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Sabine	
  Zauchner



Geschlechterforschung
Ihr Blick auf das Lernen und Lehren mit neuen Technologien
Der	
  Beitrag	
  vermiEelt	
  einen	
  Überblick	
  über	
  die	
  grundlegenden	
  Konzepte	
  der	
  Geschlechterforschung	
  und
deren	
   Bedeutung	
   für	
   das	
   Lernen	
   und	
   Lehren	
   mit	
   neuen	
   Technologien.	
   Einleitend	
   werden	
   der	
   Begriff
„Gender“	
  sowie	
  das	
  Konzept	
  des	
  „Doing	
  Gender“	
  erklärt	
  und	
  das	
  Erkenntnisinteresse	
  der	
  Geschlechterfor-­‐
schung	
   dargelegt.	
   Es	
   lassen	
   sich	
   im	
   Wesentlichen	
   drei	
   Ansätze	
   –	
   Gleichheitsansatz,	
   Differenzansatz	
   und
(De-­‐)	
   KonstrukCvismus	
   –	
   unterscheiden,	
   deren	
   zentrale	
   Fragestellungen	
   im	
   Kontext	
   des	
   Lernens	
   und
Lehrens	
  mit	
  neuen	
  Technologien	
  vorgestellt	
  werden.	
  Dabei	
  werden	
  neben	
  den	
  Forschungsergebnissen	
  der
Bildungsforschung	
   oder	
   der	
   MedienwissenschaHen	
   vor	
   allem	
   die	
   Theoriebildung	
   und	
   Forschungsergeb-­‐
nisse	
  der	
  Geschlechterforschung	
  in	
  der	
  Technik	
  breit	
  rezipiert.	
  Insbesondere	
  das	
  Verständnis	
  von	
  Techno-­‐
logie	
   als	
   soziale	
   KonstrukCon	
   war	
   bedeutsam	
   für	
   die	
   Entwicklung	
   des	
   Konzepts	
   der	
   „sozialen	
   Co-­‐Kon-­‐
strukCon	
  von	
  Gender	
  und	
  Technologie“,	
  das	
  in	
  seiner	
  Bedeutung	
  für	
  die	
  Forschung	
  zum	
  Lernen	
  und	
  Lehren
mit	
  neuen	
  Technologien	
  beschrieben	
  wird.	
  




Quelle:	
  Lisa	
  Norwood
hEp://www.flickr.com/photos/lisanorwood/1348465462/	
  [2011-­‐01-­‐10]




                                                                                 #gender
                                                                                 #spezial
                                                                                        	
  
                                                                                 #theorieforschung

                                                                                 Version	
  vom	
  1.	
  Februar	
  2011



                                                                        Für	
  dieses	
  Kapitel	
  wird	
  noch	
  ein	
  Pate	
  gesucht,
 Jetzt Pate werden!                                           mehr	
  InformaConen	
  unter:	
  hEp://l3t.eu/patenschaH
2	
  —	
  Lehrbuch	
  für	
  Lernen	
  und	
  Lehren	
  mit	
  Technologien	
  (L3T)


1. Konzept	
  von	
  Gender	
  und	
  Genderforschung	
                                        Unter	
   „Gender“	
   werden	
   gesellschaHliche	
   Geschlech-­‐
Der Begriff „Gender“ ist seit nunmehr einigen Jahr-                                      !     terrollen	
   und	
   Geschlechterverhältnisse	
   verstanden.
                                                                                               Gender	
   wird	
   entlang	
   gesellschaHlich	
   gegebener	
   Ge-­‐
zehnten in wissenschaftlichen Diskursen verankert.                                             schlechterordnungen	
   ständig	
   neu	
   hergestellt	
   und	
   ist
Unter Gender werden gesellschaftliche Geschlech-                                               damit	
   veränderlich.	
   Die	
   Geschlechterforschung	
   zielt
terrollen und Geschlechterverhältnisse v e r-                                                  darauf	
   ab,	
   Mechanismen	
   offen	
   zu	
   legen,	
   die	
   zu	
   Zu-­‐
standen. Dabei handelt es sich um allgemeine Vor-                                              schreibungen	
  besCmmter	
  EigenschaHen,	
  Erwartungen
stellungen und Erwartungen dahingehend, wie                                                    oder	
   Verhaltensmuster	
   an	
   die	
   Geschlechter	
   be-­‐
                                                                                               sCmmen.	
  
