SlideShare ist ein Scribd-Unternehmen logo
1 von 13
Downloaden Sie, um offline zu lesen
IW-Krisenmonitor
IW policy paper · 2/2015
Autor: Dr. Henry Goecke
Telefon: 0221 4931-606
Goecke@iwkoeln.de
2
Inhaltsverzeichnis
Einleitung.................................................................................................................... 3
Methode...................................................................................................................... 4
Auswertung des Krisenmonitors................................................................................. 9
Fazit.......................................................................................................................... 12
Literatur .................................................................................................................... 13
3
Einleitung
Über den aktuellen Stand der Krise in Europa wird viel geschrieben und noch mehr
spekuliert. Es gibt eine Vielzahl von Arbeiten, die jeweils einzelne Bereiche
analysieren: Studien über den Stand des Bankensektors (Demary, 2014), der
Geldpolitik (Demary/Matthes, 2013) oder realwirtschaftlicher Größen wie dem
Bruttoinlandsprodukt (Goecke, 2013 und Dauderstädt, 2014). Auf der anderen Seite
gibt es Studien, die mehrere makroökonomische Kenngrößen analysieren
(Arestis/Sawyer, 2012 und Heise, 2013), den Fokus auf einzelne Krisenländer
separat richten (z.B. Wolff/Cline, 2012) oder die Wettbewerbsfähigkeit Europas als
ganzes betrachten (BUSINESSEUROPE, 2014).
Doch wie groß ist die Gefahr, dass Volkswirtschaften auf externe finanzielle Hilfe
angewiesen sind? Eine aggregierte Messgröße, die dieses Risiko basierend auf
einer ökonometrischen Schätzung bewertet, fehlt bis heute. Der neue Krisenmonitor
des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) soll das ändern. Der Euromonitor
der Allianz (Broyer et al., 2013) und das „Verfahren zur Vermeidung und Korrektur
makroökonomischer Ungleichgewichte“ der Europäischen Kommission (Europäische
Kommission, 2014) kamen diesem Wunsch bislang am nächsten, indem diese
Indikatoren darauf abzielen, die wirtschaftliche Stärke der europäischen Ökonomien
abzubilden. Gemeinsam haben diese beiden Konzepte und der IW-Krisenmonitor,
dass die Aggregation in einer einzigen bewertenden Zahl erfolgt. Die wesentlichen
Unterschiede bestehen in der Gewichtung der Indikatoren und der zeitlichen
Frequenz der jeweiligen Analyse. Die Europäische Kommission und die Allianz
verwenden ein Indikatorenset auf Jahresbasis, das aus einer theoretischen
Betrachtung die wirtschaftliche Stärke einer Ökonomie beeinflussen soll, ohne die
Zusammensetzung des Sets empirisch zu überprüfen. Bei der Aggregation der
einzelnen Indikatoren zu einer Bewertungszahl nutzt die Europäische Kommission
Schwellenwerte, die sie ad hoc festlegt. Die Allianz bewertet implizit alle Variablen
ihres Euromonitors als gleich wichtig. Dies ist ein zielführender Ansatz, um eine
Übersicht über den aktuellen Stand der europäischen Länder zu geben. Um zu
bewerten, wie groß die Gefahr einer Ökonomie ist, auf Hilfe angewiesen zu sein, wird
eine ökonometrische Analyse benötigt. Diese ist insbesondere notwendig, um die
Einflussgrößen und die Höhe der jeweiligen Effekte bestimmen zu können.
Der im Folgenden vorgestellte „Euro-Krisenmonitor“ soll das bieten und zusätzlich
ein Messinstrument für ein zukünftiges Krisenmonitoring liefern. Der Monitor ist so
konzipiert, dass eine einzige Maßzahl beschreibt, wie groß die Gefahr für eine
Volkswirtschaft ist, auf Hilfen von außen angewiesen zu sein. Die Einflussgrößen des
Indikators und ihre Gewichte sind nicht ad hoc gewählt, sondern basieren auf einer
empirischen Panel-Schätzung. Für eine zeitnahe Bewertung der Lage in den EU-
Ländern arbeitet der Krisenmonitor mit Quartalsdaten.
4
Methode
Als Grundlage des Krisenmonitors dient eine Vielzahl realwirtschaftlicher und
monetärer Größen, die einen Einfluss auf die Inanspruchnahme von Hilfe von außen
haben könnten (für eine Übersicht über die Variablen und deren Quellen siehe
Tabelle 1).
Tabelle 1: Übersicht über die Variablen und die Datenquelle
Arbeitskosten
[Eurostat]
Investitionen pro Kopf
[Eurostat]
Arbeitslosenquote
[Eurostat]
Economic Sentiment
[Europäische Kommission]
Reales Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf
[Eurostat]
Konsumentenpreise
[Eurostat]
Staatsverschuldung pro Kopf
[Eurostat]
Verschuldung Haushalte und Non-profit
Unternehmen
[EZB]
Exporte
[Eurostat]
Verschuldung Unternehmen
[EZB]
Zinsen auf Staatsanleihen
[Eurostat]
Leistungsbilanzsaldo pro Kopf
[Eurostat]
Zinsen für Unternehmen
[EZB]
Nettoauslandsvermögen pro Kopf
[Eurostat]
In eckigen Klammern sind die jeweiligen Datenquellen angegeben.
Viele dieser Variablen werden auch für die Indikatoren der Allianz und der
Europäischen Kommission verwendet. Welche dieser Größen in den IW-
Krisenmonitor eingehen, wird ökonometrisch bestimmt. Der Wert des
Krisenindikators basiert auf einer Panelregression der 28 EU-Staaten im
Untersuchungszeitraum von dem ersten Quartal des Jahres 2000 bis zum zweiten
Quartal 2014. Als abhängige Variable wird ein Dummy verwendet, der ab dem
Zeitpunkt, ab dem ein Land Hilfe annimmt, den Wert Eins hat. Kommt ein Land ohne
Hilfen aus, wird dem Dummy eine Null zugewiesen.1
Hilfen umfassen sowohl direkte
Transferzahlungen als auch, wie im Fall von Spanien, Kredite zur Unterstützung des
1
Die Ergebnisse ändern sich qualitativ nicht, wenn als abhängige Variable der nominale Wert der Hilfe
oder die Hilfe relativ zum Bruttoinlandsprodukt verwendet wird.
5
Bankensektors. Die Zeitpunkte, in denen die jeweiligen Staaten erstmalig
internationale Hilfe erhalten haben, sind bei den europäischen Krisenstaaten wie
folgt: Griechenland 2010Q2, Irland 2010Q4, Portugal 2011Q2, Spanien 2012Q4,
Zypern 2013Q1. 28 Länder ergeben eine Panelstruktur, bei der für jede verwendete
Variable bis zu 1624 Beobachtungen vorliegen. In einem ersten Schritt zeigt sich in
einer separaten bivariaten Analyse, dass nahezu alle Variablen auf einem 5-Prozent
Niveau einen statistisch signifikanten Einfluss auf die Inanspruchnahme von Hilfe
haben.
In einem zweiten Schritt werden zur Bestimmung des Modells zunächst alle
Variablen berücksichtigt. Durch sequentielles t-Testing werden die statistisch
signifikanten Größen herausgefiltert und die endgültige Form des Modells bestimmt.
Geschätzt wird das Modell in einem Logit Panelmodel. Das resultierende Modell mit
den geschätzten Koeffizienten und die zugehörigen p-Werte sind in Tabelle 2
dargestellt.2
Die Anzahl der Beobachtungen verringert sich auf 1276, was
überwiegend in Datenlücken bei Estland, Kroatien, Rumänien und der Slowakei
begründet liegt.
Tabelle 2: Schätzergebnisse
Abhängige Variable: Hilfezahlung N=1276
Variable Koeffizient p-Wert
Arbeitslosenquote 3,097 0,000
BIP pro Kopf -0,007 0,016
Staatsverschuldung pro Kopf 0,014 0,000
Zinsniveau in Prozent 2,889 0,012
Um das Risiko der Inanspruchnahme von Hilfen zu erklären, sind nur vier Variablen
statistisch signifikant: die Arbeitslosenquote, das reale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf,
die Höhe der Staatsschulden pro Kopf und das Zinsniveau auf Staatsanleihen.
Eine wichtige Determinante der Wirtschaftsleistung eines Landes ist die
Arbeitslosenquote. Die Anzahl der Arbeitslosen und die wirtschaftliche Kraft einer
Ökonomie sind negativ korreliert. Dies zeigt sich auch in dem geschätzten Parameter
2
Arbeitskosten, Arbeitsproduktivität und das Preisniveau sind hoch korreliert. Um das Problem von
linearen Abhängigkeiten zu vermeiden, werden nur die Arbeitsproduktivität und das Preisniveau
verwendet, da dies die theoretische Einflussrichtung darstellt.
6
der Logit-Regression, der bedeutet, dass mit einer höheren Arbeitslosenquote die
Gefahr auf Hilfe von außen angewiesen zu sein steigt. Das Bruttoinlandsprodukt ist
das wichtigste Maß für die wirtschaftliche Stärke eines Landes: je ausgeprägter die
wirtschaftliche Stärke, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit für Finanzspritzen
von außen. Dies wird auch durch den negativen Koeffizienten der Panelschätzung
angezeigt. Höhere Staatsschulden gefährden einen langfristig tragfähigen Haushalt
ebenso wie steigende Zinsen auf Staatsanleihen. Mit der Staatsverschuldung und
den Zinssätzen auf Staatsanleihen steigt die Gefährdung, dass ein Land auf Hilfe
angewiesen ist – was sich in den positiven Koeffizienten wiederspiegelt.
Die Arbeitslosenquote ist in jedem der vier GIPS-Staaten (Griechenland, Irland,
Portugal, Spanien) und Zypern über den betrachteten Zeitraum massiv gestiegen
(Abbildung 1). Als erstes setzte der Anstieg in Spanien (2007Q3) und Irland
(2008Q1) ein – einige Quartale später dann in Griechenland, Portugal und Zypern. In
Portugal verdoppelte sich die Arbeitslosenquote von 2007/2008 bis zum Jahr 2014.
In den anderen Ländern ist sogar ein Anstieg in diesem Zeitraum um das Dreifache
zu beobachten. Am aktuellen Rand erkennt man eine leichte Verbesserung in allen
Ländern, mit der Ausnahme von Zypern. Dies alles vollzieht sich jedoch bei sehr
hohen Arbeitslosenquoten insbesondere in Griechenland und Spanien, die um die 25
Prozent liegen.
Abbildung 1: Arbeitslosenquote in Prozent
0102030
Arbeitslosenquote
2000q1 2005q1 2010q1 2015q1
Griechenland Irland
Portugal Spanien
Zypern
7
In Griechenland stieg die Staatsverschuldung pro Kopf und Quartal (Abbildung 2) im
neuen Jahrtausend an. Klar zu erkennen ist bei dieser Variablen der griechische
Schuldenschnitt im Jahr 2012. Im Folgezeitraum stieg die Verschuldung erneut an. In
Irland sank seit dem Jahr 2000 die Verschuldung stetig bis zum Jahr 2008. Danach
gab es bis zum aktuellen Rand einen starken Anstieg um das Dreifache auf fast
