Blended Learning 2.0 - Integration von formellen und informellen Lernprozessen
1. MBA eLearning & Knowledge Management
Institut für Kommunikationsforschung
Institute for Communication Research
Master Thesis
Blended Learning 2.0
Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Autor: Gutachter:
Christoph Goetsch Prof. Dr. David Krieger
Bodenwies 14 Dr. Andréa Belliger
9535 Wilen bei Wil
2. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Inhaltsverzeichnis
1. VORWORT................................................................................................................................ 4
2. AUSGANGSLAGE...................................................................................................................... 6
2.1 FORMELLES UND INFORMELLES LERNEN.............................................................................. 6
2.2 WAS IST WEB 2.0? ............................................................................................................. 9
2.3 WAS IST SOCIAL SOFTWARE? ........................................................................................... 10
2.4 WAS IST EIN WIKI?............................................................................................................ 12
2.5 WAS IST EIN BLOG? .......................................................................................................... 13
2.6 WAS IST RSS?................................................................................................................. 15
3. LERNTHEORETISCHER HINTERGRUND..................................................................................... 16
3.1 LEHREN I – WISSEN TRANSFERIEREN................................................................................ 16
3.2 LEHREN II – WISSEN ERWERBEN, ERARBEITEN.................................................................. 17
3.3 LEHREN III – WISSEN GENERIEREN, STRUKTURIEREN ........................................................ 18
3.4 ZUSAMMENFASSUNG ........................................................................................................ 19
4. FORMELLE LERNPROZESSE (INSTITUTIONALISIERTES LERNEN) ............................................... 22
4.1 BLENDED LEARNING 1.5 ................................................................................................... 30
4.1.1 PRÄSENZVERANSTALTUNG I & QUALITÄTSMASSNAHME I ............................................. 31
4.1.2 PRÄSENZVERANSTALTUNG II (+N) + QUALITÄTSMASSNAHME II (+N) ............................ 32
4.1.3 ELEARNING – LERNEN MIT NEUEN (UND NOCH NEUEREN) MEDIEN ............................... 32
4.1.3.1 ELEARNING MIT SELBSTLERNMATERIALIEN (ELEARNING 1.0) ................................ 33
4.1.3.2 SEMINARISTISCHES ELEARNING ........................................................................... 34
4.1.3.3 ARBEITEN MIT WIKIS............................................................................................ 35
4.1.3.4 ARBEITEN MIT BLOGS .......................................................................................... 37
4.1.3.5 WANN EIN BLOG, WANN EIN WIKI? ....................................................................... 42
4.1.4 ELEARNING 2.0 .......................................................................................................... 43
4.1.5 QUALITÄTSMASSNAHMEN IN BILDUNGSINSTITUTIONEN................................................. 44
4.1.6 QUALITÄTSMASSNAHMEN IN UNTERNEHMEN AM BEISPIEL DER AXA-WINTERTHUR ....... 44
4.2 CASE STUDY I: TEAMTRAINER KNOWLEDGE FORCE – AXA WINTERTHUR .......................... 46
AUFGABENBESPRECHUNG................................................................................................... 52
4.3 CASE STUDY II: LERNSTANDSERFASSUNG MATHEMATIK – PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE
ST. GALLEN ........................................................................................................................... 53
5. INFORMELLE LERNPROZESSE................................................................................................. 58
5.1 WAS IST quot;INFORMELLES LERNENquot;?.................................................................................... 58
5.2 CASE STUDY I: PERSONAL LEARN, WORK & COLLABORATION ENVIRONMENT BEI DER
AXA-WINTERTHUR ................................................................................................................. 62
5.3 CASE STUDY II: COMMUNITY OF PRACTICE FÜR DAS PROJECT MANAGEMENT DER AXA-
WINTERTHUR ......................................................................................................................... 66
5.3.1 WAS IST EINE COP?................................................................................................... 67
5.3.2 DIE 10 ERFOLGSFAKTOREN EINER COP...................................................................... 68
5.3.3 BUSINESS CASE......................................................................................................... 69
5.3.4 LEITBILD DER COMMUNITY OF PRACTICE FÜR PROJECT MANAGER – VISION ................ 70
5.3.5 LEITBILD DER COMMUNITY OF PRACTICE FÜR PROJECT MANAGER – MOTTO................ 71
5.3.6 LEITBILD DER COMMUNITY OF PRACTICE FÜR PROJECT MANAGER – REGELN .............. 71
5.3.7 COMMUNITY OF PRACTICE FÜR PROJECT MANAGER – WISSENKARTE.......................... 72
5.4 RSS – DIE GRUNDLAGE DES INFORMELLEN (E)LERNENS? ................................................. 73
6. SYNTHESE: BLENDED LEARNING 2.0 = FORMELLE LERNPROZESSE + INFORMELLE
LERNPROZESSE ......................................................................................................................... 74
7. SCHLUSSWORT...................................................................................................................... 76
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3. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
8. LITERATURVERZEICHNIS ........................................................................................................ 77
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4. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
1. Vorwort
Als ich in den späten 80er-Jahren noch mit COBOL-Programmierungen beschäftigt
war, ahnte ich noch nicht, welche Richtung die computertechnologische Entwick-
lung einschlagen würde. Im Jahr 1996 fragte mich ein Kollege, ob ich den Netsca-
pe-Communicator schon installiert hätte. Ich antwortete ihm, dass ich nicht jeden
quot;Mode-Gagquot; – und das war das Internet für mich damals – mitmachen würde.
Heute überlege ich mir manchmal, wie ich das früher gemacht habe, als es noch
kein Internet gab. Bei so einfachen Dingen wie zum Beispiel dem Planen von
Sommerferien, bietet das Internet unendlich viele Möglichkeiten.
Ende der 90er-Jahre entdeckte man, dass sogar formelles Lernen über das Inter-
net möglich war, über sogenannte Web Based Trainings. Das war allerdings bald
auch nicht mehr das Ei des Kolumbus. Irgendwie wurde das Lernen mittels WBT
nicht allen gerecht. So entwickelte sich bald die Meinung, dass man Präsenzlernen
mit selbstgesteuertem Lernen kombinieren muss, um möglichst grossen Lernerfolg
zu garantieren. Dieses Paket nannte man quot;Blended Learningquot;.
Mit den Möglichkeiten von Web 2.0 eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten, mit de-
nen die Lücken des quot;altenquot; Blended Learning geschlossen werden können. So war
es bisher technisch schwierig, kollaboratives Lernen zwischen den Präsenzkursen
zu ermöglichen. Mittels Social Software ist das heute kein Problem mehr! Blogs
und Wikis, verbunden mit RSS, bieten enorm viel Potential für den formellen wie
für den informellen Lernprozess.
Interessanterweise lassen sich formelle und informelle Lernprozesse über Social
Software nahtlos ineinander greifen; aus vielen quot;Learning Communitiesquot; des for-
mellen Lernprozesses wird eine quot;Community of Practicequot;, welche die genau glei-
chen Technologien weiter verwenden kann.
Innovative Lernumgebungen mit bestmöglichem Wissenstransfer zu schaffen ge-
hört schon seit Jahren zu meinen Zielen. Ob als Sekundarlehrer oder als Schu-
lungsspezialist bei der AXA Winterthur, die Methodik und die Didaktik waren immer
mein Steckenpferd, welches ich mit den neuen Methoden des Blended Learnings
in den letzten Jahren zu perfektionieren begann. Einen vorläufigen Abschluss die-
ser Bestrebungen bildet die vorliegende Arbeit.
Seite 4
5. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Ich bedanke mich an dieser Stelle bei allen im Literaturverzeichnis aufgeführten
Personen, die mich mit ihren Überlegungen inspiriert haben.
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6. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
2. Ausgangslage
Es ist unterdessen allen bekannt, dass wir quot;lebenslangquot; lernen sollten. Kaum je-
mand lernt heute im Alter von 18 Jahren einen Beruf und übt den auch noch mit 65
Jahren aus. Selbst wenn jemand im gleichen Berufssektor bleiben wird, ist er doch
häufigen Änderungen und Neuausrichtungen unterworfen.
Kein Wunder also, dass dieses Thema die Gemüter von Bildungsverantwortlichen
in kleinen und grossen Unternehmen, in Grund-, Fach- und Hochschulen bewegt.
Gerade zur rechten Zeit kommen neue Perspektiven der Bildung ins Spiel. Begriffe
wie quot;Web 2.0quot;, quot;eLearning 2.0quot;, Social Software, Personal Learning Environment
(PLE), formelles und informelles Lernen, usw. sind nur einige davon. Fast täglich
tauchen neue Begriffe auf, manche verschwinden dann auch bald wieder.
In dieser Arbeit beschäftige ich mich mit der Integration von formellen und in-
formellen Lernprozessen. Ich möchte aufzeigen, wie
1. Formelle Lernprozesse mit Social Software wie Wikis, Blogs und RSS
angereichert werden können,
2. der Transfer vom formellen Lernprozess zum informellen Lernprozess
sichergestellt wird,
3. informelle Lernprozesse kulturell und technisch integriert und gelebt
werden können.
Dieses ganze Paket nenne ich quot;Blended Learning 2.0quot;. Blended Learning im her-
kömmlichen Sinn ist eine Kombination von Präsenzlernen und Online-Lernen. Das
Lernen kann in der Gruppe oder selbstgesteuert stattfinden. Auf die Probleme des
bisherigen Blended Learning komme ich im Kapitel quot;4. Formelle Lernprozessequot; zu
sprechen.
2.1 Formelles und informelles Lernen
Wodurch unterscheiden sich formelle und informelle Lernprozesse? Ich möchte
dies anhand des quot;Learning Mixerquot; von Jay Cross erklären:
Seite 6
7. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Abbildung 1: Learning Mixer, Jay Cross (2007)
Die Abbildung 1 zeigt, dass es bisweilen schwierig ist, gewissen Lernprozesse ein-
deutig dem formellen oder informellen Lernprozess zu zuordnen. Es gibt auch eine
Grauzone zwischen den beiden.
Kurz zusammengefasst:
Formelles Lernen Informelles Lernen
didaktisch aufbereitete, Keine Kontrolle,
vom Lehrer bestimmte geschieht laufend, z.B. in der
Inhalte und Lernziele, Kaffeepause,
vom Lehrer kontrolliert selbstgesteuert und selbstmo-
Grauzone
und motiviert, tiviert,
meist länger als 1 Stun- dauert nur wenige Minuten,
de, kurze Entwicklungszeit
lange Entwicklungszeit.
