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Wo sich Ich und Du berühren
Murmelrunde
Wofür brauchen wir Eurer Einschätzung nach den Gedanken, die Idee eines „Ichs“? Ca. 10
Minuten.



Sprachliche Annäherung an das „ich“-
Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (nach Pfeifer)

Quelle: http://woerterbuchnetz.de/DWB/?bookref=10,2017,36


„Ich“

„I. Formen und Verwandtschaft

a) […] goth. sg. ïk, meina, mis, mik. dual. vit, (ugkara?), ugkis, ugkis und ugk. pl. veis,
                                                                                                    1
unsara, unsis und uns, unsis und uns.

ahd. sg. ih, mîn, mir, mih. dual. (uuiz?) unker, (unk? unk?). pl. uuîr, uuir, uuer, unsar, uns,
unsih.

mhd. sg. ich, mîn und mînes, mir, mich. pl. wir, unser, uns, uns und unsich. […]

[…]

e) was die verwandtschaft von ich betrift, so entspricht ihm sskr. ahám, altpers. adam,
zend. azem, gr. ἐγώ, ἐγών, lat. ego, lit. asz, kslav. azŭ, armen. es. […]

II. Gebrauch.

1) in allen lagen die erste person singularis, den welcher redet, meinend, begleitet ich in
der regel die verbalform, während im frühgermanischen, ganz wie im griechischen,
lateinischen und in den urverwandten sprachen überhaupt der redende durch die
verbalflexion selbst hinreichend bezeichnet war und das pronomen nur zu besonderem
nachdruck, dann aber mit um so stärkerer wirkung beigefügt wurde. ungetrübt hat diese
ausdrucksweise innerhalb der germanischen sprachen nur im gothischen sich erhalten. […]



WandelBarCamp                                  28.-30. September 2012             Marga Biebeler
Session: Ich und Du                                   Frauenfeld             www.margabiebeler.de
4) schon goth. trat silba dem persönlichen pronomen verstärkend zu: ik silba. 2 Korinth.
10, 1; ebenso ahd. ih selbo (Graff 6, 197); mhd. ich selbe, selber und nhd. ich selbs,
selbst, selber […]“

Kommentar:

       Es gab Zeiten, in denen es keine Worte für so etwas wie „Ich“ gab.
       Es gab Zeiten und gibt vielleicht auch heute noch Sprachen, in denen es mehrere
        Worte für „Ich“ gibt - auch Sprachformen, bei denen das „Ich“ gar nicht genannt
        werden muss, und dennoch klar ist, wer etwas tut oder sagt.
       Es gibt offenbar Anlässe, da reicht das „Ich“ nicht, da gibt es so etwas wie ein „Ich
        Selbst“.



Grundmodelle von Ich und Du in der Philosophie
Autoren:

       Antike und Mittelalter: Das Ich hat noch keine spezifische Bedeutung, es wird
        nicht eigens untersucht.                                                                  2
       Das Ich wird erst mit der neuzeitlichen Erkenntnistheorie und Metaphysik
        wichtig.
       Descartes: Ich als alleiniger Ort von Bewusstsein, als immaterielle Substanz,
        ontologisch verschieden von der materiellen Welt (hat eine andere Seinsweise).
        Das Ich kann daran zweifeln, was es denkt, aber nicht daran, dass es selbst es ist,
        das zweifelt. Das „Denken des Zweifelns“ versichert dem Ich, dass es existiert.
       Locke: Ich ist bewusst denkendes Wesen, woraus es besteht ist uninteressant.
        Wichtig ist das Ich als ein sich durchhaltendes Identitätsbewusstsein, das den
        Menschen zu einer für seine Handlungen verantwortbare Person macht.
       Ich-Konzeptionen von Hume, Kant, Fichte, Husserl, Sprachanalytische
        Philosophie, …
       Fichte: „Der Begriff des Du entsteht aus der Vereinigung des Es und des Ich“ – im
        Du drückt sich die Fähigkeit des Menschen aus, als kommunikatives Wesen ein
        Teil „des Anderen“ zu sein/werden.
       Dialogphilosophie/Martin Buber: „Es gibt kein Ich an sich, sondern nur das Ich
        des Grundworts Ich-Du und das Ich des Grundworts Ich-Es.“
        Das „dialogische Prinzip“ besagt, dass das Ich nur durch die Beziehung, als ein
        Ich gegenüber einem anderen Ich, einem Du, überhaupt ein Ich sein kann. -> Wer

