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Kurs gehalten
                Geschäftsbericht
                2008




                 Techniker Krankenkasse
                 Gesund in die Zukunft.
Bericht über das
125. Geschäftsjahr der 

Techniker Krankenkasse
Inhalt



         Vorworte          ................................................... 5


         Erstmals mehr als sieben Millionen Versicherte
         Weiter gewachsen                       ....................................... 6


         Unser Maß der Dinge: der individuelle Kunde
         Glänzender Service . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                    8


         Innovativ und sicher
         Neue Wege               . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10


         Daten für Taten
         Horizonte erweitern                      . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16


         Gesundheitspreis und Ideenpark
         Breite Anerkennung                        . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22


         Qualifiziert und engagiert
         Starkes Team               . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26


         Die Sicht des Vorstandes
         Kurs gehalten              . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28


         Selbstverwaltung ist Ehrenamt
         Ehrenamtlich verantwortlich                                   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32


         Einnahmen übersteigen die Ausgaben
         Erneut im Plus             . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36




4
Vorworte


Professor Dr. Norbert Klusen                                 Harald Schulte
Vorsitzender des Vorstandes                                  Alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrates

Service, Beratung und Leistung – Anspruch der TK ist         Das Jahr 2008 stand für die Selbstverwaltung der
es, diesen Dreiklang für ihre Kunden täglich erlebbar        Techniker Krankenkasse ganz im Zeichen der Vorbe­
zu machen. Es sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,     reitung auf den Gesundheitsfonds. Im Vordergrund
denen es gelingt, die Versicherten stets aufs Neue von       stand dabei natürlich die Fusion mit der IKK-Direkt –
der Leistungsfähigkeit und der gelebten Kundenorien­         sozusagen die wettbewerbliche Antwort der TK auf
tierung zu überzeugen. Darauf konnte die TK auch im          eine Welt mit staatlich festgesetzten Einheitsbeiträgen.
Jahr 2008 wieder zählen. So konnte Gutes verbessert          Für die Internetkasse IKK-Direkt bedeutete der Start
und Neues begonnen werden.                                   des Gesundheitsfonds das Ende ihres Geschäftsmodells,
                                                             das auf niedrigen Beitragssätzen basierte. So war es
Den Blick über die Landesgrenzen zu werfen, ist für die      nur folgerichtig, dass der Preisführer IKK-Direkt und
TK selbstverständlich: So weitet sich die Perspektive,       der Qualitätsführer TK einen Zusammenschluss zum
um von anderen zu lernen und neue Chancen zu erken­          1. Januar 2009 anstrebten.
nen, wie sich das hiesige Gesundheitssystem weiter
verbessern lässt. Gleichzeitig wächst Europa weiter          Für die Selbstverwaltung der TK war die Fusion mit
zusammen, und für die Versicherten wird Mobilität bei        weit reichenden Änderungen verbunden. Bestand der
der Gesundheitsversorgung immer selbstverständ­              Verwaltungsrat bis dahin ausschließlich aus Versicher­
licher. Um uns ein Bild davon zu machen, welche              tenvertretern, setzt er sich seit dem Jahresbeginn
Leistungen unsere Kunden im Ausland wie oft in               2009 je zur Hälfte aus Vertretern der Arbeitgeber und
Anspruch nehmen, haben wir sie befragt – mit großer          der Versicherten zusammen. Daher war die Zustimmung
Resonanz und überraschenden Ergebnissen. Mit den             zur Fusion für viele Mitglieder der früheren TK-Selbstver­
gewonnenen Erkenntnissen wollen wir nicht nur die            waltung auch eine sehr schwere Entscheidung, bedeu­
nationale und internationale Diskussion um patienten­        tete sie doch das Aus für ihr eigenes, oft schon über
freundliche Organisation einer grenzüberschreitenden         viele Jahre bestehendes Engagement. Dass der
Gesundheitsversorgung vorantreiben. Wir nutzen sie           Beschluss zur Vereinigung mit der IKK-Direkt dennoch
auch, um für unsere Kunden neue Angebote zu ent­             so klar und eindeutig gefallen ist, zeigt, dass den Mit­
wickeln, die ihrem Bedarf und ihrer Mobilität entsprechen.   gliedern des früheren Verwaltungsrates das Wohl und
                                                             die Zukunftssicherheit der Techniker Krankenkasse
Das Hauptaugenmerk der TK liegt natürlich auf dem            wichtiger waren als ihre persönlichen Interessen.
deutschen Gesundheitswesen und den Fragen, wie die
Patientenversorgung weiter verbessert werden kann,           Nicht zuletzt hieran wird deutlich, dass das Prinzip der
wie wir Innovationen bei Diagnostik und Therapie in          Selbstverwaltung, das Betroffene zu Beteiligten macht
das System integrieren können oder auch, wie wir             und ihnen eine große Verantwortung überträgt, flexibel
kranke Menschen in ihrer Situation unterstützen und          und zugleich belastbar genug ist, um auch in Zeiten des
stärken können. In dieser Hinsicht war 2008 für die TK       Umbruchs rationale und zukunftsorientierte Entschei­
ein ereignisreiches Jahr, in dem wir manches bewegen         dungen zu treffen – Selbstverwaltung hat sich in der
konnten. Dieser Geschäftsbericht kann nur einen klei­        Vergangenheit bewährt, erweist sich in der Gegenwart
nen Ausschnitt der Aktivitäten zeigen. Wer mehr über         als handlungsfähig und ist auch ein Zukunftsmodell. Mit
die Versorgungsinitiativen der TK wissen möchte, dem         dieser Überzeugung nimmt der Verwaltungsrat der TK
sei die Broschüre „Sicherheit und Innovation“ ans Herz       auch unter den neuen Bedingungen des Gesundheits­
gelegt, die parallel zum Geschäftsbericht erschienen ist.    fonds seine Aufgaben wahr – engagiert und ehrenamtlich.




Professor Dr. Norbert Klusen                                 Harald Schulte




                                                                                                                 5
Erstmals mehr als sieben Millionen Versicherte


Weiter gewachsen
Auch 2008 konnte die TK ihren Wachstumskurs fortsetzen. Das Plus belief
sich bei den Mitgliedern auf 3,7 Prozent und bei den Versicherten auf
2,2 Prozent. Hinzu kam die Fusion mit der IKK-Direkt zum 1. Januar 2009.




                             318.200

                                                   130.196
                                   244.238

                        56.342
                                                      190.941

                               738.814                  460.980

                                           108.487
         1.856.935


                                                       169.278
                     628.825        99.095


     327.335


      74.113

                   868.735

                                         864.341




        6
2008 war für die TK erneut ein Wachstumsjahr. Am                                            Der Reinzugang seit Beginn des Wettbewerbs unter
Jahresbeginn 2009 hatte sie 746.000 Mitglieder                                              den Krankenkassen Anfang 1996 belief sich auf fast
und 942.000 Versicherte mehr als ein Jahr zuvor. Das                                        2,3 Millionen Mitglieder, was einem Zuwachs von 84
Wachstum aus eigener Kraft belief sich auf 157.000                                          Prozent entspricht. Bei den Versicherten lag die Stei­
Mitglieder und 138.000 Versicherte. Hinzu kam die                                           gerung bei knapp 2,6 Millionen bzw. 55 Prozent.
Fusion mit der IKK-Direkt, die zum 1. Januar 2009 in
Kraft trat und die TK erstmals die 7-Millionen-Marke
überschreiten ließ.


Tendenz: steigend
8.000.000
                             Mitglieder
7.000.000
                             Versicherte
6.000.000

5.000.000

4.000.000

3.000.000

2.000.000

1.000.000
                  1.1.1996


                                1.1.1997


                                           1.1.1998


                                                      1.1.1999


                                                                 1.1.2000


                                                                            1.1.2001


                                                                                       1.1.2002


                                                                                                  1.1.2003


                                                                                                                1.1.2004


                                                                                                                           1.1.2005


                                                                                                                                      1.1.2006


                                                                                                                                                 1.1.2007


                                                                                                                                                                1.1.2008


                                                                                                                                                                           1.1.2009
Ein stetes und solides Wachstum kennzeichnet die Entwicklung der TK seit Beginn der Wahlfreiheit und des Krankenkassenwettbewerbs Anfang 1996.




Mitglieder und Versicherte
                                                                                                    1.1.2008                                          1.1.2009

Pflichtversicherte                                                                                    2.444.782                                             3.088.661

freiwillig Versicherte                                                                                       904.484                                         943.958

versicherungspflichtige Rentner                                                                              850.516                                         923.371

Mitglieder gesamt                                                                                 4.209.782                                        4.955.990


Familienangehörige                                                                                    2.009.910                                             2.205.603

Versicherte gesamt                                                                                 6.219.692                                         7.161.593




                                                                                                                                                                              7
Unser Maß der Dinge:
der individuelle Kunde

Glänzender
Service
Guter Service spricht sich herum. Er ist die Basis für den
Geschäftserfolg eines Dienstleistungsunternehmens. Daher
richtet die TK ihre Geschäftsprozesse an den gegenwärtigen
und zukünftigen Bedürfnissen ihrer Kunden aus und legt großen
Wert darauf, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
den Servicegedanken Tag für Tag mit Leben erfüllen.




       8
Auch Online-Service ausgeweitet

                                                              Nicht nur den Service von Mensch zu Mensch in ihren
                                                              Geschäftsstellen oder telefonischen Kundenberatungen
                                                              hat die TK im Auge, wenn es um die stete Suche nach
                                                              weiteren Verbesserungsmöglichkeiten geht. Auch die
                                                              online abrufbaren Dienstleistungen sind gerade 2008
                                                              noch einmal erheblich erweitert worden.

                                                              Ein kompletter Relaunch des Webauftrittes hat nicht
                                                              nur eine ganz neue Struktur und Optik gebracht, son­
                                                              dern auch eine Vielzahl neuer Funktionen. Das Ange­
Die TK ist ein moderner Gesundheitsdienstleister, in          bot der Online-Filiale, in der Versicherte passwortge­
dessen Selbstverständnis die Bedürfnisse und Erwar­           schützt viele Anliegen gleich erledigen können, ist
tungen der Kunden handlungsleitend sind. Den Kunden           ausgebaut worden. Gleichzeitig sind aber auch mehr
Respekt zu erweisen, ihr Vertrauen zu verdienen, auf          Formulare und Anwendungen ohne Passworteingabe
ihre Meinung zu hören und ihnen Verlässlichkeit zu            zugänglich.
geben – das sind Eckpfeiler der TK-Serviceleitlinien,
die die Erwartungen des Unternehmens an alle Mitar­           Das Mitgliedermagazin „TK aktuell“ steht den Kunden
beiterinnen und Mitarbeiter in ihrem Umgang mit Kun­          inzwischen auch parallel im Internet als E-Paper zur
den formulieren. Die Versicherten sollen sich wertge­         Verfügung. Dieses multimediale Angebot enthält Filme,
schätzt und entlastet fühlen und mit Hilfe der TK die für     Audiobeiträge und Bildstrecken für User, die mehr
ihren individuellen Fall bestmögliche Gesundheitsver­         wissen möchten.
sorgung finden.
                                                              Damit keine Fragen offen bleiben, gibt das Web-Fern­
Mit regelmäßigen Kundenbefragungen und Testkäufen             sehen „TK-TV“ im Internet regelmäßig Tipps aus den
ermittelt die TK, wie die Qualität ihrer Dienstleistung von   Bereichen Gesundheit, Ernährung, Prävention und
den Kunden wahrgenommen wird. Außerdem erhalten               Wellness. Kurzfilme zeigen Reportagen und Experten-
alle dezentralen Kundenberatungen und Servicezen­             Interviews. Die Webvideos vermitteln in aller Kürze
tren kontinuierliche Unterstützung darin, wie sie ihren       praktisches Wissen, um die Nutzer zum Profi für die
Service weiter verbessern können. Am Beginn dieses            eigene Gesundheit zu machen.
Prozesses steht eine Analyse der aktuellen Service­
situation vor Ort; anschließend gilt es, geeignete Maß­
nahmen zu finden und umzusetzen, und mit Hilfe eines
Service-Controllings wird geprüft, ob die angestrebten
Ziele erreicht werden.

Service mit „Brief und Siegel“

Längst sind die Zeiten vorbei, in denen man mit der
TÜV-Prüfung nur die Auto-Untersuchung alle zwei Jahre
assoziierte. Im Jahr 2008 haben die Qualitätsprüfer
des TÜV SÜD die Dienstleistungsqualität der TK unter
die Lupe genommen. Die Servicezuverlässigkeit, das
Beschwerdemanagement sowie die Kundenorientierung
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden nach
strukturierten Verfahren des Qualitätsmanagements
bewertet.

Konkret heißt das: Die TÜV-Prüfer untersuchten unter
anderem die TK-internen Servicestandards und -leitli­
nien und durchleuchteten die Ergebnisse von Kunden­
befragungen und Testkäufen. Außerdem sprachen die
Qualitätsexperten mit rund 60 Kundenberaterinnen und
-beratern aus dem gesamten Bundesgebiet, um sich ein
Bild von der Kundenorientierung der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter zu machen und auch zu beurteilen,
inwieweit die Vorgaben der Unternehmensleitung zur
Servicequalität im Arbeitsalltag eingehalten werden.
Abschließend stellten die TÜV-Prüfer fest, dass die TK
– auch im Marktvergleich – ein ausgesprochen hohes
Serviceniveau hat, und zeichneten sie mit dem TÜV-
Siegel „ServiceQualität“ aus.



                                                                                                                9
Innovativ und sicher

     Neue Wege
     Ob neue Vertrags- und Vergütungsmodelle, unge­
     wöhnliche Kampagnen für ernste Themen oder Hilfe für
     die Basisarbeit: Es gehört zum Selbstverständnis der
     Techniker Krankenkasse, auf allen Ebenen aktiv zu
     sein, um die Chancen ihrer Versicherten zu ver­
     größern, gesund zu werden oder zumindest
     besser mit ihrer Erkrankung leben zu können.




10
Wenn die Seele krank ist:
gewohnte Umgebung statt Klinikbett


Menschen mit chronischen seelischen Erkrankungen           als Fallmanager, und es werden die Angebote des
erleben häufig, dass vor allem bei akuten Problemen        Betreuten Wohnens, der Rehabilitation und der beruf­
schnelle ambulante Hilfe nicht erreichbar ist. Wenn        lichen Wiedereingliederung miteinander vernetzt. Die
gerade im Krisenfall wohnortnahe Versorgungsange­          Psychoedukation ist ein weiterer Baustein des Konzep­
bote fehlen, sind Klinikeinweisungen an der Tages­         tes: Hier werden Patienten und bei Bedarf auch die
ordnung. So werden Patienten aus ihrem gewohnten           Angehörigen geschult, damit sie die Erkrankung besser
Umfeld herausgerissen − das muss nicht sein.               verstehen und auch besser mit ihr umzugehen lernen.

Damit ihre psychisch kranken Versicherten auch in          Rund um die Uhr stehen spezialisierte Teams aus
einer Krise ihre vertraute Umgebung nicht verlassen        Ärzten und Therapeuten telefonisch zur Verfügung.
müssen, baut die TK ein Versorgungsnetz auf, um sie        Wenn in einer akuten Krise die Versorgung zu Hause
dort zu stabilisieren und zu begleiten. Dieser gemeinde­   nicht mehr möglich ist, kann sich der Patient für eine
psychiatrische Ansatz ist keineswegs neu: Bereits          Weile in einer geschützten Umgebung aufhalten, die
1970 hat der Deutsche Bundestag eine „Sachver­             ihm als Rückzugsraum dient − als eine Art „Krisen­
ständigenkommission Psychiatrie“ gegründet, die fünf       pension“. Das entlastet auch die Angehörigen. So
Jahre später ihren „Bericht zur Lage der Psychiatrie“      lassen sich längere Klinikaufenthalte meist ganz ver­
vorlegte. Die Gemeindepsychiatrie war eine zentrale        meiden oder zumindest wesentlich verkürzen.
Forderung der Sachverständigen. Die Psychiatrie
sollte besser in die allgemeine Medizin integriert wer­    Um die hohe Qualität des Versorgungsangebotes
den, medizinische und soziale Einrichtungen sollten        sicherzustellen, gibt es nicht nur eine wissenschaft­
sich besser vernetzen, flankierende Angebote sollten       liche Begleitung, sondern es werden regelmäßig
ausgebaut und ein größerer Schwerpunkt sollte auf          auch die Patienten und ihre Angehörigen befragt.
Prävention und Rehabilitation gelegt werden.

Aber: Der gemeindepsychiatrische Ansatz ist in
Deutschland längst nicht konsequent umgesetzt
worden. Als erste Krankenkasse hat die TK für ihre
Versicherten mit seelischen Erkrankungen ein Vertrags­
modell entwickelt, das für nachhaltige sozial- und
gemeindepsychiatrische Versorgungsstrukturen sorgt
und dabei zugleich neue Formen der Vergütung erprobt:
Die Vertragspartner der TK bekommen ein festes
Budget pro Patient und Jahr, das im Wesentlichen den
statistisch vorausberechneten Kosten für Klinikbe­
handlungen entspricht. Werden sie vermieden, ist der
Ansatz „ambulant statt stationär“ gelungen.

Wer schon seit langem seelisch erkrankt ist, spezielle
Arzneimittel regelmäßig einnimmt oder wegen psy­
chischer Probleme bereits im Krankenhaus war, kann
sich für das besondere integrierte Versorgungsangebot
der TK entscheiden. Es besteht aus vielseitigen
Modulen, die je nach Bedarf und ergänzend zur fach­
ärztlichen Therapie zum Einsatz kommen: Es gibt die
Möglichkeit der aufsuchenden Betreuung, sozusagen
der „Zuhause-Behandlung“, der häuslichen psychia-
trischen Fachkrankenpflege oder der Soziotherapie.
Das Angebot umfasst außerdem einen persönlichen
Ansprechpartner für die Patienten und ihre Angehörigen




                                                                                                           11
Hilfe für die Selbsthilfe


Wer ernsthaft und chronisch erkrankt, kann in Deutsch­
land auf ein hochwertiges Gesundheitssystem vertrau­
en: Den Patienten stehen gut ausgebildete Mediziner,
eine flächendeckende Versorgung mit Krankenhäusern
und Ärzten sowie ein breiter Zugang zu innovativen
Diagnose- und Behandlungsverfahren zur Verfügung.
Das ist wertvoll, im individuellen Leidensfall benötigen
die Betroffenen jedoch mehr – etwas, was ein instituti­
onalisiertes System nicht leisten kann. Konfrontiert mit
der eigenen Erkrankung oder der eines Angehörigen, rei­
chen manchmal die Ansprechpartner auf medizinischer
Ebene nicht aus, um sich zu informieren und die Erkran­
kung zu verarbeiten. Der Austausch mit Betroffenen oder
anderen Angehörigen kann diese Lücke schließen. Selbst­
hilfe-Initiativen bieten ein geeignetes Forum, um weitere     In dem Gemeinschaftsprojekt ist unter anderem die
Betroffene zu finden, aktuelle Informationen zu erhalten      24-seitige Broschüre „MS verstehen – eine Reise in den
und die Mitmenschen zu sensibilisieren.                       Körper“ entstanden, die auf anschauliche Weise die
                                                              Multiple Sklerose erklärt. Sie basiert auf dem gleichna­
Hier ist der Platz der Selbsthilfe: Betroffene und ihre       migen Internetangebot zum Thema auf der AMSEL-
Angehörigen tauschen sich untereinander aus, geben            Website unter www.amsel.de. Die Broschüre gibt leicht
einander Hilfe, Unterstützung und Halt. Bundesweit            verständlich Antworten auf Fragen wie: Warum greifen
engagieren sich hier drei Millionen Menschen. Für die         Immunzellen körpereigenes Gewebe an, statt es zu
TK sind die Selbsthilfe-Organisationen seit vielen Jah­       schützen? Wie entstehen Entzündungsherde im Gehirn?
ren geschätzte Partner, denn sie ergänzen in vielfäl­         Mit welchen Beschwerden macht sich die Multiple
tiger Weise die professionellen Angebote der Gesund­          Sklerose bemerkbar? Welche Untersuchungen geben
heitsversorgung und haben so einen festen Platz im            Gewissheit, dass es sich um eine Multiple Sklerose
deutschen Gesundheits- und Sozialsystem.                      handelt? Welche Krankheitsverläufe gibt es? Auf welche
                                                              Weise können Medikamente eingreifen, damit die Schübe
Insgesamt hat die TK die bundesweite, regionale und           rasch abklingen und das Fortschreiten der Erkrankung
lokale Selbsthilfe im Jahr 2008 mit rund 3,5 Millionen Euro   gebremst wird?
in ihrer Arbeit gefördert – das sind fast 10.000 Euro
Tag für Tag. Das Engagement der „Patienten für Pati­          Ergänzt werden die Broschüre und das Internetangebot
enten“ ist so vielfältig, dass sich nur eine kleine und       durch eine Roadshow, die mittlerweile in ganz Deutsch­
nicht repräsentative Auswahl darstellen lässt.                land in den TK-Geschäftsstellen Station macht. Unter
                                                              dem Motto: „MS verstehen – eine Reise in den Körper“
„Multiple Sklerose verstehen“                                 wird an einem Info-Counter anschaulich gemacht, wie
                                                              das zentrale Nervensystem und das Immunsystem
Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste entzündliche         funktionieren und welche Fehlfunktionen bei Multipler
Erkrankung des zentralen Nervensystems bei jungen             Sklerose vorliegen. An einem PC mit angeschlossenem
Erwachsenen. Insgesamt gibt es bundesweit 120.000             Touchscreen kann man sich durch das Informations­
MS-Erkrankte, europaweit 500.000 und weltweit rund            programm bewegen. Hier gibt es auch die Möglichkeit,
2,5 Millionen Menschen, die mit dieser schubförmig            einige Symptome der MS nachzuempfinden. So werden
verlaufenden Krankheit leben müssen. In Baden-Würt­           zum Beispiel Sehstörungen oder Gangunsicherheit
temberg sind es geschätzte 12.000 Patienten. Hier             eines MS-Patienten simuliert.
fördert die TK exklusiv das Selbsthilfeprojekt „Multiple
Sklerose verstehen“ des Landesverbandes Aktion                Internetspielsucht: „Netz mit Web-Fehlern?“
Multiple Sklerose Erkrankter (AMSEL).
                                                              Ein ganz anderes Projekt, das die TK unterstützt, widmet
Besonders wichtig sind Informationen für junge Betrof­        sich der Computerspielsucht. Der Drogenbericht der
fene. Die Statistik besagt, dass im ersten Jahr rund          Bundesregierung weist bedenkliche Ergebnisse auf:
zehn bis 20 Prozent der MS-Erkrankten die Therapie            Drei bis sieben Prozent der Internetnutzer gelten dem­
abbrechen, wenn der nächste Krankheitsschub aus­              nach bundesweit als abhängig. Sie widmen sich zehn
bleibt. Mit dem Gemeinschaftsprojekt sollen MS-Kranke         bis 18 Stunden lang pro Tag dem Chatten oder Com­
besser informiert und ihre Lebenssituation nachhaltig         puterspielen. Der PC ist für viele Jungendliche die
verbessert werden. Ein weiteres Ziel: mehr Wissen und         beliebteste Freizeitbeschäftigung. Doch der Übergang
Verständnis in der Bevölkerung aufbauen.                      vom harmlosen Spiel zum exzessiven Konsum ist oft




