Wissensmanagement - Informelles Lernen im betrieblichen Kontext
Interaktive, multimediale Materialien - Gestaltung von Materialien zum Lernen und Lehren
1.
2. 2
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
Lernende wollen vor allem eines: mit möglichst
1. Die
Mischung
macht’s
–
Überlegungen
zu
Beginn
geringem Aufwand ein Maximum an Wirkung er-
In den letzten Jahren wurden auf technischem zielen. Um nun die richtigen Medien auswählen zu
Gebiet wesentliche Durchbrüche erzielt. Die Kanal- können, müssen unserer Erfahrung nach folgende
kapazitäten der verfügbaren Netze in den modernen drei Fragen der Reihe nach gestellt und präzise beant-
Industriestaaten erlauben es zum Beispiel Videos in wortet werden:
nahezu beliebiger Größe zu speichern und auch ▸ Was genau sollen die Lernenden nach Beendigung
mobil zur Verfügung zu stellen. des Kurses können bzw. wissen?
Theoretische Hintergründe für die Methoden zum ▸ Wie kann das gesamte Lernmaterial in über-
Lernen mit multimedialen und interaktiven Lernma- schaubare Einheiten geteilt werden und was
terialien werden in lerntheoretischen Abhandlungen enthält eine Einheit genau?
beschrieben. In diesem Text wird vor allem auf prak- ▸ Was benötigt die/der Lernende in jeder dieser
tische Anwendbarkeit Wert gelegt. Einheiten, um das definierte Lernziel optimal zu
Gleich zu Beginn also auch praktische Beispiele: erreichen?
Videos über Programmieren auf einem Smartphone
zu betrachten ist weitestgehend sinnleer, da die Ler- Entscheidend für die Auswahl der optimalen Medien
nenden beim Erlernen der Fähigkeit „Program- zur Vermittlung des Wissens ist die Beantwortung
mieren“ auf beständiges Üben angewiesen sind und der dritten Frage.
dies am Smartphone nicht möglich ist. Es ist also
nicht weiter überraschend, dass viele Projekte, die le- Studierende
verwenden
Unterlagen
nur
dann,
wenn
diglich die technische Komponente des Lernens be-
trachten, nach einer anfänglichen Phase der Euphorie
! sie
das
Lernen
effizient
und
bequem
unterstützen!
Lehrende
verwenden
ein
Lernmanagementsystem
recht häufig scheitern und nicht weiter verfolgt (LMS)
und
mulNmediale
/
interakNve
Materialien
nur
werden. Ganz ähnlich sieht es mit Verfahren aus, die dann,
wenn
Sie
Unterlagen
einfach
erstellen
und
hochladen
können
(siehe
Kapitel
#systeme
#info-‐
vorhandene Texte durch fast vollständig automati- systeme).
sierte Verfahren in Audiofiles umwandeln. Ganze
Projekte, die auf diese Weise Gigabytes an Audiofiles
für gängige portable Geräte (zum Beispiel Mobilte- Versuchen
Sie
eine
Mindmap
für
die
Planung
Ihres
lefone oder MP3-Player) erstellt haben, werden von ? Kurses
und
zur
Beantwortung
der
drei
Fragen
zu
er-‐
stellen!
den Lernenden kaum bzw. nur zögerlich ange-
nommen. Der Grund liegt nahe: Es ist sehr unprak- 2. Über
Bilder,
Audio,
Video
und
Anima?onen
zu
inter-‐
tisch einen Text anzuhören, der ursprünglich für das ak?ven
Lernmaterialien
visuelle Erfassen konzipiert wurde.
Gehen wir davon aus, dass geschriebener Text und
gesprochene Sprache in Form eines Vortrages als
Deshalb
sind
online
zur
Verfügung
gestellte
Lernmate-‐ Standardmedium und Lernmaterial dienen.
! rialien
ausgesprochen
sorgfälNg
in
die
Richtung
der
Bedürfnisse
der
Anwender/innen
zu
entwickeln
und Bilder
zu
gestalten.
Als „einfachstes“ zusätzliches Medium wird seit jeher
das Bild angewendet. Einzelbilder sind der Einstieg
Abbildung
1:
Beispiel
einer
Strukturierung:
Der
Au5au
dieses
Kapitels
3. InterakNve,
mulNmediale
Materialien.
