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CUSTOMER
EXPERIENCE
FORUM 6
Das Magazin
CX-Forum 6, Juni 2012



                                   Seite 4




                                   Starbucks
                                    
                                   Durch Zuhören  
                                    
                                   zum Erfolg
                                    


      Seite 8




      Emotional
       
      Signature®
       
      Berechenbare
       
      Emotionen
       


                        Seite 16




                        Wollen wir ein
                         
                        Spiel spielen?
                         
                        Der etwas andere  
                         
                        Co-Creation Workshop
                         
Editorial



                                                                                                           INHALTSVERZEICHNIS




                                           CX-
                                                                                                           	3	CX-FORUM HOST A1
                                                                                                           	4	 EYNOTE THE ROI OF LISTENING
                                                                                                                K
                                                                                                                TO YOUR CUSTOMERS
                                                                                                           	7	Fallstudie A1  STIMMT
                                                                                                           	8	allstudie BASLER VERSICHERUNGEN
                                                                                                                F
                                                                                                           		  BEYOND PHILOSOPHY
                              Liebe CX-Experten                                                            	9	BLICKWECHSEL Von der Kunst,
                                                                                                           		 Dinge anders zu sehen
                                                                                                           	12	 BLICKWECHSEL Ausstellung «MADE 4 YOU»
                                                                                                           	13	 Fallstudie SWISSCOM
                              Alles bleibt anders beim CX-Forum. Wir oszillieren ja schon seit je          	15	 Fallstudie STIMMT
                              z
                              ­ wischen Konferenz und Un-Conference. In den ersten fünf Ausgaben           	16	 CX–METHODEN
                                                                                                           	18	 Fallstudie SAP
                              h
                              ­ aben die Initianten Swisscom und Stimmt mit der CX-Community               	19	 Initianten SWISSCOM  STIMMT

                              den einzigartigen Stil des Forums erfunden, bei dem sich niemand




                                           Forum
                              z
                              ­ urücklehnen und berieseln lassen kann. «Teilnehmen» hat beim Forum
                              seine ursprüngliche Bedeutung. Und das Motto «Engage, Connect,
                              Share, Experience» gilt auch beim sechsten Forum unverändert.

                              Trotzdem war das jüngste Treffen von engagierten Verfechtern des
                              Kunden­ rlebnisses nicht einfach eine Neuauflage der Foren 1 bis 5 mit
                                      e
                              anderen Fallstudien. Das Forum war schon deshalb etwas Besonderes,




                                           6
                              weil wir uns diesmal in Wien getroffen haben. Das Swisscom BrainGym
                              ist zwar weiterhin die Homebase des CX-Forums, wird aber künftig
CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6




                              nur noch die Herbst-Session beherbergen. Das Frühjahrstreffen wird
                              jeweils von einem anderen CX-begeisterten Unternehmen ausgerichtet.
                              Das Wanderköfferchen, unsere Version des olympischen Feuers, ging
                              diesmal an A1. Die österreichischen Telekommunikations-Profis haben
                              bei der Organisation des ersten Stopps des «CX-Forums auf Reisen»
                              ganze Arbeit geleistet. Vielen Dank dafür (Näheres dazu auf Seite 3).
2




                              Wien war für das CX-Forum nicht einfach ein hübsches Ausweich­                            Um auf dem Lauf
                                                                                                                                          enden zu bleiben
                                                                                                                                                            ,
                                                                                                                                           Videos, Präsen­­
                                                                                                                                                         -
                              quartier. Die Stadt hat schliesslich mit der «Wiener Moderne» eine eigene                 können sämtliche               m
                                                                                                                        ta­ ionen un
                                                                                                                           t        d Impressionen vo
                              Stilrichtung geprägt. Wenn wir uns heute mit Produkt- und Service                         ­ X-­ orum 6 und
                                                                                                                        C F
                                                                                                                                          früheren Foren auf
                                                                                                                                                         en
                                                                                                                         ­ nserer Web seite heruntergelad
                              D
                              ­ esign beschäftigen und alle Kundenkontaktpunkte eines Unternehmens                       u
                                                                                                                         werden:
                                                                                                                                        rum.ch
                              bewusst gestalten, dann steht uns die Idee des alltagstauglichen                             w w w.cx-fo

                              G
                              ­ esamtkunstwerks aus der Zeit des Jugendstils sehr nahe. Der «Blick-
                              wechsel» mit dem Besuch der Ausstellung «MADE 4 YOU – Design für
                              den Wandel» im Museum für angewandte Kunst war dementsprechend
                              ein Höhepunkt (Seite 12).

                              Als weitere Neuerung haben wir diesmal das Programm entzerrt. Die
                              Keynote von Samantha Yarwood von Starbucks bekam so das Gewicht,
                              das sie verdient (Seite 4–5). Inhaltlich hat sich das CX-Forum 6 wieder
                              mit einem Querschnitt von Themen aus dem CX-Bereich auseinander-
                              gesetzt: Was nützt ein perfekt gestalteter Prozess, wenn er von den Mit-
                              arbeitern nicht mit Leben erfüllt wird? Wie lassen sich Emotionen der
                              Kunden messen und in Bezug zu harten Businesszahlen setzen? In den
                                                                                                           Zu guter Letzt noch eine Ankündigung in eigener
                              Fallstudien findet ihr dafür gute Lösungsansätze (S. 7– 8, 13 –15 und 18).   ­ ache: Im November 2009 habe ich zusammen mit
                                                                                                           S
                                                                                                           Helmut Kazmaier das CX-Forum ins Leben gerufen.
                                                                                                           Nach vier Jahren des Aufbaus, unvergesslichen
                              Viel Freude beim Lesen!                                                      Erlebnissen und vielen bereichernden Begegnungen
                                                                                                           m
                                                                                                           ­ ache ich mich nun auf, Neues zu entdecken.
                                                                                                           Ich freue mich, Tiziana Meletta meine Rolle zu über-
                                                                                                           geben – sie wird euch in Zukunft im Namen von
                                                                                                           Swisscom begrüssen und euch mit Rat und Tat zur
                                                                                                           Seite stehen. Es war mir eine Freude, mit euch allen
                                                                                                           zusammen ­ X voranzutreiben und in die Herzen
                                                                                                                       C
                                                                                                           u
                                                                                                           ­ nserer Unter­ ehmen zu tragen!
                                                                                                                         n

                                                                                                           Eure Miriam
                              Miriam Bleuler     Helmut Kazmaier
                              Swisscom           Stimmt                                                       Mehr dazu auf Seite 19
A1
               CX-FORUM HOST: A1




                               A1 will es wissen: Das grösste österreichische
                               Telekommunikationsunternehmen ist die erste
                               Station des CX-Forums auf Reisen!


               CX-Forum Host

Christine Krimmel und Elisabeth Gogg sind die trei-           Helmut                                                         Christine
benden Kräfte bei A1 für das Hosting des CX-Forums 6          Wie verankert ihr bei A1 den Customer Experience Gedanken      Das CX-Forum war für uns ein voller Erfolg. Ich bin stolz, dass
in Wien. Die beiden CX-Forum Initianten Helmut und            im gesamten Unternehmen?                                       das CX-Forum seine erste Tourstation bei A1 gemacht hat und
Miriam haben bei den Drahtzieherinnen und CX-­                                                                               wir die deutschsprachige CX-Community bei uns begrüssen
Enthusiastinnen nachgefragt: Wieso ist A1 davon                 Christine                                                    konnten. Das CX-Forum sehe ich als Quelle der Inspiration. Dies
überzeugt, dass es sich lohnt, den Kunden stärker in            2009 gab es den ersten Customer Experience Design Workshop   bewirkt für alle einen Booster nach vorne. Ich kann nur allen
die Angebotsentwicklung einzubeziehen? Und was                  bei A1, an dem Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen     Unternehmen raten, das CX-Forum bei sich zu begrüssen.
bewegte das Unternehmen dazu, das CX-Forum 6 zu                 von A1 teilnahmen. Die Tools und Methoden von Customer
beherbergen?                                                    Experience Design unterstützen uns dabei, dass wir den Kun- Miriam
                                                                denfokus bei der Entwicklung von Produkten, Services und Wissen vermehrt sich, wenn man es teilt – davon sind wir vom
Miriam                                                          Prozessen nicht verlieren. Customer Experience Design ist CX-Forum überzeugt! A1 hat als erste Station des CX-Forums
Christine, als Leiterin des unternehmensweiten Transformati- ein wesentlicher Faktor, der uns hilft, dass A1 weiterhin die auf Reisen aktiv zum Wissensaustausch und zur Vernetzung
onsprogramms bist du so etwas wie eine Advokatin für sinn- Nummer 1 am österreichischen Markt bleibt.                           der deutschsprachigen CX-Community über die Landesgrenzen
stiftende Kundenerlebnisse und wertschöpfende Angebote bei                                                                      hinaus beigetragen. Im Namen der Initianten Swisscom und
A1. Was hat A1 dazu bewogen, diese Stelle zu schaffen? Welche Miriam                                                            Stimmt – vor allem aber im Namen der CX-Community – herz




                                                                                                                                                                                               CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6
Vorteile verspricht sich euer Unternehmen davon?                Was war auf diesem Weg bisher die grösste Herausforderung lichen Dank dem A1-Team für die tolle Arbeit.
                                                                und wie seid ihr dieser begegnet?                               Das CX-Forum 6 in Wien war grossartig!
Christine                                                                                                                       ­
Nach der Fusion der mobilen und der Festnetz-Welt in Öster- Christine
reich Mitte 2010 und dem Launch der neuen Marke ein Jahr Das Denken zu verändern und konsequent den Kunden ins
später befindet sich A1 noch immer in einem Change-Prozess. Zentrum zu stellen. Hierzu braucht man einen langen Atem,
Ein Teil dieser Veränderung geschieht über eine Definition von viel Geduld, Konsequenz und hohe Überzeugungskraft. Wich-
Prozessen und Produkten aus Kundensicht. Wir sehen CX auch tig sind auch Leuchtturmprojekte, wie zum Beispiel das Projekt
als einen Treiber des Change-Prozesses, da ein bereichsüber- End-to-End-Kundenkommunikation von Elisabeth. Dieses hat
greifendes Arbeiten besonders einend ist. Schaffen wir es, zum Ziel, die Interaktionspunkte aus Sicht des Kunden zu
unseren Kunden gute Erlebnisse zu liefern, zahlt dies direkt in verbessern.




                                                                                                                                                                                               3
deren Loyalität und Zufriedenheit ein.
                                                                Helmut                                                               WERDE EIN HOST!
                                                                                                                                                                 mit deinem
Helmut                                                          Wir Initianten sind überzeugt: Das CX-Forum lebt von der             Möchtest du zusammen
                                                                                                                                                                ste Forum im
                                                                                                                                     Unternehmen das näch
Und wie siehst du das persönlich: Was reizt dich an dieser aktiven Beteiligung der Community. Die Qualität des Aus-
Position? Was möchtest du bewegen?                              tauschs zwischen den Unternehmen und CX-Pionieren hängt
                                                                direkt von ihrem aktiven Beitrag ab. A1 ist der erste Gastgeber      Frühling 2013 hosten?
                                                                                                                                                                 , wieso es sich
Christine                                                       des CX-Forums auf Reisen. Das führt mich zur Frage: Was war          Eine Zusammenfassung
                                                                                                                                                                 hosten, und
Für mich ist es sehr wichtig, dass das Resultat dieses Ver­ eure Motivation, das CX-Forum zu euch nach Wien einzuladen?
                                                                                                                                      lohnt, das CX-Forum zu
                                                                                                                                                  ­
änderungsprozesses nachhaltig ist. Ich will erreichen, dass wir                                                                                                findest du auf
                                                                                                                                      was es dafür braucht,
den Kunden tatsächlich in den Mittelpunkt unserer Überlegun- Elisabeth                                                                                         Download:
gen stellen und dass wir unsere kundenorientierten Konzepte Einerseits schätzen wir den branchen- und länderübergreifen-               unserer Website zum
auch auf den Boden bringen.                                     den Austausch mit der CX-Community. Andererseits wollten               www.cx-forum.ch.
                                                                                                                                                                dir gerne zur
                                                                                                                                       Für Fragen stehen wir
                                                                wir unseren CX-Keyplayern bei A1 die Möglichkeit geben, sich
Miriam                                                          aktiv vor Ort mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Ich glaube,
Elisabeth, du bist als Senior Customer Centricity Manager seit durch das CX-Forum konnten wir nach innen insofern ein                  Verfügung!
Februar im Transformationsprogramm bei Christine. Kannst positives Signal senden, dass es sich lohnt, an den CX-Gedan-
                                                                                                                                       Tiziana  
                                                                                                                                                                com.com
                                                                                                                                        tiziana.meletta@swiss
du uns kurz erklären, welche Aufgaben du übernimmst und ken zu glauben und Durchhaltevermögen bei der Implementie-
welche Kompetenzen du ins Unternehmen mit einbringst?           rung zu zeigen.
                                                                                                                                   +41 79 287 57 94
Elisabeth                                                      Miriam                                                               Helmut
                                                                                                                                                         t.ch
                                                                                                                                    helmut.kazmaier@stimm
Meine Aufgabe ist es, den echten Kunden in das Programm zu Jetzt, nachdem das CX-Forum 6 in Wien stattgefunden hat,
holen, indem wir etwa Tiefeninterviews zu Prozessen durch- bleibt die Frage: Wie war es für euch? Und last but not least,
führen oder Konferenzen mit Kunden und Top-Management würdet ihr anderen Unternehmen empfehlen, ebenfalls das                       +41 79 830 15 97
veranstalten. CX soll nicht nur theoretisches Konzept bleiben. CX-Forum zu beherbergen?
Wir wollen gemeinsam mit relevanten Bereichen die Rahmen-
bedingungen zur Realisierung von CX schaffen.




                                                                                          	
                                                                                            ELISABETH Gogg




                   	
                     CHristine Krimmel
KEYNOTE: THE ROI OF LISTENING TO YOUR CUSTOMERS
                              SAMANTHA YARWOOD, STARBUCKS



                              Vor 40 Jahren wollte Kaffee-Fan Howard Schultz die italienische
                              Kaffeekultur nach Übersee holen. Er nutzte dafür die kleine
                              US-amerikanische Café-Kette «Starbucks» und hatte einen Riesen­
                              erfolg. Die Starbucks-Kaffeekultur schaffte sogar den Re-Import




                                            Key–
                              nach Europa. Doch 2008 riss die Glückssträhne ab. Erst als das
                              Unternehmen wieder begann, Kundenbedürfnisse ernst zu neh-
                              men, «zuzuhören», erholte sich das Geschäft. Starbucks hat heute
                              rund 50’000 Kaffeehäuser in 50 Ländern.


