5. Vorworte
Professor Dr. Norbert Klusen Harald Schulte
Vorsitzender des Vorstandes Alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrates
Service, Beratung und Leistung – Anspruch der TK ist Das Jahr 2008 stand für die Selbstverwaltung der
es, diesen Dreiklang für ihre Kunden täglich erlebbar Techniker Krankenkasse ganz im Zeichen der Vorbe
zu machen. Es sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, reitung auf den Gesundheitsfonds. Im Vordergrund
denen es gelingt, die Versicherten stets aufs Neue von stand dabei natürlich die Fusion mit der IKK-Direkt –
der Leistungsfähigkeit und der gelebten Kundenorien sozusagen die wettbewerbliche Antwort der TK auf
tierung zu überzeugen. Darauf konnte die TK auch im eine Welt mit staatlich festgesetzten Einheitsbeiträgen.
Jahr 2008 wieder zählen. So konnte Gutes verbessert Für die Internetkasse IKK-Direkt bedeutete der Start
und Neues begonnen werden. des Gesundheitsfonds das Ende ihres Geschäftsmodells,
das auf niedrigen Beitragssätzen basierte. So war es
Den Blick über die Landesgrenzen zu werfen, ist für die nur folgerichtig, dass der Preisführer IKK-Direkt und
TK selbstverständlich: So weitet sich die Perspektive, der Qualitätsführer TK einen Zusammenschluss zum
um von anderen zu lernen und neue Chancen zu erken 1. Januar 2009 anstrebten.
nen, wie sich das hiesige Gesundheitssystem weiter
verbessern lässt. Gleichzeitig wächst Europa weiter Für die Selbstverwaltung der TK war die Fusion mit
zusammen, und für die Versicherten wird Mobilität bei weit reichenden Änderungen verbunden. Bestand der
der Gesundheitsversorgung immer selbstverständ Verwaltungsrat bis dahin ausschließlich aus Versicher
licher. Um uns ein Bild davon zu machen, welche tenvertretern, setzt er sich seit dem Jahresbeginn
Leistungen unsere Kunden im Ausland wie oft in 2009 je zur Hälfte aus Vertretern der Arbeitgeber und
Anspruch nehmen, haben wir sie befragt – mit großer der Versicherten zusammen. Daher war die Zustimmung
Resonanz und überraschenden Ergebnissen. Mit den zur Fusion für viele Mitglieder der früheren TK-Selbstver
gewonnenen Erkenntnissen wollen wir nicht nur die waltung auch eine sehr schwere Entscheidung, bedeu
nationale und internationale Diskussion um patienten tete sie doch das Aus für ihr eigenes, oft schon über
freundliche Organisation einer grenzüberschreitenden viele Jahre bestehendes Engagement. Dass der
Gesundheitsversorgung vorantreiben. Wir nutzen sie Beschluss zur Vereinigung mit der IKK-Direkt dennoch
auch, um für unsere Kunden neue Angebote zu ent so klar und eindeutig gefallen ist, zeigt, dass den Mit
wickeln, die ihrem Bedarf und ihrer Mobilität entsprechen. gliedern des früheren Verwaltungsrates das Wohl und
die Zukunftssicherheit der Techniker Krankenkasse
Das Hauptaugenmerk der TK liegt natürlich auf dem wichtiger waren als ihre persönlichen Interessen.
deutschen Gesundheitswesen und den Fragen, wie die
Patientenversorgung weiter verbessert werden kann, Nicht zuletzt hieran wird deutlich, dass das Prinzip der
wie wir Innovationen bei Diagnostik und Therapie in Selbstverwaltung, das Betroffene zu Beteiligten macht
das System integrieren können oder auch, wie wir und ihnen eine große Verantwortung überträgt, flexibel
kranke Menschen in ihrer Situation unterstützen und und zugleich belastbar genug ist, um auch in Zeiten des
stärken können. In dieser Hinsicht war 2008 für die TK Umbruchs rationale und zukunftsorientierte Entschei
ein ereignisreiches Jahr, in dem wir manches bewegen dungen zu treffen – Selbstverwaltung hat sich in der
konnten. Dieser Geschäftsbericht kann nur einen klei Vergangenheit bewährt, erweist sich in der Gegenwart
nen Ausschnitt der Aktivitäten zeigen. Wer mehr über als handlungsfähig und ist auch ein Zukunftsmodell. Mit
die Versorgungsinitiativen der TK wissen möchte, dem dieser Überzeugung nimmt der Verwaltungsrat der TK
sei die Broschüre „Sicherheit und Innovation“ ans Herz auch unter den neuen Bedingungen des Gesundheits
gelegt, die parallel zum Geschäftsbericht erschienen ist. fonds seine Aufgaben wahr – engagiert und ehrenamtlich.
Professor Dr. Norbert Klusen Harald Schulte
5
6. Erstmals mehr als sieben Millionen Versicherte
Weiter gewachsen
Auch 2008 konnte die TK ihren Wachstumskurs fortsetzen. Das Plus belief
sich bei den Mitgliedern auf 3,7 Prozent und bei den Versicherten auf
2,2 Prozent. Hinzu kam die Fusion mit der IKK-Direkt zum 1. Januar 2009.
318.200
130.196
244.238
56.342
190.941
738.814 460.980
108.487
1.856.935
169.278
628.825 99.095
327.335
74.113
868.735
864.341
6
7. 2008 war für die TK erneut ein Wachstumsjahr. Am Der Reinzugang seit Beginn des Wettbewerbs unter
Jahresbeginn 2009 hatte sie 746.000 Mitglieder den Krankenkassen Anfang 1996 belief sich auf fast
und 942.000 Versicherte mehr als ein Jahr zuvor. Das 2,3 Millionen Mitglieder, was einem Zuwachs von 84
Wachstum aus eigener Kraft belief sich auf 157.000 Prozent entspricht. Bei den Versicherten lag die Stei
Mitglieder und 138.000 Versicherte. Hinzu kam die gerung bei knapp 2,6 Millionen bzw. 55 Prozent.
Fusion mit der IKK-Direkt, die zum 1. Januar 2009 in
Kraft trat und die TK erstmals die 7-Millionen-Marke
überschreiten ließ.
Tendenz: steigend
8.000.000
Mitglieder
7.000.000
Versicherte
6.000.000
5.000.000
4.000.000
3.000.000
2.000.000
1.000.000
1.1.1996
1.1.1997
1.1.1998
1.1.1999
1.1.2000
1.1.2001
1.1.2002
1.1.2003
1.1.2004
1.1.2005
1.1.2006
1.1.2007
1.1.2008
1.1.2009
Ein stetes und solides Wachstum kennzeichnet die Entwicklung der TK seit Beginn der Wahlfreiheit und des Krankenkassenwettbewerbs Anfang 1996.
Mitglieder und Versicherte
1.1.2008 1.1.2009
Pflichtversicherte 2.444.782 3.088.661
freiwillig Versicherte 904.484 943.958
versicherungspflichtige Rentner 850.516 923.371
Mitglieder gesamt 4.209.782 4.955.990
Familienangehörige 2.009.910 2.205.603
Versicherte gesamt 6.219.692 7.161.593
7
8. Unser Maß der Dinge:
der individuelle Kunde
Glänzender
Service
Guter Service spricht sich herum. Er ist die Basis für den
Geschäftserfolg eines Dienstleistungsunternehmens. Daher
richtet die TK ihre Geschäftsprozesse an den gegenwärtigen
und zukünftigen Bedürfnissen ihrer Kunden aus und legt großen
Wert darauf, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
den Servicegedanken Tag für Tag mit Leben erfüllen.
8
9. Auch Online-Service ausgeweitet
Nicht nur den Service von Mensch zu Mensch in ihren
Geschäftsstellen oder telefonischen Kundenberatungen
hat die TK im Auge, wenn es um die stete Suche nach
weiteren Verbesserungsmöglichkeiten geht. Auch die
online abrufbaren Dienstleistungen sind gerade 2008
noch einmal erheblich erweitert worden.
Ein kompletter Relaunch des Webauftrittes hat nicht
nur eine ganz neue Struktur und Optik gebracht, son
dern auch eine Vielzahl neuer Funktionen. Das Ange
Die TK ist ein moderner Gesundheitsdienstleister, in bot der Online-Filiale, in der Versicherte passwortge
dessen Selbstverständnis die Bedürfnisse und Erwar schützt viele Anliegen gleich erledigen können, ist
tungen der Kunden handlungsleitend sind. Den Kunden ausgebaut worden. Gleichzeitig sind aber auch mehr
Respekt zu erweisen, ihr Vertrauen zu verdienen, auf Formulare und Anwendungen ohne Passworteingabe
ihre Meinung zu hören und ihnen Verlässlichkeit zu zugänglich.
geben – das sind Eckpfeiler der TK-Serviceleitlinien,
die die Erwartungen des Unternehmens an alle Mitar Das Mitgliedermagazin „TK aktuell“ steht den Kunden
beiterinnen und Mitarbeiter in ihrem Umgang mit Kun inzwischen auch parallel im Internet als E-Paper zur
den formulieren. Die Versicherten sollen sich wertge Verfügung. Dieses multimediale Angebot enthält Filme,
schätzt und entlastet fühlen und mit Hilfe der TK die für Audiobeiträge und Bildstrecken für User, die mehr
ihren individuellen Fall bestmögliche Gesundheitsver wissen möchten.
sorgung finden.
Damit keine Fragen offen bleiben, gibt das Web-Fern
Mit regelmäßigen Kundenbefragungen und Testkäufen sehen „TK-TV“ im Internet regelmäßig Tipps aus den
ermittelt die TK, wie die Qualität ihrer Dienstleistung von Bereichen Gesundheit, Ernährung, Prävention und
den Kunden wahrgenommen wird. Außerdem erhalten Wellness. Kurzfilme zeigen Reportagen und Experten-
alle dezentralen Kundenberatungen und Servicezen Interviews. Die Webvideos vermitteln in aller Kürze
tren kontinuierliche Unterstützung darin, wie sie ihren praktisches Wissen, um die Nutzer zum Profi für die
Service weiter verbessern können. Am Beginn dieses eigene Gesundheit zu machen.
Prozesses steht eine Analyse der aktuellen Service
situation vor Ort; anschließend gilt es, geeignete Maß
nahmen zu finden und umzusetzen, und mit Hilfe eines
Service-Controllings wird geprüft, ob die angestrebten
Ziele erreicht werden.
Service mit „Brief und Siegel“
Längst sind die Zeiten vorbei, in denen man mit der
TÜV-Prüfung nur die Auto-Untersuchung alle zwei Jahre
assoziierte. Im Jahr 2008 haben die Qualitätsprüfer
des TÜV SÜD die Dienstleistungsqualität der TK unter
die Lupe genommen. Die Servicezuverlässigkeit, das
Beschwerdemanagement sowie die Kundenorientierung
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden nach
strukturierten Verfahren des Qualitätsmanagements
bewertet.
