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Das »Arrangement mit den Herrschenden«
     Kritik einer analytischen Figur


         Kurzfristig zusammengestellte
                 Überlegungen

                 Stefan Meretz
      Ferienuni Kritische Psychologie 2012
Irritationen

●   Das »Arrangement mit den Herrschenden« hat eine
    Schlüsselstellung im Konzept der Selbstfeindschaft
●   Durch »Partizipation an der Macht der Herrschenden«
    partizipiere ich »letztlich an meiner eigenen
    Unterdrückung durch die Herrschenden« (GdP, 378)
●   Statt »Herrschende« auch »herrschende Instanzen«:
    »Eine Verbesserung der eigenen Lebensqualität, die
    im Arrangement und in Komplizenschaft mit den
    herrschenden Instanzen … erreicht werden soll, hebt
    sich also notwendig quasi selbst auf« (GdP, 378)
Fragen

●   Wer sind die »Herrschenden«?
●   Wer sind die »herrschenden Instanzen«?
●   Kann man herrschende Verhältnisse personifizieren?
●   Sind also die herrschenden Verhältnisse die
    Verhältnisse der Herrschenden?
●   Von wem werden die herrschenden Verhältnisse
    hergestellt – von den Herrschenden?
●   Wer sind diese Herrschenden?
●   Ermäßigt sind das Problem, wenn man statt von
    Herrschenden von Instanzen spricht?
Thesen

●   Die Herrschaftsverhältnisse des Kapitalismus sind
    nicht als personifizierte Machtarrangements
    begreifbar (das wäre für den Feudalismus adäquat)
●   Herrschaftsverhältnisse sind als Verhältnisse der
    Fremdbestimmung zu fassen
●   Fremdbestimmung ist ein gesamtgesellschaftliches
    Verhältnis, es begründet sich aus dem Fetischver-
    hältnis (soziale Verhältnisse erscheinen als sachliche)
●   Herrschaftsverhältnisse als allgemeine Verhältnisse
    der Fremdbestimmung sind multisektional
●   Der funktionale Kern besteht in der Exklusionslogik:
    Sich auf Kosten anderer durchsetzen.
Exklusionslogik in der GdP

●   Exklusion als Weitergabe von Unterdrückung: »Das
    Arrangement mit den Herrschenden schließt ...
    tendenziell den Versuch der Partizipation an ihrer
    Macht zur Absicherung/Erweiterung der eigenen
    Handlungsfähigkeit auf Kosten fremder Interessen ein,
    wobei die Unterdrückung von ›Oben‹ in
    unterschiedlichster Weise nach ›unten‹, an die, auf
    deren Kosten die eigenen Partialinteressen
    durchgesetzt werden sollen, weitergegeben wird.«
●   Eine Instanz oder eine Quelle von Herrschaft
    außerhalb meiner selbst wird vorausgesetzt
●   Je ich gebe diese Herrschaft weiter, bin aber
    eigentlich keine Quelle von Herrschaft
Das ist unangemessen

●   Tatsächlich übe ich aktiv Herrschaft aus, wenn ich
    mich auf Kosten anderer durchsetze
●   Die »Sektionen« in denen ich das tue, sind dabei
    (nahezu) beliebig vielfältig: Klasse, Geschlecht,
    Hautfarbe, Alter, Fitness usw. usf.
●   These: Keine dieser Sektionen ist privilegiert in dem
    Sinne, das eine Aufhebung dieser eine allgemeine
    Emanzipation ermöglichen würde
●
Sondern:

●   Es geht darum eine gesellschaftliche Struktur
    aufzuheben, in der Menschen ihre Existenz
    vorsorgend nur sichern können, wenn sie sich auf
    Kosten anderer durchsetzen
●   Statt einer Struktur der wechselseitigen Exklusion
    brauchen wir eine Struktur der allgemeinen Inklusion
●   Kurz: Inklusionslogik statt Exklusionslogik
●   Inklusionslogik: Ich kann meine Existenz vorsorgend
    nur sichern, wenn alle anderen das auch tun können
●   Was heißt das? Wie kann man das denken?
Überlegungen

●   Marx/Engels: »... eine Assoziation, worin die freie
    Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie
    Entwicklung aller ist.« (=Kommunismus)
●   Erinnerung: So ist – kategorial, nicht normativ – der
    Vermittlungszusammenhang von Individuum und
    Gesellschaft in der GdP gefasst: Gesellschaft ist dazu
    »da«, dass jede_r Einzelne die eigene Existenz
    erhalten kann
●   Also 1: Kommunismus ist das menschenmögliche
●   Also 2: Kommunistisches ist in aller Geschichte
●   Also 3: Kommunismus ist nicht das ganz andere
●   Also 4: Kommunismus muss entmythologisiert
    werden
… in aller Geschichte, auch heute? Ja!

