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Reichszeichen
Darstellungen und Symbole
des Reichs in Reichsstädten
2. Tagung des Arbeitskreises „Reichsstadtgeschichtsforschung“
Mühlhausen 3. bis 5. März 2014
Herausgegeben von Helge Wittmann
michael imhof verlag
Petersberg 2015
Auszug aus:
Impressum:
Studien zur Reichsstadtgeschichte. Band 2
Reichszeichen – Darstellungen und Symbole des Reichs in Reichsstädten. 2.Tagung des Arbeitskreises
„Reichsstadtgeschichtsforschung“ Mühlhausen, 3. bis 5. März 2014, hrsg. von Helge Wittmann
© 2015
Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG
Stettiner Straße 25
D-36100 Petersberg
Tel.: +496612919166-0; Fax: +496612919166-9
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Gestaltung und Reproduktion: Anja Schneidenbach, Michael Imhof Verlag
Druck: Druckerei Rindt GmbH & Co. KG, Fulda
Printed in EU
ISBN 978-3-7319-0127-3
Umschlagabbildung: Das Reich, dargestellt nach der Quaternionentheorie auf der Westwand der Ratsstube
des Rathauses von Mühlhausen/Thür., 1572 (Stadtarchiv Mühlhausen; Foto: Tino Sieland, 2013)
Arbeitskreis „Reichsstadtgeschichtsforschung“
Kontakt über:
Stadtarchiv Mühlhausen
Ratsstraße 25
D-99974 Mühlhausen
Tel.: +493601452-142; Fax: +493601452-137
stadtarchiv@muehlhausen.de; www.muehlhausen.de
und
Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung
Rondell Neuwittelsbach 9
D-80639 München
Tel.: +4989216688-0; Fax: +4989216688-79
lesser@lesser-stiftung.de; www.lesser-stiftung.de
Inhalt
Grußwort ......................................................................................................................... 6
Vorwort............................................................................................................................ 7
MICHAEL DIEFENBACHER Das allgegenwärtige Reich – Reichsikonografie in
Nürnberg und ihre Träger................................................................................................. 9
PIERRE MONNET Königs- und/oder Kaiserbilder –
Reichssymbolik im mittelalterlichen Frankfurt............................................................... 31
DANIELA KAH Die Sichtbarkeit des Reichs in der „wahrhaft königlichen Stadt“
Augsburg im späten Mittelalter....................................................................................... 55
THOMAS SCHILP Kirchenbau und -ausstattung als politisches Programm:
Zur Reichssymbolik im Hochchor der Dortmunder Reinoldikirche (um 1450).............. 73
MARTIN SÜNDER Zwischen irdischem Rat und himmlischer Sphäre –
Die Königsdarstellungen in der Südquerhausfassade der Mühlhäuser Marienkirche .......... 87
KLAUS-J. LORENZEN-SCHMIDT Das alte Hamburger Rathaus und seine Kaiserfiguren....... 105
ROLAND DEIGENDESCH Adler versus Hirschhorn –
Zur Geschichte von Siegel und Wappen der Reichsstadt Reutlingen............................. 113
MARKUS SPÄTH Zeichen bürgerschaftlicher Repräsentation –
Reichsstädtische Siegel und ihre künstlerischen Kontexte ............................................. 137
GERRIT DEUTSCHLÄNDER Der Adler über dem Tor –
Reichsstädtische Tore und ihre Symbolik ...................................................................... 167
INGRID WÜRTH Die sogenannten Falschen Friedriche
als Mittel (reichs-)städtischer Politik ............................................................................. 187
LAURENCE BUCHHOLZER-REMY Die Burg oder die Rose?
Das Schicksal der Reichssymbole in Hagenau............................................................... 219
THOMAS LAU Verschränkte Räume – Der langsame Abschied
der eidgenössischen Städte von den Symbolen des Reiches ........................................... 245
JOACHIM KEMPER Kaiser Rudolph von Habsburg an Kaiser Franz Josef von Österreich –
Zur Nachwirkung der Speyerer Kaisergräber im Haus Habsburg .................................. 255
MICHAEL ROTHMANN Schlussbetrachtungen – Reichsstädte und ihre
reichsstädtischen Zeichensysteme ................................................................................. 267
Register ........................................................................................................................ 275
Die Autorinnen und Autoren ....................................................................................... 285
1. Das Gedicht „Kaiser Rudolph von Habsburg an Kaiser Franz Josef von
Österreich“
Am Beginn dieses Beitrags soll ein Gedicht stehen, das dem Verfasser vor einiger Zeit
durch einen Bekannten zugeschickt worden war – es war bei Verzeichnungsarbeiten im
Österreichischen Staatsarchiv (Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv) entdeckt worden.1
Das in Speyer gedruckte Gedicht datiert auf den August 1863. Es trägt den Titel
„Kaiser [!] Rudolph von Habsburg an Kaiser Franz Josef von Österreich“. Der Autor,
auf den gleich noch einzugehen ist, erwartete (wie man aus der in Klammern gesetzten
Vorbemerkung ersehen kann), dass der Kaiser den Speyerer Dom während des „Fürs-
tenkongresses“ besuchen würde. Der Text spricht von Speyer als Todtenstadt des Reiches,
dem Kaisergrab am Rhein. In Speyer befand sich bekanntlich seit der Zeit um 1300 auch
die Grablege zweier Habsburger: 1291 war der habsburgische Ahnherr Rudolf in Speyer
gestorben und bei seinen salischen und staufischen Vorgängern beigesetzt worden. Sein
Sohn Albrecht war der letzte deutsche König, der 1308 in Speyer seine Ruhe fand.
Kaiser Franz Joseph hatte seinen ersten Sohn, den 1858 geborenen Rudolf, also offen-
sichtlich auch in eine alte Familientradition gestellt.2
Doch zurück zum Jahr 1863: Franz Joseph, den der Autor des Gedichts (Wilhelm Mo-
litor) als Retter Deutschlands bezeichnete, weilte von Mitte August bis Anfang September
in Frankfurt auf dem sogenannten „Fürstentag“. Diese Versammlung war auf Initiative
der österreichischen Monarchie einberufen worden, um die vielen strittigen Fragen der
Reform des Deutschen Bundes zu besprechen: Das schwierige Verhältnis der beiden
großen Mächte Preußen und Österreich stand natürlich im Vordergrund, respektive
die Frage eines „kleindeutschen“ oder „großdeutschen“ Wegs seiner Mitgliedsstaaten.
KAISER RUDOLPH VON HABSBURG AN KAISER
FRANZ JOSEF VON ÖSTERREICH –
ZUR NACHWIRKUNG DER SPEYERER KAISERGRÄBER IM
HAUS HABSBURG*
JOACHIM KEMPER256
Abb. 1: Gedicht „Kaiser Rudolph von Habsburg an Kaiser Franz Josef von Österreich“, Druck Speyer 1863
(Österreichisches Staatsarchiv, Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv, SB FA Folliot-Crenneville 178)
Kaiser Franz Joseph hatte im März des Jahres einen Bundesreformplan vorgelegt, der
von den deutschen Klein- und Mittelstaaten unterstützt wurde: An der Spitze des Bundes
sollte ein Gremium von 5 Fürsten stehen (mit Österreich, Preußen und dem nächst
kleineren Königreich Bayern als festen Mitgliedern). Allein, der preußische König nahm
an der Versammlung nicht teil, womit der Fürstentag bereits zum Scheitern verurteilt
war.3
Fand der habsburgische Kaiser während der politischen Verhandlungen in Frankfurt
Zeit, nach Speyer zu kommen? Hierfür ist zunächst aufschlussreich, wo sich das Gedicht
Molitors im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv überliefert hat. Das Blatt befindet
sich in einem Familienarchiv, dem des Grafen Franz Maria Folliot de Crenneville-Poutet,
damals Generaladjudant des Kaisers. Die entsprechende Akte umfasst (neben dem Ge-
dicht) Unterlagen und Beilagen, die der Graf anläßlich der Reise des Kaisers nach Frank-
furt sammelte: Personenlisten, Zeitungsberichte, Hinweise zum Unterhaltungsprogramm,
eine Eintrittskarte zur Frankfurter Pferderennbahn und Menükarten, aber natürlich
auch die politischen Entscheidungen in Frankfurt.4
Franz Joseph reiste schließlich Anfang September nach Bad Gastein ab – ziemlich sicher,
ohne einen Umweg über Speyer zu machen. Zumindest ist in der Akte nichts dazu zu
finden, ebenso nicht in der Speyerer Überlieferung im Stadtarchiv. Auch die umfangreiche
Akte zur Hofreise nach Frankfurt schweigt.5
Dies spricht nun trotzdem nicht für ein
Desinteresse Franz Josephs an den Speyerer Gräbern seiner Ahnen; ganz im Gegenteil.