  12
fließend: Fast jeder sechste 15-jährige Junge verbringt   Den Auftakt machte Anfang 2008 die hessenweite
täglich mehr als 4,5 Stunden mit Computerspielen,         Fachtagung für Suchtberater „Netz mit Web-Fehlern?
drei Prozent der männlichen Neuntklässler gelten sogar    Exzessive Computer- und Internetnutzung: Neues Auf­
als abhängig. In Hessen sind das nach Schätzungen         gabenfeld der Suchthilfe?“. Es folgten viele weitere
der TK knapp 1.000 Jugendliche. Weitere 4,7 Prozent       Informationsveranstaltungen für Eltern, Lehrer und
der männlichen und 0,5 Prozent der weiblichen Neunt­      Jugendliche sowie Medienkompetenzseminare in Koo­
klässler gelten als gefährdet. Demnach laufen in Hessen   peration mit den Fachstellen für Suchtprävention. Die
zusätzlich zu den bereits Abhängigen mehr als 1.700       Veranstaltungen sollten Eltern informieren, sensibilisieren,
Jugendliche Gefahr, eine Abhängigkeit von Computer­       ihnen aber auch Unsicherheiten nehmen. Denn nicht
spielen zu entwickeln. Für die TK in Hessen sind dies     jedes Kind, das viel spielt, ist auch gleich süchtig. Und
Tausende von Gründen, das Projekt „Netz mit Web-          da Eltern und ihr Nachwuchs gerade beim Thema Inter­
Fehlern?“ zur Computer- und Internetsucht der hes­        net oft nicht auf einer Wellenlänge sind, gibt es unter­
sischen Landesstelle für Suchtfragen (HLS) zu fördern.    schiedliche Broschüren für beide Zielgruppen. „Ständig
                                                          Stress um den PC“ richtet sich an Jugendliche, die
Die Symptome der Computerspielsucht ähneln denen,         Ausführung „PC-Dauerfeuer“ spricht Eltern an. Beide
die man von anderen Süchten kennt: Die Betroffenen        Broschüren bieten auf unterschiedliche Weisen Infor­
können einfach nicht mehr anders, sie müssen spielen.     mationen und Hilfestellungen zur Computer- und Inter­
Tun sie es nicht, leiden sie an Entzugserscheinungen.     netsucht und stehen unter www.tk-online.de zum
Schlafstörungen und Nervosität gehören dann zum           Download zur Verfügung.
Alltag. Hinzu kommt, dass die Jugendlichen durch ihr
exzessives Spielen soziale Kontakte, Familie, Freunde,    Das Projekt zur Internetspielsucht ist ein weiteres Beispiel
Schule und Beruf völlig vernachlässigen. Auch alltäg­     dafür, dass sich über den Weg der Selbsthilfe auch
liche Dinge wie Essen und Körperhygiene werden            öffentliche Aufmerksamkeit und ein größeres Problem­
nebensächlich. Viele Eltern fühlen sich von den neuen     bewusstsein in der Bevölkerung erreichen lassen.
technischen Möglichkeiten überfordert. Sie sind verun­    Wenn so für Betroffene die Schwelle sinkt, sich an
sichert und haben Schwierigkeiten, den Kindern bei        Beratungsstellen zu wenden, ist viel erreicht.
der Nutzung neuer Medien kompetent zur Seite zu ste­
hen. Mit Hilfe des Projekts sollen Pädagogen, Eltern
und Jugendliche in Hessen für das Thema Computer-
und Internetsucht sensibilisiert und Berater aus der
Suchthilfe auf das neue Aufgabenfeld vorbereitet wer­
den. Darüber hinaus werden Wege zur Gründung von
Selbsthilfe-Initiativen für Betroffene und Angehörige
aufgezeigt und diese in den Anfängen betreut.




                                                                                                                 13
Der Organspende eine Stimme geben

          Krankenkassen sollen sich um die Gesundheit ihrer           Von Mensch zu Mensch: Musik für Organspende
          Versicherten kümmern, dafür sorgen, dass die Menschen
          gesund bleiben und ihre Krankheiten geheilt werden.         Im Mittelpunkt der Kampagne steht das Musikprojekt
          Die moderne Medizin macht heute vieles möglich − vor        „Von Mensch zu Mensch“, das in Kooperation mit dem
          allem die Transplantationsmedizin. Damit diese jedoch       Musikverlag EMI Music Publishing und der Deutschen
          ihren Segen entfalten kann, muss es Menschen geben,         Stiftung Organtransplantation entstanden ist. Junge
          die bereit sind, nach ihrem Tod Organe zu spenden.          Künstler wie der Hamburger Hip-Hopper Bo Flower oder
          Leider gibt es derzeit viel zu wenige. 4.050 Menschen       die Soulsängerin Nele singen über Organspende und
          konnte 2008 mit einer Transplantation das Leben gerettet    Lebenschancen. Damit geben sie den 12.000 Menschen
          werden, dreimal so viele Patienten stehen auf der War­      auf der Warteliste eine Stimme. Die Musik bietet die
          teliste, und an jedem Tag sterben drei von ihnen, weil      Möglichkeit, das Thema Organspende vor allem bei
          sie nicht rechtzeitig ein Spenderorgan bekommen.            jungen Menschen ins Gespräch zu bringen. Zu den
                                                                      Songs „Von Mensch zu Mensch“ und „Für dich da“ sind
          Obwohl die Krankenkassen − ihrem gesetzlichen Auf­          Musikvideos entstanden, die das Thema Organspende
          trag folgend − den Versicherten Informationsmaterial und    nicht nur akustisch, sondern auch optisch sehr sensibel
          Organspendeausweise zur Verfügung stellen, war die          umsetzen. Viele transplantierte Patienten haben an den
          Zahl der Organspenden im Jahr 2008 sogar rückläufig.        Videoclips und dem begleitenden Informationsmaterial
                                                                      mitgewirkt, um zu zeigen, welche Lebenschancen Organ­
          Organspende ja, Ausweis nein                                spenden bieten. Und auch Menschen, die die Organe
                                                                      ihrer Angehörigen nach deren Hirntod zur Transplan­
          Deutschland ist ein hilfsbereites Land: Laut einer Forsa-   tation freigegeben und damit anderen ein neues Leben
          Umfrage im Auftrag der TK stehen über 80 Prozent der        geschenkt haben, finden ihren Platz im Musikvideo. Die
          Menschen der Organspende positiv gegenüber, aber            Songs können bei allen Online-Musikportalen erworben
          nur jeder Achte besitzt einen Organspendeausweis, der       werden, bei jedem Download wird ein Organspende­
          im Falle eines Falles den Angehörigen hilft, im Sinne des   ausweis gleich mitgeliefert. Die Klickzahlen beim Inter­
          Betroffenen zu entscheiden. Die meisten der Befragten       netportal Youtube und bei der Internetseite des Musikpro­
          gaben an, sich mit dem Thema bisher noch nicht beschäf­     jekts www.organspende2009.de zeigen: Mit diesem
          tigt zu haben. Zudem glauben viele, aus gesundheit­         neuen Ansatz, das Thema Organspende zu transpor­
          lichen, religiösen oder Altersgründen nicht als Spender     tieren, lässt sich eine große Zahl von Menschen erreichen.
          in Frage zu kommen. Um aufzuklären, Vorbehalte abzu­
          bauen und dazu zu motivieren, rechtzeitig mit der Familie
          zu sprechen und einen Organspendeausweis auszu­
          füllen, hat die TK im Jahr 2008 eine neue, ganz andere
          Informationskampagne zur Organspende gestartet.




86 Prozent der Deutschen haben
keinen Organspendeausweis – die Gründe:
        noch nicht ausreichend                                31 %
                     informiert
             zu jung/zu alt dafür               14 %

habe noch keinen Ausweis, lehne              11 %
    Organspende aber nicht ab
       gesundheitliche Gründe            11 %

       Thema ist unangenehm              10 %

             religiöse und/oder         7%
               ethische Gründe
         Angst, vorzeitig für tot      5%
            erklärt zu werden
         bisher keine Zeit dafür       5%

           lehne Organspende           4%
              grundsätzlich ab



             14
Gala „Organspende-Dialog“ als Auftakt                        Die häufigsten Vorurteile – Mythen und Wahrheit

Ein festlicher Startschuss fiel bei der Gala „Organspende-   „Ich bin zu jung/Ich bin zu alt für
Dialog“ Ende Oktober 2008. Bei der Auftaktveranstaltung      eine Organspende.“
der Kampagne im Hamburger Curiohaus haben Nele               Da es in jedem Alter Patienten gibt, die auf ein lebens­
und Bo Flower ihre Songs zum ersten Mal auch live            rettendes Spenderorgan warten, gibt es weder nach
vorgestellt. In mehreren Talkrunden sprachen Experten,       oben noch nach unten eine Altersgrenze.
Betroffene und Angehörige über ihre ganz persönliche
Sicht auf das Thema Organspende. Gewidmet war der            „Aus religiösen bzw. ethischen Gründen lehne ich
Abend den Menschen, die darauf hoffen, dank einer            eine Organspende ab.“
Organspende eines Tages wieder ein normales Leben            Die katholische und evangelische Kirche sowie der
führen zu können. Zu jedem Betroffenen gehören ein           Zentralrat der Muslime befürworten die Organspende
Gesicht und eine ganz persönliche Geschichte – das           als einen Akt der Nächstenliebe und der Solidarität mit
hat der Organspende-Dialog eindrucksvoll gezeigt.            Kranken und Behinderten. Die jüdische Gesetzesaus­
                                                             legung erkennt den Hirntod nicht als Lebensende an,
                                                             daher sind Organentnahmen erst gestattet, wenn das
                                                             Herz nicht mehr schlägt.

                                                             „Ich habe Angst, in der Klinik vorzeitig für tot
                                                             erklärt zu werden, wenn dort dringend Organe
                                                             benötigt werden.“
                                                             Voraussetzung für eine Organspende ist der vollstän­
                                                             dige und irreversible Hirntod des Patienten. Er muss
                                                             unabhängig voneinander von zwei Ärzten im Abstand
                                                             von mindestens zwölf Stunden festgestellt werden.

                                                             „Aus gesundheitlichen Gründen kann ich kein
Seither sind beide Künstler in ganz Deutschland unter­       Organspender sein.“
wegs und werben auf Informationsveranstaltungen,             Eine Organspende kommt nicht in Frage, wenn der
Open-Air-Festivals, Bikertreffen und vielen anderen          Verstorbene akut an Krebs erkrankt war oder schwer­
Veranstaltungen dafür, Berührungsängste abzulegen            wiegende Vorerkrankungen wie AIDS oder Tuberkulo­
und sich mit dem Thema Organspende auseinander­              se hatte. Ob eine Organspende medizinisch möglich
zusetzen.                                                    ist, prüfen die Ärzte nach dem Hirntod. Eine Gesund­
                                                             heitsprüfung zu Lebzeiten ist deshalb nicht nötig.
Parallel dazu sorgt die TK dafür, dass die Organspende
auch in der Politik und bei den Entscheidern im Gesund­       „Wenn ich einen Organspendeausweis bei mir
heitssystem im Gespräch bleibt. Ziele sind ein verbes­       trage, bin ich Organspender.“
sertes Transplantationsgesetz sowie die Möglichkeit,         Auf dem Organspendeausweis kann man seinen per­
die persönliche Entscheidung für oder gegen eine             sönlichen Wunsch, wie im Fall des Todes verfahren
Organspende auf der elektronischen Gesundheitskarte          werden soll, dokumentieren. Man kann also auch fest­
dokumentieren zu können.                                     halten, dass man einer Organspende widerspricht, die
                                                             Einwilligung auf bestimmte Organe begrenzen oder
Bei Unternehmen wirbt die TK dafür, den Gehalts­             bestimmte Organe ausnehmen. Außerdem kann man
abrechnungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter            die Entscheidung über eine Organspende auf eine
einen Informationsflyer mit einem Organspendeausweis         andere Person übertragen.
beizulegen, und appelliert an Krankenhäuser, ihrer
Verpflichtung nachzukommen, potenzielle Organspender
zu melden. Darüber hinaus gibt es vielfältige Koopera­
tionen mit Schulen, Selbsthilfegruppen und Fahrschulen.                                                      15
Daten für Taten

Horizonte erweitern

Um ein Unternehmen kontinuierlich weiterzuentwickeln, um neue und für die
Kunden passgenaue Angebote an den Markt zu bringen oder auch, um Impulse
für das Gesundheitssystem zu setzen, bedarf es gesicherter Erkenntnisse als Basis.
Daher ist die TK stets auf der Suche nach Neuem – sie befragt ihre Kunden nach
deren Erwartungen, macht Studien zum Stimmungsbild einer ganzen Branche und
nimmt auch die Versorgungsrealität unter die Lupe.




  16
Wissen schaffen
Sich kritisch mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und
ökonomischen Aspekten der Gesundheitsversorgung
auseinanderzusetzen, wird immer wichtiger, um die
Weichen in die Zukunft richtig zu stellen. Dies ist eine der
Aufgaben des WINEG – des „Wissenschaftlichen Instituts
der Techniker Krankenkasse für Nutzen und Effizienz
im Gesundheitswesen“. Inhaltliche Schwerpunkte des
Instituts liegen daher auf der Versorgungsforschung,
der Gesundheitsökonomie und der Patientenkommunikati­
on nach den Methoden der evidenzbasierten Medizin.
Ziel der Arbeit des WINEG ist es, die gesundheitliche          In der zweiten Woche haben die Studierenden mit
Versorgung der TK-Versicherten zu verbessern. Neben            Unterstützung der WINEG-Experten eine systema­
der wissenschaftlichen Arbeit ist der konstruktiv-kritische    tische Literaturauswertung durchgeführt zu der Frage:
Dialog mit den Entscheidern des Gesundheitssystems             „Wie ist die Evidenzlage von Studien zu pharmazeu­
eine weitere wichtige Aufgabe des Instituts.                   tischer Betreuung in der Offizin-Apotheke hinsichtlich
                                                               Kosten-Nutzen-Effektivität und patientenrelevanter
Kosten und Nutzen in den Blick nehmen                          Outcomes?“ Ihr Fazit: Nach wie vor gibt es zu wenig
                                                               aussagekräftige Studien. Dennoch gaben am Ende 14
Ist ein Arzneimittel wirklich neuartig? Welchen Nutzen         der ausgewerteten Studien einen Eindruck davon, wel­
haben die Patienten tatsächlich davon? Und was ist es          che Effekte eine umfassende Betreuung durch die
wert? Angesichts der seit Jahren stark steigenden Aus­         Apotheke haben kann: Die Lebensqualität steigt sub­
gaben für Medikamente und der großen Zahl neuer                jektiv vor allem bei chronisch Kranken, dafür sind
Präparate, die Jahr für Jahr auf den Markt kommen, ist         objektive Effekte im klinischen Vergleich kaum nach­
es wichtig, diese Fragen systematisch zu stellen und           weisbar.
zu beantworten. Um die Diskussion in der Fachöffent­
lichkeit voranzutreiben, war das WINEG im Sommer 2008          Zudem mangelt es vor allem an Studien, die einen
als Mitveranstalter an einem Kosten-Nutzen-Symposium           Kosten-Nutzen-Vergleich zeigen oder möglich machen.
beteiligt. Im Vordergrund standen die Methodik sowie           Solche Erkenntnisse könnten Aufschluss darüber
die Datenlage zu Kosten-Nutzen-Bewertungen, aber               geben, wie wichtig die Beratung des Apothekers in
auch Fragen der Ethik und der Finanzierung.                    der klassischen Offizin-Apotheke wirklich ist und wel­
                                                               che neuen Wege in der pharmazeutischen Betreuung
Apotheker von morgen zu Gast im WINEG                          sinnvoll und wünschenswert sind. Ein konkretes Bei­
                                                               spiel ist die Integrierte Versorgung. Bei dieser fach­
Auch 2008 gab es im WINEG wieder eine zweiwöchige              übergreifenden Zusammenarbeit unterschiedlicher Leis­
Summer School. Das Ziel: gemeinsam mit 19 Studieren­           tungserbringer könnten Apotheken künftig eine stärkere
den der Pharmazie Trends, Probleme und Interessen­             Rolle als Berater spielen, um einerseits Kosten zu sen­
konflikte im Apothekenwesen aufzuarbeiten. Am Beginn           ken und andererseits die Versorgung der Patienten zu
stand eine Vortragswoche, in der es unter anderem um           verbessern.
die Struktur und die rechtlichen Grundlagen des Gesund­
heitssystems ging, um Grundlagen der Statistik und               Informationen über die Methodik, die Arbeit und die
der Pharmakoökonomie sowie um Gesundheitspolitik                 Projekte des WINEG stehen unter www.wineg.de im
und Versorgungsforschung.                                        Internet zur Verfügung.




                                                                                                               17
Europäisch gefragt

Wer in Deutschland wohnt und versichert ist, lässt sich      Schon die hohe Rücklaufquote von 35 Prozent spiegelt
längst nicht mehr nur bei heimischen Ärzten oder in          das Interesse der Menschen am Thema „Gesundheit
deutschen Kliniken behandeln, kauft seine Medika­            in Europa“ wider. Unter der Annahme, dass die
mente auch nicht immer hierzulande. Die Fahrt über           befragten TK-Mitglieder einen repräsentativen Quer­
die Grenzen ins europäische Ausland ist inzwischen           schnitt darstellen, wurden die Ergebnisse auf die
gängiger als noch vor wenigen Jahren. Europa wächst          gesamte gesetzliche Krankenversicherung wie auch
also auch in der Gesundheitsversorgung zusammen.             auf die Wohnbevölkerung der Bundesrepublik
Das wird unter anderem dadurch dokumentiert, dass            Deutschland hochgerechnet.
die Europäische Kommission im Juli 2008 einen Richt­
linienvorschlag verabschiedet hat, der die freie Wahl        Zu den überraschendsten Ergebnissen gehörte die
der Gesundheitsdienstleister europaweit fördern und          Aussage von 40 Prozent der Befragten, dass sie die
die Patientenrechte dabei stärken soll.                      Behandlung im EU-Ausland gezielt gesucht und nicht
                                                             aufgrund einer akuten Krankheit oder eines Notfalls
Die TK steht dem europäischen Gedanken schon lange           in Anspruch genommen haben. Bei einer ähnlichen
nicht nur aufgeschlossen gegenüber, sondern hat eine         Befragung im Jahr 2003 gaben dies nur sieben Pro­
Vielzahl von Initiativen ergriffen, um ihren Versicherten    zent an – die Grenzen fallen also auch spürbar in den
Wahlfreiheit und Entscheidungsalternativen zu ermög­         Köpfen der Versicherten.
lichen.
                                                             Private Gründe, Komfortaspekte und
Neue Studie mit neuen Ergebnissen                            Geldersparnis

Zwar wird politisch viel über die grenzüberschreitende       Berufliche Gründe für eine Behandlung in EU-Staaten
Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen debat­             spielten so gut wie keine Rolle: Bei 97 Prozent der
tiert. Aber welche Rolle spielt sie wirklich? Empirische     Befragten erfolgte sie während eines privaten Aus­
Untersuchungen zum Ausmaß der tatsächlichen Nach­            landsaufenthaltes. Die Länder, in denen die TK-Mit­
frage existieren kaum. Um sich ein Bild über die realen      glieder behandelt wurden, überraschen dagegen
Verhältnisse zu machen und für die Zukunft bedarfsge­        weniger: Spanien, Österreich und Italien sind als
rechte Angebote entwickeln zu können, hat die TK im          beliebte Reiseziele naturgemäß die Staaten, in denen
Jahr 2008 diejenigen Mitglieder zu ihren Erfahrungen         die meisten EU-Auslandsbehandlungen stattgefunden
befragt, die zuvor Gesundheitsleistungen in einem Land       haben. Danach folgen Tschechien, Polen, Frankreich
der europäischen Union in Anspruch genommen haben –          die Schweiz und Ungarn – darunter also eine Reihe
insgesamt 34.000 Männer und Frauen. Hochgerechnet            von osteuropäischen Ländern, bei denen finanzielle
auf ganz Deutschland heißt das: 680.000 Menschen             Gründe eine große Rolle gespielt haben.
sind im EU-Ausland versorgt worden.



                                                                         Gründe für die Behandlung:
                                                                         Chronische Erkrankungen nehmen zu

                                                  Gelenk und Rücken                                              31 %
                                                          (chronisch)
                                                       Unfallbedingte
                14 %
                                                        Verletzungen

                                                     Atmungsorgane               11 %

                                                               Zähne             11 %

                                                       Herz-Kreislauf          10 %

                                                      Nervensystem,         7%
                                                   Augen und Ohren
                                                  Verdauungsorgane        5%
                                                   Nieren, Harn- und   5%
                                                  Geschlechtsorgane
                                                                Haut 4 %

                                                                                    Der Anteil der unfallbedingten Verlet­
                                                                                    zungen als Grund für eine Behandlung
                                                                                    im EU-Ausland ist von 25 Prozent im
                                                                                    Jahr 2003 auf 14 Prozent gesunken.