Gestaltung
von
Materialien
zum
Lernen
und
Lehren—
3
in die multimediale Welt. Daher sind zu Beginn die zeugung von Emotionen ist ein komplexer Prozess
Möglichkeiten des Einsatzes von Bildern zu be- und nicht nur auf Musik beschränkt (Campbell, 1999;
trachten: Bilder erleichtern im Prinzip das Ver- Vogler & Kuhnke, 2004).
ständnis von Inhalten. Nicht umsonst gibt es das
Sprichwort: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“.
Einfache
Audiofiles
(Texte)
können
sinnvoll
verwendet
Im Gegenzug bietet aber auch kein anderes Medium
mehr Möglichkeiten zur (Fehl-) Interpretation. Daher ! werden,
wenn
es
darum
geht
eine
genügende
Anzahl
von
Wiederholungen
zu
erzeugen,
um
etwas
dau-‐
muss sehr viel Augenmerk auf eine möglichst gezielte erhad
zu
erinnern
und
im
Gedächtnis
zu
fesNgen.
und fehlinterpretationsfreie Gestaltung gelegt
werden. Oftmals benötigen Bilder und Grafiken, im
Speziellen etwa Diagramme zusätzlichen Text zur Er- Das Hören des Textes erleichtert es den Ler-
klärung – jeder Mensch interpretiert das Gesehene in nenden wesentlich, sich den Inhalt beim weiteren
seinem eigenen Erfahrungskontext. Lesen einzuprägen. Damit ist auch klar, dass diese
Audiofiles immer mit einem Textfile ergänzt werden
Bilder
können
zur
Veranschaulichung
(Beschreibung müssen. Audiofiles alleine haben unserer Meinung
! und
Ergänzung
des
Textes),
Strukturierung
(Visuali-‐
sierung
einer
inhaltlichen
Struktur,
z.
B.
in
Form
einer
nach zumindest im technischen Kontext kaum Sinn.
Der Grund dafür ist einfach, technische Strukturen
Mindmap)
oder
zur
DekoraNon
(zur
Umrahmung
und erfordern meist vernetztes Denken, dies kann in
MoNvaNon
der
eigentlichen
Inhalte)
eingesetzt
werden.
(Hametner,
2006,
36
ff.)
einem linearen Format, wie es das Hören von Text
ist, nur sehr schlecht trainiert werden. Eine Er-
gänzung durch andere Medien, wie bereits ange-
Als Spezialform der Bilder können die heute be- sprochen, in Form von Text oder Bild ist daher von
reits sehr beliebten Präsentationsfolien, die via PC Nöten.
und Beamer präsentiert werden, betrachtet werden. Besonders effizient sind Textdateien, die einen
Diese Folien sind meist eine Mischung aus Text und sehr ähnlichen, aber nicht immer identen Inhalt zum
Bildern. Audiofile haben. Durch das Wahrnehmen der ähn-
lichen Inhalte über unterschiedliche Sinneskanäle
Audio
wird das Einprägen gefördert und es können durch
Audio kann in unterschiedlichen Formen in multime- die Wiederholung mit größerer Wahrscheinlichkeit
dialen Lernszenarien zum Einsatz kommen: Als Hör- zusätzliche Querverbindungen hergestellt werden.
spiel, als Vorlese-Hilfe, als Podcast (kurzes Audiofile)
Video
für mobile Endgeräte oder auch als komplexes Hör-
gebilde, welches durch Musik und Sprache kombi- Lehrfilme und kurze Videos sollten heute zum Un-
niert Lerninhalte vermittelt (siehe Kapitel #educast). terrichtsstandard gehören. Vor allem die Entwicklung
Prinzipiell kann man beim Medium Audio zwei der CD-ROM machte Videos für den Einsatz in
Arten unterscheiden: Sprache und Musik. Mit E-Learning-Umgebungen interessant, da mit deren
Sprache können konkrete Informationen (zum Bei- Hilfe erstmals die entsprechenden Datenmengen in
spiel weiterführende Erläuterungen zu einem Bild Zeiten vor dem Internet verteilt werden konnten.
oder einer Textpassage) zur Verfügung gestellt
werden, die auf einer herkömmlichen Textseite
Videos
sprechen
beim
Menschen
zwei
Sinneskanäle
keinen Platz mehr finden oder vom wesentlichen
Inhalt ablenken würden. Darüber hinaus können ! an
–
sowohl
den
audiNven
als
auch
den
visuellen.