Im „Speyerer Anzeigenblatt“ ist zu Anfang September notiert, dass die Mutter des Habs-
burgers, Erzherzogin Sophie von Österreich, für einen Besuch in Speyer angekündigt
sei. Sie kam dann in Begleitung des Prinzen Gustav Wasa (er war der Sohn des 1809
abgesetzten schwedischen Königs) und eines Gefolges von zehn Personen am Samstag-
abend nach Speyer (5. September 1863). Das Programm umfasste eine Dombesichtigung,
dann die Sonntagsmesse, mittags erfolgte bereits die Weiterreise nach Frankfurt. Die
Erzherzogin war aus Richtung Baden-Baden nach Speyer angereist.6
Wer aber war Wilhelm Molitor, der im angezogenen Gedicht nur mit gekürztem Vor-
namen aufscheint, aber doch damals, zumindest in der Pfalz und im Königreich
Bayern, kein Unbekannter war? Wilhelm Molitor wurde 1819 in Zweibrücken geboren.
Nach seinem Studium trat er zunächst eine Beamtenstelle bei der Speyerer Kreisre-
gierung an, ehe er als Spätberufener im Umfeld der revolutionären Ereignisse von
1848/49 seinen Dienst quittierte und katholische Theologie studierte. Er machte
schnell Karriere: 1857 wurde er bereits in das Domkapitel gewählt, war rechte Hand
des Bischofs und vor allem für kirchenrechtliche und kunstgeschichtliche Fragen zu-
ständig. In diese Zeit fiel unter anderem auch die Ausmalung des Domes durch Johannes
Schraudolph und die 800-Jahrfeier der Domweihe (1861). Molitor wirkte neben
seinen geistlichen Ämtern als Schriftsteller, Dichter und auch Heimatforscher, zuletzt
sogar als Abgeordneter im bayerischen Landtag. Heute sind die Dramen und anderen
ZUR NACHWIRKUNG DER SPEYERER KAISERGRÄBER IM HAUS HABSBURG 257
Werke dieses streitbaren katholischen Publizisten nahezu vergessen, sieht man von
dem regional sehr verbreiteten Kirchenlied „Oh Königin voll Herrlichkeit“ einmal
ab. Die „Domlieder“ Molitors, 1863 in zweiter Auflage erschienen, atmen den groß-
deutschen Geist des Domkapitulars; sie sind mehr katholisch-politische Texte als geist-
liche Lieder.7
2. Kurze Vorgeschichte: Rudolf von Habsburg († 1291, Speyer),
die Kaisergräber
Die „Nachwirkung“ und spätere habsburgische Rezeption der Speyerer Kaisergrablege
wird im Rahmen eines kurzen Rückblicks auf die mittelalterliche Situation verständlicher.
Allerdings wird, ausgehend vom Ende des 13. Jahrhunderts, kein chronologischer Über-
blick bis zum 19. Jahrhundert gegeben, sondern es sollen lediglich einige Schlaglichter
geboten werden. Das Thema des Verhältnisses der Habsburger zu den Speyerer Kaiser-
gräbern verdient in jedem Fall weitere Forschungen, vielfach (aber bei weitem nicht
nur) in den Wiener Archiven. Im Rahmen dieses Beitrags nur erwähnt werden soll die
Rolle der Reichstage, kaiserlich-habsburgischer Aufenthalte und vor allem des Reichs-
kammergerichts in Speyer, das die Reichsstadt nach ihrer Glanzzeit im Mittelalter noch-
mals zu einem (juristischen) Zentralort des Reiches machte.8
Was beispielsweise im Rahmen dieses Beitrags nicht thematisiert werden kann, aber
reizvoll sein dürfte, ist die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts, als mit Kaiser Friedrich III.
über viele Jahrzehnte ein nur auf den ersten Blick erfolgloser Habsburger regierte – zu-
meist fernab des Reiches, in seinen Erblanden. Friedrich III. hat, verknappt gesagt,
sämtliche seine Gegner überlebt (begonnen bei seinem Widersacher Friedrich dem Sieg-
reichen von der Pfalz und endend bei König Matthias Corvinus von Ungarn), und er
legte damit den Grund für die Kaiserwürde des Hauses Habsburg in den nächsten Jahr-
hunderten. Friedrich betonte seine Rolle als Herrscher des Reiches deutlich, obwohl
oder gerade weil er politisch oft schwach war. Er betonte die kaiserlich-königliche
Familientradition sehr stark, etwa bei seinen zahlreichen geistlichen Stiftungen, und
unterhielt auch enge Beziehungen zur Stadt Speyer, die damals in Auseinandersetzungen
mit dem Ortsbischof und der Kurpfalz ihre reichsstädtische Stellung in Gefahr sah.9
Friedrich, der sich auch einmal mehrere Tage in Speyer aufhielt (Dezember 1486), war
historisch interessiert mit zeittypischer Ausprägung. Aus Worms ist etwa der schöne Be-
richt überliefert, dass er bei seinem Aufenthalt in der Stadt im Jahr 1488 nach den Ge-
beinen Siegfrieds des Nibelungen habe graben lassen.10
Die Bedeutung der Speyerer
Stuhlbrüder, die als außergewöhnliche Laiengemeinschaft für das herrscherliche Ge-
betsgedenken zuständig waren, war ihm ebenfalls bekannt. Die Stuhlbrüder waren sogar
Teil einer ganz erheblichen Auseinandersetzung, in die dann auch die Stadt Speyer, der
JOACHIM KEMPER258
Bischof und das Domkapitel, ein kurpfalznaher Geistlicher sowie ein Diener des Habs-
burgers verwickelt waren.11
Ein Vorhaben, das im Kontext dieses Beitrags zu erwähnen ist, war auch das Anliegen
des Speyerer Domkapitels an Friedrichs Sohn Maximilian zu Beginn des 16. Jahrhunderts:
Man wollte die Kaisergräber instand setzen und „verschönern“.12
Wie war der Zustand
der Grablege damals? Die ursprünglichen Einzelgräber der Salier waren gegen Ende des
12. Jahrhunderts auf Veranlassung des Domkapitels durch ein Marmormonument zu-
sammengefasst und herausgehoben worden. Das Denkmal nahm fast die gesamte Chor-
breite ein. Später wurde dieses „Salier-Monument“ um eine Tumba für die in Speyer
bestatteten Staufer ergänzt, wiederum ergänzt um die Gräber für Rudolf von Habsburg,
Albrecht von Österreich und Adolf von Nassau (der 1298 gefallene Adolf war erst nach
dem gewaltsamen Tod Albrechts im Jahre 1308 direkt neben seinem früheren Wider-
sacher bestattet worden). Wann das „Salier-Monument“ ergänzt wurde, ist unklar. Die
Bedeutung der Gräber für den mittelalterlichen Speyerer Klerus ist freilich unbestritten:
Noch gegen Ende des Mittelalters gab der Speyerer Bischof Matthias Rammung für den
Königschor Reliefs der Kaiser und Könige in Auftrag. Dies passte sich in die allgemeine
Bautätigkeit am Dom gut ein, die eben auch Erneuerungsarbeiten am Königschor be-
inhaltete.13
ZUR NACHWIRKUNG DER SPEYERER KAISERGRÄBER IM HAUS HABSBURG 259
Abb. 2: Dom zu Speyer (Foto: Klaus Landry, 2007)
Im Fall des habsburgischen Ahnherrn Rudolf, zu dem jetzt nochmals zurückgekehrt
werden soll, ist sicherlich dessen sogenannter „Grabesritt“ hervorzuheben: Der König
machte sich am 14. Juli 1291 von Germersheim auf in das nur wenige Kilometer ent-
fernte Speyer, um dort zu sterben und, so sein Wunsch, unter seinen Vorgängern bestattet
zu werden – er verstarb am 15. Juli abends und wurde bereits anderntags im Dom be-
stattet. Rudolf hatte sich während seiner Herrschaftszeit vergleichsweise häufig (in 13
Fällen) in der Reichsstadt Speyer aufgehalten. Welche Beweggründe hatte Rudolf bei
seinem Wunsch, in Speyer bestattet zu werden? Neben dem Dom als Symbol des Reiches
und des Kaisertums stand sicherlich im Vordergrund, es den Saliern und Staufern gleich-
zutun – man darf also durchaus dynastische Gründe anführen, die dazu führten, dass
Rudolf Speyer anderen, familiär vielleicht nahe liegenderen Grablegen (wie zum Beispiel
Straßburg) vorzog.14
König Rudolf als Ahnherr der Habsburger im Speyerer Dom: Dies war zweifellos ein
wichtiges „Argument“ für das Domkapitel, sich (wie bereits oben erwähnt) zu Beginn
des 16. Jahrhunderts an den Wiener Hof zu wenden. Maximilian I. versprach, den Kö-
nigschor um ein großes Marmordenkmal mit zwölf Bildern zu ergänzen. Der Habsburger
nahm sich sogar engagiert dieses Planes an. 1514 beauftragte der Kaiser den aus Re-
gensburg stammenden Bildhauer Hans Valkenauer mit der Fertigstellung des Denkmals,
das aus zwölf Säulen mit jeweils einer Statue eines Kaisers/Königs bzw. auch von Kai-
serinnen bestehen sollte. Das Monument sollte von einem zusammen hängenden Reif
umfaßt werden. Es wurde zwar zu großen Teilen vorbereitet und teilweise ausgeführt,
aber aufgrund ausbleibender Zahlungen verzögerte sich die Fertigstellung; schließlich
verhinderte der Tod Maximilians den Abschluß der Auftragsarbeit. Erhebliche Reste
des Denkmals wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Salzburg identifiziert.15
3. Das Haus Habsburg und die Speyerer Kaisergräber im 18. Jahrhundert
Eine Zäsur in der Speyerer Stadtgeschichte war der große Stadtbrand des Jahres 1689:
Nicht nur die Stadt wurde im Verlauf des Pfälzischen Erbfolgekriegs erheblich zerstört,
auch der Dom brannte vollständig aus und bot einen ruinösen Anblick. Die jüngere
Reihe der Kaisergräber war teilweise aufgebrochen worden, während die älteren Salier-
gräber verschont geblieben waren. Der Wiederaufbau des Domes zog sich bis weit in das
