1. Schulen für Afrika Ein gemeinsames Bildungsprogramm von UNICEF und der Nelson Mandela Stiftung zur Verbesserung der Bildung in südlichen Ländern Afrikas „ wir laufen für UNICEF“ – Machen Sie mit !
Foto Mosambik Im südlichen Afrika geht fast jedes zweite Kind (= 45 Millionen) noch immer nicht zur Schule. Die Familien haben kein Geld für Bücher und Hefte. Die Kinder müssen früh Geld verdienen. Oder die nächste Schule ist einfach zu weit entfernt. Als Erwachsene können diese Kinder oft nicht einmal ihren Namen schreiben. Sie müssen glauben, was andere ihnen vorrechnen. Und sie haben kaum eine Chance, dem Kreislauf der Armut zu entkommen. Die Krankheit AIDS verschärft ihre Situation noch mehr. Rund elf Millionen Kinder sind allein im südlichen Afrika durch die tödlich verlaufende Infektionskrankheit zu Waisen geworden. Wenn die Eltern an AIDS erkranken, wenn sie nicht mehr arbeiten können und ärztliche Hilfe brauchen, wird der Schulbesuch der Kinder häufig unbezahlbar.
Deshalb ist Bildung für Kinder so wichtig: Kinder, die zur Schule gehen, können die Preise auf dem Markt vergleichen und wichtige Dokumente lesen. Der Schulbesuch ermöglicht Mädchen und Jungen, sich eine Meinung zu bilden – wie werden selbstbewusster. Kinder lernen in der Schule wie sie Krankheiten vorbeugen und gesund bleiben. Besonders wichtig ist der Schulbesuch für Mädchen: Hier erhalten sie beispielsweise Informationen zum Schutz vor AIDS. Die Krankheit bedroht sie noch mehr als Jungen. Mädchen mit Schulbildung sind weniger gefährdet, misshandelt, sexuell missbraucht oder ausgebeutet zu werden. Bildung hilft auch, die Kindersterblichkeit zu senken: Gebildete Frauen bekommen in der Regel weniger Kinder. Und diese sind besser ernährt und werden seltener krank. Nach Einschätzung der Weltbank ist besonders Mädchenbildung eine der ertragreichsten Entwicklungsinvestitionen. Kaum eine andere Investition hat so weit reichende Auswirkungen für die gesamte Gesellschaft.
Foto Benin UNICEF und die Nelson Mandela Stiftung haben sich vorgenommen, im südlichen Afrika 4.000 Dorfschulen zu bauen oder wieder instand zu setzen. Wir möchten zudem 1.800 Schulen mit sauberem Trinkwasser ausstatten, Kindern Unterrichtsmaterial wie Tafeln, Bücher, Hefte und Stifte zur Verfügung stellen und 35.000 Lehrer ausbilden. Bis zum Jahr 2009 sollen so in Angola, Malawi, Mosambik, Ruanda, Simbabwe und Südafrika über zwei Millionen Kinder zur Schule gehen.
Entscheidend ist dabei, die Verantwortung für die Schulen in den Dörfern und Gemeinden selbst zu verankern. In Angola, Malawi, Mosambik, Ruanda, Simbabwe und Südafrika entstehen einfache Schulen auf dem Land. In Angola beispielsweise mauern die Dorfbewohner selbst aus gebrannten Lehmziegeln die Klassenräume. UNICEF stellt Zement und Holz zur Verfügung und koordiniert die Arbeiten. Trinkwasseranschlüsse und Latrinen werden angelegt, Tafeln, Kreide und Hefte bereitgestellt. Fortbildungskurse und Ausbildungszentren für Lehrer werden organisiert. Dort lernen sie neue Unterrichtsmethoden kennen und erfahren, wie sie den Schulbetrieb effektiver organisieren können. In den Schulen werden auch Kinder- und Jugendclubs eingerichtet, die über die AIDS-Gefahr aufklären.
Von 1961 bis 1975 führte Angola einen Unabhängigkeitskrieg, anschließend brach ein 27 Jahre andauernder Bürgerkrieg zwischen der angolanischen Regierung und der Rebellenorganisation UNITA aus. Während dieser Zeit starben 1,5 Millionen Menschen. Über vier Millionen Menschen lebten jahrelang im eigenen Land auf der Flucht. 2002, nach dem Tod des Chefs der UNITA Savimbi, wurde der Krieg mit einem Waffenstillstand beendet. In Angola lebten 2002 ca. 13 Millionen Menschen, davon über 2 Millionen in der Hauptstadt Luanda. 5000 Schulen und 60 Prozent der Krankenhäuser und Gesundheitsstationen wurden im Krieg verwüstet. 45 Prozent der Kinder gehen bis heute nicht zur Schule.