12.000€ pro Kopf und Quartal. In Spanien, Portugal und Zypern stieg die
Verschuldung ab 2008/2009 auf aktuell ca. 5.000€ pro Kopf und Quartal an.
Abbildung 2: Staatsverschuldung pro Kopf und Quartal
Die Zinsen auf zehnjährige Staatsanleihen erhöhten sich ab dem Ausbruch der
Eurokrise (Abbildung 3). Im Zuge der Gründung der europäischen Währungsunion
vollzog sich eine Konvergenz in den Zinssätzen, sodass die Zinsen auf die
Staatsanleihen der unterschiedlichen Ökonomien nahezu identisch waren. In der
Eurokrise erhöhten sich die Zinsen in Griechenland bis auf über 25 Prozent
(2012Q2), in Portugal auf über dreizehn Prozent (2012Q1) und in Irland auf über
zehn Prozent (2011Q2/Q3). Für Zypern und Spanien verteuerte sich die Ausgabe
von Staatsanleihen zwar auch, aber nicht so massiv wie in den drei erstgenannten
Ländern. Seit den jeweiligen Höchstständen haben sich die Zinsen auf
Staatsanleihen massiv verringert. Der Grund hierfür liegt primär in den
geldpolitischen Maßnahmen der EZB, Staatsanleihen dieser Staaten zu kaufen. Im
aktuell letzten Datenpunkt der Analyse (2014Q2) liegen die Zinsen, die die GIPS-
20004000600080001000012000
StaatsverschuldungproKopfinEuro
2000q1 2005q1 2010q1 2015q1
Griechenland Irland
Portugal Spanien
Zypern
8
Staaten zahlen müssen, zwischen gut sieben Prozent für Griechenland und gut drei
Prozent für Irland.
Abbildung 3: Zinsen auf 10-jährige Staatsanleihen in Prozent
Beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und Quartal zeigt sich seit 2007/2008 eine
massive Verschlechterung in allen Staaten (Abbildung 4). Der größte Verlust (-27
Prozent) ist in Griechenland zu beobachten. Am aktuellen Rand ist in allen GIPS-
Ländern das Bruttoinlandsprodukts pro Kopf wieder leicht gestiegen.
0510152025
Zinsen
2000q1 2005q1 2010q1 2015q1
Griechenland Irland
Portugal Spanien
Zypern
9
Abbildung 4: Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und Quartal
Auswertung und Diskussion des Krisenmonitors
Aus den ökonometrisch bestimmten Koeffizienten und den beschriebenen Variablen
wird der Krisenmonitor für die einzelnen Länder wie folgt berechnet: Die geschätzten
Koeffizienten aus der Logit-Panelanalyse werden als Gewichte für die Berechnung
des Krisenmonitors verwendet. Aus diesen Indikatoren werden mit Hilfe der
geschätzten Parameter der logarithmierten Odds die Werte des Krisenmonitors seit
dem Jahr 2000 auf Quartalsbasis berechnet, indem die Gewichte mit den
zugehörigen Werten der jeweiligen Variablen multipliziert und anschließend summiert
werden.
Der aus dieser Berechnung resultierende Verlauf des Krisenmonitors für die GIPS-
Staaten und Zypern ist in Abbildung 5 dargestellt. Für die Darstellung wurden die
Ergebnisse durch 100 dividiert. Die ersten Zeitpunkte, an denen die jeweiligen
Länder erstmalig Hilfen bekommen haben, sind mit Kreisen markiert. Die Werte des
Krisenmonitors betrugen:
 Griechenland 2010Q2: +0,07
 Irland 2010Q4: +0,08
 Portugal 2011Q2: -0,11
 Spanien 2012Q4: +0,13
 Zypern 2013Q1: -0,14
4000600080001000012000
BruttoinlandsproduktproKopfinEuro
2000q1 2005q1 2010q1 2015q1
Griechenland Irland
Portugal Spanien
Zypern
10
Es zeigt sich, dass alle Länder in einem relativ engen Korridor des Krisenmonitors
zwischen -0,14 und +0,13 Hilfe beantragt haben – ein Wert um Null scheint ein
kritischer Bereich zu sein. Dieser Korridor ist in der Abbildung 5 gestrichelt
dargestellt. Vor der ersten Inanspruchnahme von externen Hilfen ist der Wert des
Krisenmonitors für alle Länder im Untersuchungszeitraum unter diesem Korridor und
das teilweise erheblich, wie beispielsweise für Irland oder Portugal in dem Jahr 2000.
Die Länder verharrten die ersten Jahre des neuen Jahrtausends relativ konstant bei
ihren individuellen Werten. Nur bei Portugal lässt sich bereits seit 2000 eine leichte
kontinuierliche Erhöhung des Krisenmonitor-Werts erkennen. Zwischen 2008 und
2010 kam es in den restlichen Ländern zu einem massiven Anstieg – zunächst 2008
in Irland und Spanien und danach in Griechenland. In Zypern setzte der Anstieg am
Ende des Jahres 2010 ein. Seit dem jeweiligen Höhepunkt in den einzelnen Ländern
(Griechenland 2012Q3; Irland 2013Q2; Portugal 2012Q1; Spanien 2013Q1) hat sich
die Lage in den GIPS-Ökonomien wieder verbessert. Besonders groß sind die
Fortschritte in Griechenland und Portugal. Darin zeigen sich die ersten Erfolge der
eingeleiteten Reformen und die Wirksamkeit der expansiven Geldpolitik der
Europäischen Zentralbank. Kein Fortschritt gibt es hingegen in Zypern, welches sich
von Quartal zu Quartal verschlechtert. Zudem sind noch alle Länder über der
kritischen Marke, weshalb es noch lange nicht an der Zeit ist, Entwarnung zu geben.
Abbildung 5: Krisenmonitor der GIPS-Staaten
-1.5-1-.50.51
Krisenmonitor
2000q1 2003q3 2007q1 2010q3 2014q1
Griechenland Irland
Portugal Spanien
Zypern
11
Die Ergebnisse des Krisenmonitors für die großen und/oder wirtschaftlich starken
Volkswirtschaften in der EU sind in Abbildung 6 abzulesen. Hierbei zeigt sich, dass
die großen Länder meist noch eine erhebliche Lücke zu der kritischen Grenze (hier
dargestellt als Mittelwert aller Werte bei denen die Krisenländer Hilfen beantragt
haben) aufweisen. Nur Italien hat diese Grenze bereits im Jahr 2012 überschritten
und verbessert sich seitdem nicht wesentlich. Zudem zeigt sich bei einer isolierten
Betrachtung von Deutschland und Frankreich eine relative Verschlechterung
Frankreichs. Im Jahr 2008 waren Frankreich und Deutschland, die beiden
wirtschaftlichen Schwergewichte Europas, auf gleichem Niveau gestartet. Seitdem
geht die Entwicklung jedoch massiv auseinander. Ab 2008 verbesserte sich
Deutschland von Jahr zu Jahr wohingegen sich Frankreichs Abstand zur kritischen
Grenze immer weiter verkleinerte.
Abbildung 6: Krisenmonitor großer und/oder wirtschaftlich starker EU-Staaten
Auch die aktuellen Prognosen deuten nicht darauf hin, dass sich die einzelnen
Komponenten des Krisenmonitors zeitnah verbessern: Die Prognosen bezüglich des
Bruttoinlandsprodukts, der Arbeitslosigkeit, der Staatsverschuldung für die GIPS-
Länder, Zypern, Italien, aber auch für Frankreich sind für 2015 nicht rosig. All diese
Länder müssen also die notwendigen Reformen weiter vorantreiben. Zudem kann die
EZB die Zinsen auf Staatsanleihen durch geldpolitische Maßnahmen nicht mehr
nennenswert weiter senken. Daher müssen auf der realwirtschaftlichen Seite
Fortschritte gemacht werden.
-1-.50
Krisenmonitor
2000q1 2003q3 2007q1 2010q3 2014q1
Deutschland Frankreich
Italien Niederlande
Schweden
12
Wie stark der Effekt der einzelnen Variablen auf den Wert des IW-Krisenmonitors ist,
kann der Tabelle 3 entnommen werden: damit sich der Wert des Krisenmonitors um
0,01 verändert, ist eine Veränderung der Arbeitslosenquote um 0,32 Prozentpunkte
von Nöten. Einen ähnlich hohen Einfluss hat das Zinsniveau auf Staatsanleihen.
Beim realen Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist eine Veränderung von 143 Euro
notwendig, wenn der Wert des Krisenmonitors sich um 0,01 verändern soll. Für das
Niveau der Staatsverschuldung wird nur ein halb so hoher Wert von 70 Euro
benötigt.
Tabelle 3: Gewichte der Variablen
Der Wert des Krisenmonitors verändert sich um 0,01 bei einer Veränderung der
jeweiligen Variable um…
Variable Veränderung
Arbeitslosenquote 0,32 Prozentpunkte
BIP pro Kopf 143 Euro
Staatsverschuldung pro Kopf 71 Euro
Zinsniveau in Prozent 0,34 Prozentpunkte
Fazit
Die erstmalige Beanspruchung von externer Hilfe durch die GIPS-Staaten und
Zypern erfolgte bei einem Wert des Krisenmonitors zwischen -0,14 (Zypern) und
+0,13 (Spanien). In Griechenland, Irland, und Portugal zeigt sich relativ zum
höchsten Wert des Krisenmonitors im Jahr 2012 eine Verbesserung. Besonders groß
sind die Fortschritte in Griechenland und Portugal. Auch in den letzten beiden
Quartalen des Beobachtungszeitraumes setzte sich die Erholung fort. In Zypern
verschlechtert sich die Lage indes von Quartal zu Quartal, sodass der Krisenmonitor
aktuell sein höchstes Niveau erreicht hat. Alle diese Länder befinden sich weiterhin
im kritischen Bereich. Den eingeschlagenen Weg der Reformen weiter zu gehen ist
also dringend geboten. Bei der Betrachtung der großen und/oder wirtschaftlich
starken Volkswirtschaften ist zu erkennen, dass alle Ökonomien unter dem kritischen
Schwellenwert sind – mit Ausnahme von Italien. Zudem schwindet der Puffer
Frankreichs zunehmend. Insbesondere in Italien und Frankreich sollten deshalb der
Pfad der wirtschaftspolitischen Reformen weiter gegangen werden. Nur so kann das
Risiko für externe Hilfen, und damit der Destabilisierung des gesamten europäischen
Währungsraumes, entgegengewirkt werden. Auch in Deutschland ist es nicht an der
Zeit, sich auf dem Erreichten auszuruhen: Die Regierung muss das Land weiter
zukunftsfähig machen.
13
Literatur
Arestis, Philip / Sawyer, Malcolm C., 2012, The Euro crisis, International papers in
political economy, Houndmills, Basingstoke, Hampshire, New York, NY
BUSINESSEUROPE, 2014, Reform Barometer, Brüssel
Dauderstädt, Michael, 2014, Konvergenz in der Krise. Europas gefährdete
Integration, Berlin
Demary, Markus, 2014, IW-Bankenmonitor: Bringt die Bankenprüfung der
Europäischen Zentralbank das Vertrauen in den Euroraum zurück?, in: IW Trends,
Nr. 1, S. 33–48
Demary, Markus / Matthes, Jürgen, 2013, EZB auf Abwegen? Teil 1: Die
unkonventionelle Geldpolitik der EZB – eine Bestandsaufnahme, IW Policy Paper,
Nr. 13, Köln
Goecke, Henry, 2013, Europa driftet auseinander – Ist dies das Ende der
realwirtschaftlichen Konvergenz?, in: IW Trends, Nr. 4, S. 67–80
Heise, Michael, 2013, Emerging from the Euro debt crisis. Making the single
currency work, Berlin, New York
Wolff, Guntram / Cline, William R. 2012, Resolving the European debt crisis,
Washington, DC