18. Jahrhundert hinein hin; es kam dabei zu größeren barocken Veränderungen.
Wie aber ging man nach 1689 mit den Kaisergräbern um? Die Stelle, an der die Gräber
geöffnet worden waren, wurde zunächst mit Platten bedeckt.16
Zu einer Inaugenschein-
nahme des Zustands der Kaisergräber kam es erstmals im Jahr 1739. Letztlich wurde
dabei allerdings nur ein Grab völlig geöffnet (weil man nur eindeutig zerstörte Begräbnisse
öffnen wollte; auch Schuttschichten standen dem Vorhaben im Weg), doch sind die
JOACHIM KEMPER260
Umstände hier interessant. Kaiser Karl VI. († 1740), der „letzte“ Habsburger im Man-
nesstamm, war am ersten Herrscher aus dem Hause Habsburg sehr interessiert. Einer
seiner Räte hatte Speyer besucht und das Domkapitel um eine Inspektion der Gräber
gebeten – um eine eröffnung und einssicht, wie es in den Quellen heißt.17
Das Ziel war
vermutlich zunächst eine Wiederherstellung der gesamten Grablege (zumindest war
man wenige Jahrzehnte später in Wien der Ansicht, dass dies das eigentliche Ziel gewesen
sei). Bei der dann erfolgten „Suche“ nach den Kaisergräbern waren auch der städtische
Gymnasialkonrektor Litzel und der Syndikus Christoph Baur zugegen, die über die
Vorgänge berichtet haben. Passend für den kaiserlichen Auftraggeber fand man recht
bald einen Schädel, den Litzel sogleich als denjenigen König Albrechts identifizierte.18
Spätere Versuche des Domkapitels, Kaiserin Maria Theresia in den 1770er Jahren zu
einer Beisteuer zur Wiederherstellung der Gräber zu bewegen, blieben ohne Erfolg. Den
Forderungen standen plötzlich Gegenforderungen entgegen; es ging unter anderem um
die Einziehung früherer Königspfründen durch das Bistum. Das Domkapitel hatte
damit argumentiert, dass man nun im Rahmen der barocken Renovierung des Domes
auch die Gelegenheit habe, die Gräber komplett zu öffnen und dann in den früheren
Zustand vor 1689 zu versetzen. Am kaiserlichen Hof scheint man in dieser Zeit auch
überlegt zu haben, die beiden Habsburger in Speyer in die Erblande zu überführen.19
An dieser Stelle der Darstellung sei ein kleiner Exkurs erlaubt: Die im kaiserlichen
Auftrag durch die Benediktiner Marquard Herrgott und Martin Gerbert im 18. Jahr-
ZUR NACHWIRKUNG DER SPEYERER KAISERGRÄBER IM HAUS HABSBURG 261
Abb. 3: Kaisergräber im Dom zu Speyer (Foto: Klaus Venus, 2009)
hundert herausgegebene „Tapographia principum austriae“ (1772) als Teil der von
Herrgott bearbeiteten „Monumenta“ des Hauses Habsburg, führt natürlich auch die
beiden Habsburgerbegräbnisse in Speyer auf. Die „Tapographia“ ist nur wenige Jahre
vor den eben angeführten Verhandlungen bezüglich der Speyerer Gräber erschienen.
Sie listet und beschreibt die Begräbnisse der Habsburger von den familiären Anfängen
her auf.20
4. „Nachwirkungen“ im 19. Jahrhundert
Am 27. Juni 1815 besuchte Kaiser Franz I. von Österreich gemeinsam mit dem Preu-
ßenkönig und dem russischen Zaren Speyer. Auch der Dom, der damals zeitweise als
Lazarett in Verwendung war, wurde dabei besucht. Einmal mehr, so scheint es, erinnerte
man sich in Speyer an die habsburgischen Begräbnisse im Dom. Franz erhielt anlässlich
seines Besuchs eine kleine Schrift über die Kaisergräber verehrt, an deren Ende in Groß-
buchstaben ausgerufen wurde: Rudolf von Habsburg und Albrecht von Österreich flehen
um ein ehrenvolles Grab!21
Die Grabplatte Rudolfs, die sich heute in prominenter Position
am Eingang der Kaisergruft in Speyer befindet, war nur wenige Jahre zuvor am Speyerer
Johanniterhof „entdeckt“ worden; sie wurde nun für den Besuch des Kaisers in den
Dom verbracht.22
Die ehemalige Reichsstadt Speyer wurde nach der französischen Zeit nicht nur Regie-
rungssitz der bayerischen „Rheinpfalz“ (linksrheinisches Bayern, bis 1945), sondern auch
des räumlich mit dieser identischen neuen Speyerer Bistums. Der Dom wurde in den
kommenden Jahrzehnten grundlegend nach dem Geschmack der Zeit umgewandelt und
erneuert. Zu nennen sind die nazarenische Ausmalung des Inneren durch Johannes Schrau-
dolph und der Neubau des Westbaus mit Vorhalle im Stil der Neoromanik. Beides war
in erster Linie durch das bayerische Königshaus veranlasst worden. Dass bei den Wieder-
herstellungsarbeiten und Umgestaltungen der Dom auch als „Nationaldenkmal“ angesehen
wurde, war offensichtlich: Ein Nationaldenkmal, klein- oder großdeutsch interpretierbar,
aber vor allem ein Denkmal aufgrund der hier bestatteten Kaiser und Könige.
Die Ausführungen kehren nun an den Beginn des Beitrags, zu Kaiser Franz Joseph, zu-
rück. Er förderte ebenfalls, dies wird nicht überraschen, die Erneuerungsarbeiten am
Speyerer Dom.23
Er ließ in der neuen Vorhalle Statuen der im Dom bestatteten Herrscher
aufstellen (Künstler: Anton Dominik von Fernkorn); es erfolgten weitere habsburgische
Auftragsarbeiten, gut sichtbar in der Anbringung einer Marienfigur samt Heiligenfiguren
sowie des Habsburger Doppeladlers am Westbau, direkt über dem Hauptportal der Ka-
thedrale (Künstler: Josef Gasser).
Das Wiener Außenministerium hatte zunächst gegen diese Arbeiten Einwände erhoben,
da man Konflikte mit dem Königreich Bayern befürchtete. Aber der großdeutsch-na-
JOACHIM KEMPER262
tionale und vor allem auch katholische Gedanke hinter den künstlerischen Aktivitäten
setzte sich durch. Außenminister Graf Buol-Schauenstein betonte dabei, dass man na-
mentlich im Westen des Deutschen Bundes Sympathien für Österreich wecken wolle:
Den süddeutschen und rheinischen Katholiken wird die österreichische Fahne über dem
Grabe und der Grabeskirche des Kaisers Rudolf von Habsburg eine Mahnung sein, dass sie
nicht nach Paris sondern nachWien ihre Blicke zu wenden haben, wenn ihr Glaube inmitten
protestantischer deutscher Regierungen Schutz und Schirm brauchen sollte.24
Als „Kronzeuge“
sei auch ein zeitgenössischer Archivar zitiert – Joseph Chmel (1798–1858), österrei-
chischer Chorherr, Vizedirektor des Wiener Staatsarchivs und vor allem habsburgischer
Quellensammler und Editor. Chmel schrieb im Zusammenhang der Diskussion um
die habsburgische Förderung in Speyer, dass insbesondere die beiden ersten deutschen
Könige aus dem Hause Habsburg das einst so erhabene Kaiserthum des römisch-deutschen
Reiches in seinem alten Glanz herstellen wollten und hergestellt hätten, wenn sie nicht an
der Selbstsucht der deutschen Reichsfürsten gescheitert wären.25
Das Thema einer Öffnung und korrekten Identifizierung der Kaisergräber war auch zu
dieser Zeit nicht vergessen. Bereits nach 1850 hatte man die alten bischöflichen Gräber
ZUR NACHWIRKUNG DER SPEYERER KAISERGRÄBER IM HAUS HABSBURG 263
Abb. 4: Der Habsburger Doppeladler über dem Hauptportal (Westbau) des Speyerer Domes (CC-BY-SA
3.0; Foto: Joachim Köhler, 2005)
vor dem Königschor untersuchen lassen. Das bayerische Königshaus sicherte zu, sich
bei Kaiser Franz Joseph für eine finanzielle Unterstützung einzusetzen. Es wurden sogar
bereits neue Grabsteine beantragt, aber wieder kam es nicht zu einer Ausführung der
Pläne (vielmehr: noch nicht). Nur kurze Zeit, nachdem in der landesgeschichtlichen
„Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins“ ein Aufsehen erregender und flammender,
aber doch auch wissenschaftlicher Beitrag Johannes Prauns zur Geschichte der Kaiser-
gräber erschienen war, der immer wieder auf die „habsburgischen“ Beziehungen zu den
Gräbern hinwies, begann man im Jahr 1900 mit der Untersuchung und Freilegung der
Herrschergräber. Die bereits mehrfach im Rahmen dieses Beitrags zitierte Schrift des
Speyerer Gymnasialprofessors Praun dürfte hierfür durchaus maßgeblich gewesen sein.
