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PRESSEMITTEILUNG


                                                                              12. September 2011
                                                                              34/11




Stiftung Deutscher Architekten: „Sommerseminar 2011“ im Sauerland

Planer-Nachwuchs entwickelte innovative Konzepte zur Entwicklung
des ländlichen Raums – Beispiel Referinghausen im Sauerland
254 Einwohner, 350 Kühe, idyllische Lage, strukturelle Probleme: Das Dorf Referinghausen im Hoch-
sauerland braucht frische Ideen und Konzepte, um dauerhaft bestehen zu können. Vom 9. bis 11. Sep-
tember 2011 fand unter dem Motto „Zukunftsfähige Entwicklung im ländlichen Raum“ in Referinghau-
sen ein „Sommerseminar“ der Stiftung Deutscher Architekten statt. 18 Absolventinnen und Absolven-
ten von Architektur-Studiengängen aus NRW arbeiteten drei Tage lang intensiv an Vorschlägen, wie
eine gewachsene Dorfstruktur mit dem Verlust von Einwohnern, dem Abwandern der Jugend, dem
Strukturwandel in der Landwirtschaft und dem Problem steigender Kosten für die Infrastruktur umge-
hen kann. Ihre Ideen und Konzepte stellten die Nachwuchs-Planer am Sonntagnachmittag (11.09.11)
der interessierten Öffentlichkeit vor.

Das Landschaftsbild des ländlichen Raums wird nicht nur durch Wald und Flur, sondern in starkem
Maße auch von den ländlichen Siedlungsstrukturen geprägt. Doch das Leben in den weniger dicht
besiedelten Regionen unseres Landes hat sich in den letzten Jahren merklich gewandelt: Abwande-
rung der Jugend, Schrumpfungsprozesse, Leerstände und der Kampf um den Erhalt der Infrastruktur
prägen die lokalpolitische Agenda in vielen kleinen Kommunen.

In Referinghausen, einem Ortsteil der sauerländischen Gemeinde Medebach, kristallisierten die Absol-
ventinnen und Absolventen von Studiengängen der Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitek-
tur und Stadtplanung vom 9. bis 11. September drei zentrale Themenbereiche heraus, die in Arbeits-
gruppen unter Begleitung erfahrener Professoren und Dozenten eingehend behandelt wurden:

Leerstand als Chance begreifen: „Referinghausen hat Ge(o)schichten“
In Referinghausen steht seit einigen Jahren in der Dorfmitte ein ehemaliger Gasthof leer, der von ei-
nem Investor zu Eigentumswohnungen umgebaut wurde, welche aber nie verkauft werden konnten.
Die Teilnehmer des Sommerseminars maßen der Revitalisierung dieses das Ortsbild prägenden Ge-
bäudes große Bedeutung zu und sahen die zentrale Lage des Bauwerks als große Chance. Hier könn-
te ein Geo-Informationszentrum entstehen, das die Bedeutung des Steins für den Ort und die Region
deutlich macht. In Referinghausen wurde über Jahrzehnte ein Steinbruch betrieben, der heute für Be-
sucher zugänglich ist. Der ehemalige Gasthof könnte nach Vorschlag der Arbeitsgruppe auf seinen
Fachwerk-Kern zurückgebaut und durch einen modernen Baukörper ergänzt werden, der ein deutli-
ches Statement setzen würde: Referinghausen wird zum Geologie-Infozentrum, das Geschichte mit
Zukunft verbindet. Geo-Lehrpfade und themenbezogene Wanderwege sollten das thematische Ange-
bot ergänzen.
   Zollhof 1  40221 Düsseldorf            Telefon (02 11) 49 67 34 / 0173 - 533 69 37            Internet: www.aknw.de
   Pressesprecher: Christof Rose           Telefax (02 11) 49 67 95                               eMail: presse@aknw.de
-2-