  18
Weshalb haben sich die TK-Mitglieder bewusst für          in denen sich die Versicherten mit ihrer deutschen
eine Behandlung im europäischen Ausland entschie­         Chipkarte ambulant oder stationär behandeln lassen
den? Jeder Siebte nannte einen höheren Komfort (14        können. Die Abrechnung erfolgt direkt mit der TK, so
Prozent), 13 Prozent der Befragten gaben finanzielle      dass der Patient weder in Vorleistung treten muss noch
Einsparungen, zum Beispiel beim Zahnersatz, als           anschließend bürokratischen Aufwand hat. Verträge
Grund für die Fahrt über die Grenze an. Therapien, die    gibt es auch mit Kur-Einrichtungen in Österreich, Italien,
von der Schulmedizin in Deutschland nicht anerkannt       Tschechien, Ungarn, Polen und der Slowakei.
sind, nehmen mit sieben Prozent einen deutlich gerin­
geren Raum ein. Das Gleiche gilt für die Nutzung einer
bestimmten TK-Vertragseinrichtung (sechs Prozent).

Auch die Verteilung der Erkrankungen unterstreicht          Auslandsbehandlungen:
die Tendenz zu geplanten Behandlungen: Fast ein
Drittel entfiel auf (chronische) Gelenk- und Rückenlei­     Die Reiseländer liegen vorn
den. Akut- und Notfälle in Form von unfallbedingten
Verletzungen wie Brüchen, offenen Wunden, Verbren­
nungen oder Vergiftungen nahmen mit 14 Prozent eine
deutlich geringere Rolle ein. Im Jahr 2003 machten
die Unfallverletzungen noch 25 Prozent aus. Ebenfalls
rückläufig waren die akuten Erkrankungen der Atmungs­
organe, deren Anteil sich von 23 auf elf Prozent hal­
biert hat. Jeweils ein Zehntel entfiel auf Probleme mit
den Zähnen sowie auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Im Vordergrund standen ambulante Behandlungen:
An erster Stelle rangiert der Allgemeinarzt mit 38 Pro­
zent, gefolgt von verordneten Medikamenten (31 Pro­
zent) und Heilmitteln (24 Prozent). Mit ebenfalls 24
Prozent lagen die Kuren als erste stationäre Behand­
lung auf dem vierten Platz.

Abrechnung muss leichter werden                              Spanien                                              19 %

Verbesserungsbedarf besteht bei der Abrechnung der
EU-Leistungen: Zwar gaben 32 Prozent der Befragten
an, sie seien mit der Abrechnung vollkommen bzw.             Österreich                                16 %
sehr zufrieden. 41 Prozent sagten jedoch auch, dass
sie versucht hätten, die Behandlungen über die Euro­
päische Krankenversicherungskarte abzurechnen,
diese im Ausland jedoch nicht akzeptiert worden sei.         Italien                          13 %
Bei 77 Prozent der Befragten lief die Abrechnung über
die Kostenerstattung. So ist es nur folgerichtig, dass
sich fast jeder Zweite für eine Zusammenarbeit der TK
                                                             Tschechien              10 %
mit anderen Krankenversicherungen im EU-Ausland
ausgesprochen hat, um eine schnelle und reibungs­
lose Übernahme der Behandlungskosten zu erreichen.
                                                             Polen                9%
Unzufrieden mit ihrer Behandlung in einem EU-Staat
waren nur fünf Prozent der Befragten. Maßgeblich
hierfür waren Kosten, die ihnen nicht erstattet werden
durften und die sie daher selbst tragen mussten.             Frankreich 6 %
Jeder Fünfte fühlte sich medizinisch schlechter behan­
delt als in Deutschland, und weitere 18 Prozent hatten
Verständigungsschwierigkeiten aufgrund der Fremd­
sprachen.                                                    Schweiz      6%

Direkte Verträge sorgen für mehr Komfort

Um ihren Versicherten eventuelle Schwierigkeiten aus         Ungarn       6%
dem Weg zu räumen, hat die TK in den vergangenen
Jahren ihren Europaservice auf- und ausgebaut. So
hat sie in Kooperation mit der AOK Rheinland/Ham­           Mehr als 16.000 TK-Mitglieder ließen sich allein
burg Verträge mit mehr als 70 Kliniken in den Nieder­       in Spanien, Österreich oder Italien behandeln.
landen, Belgien, Österreich und Italien abgeschlossen,


                                                                                                            19
À la carte: Zustimmung für die

elektronische Gesundheitskarte


Über 220 Mal in jeder Minute stecken Arzthelferinnen
oder Klinikmitarbeiter irgendwo in Deutschland Kranken­
versichertenkarten der TK in die Lesegeräte ihrer Praxis-
oder Krankenhauscomputer. Daraus entstehen pro Jahr
rund 50 Millionen elektronische Buchungen, auf deren
Grundlage Ärzte, Zahnärzte und Krankenhäuser ihr Geld
von der TK bekommen – mehr als sechs Milliarden Euro
allein im Jahr 2008. Künftig sollen auch die Apotheken
hinzukommen, um die Abrechnung zu erleichtern.

15 Jahre nach ihrer Einführung zeigt sich jedoch: Die
Krankenversichertenkarte ist in die Jahre gekommen.
„Veraltet, unsicher und manipulationsanfällig“ – so
beurteilen Experten die Kartensysteme, die heute von
Banken und im Gesundheitssystem verwendet werden.
EC-Karten mit Magnetstreifen beruhen noch auf einer
Technik aus den 1970er-Jahren; Krankenversicherten­
karten enthalten zwar schon einen Chip, stehen aber
auf dem technischen Stand der 1980er-Jahre. Auf der         Grundlegender Richtungswechsel – der Patient
Höhe der Zeit sind so genannte Smart-Chips, wie sie         als Herr seiner Daten
jeder Mobiltelefonbenutzer bereits in seinem Gerät hat.
Karten mit diesen Chips lassen sich sperren, online         Im Zentrum der geplanten Veränderungen steht ein
aktualisieren und können von Unbefugten nicht mani­         grundlegender Richtungswechsel: Nicht mehr der Arzt
puliert werden. Damit soll jetzt auch das Bezahlsystem      soll alleiniger Hüter der medizinischen Daten seiner
im Gesundheitssystem sicherer werden: Die elektro­          Patienten sein, sondern die Betroffenen selbst sollen
nische Gesundheitskarte (eGK) enthält nicht nur den         darüber verfügen können – auch bei einem Arztwechsel,
Chip, sondern auch noch zusätzliche Sicherheitsmerk­        Umzug in eine andere Stadt oder bei Verdacht auf
male. Auf diese Weise bildet sie einen sicheren Zugang      einen Behandlungsfehler.
zu einem vernetzten Gesundheitssystem.
                                                            Diesen Richtungswechsel begrüßt die deutsche
Moderne Plattform für ein veraltetes System                 Bevölkerung und steht dem Start der elektronischen
                                                            Gesundheitskarte überwiegend positiv gegenüber.
Die elektronische Gesundheitskarte soll den technolo­       Das zeigt die bevölkerungsrepräsentative Studie
gischen Wind des 21. Jahrhunderts in ein System             „Branchenbarometer E-Health“ im Auftrag der TK:
bringen, in dem Papierabrechnungen, laborentwi­             Drei von vier Menschen hierzulande begrüßen die
ckelte Röntgenbilder und Patientenkarteikarten nach         Einführung und sehen vor allem den Nutzen des neu­
wie vor an der Tagesordnung sind. Dazu sollen in meh­       en Systems. Besonders gut kommt bei ihnen an, dass
reren Schritten alle Ärzte, Zahnärzte, Apotheken und        Notfalldaten künftig schnell verfügbar sind und Ärzte
Krankenhäuser miteinander vernetzt, ihre Kommunikation      ihre Befunde in Zukunft elektronisch an den weiter­
untereinander zum Wohle der Patienten vereinfacht und       behandelnden Kollegen übersenden können.
alles zugleich sicherer werden. Hinzu kommt ein
neues Abrechnungs- und Bezahlsystem für die rund            Ein Großteil der Befragten (71 Prozent) erwartet zudem,
82 Millionen Patienten und ihre medizinischen Dienst­       dass der Missbrauch mit der neuen Karte zurückgeht
leister. Fachleute benutzen dafür das Wort „Telematik-      und die Menschen später von weiteren Anwendungen
Infrastruktur“, wenn sie über diese Herkulesaufgabe         wie der elektronischen Patientenakte profitieren, wenn
und ihre Komplexität sprechen. Die Öffentlichkeit ver­      Krankengeschichten besser dokumentiert werden und
wendet lieber den einprägsameren Namensgeber als            dadurch die Diagnosesicherheit steigt. Noch größer ist die
Synonym für das gesamte System – die elektronische          Zustimmung in den Regionen, in denen die elektronische
Gesundheitskarte. Sie steht zugleich für eine neue          Gesundheitskarte bereits getestet wird (87 Prozent).
Kartengeneration und zukunftsweisende Verände­
rungen, die noch über ein Jahrzehnt in Anspruch neh­        Außerdem schätzen die Befragten, dass die Karte
men werden. Die kontroverse Diskussion und die Reich­       künftig wichtige Gesundheitsdaten rascher verfügbar
weite des Themas, das alle Einwohner angeht − egal ob       machen soll. Sie versprechen sich davon eine höhere
gesetzlich oder privat versichert −, sind für die TK        Diagnose- und auch Arzneimittelsicherheit. Auch die
gute Gründe, das Stimmungsbild in der Bevölkerung           Perspektive, dass die eGK später einmal das Anlegen
zu erforschen, Erwartungen und auch Befürchtungen           elektronischer Patientenakten mit der individuellen
nachzuspüren.                                               Krankengeschichte inklusive Laborbefunden, Opera­
                                                            tionsberichten und Röntgenbildern ermöglichen wird,
                                                            befürworten 70 Prozent der Befragten.




  20
Skepsis äußerten Mediziner in der Studie: Vier von fünf       Große Akzeptanz der eGK

befragten Ärzte sprachen sich dafür aus, das System
vor dem Start erst noch weiterzuentwickeln. Neue
Anwendungen kommen bei ihnen dagegen mehrheitlich             Bevölkerung allgemein                    74 %
gut an: Über 70 Prozent sprachen sich sowohl für den
elektronischen Arztbrief als auch für die elektronische
Patientenakte aus. Und auch die Ärzte, die an den             TK-Versicherte in Testregionen                   87 %
eGK-Tests teilgenommen haben, plädieren eindeutig
für beide Funktionen (70 Prozent). Ihre Hauptkritik bezieht
sich auf die Frage, ob medizinische Daten außer auf
den Arztcomputern auch auf zentralen Servern gespei­
                                                              Ärzte in Testregionen           59 %
chert werden sollen.                                          Anteile der Befragten, die die Einführung der eGK als
                                                              sinnvoll oder sehr sinnvoll einstufen
Kritik gab es auch beim geplanten Funktionsumfang zum
Start: Sowohl Versicherte als auch Ärzte bemängeln,
dass für sie zu Beginn kein erlebbarer neuer Nutzen
hinzukommt. Dagegen liegen die Vorteile des neuen             Die Top 3 der Argumente für die eGK
Systems für Krankenkassen wie die TK auf der Hand:
Für sie steht die neue Kartengeneration für neue Anwen­
dungsmöglichkeiten, aber auch einfachere Prozesse,
                                                              Bevölkerung allgemein
denn die Karten müssen nicht mehr wie bisher bei                                                                    92 %
jeder kleinen Änderung wie zum Beispiel einer neuen
Anschrift ausgetauscht werden. Jahr für Jahr sind in          Schnellere Verfügbarkeit wichtiger Gesundheitsdaten
Deutschland rund 15 bis 20 Millionen Karten allein aus                                                        85 %
diesem Grund ein Fall für den Schredder.
                                                              Höhere Diagnosesicherheit
Elektronische Rezepte vereinfachen                                                                            84 %
die Abrechnung
                                                              Höhere Arzneimittelsicherheit
Eine zweite Neuerung ist das elektronische Rezept.
Denn obwohl die Ärzte heute üblicherweise die Rezepte
am PC erstellen, werden sie am Ende doch als Papierbe­        TK-Versicherte in Testregionen
leg abgerechnet. So lagert allein im Duisburger                                                                        99 %
Abrechnungszentrum der TK ein Berg von über 50 Milli­
onen Rezepten – die Verordnungen der letzten acht             Schnellere Verfügbarkeit wichtiger Gesundheitsdaten
Quartale. Monat für Monat kommen 2,7 Millionen hinzu,
von denen 70.000 nicht maschinenlesbar sind und des­                                                                 95 %
halb mühsam per Hand herausgesucht und nachbear­              Vermeidung von Doppeluntersuchungen
beitet werden müssen.
                                                                                                                     93 %
Die meisten Befragten interessieren sich allerdings           Höhere Diagnosesicherheit
weniger für die Einsparmöglichkeiten, sondern mehr
für den Nutzen, den ihnen die neuen Funktionen in einer
späteren Einführungsphase bringen – von vermeidbaren          Ärzte in Testregionen
Unverträglichkeiten verordneter Medikamente bis zur
schnelleren Verfügbarkeit ihrer Gesundheitsdaten. Den                                                 71 %
Schutz ihrer Daten bewertet die Mehrheit positiv. Sie         Schutz vor Missbrauch der Karte
sorgen sich zwar grundsätzlich, ob ihre Daten in unbe­
fugte Hände gelangen könnten (63 Prozent), sind aber                                                 69 %
von den Sicherheitsvorkehrungen des Systems eGK               Schnellere Verfügbarkeit wichtiger Gesundheitsdaten
überzeugt: Die Mehrheit der Bevölkerung (60 Prozent)
hält die künftigen Funktionen für sicher oder sehr                                              63 %
sicher, bei den 18- bis 29-Jährigen sagen dies sogar 74
                                                              Höhere Arzneimittelsicherheit
Prozent. Darüber hinaus beurteilen zwei von drei
Befragten die eGK als sicherer als die EC-Karte, mit
der sie heute bezahlen und ihr Geld abheben.

                                                              Quelle: „Branchenbarometer E-Health“,
                                                              F.A.Z.-Institut, TK, 2009




                                                                                                              21
Gesundheitspreis und Ideenpark

      Breite
      Anerkennung
      Ideen sprudeln, Menschen engagieren sich, Neues ent­
      steht, Gutes wird besser, manches Leiden erträglicher.
      Vieles davon geschieht, ohne dass die Öffentlichkeit davon
      erfährt. Wettbewerbe und Preise können Wege sein, dies
      zu ändern und das Augenmerk auf Sehenswertes zu len­
      ken. Der Gesundheitspreis „Pulsus“ und der „Ideenpark
      Gesundheitswirtschaft“ sind zwei Beispiele hierfür.




22
Ehre für stille Helden
Zum fünften Mal haben die TK und die „Bild am                  Menschen in einem Wohn- und Pflegeheim. Sie
Sonntag“ (BamS) Deutschlands großen Gesundheitspreis           spielen, basteln, musizieren mit ihnen, fahren sie im
verliehen, den „Pulsus“. BamS-Leser und TK-Versicherte         Rollstuhl spazieren. Die Schüler lernen ihnen fremde
konnten über den „Arzt des Jahres“, den „Kämpfer des           Lebenssituationen kennen, bauen Berührungsängste
Jahres“, den „Prominenten des Jahres“ und über den             ab, entwickeln Mitgefühl und Freude beim Helfen.
Preisträger in der erstmals ausgelobten Sonderkate­            Und der besondere Clou: Die Schüler erstellen
gorie „Organspende“ entscheiden. Die „Gesündeste               Biografien der von ihnen besuchten Menschen. Diese
Grundschule“ und die „Beste Gesundheitskampagne“               erscheinen demnächst gesammelt in einem Buch.
hat eine Jury ausgewählt.
                                                               Gesundheitsförderung gibt es an der Schlossparkschu­
Ihrem schwerstbehinderten Sohn wollte Barbara Lau,             le Völklingen-Geislautern, der gesündesten Grund­
die Kämpferin des Jahres, eine Reittherapie ermögli­           schule des Jahres, schon seit mehr als 20 Jahren.
chen, fand jedoch keinen Reiterhof. So kauften sie und         Lehrerin Gisela Fritzen ist überzeugt: „Wer Schüler für
ihr Mann selbst ein Pferd und fuhren zu Therapeuten.           das Thema Gesundheit wirklich begeistern will, muss
Um auch anderen behinderten Kindern diese Thera­               sie durch spannende und wirklich prickelnde Projekte
pie zu eröffnen, gründeten die Laus mit Unterstützung          mitreißen.“ In einem eigenen Streichorchester entwickeln
helfender Hände und Spender ein Therapiezentrum.               die Schüler Liebe zur Musik und schulen zugleich Kon­
Der erste große Schock 2001: Ihr Sohn Alexander stirbt.        zentration und Feinmotorik. Auf eigenen CDs werden
2008 folgte der zweite Schlag: Ihr Ehemann stirbt nach         die Themen Ernährung und Bewegung in Liedform
einem Herzinfarkt und längerem Wachkoma. 330 Patien­           behandelt. Auch Tai-Chi können die Kinder lernen.
ten kommen jede Woche auf den Hof von Barbara Lau.
„Allein dafür lohnt es sich, weiter zu kämpfen“, so die        Fünf Menschenleben gerettet haben Regina und
Preisträgerin.                                                 Volker Haag, Preisträger in der Sonderkategorie
                                                               „Organspende“, mit der Entscheidung, die Organe
Kinder aus Krisengebieten operiert Dr. Karl-Georg              ihres tödlich verunglückten Sohnes Robin zur Trans­
Hermans, der Arzt des Jahres, kostenlos – neben                plantation freizugeben. Der 12-Jährige war bei einem
seinem „normalen“ Pensum von 80 bis 100 Wochen­                epileptischen Anfall die Treppe hinuntergestürzt. Erst
stunden im St. Joseph Krankenhaus in Prüm. Die ver­            im zweiten Krankenhaus wurde die richtige Diagnose
letzten Kinder – oftmals von Bombensplittern getroffen         gestellt: Hirnblutung und Schädelbruch. Den Transport
– kommen aus Afghanistan, dem Irak oder aus Angola.            in ein drittes, spezialisiertes Krankenhaus zur Not-OP
Vermittelt werden sie von der „Initiative Friedensdorf         überlebte der Junge nicht. Dort konnten Ärzte nur noch
International“. Patienten haben Dr. Hermans, den Arzt          den Hirntod feststellen. Mitten in diesem Albtraum
aus Leidenschaft, für den „Pulsus“ vorgeschlagen.              sind die Eltern dennoch sehr stark gewesen und haben
„Wenn nicht er, wer dann hat einen Preis verdient?“,           damit anderen Menschen die Chance auf ein neues
hieß es in einem Brief an die TK.                              Leben eröffnet.

Die Stiftung „Lebensherbst“ – ein Verein, der sich für           Die Jury
ältere und pflegebedürftige Menschen einsetzt – ist              Professor Dagmar Schipanski, Präsidentin der
von Mariella Ahrens, der Prominenten des Jahres                  Deutschen Krebshilfe; Dr. Susanne Holst, Ärztin und
und seit Juli 2007 „Gräfin von Faber-Castell“, gegrün­           Fernsehmoderatorin; Dr. Franziska Rubin, Ärztin,
det worden. Ihr Ziel: Es sollen „noch mehr Menschen              Schauspielerin und Moderatorin; Professor Dr. Dietrich
ihre Herzen öffnen für die Älteren. Damit es auch                Grönemeyer, Inhaber des Lehrstuhls für Radiologie
denen im Alter gut geht, die wenig besitzen.“ Der                und des weltweit einzigen Lehrstuhls für Mikrotherapie
Verein bietet gesellschaftliche Hilfen und auch Sach­            an der Universität Witten/Herdecke; Professor Dr.
spenden. Obwohl die Stiftung jung ist, erfahren bereits          Björn Nashan, Direktor der Fachabteilung für
14 Seniorenheime Unterstützung in Form von Spenden               Hepatobiliäre Chirurgie und Transplantationschirurgie
und der Organisation von Aktivitäten.                            am Universitätsklinikum Eppendorf; Walter Mayer,
                                                                 Chefredakteur der „Bild am Sonntag“; Professor Dr.
In Bad Staffelstein ist die Kampagne des Jahres,                 Norbert Klusen, Vorsitzender des TK-Vorstandes.
angestoßen von Religionslehrer Lukas Völker, zu
Hause. Seit 2005 besuchen Schüler der neunten und
zehnten Klasse wöchentlich freiwillig in ihrer Freizeit alte
                                                                                                                23
Ideenpark Gesundheitswirtschaft:
Akzente gesetzt
Neues entsteht aus der Vielfalt, nicht aus Einerlei. So        Kopfschmerzen zu den häufigsten Beschwerden der
sorgt Wettbewerb dafür, dass der Fortschritt auf allen         Kinder. Täglich leiden 900.000 Menschen in Deutsch­
Ebenen in das Gesundheitssystem einziehen kann.                land an Migräne-Attacken, und jeden Tag sind rund
Dabei sind Innovationen weit mehr als neue Medika­             100.000 Betroffene durch Migräne mit Schmerzen und
mente oder modernere Untersuchungsmethoden. Es                 Übelkeit ans Bett gefesselt. Solches Leid belastet nicht
geht vielmehr um zukunftsweisende Kooperationen,               nur die Betroffenen, sondern ist darüber hinaus auch
um Initiativen, die die Transparenz des Systems oder           teuer: Aktuelle Forschungen zeigen, dass allein die
die Qualität der Patientenversorgung verbessern, oder          Migräne in Europa 27 Milliarden Euro an direkten und
auch um Projekte, die die Effizienz von Behandlungs­           indirekten Kosten verursacht.
prozessen erhöhen können.
                                                               Mehr als drei Milliarden Einzeldosierungen an Schmerz­
Die Neuerungen im Kleinen und Großen stehen beim               medikamenten werden hierzulande pro Jahr verbraucht,
„Ideenpark Gesundheitswirtschaft“ der „Financial Times         85 Prozent davon wegen Kopfschmerzen. Gleichzeitig
Deutschland“ (FTD) im Mittelpunkt. Sein Ziel ist es, inno­     weist Deutschland bei der Schmerztherapie eine Unter­
vative Ansätze einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu         versorgung auf. Die Patienten wechseln häufig von Arzt
machen und so die Debatte um ein besseres Gesund­              zu Arzt – im Durchschnitt etwa acht Mal im Jahr. Nicht
heitssystem voranzutreiben. Im Jahr 2008 schrieb die FTD       selten brechen sie eine professionelle Therapie ab und
ihren Wettbewerb zum vierten Mal aus – Unternehmen,            weichen frustriert auf Außenseitermethoden aus. Kurz:
Institutionen und Einzelpersonen des gesamten Gesund­          Es fehlt in Deutschland an einer koordinierten Kopf­
heitsbereiches waren aufgerufen, sich mit ihren Ideen,         schmerzbehandlung, bei der die einzelnen Disziplinen
Projekten oder Konzepten zu beteiligen.                        zusammenarbeiten.

