Seminar: Neue Medien an der Berufsbildung (23.08.2013)
Ethik im Internet 2016
1. Ethik im Internet:
Digitale Naivität vs Strafrecht
„Ethik im Internet – Digitale Naivität vs
Strafrecht" by Stefan Kontschieder (Autonome
Provinz Bozen-Südtirol, Deutsches Schulamt)
is licensed under a Creative Commons
Attribution 4.0 International License.
2. Seite „Ethik“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 23. Mai 2016, 14:30 UTC. URL:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ethik&oldid=154627484 (Abgerufen: 26. Mai 2016, 11:27 UTC)
Ethik – Definition 1
Die Ethik […] („das sittliche (Verständnis)“ ist jener
Teilbereich der Philosophie, der sich mit den
Voraussetzungen menschlichen Handelns und seiner
Bewertung befasst. Im Zentrum der Ethik steht das
spezifisch moralische Handeln, insbesondere
hinsichtlich seiner Begründbarkeit und Reflexion. In
seiner Tradition wird die Ethik auch als
Moralphilosophie bezeichnet.
„Jeder Mensch soll doch bitte so handeln, dass er ein
allgemeingültiges Gesetz für alle Menschen daraus
machen könnte“
Ethik – Definition 2
Immanuel Kant, deutscher Philosoph
(* 22. April 1724 in Königsberg, Preußen; † 12. Februar 1804)
4. Cybermobbing
(Cyberbullying)
Unter Cyber-Mobbing
(Synonym zu Cyber-
Bullying) versteht man das
absichtliche Beleidigen,
Bedrohen, Bloßstellen
oder Belästigen anderer
mithilfe von Internet- und
Mobiltelefondiensten
Quelle: Seite 4
http://www.klicksafe.de/themen/medienethik/verle
tzendes-online-verhalten/
(Abgerufen: 26. Mai 2016, 13:09 UTC)
5. Cybermobbing? Ein zweifelhafter Nutzen…
• Entlastung: Mobbing dient als Ventil für aufgestaute Aggressionen.
• Anerkennung: Mobbing wird dazu verwendet, sich einen bestimmten Ruf
zu verschaffen, z. B. besonders „cool“ zu sein.
• Stärkung des Gemeinschaftsgefühls: Mobbing geschieht meist in der
Gruppe nach dem Motto: „Gemeinsam sind wir stark“.
• Demonstration von Macht: Mobbing wird eingesetzt, um Stärke zu zeigen,
um klar zu stellen, wer „das Sagen hat“.
• Angst: Oft spielen auch Versagensängste oder die Angst, selbst zu einem
Mobbing-Opfer zu werden, eine Rolle. Vor allem „Mitläufer/-innen“ wollen
ihre Zugehörigkeit zur Gruppe nicht riskieren.
Aufzählungsquelle: saferinternet.at
Rechtfertigen diese Gründe
Cyber-Mobbing ???
Sind das gültige Entschuldigungen?
Charta der Grundrechte der Europäischen Union
Artikel 1
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Sie ist zu achten und zu schützen.“
6. Menschenwürde
„Ertragt mich, dass ich rede“
Kennen Sie geschichtliche Beispiele, wo die
Menschenwürde nicht geachtet wurde?
Gibt es auch aktuelle Beispiele?
Alle Menschen haben denselben Wert.
Dieser Wert ist UNANTASTBAR!
9. Häufige Straftaten im Internet
• Raubkopien
• Art.594 StGB (Beleidigung)
• Art.595 StGB (Üble Nachrede)
• Art.612bis StGB (Stalking)
• Art.494 StGB (Sichausgeben als eine andere Person)
• Art.615ter StGB (Unbefugter Zugang zu einem Datenverarbeitungs-
oder Telekommunikationssystem)
• Art.600quater StGB (Besitz von pornographischen Material mit
Abbildung von Minderjährigen)
• Art.640 StGB (Betrug)
• Art.167 GvD 196/2003 (Illegale Verbreitung von sensiblen Daten)
11. 1. Strafgesetzbuch 2. Zivilgesetzbuch
Bei vielen Straftaten im Internet (z.B.
Beleidigung) kommen zusätzlich zum
strafrechtlich Relevanten auch noch die
Artikel des Zivilgesetzbuches zur
Anwendung
Welches dieser beiden Gesetzbücher kommt bei
vielen Straftaten im Internet zur Anwendung?
Was meinen Sie?