                                         Durch Zuhören

                                              note
                                         		zum Erfolg
CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6




                                                                 Samantha Yarwood ist bei Starbucks Marketing Direc- heissen Kaffee wollten, sondern auch kalte Getränke.» Die
                                                                 tor für die Schweiz und Österreich. Sie ist zuständig europäischen Kunden überraschten mit der Aussage, dass sie
                                                                 für die zwölf Wiener und 50 Schweizer Stores. Seit rund insbesondere im Sommer gerne Eistee statt Kaffee trinken.
                                                                 zehn Jahren gehört sie zum Unternehmen. Dabei ist «Wir haben das Sortiment erweitert, und heute macht Tee 15
                                                                 sie keineswegs ein Fan der ersten Stunde. «Eine Kol- Prozent des Umsatzes aus.» Anderes war tiefer gehend. Die
                                                                 legin aus meinem Büro verbrachte bei Starbucks ihre Kunden wollten nicht einfach nur etwas zu trinken. «Es ist
                                                                 Pausen. Eines Tages hatten wir noch etwas zu bespre- nicht nur Kaffee, den wir verkaufen. Wir verkaufen auch ein
                                                                 chen und ich begleitete sie – und war völlig überfordert Erlebnis», sagt die Marketing-Expertin.
                                                                 mit dem Angebot.» Der Angestellte hinter dem Tresen
                                                                 habe sie gerettet. Geduldig habe er erklärt, welchen Social Media und Rapid Test Stores
                                                                 Kaffee er ihr besonders empfehlen könne. «Ich hatte Inzwischen sind die gröbsten Probleme längst behoben. Ins-
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                                                                 den Eindruck, einen Freund gewonnen zu haben, und besondere in der Schweiz und Österreich funktioniert das
                                                                 den wollte ich nun regelmässig besuchen.» So wie Geschäft mit den aussergewöhnlichen Getränkekreationen
                                                                 S
                                                                 ­ amantha erging es vielen. Starbucks hatte seit den reibungslos. «Als ich vor zwei Jahren hierher kam, lief schon
                                                                 ersten Schritten in Seattle 1971 einen gewaltigen Erfolg – alles gut, aber Raum für Verbesserungen gibt es immer.» Es
                                                                 bis zur Krise. 2008 gingen die Geschäfte plötzlich zu- reiche nicht, auf die Kundenbedürfnisse einzugehen, nachdem
                                                                 rück. Für die heutige Managerin eine logische Sache: der Gast ein Café betreten hat. «Wir müssen diese schon viel
                                                                 «Wir waren vom Erfolg so verwöhnt, dass wir glaubten, früher in Erfahrung bringen, um vorbereitet zu sein. Dabei sind
                                                                 den Kunden sagen zu können, was sie zu kaufen haben. unter anderem soziale Netzwerke wie Facebook sehr nützlich.
                                                                 Diese Arroganz wurde bestraft, der Markt brach zu- Ausserdem lesen wir dort, was die Kunden über uns denken.»
                                                                 sammen.»
                                                                                                                                 Über neue Produkte wird nicht aus dem Bauch heraus entschie-
                                                                 Viele Wege zur Erkenntnis                                       den, sondern auf Faktenbasis. In Wien, in der Deutschschweiz
                                                                 Das Unternehmen engagierte Mystery Shopper, die als anony- und in der Romandie gibt es jeweils einen «Rapid Test Store»,
                                                                 me Kunden auskundschaften sollten, was schieflief. «Dummer- in dem genau beobachtet wird, was in welcher Grösse bestellt
                                                                 weise sprach sich das bald herum, viele wurden enttarnt», so wird. Nur wenn ein Angebot in den Testgeschäften gut läuft,
                                                                 Samantha. Die Resultate waren wertlos. Natürlich habe es wird es flächendeckend eingeführt. Dennoch sind die intensi-
                                                                 immer auch ein paar Kundenbeschwerden gegeben, die sich ven Gespräche mit einzelnen Kunden mit Vorsicht zu geniessen,
                                                                 als sehr hilfreich erwiesen. Aber für zusätzliche Informationen wie beispielsweise die Geschichte des Double Shot gezeigt
                                                                 wählte Starbucks schliesslich den klassischen Weg: Eine hat: «Dieses Getränk wollte wohl nur der eine Kunde, den wir
                                                                 Agentur betrieb Marktforschung. Anschliessend machten sich befragt hatten.» Im Markt hingegen war die Resonanz gering –
                                                                 die Manager auf und nahmen in den Stores selbst in Augen- und der Double Shot wurde schnell wieder aus dem Programm
                                                                 schein, was die Kunden erleben. Sie sprachen mit Mitarbeitern genommen.
                                                                 und hörten sich deren Einschätzung der Probleme an. Und
                                                                 schliesslich überprüften sie all diese Erkenntnisse im Gespräch Aufgrund des Rapid Test Store Verfahrens kann man ziemlich
                                                                 mit Kunden-Fokusgruppen. Loyale Kunden erklärten an soge- sicher voraussagen, ob ein Produkt wie zum Beispiel der Banana
                                                                 nannten «Customer Round Tables», warum sie immer wieder Java Chip Crème Frappuccino ankommen wird. Und wenn die-
                                                                 zu Starbucks kommen. So wurde bald klar, dass die Customer ser immer gesünder wird, beruht dies auch auf der Beobach-
                                                                 Experience nicht in jedem Store gleich war. Ausserdem gab tung von Kundenbedürfnissen. «Früher war der Frappuccino
                                                                 es tatsächlich Kunden, die offen sagten, dass der Starbucks eine echte Kalorienbombe», erzählt Samantha. «Aber dann
                                                                 Kaffee keinesfalls immer der beste sei. Die Standards stimmten haben wir am Absatz von laktosefreier Milch oder Sojamilch
                                                                 also nicht jederzeit. Über CRM-Daten oder durch Vermittlung gemerkt, dass unsere Gäste immer gesundheitsbewusster
                                                                 von Storemanagern bekamen die Forscher auch Kontakt zu werden – also haben wir den Frappuccino entschlackt und
                                                                 ehemaligen Kunden. Deren Aussagen, warum sie zur Konkur- bieten ihn nun auch in einer Light-Version an.»
                                                                 renz abgewandert sind, waren besonders wertvoll. «Das Feed-
                                                                 back der Kunden ist in die Strategie eingeflossen», erzählt die Der Wunsch nach einem Loyalitätsprogramm kam ebenfalls
                                                                 Kanadierin. «Wir haben die Kunden wieder eingeladen und aus der Kundengruppe. Entsprechend gibt es jetzt eine perso-
                                                                 ihnen erzählt, was aus ihren Anregungen geworden ist. Man- nalisierte Starbucks-Karte mit Bezahlfunktion und Vorteilen
                                                                 che Erkenntnisse sind vom heutigen Standpunkt aus geradezu für Stammkunden. Auch die Stempelkarten, die Gästen nach
                                                                 trivial. Wir fanden zum Beispiel heraus, dass Kunden nicht nur zehn Einkäufen ein Freigetränk verschaffen, seien sehr gefragt,
Notizen einmal anders:
                  Die CX-Forum Teilnehmer glänzen mit Kreativität




                                                                                                                                 	 AMANTHA YARWOOD beeindruckte
                                                                                                                                   S
                                                                                                                                   mit ihrer authentischen Präsentation ohne
berichtet Samantha. Intern sind die Mitarbeiter gut zu moti- Arbeit umfasst nicht nur das. Es geht im Wesentlichen um              Slides.
vieren, wenn sie Kundenanregungen umsetzen. Kommt eine zwischenmenschliche Beziehungen.» Deshalb ist es konse-
Idee aus dem Management, ist es schwieriger. So hätten etwa quent, wenn derzeit in den Filialen der Name des Kunden auf
alle skeptisch reagiert, als sie den Namen des Kunden erfragen die Tasse geschrieben wird. Damit ist nicht nur sichergestellt,




                                                                                                                                                                               CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6
und auf die Tasse schreiben sollten, erinnert sich die Marke- dass der laktosefreie Caramel Macchiato von Tom nicht mit
ting-Direktorin. «Das klappt nicht bei uns» und «Das wollen dem extrasahnigen White Caffé Mocha von Tim verwechselt
weder Kunden noch Mitarbeiter», habe es geheissen. Ein wird. Durch die Frage nach dem Namen nehmen der Starbucks-
Versuch in den drei Test-Stores bewies aber: Die Kunden ­waren Angestellte und der Gast eine Beziehung auf. Mit Glück dauert
angenehm überrascht, ihre Loyalität wuchs messbar und die sie länger als nur ein paar Minuten. Auch Samantha Yarwood
Mitarbeiter waren zufrieden. «Es ist allerdings immer wieder ist ja wegen des netten Angestellten vor fast zehn Jahren bei
eine Herausforderung, für ungewöhnliche Ideen Enthusiasmus Starbucks hängen geblieben.
zu schaffen.»

Starbucks ist eine globale Marke. Überall auf der Welt soll man
sich in den Stores wie zu Hause fühlen. Dennoch gibt es ­okale
                                                          l




                                                                                                                                                                               5
Unterschiede – den Kunden zuliebe. «In den USA herrscht
morgens der grosse Ansturm», so die Managerin. Man stoppe
kurz bei Starbucks, hole sich schnell sein Lieblingsgetränk und
eile dann zum Job. «In Österreich und der Schweiz wollen die
Kunden jedoch am Nachmittag eine gemütliche Kaffeepause
machen. Wir brauchen also bequeme Sofas.» Und selbstver-
ständlich entspricht nicht nur das Mobiliar, sondern auch das
Sortiment den Bedürfnissen vor Ort.

Partner statt Mitarbeiter
Damit man sich wie zu Hause fühlt, braucht man gute Gast-
geber. «Das Verhalten der Angestellten ist immens wichtig»,
sagt Samantha Yarwood. «Sie müssen sich auf den Kunden
einstellen, um ihn zufriedenzustellen. Das üben wir in Trai-
nings. Unsere Statistik beweist, dass die Stores mit dem
besten Service die loyalsten Kunden haben und auch den
grössten Umsatz bringen.» Die Mitarbeiter heissen bei Star-
bucks «Partner» – und die Partnerwahl ist bekanntlich nicht
ganz einfach. Also gibt es am Ende des Bewerbungsprozesses
einen Trial-Day, an dem Kandidat und Unternehmen gegensei-
tig testen, ob sie zusammenpassen. Schliesslich sind Star-
bucks-Kunden dazu erzogen, Sonderwünsche zu äussern. Auch
wenn jemand einen Caffè Latte mit 50 Prozent Sojamilch, 50
Prozent fettarmer Milch und einer Extraportion Sahne verlangt,
gilt die «Just say yes»-Policy. Samantha Yarwood hat es selbst
hinter dem Tresen ausprobiert und ist überzeugt: «Wenn man
liebt, was man tut, lächelt man einfach weiter.»

Im Leitbild des Unternehmens steht: «Auch wenn wir viel zu
tun haben, gehen wir auf unsere Gäste ein, lachen mit ihnen
und verschönern ihren Tag, selbst wenn es sich nur um ­wenige
Augenblicke handelt. Natürlich geht es zunächst um die Vor-
aussetzung, ein Getränk perfekt zuzubereiten. Doch unsere
CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6
6




                              	
                                SPANNENDE DISKUSSIONEN 
                                während des Vortrags von Samantha Yarwood
FALLSTUDIE: A1  STIMMT
                   CHRISTINE KRIMMEL  GLENN OBERHOLZER




                                      Das Zauberwort heisst «Personas». Nicht irgendwelche,
                                      sondern emotionszentrierte Personas.




A1 
Wie Emotionen Kunden­pro­zessen
  auf die Beine helfen

 STIMMT            Brigitte, Konrad, Stephan und Fanni beschreiben nicht Zuerst brachten Stimmt und A1 alle Stakeholder an einen Tisch.
                   funktionale Bedürfnisse, sondern ihre emotionale Dis- Dann wurden mit Kunden 27 emotionszentrierte Tiefeninter-
                   position. Mit ihrer Hilfe und mithilfe der Stimmt AG views geführt. Es folgte eine komplexe computerge­ tützte
                   verbessert A1 Telekom Austria AG die Abläufe im Auswertung von 600 Seiten Transkripten. Auf dieser «ziemlich
                   B
                   ­ estell- und Herstellungsprozess. Denn auf Brigitte wird guten Grundlage» kam nun die Einführung der «emotionalen
                   jetzt Rücksicht genommen.

                   «Kundenprozesse einfach machen» – das war die Vorgabe, mit
                   der sich Christine Krimmel und Glenn Oberholzer an die Arbeit
                   machten. Mitte 2010 fusionierten die beiden Telekommunika-
                                                                                                                                                s


                                                                                    Personas» ins Spiel. Brigitte, Konrad, Stephan und Fanni reprä-
                                                                                    sentierten fortan die folgenden Grundwerte:
                                                                                      	beziehungsorientiert,
                                                                                      	 kontroll- und sicherheitsorientiert,
                                                                                      	 selbstwertorientiert und




                                                                                                                                                                                      CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6
                   tions-Unternehmen Telekom Austria (Festnetz) und Mobilkom          	 fähigkeits- und eigenständigkeitsorientiert.
                   Austria (Mobilfunk) zu A1 Telekom Austria. Ein Jahr später
                   wurde dann die neue Marke «A1» gelauncht. Es wurde ein In zwei Tagen sind in einem interdisziplinären Team von über
                   Transformationsprogramm ins Leben gerufen mit dem Ziel, 20 A1-Mitarbeitern Hunderte Ideen und Dutzende konkrete
                   technische Systeme zu harmonisieren, einheitliche Produkte Konzepte entstanden, wie die Personas ein besseres Erlebnis
                   und Prozesse zu schaffen und Markenwerte zu stärken.             mit A1 haben können.
                                                                                    	   Mit verschiedenen Tools wurden die Personas nun in den
                   Wörter mit Leben füllen                                          Köpfen der Angestellten «verankert», wie Glenn Oberholzer es
                   Ziel des Programms ist die Verbesserung von Kundenprozessen ausdrückt. Ein kleines Quartett und Stehmännchen übertrugen
                   und interner Prozesseffizienz. Als Erstes wird Sales-to-Activa- die Begeisterung für die neue Methode auf die Mitarbeiter.
                   tion vom Kunden ausgehend gedacht, dies ist der Weg vom




                                                                                                                                                                                      7
                   Bestellen zur reibungslosen Inbetriebnahme. Dabei sollen die Der blinde Fleck und klare Bilder
                   Werte von A1 «einfach» und «alles aus einer Hand» für die Kun- Die Analyse der Kundenbedürfnisse hat zudem einen blinden
                   den erlebbar werden. «Doch diese Wörter sollten nicht nur Fleck zutage gefördert: Tritt nach der Installation neuer Pro-           Erkenntnisse
                   richtungsweisend sein, es galt, sie mit Leben zu füllen», sagt dukte eine Störung auf, gehört die Behebung aus der Sicht des
                   Christine Krimmel. Bis 2012 soll für den Kunden von der Infor- Kunden auch nach ein paar Wochen noch zum Einführungs-               P
                                                                                                                                                        ersonas verhelfen zu
                   mation bis zum Bestellvorgang alles «signifikant besser» werden. prozess. «It ain’t over till it’s over», lautet die Erkenntnis.    einem klareren Bild davon,
                   	    A1 arbeitet schon länger mit CX, doch unterscheidet sich 	      Neben dieser Erkenntnis verhelfen Personas A1 zu klareren
                   dieses Projekt von früheren, da Customer Centricity und Kun- Bildern davon, wie Kunden auf der emotionalen Ebene ticken,            was ein Kunde haben
                   deninteraktionsdesign durchgängige Elemente im Prozess­ denn Christine Krimmel sagt: «Wo wir uns spürbar unterschei-                möchte.
                   management sind. Durch ein bereichsübergreifendes Team den wollen, ist beim emotionalen Markenerlebnis und beim
                   wird sichergestellt, dass aus dem Analyse- ein Umsetzungs- Kundenkontakt.»                                                          D
                                                                                                                                                        ie Arbeit mit Bildern von
                   projekt wird.                                                                                                                       Personas funktioniert so
                   	    Der Kunde wurde aktiv in den Entwicklungsprozess ein- Erste Implementierungen noch dieses Jahr
                   gebunden. So gab es etwa im Vorfeld des Projekts zwei Kun- Bis Ende Oktober dieses Jahres sollen erste Implementierungen            gut, weil wir alle Menschen
                   denkonferenzen, in denen Vertreter des Top-Managements in des neuen Kundenprozesses vorgenommen sein. Christine                     sind.
                   den Dialog mit den Kunden traten. «Das kann ich nur empfeh- Krimmel freut sich: «Es macht den Leuten einfach Spass, mit
                   len», so Christine Krimmel. «Jetzt wurde plötzlich spürbar, was Brigitte oder Konrad im Kopf und den entsprechenden Bildern         C
                                                                                                                                                        X ist eine zutiefst humo­
                   unsere Kunden überhaupt wollen und wie sie denken.»              zu arbeiten.» CX sei eine zutiefst humoristische Denkweise,        ristische Denkweise. Mit
                                                                                    bestätigt Glenn Oberholzer, welche die Kreativität der Mitar-
                   Neue Sichtweise festigen                                         beiter hebt und somit zu besseren Erlebnissen für den Kunden       Brigitte, Konrad, Stephan
                   Wichtig war in der Beratung durch die Stimmt AG der kultu- führt.                                                                   oder Fanni im Kopf zu arbei-
                   relle Aspekt des Erneuerungsprozesses. «Es galt, die Sicht­                                                                         ten, macht einfach Spass.
                   weise ‹Kundenorientierung› im Unternehmen zu festigen»,
                   erzählt Glenn Oberholzer. Es sollten deshalb möglichst viele
                   Mitarbeiter miteinbezogen und geschult werden. Während
                   dreier Monate wurden gemeinsam mit einem internen Team
                   vom «First Guess» über das «Verstehen» bis zum «Gestalten»
                   drei Phasen durchlaufen.