Eine hochkarätig besetzte Jury hatte anschließend die          Dies zu ändern, ist das Ziel des ersten bundesweiten
Aufgabe, aus der Vielzahl der Vorschläge die zehn              Kopfschmerzbehandlungsnetzes, das von der TK und
besten Konzepte und damit die Preisträger zu ermitteln.        der Schmerzklinik Kiel entwickelt worden ist und an dem
Maßgeblich dafür waren die Kriterien Relevanz, Inno­           mehr als 400 Praxen beteiligt sind. Die Schranken zwi­
vationsgrad, Durchsetzbarkeit, Reichweite sowie das            schen der ambulanten und der stationären Behandlung
Zusammenspiel von Qualität, Transparenz und Effizienz.         sowie der Rehabilitation werden aufgehoben. So lassen
                                                               sich die Therapieabläufe verbessern und Innovationen
Einzige Krankenkasse unter den Preisträgern war erneut         fördern. In der ersten Phase stehen die gezielte Diagnos­
die TK, die mit drei Preisen des „Ideenparks Gesund­           tik und die Auswahl der sektorenübergreifenden Thera­
heitswirtschaft“ ausgezeichnet wurde. Eines der Kon­           piepfade im Vordergrund. Es folgt eine neurologisch­
zepte kommt Patienten mit chronischen Kopfschmerzen            verhaltensmedizinische Behandlung, an der ebenfalls
zugute, ein anderes hilft Menschen mit psychischen             die unterschiedlichen Versorgungssektoren beteiligt
Erkrankungen, und das dritte bezieht Patienten, die an         sind. Anschließend werden Therapieverlauf und -erfolg
Depressionen oder Rückenschmerzen leiden, mit Hilfe            kontrolliert. Die beteiligten Ärzte und Therapeuten
eines „virtuellen Arztgespräches“ aktiv in die Therapie ein.   informieren und beraten sich wechselseitig, so ist ein
                                                               inhaltlich und zeitlich gut koordiniertes Vorgehen
Ein Netzwerk gegen Kopfschmerzen                               gewährleistet. Dafür bürgen die Leistungserbringer,
                                                               mit denen eine Bonus-Malus-Regelung vereinbart ist.
„Kopfschmerztourismus“ – für viele Menschen in                 Werden die Therapieziele – gemessen an der Arbeits­
Deutschland kein Schlagwort, sondern leidvolle Realität.       unfähigkeit – nicht erreicht, nehmen sie eine Kürzung
Nach repräsentativen Studien geben hierzulande                 ihrer Vergütung hin. Werden die Ziele übertroffen, erhalten
54 Millionen Menschen Kopfschmerzen als gravierende            sie einen Bonus. Die wissenschaftliche Begleitforschung
Gesundheitsstörung an, und schon in der Schule zählen          belegt die Qualität der Behandlung, und auch die Kosten­
                                                               effizienz des Ansatzes ist gesichert.

  24
Das meint die Jury: „Wenngleich die technische
Umsetzung des Projekts vor allem in Bezug auf den
Patientenpass noch ausbaufähig ist, verdient es vor
allem durch seine Relevanz und Aktualität Unterstüt­
zung. Das Thema Kopfschmerz wird derzeit noch
nicht breit und strukturiert genug aufgegriffen. Dieser
Mangel im allgemeinen Versorgungsangebot könnte
durch den Ansatz der Initiatoren behoben werden.“

Pauschale Vergütung – patientenorientierte                   Das meint die Jury: „Vergleichbare Versuche der
Behandlung                                                   Vergütungspauschalierung bei psychischen Erkran­
                                                             kungen gibt es bisher nicht. Der Wettbewerbsbeitrag
Weniger Bürokratie, bessere Versorgung – das ist der         sieht sich darum zu Recht als wegweisendes Modellpro­
Leitgedanke eines Psychiatrie-Projektes der TK. Wäh­         jekt. Gleichzeitig gehört vor allem die starke Zersplitte­
rend Akutkliniken schon seit Jahren pauschale Beträge        rung durch die bisher zahlreichen verschiedenen Ver­
pro Behandlungsfall erhalten, werden in der Psychiatrie      gütungsmodelle zu den großen Strukturproblemen bei
bislang noch tagesgleiche Pflegesätze bezahlt – je           der Versorgung psychisch Erkrankter. Diese Probleme
länger der Patient in der Klinik ist, desto höher also die   könnten zumindest zum Teil analog zu dem nun aus­
Vergütung für das Krankenhaus. Dabei ist es auch aus         gezeichneten Projekt behoben werden.“
medizinischen Gründen sinnvoll, den Klinikaufenthalt
von Psychiatriepatienten auf das wirklich Erforderliche      Virtuell mit dem Arzt im Gespräch
zu begrenzen. „So lang wie nötig, so kurz wie möglich“
lautet die Devise. Eine Analyse von TK-Daten hatte           Patienten möchten mehr und mehr in Therapie-Ent­
gezeigt, dass viele Patienten oft länger als vier Wochen     scheidungen eingebunden werden. Um mitreden und
stationär behandelt werden, und mehr als die Hälfte          -entscheiden zu können, benötigen sie Informationen,
kommt innerhalb eines Jahres erneut ins Krankenhaus.         die möglichst individuell zugeschnitten sein sollten. Der
                                                             TK-Patientendialog, ein interaktives Online-Instrument,
Ziel war es also, eine wohnortnahe und vor allem             macht dies für die Indikationen Depression sowie
ambulante Versorgung zu etablieren, die auch Wieder­         Rückenschmerzen möglich. Mehr als 4.500 verschiedene
einweisungen verhindert. Erreicht wird dies durch ein        Inhalte sind in dem Expertensystem hinterlegt. Mittels
Behandlungskonzept, das auf einer sektorenübergrei­          künstlicher Intelligenz geht es auf die Antworten des
fenden Therapie und Vergütung beruht. Die Komplex­           Nutzers ein, es filtert aus Millionen von Einzelinformati­
pauschale wird unabhängig von der Versorgungsform            onen, so genannten Wissens-Chunks, genau die Infor­
und über einen festen Zeitraum gezahlt. Für die Klinik       mationen heraus, die für den Patienten relevant sind –
entfällt der Anreiz, über eine medizinisch nicht unbedingt   wissenschaftlich fundiert, unabhängig und aktuell.
erforderliche Verlängerung der Verweildauer ihre Erlöse
zu erhöhen. Bei der Behandlung wird stärker auf Effek­       Das meint die Jury: „Eine sehr gut aufgebaute Web­
tivität geachtet, und die Vergütung wird sinnvoller ein­     site, ein gut ausgearbeitetes Konzept sowie die vielen
gesetzt. Es hat sich gezeigt, dass sich die Schwerpunkte     Möglichkeiten für Patienten geben dem Beitrag eine
der Versorgung mehr in den teilstationären und ambu­         besondere Qualität. Der volle Umfang des Angebots
lanten Sektor verlagern. Großer Vorteil außerdem: Die        kommt nur den Versicherten der Techniker Kranken­
administrativen Abläufe und auch der Abrechnungs­            kasse zugute. Dies könnte auch für andere Kassen
aufwand sind gestrafft worden, das bedeutet weniger          einen Anreiz bieten, ebenfalls ein interaktives, internet­
Bürokratie für alle Beteiligten.                             basiertes Informationssystem zu entwickeln.“



                                                                                                               25
Qualifiziert und engagiert

      Starkes Team
      Wer neben spannenden Aufgaben einen respektvollen Umgang
      miteinander, Verlässlichkeit und Fairness schätzt, kommt an
      einer Bewerbung bei der TK nicht vorbei – so lässt sich das
      Ergebnis des Wettbewerbs „Deutschlands beste Arbeitgeber“
      zusammenfassen, bei dem die TK aufs Siegertreppchen geklettert
      ist. Gesellschaftliche Verantwortung nimmt sie auch wahr,
      indem sie zum Beispiel Menschen mit schweren Behinde­
      rungen in den Arbeitsalltag integriert und in die Ausbildung
      junger Menschen investiert.




26
Ein Dienstleistungsunternehmen ist auf die Gesundheit       normalen Arbeitsalltag ins Unternehmen integriert. Die
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ihre Motivation und   durchweg positiven Erfahrungen im Laufe des 2008
ihre Identifikation mit dem Unternehmen angewiesen.         abgeschlossenen Projekts haben die TK veranlasst,
Und nur wer fairen Umgang erfährt, behandelt auch           einen gesonderten, auf die speziellen Erfordernisse
die eigenen Kunden gut. Die TK ist Krankenkasse und         dieser Gruppe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
Arbeitgeber zugleich – da kommt ihr im Betrieblichen        zugeschnittenen Tarifvertrag abzuschließen und damit
Gesundheitsmanagement eine besondere Verantwortung          den Frauen und Männern, die die Stammbelegschaft
zu. Zugleich sieht sie sich – wie jeder andere Arbeitge-    micht mehr missen möchte, eine dauerhafte Einstellung
ber – neuen Herausforderungen gegenüber: dem                und damit eine ganz neue Perspektive zu ermöglichen.
demografischen Wandel einerseits wie der Aufgabe,
frühzeitig talentierten Nachwuchs für sich zu gewinnen,     Ausbildung als Investition in die Zukunft und
um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu sichern.       gesellschaftliche Verantwortung

TK: Deutschlands bester Arbeitgeber                         Das Versichertenwachstum hat es der TK auch im
                                                            Jahr 2008 möglich gemacht, viele der jungen Männer
2008 hat sich die TK erneut am Wettbewerb „Deutsch-         und Frauen in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis
lands beste Arbeitgeber“ beteiligt – das Ergebnis: Platz    zu übernehmen, die ihre Ausbildung erfolgreich abge-
eins in der Kategorie der großen Unternehmen mit            schlossen, sich als persönlich geeignet und zudem
mehr als 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die       flexibel erwiesen haben. Bildete die TK früher nur Sozial-
Entscheidung der Jury gründet sich zum einen auf            versicherungsfachangestellte aus, ist das Portfolio in
Ergebnisse einer stichprobenhaften Befragung von            den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. 2008
500 zufällig ausgewählten Mitarbeiterinnen und Mitar-       umfasste das Ausbildungsspektrum neun verschie-
beitern in den Unternehmen. Dieser Teil fließt mit zwei     dene Berufsbilder – vom Lagerlogistiker in der Haupt-
Dritteln in die Bewertung ein. Das weitere Drittel beruht   verwaltung bis zum Koch in den beiden TK-Bildungs-
auf einem Kultur-Audit, in dem untersucht wird,             zentren. 176 junge Menschen haben im Jahr 2008 ihre
wodurch sich die Arbeitskultur im Unternehmen aus-          Ausbildung bei der TK begonnen.
zeichnet. Als Kriterien dienen die Dimensionen Vertrau-
en (unterteilt in Glaubwürdigkeit, Respekt und Fair-        Darüber hinaus fördert die TK den akademischen
ness), Stolz und Teamorientierung.                          Nachwuchs sowohl in Trainee-Programmen wie auch in
                                                            Kooperationen mit Hochschulen bei Bachelor-Studien-
Schwerbehinderte in den Arbeitsalltag                       gängen zu Wirtschaftsinformatikern oder Gesundheits-
integrieren – ein gelungener Ansatz                         ökonomen.

Für viele schwerbehinderte Menschen in Deutschland          Auch Ehrenamtliche sind für die TK im Einsatz
bieten die zahlreichen Behindertenwerkstätten eine
gute Möglichkeit der Beschäftigung und Förderung.           Eine Besonderheit der TK ist inzwischen Tradition und
Es gibt jedoch auch Frauen und Männer, die in diesen        sucht in der gesetzlichen Krankenversicherung dennoch
Einrichtungen unterfordert sind, aber auf dem ersten        ihresgleichen: Sie hat mehr ehrenamtliche Beraterinnen
Arbeitsmarkt keine Chance haben. Die TK hat sich            und Berater als angestellte Mitarbeiterinnen und Mitar-
dieses Themas angenommen und auf Projektbasis               beiter. Sie sind in ihrem beruflichen, studentischen
Menschen, die zuvor in Behindertenwerkstätten gear-         und privaten Umfeld aktiv, informieren und beraten. So
beitet haben und einen besonderen Bedarf an arbeits-        bilden sie ein wichtiges Bindeglied zwischen der TK
und berufsbegleitender Betreuung haben, mit einem           und ihren Versicherten.




                                                               31.12.2007                     31.12.2008

ehrenamtliche Beraterinnen/Berater                                    10.714                         10.777

Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter                                          10.535                         10.698
davon:

• in den Geschäftsstellen, den Service- und                            8.732                           8.862
  Abrechnungszentren und im Vertrieb

• in der Hauptverwaltung                                               1.586                           1.623

• in den Landesvertretungen                                              217                             213




                                                                                                               27
Die Sicht des Vorstandes


     Kurs gehalten

     In Zeiten großer Veränderungen brauchen Unternehmen
     verlässliche Ziele, einen untrüglichen Kompass und eine
     klare Vorstellung davon, wohin die Entwicklung gehen
     soll. Der TK-Vorstand sagt seine Meinung.




28
Deutschland hat ein anerkannt gutes Gesundheits­          Was schwebt Ihnen stattdessen vor?
system und dient anderen Ländern als Vorbild.
Wenn wir über die Grenzen schauen: Was können             Klusen: Viele Strukturen und Abläufe sind überholt und
wir von Staaten mit anderen Systemen lernen?              nicht mehr zeitgemäß, wir müssen sie an die Erforder­
                                                          nisse des 21. Jahrhunderts anpassen. Die Kranken­
Klusen: Wir können wirklich froh sein über unser          kassen müssen viel stärker als bisher die Leistungen
System, zuweilen sollten wir ihm auch etwas mehr          für ihre Versicherten selbst einkaufen dürfen. Hier hat
Wertschätzung entgegenbringen, als es hierzulande         es in den vergangenen Jahren viel Bewegung gege­
üblicherweise der Fall ist. Trotzdem ist es natürlich     ben mit dem Ergebnis, dass die Gestaltungsmöglich­
nicht perfekt, und wir sollten uns nicht scheuen, von     keiten weitaus größer sind als noch vor einem Jahr­
anderen zu lernen. Von den USA können wir sicher          zehnt. Diesen Weg sollte man beherzt weitergehen.
nicht lernen, wie man einen flächendeckenden Versi­       Dabei ist zunächst die Politik gefordert, um die recht­
cherungsschutz organisiert; hier richtet sich der Blick   lichen Grundlagen zu schaffen, und anschließend die
vielmehr von den vereinigten Staaten nach Deutsch­        Krankenkassen, die die neuen Möglichkeiten dann
land. Die Amerikaner können uns aber an ihren Erfah­      zügig in die Praxis umsetzen müssen.
rungen teilhaben lassen, wie man Patientenversorgung
organisieren kann. Grundlagenforschung und Spitzen­
medizin sind ebenfalls Felder, auf die es sich in den
USA zu schauen lohnt. An den Niederlanden hat mich
beeindruckt, wie beherzt und konsequent dort im Jahr
2006 eine umfassende Gesundheitsreform durchge­
setzt worden ist − ohne die vielen Kompromisse und
Ausnahmeregelungen, die wir hierzulande kennen.
Unter dem Strich muss man aber sagen, dass viele
Systeme mit den gleichen Problemen kämpfen wie wir:
steigende Ausgaben durch medizinischen Fortschritt
und eine − glücklicherweise − längere Lebenserwar­
tung der Menschen.

Immer wieder wird gefordert, die Leistungen
der gesetzlichen Krankenversicherung in ihrem
Umfang zu reduzieren, der Katalog solle bis auf
das Allernötigste ausgedünnt werden. Ist das die
Lösung der Probleme?                                        Professor Dr. Norbert Klusen
Klusen: Das ist ganz sicher keine Lösung, sondern           ist seit 1996 Vorsitzender des Vorstandes. Zuvor
würde im Gegenteil neue Probleme schaffen. Außer­           gehörte er drei Jahre als Geschäftsführer der
dem ist bisher noch jeder, der solches vorgeschlagen        TK-Führungsspitze an. Er ist verantwortlich für die
hat, an der Abgrenzung gescheitert, was denn noch           Unternehmensbereiche Finanzen, Marketing und
bezahlt werden sollte und was nicht. Die Mandel-Ope­        Vertrieb, Service und Kundenbindung, Versorgung
ration? Die Behandlung des Rheumas? Tabletten gegen         sowie für die Landesvertretungen und Stabs­
Migräne? Die Impfung gegen Masern? Der Herzschritt­         bereiche.
macher? Die Rehabilitation nach einem Herzinfarkt?
Wenn man dies alles durchdekliniert, landet man schnell     Der Diplom-Kaufmann, 1947 in Mönchengladbach
beim heutigen Leistungsumfang. Diese Diskussion             geboren, verfügt über umfangreiche Management­
führt also in eine Sackgasse.                               erfahrungen in internationalen Unternehmen,
                                                            zuletzt als Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor
                                                            einer Aktiengesellschaft des Maschinen- und
                                                            Fahrzeugbaus. Er ist Honorarprofessor für inter­
                                                            nationale Gesundheitspolitik und Gesundheits­
                                                            systeme an der Universität Hannover und
                                                            Honorarprofessor für Gesundheitsökonomie und
                                                            Gesundheitspolitik an der Westsächsischen
                                                            Hochschule Zwickau. Zudem ist er Gastprofessor
                                                            an der University of Michigan in Ann Arbor, USA.




                                                                                                          29
Was heißt das für die Versorgung der Patienten?
Wird es einen Preiskampf geben mit dem Ziel, dass
nur der billigste Leistungsanbieter unter Vertrag
genommen wird?

Klusen: Eine Kasse, die diese Strategie verfolgt, hat
im Grunde schon verloren. Das goutieren die Versi­
cherten und Patienten nicht, und so etwas spricht sich
schnell herum. Einer solchen Kasse würden die Kunden
in Scharen davonlaufen − zu Recht. Aber deswegen
gibt es natürlich trotzdem harte Verhandlungen mit
den Anbietern, sie verhandeln umgekehrt ja auch hart
mit uns. Unseren Beitragszahlern sind wir es schuldig,
dass wir unser Augenmerk auf die Wirtschaftlichkeit
legen. „Wirtschaftlich“ heißt eben nicht „billig“, sondern
steht für eine Balance von Leistungen und Qualität auf
der einen und den Kosten auf der anderen Seite.                 Helmuth Doose
Wie wird sich der Markt der Krankenkassen in den                gehört dem Vorstand seit dem Jahr 2000 an. Er
kommenden Jahren entwickeln?                                    ist für die Unternehmensbereiche Informationsver­
                                                                arbeitung, Kundenberatung, Mitgliedschaft und
Klusen: Nach wie vor ist der GKV-Markt heterogen                Beiträge, Personal sowie Recht und Vergabe ver­
strukturiert und weniger durch „Mammutkassen“                   antwortlich.
gekennzeichnet, sondern eher durch eine Vielzahl von
Klein- und Kleinstanbietern. Anfang 2009 existierten            Der Krankenkassenbetriebswirt wurde 1947 in
noch gut 200 der über 1.000 Kassen, die es Mitte der            Kiel geboren. Er war in verschiedenen Führungs­
1990er-Jahre noch gab. Die über 70 Millionen Versi­             positionen der gesetzlichen Krankenversicherung
cherten verteilen sich aber nicht annähernd gleichmäßig         tätig, unter anderem beim Bundesverband der
auf die Anbieter. Die Größenverhältnisse bewegten               Innungskrankenkassen und bei der Gärtner-
sich zum Jahresbeginn 2009 von 900 bis zu 7,2 Millionen         Krankenkasse (GKK). Vor seinem Wechsel zur TK
Versicherten. 31 Kassen hatten zu diesem Zeitpunkt              war er Geschäftsführer der GKK und ab 1996 vier
weniger als 10.000 Versicherte, und die Hälfte des              Jahre lang Vorsitzender des GKK-Vorstandes in
Marktes verteilte sich auf Kassen mit weniger als               Hamburg.
100.000 Kunden. Umgekehrt vereinigten die acht
größten Kassen mit mehr als 35 Millionen Menschen
gut die Hälfte aller Versicherten auf sich − eine atomi­
sierte Marktstruktur.