Frauen und Männer sind beziehungsweise sein
sollten. Gender bezeichnet alles, was in einer Kultur
als typisch für ein bestimmtes Geschlecht ange-                                        Ausgehend von dieser Begriffsdefinition zielt die Ge-
sehen wird. Diese Sichtweise ist gekennzeichnet                                        schlechterforschung darauf ab, jene Mechanismen of-
durch ein Verständnis von Geschlecht als sozial kon-                                   fenzulegen, in denen Gender – die Zuschreibung von
struiert. Geschlechtliches Positionieren und Verhalten                                 Geschlecht und die damit einhergehende Hierarchi-
ist ein zentraler Anspruch der Gesellschaft an Indi-                                   sierung – wirksam wird. Die Genderforschung hat
viduen. Geschlechtsbezogene Identifikationsprozesse                                    auf vielfältige Weise Eingang in unterschiedliche
beinhalten komplexe Aneignungsprozesse vorgege-                                        Fachdisziplinen gefunden und hat sich aber auch als
bener sozialer Identitätsangebote. Die Zuordnung zu                                    eigenes – interdisziplinäres – Fachgebiet etabliert.
einem Geschlecht wird – entlang der gesellschaftlich
                                                                                       2. Ansätze	
  und	
  Fragestellungen	
  der	
  Genderforschung	
  im
gegebenen Geschlechterordnung – ständig neu her-
                                                                                       Kontext	
  des	
  Lernen	
  und	
  Lehrens	
  mit	
  Technologien
gestellt und ist damit veränderbar. Das Konzept des
„Doing Gender“ (West & Zimmermann, 1987) wird                                          Im Versuch einer Systematisierung der heterogenen
hierbei als Synonym für die Sichtweise der sozialen                                    Ansätze der Genderforschung lassen sich im Wesent-
Konstruktion – für das aktive Herstellen – von Ge-                                     lichen drei Perspektiven in ihrer historischen Ent-
schlecht verstanden.                                                                   wicklung abgrenzen, die in der Folge kurz umrissen
    Gender ist eine fundamentale Analysekategorie,                                     werden. Dieser Versuch der Systematisierung ist mit
die Kultur und Gesellschaft nicht nur prägt, sondern                                   einer gewissen Unschärfe belegt, wie es wohl auch für
auch deren kulturelle Bedeutungsgebung organisiert.                                    jegliche Taxonomie gelten mag. Allerdings stellt er
Es gibt keine soziale Situation, in der es ohne Belang                                 aus Sicht der Autorin eine praktikable Basis für die
ist, ob wir als Frau oder Mann gesehen werden und                                      Einordnung der Ansätze der Genderforschung dar.
welche Zuschreibungen in Abhängigkeit von zahl-                                            Aktuell stehen zwar insbesondere (de-) konstrukti-
reichen Faktoren wie Alter, Ausbildung, beruflicher                                    vistische Ansätze im Zentrum der Diskussion, aber
Stellung, kultureller und nationaler Herkunft damit                                    auch frühere Ansätze behalten in ihren gesellschafts-
einhergehen. Die Wechselwirkungen von Diskrimi-                                        politischen und inhaltlichen Anliegen bis heute ihre
nierungen vielfacher sozialer Ungleichheiten wie Ge-                                   Gültigkeit. Die Ansätze gelten trotz zum Teil heftig
schlecht und Klassen- beziehungsweise Schichtzuge-                                     geführter Debatten nicht als überholt, vielmehr kriti-
hörigkeit, ethnische Zugehörigkeit, sexuelle Orien-                                    sieren und/oder ergänzen sie sich gegenseitig.
tierung, Religion, Alter oder (körperliche) Behin-                                         Der Ursprung der Frauenforschung in den 1960er
derung stehen im Rahmen der Geschlechterfor-                                           Jahren wird im Gleichheitsansatz gesehen. Dieser
schung im Zentrum des Konzeptes der Intersektio-                                       Ansatz entsprang einer parteiischen Perspektive, in
nalität. Damit trägt die Geschlechterforschung der an                                  der davon ausgegangen wurde, dass sich sowohl die
sie herangetragenen Kritik eines Reduktionismus                                        Wissenschaft als auch die Gesellschaft aus Frauen-
Rechnung, sich auf die Strukturkategorie Geschlecht                                    sicht anders darstellte. Im Zentrum steht die For-
alleine zu beschränken, ohne die Wechselwirkungen                                      derung nach der Gleichberechtigung der Geschlech-
mit anderen sozialen Ungleichheiten zu betrachten                                      ter. Es wird von einer Gleichheit der Geschlechter
(Lenz, 2010).                                                                          ausgegangen und Geschlechterunterschiede werden
    Geschlechtszugehörigkeit strukturiert unseren                                      als gesellschaftlich bedingt erklärt. Die Fragestel-
Alltag; sie ist „omnirelevant“ und sie wird von Indi-                                  lungen im Rahmen des Gleichheitsansatzes unter-
viduen in Interaktion mit gesellschaftlichen Bedin-                                    suchen, wie Frauen aufgrund gesellschaftlicher Me-
gungen in einem permanenten, alltäglichen interak-                                     chanismen diskriminiert werden.
tiven Prozess immer wieder hergestellt und gefestigt                                       Im Kontext des Lernens und Lehrens mit neuen
(Gildemeister, 2008).                                                                  Technologien steht hier beispielsweise die Frage im
                                                                                       Zentrum, wie sich die gesellschaftliche Stellung der
Geschlechterforschung.	
  Ihr	
  Blick	
  auf	
  das	
  Lernen	
  und	
  Lehren	
  mit	
  neuen	
  Technologien	
  —	
  3