Straße neu denken: „Rast in REF“
Referinghausen wird von der Landesstraße L872 durchschnitten. Parallel zu der Straße, die immer
wieder als Gefahrenquelle wahrgenommen wird, fließt der Bach „Wilde Aar“. Die jungen Architekten
und Stadtplaner empfehlen, die Wilde Aar wieder ans Tageslicht zu holen und für den Ort als Erlebnis-
raum zu inszenieren. Auf großes Interesse bei den Bürgern von Referinghausen stieß die Idee, den
Bach in Stile einer Furt über die Landesstraße laufen zu lassen – als Markierung des Dorfeingangs
und als Element der Verkehrsberuhigung. Insgesamt riet die zweite Arbeitsgruppe dazu, die spezifi-
schen Qualitäten von Referinghausen herauszuarbeiten. Dazu gehörten auch die zentrale Lage als
Kreuzungspunkt verschiedener Wanderrouten am Rothaarsteig und die großzügigen Gärten und
Grünanlagen im Ort. An der Hauptkreuzung könnte ein Rastpunkt entstehen, an dem Wanderer, Rad-
fahrer und Biker ein kleines Gastronomieangebot und touristische Informationen zum Ort und über die
Region angeboten werden. „Rast in REF“ soll Referinghausen als Zielpunkt für Reisetouristen im
Sauerland attraktiv machen und auf touristischen Wanderrouten etablieren.

Touristisches Potenzial herausarbeiten: „Referinghausen ist ein Q-Dorf“
Die dritte Arbeitsgruppe wählte einen weniger planerischen als marketing-orientierten Lösungsansatz
für die Probleme des kleinen sauerländischen Dorfes. Die jungen Planerinnen und Planer riefen dazu
auf, die im Ort dominante Milch- und Viehwirtschaft zu einem Markenzeichen auszubauen. Im bauli-
chen Bereich müssten dazu die Vieh-Höfe so umgestaltet werden, dass Besucher die 350 Kühe im
Dorf überhaupt wahrnehmen könnten. Glasfronten sollen die Kuhställe an einigen Punkten einsehbar
machen und zu Qualitäts-Ställen aufwerten („Q-Stall“); darüber hinaus könnte ein „Q-Hostel“ preiswer-
te Übernachtungen im Stall anbieten. Vorgeschlagen wurden auch Erlebnistage auf dem Bauernhof,
Wellnesstage mit frischer Luft und Milch, Melkseminare und Tafeln auf der Weide. Die Arbeitsgruppe
entwickelte eine ganze Produktpalette insbesondere im Bereich der ökologischen Viehwirtschaft, die
von den Referinghäuser Milchwirten unter einem Logo vertrieben werden könnten. Auf besondere
Sympathie traf der Entwurf eines Schildes für den Ortseingang, das – analog zur Bekanntgabe der
Gottesdienste im Ort – dem geneigten Besucher die Melkzeiten ankündigt.

Die Ergebnisse der drei Arbeitsgruppen des Sommerseminars der Stiftung Deutscher Architekten ziel-
ten insgesamt darauf ab, die ortsspezifischen Stärken als Alleinstellungsmerkmal in der Region heraus
zu arbeiten und dabei durchaus realistische und gangbare Lösungsansätze aufzuzeigen.

Resonanz der Kommune und der REGIONALE 2013
Der Ortsvorsteher von Referinghausen, Reinhold Figgen, zeigte sich begeistert von den Ideen und
Konzeptvorschlägen der Nachwuchs-Architekten und –Stadtplaner. „Sie haben uns wertvolle Impulse
gegeben, die wir auf jeden Fall weiter verfolgen werden.“ Der Bürgermeister der Stadt Medebach,
Thomas Grosche, kündigte an, Erkenntnisse aus dem Sommerseminar in das neue stadtintegrierte
Dorfentwicklungskonzept aufzunehmen, das derzeit erarbeitet wird.