Das Geschäftsmodell der Klein- und Kleinstanbieter hat        Herr Doose, das Jahr 2008 stand im Zeichen der
funktioniert, als das Vertragsgeschäft in der gesetzlichen    Vorbereitung auf den Anfang 2009 eingeführten
Krankenversicherung noch vom Grundsatz „gemein­               Gesundheitsfonds. Was bedeutete das für die TK?
sam und einheitlich“ dominiert war. In Zeiten, in denen
es mehr Möglichkeiten und damit auch die Verpflich­           Doose: Kurz gesagt: einen enormen Aufwand. Das
tung gibt, selbst zu gestalten, trägt es nicht mehr; diesen   unterscheidet die TK allerdings nicht von anderen
Kassen fehlt die kritische Größe. Ich rechne deshalb          Krankenkassen. Es ist ja nicht so, dass der Fonds von
damit, dass es Fusionen in größerer Zahl geben wird.          gut 20 Frauen und Männern im Bundesversicherungs­
                                                              amt abgewickelt wird. Tatsache ist, dass jede einzelne
Also werden am Ende die berühmten 30 bis                      Krankenkasse viel Arbeit investieren muss, um die
50 Kassen stehen?                                             Funktionsfähigkeit für alle Eventualitäten zu sichern.
                                                              Wir würden diese Mitarbeiterkapazitäten lieber in
Klusen: Das weiß ich nicht, und ich halte es auch für         anderen Aufgabenfeldern einsetzen − in Gebieten, in
einen Fehler, eine Zielzahl zu definieren. Das wird die       denen die Versicherten und Patienten einen unmittel­
Entwicklung von ganz allein zeigen. Wir definieren ja         baren Nutzen spüren. Unter dem Strich bleibt für die
auch nicht, wie viele Lebensmittelgeschäfte und Mobil­        gesamte Krankenversicherung jedoch übrig: mehr
funkanbieter es geben soll, also brauchen wir das bei         Aufwand ohne vermehrten Nutzen, ein verzichtbares
den Krankenkassen auch nicht. Ein weites Oligopol             Projekt.
bietet die optimale Markstruktur für höchste Wettbe­
werbsintensität. Meine Prognose ist, dass die Zahl der        Wie haben Sie sich gerüstet für den Ansturm der
Krankenkassen in Deutschland noch lange deutlich              Kundenanfragen?
darüber liegen wird. Von einem Ende der Vielfalt kann
also auch in Zukunft keine Rede sein.                         Doose: Den Jahreswechsel mit dem Start des Gesund­
                                                              heitsfonds haben wir Monate im Voraus geplant, denn
                                                              es war ja absehbar, dass viele Kunden Fragen zur
                                                              neuen Finanzierung haben würden. Durch Rückschlüsse
                                                              auf bisherige Erfahrungen haben wir versucht, das
                                                              Telefonvolumen tagesgenau zu prognostizieren und
                                                              entsprechend die Mitarbeiterkapazitäten für die tele­
                                                              fonischen Kundenberatungen und Geschäftsstellen
                                                              zu planen. Denn für die Kunden erreichbar zu sein,
                                                              muss für ein Dienstleistungsunternehmen zu den
                                                              wichtigsten Anliegen gehören. Dank der ausgefeilten