Konkret heißt das: Die TÜV-Prüfer untersuchten unter
anderem die TK-internen Servicestandards und -leitli
nien und durchleuchteten die Ergebnisse von Kunden
befragungen und Testkäufen. Außerdem sprachen die
Qualitätsexperten mit rund 60 Kundenberaterinnen und
-beratern aus dem gesamten Bundesgebiet, um sich ein
Bild von der Kundenorientierung der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter zu machen und auch zu beurteilen,
inwieweit die Vorgaben der Unternehmensleitung zur
Servicequalität im Arbeitsalltag eingehalten werden.
Abschließend stellten die TÜV-Prüfer fest, dass die TK
– auch im Marktvergleich – ein ausgesprochen hohes
Serviceniveau hat, und zeichneten sie mit dem TÜV-
Siegel „ServiceQualität“ aus.
9
10. Innovativ und sicher
Neue Wege
Ob neue Vertrags- und Vergütungsmodelle, unge
wöhnliche Kampagnen für ernste Themen oder Hilfe für
die Basisarbeit: Es gehört zum Selbstverständnis der
Techniker Krankenkasse, auf allen Ebenen aktiv zu
sein, um die Chancen ihrer Versicherten zu ver
größern, gesund zu werden oder zumindest
besser mit ihrer Erkrankung leben zu können.
10
11. Wenn die Seele krank ist:
gewohnte Umgebung statt Klinikbett
Menschen mit chronischen seelischen Erkrankungen als Fallmanager, und es werden die Angebote des
erleben häufig, dass vor allem bei akuten Problemen Betreuten Wohnens, der Rehabilitation und der beruf
schnelle ambulante Hilfe nicht erreichbar ist. Wenn lichen Wiedereingliederung miteinander vernetzt. Die
gerade im Krisenfall wohnortnahe Versorgungsange Psychoedukation ist ein weiterer Baustein des Konzep
bote fehlen, sind Klinikeinweisungen an der Tages tes: Hier werden Patienten und bei Bedarf auch die
ordnung. So werden Patienten aus ihrem gewohnten Angehörigen geschult, damit sie die Erkrankung besser
Umfeld herausgerissen − das muss nicht sein. verstehen und auch besser mit ihr umzugehen lernen.
Damit ihre psychisch kranken Versicherten auch in Rund um die Uhr stehen spezialisierte Teams aus
einer Krise ihre vertraute Umgebung nicht verlassen Ärzten und Therapeuten telefonisch zur Verfügung.
müssen, baut die TK ein Versorgungsnetz auf, um sie Wenn in einer akuten Krise die Versorgung zu Hause
dort zu stabilisieren und zu begleiten. Dieser gemeinde nicht mehr möglich ist, kann sich der Patient für eine
psychiatrische Ansatz ist keineswegs neu: Bereits Weile in einer geschützten Umgebung aufhalten, die
1970 hat der Deutsche Bundestag eine „Sachver ihm als Rückzugsraum dient − als eine Art „Krisen
ständigenkommission Psychiatrie“ gegründet, die fünf pension“. Das entlastet auch die Angehörigen. So
Jahre später ihren „Bericht zur Lage der Psychiatrie“ lassen sich längere Klinikaufenthalte meist ganz ver
vorlegte. Die Gemeindepsychiatrie war eine zentrale meiden oder zumindest wesentlich verkürzen.
Forderung der Sachverständigen. Die Psychiatrie
sollte besser in die allgemeine Medizin integriert wer Um die hohe Qualität des Versorgungsangebotes
den, medizinische und soziale Einrichtungen sollten sicherzustellen, gibt es nicht nur eine wissenschaft
sich besser vernetzen, flankierende Angebote sollten liche Begleitung, sondern es werden regelmäßig
ausgebaut und ein größerer Schwerpunkt sollte auf auch die Patienten und ihre Angehörigen befragt.
Prävention und Rehabilitation gelegt werden.
Aber: Der gemeindepsychiatrische Ansatz ist in
Deutschland längst nicht konsequent umgesetzt
worden. Als erste Krankenkasse hat die TK für ihre
Versicherten mit seelischen Erkrankungen ein Vertrags
modell entwickelt, das für nachhaltige sozial- und
gemeindepsychiatrische Versorgungsstrukturen sorgt
und dabei zugleich neue Formen der Vergütung erprobt:
Die Vertragspartner der TK bekommen ein festes
Budget pro Patient und Jahr, das im Wesentlichen den
statistisch vorausberechneten Kosten für Klinikbe
handlungen entspricht. Werden sie vermieden, ist der
Ansatz „ambulant statt stationär“ gelungen.
Wer schon seit langem seelisch erkrankt ist, spezielle
Arzneimittel regelmäßig einnimmt oder wegen psy
chischer Probleme bereits im Krankenhaus war, kann
sich für das besondere integrierte Versorgungsangebot
der TK entscheiden. Es besteht aus vielseitigen
Modulen, die je nach Bedarf und ergänzend zur fach
ärztlichen Therapie zum Einsatz kommen: Es gibt die
Möglichkeit der aufsuchenden Betreuung, sozusagen
der „Zuhause-Behandlung“, der häuslichen psychia-
trischen Fachkrankenpflege oder der Soziotherapie.
Das Angebot umfasst außerdem einen persönlichen
Ansprechpartner für die Patienten und ihre Angehörigen
11
12. Hilfe für die Selbsthilfe
Wer ernsthaft und chronisch erkrankt, kann in Deutsch
land auf ein hochwertiges Gesundheitssystem vertrau
en: Den Patienten stehen gut ausgebildete Mediziner,
eine flächendeckende Versorgung mit Krankenhäusern
und Ärzten sowie ein breiter Zugang zu innovativen
Diagnose- und Behandlungsverfahren zur Verfügung.
Das ist wertvoll, im individuellen Leidensfall benötigen
die Betroffenen jedoch mehr – etwas, was ein instituti
onalisiertes System nicht leisten kann. Konfrontiert mit
der eigenen Erkrankung oder der eines Angehörigen, rei
chen manchmal die Ansprechpartner auf medizinischer
Ebene nicht aus, um sich zu informieren und die Erkran
kung zu verarbeiten. Der Austausch mit Betroffenen oder
anderen Angehörigen kann diese Lücke schließen. Selbst
hilfe-Initiativen bieten ein geeignetes Forum, um weitere In dem Gemeinschaftsprojekt ist unter anderem die
Betroffene zu finden, aktuelle Informationen zu erhalten 24-seitige Broschüre „MS verstehen – eine Reise in den
und die Mitmenschen zu sensibilisieren. Körper“ entstanden, die auf anschauliche Weise die
Multiple Sklerose erklärt. Sie basiert auf dem gleichna
Hier ist der Platz der Selbsthilfe: Betroffene und ihre migen Internetangebot zum Thema auf der AMSEL-
Angehörigen tauschen sich untereinander aus, geben Website unter www.amsel.de. Die Broschüre gibt leicht
einander Hilfe, Unterstützung und Halt. Bundesweit verständlich Antworten auf Fragen wie: Warum greifen
engagieren sich hier drei Millionen Menschen. Für die Immunzellen körpereigenes Gewebe an, statt es zu
TK sind die Selbsthilfe-Organisationen seit vielen Jah schützen? Wie entstehen Entzündungsherde im Gehirn?
ren geschätzte Partner, denn sie ergänzen in vielfäl Mit welchen Beschwerden macht sich die Multiple
tiger Weise die professionellen Angebote der Gesund Sklerose bemerkbar? Welche Untersuchungen geben
heitsversorgung und haben so einen festen Platz im Gewissheit, dass es sich um eine Multiple Sklerose
deutschen Gesundheits- und Sozialsystem. handelt? Welche Krankheitsverläufe gibt es? Auf welche
Weise können Medikamente eingreifen, damit die Schübe
Insgesamt hat die TK die bundesweite, regionale und rasch abklingen und das Fortschreiten der Erkrankung
lokale Selbsthilfe im Jahr 2008 mit rund 3,5 Millionen Euro gebremst wird?
in ihrer Arbeit gefördert – das sind fast 10.000 Euro
Tag für Tag. Das Engagement der „Patienten für Pati Ergänzt werden die Broschüre und das Internetangebot
enten“ ist so vielfältig, dass sich nur eine kleine und durch eine Roadshow, die mittlerweile in ganz Deutsch
nicht repräsentative Auswahl darstellen lässt. land in den TK-Geschäftsstellen Station macht. Unter
dem Motto: „MS verstehen – eine Reise in den Körper“
„Multiple Sklerose verstehen“ wird an einem Info-Counter anschaulich gemacht, wie
das zentrale Nervensystem und das Immunsystem
Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste entzündliche funktionieren und welche Fehlfunktionen bei Multipler
Erkrankung des zentralen Nervensystems bei jungen Sklerose vorliegen. An einem PC mit angeschlossenem
Erwachsenen. Insgesamt gibt es bundesweit 120.000 Touchscreen kann man sich durch das Informations
MS-Erkrankte, europaweit 500.000 und weltweit rund programm bewegen. Hier gibt es auch die Möglichkeit,
2,5 Millionen Menschen, die mit dieser schubförmig einige Symptome der MS nachzuempfinden. So werden
verlaufenden Krankheit leben müssen. In Baden-Würt zum Beispiel Sehstörungen oder Gangunsicherheit
temberg sind es geschätzte 12.000 Patienten. Hier eines MS-Patienten simuliert.
fördert die TK exklusiv das Selbsthilfeprojekt „Multiple
Sklerose verstehen“ des Landesverbandes Aktion Internetspielsucht: „Netz mit Web-Fehlern?“
Multiple Sklerose Erkrankter (AMSEL).