Geschlechter in der Technologieentwicklung abbildet.                    nicht nur Gender, sondern auch das biologische Ge-
Aber auch der Zugang zu Technologien beziehungs-                        schlecht (Sex) als diskursive Konstruktion, die per-
weise aus einer bildungswissenschaftlichen Per-                         manent performativ – das heißt im ständigen Zitieren
spektive der Zugang zu Bildung im Allgemeinen oder                      von (Geschlechter-)normen – hergestellt wird. Im
stereotype mediale Repräsentationen von Männern                         Dekonstruktivismus steht einerseits die Dekon-
und Frauen werden hier thematisiert.                                    struktion von Dichotomien allgemein, aber auch des
    Unter Differenzansätzen sind all jene Theorien                      Systems der Zweigeschlechtlichkeit im Vordergrund.
und Konzepte subsumiert, die von Geschlechtsunter-                      Zwar wird in diesem theoretischen Ansatz das gleiche
schieden zwischen Männern und Frauen ausgehen.                          „Material“ für die Analyse herangezogen, es ist aber
Der Ansatz basiert auf der Annahme unterschied-                         nicht das Herausarbeiten von Unterschieden, welcher
licher Lebensäußerungen von Männern und Frauen                          die Forschungsfragen hier bestimmt, vielmehr inter-
durch die Einbindung in unterschiedliche Lebens-                        essiert die Dekonstruktion von Geschlechterpolari-
welten.                                                                 täten wie beispielsweise die Differenz von Ent-
    Fragestellungen, die sich aus dieser Perspektive für                wicklern beziehungsweise Entwicklerinnen und Nut-
das Lernen und Lehren mit neuen Technologien er-                        zenden von Technologien. Unterschiede zwischen
geben, sind beispielsweise das Internet-Nutzungsver-                    den Geschlechtern interessieren somit in ihrer
halten oder die Internetkompetenzen von Männern                         Funktion zur Herstellung und Aufrechterhaltung der
und Frauen, die Interessen für oder Einstellungen ge-                   Zweigeschlechtlichkeit.
genüber neuen Technologien, Computern oder elek-                           Im Kontext des Lernens und Lehrens mit neuen
tronischen Spielen. Aber auch geschlechtsspezifische                    Technologien, werden neben den Forschungsergeb-
Präferenzen für bestimmte didaktische Modelle                           nissen der Bildungsforschung oder der Medienwis-
stehen im Zentrum der Untersuchungen. Zu diesen                         senschaften insbesondere Theoriebildung und For-
Fragen liegt mittlerweile eine relativ breite For-                      schungsergebnisse der Geschlechterforschung in der
schungsbasis vor (für einen Überblick vgl. Abbot et                     Technik rezipiert. Auf die Zusammenhänge von Ge-
al., 2007). Kritisch wird an Differenzansätzen ange-                    schlecht und Technologie wird daher auch schwer-
merkt, dass sie alleine durch die Benennung ge-                         punktmäßig in der Folge eingegangen.
schlechtsspezifischer Unterschiede – aber noch mehr
durch die Einbeziehung dieser Forschungsergebnisse
in die Gestaltung technologieunterstützter Lernsze-                              Es	
   lassen	
   sich	
   im	
   Wesentlichen	
   drei	
   Ansätze	
   der	
   Ge-­‐
narien – zu einer Festschreibung dieser Unterschiede                       !     schlechterforschung	
   in	
   ihrer	
   zeitlichen	
   Abfolge	
   unter-­‐
                                                                                 scheiden:	
  Gleichheitsansatz,	
  Differenzansatz	
  und	
  (De-­‐)
beitragen und damit strukturell symbolische Hierar-
                                                                                 KonstrukCvismus.	
  Deren	
  inhaltliche	
  und	
  gesellschaHs-­‐
chisierungen reproduziert werden.
                                                                                 poliCsche	
   Schwerpunktsetzungen	
   besCmmen	
   die	
   for-­‐
    So wird in Ansätzen des (De-) Konstruktivismus                               schungsleitenden	
   Fragestellungen	
   im	
   Kontext	
   des
das Augenmerk auf die gesellschaftliche Kon-                                     Lehrens	
  und	
  Lernens	
  mit	
  neuen	
  Technologien.	
  