WandelBarCamp                          28.-30. September 2012                   Marga Biebeler
Session: Ich und Du                           Frauenfeld                   www.margabiebeler.de
nicht Du sagen kann, kann auch nicht Ich sagen.
           Religiöse Bedeutung des Du: „In jedem Du reden wir das Ewige an“. Das Du ist
           dabei aber nicht außerhalb der Welt, sondern in ihr und ihren Dingen. Nicht Wissen
           und Erkenntnis sind die Grundlage und Grundbeziehung des Menschen, sondern
           verwirklichter Dialog und verwirklichte Begegnung.


     Probleme:
          Materielles – Immaterielles, bzw. Körper – Seele
          Erkennen: Welche Rolle spielt das Ich beim Denken?
          Das Ich als in seinen Handlungen geöffnet für und verantwortlich bezogen auf ein
           Gegenüber/Du, Objekt <-> oder in Egoismus und Solipsismus
          Ist die Beziehung zu einem Menschen etwas grundsätzlich Verschiedenes zu der
           Beziehung mit irgendeinem anderen Wesen oder Ding?
          Gibt es unterschiedliche Weisen des Ich-Seins? Ego? Selbst?
          Was haben das Ich und das Du mit dem Mensch-Sein oder –Werden zu tun?


Martin Buber (1878–1965) und Byung-Chul Han (*1959)                                                                         3
Quellen:

     1.    Martin Buber, Ich und Du. 13. Aufl., Gerlingen, Schneider, 1997. (1923 Ersterscheinung)
     2.    Byung-Chul Han, Philosophie des Zen-Buddhismus. Stuttgart, Reclam, 2002.


Fragen als Lesehilfe

          Was ist den Autoren besonders wichtig?
          Wogegen wenden sie sich?
          Was sagen sie?
          Wie begründen sie es?

-> Wenn ihr mal ganz anderer Ansicht seid, dann versucht, Euch in den Autor
hineinzuversetzen, und überlegt Euch, was er auf Eure Beiträge antworten würde.


Austausch im Plenum

Schlussrunde mit Blitzlicht


WandelBarCamp                                       28.-30. September 2012                                Marga Biebeler
Session: Ich und Du                                        Frauenfeld                                www.margabiebeler.de

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WBC12 Philosophische Session - Ich und Du

