2. Beim Durchsehen alter Reisefotos bekam ich große Lust ein weiteres Mal nach Mexiko in die Sierra Madre de Chiapas zu fliegen, um die Kaffeefinca Irlanda zu besuchen.
3. Da die Reiseplanung sowieso bevorstand, machte ich mich gleich auf die Suche nach einem geeigneten Flug.
20. Am 13. September ging es los. Wir fuhren nach München und flogen von dort nach Mexiko Stadt, wo wir zwei Nächte blieben. Nach diesen erlebnisreichen Tagen in der Stadt ging es am 15. September weiter in den Süden, in den Bundesstaat Chiapas nach Tapachula.
21. Nun gab es mehrere Möglichkeiten die Finca zu erreichen, entweder hätten wir uns via Privat-Geländewagen abholen lassen können, mit einem Colectivo (ein Kleinbus als öffentliches Verkehrsmittel) fahren können, oder eine zweitägige Wanderung zu der Finca machen können. Wir entschieden uns für die aktivere Variante. Da wir die einheimische Kultur miterleben und die Reise ein bisschen abenteuerlich gestalten wollten, entschlossen wir uns an eine Gruppe anzuschließen und via Lastwagen zu dem Wandereinstieg zugelangen.
22. Die Wanderung war sehr spektakulär! Vor allem der Ausblick von Boquerón, einem ehemaligen Vulkan, brachte uns die Einzigartigkeit und Schönheit des umliegenden Nebelregenwalds näher.
23. Die Nacht in der Gruppe und unter freiem Himmel wurde ein Highlight der Reise. Nichtsdestotrotz waren die Beine nach dem anstrengenden Aufstieg schwer und die Vorfreude auf ein Bett sowie eine Dusche groß!
24. Da das Ziel der Gruppe die nahegelegene Kaffeeplantage Hamburgo war, trennten sich unsere Wege. Auf der Straße begegneten wir hin und wieder Einheimischen, die auf den Kaffeeplantagen innerhalb des Cuilco-Tals¹ arbeiten. Da sie so gut wie nie in den Kontakt mit Touristen kommen, waren sie zwar sehr zurückhaltend, zeigten uns aber bereitwillig den Weg zur Finca Irlanda. ¹Name des Flusses
25. Gegen Mittag kamen wir erschöpft bei der Finca an. Herr Peters, der Inhaber der rund 120 Jahre alten Finca erkannte mich zwar beim näherkommen, war aber über unser Kommen verwundert. Wie sich herausstellte hatte er nichts von der Anfrage mitbekommen. Er erklärte uns, dass er nachwievor kein Internet hätte und nur noch selten im zwei Stunden entfernten Tapachula sei, da sein Sohn das dortige Büro übernommen hat. Glücklicherweise waren außer uns, nur ein weiteres Pärchen auf der Finca und wir bekamen noch ein Zimmer. Die Übernachtungsstätte mit fünf stilvoll eingerichteten Zimmern mittlerer Preisklasse befindet sich im ehemaligen Buchhaltungsgebäude gegenüber dem Besitzerwesen unmittelbar neben den Kaffee-Produktionsstätten.
26. Trotz des Zwischenfalls freute ich mich sehr Herrn Peters wieder zusehen. Nachdem wir unsere Sachen eingeräumt hatten und von den Sandfliegen – die ich ganz vergessen hatte – zerstochen waren, lud uns Herr Peters ein bei ihm im Herrenhaus den eigenen Kaffee zu trinken. Er erzählte uns was in den vergangenen Jahren passiert ist – vor allem über die Auswirkungen des Hurrikans Stan der 2005 die Finca für vier Wochen vom Rest der Welt abgeschottet hat. Durch die massiven Regeneinfälle hatte Herr Peters sehr viel Land sowie eine ganze Ernte verloren und beinahe auch seine Finca. Auch wenn es der Finca finanziell wieder besser ging, merkte man besonders dem Herrenhaus an, dass es seit längerem nicht Mehr renoviert worden war. Weiter setzt der Vater-Sohn – Konflikt, der die Betriebsübernahme und –weiterführung betrifft, Herrn Peters sehr zu.