struktion der Zweigeschlechtlichkeit gelegt. Es wird
davon ausgegangen, dass wir nicht zweigeschlechtlich
geboren werden (Hageman-White, 1988). Das Au-                                     Beschreiben	
   Sie	
   die	
   wesentlichen	
   Eckpunkte	
   der	
   An-­‐
genmerk wird hierbei auf die Herstellung des so-                            ?     sätze	
   in	
   der	
   Geschlechterforschung.	
   Wo	
   würden	
   Sie
                                                                                  Ihre	
   eigene	
   PosiCon	
   am	
   ehesten	
   verorten?	
   Welche
zialen Geschlechts – auf das „Doing Gender“– in In-
                                                                                  Vor-­‐	
   beziehungsweise	
   Nachteile	
   entdecken	
   Sie	
   in-­‐
teraktionen und sozialen Prozessen gelegt: Gender                                 nerhalb	
  der	
  Ansätze?
wird in permanenten Zuschreibungs-, Wahrneh-
mungs- und Darstellungsroutinen reproduziert, die
                                                                        3. Gender	
  und	
  (neue)	
  Technologie	
  
sich lebensgeschichtlich verfestigen und identitäts-
wirksam sind. Dem Doing Gender kommt damit eine                         Bis in die späten 80er Jahre des 20. Jahrhunderts war
weitreichende Bedeutung in der Konstruktion von                         das Konzept des technologischen Determinismus das
Weiblichkeit und Männlichkeit zu (Abschnitt 1).                         vorherrschende Modell in der Gender- und Techno-
    Während sowohl Gleichheits- als auch Diffe-                         logie-Debatte. In dieser mittlerweile in den Sozial-
renzansatz davon ausgehen, dass das biologische und                     und Kommunikationswissenschaften als überholt an-
das soziale Geschlecht analytisch voneinander ge-                       gesehenen Theorieströmung wird davon ausge-
trennt werden können, wird diese zentrale Annahme                       gangen, dass Technik soziale, politische und kulturelle
der frühen Geschlechterforschung im Dekonstrukti-                       Veränderungen beziehungsweise Anpassungen nach
vismus verneint. Judith Butler (1990; 1991) als wohl                    sich zieht und dass sozialer und kultureller Wandel
prominenteste Vertreterin dieser Richtung versteht                      eine Folge technologischer Entwicklungen seien. Die
4	
  —	
  Lehrbuch	
  für	
  Lernen	
  und	
  Lehren	
  mit	
  Technologien	
  (L3T)


feministische Forschung in der Tradition der Gleich-                                   beziehungsweise nicht akzeptiert wird. Zentral aus
heitsansätze konzentrierte sich dabei primär auf die                                   der Gender-Perspektive ist hier das Konzept der in-
Fragestellungen dahingehend, wie technologische                                        terpretativen Flexibilität; das bedeutet, dass Techno-
Entwicklungen Gender-Hierarchien reproduzieren                                         logien bei unterschiedlichen sozialen Gruppen unter-
können. Der Tenor ging weitgehend in die Richtung                                      schiedliche Bedeutungen haben können. So kann
pessimistischer Einschätzungen im Hinblick darauf,                                     Lerntechnologie für Lernende eine organisatorische
dass Frauen Raum im Bereich der männlich domi-                                         Notwendigkeit bedeuten, die Partizipation an Lern-
nierten und patriarchal organisierten Technologie zu-                                  prozessen überhaupt erst ermöglicht. Für Lehrende
gestanden werden könnte. Technologie wurde primär                                      wiederum kann die Möglichkeit einer qualitativen
als eine negative Kraft betrachtet, die Geschlechter-                                  Verbesserung von Lehr-/Lern-Prozessen im Vorder-
hierarchien vielmehr reproduziert und damit eine                                       grund stehen, während auf strategischer Ebene die