                                                                                                                 	Christine Krimmel und
                                                                                                                 	 
                                                                                                                    GLenn Oberholzer
                                                                                                                    ... glauben an die Kraft von
                                                                                                                    emotionalen Personas.




	
  Emotionale Personas 
   Brigitte, Konrad, Stephan und Fanni haben vom
   K
   ­ undenservice unterschiedliche Erwartungen.
FALLSTUDIE: BASLER VERSICHERUNGEN  BEYOND PHILOSOPHY
                              ANNIKA RINER  QAALFA DIBEEHI



                                                Versicherungen sind für gewöhnlich auf die finanzielle
                                                Rendite ausgerichtet. Aber nicht nur. Der Basler ist es
                                                g
                                                ­ elungen, in einer analytischen Firmenkultur eine Heran­


                              BASLER
                                                gehensweise zu etablieren, die auf das emotionale Kunden­
                                                erlebnis fokussiert. Seit der Einführung der Emotional
                                                ­Signature® von Beyond Philosophy werden Emotionen



                                VERSICHE­            -
                                                s
                                                ­ ogar von Finanzleuten akzeptiert. Das wiederum schafft
                                                Raum für Customer Experience.


                              Berechenbare Emotionen
                                            RUNGEN
                              
                                                                       Obwohl die Kundenzufriedenheit bei Basler recht hoch ist, Welche sind die wichtigen Touchpoints?
                                                                       kehren viele Kunden ihr den Rücken. Der Grund: Das Unter- Welche die entscheidenden Touchpoints sind, entscheidet al-
                                                                       nehmen löst zu wenig begeisternde Momente aus. Wenn etwas lein der Kunde. Dafür stellt die Versicherung zuerst Hypothesen




                                    BEYOND
                                                                       falsch läuft, läuft auch der Kunde, und zwar davon. Auf Grund- auf, welche Kontaktpunkte wichtig sind. Entdeckt die statis-
                                                                       lage der Erkenntnis, dass Kunden nicht verzeihen, wenn zu tische Analyse ein gleiches Antwortmuster, geht die Methode
                                                                       wenig Begeisterung auf ihn übertragen wurde, basiert das davon aus, dass der eine Faktor den anderen beeinflusst. Falls
                                                                       gemeinsame Projekt der Basler mit den CX-Experten von Be­ nicht, kann die Annahme eines Zusammenhangs verworfen
                                                                       yond Philosophy unter dem Titel «Emotional Signature». Dabei werden. So können Treiber identifiziert werden.
                                                                       handelt es sich um ein «Röntgenbild» der Kundenerlebnisse,
                                                                       um die reellen Wertetreiber und Wertezerstörer für die Basler Analyse der Kundenkontaktpunkte
CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6




                                PHILOSOPHY
                                                                       zu identifizieren. Basis hierfür sind zwanzig Emotionen, die Die Basler kann heute bewusste Kontaktpunkte (Kunde will
                                                                       das Kundenverhalten beeinflussen. Die Methoden der Markt- sie haben und sie sind tatsächlich wichtig, wie beispielsweise
                                                                       forschung reichen hierfür nicht aus. Sie decken oft nur die die Kompetenz der Berater) und unbewusste, unsichtbare
                                                                       bewusste und rationale Welt der Kunden ab. Emotional Signa- Kontaktpunkte (Kunde will nicht und treibt auch keinen Wert)
                                                                       ture hingegen liefert zusätzlich ein Bild vom unbewussten, visualisieren und Zerstörer identifizieren. «Mit unserer ‹Table
                                                                       emotionalen Universum der Kundengefühle.                       Impact Power› können wir heute den Net Promoter Score und
                                                                                                                                      mögliche finanzielle Auswirkungen errechnen. Die Werte-In-
                                                                       Emotionen binden 98 Prozent der Hirnleistung                   dikatoren wählt das Unternehmen. Das sind harte Fakten, die
                                                                       Nach zwei Jahren Grundlagenforschung und vier Jahren Pra- mit Esoterik nichts zu tun haben und auch Zahlenmenschen
                                                                       xistest hat Beyond Philosophy eine der weltweit grössten Da- überzeugen», so Annika Riner.
                              Erkenntnisse                             tenbanken für Kundenemotionen aufgebaut. Die Wissenschaft
8




                                                                       hat herausgefunden, dass unser menschliches Gehirn nur zwei
                                  eine qualitativ gute Prio­
                                 K                                     Prozent der Energie auf bewusste und rationale Aktivitäten
                                 risierung ohne gute Aus-              richtet. Der Rest wird für unbewusste Prozesse eingesetzt.
                                                                       Deshalb ist dieses Röntgenbild ein nützliches Instrument. «Wie
                                 gangsanalyse (Emotional               ein Hebel für die Treiber der Erlebnisse können wir diese Er-        ANNIKA RINER: «Gewisse Zufrie
                                 Signature).                           kenntnisse nutzen, um den Unternehmenswert zu steigern»,                                                          den-
                                                                                                                                            heitstreiber kann man erahnen, oft
                                                                       so Annika Riner, Client Experience Manager bei der Basler.                                                             liegt
                                  ie Basler «muss» nicht
                                 D                                                                                                       man aber auch daneben. Da ist es
                                                                                                                                                                              sinn-
                                 alles tun, sondern kann ihre          Eine Ergebnismatrix visualisiert, welche Emotionen das Kun-       voll, die Emotionen mit einem wis
                                                                       denverhalten so beeinflussen, dass sie werttreibend für das                                           sen-
                                 Mittel fokussiert einsetzen.                                                                            schaftlich validierten Modell zu ­
                                                                                                                                                                          erklären.
                                                                       Unternehmen sind. Diese Analyse basiert auf den Kontakten
                                                                       an einem Touchpoint. Der Kunde reagiert auf einen Impuls.         Die ‹Emotional Signature› von Be
                                                                                                                                                                             yond
                                  ie Akzeptanz, über Emotio-
                                 D                                     Diese Reaktion hat einen Effekt auf das Unternehmen, gemes-       Philosophy ist ein solches ‹Tool›,
                                                                       sen anhand der Werte-Indikatoren wie Retention, Loyalität,                                           das die
                                 nen zu sprechen, war sofort                                                                             Wertetreiber und Werte­ndikator
                                                                                                                                                                 i
                                                                       Umsatz etc.                                                                                          en auf
                                 gegeben, weil die Zusam-                                                                                den Rappen genau messen kann.»
                                 menhänge zwischen Emotio-
                                 nen und Kundenverhalten
                                 berechnet wurden.




                              	
                                Bewusst und Rational
                                Nur 2 Prozent unserer Gehirnleistung
                                werden für bewusste, rationale
                                Prozesse eingesetzt.

                              	 motional Signature®
                                E
                                Röntgenbild der Kunden­ rlebnisse
                                                      e


                                                                                                                                                                   	ANNIKA RINER
BLICKWECHSEL: VON DER KUNST, DINGE ANDERS ZU SEHEN




BLICK-­         
		WECHSEL
Von der Kunst, Dinge
      anders zu sehen                                                                                                                                   :
                                                                                                                                     Birgit Wallner r mich
                                                                                                                                            el heisst fü
                                                                                                                                «Blickwechs          Innensicht
                                                                                                                               der Wec hsel von der       zur
                                                                                                                                              n Konzerns
                                                                                                                                 eines grosse              .»
                                                                                                                                               des Kunden
Wer Erlebnisse gestalten will, muss raus! Raus in die Inspirierend war auch der Abend. Ein Besuch im Österreichi-
Welt! Raus zu den Kunden! Als CX-Experte gilt es, mit schen Museum für angewandte Kunst (MAK) zeigte mit der                      Aussensicht
offenen Augen und Ohren durch die Welt zu gehen. Ausstellung «Made 4 You», was «Design für den Wandel»
Dazu braucht es Neugier, einen wachen Verstand, die ­ edeutet. Das passte hervorragend als Beitrag zum «Blickwech-
                                                                b
Bereitschaft, sich auf Dinge einzulassen und sich in sel» (mehr dazu auf S. 12). Der Schritt vom Arbeitsalltag ins
Situationen hineinzuversetzen – ganz einzutauchen. Es Umfeld der Kunst eröffnete neue Perspektiven. Dazu trug auch
gilt, die wahren Motive hinter scheinbaren Banalitäten das Dinner im Eingangsbereich des MAK bei, das von Gang
und komplexen Fragestellungen zu verstehen. Es zu Gang einen wahren Augenschmaus und damit einen facet-
braucht eine 360°-Sicht, interdisziplinäre Zusammen- tenreichen «Blickwechsel» bot.
arbeit und die Fähigkeit, Begebenheiten miteinander




                                                                                                                                                                       CU S
zu kombinieren und in Möglichkeiten zu denken. Es Von der Innen- zur Aussensicht zum Übungsfeld
braucht ein Prise Verrücktheit, methodisches Wissen Der «Blickwechsel» bietet Gelegenheit für Gespräche grund-




                                                                                                                                                                       TOM E R EXPE RIE NCE
und eine spielerische Natur, um Dinge auszuprobieren. sätzlicher Art. Nicht allein um Kundenerlebnisse geht es da,
                                                                sondern um den philosophischen Gedankenaustausch. «Blick-
Wer sinnvolle und wertstiftende Produkte und Dienstleistungen wechsel heisst für mich der Wechsel von der Innensicht eines
entwickeln will, braucht ein feines Sensorium für die Menschen, grossen Konzerns zur Aussensicht des Kunden», meint Teil-
für ihre ausgesprochenen und unausgesprochenen Bedürfnis- nehmerin Birgit Wallner vom Österreichischen Verkehrsbüro.
se. Es gilt, den Menschen in seinem Kontext zu verstehen. Es Dem kann sich ihre Landsmännin Elisabeth Gogg von der A1
gilt, Zeichen in der Gegenwart zu deuten und als Trends für nur anschliessen: «Beim Forum werde ich aus alten Strukturen




                                                                                                                                                                        FORUM  6
die Zukunft zu lesen. Es gilt zu erahnen, wohin sich eine Per- herausgerissen, und zwar sowohl branchen- wie länderüber-
son, eine Gesellschaft oder ein Unternehmen entwickelt, aber greifend.»




                                                                                                                                                                       9
auch zu verstehen, woher sie kommen. Und es gilt zu verstehen,
welche Risiken und Chancen die Zukunft mit sich bringt und «Blickwechsel ist für uns Alltag», lautet die erstaunliche Fest-
welche Herausforderungen sich daraus ergeben. Vor allem stellung von Katharina Büeler von der Basler Versicherung. Die
müssen wir verstehen, wie wir als CX-Experten zu deren Bâloise wende «Mirroring» als Methode an. «Dadurch wird die
­ ösung substanziell beitragen können. Bei all dem soll uns der Sicht auf den Kunden selbstverständlich. Die Ausstellung im
L
«Blickwechsel» unterstützen.                                    MAK ist deshalb für mich ein Übungsfeld.» Das war sie auch
                                                                für Professor Jan-Erik Baars, den Leiter des Studiengangs
Es gab Zeiten, da wurde der Vorabend beim CX-Forum von «Design Management» an der Hochschule Luzern. Angesichts
Weitgereisten genutzt, um bei einem Glas Wein erste Kontak- des ausgiebigen Dinners meinte er: «Das beste Beispiel für
te mit anderen CX-Pionieren zu knüpfen und sich bereits einmal CX ist eines jeden Lieblingsrestaurant. Dessen Erfolg ist das
auf den nächsten Tag einzustimmen. Inzwischen ist der Vor- Zusammenspiel sämtlicher Ingredienzien.»
abend aber weit mehr als ein erstes «Get together» – er ist zur
Bühne des «Blickwechsels» geworden. Wir gehen raus, um
einmal etwas ganz anderes zu erleben, um hinter Kulissen zu
schauen, uns überraschen zu lassen, Neues zu entdecken und
neue Bekanntschaften zu schliessen. Zum sechsten CX-Forum
                                                                                  Katharina Büeler:
w
­ aren ohnehin alle Teilnehmer bereits am Vortag angereist:
nicht nur, um die Keynote nicht zu verpassen, sondern auch,                        «Blickwechsel ist für
weil der Veranstaltungsort Wien mit neuen, unerwarteten                                  uns Alltag.»
Blickwechsel-Momenten lockte.

Reisen ermöglichen Blickwechsel aller Art. Es ist auffallend,
wie sich beispielsweise das Publikum des CX-Forums erneuert
hat. Über die Hälfte der rund sechzig Teilnehmer aus der
Schweiz, aus Deutschland und Österreich waren zum ersten
Mal dabei. «Erstmals sehen wir mehr neue als altbekannte
Gesichter», hiess es vonseiten der Initianten erfreut. Denn das
bedeute immer auch einen Schuss neue Ideen, andere Pers-
pektiven und neue Kontakte.




     Jan-Erik B
                  aars: «Das beste
     Beispiel für CX is
                       t eines jeden
         Lieblingsrestaura
                            nt.»
                                                                                      	NETWORKING
                                                                                        Auch das gehört zum «Blickwechsel»:
                                                                                        Beim «Flying Dinner» in den Hallen
                                                                                        des MAK werden neue Bekanntschaften         	RAUSGEHEN
                                                                                        geschlossen.                                  «Um Neues zu entdecken und
                                                                                                                                      etwas ganz anderes zu erleben,
                                                                                                                                      gehen wir raus.»
CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6
10




                               	
                                 SPASS WIRD BEIM CX-FORUM GROSS GESCHRIEBEN 
                                  Die Teilnehmer sind begeistert vom Design Thinking Workshop.
CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6   11
BLICKWECHSEL: AUSSTELLUNG «MADE 4 YOU»
                                                                                                                                                                            Die Ausstellung «MA DE 4
                                                                                                                                                                            YOU – Design für den
                                                                                                                                                                            Wandel» läuf t noch bis im
                                                                                                                                                                            Oktober 2012!

