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„Wir basteln uns einen Skandal“
(Süddeutsche Zeitung vom 29.12.1999)
Talkline und die Neujahrsansprache – wie es wirklich war
Von Thomas P. Reiter
Elmshorn/Berlin/Mainz/Hamburg – War es eine Kanzlerparodie? War es ein
Werbegag? War es geschmacklos? Oder stand hinter all dem eine
ausgeklügelte PR-Maschinerie, die eine außer in diesem Jahr sonst zumeist
nachrichtenarme Zeit geschickt für kommerzielle Zwecke zu nutzen verstand?
Fest steht: in der Zeit, die manche „die zwischen den Jahren“ nennen, gab es
in den deutschen Medien kaum mehr als drei Themen, die mit einer gewissen
Leidenschaft diskutiert wurden: die Parteispendenaffäre um Altbundeskanzler
Kohl, der Orkan über Frankreich sowie der mit dem Begriff „Millennium“
bedachte bevorstehende Jahreswechsel. Dieser war vor allem wegen des
vielfach als magisch empfundenen Ziffernwandels von 1999 auf 2000 und
daraus resultierenden möglichen elektronischen Fehlfunktionen interessant
geworden. Liebgewonnene Gewohnheiten, wie die, dem jeweiligen deutschen
Regierungschef am Silvesterabend vor dem Fernsehschirm an den Lippen zu
hängen, erschienen da wie ein Fels in der Brandung. Hätte es da nicht den
kühnen Plan des Elmshorner Telekommunikationsanbieters Talkline gegeben,
der Neujahrsansprache des Bundeskanzlers Gerhard Schröder im ZDF einen
eigenen als Werbebotschaft getarnten Aufruf zur „Bereitschaft zum Dialog“
voranzustellen. Unterschiedlich gewichtete Interessen aus Wirtschaft, Politik,
Medien und Gesellschaft verließen urplötzlich einen jahrelang wohlgehüteten
Konsens und verdichteten sich dabei zu der drohenden Frage: „Darf das
sein?“ (Hamburger Morgenpost, 27.12.1999) Der Werbefilm einer Telefonfirma
als „Verballhornung“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.12.1999) einer
politischen Neujahrsansprache im Fernsehen: „Ist das eine
Kanzlerbeleidigung?“ (Express, 29.12.1999) Die Meinungen gingen bei den
Journalisten quer durch die Republik weit auseinander – sie reichten von
„Geschmacklos“ (Kölnische Rundschau, 28.12.1999) bis hin zu „Das fängt ja gut
an, das neue Jahrtausend“ (Der Tagesspiegel, 29.12.1999). Aus PR-Sicht ist dem
eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, außer den Fakten.
 Im Oktober 1999
Hamburg – Bei der Werbeagentur Heye & Partner entwickeln Stefan Kirchner (Text)
und Reinhard Crasemann (Konzept) die Talkline-Werbespots. Hauptdarsteller ist der
Kölner Schauspieler Herbert Wandschneider. Eine der Ideen ist inzwischen als „die
Talkline-Neujahrsansprache“ bekannt geworden.
 Mittwoch, 3. November 1999
Düsseldorf – Die Düsseldorfer Werbefilmgesellschaft Caspari stellt den Werbespot
„Die Neujahrsansprache“ fertig. Unter dem Eindruck des nahenden Jahreswechsels
und der Regie von Thomas Caspari wurde naheliegenderweise die Atmosphäre einer
silvesterlichen Politikeransprache adaptiert. Die BUNTE (5.1.2000) wird später
fragen, ob dabei nun wirklich Bundeskanzler Gerhard Schröder parodiert werden
sollte. Ernüchternde Realität ist, dass man sich in der Tat die erste
Neujahrsansprache des damals noch recht frischen Bundeskanzlers Schröder aus
dem Jahre 1998 angesehen, diese aber als allzu langweilig und nichtssagend
empfunden hatte. So griff man zur Vorlage auf ältere Ansprachen von Helmut Kohl
zurück. Wenn also schon von einem „Kanzler-Werbespot“ (Berliner Morgenpost,
Express, Frankfurter Neue Presse, General-Anzeiger, Kölner Stadt-Anzeiger,
Kölnische Rundschau, 28.-30.12.1999) oder „Kanzler-Stil“ (Associated Press,
Amberger Nachrichten, Mittelbayerische Zeitung) die Rede sein könnte, dann
allerdings weder von einer „Schröder-Parodie“ (Saarbrücker Zeitung, 29.12.1999),
noch von einem „doppelten“ (FOCUS, Der Tagesspiegel, Die Welt, 27.12.1999) oder
„falschen“ (Hamburger Abendblatt, Hamburger Morgenpost, 27.-30.12.1999) Kanzler
Schröder.
 Mittwoch, 15. Dezember 1999
Elmshorn – PR-Meeting bei Talkline. Mit der zuständigen PR-Agentur Bönig &
Yamaoka diskutiert man die Möglichkeiten, der „Neujahrsansprache“ durch gezielte
Maßnahmen höhere Aufmerksamkeit zu verschaffen, als Werbebotschaften
normalerweise anheim fällt. Denn dieser Spot ist nicht normal. Er ist
außergewöhnlich lang (zwei Minuten) und außergewöhnlich gut platziert (31.12.1999,
der letzte Silvesterabend der Neunziger Jahre dieses Jahrtausends, im ZDF
unmittelbar vor der Neujahrsansprache des Bundeskanzlers Gerhard Schröder). Die
Idee, Herbert Wandschneider in Berlin mit einer schwarzen Limousine vor dem
Reichstag vorfahren und den Spot im Rahmen einer Pressekonferenz im Restaurant
unter der Reichstagskuppel der Öffentlichkeit vorzustellen, wird leider verworfen. Es
wird befürchtet, Wandschneider sei zu unbekannt und könnte daher möglicherweise
nicht richtig „funktionieren“. Zu Unrecht, wie sich im Nachhinein herausstellt:
Wandschneider „funktioniert“, wenn auch anders.
 Mittwoch, 22. Dezember 1999
Wiesbaden - Die Media-Agentur HMS Carat bucht einen ebenso teuren wie
prominenten Sendeplatz im ZDF: 31.12., Silvester, in der Werbeinsel zwischen den
„heute“-Nachrichten und dem Wetter. Dort soll als einzige Werbung die
Neujahrsansprache von Talkline laufen, nach dem Wetter dann die des
Bundeskanzlers. An diesem Tag wird auch dem ZDF-Werbefernsehen in Mainz eine
Kopie des Spots übergeben.