  30
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  • 1. Infos zum PDF Kurs gehalten Geschäftsbericht 2008 Techniker Krankenkasse Gesund in die Zukunft.
  • 2.
  • 3. Bericht über das 125. Geschäftsjahr der Techniker Krankenkasse
  • 4. Inhalt Vorworte ................................................... 5 Erstmals mehr als sieben Millionen Versicherte Weiter gewachsen ....................................... 6 Unser Maß der Dinge: der individuelle Kunde Glänzender Service . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Innovativ und sicher Neue Wege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Daten für Taten Horizonte erweitern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Gesundheitspreis und Ideenpark Breite Anerkennung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Qualifiziert und engagiert Starkes Team . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Die Sicht des Vorstandes Kurs gehalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Selbstverwaltung ist Ehrenamt Ehrenamtlich verantwortlich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Einnahmen übersteigen die Ausgaben Erneut im Plus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 4
  • 5. Vorworte Professor Dr. Norbert Klusen Harald Schulte Vorsitzender des Vorstandes Alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrates Service, Beratung und Leistung – Anspruch der TK ist Das Jahr 2008 stand für die Selbstverwaltung der es, diesen Dreiklang für ihre Kunden täglich erlebbar Techniker Krankenkasse ganz im Zeichen der Vorbe­ zu machen. Es sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, reitung auf den Gesundheitsfonds. Im Vordergrund denen es gelingt, die Versicherten stets aufs Neue von stand dabei natürlich die Fusion mit der IKK-Direkt – der Leistungsfähigkeit und der gelebten Kundenorien­ sozusagen die wettbewerbliche Antwort der TK auf tierung zu überzeugen. Darauf konnte die TK auch im eine Welt mit staatlich festgesetzten Einheitsbeiträgen. Jahr 2008 wieder zählen. So konnte Gutes verbessert Für die Internetkasse IKK-Direkt bedeutete der Start und Neues begonnen werden. des Gesundheitsfonds das Ende ihres Geschäftsmodells, das auf niedrigen Beitragssätzen basierte. So war es Den Blick über die Landesgrenzen zu werfen, ist für die nur folgerichtig, dass der Preisführer IKK-Direkt und TK selbstverständlich: So weitet sich die Perspektive, der Qualitätsführer TK einen Zusammenschluss zum um von anderen zu lernen und neue Chancen zu erken­ 1. Januar 2009 anstrebten. nen, wie sich das hiesige Gesundheitssystem weiter verbessern lässt. Gleichzeitig wächst Europa weiter Für die Selbstverwaltung der TK war die Fusion mit zusammen, und für die Versicherten wird Mobilität bei weit reichenden Änderungen verbunden. Bestand der der Gesundheitsversorgung immer selbstverständ­ Verwaltungsrat bis dahin ausschließlich aus Versicher­ licher. Um uns ein Bild davon zu machen, welche tenvertretern, setzt er sich seit dem Jahresbeginn Leistungen unsere Kunden im Ausland wie oft in 2009 je zur Hälfte aus Vertretern der Arbeitgeber und Anspruch nehmen, haben wir sie befragt – mit großer der Versicherten zusammen. Daher war die Zustimmung Resonanz und überraschenden Ergebnissen. Mit den zur Fusion für viele Mitglieder der früheren TK-Selbstver­ gewonnenen Erkenntnissen wollen wir nicht nur die waltung auch eine sehr schwere Entscheidung, bedeu­ nationale und internationale Diskussion um patienten­ tete sie doch das Aus für ihr eigenes, oft schon über freundliche Organisation einer grenzüberschreitenden viele Jahre bestehendes Engagement. Dass der Gesundheitsversorgung vorantreiben. Wir nutzen sie Beschluss zur Vereinigung mit der IKK-Direkt dennoch auch, um für unsere Kunden neue Angebote zu ent­ so klar und eindeutig gefallen ist, zeigt, dass den Mit­ wickeln, die ihrem Bedarf und ihrer Mobilität entsprechen. gliedern des früheren Verwaltungsrates das Wohl und die Zukunftssicherheit der Techniker Krankenkasse Das Hauptaugenmerk der TK liegt natürlich auf dem wichtiger waren als ihre persönlichen Interessen. deutschen Gesundheitswesen und den Fragen, wie die Patientenversorgung weiter verbessert werden kann, Nicht zuletzt hieran wird deutlich, dass das Prinzip der wie wir Innovationen bei Diagnostik und Therapie in Selbstverwaltung, das Betroffene zu Beteiligten macht das System integrieren können oder auch, wie wir und ihnen eine große Verantwortung überträgt, flexibel kranke Menschen in ihrer Situation unterstützen und und zugleich belastbar genug ist, um auch in Zeiten des stärken können. In dieser Hinsicht war 2008 für die TK Umbruchs rationale und zukunftsorientierte Entschei­ ein ereignisreiches Jahr, in dem wir manches bewegen dungen zu treffen – Selbstverwaltung hat sich in der konnten. Dieser Geschäftsbericht kann nur einen klei­ Vergangenheit bewährt, erweist sich in der Gegenwart nen Ausschnitt der Aktivitäten zeigen. Wer mehr über als handlungsfähig und ist auch ein Zukunftsmodell. Mit die Versorgungsinitiativen der TK wissen möchte, dem dieser Überzeugung nimmt der Verwaltungsrat der TK sei die Broschüre „Sicherheit und Innovation“ ans Herz auch unter den neuen Bedingungen des Gesundheits­ gelegt, die parallel zum Geschäftsbericht erschienen ist. fonds seine Aufgaben wahr – engagiert und ehrenamtlich. Professor Dr. Norbert Klusen Harald Schulte 5
  • 6. Erstmals mehr als sieben Millionen Versicherte Weiter gewachsen Auch 2008 konnte die TK ihren Wachstumskurs fortsetzen. Das Plus belief sich bei den Mitgliedern auf 3,7 Prozent und bei den Versicherten auf 2,2 Prozent. Hinzu kam die Fusion mit der IKK-Direkt zum 1. Januar 2009. 318.200 130.196 244.238 56.342 190.941 738.814 460.980 108.487 1.856.935 169.278 628.825 99.095 327.335 74.113 868.735 864.341 6
  • 7. 2008 war für die TK erneut ein Wachstumsjahr. Am Der Reinzugang seit Beginn des Wettbewerbs unter Jahresbeginn 2009 hatte sie 746.000 Mitglieder den Krankenkassen Anfang 1996 belief sich auf fast und 942.000 Versicherte mehr als ein Jahr zuvor. Das 2,3 Millionen Mitglieder, was einem Zuwachs von 84 Wachstum aus eigener Kraft belief sich auf 157.000 Prozent entspricht. Bei den Versicherten lag die Stei­ Mitglieder und 138.000 Versicherte. Hinzu kam die gerung bei knapp 2,6 Millionen bzw. 55 Prozent. Fusion mit der IKK-Direkt, die zum 1. Januar 2009 in Kraft trat und die TK erstmals die 7-Millionen-Marke überschreiten ließ. Tendenz: steigend 8.000.000 Mitglieder 7.000.000 Versicherte 6.000.000 5.000.000 4.000.000 3.000.000 2.000.000 1.000.000 1.1.1996 1.1.1997 1.1.1998 1.1.1999 1.1.2000 1.1.2001 1.1.2002 1.1.2003 1.1.2004 1.1.2005 1.1.2006 1.1.2007 1.1.2008 1.1.2009 Ein stetes und solides Wachstum kennzeichnet die Entwicklung der TK seit Beginn der Wahlfreiheit und des Krankenkassenwettbewerbs Anfang 1996. Mitglieder und Versicherte 1.1.2008 1.1.2009 Pflichtversicherte 2.444.782 3.088.661 freiwillig Versicherte 904.484 943.958 versicherungspflichtige Rentner 850.516 923.371 Mitglieder gesamt 4.209.782 4.955.990 Familienangehörige 2.009.910 2.205.603 Versicherte gesamt 6.219.692 7.161.593 7
  • 8. Unser Maß der Dinge: der individuelle Kunde Glänzender Service Guter Service spricht sich herum. Er ist die Basis für den Geschäftserfolg eines Dienstleistungsunternehmens. Daher richtet die TK ihre Geschäftsprozesse an den gegenwärtigen und zukünftigen Bedürfnissen ihrer Kunden aus und legt großen Wert darauf, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Servicegedanken Tag für Tag mit Leben erfüllen. 8
  • 9. Auch Online-Service ausgeweitet Nicht nur den Service von Mensch zu Mensch in ihren Geschäftsstellen oder telefonischen Kundenberatungen hat die TK im Auge, wenn es um die stete Suche nach weiteren Verbesserungsmöglichkeiten geht. Auch die online abrufbaren Dienstleistungen sind gerade 2008 noch einmal erheblich erweitert worden. Ein kompletter Relaunch des Webauftrittes hat nicht nur eine ganz neue Struktur und Optik gebracht, son­ dern auch eine Vielzahl neuer Funktionen. Das Ange­ Die TK ist ein moderner Gesundheitsdienstleister, in bot der Online-Filiale, in der Versicherte passwortge­ dessen Selbstverständnis die Bedürfnisse und Erwar­ schützt viele Anliegen gleich erledigen können, ist tungen der Kunden handlungsleitend sind. Den Kunden ausgebaut worden. Gleichzeitig sind aber auch mehr Respekt zu erweisen, ihr Vertrauen zu verdienen, auf Formulare und Anwendungen ohne Passworteingabe ihre Meinung zu hören und ihnen Verlässlichkeit zu zugänglich. geben – das sind Eckpfeiler der TK-Serviceleitlinien, die die Erwartungen des Unternehmens an alle Mitar­ Das Mitgliedermagazin „TK aktuell“ steht den Kunden beiterinnen und Mitarbeiter in ihrem Umgang mit Kun­ inzwischen auch parallel im Internet als E-Paper zur den formulieren. Die Versicherten sollen sich wertge­ Verfügung. Dieses multimediale Angebot enthält Filme, schätzt und entlastet fühlen und mit Hilfe der TK die für Audiobeiträge und Bildstrecken für User, die mehr ihren individuellen Fall bestmögliche Gesundheitsver­ wissen möchten. sorgung finden. Damit keine Fragen offen bleiben, gibt das Web-Fern­ Mit regelmäßigen Kundenbefragungen und Testkäufen sehen „TK-TV“ im Internet regelmäßig Tipps aus den ermittelt die TK, wie die Qualität ihrer Dienstleistung von Bereichen Gesundheit, Ernährung, Prävention und den Kunden wahrgenommen wird. Außerdem erhalten Wellness. Kurzfilme zeigen Reportagen und Experten- alle dezentralen Kundenberatungen und Servicezen­ Interviews. Die Webvideos vermitteln in aller Kürze tren kontinuierliche Unterstützung darin, wie sie ihren praktisches Wissen, um die Nutzer zum Profi für die Service weiter verbessern können. Am Beginn dieses eigene Gesundheit zu machen. Prozesses steht eine Analyse der aktuellen Service­ situation vor Ort; anschließend gilt es, geeignete Maß­ nahmen zu finden und umzusetzen, und mit Hilfe eines Service-Controllings wird geprüft, ob die angestrebten Ziele erreicht werden. Service mit „Brief und Siegel“ Längst sind die Zeiten vorbei, in denen man mit der TÜV-Prüfung nur die Auto-Untersuchung alle zwei Jahre assoziierte. Im Jahr 2008 haben die Qualitätsprüfer des TÜV SÜD die Dienstleistungsqualität der TK unter die Lupe genommen. Die Servicezuverlässigkeit, das Beschwerdemanagement sowie die Kundenorientierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden nach strukturierten Verfahren des Qualitätsmanagements bewertet. Konkret heißt das: Die TÜV-Prüfer untersuchten unter anderem die TK-internen Servicestandards und -leitli­ nien und durchleuchteten die Ergebnisse von Kunden­ befragungen und Testkäufen. Außerdem sprachen die Qualitätsexperten mit rund 60 Kundenberaterinnen und -beratern aus dem gesamten Bundesgebiet, um sich ein Bild von der Kundenorientierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu machen und auch zu beurteilen, inwieweit die Vorgaben der Unternehmensleitung zur Servicequalität im Arbeitsalltag eingehalten werden. Abschließend stellten die TÜV-Prüfer fest, dass die TK – auch im Marktvergleich – ein ausgesprochen hohes Serviceniveau hat, und zeichneten sie mit dem TÜV- Siegel „ServiceQualität“ aus. 9
  • 10. Innovativ und sicher Neue Wege Ob neue Vertrags- und Vergütungsmodelle, unge­ wöhnliche Kampagnen für ernste Themen oder Hilfe für die Basisarbeit: Es gehört zum Selbstverständnis der Techniker Krankenkasse, auf allen Ebenen aktiv zu sein, um die Chancen ihrer Versicherten zu ver­ größern, gesund zu werden oder zumindest besser mit ihrer Erkrankung leben zu können. 10
  • 11. Wenn die Seele krank ist: gewohnte Umgebung statt Klinikbett Menschen mit chronischen seelischen Erkrankungen als Fallmanager, und es werden die Angebote des erleben häufig, dass vor allem bei akuten Problemen Betreuten Wohnens, der Rehabilitation und der beruf­ schnelle ambulante Hilfe nicht erreichbar ist. Wenn lichen Wiedereingliederung miteinander vernetzt. Die gerade im Krisenfall wohnortnahe Versorgungsange­ Psychoedukation ist ein weiterer Baustein des Konzep­ bote fehlen, sind Klinikeinweisungen an der Tages­ tes: Hier werden Patienten und bei Bedarf auch die ordnung. So werden Patienten aus ihrem gewohnten Angehörigen geschult, damit sie die Erkrankung besser Umfeld herausgerissen − das muss nicht sein. verstehen und auch besser mit ihr umzugehen lernen. Damit ihre psychisch kranken Versicherten auch in Rund um die Uhr stehen spezialisierte Teams aus einer Krise ihre vertraute Umgebung nicht verlassen Ärzten und Therapeuten telefonisch zur Verfügung. müssen, baut die TK ein Versorgungsnetz auf, um sie Wenn in einer akuten Krise die Versorgung zu Hause dort zu stabilisieren und zu begleiten. Dieser gemeinde­ nicht mehr möglich ist, kann sich der Patient für eine psychiatrische Ansatz ist keineswegs neu: Bereits Weile in einer geschützten Umgebung aufhalten, die 1970 hat der Deutsche Bundestag eine „Sachver­ ihm als Rückzugsraum dient − als eine Art „Krisen­ ständigenkommission Psychiatrie“ gegründet, die fünf pension“. Das entlastet auch die Angehörigen. So Jahre später ihren „Bericht zur Lage der Psychiatrie“ lassen sich längere Klinikaufenthalte meist ganz ver­ vorlegte. Die Gemeindepsychiatrie war eine zentrale meiden oder zumindest wesentlich verkürzen. Forderung der Sachverständigen. Die Psychiatrie sollte besser in die allgemeine Medizin integriert wer­ Um die hohe Qualität des Versorgungsangebotes den, medizinische und soziale Einrichtungen sollten sicherzustellen, gibt es nicht nur eine wissenschaft­ sich besser vernetzen, flankierende Angebote sollten liche Begleitung, sondern es werden regelmäßig ausgebaut und ein größerer Schwerpunkt sollte auf auch die Patienten und ihre Angehörigen befragt. Prävention und Rehabilitation gelegt werden. Aber: Der gemeindepsychiatrische Ansatz ist in Deutschland längst nicht konsequent umgesetzt worden. Als erste Krankenkasse hat die TK für ihre Versicherten mit seelischen Erkrankungen ein Vertrags­ modell entwickelt, das für nachhaltige sozial- und gemeindepsychiatrische Versorgungsstrukturen sorgt und dabei zugleich neue Formen der Vergütung erprobt: Die Vertragspartner der TK bekommen ein festes Budget pro Patient und Jahr, das im Wesentlichen den statistisch vorausberechneten Kosten für Klinikbe­ handlungen entspricht. Werden sie vermieden, ist der Ansatz „ambulant statt stationär“ gelungen. Wer schon seit langem seelisch erkrankt ist, spezielle Arzneimittel regelmäßig einnimmt oder wegen psy­ chischer Probleme bereits im Krankenhaus war, kann sich für das besondere integrierte Versorgungsangebot der TK entscheiden. Es besteht aus vielseitigen Modulen, die je nach Bedarf und ergänzend zur fach­ ärztlichen Therapie zum Einsatz kommen: Es gibt die Möglichkeit der aufsuchenden Betreuung, sozusagen der „Zuhause-Behandlung“, der häuslichen psychia- trischen Fachkrankenpflege oder der Soziotherapie. Das Angebot umfasst außerdem einen persönlichen Ansprechpartner für die Patienten und ihre Angehörigen 11
  • 12. Hilfe für die Selbsthilfe Wer ernsthaft und chronisch erkrankt, kann in Deutsch­ land auf ein hochwertiges Gesundheitssystem vertrau­ en: Den Patienten stehen gut ausgebildete Mediziner, eine flächendeckende Versorgung mit Krankenhäusern und Ärzten sowie ein breiter Zugang zu innovativen Diagnose- und Behandlungsverfahren zur Verfügung. Das ist wertvoll, im individuellen Leidensfall benötigen die Betroffenen jedoch mehr – etwas, was ein instituti­ onalisiertes System nicht leisten kann. Konfrontiert mit der eigenen Erkrankung oder der eines Angehörigen, rei­ chen manchmal die Ansprechpartner auf medizinischer Ebene nicht aus, um sich zu informieren und die Erkran­ kung zu verarbeiten. Der Austausch mit Betroffenen oder anderen Angehörigen kann diese Lücke schließen. Selbst­ hilfe-Initiativen bieten ein geeignetes Forum, um weitere In dem Gemeinschaftsprojekt ist unter anderem die Betroffene zu finden, aktuelle Informationen zu erhalten 24-seitige Broschüre „MS verstehen – eine Reise in den und die Mitmenschen zu sensibilisieren. Körper“ entstanden, die auf anschauliche Weise die Multiple Sklerose erklärt. Sie basiert auf dem gleichna­ Hier ist der Platz der Selbsthilfe: Betroffene und ihre migen Internetangebot zum Thema auf der AMSEL- Angehörigen tauschen sich untereinander aus, geben Website unter www.amsel.de. Die Broschüre gibt leicht einander Hilfe, Unterstützung und Halt. Bundesweit verständlich Antworten auf Fragen wie: Warum greifen engagieren sich hier drei Millionen Menschen. Für die Immunzellen körpereigenes Gewebe an, statt es zu TK sind die Selbsthilfe-Organisationen seit vielen Jah­ schützen? Wie entstehen Entzündungsherde im Gehirn? ren geschätzte Partner, denn sie ergänzen in vielfäl­ Mit welchen Beschwerden macht sich die Multiple tiger Weise die professionellen Angebote der Gesund­ Sklerose bemerkbar? Welche Untersuchungen geben heitsversorgung und haben so einen festen Platz im Gewissheit, dass es sich um eine Multiple Sklerose deutschen Gesundheits- und Sozialsystem. handelt? Welche Krankheitsverläufe gibt es? Auf welche Weise können Medikamente eingreifen, damit die Schübe Insgesamt hat die TK die bundesweite, regionale und rasch abklingen und das Fortschreiten der Erkrankung lokale Selbsthilfe im Jahr 2008 mit rund 3,5 Millionen Euro gebremst wird? in ihrer Arbeit gefördert – das sind fast 10.000 Euro Tag für Tag. Das Engagement der „Patienten für Pati­ Ergänzt werden die Broschüre und das Internetangebot enten“ ist so vielfältig, dass sich nur eine kleine und durch eine Roadshow, die mittlerweile in ganz Deutsch­ nicht repräsentative Auswahl darstellen lässt. land in den TK-Geschäftsstellen Station macht. Unter dem Motto: „MS verstehen – eine Reise in den Körper“ „Multiple Sklerose verstehen“ wird an einem Info-Counter anschaulich gemacht, wie das zentrale Nervensystem und das Immunsystem Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste entzündliche funktionieren und welche Fehlfunktionen bei Multipler Erkrankung des zentralen Nervensystems bei jungen Sklerose vorliegen. An einem PC mit angeschlossenem Erwachsenen. Insgesamt gibt es bundesweit 120.000 Touchscreen kann man sich durch das Informations­ MS-Erkrankte, europaweit 500.000 und weltweit rund programm bewegen. Hier gibt es auch die Möglichkeit, 2,5 Millionen Menschen, die mit dieser schubförmig einige Symptome der MS nachzuempfinden. So werden verlaufenden Krankheit leben müssen. In Baden-Würt­ zum Beispiel Sehstörungen oder Gangunsicherheit temberg sind es geschätzte 12.000 Patienten. Hier eines MS-Patienten simuliert. fördert die TK exklusiv das Selbsthilfeprojekt „Multiple Sklerose verstehen“ des Landesverbandes Aktion Internetspielsucht: „Netz mit Web-Fehlern?“ Multiple Sklerose Erkrankter (AMSEL). Ein ganz anderes Projekt, das die TK unterstützt, widmet Besonders wichtig sind Informationen für junge Betrof­ sich der Computerspielsucht. Der Drogenbericht der fene. Die Statistik besagt, dass im ersten Jahr rund Bundesregierung weist bedenkliche Ergebnisse auf: zehn bis 20 Prozent der MS-Erkrankten die Therapie Drei bis sieben Prozent der Internetnutzer gelten dem­ abbrechen, wenn der nächste Krankheitsschub aus­ nach bundesweit als abhängig. Sie widmen sich zehn bleibt. Mit dem Gemeinschaftsprojekt sollen MS-Kranke bis 18 Stunden lang pro Tag dem Chatten oder Com­ besser informiert und ihre Lebenssituation nachhaltig puterspielen. Der PC ist für viele Jungendliche die verbessert werden. Ein weiteres Ziel: mehr Wissen und beliebteste Freizeitbeschäftigung. Doch der Übergang Verständnis in der Bevölkerung aufbauen. vom harmlosen Spiel zum exzessiven Konsum ist oft 12
  • 13. fließend: Fast jeder sechste 15-jährige Junge verbringt Den Auftakt machte Anfang 2008 die hessenweite täglich mehr als 4,5 Stunden mit Computerspielen, Fachtagung für Suchtberater „Netz mit Web-Fehlern? drei Prozent der männlichen Neuntklässler gelten sogar Exzessive Computer- und Internetnutzung: Neues Auf­ als abhängig. In Hessen sind das nach Schätzungen gabenfeld der Suchthilfe?“. Es folgten viele weitere der TK knapp 1.000 Jugendliche. Weitere 4,7 Prozent Informationsveranstaltungen für Eltern, Lehrer und der männlichen und 0,5 Prozent der weiblichen Neunt­ Jugendliche sowie Medienkompetenzseminare in Koo­ klässler gelten als gefährdet. Demnach laufen in Hessen peration mit den Fachstellen für Suchtprävention. Die zusätzlich zu den bereits Abhängigen mehr als 1.700 Veranstaltungen sollten Eltern informieren, sensibilisieren, Jugendliche Gefahr, eine Abhängigkeit von Computer­ ihnen aber auch Unsicherheiten nehmen. Denn nicht spielen zu entwickeln. Für die TK in Hessen sind dies jedes Kind, das viel spielt, ist auch gleich süchtig. Und Tausende von Gründen, das Projekt „Netz mit Web- da Eltern und ihr Nachwuchs gerade beim Thema Inter­ Fehlern?“ zur Computer- und Internetsucht der hes­ net oft nicht auf einer Wellenlänge sind, gibt es unter­ sischen Landesstelle für Suchtfragen (HLS) zu fördern. schiedliche Broschüren für beide Zielgruppen. „Ständig Stress um den PC“ richtet sich an Jugendliche, die Die Symptome der Computerspielsucht ähneln denen, Ausführung „PC-Dauerfeuer“ spricht Eltern an. Beide die man von anderen Süchten kennt: Die Betroffenen Broschüren bieten auf unterschiedliche Weisen Infor­ können einfach nicht mehr anders, sie müssen spielen. mationen und Hilfestellungen zur Computer- und Inter­ Tun sie es nicht, leiden sie an Entzugserscheinungen. netsucht und stehen unter www.tk-online.de zum Schlafstörungen und Nervosität gehören dann zum Download zur Verfügung. Alltag. Hinzu kommt, dass die Jugendlichen durch ihr exzessives Spielen soziale Kontakte, Familie, Freunde, Das Projekt zur Internetspielsucht ist ein weiteres Beispiel Schule und Beruf völlig vernachlässigen. Auch alltäg­ dafür, dass sich über den Weg der Selbsthilfe auch liche Dinge wie Essen und Körperhygiene werden öffentliche Aufmerksamkeit und ein größeres Problem­ nebensächlich. Viele Eltern fühlen sich von den neuen bewusstsein in der Bevölkerung erreichen lassen. technischen Möglichkeiten überfordert. Sie sind verun­ Wenn so für Betroffene die Schwelle sinkt, sich an sichert und haben Schwierigkeiten, den Kindern bei Beratungsstellen zu wenden, ist viel erreicht. der Nutzung neuer Medien kompetent zur Seite zu ste­ hen. Mit Hilfe des Projekts sollen Pädagogen, Eltern und Jugendliche in Hessen für das Thema Computer- und Internetsucht sensibilisiert und Berater aus der Suchthilfe auf das neue Aufgabenfeld vorbereitet wer­ den. Darüber hinaus werden Wege zur Gründung von Selbsthilfe-Initiativen für Betroffene und Angehörige aufgezeigt und diese in den Anfängen betreut. 13
  • 14. Der Organspende eine Stimme geben Krankenkassen sollen sich um die Gesundheit ihrer Von Mensch zu Mensch: Musik für Organspende Versicherten kümmern, dafür sorgen, dass die Menschen gesund bleiben und ihre Krankheiten geheilt werden. Im Mittelpunkt der Kampagne steht das Musikprojekt Die moderne Medizin macht heute vieles möglich − vor „Von Mensch zu Mensch“, das in Kooperation mit dem allem die Transplantationsmedizin. Damit diese jedoch Musikverlag EMI Music Publishing und der Deutschen ihren Segen entfalten kann, muss es Menschen geben, Stiftung Organtransplantation entstanden ist. Junge die bereit sind, nach ihrem Tod Organe zu spenden. Künstler wie der Hamburger Hip-Hopper Bo Flower oder Leider gibt es derzeit viel zu wenige. 4.050 Menschen die Soulsängerin Nele singen über Organspende und konnte 2008 mit einer Transplantation das Leben gerettet Lebenschancen. Damit geben sie den 12.000 Menschen werden, dreimal so viele Patienten stehen auf der War­ auf der Warteliste eine Stimme. Die Musik bietet die teliste, und an jedem Tag sterben drei von ihnen, weil Möglichkeit, das Thema Organspende vor allem bei sie nicht rechtzeitig ein Spenderorgan bekommen. jungen Menschen ins Gespräch zu bringen. Zu den Songs „Von Mensch zu Mensch“ und „Für dich da“ sind Obwohl die Krankenkassen − ihrem gesetzlichen Auf­ Musikvideos entstanden, die das Thema Organspende trag folgend − den Versicherten Informationsmaterial und nicht nur akustisch, sondern auch optisch sehr sensibel Organspendeausweise zur Verfügung stellen, war die umsetzen. Viele transplantierte Patienten haben an den Zahl der Organspenden im Jahr 2008 sogar rückläufig. Videoclips und dem begleitenden Informationsmaterial mitgewirkt, um zu zeigen, welche Lebenschancen Organ­ Organspende ja, Ausweis nein spenden bieten. Und auch Menschen, die die Organe ihrer Angehörigen nach deren Hirntod zur Transplan­ Deutschland ist ein hilfsbereites Land: Laut einer Forsa- tation freigegeben und damit anderen ein neues Leben Umfrage im Auftrag der TK stehen über 80 Prozent der geschenkt haben, finden ihren Platz im Musikvideo. Die Menschen der Organspende positiv gegenüber, aber Songs können bei allen Online-Musikportalen erworben nur jeder Achte besitzt einen Organspendeausweis, der werden, bei jedem Download wird ein Organspende­ im Falle eines Falles den Angehörigen hilft, im Sinne des ausweis gleich mitgeliefert. Die Klickzahlen beim Inter­ Betroffenen zu entscheiden. Die meisten der Befragten netportal Youtube und bei der Internetseite des Musikpro­ gaben an, sich mit dem Thema bisher noch nicht beschäf­ jekts www.organspende2009.de zeigen: Mit diesem tigt zu haben. Zudem glauben viele, aus gesundheit­ neuen Ansatz, das Thema Organspende zu transpor­ lichen, religiösen oder Altersgründen nicht als Spender tieren, lässt sich eine große Zahl von Menschen erreichen. in Frage zu kommen. Um aufzuklären, Vorbehalte abzu­ bauen und dazu zu motivieren, rechtzeitig mit der Familie zu sprechen und einen Organspendeausweis auszu­ füllen, hat die TK im Jahr 2008 eine neue, ganz andere Informationskampagne zur Organspende gestartet. 86 Prozent der Deutschen haben keinen Organspendeausweis – die Gründe: noch nicht ausreichend 31 % informiert zu jung/zu alt dafür 14 % habe noch keinen Ausweis, lehne 11 % Organspende aber nicht ab gesundheitliche Gründe 11 % Thema ist unangenehm 10 % religiöse und/oder 7% ethische Gründe Angst, vorzeitig für tot 5% erklärt zu werden bisher keine Zeit dafür 5% lehne Organspende 4% grundsätzlich ab 14
