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RICHTIGSTELLUNG

Nimmt die Armut in Deutschland zu?
Die Behauptung
Olaf Scholz: „Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich weiter geöffnet.“ „Jeder Vierte ist
arm“ (noch vor der Veröffentlichung des Armutsberichts der Bundesregierung).

DGB: „Der gesellschaftliche Reichtum muss anders verteilt werden.quot; (…) Armut in Deutschland
ist ein wachsendes Problem. Inzwischen sind wieder Millionen Menschen in einer der reichsten
Industrienationen der Welt arm oder von Armut bedroht.“

Die Richtigstellung
Die Definition von Ar-
                           Relative Armut bemisst sich relativ zum mittleren Einkommen eines Lan-
mut und Reichtum hat
                           des. Als arm gilt, wer weniger als 50 Prozent (WHO) oder 60 Prozent (EU)
sich verändert
                           des Durchschnittseinkommens zur Verfügung hat. 2008 zählt in Deutsch-
                           land als relativ arm, wer weniger als 781 Euro netto pro Monat zur Verfü-
                           gung hat. Aufgrund der relativen Armutsdefinition erhöht sich die Anzahl
                           der Armen, wenn das Durchschnittseinkommen steigt, ohne dass sich
                           aber am realen Leben der Armen etwas geändert hat. Irrsinnig: Eine
                           schlechte Wirtschaftspolitik für Familienunternehmer, die dazu führt, dass
                           das Unternehmen den Standort Deutschland verlässt, kann so z.B. die
                           Anzahl der Armen in Deutschland verringern.

Der Begriff der relati-    Der Begriff der relativen Armut führt nicht nur zu irreführenden Ergebnis-
ven Armut ist irrefüh-     sen, sondern er ist selbst irreführend, denn er sagt nichts über die tatsäch-
rend                       liche Armut aus. Die statistische Verteilung sagt noch nicht aus, wie es
                           den Armen geht. Maßgeblich ist das verfügbare Einkommen der Armen,
                           das zum großen Teil aus Sozialtransfers besteht, in nahezu gleichem Maße
                           gestiegen wie das Einkommen der Durchschnittsverdiener.
                           In Wahrheit ist der Begriff der relativen Armut ein Indikator für die ökono-
                           mische Ungleichheit in der Gesellschaft. Es ist unredlich, die Begriffe Ar-
                           mut und Ungleichheit miteinander zu vermengen. Wenn sich unsere Ein-
                           kommen verdoppeln oder verdreifachen sollten, sind dann diejenigen, die
                           60 Prozent des erhöhten Durchschnittseinkommens verdienen, immer
                           noch als arm zu bezeichnen?

In Deutschland ist         Rund 13 Prozent (Armutsbericht 2008) der Bundesbürger verfügen ein-
die rel. Einkom-           schließlich der sozialen Transferleistungen über weniger als 60 Prozent
mensarmut verhält-         des mittleren Einkommens – nur in sechs EU-Staaten liegen noch weniger
nismäßig gering            Bürger unterhalb der Armutsrisiko-Schwelle. Im europäischen Durch-
                           schnitt sind es dagegen 16 Prozent.
ausgeprägt
Reichtum wird über-        Als reich wird eingestuft, wer als Alleinlebender mehr als 3418 Euro im
schätzt                    Monat netto hat. Das sind in der Bundesrepublik 8,8 Prozent der Gesamt-
                           bevölkerung. 5.000 € brutto/Monat sind nötig, um zu den reichsten 5 Pro-




DIE FAMILIENUNTERNEHMER – ASU e.V.       Tel.: 030 300 65-0
Tuteur Haus I Charlottenstraße 24        Fax: 030 300 65-390
10117 Berlin                             www.familienunternehmer.eu
                                         E-Mail: hensel@familienunternehmer.eu        Berlin, 21. April 2009
RICHTIGSTELLUNG

