SlideShare ist ein Scribd-Unternehmen logo
1 von 6
Downloaden Sie, um offline zu lesen
VEREINTE NATIONEN




                         ZIELVORGABE

  Ziel 3                 Das Geschlechtergefälle in der Grund- und Sekundar-
                         schulbildung beseitigen, vorzugsweise bis 2005 und auf
                         allen Bildungsebenen bis spätestens 2015
  Förderung der
                     Vier Jahre nach Verstreichen des Zieldatums ist
  Gleichstellung     die Geschlechterparität in der Bildung noch
                     immer nicht erreicht
  der Geschlechter   Verhältnis Mädchen/Jungen bei der Einschulung im Grundschulbereich –
                     1998/1999 und 2006/2007 (Mädchen je 100 Jungen)


  und Ermächtigung   Ozeanien
                                                                  91
                                                                 89                1999

  der Frauen         Westasien
                                                              87
                                                               90
                                                                                   2007

                     Afrika südlich der Sahara
                                                             85
                                                                  90
                     Nordafrika
                                                                  90
                                                                    94
                     Südasien
                                                            84
                                                                       95
                     Lateinamerika & Karibik
                                                                       97
                                                                       97
                     Südostasien
                                                                       96
                                                                        98
                     Ostasien
                                                                        100
                                                                        99
                     GUS
                                                                         99
                                                                         99
                     Entwickelte Regionen
                                                                        100
                                                                        100
                     Entwicklungsregionen
                                                                  91
                                                                    95

                     0          20        40      60        80               100

                     Die Welt kommt der Geschlechterparität in der Bildung, gemessen am
                     Verhältnis der Brutto-Einschulungszahlen von Mädchen und Jungen, im-
                     mer näher. In den Entwicklungsregionen insgesamt kamen 2007 auf
                     100 männliche Grundschüler 95 weibliche; 1999 waren es noch 91 gewe-
                     sen. Doch die Zielvorgabe, geschlechtsspezifische Disparitäten bei der
                     Grund- und Sekundarschulbildung bis 2005 zu beseitigen, wurde verfehlt.
                     Wenn diese Chance nicht auch 2015 vertan werden soll, muss mit neuer
                     Dynamik und Entschlossenheit vorgegangen werden.
                     2007 hatten von den 171 Ländern, für die Daten vorlagen, lediglich 53 die
                     Geschlechterparität (vom Statistischen Institut der UNESCO definiert als
                     ein zwischen 97 und 103 liegendes Verhältnis Mädchen/Jungen bei der

18
MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009




Einschulung) im Grund- und Sekundarschulbereich            Während sich insgesamt eine Verbesserung der Lage abzeichnet, sind
erreicht. Das sind 14 Länder mehr als 1999. Dennoch        folgende Ausnahmen erwähnenswert: Subsahara-Afrika, wo das Verhält-
gibt die Tatsache, dass mehr als 100 Länder die Zielvor-   nis der Einschulungszahlen von Mädchen und Jungen im Sekundarschul-
gabe bisher verfehlt haben, Anlass zur Besorgnis.          bereich zwischen 1999 und 2007 von 82 auf 79 zurückging, sowie Ozea-
                                                           nien und die GUS, wo es im gleichen Zeitraum von 89 auf 87 bzw. von
Im Sekundarschulbereich ist das Ge-                        101 auf 98 sank.
schlechtergefälle stärker ausgeprägt
                                                           Mehr Mädchen als Jungen besuchen
Verhältnis Mädchen/Jungen bei der Einschulung im           Hochschulen, außer in den ärmeren Regionen
Sekundarschulbereich – 1998/1999 und 2006/2007
(Mädchen je 100 Jungen)                                    Verhältnis Mädchen/Jungen im tertiären Bildungsbereich – 1998/1999
                                                           und 2006/2007 (Mädchen je 100 Jungen)
Afrika südlich der Sahara
                                 82                        Afrika südlich der Sahara
                                79                                                            69
Westasien                                                                                    67                          1999
                                 80                        Südasien
                                   84                                                                                    2007
                                                                                            64
Südasien                                           1999                                                77
                              75                   2007    Ozeanien
                                   85                                                            69
Ozeanien                                                                                                     85
                                     89
                                                           Westasien
                                    87                                                                      82
GUS                                                                                                               93
                                            101
                                                           Ostasien
                                            98
                                                                                       55
Nordafrika
                                                                                                                   96
                                        93
                                          98               Nordafrika
                                                                                             68
Ostasien
                                           96                                                                           104
                                            101            Südostasien
Südostasien                                                                                                       92
                                            97                                                                                111
                                             103           Lateinamerika & Karibik
Lateinamerika & Karibik                                                                                                       112
                                                107                                                                                 119
                                                107        GUS
Entwickelte Regionen                                                                                                                121
                                            100                                                                                           129
                                            100            Entwickelte Regionen
Entwicklungsregionen                                                                                                                119
                                      89                                                                                                  129
                                           94              Entwicklungsregionen
                                                                                                       78
0   10 20     30 40 50 60 70 80            90 100 110                                                              96

Im Sekundarschulbereich ist das Geschlechtergefälle        0     10   20   30    40    50   60        70    80    90    100 110 120 130
stärker ausgeprägt, und weitaus mehr Länder sind im
Rückstand. Das Geschlechtergefälle ist in Ländern mit      Auf den höheren Bildungsebenen zeichnet sich ein ganz anderes Bild ab.
insgesamt niedrigen Einschulungsquoten besonders           Weltweit besuchen mehr junge Frauen als Männer tertiäre Bildungsein-
groß, denn steigende Einschulungsquoten im Sekun-          richtungen. In diesem Bereich ist das Verhältnis Mädchen/Jungen von
darschulbereich gehen in der Regel mit einem sinken-       96 im Jahr 1999 auf 108 im Jahr 2007 gestiegen. Zwischen den Regionen
den Geschlechtergefälle einher. Viele Faktoren haben       gibt es jedoch dramatische Unterschiede. In den entwickelten Regionen,
zu den Fortschritten beigetragen, darunter höhere          den GUS-Ländern, Lateinamerika und der Karibik sowie in Südostasien
Einschulungs- und Schulabschlussquoten für Mädchen         besteht ein starkes Geschlechtergefälle zugunsten von Mädchen. In Afrika
im Grundschulbereich und sinkende Armutsquoten. In         südlich der Sahara, Südasien und Ozeanien sind weitaus weniger Studen-
vielen Ländern hat auch die Politik eine Wende herbei-     tinnen als Studenten in den tertiären Bildungsbereich vorgedrungen.
geführt.                                                                                                                                        19
VEREINTE NATIONEN