  • 15. Gala „Organspende-Dialog“ als Auftakt Die häufigsten Vorurteile – Mythen und Wahrheit Ein festlicher Startschuss fiel bei der Gala „Organspende- „Ich bin zu jung/Ich bin zu alt für Dialog“ Ende Oktober 2008. Bei der Auftaktveranstaltung eine Organspende.“ der Kampagne im Hamburger Curiohaus haben Nele Da es in jedem Alter Patienten gibt, die auf ein lebens­ und Bo Flower ihre Songs zum ersten Mal auch live rettendes Spenderorgan warten, gibt es weder nach vorgestellt. In mehreren Talkrunden sprachen Experten, oben noch nach unten eine Altersgrenze. Betroffene und Angehörige über ihre ganz persönliche Sicht auf das Thema Organspende. Gewidmet war der „Aus religiösen bzw. ethischen Gründen lehne ich Abend den Menschen, die darauf hoffen, dank einer eine Organspende ab.“ Organspende eines Tages wieder ein normales Leben Die katholische und evangelische Kirche sowie der führen zu können. Zu jedem Betroffenen gehören ein Zentralrat der Muslime befürworten die Organspende Gesicht und eine ganz persönliche Geschichte – das als einen Akt der Nächstenliebe und der Solidarität mit hat der Organspende-Dialog eindrucksvoll gezeigt. Kranken und Behinderten. Die jüdische Gesetzesaus­ legung erkennt den Hirntod nicht als Lebensende an, daher sind Organentnahmen erst gestattet, wenn das Herz nicht mehr schlägt. „Ich habe Angst, in der Klinik vorzeitig für tot erklärt zu werden, wenn dort dringend Organe benötigt werden.“ Voraussetzung für eine Organspende ist der vollstän­ dige und irreversible Hirntod des Patienten. Er muss unabhängig voneinander von zwei Ärzten im Abstand von mindestens zwölf Stunden festgestellt werden. „Aus gesundheitlichen Gründen kann ich kein Seither sind beide Künstler in ganz Deutschland unter­ Organspender sein.“ wegs und werben auf Informationsveranstaltungen, Eine Organspende kommt nicht in Frage, wenn der Open-Air-Festivals, Bikertreffen und vielen anderen Verstorbene akut an Krebs erkrankt war oder schwer­ Veranstaltungen dafür, Berührungsängste abzulegen wiegende Vorerkrankungen wie AIDS oder Tuberkulo­ und sich mit dem Thema Organspende auseinander­ se hatte. Ob eine Organspende medizinisch möglich zusetzen. ist, prüfen die Ärzte nach dem Hirntod. Eine Gesund­ heitsprüfung zu Lebzeiten ist deshalb nicht nötig. Parallel dazu sorgt die TK dafür, dass die Organspende auch in der Politik und bei den Entscheidern im Gesund­ „Wenn ich einen Organspendeausweis bei mir heitssystem im Gespräch bleibt. Ziele sind ein verbes­ trage, bin ich Organspender.“ sertes Transplantationsgesetz sowie die Möglichkeit, Auf dem Organspendeausweis kann man seinen per­ die persönliche Entscheidung für oder gegen eine sönlichen Wunsch, wie im Fall des Todes verfahren Organspende auf der elektronischen Gesundheitskarte werden soll, dokumentieren. Man kann also auch fest­ dokumentieren zu können. halten, dass man einer Organspende widerspricht, die Einwilligung auf bestimmte Organe begrenzen oder Bei Unternehmen wirbt die TK dafür, den Gehalts­ bestimmte Organe ausnehmen. Außerdem kann man abrechnungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Entscheidung über eine Organspende auf eine einen Informationsflyer mit einem Organspendeausweis andere Person übertragen. beizulegen, und appelliert an Krankenhäuser, ihrer Verpflichtung nachzukommen, potenzielle Organspender zu melden. Darüber hinaus gibt es vielfältige Koopera­ tionen mit Schulen, Selbsthilfegruppen und Fahrschulen. 15
  • 16. Daten für Taten Horizonte erweitern Um ein Unternehmen kontinuierlich weiterzuentwickeln, um neue und für die Kunden passgenaue Angebote an den Markt zu bringen oder auch, um Impulse für das Gesundheitssystem zu setzen, bedarf es gesicherter Erkenntnisse als Basis. Daher ist die TK stets auf der Suche nach Neuem – sie befragt ihre Kunden nach deren Erwartungen, macht Studien zum Stimmungsbild einer ganzen Branche und nimmt auch die Versorgungsrealität unter die Lupe. 16
  • 17. Wissen schaffen Sich kritisch mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und ökonomischen Aspekten der Gesundheitsversorgung auseinanderzusetzen, wird immer wichtiger, um die Weichen in die Zukunft richtig zu stellen. Dies ist eine der Aufgaben des WINEG – des „Wissenschaftlichen Instituts der Techniker Krankenkasse für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen“. Inhaltliche Schwerpunkte des Instituts liegen daher auf der Versorgungsforschung, der Gesundheitsökonomie und der Patientenkommunikati­ on nach den Methoden der evidenzbasierten Medizin. Ziel der Arbeit des WINEG ist es, die gesundheitliche In der zweiten Woche haben die Studierenden mit Versorgung der TK-Versicherten zu verbessern. Neben Unterstützung der WINEG-Experten eine systema­ der wissenschaftlichen Arbeit ist der konstruktiv-kritische tische Literaturauswertung durchgeführt zu der Frage: Dialog mit den Entscheidern des Gesundheitssystems „Wie ist die Evidenzlage von Studien zu pharmazeu­ eine weitere wichtige Aufgabe des Instituts. tischer Betreuung in der Offizin-Apotheke hinsichtlich Kosten-Nutzen-Effektivität und patientenrelevanter Kosten und Nutzen in den Blick nehmen Outcomes?“ Ihr Fazit: Nach wie vor gibt es zu wenig aussagekräftige Studien. Dennoch gaben am Ende 14 Ist ein Arzneimittel wirklich neuartig? Welchen Nutzen der ausgewerteten Studien einen Eindruck davon, wel­ haben die Patienten tatsächlich davon? Und was ist es che Effekte eine umfassende Betreuung durch die wert? Angesichts der seit Jahren stark steigenden Aus­ Apotheke haben kann: Die Lebensqualität steigt sub­ gaben für Medikamente und der großen Zahl neuer jektiv vor allem bei chronisch Kranken, dafür sind Präparate, die Jahr für Jahr auf den Markt kommen, ist objektive Effekte im klinischen Vergleich kaum nach­ es wichtig, diese Fragen systematisch zu stellen und weisbar. zu beantworten. Um die Diskussion in der Fachöffent­ lichkeit voranzutreiben, war das WINEG im Sommer 2008 Zudem mangelt es vor allem an Studien, die einen als Mitveranstalter an einem Kosten-Nutzen-Symposium Kosten-Nutzen-Vergleich zeigen oder möglich machen. beteiligt. Im Vordergrund standen die Methodik sowie Solche Erkenntnisse könnten Aufschluss darüber die Datenlage zu Kosten-Nutzen-Bewertungen, aber geben, wie wichtig die Beratung des Apothekers in auch Fragen der Ethik und der Finanzierung. der klassischen Offizin-Apotheke wirklich ist und wel­ che neuen Wege in der pharmazeutischen Betreuung Apotheker von morgen zu Gast im WINEG sinnvoll und wünschenswert sind. Ein konkretes Bei­ spiel ist die Integrierte Versorgung. Bei dieser fach­ Auch 2008 gab es im WINEG wieder eine zweiwöchige übergreifenden Zusammenarbeit unterschiedlicher Leis­ Summer School. Das Ziel: gemeinsam mit 19 Studieren­ tungserbringer könnten Apotheken künftig eine stärkere den der Pharmazie Trends, Probleme und Interessen­ Rolle als Berater spielen, um einerseits Kosten zu sen­ konflikte im Apothekenwesen aufzuarbeiten. Am Beginn ken und andererseits die Versorgung der Patienten zu stand eine Vortragswoche, in der es unter anderem um verbessern. die Struktur und die rechtlichen Grundlagen des Gesund­ heitssystems ging, um Grundlagen der Statistik und Informationen über die Methodik, die Arbeit und die der Pharmakoökonomie sowie um Gesundheitspolitik Projekte des WINEG stehen unter www.wineg.de im und Versorgungsforschung. Internet zur Verfügung. 17
  • 18. Europäisch gefragt Wer in Deutschland wohnt und versichert ist, lässt sich Schon die hohe Rücklaufquote von 35 Prozent spiegelt längst nicht mehr nur bei heimischen Ärzten oder in das Interesse der Menschen am Thema „Gesundheit deutschen Kliniken behandeln, kauft seine Medika­ in Europa“ wider. Unter der Annahme, dass die mente auch nicht immer hierzulande. Die Fahrt über befragten TK-Mitglieder einen repräsentativen Quer­ die Grenzen ins europäische Ausland ist inzwischen schnitt darstellen, wurden die Ergebnisse auf die gängiger als noch vor wenigen Jahren. Europa wächst gesamte gesetzliche Krankenversicherung wie auch also auch in der Gesundheitsversorgung zusammen. auf die Wohnbevölkerung der Bundesrepublik Das wird unter anderem dadurch dokumentiert, dass Deutschland hochgerechnet. die Europäische Kommission im Juli 2008 einen Richt­ linienvorschlag verabschiedet hat, der die freie Wahl Zu den überraschendsten Ergebnissen gehörte die der Gesundheitsdienstleister europaweit fördern und Aussage von 40 Prozent der Befragten, dass sie die die Patientenrechte dabei stärken soll. Behandlung im EU-Ausland gezielt gesucht und nicht aufgrund einer akuten Krankheit oder eines Notfalls Die TK steht dem europäischen Gedanken schon lange in Anspruch genommen haben. Bei einer ähnlichen nicht nur aufgeschlossen gegenüber, sondern hat eine Befragung im Jahr 2003 gaben dies nur sieben Pro­ Vielzahl von Initiativen ergriffen, um ihren Versicherten zent an – die Grenzen fallen also auch spürbar in den Wahlfreiheit und Entscheidungsalternativen zu ermög­ Köpfen der Versicherten. lichen. Private Gründe, Komfortaspekte und Neue Studie mit neuen Ergebnissen Geldersparnis Zwar wird politisch viel über die grenzüberschreitende Berufliche Gründe für eine Behandlung in EU-Staaten Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen debat­ spielten so gut wie keine Rolle: Bei 97 Prozent der tiert. Aber welche Rolle spielt sie wirklich? Empirische Befragten erfolgte sie während eines privaten Aus­ Untersuchungen zum Ausmaß der tatsächlichen Nach­ landsaufenthaltes. Die Länder, in denen die TK-Mit­ frage existieren kaum. Um sich ein Bild über die realen glieder behandelt wurden, überraschen dagegen Verhältnisse zu machen und für die Zukunft bedarfsge­ weniger: Spanien, Österreich und Italien sind als rechte Angebote entwickeln zu können, hat die TK im beliebte Reiseziele naturgemäß die Staaten, in denen Jahr 2008 diejenigen Mitglieder zu ihren Erfahrungen die meisten EU-Auslandsbehandlungen stattgefunden befragt, die zuvor Gesundheitsleistungen in einem Land haben. Danach folgen Tschechien, Polen, Frankreich der europäischen Union in Anspruch genommen haben – die Schweiz und Ungarn – darunter also eine Reihe insgesamt 34.000 Männer und Frauen. Hochgerechnet von osteuropäischen Ländern, bei denen finanzielle auf ganz Deutschland heißt das: 680.000 Menschen Gründe eine große Rolle gespielt haben. sind im EU-Ausland versorgt worden. Gründe für die Behandlung: Chronische Erkrankungen nehmen zu Gelenk und Rücken 31 % (chronisch) Unfallbedingte 14 % Verletzungen Atmungsorgane 11 % Zähne 11 % Herz-Kreislauf 10 % Nervensystem, 7% Augen und Ohren Verdauungsorgane 5% Nieren, Harn- und 5% Geschlechtsorgane Haut 4 % Der Anteil der unfallbedingten Verlet­ zungen als Grund für eine Behandlung im EU-Ausland ist von 25 Prozent im Jahr 2003 auf 14 Prozent gesunken. 18
  • 19. Weshalb haben sich die TK-Mitglieder bewusst für in denen sich die Versicherten mit ihrer deutschen eine Behandlung im europäischen Ausland entschie­ Chipkarte ambulant oder stationär behandeln lassen den? Jeder Siebte nannte einen höheren Komfort (14 können. Die Abrechnung erfolgt direkt mit der TK, so Prozent), 13 Prozent der Befragten gaben finanzielle dass der Patient weder in Vorleistung treten muss noch Einsparungen, zum Beispiel beim Zahnersatz, als anschließend bürokratischen Aufwand hat. Verträge Grund für die Fahrt über die Grenze an. Therapien, die gibt es auch mit Kur-Einrichtungen in Österreich, Italien, von der Schulmedizin in Deutschland nicht anerkannt Tschechien, Ungarn, Polen und der Slowakei. sind, nehmen mit sieben Prozent einen deutlich gerin­ geren Raum ein. Das Gleiche gilt für die Nutzung einer bestimmten TK-Vertragseinrichtung (sechs Prozent). Auch die Verteilung der Erkrankungen unterstreicht Auslandsbehandlungen: die Tendenz zu geplanten Behandlungen: Fast ein Drittel entfiel auf (chronische) Gelenk- und Rückenlei­ Die Reiseländer liegen vorn den. Akut- und Notfälle in Form von unfallbedingten Verletzungen wie Brüchen, offenen Wunden, Verbren­ nungen oder Vergiftungen nahmen mit 14 Prozent eine deutlich geringere Rolle ein. Im Jahr 2003 machten die Unfallverletzungen noch 25 Prozent aus. Ebenfalls rückläufig waren die akuten Erkrankungen der Atmungs­ organe, deren Anteil sich von 23 auf elf Prozent hal­ biert hat. Jeweils ein Zehntel entfiel auf Probleme mit den Zähnen sowie auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im Vordergrund standen ambulante Behandlungen: An erster Stelle rangiert der Allgemeinarzt mit 38 Pro­ zent, gefolgt von verordneten Medikamenten (31 Pro­ zent) und Heilmitteln (24 Prozent). Mit ebenfalls 24 Prozent lagen die Kuren als erste stationäre Behand­ lung auf dem vierten Platz. Abrechnung muss leichter werden Spanien 19 % Verbesserungsbedarf besteht bei der Abrechnung der EU-Leistungen: Zwar gaben 32 Prozent der Befragten an, sie seien mit der Abrechnung vollkommen bzw. Österreich 16 % sehr zufrieden. 41 Prozent sagten jedoch auch, dass sie versucht hätten, die Behandlungen über die Euro­ päische Krankenversicherungskarte abzurechnen, diese im Ausland jedoch nicht akzeptiert worden sei. Italien 13 % Bei 77 Prozent der Befragten lief die Abrechnung über die Kostenerstattung. So ist es nur folgerichtig, dass sich fast jeder Zweite für eine Zusammenarbeit der TK Tschechien 10 % mit anderen Krankenversicherungen im EU-Ausland ausgesprochen hat, um eine schnelle und reibungs­ lose Übernahme der Behandlungskosten zu erreichen. Polen 9% Unzufrieden mit ihrer Behandlung in einem EU-Staat waren nur fünf Prozent der Befragten. Maßgeblich hierfür waren Kosten, die ihnen nicht erstattet werden durften und die sie daher selbst tragen mussten. Frankreich 6 % Jeder Fünfte fühlte sich medizinisch schlechter behan­ delt als in Deutschland, und weitere 18 Prozent hatten Verständigungsschwierigkeiten aufgrund der Fremd­ sprachen. Schweiz 6% Direkte Verträge sorgen für mehr Komfort Um ihren Versicherten eventuelle Schwierigkeiten aus Ungarn 6% dem Weg zu räumen, hat die TK in den vergangenen Jahren ihren Europaservice auf- und ausgebaut. So hat sie in Kooperation mit der AOK Rheinland/Ham­ Mehr als 16.000 TK-Mitglieder ließen sich allein burg Verträge mit mehr als 70 Kliniken in den Nieder­ in Spanien, Österreich oder Italien behandeln. landen, Belgien, Österreich und Italien abgeschlossen, 19
  • 20. À la carte: Zustimmung für die elektronische Gesundheitskarte Über 220 Mal in jeder Minute stecken Arzthelferinnen oder Klinikmitarbeiter irgendwo in Deutschland Kranken­ versichertenkarten der TK in die Lesegeräte ihrer Praxis- oder Krankenhauscomputer. Daraus entstehen pro Jahr rund 50 Millionen elektronische Buchungen, auf deren Grundlage Ärzte, Zahnärzte und Krankenhäuser ihr Geld von der TK bekommen – mehr als sechs Milliarden Euro allein im Jahr 2008. Künftig sollen auch die Apotheken hinzukommen, um die Abrechnung zu erleichtern. 15 Jahre nach ihrer Einführung zeigt sich jedoch: Die Krankenversichertenkarte ist in die Jahre gekommen. „Veraltet, unsicher und manipulationsanfällig“ – so beurteilen Experten die Kartensysteme, die heute von Banken und im Gesundheitssystem verwendet werden. EC-Karten mit Magnetstreifen beruhen noch auf einer Technik aus den 1970er-Jahren; Krankenversicherten­ karten enthalten zwar schon einen Chip, stehen aber auf dem technischen Stand der 1980er-Jahre. Auf der Grundlegender Richtungswechsel – der Patient Höhe der Zeit sind so genannte Smart-Chips, wie sie als Herr seiner Daten jeder Mobiltelefonbenutzer bereits in seinem Gerät hat. Karten mit diesen Chips lassen sich sperren, online Im Zentrum der geplanten Veränderungen steht ein aktualisieren und können von Unbefugten nicht mani­ grundlegender Richtungswechsel: Nicht mehr der Arzt puliert werden. Damit soll jetzt auch das Bezahlsystem soll alleiniger Hüter der medizinischen Daten seiner im Gesundheitssystem sicherer werden: Die elektro­ Patienten sein, sondern die Betroffenen selbst sollen nische Gesundheitskarte (eGK) enthält nicht nur den darüber verfügen können – auch bei einem Arztwechsel, Chip, sondern auch noch zusätzliche Sicherheitsmerk­ Umzug in eine andere Stadt oder bei Verdacht auf male. Auf diese Weise bildet sie einen sicheren Zugang einen Behandlungsfehler. zu einem vernetzten Gesundheitssystem. Diesen Richtungswechsel begrüßt die deutsche Moderne Plattform für ein veraltetes System Bevölkerung und steht dem Start der elektronischen Gesundheitskarte überwiegend positiv gegenüber. Die elektronische Gesundheitskarte soll den technolo­ Das zeigt die bevölkerungsrepräsentative Studie gischen Wind des 21. Jahrhunderts in ein System „Branchenbarometer E-Health“ im Auftrag der TK: bringen, in dem Papierabrechnungen, laborentwi­ Drei von vier Menschen hierzulande begrüßen die ckelte Röntgenbilder und Patientenkarteikarten nach Einführung und sehen vor allem den Nutzen des neu­ wie vor an der Tagesordnung sind. Dazu sollen in meh­ en Systems. Besonders gut kommt bei ihnen an, dass reren Schritten alle Ärzte, Zahnärzte, Apotheken und Notfalldaten künftig schnell verfügbar sind und Ärzte Krankenhäuser miteinander vernetzt, ihre Kommunikation ihre Befunde in Zukunft elektronisch an den weiter­ untereinander zum Wohle der Patienten vereinfacht und behandelnden Kollegen übersenden können. alles zugleich sicherer werden. Hinzu kommt ein neues Abrechnungs- und Bezahlsystem für die rund Ein Großteil der Befragten (71 Prozent) erwartet zudem, 82 Millionen Patienten und ihre medizinischen Dienst­ dass der Missbrauch mit der neuen Karte zurückgeht leister. Fachleute benutzen dafür das Wort „Telematik- und die Menschen später von weiteren Anwendungen Infrastruktur“, wenn sie über diese Herkulesaufgabe wie der elektronischen Patientenakte profitieren, wenn und ihre Komplexität sprechen. Die Öffentlichkeit ver­ Krankengeschichten besser dokumentiert werden und wendet lieber den einprägsameren Namensgeber als dadurch die Diagnosesicherheit steigt. Noch größer ist die Synonym für das gesamte System – die elektronische Zustimmung in den Regionen, in denen die elektronische Gesundheitskarte. Sie steht zugleich für eine neue Gesundheitskarte bereits getestet wird (87 Prozent). Kartengeneration und zukunftsweisende Verände­ rungen, die noch über ein Jahrzehnt in Anspruch neh­ Außerdem schätzen die Befragten, dass die Karte men werden. Die kontroverse Diskussion und die Reich­ künftig wichtige Gesundheitsdaten rascher verfügbar weite des Themas, das alle Einwohner angeht − egal ob machen soll. Sie versprechen sich davon eine höhere gesetzlich oder privat versichert −, sind für die TK Diagnose- und auch Arzneimittelsicherheit. Auch die gute Gründe, das Stimmungsbild in der Bevölkerung Perspektive, dass die eGK später einmal das Anlegen zu erforschen, Erwartungen und auch Befürchtungen elektronischer Patientenakten mit der individuellen nachzuspüren. Krankengeschichte inklusive Laborbefunden, Opera­ tionsberichten und Röntgenbildern ermöglichen wird, befürworten 70 Prozent der Befragten. 20
  • 21. Skepsis äußerten Mediziner in der Studie: Vier von fünf Große Akzeptanz der eGK befragten Ärzte sprachen sich dafür aus, das System vor dem Start erst noch weiterzuentwickeln. Neue Anwendungen kommen bei ihnen dagegen mehrheitlich Bevölkerung allgemein 74 % gut an: Über 70 Prozent sprachen sich sowohl für den elektronischen Arztbrief als auch für die elektronische Patientenakte aus. Und auch die Ärzte, die an den TK-Versicherte in Testregionen 87 % eGK-Tests teilgenommen haben, plädieren eindeutig für beide Funktionen (70 Prozent). Ihre Hauptkritik bezieht sich auf die Frage, ob medizinische Daten außer auf den Arztcomputern auch auf zentralen Servern gespei­ Ärzte in Testregionen 59 % chert werden sollen. Anteile der Befragten, die die Einführung der eGK als sinnvoll oder sehr sinnvoll einstufen Kritik gab es auch beim geplanten Funktionsumfang zum Start: Sowohl Versicherte als auch Ärzte bemängeln, dass für sie zu Beginn kein erlebbarer neuer Nutzen hinzukommt. Dagegen liegen die Vorteile des neuen Die Top 3 der Argumente für die eGK Systems für Krankenkassen wie die TK auf der Hand: Für sie steht die neue Kartengeneration für neue Anwen­ dungsmöglichkeiten, aber auch einfachere Prozesse, Bevölkerung allgemein denn die Karten müssen nicht mehr wie bisher bei 92 % jeder kleinen Änderung wie zum Beispiel einer neuen Anschrift ausgetauscht werden. Jahr für Jahr sind in Schnellere Verfügbarkeit wichtiger Gesundheitsdaten Deutschland rund 15 bis 20 Millionen Karten allein aus 85 % diesem Grund ein Fall für den Schredder. Höhere Diagnosesicherheit Elektronische Rezepte vereinfachen 84 % die Abrechnung Höhere Arzneimittelsicherheit Eine zweite Neuerung ist das elektronische Rezept. Denn obwohl die Ärzte heute üblicherweise die Rezepte am PC erstellen, werden sie am Ende doch als Papierbe­ TK-Versicherte in Testregionen leg abgerechnet. So lagert allein im Duisburger 99 % Abrechnungszentrum der TK ein Berg von über 50 Milli­ onen Rezepten – die Verordnungen der letzten acht Schnellere Verfügbarkeit wichtiger Gesundheitsdaten Quartale. Monat für Monat kommen 2,7 Millionen hinzu, von denen 70.000 nicht maschinenlesbar sind und des­ 95 % halb mühsam per Hand herausgesucht und nachbear­ Vermeidung von Doppeluntersuchungen beitet werden müssen. 93 % Die meisten Befragten interessieren sich allerdings Höhere Diagnosesicherheit weniger für die Einsparmöglichkeiten, sondern mehr für den Nutzen, den ihnen die neuen Funktionen in einer späteren Einführungsphase bringen – von vermeidbaren Ärzte in Testregionen Unverträglichkeiten verordneter Medikamente bis zur schnelleren Verfügbarkeit ihrer Gesundheitsdaten. Den 71 % Schutz ihrer Daten bewertet die Mehrheit positiv. Sie Schutz vor Missbrauch der Karte sorgen sich zwar grundsätzlich, ob ihre Daten in unbe­ fugte Hände gelangen könnten (63 Prozent), sind aber 69 % von den Sicherheitsvorkehrungen des Systems eGK Schnellere Verfügbarkeit wichtiger Gesundheitsdaten überzeugt: Die Mehrheit der Bevölkerung (60 Prozent) hält die künftigen Funktionen für sicher oder sehr 63 % sicher, bei den 18- bis 29-Jährigen sagen dies sogar 74 Höhere Arzneimittelsicherheit Prozent. Darüber hinaus beurteilen zwei von drei Befragten die eGK als sicherer als die EC-Karte, mit der sie heute bezahlen und ihr Geld abheben. Quelle: „Branchenbarometer E-Health“, F.A.Z.-Institut, TK, 2009 21
  • 22. Gesundheitspreis und Ideenpark Breite Anerkennung Ideen sprudeln, Menschen engagieren sich, Neues ent­ steht, Gutes wird besser, manches Leiden erträglicher. Vieles davon geschieht, ohne dass die Öffentlichkeit davon erfährt. Wettbewerbe und Preise können Wege sein, dies zu ändern und das Augenmerk auf Sehenswertes zu len­ ken. Der Gesundheitspreis „Pulsus“ und der „Ideenpark Gesundheitswirtschaft“ sind zwei Beispiele hierfür. 22