                           zent in Deutschland zu gehören. In Deutschland fokussiert man sich auf
                           die Superreichen. Dies ist eine Minderheit im Promillebereich.
                           Knapp 600.000 von drei Millionen Selbstständigen verdienen z.B. weniger
                           als 7,50 Euro pro Stunde. 213.000 von ihnen kommen nicht mal auf fünf
                           Euro. Das liegt unter anderen daran, dass Selbstständige im Schnitt 59
                           Wochenstunden arbeiten und nur 15 Tage Urlaub im Jahr nehmen.
Der Wandel der Haus-
                           Alleine durch die Zunahme der Single-Haushalte hat sich die gemessene
haltsstruktur erklärt 88
                           Armut vergrößert. Während ein Paarhaushalt beispielsweise mit einer
Prozent des Anstiegs
                           Waschmaschine auskommt, brauchen zwei Single-Haushalte bereits zwei
der Ungleichverteilung
                           davon. Ein Alleinstehender muss für den gleichen Lebensstandard also
                           mehr Geld ausgeben als ein Zweipersonen-Haushalt. Hat er nicht das
                           entsprechende Einkommen, gilt er als arm – und die statistische Ungleich-
                           verteilung wird größer, am nominalen Einkommen hat sich überhaupt
                           nichts geändert.

Wer viel verdient, gibt    Die 30 Prozent der Haushalte mit den höchsten am Markt erzielten Ein-
auch viel ab – die Um-     kommen leisten rund 62 Prozent aller Steuern und Abgaben, während die
verteilung funktioniert    untere Hälfte der Haushalte 79 Prozent der Transfers empfing. Im Jahr
                           2007 trug das bestverdienende Zehntel der Steuerzahler allein 53 Prozent
                           zum gesamten Lohn- und Einkommenssteueraufkommen bei, das oberste
                           Viertel sogar 76 Prozent – das war noch einmal ein höherer Anteil als drei
                           Jahre zuvor.

Das größte Armutsri-       43 Prozent der Arbeitslosen gelten als einkommensarm – von den Er-
siko ist Arbeitslosig-     werbstätigen trifft dieses Schicksal nur 6 Prozent. Arbeitslosigkeit ist nach
keit                       wie vor das Armutsrisiko Nummer eins.
Armut darf nicht mit       Armut darf nicht mit Ungleichheit verwechselt werden. Ein bestimmtes
Ungleichheit verwech-      Maß an materieller Ungleichheit ist nötig, damit eine Gesellschaft produktiv
selt werden                und auch „gerecht“ ist. Gerecht in dem Sinne, dass derjenige der mehr
                           leistet auch mehr verdienen kann.
                           Durch willkürliche Definitionen von „arm & reich“ sind allen möglichen poli-
                           tischen Forderungen Tür und Tor geöffnet. Parteien, Gewerkschaften und
                           Interessengruppen nutzen dies, um ihre gesellschaftliche Bedeutung aus-
                           zubauen. Zwar existiert in Deutschland Armut, jedoch in einem weit gerin-
                           geren Umfang als propagiert. Die Ungleichheit in Deutschland ist in den
                           letzten Jahrzehnten weitgehend konstant geblieben. Auch das Lebensni-
                           veau der „Armen“ allgemein hat sich merklich verbessert. Dessen unge-
                           achtet fokussiert sich die Neid-Diskussion auf die sehr wenigen Superrei-
                           chen im Promillebereich, meint jedoch alle „Besserverdienenden“.
Gerechtigkeit bedeu-
                           Die Gerechtigkeit hat nicht nur der Freiheit den Rang abgelaufen, sie hat
tet nicht Gleichheit
                           sich auch aus ihrer Verflechtung mit der Freiheit gelöst und ist zu einem
                           Begriff des Appells an Umverteilung und unmittelbare soziale Gleichheit
                           geworden. So würden es inzwischen vermutlich schon viele für „un-
                           gerecht“ halten, dass ein Busfahrer weniger verdient als ein Arzt oder dass
                           manche Kinder das Abitur machen, andere aber nicht.




