Search & Web Performance Experte Marc Duch von der TFT erläutert, warum die Performance von mobilen Webseiten, besonders im M-Commerce, von zentraler Bedeutung ist.
Usability vs. User Experience vs. CRO - warum eigentlich nicht miteinander?
Wenn´s mobil mal wieder länger dauert Mobile Business 11.2012
1. [ mobile market ]
Lange Ladezeiten und abstürzende Bestellvorgänge stellen mobile Nutzer vor Geduldsproben.
Oder anders gesagt: Wer mobil surft, muss häufig Zeit mitbringen. Dabei ist die Performance von mobilen
Webseiten, besonders im M-Commerce, von zentraler Bedeutung.
Wenn´s mobil mal wieder
länger dauert ...
U
m Performanceprobleme einer
mobilen Webseite oder eines
Onlineshops zu verstehen, ist es
wichtig, den gesamten Weg der Daten zu AUSGABE 11|2012
betrachten. Sämtliche Webseiten wer-
den in Rechenzentren betrieben. Die dortigen Infra-
strukturen verarbeiten die Aktionen der Nutzer, wie
z.B. das Hinzufügen von Elementen in einen Waren-
korb. Die Rechenzentren (RZ) sind über Backbones* Einen Stolperstein mobiler Verbindungen per 3G stellen lange
mit den RZ der großen Internet-Service-Provider Latenzzeiten (A) dar. Vor dem Abruf der Daten von einem
(ISP) verbunden. Von dort wird über die Infrastruk- Webserver muss vom Endgerät eine Verbindung zum Ser-
tur der ISP die Verbindung zum End-User – entwe- ver aufgebaut werden. Bei mobilen Verbindungen (3G) dau-
der per DSL stationär und kabelgebunden oder über ert dies länger als bei stationären Anschlüssen, was zur Folge
die Mobilfunknetze (3G) – hergestellt. hat, dass Nutzer länger warten müssen, bis ihre gewünschte
Seite angezeigt wird. Ähnlich geduldig müssen Nutzer auch
Entlang dieses Weges lauern verschiedene Problem- bei einer niedrigen Downloadgeschwindigkeit (B) sein. Die
felder, die sich negativ auf die mobile Performance Ursache dafür kann zum einen in einer schlechten Verbindung,
auswirken können. Um sie identifizieren zu können, z.B. in Gebäuden, liegen. Zum anderen drosseln Mobilfunk-
genügt es jedoch nicht, lediglich die Geschwindig- provider in der Regel die Geschwindigkeit (C), wenn die zur
keit im Rechenzentrum zu prüfen. Denn was nützt Verfügung stehenden Datenpakete aufgebraucht sind. Zudem
die vermeintliche Sicherheit, dass alle Systeme lau- kann es – gerade bei mobilen Verbindungen – auch zu einem
fen und die Daten performant das Rechenzentrum vollständigen Verbindungsabbruch (D) kommen, wie z.B. in
verlassen, wenn ein kaufbereiter Mobilnutzer im Zügen oder Tunneln. Mobile Webseiten müssen entsprechend
entscheidenden Moment seine geplante (Kauf-) reagieren, indem sie etwa das erneute Absenden einer Bestel-
Aktion nicht beenden kann? lung ermöglichen.
*Backbone
Bei größeren Vernetzungen mit mehreren Netzwerkstrukturen ist unter
Umständen eine gesonderte Infrastruktur zum Informationsaustausch
zwischen den Netzen und Systemen zu schaffen. Das Backbone-Netz bildet
eine solche Infrastruktur. Es ist ein Hochleistungsnetz, das den Anschluss
einer Vielzahl von territorial verteilten Endgeräten, Endgeräte-Clustern oder
lokalen Subnetzen erlaubt. Quelle: itwissen.info
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2. [ mobile market ]
5 Tipps zur Optimierung von mobilen Webseiten
1.) Das Seitengewicht der mobilen Webseite sollte verringert und der Cache optimiert werden, insbe-
Unabhängig von der Verbindung sondere für Folgeaufrufe innerhalb einer Webseite. Für mobile Webseiten ist es besonders wichtig,
(3G oder WIFI) kann sich auch dass pro Aktion so wenig Daten wie möglich über das Netzwerk übertragen werden.
ein kleiner Cachespeicher (E) Als Richtgröße für einen mobilen Shop sind weniger als 200 kb für die Homepage und weniger
als 50 kb für die Folgeseiten empfehlenswert.
negativ auf die Ladezeit auswir-
ken. Bei Smartphones ist der zur 2.) Redirects auf mobile Landingpages (www.example.com) sollten cachebar gemacht werden, um
Verfügung stehende Arbeitsspei- unnötige Serveraufrufe zu vermeiden.
cher knapp. Den Browsern steht
entsprechend weniger Platz zum 3.) Das Browser-Rendering sollte optimiert werden, z.B. durch Nutzung von Touch-Events anstatt von
Zwischenspeichern von Websei- Onclick-Events. Dadurch reagiert der Onlineshop weniger träge auf die Berührungen der Nutzer.
tenelementen zur Verfügung als
auf Desktoprechnern. Das kann 4.) Falls Google Analytics im Einsatz ist, sollte der Report „Website-Geschwindigkeit” genutzt und
bedeuten, dass viele Webseiten- unter erweiterte Segmente „Zugriffe von mobilen Geräten” ausgewählt werden. Falls die Ladezeit
im Vergleich zu „allen Besuchern” deutlich langsamer ist, könnte man Handlungsbedarf ableiten.
aufrufe – trotz gut konfigurier-
tem Caching – komplett vom Ser- 5.) Die Performance der Webseite und der geschäftskritischen Prozesse (z.B. ein kompletter Einkaufs-
ver übertragen werden müssen, vorgang) sollte regelmäßig aus End-User-Perspektive geprüft werden. Nur so kann sichergestellt
mit entsprechender Auswirkung werden, dass Optimierungsbemühungen auch beim Kunden ankommen.
auf die Ladezeit. Mitunter kann
dadurch Zeit für die Ausführung
von Javascript Code (F) verlo-
ren gehen, weil kein speziell opti-
mierter Code für die mobile Web-
seite verwendet wurde. Die Berechnung von Javascript kann verbindung oder an einem Problem beim Webseiten-
das Darstellen der Seite bis zum Abschluss der Berechnung betreiber liegt. Trotzdem wird die Problemursache
vollständig verhindern. in der Regel dem Webseitenbetreiber zugeordnet.
Im schlechtesten Fall versuchen sie ihr Glück auf
Kontinuierliches Monitoring anderen Webseiten oder Onlineshops. Ein kontinu-
ierliches Monitoring aus Sicht des End-Users, das
Nutzer können häufig nicht erkennen, ob eine abgebrochene etwa Tomorrow Focus Technology (TFT) anbietet, ist
Kaufaktion an der gerade schlechten oder verlorenen Internet- eine Möglichkeit, diesem Risiko vorzubeugen.
Marc Duch
(E,F)
Mobile Problemfelder
(A,B,C,D,E,F)
(Rechenzentrum) (Internet)
Quelle: TFT
A: Latenz D: Verbindungsabbruch
B: Downloadgeschwindigkeit E: Cachegröße
C: Drosselung F: Javascript Performance
(A,B,C,D)
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