  • 23. Ehre für stille Helden Zum fünften Mal haben die TK und die „Bild am Menschen in einem Wohn- und Pflegeheim. Sie Sonntag“ (BamS) Deutschlands großen Gesundheitspreis spielen, basteln, musizieren mit ihnen, fahren sie im verliehen, den „Pulsus“. BamS-Leser und TK-Versicherte Rollstuhl spazieren. Die Schüler lernen ihnen fremde konnten über den „Arzt des Jahres“, den „Kämpfer des Lebenssituationen kennen, bauen Berührungsängste Jahres“, den „Prominenten des Jahres“ und über den ab, entwickeln Mitgefühl und Freude beim Helfen. Preisträger in der erstmals ausgelobten Sonderkate­ Und der besondere Clou: Die Schüler erstellen gorie „Organspende“ entscheiden. Die „Gesündeste Biografien der von ihnen besuchten Menschen. Diese Grundschule“ und die „Beste Gesundheitskampagne“ erscheinen demnächst gesammelt in einem Buch. hat eine Jury ausgewählt. Gesundheitsförderung gibt es an der Schlossparkschu­ Ihrem schwerstbehinderten Sohn wollte Barbara Lau, le Völklingen-Geislautern, der gesündesten Grund­ die Kämpferin des Jahres, eine Reittherapie ermögli­ schule des Jahres, schon seit mehr als 20 Jahren. chen, fand jedoch keinen Reiterhof. So kauften sie und Lehrerin Gisela Fritzen ist überzeugt: „Wer Schüler für ihr Mann selbst ein Pferd und fuhren zu Therapeuten. das Thema Gesundheit wirklich begeistern will, muss Um auch anderen behinderten Kindern diese Thera­ sie durch spannende und wirklich prickelnde Projekte pie zu eröffnen, gründeten die Laus mit Unterstützung mitreißen.“ In einem eigenen Streichorchester entwickeln helfender Hände und Spender ein Therapiezentrum. die Schüler Liebe zur Musik und schulen zugleich Kon­ Der erste große Schock 2001: Ihr Sohn Alexander stirbt. zentration und Feinmotorik. Auf eigenen CDs werden 2008 folgte der zweite Schlag: Ihr Ehemann stirbt nach die Themen Ernährung und Bewegung in Liedform einem Herzinfarkt und längerem Wachkoma. 330 Patien­ behandelt. Auch Tai-Chi können die Kinder lernen. ten kommen jede Woche auf den Hof von Barbara Lau. „Allein dafür lohnt es sich, weiter zu kämpfen“, so die Fünf Menschenleben gerettet haben Regina und Preisträgerin. Volker Haag, Preisträger in der Sonderkategorie „Organspende“, mit der Entscheidung, die Organe Kinder aus Krisengebieten operiert Dr. Karl-Georg ihres tödlich verunglückten Sohnes Robin zur Trans­ Hermans, der Arzt des Jahres, kostenlos – neben plantation freizugeben. Der 12-Jährige war bei einem seinem „normalen“ Pensum von 80 bis 100 Wochen­ epileptischen Anfall die Treppe hinuntergestürzt. Erst stunden im St. Joseph Krankenhaus in Prüm. Die ver­ im zweiten Krankenhaus wurde die richtige Diagnose letzten Kinder – oftmals von Bombensplittern getroffen gestellt: Hirnblutung und Schädelbruch. Den Transport – kommen aus Afghanistan, dem Irak oder aus Angola. in ein drittes, spezialisiertes Krankenhaus zur Not-OP Vermittelt werden sie von der „Initiative Friedensdorf überlebte der Junge nicht. Dort konnten Ärzte nur noch International“. Patienten haben Dr. Hermans, den Arzt den Hirntod feststellen. Mitten in diesem Albtraum aus Leidenschaft, für den „Pulsus“ vorgeschlagen. sind die Eltern dennoch sehr stark gewesen und haben „Wenn nicht er, wer dann hat einen Preis verdient?“, damit anderen Menschen die Chance auf ein neues hieß es in einem Brief an die TK. Leben eröffnet. Die Stiftung „Lebensherbst“ – ein Verein, der sich für Die Jury ältere und pflegebedürftige Menschen einsetzt – ist Professor Dagmar Schipanski, Präsidentin der von Mariella Ahrens, der Prominenten des Jahres Deutschen Krebshilfe; Dr. Susanne Holst, Ärztin und und seit Juli 2007 „Gräfin von Faber-Castell“, gegrün­ Fernsehmoderatorin; Dr. Franziska Rubin, Ärztin, det worden. Ihr Ziel: Es sollen „noch mehr Menschen Schauspielerin und Moderatorin; Professor Dr. Dietrich ihre Herzen öffnen für die Älteren. Damit es auch Grönemeyer, Inhaber des Lehrstuhls für Radiologie denen im Alter gut geht, die wenig besitzen.“ Der und des weltweit einzigen Lehrstuhls für Mikrotherapie Verein bietet gesellschaftliche Hilfen und auch Sach­ an der Universität Witten/Herdecke; Professor Dr. spenden. Obwohl die Stiftung jung ist, erfahren bereits Björn Nashan, Direktor der Fachabteilung für 14 Seniorenheime Unterstützung in Form von Spenden Hepatobiliäre Chirurgie und Transplantationschirurgie und der Organisation von Aktivitäten. am Universitätsklinikum Eppendorf; Walter Mayer, Chefredakteur der „Bild am Sonntag“; Professor Dr. In Bad Staffelstein ist die Kampagne des Jahres, Norbert Klusen, Vorsitzender des TK-Vorstandes. angestoßen von Religionslehrer Lukas Völker, zu Hause. Seit 2005 besuchen Schüler der neunten und zehnten Klasse wöchentlich freiwillig in ihrer Freizeit alte 23
  • 24. Ideenpark Gesundheitswirtschaft: Akzente gesetzt Neues entsteht aus der Vielfalt, nicht aus Einerlei. So Kopfschmerzen zu den häufigsten Beschwerden der sorgt Wettbewerb dafür, dass der Fortschritt auf allen Kinder. Täglich leiden 900.000 Menschen in Deutsch­ Ebenen in das Gesundheitssystem einziehen kann. land an Migräne-Attacken, und jeden Tag sind rund Dabei sind Innovationen weit mehr als neue Medika­ 100.000 Betroffene durch Migräne mit Schmerzen und mente oder modernere Untersuchungsmethoden. Es Übelkeit ans Bett gefesselt. Solches Leid belastet nicht geht vielmehr um zukunftsweisende Kooperationen, nur die Betroffenen, sondern ist darüber hinaus auch um Initiativen, die die Transparenz des Systems oder teuer: Aktuelle Forschungen zeigen, dass allein die die Qualität der Patientenversorgung verbessern, oder Migräne in Europa 27 Milliarden Euro an direkten und auch um Projekte, die die Effizienz von Behandlungs­ indirekten Kosten verursacht. prozessen erhöhen können. Mehr als drei Milliarden Einzeldosierungen an Schmerz­ Die Neuerungen im Kleinen und Großen stehen beim medikamenten werden hierzulande pro Jahr verbraucht, „Ideenpark Gesundheitswirtschaft“ der „Financial Times 85 Prozent davon wegen Kopfschmerzen. Gleichzeitig Deutschland“ (FTD) im Mittelpunkt. Sein Ziel ist es, inno­ weist Deutschland bei der Schmerztherapie eine Unter­ vative Ansätze einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu versorgung auf. Die Patienten wechseln häufig von Arzt machen und so die Debatte um ein besseres Gesund­ zu Arzt – im Durchschnitt etwa acht Mal im Jahr. Nicht heitssystem voranzutreiben. Im Jahr 2008 schrieb die FTD selten brechen sie eine professionelle Therapie ab und ihren Wettbewerb zum vierten Mal aus – Unternehmen, weichen frustriert auf Außenseitermethoden aus. Kurz: Institutionen und Einzelpersonen des gesamten Gesund­ Es fehlt in Deutschland an einer koordinierten Kopf­ heitsbereiches waren aufgerufen, sich mit ihren Ideen, schmerzbehandlung, bei der die einzelnen Disziplinen Projekten oder Konzepten zu beteiligen. zusammenarbeiten. Eine hochkarätig besetzte Jury hatte anschließend die Dies zu ändern, ist das Ziel des ersten bundesweiten Aufgabe, aus der Vielzahl der Vorschläge die zehn Kopfschmerzbehandlungsnetzes, das von der TK und besten Konzepte und damit die Preisträger zu ermitteln. der Schmerzklinik Kiel entwickelt worden ist und an dem Maßgeblich dafür waren die Kriterien Relevanz, Inno­ mehr als 400 Praxen beteiligt sind. Die Schranken zwi­ vationsgrad, Durchsetzbarkeit, Reichweite sowie das schen der ambulanten und der stationären Behandlung Zusammenspiel von Qualität, Transparenz und Effizienz. sowie der Rehabilitation werden aufgehoben. So lassen sich die Therapieabläufe verbessern und Innovationen Einzige Krankenkasse unter den Preisträgern war erneut fördern. In der ersten Phase stehen die gezielte Diagnos­ die TK, die mit drei Preisen des „Ideenparks Gesund­ tik und die Auswahl der sektorenübergreifenden Thera­ heitswirtschaft“ ausgezeichnet wurde. Eines der Kon­ piepfade im Vordergrund. Es folgt eine neurologisch­ zepte kommt Patienten mit chronischen Kopfschmerzen verhaltensmedizinische Behandlung, an der ebenfalls zugute, ein anderes hilft Menschen mit psychischen die unterschiedlichen Versorgungssektoren beteiligt Erkrankungen, und das dritte bezieht Patienten, die an sind. Anschließend werden Therapieverlauf und -erfolg Depressionen oder Rückenschmerzen leiden, mit Hilfe kontrolliert. Die beteiligten Ärzte und Therapeuten eines „virtuellen Arztgespräches“ aktiv in die Therapie ein. informieren und beraten sich wechselseitig, so ist ein inhaltlich und zeitlich gut koordiniertes Vorgehen Ein Netzwerk gegen Kopfschmerzen gewährleistet. Dafür bürgen die Leistungserbringer, mit denen eine Bonus-Malus-Regelung vereinbart ist. „Kopfschmerztourismus“ – für viele Menschen in Werden die Therapieziele – gemessen an der Arbeits­ Deutschland kein Schlagwort, sondern leidvolle Realität. unfähigkeit – nicht erreicht, nehmen sie eine Kürzung Nach repräsentativen Studien geben hierzulande ihrer Vergütung hin. Werden die Ziele übertroffen, erhalten 54 Millionen Menschen Kopfschmerzen als gravierende sie einen Bonus. Die wissenschaftliche Begleitforschung Gesundheitsstörung an, und schon in der Schule zählen belegt die Qualität der Behandlung, und auch die Kosten­ effizienz des Ansatzes ist gesichert. 24
  • 25. Das meint die Jury: „Wenngleich die technische Umsetzung des Projekts vor allem in Bezug auf den Patientenpass noch ausbaufähig ist, verdient es vor allem durch seine Relevanz und Aktualität Unterstüt­ zung. Das Thema Kopfschmerz wird derzeit noch nicht breit und strukturiert genug aufgegriffen. Dieser Mangel im allgemeinen Versorgungsangebot könnte durch den Ansatz der Initiatoren behoben werden.“ Pauschale Vergütung – patientenorientierte Das meint die Jury: „Vergleichbare Versuche der Behandlung Vergütungspauschalierung bei psychischen Erkran­ kungen gibt es bisher nicht. Der Wettbewerbsbeitrag Weniger Bürokratie, bessere Versorgung – das ist der sieht sich darum zu Recht als wegweisendes Modellpro­ Leitgedanke eines Psychiatrie-Projektes der TK. Wäh­ jekt. Gleichzeitig gehört vor allem die starke Zersplitte­ rend Akutkliniken schon seit Jahren pauschale Beträge rung durch die bisher zahlreichen verschiedenen Ver­ pro Behandlungsfall erhalten, werden in der Psychiatrie gütungsmodelle zu den großen Strukturproblemen bei bislang noch tagesgleiche Pflegesätze bezahlt – je der Versorgung psychisch Erkrankter. Diese Probleme länger der Patient in der Klinik ist, desto höher also die könnten zumindest zum Teil analog zu dem nun aus­ Vergütung für das Krankenhaus. Dabei ist es auch aus gezeichneten Projekt behoben werden.“ medizinischen Gründen sinnvoll, den Klinikaufenthalt von Psychiatriepatienten auf das wirklich Erforderliche Virtuell mit dem Arzt im Gespräch zu begrenzen. „So lang wie nötig, so kurz wie möglich“ lautet die Devise. Eine Analyse von TK-Daten hatte Patienten möchten mehr und mehr in Therapie-Ent­ gezeigt, dass viele Patienten oft länger als vier Wochen scheidungen eingebunden werden. Um mitreden und stationär behandelt werden, und mehr als die Hälfte -entscheiden zu können, benötigen sie Informationen, kommt innerhalb eines Jahres erneut ins Krankenhaus. die möglichst individuell zugeschnitten sein sollten. Der TK-Patientendialog, ein interaktives Online-Instrument, Ziel war es also, eine wohnortnahe und vor allem macht dies für die Indikationen Depression sowie ambulante Versorgung zu etablieren, die auch Wieder­ Rückenschmerzen möglich. Mehr als 4.500 verschiedene einweisungen verhindert. Erreicht wird dies durch ein Inhalte sind in dem Expertensystem hinterlegt. Mittels Behandlungskonzept, das auf einer sektorenübergrei­ künstlicher Intelligenz geht es auf die Antworten des fenden Therapie und Vergütung beruht. Die Komplex­ Nutzers ein, es filtert aus Millionen von Einzelinformati­ pauschale wird unabhängig von der Versorgungsform onen, so genannten Wissens-Chunks, genau die Infor­ und über einen festen Zeitraum gezahlt. Für die Klinik mationen heraus, die für den Patienten relevant sind – entfällt der Anreiz, über eine medizinisch nicht unbedingt wissenschaftlich fundiert, unabhängig und aktuell. erforderliche Verlängerung der Verweildauer ihre Erlöse zu erhöhen. Bei der Behandlung wird stärker auf Effek­ Das meint die Jury: „Eine sehr gut aufgebaute Web­ tivität geachtet, und die Vergütung wird sinnvoller ein­ site, ein gut ausgearbeitetes Konzept sowie die vielen gesetzt. Es hat sich gezeigt, dass sich die Schwerpunkte Möglichkeiten für Patienten geben dem Beitrag eine der Versorgung mehr in den teilstationären und ambu­ besondere Qualität. Der volle Umfang des Angebots lanten Sektor verlagern. Großer Vorteil außerdem: Die kommt nur den Versicherten der Techniker Kranken­ administrativen Abläufe und auch der Abrechnungs­ kasse zugute. Dies könnte auch für andere Kassen aufwand sind gestrafft worden, das bedeutet weniger einen Anreiz bieten, ebenfalls ein interaktives, internet­ Bürokratie für alle Beteiligten. basiertes Informationssystem zu entwickeln.“ 25
  • 26. Qualifiziert und engagiert Starkes Team Wer neben spannenden Aufgaben einen respektvollen Umgang miteinander, Verlässlichkeit und Fairness schätzt, kommt an einer Bewerbung bei der TK nicht vorbei – so lässt sich das Ergebnis des Wettbewerbs „Deutschlands beste Arbeitgeber“ zusammenfassen, bei dem die TK aufs Siegertreppchen geklettert ist. Gesellschaftliche Verantwortung nimmt sie auch wahr, indem sie zum Beispiel Menschen mit schweren Behinde­ rungen in den Arbeitsalltag integriert und in die Ausbildung junger Menschen investiert. 26
  • 27. Ein Dienstleistungsunternehmen ist auf die Gesundheit normalen Arbeitsalltag ins Unternehmen integriert. Die der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ihre Motivation und durchweg positiven Erfahrungen im Laufe des 2008 ihre Identifikation mit dem Unternehmen angewiesen. abgeschlossenen Projekts haben die TK veranlasst, Und nur wer fairen Umgang erfährt, behandelt auch einen gesonderten, auf die speziellen Erfordernisse die eigenen Kunden gut. Die TK ist Krankenkasse und dieser Gruppe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Arbeitgeber zugleich – da kommt ihr im Betrieblichen zugeschnittenen Tarifvertrag abzuschließen und damit Gesundheitsmanagement eine besondere Verantwortung den Frauen und Männern, die die Stammbelegschaft zu. Zugleich sieht sie sich – wie jeder andere Arbeitge- micht mehr missen möchte, eine dauerhafte Einstellung ber – neuen Herausforderungen gegenüber: dem und damit eine ganz neue Perspektive zu ermöglichen. demografischen Wandel einerseits wie der Aufgabe, frühzeitig talentierten Nachwuchs für sich zu gewinnen, Ausbildung als Investition in die Zukunft und um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. gesellschaftliche Verantwortung TK: Deutschlands bester Arbeitgeber Das Versichertenwachstum hat es der TK auch im Jahr 2008 möglich gemacht, viele der jungen Männer 2008 hat sich die TK erneut am Wettbewerb „Deutsch- und Frauen in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis lands beste Arbeitgeber“ beteiligt – das Ergebnis: Platz zu übernehmen, die ihre Ausbildung erfolgreich abge- eins in der Kategorie der großen Unternehmen mit schlossen, sich als persönlich geeignet und zudem mehr als 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die flexibel erwiesen haben. Bildete die TK früher nur Sozial- Entscheidung der Jury gründet sich zum einen auf versicherungsfachangestellte aus, ist das Portfolio in Ergebnisse einer stichprobenhaften Befragung von den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. 2008 500 zufällig ausgewählten Mitarbeiterinnen und Mitar- umfasste das Ausbildungsspektrum neun verschie- beitern in den Unternehmen. Dieser Teil fließt mit zwei dene Berufsbilder – vom Lagerlogistiker in der Haupt- Dritteln in die Bewertung ein. Das weitere Drittel beruht verwaltung bis zum Koch in den beiden TK-Bildungs- auf einem Kultur-Audit, in dem untersucht wird, zentren. 176 junge Menschen haben im Jahr 2008 ihre wodurch sich die Arbeitskultur im Unternehmen aus- Ausbildung bei der TK begonnen. zeichnet. Als Kriterien dienen die Dimensionen Vertrau- en (unterteilt in Glaubwürdigkeit, Respekt und Fair- Darüber hinaus fördert die TK den akademischen ness), Stolz und Teamorientierung. Nachwuchs sowohl in Trainee-Programmen wie auch in Kooperationen mit Hochschulen bei Bachelor-Studien- Schwerbehinderte in den Arbeitsalltag gängen zu Wirtschaftsinformatikern oder Gesundheits- integrieren – ein gelungener Ansatz ökonomen. Für viele schwerbehinderte Menschen in Deutschland Auch Ehrenamtliche sind für die TK im Einsatz bieten die zahlreichen Behindertenwerkstätten eine gute Möglichkeit der Beschäftigung und Förderung. Eine Besonderheit der TK ist inzwischen Tradition und Es gibt jedoch auch Frauen und Männer, die in diesen sucht in der gesetzlichen Krankenversicherung dennoch Einrichtungen unterfordert sind, aber auf dem ersten ihresgleichen: Sie hat mehr ehrenamtliche Beraterinnen Arbeitsmarkt keine Chance haben. Die TK hat sich und Berater als angestellte Mitarbeiterinnen und Mitar- dieses Themas angenommen und auf Projektbasis beiter. Sie sind in ihrem beruflichen, studentischen Menschen, die zuvor in Behindertenwerkstätten gear- und privaten Umfeld aktiv, informieren und beraten. So beitet haben und einen besonderen Bedarf an arbeits- bilden sie ein wichtiges Bindeglied zwischen der TK und berufsbegleitender Betreuung haben, mit einem und ihren Versicherten. 31.12.2007 31.12.2008 ehrenamtliche Beraterinnen/Berater 10.714 10.777 Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter 10.535 10.698 davon: • in den Geschäftsstellen, den Service- und 8.732 8.862 Abrechnungszentren und im Vertrieb • in der Hauptverwaltung 1.586 1.623 • in den Landesvertretungen 217 213 27
  • 28. Die Sicht des Vorstandes Kurs gehalten In Zeiten großer Veränderungen brauchen Unternehmen verlässliche Ziele, einen untrüglichen Kompass und eine klare Vorstellung davon, wohin die Entwicklung gehen soll. Der TK-Vorstand sagt seine Meinung. 28
  • 29. Deutschland hat ein anerkannt gutes Gesundheits­ Was schwebt Ihnen stattdessen vor? system und dient anderen Ländern als Vorbild. Wenn wir über die Grenzen schauen: Was können Klusen: Viele Strukturen und Abläufe sind überholt und wir von Staaten mit anderen Systemen lernen? nicht mehr zeitgemäß, wir müssen sie an die Erforder­ nisse des 21. Jahrhunderts anpassen. Die Kranken­ Klusen: Wir können wirklich froh sein über unser kassen müssen viel stärker als bisher die Leistungen System, zuweilen sollten wir ihm auch etwas mehr für ihre Versicherten selbst einkaufen dürfen. Hier hat Wertschätzung entgegenbringen, als es hierzulande es in den vergangenen Jahren viel Bewegung gege­ üblicherweise der Fall ist. Trotzdem ist es natürlich ben mit dem Ergebnis, dass die Gestaltungsmöglich­ nicht perfekt, und wir sollten uns nicht scheuen, von keiten weitaus größer sind als noch vor einem Jahr­ anderen zu lernen. Von den USA können wir sicher zehnt. Diesen Weg sollte man beherzt weitergehen. nicht lernen, wie man einen flächendeckenden Versi­ Dabei ist zunächst die Politik gefordert, um die recht­ cherungsschutz organisiert; hier richtet sich der Blick lichen Grundlagen zu schaffen, und anschließend die vielmehr von den vereinigten Staaten nach Deutsch­ Krankenkassen, die die neuen Möglichkeiten dann land. Die Amerikaner können uns aber an ihren Erfah­ zügig in die Praxis umsetzen müssen. rungen teilhaben lassen, wie man Patientenversorgung organisieren kann. Grundlagenforschung und Spitzen­ medizin sind ebenfalls Felder, auf die es sich in den USA zu schauen lohnt. An den Niederlanden hat mich beeindruckt, wie beherzt und konsequent dort im Jahr 2006 eine umfassende Gesundheitsreform durchge­ setzt worden ist − ohne die vielen Kompromisse und Ausnahmeregelungen, die wir hierzulande kennen. Unter dem Strich muss man aber sagen, dass viele Systeme mit den gleichen Problemen kämpfen wie wir: steigende Ausgaben durch medizinischen Fortschritt und eine − glücklicherweise − längere Lebenserwar­ tung der Menschen. Immer wieder wird gefordert, die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung in ihrem Umfang zu reduzieren, der Katalog solle bis auf das Allernötigste ausgedünnt werden. Ist das die Lösung der Probleme? Professor Dr. Norbert Klusen Klusen: Das ist ganz sicher keine Lösung, sondern ist seit 1996 Vorsitzender des Vorstandes. Zuvor würde im Gegenteil neue Probleme schaffen. Außer­ gehörte er drei Jahre als Geschäftsführer der dem ist bisher noch jeder, der solches vorgeschlagen TK-Führungsspitze an. Er ist verantwortlich für die hat, an der Abgrenzung gescheitert, was denn noch Unternehmensbereiche Finanzen, Marketing und bezahlt werden sollte und was nicht. Die Mandel-Ope­ Vertrieb, Service und Kundenbindung, Versorgung ration? Die Behandlung des Rheumas? Tabletten gegen sowie für die Landesvertretungen und Stabs­ Migräne? Die Impfung gegen Masern? Der Herzschritt­ bereiche. macher? Die Rehabilitation nach einem Herzinfarkt? Wenn man dies alles durchdekliniert, landet man schnell Der Diplom-Kaufmann, 1947 in Mönchengladbach beim heutigen Leistungsumfang. Diese Diskussion geboren, verfügt über umfangreiche Management­ führt also in eine Sackgasse. erfahrungen in internationalen Unternehmen, zuletzt als Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor einer Aktiengesellschaft des Maschinen- und Fahrzeugbaus. Er ist Honorarprofessor für inter­ nationale Gesundheitspolitik und Gesundheits­ systeme an der Universität Hannover und Honorarprofessor für Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik an der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Zudem ist er Gastprofessor an der University of Michigan in Ann Arbor, USA. 29
  • 30. Was heißt das für die Versorgung der Patienten? Wird es einen Preiskampf geben mit dem Ziel, dass nur der billigste Leistungsanbieter unter Vertrag genommen wird? Klusen: Eine Kasse, die diese Strategie verfolgt, hat im Grunde schon verloren. Das goutieren die Versi­ cherten und Patienten nicht, und so etwas spricht sich schnell herum. Einer solchen Kasse würden die Kunden in Scharen davonlaufen − zu Recht. Aber deswegen gibt es natürlich trotzdem harte Verhandlungen mit den Anbietern, sie verhandeln umgekehrt ja auch hart mit uns. Unseren Beitragszahlern sind wir es schuldig, dass wir unser Augenmerk auf die Wirtschaftlichkeit legen. „Wirtschaftlich“ heißt eben nicht „billig“, sondern steht für eine Balance von Leistungen und Qualität auf der einen und den Kosten auf der anderen Seite. Helmuth Doose Wie wird sich der Markt der Krankenkassen in den gehört dem Vorstand seit dem Jahr 2000 an. Er kommenden Jahren entwickeln? ist für die Unternehmensbereiche Informationsver­ arbeitung, Kundenberatung, Mitgliedschaft und Klusen: Nach wie vor ist der GKV-Markt heterogen Beiträge, Personal sowie Recht und Vergabe ver­ strukturiert und weniger durch „Mammutkassen“ antwortlich. gekennzeichnet, sondern eher durch eine Vielzahl von Klein- und Kleinstanbietern. Anfang 2009 existierten Der Krankenkassenbetriebswirt wurde 1947 in noch gut 200 der über 1.000 Kassen, die es Mitte der Kiel geboren. Er war in verschiedenen Führungs­ 1990er-Jahre noch gab. Die über 70 Millionen Versi­ positionen der gesetzlichen Krankenversicherung cherten verteilen sich aber nicht annähernd gleichmäßig tätig, unter anderem beim Bundesverband der auf die Anbieter. Die Größenverhältnisse bewegten Innungskrankenkassen und bei der Gärtner- sich zum Jahresbeginn 2009 von 900 bis zu 7,2 Millionen Krankenkasse (GKK). Vor seinem Wechsel zur TK Versicherten. 31 Kassen hatten zu diesem Zeitpunkt war er Geschäftsführer der GKK und ab 1996 vier weniger als 10.000 Versicherte, und die Hälfte des Jahre lang Vorsitzender des GKK-Vorstandes in Marktes verteilte sich auf Kassen mit weniger als Hamburg. 100.000 Kunden. Umgekehrt vereinigten die acht größten Kassen mit mehr als 35 Millionen Menschen gut die Hälfte aller Versicherten auf sich − eine atomi­ sierte Marktstruktur. Das Geschäftsmodell der Klein- und Kleinstanbieter hat Herr Doose, das Jahr 2008 stand im Zeichen der funktioniert, als das Vertragsgeschäft in der gesetzlichen Vorbereitung auf den Anfang 2009 eingeführten Krankenversicherung noch vom Grundsatz „gemein­ Gesundheitsfonds. Was bedeutete das für die TK? sam und einheitlich“ dominiert war. In Zeiten, in denen es mehr Möglichkeiten und damit auch die Verpflich­ Doose: Kurz gesagt: einen enormen Aufwand. Das tung gibt, selbst zu gestalten, trägt es nicht mehr; diesen unterscheidet die TK allerdings nicht von anderen Kassen fehlt die kritische Größe. Ich rechne deshalb Krankenkassen. Es ist ja nicht so, dass der Fonds von damit, dass es Fusionen in größerer Zahl geben wird. gut 20 Frauen und Männern im Bundesversicherungs­ amt abgewickelt wird. Tatsache ist, dass jede einzelne Also werden am Ende die berühmten 30 bis Krankenkasse viel Arbeit investieren muss, um die 50 Kassen stehen? Funktionsfähigkeit für alle Eventualitäten zu sichern. Wir würden diese Mitarbeiterkapazitäten lieber in Klusen: Das weiß ich nicht, und ich halte es auch für anderen Aufgabenfeldern einsetzen − in Gebieten, in einen Fehler, eine Zielzahl zu definieren. Das wird die denen die Versicherten und Patienten einen unmittel­ Entwicklung von ganz allein zeigen. Wir definieren ja baren Nutzen spüren. Unter dem Strich bleibt für die auch nicht, wie viele Lebensmittelgeschäfte und Mobil­ gesamte Krankenversicherung jedoch übrig: mehr funkanbieter es geben soll, also brauchen wir das bei Aufwand ohne vermehrten Nutzen, ein verzichtbares den Krankenkassen auch nicht. Ein weites Oligopol Projekt. bietet die optimale Markstruktur für höchste Wettbe­ werbsintensität. Meine Prognose ist, dass die Zahl der Wie haben Sie sich gerüstet für den Ansturm der Krankenkassen in Deutschland noch lange deutlich Kundenanfragen? darüber liegen wird. Von einem Ende der Vielfalt kann also auch in Zukunft keine Rede sein. Doose: Den Jahreswechsel mit dem Start des Gesund­ heitsfonds haben wir Monate im Voraus geplant, denn es war ja absehbar, dass viele Kunden Fragen zur neuen Finanzierung haben würden. Durch Rückschlüsse auf bisherige Erfahrungen haben wir versucht, das Telefonvolumen tagesgenau zu prognostizieren und entsprechend die Mitarbeiterkapazitäten für die tele­ fonischen Kundenberatungen und Geschäftsstellen zu planen. Denn für die Kunden erreichbar zu sein, muss für ein Dienstleistungsunternehmen zu den wichtigsten Anliegen gehören. Dank der ausgefeilten 30