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10117 Berlin                             www.familienunternehmer.eu
                                         E-Mail: hensel@familienunternehmer.eu        Berlin, 21. April 2009
RICHTIGSTELLUNG


Das Fazit
Dass Arme immer ärmer und Reiche immer reicher werden, ist – abgesehen von sehr kleinen
Gruppen – ein populärer Irrtum. Da sich Armut in Deutschland hauptsächlich auf gering Qualifi-
zierte und Langzeitarbeitslose konzentriert ist der beste Weg aus der Armutsfalle eine gute Bil-
dungs- und Arbeitsmarktpolitik. Deswegen heißt es im Armutsbericht der Bundesregierung da-
zu auch, es sei „signifikant“, wie rasch das Armutsrisiko auf null sinkt, wenn die Armutsgefähr-
deten einen Job annehmen könnten.

Hinzu kommt der unerträgliche Zugriff des Staates auf die Mittelschicht. Allein die Einkommen-
steuer beträgt für einen Arbeitnehmer mit Durchschnittseinkommen rund 5.034 Euro pro Jahr
bzw. knapp 17% seines Bruttoeinkommens. Bei Arbeitnehmern mit einem Einkommen an der
Rentenbeitragsgrenze fordert der Fiskus sogar in etwa 28% seines Bruttoeinkommens. Zusätz-
lich muss ein Durchschnittsverdiener 5.930 Euro im Jahr an die Sozialversicherungen abführen,
was sich durch den Arbeitgeberanteil nochmals verdoppelt. Durch diese hohe Abgabenlast
kommt immer weniger vom Bruttolohn bei den Arbeitnehmern an. Somit wird breiten Bevölke-
rungsschichten der Vermögensaufbau doppelt erschwert und die Armutsgefährdung nimmt zu.
„Mehr Netto vom Brutto“ könnte die Abstiegssorgen der Mittelschicht erheblich mindern.




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Nimmt Armut In Deutschland zu?