Entwicklungsfortschritte und Mäd-                                                        Mädchen in armen Haushalten oder ländlichen Gemeinwesen sind im
                                                                                         Bildungsbereich deutlich im Nachteil. Eine Analyse des Grundschulbe-
chenbildung gehen Hand in Hand                                                           suchs in 108 Entwicklungsländern, aufgeschlüsselt nach Wohnort und
                                                                                         relativem Haushaltseinkommen, zeigt, dass in Städten und bei den reichs-
Länderverteilung nach Stand der Geschlechterparität
                                                                                         ten 40 Prozent der Haushalte Geschlechterparität besteht. In ländlichen
in der Grund- und Sekundarschulstufe und im tertiären
Bildungsbereich – 2007 (in Prozent)                                                      Gegenden und in den ärmsten Haushalten hingegen sind Mädchen eher
                                                                                         von der Grundschulbildung ausgeschlossen.
Tertiär
                                                                                         Auf dem Gebiet der Sekundarschulbildung sind geschlechtsbedingte
       32                  6                           62
                                                                                         Disparitäten, die mit Armut und Wohnsitz auf dem Land verbunden sind,
Sekundär
                                                                                         noch stärker ausgeprägt. Kulturelle Einstellungen und Praktiken, die eine
        35                             30                             35
                                                                                         Frühverheiratung fördern, junge Mädchen abzuschotten suchen oder der
Primär
        36                                            60                            4    Erziehung von Jungen größeren Wert beimessen als der Erziehung von
                                                                                         Mädchen, können für die Geschlechterparität fast unüberwindliche Hin-
0               20             40                60                 80             100   dernisse bilden. Doch gezielte Politik- und Steuerungsinitiativen können
           Männerüber hang                                                               helfen, die geschlechtsbedingte Ungleichstellung zu überwinden. So
                                                                Fr auenüberhang
           Ausgewogenes Geschlecht erver hält nis                                        kann beispielsweise durch die Abschaffung von Schulgebühren und die
* Datengrundlage: 191 Länder für die Grundschulstufe, 179 Länder für die                 Bereitstellung von Anreizen für Mädchen, die Schule zu besuchen, die
Sekundarschulstufe und 133 Länder für den tertiären Bildungsbereich.                     finanzielle Belastung von Haushalten verringert werden. Der Bau von
Waren für 2007 keine Daten verfügbar, wurden die letzten verfügbaren
Daten – von 2005 oder 2006 – herangezogen.                                               Schulen in der Nähe entlegener Gemeinden und die Einstellung lokaler
                                                                                         Lehrkräfte können das Geschlechtergefälle in ländlichen Gegenden eben-
Aus den verfügbaren Daten geht hervor, dass in der
                                                                                         falls vermindern.
Grundschulstufe 60, in der Sekundarschulstufe 30 und im
tertiären Bildungsbereich nur 6 Prozent der Länder die
                                                                                         Die Erwerbsbeteiligung von Frauen nimmt
Geschlechterparität verwirklicht haben. Weltweit verläuft
das Geschlechtergefälle auf den höheren Bildungsebenen
                                                                                         weiter nur langsam zu und ist in vielen
wesentlich stärker zugunsten von Mädchen. Dies gilt je-                                  Regionen nach wie vor sehr gering
doch hauptsächlich für die höher entwickelten Länder, in
denen die Einschulungsquoten – auch im tertiären Bil-                                    Anteil der Frauen an der Gesamt-Erwerbsbevölkerung im nicht-
dungsbereich – überhaupt hoch sind. Dort schneiden                                       landwirtschaftlichen Sektor – 1990 und 2007 und Hochrechnungen
                                                                                         für 2015 (in Prozent)
Jungen in der Schule im Vergleich oft schlechter ab. In
ärmeren Ländern und Ländern mit insgesamt niedriger
                                                                                                                                                         51        52
Einschulungsquote setzt sich die Benachteiligung von
                                                                                         50
Mädchen auch auf höheren Bildungsebenen fort und ist
                                                                                                                                                                    45
gewöhnlich stärker ausgeprägt.                                                                                                                          43
                                                                                                                                                                    44
Mädchen aus armen und ländlichen                                                         40
                                                                                                                                                      37
                                                                                                                                                           41
                                                                                                                                                                    37
Haushalten stehen vor höheren                                                                                                                              36
                                                                                                                                                                    37

Bildungsschranken                                                                        30                                                             29
                                                                                                                                                                    33


Netto-Schulbesuchsquote in der Sekundarschulstufe                                                                                                                   24
                                                                                                                                                       21
für Jungen und Mädchen, aufgeschlüsselt nach Wohn-                                                                                                                 21
ort und relativem Haushaltseinkommen – 1998/2007                                         20                                                              20        21
(in Prozent)                                                                                                                                            19
100
                                                                                                             GUS                              A frika südlich der Sahara
                                                                                         10                  Ostasien                         No rdafrika
                                                 M ädchen
80                                                                                                           Lateinamerika & Karibik          Westasien
                                                 Jungen
                                                                                                             Südo stasien                     Südasien
                                                                           72 74                             Ozeanien
60                                                                                        0
                59 60                                            57 59
                                                                                              1990   1993      1996       1999         2002    2005 2007 … 2015
                                                           50
40         45                                         45
      39                                         41
                                            36                                           Der Anteil der Frauen an den unselbständig Erwerbstätigen im nichtland-
                                      31
20                               24                                                      wirtschaftlichen Sektor ist über die Jahre hinweg weltweit marginal weiter
                                                                                         angestiegen. In Südasien, Nordafrika und Westasien existieren jedoch
  0
                                                                                         nach wie vor nur äußerst geringe Beschäftigungsmöglichkeiten für Frau-
      Land      Stadt           Ärmstes Zweit- Dritt- Viert- Reichstes
 20                            Fünftel ärmstes ärmstes ärmstes Fünftel                   en. Auch in Afrika südlich der Sahara sind Frauen als Erwerbstätige im
MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009




nichtlandwirtschaftlichen Sektor kaum vertreten. Die
Situation der Frauen in diesen Regionen variiert jedoch
erheblich. In den afrikanischen Ländern südlich der
Sahara sind Frauen zu 64 Prozent in der Landwirtschaft
beschäftigt, und ihr Anteil an der Erwerbsbevölkerung
ist relativ hoch: 55 Prozent der Frauen im erwerbsfähi-
gen Alter in dieser Region sind erwerbstätig, wenn
auch zumeist in prekären Beschäftigungsverhältnissen.
In Nordafrika und Westasien, wo Industrie und Dienst-
leistungen die wichtigsten Sektoren sind, sind nur
23 bzw. 21 Prozent der Frauen im erwerbsfähigen Alter
auch erwerbstätig.