 Donnerstag, 23. Dezember 1999
Hamburg – 100 VHS-Videokassetten mit dem Talkline-Werbespot werden von der
Hamburger PR-Agentur aus an ausgewählte Redaktionen versandt. Sie werden
jeweils mit einem Anschreiben einer imaginären „Behörde für Kommunikation“ und
der Bitte, in der „Berichterstattung auf diese wichtige Fernsehsendung hinzuweisen“.
Die Kassetten befinden sich in einer bürokratisch anmutenden, mausgrauen
Umlaufmappe mit dem Hinweis „streng vertraulich – sofort weiterleiten!“
 Freitag, 24. Dezember 1999 – Heiligabend
München – Das Nachrichtenmagazin FOCUS wird in seiner am folgenden Montag
erscheinenden Ausgabe darüber berichten, dass Herbert Wandschneider „vor dem
Bundeskanzler im TV“ eine Neujahrsrede halten wird und kündigt dies in einer
Agenturmeldung vorab an. Neben einem Screen-Shot aus dem Werbefilm wird
erläutert, was die Fernsehzuschauer am Silvesterabend erwartet: „Ähnlich wie der
Kanzler sitzt der Kölner Kabarettist am Schreibtisch und appelliert mit
staatsmännischen Worten an die ´Bereitschaft zum Dialog´. Statt Deutschland-
Flagge prangt neben ihm eine Fahne von ´Talkline´. Die Elmshorner Telefonfirma
schaltete den zweiminütigen Werbespot im ZDF vor Schröders Ansprache – zum
Preis von 250 000 Mark. ´Talkline´-Sprecher Thomas Reiter: ´Wir bereichern das
Programm mit einer kurzweiligen Neujahrsrede.´“
 Sonnabend, 25. Dezember 1999 – 1. Weihnachtsfeiertag
Hamburg – DPA greift die FOCUS-Mitteilung auf und spricht dabei erstmals fälschlich
von einem „Kanzler-Double“.
 Sonntag, 26. Dezember 1999 – 2. Weihnachtsfeiertag
Elmshorn – Bei der Talkline-Pressestelle laufen erste Rückfragen zum Spot und den
sich damit beschäftigenden Meldungen auf. Besonders in Köln, der Heimat
Wandschneiders, interessiert man sich plötzlich für die Talkline-PR.
 Montag, 27. Dezember 1999
Berlin – An diesem Tag überschlagen sich die Ereignisse. Der FOCUS erscheint –
und viele andere Printtitel mit einem großen Thema auf den TV- und Medienseiten:
die Neujahrsansprache von Talkline. Aufgrund des großen Interesses versendet DPA
ein aus dem Werbefilm abfotografiertes Agenturbild über die Ticker. Die Hamburger
Morgenpost sorgt sich, dass „schon wieder ein ´Doppelgänger´“ Bundeskanzler
Gerhard Schröder „durch den Kakao ziehen will – diesmal sogar im öffentlich-
rechtlichen ZDF.“ Deren Sprecher Philipp Baum behauptet gar, der Spot liege dem
Sender noch gar nicht vor. „Wenn der Inhalt ehrverletzend ist oder gegen den guten
Geschmack verstößt, wird er nicht gesendet“, droht er. Im Tagesspiegel aus Berlin
gibt er sich etwas milder: „Grundsätzlich fällt das unter die Werbefreiheit, für die das
ZDF nicht zuständig ist.“ ZDF-Insider berichten jedoch andererseits, dass sich
Intendant Professor Dr. h.c. Dieter Stolte aufgrund der widersprüchlichen
Agenturmeldungen bereits eine Kopie des Spots per Kurier in seinen Urlaubsort
habe liefern lassen. Ergebnis, so der ZDF-Mitarbeiter: „Stolte tobt!“ Auch die Talkline-
Unternehmenskommunikation schickt einen Kurier mit einer weiteren VHS-Kassette
mit der Neujahrsansprache an die ZDF-Pressestelle in Mainz, damit auch Philipp
Baum sich noch vor Mittag ein Bild von den Inhalten machen kann. Vergebens: der
Justitiar des Zweiten Deutschen Fernsehens, Professor Dr. Carl-Eugen Eberle, hat
bereits eine juristische Formel für die Ablehnung des Werbespots erarbeitet. Er
äußert gegenüber dem Leiter des ZDF-Werbefernsehens, Wolfgang Köhler,
„persönlichkeitsrechtliche Bedenken“, da man sich zwar mit der Person des
Bundeskanzlers und seiner Politik auch in Form einer Persiflage auseinandersetzen
dürfe, „für den rein kommerziellen Bereich“ stehe ihm jedoch selbst als Person der
absoluten Zeitgeschichte ein Verbotsrecht zu. So soll also im ZDF „nichts als der
wahre Schröder“ (Hamburger Abendblatt, 28.12.1999) laufen, denn, so Stolte
wörtlich, seine Anstalt sei „für Geschmacklosigkeiten und PR-Effekte auf Kosten
dieses Amtes nicht zu haben“.
 Dienstag, 28. Dezember 1999
Bonn - Auf Anfrage der Tageszeitung DIE WELT (28.12.1999) weist Talkline-
Pressesprecher Thomas Philipp Reiter noch einmal nachdrücklich darauf hin,
„Wandschneider solle in dem Spot keineswegs den Kanzler imitieren, sondern
lediglich ´eine staatsmännische Anmutung bieten´ und ´eine bessere
Neujahrsansprache als Schröder halten´. Die Äußerung Reiters, man könne bei
Talkline die Rechtsauffassung Eberles, die Werbung verletze die
Persönlichkeitsrechte des Bundeskanzlers, nicht teilen, wird in dem Artikel überspitzt
zu: „Angesichts der Ablehnung der Ausstrahlung durch das ZDF kündigte Reiter
juristische Schritte gegen den Mainzer Sender an.“ Das vermutete Konfliktpotential
wiederum wird von DPA begierig aufgegriffen und weiterverbreitet, dabei ist man bei
Talkline zu diesem Zeitpunkt längst dabei, einfach einen anderen Sendeplatz im
Silvester-Abendprogramm zu buchen – im Privatfernsehen. Dem
gebührenfinanzierten ZDF entgehen somit gerade 250.000 DM Werbeeinnahmen.
In Bonn veranstaltet Talkline eine Pressekonferenz mit Schauspieler Herbert
Wandschneider und Pressesprecher Thomas P. Reiter. Presseagenturen,
Tageszeitungen und Radiosender nutzen die Möglichkeit, erstmals mit dem
Hauptakteur zu sprechen. Alle Versuche einzelner Journalisten, ihn wenigstens jetzt
zu einer Kanzlerparodie zu überreden, sind zum Scheitern verurteilt. Wandschneider
ist beharrlich: „Der Spot ist weder eine Kanzlerparodie, noch versuche ich, Schröder
zu imitieren oder aufs Korn zu nehmen“, zitiert ihn die Frankfurter Allgemeine Zeitung
in ihrer Ausgabe vom 29.12.1999. Und weiter: „Der Werbefilm benutze vielmehr nur
die ´staatstragende´ Form einer Neujahrsansprache, ´das Strenge, Ehrliche und Gute
wollende, um die Talkline-Botschaft herüberzubringen´“.