                                                                                                                                                                            Standort:
                                                                                                                                                                            MA K-Ausstellungsha lle,
                                                                                                                                                                            Weiskirchnerstraße 3, Wien
                                                                                                                                                                            Dauer: 6.6.2012  –  7.10.2012

                                                                                                                                                                            Weitere Informationen:
                                                                                                                                                                            www.mak.at




                               Ausstellung im Österreichischen
                               	 Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien
 CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6




                                                                    Wie kann Design als angewandte Kunst dazu beitragen,             gibt es doch jetzt schon Möglichkeiten, über das Design Handi­
                                                                    Lösungen für die ökologischen, ökonomischen, sozialen            caps neu zu bewerten. In der Ausstellung sehen wir Krücken,
                                                                    und kulturellen Herausforderungen des 21. Jahrhun-               die so gestaltet sind, dass sie neben idealer Funktion auch
                                                                    derts zu finden? Das will die Ausstellung im MAK                 noch gut aussehen. Bereits marktreif ist eine Schiene für ge-
                                                                    b
                                                                    ­ eantworten. Fragen auf Plakaten bohren nach: «Wie              brochene Arme, die beim Aushärten bunte Farben annimmt
                                                                    smart sind neue Technologien? Wie schaffen wir Ge-               und ein Lächeln auf das Gesicht des Patienten zaubern soll. Ist
                                                                    sundheitssysteme für alle? Was erleichtert uns Arbeit            das Hilfsmittel positiv besetzt, sorgt das für Akzeptanz. Ein
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                                                                    und Alltag? Was bereitet uns weiterhin Freude? Wie               ähnliches Phänomen wirkt im Bereich der Mobilität: Eine
                                                                    bewegen wir uns in Zukunft fort?»                                schicke S-Bahn mit Steward an Bord, mit Internetanschluss
                                                                                                                                     und der Möglichkeit, noch im Wagen spontan ein Billett zu
                                                                    Der «Blickwechsel» in die aktuelle Designausstellung des MAK     lösen, sorgt für Akzeptanz des ÖPNV.
                                                                    gab Beispiele für das Aufbrechen festgefahrener Denkstruk-
                                                                    turen bei der Gestaltung von Produkten. Die Ausstellungs­        Und wenn in der Windschutzscheibe des Autos ein Display ist,
                                                                    macher wollen anhand der Erzeugnisse von Vorreitern des          auf dem immer dann ein Pflänzlein «wächst», wenn man be-
                                                                    Design Thinking wie Apple, Audi, Mercedes Benz oder Nike         sonders ökologisch fährt, dann sorgt Design über den Spieltrieb
                                                                    die strategische, ganzheitliche Methode demonstrieren und        des Fahrers für eine Verhaltensänderung. Doch Design für den
                                                                    damit aufzeigen, welche Schlüsselrolle dem Design in der         Wandel ist nicht der Hightech vorbehalten: Zum Beispiel haben
                                                                    gesellschaftlichen Transformation zukommt. Genau das Rich-       Entwicklungshelfer einen einfachen Kochherd entworfen, der
                                                                    tige für die CX-Experten vom Forum, die sich schnell als         Rauchvergiftungen an offenen Feuerstellen vermeiden helfen
                                                                    Fachbesucher erwiesen.                                           soll. Die Bauanleitung dazu gibt es im Internet als Download.

                                                                    «Träumen, nicht schlafen!»                                       Experiences fehlen
                                                                    Beim Ausstellungseingang sehen sich die Besucher mit (für        Jan-Erik Baars, einer der CX-Experten, der von Haus aus auch
                                                                    unsere Forumsteilnehmer) bekannten Postulaten konfrontiert:      Designer ist, vermisste in der Ausstellung allerdings die Er-
                                                                    «Neu ist nur, was sonst niemand tun wird», heisst es da. Oder:   lebnisseite. «Was hier nicht zu sehen ist, sind die Experiences»,
                                                                    «Zukunft wird gemacht» – «Design ist keine demokratische         sagte er im Gespräch. «Das wäre anregend. Denn ein Produkt
                                                                    Sache» – «Innovation ist Provokation» – und: «Träumen, nicht     ist nur ein einziger Bestandteil einer langen Erlebniskette.»
                                                                    schlafen!».                                                      Produkte gehörten zwingend in diesen Kontext, ist er über-
                                                                                                                                     zeugt. Das zeige deutlich die Medizintechnik. Da habe er als
                                                                    Produktdesign bewegt sich auf einem sehr weiten Feld und         Designer entdeckt, dass es mehr als eine Nutzergruppe gebe
                                                                    beeinflusst dabei die gesamte menschliche Umwelt. Dieses         und allen voran auf den Patienten zu achten sei. Wichtig sei
                                                                    Feld hat Gastkurator Hartmut Esslinger in die sechs Themen       aber die Optik aus mehreren Blickwinkeln, um etwa auch den
                                                                    Mobilität, digitale Konvergenz, Leben und Freizeit, Leben und    Bedürfnissen des Fachpersonals gerecht zu werden.
                                                                   Arbeit, Gesundheit und Überleben eingeteilt. Esslinger ist
                                                                    Gründer von Frog Design und arbeitet seit 40 Jahren mit Firmen Auch wenn sich nicht alle Teilnehmer in der Ausstellung wie-
                                                                    wie Sony, Louis Vuitton, SAP, Siemens und Lufthansa. Für derfinden konnten, bleibt doch das angenehme Fazit, dass
                                                                   Apple hat er den ersten Laptop designt und damit einen ge- Design grosse transformative Kraft zur Gestaltung unserer
                                                                    waltigen Wandel im Verhalten von Computernutzern angeregt. Umwelt besitzt. Dabei kann Design sowohl das intuitive Ver-
                                                                                                                                     langen nach ästhetischer Schönheit stillen als auch soziale und
                                                                    Produkte als Teil der Erlebniskette                              ökologische Verantwortung tragen. Spätestens nach dem
                                                                    Wie wichtig Design letztlich für das Zusammenleben und ­Besuch der Ausstellung ist man überzeugt, dass Design in der
                                                                   -arbeiten aller sein kann und warum es von kultureller, sozialer, Lage ist, einen positiven gesellschaftlichen Wandel voranzu-
                                                                    ökologischer und ökonomischer Relevanz ist, wird in der Aus- treiben.
                                                                    stellung an über achtzig Projekten von sowohl weltweit agie-
                                                                    renden Agenturen und Unternehmen als auch im Labor von
                                                                    jungen Studierenden deutlich. Deren Ideen faszinieren: Wer
                                                                    weiss, wie lang und belastend die Dialyse für Nierenkranke ist,
                                                                    freut sich über den Entwurf des tragbaren Blutwäsche-Geräts.
                                                                   Auch wenn diese Technologie ebenso wie die Armprothese
                                                                    mit Hightech-Zusatzfunktionen noch sehr futuristisch anmutet,



                                  	Mobilysis 
                                    Ein Konzept für ein mobiles
                                    Dialysesystem
FALLSTUDIE: SWISSCOM
   URSULA GEU  BERNADETTE BIRCHLER



                   Mitmachen statt zuhören. Aktiv umsetzen statt passiv
                   aufnehmen. Mit Freude lernen statt trainieren müssen.
                   Human Centered Design in der Ausbildung – mit ­ ethoden
                                                                   M




SWISSCOM
                   aus der Welt des Theaters – macht Mitarbeiter und später
                   auch Kunden glücklich.


Vorhang auf
   für die Erlebnisausbildung!
   Standen früher Produkte und Technik im Zentrum, so hat Vorhang auf – Bühne frei
   heute diesen Platz der Swisscom-Kunde eingenommen. Human Mit einem Spannungsbogen wie in einem James-Bond-Film
   Centered Design wird für den Kunden aber erst dann spürbar, wurde anhand fiktiver Personas die Wirkung dramaturgisch
   wenn der Mitarbeiter ein positives Kundenerlebnis vermitteln aufbereitet. Anstelle emotionsloser Outlook-Einladungen
   kann. «Kunden begeistern heisst Mitarbeiter begeistern», sind ­ rhielten die Trainer ein Lesezeichen an ihre Privatadresse per
                                                                    e
   Ursula Geu, Ausbildnerin Entwicklung und Produktion, und Post, um die Neugierde zu wecken. Unterstützt durch persön-
   Bernadette Birchler, Verantwortliche für die Weiterentwicklung liche und individuelle Mal-, Schreib- und Klebebücher zur
   und Umsetzung der Erlebnisausbildungen, überzeugt. Und so Vervollständigung mit eigenen Notizen und Klebebildern
   gestalteten die beiden Ausbildungsexpertinnen Erlebnisaus- entstand ein Drehbuch, mit dem die Trainingsumsetzer ge-              Erkenntnisse
   bildungen für 300 Trainingskonzepter und Trainingsumsetzer schult werden.




                                                                                                                                                                               CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6
   der Swisscom. Diese sind wiederum für die Schulungen von 	           Bisher kamen 200 Trainingskonzepter und -umsetzer in          D
                                                                                                                                       as Train-the-Trainer-Kon-
   4500 Mitarbeiter verantwortlich, die als Bindeglied zwischen den Genuss der Erlebnisausbildung, weitere folgen. Auf dem            zept ermöglicht rasche und
   Kunden und Swisscom täglich Tausende von Kundeninterak- Weg vom Trainer zum Lernbegleiter lösen Eigeninitiative und
   tionen gestalten.                                                spielerischer Methodenmix die traditionellen Frontalschulun-      konsequente Multiplikation
                                                                    gen ab. Mit Vorgehensweisen aus dem Theater und physischen        der neuen Ausbildungs­
   Best Experience als Ausbildungsphilosophie                       Übungen wie zum Beispiel einem Schuhwechsel versetzen sich        philosophie.
   2008 startete die Swisscom mit dem Thema Human Centered die Ausbilder in die Lage der Kunden. Round Tables und Feed-
   Design durch und stellte sich die Frage, was diese Veränderung backrunden unterstützen die laufende Optimierung, damit die
   für die Mitarbeiter bedeutet. So wie die Produkte nun auf die neue Erlebnisausbildung auch wirklich nachhaltig funktioniert.        D
                                                                                                                                        ie Umsetzung in Schritten
   Kundenbedürfnisse hin entwickelt und kommuniziert werden,                                                                           (Personas, Spannungs­
   muss auch die Ausbildung der Kundenbetreuer massgeschnei- Mehrwert für alle




                                                                                                                                                                               13
   dert sein. Wurden früher Prozesse, Systeme und Produkte Die kreative, erlebnisgeprägte und interaktive Ausbildung                   bogen, Methodenmix, Dreh-
   geschult, so entstand unter dem Best Experience-Leitbild eine begeistert die Trainer. Ihre Begeisterung wiederum motiviert          buch und erst dann der
   neue Ausbildungsphilosophie.                                     die Mitarbeiter, die folglich ihre Kunden empathischer und         Prototyp zur Erlebnisausbil-
                                                                    kompetenter betreuen können. Der Kunde fühlt sich verstanden
   Ein Framework – für Ausbildungen                                 und erhält konsistente und ganzheitliche Erlebnisse an den         dung) sichert den Erfolg.
   im Privatkundensegment                                           Touchpoints.
   Hierfür entwickelte das Team ein Framework für ein gemein- 	         Das Unternehmen hingegen profitiert von Kosteneinspa-         Business-, Lern- und Erlebnis­
                                                                                                                                      
   sames Verständnis mit abgestimmten Aufgaben und Prozes- rungen durch Synergien im Schulungsbereich und durch                       ziele helfen, Erlebnisaus­
   sen. Die Ausbildungsphilosophie wurde mit dem Leitbild ­ ifferenzierung, und nicht zuletzt hat die Erlebnisausbildung
                                                                    D
   «Herzen gewinnen» abgestimmt. Stets den Endkunden im einen grossen Einfluss auf die Kundenzufriedenheit. Neuste                    bildung flächendeckend und
   Fokus haltend entstand eine ganzheitliche Train-the-Trainer- Erhebungen zeigen die Vormachtstellung (8 von 10 Punkten)             nachhaltig zur Anwendung
   Ausbildung. «Heute werden keine Preise mehr geschult. Heute von Swisscom in Sachen Kundenzufriedenheit. Ausserdem                  zu bringen.
   fragen wir: Wie lebt der Kunde? Wie gestaltet sich sein Alltag? können durch die Erlebnisausbildungen viele nicht wertschöp-
   Welches ist das richtige Angebot für ihn?», so Bernadette fende Kundeninteraktionen eliminiert werden.
   Birchler.                                                        	   Der Mensch im Mittelpunkt – ein Ansatz, der nicht nur
                                                                    Mitarbeiter und Kunden freut, sondern auch die Marke Swiss-
   Spielend lernen                                                  com stärkt.
   Wie funktioniert ein Trainer, der eine Schulung besucht? ­Dieser
   Frage ging das Team in der Erlebnisausbildungs-Journey nach.
   Danach ging es an die Umsetzung. Unterstützt durch die Work ·
   Play · Experience Profis kamen neue Lernmethoden, die Spass
   und Erlebnis vermitteln, zum Einsatz. So wurden die Schulun-
   gen dramaturgisch ausgestaltet, inklusive Storytelling, Span-
   nungsbogen, Storyboard, Drehbuch – wie im Theater. Wie
   können Mitarbeiter ihre Kunden verblüffen? Wie lautet der
   Subtext? Mit viel Elan ging das Team mit dem ersten Prototyp
   an den Start.




                                                                                                                                	
                                                                                                                                  6-Punkte-Modell 
                                                                                                                                  Anleitung zur erfolgreichen Umsetzung
                                                                                                                                  der Erlebnisausbildung

                                                                                                                                	
                                                                                                                                  Schulungsbuch  
                                                                                                                                  «Der Mensch im Mittelpunkt — das Erlebnis-
                                                                                                                                   buch für deine Schulung»

                                                                                                                                	 orkshop  
                                                                                                                                  W
                                                                                                                                  In vier Ateliers werden Lernformen und
                                                                                                                                  Methoden vorgestellt.
CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6
14




                               	
                                 GEBALLTES CX-WISSEN 
                                  Nach dem Motto «Wissen vermehrt sich, wenn man es teilt»,
                                 werden in Kleingruppen Lösungen erarbeitet.
FALLSTUDIE: STIMMT
                  HELMUT KAZMAIER



                                     Die Filiale der in der Schweiz grössten Apothekenkette
                                     Amavita im Untergeschoss des Zürcher Bahnhofs
                                     S
                                     ­ tadelhofen liegt etwas abseits der Besucherströme ­




               STIMMT
                                     und ist nur selten überfüllt. Die Stimmt AG hat sich
                                     d
                                     ­ eshalb buchstäblich auf die Socken gemacht.


Probieren geht über Studieren –
   Prototyping in nur drei Wochen!
                  «Manchmal geht Probieren über Studieren», sagt Helmut In den Fokus nahm man die stöbernde Sandra. Was kann                        Erkenntnisse
                  Kazmaier. Das klingt zunächst etwas ungewöhnlich für Amavita für sie tun? Um diese Frage zu beantworten, organi-
                  ein Beratungsunternehmen, das sich ein strukturiertes, sierte Stimmt einen Kreativworkshop mit Vertretern der Apo-                  M
                                                                                                                                                       anchmal geht Probieren
                  analytisches Vorgehen auf die Fahnen schreibt. Aber theke. Danach kam es zum Live-Prototyping zugunsten eines                       über Studieren. Es lohnt
                  manche Dinge lassen sich nicht analytisch vorher­ besseren Kundenerlebnisses: Im Aussenbereich des Ladens
                  bestimmen, vor allem dann nicht, wenn es zu viele wurde eine Art Wartezimmer eingerichtet, es wurden Muster                         sich, das Büro zu verlassen
                  Einflussparameter gibt. Dann lohne es sich für den zum Probieren und Anfassen bereitgestellt, Tagesthemen                           und vor Ort zu gehen.
                  Berater, das eigene Büro zu verlassen und den Proble- sollten das Kundenerlebnis interessant machen – dazu gab es
                  men vor Ort auf den Grund zu gehen. Dabei habe sich auffällige und aufwendig gestaltete Regale.                                     W
                                                                                                                                                       ichtig ist der Blick aufs
                  das Team von folgender Frage leiten lassen: «Wer sind                                                                               Ganze. Es gibt Dinge, die
                  unsere Kunden und wenn ja, wie viele?» Helmut Kaz- Viel Lärm um nicht so viel




                                                                                                                                                                                    CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6
                  maier lächelt. Diese Frage sei keineswegs ein Witz.              Helmut Kazmaiers persönlicher Favorit war das bunte Früh-          man nicht isoliert lösen
                                                                                   lingsgrün der Lounge vor dem Apothekeneingang. Doch in             kann.
                  Cool und lehrreich – vom Verstehen zum Funktionieren zwei Tagen setzten sich gerade mal zwei potenzielle Kunden
                  Drei Dinge seien wichtig, sagt er:                               in die bequemen Sessel. Weder das Schild «Ruhezone» noch           M
                                                                                                                                                       it einem scharfen Fokus
                    	 Hinausgehen und Ausprobieren                                 die Schale mit Gratisäpfeln lockten zum Verweilen. «Das hat        und einem Hauch Pragma-
                    	 Ein wenig Pragmatismus                                       uns überrascht.» Aber auch die Massnahmen im Innern des
                    	 Der Blick für das Ganze                                      Ladens funktionierten kaum. Die kostenlosen Traubenzücker-         tismus kann man in kurzer
                                                                                   chen neben der Kasse blieben unberührt liegen. «Alle Ange-         Zeit viel über das eigene
                  Die Stimmt AG hatte wenig Zeit zur Analyse der Situation. Drei bote wurden weitestgehend ignoriert und hatten kaum wahr-            Geschäft und die Kunden
                  Wochen mussten genügen. In dieser Zeit habe man versucht, nehmbare Auswirkungen.» Das Stimmt-Team wunderte sich.
                  ein komplettes Projekt zu realisieren, erzählt Helmut Kazmaier. 	    Was blieb von der ganzen Aktion? «Wir haben viel gelernt»,     lernen.