Die neue Grablege in der heute bekannten Form entstand.
Für den Kontext dieses Beitrags bleibt festzuhalten, dass Franz Joseph die kleine Schrift
Prauns nicht nur erhalten hatte – er scheint durchaus beeindruckt gewesen zu sein, bei-
spielsweise von einer solchen Aussage: „So liegen also, wenn nicht die Anzeichen trügen,
bis zum heutigen Tage die Gebeine Rudolfs, des allverehrten volkstümlichen Herrschers,
des erlauchten Begründers des Habsburgischen Kaiserhauses, verstört und geschändet
unter dem Estrich des Königschores.“ Die Freilegungsarbeiten an den Kaisergräbern
wurden dementsprechend nicht nur vom bayerischen Königshaus, sondern auch durch
die Monarchie gefördert.
JOACHIM KEMPER264
* Geringfügig überarbeitete und mit den wich-
tigsten Nachweisen versehene Fassung des Vor-
trags vom 4. März 2014 in Mühlhausen. Der
Text wurde in modifizierter Form auch am 20.
Mai 2014 in Speyer vorgetragen (Wissenschaft-
liches Forum I/2014, Dombauverein Speyer
e.V.). Ich danke für Hinweise (und für die ei-
gentliche Idee, sich mit der Thematik näher zu
beschäftigen) insbesondere meinem Wiener Kol-
legen und Freund Mag. Thomas Just, Direktor
des Haus-, Hof- und Staatsarchivs.
1 Das Gedicht befindet sich in: Österreichisches
Staatsarchiv, Abteilung Haus-, Hof- und Staats-
archiv (künftig: AT-OeStA/HHStA), SB FA Fol-
liot-Crenneville 178.
2 Zur Speyerer Grablege zuletzt: Stephan AL-
BRECHT, Speyer und Saint-Denis: Das Herr-
schergrab zwischen individueller Memoria und
institutioneller Selbstdarstellung, in: Der Dom
zu Speyer. Konstruktion, Funktion und Rezep-
tion zwischen Salierzeit und Historismus, hrsg.
von Matthias MÜLLER, Matthias UNTERMANN
und Dethard von WINTERFELD, Darmstadt
2013, S. 225–241.
3 Zum Frankfurter Fürstentag: Selma KRASA-FLO-
RIAN, Die Allegorie der Austria. Die Entstehung
des Gesamtstaatsgedankens in der österreichisch-
ungarischen Monarchie und die bildende Kunst,
Köln/Weimar/Wien 2007, S. 115–118; Norbert
WEHNER, Die deutschen Mittelstaaten auf dem
Frankfurter Fürstentag 1863 (= Europäische
Hochschulschriften 548), Frankfurt a. M. u. a.
1993.
4 Vgl. Anm. 1.
5 AT-OeStA/HHStA OMeA NZA 332 (1863)
[Obersthofmeisteramt Neuere Zeremonialakten
– Hofreisen: ohne Hinweis auf Speyer, obwohl
die Reise nach Frankfurt ausführlich dokumen-
tiert ist].
6 Speyerer Anzeigenblatt Jg. 1863 (Exemplar im
StadtA Speyer).
7 Wilhelm MOLITOR, Domlieder. 2. Auflage,
Speyer 1864. Zur Person Molitors vgl.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Molitor.
8 Das Reichskammergericht residierte von 1527
bis 1689 in Speyer. Seit Sommer 2014 erinnert
im Speyerer „Altpörtel“ (zentraler Stadtmauer-
turm und reichsstädtisches „Gegenüber“ zum
Dom) eine neue Dauerausstellung an das Ge-
richt (ein Katalog zur Ausstellung ist derzeit im
Druck; Stand: August 2014). Zum Reichskam-
mergericht und Speyer um 1600 knapp: Joa-
chim KEMPER, Speyer im 16. und 17. Jahrhun-
dert. Ein nur zum Teil bekanntes Kapitel der
Stadtgeschichte, in: Speyer. Vierteljahresheft des
Verkehrsvereins, Winter 2013, S. 35–42 (online:
http://de.slideshare.net/StadtASpeyer/speyer-
im-16-und-17-jahrhundert).
9 Zur Biographie Friedrichs: Heinrich KOLLER,
Kaiser Friedrich III. (= Gestalten des Mittelalters
und der Renaissance), Darmstadt 2005. Zu den
Beziehungen Speyers zum Kaiserhof im 15.
Jahrhundert: Regesten Kaiser Friedrichs III.
(1440–1493), nach Archiven und Bibliotheken
geordnet, hrsg. von Heinrich KOLLER, Paul-Joa-
chim HEINIG und Alois NIEDERSTÄTTER. Heft
17: Die Urkunden und Briefe aus den Archiven
und Bibliotheken der Stadt Speyer, bearb. von
Joachim KEMPER, Wien/Weimar/Köln 2002.
10 Otfrid EHRISMANN, Worms und das „Nibelun-
genlied“, in: Geschichte der Stadt Worms, hrsg.
im Auftrag der Stadt Worms von Gerold BÖN-
NEN, Stuttgart 2005, S. 824–849, hier S. 834.
11 Hierzu vielfache Belege und Quellen bei Re-
gesten Kaiser Friedrichs III. (wie Anm. 9). Zur
Gesamtgeschichte der Speyerer Stuhlbrüder
demnächst die Freiburger Dissertation von Sven
GÜTERMANN (im Druck).
12 Johannes PRAUN, Die Kaisergräber im Dome
zu Speyer, München 1902 (Sonderdruck; zuvor
in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins
58 [1899]), S. 32–33).
13 ALBRECHT, Speyer und Saint-Denis (wie
Anm. 2), S. 229 f.
14 Zum Begräbnis Rudolfs und dessen Umständen:
Rudolf J. MEYER, Königs- und Kaiserbegräb-
nisse im Spätmittelalter (= Beihefte zu J. F. Böh-
mer, Regesta Imperii 19), Köln/Weimar/Wien
2000, S. 19–31.
15 PRAUN, Kaisergräber (wie Anm. 12), S. 32 f.;
jetzt dazu insbesondere: Heiliges Römisches
Reich Deutscher Nation 962–1806. Altes Reich
und Neue Staaten 1495–1806. 2 Bde. (29. Aus-
stellung des Europarates und Landesausstellung
ZUR NACHWIRKUNG DER SPEYERER KAISERGRÄBER IM HAUS HABSBURG 265
Sachsen-Anhalt), hrsg. von Hans OTTOMEYER,
Jutta GÖTZMANN und Ansgar REISS, Dresden
2006, S. 589–591, mit Rekonstruktionszeich-
nung S. 591 (ich danke Herrn Direktor Dr. Ale-
xander Schubert, Historisches Museum der Pfalz
[Speyer], für diesen Hinweis).
16 PRAUN, Kaisergräber (wie Anm. 12), S. 37–
41.
17 Zit. nach PRAUN, Kaisergräber (wie Anm. 12),
S. 43.
18 PRAUN, Kaisergräber (wie Anm. 12), S. 41–46.
Die Beschreibung Litzels: Georg LITZEL, His-
torische Beschreibung der kaiserlichen Begräb-
nisse in dem Dome zu Speyer, wie solche vom
Jahr 1030 bis 1689 beschaffen […] gewesen
sind, Speyer 1751 (späterer ergänzter ND:
Mannheim 1826).
19 PRAUN, Kaisergräber (wie Anm. 12), S. 46–48
(nach archivalischen Quellen im Generallan-
desarchiv Karlsruhe). Vgl. auch (zum 18. Jahr-
hundert, 1739 usw.) AT-OeStA/HHStA HausA
Hofakten des Ministeriums des Inneren 8-3;
ebd. Rk Kleinere Reichsstände 509-1-7.
20 Online-Version (Digitalisate): https://fedora.
phaidra.univie.ac.at/fedora/get/o:98990/bdef:As
set/view#.
21 Zit. nach PRAUN, Kaisergräber (wie Anm. 12),
S. 48 f.
22 PRAUN, Kaisergräber (wie Anm. 12), S. 36.
23 Das Interesse in Wien am Speyerer Dom und
den Speyerer Kaisergräbern wird auch aus wei-
teren Akten des Haus-, Hof- und Staatsarchivs
deutlich: AT-OeStA/HHStA PA VII 40-2 (Be-
richte, Weisungen, Varia, fol. 13-224); ebd.
