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Zukunftspakt Fernwärme
Effizienz und Flexibilität für die Energieversorgung von Jena
Der Schutz des Klimas und eine sichere, bezahlbare Energieversorgung gehören zu den wichtigsten
Herausforderungen für die Zukunft ganz Deutschlands. Die Einsparung von Energie sowie der Einsatz
effizienter Technologien und Erneuerbarer Energien sind dabei zentrale Strategien.
 Gestern
Vor 50 Jahren hat der Ministerrat der DDR den Bau des Heizkraftwerkes Jena beschlossen, um
das Neubaugebiet Neu-Lobeda und das Kombinat VEB Carl Zeiss Jena mit Wärme und Strom zu
versorgen. Auch wenn dieser Beschluss in einem völlig anderen gesellschaftlichen und politischen
Umfeld getroffen wurde, so hat er doch noch heute, mehr als 20 Jahre nach der politischen Wen-
de, spürbare Auswirkungen für die Stadt Jena, ihre Unternehmen, die Bürgerinnen und Bürger. Ur-
sprünglich war die Fernwärmeversorgung für Lobeda-West, Lobeda-Ost und die Industriebetriebe
an der Tatzendpromenade gedacht und wurde später auf Winzerla und Jena-Nord ausgedehnt.
Doch es war letztlich der Umbau des Winzerlaer Heizkraftwerkes zu einer modernen Gas- und
Dampfturbinen-Anlage Anfang der 90er Jahre, der maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die frü-
her aufgrund der Tallage Jenas häufig zu beobachtende Dunstglocke verschwunden ist. Ebenso
positiv auf Umwelt und Klima haben sich der zielgerichtete und konsequente Ausbau der Fernwär-
meversorgung im Zentrum Jenas und im Damenviertel sowie der Anschluss von kompletten Ge-
werbegebieten an die Fernwärmeversorgung ausgewirkt.
 Heute
Mit einem Anschlussgrad von fast 60 Prozent aller Wohnungen ist die Fernwärme heute eine un-
verzichtbare Grundlage für die Wärmeversorgung der Stadt. Die gesamte Wärme wird dabei in
hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung hergestellt - ein erheblicher Beitrag für die Umwelt und die
nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung. Die damit verbundene Einsparung von mehr als 100.000
Tonnen CO2 jährlich und die Vermeidung von Feinstaub und Stickoxiden in Größenordnungen wa-
ren wichtige Kriterien dafür, dass die Stadt Jena bereits zwei Mal den European Energy Award in
Gold erhalten hat.
Die Wärmeversorgung spielt beim Erreichen der CO2-Ziele der Bundesrepublik Deutschland eine
entscheidende Rolle. Um die Energiewende erfolgreich zu meistern, ist ein Umbau der bestehen-
den Energieerzeugung und -infrastruktur unumgänglich. Das gilt für Deutschland insgesamt und
insbesondere für die Stadt Jena bei der Umsetzung der Energiewende vor Ort. Dementsprechend
ist eine Entscheidung zur zukünftigen Nutzung der Fernwärme in Jena und zu ihrer Weiterentwick-
lung unabdingbar.
 Morgen
Die Bundesregierung beabsichtigt, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2020 um bis zu 40 Prozent,
bis 2050 um bis zu 85 Prozent zu verringern. Gefragt sind dabei vor allem flexible und nachhaltige
Lösungen. Alle aktuellen Prognosen laufen darauf hinaus, dass der Wärmebedarf in den kommen-
den Jahrzehnten sinken und zu einer Verringerung der Emissionen führen wird. Das allein aber
reicht nicht aus, die ambitionierten Reduktionsziele zu erreichen. Insbesondere dem Einsatz Er-
neuerbarer Energien - nicht nur für die Strom-, sondern auch für die Wärmeproduktion - kommt da-
mit eine besondere Bedeutung zu. Die Fernwärmeversorgung in Jena wird deshalb auch in den
nächsten 40 Jahren eine wesentliche Rolle spielen, wenn die Stadt die Klimaziele nicht nur errei-
chen, sondern - dem „Leuchtturmgedanken“ folgend - diese zukünftig überbieten möchte.