  • 1. RICHTIGSTELLUNG Nimmt die Armut in Deutschland zu? Die Behauptung Olaf Scholz: „Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich weiter geöffnet.“ „Jeder Vierte ist arm“ (noch vor der Veröffentlichung des Armutsberichts der Bundesregierung). DGB: „Der gesellschaftliche Reichtum muss anders verteilt werden.quot; (…) Armut in Deutschland ist ein wachsendes Problem. Inzwischen sind wieder Millionen Menschen in einer der reichsten Industrienationen der Welt arm oder von Armut bedroht.“ Die Richtigstellung Die Definition von Ar- Relative Armut bemisst sich relativ zum mittleren Einkommen eines Lan- mut und Reichtum hat des. Als arm gilt, wer weniger als 50 Prozent (WHO) oder 60 Prozent (EU) sich verändert des Durchschnittseinkommens zur Verfügung hat. 2008 zählt in Deutsch- land als relativ arm, wer weniger als 781 Euro netto pro Monat zur Verfü- gung hat. Aufgrund der relativen Armutsdefinition erhöht sich die Anzahl der Armen, wenn das Durchschnittseinkommen steigt, ohne dass sich aber am realen Leben der Armen etwas geändert hat. Irrsinnig: Eine schlechte Wirtschaftspolitik für Familienunternehmer, die dazu führt, dass das Unternehmen den Standort Deutschland verlässt, kann so z.B. die Anzahl der Armen in Deutschland verringern. Der Begriff der relati- Der Begriff der relativen Armut führt nicht nur zu irreführenden Ergebnis- ven Armut ist irrefüh- sen, sondern er ist selbst irreführend, denn er sagt nichts über die tatsäch- rend liche Armut aus. Die statistische Verteilung sagt noch nicht aus, wie es den Armen geht. Maßgeblich ist das verfügbare Einkommen der Armen, das zum großen Teil aus Sozialtransfers besteht, in nahezu gleichem Maße gestiegen wie das Einkommen der Durchschnittsverdiener. In Wahrheit ist der Begriff der relativen Armut ein Indikator für die ökono- mische Ungleichheit in der Gesellschaft. Es ist unredlich, die Begriffe Ar- mut und Ungleichheit miteinander zu vermengen. Wenn sich unsere Ein- kommen verdoppeln oder verdreifachen sollten, sind dann diejenigen, die 60 Prozent des erhöhten Durchschnittseinkommens verdienen, immer noch als arm zu bezeichnen? In Deutschland ist Rund 13 Prozent (Armutsbericht 2008) der Bundesbürger verfügen ein- die rel. Einkom- schließlich der sozialen Transferleistungen über weniger als 60 Prozent mensarmut verhält- des mittleren Einkommens – nur in sechs EU-Staaten liegen noch weniger nismäßig gering Bürger unterhalb der Armutsrisiko-Schwelle. Im europäischen Durch- schnitt sind es dagegen 16 Prozent. ausgeprägt Reichtum wird über- Als reich wird eingestuft, wer als Alleinlebender mehr als 3418 Euro im schätzt Monat netto hat. Das sind in der Bundesrepublik 8,8 Prozent der Gesamt- bevölkerung. 5.000 € brutto/Monat sind nötig, um zu den reichsten 5 Pro- DIE FAMILIENUNTERNEHMER – ASU e.V. Tel.: 030 300 65-0 Tuteur Haus I Charlottenstraße 24 Fax: 030 300 65-390 10117 Berlin www.familienunternehmer.eu E-Mail: hensel@familienunternehmer.eu Berlin, 21. April 2009
  • 2. RICHTIGSTELLUNG zent in Deutschland zu gehören. In Deutschland fokussiert man sich auf die Superreichen. Dies ist eine Minderheit im Promillebereich. Knapp 600.000 von drei Millionen Selbstständigen verdienen z.B. weniger als 7,50 Euro pro Stunde. 213.000 von ihnen kommen nicht mal auf fünf Euro. Das liegt unter anderen daran, dass Selbstständige im Schnitt 59 Wochenstunden arbeiten und nur 15 Tage Urlaub im Jahr nehmen. Der Wandel der Haus- Alleine durch die Zunahme der Single-Haushalte hat sich die gemessene haltsstruktur erklärt 88 Armut vergrößert. Während ein Paarhaushalt beispielsweise mit einer Prozent des Anstiegs Waschmaschine auskommt, brauchen zwei Single-Haushalte bereits zwei der Ungleichverteilung davon. Ein Alleinstehender muss für den gleichen Lebensstandard also mehr Geld ausgeben als ein Zweipersonen-Haushalt. Hat er nicht das entsprechende Einkommen, gilt er als arm – und die statistische Ungleich- verteilung wird größer, am nominalen Einkommen