 Mittwoch, 29. Dezember 1999
„Umstrittener Spot im RTL?“ fragt BILD, die sich am 29.12.1999 nun schon am
zweiten Tag in Folge auf ihrer Titelseite mit dem Talkline-Spot beschäftigt. Im Laufe
des Tages steht fest: RTL und RTL 2 werden den „vom ZDF abgelehnten Kanzler-
Werbespot der Telefongesellschaft Talkline zeigen“ (DIE WELT, 30.12.1999). Dort ist
man „Bereit zum Dialog“ (Der Tagesspiegel, 30.12.1999). Sie zitiert: „Reiter betonte,
man habe mit dem Spot weder der Person noch dem Amt des Bundeskanzlers
Schaden zufügen wollen. Dafür sei der Film ´auf sympathische Art viel zu harmlos´.
Mit RTL und RTL 2 habe man Privatsender gefunden, in deren Umfeld sich der
humorvoll produzierte Werbespot ´hervorragend platzieren´ ließe.“ Die Rhein-Neckar-
Zeitung aus Heidelberg ergänzt (wie alle anderen, die eine entsprechende DPA-
Meldung aufgreifen, so z.B. die Berliner Zeitung, Bonner General-Anzeiger,
Braunschweiger-/Salzgitter-Zeitung/Wolfsburger Nachrichten, Frankfurter Neue
Presse, Fränkischer Tag in Bamberg, Hannoversche Allgemeine Zeitung, Neue
Westfälische aus Bielefeld, Remscheider General-Anzeiger, Rheinischer Merkur,
Ruhr-Nachrichten aus Bottrop, Schwäbische Zeitung aus Ulm, Westdeutsche Zeitung
aus Düsseldorf, STERN Online): „Für die Telefonfirma fällt der Umweg über RTL
auch preiswerter aus: Zwei Minuten Sendezeit im Silvester-Vorabendprogramm
gegen 19.20 Uhr kosten dort 158.000 Mark, bei RTL 2 32.000 Mark.“
In der Süddeutschen Zeitung aus München erscheint eine pointierte Glosse, der die
Überschrift entlehnt wurde: „Wir basteln uns einen Skandal – Das ZDF lehnt einen
Talkline-Spot ab, und die Firma freut sich“. Stefan Niggemeier schreibt dort: „Thomas
Reiter ist total empört. Das gehört zu seinem Job. Reiter arbeitet bei der PR-Agentur
Bönig & Yamaoka, und wenn die für die Telefonfirma Talkline nicht genug Empörung
produziert, könnten Beobachter alles womöglich für heiße Luft halten.
Was ist passiert? Das ZDF weigert sich, einen Talkline-Spot auszustrahlen. Deren
Agentur Heye & Partner hatte die Idee einer Parodie auf die Neujahrsansprache des
Kanzlers, ausgestrahlt direkt vor der echten: Zwei Minuten lang sitzt ein Kabarettist
vor einer Bücherwand und appelliert an die ´Bereitschaft zum Dialog´. Am Montag,
sagt ZDF-Sprecher Philipp Baum, sei das Band eingetroffen und wie üblich geprüft
worden. Der Justiziar befand, der Spot dürfe nicht ausgestrahlt werden. Er sei
irreführend, weil er sich als Teil des Programmes ausgebe, und verletze die
Persönlichkeitsrechte Schröders.
Für Talkline ist die Absage kein Grund zur Trauer, denn Talkline hat ja Thomas
Reiter, und der kann jetzt viel mehr Aufmerksamkeit erzeugen, als es der Film
geschafft hätte. Er erklärt, die Ablehnung sei ´ein einmaliger Vorgang in der
Geschichte des Werbefernsehens´. Klingt nach Skandal – ist aber falsch. Dass
Sender wegen juristischer Bedenken Spots ablehnen, kommt immer wieder vor. Aber
nicht aus so läppischen Gründen, sagt Reiter. Und nicht auf Intervention des
Intendanten. Auf dem Bescheid des Justiziars, der ihm vorliege, seien Boten-
Vermerke, die Druck von ganz oben nahelegten. Seine erste Aussage, die
Rechtsabteilung der ZDF-Werbung hätte den Spot schon genehmigt, bevor Intendant
Stolte eingriff, nimmt er allerdings zurück. Das Papier scheint auch nicht ganz so
brisant zu sein: Das ZDF selbst hat es verschickt.
Reiter will den Spot nun auf einem ´weniger spießigen´ Sender zeigen lassen: Zu 80
Prozent sei sicher, dass er auf RTL und RTL 2 laufen werde. Das können allerdings
weder die Sender noch ihr Vermarkter IP bestätigen. Bis Dienstagabend hatte den
Spot dort noch niemand gesehen. Talkline habe erst am Morgen angefragt, ob noch
Werbezeit frei sei. Nach positivem Bescheid vereinbarte man, den Spot bis 15 Uhr an
die Sender zur Prüfung zu schicken. Die war bis Redaktionsschluß noch nicht
abgeschlossen. Bei IP hieß es, Heye & Partner müssten wohl nachbessern und
wenigstens ´Dauerwerbesendung´ einblenden.
Talkline überlegt nun, trotzdem kurz vor der Schröder-Ansprache im ZDF zu werben
und in dem Spot auf RTL zu verweisen. Es ist nicht damit zu rechnen, dass das ZDF
das ausstrahlen würde. ZDF-Sprecher Baum bedauert, indirekt den PR-Effekt für
Talkline noch gefördert zu haben. Aber es sei wichtig, den Eindruck zu vermeiden,
beim ZDF könne man einfach alles ausstrahlen. Übrigens, sagt Baum, habe beim
Orkan am Sonntag auch das ZDF Schaden genommen. Durch kaputte
Sendeanlagen habe das Programm Marktanteil verloren. Das sei doch ein Thema für
die Saure-Gurken-Zeit. Sorry, Herr Baum!“
Schmuckes Beiwerk des Artikels ist ein Foto Herbert Wandschneiders aus dem
Werbespot mit der Bildunterschrift „´Bereitschaft zum Dialog´ – von wegen. Das ZDF
mag keine Kabarettisten-Werbung auf Kosten des Kanzlers. Schröder sieht ja auch
anders aus.“
Der Tagesspiegel aus Berlin referiert am selben Tag ebenfalls in einer Glosse „Über
die Möglichkeiten, den Bundeskanzler zu verstimmen“ und bezieht sich dabei auf den
Artikel von Raoul Fischer in der gleichen Ausgabe: „So wird man berühmt. Seit seiner
Ausbildung an der Berliner Schauspielschule ´Ernst Busch´ hat Herbert
Wandschneider an vielen Orten und Bühnen gearbeitet, darunter Magdeburg, die
Stuttgarter ´tri-bühne´, das Hessische Landestheater in Marburg und am ´Theater der
Keller´ in Köln, wo er auch als Dozent tätig ist. Kleinere Auftritte bei
Fernsehsendungen, zuletzt in ´Unter uns´ und ´Verbotene Liebe´, runden das Bild
ab. Nun könnte der gebürtige Rostocker mit einem Auftritt einem breiten
Fernsehpublikum und zudem vielen Zeitungslesern bekannt werden. Er spielt in
einem Werbespot der privaten Telefongesellschaft Talkline einen Redner, der in
´staatstragender Form´ eine Neujahrsansprache hält.