Frauen befinden sich am Arbeits-
markt noch immer in einer
schwächeren Position und tragen die
Hauptlast der unbezahlten Arbeit
Verteilung der gesamten Erwerbstätigkeit von Frauen
nach Erwerbskategorie – 2008 (in Prozent)
Ozeanien
  16              19                                64
Südasien
   16 1                     37                                46
Afrika südlich der Sahara
   15 2               43                                       39
Südostasien
        34                  1         30                           35
Nordafrika
                   55                      2        18                  25
Ostasien
           40                    2          35                          24
Westasien
                       61                       2        17              20
Lateinamerika & Karibik
                 65                                 3          24              7

0            20                  40            60              80             100
     Lohn- und Gehalt sempfänger           Selbstst ändige ohne Beschäft igt e
    Arbeit geber                           Familienarbeitskräf t e


Zwar konnten mehr Frauen Beschäftigung außerhalb
des Agrarsektors finden, doch haben sie im Allgemei-
nen keinen Zugang zu menschenwürdiger Arbeit. Fast
zwei Drittel aller beschäftigten Frauen befinden sich in
prekären Beschäftigungsverhältnissen, entweder als
Familienarbeitskräfte oder als Selbständige.
Mit 64 bzw. 46 Prozent der Beschäftigungschancen für
Frauen im Bereich der Familienarbeit ist die Beschäfti-
gungssituation von Frauen in Ozeanien und Südasien
besonders schlecht. Diese Arbeitskräfte, auch als unbe-
zahlte Familienarbeitskräfte bezeichnet, stellen ihre
Zeit unentgeltlich dem Familienbetrieb zur Verfügung.
Die Bürde der unbezahlten Arbeit, die Frauen in allen
Regionen im Haushalt leisten und die sich nicht in amt-
lichen Beschäftigungsstatistiken niederschlägt, wird                                                                        21
hierdurch noch schwerer.
VEREINTE NATIONEN




Die weltweite Finanzkrise schafft neue                                                      Obschon der Finanzschock Männer am
Hürden für die Erwerbsbeteiligung von                                                       härtesten getroffen hat, könnte er lang-
Frauen                                                                                      fristig weiterreichende Auswirkungen auf
                                                                                            Frauen haben
Arbeitslosenquote weltweit – 1998-2009 (in Prozent)
                                                                                            Veränderung der weltweiten Arbeitslosenquoten –
                                                                                            Januar 2008 - Januar 2009 (in Prozent)
7,5                                                              Frauen
                                                                 Männer                     15


7,0                                                                                                                           Frauen
                                               6,7                                                                            Männer
               6,6                                     6,6                                 10
                                        6,5                                      6,5
6,5     6,4                 6,4 6,4
                     6,3
                                                             6,3         6,3

                                                                   6,0
                                                                                            5
6,0                                      6,1 6,1                                 6,1             Jan   Feb   M ärz April   M ai   Juni   Juli
              6,0                                    6,0                                         08    08     08    08     08      08    08
        5,9          5,9   5,9    5,9                                      5,9
                                                           5,8
5,5                                                                                         0
                                                                   5,5
                                                                                                                                                Aug   Sept   Okt   Nov   Dez   Jan
                                                                                                                                                 08    08    08     08   08    09
5,0
      1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009*                          -5


* Hochrechnungen der IAO nach Szenario I. Nach Szenario II läge die Arbeitslosigkeit für
Frauen bei 7,0, für Männer bei 6,8 Prozent; unter Szenario III wären es 7,4 bzw.
7,0 Prozent.                                                                               -10


Durch die Finanzkrise von 2008 und die hohen Grundstoffpreise
                                                                                            Nach Schätzungen der IAO waren im Dezember 2008 weltweit
wurden die Arbeitsmärkte weltweit in Mitleidenschaft gezogen.
                                                                                            12,8 Prozent mehr Männer und 6,7 Prozent mehr Frauen arbeits-
Nach Schätzungen der IAO könnte die weltweite Arbeitslosen-
                                                                                            los als im Dezember 2007. Die Zahl der arbeitslosen Männer
quote 2009 auf 6,3 bis 7,1 Prozent ansteigen; für Frauen auf
                                                                                            stieg rascher als die der Frauen, insbesondere in der zweiten
6,5 bis 7,4 Prozent und für Männer auf 6,1 bis 7,0 Prozent. Dies
                                                                                            Jahreshälfte 2008. Neuere Daten zeigen jedoch, dass die Frauen-
bedeutet einen Anstieg der weltweiten Arbeitslosenzahlen um
                                                                                            arbeitslosigkeit wohl weiter rasch ansteigen wird, während sich
weitere 24 bis 52 Millionen Menschen, darunter 10 bis 22 Millio-
                                                                                            der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei Männern verlangsamt. Dies
nen Frauen.
                                                                                            legt nahe, dass die Finanzkrise nach dem anfänglichen Schock in
                                                                                            von Männern dominierten Industrien nun die von Frauen domi-
                                                                                            nierten Industrie- und Dienstleistungsbereiche erreicht hat und
                                                                                            langfristig weiterreichende Auswirkungen auf Frauen haben
                                                                                            könnte.
 22
MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009




Die Vertretung von Frauen in politischen Repräsentationsorganen nimmt allmählich zu,
wobei Lateinamerika und die Karibik unter den Entwicklungsregionen führend sind