hat sich überhaupt nichts geändert. Wer viel verdient, gibt Die 30 Prozent der Haushalte mit den höchsten am Markt erzielten Ein- auch viel ab – die Um- kommen leisten rund 62 Prozent aller Steuern und Abgaben, während die verteilung funktioniert untere Hälfte der Haushalte 79 Prozent der Transfers empfing. Im Jahr 2007 trug das bestverdienende Zehntel der Steuerzahler allein 53 Prozent zum gesamten Lohn- und Einkommenssteueraufkommen bei, das oberste Viertel sogar 76 Prozent – das war noch einmal ein höherer Anteil als drei Jahre zuvor. Das größte Armutsri- 43 Prozent der Arbeitslosen gelten als einkommensarm – von den Er- siko ist Arbeitslosig- werbstätigen trifft dieses Schicksal nur 6 Prozent. Arbeitslosigkeit ist nach keit wie vor das Armutsrisiko Nummer eins. Armut darf nicht mit Armut darf nicht mit Ungleichheit verwechselt werden. Ein bestimmtes Ungleichheit verwech- Maß an materieller Ungleichheit ist nötig, damit eine Gesellschaft produktiv selt werden und auch „gerecht“ ist. Gerecht in dem Sinne, dass derjenige der mehr leistet auch mehr verdienen kann. Durch willkürliche Definitionen von „arm & reich“ sind allen möglichen poli- tischen Forderungen Tür und Tor geöffnet. Parteien, Gewerkschaften und Interessengruppen nutzen dies, um ihre gesellschaftliche Bedeutung aus- zubauen. Zwar existiert in Deutschland Armut, jedoch in einem weit gerin- geren Umfang als propagiert. Die Ungleichheit in Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten weitgehend konstant geblieben. Auch das Lebensni- veau der „Armen“ allgemein hat sich merklich verbessert. Dessen unge- achtet fokussiert sich die Neid-Diskussion auf die sehr wenigen Superrei- chen im Promillebereich, meint jedoch alle „Besserverdienenden“. Gerechtigkeit bedeu- Die Gerechtigkeit hat nicht nur der Freiheit den Rang abgelaufen, sie hat tet nicht Gleichheit sich auch aus ihrer Verflechtung mit der Freiheit gelöst und ist zu einem Begriff des Appells an Umverteilung und unmittelbare soziale Gleichheit geworden. So würden es inzwischen vermutlich schon viele für „un- gerecht“ halten, dass ein Busfahrer weniger verdient als ein Arzt oder dass manche Kinder das Abitur machen, andere aber nicht. DIE FAMILIENUNTERNEHMER – ASU e.V. Tel.: 030 300 65-0 Tuteur Haus I Charlottenstraße 24 Fax: 030 300 65-390 10117 Berlin www.familienunternehmer.eu E-Mail: hensel@familienunternehmer.eu Berlin, 21. April 2009
  • 3. RICHTIGSTELLUNG Das Fazit Dass Arme immer ärmer und Reiche immer reicher werden, ist – abgesehen von sehr kleinen Gruppen – ein populärer Irrtum. Da sich Armut in Deutschland hauptsächlich auf gering Qualifi- zierte und Langzeitarbeitslose konzentriert ist der beste Weg aus der Armutsfalle eine gute Bil- dungs- und Arbeitsmarktpolitik. Deswegen heißt es im Armutsbericht der Bundesregierung da- zu auch, es sei „signifikant“, wie rasch das Armutsrisiko auf null sinkt, wenn die Armutsgefähr- deten einen Job annehmen könnten. Hinzu kommt der unerträgliche Zugriff des Staates auf die Mittelschicht. Allein die Einkommen- steuer beträgt für einen Arbeitnehmer mit Durchschnittseinkommen rund 5.034 Euro pro Jahr bzw. knapp 17% seines Bruttoeinkommens. Bei Arbeitnehmern mit einem Einkommen an der Rentenbeitragsgrenze fordert der Fiskus sogar in etwa 28% seines Bruttoeinkommens. Zusätz- lich muss ein Durchschnittsverdiener 5.930 Euro im Jahr an die Sozialversicherungen abführen, was sich durch den Arbeitgeberanteil nochmals verdoppelt. Durch diese hohe Abgabenlast kommt immer weniger vom Bruttolohn bei den Arbeitnehmern an. Somit wird breiten Bevölke- rungsschichten der Vermögensaufbau doppelt erschwert und die Armutsgefährdung nimmt zu. „Mehr Netto vom Brutto“ könnte die Abstiegssorgen der Mittelschicht erheblich mindern. DIE FAMILIENUNTERNEHMER – ASU e.V. Tel.: 030 300 65-0 Tuteur Haus I Charlottenstraße 24 Fax: 030 300 65-390 10117 Berlin www.familienunternehmer.eu E-Mail: hensel@familienunternehmer.eu Berlin, 21. April 2009