Sprach-Podcasts genutzt werden um Inhalte gezielt
für Wiederholungen zu komprimieren.
Einen starken Realitätsbezug liefern Videos durch
Musik
setzt
vor
allem
in
virtuellen
Lernwelten
oder
in
die Einbeziehung der Komponente Zeit. Eine drama-
! E-‐Learning-‐Programmen
an
und
dort
vor
allem
auf
der
emoNonalen
Ebene
(Niegemann
et
al.,
2003,
128
ff.)
turgische Gestaltung durch den gezielten Einsatz von
Musik unterstreicht die Aussage des Inhaltes zu-
sätzlich (Niegemann u.a., 2003, 148 f.).
Menschen lernen in vielen Fällen durch Nach-
ahmung, dafür ist der Einsatz des Mediums Video
Inhalte, die mit Emotionen verknüpft sind, für Instruktionen häufig ideal.
werden leichter im Gedächtnis verankert. Die Er-
4. 4
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
oder physikalischer Natur) veranschaulicht werden,
die rein auditiv oder statisch visuell nicht oder nur
schwer erfassbar gemacht werden können. Ebenso
kann mit Animationen die Aufmerksamkeit der Ler-
nenden gesteuert werden (Wendt, 2003, 199).
Interak?ve
Lernmaterialien
Das explorative Lernen im Rahmen des konstrukti-
vistischen Lernparadigmas (siehe Kapitel #lern-
Abbildung
2:
Screenshot
der
freien
Audiobearbei-‐ theorie) lässt sich sehr gut mit interaktiven Lernmate-
tungssoftware
Audacity rialien und deren zeitlicher Steuerbarkeit des Ablaufs
unterstützen. Die Interaktion kann in einfachster
Weise durch die Auswahl einzelner Objekte repräsen-
In der Informatik, zum Beispiel fallen die Be- tiert werden, in komplexeren Szenarien stehen den
dienung einer bestimmten Softwareumgebung oder Lernenden weitere Möglichkeiten zur Verfügung, wie
die Benutzung eines Debuggers und ähnliches in Veränderung von Objekten, die Nutzung von tutori-
diese Kategorie. ellen Systemen oder die Möglichkeit multimediale
Zudem hat sich als optimal herausgestellt, der- Elemente mit Annotationen zu versehen.
artige Videos durch Präsentationen zu ergänzen. Es
3. Mul?media
und
Datenkompression
ist in vielen Fällen für Lernende sehr angenehm
anhand von Folien, in denen sie einfach vor- und zu- Mit Multimedia ist unweigerlich das Problem der Da-
rückblättern können, die Kernaussagen der Videos tenkompression verbunden. Bedenkt man, dass sämt-
zu wiederholen, auch für unterwegs auf mobilen liche Daten möglichst in Echtzeit bei den Lernenden
Endgeräten. ankommen bzw. am Bildschirm auf Knopfdruck er-
scheinen sollte, sah man sich besonders in den An-
fängen des World Wide Web mit großen Problemen
Sie
wollen
sich
bei
Kolleginnen
und
Kollegen
Anre-‐
konfrontiert.
! gungen
holen,
wie
diese
Ihre
Vorlesungsmitschnige
organisieren?
Mit einem damals in Privathaushalten verfügbaren
Unter
hgp://www-‐lehre.inf.uos.de/~ainf/2006/Auf-‐
Modem, war eine Übertragungsleistung von 14.400
zeichnungen/index.html
[24.09.2010]
stehen
Auf-‐ Bit/s möglich. Ein unkomprimierte Bilddatei mit
zeichnungen,
MP3
und
Podcasts
zu
einer
Vorlesung einer Größe von 1024 * 768 Pixel erreicht bei einer
über
Algorithmen
und
Datenstrukturen
zur
Verfügung. angenommenen Farbtiefe von 24 Bit (24 Bit = 3
Interessant
zum
Stöbern
sind
auch
die
Angebote Bytes) je Pixel bereits 1024 * 768 * 24 Bits, also
deutschsprachiger
InsNtuNonen
in
Apple’s
iTunesU.