weitere Verfestigung der strukturellen Benachtei-                                      Notwendigkeit des Reüssierens am (Weiter-) Bil-
ligung von Frauen fördert, als zu einer Transfor-                                      dungsmarkt im Vordergrund stehen kann.
mation der Geschlechterverhältnisse beizutragen.                                          Derartige „relevante soziale Gruppen“ zeichnen
   Diese negative Sichtweise der Bedeutung von                                         sich dadurch aus, dass sie ein gleiches (beziehungs-
Technologien für die Geschlechterfrage wich in der                                     weise zwischen den Gruppen divergierendes) Ver-
weiteren Entwicklung feministischer Theorien posi-                                     ständnis der Bedeutung der Technologie haben, und
tiveren Vorstellungen, die sich insbesondere der Be-                                   sind dafür bestimmend, wie die Technologie gestaltet
trachtung von Frauen als Opfer der gesellschaftlich-                                   wird. Designentscheidungen orientieren sich so an
technischen Gegebenheiten entgegenstellten. Die                                        den jeweiligen Kriterien der spezifischen Gruppen.
bahnbrechenden Arbeiten von Haraway (1991), die in                                     Beim oben genannten Beispiel könnten dies neben
ihrem „A Cyborg Manifesto“ dazu ermutigt und auf-                                      einer Vielzahl anderer Kriterien für die Lernenden
fordert, das positive Potential von Technologien                                       die Eignung für mobile Applikationen, für Lehrende
wahrzunehmen, sind kennzeichnend für diese Per-                                        die Möglichkeit, didaktische Funktionalitäten abzu-
spektivenänderung in der Gender- und Technologie-                                      bilden und Adaptierbarkeit sein. Auf Ebene der Or-
Debatte. Im Kontext neuer Technologien wird hier                                       ganisation wiederum können Servererfordernisse
insbesondere auf Möglichkeiten hingewiesen, die das                                    oder auch die Anbindungsmöglichkeit an die hausei-
Internet für die Exploration von oder das Experi-                                      genen Verwaltungssysteme die relevanten Kriterien
mentieren mit neuen und anderen Aspekten des                                           sein. Wenn Technologien also in unterschiedlichen
Selbst bieten kann (Turkle, 1995). Unterstützt wird                                    sozialen Gruppen jeweils unterschiedliche Bedeu-
diese Sichtweise dadurch, dass es gerade in der Alt-                                   tungen haben, gibt es folglich auch entsprechend
ersklasse der Jugendlichen und jungen Erwachsenen                                      viele unterschiedliche Arten, Technologien zu ge-
in der westlichen Welt in Bezug auf den zeitlichen                                     stalten. Diese Sichtweise impliziert eine Sichtweise
Umfang der Internet-Nutzung zu einer Annäherung                                        des Prozesses der Technikgestaltung als grundsätzlich
der Geschlechter kommt, auch wenn Unterschiede                                         verhandelbar und offen. Sehr schön zu beobachten
im Nutzungsverhalten, beispielsweise bei Computer-                                     war dieser Aushandlungsprozess in der Entwick-
spielen, weiterhin bestehen bleiben (Dholakia et al.,                                  lungsgeschichte von Lernplattformen, die ur-
2004).                                                                                 sprünglich sehr stark an der Technik orientiert waren,
                                                                                       und bei denen erst in einem zweiten Entwicklungs-
Die	
  soziale	
  KonstrukEon	
  von	
  Technologie	
  
