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Ausgabe 11 2011 www.trend-update.de                                   ISSN 2192-7758




Trend
                                         Future Spot
                                         Wir schauen hinter die Kulissen
                                         der Glücksfabrik

                                         Meta-Mobilität 2030
                                         Ein gigantischer Markt für
                                         Managed Mobility entsteht

                                         ernährungS-proSuMing
                                         Die Mitmach-Revolution der
                                         nicht-aktiven Landwirte




WorkStyleS
Die neuen arbeits-kulturen
      Wie Vernetzung und indiVidualisierung
      den Jobmarkt umkrempeln
Inhalt                                                                               TrendUp d at e


                                                                              tI tel: lI festyle goes Workstyle | Interv IeW                                       TrendUp d at e




  Inhalt
                                             tyP 11
                                             digitale bohème
                                                                                           Die Avantgarde der Netzwerkwirtschaft lebt und arbeitet in bewusst offenen
                                                                                          TiTel also nur selten und allenfalls vorübergehend in Angestelltenver-
                                                                                          Netzwerken,
                                                                                   06     liFeStyle goeS WorkStyle in losen Zusammenhängen, Büro-
                                                                                          hältnissen. Projekt- und Portfolio-orientiert,
                                                                                                                                         Individualisierung
                                                                                          gemeinschaften oder „Coworking Spaces“ organisiert sich diese neue Schicht
                                                                                                                                                               New Work
                                                                                          Der Megatrend Individualisierung ergreift die
                                                                                          selbst die Arbeit, von der sie lebt. Im Zentrum steht die Idee der Selbstverwirk-
                                                                                          Arbeitswelt: Wir leben nicht nur, sondern arbeiten
                                                                                          lichung im kreativen Prozess, wofür ein hohes Maß an Zukunftsunsicherheit
                                                                                          auch, wie wir wollen. Sind Unternehmenbewusst in Kauf genommen werden.
                                                                                          und eine große Volatilität beim Einkommen bereit dafür?
                                                                                          Eine Typologie vondiese Gruppe „Ich-AG’ler“, aber im Unterschied zum Selbst-
                                                                                          Früher nannte man Arbeits-Individualisten.
                                                                                          Autoren: Matthias Horx, Holminternetbasierte Vernetztheit nun eine überragende Rol-
                                                                                          unternehmer spielt die Friebe
                                                                                          le. In Zukunft verabschiedet sich die Digitale Bohème in ihrer Spitze mehr und
                                                                                          mehr vom Modell Solo-Selbständigkeit zugunsten virtueller Firmen und besser
                                                                                          skalierender Geschäftsmodelle. Dazu zählen Start-ups einer neuen Generati-
                                                                                          on, die zunehmend ohne Venture Capital auskommen, sowie größere gemein-
                                                                                          schaftliche Projekte unter dem Label „Social Entrepreneurship“.




       „dezentrales arbeiten wird
                         inspiraTions
                                                                                   18     inForaMa

       selbstverständlich“                                                                Die Zukunft europas
                                                                                          Wie wird die EU im Jahr 2030 aussehen? Vier mögliche
                                                                                                                                                             Globalisierung


                                                                                          Zukunftsszenarien für den Euro-Raum
                                            Sebastian Schmidt ist Managing Director der Agentur Publicis in Berlin. Davor
                                            war er am Institute of Electronic Business 20 (IEB) in Berlin zuständig für
                                                                                        e.V. Kleiner Trend
                                                                                             ernährungs-prosuming
                                            das Innovationszentrum für Digitale Kommunikation. Seine Hauptinteressen                                         Neo-Ökologie
                                            in dieser Zeit lagen in den Themen Social Media Farmville mit echten Kühen macht Verbraucher zu
                                                                                             Marketing, Enterprise 2.0                                       Connectivity
     bild:National Trust | Pressebild