18.874.368 Bits. Dies ergäbe bei Verwendung obigem
Modems im Idealfall eine Übertragungszeit von
In solchen Fällen ist ein kurzes Video von ma- 1.311s oder circa 22 Minuten. Eine Steigerung der
ximal 15 Minuten, besser 7 Minuten Länge empfeh- Übertragungsleistung auf 28.800 Bit/s oder sogar
lenswert. Bei längeren Videos sinkt die Aufmerk- 56.000 Bit/s schaffte nur bedingt Abhilfe. Nachdem
samkeit der Zusehenden zunehmend und der ge- ein Video nur die schnelle Abfolgen von vielen Ein-
wünschte Lerneffekt stellt sich nicht ein, selbiges gilt zelbildern darstellt, wurde das Problem nur noch
auch für Audiofiles. weiter verschärft.
Ein weiterer Trend ist die Aufzeichnung kom-
Datenkompression
von
Bildern
pletter Vorlesungen via Video und deren Bereit-
stellung für die Lernenden, meist über ein Webportal. Generell erfolgt eine Unterscheidung in eine verlust-
Dies bietet die Möglichkeit verpasste Einheiten zu freie Datenkompression (unnötige Informationen aus
wiederholen oder in Lerngruppen den durchgenom- dem Datenbestand werden entfernt) und eine verlust-
menen Stoff zu reflektieren und zu diskutieren. behaftete (Informationen werden entfernt ohne die
subjektive Wahrnehmung des Menschen zu ver-
Anima?onen
schlechtern). Im Laufe der Jahre entstanden so unter-
Eine Sonderform von Videos stellen Animationen schiedliche Kodierungsverfahren, die heute von ver-
dar, da sie nicht unmittelbar die Realität wider- schiedenen Bildformaten verwendet werden. JPG,
spiegeln. Somit können aber vor allem abstrakte und PNG, GIF, SVG, BMP, TIFF, WMF, Postscript, PDF
komplexe Zusammenhänge (zum Beispiel chemischer sind die bekanntesten Formate.
5. InterakNve,
mulNmediale
Materialien.
Gestaltung
von
Materialien
zum
Lernen
und
Lehren—
5
In den Anfängen kam im Web vor allem das GIF- Datenkompression
von
Audio
Format zur Anwendung, da es bei geringer Farbtiefe Audiokompression ist heute sehr stark durch das
auch Transparenz und kleine Animationen zuließ. MP3 Format geprägt, welches auch auf einem sehr
Weiters wurde es in die HTML-Spezifikation aufge- einfachen Prinzip beruht: Zur Kompression von
nommen. Jedoch verwendete dieses Format die pa- Audio-Signalen speichert man unwichtige Informa-
tentierte Lauflängenkodierung, wodurch viele Firmen tionen nicht ab. Basierend auf Studien über das
auf die heutige gängigen JPEG- oder PNG-Formate menschliche Gehör entscheidet der so genannte En-
zurückgreifen. coder, welche Informationen wichtig sind und welche
JPEG-Kompression eignet sich sehr gut für pho- nicht. Beim Menschen ist es prinzipiell nicht viel
torealistische Bilder bei ausgezeichneten Kompressi- anders: Bevor ein Klang ins Bewusstsein dringt,
onsraten, jedoch bilden sich bei harten Übergängen haben Ohr und Gehirn ihn schon auf seine Kernele-
Artefakte und bei mehrmaliger Kompression ver- mente reduziert. Die psychoakustische Reduktion der
ändert sich stark die Qualität des Bildes. JPEG ist Audio-Daten nimmt diesen Vorgang teilweise
zwar für Darstellungen im Web geeignet, aber nicht vorweg. Der Schlüssel zur Audio-Kompression be-
für die Bildbearbeitung. steht darin, auch solche Elemente zu beseitigen, die
nicht redundant, aber irrelevant sind. Dabei geht es
Datenkompression
von
Videos
um diejenigen Teile des Signals, die die menschlichen
Digitale Videotechnik nimmt aufgrund der verfüg- Zuhörer/innen sowieso nicht wahrnehmen würden.