Sitzanteil der Frauen in den nationalen Parlamenten (nur           Im Anschluss an Parlamentswahlen und Umbildungen 2008
Einkammerparlamente oder Unterhäuser) – 2000 und 2009              wurden in Lateinamerika und der Karibik beeindruckende Ge-
(in Prozent)                                                       winne erzielt; dort liegt der Frauenanteil bei 22 Prozent aller
Ozeanien                                                           Sitze und stellt damit den höchsten Regionaldurchschnitt dar.
      3,4                                                          Kuba verzeichnete 2008 in dieser Region den mit 43 Prozent
    2,5                                  2000                      höchsten Frauenanteil. Subsahara-Afrika erzielt auch weiterhin
Nordafrika                               2009                      Fortschritte, wobei Ruanda den Spitzenplatz einnimmt: Es
   2                                                               schrieb im September 2008 Geschichte, als mit 56 Prozent mehr-
         8                                                         heitlich Frauen in sein Unterhaus gewählt wurden. In Westasien
Westasien
                                                                   wurden im Mai 2009 in Kuwait erstmals vier Frauen ins Parla-
    5
           9                                                       ment gewählt, nachdem sie erst vier Jahre zuvor das aktive
GUS                                                                Wahlrecht erhalten hatten – ein bedeutender Fortschritt für
       7                                                           Frauen in diesem Land.
                    14
Südasien                                                           In Ozeanien, Nordafrika und Westasien haben Frauen noch im-
      7
                                                                   mer weniger als 10 Prozent der Parlamentssitze inne. Weder
                         17
                                                                   Katar, wo auch 2008 keine Frauen in die 35-köpfige Beratende
Südostasien
         10                                                        Versammlung Katars ernannt wurden, noch die Föderierten
                    17                                             Staaten von Mikronesien noch Saudi-Arabien hatten jemals ein
Afrika südlich der Sahara                                          weibliches Parlamentsmitglied. Auch in Nauru, Palau (Unterhaus)
          9                                                        und Tonga konnten Frauen bei den Parlamentswahlen 2008
                     18
                                                                   keine Sitze erringen. In der Karibik wurden in Belize 2008 keine
Ostasien
                        20                                         Frauen ins Unterhaus gewählt.
                        20
Lateinamerika & Karibik                                            In Ländern mit Verhältniswahlrecht werden mehr Frauen ge-
                 15                                                wählt als in Ländern mit Mehrheitswahlrecht. Auch vorüberge-
                              22                                   hende Sondermaßnahmen oder Quoten haben sich als wirksam
Entwickelte Regionen                                               erwiesen, um mehr Frauen in die Politik zu bringen. 2008 hatten
                 17
                                                                   Frauen in Ländern, die solche Maßnahmen nutzten, durch-
                               23
Entwicklungsregionen
                                                                   schnittlich 24 Prozent der Parlamentssitze inne, in Ländern ohne
          11                                                       solche Maßnahmen waren es 18 Prozent. Abgesehen von Quo-
                 17                                                tenregelungen erhalten Frauen, die sich um ein Wahlamt bewer-
                                                                   ben, auch durch andere Mechanismen Unterstützung, wie etwa
0              10             20    30          40         50      durch Führungstraining und Kampagnenfinanzierung.
Der Sitzanteil der Frauen in den Parlamenten steigt weiter lang-
                                                                   Weltweit erobern Frauen ein breiteres Feld an politischen Füh-
sam an und betrug im Januar 2009 im Durchschnitt aller Parla-
                                                                   rungspositionen. Im Januar 2009 standen sie als Parlamentsprä-
mentskammern 18 Prozent. Einen Sitzanteil von 30 Prozent oder
                                                                   sidentinnen an der Spitze von 31 Parlamenten. Diese Zahl ist im
mehr haben Frauen in Einkammerparlamenten oder Unterhäu-
                                                                   letzten Jahrzehnt weitgehend gleich geblieben. 2008 bekleide-
sern in 24 Ländern und in Oberhäusern in 15 Ländern inne. Die-
                                                                   ten in Pakistan, Ruanda, Rumänien, Serbien und Usbekistan erst-
se Spitzenwerte werden in ganz unterschiedlichen Ländern er-
                                                                   mals Frauen das Amt des Parlamentspräsidenten. Im März 2009
reicht: Neben entwickelten Ländern finden sich darunter auch
                                                                   waren 15 Frauen Staats- oder Regierungschefinnen; 2000 waren
Postkonfliktländer und Entwicklungsländer in Afrika, Asien, La-
                                                                   es noch 9 und 1995 12.
teinamerika und der Karibik. Am anderen Ende des Spektrums
liegt noch immer ein Viertel aller Parlamentskammern mit weni-
ger als 10 Prozent weiblichen Mitgliedern. Neun Kammern –
zumeist in pazifischen Inselstaaten und arabischen Golfstaaten –
gehören überhaupt keine Parlamentarierinnen an.




                                                                                                                                  23

Weitere ähnliche Inhalte

Mehr von endpoverty2015

Millennium Development Goals Report Card
Millennium Development Goals Report CardMillennium Development Goals Report Card
Millennium Development Goals Report Cardendpoverty2015
 
Salil presentation un millennium campaign april 2010
Salil presentation un millennium campaign april 2010Salil presentation un millennium campaign april 2010
Salil presentation un millennium campaign april 2010endpoverty2015
 
Poverty has a female face
Poverty has a female facePoverty has a female face
Poverty has a female faceendpoverty2015
 
The MDG Path to a Climate Change Solution
The MDG Path to a Climate Change SolutionThe MDG Path to a Climate Change Solution
The MDG Path to a Climate Change Solutionendpoverty2015
 
THE MDGS THROUGH SOCIO-ECONOMIC RIGHTS
THE MDGS THROUGH  SOCIO-ECONOMIC RIGHTSTHE MDGS THROUGH  SOCIO-ECONOMIC RIGHTS
THE MDGS THROUGH SOCIO-ECONOMIC RIGHTSendpoverty2015
 
THE MDGS THROUGH SOCIO-ECONOMIC RIGHTS
THE MDGS THROUGH  SOCIO-ECONOMIC RIGHTSTHE MDGS THROUGH  SOCIO-ECONOMIC RIGHTS
THE MDGS THROUGH SOCIO-ECONOMIC RIGHTSendpoverty2015
 