In vielen Medien wurde der Coup als ´Kanzlerspot´ verkauft. Dabei fühlt sich
Wandschneider gar nicht als Kabarettist. ´Ich bin Schauspieler und Regisseur´, sagt
der 41-jährige. Demzufolge solle der Spot keine Kanzlerparodie sein, sondern nutze
lediglich das Setting einer Neujahrsansprache. Den Vorwurf der
´Geschmacklosigkeit´, mit dem ZDF-Intendant Dieter Stolte den bereits eingeplanten
Werbespot aus dem Programm gefegt hat, kann er nicht verstehen. ´Ich sitze an
einem Schreibtisch und fordere in einer Rede zu Kommunikation auf – das ist alles.´
Er findet den Spot gut.
Auch der Pressesprecher von Talkline, Thomas Philipp Reiter, reagiert erstaunt auf
die unwirsche Reaktion Stoltes und die Bedenken der ZDF-Juristen, der TV-Spot
verletze die Persönlichkeitsrechte Gerhard Schröders. Wandschneider sitze lediglich
an einem Tisch, auf dem eine Fahne steht. Der Spot solle nur ein einziges Mal,
nämlich in einem Werbeblock vor der Neujahrsansprache des Bundeskanzlers
ausgestrahlt werden. ´Aber wir hatten nie das Ziel, Schröder zu imitieren´, erklärt
Reiter. Die Auskunft sei auf eine mangelhafte Recherche der Nachrichtenagentur
dpa zurückzuführen. ´Die haben plötzlich von einer ´Kanzler-Parodie´ und einem
´Kanzler-Double´ gesprochen´, sagt der Talkline-Sprecher.
Seitens des Kanzleramtes sei noch keine Reaktion gekommen. ´Wir überlegen,
Herrn Schröder den Spot von uns aus zuzuschicken´, sagt Reiter. Dem ZDF geht
jedenfalls ein Geschäft verloren. 250.000 Mark hätte der zweiminütige Spot dem
öffentlich-rechtlichen Sender gebracht. Die Produktionskosten beliefen sich auf noch
einmal 100.000 Mark. Am Dienstag prüfte RTL, ob der Spot im Werbeblock des
Privatsenders ausgestrahlt werden kann. Sagt der Sender zu, wird es für Talkline
günstiger. Auf RTL kostet die Ausstrahlung 158.000 Mark. Selbst wenn RTL
ebenfalls absagen sollte: Reiter ist ´felsenfest davon überzeugt, dass Talkline auf
Sendung gehen wird´“.
 Donnerstag, 30. Dezember 1999
Marburg - Die Oberhessische Presse –Tageszeitung für den Kreis Marburg-
Biedenkopf- freut sich unter der Überschrift: „Früherer Marburger Schauspieler sorgt
mit Werbespot für Wirbel - Den ´falschen Bundeskanzler´, den die Fernsehzuschauer
am Silvesterabend auf RTL in einem Werbespot des Telefonunternehmens Talkline
sehen können, kennt das heimische Theaterpublikum bestens: Herbert
Wandschneider war von 1991 bis 1997 Schauspieler und Regisseur in Marburg.
Auch in der aktuellen Spielzeit inszenierte der mittlerweile in Köln lebende
Wandschneider in Marburg das Stück ´Play Strindberg´.
 Freitag, 31. Dezember 1999 – Silvester
Freiburg i. Br./Köln – Der Fernsehtip der Badischen Zeitung vom 31.12. enthüllt,
welcher Stellenwert dem Talkline-Werbespot mittlerweile beigemessen wird: „Trotz
des außergewöhnlichen Jahreswechsels platziert das Fernsehen auch die
traditionellen Silvester-Sendungen. Bundeskanzler Gerhard Schröder hält seine
Neujahrsansprache zunächst im ZDF (nach der 19-Uhr-´heute´-Ausgabe), dann in
der ARD um 20.05 nach der Kurzausgabe der ´Tagesschau´ mit Dagmar Berghoffs
letztem Auftritt. Die Konkurrenz-Ansprache, der Talkline-Werbespot mit Herbert
Wandschneider, ist bei RTL 2 um 19.20 Uhr und bei RTL fünf Minuten später zu
sehen.“
Im Internet kann man den Werbespot unter www.talkline.de bereits ab 16.00 Uhr als
Video in zwei verschiedenen Dateiformaten herunterladen. Die Besuche („Visits“) im
Pressebereich, wo der Download vorgenommen werden kann, verdreifachen sich
daraufhin!
Die Ausstrahlung der Talkline-Neujahrsansprache wird ein voller Erfolg: 1,83
Millionen Fernsehzuschauer verfolgen den Werbespot ab 19.29 Uhr auf RTL, dazu
noch einmal 600.000 Zuschauer auf RTL 2, wo der Film um 19.17 Uhr startet. Mit der
Talkline-Werbung konnte RTL seinen Marktanteil im Vergleich zur vorangegangenen
Sendung sogar von 9,2 % um 0,3 % auf 9,5 % steigern, RTL 2 steigerte mit dieser
Ausstrahlung seinen Marktanteil sogar von 2,6 % um 0,4 % auf 3,0 %.
2,43 Millionen Menschen verfolgen also den heiß diskutierten Werbespot von
Talkline. Bundeskanzler Gerhard Schröder wollen kurz zuvor um 19.16 Uhr 3,88
Millionen Menschen hören und sehen. Das ZDF verliert dabei im Vergleich zur
unmittelbar vorangegangenen Sendung, der Wettervorhersage, die mit 4,09 Millionen
Zuschauern immerhin noch einen Marktanteil von 20,5 % erreichen konnte, um 0,8 %
auf 19,7 %.
Während bei Talkline auf RTL also 120.000 Menschen zusätzlich eingeschaltet
haben, verliert das ZDF mit Schröder 210.000 Zuschauer (Quelle: AGF/GfK
Fernsehforschung, 3.1.2000).
