4. Finanzierungsentscheidung
Was soll finanziert werden?
Wie hoch ist der Kapitalbedarf?
Welche Gegenleistung soll gewährt werden?
Liegen neben der Finanzierung weitere Ziele vor?
Generelle Annahme:
Finanzierung aus Cashflow und klassische Kreditfinanzierung scheiden aus
8. Auswahlkriterien bei
Investorentypen
Erwarteter Beitrag des Investors
• Finanzierung / Höhe der Finanzierung
• Kontaktnetzwerk (operativ / strategisch)
• Aktive Managementunterstützung
• Vorbereitung weiterer Finanzierungsrunden
Einflussnahme des Investors
Erwartete weitere Entwicklung des Unternehmens
10. Vorteile des Crowdinvesting
Finanzierungsquelle für (nicht VC-fähige) Unternehmen
Alternative zum Bankkredit (keine Sicherheiten)
Neue Seed-Finanzierungsquelle neben VC und Angel
Money
Kombination aus FFF / Angel Money / Inkubator und
Crowdinvesting
Marketing- und Vertriebseffekte: Zielgruppe als
Kapitalgeber
Test der Marktnachfrage und des Marktpotentials
11. Zu berücksichtigen …
Plattform: i.d.R. standardisierte Vertragswerke; kein
Marktstandard
Laufzeit, Exit-Regelungen,
Auszahlungsmodalitäten, Mitwirkungs-, Informationsund Kontrollrechte der Anleger
Dauer der Kampagne / Unsicherheit bzgl. Erfolg
Personeller Aufwand vor und während der Kampagne
(Marketing!)
Akzeptanz bei Folgeinvestitionen
Langfristige Verpflichtungen gegenüber Anlegern
(rechtl. und finanz.)
Höhe der eingeworbenen Beträge vs. Prospektpflicht
13. Crowdinvesting-Modelle
- Unterschiede (I)
Direkte / mittelbare Eigenkapitalbeteiligungen (z. Z. nur
Aktien)
Direkte / mittelbare Beteiligungen am Unternehmenserfolg über Mezzanine Finanzierungsinstrumente
• (Atypisch) Stille Beteiligungen
• Genussrechte
• Partiarische (Nachrang-) Darlehen
14. Crowdinvesting-Modelle
- Unterschiede (II)
Direkte / mittelbare Eigenkapitalbeteiligungen (Aktien)
• Anleger erwerben Unternehmensanteile
• Anleger erhalten für die Kapitalbereitstellung keine Zins- oder
Tilgungsleistungen
• Anleger nehmen als Gesellschafter an Gewinn- und Verlust teil;
partizipieren im Falle der Veräußerung oder Liquidation
• Mitwirkungs-, Kontroll- und Informationsrechte in
Gesellschafterversammlung
15. Crowdinvesting-Modelle
- Unterschiede (III)
(Atypisch) Stille Beteiligungen
• Mezzanines Kapital
Eigenschaften von EK und FK
• Keine verbindliche gesetzliche Fixierung – konkrete
Ausgestaltung maßgeblich
• I.d.R. atypisch stille Beteiligung - Gewinn, Verlust, stille Reserven
(Exit-Beteiligung)
• I.d.R. langfristige Überlassung (mind. 5 bis 7 Jahre)
• Innen-Gesellschaft zwischen Unternehmen und Anleger
(Auseinandersetzungsguthaben bei Beendigung)
16. Crowdinvesting-Modelle
- Unterschiede (IV)
Genussrechte
• Mezzanines Kapital (Eigenschaften EK / FK); bilanzielles EK oder FK
•
• Flexibel ausgestaltbar – keine gesetzliche Fixierung (nur
Erwähnung)
• Kein Gesellschaftsverhältnis
Gläubigerrechte
• Flexible Einräumung von Ansprüchen: Teilnahme an Dividenden
und Exit-Erlösen
• Weitestgehend flexible Einräumung von Informations- und
Mitwirkungsrechten
17. Crowdinvesting-Modelle
- Unterschiede (V)
Partiarische (Nachrang-)Darlehen
• Mezzanines Kapital
stets fremdkapitalähnlich
• Bilanzierung als FK (HGB)
• Kein Gesellschaftsverhältnis
Gläubigerrechte
• Häufig: Bereitstellung von Infos zur Gewinnermittlung (z.B.
Jahresabschluss)
• Anleger erhalten Beteiligung am Gewinn oder Umsatz des
Unternehmens sowie i.d.R. eine Bonusverzinsung bei Beendigung
des Darlehensvertrages und in Exit-Fällen
• Grenze zur stillen Gesellschaft fließend
Problem: Prospektpflicht
18. Welches Crowdinv.-Modell
passt zu mir?
• Unternehmensbewertung (Kampagne, Exit-Fälle)
• Kosten / Gebühren der Crowdinvesting-Plattform (Nebenleistungen)
• Kosten Crowdinvesting-Modell (z.B. für Prospekt, gesellschaftsr.