Weitere ähnliche Inhalte

Andere mochten auch

Andere mochten auch (18)

Vuelve El Matojo
Vuelve El Matojo
Vuelve El Matojo
Vuelve El Matojo
 
Buses de-datos-fernando llatas
Buses de-datos-fernando llatasBuses de-datos-fernando llatas
Buses de-datos-fernando llatas
 
Don Peppino - II parte
Don Peppino - II parteDon Peppino - II parte
Don Peppino - II parte
 
Consumer Trends and Expansion of Retail Markets in Growing ASEAN Economies No...
Consumer Trends and Expansion of Retail Markets in Growing ASEAN Economies No...Consumer Trends and Expansion of Retail Markets in Growing ASEAN Economies No...
Consumer Trends and Expansion of Retail Markets in Growing ASEAN Economies No...
 
Winter 2004 Minnesota Plant Press
Winter 2004 Minnesota Plant PressWinter 2004 Minnesota Plant Press
Winter 2004 Minnesota Plant Press
 
Xbox 360 one
Xbox 360 oneXbox 360 one
Xbox 360 one
 
Vue ouest
Vue ouestVue ouest
Vue ouest
 
Green Games 2012 - Završeno - Green Games - Takmičenje
Green Games 2012 - Završeno - Green Games - TakmičenjeGreen Games 2012 - Završeno - Green Games - Takmičenje
Green Games 2012 - Završeno - Green Games - Takmičenje
 
Npcxxv
NpcxxvNpcxxv
Npcxxv
 
Swiss Data Bank - information management
Swiss Data Bank - information managementSwiss Data Bank - information management
Swiss Data Bank - information management
 
Trabajo quinquela
Trabajo quinquelaTrabajo quinquela
Trabajo quinquela
 
Ripristino del cls 1
Ripristino del cls 1Ripristino del cls 1
Ripristino del cls 1
 
GSTShruti
GSTShrutiGSTShruti
GSTShruti
 
Business activity unit_4
Business activity unit_4Business activity unit_4
Business activity unit_4
 
Buscando a Alta Performance com o uso da Inteligências nos Negócios
Buscando a Alta Performance com o uso da Inteligências nos NegóciosBuscando a Alta Performance com o uso da Inteligências nos Negócios
Buscando a Alta Performance com o uso da Inteligências nos Negócios
 
How to improve short film
How to improve short filmHow to improve short film
How to improve short film
 
Green IT / Computing
Green IT / ComputingGreen IT / Computing
Green IT / Computing
 
AZ ALKMAAR
AZ ALKMAARAZ ALKMAAR
AZ ALKMAAR
 

Ähnlich wie IW-Krisenmonitor

Systemische Risikoindikatoren
Systemische RisikoindikatorenSystemische Risikoindikatoren
Systemische RisikoindikatorenBankenverband
 
Wirtschaftspolitische informationen-2-2012
Wirtschaftspolitische informationen-2-2012Wirtschaftspolitische informationen-2-2012
Wirtschaftspolitische informationen-2-2012Werner Drizhal
 
