Neue Muster der Wissenskommunikation auf Grundlage von Social-Networking-Diensten?
1. Neue Muster der Wissenskommunikation auf
Grundlage von Social-Networking-Diensten?
Lambert Heller
Social Software @ Work
Schloss Mickeln, 29.09.2009
2. Wenn Sie eine Informationen brauchen,
• ...denken Sie zuerst an
• eine Bibliotheksrecherche?
• eine Datenbank zu dem jeweiligen Thema?
• Google?
• ...?
• Möglicherweise, aber...
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3. Das soziale Netzwerk als Informationsraum
• ...vielleicht denken Sie auch einfach an einE FreundIn/
KollegIn, die sich doch eigentlich mit sowas auskennen müßte.
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4. Communities of Practice (CoP)
• Ethnographische Forschung von Lave und Wenger 1991: In
CoPs entsteht Wissen und Bedeutung.
• Beispiel: Fotokopierer-Servicekräfte.
• Basis für CoP sind nicht formelle Zugehörigkeiten, Stati oder
Rollen, sondern Freiwilligkeit.
• Verbindlichkeit entsteht „nur“ durch gemeinsame Erfahrungen
und Ressourcen.
• Typisch: Regelmäßiger Austausch, vor allem
Geschichtenerzählen; Informationen „reisen“ dabei mit.
• CoPs entstehen und organisieren sich weitgehend von selbst;
„organisches Wachstum“ von Bedeutung und Identität.
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5. CoPs und Wissens-„Management“
• Brown und Duguid in „The Social Life of Information“ (2000):
Zentralisieren, Formalisieren und Festhalten von Informationen
paßt nicht zu CoPs
Zweifel an „Wissensmanagement“
(Zu CoP im Kontext eines zeitgemäß verstandenen
Wissensmanagements vgl. Reinmann-Rothmeier, Das
Münchener Modell.)
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6. Lackmus-Tests auf organisationelle Technophilie
• Vielleicht kennen Sie das aus Ihrer Organisation?
• Einführung eines Web-CMS: „Jetzt definieren wir endlich mal
die Rollen, Rechte und Workflows!“
• Einführung eines Intranet-Wikis: „Super – Und wie richte ich
das jetzt so ein, daß nur die Mitglieder meines Teams lesen
und schreiben dürfen?“
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7. CoPs, Technologie und Technologie-Expertise
• Smith/Wenger/White, „Technology for Communities“ (2001):
Fragestellungen: Welche Muster des Zusammenarbeitens und
Austauschens gibt es in CoPs? Welche Rollen entstehen
dabei? Wie lassen sich CoPs unterstützen?
• Eine mögliche Antwort „Community Technology Stewards“:
Vermittler zwischen CoP-Bedarf und (Web 2.0)-Technik
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8. Themenwechsel: Was hat Facebook mit CoPs
und Wissenschaftskommunikation zu tun?
• Letzte Woche entdeckt: Facebook-Quiz
„Which Contemporary US Anthropologist Are You?“
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9. Social Networking – populäre Aktivität im Web
• August 2008 – August 2009: Internet-Zeitanteil auf Social
Networking-Diensten von US-Amerikanern verdreifacht sich
von 6% auf 17% (Nielsen Newswire, 24.9.2009)
• Neue Größenordnung: Ebenso populär wie Websuche und
Webvideo, für Jugendliche oft präsenter/wichtiger als E-Mail.
• „Facebook ist Stasi auf freiwilliger Basis.“
(Tweet von @vega75, Südtirol, 28.9.2009 um 21.43)
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10. Social Networking für mich / meine Community?
Bedeutung und Aufwand von Identitäts- und
Beziehungsmanagement nehmen überproportional zu.
● Raum für kontinuierliche Selbstzuschreibungen, soziale
Gesten, Kommentare und Verweise (URLs), Aggregation etc.
● Es entstehen leicht Ad-hoc-Communities – aber dabei gerät die
Grenze zwischen „meiner“ Community und „dem einen großen
Netzwerk“ ins Schwimmen.
● Historisches Gegenbeispiel: Blogs / Planets.
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11. „Lots of Facebooks“ (Cameron Neylon)
EthicShare: http://ethicshare.cs.umn.edu/a... Neetz:
http://www.neeetz.com/ (not a network, but a platform for
creating same) Plaxo: http://www.plaxo.com/ (Facebook
alternative?) iBreadCrumbs: http://www.ibreadcrumbs.com/
„Soziale Netzwerke
(collaborative online research) SciSpace: http://scispace.net/
beruhen auf Netzwerkeffekten.