Maßnahmen)
• Höhe und Dringlichkeit des Kapitalbedarfs
• Anschlussfinanzierbarkeit
• Bilanzielle / steuerliche Behandlung des Finanzierungsinstruments
• Laufzeit der Beteiligung
• Ausgestaltung der Rechte / Pflichten der Anleger, der
Gewinnbeteiligung / Auszahlungsmodalitäten
20. Worauf ist zu achten …
• Mittelpunkt: Verhältnis zwischen Unternehmen und Anlegern
Beteiligungsvertrag
• I.d.R. Musterverträge ohne Änderungsmöglichkeit
• Beteiligungsvertrag: klare Regelung von Rechten (insb. Gewinnbeteiligung /
Mitsprache- / Informations- / Kontrollrechte der Anleger) und Pflichten (z.B.
Informationspflichten des Unternehmens)
• Nutzungsbedingungen bzw. allgemeine Geschäftsbedingungen der
Crowdinvesting-Plattform
Weitere Pflichten gegenüber Plattform
und Anlegern
21. Crowdinvesting
- Pflichten des Unternehmens (I)
I.d.R. keine behördliche Erlaubnis / Genehmigung des Startups
erforderlich. Vorsicht bei Modellen ohne Verlustteilnahme /
Nachrang bzgl. Einlagengeschäft
Informationspflichten im Vorfeld / Nachgang einer Finanzierung
• Prüfung: Prospektpflicht
• Prospektpflicht: Veröffentlichung von Prospekt nach
Prüfung (Vollständigkeit, Kohärenz und Verständlichkeit)
und Billigung durch die BaFin
• Ausnahmen von der Prospektpflicht: z.B. bei Einwerbung
von max. EUR 100.000 p.a.
22. Crowdinvesting
- Pflichten des Unternehmens (II)
Informationspflichten im Vorfeld / Nachgang einer Finanzierung
• Informationspflichten auch bei nicht prospektpflichtigen
Angeboten Übermittlung wesentlicher Infos für die
Anlageentscheidung / Vertragsschluss (z.B. Nachteile / Risiken, etwaige
Interessenkollisionen, Umstände bzgl. Vereitelung Vertragszweck)
• Vermittlung eines zutreffenden Bildes über das Unternehmen
• Mögliche Schadensersatzansprüche oder Anfechtungsrechte
der Anleger
23. Crowdinvesting
- Pflichten des Unternehmens (III)
Informationspflichten im Vorfeld / Nachgang einer
Finanzierung
• Pflichtangaben wegen Fernabsatzgeschäft im elektr.
Geschäftsverkehr
soweit ordnungsgemäße Belehrung
bzw. Information unterbleibt, u.U. zeitlich
unbeschränktes Widerrufsrecht der Anleger, da
gesetzliche Widerrufsfrist nicht zu laufen beginnt
25. Crowdinvesting
- Risiken des Unternehmens (I)
Risiken aus den Beteiligungsverträgen
• Unklare / unwirksame / undurchführbare Klauseln
Streitigkeiten zw. Unternehmen und Anlegern
• Risiken bzgl. operativer Geschäftstätigkeit des Unternehmens
Ausnutzung von Mitsprache-/ Informationsrechten durch
Wettbewerber
• Mögliche Beendigung der Beteiligung
Zahlungspflichten des
Unternehmens
Mittelverwendung
• Verwendung entgegen der kommunizierten
Mittelverwendung / in sonstiger zweckwidriger Weise
26. Crowdinvesting
- Risiken des Unternehmens (II)
Prospekthaftung
• Anleger: Vermittlung der für die Anlageentscheidung
wesentlichen Umstände / eines zutreffenden Bildes über
das Beteiligungsobjekt bzw. Kapitalanlage
• Haftung bei fehlendem Prospekt bzw. fehlerhaftem
Prospekt (unrichtige bzw. unvollständige Angaben)
Falsche Angaben
• Wenn Anlegern unvollständige oder unrichtige Angaben
zum Unternehmen, Risiken oder Interessenkollisionen
gemacht worden sind
• U.U. sogar Strafbarkeit
27. Crowdinvesting
- Risiken des Unternehmens (III)
Marktentwicklung: aktuell positive Grundstimmung
Aber:
Insolvenzen werden zunehmen
Einordnung vermeintlich prospektfreier Angebote
• Ungeklärt : Konsequenzen einer bewussten Vermeidung
von aufsichtsrechtlichen / anlegerschützenden
Vorschriften (z.B. durch Ausgabe von nicht regulierten
Vermögensanlagen wie partiarischen (Nachrang-)
Darlehen)
• U.U. verschuldensunabhängige Haftung, soweit kein
gebilligter Prospekt trotz Verpflichtung veröffentlicht
wurde
29. Fazit
Crowdinvesting
Finanzierungsalternative, die
Unternehmen in Betracht ziehen sollten
Markt noch im Aufbau
Angebote, Bedingungen,
regulatorische Rahmen ändern sich
Individuelle Verhältnisse des Unternehmens (insb.
Geschäftsmodell, Produkt / Dienstleistung, Entwicklung)
entscheidend für die Auswahl der Angebote
Sensibilität für die mit dem Crowdinvesting einhergehenden
Rechte / Pflichten / Risiken ist bei Unternehmen dringend
angesagt