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Eine Präsentation von Jessica Drazkiewicz und Anita Schröder
                                   Ringvorlesung: Raum - Zeit - Medialität
                                                 WS 10/11



Mittwoch, 27. März 13
„Walking on Eggshells: Borrowing Culture in the Remix Age"




                                                                [https://vimeo.com/11749071]



Mittwoch, 27. März 13
Was ist Remixing?



                 „Remixing ist nicht nur ein modischer Stil der elektronischen Musik oder von
                 nutzergenerierten Inhalten auf populären Plattformen wie YouTube. Vielmehr ist
                 es eine   Meta-Methode, ein viele Genres und spezifische Arbeitsweisen
                 kennzeichnendes Verfahren, in welchem unter Verwendung bestehender
                 kultureller Werke oder Werkfragmente       neue Werke geschaffen
                 werden.“
                                                                                  (Stalder 2009: 1)




Mittwoch, 27. März 13
Was ist Remixing?




                 „Remix is the reworking or adaptation of an existing work. The
                 remix may be subtle, or it may completely redefine how the work comes
                 across. It may add elements from other works, but generally efforts are focused
                 on creating   an alternate version of the original.
                                                                                   (Lamb 2007: 14)




Mittwoch, 27. März 13
Was ist Remixing?



                  „Remix is collage; it comes from combining elements of RO culture; it
                  succeeds by leveraging the meaning created by the reference to build
                  something new.“ (Lessing 2008: 76)

                  „For as I’ve argued, remix with “media” is just the same sort of stuff that we’ve
                  always done with words.“ (Lessing 2008: 82)

                  „We all expect that we can quote, or incorporate, other people’s words into
                  what we write or say. Remixed media succeed when they show others
                  something new; they fail when they are trite or derivative.“ (Lessing 2008: 82)




Mittwoch, 27. März 13
Was ist Remixing?



                Könnte man auch Montage sagen?

                  NEIN, weil Remixing

                  nicht nur das analoge Zusammenführen fremder „Fertigteile“ in einen neuen
                  Zusammenhang, sondern auch das fluide, digitale Transformieren dieser Teile
                  selbst umfasst.

                  Der Remix betont also nicht zur den   Bruch des Alten, sondern auch die
                  Synthese des Neuen.




Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder




                Felix Stalder



                 Dozent für die Theorie der Mediengesellschaft an der Zürcher Hochschule der
                 Künste und freier Autor

                  beschäftigt sich mit dem Wechselverhältnis von Gesellschaft, Kultur und
                  Technologien, insbesondere mit neuen Formen kultureller Produktion und
                  räumlicher Praktiken

                  http://felix.openflows.com/



Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder


                These 1: Saturierung der Kultur mit Medienobjekten ist
                Voraussetzung für Remixing

                Medienobjekte müssen in einem dreifachen Sinn „verfügbar“ sein
                                                                                                               Gekröntes Insekt:Kaiser
                        ökonomisch-organisatorisch                                                                       Wilhelm II. als
                                                                                                                     bewaffnete Fliege.
                                                                                                              Postkarte aus Frankreich,
                                                                                                                             um 1900.
                        kulturell

                        materiell




                                                     Georg Busse :Gondeln in Berlin: "Der neue Hafen am Brandenburger Thor".




Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder



                        These 2: Meta-Medium vernetzter Computer bringt
                        alle Medien zum Punkt der Saturierung



                        „Die Versuche, die Verfügbarkeit der digitalen Werke
                        generell durch restriktive technische und legale
                        Rahmenbedingungen, besonders Digital Rights
                        Management (DRM) einzuschränken (vgl. Grassmuck,
                        2006), können heute bereits als gescheitert erachtet
                        werden (vgl. Jobs, 2007).“
                                                                 (Stalder 2009: 9)




Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder


                These 3: Jedes neue Werk enthält Elemente bestehender Werke -
                Remixing macht diesen Prozess explizit

                        „Erschaffung neuer Authentizität, die die Quelle offen bekennt, aber frei mit ihr
                        umgeht und daraus etwas Neues schafft, das auf der selben Stufe mit dem
                        Ausgangsmaterial stehen kann, in diesem Sinne eben nicht abgeleitet oder
                        derivativ ist.“ (Stalder 2009:10)

                        „...individuelle und kollektive Kreativität [schließen sich nicht aus], sondern
                        durchdringen [sich] unauflöslich.“ (Stalder 2009:11)