                                                                                             Produzenten
                                            und Customer Self Care. In seiner Berufslaufbahn hatte er verschiedene Ma-
                                            nagementfunktionen in Marketing und Vertrieb bei Lufthansa Systems, EDS
                                            und E-Plus Mobilfunk inne.                 22    Trendgalerie
                                                                                           Shortcuts                                                   New Work
                                                                                           Fünf kleine Abkürzungen in die Zukunft                      Bildung
                                         Sie haben am institute of electronic business untersucht,          durchaus Verbesserungsbedarf: Gerade in Mobilität
                                                                                                                                                       Deutschland steht
                                         wie Social Media in großen unternehmen zum einsatz kom-            schlechte Kommunikation ganz oben auf der Liste innerbe-
                                        Jeder Konsument ein potenzieller Land-       24    BrancHenTrend
                                         men. Wie sind die erfahrungen?
                                        wirt! Auf Seite 20 werden Sie aktiv
                                                                                                            trieblicher Probleme. Nach wie vor herrscht das Silo-Denken:
                                                                                           Meta-Mobilität 2030                                         Mobilität
                                         Wir haben uns bei der Untersuchung auf Konzerne konzen-            Informationen, die zur Lösung von Problemen notwendig
                                         triert, um zu schauen, wie man soziale Medien wie Ein Twitter,
                                                                                               Meilenstein in der Geschichte des Reisens: Die und E-Mail-Bunkern.
                                                                                                            wären, verschwinden in Schubladen
                                                                                           Crowd wird endlich auch auf der Straße intelligent
                                         Facebook, XING oder Skype bei der internen Kommunikation
                                         und beim Projektmanagement einsetzen kann. Wir mussten             Wo sind die Widerstandsnester?
                                         feststellen, dass diese Social Media Tools durch ihre Einfüh-
                                                                                     26    FuTure spoT      Die Vorstände sind überraschenderweise eher innovativ
                                                                                           koziol glücksfabrik sagen: Das brauchen wir. Denen ist klar, dass das zu
                                         rung per se noch keine Veränderung auslösen. Die Techno-           und                                        Individualisierung
                                         logie kann Führungsverhalten nicht ersetzen, teilweise beißt gibt es Glück und Freude am laufenden Aber danach muss es
                                                                                           Im Odenwald      Wettbewerbsvorteilen führen kann.
                                         sie sich mit den Interessen der Führungskräfte. Band               durch alle Hierarchieebenen. Die größte Bremse ist das mitt-
                                                                                                            lere Management, das oftmals denkt: Wissen ist Macht. Sie
                                         anders gesagt: Die revolution findet nicht statt?                  sehen ihren Job darin, Wissen und Informationen zwischen
                                                                                     28    ZuKunFTsBucH
                                         Das haben wir so festgestellt. Es gibt keine Revolution, es        oben und unten zu kanalisieren. Denen begreiflich zu ma-
                                                                                           Die glaubenslüge
                                         wird eine Evolution geben. Dabei waren sich aber alle Ent-         chen, dass durch Teilen von Wissen letztlich auch individuell
                                         scheider einig, dass solche Tools eingeführt werden müssen, Mehrwertliest zwei Bücher überwichtigste Aufgabe. Social-
                                                                                           Rezension: Matthias Horx entsteht, das ist die
                                                                                           Schwarze Löcher Media-Tools lösen diese Bottlenecks auf. Hinzu kommt die
                                         um Unternehmen die notwendige Agilität im heutigen Wett-            im Intellekt
                                         bewerbsumfeld zu verschaffen. Aber es ist ein langer Weg.          Verunsicherung der einfachen Mitarbeiter, die das Sicher-
                                         Die Kultur in Konzernen wird durch die Unternehmenshis-
                                                                                     29    Trend-delpHi heitsdenken in Hierarchien gewöhnt sind: Wie viel darf ich
                                         torie bestimmt. Oft wird das Verhalten von Statusdenken kemfert sagen? Wie offen darf ich meine Meinung äußern? Das
                                                                                           mit Claudia      denn                                       Neo-Ökologie
                                         und Hierarchien geprägt, nicht unbedingt von Offenheit undjetzt berührt Zukunft? Die klügstenauch rechtliche Fragen, wie zum
                                                                                           Und was ist      mit der aber darüber hinaus Köpfe          Mobilität
                                        In Städten sind wir Vertrauen. Gerade die großen deutschen
                                         gegenseitigem per Auto langsamer                                   Beispiel den Datenschutz und die Privatsphäre der Mitar-
                                                                                           Deutschlands antworten
                                        als 20 km/h.haben viele Reorganisationen durchlaufen, viele
                                         Konzerne Mit dem Fahrrad sind Sie                                  beiter. Bei börsennotierten Aktienunternehmen darf eben
                                        schneller auf Seite 24
                                         Berater durchs Haus geschickt. Viele Mitarbeiter befürch-          nicht jeder alles nach draußen sagen. Da gibt es noch große
                                         ten nun nur die nächste Veränderungswelle. Dabei gäbe es           Fragezeichen.
                                        4