Viele der Lehrer hatten vorher keine formale Qualifikation. Das Gesundheitsprogramm umfasst Hygieneaufklärung, aber auch die Verteilung von Entwurmungstabletten. In einigen Provinzen leiden drei von vier Kindern unter Darmparasiten – sie führen häufig zu Blutarmut, Entwicklungsverzögerungen und Lernschwierigkeiten.
Dies ist eine der ersten Schulen, die dank Aktion „Schulen für Afrika“ instandgesetzt werden konnten. Auf dem Schild steht „Instandgesetzt mit Hilfe von Escolas para Africa“. Foto: Schule „KM 25“, Provinz Huambo
UNICEF legt großen Wert darauf, die lokale Bevölkerung in den Schulbau einzubeziehen Diese Schule besaß für 400 Kinder nur drei Klassenräume. UNICEF erweitert sie und sorgt für Trinkwasseranschluss. Oft brennen die Dorfbewohner selbst die Ziegel für den Schulbau. UNICEF stellt weiteres Baumaterial wie Holz, Zement und Blech für die Dächer bereit Foto: Schule in Dende, Provinz Huambo
Dorfbewohner helfen beim Bau von Latrinen. Sie sind sehr wichtig, um die hygienische Situation an den Schulen zu verbessern. Foto: Bandeira Schule, Provinz Huambo
Kinder vor ihrer neuen Schule Foto: Kangandala, Provinz Malange,
In Malawi leben 10 Millionen Menschen, von denen die Hälfte jünger als 15 Jahre alt sind. In der Region nordöstlich der Hauptstadt Lilongwe ist die Kindersterblichkeit besonders hoch. Hier erlebt fast jedes fünfte Kind nicht einmal seinen fünften Geburtstag. Fast zwei Drittel der Menschen in Malawi müssen mit weniger als umgerechnet einem Euro pro Tag auskommen. 85% der Menschen lebt von der Landwirtschaft. Jeder zweite muss weite Strecken zur nächsten Wasserstelle zurücklegen. Malawi ist besonders hart von der schnellen Ausbreitung des HIV-Virus betroffen. Schon jetzt haben mehr als 300.000 Kinder die Mutter oder beide Eltern durch AIDS verloren. Im Jahr 2010 werden voraussichtlich 1,2 Millionen Kinder Waisen sein. Seitdem die Regierung 1994 die Schulgebühren abgeschafft hat, sind die Einschulungsraten in die Grundschule enorm gestiegen. Doch nur ein Viertel der Schüler schließen die 8. Grundschulklasse ab. Auf dem Land müssen besonders die Mädchen die Schule oft vorzeitig beenden.
Beispiel einer Standardschule in Malawi, die vor dem Start der Aktion „Schulen für Afrika“ komplett neu gebaut wurde: Block mit zwei Klassenräumen, einem Lehrerzimmer, ca. 160 qm insgesamt. Dazu kommen zwei Toilettengebäude für Mädchen und Jungen.
Rund 600.000 Kinder in Ruanda sind Waisen oder Halbwaisen. Die Mütter und Väter starben während der Massenmorde 1994 oder durch AIDS. Viele dieser Kinder müssen sich ganz allein durchschlagen: Meist sind es Mädchen, die für ihre jüngeren Geschwister sorgen. Schon Zehnjährige sind plötzlich für die Familie verantwortlich und müssen versuchen, für Unterkunft, Essen und Kleidung zu sorgen. UNICEF schätzt, dass es rund 28.000 so genannter Kinderhaushalte gibt. Die allein lebenden Kinder sind Gewalt sowie wirtschaftlicher oder sexueller Ausbeutung oft schutzlos ausgeliefert. Bei dem Massenmord wurden rund 3.000 Lehrer getötet oder sind geflohen. Die Unterrichtsqualität ist schlecht, oft kommen auf einen Lehrer 70 Kinder. Ein Drittel der eingeschulten Kinder bricht vor dem Ende der sechsjährigen Grundschulzeit ab – besonders häufig sind es Waisen oder Kinder sehr armer Familien vom Land.