JeffsBench: Mitglieder bedeutet kein Netzwerk (...)
Keine http://jeffsbench.com./ (more a community than an
app) Sie müssen vorab einen Nutzen versprechen - Ning: http://
MyExperiment: http://www.myexperiment.org/
www.ning.com/ (anotherdas ich habebuilding networks)
ein Problem lösen, platform for – nur wenige
ResearchGate: aktuellen Angebote tun das.“ LabMeeting:
der https://www.researchgate.net/
http://www.labmeeting.com Biochemie-Dozent,
(Cameron Neylon, SciBook: http://www.facebook.com/
apps/a... (inside FaceBook) Labspaces: http://labspaces.net/
University of Southampton)
ResearchCrossroads: http://www.researchcrossroads....
AcademiaConnect http://academiaconnect.org/ Mendeley http://
www.mendeley.com/ BiomedExperts:
http://www.biomedexperts.com/ Ologeez!
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12. Fußnote zum Thema Microblogging (Twitter)
• Twitter ist anders, weil ich BenutzerInnen folge, die mir nicht
zurückfolgen müssen. Diese Asymmetrie paßt zum Web, und
ist z.B. bei Facebook nicht ohne weiteres zu haben.
• Dies begünstigt, noch stärker als z.B. Facebook, das Entstehen
„kleiner Welten“ und sich überlappender Teilöffentlichkeiten.
(Vgl. Kevin Marks, How Twitter works in theory)
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13. Wer besitzt meine / unsere Daten bei Facebook?
• „User positioning: You control your own data“? (Tim O'Reilly,
Web 2.0 Meme Map, 2004)
• Regulierung des Datenzugriffs bei Facebook u.ä. folgt einseitig
dem Interessen der Plattformbesitzer:
• Kaum transparente oder einfache Zugriffsregelungen durch
Benutzer, keine echte Pseudonymität, intransparente Rolle
Dritter, öffentlich gemachte Daten durch Dritte nicht einfach
abrufbar / abrufbar etc.
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14. Welche Plattform sollen wir benutzen?
• „Social Software“ im Sinne von Wikis, Blogs waren modellhaft,
aber sie sind immer ein ExpertInnenthema geblieben, und sind
oft nicht richtig verstanden worden. (Daher u.a. die Idee der
Community Technology Stewards.)
• Kommerzielle Social Networking-Plattformen werden gerade
extrem populär, füllen aber nicht die Lücke: Sie eignen sich
kaum zum individuellen oder kollaborativen Produzieren und
Vermitteln von Inhalten. Zudem ist die Verfügbarkeit der Inhalte
durch Benutzer und Öffentlichkeit sehr fraglich.
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15. „The web as a platform“ (O'Reilly 2004)
• Wozu überhaupt eine, geschlossene Plattform? - Vgl.
Diskussion der E-Learning-Community über die Rolle von
LMS / CMS.
• Einheitliche, vorgegebene Plattform werden illusorisch. Die
„Generation Y“ ist bereits eine Realität in Wissenschaft und
Organisation. Sie entscheidet sich prinzipiell nie für die eine,
letzte Plattform, und läßt sich schon erst recht keine
vorschreiben.
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16. Das Web als Plattform - Ideen zur Umsetzung
• Erlauben Sie es sich und Ihren MitarbeiterInnen, spielerisch
Web-Kompetenzen zu erwerben:
• Konstruktion persönlicher Arbeits-/Lernumgebung durch
den strategischen Einsatz mehrer Dienste und Werkzeuge
• Teilen und Remixen als neue Kulturtechnik kennenlernen.
• Kleine Erfolgsgeschichte: „13 Dinge“ (Stabenau / Hauschke)
• Beschäftigen Sie sich insb. mit Webdiensten und Standards,
die Ihnen Unabhängigkeit und Flexibilität im Umgang mit Ihren
Daten erlauben! - Beispiele: FOAF, status.net, tr.im...
• Als Organisation:
• Finden Sie Ihre Social Media Policy!
• Machen Sie die Daten, mit denen bei Ihnen gearbeitet wird,
so öffentlich, granular und dauerhaft greifbar und verlinkbar
wie möglich! (Vgl. W3C SWEO: Linked Open Data)
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