MdÄ AR F1-136-1 (Varia: Kaisergräber, 1900
bis 1907).
24 Zit. nach KRASA-FLORIAN, Allegorie (wie
Anm. 3), S. 112.
25 Zit. nach KRASA-FLORIAN, Allegorie (wie
Anm. 3), S. 111.
JOACHIM KEMPER266

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  • 1. Reichszeichen Darstellungen und Symbole des Reichs in Reichsstädten 2. Tagung des Arbeitskreises „Reichsstadtgeschichtsforschung“ Mühlhausen 3. bis 5. März 2014 Herausgegeben von Helge Wittmann michael imhof verlag Petersberg 2015 Auszug aus:
  • 2. Impressum: Studien zur Reichsstadtgeschichte. Band 2 Reichszeichen – Darstellungen und Symbole des Reichs in Reichsstädten. 2.Tagung des Arbeitskreises „Reichsstadtgeschichtsforschung“ Mühlhausen, 3. bis 5. März 2014, hrsg. von Helge Wittmann © 2015 Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG Stettiner Straße 25 D-36100 Petersberg Tel.: +496612919166-0; Fax: +496612919166-9 info@imhof-verlag.de; www.imhof-verlag.com Gestaltung und Reproduktion: Anja Schneidenbach, Michael Imhof Verlag Druck: Druckerei Rindt GmbH & Co. KG, Fulda Printed in EU ISBN 978-3-7319-0127-3 Umschlagabbildung: Das Reich, dargestellt nach der Quaternionentheorie auf der Westwand der Ratsstube des Rathauses von Mühlhausen/Thür., 1572 (Stadtarchiv Mühlhausen; Foto: Tino Sieland, 2013) Arbeitskreis „Reichsstadtgeschichtsforschung“ Kontakt über: Stadtarchiv Mühlhausen Ratsstraße 25 D-99974 Mühlhausen Tel.: +493601452-142; Fax: +493601452-137 stadtarchiv@muehlhausen.de; www.muehlhausen.de und Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung Rondell Neuwittelsbach 9 D-80639 München Tel.: +4989216688-0; Fax: +4989216688-79 lesser@lesser-stiftung.de; www.lesser-stiftung.de
  • 3. Inhalt Grußwort ......................................................................................................................... 6 Vorwort............................................................................................................................ 7 MICHAEL DIEFENBACHER Das allgegenwärtige Reich – Reichsikonografie in Nürnberg und ihre Träger................................................................................................. 9 PIERRE MONNET Königs- und/oder Kaiserbilder – Reichssymbolik im mittelalterlichen Frankfurt............................................................... 31 DANIELA KAH Die Sichtbarkeit des Reichs in der „wahrhaft königlichen Stadt“ Augsburg im späten Mittelalter....................................................................................... 55 THOMAS SCHILP Kirchenbau und -ausstattung als politisches Programm: Zur Reichssymbolik im Hochchor der Dortmunder Reinoldikirche (um 1450).............. 73 MARTIN SÜNDER Zwischen irdischem Rat und himmlischer Sphäre – Die Königsdarstellungen in der Südquerhausfassade der Mühlhäuser Marienkirche .......... 87 KLAUS-J. LORENZEN-SCHMIDT Das alte Hamburger Rathaus und seine Kaiserfiguren....... 105 ROLAND DEIGENDESCH Adler versus Hirschhorn – Zur Geschichte von Siegel und Wappen der Reichsstadt Reutlingen............................. 113 MARKUS SPÄTH Zeichen bürgerschaftlicher Repräsentation – Reichsstädtische Siegel und ihre künstlerischen Kontexte ............................................. 137 GERRIT DEUTSCHLÄNDER Der Adler über dem Tor – Reichsstädtische Tore und ihre Symbolik ...................................................................... 167 INGRID WÜRTH Die sogenannten Falschen Friedriche als Mittel (reichs-)städtischer Politik ............................................................................. 187 LAURENCE BUCHHOLZER-REMY Die Burg oder die Rose? Das Schicksal der Reichssymbole in Hagenau............................................................... 219 THOMAS LAU Verschränkte Räume – Der langsame Abschied der eidgenössischen Städte von den Symbolen des Reiches ........................................... 245 JOACHIM KEMPER Kaiser Rudolph von Habsburg an Kaiser Franz Josef von Österreich – Zur Nachwirkung der Speyerer Kaisergräber im Haus Habsburg .................................. 255 MICHAEL ROTHMANN Schlussbetrachtungen – Reichsstädte und ihre reichsstädtischen Zeichensysteme ................................................................................. 267 Register ........................................................................................................................ 275 Die Autorinnen und Autoren ....................................................................................... 285
  • 4. 1. Das Gedicht „Kaiser Rudolph von Habsburg an Kaiser Franz Josef von Österreich“ Am Beginn dieses Beitrags soll ein Gedicht stehen, das dem Verfasser vor einiger Zeit durch einen Bekannten zugeschickt worden war – es war bei Verzeichnungsarbeiten im Österreichischen Staatsarchiv (Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv) entdeckt worden.1 Das in Speyer gedruckte Gedicht datiert auf den August 1863. Es trägt den Titel „Kaiser [!] Rudolph von Habsburg an Kaiser Franz Josef von Österreich“. Der Autor, auf den gleich noch einzugehen ist, erwartete (wie man aus der in Klammern gesetzten Vorbemerkung ersehen kann), dass der Kaiser den Speyerer Dom während des „Fürs- tenkongresses“ besuchen würde. Der Text spricht von Speyer als Todtenstadt des Reiches, dem Kaisergrab am Rhein. In Speyer befand sich bekanntlich seit der Zeit um 1300 auch die Grablege zweier Habsburger: 1291 war der habsburgische Ahnherr Rudolf in Speyer gestorben und bei seinen salischen und staufischen Vorgängern beigesetzt worden. Sein Sohn Albrecht war der letzte deutsche König, der 1308 in Speyer seine Ruhe fand. Kaiser Franz Joseph hatte seinen ersten Sohn, den 1858 geborenen Rudolf, also offen- sichtlich auch in eine alte Familientradition gestellt.2 Doch zurück zum Jahr 1863: Franz Joseph, den der Autor des Gedichts (Wilhelm Mo- litor) als Retter Deutschlands bezeichnete, weilte von Mitte August bis Anfang September in Frankfurt auf dem sogenannten „Fürstentag“. Diese Versammlung war auf Initiative der österreichischen Monarchie einberufen worden, um die vielen strittigen Fragen der Reform des Deutschen Bundes zu besprechen: Das schwierige Verhältnis der beiden großen Mächte Preußen und Österreich stand natürlich im Vordergrund, respektive die Frage eines „kleindeutschen“ oder „großdeutschen“ Wegs seiner Mitgliedsstaaten. KAISER RUDOLPH VON HABSBURG AN KAISER FRANZ JOSEF VON ÖSTERREICH – ZUR NACHWIRKUNG DER SPEYERER KAISERGRÄBER IM HAUS HABSBURG*
  • 5. JOACHIM KEMPER256 Abb. 1: Gedicht „Kaiser Rudolph von Habsburg an Kaiser Franz Josef von Österreich“, Druck Speyer 1863 (Österreichisches Staatsarchiv, Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv, SB FA Folliot-Crenneville 178)