STAND UP AND TAKE ACTION 2009
STAND UP AND TAKE ACTION 2009STAND UP AND TAKE ACTION 2009
STAND UP AND TAKE ACTION 2009endpoverty2015
 
The Millennium Development Goals Report 2009
The Millennium Development Goals Report 2009The Millennium Development Goals Report 2009
The Millennium Development Goals Report 2009endpoverty2015
 
8 ways to change the world ( English)
8 ways to change the world ( English)8 ways to change the world ( English)
8 ways to change the world ( English)endpoverty2015
 
8 ways to change the world ( French)
8 ways to change the world ( French)8 ways to change the world ( French)
8 ways to change the world ( French)endpoverty2015
 
8 ways to change the world ( Spanish)
8 ways to change the world ( Spanish)8 ways to change the world ( Spanish)
8 ways to change the world ( Spanish)endpoverty2015
 
Campaigning for the MDGs: Making Votes and Voices Count in Elections
Campaigning for the MDGs: Making Votes and Voices Count in ElectionsCampaigning for the MDGs: Making Votes and Voices Count in Elections
Campaigning for the MDGs: Making Votes and Voices Count in Electionsendpoverty2015
 
Achieving the MDGs in Times of Crises and Changes
Achieving the MDGs in Times of Crises and Changes Achieving the MDGs in Times of Crises and Changes
Achieving the MDGs in Times of Crises and Changes endpoverty2015
 
UN Millennium Campaign, Montreal, April 2009
UN Millennium Campaign, Montreal, April 2009UN Millennium Campaign, Montreal, April 2009
UN Millennium Campaign, Montreal, April 2009endpoverty2015
 
Review of Election Promises Made by Political Parties
Review of Election Promises Made by Political PartiesReview of Election Promises Made by Political Parties
Review of Election Promises Made by Political Partiesendpoverty2015
 

Mehr von endpoverty2015 (18)

Millennium Development Goals Report Card
Millennium Development Goals Report CardMillennium Development Goals Report Card
Millennium Development Goals Report Card
 
Ziel7
Ziel7Ziel7
Ziel7
 
Ziel8
Ziel8Ziel8
Ziel8
 
Salil presentation un millennium campaign april 2010
Salil presentation un millennium campaign april 2010Salil presentation un millennium campaign april 2010
Salil presentation un millennium campaign april 2010
 
Poverty has a female face
Poverty has a female facePoverty has a female face
Poverty has a female face
 
The MDG Path to a Climate Change Solution
The MDG Path to a Climate Change SolutionThe MDG Path to a Climate Change Solution
The MDG Path to a Climate Change Solution
 
THE MDGS THROUGH SOCIO-ECONOMIC RIGHTS
THE MDGS THROUGH  SOCIO-ECONOMIC RIGHTSTHE MDGS THROUGH  SOCIO-ECONOMIC RIGHTS
THE MDGS THROUGH SOCIO-ECONOMIC RIGHTS
 
THE MDGS THROUGH SOCIO-ECONOMIC RIGHTS
THE MDGS THROUGH  SOCIO-ECONOMIC RIGHTSTHE MDGS THROUGH  SOCIO-ECONOMIC RIGHTS
THE MDGS THROUGH SOCIO-ECONOMIC RIGHTS
 
STAND UP AND TAKE ACTION 2009
STAND UP AND TAKE ACTION 2009STAND UP AND TAKE ACTION 2009
STAND UP AND TAKE ACTION 2009
 
The Millennium Development Goals Report 2009
The Millennium Development Goals Report 2009The Millennium Development Goals Report 2009
The Millennium Development Goals Report 2009
 
8 ways to change the world ( English)
8 ways to change the world ( English)8 ways to change the world ( English)
8 ways to change the world ( English)
 
8 ways to change the world ( French)
8 ways to change the world ( French)8 ways to change the world ( French)
8 ways to change the world ( French)
 
8 ways to change the world ( Spanish)
8 ways to change the world ( Spanish)8 ways to change the world ( Spanish)
8 ways to change the world ( Spanish)
 
Tajudeen Abdul-Raheem
Tajudeen Abdul-RaheemTajudeen Abdul-Raheem
Tajudeen Abdul-Raheem
 
Campaigning for the MDGs: Making Votes and Voices Count in Elections
Campaigning for the MDGs: Making Votes and Voices Count in ElectionsCampaigning for the MDGs: Making Votes and Voices Count in Elections
Campaigning for the MDGs: Making Votes and Voices Count in Elections
 
Achieving the MDGs in Times of Crises and Changes
Achieving the MDGs in Times of Crises and Changes Achieving the MDGs in Times of Crises and Changes
Achieving the MDGs in Times of Crises and Changes
 
UN Millennium Campaign, Montreal, April 2009
UN Millennium Campaign, Montreal, April 2009UN Millennium Campaign, Montreal, April 2009
UN Millennium Campaign, Montreal, April 2009
 
Review of Election Promises Made by Political Parties
Review of Election Promises Made by Political PartiesReview of Election Promises Made by Political Parties
Review of Election Promises Made by Political Parties
 