Ein ganz anderes Projekt, das die TK unterstützt, widmet
Besonders wichtig sind Informationen für junge Betrof sich der Computerspielsucht. Der Drogenbericht der
fene. Die Statistik besagt, dass im ersten Jahr rund Bundesregierung weist bedenkliche Ergebnisse auf:
zehn bis 20 Prozent der MS-Erkrankten die Therapie Drei bis sieben Prozent der Internetnutzer gelten dem
abbrechen, wenn der nächste Krankheitsschub aus nach bundesweit als abhängig. Sie widmen sich zehn
bleibt. Mit dem Gemeinschaftsprojekt sollen MS-Kranke bis 18 Stunden lang pro Tag dem Chatten oder Com
besser informiert und ihre Lebenssituation nachhaltig puterspielen. Der PC ist für viele Jungendliche die
verbessert werden. Ein weiteres Ziel: mehr Wissen und beliebteste Freizeitbeschäftigung. Doch der Übergang
Verständnis in der Bevölkerung aufbauen. vom harmlosen Spiel zum exzessiven Konsum ist oft
12
13. fließend: Fast jeder sechste 15-jährige Junge verbringt Den Auftakt machte Anfang 2008 die hessenweite
täglich mehr als 4,5 Stunden mit Computerspielen, Fachtagung für Suchtberater „Netz mit Web-Fehlern?
drei Prozent der männlichen Neuntklässler gelten sogar Exzessive Computer- und Internetnutzung: Neues Auf
als abhängig. In Hessen sind das nach Schätzungen gabenfeld der Suchthilfe?“. Es folgten viele weitere
der TK knapp 1.000 Jugendliche. Weitere 4,7 Prozent Informationsveranstaltungen für Eltern, Lehrer und
der männlichen und 0,5 Prozent der weiblichen Neunt Jugendliche sowie Medienkompetenzseminare in Koo
klässler gelten als gefährdet. Demnach laufen in Hessen peration mit den Fachstellen für Suchtprävention. Die
zusätzlich zu den bereits Abhängigen mehr als 1.700 Veranstaltungen sollten Eltern informieren, sensibilisieren,
Jugendliche Gefahr, eine Abhängigkeit von Computer ihnen aber auch Unsicherheiten nehmen. Denn nicht
spielen zu entwickeln. Für die TK in Hessen sind dies jedes Kind, das viel spielt, ist auch gleich süchtig. Und
Tausende von Gründen, das Projekt „Netz mit Web- da Eltern und ihr Nachwuchs gerade beim Thema Inter
Fehlern?“ zur Computer- und Internetsucht der hes net oft nicht auf einer Wellenlänge sind, gibt es unter
sischen Landesstelle für Suchtfragen (HLS) zu fördern. schiedliche Broschüren für beide Zielgruppen. „Ständig
Stress um den PC“ richtet sich an Jugendliche, die
Die Symptome der Computerspielsucht ähneln denen, Ausführung „PC-Dauerfeuer“ spricht Eltern an. Beide
die man von anderen Süchten kennt: Die Betroffenen Broschüren bieten auf unterschiedliche Weisen Infor
können einfach nicht mehr anders, sie müssen spielen. mationen und Hilfestellungen zur Computer- und Inter
Tun sie es nicht, leiden sie an Entzugserscheinungen. netsucht und stehen unter www.tk-online.de zum
Schlafstörungen und Nervosität gehören dann zum Download zur Verfügung.
Alltag. Hinzu kommt, dass die Jugendlichen durch ihr
exzessives Spielen soziale Kontakte, Familie, Freunde, Das Projekt zur Internetspielsucht ist ein weiteres Beispiel
Schule und Beruf völlig vernachlässigen. Auch alltäg dafür, dass sich über den Weg der Selbsthilfe auch
liche Dinge wie Essen und Körperhygiene werden öffentliche Aufmerksamkeit und ein größeres Problem
nebensächlich. Viele Eltern fühlen sich von den neuen bewusstsein in der Bevölkerung erreichen lassen.
technischen Möglichkeiten überfordert. Sie sind verun Wenn so für Betroffene die Schwelle sinkt, sich an
sichert und haben Schwierigkeiten, den Kindern bei Beratungsstellen zu wenden, ist viel erreicht.
der Nutzung neuer Medien kompetent zur Seite zu ste
hen. Mit Hilfe des Projekts sollen Pädagogen, Eltern
und Jugendliche in Hessen für das Thema Computer-
und Internetsucht sensibilisiert und Berater aus der
Suchthilfe auf das neue Aufgabenfeld vorbereitet wer
den. Darüber hinaus werden Wege zur Gründung von
Selbsthilfe-Initiativen für Betroffene und Angehörige
aufgezeigt und diese in den Anfängen betreut.
13
14. Der Organspende eine Stimme geben
Krankenkassen sollen sich um die Gesundheit ihrer Von Mensch zu Mensch: Musik für Organspende
Versicherten kümmern, dafür sorgen, dass die Menschen
gesund bleiben und ihre Krankheiten geheilt werden. Im Mittelpunkt der Kampagne steht das Musikprojekt
Die moderne Medizin macht heute vieles möglich − vor „Von Mensch zu Mensch“, das in Kooperation mit dem
allem die Transplantationsmedizin. Damit diese jedoch Musikverlag EMI Music Publishing und der Deutschen
ihren Segen entfalten kann, muss es Menschen geben, Stiftung Organtransplantation entstanden ist. Junge
die bereit sind, nach ihrem Tod Organe zu spenden. Künstler wie der Hamburger Hip-Hopper Bo Flower oder
Leider gibt es derzeit viel zu wenige. 4.050 Menschen die Soulsängerin Nele singen über Organspende und
konnte 2008 mit einer Transplantation das Leben gerettet Lebenschancen. Damit geben sie den 12.000 Menschen
werden, dreimal so viele Patienten stehen auf der War auf der Warteliste eine Stimme. Die Musik bietet die
teliste, und an jedem Tag sterben drei von ihnen, weil Möglichkeit, das Thema Organspende vor allem bei
sie nicht rechtzeitig ein Spenderorgan bekommen. jungen Menschen ins Gespräch zu bringen. Zu den
Songs „Von Mensch zu Mensch“ und „Für dich da“ sind
Obwohl die Krankenkassen − ihrem gesetzlichen Auf Musikvideos entstanden, die das Thema Organspende
trag folgend − den Versicherten Informationsmaterial und nicht nur akustisch, sondern auch optisch sehr sensibel
Organspendeausweise zur Verfügung stellen, war die umsetzen. Viele transplantierte Patienten haben an den
Zahl der Organspenden im Jahr 2008 sogar rückläufig. Videoclips und dem begleitenden Informationsmaterial
mitgewirkt, um zu zeigen, welche Lebenschancen Organ
Organspende ja, Ausweis nein spenden bieten. Und auch Menschen, die die Organe
ihrer Angehörigen nach deren Hirntod zur Transplan
Deutschland ist ein hilfsbereites Land: Laut einer Forsa- tation freigegeben und damit anderen ein neues Leben
Umfrage im Auftrag der TK stehen über 80 Prozent der geschenkt haben, finden ihren Platz im Musikvideo. Die
Menschen der Organspende positiv gegenüber, aber Songs können bei allen Online-Musikportalen erworben
nur jeder Achte besitzt einen Organspendeausweis, der werden, bei jedem Download wird ein Organspende
im Falle eines Falles den Angehörigen hilft, im Sinne des ausweis gleich mitgeliefert. Die Klickzahlen beim Inter
Betroffenen zu entscheiden. Die meisten der Befragten netportal Youtube und bei der Internetseite des Musikpro
gaben an, sich mit dem Thema bisher noch nicht beschäf jekts www.organspende2009.de zeigen: Mit diesem
tigt zu haben. Zudem glauben viele, aus gesundheit neuen Ansatz, das Thema Organspende zu transpor
lichen, religiösen oder Altersgründen nicht als Spender tieren, lässt sich eine große Zahl von Menschen erreichen.
in Frage zu kommen. Um aufzuklären, Vorbehalte abzu
bauen und dazu zu motivieren, rechtzeitig mit der Familie
zu sprechen und einen Organspendeausweis auszu
füllen, hat die TK im Jahr 2008 eine neue, ganz andere
Informationskampagne zur Organspende gestartet.
86 Prozent der Deutschen haben
keinen Organspendeausweis – die Gründe:
noch nicht ausreichend 31 %
informiert
zu jung/zu alt dafür 14 %
habe noch keinen Ausweis, lehne 11 %
Organspende aber nicht ab
gesundheitliche Gründe 11 %
Thema ist unangenehm 10 %
religiöse und/oder 7%
ethische Gründe
Angst, vorzeitig für tot 5%
erklärt zu werden
bisher keine Zeit dafür 5%
lehne Organspende 4%
grundsätzlich ab
14
15. Gala „Organspende-Dialog“ als Auftakt Die häufigsten Vorurteile – Mythen und Wahrheit
Ein festlicher Startschuss fiel bei der Gala „Organspende- „Ich bin zu jung/Ich bin zu alt für
Dialog“ Ende Oktober 2008. Bei der Auftaktveranstaltung eine Organspende.“
der Kampagne im Hamburger Curiohaus haben Nele Da es in jedem Alter Patienten gibt, die auf ein lebens
und Bo Flower ihre Songs zum ersten Mal auch live rettendes Spenderorgan warten, gibt es weder nach
vorgestellt. In mehreren Talkrunden sprachen Experten, oben noch nach unten eine Altersgrenze.
Betroffene und Angehörige über ihre ganz persönliche
Sicht auf das Thema Organspende. Gewidmet war der „Aus religiösen bzw. ethischen Gründen lehne ich
Abend den Menschen, die darauf hoffen, dank einer eine Organspende ab.“
Organspende eines Tages wieder ein normales Leben Die katholische und evangelische Kirche sowie der
führen zu können. Zu jedem Betroffenen gehören ein Zentralrat der Muslime befürworten die Organspende
Gesicht und eine ganz persönliche Geschichte – das als einen Akt der Nächstenliebe und der Solidarität mit
hat der Organspende-Dialog eindrucksvoll gezeigt. Kranken und Behinderten. Die jüdische Gesetzesaus
legung erkennt den Hirntod nicht als Lebensende an,
daher sind Organentnahmen erst gestattet, wenn das
Herz nicht mehr schlägt.
„Ich habe Angst, in der Klinik vorzeitig für tot
erklärt zu werden, wenn dort dringend Organe
benötigt werden.“
Voraussetzung für eine Organspende ist der vollstän
dige und irreversible Hirntod des Patienten. Er muss
unabhängig voneinander von zwei Ärzten im Abstand
von mindestens zwölf Stunden festgestellt werden.
„Aus gesundheitlichen Gründen kann ich kein
Seither sind beide Künstler in ganz Deutschland unter Organspender sein.“
wegs und werben auf Informationsveranstaltungen, Eine Organspende kommt nicht in Frage, wenn der
Open-Air-Festivals, Bikertreffen und vielen anderen Verstorbene akut an Krebs erkrankt war oder schwer
Veranstaltungen dafür, Berührungsängste abzulegen wiegende Vorerkrankungen wie AIDS oder Tuberkulo
und sich mit dem Thema Organspende auseinander se hatte. Ob eine Organspende medizinisch möglich
zusetzen. ist, prüfen die Ärzte nach dem Hirntod. Eine Gesund
heitsprüfung zu Lebzeiten ist deshalb nicht nötig.