Da die Fernwärmeversorgung durch das zentrale Heizkraftwerk Jena-Süd der Thüringer Energie
AG 2024 endet, ist in den nächsten zehn Jahren ein kompletter Umbau der Wärmeerzeugung und
-verteilung in Jena notwendig – mit unterbrechungsfreiem Übergang und garantierter Versorgungs-
sicherheit für alle Nutzer. Dieses Projekt ist ein Vorhaben mit hohen Investitionskosten und mit ei-
ner Lebensdauer über ein halbes Jahrhundert hinweg. Unabhängig von anderen Produzenten will
die Stadt Jena gemeinsam mit ihren Stadtwerken Energie die Wärmeversorgung in Zukunft in die
eigenen Hände nehmen. Unbedingte Voraussetzung dafür sind eine langfristige Investitionssicher-
heit und die gemeinsame, bewusste Entscheidung aller Beteiligten für die Stabilisierung und Ver-
besserung der Perspektive der Fernwärmeversorgung in Jena.
Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, der Oberbürgermeister der Stadt Jena, der
Stadtrat, große Wohnungsgesellschaften und Industriebetriebe, die Universität, die Fachhochschu-
le, Gewerbevereine und die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck sind deshalb übereingekommen,
der Fernwärmeversorgung in Jena auch zukünftig größte Aufmerksamkeit zu widmen und gemein-
sam dafür zu sorgen, dass die Erfolgsgeschichte dieses modernen Infrastruktur-Bestandteiles der
Stadt in den nächsten Jahrzehnten fortgeschrieben wird. Es gilt, dem demographischen Wandel
und der Veränderung des Wohnungsmarktes und des Wohnungsbestandes ebenso Rechnung zu
tragen wie der Entwicklung der Gewerbe- und Industriegebiete der Stadt. Das derzeitige zentrale
Fernwärmesystem wird kritisch geprüft, die Möglichkeiten dezentraler und deutlich flexiblerer Er-
zeugungseinheiten müssen untersucht werden. Dabei werden weder die Versorgungssicherheit
noch die Umweltverträglichkeit der Fernwärme außer Acht gelassen. Besonderes Augenmerk ist
auf Kundenorientierung, Wirtschaftlichkeit und Bezahlbarkeit der Fernwärme sowie die Transpa-
renz von Preisgestaltung und -entwicklung zu richten.
Seite 2
 Gemeinsame Zukunft
Die Stadt Jena wird die im Energiekonzept Jena (2007) verankerten und die Fernwärmeversorgung
betreffenden Maßnahmen auch weiterhin konsequent umsetzen und ausgestalten, um die ange-
strebten Klimaziele zu erreichen bzw. zu überbieten.
Die Stadtwerke Energie werden das vorhandene Fernwärmesystem konsequent modernisieren
und - wo ökologisch und auch für die Nutzer ökonomisch sinnvoll - ausbauen. Erneuerbare Wär-
mepotenziale werden auf ihre Realisierbarkeit geprüft und bei gegebener Wirtschaftlichkeit er-
schlossen. Die Vorteile der Kraft-Wärme-Kopplung werden zielgerichtet genutzt, um möglichst zu-
sätzliche CO2-Mengen einzusparen.
Die Fernwärmenutzer aus allen Bereichen (Kommune, Industrie, Gewerbe, Wissenschaft, Woh-
nungswirtschaft u.a.) werden die durch sie wirtschaftlich erschließbaren Potenziale zur Ver-
brauchsverringerung nutzen und der Fernwärme weiterhin Vorrang bei der Deckung ihres Wärme-
bedarfes einräumen. Spezial- und Eigenlösungen sollen die Ausnahme bleiben und nur dann zur
Anwendung kommen, wenn sich in Abstimmung der beteiligten Partner keine Lösung im System
der Fernwärmeversorgung finden lässt, die unter wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunk-
ten mindestens gleichwertig ist.
Insgesamt verständigen sich alle beteiligten Partner auf das gemeinsame Ziel, den versorgungssi-
cheren, wirtschaftlich sinnvollen und umweltverträglichen Einsatz und Ausbau der Fernwärmever-
sorgung in Jena zu sichern und voranzutreiben.