Die Herausforderung liegt darin, beide Lernformen zu integrieren. Dazu muss kul-
turelle und technische Arbeit geleistet werden. Die heutige Software gestattet es,
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8. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
nicht nur Daten miteinander in Verbindung zu setzen, sondern auch die Menschen
zu vernetzen. Social Software vernetzt die Menschen hinter den Informationen,
aus Informationen wird Wissen. Was heisst quot;Wissenquot;?
Wissen ist nichts anderes als subjektiv bedeutungsgeschwängerte
Information!
Aber genau das ist der Unterschied zwischen den Datenfriedhöfen der letzten Jah-
re und den neuen Formen wie Wikis und Blogs: Es stehen Menschen dahinter!
Diese Menschen geben den Informationen einen Sinn, eine Bedeutung. Die Infor-
mationen sind diskutierbar, änderbar, erneuerbar! Aus dem ehemaligen quot;read-
onlyquot;-Web 1.0 ist ein quot;read-writequot;-Web 2.0 geworden:
Alle lesen, alle schreiben, alle ändern!
Wie ist es gelungen, die durchschnittlich begabten Internet-User zu Autoren im
World Wide Web zu befähigen? Durch Web 2.0 oder Social Software? Oder bei-
des?
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9. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Ich möchte in den folgenden Unterkapiteln einen kurzen Überblick geben über die
Anwendungen, welche mitunter Thema dieser Arbeit sind.
2.2 Was ist Web 2.0?
Den Begriff „Web 2.0“ kann man lediglich umschreiben und sich so diesem Phä-
nomen annähern. Im Internet finden sich viele Infos dazu, je nach Standpunkt auch
sehr konträre. Für die Einen ist Web
2.0 eine „heimliche Medienrevolution“,
denn sie werde die Vorherrschaft der
Medienimperien brechen. Für andere
ist Web 2.0 eine soziale Revolution im
Netz, denn sie stellt die
Kommunikation der Nutzer in den
Vordergrund. Ein sachlicher Zugang
könnte lauten: In Web 2.0-
Anwendungen ist der Benutzer
Konsument und Informationslieferant
zugleich, oder es geht um die Idee,
kollektive Intelligenz nutzbar zu
Abbildung 2: Matt Owen, Epic
machen.
O’Reilly und Battelle fassten Schlüsselprinzipien zur Charakterisierung von An-
wendungen zusammen, die dem Begriff „Web 2.0“ zugeordnet werden können:1
Das Web wird als Plattform genützt, anstatt des lokalen Rechners
Datengetriebene Anwendungen dominieren, das meint, dass Inhalte wichti-
ger sind als das Aussehen
Die Vernetzung wird verstärkt durch eine „Architektur des Mitwirkens“. (Je-
der kann mitmachen.)
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Web_2.0?rel=nofollow
1
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10. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Innovationen beim Aufbau von Systemen und Seiten, durch die Verwen-
dung von Komponenten, welche von verschiedenen Entwicklern erstellt
worden sind und beliebig miteinander
Kombiniert werden können, z.B. Mashups (ähnlich dem Open-Source-
Entwicklungsmodell).
Einfache Geschäftsmodelle durch das verteilte, gemeinsame Nutzen von
Inhalten und technischen Diensten.
Das Ende des klassischen Softwarelebenszyklus; die Projekte befinden sich
immerwährend im Beta-Stadium.
Die Software geht über die Fähigkeiten eines einzelnen Verwendungs-
zwecks hinaus.
Web 2.0 stellt eigentlich einen Philosophiewandel dar, weg von der Konsumhal-
tung, hin zum Mitgestalten. Im Mittelpunkt dieser neuen Anwendungen standen für
die quot;Begründerquot; des Web 2.0-Ausdrucks die Partizipation und die Interaktion der
Nutzer! Dies ist aber wiederum nur möglich, weil die Technik so weit fortgeschritten
ist, dass die Internet - „Social Software“ für alle leicht anwendbar ist. Das ist sicher
einer der Schlüssel des Erfolgs! Inzwischen ist der Markt an Web 2.0-Software
sehr gross und damit auch unübersichtlich geworden. Die ersten Dienste, wie z.B.
Wiki, Blogs, und Flickr haben sich etabliert, neue sind dazu gestossen. Sinnvolle
Dienste wie „SocialBookmarks“, „Google Maps“ und quot;RSS-Feedsquot; welche alle z.B.
via der quot;netvibes-Plattformquot; (http://www.netvibes.com/) verwaltet werden können,
wachsen mit zunehmender Beteiligung der Nutzer weiter.
2.3 Was ist Social Software?
Als Social Software werden Software-Systeme bezeichnet, die der menschlichen
Kommunikation, Interaktion und Zusammenarbeit dienen. Das Schlagwort „Social
Software“ ist um 2002 in Zusammenhang mit neuen Anwendungen wie Wikis und
Weblogs aufgekommen; kann aber auch ältere Dienste bezeichnen. Den Syste-
men ist gemein, dass sie dazu dienen, Netzwerke aufzubauen und zu pflegen und
zwar in aller Regel über das Internet; zudem entwickeln sie sich teilweise
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11. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
selbstorganisiert. Eine einheitliche Definition existiert nicht, je nach Auslegung wird
die soziale Software enger oder breiter gefasst.2
Man kann Social Software anhand ihrer Kernkompetenzen in Kategorien einord-
nen:
Online Communicating: IM, Skype, Video-/Audio-Conferencing, Email, Forum,
…
Social Networking: Xing, MySpace, StudiVZ.net, Facebook, …
Social Collaborating: Zoho, Google Docs & Spreadsheets, Wiki, …
Social Publishing: Blogs, Pod- / Vodcast, Media Sharing (flickr, you-
tube,…), Social Bookmarking, Feedaggregatoren, …
Social Software Services: netvibes, Pageflakes, Protopage, ELGG, Goo-
gleMaps, …
Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich mich nicht auf die geschlossenen
Formen – z.B. persönliche Lerntagebücher – beziehe. Diese sind zwar richtig ein-
gesetzt durchaus wertvolle Werkzeuge der persönlichen Methodenkompetenz,
sind aber nicht der Social Software zuzuordnen. Social Software verlangt nach so-
zialem Austausch, nach Kommunikation und Interaktion mit anderen Personen und
/ oder das Sichtbarmachen von erweiterbaren Netzwerken im Inter- oder Intranet.
Eine abschliessende Liste zu erstellen scheint ein Ding der Unmöglichkeit, was heute
aktuell ist, ist morgen schon wieder passé. Hier aktuell zu bleiben ist aber gar nicht so
schwierig: Mit den richtigen Feeds gefüttert werden einem die Neuigkeiten zugetra-
gen, ganz nach dem Aal-Prinzip – Andere arbeiten lassen-, welches auch ein Merk-
mal von Social Software ist:
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Social_Software
2
Seite 11
12. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
quot;Andere arbeiten lassen ohne Bezahlungquot; ist dann noch die Steigerung davon
und das Faszinierende an diesem Prinzip ist, dass alle Akteure begeistert mit-
machen und jeder auf seine Weise zufrieden ist!
2.4 Was ist ein Wiki?
Ein Wiki ist eine Website, die von einer Ge-
meinschaft von Personen entwickelt und ver-
ändert wird. In Wikis schreibt nicht nur eine
einzelne Person oder eine kleine Gruppe.
Vielmehr verfasst eine Gemeinschaft von Au-
toren Texte für eine - allenfalls deutlich grös-
Abbildung 3: SchoolNetGuide Nr. 9, swisscom
sere - Gemeinschaft von Lesern. Jeder Leser
kann jederzeit selbst zum Autor werden, indem er Seiten im Wiki bearbeitet oder
neue Seiten erstellt.
Das Wort Wiki stammt aus dem Hawaiianischen und bedeutet «schnell». In Wikis
wird Wissen schnell und einfach gesammelt und ausgetauscht. Die Form des Wikis
eignet sich darum besonders gut, um Ideen zu entwickeln und mit mehreren Nut-
zern gleichzeitig daran zu arbeiten.3
Beispiel:
Ein Italien-Liebhaber trägt seine Lieblingshotels in ein Wiki ein und bittet die Leser,
die Angaben zu ergänzen und allenfalls zu korrigieren.
Vgl. SchoolNetGuide Nr. 9: Jeder Leser auch ein Autor: Blogs und Wikis, S. 7
3
Seite 12
13. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Wikis basieren auf folgenden zentralen Prinzipien:
Jeder kann jeden Text ändern!
Das Erzeugen und Verändern von Seiten wird so weit wie möglich verein-
facht!
Die Strukturen entstehen quot;bottom-upquot; durch Verlinkung!
Der Inhalt ist nie fertig!
Der Prozess ist fast genau so wichtig wie das Ergebnis!
2.5 Was ist ein Blog?
Blogs sind Websites mit persönlich gefärbten Beiträgen, die normalerweise von ei-
nem einzelnen Autor stammen.
Die ersten Blogs entstanden, als einzel-
ne Autoren Websites kommentierten,
die sie auf ihren Surftouren entdeckt
hatten. Darauf verweist der Begriff
«Weblog», der sich aus quot;Webquot; und
quot;Logbuchquot; zusammensetzt. Inzwischen
wird Weblog oft als quot;Blogquot; abgekürzt,
was nicht zu übersetzen ist; auf Deutsch
Abbildung 4: SchoolNetGuide Nr. 9, swiss-
com
spricht man von quot;Internet-
Tagebüchernquot;.
Seite 13
14. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Heute wird über jedes erdenkliche Thema quot;gebloggtquot;: Jedes Erlebnis, jede Radio-
sendung, jede Beobachtung kann einem Blog-Besitzer einen Beitrag wert sein.
Damit dem Autor die The-
men nicht ausgehen, wer-
den manche Blogs auch
von kleinen Autorengrup-
pen geführt.
Oberstes Gliederungsprin-
zip aller Blogs ist es, dass
die Beiträge chronologisch
geordnet sind und die
neusten Beiträge oben
stehen.
Beispiel: Eine Frau aus
Zürich hält im Stil eines
persönlichen Tagebuchs
Alltagserlebnisse fest.
Abbildung 5: SchoolNetGuide Nr. 9, swisscom
Nur der Blog-Betreiber
(der quot;Bloggerquot;) kann neue Beiträge erstellen. Leser können diese darunter kom-
mentieren – oder in ihrem eigenen Blog diskutieren, in Frage stellen oder weiter-
entwickeln. Dabei gehört es unter Bloggern zum guten Ton, dass man die Origi-
nalquelle jeweils zitiert.