●   … mehr dazu in der Diskussion :-)

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Das »Arrangement mit den Herrschenden« - Kritik einer analytischen Figur

  • 1. Das »Arrangement mit den Herrschenden« Kritik einer analytischen Figur Kurzfristig zusammengestellte Überlegungen Stefan Meretz Ferienuni Kritische Psychologie 2012
  • 2. Irritationen ● Das »Arrangement mit den Herrschenden« hat eine Schlüsselstellung im Konzept der Selbstfeindschaft ● Durch »Partizipation an der Macht der Herrschenden« partizipiere ich »letztlich an meiner eigenen Unterdrückung durch die Herrschenden« (GdP, 378) ● Statt »Herrschende« auch »herrschende Instanzen«: »Eine Verbesserung der eigenen Lebensqualität, die im Arrangement und in Komplizenschaft mit den herrschenden Instanzen … erreicht werden soll, hebt sich also notwendig quasi selbst auf« (GdP, 378)
  • 3. Fragen ● Wer sind die »Herrschenden«? ● Wer sind die »herrschenden Instanzen«? ● Kann man herrschende Verhältnisse personifizieren? ● Sind also die herrschenden Verhältnisse die Verhältnisse der Herrschenden? ● Von wem werden die herrschenden Verhältnisse hergestellt – von den Herrschenden? ● Wer sind diese Herrschenden? ● Ermäßigt sind das Problem, wenn man statt von Herrschenden von Instanzen spricht?
  • 4. Thesen ● Die Herrschaftsverhältnisse des Kapitalismus sind nicht als personifizierte Machtarrangements begreifbar (das wäre für den Feudalismus adäquat) ● Herrschaftsverhältnisse sind als Verhältnisse der Fremdbestimmung zu fassen ● Fremdbestimmung ist ein gesamtgesellschaftliches Verhältnis, es begründet sich aus dem Fetischver- hältnis (soziale Verhältnisse erscheinen als sachliche) ● Herrschaftsverhältnisse als allgemeine Verhältnisse der Fremdbestimmung sind multisektional ● Der funktionale Kern besteht in der Exklusionslogik: Sich auf Kosten anderer durchsetzen.
  • 5. Exklusionslogik in der GdP ● Exklusion als Weitergabe von Unterdrückung: »Das Arrangement mit den Herrschenden schließt ... tendenziell den Versuch der Partizipation an ihrer Macht zur Absicherung/Erweiterung der eigenen Handlungsfähigkeit auf Kosten fremder Interessen ein, wobei die Unterdrückung von ›Oben‹ in unterschiedlichster Weise nach ›unten‹, an die, auf deren Kosten die eigenen Partialinteressen durchgesetzt werden sollen, weitergegeben wird.« ● Eine Instanz oder eine Quelle von Herrschaft außerhalb meiner selbst wird vorausgesetzt ● Je ich gebe diese Herrschaft weiter, bin aber eigentlich keine Quelle von Herrschaft
  • 6. Das ist unangemessen ● Tatsächlich übe ich aktiv Herrschaft aus, wenn ich mich auf Kosten anderer durchsetze ● Die »Sektionen« in denen ich das tue, sind dabei (nahezu) beliebig vielfältig: Klasse, Geschlecht, Hautfarbe, Alter, Fitness usw. usf. ● These: Keine dieser Sektionen ist privilegiert in dem Sinne, das eine Aufhebung dieser eine allgemeine Emanzipation ermöglichen würde ●
  • 7. Sondern: ● Es geht darum eine gesellschaftliche Struktur aufzuheben, in der Menschen ihre Existenz vorsorgend nur sichern können, wenn sie sich auf Kosten anderer durchsetzen ● Statt einer Struktur der wechselseitigen Exklusion brauchen wir eine Struktur der allgemeinen Inklusion ● Kurz: Inklusionslogik statt Exklusionslogik ● Inklusionslogik: Ich kann meine Existenz vorsorgend nur sichern, wenn alle anderen das auch tun können ● Was heißt das? Wie kann man das denken?
  • 8. Überlegungen ● Marx/Engels: »... eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist.« (=Kommunismus) ● Erinnerung: So ist – kategorial, nicht normativ – der Vermittlungszusammenhang von Individuum und Gesellschaft in der GdP gefasst: Gesellschaft ist dazu »da«, dass jede_r Einzelne die eigene Existenz erhalten kann ● Also 1: Kommunismus ist das menschenmögliche ● Also 2: Kommunistisches ist in aller Geschichte ● Also 3: Kommunismus ist nicht das ganz andere ● Also 4: Kommunismus muss entmythologisiert werden
  • 9. … in aller Geschichte, auch heute? Ja! ● … mehr dazu in der Diskussion :-)