1. Informationen für gutes Hören
Newsletter November 2009
Tarifvertrag 2010
Was für Sie ändert
IV-Revision
Staatseinkauf stoppen
Hörsysteme
Tiefe Preise in der Schweiz
Tarifvertrag 2010: Was für Sie ändert
Ab 1. Januar 2010 gilt ein neuer Tarifvertrag für Hörgeräte. Damit spart das Bundesamt
für Sozialversicherungen (BSV) jedes Jahr 17 Mio. Franken. Für die Hörgeräteträgerinnen und
Hörgeräteträger ändert sich dabei nur wenig.
Im Frühjahr haben die Branchenver- grundsätzlich nichts. Die Sozialversiche- Tiefe Preise in der Schweiz
bände einen neuen Tarifvertrag mit rung muss einfach weniger bezahlen. Damit werden in der Schweiz zahlrei-
dem Bundesamt für Sozialversicherun- Bei den voll von der IV finanzierten Ge- che Hörgeräte deutlich billiger zu ha-
gen abgeschlossen. Die Verhandlungen räten gelten tiefere Preise, die Kunden ben sein als im angrenzenden Ausland
waren schwierig und dauerten lange. merken von der Veränderung nichts. Bei (siehe S. 4). Davon profitieren ganz di-
Am Schluss schlug das BSV die erarbei- den Hörgeräten, für welche die Kunden rekt die Sozialversicherungen als Ko-
teten Verbesserungsvorschläge zugun- eine Zuzahlung leisten müssen, wird es stenträger aber auch die Hörgerätetra-
sten der Kunden aus und forderte mit hingegen ab 2010 keine amtliche, vom genden. Im Bereich der teureren Geräte
einem Ultimatum tiefere Tarife. Diese BSV kontrollierte Preisliste mehr geben. ist die Preisgestaltung neu frei. Viele
treten nun am 01. Januar 2010 in Kraft. Damit werden die Akustiker-Fachge- Akustiker werden ihre Preise genau un-
schäfte eigene Preislisten erstellen. Für ter die Lupe nehmen und den neuen
Sparbeitrag zugunsten der IV Sie als Kundin oder Kunde ist das eine Gegebenheiten anpassen – zum Wohl
Damit sparen die IV und die AHV ab Chance: So können Sie im Markt Preise ihrer Kundschaft.
2010 jedes Jahr 17 Mio. Franken. An der und Leistungen vergleichen und wäh-
Versorgung mit Geräten ändert sich len was Ihnen entspricht.
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2. hörenschweiz
IV-Revision: Staatseinkauf stoppen
Die 6. IV-Revision wird demnächst im Bundesrat diskutiert. Darin ist eine neue Rechtsgrundlage
vorgesehen. Sie würde es erlauben, dass der Bund die Hilfsmittel wie Hörgeräte oder Rollstühle
selber einkauft. Die Folgen wären schwerwiegend: Die Wahlfreiheit der Betroffenen würde massiv
eingeschränkt: wer nicht ganz auf IV-Unterstützung verzichten kann, würde gezwungen, ein von
der IV ausgewähltes Gerät zu nehmen (Aufhebung der Austauschbefugnis).
Der Bund plant einen massiven Ein- ein Gerät ausserhalb des Staatsangebo- Kunden stärken
griff in den Markt von Hilfsmitteln. Er tes braucht, muss auf den Beitrag der Die Alternative liegt in einer Stärkung
will eine Rechtsgrundlage für den IV verzichten. In allen Ländern mit der Menschen mit Hörproblemen. Es
staatlichen Einkauf aller Hilfsmittel in staatlicher Hilfsmittelbeschaffung sind ist Aufgabe der Sozialversicherung und
der Invalidenversicherung. Dabei will monate- oder jahrelange Wartelisten der Behindertenorganisationen, die
er sich nicht auf Produkte beschrän- entstanden. In Grossbritannien warten Kunden zu informieren und zu stärken,
ken, die er auch vollständig finanziert. Sie zum Beispiel eineinhalb Jahre, bis wo es nötig ist. Die Hörgerätebranche
Im Gegenteil: Der Bund will auch Hör- Sie Ihre Hörgeräte erhalten. Dies liegt leistet dabei bereits einen Beitrag. Sie
geräte einkaufen, an die er nur einen an der komplexen Logistik. In der finanziert die Ombudsstelle für Hörge-
Teilbetrag bezahlt. Schweiz müssten in einem Logistikzen- räteprobleme. Die Stärkung der Kun-
trum die Lieferung von 80‘000 Hörge- den fordert auch eine Petition, welche
Wartelisten sind die Folge räten und rund 40‘000 Reparaturfällen von der Organisation Zentrum für
Insgesamt werden neun von zehn Ge- und Garantielieferungen jährlich abge- selbstbestimmtes Leben (ZSL Schweiz)
räten nicht mehr erhältlich sein. Wer wickelt werden – auf Kosten der IV. lanciert worden ist (siehe S. 3).
