1. Cars & Bikes
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Land Rover (GB)
Mit dem „Evoque Cabriolet“ bringt Land Rover sein erstes offenes Allrad-
SUV auf den Markt. Der Faktor Design ist dabei wichtiger denn je.
Wir haben uns den feschen Briten genauer angesehen.
Sonja Illa-Paschen Text Land Rover Fotos
OFFEN FÜR ALLES
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Cars & Bikes
I
m April bringt Land Rover das Evoque Cabrio-
let auf den Markt. Damit traut sich der britische
Automobilproduzent erstmals oben ohne ins
Gelände. Es ist ein mutiger Schritt, denn er führt
in eine Nische, die vermutlich zu Recht besteht.
Schuld daran ist das „Nicht Fisch, nicht Fleisch“-
Syndrom, das der Kreuzung aus Allrad-SUV und
Cabrio zwangsläufig in den Genen steckt. Das offe-
ne Stromern über Küstenstraßen und City-Boule-
vards–WindimHaar,dieSonneaufderHaut–und
hartes Fahren im Gelände sind als Konzepte nur
schwer kompatibel. Das wurde bereits Nissan zum
Verhängnis, dessen ähnlich gelagertes „Murano
CrossCabrio“ beim Käufer durchfiel und wenig
später vom Markt genommen wurde. Kein Wun-
der: Wer will schon Schlammspritzer im Leder-
Interior? Oder neun Gänge in der Stadt?
Die Frage nach dem „Wozu das Ganze?“ ist beim
Evoque Cabriolet dennoch grundfalsch gestellt.
Das wird in dem Moment klar, als auf der Londo-
ner Preview der weiße Schleier und mit ihm der
Groschen fällt: Ums Brauchen geht es hier am al-
lerwenigsten. Das Evoque Cabrio ist ein Auto, das
man haben will, allein schon deshalb, weil es so
verdammt gut aussieht. Kein aufgemotzter Macho,
eher ein Athlet im Maßanzug, mit kräftigen Schul-
tern, muskulösem Hinterteil und dem Blick eines
Luchses auf der Lauer. Besonders markant ist die
Gürtellinie, die mit deutlichem Anstieg hürdenlos
bis ins Heck fließt. Zusammen mit der nach hinten
geneigten Frontscheibe ergibt das ein Bild von her-
ber und ungemein dynamischer Eleganz.
Der Faktor Design ist auch im Innenraum om-
nipräsent, wobei er hier auf etwas leiseren Sohlen
daherkommt. Die Mittelkonsole verzichtet auf die
vielerorts noch übliche Knöpfchenlandschaft zu-
gunsten aufgeräumter, fast minimalistischer Geo-
metrie. Die doppelt vernähte Leder-Ausstattung ist
serienmäßig mit drin. Auf Wunsch lässt sich das In-
terior per LED-Ambiente-Licht in zehn verschiede-
ne Glimmertöne tauchen, deren Helligkeit stufenlos
reguliert werden kann. Das Herzstück des Cockpits
ist ein hochauflösender 10,2‘‘-Touchscreen: das
Portal zu einem Hightech-Infotainment-Paket, das
zum Beispiel interaktive 360-Grad-Panoramen des
Zielorts zur Verfügung stellt.
Es ist in der Tat erstaunlich, was Land Rover da
demnächst vom Band laufen lässt. Man darf nicht
vergessen, dass sich der Automobilproduzent mit
rustikalen Geländewagen für Landwirtschaft und
Militär einen Namen gemacht hat – bis heute stat-
tet er die britischen Streitkräfte aus. In dem auf
Technik fokussierten Unternehmen spielten ästhe-
tische Aspekte lange Zeit eine untergeordnete Rol-
le. Das begann sich erst vor zehn Jahren zu ändern,
als mit Gerry McGovern ein Superstar der Branche
zum Designchef bestellt wurde. Er hatte die Visi-
on, in dem kränkelnden Unternehmen „Design
und Technik stärker in Balance zu bringen“, wie er
sagt: „Ich denke, Autos verkauft man über Emoti-
onen, und die weckt man sehr stark über Design.“
Betriebsintern sei das damals nicht bei jedem gut
angekommen. „Am Anfang war ich quasi der An-
tichrist“, sagt McGovern und lächelt ein wenig die-
bisch. Das kann er auch, denn mittlerweile sitzt er
im Land-Rover-Vorstand – als erster Designer der
Unternehmensgeschichte.