Die einfachste Art, Blogs zu lesen, besteht darin, die entsprechende Website auf-
zurufen. Alternativ können regelmässige Blog-Leser RSS-Feeds abonnieren, so
dass ihnen neue Beiträge automatisch zugestellt werden, ähnlich wie E-Mail-
Newsletter.4
Vgl. SchoolNetGuide Nr. 9: Jeder Leser auch ein Autor: Blogs und Wikis, S. 6
4
Seite 14
15. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
2.6 Was ist RSS?
quot;RSS wird verwendet, um Artikel einer Website oder deren Kurzbe-
schreibungen (insbesondere Nachrichtenmeldungen) zu speichern
und in maschinenlesbarer Form bereitzustellen. Ein sogenannter
RSS-Feed oder Newsfeed (engl. etwa Nachrichteneinspeisung) besteht aus einer
XML-Datei, welche den reinen strukturierten Inhalt – beispielsweise einer Nach-
richtenseite – bereithält, aber keinerlei Layout, keine Navigation oder sonstige Zu-
satzinformationen beinhaltet. Zahlreiche Webangebote, die regelmäßig Artikel pub-
lizieren, stellen eine automatisch generierte RSS-Datei mit den neuesten Artikeln
zur Verfügung.
Ursprünglich wurden RSS-Feeds von Nachrichtenseiten zur Content-Syndication
verwendet. Das Format erlangte seine heutige Popularität vor allem durch den Ein-
satz in Weblogs. Mittlerweile haben auch MP3-Download-Portale begonnen, RSS-
Feeds zusammen mit Podcasting-Funktionalität einzusetzen.
Ein Benutzer kann nun ein sogenanntes Aggregatorprogramm bzw. einen soge-
nannten Feedreader benutzen, um die für ihn wichtigsten Schlagzeilen und Kurz-
beschreibungen automatisch herunterzuladen und die gesammelten Artikel geord-
net anzeigen zu lassen. Hierfür benötigt der Aggregator lediglich einen Link auf
den RSS-Feed.
Darüber hinaus kann man fremde RSS-Feeds auch in seine Webseite integrieren.
Viele Content-Management-Systeme bieten derartige Funktionalitäten. Damit kann
man mehrere Informationsströme auf einer einzigen Seite zusammenführen.
Somit muss der Benutzer nicht mehr alle ihn interessierenden Internetseiten sepa-
rat aufrufen, um sich auf dem Laufenden zu halten und kann stattdessen alle Neu-
igkeiten und Nachrichten zentral abrufen, sortieren und archivieren. Er braucht die
entsprechenden Seiten nur aufzurufen, wenn ihn die Nachrichtenmeldung oder der
Artikel tatsächlich anspricht.5
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/RSS
5
Seite 15
16. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
3. Lerntheoretischer Hintergrund
Dieser Teil soll einen Überblick über den theoretischen Rahmen geben, in den die
Arbeit eingebettet ist. Die folgenden Darstellungen orientieren sich an der Darstel-
lung von Peter Baumgartner und Sabine Payr6 beziehungsweise Peter Baumgart-
ner und Marco Kalz7. In ihren lerntheoretischen Betrachtungen werden wissen-
schaftliche Modelle wie der Behaviorismus, der Kognitivismus und der Konstrukti-
vismus integriert und weitergedacht. Die drei beschriebenen Lehr-/Lernparadigmen
sind als Prototypen zu betrachten, die phasenweise in Lehr-/Lernprozessen vor-
kommen, in ihrer quot;reinenquot; Form in der Praxis wohl selten oder nie anzutreffen sind.
3.1 Lehren I – Wissen transferieren
Dieses Modell orientiert sich sehr stark am Behaviorismus und gründet seinen Ur-
sprung darin, dass befähigte, wissende Personen noch nicht befähigte, nicht wis-
sende Personen zu einem bestimmten Verhalten bringen. Die Lernenden erhalten
ein relativ abstraktes Faktenwissen, das quot;quasi als erstes Orientierungswissen bei
den Lernenden aufgebaut werden soll.quot;8 Geeignete, vom Lehrer aufbereitet Stimuli
werden durch Feedback verstärkt und bringt die Lernenden zu einem gewünschten
Wissen. Die Lehrenden entscheiden darüber, was zu lernen ist, wie das Wissen
strukturiert ist, wie es aufgeteilt und präsentiert wird. Zwischen dem Lehrenden und
dem Lernenden besteht eine relativ einseitige Sender-Empfänger-Beziehung mit
einer starken Machtposition des Lehrenden. Baumgartner/Kalz bezeichnen das
Modell quot;Lehren Iquot; als ein Modell des Wissenstransfers mit präsentativen Lehrfor-
men.
Kritisiert wird seit jeher am behavioristischen Ansatz, dass das einzelne Individuum
mit seiner Motivation und Emotion völlig unbeachtet bleibt und nicht erklärt wird,
wie neues Verhalten entsteht. Dies bedeutet aber nicht, dass das Modell quot;Lehren Iquot;
keine Berechtigung und sinnvolle praktische Anwendungen hätte. Besonders dort,
Baumgartner, Peter / Payr, Sabine: Lernen mit Software (1999)
6
Baumgartner, Peter / Kalz, Marco: Content Management Systeme aus bildungstechnologi-
7
scher Sicht (2004)
ebd., S. 5
8
Seite 16
17. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
wo neue Reaktionsweisen eingeübt und automatisiert werden sollen, erweist sich
quot;Lehren Iquot; als gut und effizient.
Aus der Kritik am Behaviorismus heraus vollzog sich in den 1970er Jahren die so-
genannt kognitive Wende. Denken, Wahrnehmung, Erinnerung und Problemlösen
rückten in den Mittelpunkt und bildeten die Basis des Kognitivismus, der wiederum
für das Modell quot;Lehren IIquot; Pate stand.
3.2 Lehren II – Wissen erwerben, erarbeiten
Es sollen alle Phasen des Lernprozesses berücksichtigt werden, seine Zwischen-
schritte, Schwierigkeiten und Teilergebnisse.
„Die Aktivitäten der Lernenden sind integrativer Teil des Lehrpro-
zesses und müssen von den Lernenden selbst geplant, überprüft,
reflektiert und korrigiert werden.“9
Der Lernende stellt aktiv und konstruktiv Zusammenhänge her, baut auf
vorhandenes Wissen auf und verfolgt ein bestimmtes Lernziel. Die Auf-
gabe des Lehrenden besteht darin, Problemstellungen didaktisch aufbe-
reitet darzubieten und dabei so viele quot;Beobachtungspunktequot; wie möglich zu integ-
rieren.
Folgende Aspekte sind typisch für quot;Lehren IIquot;:
Die Lernenden wenden eigene Problemlösestrategien an und wählen pas-
sende Methoden aus, betrachten Erfolge und Misserfolge reflektierend und
kontrollierend.
Es findet eine bidirektionale Kommunikation zwischen Lehrenden und Ler-
nenden statt.
Der Aufbau prozeduraler Wissenstrukturen steht über der Aufnahme von
Faktenwissen.
Lehrpersonen sind Tutoren, die didaktisch aufbereitetes Material zur Verfü-
gung stellen, beobachten und Feedback geben.
Vgl. Baumgartner, Peter / Kalz, Marco: Content Management Systeme aus bildungstechno-
9
logischer Sicht (2004), S. 7
Seite 17
18. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Der Weg des Lernens ist gleichzeitig auch das Ziel.
Kritisiert wird am Kognitivismus, dass emotionalen Einflussfaktoren kaum Beach-
tung geschenkt wird. Im schulischen Kontext wird oft versucht, objektive Problem-
fälle zu konstruieren, die mit dem Vorwissen und den Fertigkeiten des Lernenden
gelöst werden können, oft mit der realen Welt nichts zu tun haben. Das folgende
Modell quot;Lehren IIIquot; trägt genau dieser Tatsache Rechnung.
3.3 Lehren III – Wissen generieren, strukturieren
Probleme im realen Leben sind quot;komplex, unüberschaubar, einzig-
artig und nicht mit einem eindeutigen Ergebnis lösbarquot;10. Sie sind
nicht didaktisch reduziert, nicht in leicht verarbeitbare Portionen
aufgeteilt und passen auch nicht in einen vorgegebenen Zeitrah-
men. Die wichtigste Frage in diesem Modell lautet, wie die Lernen-
den zu einer selbständigen Identifikation und Lösung von Proble-
men geführt werden können. Dabei entsteht das eigentliche Problem erst durch die
spezifische Sichtweise der Betroffenen, muss von ihnen erkannt, analysiert und
schliesslich gelöst werden. Wie in der Praxis treten diese Probleme häufig unvor-
hergesehen und komplex auf und Lösungsansätze sind nicht vorgegeben, sondern
müssen gemeinsam konstruiert und erprobt werden.
quot;Lehren IIIquot; orientiert sich am erkenntnistheoretischen Modell des Kontruktivismus,
in dem die Konstruktion neuen Wissens beim Lernenden aus dem schon vorhan-
denen Vorwissen im Mittelpunkt steht und jedes Individuum beim Lernprozess eine
eigene subjektive Interpretation der Welt vornimmt, was die Informationsverarbei-
tung beeinflusst.
Folgende Aspekte spielen bei quot;Lehren IIIquot; eine wichtige Rolle:
Zwischen Lehrenden und Lernenden findet eine gleichberechtigte, bidirekti-
onale Kommunikation statt.
ebd., S. 10
10
Seite 18
19. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Die Lehrperson nimmt eine Coach / Mentor- Position ein, d.h. sie kooperiert
und unterstützt bei der Lösung der Probleme, gibt aber selbst keine Lösun-
gen vor.
Lehrende und Lernende wechseln sich in ihren Rollen ab.
Lehren und Lernen stellt sich als quot;oszillierender Prozessquot;11 dar, wobei jeder
Erkenntnisakt Rückwirkung auf die Welt hat.
Nach Reinmann12 kann man im Bereich des Lernens mit digitalen Medien solche
Umgebungen als konstruktivistisch bezeichnen, die wenig Anleitung und Kontrolle
und ein Höchstmass an Handlungsspielraum zur Exploration und zu eigenständi-
gen Prozessen der Wissenskonstruktion bereitstellen.