  • 6. Kaiser Franz Joseph hatte im März des Jahres einen Bundesreformplan vorgelegt, der von den deutschen Klein- und Mittelstaaten unterstützt wurde: An der Spitze des Bundes sollte ein Gremium von 5 Fürsten stehen (mit Österreich, Preußen und dem nächst kleineren Königreich Bayern als festen Mitgliedern). Allein, der preußische König nahm an der Versammlung nicht teil, womit der Fürstentag bereits zum Scheitern verurteilt war.3 Fand der habsburgische Kaiser während der politischen Verhandlungen in Frankfurt Zeit, nach Speyer zu kommen? Hierfür ist zunächst aufschlussreich, wo sich das Gedicht Molitors im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv überliefert hat. Das Blatt befindet sich in einem Familienarchiv, dem des Grafen Franz Maria Folliot de Crenneville-Poutet, damals Generaladjudant des Kaisers. Die entsprechende Akte umfasst (neben dem Ge- dicht) Unterlagen und Beilagen, die der Graf anläßlich der Reise des Kaisers nach Frank- furt sammelte: Personenlisten, Zeitungsberichte, Hinweise zum Unterhaltungsprogramm, eine Eintrittskarte zur Frankfurter Pferderennbahn und Menükarten, aber natürlich auch die politischen Entscheidungen in Frankfurt.4 Franz Joseph reiste schließlich Anfang September nach Bad Gastein ab – ziemlich sicher, ohne einen Umweg über Speyer zu machen. Zumindest ist in der Akte nichts dazu zu finden, ebenso nicht in der Speyerer Überlieferung im Stadtarchiv. Auch die umfangreiche Akte zur Hofreise nach Frankfurt schweigt.5 Dies spricht nun trotzdem nicht für ein Desinteresse Franz Josephs an den Speyerer Gräbern seiner Ahnen; ganz im Gegenteil. Im „Speyerer Anzeigenblatt“ ist zu Anfang September notiert, dass die Mutter des Habs- burgers, Erzherzogin Sophie von Österreich, für einen Besuch in Speyer angekündigt sei. Sie kam dann in Begleitung des Prinzen Gustav Wasa (er war der Sohn des 1809 abgesetzten schwedischen Königs) und eines Gefolges von zehn Personen am Samstag- abend nach Speyer (5. September 1863). Das Programm umfasste eine Dombesichtigung, dann die Sonntagsmesse, mittags erfolgte bereits die Weiterreise nach Frankfurt. Die Erzherzogin war aus Richtung Baden-Baden nach Speyer angereist.6 Wer aber war Wilhelm Molitor, der im angezogenen Gedicht nur mit gekürztem Vor- namen aufscheint, aber doch damals, zumindest in der Pfalz und im Königreich Bayern, kein Unbekannter war? Wilhelm Molitor wurde 1819 in Zweibrücken geboren. Nach seinem Studium trat er zunächst eine Beamtenstelle bei der Speyerer Kreisre- gierung an, ehe er als Spätberufener im Umfeld der revolutionären Ereignisse von 1848/49 seinen Dienst quittierte und katholische Theologie studierte. Er machte schnell Karriere: 1857 wurde er bereits in das Domkapitel gewählt, war rechte Hand des Bischofs und vor allem für kirchenrechtliche und kunstgeschichtliche Fragen zu- ständig. In diese Zeit fiel unter anderem auch die Ausmalung des Domes durch Johannes Schraudolph und die 800-Jahrfeier der Domweihe (1861). Molitor wirkte neben seinen geistlichen Ämtern als Schriftsteller, Dichter und auch Heimatforscher, zuletzt sogar als Abgeordneter im bayerischen Landtag. Heute sind die Dramen und anderen ZUR NACHWIRKUNG DER SPEYERER KAISERGRÄBER IM HAUS HABSBURG 257
  • 7. Werke dieses streitbaren katholischen Publizisten nahezu vergessen, sieht man von dem regional sehr verbreiteten Kirchenlied „Oh Königin voll Herrlichkeit“ einmal ab. Die „Domlieder“ Molitors, 1863 in zweiter Auflage erschienen, atmen den groß- deutschen Geist des Domkapitulars; sie sind mehr katholisch-politische Texte als geist- liche Lieder.7 2. Kurze Vorgeschichte: Rudolf von Habsburg († 1291, Speyer), die Kaisergräber Die „Nachwirkung“ und spätere habsburgische Rezeption der Speyerer Kaisergrablege wird im Rahmen eines kurzen Rückblicks auf die mittelalterliche Situation verständlicher. Allerdings wird, ausgehend vom Ende des 13. Jahrhunderts, kein chronologischer Über- blick bis zum 19. Jahrhundert gegeben, sondern es sollen lediglich einige Schlaglichter geboten werden. Das Thema des Verhältnisses der Habsburger zu den Speyerer Kaiser- gräbern verdient in jedem Fall weitere Forschungen, vielfach (aber bei weitem nicht nur) in den Wiener Archiven. Im Rahmen dieses Beitrags nur erwähnt werden soll die Rolle der Reichstage, kaiserlich-habsburgischer Aufenthalte und vor allem des Reichs- kammergerichts in Speyer, das die Reichsstadt nach ihrer Glanzzeit im Mittelalter noch- mals zu einem (juristischen) Zentralort des Reiches machte.8 Was beispielsweise im Rahmen dieses Beitrags nicht thematisiert werden kann, aber reizvoll sein dürfte, ist die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts, als mit Kaiser Friedrich III. über viele Jahrzehnte ein nur auf den ersten Blick erfolgloser Habsburger regierte – zu- meist fernab des Reiches, in seinen Erblanden. Friedrich III. hat, verknappt gesagt, sämtliche seine Gegner überlebt (begonnen bei seinem Widersacher Friedrich dem Sieg- reichen von der Pfalz und endend bei König Matthias Corvinus von Ungarn), und er legte damit den Grund für die Kaiserwürde des Hauses Habsburg in den nächsten Jahr- hunderten. Friedrich betonte seine Rolle als Herrscher des Reiches deutlich, obwohl oder gerade weil er politisch oft schwach war. Er betonte die kaiserlich-königliche Familientradition sehr stark, etwa bei seinen zahlreichen geistlichen Stiftungen, und unterhielt auch enge Beziehungen zur Stadt Speyer, die damals in Auseinandersetzungen mit dem Ortsbischof und der Kurpfalz ihre reichsstädtische Stellung in Gefahr sah.9 Friedrich, der sich auch einmal mehrere Tage in Speyer aufhielt (Dezember 1486), war historisch interessiert mit zeittypischer Ausprägung. Aus Worms ist etwa der schöne Be- richt überliefert, dass er bei seinem Aufenthalt in der Stadt im Jahr 1488 nach den Ge- beinen Siegfrieds des Nibelungen habe graben lassen.10 Die Bedeutung der Speyerer Stuhlbrüder, die als außergewöhnliche Laiengemeinschaft für das herrscherliche Ge- betsgedenken zuständig waren, war ihm ebenfalls bekannt. Die Stuhlbrüder waren sogar Teil einer ganz erheblichen Auseinandersetzung, in die dann auch die Stadt Speyer, der JOACHIM KEMPER258
  • 8. Bischof und das Domkapitel, ein kurpfalznaher Geistlicher sowie ein Diener des Habs- burgers verwickelt waren.11 Ein Vorhaben, das im Kontext dieses Beitrags zu erwähnen ist, war auch das Anliegen des Speyerer Domkapitels an Friedrichs Sohn Maximilian zu Beginn des 16. Jahrhunderts: Man wollte die Kaisergräber instand setzen und „verschönern“.12 Wie war der Zustand der Grablege damals? Die ursprünglichen Einzelgräber der Salier waren gegen Ende des 12. Jahrhunderts auf Veranlassung des Domkapitels durch ein Marmormonument zu- sammengefasst und herausgehoben worden. Das Denkmal nahm fast die gesamte Chor- breite ein. Später wurde dieses „Salier-Monument“ um eine Tumba für die in Speyer bestatteten Staufer ergänzt, wiederum ergänzt um die Gräber für Rudolf von Habsburg, Albrecht von Österreich und Adolf von Nassau (der 1298 gefallene Adolf war erst nach dem gewaltsamen Tod Albrechts im Jahre 1308 direkt neben seinem früheren Wider- sacher bestattet worden). Wann das „Salier-Monument“ ergänzt wurde, ist unklar. Die Bedeutung der Gräber für den mittelalterlichen Speyerer Klerus ist freilich unbestritten: Noch gegen Ende des Mittelalters gab der Speyerer Bischof Matthias Rammung für den Königschor Reliefs der Kaiser und Könige in Auftrag. Dies passte sich in die allgemeine Bautätigkeit am Dom gut ein, die eben auch Erneuerungsarbeiten am Königschor be- inhaltete.13 ZUR NACHWIRKUNG DER SPEYERER KAISERGRÄBER IM HAUS HABSBURG 259 Abb. 2: Dom zu Speyer (Foto: Klaus Landry, 2007)