Analyse nr. 104 staatsinsolvenzen
Analyse nr. 104 staatsinsolvenzenAnalyse nr. 104 staatsinsolvenzen
Analyse nr. 104 staatsinsolvenzenFESD GKr
 
Studie: Globalisierungsreport 2014 - Wer profitiert am stärksten von der Glob...
Studie: Globalisierungsreport 2014 - Wer profitiert am stärksten von der Glob...Studie: Globalisierungsreport 2014 - Wer profitiert am stärksten von der Glob...
Studie: Globalisierungsreport 2014 - Wer profitiert am stärksten von der Glob...GED Project - Global Economic Dynamics
 
Studie (Langfassung): Globalisierungsreport 2014 Wer profitiert am stärksten ...
Studie (Langfassung): Globalisierungsreport 2014 Wer profitiert am stärksten ...Studie (Langfassung): Globalisierungsreport 2014 Wer profitiert am stärksten ...
Studie (Langfassung): Globalisierungsreport 2014 Wer profitiert am stärksten ...GED Project - Global Economic Dynamics
 
Industrienationen profitieren von der Globalisierung weitaus stärker als Schw...
Industrienationen profitieren von der Globalisierung weitaus stärker als Schw...Industrienationen profitieren von der Globalisierung weitaus stärker als Schw...
Industrienationen profitieren von der Globalisierung weitaus stärker als Schw...Bertelsmann Stiftung
 
Eurokrise fsg teil 2 irrwege und auswege aus der krise
Eurokrise fsg teil 2 irrwege und auswege aus der kriseEurokrise fsg teil 2 irrwege und auswege aus der krise
Eurokrise fsg teil 2 irrwege und auswege aus der kriseWerner Drizhal
 
Studie...Volkswirtschaftliche Analyse eines rechtzeitigen Erkennens von Burnout
Studie...Volkswirtschaftliche Analyse eines rechtzeitigen Erkennens von BurnoutStudie...Volkswirtschaftliche Analyse eines rechtzeitigen Erkennens von Burnout
Studie...Volkswirtschaftliche Analyse eines rechtzeitigen Erkennens von BurnoutDAVID MALAM
 
Wege auskrisebasisvortrag13 02_2012_kurz
Wege auskrisebasisvortrag13 02_2012_kurzWege auskrisebasisvortrag13 02_2012_kurz
Wege auskrisebasisvortrag13 02_2012_kurzWerner Drizhal
 
Ellwanger & Geiger: Kapital & Märkte, Ausgabe November 2013
Ellwanger & Geiger: Kapital & Märkte, Ausgabe November 2013Ellwanger & Geiger: Kapital & Märkte, Ausgabe November 2013
Ellwanger & Geiger: Kapital & Märkte, Ausgabe November 2013Ellwanger & Geiger Privatbankiers
 
Schuldenerleichterungen für Griechenland?!
Schuldenerleichterungen für Griechenland?!Schuldenerleichterungen für Griechenland?!
Schuldenerleichterungen für Griechenland?!I W
 
Presseunterlage krisenschulden sept2010
Presseunterlage krisenschulden sept2010Presseunterlage krisenschulden sept2010
Presseunterlage krisenschulden sept2010Werner Drizhal
 
Gefährden die unkonventionellen Maßnahmen der EZB den Ausstieg aus dem Niedri...
Gefährden die unkonventionellen Maßnahmen der EZB den Ausstieg aus dem Niedri...Gefährden die unkonventionellen Maßnahmen der EZB den Ausstieg aus dem Niedri...
Gefährden die unkonventionellen Maßnahmen der EZB den Ausstieg aus dem Niedri...I W
 
BdB-Umfrage „Konjunktur und Wirtschaftspolitik“
BdB-Umfrage „Konjunktur und Wirtschaftspolitik“BdB-Umfrage „Konjunktur und Wirtschaftspolitik“
BdB-Umfrage „Konjunktur und Wirtschaftspolitik“Bankenverband
 

Ähnlich wie IW-Krisenmonitor (20)

Systemische Risikoindikatoren
Systemische RisikoindikatorenSystemische Risikoindikatoren
Systemische Risikoindikatoren
 
Wirtschaftspolitische informationen-2-2012
Wirtschaftspolitische informationen-2-2012Wirtschaftspolitische informationen-2-2012
Wirtschaftspolitische informationen-2-2012
 
Volkswirtschaftliche Folgen des Niedrigzinsumfeldes und mögliche Auswege
Volkswirtschaftliche Folgen des Niedrigzinsumfeldes und mögliche AuswegeVolkswirtschaftliche Folgen des Niedrigzinsumfeldes und mögliche Auswege
Volkswirtschaftliche Folgen des Niedrigzinsumfeldes und mögliche Auswege
 
Analyse nr. 104 staatsinsolvenzen
Analyse nr. 104 staatsinsolvenzenAnalyse nr. 104 staatsinsolvenzen
Analyse nr. 104 staatsinsolvenzen
 
Studie: Wachstumswirkungen eines Euro-Ausstiegs
Studie: Wachstumswirkungen eines Euro-AusstiegsStudie: Wachstumswirkungen eines Euro-Ausstiegs
Studie: Wachstumswirkungen eines Euro-Ausstiegs
 
Studie: Globalisierungsreport 2014 - Wer profitiert am stärksten von der Glob...
Studie: Globalisierungsreport 2014 - Wer profitiert am stärksten von der Glob...Studie: Globalisierungsreport 2014 - Wer profitiert am stärksten von der Glob...
Studie: Globalisierungsreport 2014 - Wer profitiert am stärksten von der Glob...
 
Studie (Langfassung): Globalisierungsreport 2014 Wer profitiert am stärksten ...
Studie (Langfassung): Globalisierungsreport 2014 Wer profitiert am stärksten ...Studie (Langfassung): Globalisierungsreport 2014 Wer profitiert am stärksten ...
Studie (Langfassung): Globalisierungsreport 2014 Wer profitiert am stärksten ...
 
Industrienationen profitieren von der Globalisierung weitaus stärker als Schw...
Industrienationen profitieren von der Globalisierung weitaus stärker als Schw...Industrienationen profitieren von der Globalisierung weitaus stärker als Schw...
Industrienationen profitieren von der Globalisierung weitaus stärker als Schw...
 
Eurokrise fsg teil 2 irrwege und auswege aus der krise
Eurokrise fsg teil 2 irrwege und auswege aus der kriseEurokrise fsg teil 2 irrwege und auswege aus der krise
Eurokrise fsg teil 2 irrwege und auswege aus der krise
 
Studie...Volkswirtschaftliche Analyse eines rechtzeitigen Erkennens von Burnout
Studie...Volkswirtschaftliche Analyse eines rechtzeitigen Erkennens von BurnoutStudie...Volkswirtschaftliche Analyse eines rechtzeitigen Erkennens von Burnout
Studie...Volkswirtschaftliche Analyse eines rechtzeitigen Erkennens von Burnout
 
Wege auskrisebasisvortrag13 02_2012_kurz
Wege auskrisebasisvortrag13 02_2012_kurzWege auskrisebasisvortrag13 02_2012_kurz
Wege auskrisebasisvortrag13 02_2012_kurz
 
Volkswirtschaft Special: Phase niedriger Inflationsraten läuft aus, keine wei...
Volkswirtschaft Special: Phase niedriger Inflationsraten läuft aus, keine wei...Volkswirtschaft Special: Phase niedriger Inflationsraten läuft aus, keine wei...
Volkswirtschaft Special: Phase niedriger Inflationsraten läuft aus, keine wei...
 
Kapital & Märkte, Ausgabe März 2014
Kapital & Märkte, Ausgabe März 2014Kapital & Märkte, Ausgabe März 2014
Kapital & Märkte, Ausgabe März 2014
 
BVR Volkswirtschaft special: Makroprudenzielle Politik – neue Meldelasten ver...
BVR Volkswirtschaft special: Makroprudenzielle Politik – neue Meldelasten ver...BVR Volkswirtschaft special: Makroprudenzielle Politik – neue Meldelasten ver...
BVR Volkswirtschaft special: Makroprudenzielle Politik – neue Meldelasten ver...
 
BVR Volkswirtschaft Kompakt 01 2018
BVR Volkswirtschaft Kompakt 01 2018BVR Volkswirtschaft Kompakt 01 2018
BVR Volkswirtschaft Kompakt 01 2018
 
Ellwanger & Geiger: Kapital & Märkte, Ausgabe November 2013
Ellwanger & Geiger: Kapital & Märkte, Ausgabe November 2013Ellwanger & Geiger: Kapital & Märkte, Ausgabe November 2013
Ellwanger & Geiger: Kapital & Märkte, Ausgabe November 2013
 
Schuldenerleichterungen für Griechenland?!
Schuldenerleichterungen für Griechenland?!Schuldenerleichterungen für Griechenland?!
Schuldenerleichterungen für Griechenland?!
 