3.4 Zusammenfassung
Im pädagogischen Alltag hat jedes dieser beschriebenen Lernparadigmen seine
Berechtigung. Unterschiedliche Lernsituationen brauchen unterschiedliche Metho-
den. An einem differenzierten Einsatz von Methoden, die mehr „Lehren I“, „Lehren
II“ oder „Lehren III“ verpflichtet sind, kommt man keinesfalls vorbei.
ebd., S. 13
11
Vgl. Reinmann, Gabi: Blended Learning in der Lehrerbildung, S. 164
12
Seite 19
20. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Abbildung 6: Content Management Systeme aus bildungstechnologischer Sicht
Baumgartner/Kalz (2004, S. 16) betrachten den Lernprozess schematisch als ei-
nen spiralförmigen Entwicklungsprozess, wo anfangs analog Lehren I unerfahrene
Lernende grundlegendes Faktenwissen über positive und negative Sanktionen er-
fahren. Lehren II benötigt bereits erfahrene Lernende, die dieses abstrakte Fak-
tenwissen in eigenen praktischen Erfahrungen anzuwenden versuchen, wobei die
Umgebung künstlich vom Lehrenden geschaffen wird und wo einige diskrete „Beo-
bachtungspunkte“ eingebaut worden sind. Die verbale Kommunikation spielt eine
große Rolle. Die „Zen Kunst des Lehrens“13 besteht im Lehren III, wo Lehrende
und Lernende gemeinsam an der Identifizierung bzw. Lösung von Problemen ar-
beiten, darin, etwas zu kommunizieren, was sich in Worten alleine nicht ausdrü-
cken lässt. Erfahrungen des Lernenden sollen ganzheitlich erfolgen, die Lehrper-
son dient dabei als eine Art „Coach“. Der Lernprozess ist aber damit noch nicht am
Ende, sondern die Lernspirale dreht sich auf einer höheren Ebene unter Einbezie-
hung früherer Handlungsergebnisse weiter.
Vgl. Baumgartner, Peter / Kalz, Marco: Content Management aus bildungstechnologischer Sicht, S.
13
16
Seite 20
21. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Die drei lerntheoretischen Ansätze werden auch von Gabi Reinmann sehr ausführ-
lich beschrieben14. Sie versucht aus der Betrachtung der drei grossen Theoriesys-
teme didaktische Modelle für Blended-Learning-Szenarios abzuleiten auf die ich
im nächsten Kapitel – die Gestaltung des formellen Lernprozesses – genauer ein-
gehen möchte.
Vgl. Reinmann, Gabi: Blended Learning in der Lehrerbildung, S. 145 - 174
14
Seite 21
22. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
4. Formelle Lernprozesse (Institutionalisiertes Lernen)
Formelles oder institutionalisiertes Lernen ist immer dort gefragt, wo es Sinn
macht, den Inhalt didaktisch aufzubereiten. Gründe dafür sind entweder bei der
Zielgruppe oder beim Inhalt selbst zu suchen:
Zielgruppe:
Mangelnde Selbstkompetenz (Methodenkompetenz, Medienkompetenz, Re-
cherchekompetenz, ...)
Mangelnde Sozialkompetenz
Digital Divide – kein Zugang zu den digitalen Medien
Inhalt:
verbindlich
Hohe Komplexität
Der Inhalt ist die Selbst- oder Sozialkompetenzentwicklung
Ziel: Zertifikat oder Diplom
Das Projekt DeSeCo15 der OECD16 hat die Selbst- und Sozialkompetenzen –man
spricht auch von Schlüsselkompetenzen - im Rahmen der PISA-Studien genauer
definiert:
1. Menschen sollten in der Lage sein, verschiedene Medien, Hilfsmittel oder
Werkzeuge wie z.B. Informationstechnologien oder die Sprache wirksam
einzusetzen. Sie sollten diese Tools gut genug verstehen, um sie für ihre ei-
genen Zwecke anzupassen und interaktiv nutzen zu können.
2. Menschen sollten in einer zunehmend vernetzten Welt in der Lage sein, mit
Menschen aus verschiedenen Kulturen umzugehen und innerhalb sozial he-
terogener Gruppen zu interagieren.
3. Menschen sollten befähigt sein, Verantwortung für ihre Lebensgestaltung zu
übernehmen, ihr Leben im grösseren Kontext zu situieren und eigenständig
zu handeln.
Projekt DeSeCo: Definition und Auswahl von Schlüsselkompetenzen, S. xxxxxxxxxxx
15
OECD = Organisation for Economic Cooperation and Development
16
Seite 22
23. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Innerhalb dieses Bezugsrahmens entwickelte das DeSeCo-Projekt ein Kategorien-
system für Schlüsselkompetenzen, das darzulegen aber zu umfangreich für diese
Arbeit wäre.
Wenn die Lernenden über diese Schlüsselkompetenzen verfügen, Herausforde-
rungen in der Praxis selbstorganisiert lösen zu können, oder der Inhalt wenig ver-
bindlich bzw. niedrige Komplexität aufweist, kann der Lernprozess durchaus infor-
mell erfolgen (s. Kapitel quot;5. Informelle Lernprozessequot;). Beschriebene Lernende
melden sich kaum für einen Kurs (=formeller Lernprozess!) an, wenn sie sich die
Inhalte informell beibringen können. Ausser sie benötigen ein Zertifikat oder haben
grundsätzlich keinen Zugang zu den digitalen Medien. Die durch soziale Differen-
zen bedingte Kluft zwischen den Menschen mit und ohne Zugang zu den digitalen
Medien bezeichnet man als quot;Digital Dividequot;!17
Sollte der zu vermittelnde Inhalt die Schlüsselkompetenzentwicklung selbst sein,
bieten sich formelle Lernprozesse geradezu an. Hierfür eigenen sich besonders
Blended Learning Konzepte unter Einbeziehung von Social Software.
Formelle Lernprozesse können in unterschiedlichem Masse durch Lehrpersonen
angeleitet, geplant und organisiert sein. Sie können durchaus mit Elementen des
quot;informellen Lernensquot; bestückt sein, je nach gewählter Didaktik der Lehrperson. Je
höher also die Selbst- und Sozialkompetenz der Lernenden, desto weniger formell
ist der Lernprozess zu gestalten. Das Lernen findet dann quot;wie ausserhalb der Bil-
dungsinstitution stattquot; – also informell - , die Lehrperson zieht sich stark zurück.
Setzt eine Lehrperson z.B. die genetisch-sokratische Methode nach Wagenschein
(Lehren III) in seinem Unterricht ein, könnte man dieses Lernen schon fast als quot;for-
melles informelles Lernenquot; bezeichnen. Es wird zwar vom Lehrer durch eine
Problemstellung initiiert, geplant und begleitet, wird aber nachher durch den Ler-
nenden selber vorangetrieben, indem er eigene Entdeckungen macht, das Prob-
lem zu lösen versucht und dazu mit anderen in einen Dialog (sokratisches Lernen)
tritt. Die Lehrperson findet sich wieder in der Rolle des Beobachters, weniger als
Berater, schon gar nicht als Beurteiler und Bewerter.
Vgl. Abfalterer, Erwin: Foren, Wikis, Weblogs und Chats im Unterricht, S. 45f
17
Seite 23
24. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Aufgabe einer Lehrperson im formellen Lernprozess ist es also, eine Blended-
Learning-Lernumgebung zu schaffen, in der Lernmethoden, Lernmaterialien und
Medien so arrangiert sind, dass man zum einen das Lernen deutlich fokussiert
und den Transfer sicherstellt, und zum anderen die Faktoren, die das Lernge-
schehen beeinflussen, im Auge behalten kann.18
Reinmann stellt eine ganze Reihe von Blended-Learning-Modellen vor, die entwe-
der dem Instruktionsdesign oder dem Kontextdesign entsprechen. Behavioristische
oder kognitivistische Züge (Lehrer I und II) findet man eher beim Instruktionsde-
sign, konstruktivistische Züge (Lehrer III) sind in den Modellen mit Kontextdesign
enthalten.
Hier eine Auswahl der didaktischen Modelle, die Gabi Reinmann in Ihrem Buch
quot;Blended Learning in der Lehrerbildungquot; vorstellt:
Abbildung 7: Blended Learning Szenarien, Gabi Reinmann
Vgl. Reinmann, Gabi: Blended Learning in der Lehrerbildung, S. 130 ff
18
Seite 24
25. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Ich möchte die Modelle kurz vorstellen, die ich als besonders interessant einstufe:
Didaktisches Beschreibung Lernparadigma
Modell
Programmierte Komplexe Inhalte werden in kleine Einheiten aufge-
Unterweisung teilt. Für jede Lerneinheit wird eine konkrete Aufga- Behaviorismus
be formuliert, auf die der Lernende reagieren muss. Lehren I
Der Lernende erhält unmittelbar nach seiner Antwort
eine Rückmeldung: richtige Antworten werden ver-
stärkt, auf falsche Antworten erfolgt keine Reaktion
Zur nächsten Lerneinheit wird erst fortgeschritten,
wenn die voausgegangene vom Lernenden be-
herrscht wird.
Anwendung: einfache Kenntnisse und Fertigkeiten,
Drill & Practice
Entdeckendes Die Lerninhalte werden an beispielhaften Fällen und Konstruktivismus
Lernen, gene- Situationen vermittelt. Aktive Auseinandersetzung Lehren III
tische Metho- wird mit Problemstellungen gefördert, die so auch in
de realen Situationen vorkommen könnten. Die Ler-
nenden sollen selber Erfahrungen sammeln, sie
werden ermutigt, selber Experimente zu erfinden
und durchzuführen. Im Dialog mit anderen werden
die Resultate verglichen und Theorien gebildet.
Seite 25
26. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Anwendung: Geeignet für die Vermittlung von
komplexen Inhalten, für die Förderung von Problem-
lösestrategien und für die Aktivierung selbständiger
Prozesse beim Lernen
Cognitive Ap- Modeling: Der Lehrende macht sein Vorgehen vor Kognitivismus
prenticeship und erläutert ausführlich, was er tut und warum. In- Lehren II
tern und extern ablaufende Prozesse werden für die
Lernenden sichtbar.
Coaching: Der Lernende erhält ein eigenes ähnli-
ches Problem zu lösen und wird vom Lehrenden ge-
coacht.
Scaffolding: Kann der Lernende die Aufgabe nicht
alleine bewältigen, erhält er Tipps und Tricks vom
Lehrenden.
Fading: Ausblendung der Hilftestellung
Articulation: Der Lernende wird aufgefordert, seine
Denkprozesse zu verbalisieren.
Reflection: Die verbalisierten Denkprozesse sollen
mit anderen diskutiert und reflektiert werden.
Exploration: Selbständiges, aktives Explorieren und
Problemlösen ohne Unterstützung.
Seite 26
27. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Anwendung: Geeignet für die Vermittlung von
komplexen Inhalten, für die Förderung von Problem-
lösestrategien und für die Aktivierung selbständiger
Prozesse beim Lernen
Lernzyklen Kognitivismus /
Konstruktivismus
Lehren II und III
Anwendung: Geeignet für ein quot;angeleitetes entde-
ckendes Lernenquot; – wenn also Problemlösestrate-
gien UND Inhalte vermittelt werden sollen. Es gilt
das Prinzip der steigenden Herausforderung!