Ziel3

  • 1. VEREINTE NATIONEN ZIELVORGABE Ziel 3 Das Geschlechtergefälle in der Grund- und Sekundar- schulbildung beseitigen, vorzugsweise bis 2005 und auf allen Bildungsebenen bis spätestens 2015 Förderung der Vier Jahre nach Verstreichen des Zieldatums ist Gleichstellung die Geschlechterparität in der Bildung noch immer nicht erreicht der Geschlechter Verhältnis Mädchen/Jungen bei der Einschulung im Grundschulbereich – 1998/1999 und 2006/2007 (Mädchen je 100 Jungen) und Ermächtigung Ozeanien 91 89 1999 der Frauen Westasien 87 90 2007 Afrika südlich der Sahara 85 90 Nordafrika 90 94 Südasien 84 95 Lateinamerika & Karibik 97 97 Südostasien 96 98 Ostasien 100 99 GUS 99 99 Entwickelte Regionen 100 100 Entwicklungsregionen 91 95 0 20 40 60 80 100 Die Welt kommt der Geschlechterparität in der Bildung, gemessen am Verhältnis der Brutto-Einschulungszahlen von Mädchen und Jungen, im- mer näher. In den Entwicklungsregionen insgesamt kamen 2007 auf 100 männliche Grundschüler 95 weibliche; 1999 waren es noch 91 gewe- sen. Doch die Zielvorgabe, geschlechtsspezifische Disparitäten bei der Grund- und Sekundarschulbildung bis 2005 zu beseitigen, wurde verfehlt. Wenn diese Chance nicht auch 2015 vertan werden soll, muss mit neuer Dynamik und Entschlossenheit vorgegangen werden. 2007 hatten von den 171 Ländern, für die Daten vorlagen, lediglich 53 die Geschlechterparität (vom Statistischen Institut der UNESCO definiert als ein zwischen 97 und 103 liegendes Verhältnis Mädchen/Jungen bei der 18
  • 2. MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009 Einschulung) im Grund- und Sekundarschulbereich Während sich insgesamt eine Verbesserung der Lage abzeichnet, sind erreicht. Das sind 14 Länder mehr als 1999. Dennoch folgende Ausnahmen erwähnenswert: Subsahara-Afrika, wo das Verhält- gibt die Tatsache, dass mehr als 100 Länder die Zielvor- nis der Einschulungszahlen von Mädchen und Jungen im Sekundarschul- gabe bisher verfehlt haben, Anlass zur Besorgnis. bereich zwischen 1999 und 2007 von 82 auf 79 zurückging, sowie Ozea- nien und die GUS, wo es im gleichen Zeitraum von 89 auf 87 bzw. von Im Sekundarschulbereich ist das Ge- 101 auf 98 sank. schlechtergefälle stärker ausgeprägt Mehr Mädchen als Jungen besuchen Verhältnis Mädchen/Jungen bei der Einschulung im Hochschulen, außer in den ärmeren Regionen Sekundarschulbereich – 1998/1999 und 2006/2007 (Mädchen je 100 Jungen) Verhältnis Mädchen/Jungen im tertiären Bildungsbereich – 1998/1999 und 2006/2007 (Mädchen je 100 Jungen) Afrika südlich der Sahara 82 Afrika südlich der Sahara 79 69 Westasien 67 1999 80 Südasien 84 2007 64 Südasien 1999 77 75 2007 Ozeanien 85 69 Ozeanien 85 89 Westasien 87 82 GUS 93 101 Ostasien 98 55 Nordafrika 96 93 98 Nordafrika 68 Ostasien 96 104 101 Südostasien Südostasien 92 97 111 103 Lateinamerika & Karibik Lateinamerika & Karibik 112 107 119 107 GUS Entwickelte Regionen 121 100 129 100 Entwickelte Regionen Entwicklungsregionen 119 89 129 94 Entwicklungsregionen 78 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 96 Im Sekundarschulbereich ist das Geschlechtergefälle 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 stärker ausgeprägt, und weitaus mehr Länder sind im Rückstand. Das Geschlechtergefälle ist in Ländern mit Auf den höheren Bildungsebenen zeichnet sich ein ganz anderes Bild ab. insgesamt niedrigen Einschulungsquoten besonders Weltweit besuchen mehr junge Frauen als Männer tertiäre Bildungsein- groß, denn steigende Einschulungsquoten im Sekun- richtungen. In diesem Bereich ist das Verhältnis Mädchen/Jungen von darschulbereich gehen in der Regel mit einem sinken- 96 im Jahr 1999 auf 108 im Jahr 2007 gestiegen. Zwischen den Regionen den Geschlechtergefälle einher. Viele Faktoren haben gibt es jedoch dramatische Unterschiede. In den entwickelten Regionen, zu den Fortschritten beigetragen, darunter höhere den GUS-Ländern, Lateinamerika und der Karibik sowie in Südostasien Einschulungs- und Schulabschlussquoten für Mädchen besteht ein starkes Geschlechtergefälle zugunsten von Mädchen. In Afrika im Grundschulbereich und sinkende Armutsquoten. In südlich der Sahara, Südasien und Ozeanien sind weitaus weniger Studen- vielen Ländern hat auch die Politik eine Wende herbei- tinnen als Studenten in den tertiären Bildungsbereich vorgedrungen. geführt. 19
  • 3. VEREINTE NATIONEN Entwicklungsfortschritte und Mäd- Mädchen in armen Haushalten oder ländlichen Gemeinwesen sind im Bildungsbereich deutlich im Nachteil. Eine Analyse des Grundschulbe- chenbildung gehen Hand in Hand suchs in 108 Entwicklungsländern, aufgeschlüsselt nach Wohnort und relativem Haushaltseinkommen, zeigt, dass in Städten und bei den reichs- Länderverteilung nach Stand der Geschlechterparität ten 40 Prozent der Haushalte Geschlechterparität besteht. In ländlichen in der Grund- und Sekundarschulstufe und im tertiären Bildungsbereich – 2007 (in Prozent) Gegenden und in den ärmsten Haushalten hingegen sind Mädchen eher von der Grundschulbildung ausgeschlossen. Tertiär Auf dem Gebiet der Sekundarschulbildung sind geschlechtsbedingte 32 6 62 Disparitäten, die mit Armut und Wohnsitz auf dem Land verbunden sind, Sekundär noch stärker ausgeprägt. Kulturelle Einstellungen und Praktiken, die eine 35 30 35 Frühverheiratung fördern, junge Mädchen abzuschotten suchen oder der Primär 36 60 4 Erziehung von Jungen größeren Wert beimessen als