12. Art.594 StGB Beleidigung
Wer die Ehre oder die Würde eines anderen in
dessen Gegenwart verletzt, wird mit
Gefängnisstrafe von bis zu sechs Monaten oder mit
Geldstrafe bis zu € 516,00 bestraft.
Derselben Strafe unterliegt, wer die Tat durch eine
telegrafische oder telefonische Mitteilung oder durch
Schriften oder durch Abbildungen begeht, die an den
Verletzten gerichtet sind.
Die Strafe ist Gefängnisstrafe bis zu einem Jahr
oder Geldstrafe bis zu € 1.032,00 wenn die
Ehrenverletzung im Vorwurf einer bestimmten Tat
besteht.
Die Strafen werden erhöht, wenn die
Ehrenverletzung in Gegenwart mehrerer Personen
begangen wird.
13. Art.595 StGB Üble Nachrede
Wer, abgesehen von den Fällen des vorhergehenden
Artikels, im Gespräch mit mehreren Personen das
Ansehen eines anderen verletzt, wird mit
Gefängnisstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe
bis € 1.032,00 bestraft.
Besteht die Ehrverletzung im Vorwurf eines bestimmten
Tatsache, ist die Strafe Gefängnisstrafe bis zu 2 Jahren
oder Geldstrafe bis € 2.065,00.
Wird die Ehrverletzung durch Druckwerke oder durch
irgendein anderes Mittel der Verbreitung oder in in
einer öffentlichen Urkunde begangen, ist die Strafe
Gefängnisstrafe von 6 Monaten bis zu drei Jahren
oder Geldstrafe nicht unter € 516,00.
14. Art.2043 ZGB, Art.185 StGB Verpflichtung zum Schadensersatz
Art.185 StGB (Wiederherstellung durch
Schadensersatz)
Jede strafbare Handlung verpflichtet nach Maßgabe des
Zivilrechts zur Widerherstellung.
Jede strafbare Handlung, die einen Vermögensschaden
oder einen nicht vermögensrechtlichen Schaden
verursacht hat, verpflichtet den Täter und diejenigen,
die nach Maßgabe des Zivilrechts für dessen
Handeln haften, zu Schadensersatz.
Art.2043 ZGB (Schadenersatz wegen einer
unerlaubten Handlung)
Jedwede vorsätzliche oder fahrlässige Handlung, die
einem anderen einen
rechtswidrigen Schaden zufügt, verpflichtet denjenigen,
der sie begangen hat, den
Schaden zu ersetzen
15. Art.612bis StGB („Stalking“)
Salvo che il fatto costituisca più grave reato, è punito con
la reclusione da sei mesi a cinque anni chiunque, con
condotte reiterate, minaccia o molesta taluno in modo
da cagionare un perdurante e grave stato di ansia o di
paura ovvero da ingenerare un fondato timore per
l'incolumita' propria o di un prossimo congiunto o di
persona al medesimo legata da relazione affettiva
ovvero da costringere lo stesso ad alterare le proprie
abitudini di vita.
La pena è aumentata se il fatto è commesso dal coniuge,
anche separato o divorziato, o da persona che è o è
stata legata da relazione affettiva alla persona offesa
ovvero se il fatto è commesso attraverso strumenti
informatici o telematici.
.
16. Art.494 StGB (Sichausgeben für eine andere Person)
Wer in der Absicht, sich oder einem anderen
einen Vorteil zu verschaffen oder einem anderen
einen Nachteil zuzufügen, bei jemanden einen
Irrtum erregt, indem er sich rechtswidrig als eine
andere Person ausgibt oder sich oder einem
anderen einen falschen Namen, einen falschen
Stand oder eine Eigenschaft der das Gesetz
Rechtswirkungen zuschreibt, beilegt, wird wenn
die Tat nicht ein anderes Verbrechen gegen den
öffentlichen Glauben darstellt, mit Gefängnisstrafe
bis zu einem Jahr bestraft.
17. Die Klägerin wurde von ihrem Freund auf Facebook
wegen ihres Aussehens verspottet.
Wie viele Euro an Schadensersatz hat sie erhalten?
Was schätzen Sie?