Wie hoch sind die Margen Das BSV zur Zukunft Staatseinkauf bedeutet
der Hörgerätebranche? der Hörgeräteversorgung veraltete Geräte
Die Margen der In öffentlichen Referaten zeigte das BSV, In einem System mit
Geräte sind sehr wie es die Versorgung mit Hörgeräten der staatlicher Beschaf-
unterschiedlich – Zukunft plant: Statt eine breite Palette fung von Hilfsmitteln
wie bei anderen von Hörsystemen können Sie nur noch setzt sich nicht mehr
technischen Gerä- aus einem eng begrenzten Staatssorti- der Hersteller mit dem
ten auch. Die Her- ment auswählen. Zur Anpassung und für besten Gerät zum
steller benötigen die gesamte Nachbetreuung sollen in Zu- günstigsten Preis
die Marge, um in Forschung und Ent- kunft noch gut sechs Arbeitsstunden aus- durch. Beim Staatseinkauf gewinnt, wer
wicklung zu investieren – in der Schweiz reichen (heute zwei bis dreimal mehr)! die staatlichen Anforderungen knapp er-
allein 80 Mio. Franken pro Jahr. Nur dank Wer selber ein Hörgerät hat, weiss: Das füllt und den tiefsten Preis bietet. For-
dem freien Markt gibt es einen Anreiz, genügt unmöglich für eine persönliche schung und Innovation lohnen sich in die-
immer bessere Geräte zu entwickeln. Im Beratung und die individuelle Anpassung sem System nicht mehr. Die Betroffenen
Falle eines Staatseinkaufes ist dieser An- an den betroffenen Menschen, schon gar sind abhängig von der Geräteauswahl in
reiz weg, weil jene Hersteller Zugang zum nicht für komplizierte Fälle oder die Ver- einem Bundesamt. Neue Technologien
Markt erhalten, welche die staatlichen sorgung von Kindern. Inoffiziell erklärt müssen zuerst dort ausgelesen werden.
Anforderungen möglichst billig knapp das BSV, man müsse kompliziertere Fälle Eine Garantie dafür gibt es aber nicht.
übertreffen. halt nach drei oder vier Anpasssitzungen
abschliessen.
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3. hörenschweiz
Betroffene stärken statt
staatlich bevormunden
Das Zentrum für selbstbestimmtes Leben Schweiz (ZSL) hat Ende September eine Petition
gestartet und sammelt Unterschriften gegen das geplante Hilfsmittelmonopol des Staates.
Ziel ist es, dass die Betroffenen selber entscheiden sollen, was für sie gut ist und was nicht.
Selbstbestimmung bedeutet bei den Hilfs- Petition
mitteln, dass Menschen mit Behinderun-
gen als Kunden und Leistungsbezüger Mit der Unterschrift unter diese Petition fordern wir
ernst genommen werden. Sie sind die ein- das Parlament und den Bundesrat auf:
zigen Expertinnen und Experten in eige-
ner Sache. Den Entscheid, was sie für ein a) zu verhindern, dass die Invalidenversicherung zum
Hörgerät, Rollstuhl oder Prothese für ihr Monopoleinkäufer wird und damit die Qualität der
Leben benötigen, können sie nicht ohne Hilfsmittel noch weiter verschlechtert, die Kunden
Folgen an einen Schreibtischtäter in der noch mehr entmündigt werden! Monopole und Kar-
Bundesverwaltung abgeben. telle gehen immer zu Lasten der Kunden – und der Sozialversicherung.
b) in der 6. IV-Revision dem individuellen Bedarf angemessene Direktzahlungen
Petition gestartet: Unterschreiben (Pauschalen) an die Betroffenen einzuführen und dafür zu sorgen, dass diese ihre
Sie auch! Kundenmacht auf einem weltweiten Markt ausüben können.