Parallel dazu sorgt die TK dafür, dass die Organspende
auch in der Politik und bei den Entscheidern im Gesund „Wenn ich einen Organspendeausweis bei mir
heitssystem im Gespräch bleibt. Ziele sind ein verbes trage, bin ich Organspender.“
sertes Transplantationsgesetz sowie die Möglichkeit, Auf dem Organspendeausweis kann man seinen per
die persönliche Entscheidung für oder gegen eine sönlichen Wunsch, wie im Fall des Todes verfahren
Organspende auf der elektronischen Gesundheitskarte werden soll, dokumentieren. Man kann also auch fest
dokumentieren zu können. halten, dass man einer Organspende widerspricht, die
Einwilligung auf bestimmte Organe begrenzen oder
Bei Unternehmen wirbt die TK dafür, den Gehalts bestimmte Organe ausnehmen. Außerdem kann man
abrechnungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Entscheidung über eine Organspende auf eine
einen Informationsflyer mit einem Organspendeausweis andere Person übertragen.
beizulegen, und appelliert an Krankenhäuser, ihrer
Verpflichtung nachzukommen, potenzielle Organspender
zu melden. Darüber hinaus gibt es vielfältige Koopera
tionen mit Schulen, Selbsthilfegruppen und Fahrschulen. 15
16. Daten für Taten
Horizonte erweitern
Um ein Unternehmen kontinuierlich weiterzuentwickeln, um neue und für die
Kunden passgenaue Angebote an den Markt zu bringen oder auch, um Impulse
für das Gesundheitssystem zu setzen, bedarf es gesicherter Erkenntnisse als Basis.
Daher ist die TK stets auf der Suche nach Neuem – sie befragt ihre Kunden nach
deren Erwartungen, macht Studien zum Stimmungsbild einer ganzen Branche und
nimmt auch die Versorgungsrealität unter die Lupe.
16
17. Wissen schaffen
Sich kritisch mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und
ökonomischen Aspekten der Gesundheitsversorgung
auseinanderzusetzen, wird immer wichtiger, um die
Weichen in die Zukunft richtig zu stellen. Dies ist eine der
Aufgaben des WINEG – des „Wissenschaftlichen Instituts
der Techniker Krankenkasse für Nutzen und Effizienz
im Gesundheitswesen“. Inhaltliche Schwerpunkte des
Instituts liegen daher auf der Versorgungsforschung,
der Gesundheitsökonomie und der Patientenkommunikati
on nach den Methoden der evidenzbasierten Medizin.
Ziel der Arbeit des WINEG ist es, die gesundheitliche In der zweiten Woche haben die Studierenden mit
Versorgung der TK-Versicherten zu verbessern. Neben Unterstützung der WINEG-Experten eine systema
der wissenschaftlichen Arbeit ist der konstruktiv-kritische tische Literaturauswertung durchgeführt zu der Frage:
Dialog mit den Entscheidern des Gesundheitssystems „Wie ist die Evidenzlage von Studien zu pharmazeu
eine weitere wichtige Aufgabe des Instituts. tischer Betreuung in der Offizin-Apotheke hinsichtlich
Kosten-Nutzen-Effektivität und patientenrelevanter
Kosten und Nutzen in den Blick nehmen Outcomes?“ Ihr Fazit: Nach wie vor gibt es zu wenig
aussagekräftige Studien. Dennoch gaben am Ende 14
Ist ein Arzneimittel wirklich neuartig? Welchen Nutzen der ausgewerteten Studien einen Eindruck davon, wel
haben die Patienten tatsächlich davon? Und was ist es che Effekte eine umfassende Betreuung durch die
wert? Angesichts der seit Jahren stark steigenden Aus Apotheke haben kann: Die Lebensqualität steigt sub
gaben für Medikamente und der großen Zahl neuer jektiv vor allem bei chronisch Kranken, dafür sind
Präparate, die Jahr für Jahr auf den Markt kommen, ist objektive Effekte im klinischen Vergleich kaum nach
es wichtig, diese Fragen systematisch zu stellen und weisbar.
zu beantworten. Um die Diskussion in der Fachöffent
lichkeit voranzutreiben, war das WINEG im Sommer 2008 Zudem mangelt es vor allem an Studien, die einen
als Mitveranstalter an einem Kosten-Nutzen-Symposium Kosten-Nutzen-Vergleich zeigen oder möglich machen.
beteiligt. Im Vordergrund standen die Methodik sowie Solche Erkenntnisse könnten Aufschluss darüber
die Datenlage zu Kosten-Nutzen-Bewertungen, aber geben, wie wichtig die Beratung des Apothekers in
auch Fragen der Ethik und der Finanzierung. der klassischen Offizin-Apotheke wirklich ist und wel
che neuen Wege in der pharmazeutischen Betreuung
Apotheker von morgen zu Gast im WINEG sinnvoll und wünschenswert sind. Ein konkretes Bei
spiel ist die Integrierte Versorgung. Bei dieser fach
Auch 2008 gab es im WINEG wieder eine zweiwöchige übergreifenden Zusammenarbeit unterschiedlicher Leis
Summer School. Das Ziel: gemeinsam mit 19 Studieren tungserbringer könnten Apotheken künftig eine stärkere
den der Pharmazie Trends, Probleme und Interessen Rolle als Berater spielen, um einerseits Kosten zu sen
konflikte im Apothekenwesen aufzuarbeiten. Am Beginn ken und andererseits die Versorgung der Patienten zu
stand eine Vortragswoche, in der es unter anderem um verbessern.
die Struktur und die rechtlichen Grundlagen des Gesund
heitssystems ging, um Grundlagen der Statistik und Informationen über die Methodik, die Arbeit und die
der Pharmakoökonomie sowie um Gesundheitspolitik Projekte des WINEG stehen unter www.wineg.de im
und Versorgungsforschung. Internet zur Verfügung.
17
18. Europäisch gefragt
Wer in Deutschland wohnt und versichert ist, lässt sich Schon die hohe Rücklaufquote von 35 Prozent spiegelt
längst nicht mehr nur bei heimischen Ärzten oder in das Interesse der Menschen am Thema „Gesundheit
deutschen Kliniken behandeln, kauft seine Medika in Europa“ wider. Unter der Annahme, dass die
mente auch nicht immer hierzulande. Die Fahrt über befragten TK-Mitglieder einen repräsentativen Quer
die Grenzen ins europäische Ausland ist inzwischen schnitt darstellen, wurden die Ergebnisse auf die
gängiger als noch vor wenigen Jahren. Europa wächst gesamte gesetzliche Krankenversicherung wie auch
also auch in der Gesundheitsversorgung zusammen. auf die Wohnbevölkerung der Bundesrepublik
Das wird unter anderem dadurch dokumentiert, dass Deutschland hochgerechnet.
die Europäische Kommission im Juli 2008 einen Richt
linienvorschlag verabschiedet hat, der die freie Wahl Zu den überraschendsten Ergebnissen gehörte die
der Gesundheitsdienstleister europaweit fördern und Aussage von 40 Prozent der Befragten, dass sie die
die Patientenrechte dabei stärken soll. Behandlung im EU-Ausland gezielt gesucht und nicht
aufgrund einer akuten Krankheit oder eines Notfalls
Die TK steht dem europäischen Gedanken schon lange in Anspruch genommen haben. Bei einer ähnlichen
nicht nur aufgeschlossen gegenüber, sondern hat eine Befragung im Jahr 2003 gaben dies nur sieben Pro
Vielzahl von Initiativen ergriffen, um ihren Versicherten zent an – die Grenzen fallen also auch spürbar in den
Wahlfreiheit und Entscheidungsalternativen zu ermög Köpfen der Versicherten.
lichen.
Private Gründe, Komfortaspekte und
Neue Studie mit neuen Ergebnissen Geldersparnis
Zwar wird politisch viel über die grenzüberschreitende Berufliche Gründe für eine Behandlung in EU-Staaten
Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen debat spielten so gut wie keine Rolle: Bei 97 Prozent der
tiert. Aber welche Rolle spielt sie wirklich? Empirische Befragten erfolgte sie während eines privaten Aus
Untersuchungen zum Ausmaß der tatsächlichen Nach landsaufenthaltes. Die Länder, in denen die TK-Mit
frage existieren kaum. Um sich ein Bild über die realen glieder behandelt wurden, überraschen dagegen
Verhältnisse zu machen und für die Zukunft bedarfsge weniger: Spanien, Österreich und Italien sind als
rechte Angebote entwickeln zu können, hat die TK im beliebte Reiseziele naturgemäß die Staaten, in denen
Jahr 2008 diejenigen Mitglieder zu ihren Erfahrungen die meisten EU-Auslandsbehandlungen stattgefunden
befragt, die zuvor Gesundheitsleistungen in einem Land haben. Danach folgen Tschechien, Polen, Frankreich
der europäischen Union in Anspruch genommen haben – die Schweiz und Ungarn – darunter also eine Reihe
insgesamt 34.000 Männer und Frauen. Hochgerechnet von osteuropäischen Ländern, bei denen finanzielle
auf ganz Deutschland heißt das: 680.000 Menschen Gründe eine große Rolle gespielt haben.
sind im EU-Ausland versorgt worden.
Gründe für die Behandlung:
Chronische Erkrankungen nehmen zu
Gelenk und Rücken 31 %
(chronisch)
Unfallbedingte
14 %
Verletzungen
Atmungsorgane 11 %
Zähne 11 %
Herz-Kreislauf 10 %
Nervensystem, 7%
Augen und Ohren
Verdauungsorgane 5%
Nieren, Harn- und 5%
Geschlechtsorgane
Haut 4 %
Der Anteil der unfallbedingten Verlet
zungen als Grund für eine Behandlung
im EU-Ausland ist von 25 Prozent im
Jahr 2003 auf 14 Prozent gesunken.
18
19. Weshalb haben sich die TK-Mitglieder bewusst für in denen sich die Versicherten mit ihrer deutschen
eine Behandlung im europäischen Ausland entschie Chipkarte ambulant oder stationär behandeln lassen
den? Jeder Siebte nannte einen höheren Komfort (14 können. Die Abrechnung erfolgt direkt mit der TK, so
Prozent), 13 Prozent der Befragten gaben finanzielle dass der Patient weder in Vorleistung treten muss noch
Einsparungen, zum Beispiel beim Zahnersatz, als anschließend bürokratischen Aufwand hat. Verträge
Grund für die Fahrt über die Grenze an. Therapien, die gibt es auch mit Kur-Einrichtungen in Österreich, Italien,
von der Schulmedizin in Deutschland nicht anerkannt Tschechien, Ungarn, Polen und der Slowakei.
sind, nehmen mit sieben Prozent einen deutlich gerin
geren Raum ein. Das Gleiche gilt für die Nutzung einer
bestimmten TK-Vertragseinrichtung (sechs Prozent).
Auch die Verteilung der Erkrankungen unterstreicht Auslandsbehandlungen:
die Tendenz zu geplanten Behandlungen: Fast ein
Drittel entfiel auf (chronische) Gelenk- und Rückenlei Die Reiseländer liegen vorn
den. Akut- und Notfälle in Form von unfallbedingten
Verletzungen wie Brüchen, offenen Wunden, Verbren
nungen oder Vergiftungen nahmen mit 14 Prozent eine
deutlich geringere Rolle ein. Im Jahr 2003 machten
die Unfallverletzungen noch 25 Prozent aus. Ebenfalls
rückläufig waren die akuten Erkrankungen der Atmungs
organe, deren Anteil sich von 23 auf elf Prozent hal
biert hat. Jeweils ein Zehntel entfiel auf Probleme mit
den Zähnen sowie auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Im Vordergrund standen ambulante Behandlungen:
An erster Stelle rangiert der Allgemeinarzt mit 38 Pro
zent, gefolgt von verordneten Medikamenten (31 Pro
zent) und Heilmitteln (24 Prozent). Mit ebenfalls 24
Prozent lagen die Kuren als erste stationäre Behand
lung auf dem vierten Platz.