Goal-Based- Die Lernende erhalten eine Mission! Eine attraktive, Konstruktivismus
Szenario realitätsnahe Rahmengeschichte liefert zusammen Lehren III
mit der Mission den Kontext. In der Rahmenge-
schichte übernimmt der Lernende eine oder mehre-
re Rollen und führt deren Handlungen durch. Diese
sollten entweder a) steuernd, b) gestaltend, c) erklä-
rend oder d) entdeckend sein. Der Lernende oder
die Gruppe erhält dann Feedback durch Konfronta-
Seite 27
28. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
tion mit den Folgen ihrer Handlungen, durch Coa-
ches oder andere Gruppen.
Anwendung: Geeignet für die methodische Gestal-
tung von Geschichten, Projekte
Natürlich lässt sich jetzt die Frage stellen, was noch verbessert werden soll. Unter
Umständen nichts! Wenn z.B. eine Lehrer äusserst interessante Englischlektionen
durchführt und den Schülerinnen und Schülern für zuhause einen quot;Wörtli-Trainerquot;
zur Verfügung stellt, wendet er ein Blended-Learning-Szenario an mit einem sehr
explorativen Präsenzunterricht (Lehren III) und einem Teil quot;eLearning mit Selbst-
lernmaterialienquot; nach programmierter Unterweisung (Lehren I). Sein Präsenzunter-
richt kann also äusserst konstruktivistisch verlaufen, ergänzt mit einem behavioris-
tischen Teil z.B. als Hausaufgaben. Was lässt sich aus diesem Beispiel schlies-
sen?
Das was gut ist und funktioniert, lassen wir stehen. Bauen wir auf Be-
stehendem Guten auf und verbessern, was nicht gut war.
Was war nicht gut am Blended-Learning 1.0? Durchgehend nach kognitivistisch
oder konstruktivistischem Gedankengut konzipierte Blended-Learning-
Umgebungen hatten das Problem, dass zwar methodische Wechsel zwischen
Präsenzveranstaltungen und eLearning mit Selbstlernmaterialien möglich waren,
jedoch kaum eine reibungslose Verzahnung zwischen den einzelnen Methoden
zustande kam. Weiter war erschwerend, dass kollaborative Tools für eine Zusam-
Seite 28
29. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
menarbeit der Lernenden zwischen den Präsenzveranstaltungen kaum zugänglich
waren. Man könnte also sagen, dass der Zustand bisher ungefähr so aussah:
Abbildung 8: Blended Learning 1.0
Man sieht auf einen Blick, dass ein reibungsloser Übergang fehlt und damit auch
das verbindende Zahnrad zwischen den einzelnen didaktischen Methoden. Für di-
daktische Modelle basierend auf dem konstruktivistischen Gedankengut ist aber
genau dieser Übergang wichtig, sogar Teil des formellen Lernprozesses. Kollabo-
ratives oder kooperatives Lernen ist bei einigen didaktischen Modellen sogar
grundlegender Bestandteil des Lernens. Social Software kann diese Lücke ausfül-
len!
Mit der Formel quot;Blended Learning 1.0 + Social Software = Blended Learning 1.5quot;
ist ein erster Schritt in die richtige Richtung getan. Blended Learning 2.0 – und das
ist das Ziel dieser Arbeit - entsteht jedoch erst, wenn auch die informellen Lernpro-
zesse unterstützt werden, bzw. eine Integration von formellen und informellen
Lernprozessen erreicht wird.19
Vgl. Kapitel 6: Synthese: Blended Learning 2.0 = Formelle Lernprozesse + informelle Lernprozesse
19
Seite 29
30. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
4.1 Blended Learning 1.5
Ich möchte im Folgenden mein Modell erläutern, welches ich für die Strukturierung
von formellen Lernprozessen entwickelt habe. Es eignet sich besonders als Grund-
lage für didaktische Modelle nach kognitivistischem (Lehren II) oder konstruktivisti-
schem (Lehren III) Gedankengut.
Abbildung 9: Blended Learning 1.5
Was ist anders an diesem Modell? Es unterscheidet sich von den bisherigen Mo-
dellen wie folgt:
1. Über das seminaristische eLearning kann kollaborativ oder kooperativ ge-
lernt werden. Die Werkzeuge des seminaristischen eLearnings sind also
Wikis, Blogs, Podcast, Instant Messaging, Foren und Chat. Sie sorgen auch
für eine Verzahnung der Präsenzphasen einerseits und dem eLearning mit
Selbstlernmaterialien andererseits.
2. Die Präsenzphasen I und II müssen so angepasst werden, dass das semi-
naristische eLearning überhaupt möglich wird. Das heisst, die Lernenden
Seite 30
31. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
müssen sich kennen lernen, zu einer Learning Community werden, in die
Technik eingeweiht werden und in den Schlüsselkompetenzen ausgebildet
werden.
3. Qualitätskontrollen sind unabdingbar und müssen laufend durchgeführt
werden.
4. Statt dem obligaten Ordner aus früheren Zeiten, den man nach dem Kurs im
Regal verschwinden liess und im schlimmsten Fall nie mehr angerührt hat,
können die Wikis, Blogs, Podcasts, usw. weitergeführt werden. Aus der
Learning Community wird eine Community of Practice, die formell Lernen-
den werden zu informell Lernenden. Die Werkzeuge der Social Software
sind sowohl im formellen wie im informellen Lernprozess die gleichen! Das
letzte Zahnrad des seminaristischen eLearnings leitet also über zum infor-
mellen Lernprozess.
Ich möchte im folgenden die einzelnen Phasen genauer unter die Lupe nehmen.
4.1.1 Präsenzveranstaltung I & Qualitätsmassnahme I
Die Präsenzveranstaltung I hat die Aufgabe, das Fundament für den ganzen for-
mellen Lernprozess zu legen. Mit der Qualitätsmassnahme I fordern wir die Ler-
nenden u.U. bereits vor der Präsenzveranstaltung oder spätestens danach. Weite-
re Angaben zu den Qualitätsmassnahmen finden sich später in diesem Kapitel. In
einer ersten Präsenzveranstaltung mit nachfolgenden eLearning-Aktivitäten könn-
ten folgende Ziele verfolgt werden:
1. Kennen lernen, Vertrauen aufbauen, gemeinsame Grundwerte festlegen
2. Ziele transparent machen
3. Motivieren
4. Abholen (QM I)
5. Nivellieren (QM I)
6. Schlüsselkompetenzen aufbauen
7. Einführung in die entsprechende Software
8. Grundlagen vermitteln
Seite 31
32. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
4.1.2 Präsenzveranstaltung II (+n) + Qualitätsmassnahme II (+n)
Die n-te Präsenzveranstaltung kann ganz verschiedene Inhalte aufweisen. Wahr-
scheinlich ist, dass der Lehrende beim Konzeptionieren der Unterrichtsreihe aus
irgendeinem Grund entschieden hat, dass hier eine Präsenzveranstaltung stattzu-
finden hat. Vielleicht ist der Inhalt sehr komplex (Experimente) oder sehr verbind-
lich bzw. sehr wichtig. Weitere Intentionen für eine Präsenzveranstaltung könnten
sein:
1. Diskussion
2. Reflexion
3. Methodenwechsel
4. Qualtätssicherung
5. Motivation
6. Dynamische Inputs
7. Erlebnisreicher Anlass
4.1.3 ELearning – Lernen mit neuen (und noch neueren) Medien
Günter Wageneder und Tanja Jadin unterscheiden zwei Formen des Lehrens und
Lernens mit neuen Medien20:
eLearning mit Selbstlernmaterialien und
Seminaristisches eLearning.
Dazu ein paar Erklärungen:
ELearning mit Selbstlernmaterialien Seminaristisches eLearning
(=eLearning 1.0)
------------------ tendenziell ------------------
Inhaltsorientiert Prozessorientiert
An kognitivistischen oder behavioristi- An konstruktivistischen Prinzipien orien-
Wageneder, Günter und Jadin, Tanja: eLearning 2.0 – Neue Lehr/Lernkultur mit Social Software?
20
Seite 32
33. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
schen Prinzipien orientiert, vereinzelt tiert
auch konstruktivistisch (Simulationen,
Mikrowelten)
Individuelles Lernen Kooperatives Lernen
Meist Lehrerzentriert Lernerzentriert
Mediendidaktik und –design spielen Mediendidaktik und –design spielen ge-
grosse Rolle ringe Rolle
Methoden: Methoden:
Instruktionsdesign oder expositorische Kontextdesign, moderierte problemori-
Lehre entierte Arbeitsgruppen, selbstorgani-
sierte Lerngemeinschaften
eLearning 2.0
Synthese von eLearning mit Selbstlernmaterialien und seminaristisches eLearning
4.1.3.1 ELearning mit Selbstlernmaterialien (eLearning 1.0)
Die Werkzeuge des eLearnings 1.0 sind v.a. WBTs, eTests, Mindmaps, der Inter-
net Browser selber um z.B. zu recherchieren, Drill & Practice, Simulationen, Mik-
rowelten, Tutorials, usw. .
Web 2.0 hat wesentlichen Einfluss auf die Selbstlernmaterialien genommen: Die
Herstellung von Selbstlernmaterialien ist einfacher geworden. Es müssen nicht
mehr unbedingt hoch spezialisierte Autorentools gelernt werden. Zahlreiche Con-
tent-Austauschportale und das darin oftmals implementierte Creative Common-
Seite 33
34. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Lizenzmodell bieten Inhalte gratis an. Mittels RSS-Feeds wird man über Neuerun-
gen auf diesen Portalen auf dem Laufenden gehalten.
Vielleicht muss man an dieser Stelle betonen, dass eLearning 1.0 nicht überflüssig
wird. Auch das eLearning mit Selbstlernmaterialien hat in Zukunft seinen Platz:
quot;Zum einen benötigen Mitarbeiter, die neu in ihrem Job sind, die noch Erfah-
rungen sammeln und Kompetenzen aufbauen müssen, in der Regel struktu-
riertere Lernangebote, die durchaus mittels eLearning 1.0 vermittelt werden
können. Es wird immer strategische Themen geben, wie z.B. die Einführung
eines neuen Produkts oder eines neuen Services, bei denen es darum geht,
allen Mitarbeitern zum richtigen Zeitpunkt alle notwendigen Informationen zur
Verfügung zu stellen.quot;21
4.1.3.2 Seminaristisches eLearning
Die Werkzeuge des seminaristischen eLearnings sind Wikis, Blogs, Podcasts, IM,
Chat und Foren. Sicherlich werden in naher Zukunft weitere Werkzeuge dazu
kommen, die Liste ist nicht abschliessend.