baren Endgeräte einen immer höheren Stellenwert in Ähnlich wie bei den Bildern und Videos gibt es
unserem Alltag ein. Sie bleibt aber aufgrund der not- eine hohe Anzahl an verschiedenen Kompressions-
wendigen Datenmenge nicht unproblematisch - verfahren.
selbst hochwertige Computer sind bei der Verar-
4. Aktuelle
Programme
zur
Erstellung
von
Lernmate-‐
beitung derartiger Daten gefordert. Um die Speicher-
rialien
und
deren
Einbindung
in
Lernmanagement-‐
mengen zu verdeutlichen, gehen wir davon aus, dass
systeme
eine digitale Videokamera mit einer Auflösung von
800.000 Pixeln arbeitet. Bei voller Farbtiefe benötigt Um den Rahmen dieses Kapitels nicht zu sprengen,
dieses Bild circa 2,3 MB. Um eine realistische Be- möchten wir an dieser Stelle nur ein paar Tools
wegtbildfolge zu erhalten, sind 24 bis 30 Bilder pro (Software) vorstellen, mit denen man von einfachen
Sekunde nötig. Das führt, je nach Bildrate, zu einem Lernmaterialien angefangen bis hin zu komplexen
Datenstrom von ca. 60MB pro Sekunde. Ein abend- multimedialen Lerneinheiten selbst gestalterisch aktiv
füllender Film (120min) würde unkomprimiert also sein kann. Hauptaugenmerk liegt hierbei auf kosten-
422 GB an Daten produzieren. Ohne Datenkom- freien Angeboten, die frei verfügbar sind. Vorweg sei
pression wäre eine Übertragung im Internet un- aber auch angemerkt, dass eine erfolgreiche und ziel-
denkbar und es wurde eine große Anzahl unter- führende Gestaltung nicht von heute auf morgen er-
schiedlicher (Komprimierungs-) Codecs entwickelt. reicht werden kann und es in vielen Fällen sehr viel
Zur Kompression/Dekompression von Multimedia- Übung und Erfahrung bedarf, um das optimale Lern-
daten, in unserem Fall eben Videodaten, kommt ein material entwickeln zu können.
sogenannter Codec (als Abkürzung für „coder“ und
Bilder
„decoder“) zum Einsatz. Dieser kann in Software-
oder Hardwareform vorliegen. Bei lizenzpflichtigen Um Bilder anzusehen, Attribute wie Größe oder Auf-
Verfahren sind diese beiden Teile auch manchmal ge- lösung zu ändern oder rudimentäre Bildbearbei-
trennt: der Kompressor ist gebührenpflichtig, tungen durchzuführen, kann unter Windows® das
während der Dekompressor frei zugänglich ist. Die Freeware-Programm IrfanView eingesetzt werden.