der Erziehung von Mädchen, können für die Geschlechterparität fast unüberwindliche Hin- 0 20 40 60 80 100 dernisse bilden. Doch gezielte Politik- und Steuerungsinitiativen können Männerüber hang helfen, die geschlechtsbedingte Ungleichstellung zu überwinden. So Fr auenüberhang Ausgewogenes Geschlecht erver hält nis kann beispielsweise durch die Abschaffung von Schulgebühren und die * Datengrundlage: 191 Länder für die Grundschulstufe, 179 Länder für die Bereitstellung von Anreizen für Mädchen, die Schule zu besuchen, die Sekundarschulstufe und 133 Länder für den tertiären Bildungsbereich. finanzielle Belastung von Haushalten verringert werden. Der Bau von Waren für 2007 keine Daten verfügbar, wurden die letzten verfügbaren Daten – von 2005 oder 2006 – herangezogen. Schulen in der Nähe entlegener Gemeinden und die Einstellung lokaler Lehrkräfte können das Geschlechtergefälle in ländlichen Gegenden eben- Aus den verfügbaren Daten geht hervor, dass in der falls vermindern. Grundschulstufe 60, in der Sekundarschulstufe 30 und im tertiären Bildungsbereich nur 6 Prozent der Länder die Die Erwerbsbeteiligung von Frauen nimmt Geschlechterparität verwirklicht haben. Weltweit verläuft das Geschlechtergefälle auf den höheren Bildungsebenen weiter nur langsam zu und ist in vielen wesentlich stärker zugunsten von Mädchen. Dies gilt je- Regionen nach wie vor sehr gering doch hauptsächlich für die höher entwickelten Länder, in denen die Einschulungsquoten – auch im tertiären Bil- Anteil der Frauen an der Gesamt-Erwerbsbevölkerung im nicht- dungsbereich – überhaupt hoch sind. Dort schneiden landwirtschaftlichen Sektor – 1990 und 2007 und Hochrechnungen für 2015 (in Prozent) Jungen in der Schule im Vergleich oft schlechter ab. In ärmeren Ländern und Ländern mit insgesamt niedriger 51 52 Einschulungsquote setzt sich die Benachteiligung von 50 Mädchen auch auf höheren Bildungsebenen fort und ist 45 gewöhnlich stärker ausgeprägt. 43 44 Mädchen aus armen und ländlichen 40 37 41 37 Haushalten stehen vor höheren 36 37 Bildungsschranken 30 29 33 Netto-Schulbesuchsquote in der Sekundarschulstufe 24 21 für Jungen und Mädchen, aufgeschlüsselt nach Wohn- 21 ort und relativem Haushaltseinkommen – 1998/2007 20 20 21 (in Prozent) 19 100 GUS A frika südlich der Sahara 10 Ostasien No rdafrika M ädchen 80 Lateinamerika & Karibik Westasien Jungen Südo stasien Südasien 72 74 Ozeanien 60 0 59 60 57 59 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2007 … 2015 50 40 45 45 39 41 36 Der Anteil der Frauen an den unselbständig Erwerbstätigen im nichtland- 31 20 24 wirtschaftlichen Sektor ist über die Jahre hinweg weltweit marginal weiter angestiegen. In Südasien, Nordafrika und Westasien existieren jedoch 0 nach wie vor nur äußerst geringe Beschäftigungsmöglichkeiten für Frau- Land Stadt Ärmstes Zweit- Dritt- Viert- Reichstes 20 Fünftel ärmstes ärmstes ärmstes Fünftel en. Auch in Afrika südlich der Sahara sind Frauen als Erwerbstätige im
  • 4. MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009 nichtlandwirtschaftlichen Sektor kaum vertreten. Die Situation der Frauen in diesen Regionen variiert jedoch erheblich. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara sind Frauen zu 64 Prozent in der Landwirtschaft beschäftigt, und ihr Anteil an der Erwerbsbevölkerung ist relativ hoch: 55 Prozent der Frauen im erwerbsfähi- gen Alter in dieser Region sind erwerbstätig, wenn auch zumeist in prekären Beschäftigungsverhältnissen. In Nordafrika und Westasien, wo Industrie und Dienst- leistungen die wichtigsten Sektoren sind, sind nur 23 bzw. 21 Prozent der Frauen im erwerbsfähigen Alter auch erwerbstätig. Frauen befinden sich am Arbeits- markt noch immer in einer schwächeren Position und tragen die Hauptlast der unbezahlten Arbeit Verteilung der gesamten Erwerbstätigkeit von Frauen nach Erwerbskategorie – 2008 (in Prozent) Ozeanien 16 19 64 Südasien 16 1 37 46 Afrika südlich der Sahara 15 2 43 39 Südostasien 34 1 30 35 Nordafrika 55 2 18 25 Ostasien 40 2 35 24 Westasien 61 2 17 20 Lateinamerika & Karibik 65 3 24 7 0 20 40 60 80 100 Lohn- und Gehalt sempfänger Selbstst ändige ohne Beschäft igt e Arbeit geber Familienarbeitskräf t e Zwar konnten mehr Frauen Beschäftigung außerhalb des Agrarsektors finden, doch haben sie im Allgemei- nen keinen Zugang zu menschenwürdiger Arbeit. Fast zwei Drittel aller beschäftigten Frauen befinden sich in prekären Beschäftigungsverhältnissen, entweder als Familienarbeitskräfte oder als Selbständige. Mit 64 bzw. 46 Prozent der Beschäftigungschancen für Frauen im Bereich der Familienarbeit ist die Beschäfti- gungssituation von Frauen in Ozeanien und Südasien besonders schlecht. Diese Arbeitskräfte, auch als unbe- zahlte Familienarbeitskräfte bezeichnet, stellen ihre Zeit unentgeltlich dem Familienbetrieb zur Verfügung. Die Bürde der unbezahlten Arbeit, die Frauen in allen Regionen im Haushalt leisten und die sich nicht in amt- lichen Beschäftigungsstatistiken niederschlägt, wird 21 hierdurch noch schwerer.