Wageneder und Jadin haben in ihren Evaluationen folgende Erkenntnisse festge-
stellt:22
1. Wiki's sind bei Studenten äusserst beliebt, 72.4% der Befragten halten ein
Wiki für Projekt-Seminararbeiten als hilfreich.
2. Nur 14.2% der Befragten hält den Blog für hilfreich.
3. Der Mehraufwand für die Arbeit in Wikis und Blogs ist für Lehrende und Ler-
nende nicht zu unterschätzen.
4. Die Lernenden ziehen nach wie vor ein passives Konsumieren dem aktiven
Erarbeiten vor. Herausforderung: Motivation zur Partizipation!
5. Das Problem der Qualitätssicherung: quot;User-generated-contentquot; ist häufig
kopiert oder falsch!
6. Medienkompetenz: Der Umgang mit den Medien muss gelernt sein und
kann nicht vorausgesetzt werden.
Ich ziehe daraus die Folgerungen:
Wageneder, Günter und Jadin, Tanja: eLearning 2.0 – Neue Lehr/Lernkultur mit Social Software?
21
Ebd.
22
Seite 34
35. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
1. Für das seminaristische eLearning werden Wikis bevorzugt eingesetzt.
2. Der Blog könnte anfänglich in einer quot;Lightversionquot; eingesetzt werden, z.B.
als Newsticker des Lehrers, des Gruppenchefs, usw., damit die Lernenden
mit dem Blog und RSS vertraut werden und die Vorteile zu schätzen lernen.
In einer späteren Phase kann der Schüler- oder Gruppenblog effizient ein-
gesetzt werden.
3. Häufige Präsenz in den Wikis und Blogs ist für den Lehrenden Pflicht. Damit
kann er auch motivieren und die Qualität sicherstellen.
4. Nicht beides gemeinsam einführen!
5. Umgang mit Wiki und Blog muss gelernt werden!
Wie Wikis und Blogs im formellen Lernprozess eingesetzt werden können, lesen
Sie bitte in den nächsten beiden Kapiteln.
4.1.3.3 Arbeiten mit Wikis
Ohne geeignete Lerninhalte kann Lernen mit Wi-
kis nicht sinnvoll stattfinden. Die folgenden Aus-
führen sollen die didaktischen Potenziale der
Wikis nicht nur exemplarisch darstellen, sondern
zahlreiche praktische Möglichkeiten analysieren.
Warum Wikis im formellen Lernprozess?
Der Einsatz von Wikis bietet viele Vorteile gegenüber anderen ICT-Werkzeugen:
Schnelle Erfolgserlebnisse
Aktivierung der Lernenden
Intensivierte Stoffbearbeitung
Computergestützte Teamarbeit
Arbeitsergebnisse sind sofort online
Wechsel vom Informationslieferanten zum Moderator oder Coach
Lehrende haben die gleichen Rechte wie die Lernenden (alle lesen, schrei-
ben, ändern), sie werden zu Coaches
Seite 35
36. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Der Strukturierungsprozess selbst ist ein wesentlicher Aspekt des Lernens23
Klaus Himpsl gibt einen Überblick über die von ihm persönlich erprobten Einsatz-
zwecke von MediaWiki. Er unterscheidet dabei, ob das Beispiel den Lehrmodellen
I, II oder III zuzuordnen ist.24
Abbildung 10: Wikis im Blended Learning, Klaus Himpsl
Vgl. http://wiki.doebel.li/Beat/WarumWikiInSchool
23
Himpsl, Klaus: Wikis im Blended Learning, S. 93
24
Seite 36
37. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Was hat sich nach eigenen Erfahrungen nicht bewährt und fehlt dementsprechend
in obiger Liste?
Dateiablage
Homepage
Diskussionen
Aufsätze
Bevor die Lehrperson das Wiki im Lernprozess einsetzen kann, sind einige Arbei-
ten zu erledigen. Der Aufwand ist am Anfang recht gross. Abfalterer und Himpsl
geben einen guten Überblick über den Einführungsprozess.
Je nach gewähltem Wiki wird die Lehrperson beim Setup und der Administration
unterschiedlich gut unterstützt. Die Dokumentation und Hilfen eines Wikis dürften
also eine bedeutende Rolle spielen bei der Auswahl dessen. Eine gute Hilfe zur
Evaluation bietet dabei die Website http://www.wikimatrix.org/index.php, auf der
die einzelnen Wikis miteinander verglichen werden können.
4.1.3.4 Arbeiten mit Blogs
Der Blog kann im formellen Lernprozess als Lehrerblog, Schülerblog oder Grup-
penblog eingesetzt werden:25
a) Lehrerblog (Newsticker, allgemeine Informationen mit Kommentar-
funktionen)
b) Schülerblog (Lerntagebuch, Schreibtraining im Sprachunterricht mit
Feedbackmöglichkeit, Meinungsblog, ...)
c) Gruppenblog (Gruppendiskussionen, einzelne oder Gruppen stellen
ihre Beiträge in einen Blog, andere kommentieren.
Vgl. Abfalterer, Erwin: Foren, Wikis, Weblogs und Chats im Unterricht, S. 72
25
Seite 37
38. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Schülerblog / Lerntagebuch
Mit dem Thema Lerntagebuch hat sich die Gilde der Lehrpersonen bereits einge-
hend beschäftigt. Im Rahmen von goodpr@ctice wurde das nicht kommerzielle
Angebot für Schulen und Bildungsinstitutionen geschaffen, welches die Open-
Source-Software WordPress speziell an die Bedürfnisse der Schulen angepasst
(http://lerntagebuch.ch/) hat. Die Lehrperson, welche das Online-Lerntagebuch mit
seinen Schülern einsetzen möchte, sollte sich aber doch ein paar Fragen im Vor-
aus stellen:26
Was soll mit einem Lerntagebuch erreicht werden?
Welche Inhalte sollte das Lerntagebuch aufweisen?
Warum ein Lerntagebuch in Form eines Blogs?
Wie führe ich das Lerntagebuch ein?
Welche Struktur soll ein Lerntagebucheintrag haben?
Zu welchem Zeitpunkt des Lernprozesses sollten Lerntagebücher eingesetzt
werden?
Wie oft ist ein Lerntagebuch einzusetzen?
Soll ich als Lehrperson in die Lerntagebücher der Lernenden Einsicht neh-
men?
Soll ich als Lehrperson Lerntagebücher beurteilen?
Gruppenblog / 8C's
Ich möchte im Folgenden ein didaktisches Modell von Helge Städtler von der Uni-
versität Bremen für einen Gruppenblog vorstellen.27
Grundlage der folgenden Aktivitäten ist ein Rechercheauftrag:
http://lerntagebuch.ch/faq
26
Vgl. Städtler, Helge: E-Learning 2.0 & Social Software, S. 3
27
Seite 38
39. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Abbildung 11: Einsatz des Blogs im Unterricht, Helge Städtler
Sein Modell hat Helge Städtler nach den 8 Anfangsbuchstaben [8c's] benannt:
Abbildung 12: 8 C's, Helge Städtler
Mir gefällt das Modell sehr gut. Es beschäftigt sich mit den Fragen:
Was tut der Lernende und womit?
Seite 39
40. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Was erstellt der Lernende, was ist das Resultat?
Wie wird die Qualität sicher gestellt?
Wie kommuniziert der Lernende?
Was ist das Resultat der Kommunikation?
Ich würde sogar vorschlagen, noch ein 9. quot;Cquot; einzubeziehen: Change! Ergebnis
der Kommunikation mit anderen könnte nämlich durchaus ein Einbezug der Er-
kenntnisse anderer sein, also ein Change der eigenen Arbeit.
Das didaktische Modell wird über den Lernprozess gelegt:
Abbildung 13: Blended Learning 1.5
Seite 40
41. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Präsenzveranstaltung I Gruppenprozesse initiieren
Kontext vermitteln
Instruktionen verteilen (Recherche-
auftrag)
Ziele bekannt geben
Medienkompetenz quot;Blogquot; aufbauen
eLearning mit Selbst- 1. Chase
lernmaterialien 2. Compare
3. Choose
4. Collect
5. Categorize
6. Create
7. (Broad-)Cast, Veröffentlichen der
Ergebnisse über einen Blog
Seminaristisches 8. Communicate, Kommentieren
eLearning und Raten der anderen Ergeb-
nisse, vergleichen mit den eige-
nen Ergebnissen, auf Kommenta-
re im eigenen Blog antworten
9. Change: Ergebnisse der Diskus-
sion einfliessen lassen in die ei-
gene Arbeit.
Qualitätsmassnahme I Beim 8. quot;Cquot; – Communicate kann nicht
nur die Lehrperson kontrollieren und
korrigieren, sondern auch der
quot;Schwarmquot;, dh. die anderen Lernenden!
Präsenzveranstaltung II Reflexion
Zusammenführen der Resultate
Diskussion mit anderen Gruppen
Abschlussarbeiten
Abbildung 14: Blended Learning 1.5 mit Gruppenblog
Seite 41
42. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
4.1.3.5 Wann ein Blog, wann ein Wiki?
In der Praxis stellt sich häufig die Frage, ob das Wiki oder der Blog besser für die
Erreichung der Lernziele geeignet ist. Die folgende Abbildung bietet Anhaltspunkte
und Kriterien für die Beantwortung dieser Frage.28
Abbildung 15: SchoolNetGuide Nr. 9, swisscom
Ich möchte grundsätzlich festhalten, dass ein Blog oder ein Wiki nicht einfach ein-
gesetzt werden soll, weil es halt gerade verfügbar ist und weil es vielleicht noch toll
ist, mal etwas Neues zu probieren. Ich plädiere dafür, dass der Einsatz des Blogs
genauso wie der Einsatz eines Wikis didaktisch und pädagogisch begründet sein
sollte. Vielleicht hilft bei der Begründung die Tabelle oben. Unter Umständen ist
Vgl. SchoolNetGuide Nr. 9: Jeder Leser auch ein Autor: Blogs und Wikis, S. 21
28
Seite 42
43. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
aber das gute alte Arbeitsheft, Theorieheft oder das von Hand geführte Lernjournal
viel idealer. Alles muss ja auch nicht mit dem Computer gemacht werden!