                        „Die Komplexität unserer Lebensrealität macht es notwendig oder zumindest
                        nahe liegend, dass mediale Werke, die sich auf diese Komplexität beziehen,
                        heterogenes Material diverser Subjektivitäten verarbeiten.“ (Stalder 2009:11)




Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder

          These 4: Die produktive Praxis der
          Remix-Kultur ist kooperativ / verteilt
          anstatt individuell / zentralisiert



          „(...) nicht die Innerlichkeit des autonomen
          Individuums [steht] im Zentrum, sondern
          die Spannung zwischen diversen
          Positionen, die in einer kooperativen
          Situation miteinander in Beziehung gesetzt
          werden.“
                                        (Stalder 2009: 12)




Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder


                These 4: Die produktive Praxis der Remix-Kultur ist kooperativ /
                verteilt anstatt individuell / zentralisiert



                „synchronous collaboration“ - Austausch in Echtzeit z.B. gemeinsamer Song

                                          A                     B = AB

                „asynchronous collaboration“ - kollektive Arbeit an einer Sache z.B. Wikipedia

                                          A                     B                   A ...

                „serial collaboration“ - freie Transformation

                                          A                     B =R




Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder


                These 4: Die produktive Praxis der Remix-Kultur ist kooperativ /
                verteilt anstatt individuell / zentralisiert

                 „(...) die Individualität
                                      des Einen [kann] nur durch direkte Bezugnahme auf die
                 Individualität der Anderen formuliert [werden].“ (Stalder 2009: 15)

                 „Individualität und Kollektivität sind keine Gegensätze mehr, sondern – ganz wörtlich –
                 Ansichtssache, verbunden im Netzwerk. Remix       ist die kulturelle Form des
                 „Netzwerkindividualismus“. (Stalder 2009: 15)




Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder




                        Stephen Colbert / Lawrence Lessig Interview Remix [http://youtu.be/f_w1FR67AXs]




Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder


                These 5: Die Ontologie des Remix ist flach

                 „Alles kann mit allem in Verbindung treten, zumindest
                 potentiell.“ (Stalder 2009: 16)

                  „Während   in der Montage die Variabilität der Elemente begrenzt ist und diese nie
                  wirklich miteinander verschmelzen können (Schnitte im Film etwa bleiben letztlich
                  immer sichtbar) kann in    einem Remix Alles zu Jedem werden und jede
                  Kombination ist nur eine temporäre Stabilisierung bis sie als Rohmaterial für etwas
                  ganz anderes wieder zerlegt wird.“ (Stalder 2009: 17)

                  „(...) gerade die extreme   Gegensätzlichkeit der Elemente, macht die
                  Spannung des Remixes aus.“ (Stalder 2009: 17f.)




Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder


                These 6: Der Remix senkt die Hürde der Produktion und erweitert
                den Kreis der Produzenten

                 „(...) neue Subjektivierungsformen führen dazu, dass sich ein immer
                 größerer Kreis an Personen als aktive
                                                     Kulturproduzenten versteht und
                 die nun teilweise sehr niedrigen Hürden regelmässig und aktiv
                 überschreitet.“ (Stalder 2009: 19)

                  „Die kulturelle Produktion, in der Öffentlichkeit für die Öffentlichkeit, ist heute
                  nicht mehr die exklusive Domäne der Spezialisten.“ (Stalder 2009: 19)




Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder




                        Alice im Wunderland [vimeo.com/5409895]




Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder


                These 6: Der Remix senkt die Hürde der Produktion und erweitert
                den Kreis der Produzenten

                 „Digital technologies have now removed that economic censor. The ways and
                 reach of speech are now greater. More people can use a wider set of tools to
                 express ideas and emotions differently. More
                                                           can, and so more will, at
                 least until the law effectively blocks it.“
                                                                                 (Lessing 2008: 82




Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder


                These 6: Der Remix senkt die Hürde der Produktion
                und erweitert den Kreis der Produzenten
                Gründer: Lawrence Lessing

                Gründungsjahr: 2001

                Non-Profit-Organisation

                bietet Hilfestellung für die Veröffentlichung und
                Verbreitung digitaler Medieninhalte

                bietet 6 verschiedene Standard-Lizenzverträge an, die
                bei der Verbreitung kreativer Inhalte genutzt werden
                können

                im Jahr 2009 wurden ca. 350 Mio. Lizenzen weltweit
                vergeben




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                        Namensnennung