Für die Stiftung Deutscher Architekten zog Markus Lehrmann, Hauptgeschäftsführer der Architekten-
kammer Nordrhein-Westfalen, das Fazit, dass die Suche nach Stärken sich gelohnt habe. „Die Semin-
arteilnehmer haben mit dem frischen Blick von außen Potenziale entdeckt, die man als Bewohner der
Region oftmals gar nicht mehr bewusst wahrnimmt“, meinte Lehrmann. Diese Stärken gelte es nun zu
nutzen und auszubauen. Für die REGIONALE 2013 lobte Dr. Stephanie Arens das Engagement und
den Mut der jungen Planer. „Sie haben an vielen Stellen quer gedacht und ganz neue Ansatzpunkte für
die Dorfentwicklung herausgearbeitet.“ Die REGIONALE werde das konzeptionelle Vorgehen im Rah-
men ihrer Projektreihe „Dörfer lernen von Dörfern“ aufgreifen und als Impuls für andere Kommunen
weitergeben.

Hintergrund "Stiftung Deutscher Architekten"
Die Stiftung Deutscher Architekten engagiert sich als gemeinnützige Einrichtung der Architektenkam-
mer Nordrhein-Westfalen besonders für junge Berufskolleginnen und -kollegen. Die Nachwuchsförde-
rung wird dabei als eine der besten Investitionen für die Zukunft der Architektur, der Baukultur und
nicht zuletzt auch für die Zukunft des Berufsstandes gesehen. In diesem Sinn veranstaltet die Stiftung
Deutscher Architekten alle zwei Jahre ein „Sommerseminar“ für Absolventen und Berufsstarter der
Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung, in dem prakti-
sches Arbeiten an einem konkreten Projektthema angeboten wird.
-2-



Hinweis an die Redaktionen:
Fotos von der Arbeit während des Sommerseminars, von den erarbeiteten Modellen und Projektskiz-
zen der Arbeitsgruppen sendet Ihnen die Pressestelle der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
gerne in druckfähigen Dateiformaten zu.

Kontakt:
Stiftung Deutscher Architekten
Pressesprecher Christof Rose
Zollhof 1 - 40221 Düsseldorf
rose@aknw.de, Tel.: (0211) 49 67 34/35

Weitere Informationen zur Stiftungsarbeit finden Sie unter www.stiftung-deutscher-architekten.de

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34_11_Sommerseminar_Referinghausen_Ergebnisse.pdf