27. Pünktlich um 16.00 Uhr begann der tropische Regenschauer, der in der Regenzeit jeden Nachmittag einsetzt. Das vertraute Geprassel der Regentropfen rief Erinnerungen an die damaligen Familienurlaube hervor…
28. Zum Abendessen trafen wir uns im Esszimmer des Herrenhauses mit den Gästen und Herrn Peters, wo ein einfaches aber sehr schmackhaftes Menü, mit Reis, Fleisch und Gemüse aus dem Garten, für uns bereitstand. Als Aperitif wurde uns hausgebrannten Kardamonschnaps gereicht. Am nächsten Morgen gab es traditionelles Frühstück mit gebratenen Platanos¹, Frijoles², Rührei, Maistortillas bzw. Weißbrot und ganz viel frisch gerösteten Kaffee. Zwar esse ich normalerweise Müsli oder Brot mit Marmelade, jedoch wollte ich eine andere Kultur authentisch erleben und dazu gehören auch andere Essgewohnheiten. ¹Koch-Bananen ²Bohnen
29. Nach dem Frühstück begann die Führung über das Fincagelände. Während der zweistündigen Tour berichtete Herr Peters ausgiebig über die verschiedenen Arbeitsschritte und vermittelte uns die Heraus- forderungdie die biodynamische Anbauweise des Hochlandkaffee mit sich brachte. Selbst die Abwasser- aufbereitungläuft durch Nutzung von Eichhornias¹ rein biologisch ab. ¹Wasserhyazinthen
30. Dadurch, dass auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet wird, muss vier Mal im Jahr das Unterholz per Hand entfernt werden („chaporo“). Auch bei der Kompostanlage werden künstliche Zersetzungs- und Düngemittel durch Regenwürmer sowie Eierschalen ersetzt. Die Kaffeeplantage wird immer wieder durch Schatten- spendende Bäume auf- gelockert, zusätzlich versorgen sie den Boden mit Nährstoffen und schützen ihn vor Erosion.
31. Am dritten Tag unseres Aufenthalts stand vormittags die Exkursion durch Don Walters Naturreservate an. Auf dem Weg zu den Wasserpools, an denen wir eine Mittagspause einlegen wollten, gab Don Walter sein detailiertes Wissen über die vorherrschende Flora und Fauna preis. Es war sehr beeindruckend – egal zu welcher Pflanze, Insekt oder Tier man eine Frage hatte, er konnte sie beantworten und gab noch weitere Informationen dazu, so dass wir am Ende einen tiefen Einblick in das Naturreich erlangten. Auf dem Rückweg machten wir an der Aussichtsplattform für „bird-watcher“ halt. Mit einem Fernglas konnten wir von dort aus viele verschiedene Papageienartenbeobachten, leider blieb uns der Blick auf einen Quezal verwehrt – aber dies bildet nur einen weiteren Grund die Finca noch weitere Male zu besuchen.
32. In dieser Arbeit handelt es sich um einen Wiederbesuch, d.h. es besteht bereits Destinationsloyalität. Dennoch eignet sich dieses Beispiel, um zu verdeutlichen dass die Erfüllung der Motivations-Faktoren bei einer bereits bestehenden Loyalität, sich weiterhin auf die Zufriedenheit und somit auf einen Wiederbesuch auswirkt. Bei der Auseinandersetzung mit der vergangenen Reise konnte ich herausfinden, dass die Erfüllung der endogenen Reisebedürfnisse nicht nur Zufriedenheit, sondern auch eine starke Verbundenheit gegenüber der Finca Irlanda als Destination auslöste. So könnte ich mir vorstellen, dass wenn die Finca von Vater zu Sohn wechselt und somit meine endogenen Reisebedürfnisse wie, „Erinnerungen aufleben lassen“, „Bekannte wiedersehen“ nicht mehr gewährleistet werden könnten, ich eine andere Finca in der gleichen Umgebung aufsuchen würde. Weiter bin ich mir sicher, dass sich beispielsweise die „umwerfende Landschaft“ nicht auf meine Treue gegenüber der Finca Irlanda auswirkt, da diese ebenso oder noch eindrucksvoller bei der Finca Hamburgo oder Argovia gegeben ist. Somit kann ich der Aussage von Yoon & Uysal, dass die Push-Faktoren einen direkten Einfluss auf die Loyalität haben, die Pull-Faktoren dagegen nicht direkt zu der Loyalität beitragen, zustimmen. Da die vorher angeführten endogenen Reisebedürfnisse (Push-Faktoren) sowie die Pull-Faktoren der Destination maßgeblich erfüllt bzw. übertroffen wurden, war ich sehr zufrieden. Trotz der hohen Zufriedenheit könnte ich mir jedoch vorstellen, das ich der Finca nicht dauerhaft treu bleiben werde, da ich einerseits nicht weiß in wieweit sich ein Generationswechsel auf meine Loyalität auswirken würde und zudem merke ich, dass sich mein Reiseverhalten je nach Lebens- und Familienzyklus verändert.