                                                                                                                                                                                    15
                  Drei Wochen waren vorgegeben, weil das Team gerade freie sagt Helmut Kazmaier. Mithilfe der Personas war das Verhalten
                  Kapazität hatte und gratis etwas machen wollte, «was wir cool der Kunden besser zu verstehen. Danach zieht die Apotheke
                  fanden, von dem jemand etwas haben sollte und von dem wir verschiedene Kundentypen an – zum Beispiel den gezielten
                  erst noch lernen konnten». Dabei war die Ausgangslage simpel: Käufertyp. Es gab einige spezifische Erkenntnisse und Opti-
                  Amavita wünschte sich mehr Kunden, die mehr kaufen würden. mierungsvorschläge für die Filiale im Bahnhof Stadelhofen
                  Und so gingen die Berater vor:                                   bezüglich Laufwegen, Kundenführung und Signalisation.
                                                                                   Methodisch war das Vorgehen richtig, so das Fazit. Wichtig
                    	 der Verstehensphase geht es darum zu wissen, für wen sei, sich im Vorfeld zu überlegen, über wen man eigentlich was
                       In
                       eine Lösung gesucht wird und welches die Bedürfnisse herausfinden möchte und wie man zu diesen Erkenntnissen
                       dieser Gruppe sind.                                         gelangen kann.
                    	 Danach gilt es, mögliche Lösungsansätze zu priorisieren 	       Es wurde vor allem deutlich, dass mit isolierten Massnah-
                       und einen Fokus zu setzen.                                  men nur geringe Effekte erzielt werden können. Es gilt, den
                    	In der kreativen Phase geht es darum, mögliche Lösungen Filialbesuch in einen grösseren Kontext zu stellen und die
                       auszuarbeiten und in Form von Prototypen darzustellen.      gesamte Kundenerlebniskette über alle Kontaktpunkte zu
                    	 Und schliesslich geht es um die Verifizierung der Ein- betrachten. Damit können verschiedene Stellschrauben iden-
                       sichten: Funktionieren die Lösungsansätze tatsächlich? tifiziert und aufeinander abgestimmt werden, um zum Schluss
                       Wie kann man sie weiter optimieren?                         zur gewünschten Verhaltensänderung bei den Kunden zu
                                                                                                                                                       «Geht raus und verbessert­
                                                                                   kommen.                                                             diese Welt. Schritt für
                  Gabriela, Sabine und Sandra zeigen den Weg                       	   Amavita, die übrigens durch ein CX-Forum auf die Stimmt         Schritt, aber konsequent.
                  Das Team machte zunächst eine Laufweganalyse des Bahn- AG aufmerksam geworden war, wird nun über Massnahmen
                  hofs. Von morgens bis abends jeweils 8 Uhr benutzen die nachdenken. Unter anderem hat sie erkannt, dass ihre Filialen
                                                                                                                                                       Eure Kunden werden es
                  ­ esucher schubweise immer nach den gleichen Mustern die- komplett austauschbar sind – und zwar von den weissen Kitteln
                  B                                                                                                                                    danken: mit einem Lächeln.
                  selben Wege. «Am Laden vorbei kamen sie jedoch selten.» In bis hin zur Schaufenstergestaltung. Die Stimmt AG bleibt am               Und mit ihrem Geld.»
                  der Apotheke selbst wurde ebenfalls nach Gründen für den Ball!
                  mangelnden Umsatz gesucht. Dazu bediente man sich des
                  Arbeitsinstruments der «Personas». Gabriela kauft gezielt ein.
                  Sabine ist selbstständig, sie lässt sich nicht verleiten. Sandra
                  will nur stöbern.

	
  Laufweganalyse 
  Amavita wird von den Besucher­ trömen in einer
                                  s
  Ecke links und rechts liegen gelassen.




                                                                         	  rist
                                                                            T
                                                                            Der Apotheke im Untergeschoss
                                                                            des Bahnhofs Stadelhofen fehlen die
                                                                            K
                                                                            ­ unden.

                                                                                                                                                    	  ELMUT KAZMAIER
                                                                                                                                                       H
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CXF Magazin 6