                        Namensnennung-
                        Weitergabe unter gleichen
                        Bedingungen

                        Namensnennung-
                        Keine Bearbeitung


                        Namensnennung-
                        Nicht Kommerziell


                        Namensnennung-
                        Nicht Kommerziell-
                        Weitergabe unter gleichen
                        Bedingungen

                        Namensnennung-
                        Nicht Kommerziell-
                        KeineBearbeitung




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Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder




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Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder




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Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder
                These 7: Die Grenze zwischen professioneller und Amateurkultur
                verschwimmt

                 „Kulturproduktion wird „entspezialisiert“ (Stalder 2009: 20)

                  „(...) jeder Mensch (re)produziert Kultur aktiv“ (Stalder 2009: 20)
                  „Verfügbarkeit von Fremdmaterial und die Praxis des Remixens erlauben es heute, komplexe
                  Geschichten zu erzählen, und dabei auf Material zurückzugreifen, das aus ökonomischen
                  oder anderen Gründen unmöglich hätte selbst produziert werden können.“ (Stalder 2009: 21)

                  „Im Prozess der Post-Produktion wird aus den vielen einzelnen Subjektivitäten, über den
                  Filter der Subjektivität des Editors, ein Bild entworfen, dass weder strikt individuell ist, noch in
                  einem konventionellen Sinne kollektiv, sondern ein neues Verhältnis zwischen diesen beiden
                  Polen artikuliert.“ (Stalder 2009: 21)




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Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder




                        Mrs. Doubtfire - Recut [vimeo.com/18189077]




Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder
                These 8: Die Grenzen zwischen Produktion, Distribution und
                Konsumption verschwimmen



                 In der arbeitsteiligen, linear organisierten Welt der traditionellen Kulturindustrien
                 waren die Bereiche Produktion, Distribution und Konsumption zeitlich wie auch
                 organisatorisch klar von einander getrennt. In der vernetzten Welt des Remix
                 greifen diese Bereiche ineinander.“ (Stalder 2009: 22)

                  „Die klare und stabile Trennung der Bereiche der Produktion, Distribution und
                  Konsumption löst sich auf.“ (Stalder 2009: 25)




Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder




                        [http://youtu.be/mEAKsaQOCpQ]




Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder




                        [http://youtu.be/mEAKsaQOCpQ]




Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder
                These 8: Die Grenzen zwischen Produktion, Distribution und
                Konsumption verschwimmen



                 „Fans verstehen sich oftmals als die eigentlichen Bewahrer dessen, was sie
                 als emotionalen Kern des kulturellen Universums verstehen.“ (Stalder 2009: 23)

                  Ihre emotionale Investition in das Werk wird zunehmend als eine produktive
                  Kraft verstanden. (Stalder 2009: 23)

                  In den Augen der Fans kann sich das Verhältnis     zwischen „Original“
                  und „Remix“ vollständig umdrehen. (Stalder 2009: 24)




Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder
                These 9: Attribution, Kontrolle und Vergütung differenzieren sich



                 „Unter dem Druck der Praktiken der Remix-Kultur beginnt sich der Knoten an
                 Rechten, die durch das Urheberrecht geschaffen wurden, zu lösen.“ (Stalder
                 2009: 26)


                  „Autorschaft verschwindet nicht, sie explodiert.“ (Stalder 2009: 26)

                  „Aus der Möglichkeit, dass jeder ein Autor sein kann, wird langsam eine
                  Notwendigkeit.“ (Stalder 2009: 26)

                  „Jeder muss ein Autor werden, um überhaupt zu sein. Stummen droht die
                  Unsichtbarkeit.“ (Stalder 2009: 26)




Mittwoch, 27. März 13
Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder

                 AUSBLICK

                 „Zum einen ist dieser Wandel     grundsätzlich und langfristig und wird,
                 wohl eher früher als später, als neuer 'common sense' normalisiert
                 werden.“ (Stalder 2009: 29)

                  „Die Praxis des Remixing wird viel länger relevant bleiben als dass sie ein
                  kontroverses Thema darstellt.“ (Stalder 2009: 29)