Abrechnung muss leichter werden Spanien 19 %
Verbesserungsbedarf besteht bei der Abrechnung der
EU-Leistungen: Zwar gaben 32 Prozent der Befragten
an, sie seien mit der Abrechnung vollkommen bzw. Österreich 16 %
sehr zufrieden. 41 Prozent sagten jedoch auch, dass
sie versucht hätten, die Behandlungen über die Euro
päische Krankenversicherungskarte abzurechnen,
diese im Ausland jedoch nicht akzeptiert worden sei. Italien 13 %
Bei 77 Prozent der Befragten lief die Abrechnung über
die Kostenerstattung. So ist es nur folgerichtig, dass
sich fast jeder Zweite für eine Zusammenarbeit der TK
Tschechien 10 %
mit anderen Krankenversicherungen im EU-Ausland
ausgesprochen hat, um eine schnelle und reibungs
lose Übernahme der Behandlungskosten zu erreichen.
Polen 9%
Unzufrieden mit ihrer Behandlung in einem EU-Staat
waren nur fünf Prozent der Befragten. Maßgeblich
hierfür waren Kosten, die ihnen nicht erstattet werden
durften und die sie daher selbst tragen mussten. Frankreich 6 %
Jeder Fünfte fühlte sich medizinisch schlechter behan
delt als in Deutschland, und weitere 18 Prozent hatten
Verständigungsschwierigkeiten aufgrund der Fremd
sprachen. Schweiz 6%
Direkte Verträge sorgen für mehr Komfort
Um ihren Versicherten eventuelle Schwierigkeiten aus Ungarn 6%
dem Weg zu räumen, hat die TK in den vergangenen
Jahren ihren Europaservice auf- und ausgebaut. So
hat sie in Kooperation mit der AOK Rheinland/Ham Mehr als 16.000 TK-Mitglieder ließen sich allein
burg Verträge mit mehr als 70 Kliniken in den Nieder in Spanien, Österreich oder Italien behandeln.
landen, Belgien, Österreich und Italien abgeschlossen,
19
20. À la carte: Zustimmung für die
elektronische Gesundheitskarte
Über 220 Mal in jeder Minute stecken Arzthelferinnen
oder Klinikmitarbeiter irgendwo in Deutschland Kranken
versichertenkarten der TK in die Lesegeräte ihrer Praxis-
oder Krankenhauscomputer. Daraus entstehen pro Jahr
rund 50 Millionen elektronische Buchungen, auf deren
Grundlage Ärzte, Zahnärzte und Krankenhäuser ihr Geld
von der TK bekommen – mehr als sechs Milliarden Euro
allein im Jahr 2008. Künftig sollen auch die Apotheken
hinzukommen, um die Abrechnung zu erleichtern.
15 Jahre nach ihrer Einführung zeigt sich jedoch: Die
Krankenversichertenkarte ist in die Jahre gekommen.
„Veraltet, unsicher und manipulationsanfällig“ – so
beurteilen Experten die Kartensysteme, die heute von
Banken und im Gesundheitssystem verwendet werden.
EC-Karten mit Magnetstreifen beruhen noch auf einer
Technik aus den 1970er-Jahren; Krankenversicherten
karten enthalten zwar schon einen Chip, stehen aber
auf dem technischen Stand der 1980er-Jahre. Auf der Grundlegender Richtungswechsel – der Patient
Höhe der Zeit sind so genannte Smart-Chips, wie sie als Herr seiner Daten
jeder Mobiltelefonbenutzer bereits in seinem Gerät hat.
Karten mit diesen Chips lassen sich sperren, online Im Zentrum der geplanten Veränderungen steht ein
aktualisieren und können von Unbefugten nicht mani grundlegender Richtungswechsel: Nicht mehr der Arzt
puliert werden. Damit soll jetzt auch das Bezahlsystem soll alleiniger Hüter der medizinischen Daten seiner
im Gesundheitssystem sicherer werden: Die elektro Patienten sein, sondern die Betroffenen selbst sollen
nische Gesundheitskarte (eGK) enthält nicht nur den darüber verfügen können – auch bei einem Arztwechsel,
Chip, sondern auch noch zusätzliche Sicherheitsmerk Umzug in eine andere Stadt oder bei Verdacht auf
male. Auf diese Weise bildet sie einen sicheren Zugang einen Behandlungsfehler.
zu einem vernetzten Gesundheitssystem.
Diesen Richtungswechsel begrüßt die deutsche
Moderne Plattform für ein veraltetes System Bevölkerung und steht dem Start der elektronischen
Gesundheitskarte überwiegend positiv gegenüber.
Die elektronische Gesundheitskarte soll den technolo Das zeigt die bevölkerungsrepräsentative Studie
gischen Wind des 21. Jahrhunderts in ein System „Branchenbarometer E-Health“ im Auftrag der TK:
bringen, in dem Papierabrechnungen, laborentwi Drei von vier Menschen hierzulande begrüßen die
ckelte Röntgenbilder und Patientenkarteikarten nach Einführung und sehen vor allem den Nutzen des neu
wie vor an der Tagesordnung sind. Dazu sollen in meh en Systems. Besonders gut kommt bei ihnen an, dass
reren Schritten alle Ärzte, Zahnärzte, Apotheken und Notfalldaten künftig schnell verfügbar sind und Ärzte
Krankenhäuser miteinander vernetzt, ihre Kommunikation ihre Befunde in Zukunft elektronisch an den weiter
untereinander zum Wohle der Patienten vereinfacht und behandelnden Kollegen übersenden können.
alles zugleich sicherer werden. Hinzu kommt ein
neues Abrechnungs- und Bezahlsystem für die rund Ein Großteil der Befragten (71 Prozent) erwartet zudem,
82 Millionen Patienten und ihre medizinischen Dienst dass der Missbrauch mit der neuen Karte zurückgeht
leister. Fachleute benutzen dafür das Wort „Telematik- und die Menschen später von weiteren Anwendungen
Infrastruktur“, wenn sie über diese Herkulesaufgabe wie der elektronischen Patientenakte profitieren, wenn
und ihre Komplexität sprechen. Die Öffentlichkeit ver Krankengeschichten besser dokumentiert werden und
wendet lieber den einprägsameren Namensgeber als dadurch die Diagnosesicherheit steigt. Noch größer ist die
Synonym für das gesamte System – die elektronische Zustimmung in den Regionen, in denen die elektronische
Gesundheitskarte. Sie steht zugleich für eine neue Gesundheitskarte bereits getestet wird (87 Prozent).
Kartengeneration und zukunftsweisende Verände
rungen, die noch über ein Jahrzehnt in Anspruch neh Außerdem schätzen die Befragten, dass die Karte
men werden. Die kontroverse Diskussion und die Reich künftig wichtige Gesundheitsdaten rascher verfügbar
weite des Themas, das alle Einwohner angeht − egal ob machen soll. Sie versprechen sich davon eine höhere
gesetzlich oder privat versichert −, sind für die TK Diagnose- und auch Arzneimittelsicherheit. Auch die
gute Gründe, das Stimmungsbild in der Bevölkerung Perspektive, dass die eGK später einmal das Anlegen
zu erforschen, Erwartungen und auch Befürchtungen elektronischer Patientenakten mit der individuellen
nachzuspüren. Krankengeschichte inklusive Laborbefunden, Opera
tionsberichten und Röntgenbildern ermöglichen wird,
befürworten 70 Prozent der Befragten.
20
21. Skepsis äußerten Mediziner in der Studie: Vier von fünf Große Akzeptanz der eGK
befragten Ärzte sprachen sich dafür aus, das System
vor dem Start erst noch weiterzuentwickeln. Neue
Anwendungen kommen bei ihnen dagegen mehrheitlich Bevölkerung allgemein 74 %
gut an: Über 70 Prozent sprachen sich sowohl für den
elektronischen Arztbrief als auch für die elektronische
Patientenakte aus. Und auch die Ärzte, die an den TK-Versicherte in Testregionen 87 %
eGK-Tests teilgenommen haben, plädieren eindeutig
für beide Funktionen (70 Prozent). Ihre Hauptkritik bezieht
sich auf die Frage, ob medizinische Daten außer auf
den Arztcomputern auch auf zentralen Servern gespei
Ärzte in Testregionen 59 %
chert werden sollen. Anteile der Befragten, die die Einführung der eGK als
sinnvoll oder sehr sinnvoll einstufen
Kritik gab es auch beim geplanten Funktionsumfang zum
Start: Sowohl Versicherte als auch Ärzte bemängeln,
dass für sie zu Beginn kein erlebbarer neuer Nutzen
hinzukommt. Dagegen liegen die Vorteile des neuen Die Top 3 der Argumente für die eGK
Systems für Krankenkassen wie die TK auf der Hand:
Für sie steht die neue Kartengeneration für neue Anwen
dungsmöglichkeiten, aber auch einfachere Prozesse,
Bevölkerung allgemein
denn die Karten müssen nicht mehr wie bisher bei 92 %
jeder kleinen Änderung wie zum Beispiel einer neuen
Anschrift ausgetauscht werden. Jahr für Jahr sind in Schnellere Verfügbarkeit wichtiger Gesundheitsdaten
Deutschland rund 15 bis 20 Millionen Karten allein aus 85 %
diesem Grund ein Fall für den Schredder.
Höhere Diagnosesicherheit
Elektronische Rezepte vereinfachen 84 %
die Abrechnung
Höhere Arzneimittelsicherheit
Eine zweite Neuerung ist das elektronische Rezept.
Denn obwohl die Ärzte heute üblicherweise die Rezepte
am PC erstellen, werden sie am Ende doch als Papierbe TK-Versicherte in Testregionen
leg abgerechnet. So lagert allein im Duisburger 99 %
Abrechnungszentrum der TK ein Berg von über 50 Milli
onen Rezepten – die Verordnungen der letzten acht Schnellere Verfügbarkeit wichtiger Gesundheitsdaten
Quartale. Monat für Monat kommen 2,7 Millionen hinzu,
von denen 70.000 nicht maschinenlesbar sind und des 95 %
halb mühsam per Hand herausgesucht und nachbear Vermeidung von Doppeluntersuchungen
beitet werden müssen.