  • 1. CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6 Das Magazin CX-Forum 6, Juni 2012 Seite 4 Starbucks   Durch Zuhören     zum Erfolg   Seite 8 Emotional   Signature®   Berechenbare   Emotionen   Seite 16 Wollen wir ein   Spiel spielen?   Der etwas andere     Co-Creation Workshop  
  • 2. Editorial INHALTSVERZEICHNIS CX- 3 CX-FORUM HOST A1 4 EYNOTE THE ROI OF LISTENING K TO YOUR CUSTOMERS 7 Fallstudie A1 STIMMT 8 allstudie BASLER VERSICHERUNGEN F BEYOND PHILOSOPHY Liebe CX-Experten 9 BLICKWECHSEL Von der Kunst, Dinge anders zu sehen 12 BLICKWECHSEL Ausstellung «MADE 4 YOU» 13 Fallstudie SWISSCOM Alles bleibt anders beim CX-Forum. Wir oszillieren ja schon seit je 15 Fallstudie STIMMT z ­ wischen Konferenz und Un-Conference. In den ersten fünf Ausgaben 16 CX–METHODEN 18 Fallstudie SAP h ­ aben die Initianten Swisscom und Stimmt mit der CX-Community 19 Initianten SWISSCOM STIMMT den einzigartigen Stil des Forums erfunden, bei dem sich niemand Forum z ­ urücklehnen und berieseln lassen kann. «Teilnehmen» hat beim Forum seine ursprüngliche Bedeutung. Und das Motto «Engage, Connect, Share, Experience» gilt auch beim sechsten Forum unverändert. Trotzdem war das jüngste Treffen von engagierten Verfechtern des Kunden­ rlebnisses nicht einfach eine Neuauflage der Foren 1 bis 5 mit e anderen Fallstudien. Das Forum war schon deshalb etwas Besonderes, 6 weil wir uns diesmal in Wien getroffen haben. Das Swisscom BrainGym ist zwar weiterhin die Homebase des CX-Forums, wird aber künftig CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6 nur noch die Herbst-Session beherbergen. Das Frühjahrstreffen wird jeweils von einem anderen CX-begeisterten Unternehmen ausgerichtet. Das Wanderköfferchen, unsere Version des olympischen Feuers, ging diesmal an A1. Die österreichischen Telekommunikations-Profis haben bei der Organisation des ersten Stopps des «CX-Forums auf Reisen» ganze Arbeit geleistet. Vielen Dank dafür (Näheres dazu auf Seite 3). 2 Wien war für das CX-Forum nicht einfach ein hübsches Ausweich­ Um auf dem Lauf enden zu bleiben , Videos, Präsen­­ - quartier. Die Stadt hat schliesslich mit der «Wiener Moderne» eine eigene können sämtliche m ta­ ionen un t d Impressionen vo Stilrichtung geprägt. Wenn wir uns heute mit Produkt- und Service ­ X-­ orum 6 und C F früheren Foren auf en ­ nserer Web seite heruntergelad D ­ esign beschäftigen und alle Kundenkontaktpunkte eines Unternehmens u werden: rum.ch bewusst gestalten, dann steht uns die Idee des alltagstauglichen  w w w.cx-fo G ­ esamtkunstwerks aus der Zeit des Jugendstils sehr nahe. Der «Blick- wechsel» mit dem Besuch der Ausstellung «MADE 4 YOU – Design für den Wandel» im Museum für angewandte Kunst war dementsprechend ein Höhepunkt (Seite 12). Als weitere Neuerung haben wir diesmal das Programm entzerrt. Die Keynote von Samantha Yarwood von Starbucks bekam so das Gewicht, das sie verdient (Seite 4–5). Inhaltlich hat sich das CX-Forum 6 wieder mit einem Querschnitt von Themen aus dem CX-Bereich auseinander- gesetzt: Was nützt ein perfekt gestalteter Prozess, wenn er von den Mit- arbeitern nicht mit Leben erfüllt wird? Wie lassen sich Emotionen der Kunden messen und in Bezug zu harten Businesszahlen setzen? In den Zu guter Letzt noch eine Ankündigung in eigener Fallstudien findet ihr dafür gute Lösungsansätze (S. 7– 8, 13 –15 und 18). ­ ache: Im November 2009 habe ich zusammen mit S Helmut Kazmaier das CX-Forum ins Leben gerufen. Nach vier Jahren des Aufbaus, unvergesslichen Viel Freude beim Lesen! Erlebnissen und vielen bereichernden Begegnungen m ­ ache ich mich nun auf, Neues zu entdecken. Ich freue mich, Tiziana Meletta meine Rolle zu über- geben – sie wird euch in Zukunft im Namen von Swisscom begrüssen und euch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Es war mir eine Freude, mit euch allen zusammen ­ X voranzutreiben und in die Herzen C u ­ nserer Unter­ ehmen zu tragen! n Eure Miriam Miriam Bleuler Helmut Kazmaier Swisscom Stimmt  Mehr dazu auf Seite 19
  • 3. A1 CX-FORUM HOST: A1 A1 will es wissen: Das grösste österreichische Telekommunikationsunternehmen ist die erste Station des CX-Forums auf Reisen! CX-Forum Host Christine Krimmel und Elisabeth Gogg sind die trei- Helmut Christine benden Kräfte bei A1 für das Hosting des CX-Forums 6 Wie verankert ihr bei A1 den Customer Experience Gedanken Das CX-Forum war für uns ein voller Erfolg. Ich bin stolz, dass in Wien. Die beiden CX-Forum Initianten Helmut und im gesamten Unternehmen? das CX-Forum seine erste Tourstation bei A1 gemacht hat und Miriam haben bei den Drahtzieherinnen und CX-­ wir die deutschsprachige CX-Community bei uns begrüssen Enthusiastinnen nachgefragt: Wieso ist A1 davon Christine konnten. Das CX-Forum sehe ich als Quelle der Inspiration. Dies überzeugt, dass es sich lohnt, den Kunden stärker in 2009 gab es den ersten Customer Experience Design Workshop bewirkt für alle einen Booster nach vorne. Ich kann nur allen die Angebotsentwicklung einzubeziehen? Und was bei A1, an dem Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen Unternehmen raten, das CX-Forum bei sich zu begrüssen. bewegte das Unternehmen dazu, das CX-Forum 6 zu von A1 teilnahmen. Die Tools und Methoden von Customer beherbergen? Experience Design unterstützen uns dabei, dass wir den Kun- Miriam denfokus bei der Entwicklung von Produkten, Services und Wissen vermehrt sich, wenn man es teilt – davon sind wir vom Miriam Prozessen nicht verlieren. Customer Experience Design ist CX-Forum überzeugt! A1 hat als erste Station des CX-Forums Christine, als Leiterin des unternehmensweiten Transformati- ein wesentlicher Faktor, der uns hilft, dass A1 weiterhin die auf Reisen aktiv zum Wissensaustausch und zur Vernetzung onsprogramms bist du so etwas wie eine Advokatin für sinn- Nummer 1 am österreichischen Markt bleibt. der deutschsprachigen CX-Community über die Landesgrenzen stiftende Kundenerlebnisse und wertschöpfende Angebote bei hinaus beigetragen. Im Namen der Initianten Swisscom und A1. Was hat A1 dazu bewogen, diese Stelle zu schaffen? Welche Miriam Stimmt – vor allem aber im Namen der CX-Community – herz CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6 Vorteile verspricht sich euer Unternehmen davon? Was war auf diesem Weg bisher die grösste Herausforderung lichen Dank dem A1-Team für die tolle Arbeit. und wie seid ihr dieser begegnet? Das CX-Forum 6 in Wien war grossartig! Christine ­ Nach der Fusion der mobilen und der Festnetz-Welt in Öster- Christine reich Mitte 2010 und dem Launch der neuen Marke ein Jahr Das Denken zu verändern und konsequent den Kunden ins später befindet sich A1 noch immer in einem Change-Prozess. Zentrum zu stellen. Hierzu braucht man einen langen Atem, Ein Teil dieser Veränderung geschieht über eine Definition von viel Geduld, Konsequenz und hohe Überzeugungskraft. Wich- Prozessen und Produkten aus Kundensicht. Wir sehen CX auch tig sind auch Leuchtturmprojekte, wie zum Beispiel das Projekt als einen Treiber des Change-Prozesses, da ein bereichsüber- End-to-End-Kundenkommunikation von Elisabeth. Dieses hat greifendes Arbeiten besonders einend ist. Schaffen wir es, zum Ziel, die Interaktionspunkte aus Sicht des Kunden zu unseren Kunden gute Erlebnisse zu liefern, zahlt dies direkt in verbessern. 3 deren Loyalität und Zufriedenheit ein. Helmut WERDE EIN HOST! mit deinem Helmut Wir Initianten sind überzeugt: Das CX-Forum lebt von der Möchtest du zusammen ste Forum im Unternehmen das näch Und wie siehst du das persönlich: Was reizt dich an dieser aktiven Beteiligung der Community. Die Qualität des Aus- Position? Was möchtest du bewegen? tauschs zwischen den Unternehmen und CX-Pionieren hängt direkt von ihrem aktiven Beitrag ab. A1 ist der erste Gastgeber Frühling 2013 hosten? , wieso es sich Christine des CX-Forums auf Reisen. Das führt mich zur Frage: Was war Eine Zusammenfassung hosten, und Für mich ist es sehr wichtig, dass das Resultat dieses Ver­ eure Motivation, das CX-Forum zu euch nach Wien einzuladen? lohnt, das CX-Forum zu ­ änderungsprozesses nachhaltig ist. Ich will erreichen, dass wir findest du auf was es dafür braucht, den Kunden tatsächlich in den Mittelpunkt unserer Überlegun- Elisabeth Download: gen stellen und dass wir unsere kundenorientierten Konzepte Einerseits schätzen wir den branchen- und länderübergreifen- unserer Website zum auch auf den Boden bringen. den Austausch mit der CX-Community. Andererseits wollten www.cx-forum.ch. dir gerne zur Für Fragen stehen wir wir unseren CX-Keyplayern bei A1 die Möglichkeit geben, sich Miriam aktiv vor Ort mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Ich glaube, Elisabeth, du bist als Senior Customer Centricity Manager seit durch das CX-Forum konnten wir nach innen insofern ein Verfügung! Februar im Transformationsprogramm bei Christine. Kannst positives Signal senden, dass es sich lohnt, an den CX-Gedan- Tiziana   com.com tiziana.meletta@swiss du uns kurz erklären, welche Aufgaben du übernimmst und ken zu glauben und Durchhaltevermögen bei der Implementie- welche Kompetenzen du ins Unternehmen mit einbringst? rung zu zeigen. +41 79 287 57 94 Elisabeth Miriam Helmut t.ch helmut.kazmaier@stimm Meine Aufgabe ist es, den echten Kunden in das Programm zu Jetzt, nachdem das CX-Forum 6 in Wien stattgefunden hat, holen, indem wir etwa Tiefeninterviews zu Prozessen durch- bleibt die Frage: Wie war es für euch? Und last but not least, führen oder Konferenzen mit Kunden und Top-Management würdet ihr anderen Unternehmen empfehlen, ebenfalls das +41 79 830 15 97 veranstalten. CX soll nicht nur theoretisches Konzept bleiben. CX-Forum zu beherbergen? Wir wollen gemeinsam mit relevanten Bereichen die Rahmen- bedingungen zur Realisierung von CX schaffen.  ELISABETH Gogg  CHristine Krimmel
  • 4. KEYNOTE: THE ROI OF LISTENING TO YOUR CUSTOMERS SAMANTHA YARWOOD, STARBUCKS Vor 40 Jahren wollte Kaffee-Fan Howard Schultz die italienische Kaffeekultur nach Übersee holen. Er nutzte dafür die kleine US-amerikanische Café-Kette «Starbucks» und hatte einen Riesen­ erfolg. Die Starbucks-Kaffeekultur schaffte sogar den Re-Import Key– nach Europa. Doch 2008 riss die Glückssträhne ab. Erst als das Unternehmen wieder begann, Kundenbedürfnisse ernst zu neh- men, «zuzuhören», erholte sich das Geschäft. Starbucks hat heute rund 50’000 Kaffeehäuser in 50 Ländern. Durch Zuhören note zum Erfolg CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6 Samantha Yarwood ist bei Starbucks Marketing Direc- heissen Kaffee wollten, sondern auch kalte Getränke.» Die tor für die Schweiz und Österreich. Sie ist zuständig europäischen Kunden überraschten mit der Aussage, dass sie für die zwölf Wiener und 50 Schweizer Stores. Seit rund insbesondere im Sommer gerne Eistee statt Kaffee trinken. zehn Jahren gehört sie zum Unternehmen. Dabei ist «Wir haben das Sortiment erweitert, und heute macht Tee 15 sie keineswegs ein Fan der ersten Stunde. «Eine Kol- Prozent des Umsatzes aus.» Anderes war tiefer gehend. Die legin aus meinem Büro verbrachte bei Starbucks ihre Kunden wollten nicht einfach nur etwas zu trinken. «Es ist Pausen. Eines Tages hatten wir noch etwas zu bespre- nicht nur Kaffee, den wir verkaufen. Wir verkaufen auch ein chen und ich begleitete sie – und war völlig überfordert Erlebnis», sagt die Marketing-Expertin. mit dem Angebot.» Der Angestellte hinter dem Tresen habe sie gerettet. Geduldig habe er erklärt, welchen Social Media und Rapid Test Stores Kaffee er ihr besonders empfehlen könne. «Ich hatte Inzwischen sind die gröbsten Probleme längst behoben. Ins- 4 den Eindruck, einen Freund gewonnen zu haben, und besondere in der Schweiz und Österreich funktioniert das den wollte ich nun regelmässig besuchen.» So wie Geschäft mit den aussergewöhnlichen Getränkekreationen S ­ amantha erging es vielen. Starbucks hatte seit den reibungslos. «Als ich vor zwei Jahren hierher kam, lief schon ersten Schritten in Seattle 1971 einen gewaltigen Erfolg – alles gut, aber Raum für Verbesserungen gibt es immer.» Es bis zur Krise. 2008 gingen die Geschäfte plötzlich zu- reiche nicht, auf die Kundenbedürfnisse einzugehen, nachdem rück. Für die heutige Managerin eine logische Sache: der Gast ein Café betreten hat. «Wir müssen diese schon viel «Wir waren vom Erfolg so verwöhnt, dass wir glaubten, früher in Erfahrung bringen, um vorbereitet zu sein. Dabei sind den Kunden sagen zu können, was sie zu kaufen haben. unter anderem soziale Netzwerke wie Facebook sehr nützlich. Diese Arroganz wurde bestraft, der Markt brach zu- Ausserdem lesen wir dort, was die Kunden über uns denken.» sammen.» Über neue Produkte wird nicht aus dem Bauch heraus entschie- Viele Wege zur Erkenntnis den, sondern auf Faktenbasis. In Wien, in der Deutschschweiz Das Unternehmen engagierte Mystery Shopper, die als anony- und in der Romandie gibt es jeweils einen «Rapid Test Store», me Kunden auskundschaften sollten, was schieflief. «Dummer- in dem genau beobachtet wird, was in welcher Grösse bestellt weise sprach sich das bald herum, viele wurden enttarnt», so wird. Nur wenn ein Angebot in den Testgeschäften gut läuft, Samantha. Die Resultate waren wertlos. Natürlich habe es wird es flächendeckend eingeführt. Dennoch sind die intensi- immer auch ein paar Kundenbeschwerden gegeben, die sich ven Gespräche mit einzelnen Kunden mit Vorsicht zu geniessen, als sehr hilfreich erwiesen. Aber für zusätzliche Informationen wie beispielsweise die Geschichte des Double Shot gezeigt wählte Starbucks schliesslich den klassischen Weg: Eine hat: «Dieses Getränk wollte wohl nur der eine Kunde, den wir Agentur betrieb Marktforschung. Anschliessend machten sich befragt hatten.» Im Markt hingegen war die Resonanz gering – die Manager auf und nahmen in den Stores selbst in Augen- und der Double Shot wurde schnell wieder aus dem Programm schein, was die Kunden erleben. Sie sprachen mit Mitarbeitern genommen. und hörten sich deren Einschätzung der Probleme an. Und schliesslich überprüften sie all diese Erkenntnisse im Gespräch Aufgrund des Rapid Test Store Verfahrens kann man ziemlich mit Kunden-Fokusgruppen. Loyale Kunden erklärten an soge- sicher voraussagen, ob ein Produkt wie zum Beispiel der Banana nannten «Customer Round Tables», warum sie immer wieder Java Chip Crème Frappuccino ankommen wird. Und wenn die- zu Starbucks kommen. So wurde bald klar, dass die Customer ser immer gesünder wird, beruht dies auch auf der Beobach- Experience nicht in jedem Store gleich war. Ausserdem gab tung von Kundenbedürfnissen. «Früher war der Frappuccino es tatsächlich Kunden, die offen sagten, dass der Starbucks eine echte Kalorienbombe», erzählt Samantha. «Aber dann Kaffee keinesfalls immer der beste sei. Die Standards stimmten haben wir am Absatz von laktosefreier Milch oder Sojamilch also nicht jederzeit. Über CRM-Daten oder durch Vermittlung gemerkt, dass unsere Gäste immer gesundheitsbewusster von Storemanagern bekamen die Forscher auch Kontakt zu werden – also haben wir den Frappuccino entschlackt und ehemaligen Kunden. Deren Aussagen, warum sie zur Konkur- bieten ihn nun auch in einer Light-Version an.» renz abgewandert sind, waren besonders wertvoll. «Das Feed- back der Kunden ist in die Strategie eingeflossen», erzählt die Der Wunsch nach einem Loyalitätsprogramm kam ebenfalls Kanadierin. «Wir haben die Kunden wieder eingeladen und aus der Kundengruppe. Entsprechend gibt es jetzt eine perso- ihnen erzählt, was aus ihren Anregungen geworden ist. Man- nalisierte Starbucks-Karte mit Bezahlfunktion und Vorteilen che Erkenntnisse sind vom heutigen Standpunkt aus geradezu für Stammkunden. Auch die Stempelkarten, die Gästen nach trivial. Wir fanden zum Beispiel heraus, dass Kunden nicht nur zehn Einkäufen ein Freigetränk verschaffen, seien sehr gefragt,