 Sonnabend, 1.1.2000
Elmshorn – Der „Y 2 K“ ist ausgeblieben – alle Computer funktionieren normal. Und
auch die Neujahrsansprache von Talkline hat funktioniert.

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Wir basteln uns einen Skandal

  • 1. „Wir basteln uns einen Skandal“ (Süddeutsche Zeitung vom 29.12.1999) Talkline und die Neujahrsansprache – wie es wirklich war Von Thomas P. Reiter Elmshorn/Berlin/Mainz/Hamburg – War es eine Kanzlerparodie? War es ein Werbegag? War es geschmacklos? Oder stand hinter all dem eine ausgeklügelte PR-Maschinerie, die eine außer in diesem Jahr sonst zumeist nachrichtenarme Zeit geschickt für kommerzielle Zwecke zu nutzen verstand? Fest steht: in der Zeit, die manche „die zwischen den Jahren“ nennen, gab es in den deutschen Medien kaum mehr als drei Themen, die mit einer gewissen Leidenschaft diskutiert wurden: die Parteispendenaffäre um Altbundeskanzler Kohl, der Orkan über Frankreich sowie der mit dem Begriff „Millennium“ bedachte bevorstehende Jahreswechsel. Dieser war vor allem wegen des vielfach als magisch empfundenen Ziffernwandels von 1999 auf 2000 und daraus resultierenden möglichen elektronischen Fehlfunktionen interessant geworden. Liebgewonnene Gewohnheiten, wie die, dem jeweiligen deutschen Regierungschef am Silvesterabend vor dem Fernsehschirm an den Lippen zu hängen, erschienen da wie ein Fels in der Brandung. Hätte es da nicht den kühnen Plan des Elmshorner Telekommunikationsanbieters Talkline gegeben, der Neujahrsansprache des Bundeskanzlers Gerhard Schröder im ZDF einen eigenen als Werbebotschaft getarnten Aufruf zur „Bereitschaft zum Dialog“ voranzustellen. Unterschiedlich gewichtete Interessen aus Wirtschaft, Politik, Medien und Gesellschaft verließen urplötzlich einen jahrelang wohlgehüteten Konsens und verdichteten sich dabei zu der drohenden Frage: „Darf das sein?“ (Hamburger Morgenpost, 27.12.1999) Der Werbefilm einer Telefonfirma als „Verballhornung“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.12.1999) einer politischen Neujahrsansprache im Fernsehen: „Ist das eine Kanzlerbeleidigung?“ (Express, 29.12.1999) Die Meinungen gingen bei den Journalisten quer durch die Republik weit auseinander – sie reichten von „Geschmacklos“ (Kölnische Rundschau, 28.12.1999) bis hin zu „Das fängt ja gut an, das neue Jahrtausend“ (Der Tagesspiegel, 29.12.1999). Aus PR-Sicht ist dem eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, außer den Fakten.  Im Oktober 1999 Hamburg – Bei der Werbeagentur Heye & Partner entwickeln Stefan Kirchner (Text) und Reinhard Crasemann (Konzept) die Talkline-Werbespots. Hauptdarsteller ist der Kölner Schauspieler Herbert Wandschneider. Eine der Ideen ist inzwischen als „die Talkline-Neujahrsansprache“ bekannt geworden.  Mittwoch, 3. November 1999 Düsseldorf – Die Düsseldorfer Werbefilmgesellschaft Caspari stellt den Werbespot „Die Neujahrsansprache“ fertig. Unter dem Eindruck des nahenden Jahreswechsels und der Regie von Thomas Caspari wurde naheliegenderweise die Atmosphäre einer silvesterlichen Politikeransprache adaptiert. Die BUNTE (5.1.2000) wird später fragen, ob dabei nun wirklich Bundeskanzler Gerhard Schröder parodiert werden sollte. Ernüchternde Realität ist, dass man sich in der Tat die erste Neujahrsansprache des damals noch recht frischen Bundeskanzlers Schröder aus dem Jahre 1998 angesehen, diese aber als allzu langweilig und nichtssagend
  • 2. empfunden hatte. So griff man zur Vorlage auf ältere Ansprachen von Helmut Kohl zurück. Wenn also schon von einem „Kanzler-Werbespot“ (Berliner Morgenpost, Express, Frankfurter Neue Presse, General-Anzeiger, Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau, 28.-30.12.1999) oder „Kanzler-Stil“ (Associated Press, Amberger Nachrichten, Mittelbayerische Zeitung) die Rede sein könnte, dann allerdings weder von einer „Schröder-Parodie“ (Saarbrücker Zeitung, 29.12.1999), noch von einem „doppelten“ (FOCUS, Der Tagesspiegel, Die Welt, 27.12.1999) oder „falschen“ (Hamburger Abendblatt, Hamburger Morgenpost, 27.-30.12.1999) Kanzler Schröder.  Mittwoch, 15. Dezember 1999 Elmshorn – PR-Meeting bei Talkline. Mit der zuständigen PR-Agentur Bönig & Yamaoka diskutiert man die Möglichkeiten, der „Neujahrsansprache“ durch gezielte Maßnahmen höhere Aufmerksamkeit zu verschaffen, als Werbebotschaften normalerweise anheim fällt. Denn dieser Spot ist nicht normal. Er ist außergewöhnlich lang (zwei Minuten) und außergewöhnlich gut platziert (31.12.1999, der letzte Silvesterabend der Neunziger Jahre dieses Jahrtausends, im ZDF unmittelbar vor der Neujahrsansprache des Bundeskanzlers Gerhard Schröder). Die Idee, Herbert Wandschneider in Berlin mit einer schwarzen Limousine vor dem Reichstag vorfahren und den Spot im Rahmen einer Pressekonferenz im Restaurant unter der Reichstagskuppel der Öffentlichkeit vorzustellen, wird leider verworfen. Es wird befürchtet, Wandschneider sei zu unbekannt und könnte daher möglicherweise nicht richtig „funktionieren“. Zu Unrecht, wie sich im Nachhinein herausstellt: Wandschneider „funktioniert“, wenn auch anders.  Mittwoch, 22. Dezember 1999 Wiesbaden - Die Media-Agentur HMS Carat bucht einen ebenso teuren wie prominenten Sendeplatz im ZDF: 31.12., Silvester, in der Werbeinsel zwischen den „heute“-Nachrichten und dem Wetter. Dort soll als einzige Werbung die Neujahrsansprache von Talkline laufen, nach dem Wetter dann die des Bundeskanzlers. An diesem Tag wird auch dem ZDF-Werbefernsehen in Mainz eine Kopie des Spots übergeben.  