wichtigsten Codecs sind Cinepak, Indeo, Video-1, Für MacOS X ist zum Beispiel die interne Vorschau
MS-RLE, MJPEG und Codecs nach H.261, H.263 verfügbar und für Linux XnView. Zahlreiche plattfor-
und MPEG. Ähnlich den Bildern können ver- munabhängige Open-Source-Programme können zur
schiedene Dateiformate durchaus verschiedene Erstellung von Bildern und Grafiken genannt
Codecs unterstützen, sodass man keinen direkten werden: Für Mindmaps bietet sich Freemind an, für
Schluss aus dem Dateiformat auf den verwendeten Diagramme Dia, Vektorgrafiken können mit
Codec ziehen kann. Bekannte Beispiele sind das von Inkscape erstellt werden, Desktop Publishing (DTP)
Apple's Quicktime verwendete MOV und von gelingt mit Scribus und für professionelle Bildbear-
Windows angebotene WMF oder ASF Format. beitung empfiehlt sich GIMP. Screenshots, auch von
6. 6
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
Teilen Ihres Bildschirms und die Bearbeitung der- erlauben es, neben den unterschiedlichsten multime-
selben gelingen einfach mit der Open Source dialen Elementen auch Testfragen und Aufgabenstel-
Software Greenshot. lungen zu integrieren, deren Antworten meist auto-
matisiert ausgewertet bzw. der/dem Lernenden in
Audio
Abhängigkeit der erzielten Punkte weitere Lernele-
Zur Aufnahme von Sprache aber auch Musik be- mente frei geschalten werden. Beispielhaft seien an
nötigt man zusätzlich zu einem geeigneten PC mit dieser Stelle WBTExpress oder auch EXELearning
angeschlossenen Mikrofonen nur mehr eine Re- genannt, neben zahlreichen kommerziellen Lö-
cording-Software. Neben den kommerziellen An- sungen, wie Lectora und ToolBook oder vielen an-
bietern wie Steinberg (mit zum Beispiel WaveLab) deren. Komplexe interaktive Lernmaterialien werden
oder Adobe (mit Audition), erfreut sich das freie Au- für Webseiten häufig mit Adobe’s Flash oder Silver-
dacity immer steigender Beliebtheit. Ebenso kann mit light von Microsoft realisiert.
diesem Produkt beinahe jedes beliebige Audiofile be-
Integra?on
in
Lernmanagementsysteme
arbeitet, geschnitten und konvertiert werden.
Multimediale Lernmaterialien können in den meisten
Bearbeiten
Sie
Ihre
eigenen
Audio-‐Files
mit
Audacity, Lernmanagementsystemen durch Hochladen inte-
? das
EinsNegs-‐Tutorial
unter
hgp://www.lehrer-‐onli-‐
ne.de/audacity-‐tutorial.php
[24.09.2010]
hild
Ihnen
griert werden und meist stellen die Systeme auch die
passenden Player für die Lernenden zur Verfügung
dabei! (siehe Kapitel #infosysteme).
Wenn allerdings Testfragen in den Materialien in-
Mul?mediale
AuKereitung
von
Lerninhalten
tegriert sind oder Abhängigkeiten zwischen unter-
Unzählige am Markt verfügbare Videoschnittpro- schiedlichen Lernmodulen bestehen, so müssen die
gramme, von einfachsten und kostenlosen ange- Lernmaterialien mit dem Lernmanagementsystem
fangen bis hin zu professionellen Systemen, machen kommunizieren und Daten austauschen. Dazu
es den Anwender/innen schwer, die richtige Auswahl wurden Standards entwickelt, die sicherstellen sollen,
für ihre Bedürfnisse zu treffen. Auf Grund dessen dass die Daten korrekt abgerufen und gespeichert
wollen wir uns der Aufzeichnung von Vorlesungen werden können. Unter anderem können so der Name
und der Audiokommentierung von Vorlesungsunter- der/des Lernenden vom Lernmanagementsystem
lagen widmen, sowie der Erstellung von Animationen zum Lernmaterial übertragen (damit kann zum Bei-
und interaktiven Lernmaterialien, da diese in der spiel eine persönliche Anrede gestaltet werden) oder
Praxis viel häufiger zum Einsatz kommen, als ein aber auch die erzielten Punkte beim Test zentral im
selbstgedrehtes Video. Lernmanagementsystem abgespeichert werden. Bei-
Um sogenannte Screenrecordings (Aufzeichnen spiele solcher Standards sind SCORM (siehe Kapitel
des eigenen Bildschirminhalts mit Audiokommen- #ebook) oder AICC.
taren) durchzuführen, stehen kostenfrei unter
Windows zum Beispiel CamStudio und Wink zur U n t e r
h g p : / / w w w. l e r n m o d u l e . n e t / m o d u l /
Verfügung, unter MacOS CaptureMe und unter
Linux Wink wie auch RecordMyDesktop. Der Markt
! [24.09.2010]
finden
Sie
kostenlose
Lernmodule
zu
un-‐
terschiedlichsten
Themengebieten,
die
Sie
mit
Hilfe
wird jedoch von Adobe’s Captivate, Techsmith’s der
SCORM-‐Referenz
in
ihren
Moodle-‐/Ilias-‐/Fronter-‐
Camtasia oder Lecturnity von IMC dominiert. Kurs
integrieren
können
–
Anleitung
dazu
finden
Sie
auf
der
angegebenen
Website.