                                                                                       stadium didaktische Aspekte verstärkt in den Vorder-
Das Verständnis von Technologie als soziale Kon-                                       grund gestellt wurden.
struktion („Social construction of Technology“,                                           Auch wenn davon ausgegangen werden kann, dass
Pinch & Bijker, 1985) kann hier als impulsgebend für                                   die „relevanten sozialen Gruppen“, die in Verhand-
die feministische Forschung angesehen werden. Es                                       lungen beziehungsweise Kontroversen im Hinblick
wird davon ausgegangen, dass nicht die Technologie                                     auf eine neue Technologie treten, nur zu einem ge-
das menschliche Handeln bestimmt, sondern dass das                                     ringen Teil aus Frauen bestehen, und damit tenden-
menschliche Handeln die Technologie bestimmt. Die                                      ziell eine genderspezifische Analyse nicht stattfindet,
Art und Weise wie Technologie verwendet wird, kann                                     entsteht hier ein Verständnis von Technologie, das
nicht ohne den sozialen Kontext, in den sie einge-                                     entscheidend durch die sozialen Umstände sowie Ge-
bettet ist, verstanden werden. Vertreter/innen dieser                                  gebenheiten und damit natürlich auch durch die Ge-
Theorie gehen davon aus, dass Technologie deshalb                                      schlechterverhältnisse geprägt wird, in denen die
„funktioniert“ beziehungsweise „nicht funktioniert“,                                   Technologie entsteht.
weil sie von bestimmten sozialen Gruppen akzeptiert
Geschlechterforschung.	
  Ihr	
  Blick	
  auf	
  das	
  Lernen	
  und	
  Lehren	
  mit	
  neuen	
  Technologien	
  —	
  5