Donnerstag, 23. Dezember 1999 Hamburg – 100 VHS-Videokassetten mit dem Talkline-Werbespot werden von der Hamburger PR-Agentur aus an ausgewählte Redaktionen versandt. Sie werden jeweils mit einem Anschreiben einer imaginären „Behörde für Kommunikation“ und der Bitte, in der „Berichterstattung auf diese wichtige Fernsehsendung hinzuweisen“. Die Kassetten befinden sich in einer bürokratisch anmutenden, mausgrauen Umlaufmappe mit dem Hinweis „streng vertraulich – sofort weiterleiten!“  Freitag, 24. Dezember 1999 – Heiligabend München – Das Nachrichtenmagazin FOCUS wird in seiner am folgenden Montag erscheinenden Ausgabe darüber berichten, dass Herbert Wandschneider „vor dem Bundeskanzler im TV“ eine Neujahrsrede halten wird und kündigt dies in einer Agenturmeldung vorab an. Neben einem Screen-Shot aus dem Werbefilm wird erläutert, was die Fernsehzuschauer am Silvesterabend erwartet: „Ähnlich wie der Kanzler sitzt der Kölner Kabarettist am Schreibtisch und appelliert mit staatsmännischen Worten an die ´Bereitschaft zum Dialog´. Statt Deutschland- Flagge prangt neben ihm eine Fahne von ´Talkline´. Die Elmshorner Telefonfirma schaltete den zweiminütigen Werbespot im ZDF vor Schröders Ansprache – zum
  • 3. Preis von 250 000 Mark. ´Talkline´-Sprecher Thomas Reiter: ´Wir bereichern das Programm mit einer kurzweiligen Neujahrsrede.´“  Sonnabend, 25. Dezember 1999 – 1. Weihnachtsfeiertag Hamburg – DPA greift die FOCUS-Mitteilung auf und spricht dabei erstmals fälschlich von einem „Kanzler-Double“.  Sonntag, 26. Dezember 1999 – 2. Weihnachtsfeiertag Elmshorn – Bei der Talkline-Pressestelle laufen erste Rückfragen zum Spot und den sich damit beschäftigenden Meldungen auf. Besonders in Köln, der Heimat Wandschneiders, interessiert man sich plötzlich für die Talkline-PR.  Montag, 27. Dezember 1999 Berlin – An diesem Tag überschlagen sich die Ereignisse. Der FOCUS erscheint – und viele andere Printtitel mit einem großen Thema auf den TV- und Medienseiten: die Neujahrsansprache von Talkline. Aufgrund des großen Interesses versendet DPA ein aus dem Werbefilm abfotografiertes Agenturbild über die Ticker. Die Hamburger Morgenpost sorgt sich, dass „schon wieder ein ´Doppelgänger´“ Bundeskanzler Gerhard Schröder „durch den Kakao ziehen will – diesmal sogar im öffentlich- rechtlichen ZDF.“ Deren Sprecher Philipp Baum behauptet gar, der Spot liege dem Sender noch gar nicht vor. „Wenn der Inhalt ehrverletzend ist oder gegen den guten Geschmack verstößt, wird er nicht gesendet“, droht er. Im Tagesspiegel aus Berlin gibt er sich etwas milder: „Grundsätzlich fällt das unter die Werbefreiheit, für die das ZDF nicht zuständig ist.“ ZDF-Insider berichten jedoch andererseits, dass sich Intendant Professor Dr. h.c. Dieter Stolte aufgrund der widersprüchlichen Agenturmeldungen bereits eine Kopie des Spots per Kurier in seinen Urlaubsort habe liefern lassen. Ergebnis, so der ZDF-Mitarbeiter: „Stolte tobt!“ Auch die Talkline- Unternehmenskommunikation schickt einen Kurier mit einer weiteren VHS-Kassette mit der Neujahrsansprache an die ZDF-Pressestelle in Mainz, damit auch Philipp Baum sich noch vor Mittag ein Bild von den Inhalten machen kann. Vergebens: der Justitiar des Zweiten Deutschen Fernsehens, Professor Dr. Carl-Eugen Eberle, hat bereits eine juristische Formel für die Ablehnung des Werbespots erarbeitet. Er äußert gegenüber dem Leiter des ZDF-Werbefernsehens, Wolfgang Köhler, „persönlichkeitsrechtliche Bedenken“, da man sich zwar mit der Person des Bundeskanzlers und seiner Politik auch in Form einer Persiflage auseinandersetzen dürfe, „für den rein kommerziellen Bereich“ stehe ihm jedoch selbst als Person der absoluten Zeitgeschichte ein Verbotsrecht zu. So soll also im ZDF „nichts als der wahre Schröder“ (Hamburger Abendblatt, 28.12.1999) laufen, denn, so Stolte wörtlich, seine Anstalt sei „für Geschmacklosigkeiten und PR-Effekte auf Kosten dieses Amtes nicht zu haben“.  Dienstag, 28. Dezember 1999 Bonn - Auf Anfrage der Tageszeitung DIE WELT (28.12.1999) weist Talkline- Pressesprecher Thomas Philipp Reiter noch einmal nachdrücklich darauf hin, „Wandschneider solle in dem Spot keineswegs den Kanzler imitieren, sondern lediglich ´eine staatsmännische Anmutung bieten´ und ´eine bessere Neujahrsansprache als Schröder halten´. Die Äußerung Reiters, man könne bei Talkline die Rechtsauffassung Eberles, die Werbung verletze die Persönlichkeitsrechte des Bundeskanzlers, nicht teilen, wird in dem Artikel überspitzt zu: „Angesichts der Ablehnung der Ausstrahlung durch das ZDF kündigte Reiter