4.1.4 eLearning 2.0
Sehr interessant sind didaktische Konzepte, welche eLearning mit Selbstlernmate-
rialien und das seminaristische eLearning verbinden. Vorbei also die Zeiten, wo
der Lernende ganz alleine in seinem Kämmerchen stundenlange Web Based Trai-
nings durchackerte.
Abbildung 16: eLearning 2.0
Heute ist das eLearning mit Selbstlernmaterialen und das seminaristische eLear-
ning verknüpft. Konkret bedeutet das, dass die Aufträge so abgestimmt werden,
dass die Resultate der Selbstlernphase virtuell mit anderen diskutiert und überar-
beitet werden. Ausserordentlich wichtig ist dabei ein genauer Arbeits- bzw. Grup-
penauftrag. Immerhin muss aus das quot;Sind noch Fragen?quot; verzichtet werden, da
beim eLearning 2.0 keine Präsenzveranstaltungen voraus gehen. Ebenso wichtig
ist das laufende Kommentieren der Zwischenresultate durch die Lehrperson. Die
Qualitätskontrolle darf nicht erst am Schluss durchgeführt werden, sondern muss
laufend erfolgen.
Zusammengefasst kann man sagen, dass eine Blended Learning 1.5 – Umgebung
durchaus als Idealfall eines formellen Lernprozesses betrachtet werden kann:
Seite 43
44. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Sie kombiniert die Vorteile des Präsenzunterrichtes mit den Vorteilen des eLear-
nings 2.0 zu einem innovativen Mix, der den Lernenden Anreiz bietet zu lernen und
richtig angewandt auch einen hohen Lernerfolg garantiert. Dazu gehört auch, ob-
wohl machmal nicht gerne gehört, dass laufend Qualitätsmassnahmen durchge-
führt werden müssen.
4.1.5 Qualitätsmassnahmen in Bildungsinstitutionen
In Bildungsinstitutionen ist es wichtig, dass der Lernzuwachs beziehungsweise die
Erreichung der Lernziele gemessen werden kann. Dies geschieht mit formativen,
summativen oder prognostischen Lernzielkontrollen. Nur summative Lernkontrollen
führen zu einem Zertifikat oder Zeugnis, da es als einzige Lernkontrolle eine Be-
wertung vornimmt. Die anderen beiden Lernkontrollen helfen bei der Beurteilung
und Beratung der Lernenden. Selbstverständlich sind auch in der Schule Selbst-
beurteilungen möglich, genauso wie auch das quot;Happy Sheetquot;. Dieses gibt Auf-
schluss über die Zufriedenheit der Lernenden.
4.1.6 Qualitätsmassnahmen in Unternehmen am Beispiel der AXA-Winterthur
Auch in den Schulungszentren der grösseren Unternehmungen kommt niemand
mehr am Bildungscontrolling vorbei. Die AXA Winterthur benützt dazu folgendes
Schema, welches durch das Learning Management System (LMS) unterstützt wird:
Abbildung 17: Bildungscontrolling bei der AXA-Winterthur
Seite 44
45. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass Qualitätsmassnahmen die Zufrie-
denheit, den Lernzuwachs oder den Transfer messen können. Die beiden Level
4 und 5 sind recht schwierig zu erheben und werden bei der AXA-Winterthur nicht
gemessen.
Was auf der obigen Abbildung fehlt, sind die Levels 0 und –1. Bei diesen beiden
Levels geht es darum, grundsätzlich den Schulungsbedarf zu evaluieren und dann
Abbildung 18: Bildungscontrolling bei der AXA Winterthur
alle Lernenden auf ein Niveau zu bringen. Solche Qualitätsmassnahmen können
auf verschiedenste Art und Weise durchgeführt werden:
Pretests
-
Web Based Trainings, Web Based Tests, schriftliche Unterlagen, On-
-
line-Session
Formative und summative Lernkontrollen
-
Zufriedenheitsumfragen (Happy Sheet)
-
Befragung nach einer ersten Anwendungszeit
-
In meinem Model von Blended Learning 1.5 sind die Qualitätsrädchen bewusst so
platziert, dass das Schrauben an einem Zahnrad einen Einfluss hat auf das ganze
System des formalen Lernprozesses.
Es ist eminent wichtig, dass solche Qualitätsmassnahmen durchgeführt werden.
Nur so kann der Lernprozess laufend verbessert werden. Selbstverständlich muss
Seite 45
46. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
nicht in jedem Lernprozess das Bildungscontrolling so oft stattfinden. In der Schule
prüft der Lehrer seine Schüler ja auch nicht jeden Tag.
4.2 Case Study I: Teamtrainer Knowledge Force – AXA Winterthur
Die Teamtrainer Knowledge Force (TTKF) ist eine Anwendung, die es ermöglicht,
Web Based Trainings zu estellen. Ihre Stärken liegen vor allem darin, dass eine
Applikation abgefilmt werden kann und der Lerner nachher die abgefilmte Applika-
tion interaktiv simulieren kann, sich das ganze WBT als Film präsentieren lassen
kann oder sich ein Handbuch ausdruckt.
Vorgängig zum Schulungskonzept wurde das Qualitätskonzept, das Berechti-
gungskonzept und der Autoren-Guide erstellt. Diese bilden die Grundlage des fol-
genden Schulungskonzeptes.
Didaktisches Design
Gemäss dem Qualitätsplan TTKF müssen
quot;Teamtrainer Knowledge Force - Autoren mit vollem Funktionsumfangquot; eine min-
destens 2-tägige interne Ausbildung,
quot;Teamtrainer Knowledge Force – Autoren mit eingeschränktem Funktionsumfangquot;
eine 1-tägige Ausbildung und
quot;Teamtrainer Knowledge Force – Recorderquot; eine 2-stündige Ausbildung
absolvieren.
Ausgangslage
Die Ausbildung für Autoren mit vollem Funktionsumfang wird im folgenden grob konzepti-
oniert.
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47. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Anzahl: zwischen 8 und 12 Teilnehmer
Beschreibung: Meist Teilprojektleiter oder Fachexperten mit Dokumentations-
oder Schulungsauftrag
Haltung: Meist wenig bis mittlere Affinität zu Computertechnologien
Zeitfaktor: die Teilnehmer sind meist nebst hoher Belastung im Projekt noch mit
Linienfunktionen ausgelastet, d.h. für die Erstellung der Schulungs- und Doku-
mentationsunterlagen steht wenig Zeit zur Verfügung. Trotzdem soll eine Qualität
erreicht werden, die den Qualitätszielen des Qualitätsplanes entspricht.
Vorkenntnisse: keine
Zielgruppenanalyse
Motivation: anfänglich eher gering
Ort: Schulungsgebäude A, Winterthur
Zertifikat: keines, aber Erteilung der nötigen Berechtigungen nach absolviertem
Kurs
1. Die Teilnehmer müssen so geschult werden, dass sie sich sicher fühlen mit der
TTKF und diese anwenden können.
Folgerungen aus der Zielgruppen-
2. Die Absolventen erhalten auf Wunsch nach dem Kurs ein 2-stündiges Coaching
an ihrem Arbeitsplatz.
3. Die Schulung muss möglichst nahe bei ihrem eigenen Auftrag sein – also praxis-
nah, d.h. der Transfer ist einfacher.
4. Die Schulung muss motivierend sein und die Leute quot;packenquot;.
5. Die grossen Unterschiede in der Affinität zu neuen Technologien kann mit einer
Gruppenarbeit aufgefangen werden.
6. Die TTKF soll ein Mittel zu guten Schulungsunterlagen sein. Wer die TTKF kennt,
kann noch keine guten Schulungsunterlagen produzieren, aber wer sie nicht
analyse
kennt, kann gar keine Unterlagen produzieren.
1. Administration von Kursen im Integrator
2. Recorden von Applikationen
3. ReRecorden von Applikationen
4. Lokalisieren von Schulungsdokumenten
5. Veredeln von Schulungsdokumenten
Inhalte
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48. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Richtziel
Die Zielgruppe ist in der Lage, selbstständig Schulungsunterlagen (eLearning und
Dokumentationen) mit der Teamtrainer Knowledge Force zu erstellen und zu war-
ten
Lernziele
Ich kann andere Applikationen aufzeichnen, einzelne Aufzeichnungsschritte anfü-
gen oder löschen
Ich kann diverse Benutzervorgaben einstellen wie z.B.:
Interaktionsbeschreibungen als Sprechblasen beim Objekt
Interaktionsbeschreibungen als Grafik statt mit Objektnamen
Dokumentationsvorlagen definieren
Aufnahmebereichseinstellungen vornehmen
Hervorhebungen vom Feedback abkoppeln
Ich kann Texte, Tabellen, Autoformen, Templates und Bilder einfügen und diese
selbst oder deren Eigenschaften bearbeiten
Ich kann Texte in der Dokumentation und im eLearning unterschiedlich behandeln
Ich kann Kommentare in der Dokumentation und im eLearning ändern
Ich kann in der Verwaltungskomponente einen Kurs anlegen und bearbeiten
Ich kann die Einstellungen vornehmen für die Erstellung der Schulungsunterlagen
Ich kann ein Handbuch erstellen
Ich kann Sound und Film importieren
Ich kann Animationen und Trigger einfügen
Ich kann ReRecordings manuell und automatisch durchführen
Ich kann Standardtexte übersetzen lassen
Ich kann ein Menu selber bauen
Ich kann Interaktionen einbauen und mit parallelen Wegen versehen (opt.)
Ich kann Screenshots in der Dokumentation im nachhinein bearbeiten
Ich kann eine Gliederung der Schrittliste (und Sprungliste) vornehmen
Ich kann ein WBT interaktiv, als Film oder als Präsentation gestalten
Lernziele
Ich kann Medienobjekte gruppieren, anbinden und anordnen
Termin: 28. August 2007 und 4. September 2007
Rahmenbedingungen
Dauer: 2 Präsenztage mit Arbeitsaufträgen dazwischen
Sprache: Deutsch
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49. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Lernprozess:
Lerntheorie: Arbeitsform: Modell:
Methodisches
Lehren II und III Blended Learning kollaborative Pro- Goal-Based-
Konzept
2.0 jektarbeit Szenario
Blended Learning 2.0
Installation der Clients
Vorbereitung
Berechtigungen auf Testsystem erteilen
Sharepoint Teamspace einrichten mit folgender Gliederung:
Lernprozess
Homepage TTKF mit Newsblog
Subpage WIKI Best Practice
Subpage Kurs TTKF 2007 mit Aufgabenblog
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50. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
1. Agenda bekannt geben 0815
Präsenzver-
anstaltung I
2. Kennen lernen der KursteilnehmerInnen
3. Ziele bekannt geben
4. Einführung TTKF 0830
5. Kontext vermitteln: Projekt netvibes (s. Anhang A und B) 0900
6. Instruktionen erteilen:
Ziel: Schulungsdokumente bis 1530 Uhr fertig
Bewertung: durch Kursleiter
die bessere Gruppe erhält einen Preis
Bedingung: Erstellung mit TTKF
1000
7. Gruppenprozess initiieren (Forming – Storming – Norming –
Performing)
8. Projektarbeit durchführen, Kursleiter ist Coach
1200
9. Mittagessen
1330
10. Reflexion I: zuerst in der Gruppe, dann im Plenum
Was läuft gut, was nicht?