                  „Trotz der prinzipiellen Offenheit der Entwicklung scheint es begründet
                  anzunehmen, dass dieser sich bereits lang abzeichnende Wandel nun den
                  Punkt erreicht hat, an dem er unumkehrbar geworden ist.“ (Stalder 2009: 29)




Mittwoch, 27. März 13

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Remix Culture

  • 1. Eine Präsentation von Jessica Drazkiewicz und Anita Schröder Ringvorlesung: Raum - Zeit - Medialität WS 10/11 Mittwoch, 27. März 13
  • 2. „Walking on Eggshells: Borrowing Culture in the Remix Age" [https://vimeo.com/11749071] Mittwoch, 27. März 13
  • 3. Was ist Remixing? „Remixing ist nicht nur ein modischer Stil der elektronischen Musik oder von nutzergenerierten Inhalten auf populären Plattformen wie YouTube. Vielmehr ist es eine Meta-Methode, ein viele Genres und spezifische Arbeitsweisen kennzeichnendes Verfahren, in welchem unter Verwendung bestehender kultureller Werke oder Werkfragmente neue Werke geschaffen werden.“ (Stalder 2009: 1) Mittwoch, 27. März 13
  • 4. Was ist Remixing? „Remix is the reworking or adaptation of an existing work. The remix may be subtle, or it may completely redefine how the work comes across. It may add elements from other works, but generally efforts are focused on creating an alternate version of the original. (Lamb 2007: 14) Mittwoch, 27. März 13
  • 5. Was ist Remixing? „Remix is collage; it comes from combining elements of RO culture; it succeeds by leveraging the meaning created by the reference to build something new.“ (Lessing 2008: 76) „For as I’ve argued, remix with “media” is just the same sort of stuff that we’ve always done with words.“ (Lessing 2008: 82) „We all expect that we can quote, or incorporate, other people’s words into what we write or say. Remixed media succeed when they show others something new; they fail when they are trite or derivative.“ (Lessing 2008: 82) Mittwoch, 27. März 13
  • 6. Was ist Remixing? Könnte man auch Montage sagen? NEIN, weil Remixing nicht nur das analoge Zusammenführen fremder „Fertigteile“ in einen neuen Zusammenhang, sondern auch das fluide, digitale Transformieren dieser Teile selbst umfasst. Der Remix betont also nicht zur den Bruch des Alten, sondern auch die Synthese des Neuen. Mittwoch, 27. März 13
  • 7. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder Felix Stalder Dozent für die Theorie der Mediengesellschaft an der Zürcher Hochschule der Künste und freier Autor beschäftigt sich mit dem Wechselverhältnis von Gesellschaft, Kultur und Technologien, insbesondere mit neuen Formen kultureller Produktion und räumlicher Praktiken http://felix.openflows.com/ Mittwoch, 27. März 13
  • 8. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder These 1: Saturierung der Kultur mit Medienobjekten ist Voraussetzung für Remixing Medienobjekte müssen in einem dreifachen Sinn „verfügbar“ sein Gekröntes Insekt:Kaiser ökonomisch-organisatorisch Wilhelm II. als bewaffnete Fliege. Postkarte aus Frankreich, um 1900. kulturell materiell Georg Busse :Gondeln in Berlin: "Der neue Hafen am Brandenburger Thor". Mittwoch, 27. März 13
  • 9. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder These 2: Meta-Medium vernetzter Computer bringt alle Medien zum Punkt der Saturierung „Die Versuche, die Verfügbarkeit der digitalen Werke generell durch restriktive technische und legale Rahmenbedingungen, besonders Digital Rights Management (DRM) einzuschränken (vgl. Grassmuck, 2006), können heute bereits als gescheitert erachtet werden (vgl. Jobs, 2007).“ (Stalder 2009: 9) Mittwoch, 27. März 13
  • 10. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder These 3: Jedes neue Werk enthält Elemente bestehender Werke - Remixing macht diesen Prozess explizit „Erschaffung neuer Authentizität, die die Quelle offen bekennt, aber frei mit ihr umgeht und daraus etwas Neues schafft, das auf der selben Stufe mit dem Ausgangsmaterial stehen kann, in diesem Sinne eben nicht abgeleitet oder derivativ ist.“ (Stalder 2009:10) „...individuelle und kollektive Kreativität [schließen sich nicht aus], sondern durchdringen [sich] unauflöslich.“ (Stalder 2009:11) „Die Komplexität unserer Lebensrealität macht es notwendig oder zumindest nahe liegend, dass mediale Werke, die sich auf diese Komplexität beziehen, heterogenes Material diverser Subjektivitäten verarbeiten.“ (Stalder 2009:11) Mittwoch, 27. März 13