Für
jedes
Lernmodul
Der Funktionsumfang der eben genannten Pro- exisNeren
ausführlichste
InformaNonen
vom
Schwie-‐
gramme beschränkt sich nicht ausschließlich auf das rigkeitsgrad
bis
zum
InterakNvitätslevel.
Abfilmen von Bildschirminhalten, sondern bietet
darüber hinaus zahlreiche Möglichkeiten zur Er- 5. Fazit
und
Kontrollfragen
stellung von einfachen Animationen, wie animierten
Schaltflächen oder kleineren Grafiken. Komplexe Multimediale und interaktive Lernmaterialien können
Animationen können mit professioneller Software, ein jedes Lernszenario bereichern, sofern sie an die
beispielhaft seien hier Blender und trueSpace ge- Bedürfnisse der Lernenden, der Zielgruppe, ange-
nannt, erstellt werden. passt sind und den Anforderungen der Lernenden
gerecht werden. Umfangreiche Medienkompetenzen
Autorensysteme
für
interak?ve
Lernmaterialien
seitens der Erstellenden sind von Nöten, um diesen
Komplexe Lernmaterialien können mit sogenannten Ansprüchen gerecht zu werden. Stellen Sie sich am
Autorensystemen erstellt werden. Diese Werkzeuge Beginn der Entwicklungsphase Ihres multimedialen
7. InterakNve,
mulNmediale
Materialien.
Gestaltung
von
Materialien
zum
Lernen
und
Lehren—
7
In der Praxis: Videoannotationen
Als
konkretes
und
zeitgemäßes
Beispiel
für
interakNve
und
mulNmediale
Lernmaterialien
möchten
wir
an
dieser
Stelle
das
Thema
„VideoannotaNonen“
näher
betrachten
und
vor-‐
stellen.
AnnotaNonen
sind
ergänzende
InformaNonen
im
Video,
die
zusätzlich
oder
nachträglich
hinzugefügt
werden.
Es
kann
sich
dabei
um
Texte,
Bilder,
weiteres
Videomaterial
oder
Links
auf
externe
Webseiten
handeln
(Meixner
,
Siegel,
Hölbling,
Kosch
&
Lehner,
2009).
Die
Grenzen
zwischen
dem
Produzieren
und
Konsumieren
von
Inhalten
schwinden
spätestens
seit
dem
„Web-‐2.0-‐Zeit-‐
alter”
zunehmend.
Spezielle
Autorenwerkzeuge
kommen Abbildung
3:
edubreak-‐Videoplayer
im
Kontext
der
Sporgrai-‐
meistens
bei
der
ProdukNon
von
interakNven
Lehrinhalten nerausbildung
(kollaboraNve
Bearbeitung)
mit
Hilfe
einer
Client-‐Sodware
zum
Einsatz.
Die
zusammen-‐
gestellten
Inhalte
können
veröffentlicht
und
den
Lernenden Sollen
VideoannotaNonen
in
der
Lehre
eingesetzt
werden,
ist
zum
rezepNven
Lernen
zur
Verfügung
gestellt
werden.
Dem vor
allem
das
didakNsche
Design
von
Bedeutung
(Krammer
&
gegenüber
steht
eine
Variante
der
VideoannotaNon,
die
es Hugener,
2005;
Vohle
&
Reinmann, in
Druck).
Mindestens
allen
Benutzern
und
Benutzerinnen
via
Webtechnologien zwei
Aspekte
sind
zu
beachten:
zum
einen
die
AnnoNerungs-‐
gleichermaßen
ermöglicht,
Videos
während
dem
Betrachten ebene
und
zum
anderen
das
Lernse|ng.
kollaboraNv
mit
AnnotaNonen
zu
versehen.
Welche
techni-‐
schen
Umsetzungen
gibt
es?