Presseunterlage krisenschulden sept2010
Presseunterlage krisenschulden sept2010Presseunterlage krisenschulden sept2010
Presseunterlage krisenschulden sept2010
 
Gefährden die unkonventionellen Maßnahmen der EZB den Ausstieg aus dem Niedri...
Gefährden die unkonventionellen Maßnahmen der EZB den Ausstieg aus dem Niedri...Gefährden die unkonventionellen Maßnahmen der EZB den Ausstieg aus dem Niedri...
Gefährden die unkonventionellen Maßnahmen der EZB den Ausstieg aus dem Niedri...
 
BdB-Umfrage „Konjunktur und Wirtschaftspolitik“
BdB-Umfrage „Konjunktur und Wirtschaftspolitik“BdB-Umfrage „Konjunktur und Wirtschaftspolitik“
BdB-Umfrage „Konjunktur und Wirtschaftspolitik“
 

Mehr von I W

Co2-regulierung in europa v4.2
Co2-regulierung in europa v4.2Co2-regulierung in europa v4.2
Co2-regulierung in europa v4.2I W
 
Co2 regulation in europe english v4.2
Co2 regulation in europe english v4.2Co2 regulation in europe english v4.2
Co2 regulation in europe english v4.2I W
 
Co2 regulation in europe english v4.1
Co2 regulation in europe english v4.1Co2 regulation in europe english v4.1
Co2 regulation in europe english v4.1I W
 
Co2 regulierung in europa v4.1
Co2 regulierung in europa v4.1Co2 regulierung in europa v4.1
Co2 regulierung in europa v4.1I W
 
CO2-Regulierung in Europa
CO2-Regulierung in EuropaCO2-Regulierung in Europa
CO2-Regulierung in EuropaI W
 
Zwischen Demografie und Digitalisierung – Der Investitionsstandort D vor stru...
Zwischen Demografie und Digitalisierung – Der Investitionsstandort D vor stru...Zwischen Demografie und Digitalisierung – Der Investitionsstandort D vor stru...
Zwischen Demografie und Digitalisierung – Der Investitionsstandort D vor stru...I W
 
Berliner gespräche Frühjahr 2017
Berliner gespräche Frühjahr 2017Berliner gespräche Frühjahr 2017
Berliner gespräche Frühjahr 2017I W
 
Reform der Alterssicherung
 Reform der Alterssicherung Reform der Alterssicherung
Reform der AlterssicherungI W
 
Deutsche Einwanderung in den USA im 19. Jahrhundert – Lehren für die deutsche...
Deutsche Einwanderung in den USA im 19. Jahrhundert – Lehren für die deutsche...Deutsche Einwanderung in den USA im 19. Jahrhundert – Lehren für die deutsche...
Deutsche Einwanderung in den USA im 19. Jahrhundert – Lehren für die deutsche...I W
 
Eine erste Bewertung makroprudenzieller Instrumente in der Immobilienfinanzie...
Eine erste Bewertung makroprudenzieller Instrumente in der Immobilienfinanzie...Eine erste Bewertung makroprudenzieller Instrumente in der Immobilienfinanzie...
Eine erste Bewertung makroprudenzieller Instrumente in der Immobilienfinanzie...I W
 
Moving towards a Circular Economy – Europe between Ambitions and Reality
Moving towards a Circular Economy – Europe between Ambitions and RealityMoving towards a Circular Economy – Europe between Ambitions and Reality
Moving towards a Circular Economy – Europe between Ambitions and RealityI W
 
Erbschaftsteuerreform – Auswirkungen für Unternehmenserben
Erbschaftsteuerreform – Auswirkungen für UnternehmenserbenErbschaftsteuerreform – Auswirkungen für Unternehmenserben
Erbschaftsteuerreform – Auswirkungen für UnternehmenserbenI W
 
Bedingungsloses Grundeinkommen – Vision, Fiktion oder Illusion?
Bedingungsloses Grundeinkommen – Vision, Fiktion oder Illusion?Bedingungsloses Grundeinkommen – Vision, Fiktion oder Illusion?
Bedingungsloses Grundeinkommen – Vision, Fiktion oder Illusion?I W
 
10 Jahre Nationaler Normenkontrollrat – Ein bewährtes Konzept zum Bürokratiea...
10 Jahre Nationaler Normenkontrollrat – Ein bewährtes Konzept zum Bürokratiea...10 Jahre Nationaler Normenkontrollrat – Ein bewährtes Konzept zum Bürokratiea...
10 Jahre Nationaler Normenkontrollrat – Ein bewährtes Konzept zum Bürokratiea...I W
 
Liberale Wirtschaftspolitik im Zeichen der Debatte über Säkulare Stagnation u...
Liberale Wirtschaftspolitik im Zeichen der Debatte über Säkulare Stagnation u...Liberale Wirtschaftspolitik im Zeichen der Debatte über Säkulare Stagnation u...
Liberale Wirtschaftspolitik im Zeichen der Debatte über Säkulare Stagnation u...I W
 
Unternehmensgründungen – Mehr innovative Startups durch einen Kulturwandel fü...
Unternehmensgründungen – Mehr innovative Startups durch einen Kulturwandel fü...Unternehmensgründungen – Mehr innovative Startups durch einen Kulturwandel fü...
Unternehmensgründungen – Mehr innovative Startups durch einen Kulturwandel fü...I W
 
Qualifikationsbedarf und Qualifizierung – Anforderungen im Zeichen der Digita...
Qualifikationsbedarf und Qualifizierung – Anforderungen im Zeichen der Digita...Qualifikationsbedarf und Qualifizierung – Anforderungen im Zeichen der Digita...
Qualifikationsbedarf und Qualifizierung – Anforderungen im Zeichen der Digita...I W
 
Digitalisierung und europäischer Urheberschutz – Zwischen ökonomischen Heraus...
Digitalisierung und europäischer Urheberschutz – Zwischen ökonomischen Heraus...Digitalisierung und europäischer Urheberschutz – Zwischen ökonomischen Heraus...
Digitalisierung und europäischer Urheberschutz – Zwischen ökonomischen Heraus...I W
 
Gesteuerte Zuwanderung in der Flüchtlingskrise – Warum Deutschland trotz des ...
Gesteuerte Zuwanderung in der Flüchtlingskrise – Warum Deutschland trotz des ...Gesteuerte Zuwanderung in der Flüchtlingskrise – Warum Deutschland trotz des ...
Gesteuerte Zuwanderung in der Flüchtlingskrise – Warum Deutschland trotz des ...I W
 
Prosperity in a Changing World – Structural change and economic growth
Prosperity in a Changing World – Structural change and economic growthProsperity in a Changing World – Structural change and economic growth
Prosperity in a Changing World – Structural change and economic growthI W
 

Mehr von I W (20)

Co2-regulierung in europa v4.2
Co2-regulierung in europa v4.2Co2-regulierung in europa v4.2
Co2-regulierung in europa v4.2
 
Co2 regulation in europe english v4.2
Co2 regulation in europe english v4.2Co2 regulation in europe english v4.2
Co2 regulation in europe english v4.2
 
Co2 regulation in europe english v4.1
Co2 regulation in europe english v4.1Co2 regulation in europe english v4.1
Co2 regulation in europe english v4.1
 
Co2 regulierung in europa v4.1
Co2 regulierung in europa v4.1Co2 regulierung in europa v4.1
Co2 regulierung in europa v4.1
 
CO2-Regulierung in Europa
CO2-Regulierung in EuropaCO2-Regulierung in Europa
CO2-Regulierung in Europa
 
Zwischen Demografie und Digitalisierung – Der Investitionsstandort D vor stru...
Zwischen Demografie und Digitalisierung – Der Investitionsstandort D vor stru...Zwischen Demografie und Digitalisierung – Der Investitionsstandort D vor stru...
Zwischen Demografie und Digitalisierung – Der Investitionsstandort D vor stru...
 
Berliner gespräche Frühjahr 2017
Berliner gespräche Frühjahr 2017Berliner gespräche Frühjahr 2017
Berliner gespräche Frühjahr 2017
 
Reform der Alterssicherung
 Reform der Alterssicherung Reform der Alterssicherung
Reform der Alterssicherung
 
Deutsche Einwanderung in den USA im 19. Jahrhundert – Lehren für die deutsche...
Deutsche Einwanderung in den USA im 19. Jahrhundert – Lehren für die deutsche...Deutsche Einwanderung in den USA im 19. Jahrhundert – Lehren für die deutsche...
Deutsche Einwanderung in den USA im 19. Jahrhundert – Lehren für die deutsche...
 