Urteil Landesgericht Monza, IV Zivilsenat,
Nr.770 vom 2.März 2010
15.000 €
22. Wo kann Cybermobbing in der Online-Welt stattfinden?
Diskutieren Sie in Dreiergruppen… (Zeit: 5 Minuten)
• …
• …
• …
• …
• …
23. Wo kann Cybermobbing in der Online-Welt stattfinden?
Diskutieren Sie in Dreiergruppen…
• Smartphones
• Instant Messenger (WhatsApp,…)
• Chatrooms
• E-Mail
• Webcams
• Soziale Netzwerke (Facebook,…)
• Video-Portale (YouTube,…)
• Virtuelle Lernumgebungen
• Virtuelle Gaming Seiten (World of Warcraft)
24. Maßnahmen zur Unterstützung ethischen Verhaltens im Internet
Bildquelle: http://www.klicksafe.de/themen/medienethik/ Zusatzmodul 10: „Ethik macht klick – Werte-Navi fürs digitale Leben“ S.53
25. Was wäre möglich?
• Technisch: Internet sperren
(Iran, Türkei, …)
• Politisch: Digitalkunde als
Fach an Universitäten und
Schulen
• Rechtlich: Angepasste,
schärfere Gesetze
• Pädagogisch:
Sensibilisierung, Aufklärung
Was empfiehlt sich?
• Nicht wegschauen, handeln
• Gespräch suchen (Freunde,
Vertrauenslehrperson,
externe Stellen, …)
• Workshops durch externe
Experten,
Unterrichtseinheiten,
Testimonials, …
• Sensibilisierung der
Schulgemeinschaft (jeder
kann aktiv mitwirken)
Maßnahmen zur Unterstützung ethischen Verhaltens im Internet
Ein erster Ansatz
27. • Cyber-Mobbing
• Hass-, Gerüchte- und „Schlampen-Seiten“
• Shitstorms, Bashing, Trolling
Neue Gewaltformen durch das Internet
und Möglichkeiten durch ethisches Verhalten gegenzusteuern
28. 1. Sensibilisierung für Verletzbarkeit
Reflexionsfragen
• Was folgt aus der Verwundbarkeit der Menschen?
• Wodurch sind Menschen verletzbar?
Online-Gewalt ist reale Gewalt!
Quelle: http://www.klicksafe.de/themen/medienethik/ Zusatzmodul 10: „Ethik macht klick – Werte-Navi fürs digitale Leben“
29. Exkurs: Warum wirkt Online-Gewalt nachhaltig?
Diskussionsrunde
• Zeit und Raum: Eingriffe in das Privatleben finden zeit- und
ortsunabhängig statt
• Wirkung: Intransparenz der Folgen von Gewalttaten
• Dynamik: die medialen Inhalte verbreiten sich rasend schnell
und sind nahezu unbegrenzt teilbar (z. B. über Facebook,
WhatsApp, YouTube)
• Dauer: das Internet vergisst nichts
• Anonymität: Täter handeln oft anonym aus den Tiefen des
Netzes heraus
• Öffentlichkeit: das Publikum ist unüberschaubar
Quelle: http://www.klicksafe.de/themen/medienethik/ Zusatzmodul 10: „Ethik macht klick – Werte-Navi fürs digitale Leben“
30. 2. Erkennen der Rollen und Motive in einer Konfliktsituation -> Netzcourage
Reflexionsfragen
• Welche Rollen und Motive gibt es bei Konflikten?
• Warum übernimmt man keine Verantwortung?
• Warum macht man jemanden im Internet fertig?
Quelle: http://www.klicksafe.de/themen/medienethik/ Zusatzmodul 10: „Ethik macht klick – Werte-Navi fürs digitale Leben“
31. 3. Auseinandersetzung mit den Voraussetzungen ethischen Handelns
-> „Ich weiß wie es dir geht“
Reflexionsfrage
• Was bedeuten Perspektivenwechsel und Mitgefühl
mit anderen?
Sich in jemanden einzufühlen
(~Empathie) bedeutet, sich vorzustellen, wie es jemandem
geht, sich in seine Situation hineinzudenken und diese affektiv
nachzuvollziehen.
Bei Online-Gewalt findet jedoch eine Entkoppelung von
verletzender Handlung und dem direkten Miterleben der
Verletzung seitens des Täters statt, da die Möglichkeit
der Verhaltensbeobachtung entfällt und die Verletzung
nicht sichtbar wird. Aufgrund dieser Distanz gibt es keine
Impulse für Empathie.
Quelle: http://www.klicksafe.de/themen/medienethik/ Zusatzmodul 10: „Ethik macht klick – Werte-Navi fürs digitale Leben“
32. 4. Reflexion der ethischen Prinzipien -> „Ich bin kein Egoist!“
Reflexionsfragen
• Warum soll ich mich gegen Online-Gewalt
engagieren?
• Was heißt es, Verantwortung zu übernehmen?