93 %
Die meisten Befragten interessieren sich allerdings Höhere Diagnosesicherheit
weniger für die Einsparmöglichkeiten, sondern mehr
für den Nutzen, den ihnen die neuen Funktionen in einer
späteren Einführungsphase bringen – von vermeidbaren Ärzte in Testregionen
Unverträglichkeiten verordneter Medikamente bis zur
schnelleren Verfügbarkeit ihrer Gesundheitsdaten. Den 71 %
Schutz ihrer Daten bewertet die Mehrheit positiv. Sie Schutz vor Missbrauch der Karte
sorgen sich zwar grundsätzlich, ob ihre Daten in unbe
fugte Hände gelangen könnten (63 Prozent), sind aber 69 %
von den Sicherheitsvorkehrungen des Systems eGK Schnellere Verfügbarkeit wichtiger Gesundheitsdaten
überzeugt: Die Mehrheit der Bevölkerung (60 Prozent)
hält die künftigen Funktionen für sicher oder sehr 63 %
sicher, bei den 18- bis 29-Jährigen sagen dies sogar 74
Höhere Arzneimittelsicherheit
Prozent. Darüber hinaus beurteilen zwei von drei
Befragten die eGK als sicherer als die EC-Karte, mit
der sie heute bezahlen und ihr Geld abheben.
Quelle: „Branchenbarometer E-Health“,
F.A.Z.-Institut, TK, 2009
21
22. Gesundheitspreis und Ideenpark
Breite
Anerkennung
Ideen sprudeln, Menschen engagieren sich, Neues ent
steht, Gutes wird besser, manches Leiden erträglicher.
Vieles davon geschieht, ohne dass die Öffentlichkeit davon
erfährt. Wettbewerbe und Preise können Wege sein, dies
zu ändern und das Augenmerk auf Sehenswertes zu len
ken. Der Gesundheitspreis „Pulsus“ und der „Ideenpark
Gesundheitswirtschaft“ sind zwei Beispiele hierfür.
22
23. Ehre für stille Helden
Zum fünften Mal haben die TK und die „Bild am Menschen in einem Wohn- und Pflegeheim. Sie
Sonntag“ (BamS) Deutschlands großen Gesundheitspreis spielen, basteln, musizieren mit ihnen, fahren sie im
verliehen, den „Pulsus“. BamS-Leser und TK-Versicherte Rollstuhl spazieren. Die Schüler lernen ihnen fremde
konnten über den „Arzt des Jahres“, den „Kämpfer des Lebenssituationen kennen, bauen Berührungsängste
Jahres“, den „Prominenten des Jahres“ und über den ab, entwickeln Mitgefühl und Freude beim Helfen.
Preisträger in der erstmals ausgelobten Sonderkate Und der besondere Clou: Die Schüler erstellen
gorie „Organspende“ entscheiden. Die „Gesündeste Biografien der von ihnen besuchten Menschen. Diese
Grundschule“ und die „Beste Gesundheitskampagne“ erscheinen demnächst gesammelt in einem Buch.
hat eine Jury ausgewählt.
Gesundheitsförderung gibt es an der Schlossparkschu
Ihrem schwerstbehinderten Sohn wollte Barbara Lau, le Völklingen-Geislautern, der gesündesten Grund
die Kämpferin des Jahres, eine Reittherapie ermögli schule des Jahres, schon seit mehr als 20 Jahren.
chen, fand jedoch keinen Reiterhof. So kauften sie und Lehrerin Gisela Fritzen ist überzeugt: „Wer Schüler für
ihr Mann selbst ein Pferd und fuhren zu Therapeuten. das Thema Gesundheit wirklich begeistern will, muss
Um auch anderen behinderten Kindern diese Thera sie durch spannende und wirklich prickelnde Projekte
pie zu eröffnen, gründeten die Laus mit Unterstützung mitreißen.“ In einem eigenen Streichorchester entwickeln
helfender Hände und Spender ein Therapiezentrum. die Schüler Liebe zur Musik und schulen zugleich Kon
Der erste große Schock 2001: Ihr Sohn Alexander stirbt. zentration und Feinmotorik. Auf eigenen CDs werden
2008 folgte der zweite Schlag: Ihr Ehemann stirbt nach die Themen Ernährung und Bewegung in Liedform
einem Herzinfarkt und längerem Wachkoma. 330 Patien behandelt. Auch Tai-Chi können die Kinder lernen.
ten kommen jede Woche auf den Hof von Barbara Lau.
„Allein dafür lohnt es sich, weiter zu kämpfen“, so die Fünf Menschenleben gerettet haben Regina und
Preisträgerin. Volker Haag, Preisträger in der Sonderkategorie
„Organspende“, mit der Entscheidung, die Organe
Kinder aus Krisengebieten operiert Dr. Karl-Georg ihres tödlich verunglückten Sohnes Robin zur Trans
Hermans, der Arzt des Jahres, kostenlos – neben plantation freizugeben. Der 12-Jährige war bei einem
seinem „normalen“ Pensum von 80 bis 100 Wochen epileptischen Anfall die Treppe hinuntergestürzt. Erst
stunden im St. Joseph Krankenhaus in Prüm. Die ver im zweiten Krankenhaus wurde die richtige Diagnose
letzten Kinder – oftmals von Bombensplittern getroffen gestellt: Hirnblutung und Schädelbruch. Den Transport
– kommen aus Afghanistan, dem Irak oder aus Angola. in ein drittes, spezialisiertes Krankenhaus zur Not-OP
Vermittelt werden sie von der „Initiative Friedensdorf überlebte der Junge nicht. Dort konnten Ärzte nur noch
International“. Patienten haben Dr. Hermans, den Arzt den Hirntod feststellen. Mitten in diesem Albtraum
aus Leidenschaft, für den „Pulsus“ vorgeschlagen. sind die Eltern dennoch sehr stark gewesen und haben
„Wenn nicht er, wer dann hat einen Preis verdient?“, damit anderen Menschen die Chance auf ein neues
hieß es in einem Brief an die TK. Leben eröffnet.
Die Stiftung „Lebensherbst“ – ein Verein, der sich für Die Jury
ältere und pflegebedürftige Menschen einsetzt – ist Professor Dagmar Schipanski, Präsidentin der
von Mariella Ahrens, der Prominenten des Jahres Deutschen Krebshilfe; Dr. Susanne Holst, Ärztin und
und seit Juli 2007 „Gräfin von Faber-Castell“, gegrün Fernsehmoderatorin; Dr. Franziska Rubin, Ärztin,
det worden. Ihr Ziel: Es sollen „noch mehr Menschen Schauspielerin und Moderatorin; Professor Dr. Dietrich
ihre Herzen öffnen für die Älteren. Damit es auch Grönemeyer, Inhaber des Lehrstuhls für Radiologie
denen im Alter gut geht, die wenig besitzen.“ Der und des weltweit einzigen Lehrstuhls für Mikrotherapie
Verein bietet gesellschaftliche Hilfen und auch Sach an der Universität Witten/Herdecke; Professor Dr.
spenden. Obwohl die Stiftung jung ist, erfahren bereits Björn Nashan, Direktor der Fachabteilung für
14 Seniorenheime Unterstützung in Form von Spenden Hepatobiliäre Chirurgie und Transplantationschirurgie
und der Organisation von Aktivitäten. am Universitätsklinikum Eppendorf; Walter Mayer,
Chefredakteur der „Bild am Sonntag“; Professor Dr.
In Bad Staffelstein ist die Kampagne des Jahres, Norbert Klusen, Vorsitzender des TK-Vorstandes.
angestoßen von Religionslehrer Lukas Völker, zu
Hause. Seit 2005 besuchen Schüler der neunten und
zehnten Klasse wöchentlich freiwillig in ihrer Freizeit alte
23
24. Ideenpark Gesundheitswirtschaft:
Akzente gesetzt
Neues entsteht aus der Vielfalt, nicht aus Einerlei. So Kopfschmerzen zu den häufigsten Beschwerden der
sorgt Wettbewerb dafür, dass der Fortschritt auf allen Kinder. Täglich leiden 900.000 Menschen in Deutsch
Ebenen in das Gesundheitssystem einziehen kann. land an Migräne-Attacken, und jeden Tag sind rund
Dabei sind Innovationen weit mehr als neue Medika 100.000 Betroffene durch Migräne mit Schmerzen und
mente oder modernere Untersuchungsmethoden. Es Übelkeit ans Bett gefesselt. Solches Leid belastet nicht
geht vielmehr um zukunftsweisende Kooperationen, nur die Betroffenen, sondern ist darüber hinaus auch
um Initiativen, die die Transparenz des Systems oder teuer: Aktuelle Forschungen zeigen, dass allein die
die Qualität der Patientenversorgung verbessern, oder Migräne in Europa 27 Milliarden Euro an direkten und
auch um Projekte, die die Effizienz von Behandlungs indirekten Kosten verursacht.
prozessen erhöhen können.
Mehr als drei Milliarden Einzeldosierungen an Schmerz
Die Neuerungen im Kleinen und Großen stehen beim medikamenten werden hierzulande pro Jahr verbraucht,
„Ideenpark Gesundheitswirtschaft“ der „Financial Times 85 Prozent davon wegen Kopfschmerzen. Gleichzeitig
Deutschland“ (FTD) im Mittelpunkt. Sein Ziel ist es, inno weist Deutschland bei der Schmerztherapie eine Unter
vative Ansätze einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu versorgung auf. Die Patienten wechseln häufig von Arzt
machen und so die Debatte um ein besseres Gesund zu Arzt – im Durchschnitt etwa acht Mal im Jahr. Nicht
heitssystem voranzutreiben. Im Jahr 2008 schrieb die FTD selten brechen sie eine professionelle Therapie ab und
ihren Wettbewerb zum vierten Mal aus – Unternehmen, weichen frustriert auf Außenseitermethoden aus. Kurz:
Institutionen und Einzelpersonen des gesamten Gesund Es fehlt in Deutschland an einer koordinierten Kopf
heitsbereiches waren aufgerufen, sich mit ihren Ideen, schmerzbehandlung, bei der die einzelnen Disziplinen
Projekten oder Konzepten zu beteiligen. zusammenarbeiten.