                      16

RZ_TUP1111.indd 4                                                                                                                                                                   21.10.11 14:32
11|2011                                                                                 tItel




Wie kann man diese Widerstände knacken?                            Studie gezeigt: Trotz Social Media bleiben Face-to-face-Mee-
Bei Großkonzernen geht das nur über die positiven Ausnah-          tings erhalten.
men. Das heißt: nicht den generalstabsmäßigen Rollout von          Das Führungsparadigma wird sich verändern von einer
oben zu versuchen, sondern mittels Communities of Practice         hierarchiegeprägten zu einer autoritätsgeprägten Kultur. Die
in Teilbereichen Erfahrungen zu sammeln.                           Manager, die auch sattelfest in ihren fachlichen Themen sind,
Das entspricht auch der Natur von Social Media. Das ist ja         werden als Führungspersonen anerkannt und gefragt. Das
keine SAP-Software, die ich per Knopfdruck unternehmensweit        merke ich selbst in meiner Rolle als Agenturchef: Den Respekt
einführen kann, sondern es entsteht aus sich heraus und fängt      der jungen Leute bekommt man dann, wenn man die Themen
nur dann an zu funktionieren, wenn ich damit arbeite. Diese        inhaltlich weiterbringt.
Pilotprojekte stoßen in der Regel auf großes Interesse anderer
Abteilungen sowie des Vorstandes und sind unter starker            Die „Digital natives“, die jetzt in die unternehmen einsickern,
Beobachtung. Dadurch bringen sie den Stein ins Rollen. Das         bringen ihre sozialen netzwerke bereits mit. Die werden sich
strahlt auf andere Bereiche ab. Fazit aller Projektleiter, mit     nicht mehr hinter Firewalls sperren lassen.
denen wir gesprochen haben: Springen! Machen! Einfach              Auch die Digital Natives legen privat ein anderes Kommunika-
ausprobieren! So wächst die Social-Media-Kultur im Konzern         tionsverhalten an den Tag als im beruflichen Konzernkontext.
von unten nach oben.                                               Man kann sie auch nicht über einen Kamm scheren. Die einen
                                                                   heuern in Konzernen an und andere zieht es als Freelancer
euphoriker wie Don tapscott sehen in der digitalen Mas-            in Coworking Spaces. Das ist noch einmal ein ganz anderer
senkollaboration ein neues paradigma der Wirtschaft, das           Schlag. Wir haben beobachtet, dass insbesondere die jungen
klassischen unternehmen und großorganisationen überlegen           Mitarbeiter in den Konzernen erst einmal sehr vorsichtig und
sein soll.                                                         zurückhaltend sind. Aber natürlich wird die Außenhaut von
Ich glaube, dass sich diese emergenten Marktmechanismen            Unternehmen poröser, und das Wissen diffundiert. Ich glaube,
des Wissens auch in Konzernen wiederfinden können. Es              dass die Anforderungen an zukünftige Wissensarbeiter eine
gibt aber Grenzen: Überall wo ein Standardprozess stabil           gradlinige und standardisierte Karriere förmlich ausschließen.
durchlaufen muss, ist die klassische Konzern-Organisation
alternativlos. Ein Projektmitglied war die Lufthansa, wo schnell   inwiefern?
klar wurde, dass man in sozialen Medien nicht darüber zu           Die Definition von Karriere selbst ändert sich. Veränderung
diskutieren hat, mit wie viel Newtonmetern man eine Schraube       ist für diese Generation ein fester Bestandteil ihrer DNA, die
an einem Flugzeug anziehen muss. Genauso gibt es etwa bei          kennen gar nichts anderes. Das heißt aber auch: Es kann
Pharmarkonzernen Prozesse, die nicht zur Diskussion stehen.        mal wieder nach unten gehen, oder eine Zeitlang seitwärts
Aber in allen Konzernen gibt es Bereiche – beispielsweise          auf artfremdes Gebiet. Wodurch man ganz unterschiedliche
Wissensmanagement, Forschung und Entwicklung –, wo Social          Erfahrungen aggregiert, die einem dann wieder weiterhelfen,