  • 5. Notizen einmal anders: Die CX-Forum Teilnehmer glänzen mit Kreativität  AMANTHA YARWOOD beeindruckte S mit ihrer authentischen Präsentation ohne berichtet Samantha. Intern sind die Mitarbeiter gut zu moti- Arbeit umfasst nicht nur das. Es geht im Wesentlichen um Slides. vieren, wenn sie Kundenanregungen umsetzen. Kommt eine zwischenmenschliche Beziehungen.» Deshalb ist es konse- Idee aus dem Management, ist es schwieriger. So hätten etwa quent, wenn derzeit in den Filialen der Name des Kunden auf alle skeptisch reagiert, als sie den Namen des Kunden erfragen die Tasse geschrieben wird. Damit ist nicht nur sichergestellt, CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6 und auf die Tasse schreiben sollten, erinnert sich die Marke- dass der laktosefreie Caramel Macchiato von Tom nicht mit ting-Direktorin. «Das klappt nicht bei uns» und «Das wollen dem extrasahnigen White Caffé Mocha von Tim verwechselt weder Kunden noch Mitarbeiter», habe es geheissen. Ein wird. Durch die Frage nach dem Namen nehmen der Starbucks- Versuch in den drei Test-Stores bewies aber: Die Kunden ­waren Angestellte und der Gast eine Beziehung auf. Mit Glück dauert angenehm überrascht, ihre Loyalität wuchs messbar und die sie länger als nur ein paar Minuten. Auch Samantha Yarwood Mitarbeiter waren zufrieden. «Es ist allerdings immer wieder ist ja wegen des netten Angestellten vor fast zehn Jahren bei eine Herausforderung, für ungewöhnliche Ideen Enthusiasmus Starbucks hängen geblieben. zu schaffen.» Starbucks ist eine globale Marke. Überall auf der Welt soll man sich in den Stores wie zu Hause fühlen. Dennoch gibt es ­okale l 5 Unterschiede – den Kunden zuliebe. «In den USA herrscht morgens der grosse Ansturm», so die Managerin. Man stoppe kurz bei Starbucks, hole sich schnell sein Lieblingsgetränk und eile dann zum Job. «In Österreich und der Schweiz wollen die Kunden jedoch am Nachmittag eine gemütliche Kaffeepause machen. Wir brauchen also bequeme Sofas.» Und selbstver- ständlich entspricht nicht nur das Mobiliar, sondern auch das Sortiment den Bedürfnissen vor Ort. Partner statt Mitarbeiter Damit man sich wie zu Hause fühlt, braucht man gute Gast- geber. «Das Verhalten der Angestellten ist immens wichtig», sagt Samantha Yarwood. «Sie müssen sich auf den Kunden einstellen, um ihn zufriedenzustellen. Das üben wir in Trai- nings. Unsere Statistik beweist, dass die Stores mit dem besten Service die loyalsten Kunden haben und auch den grössten Umsatz bringen.» Die Mitarbeiter heissen bei Star- bucks «Partner» – und die Partnerwahl ist bekanntlich nicht ganz einfach. Also gibt es am Ende des Bewerbungsprozesses einen Trial-Day, an dem Kandidat und Unternehmen gegensei- tig testen, ob sie zusammenpassen. Schliesslich sind Star- bucks-Kunden dazu erzogen, Sonderwünsche zu äussern. Auch wenn jemand einen Caffè Latte mit 50 Prozent Sojamilch, 50 Prozent fettarmer Milch und einer Extraportion Sahne verlangt, gilt die «Just say yes»-Policy. Samantha Yarwood hat es selbst hinter dem Tresen ausprobiert und ist überzeugt: «Wenn man liebt, was man tut, lächelt man einfach weiter.» Im Leitbild des Unternehmens steht: «Auch wenn wir viel zu tun haben, gehen wir auf unsere Gäste ein, lachen mit ihnen und verschönern ihren Tag, selbst wenn es sich nur um ­wenige Augenblicke handelt. Natürlich geht es zunächst um die Vor- aussetzung, ein Getränk perfekt zuzubereiten. Doch unsere
  • 6. CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6 6  SPANNENDE DISKUSSIONEN  während des Vortrags von Samantha Yarwood
  • 7. FALLSTUDIE: A1 STIMMT CHRISTINE KRIMMEL GLENN OBERHOLZER Das Zauberwort heisst «Personas». Nicht irgendwelche, sondern emotionszentrierte Personas. A1 Wie Emotionen Kunden­pro­zessen auf die Beine helfen STIMMT Brigitte, Konrad, Stephan und Fanni beschreiben nicht Zuerst brachten Stimmt und A1 alle Stakeholder an einen Tisch. funktionale Bedürfnisse, sondern ihre emotionale Dis- Dann wurden mit Kunden 27 emotionszentrierte Tiefeninter- position. Mit ihrer Hilfe und mithilfe der Stimmt AG views geführt. Es folgte eine komplexe computerge­ tützte verbessert A1 Telekom Austria AG die Abläufe im Auswertung von 600 Seiten Transkripten. Auf dieser «ziemlich B ­ estell- und Herstellungsprozess. Denn auf Brigitte wird guten Grundlage» kam nun die Einführung der «emotionalen jetzt Rücksicht genommen. «Kundenprozesse einfach machen» – das war die Vorgabe, mit der sich Christine Krimmel und Glenn Oberholzer an die Arbeit machten. Mitte 2010 fusionierten die beiden Telekommunika- s Personas» ins Spiel. Brigitte, Konrad, Stephan und Fanni reprä- sentierten fortan die folgenden Grundwerte: beziehungsorientiert, kontroll- und sicherheitsorientiert, selbstwertorientiert und CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6 tions-Unternehmen Telekom Austria (Festnetz) und Mobilkom fähigkeits- und eigenständigkeitsorientiert. Austria (Mobilfunk) zu A1 Telekom Austria. Ein Jahr später wurde dann die neue Marke «A1» gelauncht. Es wurde ein In zwei Tagen sind in einem interdisziplinären Team von über Transformationsprogramm ins Leben gerufen mit dem Ziel, 20 A1-Mitarbeitern Hunderte Ideen und Dutzende konkrete technische Systeme zu harmonisieren, einheitliche Produkte Konzepte entstanden, wie die Personas ein besseres Erlebnis und Prozesse zu schaffen und Markenwerte zu stärken. mit A1 haben können. Mit verschiedenen Tools wurden die Personas nun in den Wörter mit Leben füllen Köpfen der Angestellten «verankert», wie Glenn Oberholzer es Ziel des Programms ist die Verbesserung von Kundenprozessen ausdrückt. Ein kleines Quartett und Stehmännchen übertrugen und interner Prozesseffizienz. Als Erstes wird Sales-to-Activa- die Begeisterung für die neue Methode auf die Mitarbeiter. tion vom Kunden ausgehend gedacht, dies ist der Weg vom 7 Bestellen zur reibungslosen Inbetriebnahme. Dabei sollen die Der blinde Fleck und klare Bilder Werte von A1 «einfach» und «alles aus einer Hand» für die Kun- Die Analyse der Kundenbedürfnisse hat zudem einen blinden den erlebbar werden. «Doch diese Wörter sollten nicht nur Fleck zutage gefördert: Tritt nach der Installation neuer Pro- Erkenntnisse richtungsweisend sein, es galt, sie mit Leben zu füllen», sagt dukte eine Störung auf, gehört die Behebung aus der Sicht des Christine Krimmel. Bis 2012 soll für den Kunden von der Infor- Kunden auch nach ein paar Wochen noch zum Einführungs- P ersonas verhelfen zu mation bis zum Bestellvorgang alles «signifikant besser» werden. prozess. «It ain’t over till it’s over», lautet die Erkenntnis. einem klareren Bild davon, A1 arbeitet schon länger mit CX, doch unterscheidet sich Neben dieser Erkenntnis verhelfen Personas A1 zu klareren dieses Projekt von früheren, da Customer Centricity und Kun- Bildern davon, wie Kunden auf der emotionalen Ebene ticken, was ein Kunde haben deninteraktionsdesign durchgängige Elemente im Prozess­ denn Christine Krimmel sagt: «Wo wir uns spürbar unterschei- möchte. management sind. Durch ein bereichsübergreifendes Team den wollen, ist beim emotionalen Markenerlebnis und beim wird sichergestellt, dass aus dem Analyse- ein Umsetzungs- Kundenkontakt.» D ie Arbeit mit Bildern von projekt wird. Personas funktioniert so Der Kunde wurde aktiv in den Entwicklungsprozess ein- Erste Implementierungen noch dieses Jahr gebunden. So gab es etwa im Vorfeld des Projekts zwei Kun- Bis Ende Oktober dieses Jahres sollen erste Implementierungen gut, weil wir alle Menschen denkonferenzen, in denen Vertreter des Top-Managements in des neuen Kundenprozesses vorgenommen sein. Christine sind. den Dialog mit den Kunden traten. «Das kann ich nur empfeh- Krimmel freut sich: «Es macht den Leuten einfach Spass, mit len», so Christine Krimmel. «Jetzt wurde plötzlich spürbar, was Brigitte oder Konrad im Kopf und den entsprechenden Bildern C X ist eine zutiefst humo­ unsere Kunden überhaupt wollen und wie sie denken.» zu arbeiten.» CX sei eine zutiefst humoristische Denkweise, ristische Denkweise. Mit bestätigt Glenn Oberholzer, welche die Kreativität der Mitar- Neue Sichtweise festigen beiter hebt und somit zu besseren Erlebnissen für den Kunden Brigitte, Konrad, Stephan Wichtig war in der Beratung durch die Stimmt AG der kultu- führt. oder Fanni im Kopf zu arbei- relle Aspekt des Erneuerungsprozesses. «Es galt, die Sicht­ ten, macht einfach Spass. weise ‹Kundenorientierung› im Unternehmen zu festigen», erzählt Glenn Oberholzer. Es sollten deshalb möglichst viele Mitarbeiter miteinbezogen und geschult werden. Während dreier Monate wurden gemeinsam mit einem internen Team vom «First Guess» über das «Verstehen» bis zum «Gestalten» drei Phasen durchlaufen.  Christine Krimmel und  GLenn Oberholzer ... glauben an die Kraft von emotionalen Personas.  Emotionale Personas  Brigitte, Konrad, Stephan und Fanni haben vom K ­ undenservice unterschiedliche Erwartungen.
  • 8. FALLSTUDIE: BASLER VERSICHERUNGEN BEYOND PHILOSOPHY ANNIKA RINER QAALFA DIBEEHI Versicherungen sind für gewöhnlich auf die finanzielle Rendite ausgerichtet. Aber nicht nur. Der Basler ist es g ­ elungen, in einer analytischen Firmenkultur eine Heran­ BASLER gehensweise zu etablieren, die auf das emotionale Kunden­ erlebnis fokussiert. Seit der Einführung der Emotional ­Signature® von Beyond Philosophy werden Emotionen VERSICHE­ - s ­ ogar von Finanzleuten akzeptiert. Das wiederum schafft Raum für Customer Experience. Berechenbare Emotionen RUNGEN Obwohl die Kundenzufriedenheit bei Basler recht hoch ist, Welche sind die wichtigen Touchpoints? kehren viele Kunden ihr den Rücken. Der Grund: Das Unter- Welche die entscheidenden Touchpoints sind, entscheidet al- nehmen löst zu wenig begeisternde Momente aus. Wenn etwas lein der Kunde. Dafür stellt die Versicherung zuerst Hypothesen BEYOND falsch läuft, läuft auch der Kunde, und zwar davon. Auf Grund- auf, welche Kontaktpunkte wichtig sind. Entdeckt die statis- lage der Erkenntnis, dass Kunden nicht verzeihen, wenn zu tische Analyse ein gleiches Antwortmuster, geht die Methode wenig Begeisterung auf ihn übertragen wurde, basiert das davon aus, dass der eine Faktor den anderen beeinflusst. Falls gemeinsame Projekt der Basler mit den CX-Experten von Be­ nicht, kann die Annahme eines Zusammenhangs verworfen yond Philosophy unter dem Titel «Emotional Signature». Dabei werden. So können Treiber identifiziert werden. handelt es sich um ein «Röntgenbild» der Kundenerlebnisse, um die reellen Wertetreiber und Wertezerstörer für die Basler Analyse der Kundenkontaktpunkte CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6 PHILOSOPHY zu identifizieren. Basis hierfür sind zwanzig Emotionen, die Die Basler kann heute bewusste Kontaktpunkte (Kunde will das Kundenverhalten beeinflussen. Die Methoden der Markt- sie haben und sie sind tatsächlich wichtig, wie beispielsweise forschung reichen hierfür nicht aus. Sie decken oft nur die die Kompetenz der Berater) und unbewusste, unsichtbare bewusste und rationale Welt der Kunden ab. Emotional Signa- Kontaktpunkte (Kunde will nicht und treibt auch keinen Wert) ture hingegen liefert zusätzlich ein Bild vom unbewussten, visualisieren und Zerstörer identifizieren. «Mit unserer ‹Table emotionalen Universum der Kundengefühle. Impact Power› können wir heute den Net Promoter Score und mögliche finanzielle Auswirkungen errechnen. Die Werte-In- Emotionen binden 98 Prozent der Hirnleistung dikatoren wählt das Unternehmen. Das sind harte Fakten, die Nach zwei Jahren Grundlagenforschung und vier Jahren Pra- mit Esoterik nichts zu tun haben und auch Zahlenmenschen xistest hat Beyond Philosophy eine der weltweit grössten Da- überzeugen», so Annika Riner. Erkenntnisse tenbanken für Kundenemotionen aufgebaut. Die Wissenschaft 8 hat herausgefunden, dass unser menschliches Gehirn nur zwei   eine qualitativ gute Prio­ K Prozent der Energie auf bewusste und rationale Aktivitäten risierung ohne gute Aus- richtet. Der Rest wird für unbewusste Prozesse eingesetzt. Deshalb ist dieses Röntgenbild ein nützliches Instrument. «Wie gangsanalyse (Emotional ein Hebel für die Treiber der Erlebnisse können wir diese Er- ANNIKA RINER: «Gewisse Zufrie Signature). kenntnisse nutzen, um den Unternehmenswert zu steigern», den- heitstreiber kann man erahnen, oft so Annika Riner, Client Experience Manager bei der Basler. liegt   ie Basler «muss» nicht D man aber auch daneben. Da ist es sinn- alles tun, sondern kann ihre Eine Ergebnismatrix visualisiert, welche Emotionen das Kun- voll, die Emotionen mit einem wis denverhalten so beeinflussen, dass sie werttreibend für das sen- Mittel fokussiert einsetzen. schaftlich validierten Modell zu ­ erklären. Unternehmen sind. Diese Analyse basiert auf den Kontakten an einem Touchpoint. Der Kunde reagiert auf einen Impuls. Die ‹Emotional Signature› von Be yond   ie Akzeptanz, über Emotio- D Diese Reaktion hat einen Effekt auf das Unternehmen, gemes- Philosophy ist ein solches ‹Tool›, sen anhand der Werte-Indikatoren wie Retention, Loyalität, das die nen zu sprechen, war sofort Wertetreiber und Werte­ndikator i Umsatz etc. en auf gegeben, weil die Zusam- den Rappen genau messen kann.» menhänge zwischen Emotio- nen und Kundenverhalten berechnet wurden.  Bewusst und Rational Nur 2 Prozent unserer Gehirnleistung werden für bewusste, rationale Prozesse eingesetzt.  motional Signature® E Röntgenbild der Kunden­ rlebnisse e  ANNIKA RINER
  • 9. BLICKWECHSEL: VON DER KUNST, DINGE ANDERS ZU SEHEN BLICK-­   WECHSEL Von der Kunst, Dinge anders zu sehen : Birgit Wallner r mich el heisst fü «Blickwechs Innensicht der Wec hsel von der zur n Konzerns eines grosse .» des Kunden Wer Erlebnisse gestalten will, muss raus! Raus in die Inspirierend war auch der Abend. Ein Besuch im Österreichi- Welt! Raus zu den Kunden! Als CX-Experte gilt es, mit schen Museum für angewandte Kunst (MAK) zeigte mit der Aussensicht offenen Augen und Ohren durch die Welt zu gehen. Ausstellung «Made 4 You», was «Design für den Wandel» Dazu braucht es Neugier, einen wachen Verstand, die ­ edeutet. Das passte hervorragend als Beitrag zum «Blickwech- b Bereitschaft, sich auf Dinge einzulassen und sich in sel» (mehr dazu auf S. 12). Der Schritt vom Arbeitsalltag ins Situationen hineinzuversetzen – ganz einzutauchen. Es Umfeld der Kunst eröffnete neue Perspektiven. Dazu trug auch gilt, die wahren Motive hinter scheinbaren Banalitäten das Dinner im Eingangsbereich des MAK bei, das von Gang und komplexen Fragestellungen zu verstehen. Es zu Gang einen wahren Augenschmaus und damit einen facet- braucht eine 360°-Sicht, interdisziplinäre Zusammen- tenreichen «Blickwechsel» bot. arbeit und die Fähigkeit, Begebenheiten miteinander CU S zu kombinieren und in Möglichkeiten zu denken. Es Von der Innen- zur Aussensicht zum Übungsfeld braucht ein Prise Verrücktheit, methodisches Wissen Der «Blickwechsel» bietet Gelegenheit für Gespräche grund- TOM E R EXPE RIE NCE und eine spielerische Natur, um Dinge auszuprobieren. sätzlicher Art. Nicht allein um Kundenerlebnisse geht es da, sondern um den philosophischen Gedankenaustausch. «Blick- Wer sinnvolle und wertstiftende Produkte und Dienstleistungen wechsel heisst für mich der Wechsel von der Innensicht eines entwickeln will, braucht ein feines Sensorium für die Menschen, grossen Konzerns zur Aussensicht des Kunden», meint Teil- für ihre ausgesprochenen und unausgesprochenen Bedürfnis- nehmerin Birgit Wallner vom Österreichischen Verkehrsbüro. se. Es gilt, den Menschen in seinem Kontext zu verstehen. Es Dem kann sich ihre Landsmännin Elisabeth Gogg von der A1 gilt, Zeichen in der Gegenwart zu deuten und als Trends für nur anschliessen: «Beim Forum werde ich aus alten Strukturen FORUM 6 die Zukunft zu lesen. Es gilt zu erahnen, wohin sich eine Per- herausgerissen, und zwar sowohl branchen- wie länderüber- son, eine Gesellschaft oder ein Unternehmen entwickelt, aber greifend.» 9 auch zu verstehen, woher sie kommen. Und es gilt zu verstehen, welche Risiken und Chancen die Zukunft mit sich bringt und «Blickwechsel ist für uns Alltag», lautet die erstaunliche Fest- welche Herausforderungen sich daraus ergeben. Vor allem stellung von Katharina Büeler von der Basler Versicherung. Die müssen wir verstehen, wie wir als CX-Experten zu deren Bâloise wende «Mirroring» als Methode an. «Dadurch wird die ­ ösung substanziell beitragen können. Bei all dem soll uns der Sicht auf den Kunden selbstverständlich. Die Ausstellung im L «Blickwechsel» unterstützen. MAK ist deshalb für mich ein Übungsfeld.» Das war sie auch für Professor Jan-Erik Baars, den Leiter des Studiengangs Es gab Zeiten, da wurde der Vorabend beim CX-Forum von «Design Management» an der Hochschule Luzern. Angesichts Weitgereisten genutzt, um bei einem Glas Wein erste Kontak- des ausgiebigen Dinners meinte er: «Das beste Beispiel für te mit anderen CX-Pionieren zu knüpfen und sich bereits einmal CX ist eines jeden Lieblingsrestaurant. Dessen Erfolg ist das auf den nächsten Tag einzustimmen. Inzwischen ist der Vor- Zusammenspiel sämtlicher Ingredienzien.» abend aber weit mehr als ein erstes «Get together» – er ist zur Bühne des «Blickwechsels» geworden. Wir gehen raus, um einmal etwas ganz anderes zu erleben, um hinter Kulissen zu schauen, uns überraschen zu lassen, Neues zu entdecken und neue Bekanntschaften zu schliessen. Zum sechsten CX-Forum Katharina Büeler: w ­ aren ohnehin alle Teilnehmer bereits am Vortag angereist: nicht nur, um die Keynote nicht zu verpassen, sondern auch, «Blickwechsel ist für weil der Veranstaltungsort Wien mit neuen, unerwarteten uns Alltag.» Blickwechsel-Momenten lockte. Reisen ermöglichen Blickwechsel aller Art. Es ist auffallend, wie sich beispielsweise das Publikum des CX-Forums erneuert hat. Über die Hälfte der rund sechzig Teilnehmer aus der Schweiz, aus Deutschland und Österreich waren zum ersten Mal dabei. «Erstmals sehen wir mehr neue als altbekannte Gesichter», hiess es vonseiten der Initianten erfreut. Denn das bedeute immer auch einen Schuss neue Ideen, andere Pers- pektiven und neue Kontakte. Jan-Erik B aars: «Das beste Beispiel für CX is t eines jeden Lieblingsrestaura nt.»  NETWORKING Auch das gehört zum «Blickwechsel»: Beim «Flying Dinner» in den Hallen des MAK werden neue Bekanntschaften  RAUSGEHEN geschlossen. «Um Neues zu entdecken und etwas ganz anderes zu erleben, gehen wir raus.»