• dem Opfer zu helfen, auch wenn es einfacher wäre wegzusehen,
• bereit zu sein, bis zu einer gewissen Grenze auch Nachteile in Kauf zu
nehmen,
• sich gegen die Beleidigung und Verletzung auszusprechen, auch wenn die
anderen das witzig oder okay („selber schuld“) finden,
• sich auf das eigene moralische Empfinden beziehen,
• sich Hilfe bei anderen zu holen, wann immer diese nötig ist
Quelle: http://www.klicksafe.de/themen/medienethik/ Zusatzmodul 10: „Ethik macht klick – Werte-Navi fürs digitale Leben“
33. 5. Wertekonflikte thematisieren
-> Manchmal muss man abwägen
Reflexionsfrage
An welchen Idealen soll ich mich orientieren, wenn ich
mit Online-Konflikten zu tun habe?
Die folgenden Wertefelder können bei Jugendlichen (und auch
Erwachsenen) in Konflikt treten
Moralisches Dilemma: Die Privilegierung dieser Werte kann aber problematisch
werden, wenn Jugendliche die Konfliktsituation falsch einschätzen oder sich ihrer
eigenen Verantwortung nicht – ausreichend – bewusst sind. Auch ein falsch
verstandenes Autonomie-Konzept („Jeder muss selbst schauen, wie er klar kommt“)
kann die Beobachter eines verletzenden Online-Verhaltens davon abhalten
einzugreifen
Quelle: http://www.klicksafe.de/themen/medienethik/ Zusatzmodul 10: „Ethik macht klick – Werte-Navi fürs digitale Leben“
34. 6. Ein Ethos von Fairness und Respekt in der Community entwickeln
-> „Was du nicht willst, das man dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu!“
Reflexionsfrage
• Wie sollte eine ideale Online-Community aussehen?
Übung: Angenommen, du sollst die Regeln für eine neue Online-Community
festlegen, weißt aber nicht, welche Eigenschaften du selbst besitzt und in
welcher Situation du dich befindest – wie sollte diese Community aussehen?
Quelle: http://www.klicksafe.de/themen/medienethik/ Zusatzmodul 10: „Ethik macht klick – Werte-Navi fürs digitale Leben“
7. Handlungsoptionen
-> Der Vertrag fürs Vertragen
Reflexionsfrage
• Auf welche Netiquette wollen wir uns einigen?
35. Meine Bitte an Sie:
Es gibt erste Ansätze zu einer Netiquette im Internet (Beispiel: http://medien-
knigge.de) aber unsere gesellschaftlichen Normen scheinen den Sprung ins Netz
noch nicht ganz geschafft zu haben. Es wird auch eine Aufgabe der Millenials
(Geburtenjahrgänge ab 2000) sein, die heute teils ausufernde
Technologiegläubigkeit und die Abhängigkeit von Sozialen Medien auf einen
verträglichen Standard zu einem gesunden Umgang mit Technologie und Medien
zu führen. Den Wandel dazu können Sie maßgeblich mitgestalten!!!
Dazu wünsche ich Ihnen viel Kraft!
Lernunterlagen
• Facebook Cyber-Mobbing und Privacy http://goo.gl/8GG19C
• Urheberrecht http://goo.gl/C5CLsq
• Datenschutz http://goo.gl/oMUwuZ
Internet-Aktivist
• Mitkläger „Facebook-Klage“ wegen Datenschutzverletzungen
http://www.europe-v-facebook.org/DE/de.html
• Meldung an Facebook von Fake-Accounts und Hasseinträgen.
Artikel
• APPhängig von WhatsAPP? http://goo.gl/PUWIoJ
• Medien 3.0 – Ein Ausblick für Bibliothekare http://goo.gl/PUWIoJ
Mein Beitrag dazu:
36. Links
• www.klicksafe.de
• http://medien-knigge.de/?all
• Das Werte- und Entwicklungsquadrat
http://www.philosophicum.de/lh/komm2.htm
• Stärkung von Wertebewusstsein bei Jugendlichen http://triple-v.org/triple-v-das-
projekt/
• Institut für digitale Ethik http://www.digitale-ethik.de/
• Flowchart: Bist du ein Mobber?
http://2p9gg33w24r1kgv74eqo6qrl.wpengine.netdna-cdn.com/wp-
content/uploads/2016/05/Bist-Du-ein-Mobber_final.png
• Warum haten wir so viel im Netz? http://story.br.de/hater-im-netz/
37. Bildquellen
Alle Bilder und Grafiken ohne Quellenangabe
stammen von pixabay.com und stehen unter
einer CC0-Lizenz