  • 1. PRESSEMITTEILUNG 12. September 2011 34/11 Stiftung Deutscher Architekten: „Sommerseminar 2011“ im Sauerland Planer-Nachwuchs entwickelte innovative Konzepte zur Entwicklung des ländlichen Raums – Beispiel Referinghausen im Sauerland 254 Einwohner, 350 Kühe, idyllische Lage, strukturelle Probleme: Das Dorf Referinghausen im Hoch- sauerland braucht frische Ideen und Konzepte, um dauerhaft bestehen zu können. Vom 9. bis 11. Sep- tember 2011 fand unter dem Motto „Zukunftsfähige Entwicklung im ländlichen Raum“ in Referinghau- sen ein „Sommerseminar“ der Stiftung Deutscher Architekten statt. 18 Absolventinnen und Absolven- ten von Architektur-Studiengängen aus NRW arbeiteten drei Tage lang intensiv an Vorschlägen, wie eine gewachsene Dorfstruktur mit dem Verlust von Einwohnern, dem Abwandern der Jugend, dem Strukturwandel in der Landwirtschaft und dem Problem steigender Kosten für die Infrastruktur umge- hen kann. Ihre Ideen und Konzepte stellten die Nachwuchs-Planer am Sonntagnachmittag (11.09.11) der interessierten Öffentlichkeit vor. Das Landschaftsbild des ländlichen Raums wird nicht nur durch Wald und Flur, sondern in starkem Maße auch von den ländlichen Siedlungsstrukturen geprägt. Doch das Leben in den weniger dicht besiedelten Regionen unseres Landes hat sich in den letzten Jahren merklich gewandelt: Abwande- rung der Jugend, Schrumpfungsprozesse, Leerstände und der Kampf um den Erhalt der Infrastruktur prägen die lokalpolitische Agenda in vielen kleinen Kommunen. In Referinghausen, einem Ortsteil der sauerländischen Gemeinde Medebach, kristallisierten die Absol- ventinnen und Absolventen von Studiengängen der Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitek- tur und Stadtplanung vom 9. bis 11. September drei zentrale Themenbereiche heraus, die in Arbeits- gruppen unter Begleitung erfahrener Professoren und Dozenten eingehend behandelt wurden: Leerstand als Chance begreifen: „Referinghausen hat Ge(o)schichten“ In Referinghausen steht seit einigen Jahren in der Dorfmitte ein ehemaliger Gasthof leer, der von ei- nem Investor zu Eigentumswohnungen umgebaut wurde, welche aber nie verkauft werden konnten. Die Teilnehmer des Sommerseminars maßen der Revitalisierung dieses das Ortsbild prägenden Ge- bäudes große Bedeutung zu und sahen die zentrale Lage des Bauwerks als große Chance. Hier könn- te ein Geo-Informationszentrum entstehen, das die Bedeutung des Steins für den Ort und die Region deutlich macht. In Referinghausen wurde über Jahrzehnte ein Steinbruch betrieben, der heute für Be- sucher zugänglich ist. Der ehemalige Gasthof könnte nach Vorschlag der Arbeitsgruppe auf seinen Fachwerk-Kern zurückgebaut und durch einen modernen Baukörper ergänzt werden, der ein deutli- ches Statement setzen würde: Referinghausen wird zum Geologie-Infozentrum, das Geschichte mit Zukunft verbindet. Geo-Lehrpfade und themenbezogene Wanderwege sollten das thematische Ange- bot ergänzen. Zollhof 1  40221 Düsseldorf Telefon (02 11) 49 67 34 / 0173 - 533 69 37 Internet: www.aknw.de Pressesprecher: Christof Rose Telefax (02 11) 49 67 95 eMail: presse@aknw.de
  • 2. -2- Straße neu denken: „Rast in REF“ Referinghausen wird von der Landesstraße L872 durchschnitten. Parallel zu der Straße, die immer wieder als Gefahrenquelle wahrgenommen wird, fließt der Bach „Wilde Aar“. Die jungen Architekten und Stadtplaner empfehlen, die Wilde Aar wieder ans Tageslicht zu holen und für den Ort als Erlebnis- raum zu inszenieren. Auf großes Interesse bei den Bürgern von Referinghausen stieß die Idee, den Bach in Stile einer Furt über die Landesstraße laufen zu lassen – als Markierung des Dorfeingangs und als Element der Verkehrsberuhigung. Insgesamt riet die zweite Arbeitsgruppe dazu, die spezifi- schen Qualitäten von Referinghausen herauszuarbeiten. Dazu gehörten auch die zentrale Lage als Kreuzungspunkt verschiedener Wanderrouten am Rothaarsteig und die großzügigen Gärten und Grünanlagen im Ort. An der Hauptkreuzung könnte ein Rastpunkt entstehen, an dem Wanderer, Rad- fahrer und Biker ein kleines Gastronomieangebot und touristische Informationen zum Ort und über die Region angeboten