  • 11. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder These 4: Die produktive Praxis der Remix-Kultur ist kooperativ / verteilt anstatt individuell / zentralisiert „(...) nicht die Innerlichkeit des autonomen Individuums [steht] im Zentrum, sondern die Spannung zwischen diversen Positionen, die in einer kooperativen Situation miteinander in Beziehung gesetzt werden.“ (Stalder 2009: 12) Mittwoch, 27. März 13
  • 12. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder These 4: Die produktive Praxis der Remix-Kultur ist kooperativ / verteilt anstatt individuell / zentralisiert „synchronous collaboration“ - Austausch in Echtzeit z.B. gemeinsamer Song A B = AB „asynchronous collaboration“ - kollektive Arbeit an einer Sache z.B. Wikipedia A B A ... „serial collaboration“ - freie Transformation A B =R Mittwoch, 27. März 13
  • 13. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder These 4: Die produktive Praxis der Remix-Kultur ist kooperativ / verteilt anstatt individuell / zentralisiert „(...) die Individualität des Einen [kann] nur durch direkte Bezugnahme auf die Individualität der Anderen formuliert [werden].“ (Stalder 2009: 15) „Individualität und Kollektivität sind keine Gegensätze mehr, sondern – ganz wörtlich – Ansichtssache, verbunden im Netzwerk. Remix ist die kulturelle Form des „Netzwerkindividualismus“. (Stalder 2009: 15) Mittwoch, 27. März 13
  • 14. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder Stephen Colbert / Lawrence Lessig Interview Remix [http://youtu.be/f_w1FR67AXs] Mittwoch, 27. März 13
  • 15. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder These 5: Die Ontologie des Remix ist flach „Alles kann mit allem in Verbindung treten, zumindest potentiell.“ (Stalder 2009: 16) „Während in der Montage die Variabilität der Elemente begrenzt ist und diese nie wirklich miteinander verschmelzen können (Schnitte im Film etwa bleiben letztlich immer sichtbar) kann in einem Remix Alles zu Jedem werden und jede Kombination ist nur eine temporäre Stabilisierung bis sie als Rohmaterial für etwas ganz anderes wieder zerlegt wird.“ (Stalder 2009: 17) „(...) gerade die extreme Gegensätzlichkeit der Elemente, macht die Spannung des Remixes aus.“ (Stalder 2009: 17f.) Mittwoch, 27. März 13
  • 16. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder These 6: Der Remix senkt die Hürde der Produktion und erweitert den Kreis der Produzenten „(...) neue Subjektivierungsformen führen dazu, dass sich ein immer größerer Kreis an Personen als aktive Kulturproduzenten versteht und die nun teilweise sehr niedrigen Hürden regelmässig und aktiv überschreitet.“ (Stalder 2009: 19) „Die kulturelle Produktion, in der Öffentlichkeit für die Öffentlichkeit, ist heute nicht mehr die exklusive Domäne der Spezialisten.“ (Stalder 2009: 19) Mittwoch, 27. März 13
  • 17. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder Alice im Wunderland [vimeo.com/5409895] Mittwoch, 27. März 13
  • 18. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder These 6: Der Remix senkt die Hürde der Produktion und erweitert den Kreis der Produzenten „Digital technologies have now removed that economic censor. The ways and reach of speech are now greater. More people can use a wider set of tools to express ideas and emotions differently. More can, and so more will, at least until the law effectively blocks it.“ (Lessing 2008: 82 Mittwoch, 27. März 13
  • 19. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder These 6: Der Remix senkt die Hürde der Produktion und erweitert den Kreis der Produzenten Gründer: Lawrence Lessing Gründungsjahr: 2001 Non-Profit-Organisation bietet Hilfestellung für die Veröffentlichung und Verbreitung digitaler Medieninhalte bietet 6 verschiedene Standard-Lizenzverträge an, die bei der Verbreitung kreativer Inhalte genutzt werden können im Jahr 2009 wurden ca. 350 Mio. Lizenzen weltweit vergeben Mittwoch, 27. März 13