Media sinnvoll zum Einsatz kommen könnten. Das Problem             das eigene Anliegen zu verfolgen.
ist nur oft, dass ganze Bereiche, etwa die Produktion, keinen      Das hat sich übrigens auch verändert: Gerade die Intellektuel-
Zugang haben, weil am Band nicht mal ein Computer steht.           len und akademisch Gebildeten, die das Potenzial hätten, eine
                                                                   klassische Karriere zu machen, haben oft gar kein Interesse
Wie werden die digitalen tools die anforderungen an leader-        mehr daran. Die schauen, welches Opportunitätsfenster sie
ship verändern?                                                    nutzen, um das zu machen, was ihnen wirklich am Herzen
Ich glaube daran, dass Unternehmen Wettbewerbsvorteile             liegt. Interessante Herausforderungen, Offenheit und ein
haben, wenn sie in der internen Kommunikation einen empa-          respektvoller Umgang entscheiden darüber, wohin die Talente
thischen und respektvollen Umgang pflegen.                         von morgen strömen.
Technologie ersetzt nicht Führungsverhalten. Ich brauche
Leadership-Personen, die in der Lage sind, sich offen mit ihren    Die paradoxe Denkfigur heißt: horizontale karriere. oder, wie
Mitarbeitern auszutauschen. Dazu gehört auch eine gewisse          Charles handy es vor Jahrzehnten genannt hat: „portfolio
Kritikfähigkeit. Die Führungskraft muss auch mal sagen kön-        living“. Der frisierte lebenslauf wird abgelöst durch ein port-
nen: Ich weiß keine Antwort darauf, wer weiß sie?                  folio unterschiedlichster referenzen.
Gerade in dezentralen Konzernstrukturen erlauben Social-           Eigentlich ist das heute schon so. Und letztlich post-rationali-
Media-Tools einen zeit- und ortsunabhängigen Austausch mit         siert man ja seinen Lebenslauf: „War genau so geplant!“ Aber
Entscheidungspersonen. Dazu muss aber insbesondere das             man kann natürlich das Leben nicht planen, sondern man
Mittelmanagement auf einmal ganz andere Führungsquali-             rutscht in Situationen hinein. Dadurch entsteht eine gewisse
täten entwickeln. Da geht es dann nicht mehr alleine darum,        Bandbreite.
Mitarbeitern quantitative Zielvorgaben zu machen, sondern          Gut möglich, dass das immer mehr von der Ausnahme zur
ich muss auf einmal empathisch sein. Ich muss in der Öffent-       Regel wird. Schon allein dadurch, dass die Lebenswege nicht
lichkeit der sozialen Medien meine Führungsarbeit zur Schau        mehr von einem Dorf ins nächste oder in die nächste Groß-
stellen. Auf einmal ist alles transparent und nachvollziehbar,     stadt führen, sondern oftmals international verlaufen.
anders als in einem Meeting, wo ich irgendwas erzählen kann,       Die jungen Leute heute sind alle global aufgestellt. Die
das dann so oder so weitergegeben und umgesetzt wird.              möchten auch nicht ein Zahnrädchen im Bruttoinlandsprodukt
                                                                   Deutschlands sein, sondern gehen zwischendurch vielleicht
bisher wollen Chefs ihre Mitarbeiter ja gern in unmittelbarer      auch mal ein halbes Jahr nach Argentinien, um ihr eigenes
physischer rechweite haben. gelingt es, den präsentismus zu        Ding zu machen.
knacken?                                                           Und das eigene Ding kann alles Mögliche sein: Wissenschaft,
Auch das ist ein schwieriger Veränderungsprozess. Ich bin          viele gehen noch mal an die Uni; soziales Engagement,
sicher, dass eine Generation von Führungskräften nachwächst,       einige schieben noch einmal ein ehrenamtliches soziales
die dieses autonome, dezentrale, virtuelle und an Ergebnis-        Jahr ein... Der Weg, an dessen Wegesrand man die Aufgaben
sen orientierte Arbeiten als selbstverständlich ansehen wird.      aufsammelt, ist global, er ist variabel und er bietet ungeahn-
Trotzdem wird es immer den Bedarf nach realem Austausch            te Möglichkeiten. Die nachfolgende Generation wird sie voll
und nach entsprechenden Orten geben. Das hat auch unsere           ausschöpfen.