Eine hochkarätig besetzte Jury hatte anschließend die Dies zu ändern, ist das Ziel des ersten bundesweiten
Aufgabe, aus der Vielzahl der Vorschläge die zehn Kopfschmerzbehandlungsnetzes, das von der TK und
besten Konzepte und damit die Preisträger zu ermitteln. der Schmerzklinik Kiel entwickelt worden ist und an dem
Maßgeblich dafür waren die Kriterien Relevanz, Inno mehr als 400 Praxen beteiligt sind. Die Schranken zwi
vationsgrad, Durchsetzbarkeit, Reichweite sowie das schen der ambulanten und der stationären Behandlung
Zusammenspiel von Qualität, Transparenz und Effizienz. sowie der Rehabilitation werden aufgehoben. So lassen
sich die Therapieabläufe verbessern und Innovationen
Einzige Krankenkasse unter den Preisträgern war erneut fördern. In der ersten Phase stehen die gezielte Diagnos
die TK, die mit drei Preisen des „Ideenparks Gesund tik und die Auswahl der sektorenübergreifenden Thera
heitswirtschaft“ ausgezeichnet wurde. Eines der Kon piepfade im Vordergrund. Es folgt eine neurologisch
zepte kommt Patienten mit chronischen Kopfschmerzen verhaltensmedizinische Behandlung, an der ebenfalls
zugute, ein anderes hilft Menschen mit psychischen die unterschiedlichen Versorgungssektoren beteiligt
Erkrankungen, und das dritte bezieht Patienten, die an sind. Anschließend werden Therapieverlauf und -erfolg
Depressionen oder Rückenschmerzen leiden, mit Hilfe kontrolliert. Die beteiligten Ärzte und Therapeuten
eines „virtuellen Arztgespräches“ aktiv in die Therapie ein. informieren und beraten sich wechselseitig, so ist ein
inhaltlich und zeitlich gut koordiniertes Vorgehen
Ein Netzwerk gegen Kopfschmerzen gewährleistet. Dafür bürgen die Leistungserbringer,
mit denen eine Bonus-Malus-Regelung vereinbart ist.
„Kopfschmerztourismus“ – für viele Menschen in Werden die Therapieziele – gemessen an der Arbeits
Deutschland kein Schlagwort, sondern leidvolle Realität. unfähigkeit – nicht erreicht, nehmen sie eine Kürzung
Nach repräsentativen Studien geben hierzulande ihrer Vergütung hin. Werden die Ziele übertroffen, erhalten
54 Millionen Menschen Kopfschmerzen als gravierende sie einen Bonus. Die wissenschaftliche Begleitforschung
Gesundheitsstörung an, und schon in der Schule zählen belegt die Qualität der Behandlung, und auch die Kosten
effizienz des Ansatzes ist gesichert.
24
25. Das meint die Jury: „Wenngleich die technische
Umsetzung des Projekts vor allem in Bezug auf den
Patientenpass noch ausbaufähig ist, verdient es vor
allem durch seine Relevanz und Aktualität Unterstüt
zung. Das Thema Kopfschmerz wird derzeit noch
nicht breit und strukturiert genug aufgegriffen. Dieser
Mangel im allgemeinen Versorgungsangebot könnte
durch den Ansatz der Initiatoren behoben werden.“
Pauschale Vergütung – patientenorientierte Das meint die Jury: „Vergleichbare Versuche der
Behandlung Vergütungspauschalierung bei psychischen Erkran
kungen gibt es bisher nicht. Der Wettbewerbsbeitrag
Weniger Bürokratie, bessere Versorgung – das ist der sieht sich darum zu Recht als wegweisendes Modellpro
Leitgedanke eines Psychiatrie-Projektes der TK. Wäh jekt. Gleichzeitig gehört vor allem die starke Zersplitte
rend Akutkliniken schon seit Jahren pauschale Beträge rung durch die bisher zahlreichen verschiedenen Ver
pro Behandlungsfall erhalten, werden in der Psychiatrie gütungsmodelle zu den großen Strukturproblemen bei
bislang noch tagesgleiche Pflegesätze bezahlt – je der Versorgung psychisch Erkrankter. Diese Probleme
länger der Patient in der Klinik ist, desto höher also die könnten zumindest zum Teil analog zu dem nun aus
Vergütung für das Krankenhaus. Dabei ist es auch aus gezeichneten Projekt behoben werden.“
medizinischen Gründen sinnvoll, den Klinikaufenthalt
von Psychiatriepatienten auf das wirklich Erforderliche Virtuell mit dem Arzt im Gespräch
zu begrenzen. „So lang wie nötig, so kurz wie möglich“
lautet die Devise. Eine Analyse von TK-Daten hatte Patienten möchten mehr und mehr in Therapie-Ent
gezeigt, dass viele Patienten oft länger als vier Wochen scheidungen eingebunden werden. Um mitreden und
stationär behandelt werden, und mehr als die Hälfte -entscheiden zu können, benötigen sie Informationen,
kommt innerhalb eines Jahres erneut ins Krankenhaus. die möglichst individuell zugeschnitten sein sollten. Der
TK-Patientendialog, ein interaktives Online-Instrument,
Ziel war es also, eine wohnortnahe und vor allem macht dies für die Indikationen Depression sowie
ambulante Versorgung zu etablieren, die auch Wieder Rückenschmerzen möglich. Mehr als 4.500 verschiedene
einweisungen verhindert. Erreicht wird dies durch ein Inhalte sind in dem Expertensystem hinterlegt. Mittels
Behandlungskonzept, das auf einer sektorenübergrei künstlicher Intelligenz geht es auf die Antworten des
fenden Therapie und Vergütung beruht. Die Komplex Nutzers ein, es filtert aus Millionen von Einzelinformati
pauschale wird unabhängig von der Versorgungsform onen, so genannten Wissens-Chunks, genau die Infor
und über einen festen Zeitraum gezahlt. Für die Klinik mationen heraus, die für den Patienten relevant sind –
entfällt der Anreiz, über eine medizinisch nicht unbedingt wissenschaftlich fundiert, unabhängig und aktuell.
erforderliche Verlängerung der Verweildauer ihre Erlöse
zu erhöhen. Bei der Behandlung wird stärker auf Effek Das meint die Jury: „Eine sehr gut aufgebaute Web
tivität geachtet, und die Vergütung wird sinnvoller ein site, ein gut ausgearbeitetes Konzept sowie die vielen
gesetzt. Es hat sich gezeigt, dass sich die Schwerpunkte Möglichkeiten für Patienten geben dem Beitrag eine
der Versorgung mehr in den teilstationären und ambu besondere Qualität. Der volle Umfang des Angebots
lanten Sektor verlagern. Großer Vorteil außerdem: Die kommt nur den Versicherten der Techniker Kranken
administrativen Abläufe und auch der Abrechnungs kasse zugute. Dies könnte auch für andere Kassen
aufwand sind gestrafft worden, das bedeutet weniger einen Anreiz bieten, ebenfalls ein interaktives, internet
Bürokratie für alle Beteiligten. basiertes Informationssystem zu entwickeln.“
25
26. Qualifiziert und engagiert
Starkes Team
Wer neben spannenden Aufgaben einen respektvollen Umgang
miteinander, Verlässlichkeit und Fairness schätzt, kommt an
einer Bewerbung bei der TK nicht vorbei – so lässt sich das
Ergebnis des Wettbewerbs „Deutschlands beste Arbeitgeber“
zusammenfassen, bei dem die TK aufs Siegertreppchen geklettert
ist. Gesellschaftliche Verantwortung nimmt sie auch wahr,
indem sie zum Beispiel Menschen mit schweren Behinde
rungen in den Arbeitsalltag integriert und in die Ausbildung
junger Menschen investiert.
26
27. Ein Dienstleistungsunternehmen ist auf die Gesundheit normalen Arbeitsalltag ins Unternehmen integriert. Die
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ihre Motivation und durchweg positiven Erfahrungen im Laufe des 2008
ihre Identifikation mit dem Unternehmen angewiesen. abgeschlossenen Projekts haben die TK veranlasst,
Und nur wer fairen Umgang erfährt, behandelt auch einen gesonderten, auf die speziellen Erfordernisse
die eigenen Kunden gut. Die TK ist Krankenkasse und dieser Gruppe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
Arbeitgeber zugleich – da kommt ihr im Betrieblichen zugeschnittenen Tarifvertrag abzuschließen und damit
Gesundheitsmanagement eine besondere Verantwortung den Frauen und Männern, die die Stammbelegschaft
zu. Zugleich sieht sie sich – wie jeder andere Arbeitge- micht mehr missen möchte, eine dauerhafte Einstellung
ber – neuen Herausforderungen gegenüber: dem und damit eine ganz neue Perspektive zu ermöglichen.
demografischen Wandel einerseits wie der Aufgabe,
frühzeitig talentierten Nachwuchs für sich zu gewinnen, Ausbildung als Investition in die Zukunft und
um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. gesellschaftliche Verantwortung
TK: Deutschlands bester Arbeitgeber Das Versichertenwachstum hat es der TK auch im
Jahr 2008 möglich gemacht, viele der jungen Männer
2008 hat sich die TK erneut am Wettbewerb „Deutsch- und Frauen in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis
lands beste Arbeitgeber“ beteiligt – das Ergebnis: Platz zu übernehmen, die ihre Ausbildung erfolgreich abge-
eins in der Kategorie der großen Unternehmen mit schlossen, sich als persönlich geeignet und zudem
mehr als 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die flexibel erwiesen haben. Bildete die TK früher nur Sozial-
Entscheidung der Jury gründet sich zum einen auf versicherungsfachangestellte aus, ist das Portfolio in
Ergebnisse einer stichprobenhaften Befragung von den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. 2008
500 zufällig ausgewählten Mitarbeiterinnen und Mitar- umfasste das Ausbildungsspektrum neun verschie-
beitern in den Unternehmen. Dieser Teil fließt mit zwei dene Berufsbilder – vom Lagerlogistiker in der Haupt-
Dritteln in die Bewertung ein. Das weitere Drittel beruht verwaltung bis zum Koch in den beiden TK-Bildungs-
auf einem Kultur-Audit, in dem untersucht wird, zentren. 176 junge Menschen haben im Jahr 2008 ihre
wodurch sich die Arbeitskultur im Unternehmen aus- Ausbildung bei der TK begonnen.
zeichnet. Als Kriterien dienen die Dimensionen Vertrau-
en (unterteilt in Glaubwürdigkeit, Respekt und Fair- Darüber hinaus fördert die TK den akademischen
ness), Stolz und Teamorientierung. Nachwuchs sowohl in Trainee-Programmen wie auch in
Kooperationen mit Hochschulen bei Bachelor-Studien-
Schwerbehinderte in den Arbeitsalltag gängen zu Wirtschaftsinformatikern oder Gesundheits-
integrieren – ein gelungener Ansatz ökonomen.
Für viele schwerbehinderte Menschen in Deutschland Auch Ehrenamtliche sind für die TK im Einsatz
bieten die zahlreichen Behindertenwerkstätten eine
gute Möglichkeit der Beschäftigung und Förderung. Eine Besonderheit der TK ist inzwischen Tradition und
Es gibt jedoch auch Frauen und Männer, die in diesen sucht in der gesetzlichen Krankenversicherung dennoch
Einrichtungen unterfordert sind, aber auf dem ersten ihresgleichen: Sie hat mehr ehrenamtliche Beraterinnen
Arbeitsmarkt keine Chance haben. Die TK hat sich und Berater als angestellte Mitarbeiterinnen und Mitar-
dieses Themas angenommen und auf Projektbasis beiter. Sie sind in ihrem beruflichen, studentischen
Menschen, die zuvor in Behindertenwerkstätten gear- und privaten Umfeld aktiv, informieren und beraten. So
beitet haben und einen besonderen Bedarf an arbeits- bilden sie ein wichtiges Bindeglied zwischen der TK
und berufsbegleitender Betreuung haben, mit einem und ihren Versicherten.
