedeutsame Rolle. Inhaltlich geht es darin um didak-
tische Aspekte des weiterbildenden Studierens. Dieses Thema findet sich in mehreren der angebotenen
Master-Studiengänge wieder: Beim Master of Distance Education E-Learning und im MBA-Programm
Bildungsmanagement etwa werden die Teilnehmer auf den Umgang mit dem berufsbegleitenden Lernen
vorbereitet (s. auch Studiengangs-Portraits auf S. 23). Die Forschungsergebnisse der Oldenburger tragen
bundesweit zur Verbesserung von weiterbildenden Seminaren bei. So leitet Zawacki-Richter zusammen mit
der Professur für Bildungsmanagement und dem C3L das Verbundprojekt „mint.online - Aufbau berufsbe-
gleitender Studienangebote in MINT-Fächern“, das vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft
finanziert und mit namhaften Kooperationspartnern wie etwa der Fraunhofer-Gesellschaft umgesetzt wird.
„Unser Ziel ist es, die Studiengänge möglichst gut auf die Lernbedürfnisse von Berufstätigen auszurichten“,
sagt Professor Dr. Olaf Zawacki-Richter. In der Projektbeschreibung von mint.online heißt es: „In ihrer
(medien-) didaktischen Gestaltung müssen berufsbegleitende Angebote den Ansprüchen erwachsener
Lerner/innen entsprechen. Durch umfassende und qualitätsgesicherte Anrechnung beruflicher Kompeten-
zen sollten die Angebote unmittelbar an den individuellen Kenntnisstand der Lernenden anknüpfen und
auf deren Kompetenzniveau aufbauen. Das Verbundprojekt verfolgt das Ziel, deutsche Hochschulen mit
Studienprogrammen auf dem Weiterbildungsmarkt erfolgreich zu platzieren.“ Aus dem Forschungspro-
jekt heraus sollen mehrere Studiengänge sowie Zertifikatsprogramme an den beteiligten Universitäten mit
Schwerpunkt im MINT-Bereich entwickelt werden.
Die Professuren ändern nach der Erfahrung von Olaf Zawacki-Richter die Wahrnehmung der Weiterbil-
dung an der Universität. „Dass wir hier ein eigenes wissenschaftliches Zentrum aufgebaut haben“, sagt er,
„sorgt dafür, dass wir nicht herablassend als ‚Weiterbildungsbude’ betrachtet werden.“
Bezeichnung für die Fachbereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik
Anrechnungsverfahren
In allen weiterbildenden Studiengängen an der Oldenburger Universität lassen sich berufliche Kompeten-
zen und Zusatzqualifikationen anrechnen, sei es aus einem vorangegangenen Studium oder einer aner-
kannten Weiterbildung. Am einfachsten geht das bei Leistungen aus einem universitären Studium; darüber
hinaus gibt es aber ein ausgeklügeltes System von pauschalen und individuellen Anrechnungsverfahren.
Einschlägige Weiterbildungskurse etwa an einer Industrie- und Handelskammer werden von den zuständi-
gen Wissenschaftlern exemplarisch begutachtet und können auf das Studium angerechnet werden. Quali-
fikationen aus bisherigen akademischen oder beruflichen Tätigkeiten, ob mit oder ohne Zertifikat, werden
individuell bewertet und anerkannt, wenn sie äquivalent sind.
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