Um
Bildausschnige
mit
zeit-‐ Hinsichtlich
der
AnnoNerungsebene
ergeben
sich
folgende
licher
Erstreckung
zu
generieren
und
die
MulNperspekNvität Unterfragen:
Geht
es
darum,
im
Videomaterial
besNmmte
In-‐
in
Form
von
Hypervideos
zu
fördern,
empfiehlt
sich
das
An-‐ halte
/
Botschaden
zu
suchen
und
zu
annoNeren
oder
notaNonswerkzeug
WebDive
(Zahn,
Krauskopf
&
Hesse, darum,
besNmmte
Zeitmarken
aufzusuchen,
um
dort
ge-‐
2009).
Ähnlich
wie
beim
WebDiver
können
mit
der
Autore-‐ stellte
Fragen
zu
beantworten?
Oder
sollen
die
Lernenden
numgebung
SIVA
Producer
Videoszenen
herausgeschnigen frei
Kommentare
in
Form
von
TextannotaNonen
einbinden
und
mit
ZusatzinformaNonen
angereichert
werden
(Meixner oder
das
Video
mit
Schlagwörtern
anreichern
(Tagging)?
u.a.,
2009). Für
das
Lernse|ng
sind
folgende
Fragen
relevant:
Werden
die
VideoannotaNonen
in
einer
Präsenzphase
besprochen
Der
edubreak-‐Videoplayer
ermöglicht
die
bildgenaue,
kolla-‐ oder
geschieht
der
Austausch
auch
virtuell
(synchron
oder
boraNve
AnnotaNon
mit
Texten,
Schlagwörtern,
Sprachno-‐ asynchron)?
Welche
Art
von
VideoannotaNon
ist
im
Rahmen
Nzen
und
Zeichnungen.
Die
professionelle
Analyse
und
das eines
Blended-‐Learning-‐Ansatzes
sinnvoll,
wie
hängen
die
Verwalten
von
Videos
ermöglicht
die
netzwerkfähige
Client-‐ virtuelle
Lernphase
und
die
Präsenzphase
zusammen?
Anwendung
DARTFISH
Classroom.
und interaktiven Lehrangebotes die drei Reflexions-
fragen aus der Einleitung. Diese liefern Ihnen einen Warum
und
vor
allem
wann
ist
es
sinnvoll
eine
ge-‐
ersten Anhaltspunkt, welche Materialien Sie benö- ? samte
Vorlesung
1:1
aufzuzeichnen
oder
hilfreicher
für
die
Lernenden
einzelne
Abschnige
komprimiert
tigen und welche Sie als zusätzliches Angebot zur
zur
Wiederholung
bereitzustellen?
Verfügung stellen können.
Zum Abschluss der Lerneinheiten – egal mit
welchen Medien diese gestaltet wurden – eignen sich In
welchem
didakNschen
Kontext
und
unter
welchen
kleine einfache Tests bestens um das Erlernte dauer-
hafter im Gehirn zu verankern. Daher möchten wir ? Bedingungen
macht
der
Einsatz
von
Bildern
/
Audio
/
Video
/
VideoannotaNonen
Sinn?
Ihnen nicht nur diese Empfehlung mit auf den Weg
geben, sondern auch gleich mit gutem Beispiel voran
gehen und Fragen zur Reflexion stellen.
8. 8
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
▸ Niegemann, H. M.; Hessel, S.; Hochscheid-Mauel, D.; Aslanski,
Literatur
K. & Kreuzberger, G. (2003). Kompendium E-Learning.
▸ Campell, J. & Koehne, K. (1999). Der Heros in tausend Ge- Berlin/Heidelberg: Springer.
stalten. Frankfurt: Insel. ▸ Vogler, C. & Kuhnke, F. (2004). Die Odyssee des Drehbuch-
▸ Krammer, K. & Hugener, I. (2005). Netzbasierte Reflexion von schreibers: Über die müthologischen Grundmuster des ameri-
Unterrichtsvideos in der Ausbildung von Lehrpersonen - eine kanischen Erfolgskinos. Frankfurt am Main: Zweitausendeins.
Explorationsstudie. In: Beiträge zur Lehrerbildung, 23(1), 51- ▸ Vohle, F. & Reinmann, G. (in Druck). Förderung professio-
61 neller Unterrichtskompetenz mit digitalen Medien: Lehren
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