  • 1. Wo sich Ich und Du berühren Murmelrunde Wofür brauchen wir Eurer Einschätzung nach den Gedanken, die Idee eines „Ichs“? Ca. 10 Minuten. Sprachliche Annäherung an das „ich“- Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (nach Pfeifer) Quelle: http://woerterbuchnetz.de/DWB/?bookref=10,2017,36 „Ich“ „I. Formen und Verwandtschaft a) […] goth. sg. ïk, meina, mis, mik. dual. vit, (ugkara?), ugkis, ugkis und ugk. pl. veis, 1 unsara, unsis und uns, unsis und uns. ahd. sg. ih, mîn, mir, mih. dual. (uuiz?) unker, (unk? unk?). pl. uuîr, uuir, uuer, unsar, uns, unsih. mhd. sg. ich, mîn und mînes, mir, mich. pl. wir, unser, uns, uns und unsich. […] […] e) was die verwandtschaft von ich betrift, so entspricht ihm sskr. ahám, altpers. adam, zend. azem, gr. ἐγώ, ἐγών, lat. ego, lit. asz, kslav. azŭ, armen. es. […] II. Gebrauch. 1) in allen lagen die erste person singularis, den welcher redet, meinend, begleitet ich in der regel die verbalform, während im frühgermanischen, ganz wie im griechischen, lateinischen und in den urverwandten sprachen überhaupt der redende durch die verbalflexion selbst hinreichend bezeichnet war und das pronomen nur zu besonderem nachdruck, dann aber mit um so stärkerer wirkung beigefügt wurde. ungetrübt hat diese ausdrucksweise innerhalb der germanischen sprachen nur im gothischen sich erhalten. […] WandelBarCamp 28.-30. September 2012 Marga Biebeler Session: Ich und Du Frauenfeld www.margabiebeler.de
  • 2. 4) schon goth. trat silba dem persönlichen pronomen verstärkend zu: ik silba. 2 Korinth. 10, 1; ebenso ahd. ih selbo (Graff 6, 197); mhd. ich selbe, selber und nhd. ich selbs, selbst, selber […]“ Kommentar:  Es gab Zeiten, in denen es keine Worte für so etwas wie „Ich“ gab.  Es gab Zeiten und gibt vielleicht auch heute noch Sprachen, in denen es mehrere Worte für „Ich“ gibt - auch Sprachformen, bei denen das „Ich“ gar nicht genannt werden muss, und dennoch klar ist, wer etwas tut oder sagt.  Es gibt offenbar Anlässe, da reicht das „Ich“ nicht, da gibt es so etwas wie ein „Ich Selbst“. Grundmodelle von Ich und Du in der Philosophie Autoren:  Antike und Mittelalter: Das Ich hat noch keine spezifische Bedeutung, es wird nicht eigens untersucht. 2  Das Ich wird erst mit der neuzeitlichen Erkenntnistheorie und Metaphysik wichtig.  Descartes: Ich als alleiniger Ort von Bewusstsein, als immaterielle Substanz, ontologisch verschieden von der materiellen Welt (hat eine andere Seinsweise). Das Ich kann daran zweifeln, was es denkt, aber nicht daran, dass es selbst es ist, das zweifelt. Das „Denken des Zweifelns“ versichert dem Ich, dass es existiert.  Locke: Ich ist bewusst denkendes Wesen, woraus es besteht ist uninteressant. Wichtig ist das Ich als ein sich durchhaltendes Identitätsbewusstsein, das den Menschen zu einer für seine Handlungen verantwortbare Person macht.  Ich-Konzeptionen von Hume, Kant, Fichte, Husserl, Sprachanalytische Philosophie, …  Fichte: „Der Begriff des Du entsteht aus der Vereinigung des Es und des Ich“ – im Du drückt sich die Fähigkeit des Menschen aus, als kommunikatives Wesen ein Teil „des Anderen“ zu sein/werden.  Dialogphilosophie/Martin Buber: „Es gibt kein Ich an sich, sondern nur das Ich des Grundworts Ich-Du und das Ich des Grundworts Ich-Es.“ Das „dialogische Prinzip“ besagt, dass das Ich nur durch die Beziehung, als ein Ich gegenüber einem anderen Ich, einem Du, überhaupt ein Ich sein kann. -> Wer WandelBarCamp 28.-30. September 2012 Marga Biebeler Session: Ich und Du Frauenfeld www.margabiebeler.de
  • 3. nicht Du sagen kann, kann auch nicht Ich sagen. Religiöse Bedeutung des Du: „In jedem Du reden wir das Ewige an“. Das Du ist dabei aber nicht außerhalb der Welt, sondern in ihr und ihren Dingen. Nicht Wissen und Erkenntnis sind die Grundlage und Grundbeziehung des Menschen, sondern verwirklichter Dialog und verwirklichte Begegnung. Probleme:  Materielles – Immaterielles, bzw. Körper – Seele  Erkennen: Welche Rolle spielt das Ich beim Denken?  Das Ich als in seinen Handlungen geöffnet für und verantwortlich bezogen auf ein Gegenüber/Du, Objekt <-> oder in Egoismus und Solipsismus  Ist die Beziehung zu einem Menschen etwas grundsätzlich Verschiedenes zu der Beziehung mit irgendeinem anderen Wesen oder Ding?  Gibt es unterschiedliche Weisen des Ich-Seins? Ego? Selbst?  Was haben das Ich und das Du mit dem Mensch-Sein oder –Werden zu tun? Martin Buber (1878–1965) und Byung-Chul Han (*1959) 3 Quellen: 1. Martin Buber, Ich und Du. 13. Aufl., Gerlingen, Schneider, 1997. (1923 Ersterscheinung) 2. Byung-Chul Han, Philosophie des Zen-Buddhismus. Stuttgart, Reclam, 2002. Fragen als Lesehilfe  Was ist den Autoren besonders wichtig?  Wogegen wenden sie sich?  Was sagen sie?  Wie begründen sie es? -> Wenn ihr mal ganz anderer Ansicht seid, dann versucht, Euch in den Autor hineinzuversetzen, und überlegt Euch, was er auf Eure Beiträge antworten würde. Austausch im Plenum Schlussrunde mit Blitzlicht WandelBarCamp 28.-30. September 2012 Marga Biebeler Session: Ich und Du Frauenfeld www.margabiebeler.de