                                                                                                                                      17
Sebastian Schmidt | Managing Director
c/o PUBLICIS Berlin | Chausseestr. 8 | 10115 Berlin | Deutschland
T: +49 30 820 82 0 | F: +49 30 820 82 0
E: sebastian.schmidt@publicis.de

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  • 2. Inhalt TrendUp d at e tI tel: lI festyle goes Workstyle | Interv IeW TrendUp d at e Inhalt tyP 11 digitale bohème Die Avantgarde der Netzwerkwirtschaft lebt und arbeitet in bewusst offenen TiTel also nur selten und allenfalls vorübergehend in Angestelltenver- Netzwerken, 06 liFeStyle goeS WorkStyle in losen Zusammenhängen, Büro- hältnissen. Projekt- und Portfolio-orientiert, Individualisierung gemeinschaften oder „Coworking Spaces“ organisiert sich diese neue Schicht New Work Der Megatrend Individualisierung ergreift die selbst die Arbeit, von der sie lebt. Im Zentrum steht die Idee der Selbstverwirk- Arbeitswelt: Wir leben nicht nur, sondern arbeiten lichung im kreativen Prozess, wofür ein hohes Maß an Zukunftsunsicherheit auch, wie wir wollen. Sind Unternehmenbewusst in Kauf genommen werden. und eine große Volatilität beim Einkommen bereit dafür? Eine Typologie vondiese Gruppe „Ich-AG’ler“, aber im Unterschied zum Selbst- Früher nannte man Arbeits-Individualisten. Autoren: Matthias Horx, Holminternetbasierte Vernetztheit nun eine überragende Rol- unternehmer spielt die Friebe le. In Zukunft verabschiedet sich die Digitale Bohème in ihrer Spitze mehr und mehr vom Modell Solo-Selbständigkeit zugunsten virtueller Firmen und besser skalierender Geschäftsmodelle. Dazu zählen Start-ups einer neuen Generati- on, die zunehmend ohne Venture Capital auskommen, sowie größere gemein- schaftliche Projekte unter dem Label „Social Entrepreneurship“. „dezentrales arbeiten wird inspiraTions 18 inForaMa selbstverständlich“ Die Zukunft europas Wie wird die EU im Jahr 2030 aussehen? Vier mögliche Globalisierung Zukunftsszenarien für den Euro-Raum Sebastian Schmidt ist Managing Director der Agentur Publicis in Berlin. Davor war er am Institute of Electronic Business 20 (IEB) in Berlin zuständig für e.V. Kleiner Trend ernährungs-prosuming das Innovationszentrum für Digitale Kommunikation. Seine Hauptinteressen Neo-Ökologie in dieser Zeit lagen in den Themen Social Media Farmville mit echten Kühen macht Verbraucher zu Marketing, Enterprise 2.0 Connectivity bild:National Trust | Pressebild Produzenten und Customer Self Care. In seiner Berufslaufbahn hatte er verschiedene Ma- nagementfunktionen in Marketing und Vertrieb bei Lufthansa Systems, EDS und E-Plus Mobilfunk inne. 22 Trendgalerie Shortcuts New Work Fünf kleine Abkürzungen in die Zukunft Bildung Sie haben am institute of electronic business untersucht, durchaus Verbesserungsbedarf: Gerade in Mobilität Deutschland steht wie Social Media in großen unternehmen zum einsatz kom- schlechte Kommunikation ganz oben auf der Liste innerbe- Jeder Konsument ein potenzieller Land- 24 BrancHenTrend men. Wie sind die erfahrungen? wirt! Auf Seite 20 werden Sie aktiv trieblicher Probleme. Nach wie vor herrscht das Silo-Denken: Meta-Mobilität 2030 Mobilität Wir haben uns bei der Untersuchung auf Konzerne konzen- Informationen, die zur Lösung