5. Abb. 2: Stapelia grandiflora im Wurmhumus‐Substrat,
Quelle: Dominik Neuffer
1.2 Gewerbliche Systeme
Industrielle Wurmfarmen rangieren in Größenordnungen von 500.000 bis 1.000.000 Würmer
oder mehr und sind in der Lage 250 kg bis zu einer Tonne Küchenabfälle täglich – auch
Zitrusfrüchte und Knochen, die in Hobby‐Wurmfarmen schnell zu Problemen führen würden – in
Wurmhumus umsetzen. Dabei kann das ursprüngliche Abfallvolumen um ca. 60‐80 % reduziert
werden. Das konventionelle Entsorgen von Küchenabfällen ist kostspielig und es wird dabei das
umweltschädliche Treibhausgas Methan erzeugt (Shelly's). In Amerika hat sich ein kompletter
Industriezweig entwickelt, der sich mit Wurmkompostierung beschäftigt. Erklärtes Ziel der
Bestrebungen hierbei ist die Produktion von Würmern für die Fischerei. In anderen Teilen der Erde
(z.B. Indien) steht jedoch die Müllvermeidung und das Vermeiden von damit verbundenen
Gesundheitsrisiken im Vordergrund. Kommerzielle Wurmkompostierung erfolgt entweder mit
Wurmfarmen (Abb. 3) oder Wurmmieten (Abb. 4). Das Prinzip ist jedoch stets gleich.
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6. Abb. 3: Kommerzielle Wurmfarm, Quelle:
SouthernSpotlight, http://spotlight.siu.edu
Abb. 4: Kommerzielle Wurmkompostierung mit Mieten, Quelle:
http://www.oranaonline.com.au
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8. Schichten wandern können. Das Befüttern erfolgt durch Aufbringen eines neuen
Ablagekastens mit Futter. Die Würmer migrieren in die neuen Behälter, unten liegende
Behälter enthalten nur noch einen geringen Teil der Wurmpopulation und können
geerntet werden (Abb. 1).
3. Mieten: Die Kompostierung erfolgt in Mieten, die im 6‐8 Wochenrhythmus geerntet
werden können.
1.4 Zusammenfassung
Die Wurmkompostierung stellt eine interessante Alternative zu herkömmlichen Verfahren dar. Mit
Hilfe unserer Software‐Simulation einer Wurmpopulation wollen wir zum einen durch einen
spielerischen Umgang das Thema Wurmkompostierung propagieren und zum anderen klären, ob
sich der Einsatz in kleineren Unternehmen, die ihre Umwelt‐Bilanz verbessern wollen, lohnt und
mit welchem Aufwand in etwa (Behältergrösse, Wurmpopulation, Umsatz an Biomüll) zu rechnen
ist.
2 Umweltgedanke
Hinsichtlich der positiven Auswirkungen auf die Umwelt, ergeben sich mehrere Faktoren:
• Reduzierung des Müllvolumens: Das Ausgangsmaterial wird im Laufe der
Wurmkompostierung um bis zu 80% im Volumen reduziert.
• Schonung von Ressourcen durch Biodünger: Wurmhumus hat einen ausgewogenen N‐P‐
K‐Anteil. Durch Ausbringen von Wurmkompost kann auf den Einsatz von Kunstdüngern
verzichtet werden. Dadurch werden wertvolle Rohstoffe eingespart.
• Verringerung des CO2‐Ausstosses:
◦ Konventionelle Müllverbrennungsanlagen belasten durch ihren CO2‐Ausstoss die
Atmosphäre. Ein grosser Teil dieses Mülls könnte jedoch auch mit Würmern
kompostiert werden.
◦ Durch Vermeiden von Kunstdüngern werden weitere Ressourcen geschont und
ebenfalls CO2 eingespart.
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9. ◦ Kunstdünger schädigen die Mikroorganismen in der Humusschicht. Dadurch wird CO2
freigesetzt. Wurmhumus ist reich an bodenverbessernden Mikroorganismen, die eine
gesunde Humusschicht aufbauen können, wodurch CO2 wieder gebunden werden
kann. Es entsteht eine Pufferschicht.
• Reduzierung des Treibhausgases Methan: Bei herkömmlichen Kompostierungsverfahren
entsteht das Treibhausgas Methan. Da das Kompostierungsverfahren mit Würmern unter
aeroben Bedingungen erfolgt, wird die Entstehung von Methan vermieden.
3 Wurmsimulation
Um die Simulation so realistisch wie möglich und gleichzeitig nicht zu komplex zu gestalten,
mussten die relevanten Informationen erhoben werden.
3.1 Wurmpezies
Bei der Wurmart der simulierten Population fiel die Wahl auf die heimische Spezies Eisenia
hortensis (auch Dendrobaena veneta oder European nightcrawler).
Anm.: In Amerika wird vorwiegend Eisenia fetida eingesetzt, die mit Eisenia hortensis artverwandt
ist. E. hortensis ist noch unproblematischer in der Haltung als E. fetida, jedoch langsamer in der
Reproduktion. Beide Wumspezies sind gute Futter und Angelköder. Würmer, die sich
normalerweise in Kompostmieten bilden und als natürliche Population dort einfinden, sind
übrigens meistens Tauwürmer (Lumbricus terrestris). Theoretisch ist auch mit diesen Würmern die
Kompostierung möglich, jedoch besiedelt L. terrestris die tieferliegenden Erdschichten (bis 3 m)
und ist bei weniger Nahrungsumsatz wesentlich schwieriger zu halten.
3.2 Idealbedingungen E. hortensis
• Temperatur: 16 ‐ 21° C
• Feuchtigkeit: Wurm selbst: 85 %, Einstreu: 80 ‐ 60 %
• PH Wert: 6 ‐ 7
• Platzangebot: 1 : 4, Bsp.: 1kg Würmer (1000 St.) benötigen 5 L minimum.
• Verhältnis Futter zu Einstreu: ca. 20 ‐ 25% im Verhältnis zur Einstreu
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11. Feuchtigkeit PH‐Wert
neutral ‐‐
Biomüll
++ ‐‐
Kaffee‐ und Teereste
‐‐‐ ‐
Papier und Kartonagen
+ ‐‐‐
Essensreste
neutral +++
Eierschalen
neutral ‐‐‐
Zitronen
Tabelle 2: Auswirkungen des Futters auf Feuchtigkeit und PH‐Wert
Des weiteren ergeben sich aus dem Modell folgende Wechselwirkungen bezüglich Feuchtigkeit
und Temperatur des simulierten Lebensraumes (Tabelle 3):
Feuchtigkeit Temperatur
‐‐ ++
Belüftung
++ ‐‐
Bewässerung
‐‐ ++
Temperaturerhöhung
Tabelle 3: Wechselwirkungen zwischen Feuchtigkeit und Temperatur
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13. Quellenangaben
Ingram, B. (undatiert): Trinity Ranch 'Worm Tips 'N' Tricks',
http://mypeoplepc.com/members/arbra/bbb/, zugegriffen am 2009‐07‐10
Meyer, D. (2009): Wurmkompostierung bei der Behandlung medizinischer Abfälle, Weimar
Shelly's, (undatiert): Environmental Initiatives,
http://www.shellys.com.au/EnvironmentalNews.aspx, zugegriffen am 2009‐07‐08
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