Eine erste Bewertung makroprudenzieller Instrumente in der Immobilienfinanzie...
Eine erste Bewertung makroprudenzieller Instrumente in der Immobilienfinanzie...Eine erste Bewertung makroprudenzieller Instrumente in der Immobilienfinanzie...
Eine erste Bewertung makroprudenzieller Instrumente in der Immobilienfinanzie...
 
Moving towards a Circular Economy – Europe between Ambitions and Reality
Moving towards a Circular Economy – Europe between Ambitions and RealityMoving towards a Circular Economy – Europe between Ambitions and Reality
Moving towards a Circular Economy – Europe between Ambitions and Reality
 
Erbschaftsteuerreform – Auswirkungen für Unternehmenserben
Erbschaftsteuerreform – Auswirkungen für UnternehmenserbenErbschaftsteuerreform – Auswirkungen für Unternehmenserben
Erbschaftsteuerreform – Auswirkungen für Unternehmenserben
 
Bedingungsloses Grundeinkommen – Vision, Fiktion oder Illusion?
Bedingungsloses Grundeinkommen – Vision, Fiktion oder Illusion?Bedingungsloses Grundeinkommen – Vision, Fiktion oder Illusion?
Bedingungsloses Grundeinkommen – Vision, Fiktion oder Illusion?
 
10 Jahre Nationaler Normenkontrollrat – Ein bewährtes Konzept zum Bürokratiea...
10 Jahre Nationaler Normenkontrollrat – Ein bewährtes Konzept zum Bürokratiea...10 Jahre Nationaler Normenkontrollrat – Ein bewährtes Konzept zum Bürokratiea...
10 Jahre Nationaler Normenkontrollrat – Ein bewährtes Konzept zum Bürokratiea...
 
Liberale Wirtschaftspolitik im Zeichen der Debatte über Säkulare Stagnation u...
Liberale Wirtschaftspolitik im Zeichen der Debatte über Säkulare Stagnation u...Liberale Wirtschaftspolitik im Zeichen der Debatte über Säkulare Stagnation u...
Liberale Wirtschaftspolitik im Zeichen der Debatte über Säkulare Stagnation u...
 
Unternehmensgründungen – Mehr innovative Startups durch einen Kulturwandel fü...
Unternehmensgründungen – Mehr innovative Startups durch einen Kulturwandel fü...Unternehmensgründungen – Mehr innovative Startups durch einen Kulturwandel fü...
Unternehmensgründungen – Mehr innovative Startups durch einen Kulturwandel fü...
 
Qualifikationsbedarf und Qualifizierung – Anforderungen im Zeichen der Digita...
Qualifikationsbedarf und Qualifizierung – Anforderungen im Zeichen der Digita...Qualifikationsbedarf und Qualifizierung – Anforderungen im Zeichen der Digita...
Qualifikationsbedarf und Qualifizierung – Anforderungen im Zeichen der Digita...
 
Digitalisierung und europäischer Urheberschutz – Zwischen ökonomischen Heraus...
Digitalisierung und europäischer Urheberschutz – Zwischen ökonomischen Heraus...Digitalisierung und europäischer Urheberschutz – Zwischen ökonomischen Heraus...
Digitalisierung und europäischer Urheberschutz – Zwischen ökonomischen Heraus...
 
Gesteuerte Zuwanderung in der Flüchtlingskrise – Warum Deutschland trotz des ...
Gesteuerte Zuwanderung in der Flüchtlingskrise – Warum Deutschland trotz des ...Gesteuerte Zuwanderung in der Flüchtlingskrise – Warum Deutschland trotz des ...
Gesteuerte Zuwanderung in der Flüchtlingskrise – Warum Deutschland trotz des ...
 
Prosperity in a Changing World – Structural change and economic growth
Prosperity in a Changing World – Structural change and economic growthProsperity in a Changing World – Structural change and economic growth
Prosperity in a Changing World – Structural change and economic growth
 