  • 20. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder Namensnennung Namensnennung- Weitergabe unter gleichen Bedingungen Namensnennung- Keine Bearbeitung Namensnennung- Nicht Kommerziell Namensnennung- Nicht Kommerziell- Weitergabe unter gleichen Bedingungen Namensnennung- Nicht Kommerziell- KeineBearbeitung Mittwoch, 27. März 13
  • 21. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder Mittwoch, 27. März 13
  • 22. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder Mittwoch, 27. März 13
  • 23. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder These 7: Die Grenze zwischen professioneller und Amateurkultur verschwimmt „Kulturproduktion wird „entspezialisiert“ (Stalder 2009: 20) „(...) jeder Mensch (re)produziert Kultur aktiv“ (Stalder 2009: 20) „Verfügbarkeit von Fremdmaterial und die Praxis des Remixens erlauben es heute, komplexe Geschichten zu erzählen, und dabei auf Material zurückzugreifen, das aus ökonomischen oder anderen Gründen unmöglich hätte selbst produziert werden können.“ (Stalder 2009: 21) „Im Prozess der Post-Produktion wird aus den vielen einzelnen Subjektivitäten, über den Filter der Subjektivität des Editors, ein Bild entworfen, dass weder strikt individuell ist, noch in einem konventionellen Sinne kollektiv, sondern ein neues Verhältnis zwischen diesen beiden Polen artikuliert.“ (Stalder 2009: 21) Mittwoch, 27. März 13
  • 24. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder Mrs. Doubtfire - Recut [vimeo.com/18189077] Mittwoch, 27. März 13
  • 25. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder These 8: Die Grenzen zwischen Produktion, Distribution und Konsumption verschwimmen In der arbeitsteiligen, linear organisierten Welt der traditionellen Kulturindustrien waren die Bereiche Produktion, Distribution und Konsumption zeitlich wie auch organisatorisch klar von einander getrennt. In der vernetzten Welt des Remix greifen diese Bereiche ineinander.“ (Stalder 2009: 22) „Die klare und stabile Trennung der Bereiche der Produktion, Distribution und Konsumption löst sich auf.“ (Stalder 2009: 25) Mittwoch, 27. März 13
  • 26. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder [http://youtu.be/mEAKsaQOCpQ] Mittwoch, 27. März 13
  • 27. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder [http://youtu.be/mEAKsaQOCpQ] Mittwoch, 27. März 13
  • 28. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder These 8: Die Grenzen zwischen Produktion, Distribution und Konsumption verschwimmen „Fans verstehen sich oftmals als die eigentlichen Bewahrer dessen, was sie als emotionalen Kern des kulturellen Universums verstehen.“ (Stalder 2009: 23) Ihre emotionale Investition in das Werk wird zunehmend als eine produktive Kraft verstanden. (Stalder 2009: 23) In den Augen der Fans kann sich das Verhältnis zwischen „Original“ und „Remix“ vollständig umdrehen. (Stalder 2009: 24) Mittwoch, 27. März 13
  • 29. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder These 9: Attribution, Kontrolle und Vergütung differenzieren sich „Unter dem Druck der Praktiken der Remix-Kultur beginnt sich der Knoten an Rechten, die durch das Urheberrecht geschaffen wurden, zu lösen.“ (Stalder 2009: 26) „Autorschaft verschwindet nicht, sie explodiert.“ (Stalder 2009: 26) „Aus der Möglichkeit, dass jeder ein Autor sein kann, wird langsam eine Notwendigkeit.“ (Stalder 2009: 26) „Jeder muss ein Autor werden, um überhaupt zu sein. Stummen droht die Unsichtbarkeit.“ (Stalder 2009: 26) Mittwoch, 27. März 13
  • 30. Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder AUSBLICK „Zum einen ist dieser Wandel grundsätzlich und langfristig und wird, wohl eher früher als später, als neuer 'common sense' normalisiert werden.“ (Stalder 2009: 29) „Die Praxis des Remixing wird viel länger relevant bleiben als dass sie ein kontroverses Thema darstellt.“ (Stalder 2009: 29) „Trotz der prinzipiellen Offenheit der Entwicklung scheint es begründet anzunehmen, dass dieser sich bereits lang abzeichnende Wandel nun den Punkt erreicht hat, an dem er unumkehrbar geworden ist.“ (Stalder 2009: 29) Mittwoch, 27. März 13