Die Petition setzt sich genau gleich gegen c) Die Invalidenversicherung soll regelmässig überprüfen, welche Preise bezahlt wer-
etwaige Kartelle der Industrie wie auch den, und die Pauschalen diesen Preisen entsprechend korrigieren. Alle Erfahrungen
Staatsmonopole ein. Beides geht für Peter zeigen, dass die Qualität steigt und die Kosten sinken, wenn ein freier Markt um die
Wehrli, Leiter des ZSL Schweiz, sofort auf Bedürfnisse der Kunden für harten Wettbewerb sorgt.
Kosten der betroffenen Menschen. Nur der d) Die Invalidenversicherung soll den Selbsthilfeorganisationen Leistungsaufträge er-
freie Markt mit informierten Kunden setzt teilen, damit diese die betroffenen KundInnen adäquat über die Marktentwicklung,
die richtigen Anreize und begünstigt Her- Produkte, Service und Preise informiert.
steller und Leistungserbringer die produ- e) Bei Hilfsmitteln mit massiven Zunahmen bei der Nachfrage und grossem technolo-
zieren, was Betroffene benötigen. Diesen gischen Entwicklungen (z.B. Hörgeräten) sind die vorhandenen Mittel auf die schwer
Entscheid an den Staat zu delegieren wäre betroffenen Menschen und ihren Bedarf zu fokussieren.
ein Rückschritt. Diesem Newsletter liegt
eine Unterschriftenkarte bei. Unterschrei- Ihre Unterschrift zählt. Senden Sie die Karte ein oder unterschreiben Sie im Internet
ben Sie auch. auf der Webseite www.behinderte-gegen-hilfsmittelmonopole.ch
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4. hörenschweiz
Hörsysteme: Tiefe Preise in der Schweiz
Die Preise für Hörgeräte sind in der Schweiz nicht höher als in anderen Ländern.
Dies haben verschiedene Preisvergleiche ergeben. Im kommenden Jahr will die
Hörgerätebranche die Auswirkungen des neuen Tarifvertrages erheben.
Sind die Preise für Hörgeräte in der nicht einfach mit einer Versorgung aus
Schweiz zu hoch? Wer genau hinsieht, der Schweiz verglichen werden, weil
erhält ein differenziertes Bild. Die rei- Anpassung und Service nicht ver-
nen Gerätepreise sind weder hierzu- gleichbar sind. Am ehesten ist das
lande noch im Ausland bekannt – und noch mit Deutschland möglich.
für alle Akustiker unterschiedlich. Ver-
glichen werden darum die Preise für Oft günstigere Preise
das Hörsystem inklusive Anpassung, Ein direkter Vergleich von 64 Geräten
Garantie und Service während der ge- mit Deutschland bringt es an den Tag.
Sorgfältige Anpassung und Service samten Lebensdauer des Hörgerätes (5 Die Preise insbesondere für die viel
haben ihren Preis – und ihren bis 8 Jahre). verwendeten komplexen Hörsysteme
Nutzen für die Hörgeräteträgerinnen ist in der Schweiz meist tiefer als in
und Hörgeräteträger. Falsche Behauptungen Deutschland. Dies bestätigt auch die
Sorgfältige Anpassung und Service ha- Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK)
ben ihren Preis – und ihren Nutzen für in ihrem unabhängigen Bericht vom
die Hörgeräteträgerinnen und Hörgerä- Juni 2007. Mit dem neuen Tarifvertrag
teträger. In keinem Land werden die 2010 gibt die Hörgerätebranche noch
Geräte so intensiv getragen wie in der tiefere Preise an die Sozialversicherun-
Schweiz. Dies ergab eine Studie der gen weiter. Gleichzeitig will sie im
Universität Basel. Der Preis eines Hör- neuen Jahr erneut einen Preisvergleich
systems aus Grossbritannien kann also durchführen.
«hörenschweiz»
Informationen für gutes Hören
Postfach 511, CH-3000 Bern 7
Telefon +41 (0)31 312 28 50
www.hoerenschweiz.ch
Zum Speichern der Adresse fotografieren Sie «hörenschweiz» ist die Kommunikations-
den Beetagg mit Ihrem Beetagg-Reader. plattform der Hörgerätebranche. Die Verbände
der Hersteller und Dienstleister haben sich
Sie haben noch keinen BeeTagg zusammengetan, um die Öffentlichkeit über
Reader auf Ihrem Handy? die Hörgeräteversorgung in der Schweiz,
Senden Sie eine SMS mit Bee an die 989 neuste Entwicklungen auf dem Hörgerätemarkt
und folgen den Bildschirmanweisungen. und die Prävention von Beeinträchtigungen des
(Kosten: SMS je nach Anbieter) Gehörs zu informieren.