          Der	
   technologische	
   Determinismus	
   wurde	
   in	
   der                             Das	
   Konzept	
   der	
   sozialen	
   Co-­‐KonstrukCon	
   von	
   Ge-­‐
   !      Gender-­‐	
   und	
   TechnologiedebaEe	
   durch	
   ein	
   Ver-­‐
          ständnis	
   von	
   Technologie	
   als	
   sozial	
   konstruiert	
   ab-­‐
                                                                                                 !      schlecht	
   und	
   Technologie	
   geht	
   davon	
   aus,	
   dass
                                                                                                        Gender	
   und	
   Technologie	
   in	
   einem	
   wechselseiCgen
          gelöst.	
   Das	
   Konzept	
   der	
   interpretaCven	
   Flexibilität                       Verhältnis	
  zueinander	
  stehen.	
  Technologie,	
  und	
  damit
          geht	
   davon	
   aus,	
   dass	
   Technologien	
   in	
   unterschied-­‐                   auch	
   Lerntechnologie,	
   wird	
   nicht	
   als	
   neutral	
   bezie-­‐
          lichen	
   Gruppen	
   unterschiedliche	
   Bedeutungen	
   haben                             hungsweise	
   werlrei	
   angesehen,	
   sondern	
   es	
   wird	
   ar-­‐
          und	
   es	
   folglich	
   viele	
   Gestaltungsmöglichkeiten	
   gibt:                      gumenCert,	
   dass	
   soziale	
   Beziehungen	
   in	
   Techniken
          Damit	
   wird	
   der	
   Prozess	
   der	
   Technikgestaltung	
   als                      und	
  Werkzeugen	
  „eingeschrieben“	
  sind,	
  dass	
  sich	
  die
          offen	
  und	
  verhandelbar	
  verstanden.	
                                                  Geschlechterverhältnisse	
   zusammen	
   mit	
   der	
   Techno-­‐
                                                                                                        logie	
  sozusagen	
  materialisieren.
Die	
   soziale	
   Co-­‐KonstrukEon	
   von	
   Geschlecht	
   und	
   Tech-­‐
nologie	
  
                                                                                              Hier wird Bezug genommen auf die Actors-
In der aktuellen Gender und Technologie-Debatte                                               Network-Theorie (Callon, 1986; Latour, 2005; siehe
trifft das Konzept der sozialen Co-Konstruktion von                                           Kapitel #ant), in der das Verhältnis von Technologie
Gender und Technologie auf breite Zustimmung (für                                             und Gesellschaft durch die Metapher eines hetero-
einen Überblick vgl. Grint & Gill, 1995). Dabei wird                                          genen Netzwerks beschrieben werden kann, in dem
davon ausgegangen, dass Gender und Technologie in                                             sich Technologie und Gesellschaft gegenseitig konsti-
einem wechselseitigen, flexiblen und formbaren Ver-                                           tuieren. Die Netzwerke verbinden Menschen und
hältnis zueinander stehen. Technologie, wird wie                                              nicht-menschliche Entitäten, wobei – gerade dieser
oben bereits festgestellt, nicht als neutral beziehungs-                                      Aspekt wird kontrovers diskutiert – beide als Akteure
weise wertfrei angesehen. Vielmehr wird argumen-                                              beziehungsweise Akteurinnen auftreten können. Im
tiert, dass soziale Beziehungen in Techniken und                                              Rahmen dieser Theorie werden Überlegungen ange-
Werkzeugen „eingeschrieben“ sind, dass sich die Ge-                                           stellt, wie die Akteurinnen beziehungsweise Akteure
schlechterverhältnisse in der Technologie sozusagen                                           die Nutzenden von Technologien im Lebenszyklus
materialisieren. Technologien spiegeln somit die Ge-                                          einer Technologie formen. Designer/innen von
schlechterteilung beziehungsweise Ungleichheiten                                              Technologien „schreiben“ ihre Vision der Welt, ihre
wider. Sie sind sowohl Grund für die als auch Konse-                                          Vorstellungen über die Nutzenden der Technologien,
quenz der Geschlechterverhältnisse (Wajcman, 2010).                                           in die Technologie „ein“. Diese „Einschreibung“ ist
                                                                                              allerdings offen für unterschiedliche Übersetzungen