werden. „Rast in REF“ soll Referinghausen als Zielpunkt für Reisetouristen im Sauerland attraktiv machen und auf touristischen Wanderrouten etablieren. Touristisches Potenzial herausarbeiten: „Referinghausen ist ein Q-Dorf“ Die dritte Arbeitsgruppe wählte einen weniger planerischen als marketing-orientierten Lösungsansatz für die Probleme des kleinen sauerländischen Dorfes. Die jungen Planerinnen und Planer riefen dazu auf, die im Ort dominante Milch- und Viehwirtschaft zu einem Markenzeichen auszubauen. Im bauli- chen Bereich müssten dazu die Vieh-Höfe so umgestaltet werden, dass Besucher die 350 Kühe im Dorf überhaupt wahrnehmen könnten. Glasfronten sollen die Kuhställe an einigen Punkten einsehbar machen und zu Qualitäts-Ställen aufwerten („Q-Stall“); darüber hinaus könnte ein „Q-Hostel“ preiswer- te Übernachtungen im Stall anbieten. Vorgeschlagen wurden auch Erlebnistage auf dem Bauernhof, Wellnesstage mit frischer Luft und Milch, Melkseminare und Tafeln auf der Weide. Die Arbeitsgruppe entwickelte eine ganze Produktpalette insbesondere im Bereich der ökologischen Viehwirtschaft, die von den Referinghäuser Milchwirten unter einem Logo vertrieben werden könnten. Auf besondere Sympathie traf der Entwurf eines Schildes für den Ortseingang, das – analog zur Bekanntgabe der Gottesdienste im Ort – dem geneigten Besucher die Melkzeiten ankündigt. Die Ergebnisse der drei Arbeitsgruppen des Sommerseminars der Stiftung Deutscher Architekten ziel- ten insgesamt darauf ab, die ortsspezifischen Stärken als Alleinstellungsmerkmal in der Region heraus zu arbeiten und dabei durchaus realistische und gangbare Lösungsansätze aufzuzeigen. Resonanz der Kommune und der REGIONALE 2013 Der Ortsvorsteher von Referinghausen, Reinhold Figgen, zeigte sich begeistert von den Ideen und Konzeptvorschlägen der Nachwuchs-Architekten und –Stadtplaner. „Sie haben uns wertvolle Impulse gegeben, die wir auf jeden Fall weiter verfolgen werden.“ Der Bürgermeister der Stadt Medebach, Thomas Grosche, kündigte an, Erkenntnisse aus dem Sommerseminar in das neue stadtintegrierte Dorfentwicklungskonzept aufzunehmen, das derzeit erarbeitet wird. Für die Stiftung Deutscher Architekten zog Markus Lehrmann, Hauptgeschäftsführer der Architekten- kammer Nordrhein-Westfalen, das Fazit, dass die Suche nach Stärken sich gelohnt habe. „Die Semin- arteilnehmer haben mit dem frischen Blick von außen Potenziale entdeckt, die man als Bewohner der Region oftmals gar nicht mehr bewusst wahrnimmt“, meinte Lehrmann. Diese Stärken gelte es nun zu nutzen und auszubauen. Für die REGIONALE 2013 lobte Dr. Stephanie Arens das Engagement und den Mut der jungen Planer. „Sie haben an vielen Stellen quer gedacht und ganz neue Ansatzpunkte für die Dorfentwicklung herausgearbeitet.“ Die REGIONALE werde das konzeptionelle Vorgehen im Rah- men ihrer Projektreihe „Dörfer lernen von Dörfern“ aufgreifen und als Impuls für andere Kommunen weitergeben. Hintergrund "Stiftung Deutscher Architekten" Die Stiftung Deutscher Architekten engagiert sich als gemeinnützige Einrichtung der Architektenkam- mer Nordrhein-Westfalen besonders für junge Berufskolleginnen und -kollegen. Die Nachwuchsförde- rung wird dabei als eine der besten Investitionen für die Zukunft der Architektur, der Baukultur und nicht zuletzt auch für die Zukunft des Berufsstandes gesehen. In diesem Sinn veranstaltet die Stiftung Deutscher Architekten alle zwei Jahre ein „Sommerseminar“ für Absolventen und Berufsstarter der Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung, in dem prakti- sches Arbeiten an einem konkreten Projektthema angeboten wird.
  • 3. -2- Hinweis an die Redaktionen: Fotos von der Arbeit während des Sommerseminars, von den erarbeiteten Modellen und Projektskiz- zen der Arbeitsgruppen sendet Ihnen die Pressestelle der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen gerne in druckfähigen Dateiformaten zu. Kontakt: Stiftung Deutscher Architekten Pressesprecher Christof Rose Zollhof 1 - 40221 Düsseldorf rose@aknw.de, Tel.: (0211) 49 67 34/35 Weitere Informationen zur Stiftungsarbeit finden Sie unter www.stiftung-deutscher-architekten.de