1. MÄRCHENMANN (DIE GRIMMS SIND TOT)
(text s.cornella)
Dort vor dem Haus ein Esel steht,
der scheißt mir pures Gold,
des Frosches Kugel auf der Hand',
die rund um's Dreieck rollt.
Ich häng im Sessel mit dem Buch,
der alten Brüder Grimm,
dann steck ich eine Kippe an,
damit ich cooler bin.
Die Füße hau ich auf den Tisch,
hat sich noch nicht gedeckt,
Schneewittchen macht das Abendbrot,
auch wenn's zum kotzen schmeckt.
Die Hauswand ist aus Kuchenteig,
gestohlen von der Hex',
ich schlage mir die Fliegen tot,
und teste den Reflex.
Die Sieben da auf einen Streich,
die Schneiderlein gemacht,
hab ich getopt mit zwanzig gar,
das Schneiderlein verlacht.
Im Garten bohren Zwerge tief,
ein Brunnen muss dorthin,
Frau Holle will ich sehen mal,
wenn ich der Zahnarzt bin.
Das Rumpelstielzchen spinnt mein Stroh,
zu Geld an dem ich reich,
hier an der Wand ein selt'ner Fisch,
die Nixe aus dem Teich.
Dornröschen hab ich umgebracht,
bin sowieso kein Held,
2. die Rose die sie mir gezeigt,
war ekelhaft und welk.
Mein Hund fletscht an, ist Blutgelenkt,
als böser Wolf zu brav,
die Witterung auf Meilen geht,
für Geißlein oder Schaf.
Das Aschenputtel macht sich schön,
bringt mir den kalten Fisch,
kommt ohne Kleid zum Abendgruß,
und legt sich auf den Tisch.
Der süße Brei schnell überkocht,
als bitter sich erweist,
ich nehm' die letzte Flasche Bier,
darin ein guter Geist.
Ich blätter in den Seiten rum,
zu finden was ich such',
die Wesen faszinieren mich,
in diesem fetten Buch.
Mit Drachen, Riesen und viel Fee,
will ich mich infizier'n,
das Ärgernis der echten Welt,
im Märchenland verlier'n.
Gebrüder Grimm, die waren mal,
hab viel im Buch gelernt,
die Kirschen die sie ließen mir,
hab ich mir jetzt entkernt.
Zu schreiben ihre Märchen um,
ist Butterweicher Gang,
die Grimms sind längst gestorben nun,
bin ich der Märchenmann.
ENDE