  • 9. Im Fall des habsburgischen Ahnherrn Rudolf, zu dem jetzt nochmals zurückgekehrt werden soll, ist sicherlich dessen sogenannter „Grabesritt“ hervorzuheben: Der König machte sich am 14. Juli 1291 von Germersheim auf in das nur wenige Kilometer ent- fernte Speyer, um dort zu sterben und, so sein Wunsch, unter seinen Vorgängern bestattet zu werden – er verstarb am 15. Juli abends und wurde bereits anderntags im Dom be- stattet. Rudolf hatte sich während seiner Herrschaftszeit vergleichsweise häufig (in 13 Fällen) in der Reichsstadt Speyer aufgehalten. Welche Beweggründe hatte Rudolf bei seinem Wunsch, in Speyer bestattet zu werden? Neben dem Dom als Symbol des Reiches und des Kaisertums stand sicherlich im Vordergrund, es den Saliern und Staufern gleich- zutun – man darf also durchaus dynastische Gründe anführen, die dazu führten, dass Rudolf Speyer anderen, familiär vielleicht nahe liegenderen Grablegen (wie zum Beispiel Straßburg) vorzog.14 König Rudolf als Ahnherr der Habsburger im Speyerer Dom: Dies war zweifellos ein wichtiges „Argument“ für das Domkapitel, sich (wie bereits oben erwähnt) zu Beginn des 16. Jahrhunderts an den Wiener Hof zu wenden. Maximilian I. versprach, den Kö- nigschor um ein großes Marmordenkmal mit zwölf Bildern zu ergänzen. Der Habsburger nahm sich sogar engagiert dieses Planes an. 1514 beauftragte der Kaiser den aus Re- gensburg stammenden Bildhauer Hans Valkenauer mit der Fertigstellung des Denkmals, das aus zwölf Säulen mit jeweils einer Statue eines Kaisers/Königs bzw. auch von Kai- serinnen bestehen sollte. Das Monument sollte von einem zusammen hängenden Reif umfaßt werden. Es wurde zwar zu großen Teilen vorbereitet und teilweise ausgeführt, aber aufgrund ausbleibender Zahlungen verzögerte sich die Fertigstellung; schließlich verhinderte der Tod Maximilians den Abschluß der Auftragsarbeit. Erhebliche Reste des Denkmals wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Salzburg identifiziert.15 3. Das Haus Habsburg und die Speyerer Kaisergräber im 18. Jahrhundert Eine Zäsur in der Speyerer Stadtgeschichte war der große Stadtbrand des Jahres 1689: Nicht nur die Stadt wurde im Verlauf des Pfälzischen Erbfolgekriegs erheblich zerstört, auch der Dom brannte vollständig aus und bot einen ruinösen Anblick. Die jüngere Reihe der Kaisergräber war teilweise aufgebrochen worden, während die älteren Salier- gräber verschont geblieben waren. Der Wiederaufbau des Domes zog sich bis weit in das 18. Jahrhundert hinein hin; es kam dabei zu größeren barocken Veränderungen. Wie aber ging man nach 1689 mit den Kaisergräbern um? Die Stelle, an der die Gräber geöffnet worden waren, wurde zunächst mit Platten bedeckt.16 Zu einer Inaugenschein- nahme des Zustands der Kaisergräber kam es erstmals im Jahr 1739. Letztlich wurde dabei allerdings nur ein Grab völlig geöffnet (weil man nur eindeutig zerstörte Begräbnisse öffnen wollte; auch Schuttschichten standen dem Vorhaben im Weg), doch sind die JOACHIM KEMPER260
  • 10. Umstände hier interessant. Kaiser Karl VI. († 1740), der „letzte“ Habsburger im Man- nesstamm, war am ersten Herrscher aus dem Hause Habsburg sehr interessiert. Einer seiner Räte hatte Speyer besucht und das Domkapitel um eine Inspektion der Gräber gebeten – um eine eröffnung und einssicht, wie es in den Quellen heißt.17 Das Ziel war vermutlich zunächst eine Wiederherstellung der gesamten Grablege (zumindest war man wenige Jahrzehnte später in Wien der Ansicht, dass dies das eigentliche Ziel gewesen sei). Bei der dann erfolgten „Suche“ nach den Kaisergräbern waren auch der städtische Gymnasialkonrektor Litzel und der Syndikus Christoph Baur zugegen, die über die Vorgänge berichtet haben. Passend für den kaiserlichen Auftraggeber fand man recht bald einen Schädel, den Litzel sogleich als denjenigen König Albrechts identifizierte.18 Spätere Versuche des Domkapitels, Kaiserin Maria Theresia in den 1770er Jahren zu einer Beisteuer zur Wiederherstellung der Gräber zu bewegen, blieben ohne Erfolg. Den Forderungen standen plötzlich Gegenforderungen entgegen; es ging unter anderem um die Einziehung früherer Königspfründen durch das Bistum. Das Domkapitel hatte damit argumentiert, dass man nun im Rahmen der barocken Renovierung des Domes auch die Gelegenheit habe, die Gräber komplett zu öffnen und dann in den früheren Zustand vor 1689 zu versetzen. Am kaiserlichen Hof scheint man in dieser Zeit auch überlegt zu haben, die beiden Habsburger in Speyer in die Erblande zu überführen.19 An dieser Stelle der Darstellung sei ein kleiner Exkurs erlaubt: Die im kaiserlichen Auftrag durch die Benediktiner Marquard Herrgott und Martin Gerbert im 18. Jahr- ZUR NACHWIRKUNG DER SPEYERER KAISERGRÄBER IM HAUS HABSBURG 261 Abb. 3: Kaisergräber im Dom zu Speyer (Foto: Klaus Venus, 2009)
  • 11. hundert herausgegebene „Tapographia principum austriae“ (1772) als Teil der von Herrgott bearbeiteten „Monumenta“ des Hauses Habsburg, führt natürlich auch die beiden Habsburgerbegräbnisse in Speyer auf. Die „Tapographia“ ist nur wenige Jahre vor den eben angeführten Verhandlungen bezüglich der Speyerer Gräber erschienen. Sie listet und beschreibt die Begräbnisse der Habsburger von den familiären Anfängen her auf.20 4. „Nachwirkungen“ im 19. Jahrhundert Am 27. Juni 1815 besuchte Kaiser Franz I. von Österreich gemeinsam mit dem Preu- ßenkönig und dem russischen Zaren Speyer. Auch der Dom, der damals zeitweise als Lazarett in Verwendung war, wurde dabei besucht. Einmal mehr, so scheint es, erinnerte man sich in Speyer an die habsburgischen Begräbnisse im Dom. Franz erhielt anlässlich seines Besuchs eine kleine Schrift über die Kaisergräber verehrt, an deren Ende in Groß- buchstaben ausgerufen wurde: Rudolf von Habsburg und Albrecht von Österreich flehen um ein ehrenvolles Grab!21 Die Grabplatte Rudolfs, die sich heute in prominenter Position am Eingang der Kaisergruft in Speyer befindet, war nur wenige Jahre zuvor am Speyerer Johanniterhof „entdeckt“ worden; sie wurde nun für den Besuch des Kaisers in den Dom verbracht.22 Die ehemalige Reichsstadt Speyer wurde nach der französischen Zeit nicht nur Regie- rungssitz der bayerischen „Rheinpfalz“ (linksrheinisches Bayern, bis 1945), sondern auch des räumlich mit dieser identischen neuen Speyerer Bistums. Der Dom wurde in den kommenden Jahrzehnten grundlegend nach dem Geschmack der Zeit umgewandelt und erneuert. Zu nennen sind die nazarenische Ausmalung des Inneren durch Johannes Schrau- dolph und der Neubau des Westbaus mit Vorhalle im Stil der Neoromanik. Beides war in erster Linie durch das bayerische Königshaus veranlasst worden. Dass bei den Wieder- herstellungsarbeiten und Umgestaltungen der Dom auch als „Nationaldenkmal“ angesehen wurde, war offensichtlich: Ein Nationaldenkmal, klein- oder großdeutsch interpretierbar, aber vor allem ein Denkmal aufgrund der hier bestatteten Kaiser und Könige. Die Ausführungen kehren nun an den Beginn des Beitrags, zu Kaiser Franz Joseph, zu- rück. Er förderte ebenfalls, dies wird nicht überraschen, die Erneuerungsarbeiten am Speyerer Dom.23 Er ließ in der neuen Vorhalle Statuen der im Dom bestatteten Herrscher aufstellen (Künstler: Anton Dominik von Fernkorn); es erfolgten weitere habsburgische Auftragsarbeiten, gut sichtbar in der Anbringung einer Marienfigur samt Heiligenfiguren sowie des Habsburger Doppeladlers am Westbau, direkt über dem Hauptportal der Ka- thedrale (Künstler: Josef Gasser). Das Wiener Außenministerium hatte zunächst gegen diese Arbeiten Einwände erhoben, da man Konflikte mit dem Königreich Bayern befürchtete. Aber der großdeutsch-na- JOACHIM KEMPER262
  • 12. tionale und vor allem auch katholische Gedanke hinter den künstlerischen Aktivitäten setzte sich durch. Außenminister Graf Buol-Schauenstein betonte dabei, dass man na- mentlich im Westen des Deutschen Bundes Sympathien für Österreich wecken wolle: Den süddeutschen und rheinischen Katholiken wird die österreichische Fahne über dem Grabe und der Grabeskirche des Kaisers Rudolf von Habsburg eine Mahnung sein, dass sie nicht nach Paris sondern nachWien ihre Blicke zu wenden haben, wenn ihr Glaube inmitten protestantischer deutscher Regierungen Schutz und Schirm brauchen sollte.24 Als „Kronzeuge“ sei auch ein zeitgenössischer Archivar zitiert – Joseph Chmel (1798–1858), österrei- chischer Chorherr, Vizedirektor des Wiener Staatsarchivs und vor allem habsburgischer Quellensammler und Editor. Chmel schrieb im Zusammenhang der Diskussion um die habsburgische Förderung in Speyer, dass insbesondere die beiden ersten deutschen Könige aus dem Hause Habsburg das einst so erhabene Kaiserthum des römisch-deutschen Reiches in seinem alten Glanz herstellen wollten und hergestellt hätten, wenn sie nicht an der Selbstsucht der deutschen Reichsfürsten gescheitert wären.25 Das Thema einer Öffnung und korrekten Identifizierung der Kaisergräber war auch zu dieser Zeit nicht vergessen. Bereits nach 1850 hatte man die alten bischöflichen Gräber ZUR NACHWIRKUNG DER SPEYERER KAISERGRÄBER IM HAUS HABSBURG 263 Abb. 4: Der Habsburger Doppeladler über dem Hauptportal (Westbau) des Speyerer Domes (CC-BY-SA 3.0; Foto: Joachim Köhler, 2005)