IW-Krisenmonitor

  • 1. IW-Krisenmonitor IW policy paper · 2/2015 Autor: Dr. Henry Goecke Telefon: 0221 4931-606 Goecke@iwkoeln.de
  • 2. 2 Inhaltsverzeichnis Einleitung.................................................................................................................... 3 Methode...................................................................................................................... 4 Auswertung des Krisenmonitors................................................................................. 9 Fazit.......................................................................................................................... 12 Literatur .................................................................................................................... 13
  • 3. 3 Einleitung Über den aktuellen Stand der Krise in Europa wird viel geschrieben und noch mehr spekuliert. Es gibt eine Vielzahl von Arbeiten, die jeweils einzelne Bereiche analysieren: Studien über den Stand des Bankensektors (Demary, 2014), der Geldpolitik (Demary/Matthes, 2013) oder realwirtschaftlicher Größen wie dem Bruttoinlandsprodukt (Goecke, 2013 und Dauderstädt, 2014). Auf der anderen Seite gibt es Studien, die mehrere makroökonomische Kenngrößen analysieren (Arestis/Sawyer, 2012 und Heise, 2013), den Fokus auf einzelne Krisenländer separat richten (z.B. Wolff/Cline, 2012) oder die Wettbewerbsfähigkeit Europas als ganzes betrachten (BUSINESSEUROPE, 2014). Doch wie groß ist die Gefahr, dass Volkswirtschaften auf externe finanzielle Hilfe angewiesen sind? Eine aggregierte Messgröße, die dieses Risiko basierend auf einer ökonometrischen Schätzung bewertet, fehlt bis heute. Der neue Krisenmonitor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) soll das ändern. Der Euromonitor der Allianz (Broyer et al., 2013) und das „Verfahren zur Vermeidung und Korrektur makroökonomischer Ungleichgewichte“ der Europäischen Kommission (Europäische Kommission, 2014) kamen diesem Wunsch bislang am nächsten, indem diese Indikatoren darauf abzielen, die wirtschaftliche Stärke der europäischen Ökonomien abzubilden. Gemeinsam haben diese beiden Konzepte und der IW-Krisenmonitor, dass die Aggregation in einer einzigen bewertenden Zahl erfolgt. Die wesentlichen Unterschiede bestehen in der Gewichtung der Indikatoren und der zeitlichen Frequenz der jeweiligen Analyse. Die Europäische Kommission und die Allianz verwenden ein Indikatorenset auf Jahresbasis, das aus einer theoretischen Betrachtung die wirtschaftliche Stärke einer Ökonomie beeinflussen soll, ohne die Zusammensetzung des Sets empirisch zu überprüfen. Bei der Aggregation der einzelnen Indikatoren zu einer Bewertungszahl nutzt die Europäische Kommission Schwellenwerte, die sie ad hoc festlegt. Die Allianz bewertet implizit alle Variablen ihres Euromonitors als gleich wichtig. Dies ist ein zielführender Ansatz, um eine Übersicht über den aktuellen Stand der europäischen Länder zu geben. Um zu bewerten, wie groß die Gefahr einer Ökonomie ist, auf Hilfe angewiesen zu sein, wird eine ökonometrische Analyse benötigt. Diese ist insbesondere notwendig, um die Einflussgrößen und die Höhe der jeweiligen Effekte bestimmen zu können. Der im Folgenden vorgestellte „Euro-Krisenmonitor“ soll das bieten und zusätzlich ein Messinstrument für ein zukünftiges Krisenmonitoring liefern. Der Monitor ist so konzipiert, dass eine einzige Maßzahl beschreibt, wie groß die Gefahr für eine Volkswirtschaft ist, auf Hilfen von außen angewiesen zu sein. Die Einflussgrößen des Indikators und ihre Gewichte sind nicht ad hoc gewählt, sondern basieren auf einer empirischen Panel-Schätzung. Für eine zeitnahe Bewertung der Lage in den EU- Ländern arbeitet der Krisenmonitor mit Quartalsdaten.
  • 4. 4 Methode Als Grundlage des Krisenmonitors dient eine Vielzahl realwirtschaftlicher und monetärer Größen, die einen Einfluss auf die Inanspruchnahme von Hilfe von außen haben könnten (für eine Übersicht über die Variablen und deren Quellen siehe Tabelle 1). Tabelle 1: Übersicht über die Variablen und die Datenquelle Arbeitskosten [Eurostat] Investitionen pro Kopf [Eurostat] Arbeitslosenquote [Eurostat] Economic Sentiment [Europäische Kommission] Reales Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf [Eurostat] Konsumentenpreise [Eurostat] Staatsverschuldung pro Kopf [Eurostat] Verschuldung Haushalte und Non-profit Unternehmen [EZB] Exporte [Eurostat] Verschuldung Unternehmen [EZB] Zinsen auf Staatsanleihen [Eurostat] Leistungsbilanzsaldo pro Kopf [Eurostat] Zinsen für Unternehmen [EZB] Nettoauslandsvermögen pro Kopf [Eurostat] In eckigen Klammern sind die jeweiligen Datenquellen angegeben. Viele dieser Variablen werden auch für die Indikatoren der Allianz und der Europäischen Kommission verwendet. Welche dieser Größen in den IW- Krisenmonitor eingehen, wird ökonometrisch bestimmt. Der Wert des Krisenindikators basiert auf einer Panelregression der 28 EU-Staaten im Untersuchungszeitraum von dem ersten Quartal des Jahres 2000 bis zum zweiten Quartal 2014. Als abhängige Variable wird ein Dummy verwendet, der ab dem Zeitpunkt, ab dem ein Land Hilfe annimmt, den Wert Eins hat. Kommt ein Land ohne Hilfen aus, wird dem Dummy eine Null zugewiesen.1 Hilfen umfassen sowohl direkte Transferzahlungen als auch, wie im Fall von Spanien, Kredite zur Unterstützung des 1 Die Ergebnisse ändern sich qualitativ nicht, wenn als abhängige Variable der nominale Wert der Hilfe oder die Hilfe relativ zum Bruttoinlandsprodukt verwendet wird.
  • 5. 5 Bankensektors. Die Zeitpunkte, in denen die jeweiligen Staaten erstmalig internationale Hilfe erhalten haben, sind bei den europäischen Krisenstaaten wie folgt: Griechenland 2010Q2, Irland 2010Q4, Portugal 2011Q2, Spanien 2012Q4, Zypern 2013Q1. 28 Länder ergeben eine Panelstruktur, bei der für jede verwendete Variable bis zu 1624 Beobachtungen vorliegen. In einem ersten Schritt zeigt sich in einer separaten bivariaten Analyse, dass nahezu alle Variablen auf einem 5-Prozent Niveau einen statistisch signifikanten Einfluss auf die Inanspruchnahme von Hilfe haben. In einem zweiten Schritt werden zur Bestimmung des Modells zunächst alle Variablen berücksichtigt. Durch sequentielles t-Testing werden die statistisch signifikanten Größen herausgefiltert und die endgültige Form des Modells bestimmt. Geschätzt wird das Modell in einem Logit Panelmodel. Das resultierende Modell mit den geschätzten Koeffizienten und die zugehörigen p-Werte sind in Tabelle 2 dargestellt.2 Die Anzahl der Beobachtungen verringert sich auf 1276, was überwiegend in Datenlücken bei Estland, Kroatien, Rumänien und der Slowakei begründet liegt. Tabelle 2: Schätzergebnisse Abhängige Variable: Hilfezahlung N=1276 Variable Koeffizient p-Wert Arbeitslosenquote 3,097 0,000 BIP pro Kopf -0,007 0,016 Staatsverschuldung pro Kopf 0,014 0,000 Zinsniveau in Prozent 2,889 0,012 Um das Risiko der Inanspruchnahme von Hilfen zu erklären, sind nur vier Variablen statistisch signifikant: die Arbeitslosenquote, das reale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, die Höhe der Staatsschulden pro Kopf und das Zinsniveau auf Staatsanleihen. Eine wichtige Determinante der Wirtschaftsleistung eines Landes ist die Arbeitslosenquote. Die Anzahl der Arbeitslosen und die wirtschaftliche Kraft einer Ökonomie sind negativ korreliert. Dies zeigt sich auch in dem geschätzten Parameter 2 Arbeitskosten, Arbeitsproduktivität und das Preisniveau sind hoch korreliert. Um das Problem von linearen Abhängigkeiten zu vermeiden, werden nur die Arbeitsproduktivität und das Preisniveau verwendet, da dies die theoretische Einflussrichtung darstellt.
  • 6. 6 der Logit-Regression, der bedeutet, dass mit einer höheren Arbeitslosenquote die Gefahr auf Hilfe von außen angewiesen zu sein steigt. Das Bruttoinlandsprodukt ist das wichtigste Maß für die wirtschaftliche Stärke eines Landes: je ausgeprägter die wirtschaftliche Stärke, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit für Finanzspritzen von außen. Dies wird auch durch den negativen Koeffizienten der Panelschätzung angezeigt. Höhere Staatsschulden gefährden einen langfristig tragfähigen Haushalt ebenso wie steigende Zinsen auf Staatsanleihen. Mit der Staatsverschuldung und den Zinssätzen auf Staatsanleihen steigt die Gefährdung, dass ein Land auf Hilfe angewiesen ist – was sich in den positiven Koeffizienten wiederspiegelt. Die Arbeitslosenquote ist in jedem der vier GIPS-Staaten (Griechenland, Irland, Portugal, Spanien) und Zypern über den betrachteten Zeitraum massiv gestiegen (Abbildung 1). Als erstes setzte der Anstieg in Spanien (2007Q3) und Irland (2008Q1) ein – einige Quartale später dann in Griechenland, Portugal und Zypern. In Portugal verdoppelte sich die Arbeitslosenquote von 2007/2008 bis zum Jahr 2014. In den anderen Ländern ist sogar ein Anstieg in diesem Zeitraum um das Dreifache zu beobachten. Am aktuellen Rand erkennt man eine leichte Verbesserung in allen Ländern, mit der Ausnahme von Zypern. Dies alles vollzieht sich jedoch bei sehr hohen Arbeitslosenquoten insbesondere in Griechenland und Spanien, die um die 25 Prozent liegen. Abbildung 1: Arbeitslosenquote in Prozent 0102030 Arbeitslosenquote 2000q1 2005q1 2010q1 2015q1 Griechenland Irland Portugal Spanien Zypern