Wo gibt’s Probleme?
Wo müssen wir Zusatzinformationen haben?
Brauchen wir Hilfe?
1400
11. Weiterarbeit am Projekt, Kursleiter ist Coach
1600
12. Reflexion II: s. oben
1615
13. Zwischenstand festhalten, Arbeiten verteilen bis zum
nächsten Kurstag.
14. ENDE 1. Kurstag 1630
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51. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Aufgabe I: (gestellt im Aufgabenblog auf Sharepoint)
ELearning mit
Selbstlernma-
terialien
Produktion eines Schulungsdokumentes mit folgendem Inhalt:
Wie kann ich einen Kalender auf netvibes installieren?
Erste Seite: Lernziel, Ausgangslage
Seite 2 – n:
Film, Interaktiv, Präsentation,
Sprechblasen beim Objekt,
kein Kommentar im Player,
statt Objektnamen die Bildchen verwenden (Eigenschaften
eLearning)
Reflexion: Bitte 1 Kommentar im Aufgabenblog deponieren bezüg-
lich: Wie ging das? Probleme? Welche Informationen fehlen noch?
Was müssen wir noch im Kurs behandeln?
Termin: Abend 1800 Uhr vor 2. Kurstag
Bei Fragen bitte den Aufgabenblog benützen!
Aufgabe II
1. Arbeiten durchführen gem. Auftragsverteilung der Gruppe
Fragen und Unklarheiten:
Aufgabenblog benützen
Aufgabenblog:
Seminaristi-
sches eLear-
Arbeitsauftrag
ning
Fragen stellen
Reflektieren
gegenseitig kommentieren und antworten
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52. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
0815
Präsenzver- Aufgabenbesprechung
anstaltung II
Verlangte Informationen liefern, weitere Inputs
0900
1. Einen Beitrag im WIKI Best Practice schreiben
0915
2. Weiterarbeit in der Gruppe – Kursleiter ist Coach!
1200
3. Mittagessen
1330
4. Formative Lernkontrolle – Selbstevaluation
1400
5. Besprechung Lernkontrolle
1430
6. Letzter Schliff an der Projektarbeit
1530
7. Abgabe der Arbeiten
1545
8. Beurteilen der Arbeiten im Plenum, Bewertung durch Kurslei-
ter, Bekanntgabe des Siegers
9. Happy Sheet 1630
10.ENDE 1645
I vor der Schulung: keine
Qualitäts-
massnahmen
II Aufgabe 1, Level II29
III Formative Lernkontrolle, Level II
IV Bewertung der Projektarbeit, Level II
V Happy Sheet, Level I
VI 2-stündiges Coaching auf Anfrage, Level III
s. 4.1.6 Qualitätsmassnahmen AXA Winterthur
29
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53. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Informeller Community of Practice TTKF
Lernprozess
1. Weiterführung des Teamspaces auf Sharepoint mit
Newsblog
Best Practice – Wiki
2. Halbjährliche Treffen, Leitung und Planung durch Christoph
Goetsch, Komponentenverantwortlicher
3. Schnelle Hilfe der Community über Instant Message
4.3 Case Study II: Lernstandserfassung Mathematik – Pädagogische Hoch-
schule St. Gallen
In den Kantonen St. Gallen und Thurgau werden Berufseinführungen für Lehrper-
sonen angeboten. Diese können aus einem breiten Spektrum auswählen, an wel-
che Kursen, Workshops oder Projekten sie teilnehmen möchten. Eines dieser Pro-
jekte ist die quot;Lernstandserfassung Mathematik auf der Oberstufequot;.
Didaktisches Design
Lernstandserfassung Mathematik Oberstufe
Die Berufseinführung für Lehrpersonen im ersten Dienstjahr ist obligatorisch. Sie soll
Den Berufsalltag professionell begleiten und unterstützen
Impulse für den Unterricht vermitteln
Den Austausch mit anderen Berufseinsteigenden fördern
Ausgangslage
Die berufsbezogenen Kompetenzen vertiefen und weiterentwickeln
Bei besonderen Berufs- oder Unterrichtsproblemen beraten
Zur Reflexion der Berufsrolle anregen
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54. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Anzahl: zwischen 5 und 12 TeilnehmerInnen
Beschreibung:
Lehrpersonen der Oberstufe im 1. Dienstjahr
o
Lehrpersonen der Oberstufe, die ihre berufliche Tätigkeit für längere Zeit
o
unterbrochen haben
Lehrpersonen der Oberstufe, die ein ausländisches Diplom besitzen und
o
noch keine Berufserfahrung vorweisen können.
Haltung: eher jung, interessiert, hohe Erwartung
ICT-Kenntnisse: kann erwartet werden
Zeitfaktor: die TN erhalten eine Entlastung bzw. eine Stellvertretung
Zielgruppenanalyse
Vorkenntnisse: Studium
Motivation: hoch, die TN konnten aus einem breitem Kursspektrum auswählen
Ort: PH Thurgau, Kreuzlingen
Zertifikat: keines
Folgerungen aus
der Zielgruppen-
1. Die Teilnehmer sind sich den Umgang mit Internet und neuen Technologien gewöhnt.
Das heisst, dass eLearning eingesetzt werden kann.
2. Das Projekt darf oder soll innovative Elemente aufweisen.
analyse
3. Das Projekt soll stark praxisorientiert sein.
Testsysteme
Lernstandsdiagnose
Lernstandsinterview
Fehleranalysen
Inhalte
Mit Eltern über mathematische Leistungen sprechen
Lernziele
Lernstand Mathematik von je einem ausgewählten Schüler aus jedem Leistungs-
drittel einer Klasse erfassen, auswerten und beurteilen
Offene Aufgaben als Basis für eine differenzierte Lernstandserfassung einsetzen
Verschiedene Instrumente zur Lernstandserfassung anwenden und evaluieren
Lernziele
Individuelle fördernde Massnahmen für den weiteren Lernprozess ableiten
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55. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Methodisches
Lernprozess:
Lerntheorie: Arbeitsform: Modell:
Konzept
Lehren II und III Blended Learning 1.5 Projektarbeit Entdeckendes
Lernen
Vorberei- Kennen lernen der Teilnehmer
Das seminaristische eLearning setzt voraus, dass sich die Teilnehmer
tungstreffen
kennen.
Vorarbeiten besprechen
Lernzielkontrolle mit der ganzen Klasse
Fermi-Aufgabe oder Aufgabe zu Problemlösen
Weitere Unterlagen (Arbeiten, Dokumente) aus dem Bereich
Mathematik auswählen
Terminfixierung für Lernstandsinterview vornehmen
Genaue Anweisungen und weitere Unterlagen zu den Vorberei-
tungsaufgaben befinden sich auf dem Lernportal
Blended Learning 2.0
Einführung in die Arbeit mit dem Lernportal (Blog)
Technisch
Was ist erlaubt, was nicht?
Lernprozess
Was tun, wenn man Hilfe benötigt?
Neuen Blogeintrag eröffnen im eigenen Blog
Email
Seite 55
56. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Seminar- Auftrag
1. Durchführen einer Klausur mit der eigenen Klasse im Fach Ma-
istisches
thematik.
eLearning
2. Veröffentlichen der Teststatistik: Punktedurchschnitt, Noten-
durchschnitt, Notentabelle, ...
3. Veröffentlichen der anonymisierten Klausur eines durchschnitt-
lichen Schülers
4. Veröffentlichen der Lösungsprüfung
Diskussion
1. Studieren der veröffentlichten Daten der anderen Teilnehmer.
Zu jedem Teilnehmer einen Kommentar schreiben, bsp. zu:
Testparameter
Items
Fehleranalyse
Fördermassnahme
Usw.
2. Führen der Diskussion
Die Dozenten des Kurses kommentieren nach 2 und nach 4 Wochen
die Zwischenresultate.
1. Einführung in die Arbeit mit Lernstandserfassungen
Präsenzver-
anstaltung I
2. Auswertung des seminaristischen eLearnings
1. Halbtag
3. Auswertung der weiteren Vorarbeiten
4. Einführung in die Lernstandsdiagnose
5. Erteilen der Aufgabe I
ELearning mit Aufgabe I:
Selbstlernma-
Vodcast quot;Lernstandsdiagnose mittels Lernstandsinterviewquot;
terialien
Entwickeln eines Lernstandsinterview-Leitfadens mit folgender Gliede-
rung:
1. Prozessbeobachtung beim Problemlösen
2. Mathematische Argumentationsfähigkeit im Dialog mit Lehrper-
sonen diagnostizieren
3. Interview
Seminar- Aufgabe II:
istisches
Veröffentlichen des Lernstandsinterview-Leitfadens im Blog
eLearning
gegenseitig kommentieren und antworten
reflektieren und verbessern des eigenen Leitfadens, einfliessen las-
sen der Diskussionsergebnisse
Die Lehrpersonen nehmen Teil an der Diskussion und lassen Inputs
einfliessen
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57. Blended Learning 2.0 – Integration von formellen und informellen Lernprozessen
Interviews Aufgabe III:
durchführen
Die Interviews werden nach persönlichem Leitfaden mit 2 bis 3 Schülern
durchgeführt.
1. Auswertung der Interviews, bei Bedarf Beratung
Präsenzver-
anstaltung II
2. Input: Fehleranalyse / Mit Eltern über mathematische Leistungen
sprechen
2. Halbtag
3. Anleitung für die Erstellung der Schüler Portfolios Lernstand Mathe-
matik
1. Präsentation der Arbeiten und Abgabe der Portfolios
Präsenzver-
anstaltung III
2. Feedback
2 Stunden
Die Online-Diskussionen werden von den Lehrpersonen mitverfolgt
Qualitäts-
und betreut. Korrekturen können Sie so einfliessen lassen. Wichtig
massnahmen
ist v.a. die Mitarbeit der Lehrpersonen bei Aufgabe II, weil dort die
Grundlage für die Interviews (Aufgabe III) gelegt wird.
Feedback am Schluss des Projektes
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