von Problemen notwendig triert, um zu schauen, wie man soziale Medien wie Ein Twitter, Meilenstein in der Geschichte des Reisens: Die und E-Mail-Bunkern. wären, verschwinden in Schubladen Crowd wird endlich auch auf der Straße intelligent Facebook, XING oder Skype bei der internen Kommunikation und beim Projektmanagement einsetzen kann. Wir mussten Wo sind die Widerstandsnester? feststellen, dass diese Social Media Tools durch ihre Einfüh- 26 FuTure spoT Die Vorstände sind überraschenderweise eher innovativ koziol glücksfabrik sagen: Das brauchen wir. Denen ist klar, dass das zu rung per se noch keine Veränderung auslösen. Die Techno- und Individualisierung logie kann Führungsverhalten nicht ersetzen, teilweise beißt gibt es Glück und Freude am laufenden Aber danach muss es Im Odenwald Wettbewerbsvorteilen führen kann. sie sich mit den Interessen der Führungskräfte. Band durch alle Hierarchieebenen. Die größte Bremse ist das mitt- lere Management, das oftmals denkt: Wissen ist Macht. Sie anders gesagt: Die revolution findet nicht statt? sehen ihren Job darin, Wissen und Informationen zwischen 28 ZuKunFTsBucH Das haben wir so festgestellt. Es gibt keine Revolution, es oben und unten zu kanalisieren. Denen begreiflich zu ma- Die glaubenslüge wird eine Evolution geben. Dabei waren sich aber alle Ent- chen, dass durch Teilen von Wissen letztlich auch individuell scheider einig, dass solche Tools eingeführt werden müssen, Mehrwertliest zwei Bücher überwichtigste Aufgabe. Social- Rezension: Matthias Horx entsteht, das ist die Schwarze Löcher Media-Tools lösen diese Bottlenecks auf. Hinzu kommt die um Unternehmen die notwendige Agilität im heutigen Wett- im Intellekt bewerbsumfeld zu verschaffen. Aber es ist ein langer Weg. Verunsicherung der einfachen Mitarbeiter, die das Sicher- Die Kultur in Konzernen wird durch die Unternehmenshis- 29 Trend-delpHi heitsdenken in Hierarchien gewöhnt sind: Wie viel darf ich torie bestimmt. Oft wird das Verhalten von Statusdenken kemfert sagen? Wie offen darf ich meine Meinung äußern? Das mit Claudia denn Neo-Ökologie und Hierarchien geprägt, nicht unbedingt von Offenheit undjetzt berührt Zukunft? Die klügstenauch rechtliche Fragen, wie zum Und was ist mit der aber darüber hinaus Köpfe Mobilität In Städten sind wir Vertrauen. Gerade die großen deutschen gegenseitigem per Auto langsamer Beispiel den Datenschutz und die Privatsphäre der Mitar- Deutschlands antworten als 20 km/h.haben viele Reorganisationen durchlaufen, viele Konzerne Mit dem Fahrrad sind Sie beiter. Bei börsennotierten Aktienunternehmen darf eben schneller auf Seite 24 Berater durchs Haus geschickt. Viele Mitarbeiter befürch- nicht jeder alles nach draußen sagen. Da gibt es noch große ten nun nur die nächste Veränderungswelle. Dabei gäbe es Fragezeichen. 4 16 RZ_TUP1111.indd 4 21.10.11 14:32