Die achtjährige Mukandayisenga hat keine Eltern mehr. Schulen sind deshalb viel mehr als nur Orte zum Lernen. Sie helfen den Kindern auch, sich nicht ausgeschlossen zu fühlen. Durch ihre blaue Schuluniform sieht Mukandayisenga zumindest äußerlich so aus wie ihre Klassenkameraden. Foto Ruanda, Kigeyo Grundschule. Auf dieser DVD gibt es zwei kurze Filme von Mukandayisenga in dt. und englisch
Dieser Lkw bringt Eisengeflecht für die Erweiterung der Kigeyo Grundschule in Ruanda, Provinz Gisenyi.
An der Kigeyo Grundschule in Ruanda, Provinz Gisenyi.
Diese Kinder zeigen ihre alten Schultafeln – Schreibhefte sind knapp.
Hier ein Bild der Rubinga Grundschule, die sehr abgelegen auf einem Hügel liegt. UNICEF hat hier 2005 sechs neue Klassenräume gebaut und sie mit Tafeln, Möbeln und Schulmaterial ausgestattet. In der Modellschule werden auch Fortbildungskurse organisiert. Die Lehrer aus sechs bis acht umliegenden Schulen nehmen teil.
In einem großen, gemauerten Tank wird Regenwasser gesammelt – für einen Brunnen ist das Gelände zu hoch gelegen.
Die Eltern haben Terrassen für einen Schulgarten angelegt. Sie kümmern sich auch mit um den Erhalt der Schule. Hilfsbereitschaft und Solidarität sind oberstes Ziel: Die 14-jährige Jeannette sagt: „An unserer Schule gibt es so viele Kinder, die keine Eltern mehr haben. Wir versuchen, uns gegenseitig zu helfen. Aber allein schaffen wir das nicht.“ Foto Ruanda, Rubinga-Grundschule
„ Tuseme“ heißt „Sprich Dich aus“. Auf dem Schild steht: „Ziele des Tuseme-Klubs“: Mädchen müssen offen über ihre Probleme im Alltag sprechen können. Wir wollen unsere Wünsche zur Sprache bringen.“ In den Clubs findet auch AIDS-Aufklärung statt, Themen wie Liebe und Partnerschaft werden diskutiert.. Die Jugendlichen unterstützen sich aber auch ganz konkret im Alltag: „Wenn eine arme Familie nicht mehr weiter weiß, sammeln wir manchmal Geld. Oder wenn ein Kind nicht mehr zur Schule kommt, besuchen wir es zu Hause und bringen etwas Hirse aus dem Schulgarten mit.“ Foto Ruanda, Rubinga Grundschule
Simbabwe ist eines der Länder, das Anfang der 90er Jahre Einschulungsraten von mehr als 90 % hatte. Nach Einführung von Schulgebühren und aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Krise wurden 2003 nur noch 65% aller Kinder im schulfähigen Alter eingeschult. Knapp 30 % Waisen und Mädchen bleiben jetzt zu Hause. Auch die Abschlussraten an den Grundschulen sind um 25 % zurück gegangen. In Simbabwe ist fast jeder vierte Erwachsene HIV-positiv. Von 1,3 Millionen Waisen haben 75 % der Kinder ihre Eltern aufgrund von AIDS verloren. Ihr Risiko, die Schule vorzeitig zu verlassen, ist besonders hoch. Denn sie erhalten keine Unterstützung und sind besonders gefährdet, sexuell und wirtschaftlich ausgebeutet zu werden. Junge Mädchen ohne Eltern werden häufig zu früh schwanger und stecken sich ebenfalls an AIDS an. Alle allein stehenden Kinder sind sehr oft isoliert und werden diskriminiert. Viele Kinder haben kranke Eltern, die in besonders von HIV betroffenen Gemeinschaften leben. Wegen der steigender Armut sind solche Familien und Gemeinden nicht mehr in der Lage, für sich zu sorgen. Nur 75% der in die erste Klasse eingeschulten Mädchen erreichen die fünfte Klasse.
In den Gemeindeinitiativen tun sich vor allem Frauen zusammen. Unterstützt von UNICEF, betreiben sie beispielsweise einen kleine Gemüsegarten oder eine Essensausgabe. Die Einnahmen ermöglichen es, die ärmsten Kinder im Dorf, besonders die Mädchen zur Schule zu schicken.
Foto Mosambik
Zum Gesundheitsprogramm gehört die regelmäßige Kontrolle von Sehvermögen und Zahngesundheit der Kinder. Zehntausende Kinder wurden über ihre Schule bereits gegen Tetanus geimpft. Auch Hygiene- und AIDS-Aufklärung gehören zum Programm.