  • 7. 7 In Griechenland stieg die Staatsverschuldung pro Kopf und Quartal (Abbildung 2) im neuen Jahrtausend an. Klar zu erkennen ist bei dieser Variablen der griechische Schuldenschnitt im Jahr 2012. Im Folgezeitraum stieg die Verschuldung erneut an. In Irland sank seit dem Jahr 2000 die Verschuldung stetig bis zum Jahr 2008. Danach gab es bis zum aktuellen Rand einen starken Anstieg um das Dreifache auf fast 12.000€ pro Kopf und Quartal. In Spanien, Portugal und Zypern stieg die Verschuldung ab 2008/2009 auf aktuell ca. 5.000€ pro Kopf und Quartal an. Abbildung 2: Staatsverschuldung pro Kopf und Quartal Die Zinsen auf zehnjährige Staatsanleihen erhöhten sich ab dem Ausbruch der Eurokrise (Abbildung 3). Im Zuge der Gründung der europäischen Währungsunion vollzog sich eine Konvergenz in den Zinssätzen, sodass die Zinsen auf die Staatsanleihen der unterschiedlichen Ökonomien nahezu identisch waren. In der Eurokrise erhöhten sich die Zinsen in Griechenland bis auf über 25 Prozent (2012Q2), in Portugal auf über dreizehn Prozent (2012Q1) und in Irland auf über zehn Prozent (2011Q2/Q3). Für Zypern und Spanien verteuerte sich die Ausgabe von Staatsanleihen zwar auch, aber nicht so massiv wie in den drei erstgenannten Ländern. Seit den jeweiligen Höchstständen haben sich die Zinsen auf Staatsanleihen massiv verringert. Der Grund hierfür liegt primär in den geldpolitischen Maßnahmen der EZB, Staatsanleihen dieser Staaten zu kaufen. Im aktuell letzten Datenpunkt der Analyse (2014Q2) liegen die Zinsen, die die GIPS- 20004000600080001000012000 StaatsverschuldungproKopfinEuro 2000q1 2005q1 2010q1 2015q1 Griechenland Irland Portugal Spanien Zypern
  • 8. 8 Staaten zahlen müssen, zwischen gut sieben Prozent für Griechenland und gut drei Prozent für Irland. Abbildung 3: Zinsen auf 10-jährige Staatsanleihen in Prozent Beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und Quartal zeigt sich seit 2007/2008 eine massive Verschlechterung in allen Staaten (Abbildung 4). Der größte Verlust (-27 Prozent) ist in Griechenland zu beobachten. Am aktuellen Rand ist in allen GIPS- Ländern das Bruttoinlandsprodukts pro Kopf wieder leicht gestiegen. 0510152025 Zinsen 2000q1 2005q1 2010q1 2015q1 Griechenland Irland Portugal Spanien Zypern
  • 9. 9 Abbildung 4: Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und Quartal Auswertung und Diskussion des Krisenmonitors Aus den ökonometrisch bestimmten Koeffizienten und den beschriebenen Variablen wird der Krisenmonitor für die einzelnen Länder wie folgt berechnet: Die geschätzten Koeffizienten aus der Logit-Panelanalyse werden als Gewichte für die Berechnung des Krisenmonitors verwendet. Aus diesen Indikatoren werden mit Hilfe der geschätzten Parameter der logarithmierten Odds die Werte des Krisenmonitors seit dem Jahr 2000 auf Quartalsbasis berechnet, indem die Gewichte mit den zugehörigen Werten der jeweiligen Variablen multipliziert und anschließend summiert werden. Der aus dieser Berechnung resultierende Verlauf des Krisenmonitors für die GIPS- Staaten und Zypern ist in Abbildung 5 dargestellt. Für die Darstellung wurden die Ergebnisse durch 100 dividiert. Die ersten Zeitpunkte, an denen die jeweiligen Länder erstmalig Hilfen bekommen haben, sind mit Kreisen markiert. Die Werte des Krisenmonitors betrugen:  Griechenland 2010Q2: +0,07  Irland 2010Q4: +0,08  Portugal 2011Q2: -0,11  Spanien 2012Q4: +0,13  Zypern 2013Q1: -0,14 4000600080001000012000 BruttoinlandsproduktproKopfinEuro 2000q1 2005q1 2010q1 2015q1 Griechenland Irland Portugal Spanien Zypern
  • 10. 10 Es zeigt sich, dass alle Länder in einem relativ engen Korridor des Krisenmonitors zwischen -0,14 und +0,13 Hilfe beantragt haben – ein Wert um Null scheint ein kritischer Bereich zu sein. Dieser Korridor ist in der Abbildung 5 gestrichelt dargestellt. Vor der ersten Inanspruchnahme von externen Hilfen ist der Wert des Krisenmonitors für alle Länder im Untersuchungszeitraum unter diesem Korridor und das teilweise erheblich, wie beispielsweise für Irland oder Portugal in dem Jahr 2000. Die Länder verharrten die ersten Jahre des neuen Jahrtausends relativ konstant bei ihren individuellen Werten. Nur bei Portugal lässt sich bereits seit 2000 eine leichte kontinuierliche Erhöhung des Krisenmonitor-Werts erkennen. Zwischen 2008 und 2010 kam es in den restlichen Ländern zu einem massiven Anstieg – zunächst 2008 in Irland und Spanien und danach in Griechenland. In Zypern setzte der Anstieg am Ende des Jahres 2010 ein. Seit dem jeweiligen Höhepunkt in den einzelnen Ländern (Griechenland 2012Q3; Irland 2013Q2; Portugal 2012Q1; Spanien 2013Q1) hat sich die Lage in den GIPS-Ökonomien wieder verbessert. Besonders groß sind die Fortschritte in Griechenland und Portugal. Darin zeigen sich die ersten Erfolge der eingeleiteten Reformen und die Wirksamkeit der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Kein Fortschritt gibt es hingegen in Zypern, welches sich von Quartal zu Quartal verschlechtert. Zudem sind noch alle Länder über der kritischen Marke, weshalb es noch lange nicht an der Zeit ist, Entwarnung zu geben. Abbildung 5: Krisenmonitor der GIPS-Staaten -1.5-1-.50.51 Krisenmonitor 2000q1 2003q3 2007q1 2010q3 2014q1 Griechenland Irland Portugal Spanien Zypern
  • 11. 11 Die Ergebnisse des Krisenmonitors für die großen und/oder wirtschaftlich starken Volkswirtschaften in der EU sind in Abbildung 6 abzulesen. Hierbei zeigt sich, dass die großen Länder meist noch eine erhebliche Lücke zu der kritischen Grenze (hier dargestellt als Mittelwert aller Werte bei denen die Krisenländer Hilfen beantragt haben) aufweisen. Nur Italien hat diese Grenze bereits im Jahr 2012 überschritten und verbessert sich seitdem nicht wesentlich. Zudem zeigt sich bei einer isolierten Betrachtung von Deutschland und Frankreich eine relative Verschlechterung Frankreichs. Im Jahr 2008 waren Frankreich und Deutschland, die beiden wirtschaftlichen Schwergewichte Europas, auf gleichem Niveau gestartet. Seitdem geht die Entwicklung jedoch massiv auseinander. Ab 2008 verbesserte sich Deutschland von Jahr zu Jahr wohingegen sich Frankreichs Abstand zur kritischen Grenze immer weiter verkleinerte. Abbildung 6: Krisenmonitor großer und/oder wirtschaftlich starker EU-Staaten Auch die aktuellen Prognosen deuten nicht darauf hin, dass sich die einzelnen Komponenten des Krisenmonitors zeitnah verbessern: Die Prognosen bezüglich des Bruttoinlandsprodukts, der Arbeitslosigkeit, der Staatsverschuldung für die GIPS- Länder, Zypern, Italien, aber auch für Frankreich sind für 2015 nicht rosig. All diese Länder müssen also die notwendigen Reformen weiter vorantreiben. Zudem kann die EZB die Zinsen auf Staatsanleihen durch geldpolitische Maßnahmen nicht mehr nennenswert weiter senken. Daher müssen auf der realwirtschaftlichen Seite Fortschritte gemacht werden. -1-.50 Krisenmonitor 2000q1 2003q3 2007q1 2010q3 2014q1 Deutschland Frankreich Italien Niederlande Schweden
  • 12. 12 Wie stark der Effekt der einzelnen Variablen auf den Wert des IW-Krisenmonitors ist, kann der Tabelle 3 entnommen werden: damit sich der Wert des Krisenmonitors um 0,01 verändert, ist eine Veränderung der Arbeitslosenquote um 0,32 Prozentpunkte von Nöten. Einen ähnlich hohen Einfluss hat das Zinsniveau auf Staatsanleihen. Beim realen Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist eine Veränderung von 143 Euro notwendig, wenn der Wert des Krisenmonitors sich um 0,01 verändern soll. Für das Niveau der Staatsverschuldung wird nur ein halb so hoher Wert von 70 Euro benötigt. Tabelle 3: Gewichte der Variablen Der Wert des Krisenmonitors verändert sich um 0,01 bei einer Veränderung der jeweiligen Variable um… Variable Veränderung Arbeitslosenquote 0,32 Prozentpunkte BIP pro Kopf 143 Euro Staatsverschuldung pro Kopf 71 Euro Zinsniveau in Prozent 0,34 Prozentpunkte Fazit Die erstmalige Beanspruchung von externer Hilfe durch die GIPS-Staaten und Zypern erfolgte bei einem Wert des Krisenmonitors zwischen -0,14 (Zypern) und +0,13 (Spanien). In Griechenland, Irland, und Portugal zeigt sich relativ zum höchsten Wert des Krisenmonitors im Jahr 2012 eine Verbesserung. Besonders groß sind die Fortschritte in Griechenland und Portugal. Auch in den letzten beiden Quartalen des Beobachtungszeitraumes setzte sich die Erholung fort. In Zypern verschlechtert sich die Lage indes von Quartal zu Quartal, sodass der Krisenmonitor aktuell sein höchstes Niveau erreicht hat. Alle diese Länder befinden sich weiterhin im kritischen Bereich. Den eingeschlagenen Weg der Reformen weiter zu gehen ist also dringend geboten. Bei der Betrachtung der großen und/oder wirtschaftlich starken Volkswirtschaften ist zu erkennen, dass alle Ökonomien unter dem kritischen Schwellenwert sind – mit Ausnahme von Italien. Zudem schwindet der Puffer Frankreichs zunehmend. Insbesondere in Italien und Frankreich sollten deshalb der Pfad der wirtschaftspolitischen Reformen weiter gegangen werden. Nur so kann das Risiko für externe Hilfen, und damit der Destabilisierung des gesamten europäischen Währungsraumes, entgegengewirkt werden. Auch in Deutschland ist es nicht an der Zeit, sich auf dem Erreichten auszuruhen: Die Regierung muss das Land weiter zukunftsfähig machen.
  • 13. 13 Literatur Arestis, Philip / Sawyer, Malcolm C., 2012, The Euro crisis, International papers in political economy, Houndmills, Basingstoke, Hampshire, New York, NY BUSINESSEUROPE, 2014, Reform Barometer, Brüssel Dauderstädt, Michael, 2014, Konvergenz in der Krise. Europas gefährdete Integration, Berlin Demary, Markus, 2014, IW-Bankenmonitor: Bringt die Bankenprüfung der Europäischen Zentralbank das Vertrauen in den Euroraum zurück?, in: IW Trends, Nr. 1, S. 33–48 Demary, Markus / Matthes, Jürgen, 2013, EZB auf Abwegen? Teil 1: Die unkonventionelle Geldpolitik der EZB – eine Bestandsaufnahme, IW Policy Paper, Nr. 13, Köln Goecke, Henry, 2013, Europa driftet auseinander – Ist dies das Ende der realwirtschaftlichen Konvergenz?, in: IW Trends, Nr. 4, S. 67–80 Heise, Michael, 2013, Emerging from the Euro debt crisis. Making the single currency work, Berlin, New York Wolff, Guntram / Cline, William R. 2012, Resolving the European debt crisis, Washington, DC