  • 3. 11|2011 tItel Wie kann man diese Widerstände knacken? Studie gezeigt: Trotz Social Media bleiben Face-to-face-Mee- Bei Großkonzernen geht das nur über die positiven Ausnah- tings erhalten. men. Das heißt: nicht den generalstabsmäßigen Rollout von Das Führungsparadigma wird sich verändern von einer oben zu versuchen, sondern mittels Communities of Practice hierarchiegeprägten zu einer autoritätsgeprägten Kultur. Die in Teilbereichen Erfahrungen zu sammeln. Manager, die auch sattelfest in ihren fachlichen Themen sind, Das entspricht auch der Natur von Social Media. Das ist ja werden als Führungspersonen anerkannt und gefragt. Das keine SAP-Software, die ich per Knopfdruck unternehmensweit merke ich selbst in meiner Rolle als Agenturchef: Den Respekt einführen kann, sondern es entsteht aus sich heraus und fängt der jungen Leute bekommt man dann, wenn man die Themen nur dann an zu funktionieren, wenn ich damit arbeite. Diese inhaltlich weiterbringt. Pilotprojekte stoßen in der Regel auf großes Interesse anderer Abteilungen sowie des Vorstandes und sind unter starker Die „Digital natives“, die jetzt in die unternehmen einsickern, Beobachtung. Dadurch bringen sie den Stein ins Rollen. Das bringen ihre sozialen netzwerke bereits mit. Die werden sich strahlt auf andere Bereiche ab. Fazit aller Projektleiter, mit nicht mehr hinter Firewalls sperren lassen. denen wir gesprochen haben: Springen! Machen! Einfach Auch die Digital Natives legen privat ein anderes Kommunika- ausprobieren! So wächst die Social-Media-Kultur im Konzern tionsverhalten an den Tag als im beruflichen Konzernkontext. von unten nach oben. Man kann sie auch nicht über einen Kamm scheren. Die einen heuern in Konzernen an und andere zieht es als Freelancer euphoriker wie Don tapscott sehen in der digitalen Mas- in Coworking Spaces. Das ist noch einmal ein ganz anderer senkollaboration ein neues paradigma der Wirtschaft, das Schlag. Wir haben beobachtet, dass insbesondere die jungen klassischen unternehmen und großorganisationen überlegen Mitarbeiter in den Konzernen erst einmal sehr vorsichtig und sein soll. zurückhaltend sind. Aber natürlich wird die Außenhaut von Ich glaube, dass sich diese emergenten Marktmechanismen Unternehmen poröser, und das Wissen diffundiert. Ich glaube, des Wissens auch in Konzernen wiederfinden können. Es dass die Anforderungen an zukünftige Wissensarbeiter eine gibt aber Grenzen: Überall wo ein Standardprozess stabil gradlinige und standardisierte Karriere förmlich ausschließen. durchlaufen muss, ist die klassische Konzern-Organisation alternativlos. Ein Projektmitglied war die Lufthansa, wo schnell inwiefern? klar wurde, dass man in sozialen Medien nicht darüber zu Die Definition von Karriere selbst ändert sich. Veränderung diskutieren hat, mit wie viel Newtonmetern man eine Schraube ist für diese Generation ein fester Bestandteil ihrer DNA, die an einem Flugzeug anziehen muss. Genauso gibt es etwa bei kennen gar nichts anderes. Das heißt aber auch: Es kann Pharmarkonzernen Prozesse, die nicht zur Diskussion stehen. mal wieder nach unten gehen, oder eine Zeitlang seitwärts Aber in allen Konzernen gibt es Bereiche – beispielsweise auf artfremdes Gebiet. Wodurch man ganz unterschiedliche Wissensmanagement, Forschung und Entwicklung –, wo Social Erfahrungen aggregiert, die einem dann wieder weiterhelfen, Media sinnvoll zum Einsatz kommen könnten. Das Problem das eigene Anliegen zu verfolgen. ist nur oft, dass ganze Bereiche, etwa die Produktion, keinen Das hat sich übrigens auch verändert: Gerade die Intellektuel- Zugang haben, weil am Band nicht mal ein Computer steht. len und akademisch Gebildeten, die das Potenzial hätten, eine klassische Karriere zu machen, haben oft gar