  • 4. juristische Schritte gegen den Mainzer Sender an.“ Das vermutete Konfliktpotential wiederum wird von DPA begierig aufgegriffen und weiterverbreitet, dabei ist man bei Talkline zu diesem Zeitpunkt längst dabei, einfach einen anderen Sendeplatz im Silvester-Abendprogramm zu buchen – im Privatfernsehen. Dem gebührenfinanzierten ZDF entgehen somit gerade 250.000 DM Werbeeinnahmen. In Bonn veranstaltet Talkline eine Pressekonferenz mit Schauspieler Herbert Wandschneider und Pressesprecher Thomas P. Reiter. Presseagenturen, Tageszeitungen und Radiosender nutzen die Möglichkeit, erstmals mit dem Hauptakteur zu sprechen. Alle Versuche einzelner Journalisten, ihn wenigstens jetzt zu einer Kanzlerparodie zu überreden, sind zum Scheitern verurteilt. Wandschneider ist beharrlich: „Der Spot ist weder eine Kanzlerparodie, noch versuche ich, Schröder zu imitieren oder aufs Korn zu nehmen“, zitiert ihn die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Ausgabe vom 29.12.1999. Und weiter: „Der Werbefilm benutze vielmehr nur die ´staatstragende´ Form einer Neujahrsansprache, ´das Strenge, Ehrliche und Gute wollende, um die Talkline-Botschaft herüberzubringen´“.  Mittwoch, 29. Dezember 1999 „Umstrittener Spot im RTL?“ fragt BILD, die sich am 29.12.1999 nun schon am zweiten Tag in Folge auf ihrer Titelseite mit dem Talkline-Spot beschäftigt. Im Laufe des Tages steht fest: RTL und RTL 2 werden den „vom ZDF abgelehnten Kanzler- Werbespot der Telefongesellschaft Talkline zeigen“ (DIE WELT, 30.12.1999). Dort ist man „Bereit zum Dialog“ (Der Tagesspiegel, 30.12.1999). Sie zitiert: „Reiter betonte, man habe mit dem Spot weder der Person noch dem Amt des Bundeskanzlers Schaden zufügen wollen. Dafür sei der Film ´auf sympathische Art viel zu harmlos´. Mit RTL und RTL 2 habe man Privatsender gefunden, in deren Umfeld sich der humorvoll produzierte Werbespot ´hervorragend platzieren´ ließe.“ Die Rhein-Neckar- Zeitung aus Heidelberg ergänzt (wie alle anderen, die eine entsprechende DPA- Meldung aufgreifen, so z.B. die Berliner Zeitung, Bonner General-Anzeiger, Braunschweiger-/Salzgitter-Zeitung/Wolfsburger Nachrichten, Frankfurter Neue Presse, Fränkischer Tag in Bamberg, Hannoversche Allgemeine Zeitung, Neue Westfälische aus Bielefeld, Remscheider General-Anzeiger, Rheinischer Merkur, Ruhr-Nachrichten aus Bottrop, Schwäbische Zeitung aus Ulm, Westdeutsche Zeitung aus Düsseldorf, STERN Online): „Für die Telefonfirma fällt der Umweg über RTL auch preiswerter aus: Zwei Minuten Sendezeit im Silvester-Vorabendprogramm gegen 19.20 Uhr kosten dort 158.000 Mark, bei RTL 2 32.000 Mark.“ In der Süddeutschen Zeitung aus München erscheint eine pointierte Glosse, der die Überschrift entlehnt wurde: „Wir basteln uns einen Skandal – Das ZDF lehnt einen Talkline-Spot ab, und die Firma freut sich“. Stefan Niggemeier schreibt dort: „Thomas Reiter ist total empört. Das gehört zu seinem Job. Reiter arbeitet bei der PR-Agentur Bönig & Yamaoka, und wenn die für die Telefonfirma Talkline nicht genug Empörung produziert, könnten Beobachter alles womöglich für heiße Luft halten. Was ist passiert? Das ZDF weigert sich, einen Talkline-Spot auszustrahlen. Deren Agentur Heye & Partner hatte die Idee einer Parodie auf die Neujahrsansprache des Kanzlers, ausgestrahlt direkt vor der echten: Zwei Minuten lang sitzt ein Kabarettist vor einer Bücherwand und appelliert an die ´Bereitschaft zum Dialog´. Am Montag, sagt ZDF-Sprecher Philipp Baum, sei das Band eingetroffen und wie üblich geprüft worden. Der Justiziar befand, der Spot dürfe nicht ausgestrahlt werden. Er sei irreführend, weil er sich als Teil des Programmes ausgebe, und verletze die Persönlichkeitsrechte Schröders. Für Talkline ist die Absage kein Grund zur Trauer, denn Talkline hat ja Thomas Reiter, und der kann jetzt viel mehr Aufmerksamkeit erzeugen, als es der Film
  • 5. geschafft hätte. Er erklärt, die Ablehnung sei ´ein einmaliger Vorgang in der Geschichte des Werbefernsehens´. Klingt nach Skandal – ist aber falsch. Dass Sender wegen juristischer Bedenken Spots ablehnen, kommt immer wieder vor. Aber nicht aus so läppischen Gründen, sagt Reiter. Und nicht auf Intervention des Intendanten. Auf dem Bescheid des Justiziars, der ihm vorliege, seien Boten- Vermerke, die Druck von ganz oben nahelegten. Seine erste Aussage, die Rechtsabteilung der ZDF-Werbung hätte den Spot schon genehmigt, bevor Intendant Stolte eingriff, nimmt er allerdings zurück. Das Papier scheint auch nicht ganz so brisant zu sein: Das ZDF selbst hat es verschickt. Reiter will den Spot nun auf einem ´weniger spießigen´ Sender zeigen lassen: Zu 80 Prozent sei sicher, dass er auf RTL und RTL 2 laufen werde. Das können allerdings weder die Sender noch ihr Vermarkter IP bestätigen. Bis Dienstagabend hatte den Spot dort noch niemand gesehen. Talkline habe erst am Morgen angefragt, ob noch Werbezeit frei sei. Nach positivem Bescheid vereinbarte man, den Spot bis 15 Uhr an die Sender zur Prüfung zu schicken. Die war bis Redaktionsschluß noch nicht abgeschlossen. Bei IP hieß es, Heye & Partner müssten wohl nachbessern und wenigstens ´Dauerwerbesendung´ einblenden. Talkline überlegt nun, trotzdem kurz vor der Schröder-Ansprache im ZDF zu werben und in dem Spot auf RTL zu verweisen. Es ist nicht damit zu rechnen, dass das ZDF das ausstrahlen würde. ZDF-Sprecher Baum bedauert, indirekt den PR-Effekt für Talkline noch gefördert zu haben. Aber es sei wichtig, den Eindruck zu vermeiden, beim ZDF könne man einfach alles ausstrahlen. Übrigens, sagt Baum, habe beim Orkan am Sonntag auch das ZDF Schaden genommen. Durch kaputte Sendeanlagen habe das Programm Marktanteil verloren. Das sei doch ein Thema für die Saure-Gurken-Zeit. Sorry, Herr Baum!“ Schmuckes Beiwerk des Artikels ist ein Foto Herbert Wandschneiders aus dem Werbespot mit der Bildunterschrift „´Bereitschaft zum Dialog´ – von wegen. Das ZDF mag keine Kabarettisten-Werbung auf Kosten des Kanzlers. Schröder sieht ja auch anders aus.