  • 10. CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6 10  SPASS WIRD BEIM CX-FORUM GROSS GESCHRIEBEN  Die Teilnehmer sind begeistert vom Design Thinking Workshop.
  • 12. BLICKWECHSEL: AUSSTELLUNG «MADE 4 YOU» Die Ausstellung «MA DE 4 YOU – Design für den Wandel» läuf t noch bis im Oktober 2012! Standort: MA K-Ausstellungsha lle, Weiskirchnerstraße 3, Wien Dauer: 6.6.2012  –  7.10.2012 Weitere Informationen:  www.mak.at Ausstellung im Österreichischen Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6 Wie kann Design als angewandte Kunst dazu beitragen, gibt es doch jetzt schon Möglichkeiten, über das Design Handi­ Lösungen für die ökologischen, ökonomischen, sozialen caps neu zu bewerten. In der Ausstellung sehen wir Krücken, und kulturellen Herausforderungen des 21. Jahrhun- die so gestaltet sind, dass sie neben idealer Funktion auch derts zu finden? Das will die Ausstellung im MAK noch gut aussehen. Bereits marktreif ist eine Schiene für ge- b ­ eantworten. Fragen auf Plakaten bohren nach: «Wie brochene Arme, die beim Aushärten bunte Farben annimmt smart sind neue Technologien? Wie schaffen wir Ge- und ein Lächeln auf das Gesicht des Patienten zaubern soll. Ist sundheitssysteme für alle? Was erleichtert uns Arbeit das Hilfsmittel positiv besetzt, sorgt das für Akzeptanz. Ein 12 und Alltag? Was bereitet uns weiterhin Freude? Wie ähnliches Phänomen wirkt im Bereich der Mobilität: Eine bewegen wir uns in Zukunft fort?» schicke S-Bahn mit Steward an Bord, mit Internetanschluss und der Möglichkeit, noch im Wagen spontan ein Billett zu Der «Blickwechsel» in die aktuelle Designausstellung des MAK lösen, sorgt für Akzeptanz des ÖPNV. gab Beispiele für das Aufbrechen festgefahrener Denkstruk- turen bei der Gestaltung von Produkten. Die Ausstellungs­ Und wenn in der Windschutzscheibe des Autos ein Display ist, macher wollen anhand der Erzeugnisse von Vorreitern des auf dem immer dann ein Pflänzlein «wächst», wenn man be- Design Thinking wie Apple, Audi, Mercedes Benz oder Nike sonders ökologisch fährt, dann sorgt Design über den Spieltrieb die strategische, ganzheitliche Methode demonstrieren und des Fahrers für eine Verhaltensänderung. Doch Design für den damit aufzeigen, welche Schlüsselrolle dem Design in der Wandel ist nicht der Hightech vorbehalten: Zum Beispiel haben gesellschaftlichen Transformation zukommt. Genau das Rich- Entwicklungshelfer einen einfachen Kochherd entworfen, der tige für die CX-Experten vom Forum, die sich schnell als Rauchvergiftungen an offenen Feuerstellen vermeiden helfen Fachbesucher erwiesen. soll. Die Bauanleitung dazu gibt es im Internet als Download. «Träumen, nicht schlafen!» Experiences fehlen Beim Ausstellungseingang sehen sich die Besucher mit (für Jan-Erik Baars, einer der CX-Experten, der von Haus aus auch unsere Forumsteilnehmer) bekannten Postulaten konfrontiert: Designer ist, vermisste in der Ausstellung allerdings die Er- «Neu ist nur, was sonst niemand tun wird», heisst es da. Oder: lebnisseite. «Was hier nicht zu sehen ist, sind die Experiences», «Zukunft wird gemacht» – «Design ist keine demokratische sagte er im Gespräch. «Das wäre anregend. Denn ein Produkt Sache» – «Innovation ist Provokation» – und: «Träumen, nicht ist nur ein einziger Bestandteil einer langen Erlebniskette.» schlafen!». Produkte gehörten zwingend in diesen Kontext, ist er über- zeugt. Das zeige deutlich die Medizintechnik. Da habe er als Produktdesign bewegt sich auf einem sehr weiten Feld und Designer entdeckt, dass es mehr als eine Nutzergruppe gebe beeinflusst dabei die gesamte menschliche Umwelt. Dieses und allen voran auf den Patienten zu achten sei. Wichtig sei Feld hat Gastkurator Hartmut Esslinger in die sechs Themen aber die Optik aus mehreren Blickwinkeln, um etwa auch den Mobilität, digitale Konvergenz, Leben und Freizeit, Leben und Bedürfnissen des Fachpersonals gerecht zu werden. Arbeit, Gesundheit und Überleben eingeteilt. Esslinger ist Gründer von Frog Design und arbeitet seit 40 Jahren mit Firmen Auch wenn sich nicht alle Teilnehmer in der Ausstellung wie- wie Sony, Louis Vuitton, SAP, Siemens und Lufthansa. Für derfinden konnten, bleibt doch das angenehme Fazit, dass Apple hat er den ersten Laptop designt und damit einen ge- Design grosse transformative Kraft zur Gestaltung unserer waltigen Wandel im Verhalten von Computernutzern angeregt. Umwelt besitzt. Dabei kann Design sowohl das intuitive Ver- langen nach ästhetischer Schönheit stillen als auch soziale und Produkte als Teil der Erlebniskette ökologische Verantwortung tragen. Spätestens nach dem Wie wichtig Design letztlich für das Zusammenleben und ­Besuch der Ausstellung ist man überzeugt, dass Design in der -arbeiten aller sein kann und warum es von kultureller, sozialer, Lage ist, einen positiven gesellschaftlichen Wandel voranzu- ökologischer und ökonomischer Relevanz ist, wird in der Aus- treiben. stellung an über achtzig Projekten von sowohl weltweit agie- renden Agenturen und Unternehmen als auch im Labor von jungen Studierenden deutlich. Deren Ideen faszinieren: Wer weiss, wie lang und belastend die Dialyse für Nierenkranke ist, freut sich über den Entwurf des tragbaren Blutwäsche-Geräts. Auch wenn diese Technologie ebenso wie die Armprothese mit Hightech-Zusatzfunktionen noch sehr futuristisch anmutet,  Mobilysis  Ein Konzept für ein mobiles Dialysesystem
  • 13. FALLSTUDIE: SWISSCOM URSULA GEU BERNADETTE BIRCHLER Mitmachen statt zuhören. Aktiv umsetzen statt passiv aufnehmen. Mit Freude lernen statt trainieren müssen. Human Centered Design in der Ausbildung – mit ­ ethoden M SWISSCOM aus der Welt des Theaters – macht Mitarbeiter und später auch Kunden glücklich. Vorhang auf für die Erlebnisausbildung! Standen früher Produkte und Technik im Zentrum, so hat Vorhang auf – Bühne frei heute diesen Platz der Swisscom-Kunde eingenommen. Human Mit einem Spannungsbogen wie in einem James-Bond-Film Centered Design wird für den Kunden aber erst dann spürbar, wurde anhand fiktiver Personas die Wirkung dramaturgisch wenn der Mitarbeiter ein positives Kundenerlebnis vermitteln aufbereitet. Anstelle emotionsloser Outlook-Einladungen kann. «Kunden begeistern heisst Mitarbeiter begeistern», sind ­ rhielten die Trainer ein Lesezeichen an ihre Privatadresse per e Ursula Geu, Ausbildnerin Entwicklung und Produktion, und Post, um die Neugierde zu wecken. Unterstützt durch persön- Bernadette Birchler, Verantwortliche für die Weiterentwicklung liche und individuelle Mal-, Schreib- und Klebebücher zur und Umsetzung der Erlebnisausbildungen, überzeugt. Und so Vervollständigung mit eigenen Notizen und Klebebildern gestalteten die beiden Ausbildungsexpertinnen Erlebnisaus- entstand ein Drehbuch, mit dem die Trainingsumsetzer ge- Erkenntnisse bildungen für 300 Trainingskonzepter und Trainingsumsetzer schult werden. CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6 der Swisscom. Diese sind wiederum für die Schulungen von Bisher kamen 200 Trainingskonzepter und -umsetzer in D as Train-the-Trainer-Kon- 4500 Mitarbeiter verantwortlich, die als Bindeglied zwischen den Genuss der Erlebnisausbildung, weitere folgen. Auf dem zept ermöglicht rasche und Kunden und Swisscom täglich Tausende von Kundeninterak- Weg vom Trainer zum Lernbegleiter lösen Eigeninitiative und tionen gestalten. spielerischer Methodenmix die traditionellen Frontalschulun- konsequente Multiplikation gen ab. Mit Vorgehensweisen aus dem Theater und physischen der neuen Ausbildungs­ Best Experience als Ausbildungsphilosophie Übungen wie zum Beispiel einem Schuhwechsel versetzen sich philosophie. 2008 startete die Swisscom mit dem Thema Human Centered die Ausbilder in die Lage der Kunden. Round Tables und Feed- Design durch und stellte sich die Frage, was diese Veränderung backrunden unterstützen die laufende Optimierung, damit die für die Mitarbeiter bedeutet. So wie die Produkte nun auf die neue Erlebnisausbildung auch wirklich nachhaltig funktioniert. D ie Umsetzung in Schritten Kundenbedürfnisse hin entwickelt und kommuniziert werden, (Personas, Spannungs­ muss auch die Ausbildung der Kundenbetreuer massgeschnei- Mehrwert für alle 13 dert sein. Wurden früher Prozesse, Systeme und Produkte Die kreative, erlebnisgeprägte und interaktive Ausbildung bogen, Methodenmix, Dreh- geschult, so entstand unter dem Best Experience-Leitbild eine begeistert die Trainer. Ihre Begeisterung wiederum motiviert buch und erst dann der neue Ausbildungsphilosophie. die Mitarbeiter, die folglich ihre Kunden empathischer und Prototyp zur Erlebnisausbil- kompetenter betreuen können. Der Kunde fühlt sich verstanden Ein Framework – für Ausbildungen und erhält konsistente und ganzheitliche Erlebnisse an den dung) sichert den Erfolg. im Privatkundensegment Touchpoints. Hierfür entwickelte das Team ein Framework für ein gemein- Das Unternehmen hingegen profitiert von Kosteneinspa- Business-, Lern- und Erlebnis­ sames Verständnis mit abgestimmten Aufgaben und Prozes- rungen durch Synergien im Schulungsbereich und durch ziele helfen, Erlebnisaus­ sen. Die Ausbildungsphilosophie wurde mit dem Leitbild ­ ifferenzierung, und nicht zuletzt hat die Erlebnisausbildung D «Herzen gewinnen» abgestimmt. Stets den Endkunden im einen grossen Einfluss auf die Kundenzufriedenheit. Neuste bildung flächendeckend und Fokus haltend entstand eine ganzheitliche Train-the-Trainer- Erhebungen zeigen die Vormachtstellung (8 von 10 Punkten) nachhaltig zur Anwendung Ausbildung. «Heute werden keine Preise mehr geschult. Heute von Swisscom in Sachen Kundenzufriedenheit. Ausserdem zu bringen. fragen wir: Wie lebt der Kunde? Wie gestaltet sich sein Alltag? können durch die Erlebnisausbildungen viele nicht wertschöp- Welches ist das richtige Angebot für ihn?», so Bernadette fende Kundeninteraktionen eliminiert werden. Birchler. Der Mensch im Mittelpunkt – ein Ansatz, der nicht nur Mitarbeiter und Kunden freut, sondern auch die Marke Swiss- Spielend lernen com stärkt. Wie funktioniert ein Trainer, der eine Schulung besucht? ­Dieser Frage ging das Team in der Erlebnisausbildungs-Journey nach. Danach ging es an die Umsetzung. Unterstützt durch die Work · Play · Experience Profis kamen neue Lernmethoden, die Spass und Erlebnis vermitteln, zum Einsatz. So wurden die Schulun- gen dramaturgisch ausgestaltet, inklusive Storytelling, Span- nungsbogen, Storyboard, Drehbuch – wie im Theater. Wie können Mitarbeiter ihre Kunden verblüffen? Wie lautet der Subtext? Mit viel Elan ging das Team mit dem ersten Prototyp an den Start.  6-Punkte-Modell  Anleitung zur erfolgreichen Umsetzung der Erlebnisausbildung  Schulungsbuch   «Der Mensch im Mittelpunkt — das Erlebnis- buch für deine Schulung»  orkshop   W In vier Ateliers werden Lernformen und Methoden vorgestellt.
  • 14. CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6 14  GEBALLTES CX-WISSEN  Nach dem Motto «Wissen vermehrt sich, wenn man es teilt», werden in Kleingruppen Lösungen erarbeitet.
  • 15. FALLSTUDIE: STIMMT HELMUT KAZMAIER Die Filiale der in der Schweiz grössten Apothekenkette Amavita im Untergeschoss des Zürcher Bahnhofs S ­ tadelhofen liegt etwas abseits der Besucherströme ­ STIMMT und ist nur selten überfüllt. Die Stimmt AG hat sich d ­ eshalb buchstäblich auf die Socken gemacht. Probieren geht über Studieren – Prototyping in nur drei Wochen! «Manchmal geht Probieren über Studieren», sagt Helmut In den Fokus nahm man die stöbernde Sandra. Was kann Erkenntnisse Kazmaier. Das klingt zunächst etwas ungewöhnlich für Amavita für sie tun? Um diese Frage zu beantworten, organi- ein Beratungsunternehmen, das sich ein strukturiertes, sierte Stimmt einen Kreativworkshop mit Vertretern der Apo- M anchmal geht Probieren analytisches Vorgehen auf die Fahnen schreibt. Aber theke. Danach kam es zum Live-Prototyping zugunsten eines über Studieren. Es lohnt manche Dinge lassen sich nicht analytisch vorher­ besseren Kundenerlebnisses: Im Aussenbereich des Ladens bestimmen, vor allem dann nicht, wenn es zu viele wurde eine Art Wartezimmer eingerichtet, es wurden Muster sich, das Büro zu verlassen Einflussparameter gibt. Dann lohne es sich für den zum Probieren und Anfassen bereitgestellt, Tagesthemen und vor Ort zu gehen. Berater, das eigene Büro zu verlassen und den Proble- sollten das Kundenerlebnis interessant machen – dazu gab es men vor Ort auf den Grund zu gehen. Dabei habe sich auffällige und aufwendig gestaltete Regale. W ichtig ist der Blick aufs das Team von folgender Frage leiten lassen: «Wer sind Ganze. Es gibt Dinge, die unsere Kunden und wenn ja, wie viele?» Helmut Kaz- Viel Lärm um nicht so viel CUSTOMER EXPERIENCE FORUM 6 maier lächelt. Diese Frage sei keineswegs ein Witz. Helmut Kazmaiers persönlicher Favorit war das bunte Früh- man nicht isoliert lösen lingsgrün der Lounge vor dem Apothekeneingang. Doch in kann. Cool und lehrreich – vom Verstehen zum Funktionieren zwei Tagen setzten sich gerade mal zwei potenzielle Kunden Drei Dinge seien wichtig, sagt er: in die bequemen Sessel. Weder das Schild «Ruhezone» noch M it einem scharfen Fokus Hinausgehen und Ausprobieren die Schale mit Gratisäpfeln lockten zum Verweilen. «Das hat und einem Hauch Pragma- Ein wenig Pragmatismus uns überrascht.» Aber auch die Massnahmen im Innern des Der Blick für das Ganze Ladens funktionierten kaum. Die kostenlosen Traubenzücker- tismus kann man in kurzer chen neben der Kasse blieben unberührt liegen. «Alle Ange- Zeit viel über das eigene Die Stimmt AG hatte wenig Zeit zur Analyse der Situation. Drei bote wurden weitestgehend ignoriert und hatten kaum wahr- Geschäft und die Kunden Wochen mussten genügen. In dieser Zeit habe man versucht, nehmbare Auswirkungen.» Das Stimmt-Team wunderte sich. ein komplettes Projekt zu realisieren, erzählt Helmut Kazmaier. Was blieb von der ganzen Aktion? «Wir haben viel gelernt», lernen. 15 Drei Wochen waren vorgegeben, weil das Team gerade freie sagt Helmut Kazmaier. Mithilfe der Personas war das Verhalten Kapazität hatte und gratis etwas machen wollte, «was wir cool der Kunden besser zu verstehen. Danach zieht die Apotheke fanden, von dem jemand etwas haben sollte und von dem wir verschiedene Kundentypen an – zum Beispiel den gezielten erst noch lernen konnten». Dabei war die Ausgangslage simpel: Käufertyp. Es gab einige spezifische Erkenntnisse und Opti- Amavita wünschte sich mehr Kunden, die mehr kaufen würden. mierungsvorschläge für die Filiale im Bahnhof Stadelhofen Und so gingen die Berater vor: bezüglich Laufwegen, Kundenführung und Signalisation. Methodisch war das Vorgehen richtig, so das Fazit. Wichtig der Verstehensphase geht es darum zu wissen, für wen sei, sich im Vorfeld zu überlegen, über wen man eigentlich was In eine Lösung gesucht wird und welches die Bedürfnisse herausfinden möchte und wie man zu diesen Erkenntnissen dieser Gruppe sind. gelangen kann. Danach gilt es, mögliche Lösungsansätze zu priorisieren Es wurde vor allem deutlich, dass mit isolierten Massnah- und einen Fokus zu setzen. men nur geringe Effekte erzielt werden können. Es gilt, den In der kreativen Phase geht es darum, mögliche Lösungen Filialbesuch in einen grösseren Kontext zu stellen und die auszuarbeiten und in Form von Prototypen darzustellen. gesamte Kundenerlebniskette über alle Kontaktpunkte zu Und schliesslich geht es um die Verifizierung der Ein- betrachten. Damit können verschiedene Stellschrauben iden- sichten: Funktionieren die Lösungsansätze tatsächlich? tifiziert und aufeinander abgestimmt werden, um zum Schluss Wie kann man sie weiter optimieren? zur gewünschten Verhaltensänderung bei den Kunden zu «Geht raus und verbessert­ kommen. diese Welt. Schritt für Gabriela, Sabine und Sandra zeigen den Weg Amavita, die übrigens durch ein CX-Forum auf die Stimmt Schritt, aber konsequent. Das Team machte zunächst eine Laufweganalyse des Bahn- AG aufmerksam geworden war, wird nun über Massnahmen hofs. Von morgens bis abends jeweils 8 Uhr benutzen die nachdenken. Unter anderem hat sie erkannt, dass ihre Filialen Eure Kunden werden es ­ esucher schubweise immer nach den gleichen Mustern die- komplett austauschbar sind – und zwar von den weissen Kitteln B danken: mit einem Lächeln. selben Wege. «Am Laden vorbei kamen sie jedoch selten.» In bis hin zur Schaufenstergestaltung. Die Stimmt AG bleibt am Und mit ihrem Geld.» der Apotheke selbst wurde ebenfalls nach Gründen für den Ball! mangelnden Umsatz gesucht. Dazu bediente man sich des Arbeitsinstruments der «Personas». Gabriela kauft gezielt ein. Sabine ist selbstständig, sie lässt sich nicht verleiten. Sandra will nur stöbern.  Laufweganalyse  Amavita wird von den Besucher­ trömen in einer s Ecke links und rechts liegen gelassen.  rist T Der Apotheke im Untergeschoss des Bahnhofs Stadelhofen fehlen die K ­ unden.  ELMUT KAZMAIER H