kein Interesse Wie werden die digitalen tools die anforderungen an leader- mehr daran. Die schauen, welches Opportunitätsfenster sie ship verändern? nutzen, um das zu machen, was ihnen wirklich am Herzen Ich glaube daran, dass Unternehmen Wettbewerbsvorteile liegt. Interessante Herausforderungen, Offenheit und ein haben, wenn sie in der internen Kommunikation einen empa- respektvoller Umgang entscheiden darüber, wohin die Talente thischen und respektvollen Umgang pflegen. von morgen strömen. Technologie ersetzt nicht Führungsverhalten. Ich brauche Leadership-Personen, die in der Lage sind, sich offen mit ihren Die paradoxe Denkfigur heißt: horizontale karriere. oder, wie Mitarbeitern auszutauschen. Dazu gehört auch eine gewisse Charles handy es vor Jahrzehnten genannt hat: „portfolio Kritikfähigkeit. Die Führungskraft muss auch mal sagen kön- living“. Der frisierte lebenslauf wird abgelöst durch ein port- nen: Ich weiß keine Antwort darauf, wer weiß sie? folio unterschiedlichster referenzen. Gerade in dezentralen Konzernstrukturen erlauben Social- Eigentlich ist das heute schon so. Und letztlich post-rationali- Media-Tools einen zeit- und ortsunabhängigen Austausch mit siert man ja seinen Lebenslauf: „War genau so geplant!“ Aber Entscheidungspersonen. Dazu muss aber insbesondere das man kann natürlich das Leben nicht planen, sondern man Mittelmanagement auf einmal ganz andere Führungsquali- rutscht in Situationen hinein. Dadurch entsteht eine gewisse täten entwickeln. Da geht es dann nicht mehr alleine darum, Bandbreite. Mitarbeitern quantitative Zielvorgaben zu machen, sondern Gut möglich, dass das immer mehr von der Ausnahme zur ich muss auf einmal empathisch sein. Ich muss in der Öffent- Regel wird. Schon allein dadurch, dass die Lebenswege nicht lichkeit der sozialen Medien meine Führungsarbeit zur Schau mehr von einem Dorf ins nächste oder in die nächste Groß- stellen. Auf einmal ist alles transparent und nachvollziehbar, stadt führen, sondern oftmals international verlaufen. anders als in einem Meeting, wo ich irgendwas erzählen kann, Die jungen Leute heute sind alle global aufgestellt. Die das dann so oder so weitergegeben und umgesetzt wird. möchten auch nicht ein Zahnrädchen im Bruttoinlandsprodukt Deutschlands sein, sondern gehen zwischendurch vielleicht bisher wollen Chefs ihre Mitarbeiter ja gern in unmittelbarer auch mal ein halbes Jahr nach Argentinien, um ihr eigenes physischer rechweite haben. gelingt es, den präsentismus zu Ding zu machen. knacken? Und das eigene Ding kann alles Mögliche sein: Wissenschaft, Auch das ist ein schwieriger Veränderungsprozess. Ich bin viele gehen noch mal an die Uni; soziales Engagement, sicher, dass eine Generation von Führungskräften nachwächst, einige schieben noch einmal ein ehrenamtliches soziales die dieses autonome, dezentrale, virtuelle und an Ergebnis- Jahr ein... Der Weg, an dessen Wegesrand man die Aufgaben sen orientierte Arbeiten als selbstverständlich ansehen wird. aufsammelt, ist global, er ist variabel und er bietet ungeahn- Trotzdem wird es immer den Bedarf nach realem Austausch te Möglichkeiten. Die nachfolgende Generation wird sie voll und nach entsprechenden Orten geben. Das hat auch unsere ausschöpfen. 17
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