“ Der Tagesspiegel aus Berlin referiert am selben Tag ebenfalls in einer Glosse „Über die Möglichkeiten, den Bundeskanzler zu verstimmen“ und bezieht sich dabei auf den Artikel von Raoul Fischer in der gleichen Ausgabe: „So wird man berühmt. Seit seiner Ausbildung an der Berliner Schauspielschule ´Ernst Busch´ hat Herbert Wandschneider an vielen Orten und Bühnen gearbeitet, darunter Magdeburg, die Stuttgarter ´tri-bühne´, das Hessische Landestheater in Marburg und am ´Theater der Keller´ in Köln, wo er auch als Dozent tätig ist. Kleinere Auftritte bei Fernsehsendungen, zuletzt in ´Unter uns´ und ´Verbotene Liebe´, runden das Bild ab. Nun könnte der gebürtige Rostocker mit einem Auftritt einem breiten Fernsehpublikum und zudem vielen Zeitungslesern bekannt werden. Er spielt in einem Werbespot der privaten Telefongesellschaft Talkline einen Redner, der in ´staatstragender Form´ eine Neujahrsansprache hält. In vielen Medien wurde der Coup als ´Kanzlerspot´ verkauft. Dabei fühlt sich Wandschneider gar nicht als Kabarettist. ´Ich bin Schauspieler und Regisseur´, sagt der 41-jährige. Demzufolge solle der Spot keine Kanzlerparodie sein, sondern nutze lediglich das Setting einer Neujahrsansprache. Den Vorwurf der ´Geschmacklosigkeit´, mit dem ZDF-Intendant Dieter Stolte den bereits eingeplanten Werbespot aus dem Programm gefegt hat, kann er nicht verstehen. ´Ich sitze an einem Schreibtisch und fordere in einer Rede zu Kommunikation auf – das ist alles.´ Er findet den Spot gut. Auch der Pressesprecher von Talkline, Thomas Philipp Reiter, reagiert erstaunt auf die unwirsche Reaktion Stoltes und die Bedenken der ZDF-Juristen, der TV-Spot
  • 6. verletze die Persönlichkeitsrechte Gerhard Schröders. Wandschneider sitze lediglich an einem Tisch, auf dem eine Fahne steht. Der Spot solle nur ein einziges Mal, nämlich in einem Werbeblock vor der Neujahrsansprache des Bundeskanzlers ausgestrahlt werden. ´Aber wir hatten nie das Ziel, Schröder zu imitieren´, erklärt Reiter. Die Auskunft sei auf eine mangelhafte Recherche der Nachrichtenagentur dpa zurückzuführen. ´Die haben plötzlich von einer ´Kanzler-Parodie´ und einem ´Kanzler-Double´ gesprochen´, sagt der Talkline-Sprecher. Seitens des Kanzleramtes sei noch keine Reaktion gekommen. ´Wir überlegen, Herrn Schröder den Spot von uns aus zuzuschicken´, sagt Reiter. Dem ZDF geht jedenfalls ein Geschäft verloren. 250.000 Mark hätte der zweiminütige Spot dem öffentlich-rechtlichen Sender gebracht. Die Produktionskosten beliefen sich auf noch einmal 100.000 Mark. Am Dienstag prüfte RTL, ob der Spot im Werbeblock des Privatsenders ausgestrahlt werden kann. Sagt der Sender zu, wird es für Talkline günstiger. Auf RTL kostet die Ausstrahlung 158.000 Mark. Selbst wenn RTL ebenfalls absagen sollte: Reiter ist ´felsenfest davon überzeugt, dass Talkline auf Sendung gehen wird´“.  Donnerstag, 30. Dezember 1999 Marburg - Die Oberhessische Presse –Tageszeitung für den Kreis Marburg- Biedenkopf- freut sich unter der Überschrift: „Früherer Marburger Schauspieler sorgt mit Werbespot für Wirbel - Den ´falschen Bundeskanzler´, den die Fernsehzuschauer am Silvesterabend auf RTL in einem Werbespot des Telefonunternehmens Talkline sehen können, kennt das heimische Theaterpublikum bestens: Herbert Wandschneider war von 1991 bis 1997 Schauspieler und Regisseur in Marburg. Auch in der aktuellen Spielzeit inszenierte der mittlerweile in Köln lebende Wandschneider in Marburg das Stück ´Play Strindberg´.  Freitag, 31. Dezember 1999 – Silvester Freiburg i. Br./Köln – Der Fernsehtip der Badischen Zeitung vom 31.12. enthüllt, welcher Stellenwert dem Talkline-Werbespot mittlerweile beigemessen wird: „Trotz des außergewöhnlichen Jahreswechsels platziert das Fernsehen auch die traditionellen Silvester-Sendungen. Bundeskanzler Gerhard Schröder hält seine Neujahrsansprache zunächst im ZDF (nach der 19-Uhr-´heute´-Ausgabe), dann in der ARD um 20.05 nach der Kurzausgabe der ´Tagesschau´ mit Dagmar Berghoffs letztem Auftritt. Die Konkurrenz-Ansprache, der Talkline-Werbespot mit Herbert Wandschneider, ist bei RTL 2 um 19.20 Uhr und bei RTL fünf Minuten später zu sehen.“ Im Internet kann man den Werbespot unter www.talkline.de bereits ab 16.00 Uhr als Video in zwei verschiedenen Dateiformaten herunterladen. Die Besuche („Visits“) im Pressebereich, wo der Download vorgenommen werden kann, verdreifachen sich daraufhin! Die Ausstrahlung der Talkline-Neujahrsansprache wird ein voller Erfolg: 1,83 Millionen Fernsehzuschauer verfolgen den Werbespot ab 19.29 Uhr auf RTL, dazu noch einmal 600.000 Zuschauer auf RTL 2, wo der Film um 19.17 Uhr startet. Mit der Talkline-Werbung konnte RTL seinen Marktanteil im Vergleich zur vorangegangenen Sendung sogar von 9,2 % um 0,3 % auf 9,5 % steigern, RTL 2 steigerte mit dieser Ausstrahlung seinen Marktanteil sogar von 2,6 % um 0,4 % auf 3,0 %. 2,43 Millionen Menschen verfolgen also den heiß diskutierten Werbespot von Talkline. Bundeskanzler Gerhard Schröder wollen kurz zuvor um 19.16 Uhr 3,88 Millionen Menschen hören und sehen. Das ZDF verliert dabei im Vergleich zur unmittelbar vorangegangenen Sendung, der Wettervorhersage, die mit 4,09 Millionen
  • 7. Zuschauern immerhin noch einen Marktanteil von 20,5 % erreichen konnte, um 0,8 % auf 19,7 %. Während bei Talkline auf RTL also 120.000 Menschen zusätzlich eingeschaltet haben, verliert das ZDF mit Schröder 210.000 Zuschauer (Quelle: AGF/GfK Fernsehforschung, 3.1.2000).  Sonnabend, 1.1.2000 Elmshorn – Der „Y 2 K“ ist ausgeblieben – alle Computer funktionieren normal. Und auch die Neujahrsansprache von Talkline hat funktioniert.