  • 5. VEREINTE NATIONEN Die weltweite Finanzkrise schafft neue Obschon der Finanzschock Männer am Hürden für die Erwerbsbeteiligung von härtesten getroffen hat, könnte er lang- Frauen fristig weiterreichende Auswirkungen auf Frauen haben Arbeitslosenquote weltweit – 1998-2009 (in Prozent) Veränderung der weltweiten Arbeitslosenquoten – Januar 2008 - Januar 2009 (in Prozent) 7,5 Frauen Männer 15 7,0 Frauen 6,7 Männer 6,6 6,6 10 6,5 6,5 6,5 6,4 6,4 6,4 6,3 6,3 6,3 6,0 5 6,0 6,1 6,1 6,1 Jan Feb M ärz April M ai Juni Juli 6,0 6,0 08 08 08 08 08 08 08 5,9 5,9 5,9 5,9 5,9 5,8 5,5 0 5,5 Aug Sept Okt Nov Dez Jan 08 08 08 08 08 09 5,0 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009* -5 * Hochrechnungen der IAO nach Szenario I. Nach Szenario II läge die Arbeitslosigkeit für Frauen bei 7,0, für Männer bei 6,8 Prozent; unter Szenario III wären es 7,4 bzw. 7,0 Prozent. -10 Durch die Finanzkrise von 2008 und die hohen Grundstoffpreise Nach Schätzungen der IAO waren im Dezember 2008 weltweit wurden die Arbeitsmärkte weltweit in Mitleidenschaft gezogen. 12,8 Prozent mehr Männer und 6,7 Prozent mehr Frauen arbeits- Nach Schätzungen der IAO könnte die weltweite Arbeitslosen- los als im Dezember 2007. Die Zahl der arbeitslosen Männer quote 2009 auf 6,3 bis 7,1 Prozent ansteigen; für Frauen auf stieg rascher als die der Frauen, insbesondere in der zweiten 6,5 bis 7,4 Prozent und für Männer auf 6,1 bis 7,0 Prozent. Dies Jahreshälfte 2008. Neuere Daten zeigen jedoch, dass die Frauen- bedeutet einen Anstieg der weltweiten Arbeitslosenzahlen um arbeitslosigkeit wohl weiter rasch ansteigen wird, während sich weitere 24 bis 52 Millionen Menschen, darunter 10 bis 22 Millio- der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei Männern verlangsamt. Dies nen Frauen. legt nahe, dass die Finanzkrise nach dem anfänglichen Schock in von Männern dominierten Industrien nun die von Frauen domi- nierten Industrie- und Dienstleistungsbereiche erreicht hat und langfristig weiterreichende Auswirkungen auf Frauen haben könnte. 22
  • 6. MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009 Die Vertretung von Frauen in politischen Repräsentationsorganen nimmt allmählich zu, wobei Lateinamerika und die Karibik unter den Entwicklungsregionen führend sind Sitzanteil der Frauen in den nationalen Parlamenten (nur Im Anschluss an Parlamentswahlen und Umbildungen 2008 Einkammerparlamente oder Unterhäuser) – 2000 und 2009 wurden in Lateinamerika und der Karibik beeindruckende Ge- (in Prozent) winne erzielt; dort liegt der Frauenanteil bei 22 Prozent aller Ozeanien Sitze und stellt damit den höchsten Regionaldurchschnitt dar. 3,4 Kuba verzeichnete 2008 in dieser Region den mit 43 Prozent 2,5 2000 höchsten Frauenanteil. Subsahara-Afrika erzielt auch weiterhin Nordafrika 2009 Fortschritte, wobei Ruanda den Spitzenplatz einnimmt: Es 2 schrieb im September 2008 Geschichte, als mit 56 Prozent mehr- 8 heitlich Frauen in sein Unterhaus gewählt wurden. In Westasien Westasien wurden im Mai 2009 in Kuwait erstmals vier Frauen ins Parla- 5 9 ment gewählt, nachdem sie erst vier Jahre zuvor das aktive GUS Wahlrecht erhalten hatten – ein bedeutender Fortschritt für 7 Frauen in diesem Land. 14 Südasien In Ozeanien, Nordafrika und Westasien haben Frauen noch im- 7 mer weniger als 10 Prozent der Parlamentssitze inne. Weder 17 Katar, wo auch 2008 keine Frauen in die 35-köpfige Beratende Südostasien 10 Versammlung Katars ernannt wurden, noch die Föderierten 17 Staaten von Mikronesien noch Saudi-Arabien hatten jemals ein Afrika südlich der Sahara weibliches Parlamentsmitglied. Auch in Nauru, Palau (Unterhaus) 9 und Tonga konnten Frauen bei den Parlamentswahlen 2008 18 keine Sitze erringen. In der Karibik wurden in Belize 2008 keine Ostasien 20 Frauen ins Unterhaus gewählt. 20 Lateinamerika & Karibik In Ländern mit Verhältniswahlrecht werden mehr Frauen ge- 15 wählt als in Ländern mit Mehrheitswahlrecht. Auch vorüberge- 22 hende Sondermaßnahmen oder Quoten haben sich als wirksam Entwickelte Regionen erwiesen, um mehr Frauen in die Politik zu bringen. 2008 hatten 17 Frauen in Ländern, die solche Maßnahmen nutzten, durch- 23 Entwicklungsregionen schnittlich 24 Prozent der Parlamentssitze inne, in Ländern ohne 11 solche Maßnahmen waren es 18 Prozent. Abgesehen von Quo- 17 tenregelungen erhalten Frauen, die sich um ein Wahlamt bewer- ben, auch durch andere Mechanismen Unterstützung, wie etwa 0 10 20 30 40 50 durch Führungstraining und Kampagnenfinanzierung. Der Sitzanteil der Frauen in den Parlamenten steigt weiter lang- Weltweit erobern Frauen ein breiteres Feld an politischen Füh- sam an und betrug im Januar 2009 im Durchschnitt aller Parla- rungspositionen. Im Januar 2009 standen sie als Parlamentsprä- mentskammern 18 Prozent. Einen Sitzanteil von 30 Prozent oder sidentinnen an der Spitze von 31 Parlamenten. Diese Zahl ist im mehr haben Frauen in Einkammerparlamenten oder Unterhäu- letzten Jahrzehnt weitgehend gleich geblieben. 2008 bekleide- sern in 24 Ländern und in Oberhäusern in 15 Ländern inne. Die- ten in Pakistan, Ruanda, Rumänien, Serbien und Usbekistan erst- se Spitzenwerte werden in ganz unterschiedlichen Ländern er- mals Frauen das Amt des Parlamentspräsidenten. Im März 2009 reicht: Neben entwickelten Ländern finden sich darunter auch waren 15 Frauen Staats- oder Regierungschefinnen; 2000 waren Postkonfliktländer und Entwicklungsländer in Afrika, Asien, La- es noch 9 und 1995 12. teinamerika und der Karibik. Am anderen Ende des Spektrums liegt noch immer ein Viertel aller Parlamentskammern mit weni- ger als 10 Prozent weiblichen Mitgliedern. Neun Kammern – zumeist in pazifischen Inselstaaten und arabischen Golfstaaten – gehören überhaupt keine Parlamentarierinnen an. 23