31.12.2007 31.12.2008
ehrenamtliche Beraterinnen/Berater 10.714 10.777
Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter 10.535 10.698
davon:
• in den Geschäftsstellen, den Service- und 8.732 8.862
Abrechnungszentren und im Vertrieb
• in der Hauptverwaltung 1.586 1.623
• in den Landesvertretungen 217 213
27
28. Die Sicht des Vorstandes
Kurs gehalten
In Zeiten großer Veränderungen brauchen Unternehmen
verlässliche Ziele, einen untrüglichen Kompass und eine
klare Vorstellung davon, wohin die Entwicklung gehen
soll. Der TK-Vorstand sagt seine Meinung.
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29. Deutschland hat ein anerkannt gutes Gesundheits Was schwebt Ihnen stattdessen vor?
system und dient anderen Ländern als Vorbild.
Wenn wir über die Grenzen schauen: Was können Klusen: Viele Strukturen und Abläufe sind überholt und
wir von Staaten mit anderen Systemen lernen? nicht mehr zeitgemäß, wir müssen sie an die Erforder
nisse des 21. Jahrhunderts anpassen. Die Kranken
Klusen: Wir können wirklich froh sein über unser kassen müssen viel stärker als bisher die Leistungen
System, zuweilen sollten wir ihm auch etwas mehr für ihre Versicherten selbst einkaufen dürfen. Hier hat
Wertschätzung entgegenbringen, als es hierzulande es in den vergangenen Jahren viel Bewegung gege
üblicherweise der Fall ist. Trotzdem ist es natürlich ben mit dem Ergebnis, dass die Gestaltungsmöglich
nicht perfekt, und wir sollten uns nicht scheuen, von keiten weitaus größer sind als noch vor einem Jahr
anderen zu lernen. Von den USA können wir sicher zehnt. Diesen Weg sollte man beherzt weitergehen.
nicht lernen, wie man einen flächendeckenden Versi Dabei ist zunächst die Politik gefordert, um die recht
cherungsschutz organisiert; hier richtet sich der Blick lichen Grundlagen zu schaffen, und anschließend die
vielmehr von den vereinigten Staaten nach Deutsch Krankenkassen, die die neuen Möglichkeiten dann
land. Die Amerikaner können uns aber an ihren Erfah zügig in die Praxis umsetzen müssen.
rungen teilhaben lassen, wie man Patientenversorgung
organisieren kann. Grundlagenforschung und Spitzen
medizin sind ebenfalls Felder, auf die es sich in den
USA zu schauen lohnt. An den Niederlanden hat mich
beeindruckt, wie beherzt und konsequent dort im Jahr
2006 eine umfassende Gesundheitsreform durchge
setzt worden ist − ohne die vielen Kompromisse und
Ausnahmeregelungen, die wir hierzulande kennen.
Unter dem Strich muss man aber sagen, dass viele
Systeme mit den gleichen Problemen kämpfen wie wir:
steigende Ausgaben durch medizinischen Fortschritt
und eine − glücklicherweise − längere Lebenserwar
tung der Menschen.
Immer wieder wird gefordert, die Leistungen
der gesetzlichen Krankenversicherung in ihrem
Umfang zu reduzieren, der Katalog solle bis auf
das Allernötigste ausgedünnt werden. Ist das die
Lösung der Probleme? Professor Dr. Norbert Klusen
Klusen: Das ist ganz sicher keine Lösung, sondern ist seit 1996 Vorsitzender des Vorstandes. Zuvor
würde im Gegenteil neue Probleme schaffen. Außer gehörte er drei Jahre als Geschäftsführer der
dem ist bisher noch jeder, der solches vorgeschlagen TK-Führungsspitze an. Er ist verantwortlich für die
hat, an der Abgrenzung gescheitert, was denn noch Unternehmensbereiche Finanzen, Marketing und
bezahlt werden sollte und was nicht. Die Mandel-Ope Vertrieb, Service und Kundenbindung, Versorgung
ration? Die Behandlung des Rheumas? Tabletten gegen sowie für die Landesvertretungen und Stabs
Migräne? Die Impfung gegen Masern? Der Herzschritt bereiche.
macher? Die Rehabilitation nach einem Herzinfarkt?
Wenn man dies alles durchdekliniert, landet man schnell Der Diplom-Kaufmann, 1947 in Mönchengladbach
beim heutigen Leistungsumfang. Diese Diskussion geboren, verfügt über umfangreiche Management
führt also in eine Sackgasse. erfahrungen in internationalen Unternehmen,
zuletzt als Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor
einer Aktiengesellschaft des Maschinen- und
Fahrzeugbaus. Er ist Honorarprofessor für inter
nationale Gesundheitspolitik und Gesundheits
systeme an der Universität Hannover und
Honorarprofessor für Gesundheitsökonomie und
Gesundheitspolitik an der Westsächsischen
Hochschule Zwickau. Zudem ist er Gastprofessor
an der University of Michigan in Ann Arbor, USA.
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30. Was heißt das für die Versorgung der Patienten?
Wird es einen Preiskampf geben mit dem Ziel, dass
nur der billigste Leistungsanbieter unter Vertrag
genommen wird?
Klusen: Eine Kasse, die diese Strategie verfolgt, hat
im Grunde schon verloren. Das goutieren die Versi
cherten und Patienten nicht, und so etwas spricht sich
schnell herum. Einer solchen Kasse würden die Kunden
in Scharen davonlaufen − zu Recht. Aber deswegen
gibt es natürlich trotzdem harte Verhandlungen mit
den Anbietern, sie verhandeln umgekehrt ja auch hart
mit uns. Unseren Beitragszahlern sind wir es schuldig,
dass wir unser Augenmerk auf die Wirtschaftlichkeit
legen. „Wirtschaftlich“ heißt eben nicht „billig“, sondern
steht für eine Balance von Leistungen und Qualität auf
der einen und den Kosten auf der anderen Seite. Helmuth Doose
Wie wird sich der Markt der Krankenkassen in den gehört dem Vorstand seit dem Jahr 2000 an. Er
kommenden Jahren entwickeln? ist für die Unternehmensbereiche Informationsver
arbeitung, Kundenberatung, Mitgliedschaft und
Klusen: Nach wie vor ist der GKV-Markt heterogen Beiträge, Personal sowie Recht und Vergabe ver
strukturiert und weniger durch „Mammutkassen“ antwortlich.
gekennzeichnet, sondern eher durch eine Vielzahl von
Klein- und Kleinstanbietern. Anfang 2009 existierten Der Krankenkassenbetriebswirt wurde 1947 in
noch gut 200 der über 1.000 Kassen, die es Mitte der Kiel geboren. Er war in verschiedenen Führungs
1990er-Jahre noch gab. Die über 70 Millionen Versi positionen der gesetzlichen Krankenversicherung
cherten verteilen sich aber nicht annähernd gleichmäßig tätig, unter anderem beim Bundesverband der
auf die Anbieter. Die Größenverhältnisse bewegten Innungskrankenkassen und bei der Gärtner-
sich zum Jahresbeginn 2009 von 900 bis zu 7,2 Millionen Krankenkasse (GKK). Vor seinem Wechsel zur TK
Versicherten. 31 Kassen hatten zu diesem Zeitpunkt war er Geschäftsführer der GKK und ab 1996 vier
weniger als 10.000 Versicherte, und die Hälfte des Jahre lang Vorsitzender des GKK-Vorstandes in
Marktes verteilte sich auf Kassen mit weniger als Hamburg.
100.000 Kunden. Umgekehrt vereinigten die acht
größten Kassen mit mehr als 35 Millionen Menschen
gut die Hälfte aller Versicherten auf sich − eine atomi
sierte Marktstruktur.
Das Geschäftsmodell der Klein- und Kleinstanbieter hat Herr Doose, das Jahr 2008 stand im Zeichen der
funktioniert, als das Vertragsgeschäft in der gesetzlichen Vorbereitung auf den Anfang 2009 eingeführten
Krankenversicherung noch vom Grundsatz „gemein Gesundheitsfonds. Was bedeutete das für die TK?
sam und einheitlich“ dominiert war. In Zeiten, in denen
es mehr Möglichkeiten und damit auch die Verpflich Doose: Kurz gesagt: einen enormen Aufwand. Das
tung gibt, selbst zu gestalten, trägt es nicht mehr; diesen unterscheidet die TK allerdings nicht von anderen
Kassen fehlt die kritische Größe. Ich rechne deshalb Krankenkassen. Es ist ja nicht so, dass der Fonds von
damit, dass es Fusionen in größerer Zahl geben wird. gut 20 Frauen und Männern im Bundesversicherungs
amt abgewickelt wird. Tatsache ist, dass jede einzelne
Also werden am Ende die berühmten 30 bis Krankenkasse viel Arbeit investieren muss, um die
50 Kassen stehen? Funktionsfähigkeit für alle Eventualitäten zu sichern.
Wir würden diese Mitarbeiterkapazitäten lieber in
Klusen: Das weiß ich nicht, und ich halte es auch für anderen Aufgabenfeldern einsetzen − in Gebieten, in
einen Fehler, eine Zielzahl zu definieren. Das wird die denen die Versicherten und Patienten einen unmittel
Entwicklung von ganz allein zeigen. Wir definieren ja baren Nutzen spüren. Unter dem Strich bleibt für die
auch nicht, wie viele Lebensmittelgeschäfte und Mobil gesamte Krankenversicherung jedoch übrig: mehr
funkanbieter es geben soll, also brauchen wir das bei Aufwand ohne vermehrten Nutzen, ein verzichtbares
den Krankenkassen auch nicht. Ein weites Oligopol Projekt.
bietet die optimale Markstruktur für höchste Wettbe
werbsintensität. Meine Prognose ist, dass die Zahl der Wie haben Sie sich gerüstet für den Ansturm der
Krankenkassen in Deutschland noch lange deutlich Kundenanfragen?
darüber liegen wird. Von einem Ende der Vielfalt kann
also auch in Zukunft keine Rede sein. Doose: Den Jahreswechsel mit dem Start des Gesund
heitsfonds haben wir Monate im Voraus geplant, denn
es war ja absehbar, dass viele Kunden Fragen zur
neuen Finanzierung haben würden. Durch Rückschlüsse
auf bisherige Erfahrungen haben wir versucht, das
Telefonvolumen tagesgenau zu prognostizieren und
entsprechend die Mitarbeiterkapazitäten für die tele
fonischen Kundenberatungen und Geschäftsstellen
zu planen. Denn für die Kunden erreichbar zu sein,
muss für ein Dienstleistungsunternehmen zu den
wichtigsten Anliegen gehören. Dank der ausgefeilten
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