Jena, den
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Anlage 1 zukunftspakt_fernwaerme_2014-02-19_neu1_

  • 1. Zukunftspakt Fernwärme Effizienz und Flexibilität für die Energieversorgung von Jena Der Schutz des Klimas und eine sichere, bezahlbare Energieversorgung gehören zu den wichtigsten Herausforderungen für die Zukunft ganz Deutschlands. Die Einsparung von Energie sowie der Einsatz effizienter Technologien und Erneuerbarer Energien sind dabei zentrale Strategien.  Gestern Vor 50 Jahren hat der Ministerrat der DDR den Bau des Heizkraftwerkes Jena beschlossen, um das Neubaugebiet Neu-Lobeda und das Kombinat VEB Carl Zeiss Jena mit Wärme und Strom zu versorgen. Auch wenn dieser Beschluss in einem völlig anderen gesellschaftlichen und politischen Umfeld getroffen wurde, so hat er doch noch heute, mehr als 20 Jahre nach der politischen Wen- de, spürbare Auswirkungen für die Stadt Jena, ihre Unternehmen, die Bürgerinnen und Bürger. Ur- sprünglich war die Fernwärmeversorgung für Lobeda-West, Lobeda-Ost und die Industriebetriebe an der Tatzendpromenade gedacht und wurde später auf Winzerla und Jena-Nord ausgedehnt. Doch es war letztlich der Umbau des Winzerlaer Heizkraftwerkes zu einer modernen Gas- und Dampfturbinen-Anlage Anfang der 90er Jahre, der maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die frü- her aufgrund der Tallage Jenas häufig zu beobachtende Dunstglocke verschwunden ist. Ebenso positiv auf Umwelt und Klima haben sich der zielgerichtete und konsequente Ausbau der Fernwär- meversorgung im Zentrum Jenas und im Damenviertel sowie der Anschluss von kompletten Ge- werbegebieten an die Fernwärmeversorgung ausgewirkt.  Heute Mit einem Anschlussgrad von fast 60 Prozent aller Wohnungen ist die Fernwärme heute eine un- verzichtbare Grundlage für die Wärmeversorgung der Stadt. Die gesamte Wärme wird dabei in hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung hergestellt - ein erheblicher Beitrag für die Umwelt und die nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung. Die damit verbundene Einsparung von mehr als 100.000 Tonnen CO2 jährlich und die Vermeidung von Feinstaub und Stickoxiden in Größenordnungen wa- ren wichtige Kriterien dafür, dass die Stadt Jena bereits zwei Mal den European Energy Award in Gold erhalten hat. Die Wärmeversorgung spielt beim Erreichen der CO2-Ziele der Bundesrepublik Deutschland eine entscheidende Rolle. Um die Energiewende erfolgreich zu meistern, ist ein Umbau der bestehen- den Energieerzeugung und -infrastruktur unumgänglich. Das gilt für Deutschland insgesamt und insbesondere für die Stadt Jena bei der Umsetzung der Energiewende vor Ort. Dementsprechend ist eine Entscheidung zur zukünftigen Nutzung der Fernwärme in Jena und zu ihrer Weiterentwick- lung unabdingbar.