Der heute 60-jährige McGovern ist nicht nur ein
alter Hase im Automobildesign, sondern auch ei-
ner, der über den Tellerrand des Business hinaus-
blickt. Er ist Professor am Royal College of Art in
London, gilt als Experte für Bauhaus-Architektur,
sammelt zeitgenössische Kunst und umgibt sich
mit Designklassikern – skandinavischen, aber
mehr noch italienischen, „die haben mehr Seele“,
sagt er. Möglich, dass die eine Rolle gespielt haben,
als er jenes Auto entwarf, mit dem sein Konzept
zum ersten Mal voll aufging: den (geschlossenen)
Range Rover Evoque. Das war 2011 und markier-
te einen Wendepunkt im Unternehmen. Erstmals
wurde ein Fahrzeug nicht primär über Technik,
sondern über sein Karosseriedesign wahrgenom-
men. In der Folge wurde das im Vergleich zu
anderen Land-Rover-Modellen gefälligere und
weniger kastige Premium-SUV weltweit zum Ver-
kaufsschlager. Sechzig Prozent der Käufer, weiß
McGovern, sind übrigens Frauen.
Auf der Coupé-Version des Evoque baut nun
das Cabrio auf. Man hat sich bemüht, das Karos-
seriedesign so nah wie möglich am Original zu
belassen. Der kleine große Unterschied liegt na-
turgemäß im Dach. Es ist ja nicht so, dass man es
folgenlos weglassen könnte. Ohne Dach verliert
ein Auto seine Steifigkeit – die Achillesferse aller
offenen Fahrzeuge und im Offroad-Bereich beson-
ders heikel. Als Folge hat das Evoque Cabrio neben
einem verstärkten Unterboden massiv aufgerüste-
te A- und B-Säulen. Von außen nicht sichtbar sind
die Aluminium-Schutzbügel hinter den Kopfstüt-
zen der zweiten Reihe. Im Falle eines Überschlags
Mit dem Evoque Cabriolet
wird der Offroad-Trip zum
mit allen Sinnen erlebbaren
Freiluft-Abenteuer. Gerry
McGovern, Chefdesigner
und Kreativdirektor von
Land Rover, gelang es durch
die ebenso geschmeidige
wie markante Linienfüh-
rung, die Kraft und Dynamik
des Oben-ohne-Allraders
auch in der Karosserie
sichtbar zu machen.
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schießen sie innerhalb von 90 Millisekunden her-
aus und schaffen eine Art Survival-Raum für die
Fondinsassen. Das Dach selbst lässt sich während
der Fahrt bei einer Geschwindigkeit von bis zu
48 km/h per Knopfdruck aus- und einfahren.
Das Evoque Cabrio ist mit Diesel- oder Benzin-
motor zu haben. Beide sind standardmäßig an ein
Neun-Stufen-Automatikgetriebe gekoppelt. Die
Topmotorisierung bildet der Si4-Benziner mit zacki-
gen 240 PS. Um diese Power in allen erdenklichen
Situationen zu bändigen, wurde tief in die Fahr-
hilfen-Trickkiste gegriffen. Das Terrain-Response-
System richtet alle Einstellungen auf die Anforde-
rungen des Geländes aus: ob Asphalt, Gras, Schnee,
Schlamm oder Sand. Bei Fahrten durchs Wasser
schlägt das „Wade Sensing“-System an, in steilem
Gelände sorgt die Berganfahr- und Bergabfahrhilfe
für sichere Fahrt. Hier spürt man den fast trotzigen
Ehrgeiz der Ingenieure, dem Neuling wirklich alle
guten Offroad-Eigenschaften seines verschlossenen
großen Bruders mit auf den Weg zu geben.
Ab April steht das Evoque Cabriolet auch hierzu-
lande bei den Händlern. Ab 56.100 Euro ist man
dabei, soviel kostet die günstigste Diesel-Variante.
Für den 240-PS-Benziner sind in der Serienaus-
stattung 72.400 Euro zu berappen, wobei man mit
diversen Extras problemlos an die 100.000-Euro-
Marke stößt. Wir sind jedenfalls gespannt, wie das
„Design trifft Technik“-Konzept auf dem Markt
ankommen wird.
www.landrover.at m
ZUR
PERSONGerry McGovern (geb. 1956) studierte Industrie-
design an der Universität Coventry und am Royal
College of Art in London, wo er sich auf Automo-
bildesign spezialisierte. Er begann seine Karrie-
re bei Chrysler in Detroit, war Senior Designer
bei Peugeot und anschließend erstmals für Land
Rover tätig. Nach einem Abstecher zu Ford, wo
er sich dem Redesign der Modelle Lincoln und
Mercury widmete, eröffnete er ein Consulting-
Unternehmen in London.
2004 kehrte McGovern zu Land Rover zurück.
Zwei Jahre später wurde er zum Designdirektor
der Unternehmensgruppe Jaguar Land Rover er-
nannt und zog 2008 auch in deren Vorstand ein.
Unter seiner Ägide entstanden der Range Rover
Sport, der Discovery Sport sowie eine neue Gene-
ration von Land Rovers. Seinen bislang größten
Erfolg feierte McGovern mit dem Range Rover
Evoque, auf den er nun das Cabriolet aufbaute.
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