  • 13. vor dem Königschor untersuchen lassen. Das bayerische Königshaus sicherte zu, sich bei Kaiser Franz Joseph für eine finanzielle Unterstützung einzusetzen. Es wurden sogar bereits neue Grabsteine beantragt, aber wieder kam es nicht zu einer Ausführung der Pläne (vielmehr: noch nicht). Nur kurze Zeit, nachdem in der landesgeschichtlichen „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins“ ein Aufsehen erregender und flammender, aber doch auch wissenschaftlicher Beitrag Johannes Prauns zur Geschichte der Kaiser- gräber erschienen war, der immer wieder auf die „habsburgischen“ Beziehungen zu den Gräbern hinwies, begann man im Jahr 1900 mit der Untersuchung und Freilegung der Herrschergräber. Die bereits mehrfach im Rahmen dieses Beitrags zitierte Schrift des Speyerer Gymnasialprofessors Praun dürfte hierfür durchaus maßgeblich gewesen sein. Die neue Grablege in der heute bekannten Form entstand. Für den Kontext dieses Beitrags bleibt festzuhalten, dass Franz Joseph die kleine Schrift Prauns nicht nur erhalten hatte – er scheint durchaus beeindruckt gewesen zu sein, bei- spielsweise von einer solchen Aussage: „So liegen also, wenn nicht die Anzeichen trügen, bis zum heutigen Tage die Gebeine Rudolfs, des allverehrten volkstümlichen Herrschers, des erlauchten Begründers des Habsburgischen Kaiserhauses, verstört und geschändet unter dem Estrich des Königschores.“ Die Freilegungsarbeiten an den Kaisergräbern wurden dementsprechend nicht nur vom bayerischen Königshaus, sondern auch durch die Monarchie gefördert. JOACHIM KEMPER264
  • 14. * Geringfügig überarbeitete und mit den wich- tigsten Nachweisen versehene Fassung des Vor- trags vom 4. März 2014 in Mühlhausen. Der Text wurde in modifizierter Form auch am 20. Mai 2014 in Speyer vorgetragen (Wissenschaft- liches Forum I/2014, Dombauverein Speyer e.V.). Ich danke für Hinweise (und für die ei- gentliche Idee, sich mit der Thematik näher zu beschäftigen) insbesondere meinem Wiener Kol- legen und Freund Mag. Thomas Just, Direktor des Haus-, Hof- und Staatsarchivs. 1 Das Gedicht befindet sich in: Österreichisches Staatsarchiv, Abteilung Haus-, Hof- und Staats- archiv (künftig: AT-OeStA/HHStA), SB FA Fol- liot-Crenneville 178. 2 Zur Speyerer Grablege zuletzt: Stephan AL- BRECHT, Speyer und Saint-Denis: Das Herr- schergrab zwischen individueller Memoria und institutioneller Selbstdarstellung, in: Der Dom zu Speyer. Konstruktion, Funktion und Rezep- tion zwischen Salierzeit und Historismus, hrsg. von Matthias MÜLLER, Matthias UNTERMANN und Dethard von WINTERFELD, Darmstadt 2013, S. 225–241. 3 Zum Frankfurter Fürstentag: Selma KRASA-FLO- RIAN, Die Allegorie der Austria. Die Entstehung des Gesamtstaatsgedankens in der österreichisch- ungarischen Monarchie und die bildende Kunst, Köln/Weimar/Wien 2007, S. 115–118; Norbert WEHNER, Die deutschen Mittelstaaten auf dem Frankfurter Fürstentag 1863 (= Europäische Hochschulschriften 548), Frankfurt a. M. u. a. 1993. 4 Vgl. Anm. 1. 5 AT-OeStA/HHStA OMeA NZA 332 (1863) [Obersthofmeisteramt Neuere Zeremonialakten – Hofreisen: ohne Hinweis auf Speyer, obwohl die Reise nach Frankfurt ausführlich dokumen- tiert ist]. 6 Speyerer Anzeigenblatt Jg. 1863 (Exemplar im StadtA Speyer). 7 Wilhelm MOLITOR, Domlieder. 2. Auflage, Speyer 1864. Zur Person Molitors vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Molitor. 8 Das Reichskammergericht residierte von 1527 bis 1689 in Speyer. Seit Sommer 2014 erinnert im Speyerer „Altpörtel“ (zentraler Stadtmauer- turm und reichsstädtisches „Gegenüber“ zum Dom) eine neue Dauerausstellung an das Ge- richt (ein Katalog zur Ausstellung ist derzeit im Druck; Stand: August 2014). Zum Reichskam- mergericht und Speyer um 1600 knapp: Joa- chim KEMPER, Speyer im 16. und 17. Jahrhun- dert. Ein nur zum Teil bekanntes Kapitel der Stadtgeschichte, in: Speyer. Vierteljahresheft des Verkehrsvereins, Winter 2013, S. 35–42 (online: http://de.slideshare.net/StadtASpeyer/speyer- im-16-und-17-jahrhundert). 9 Zur Biographie Friedrichs: Heinrich KOLLER, Kaiser Friedrich III. (= Gestalten des Mittelalters und der Renaissance), Darmstadt 2005. Zu den Beziehungen Speyers zum Kaiserhof im 15. Jahrhundert: Regesten Kaiser Friedrichs III. (1440–1493), nach Archiven und Bibliotheken geordnet, hrsg. von Heinrich KOLLER, Paul-Joa- chim HEINIG und Alois NIEDERSTÄTTER. Heft 17: Die Urkunden und Briefe aus den Archiven und Bibliotheken der Stadt Speyer, bearb. von Joachim KEMPER, Wien/Weimar/Köln 2002. 10 Otfrid EHRISMANN, Worms und das „Nibelun- genlied“, in: Geschichte der Stadt Worms, hrsg. im Auftrag der Stadt Worms von Gerold BÖN- NEN, Stuttgart 2005, S. 824–849, hier S. 834. 11 Hierzu vielfache Belege und Quellen bei Re- gesten Kaiser Friedrichs III. (wie Anm. 9). Zur Gesamtgeschichte der Speyerer Stuhlbrüder demnächst die Freiburger Dissertation von Sven GÜTERMANN (im Druck). 12 Johannes PRAUN, Die Kaisergräber im Dome zu Speyer, München 1902 (Sonderdruck; zuvor in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 58 [1899]), S. 32–33). 13 ALBRECHT, Speyer und Saint-Denis (wie Anm. 2), S. 229 f. 14 Zum Begräbnis Rudolfs und dessen Umständen: Rudolf J. MEYER, Königs- und Kaiserbegräb- nisse im Spätmittelalter (= Beihefte zu J. F. Böh- mer, Regesta Imperii 19), Köln/Weimar/Wien 2000, S. 19–31. 15 PRAUN, Kaisergräber (wie Anm. 12), S. 32 f.; jetzt dazu insbesondere: Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation 962–1806. Altes Reich und Neue Staaten 1495–1806. 2 Bde. (29. Aus- stellung des Europarates und Landesausstellung ZUR NACHWIRKUNG DER SPEYERER KAISERGRÄBER IM HAUS HABSBURG 265
  • 15. Sachsen-Anhalt), hrsg. von Hans OTTOMEYER, Jutta GÖTZMANN und Ansgar REISS, Dresden 2006, S. 589–591, mit Rekonstruktionszeich- nung S. 591 (ich danke Herrn Direktor Dr. Ale- xander Schubert, Historisches Museum der Pfalz [Speyer], für diesen Hinweis). 16 PRAUN, Kaisergräber (wie Anm. 12), S. 37– 41. 17 Zit. nach PRAUN, Kaisergräber (wie Anm. 12), S. 43. 18 PRAUN, Kaisergräber (wie Anm. 12), S. 41–46. Die Beschreibung Litzels: Georg LITZEL, His- torische Beschreibung der kaiserlichen Begräb- nisse in dem Dome zu Speyer, wie solche vom Jahr 1030 bis 1689 beschaffen […] gewesen sind, Speyer 1751 (späterer ergänzter ND: Mannheim 1826). 19 PRAUN, Kaisergräber (wie Anm. 12), S. 46–48 (nach archivalischen Quellen im Generallan- desarchiv Karlsruhe). Vgl. auch (zum 18. Jahr- hundert, 1739 usw.) AT-OeStA/HHStA HausA Hofakten des Ministeriums des Inneren 8-3; ebd. Rk Kleinere Reichsstände 509-1-7. 20 Online-Version (Digitalisate): https://fedora. phaidra.univie.ac.at/fedora/get/o:98990/bdef:As set/view#. 21 Zit. nach PRAUN, Kaisergräber (wie Anm. 12), S. 48 f. 22 PRAUN, Kaisergräber (wie Anm. 12), S. 36. 23 Das Interesse in Wien am Speyerer Dom und den Speyerer Kaisergräbern wird auch aus wei- teren Akten des Haus-, Hof- und Staatsarchivs deutlich: AT-OeStA/HHStA PA VII 40-2 (Be- richte, Weisungen, Varia, fol. 13-224); ebd. MdÄ AR F1-136-1 (Varia: Kaisergräber, 1900 bis 1907). 24 Zit. nach KRASA-FLORIAN, Allegorie (wie Anm. 3), S. 112. 25 Zit. nach KRASA-FLORIAN, Allegorie (wie Anm. 3), S. 111. JOACHIM KEMPER266