  • 2.  Morgen Die Bundesregierung beabsichtigt, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2020 um bis zu 40 Prozent, bis 2050 um bis zu 85 Prozent zu verringern. Gefragt sind dabei vor allem flexible und nachhaltige Lösungen. Alle aktuellen Prognosen laufen darauf hinaus, dass der Wärmebedarf in den kommen- den Jahrzehnten sinken und zu einer Verringerung der Emissionen führen wird. Das allein aber reicht nicht aus, die ambitionierten Reduktionsziele zu erreichen. Insbesondere dem Einsatz Er- neuerbarer Energien - nicht nur für die Strom-, sondern auch für die Wärmeproduktion - kommt da- mit eine besondere Bedeutung zu. Die Fernwärmeversorgung in Jena wird deshalb auch in den nächsten 40 Jahren eine wesentliche Rolle spielen, wenn die Stadt die Klimaziele nicht nur errei- chen, sondern - dem „Leuchtturmgedanken“ folgend - diese zukünftig überbieten möchte. Da die Fernwärmeversorgung durch das zentrale Heizkraftwerk Jena-Süd der Thüringer Energie AG 2024 endet, ist in den nächsten zehn Jahren ein kompletter Umbau der Wärmeerzeugung und -verteilung in Jena notwendig – mit unterbrechungsfreiem Übergang und garantierter Versorgungs- sicherheit für alle Nutzer. Dieses Projekt ist ein Vorhaben mit hohen Investitionskosten und mit ei- ner Lebensdauer über ein halbes Jahrhundert hinweg. Unabhängig von anderen Produzenten will die Stadt Jena gemeinsam mit ihren Stadtwerken Energie die Wärmeversorgung in Zukunft in die eigenen Hände nehmen. Unbedingte Voraussetzung dafür sind eine langfristige Investitionssicher- heit und die gemeinsame, bewusste Entscheidung aller Beteiligten für die Stabilisierung und Ver- besserung der Perspektive der Fernwärmeversorgung in Jena. Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, der Oberbürgermeister der Stadt Jena, der Stadtrat, große Wohnungsgesellschaften und Industriebetriebe, die Universität, die Fachhochschu- le, Gewerbevereine und die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck sind deshalb übereingekommen, der Fernwärmeversorgung in Jena auch zukünftig größte Aufmerksamkeit zu widmen und gemein- sam dafür zu sorgen, dass die Erfolgsgeschichte dieses modernen Infrastruktur-Bestandteiles der Stadt in den nächsten Jahrzehnten fortgeschrieben wird. Es gilt, dem demographischen Wandel und der Veränderung des Wohnungsmarktes und des Wohnungsbestandes ebenso Rechnung zu tragen wie der Entwicklung der Gewerbe- und Industriegebiete der Stadt. Das derzeitige zentrale Fernwärmesystem wird kritisch geprüft, die Möglichkeiten dezentraler und deutlich flexiblerer Er- zeugungseinheiten müssen untersucht werden. Dabei werden weder die Versorgungssicherheit noch die Umweltverträglichkeit der Fernwärme außer Acht gelassen. Besonderes Augenmerk ist auf Kundenorientierung, Wirtschaftlichkeit und Bezahlbarkeit der Fernwärme sowie die Transpa- renz von Preisgestaltung und -entwicklung zu richten. Seite 2
  • 3.  Gemeinsame Zukunft Die Stadt Jena wird die im Energiekonzept Jena (2007) verankerten und die Fernwärmeversorgung betreffenden Maßnahmen auch weiterhin konsequent umsetzen und ausgestalten, um die ange- strebten Klimaziele zu erreichen bzw. zu überbieten. Die Stadtwerke Energie werden das vorhandene Fernwärmesystem konsequent modernisieren und - wo ökologisch und auch für die Nutzer ökonomisch sinnvoll - ausbauen. Erneuerbare Wär- mepotenziale werden auf ihre Realisierbarkeit geprüft und bei gegebener Wirtschaftlichkeit er- schlossen. Die Vorteile der Kraft-Wärme-Kopplung werden zielgerichtet genutzt, um möglichst zu- sätzliche CO2-Mengen einzusparen. Die Fernwärmenutzer aus allen Bereichen (Kommune, Industrie, Gewerbe, Wissenschaft, Woh- nungswirtschaft u.a.) werden die durch sie wirtschaftlich erschließbaren Potenziale zur Ver- brauchsverringerung nutzen und der Fernwärme weiterhin Vorrang bei der Deckung ihres Wärme- bedarfes einräumen. Spezial- und Eigenlösungen sollen die Ausnahme bleiben und nur dann zur Anwendung kommen, wenn sich in Abstimmung der beteiligten Partner keine Lösung im System der Fernwärmeversorgung finden lässt, die unter wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunk- ten mindestens gleichwertig ist. Insgesamt verständigen sich alle beteiligten Partner auf das gemeinsame Ziel, den versorgungssi- cheren, wirtschaftlich sinnvollen und umweltverträglichen Einsatz und Ausbau der Fernwärmever- sorgung in Jena zu sichern und voranzutreiben. Jena, den ………………… …………………… ……………………… ……………………. ………………………………………………………………………………………………………………… Seite 3