   In der Praxis: Das Sparkling Science Projekt
   Das	
   Sparkling	
   Science	
   Projekt	
   fe|male	
   (hEp://www.fe-­‐ma-­‐            Die	
   Projektergebnisse	
   sprechen	
   dafür,	
   dass	
   Mädchen	
   durch
   le.net)	
   untersucht	
   Web-­‐2.0-­‐Technologien	
   unter	
   dem	
   Gen-­‐           Web-­‐2.0-­‐Projekte	
   gut	
   angesprochen	
   werden	
   können:
   deraspekt	
   und	
   erforscht	
   deren	
   Einsatzmöglichkeiten	
   im                  Obwohl	
  die	
  Projekte	
  sowohl	
  für	
  Buben	
  wie	
  für	
  Mädchen	
  at-­‐
   Unterricht.	
   Dabei	
   wird,	
   wie	
   in	
   diesem	
   Kapitel	
   dargestellt,     trakCv	
   sind,	
   bewerten	
   die	
   Mädchen	
   die	
   mit	
   den	
   Projekten
   davon	
   ausgegangen,	
   dass	
   Web-­‐2.0-­‐Technologien,	
   durch                    verbundenen	
   Aspekte	
   der	
   Gruppenarbeit,	
   der	
   InterakCvität
   welche	
   die	
   Grundgedanken	
   des	
   Web,	
   also	
   Nutzungsfreund-­‐           und	
   des	
   selbstorganisierten	
   Lernens	
   deutlich	
   posiCver	
   und
   lichkeit	
   und	
   ParCzipaCon	
   verstärkt	
   an	
   Bedeutung	
   gewinnen,          beteiligen	
   sich	
   dementsprechend	
   akCver	
   und	
   erfolgreicher
   zum	
   „Eingangstor“	
   des	
   Technik-­‐Gender-­‐Diskurses	
   erklärt                 an	
  den	
  Projekten.	
  
   werden	
  können.	
  
                                                                                              Obgleich	
   der	
   Schluss	
   nahe	
   liegt,	
   dass	
   sich	
   dieses	
   Verhältnis
   Das	
   Projekt	
   setzt	
   an	
   der	
   Lebenswelt	
   der	
   Jugendlichen	
   an.   wieder	
  umkehrt,	
  sobald	
  die	
  Entwicklung	
  der	
  Technologien	
  im
   Unter	
   Mädchen	
   und	
   Buben	
   beliebte	
   soziale	
   Netzwerke	
   (wie        Vordergrund	
  steht	
  und	
  nicht	
  deren	
  Ausgestaltung,	
  wirH	
  dies
   Facebook,	
   MySpace,	
   TwiEer,	
   SchülerVZ)	
   dienten	
   als	
   Ansatz-­‐        die	
  derzeit	
  mit	
  Blick	
  auf	
  männliche	
  Bildungsverlierer	
  rege	
  dis-­‐
   punkte	
   für	
   die	
   Entwicklung	
   zukünHiger	
   technologieunter-­‐              kuCerte	
  Frage	
  auf,	
  wie	
  Buben	
  in	
  stärkerem	
  Maße	
  in	
  derarCge
   stützter	
   Lernszenarien	
   in	
   der	
   Schule.	
   Diese	
   ApplikaConen           Projekte	
   einbezogen	
   und	
   darin	
   gefördert	
   werden	
   können
   wurden	
   im	
   Rahmen	
   von	
   Projektarbeiten	
   an	
   Schulen	
   imple-­‐       (Zauchner	
  &	
  Wiesner,	
  in	
  Vorbereitung).	
  
   menCert	
  und	
  von	
  den	
  beteiligten	
  Schülerinnen	
  und	
  Schülern
   sowie	
   Lehrerinnen	
   und	
   Lehrern	
   nach	
   didakCschen	
   und	
   gen-­‐
   derspezifischen	
   Aspekten	
   im	
   Hinblick	
   auf	
   einen	
   Einsatz	
   im
   Unterricht	
  formaCv	
  evaluiert.	
  
6	
  —	
  Lehrbuch	
  für	
  Lernen	
  und	
  Lehren	
  mit	
  Technologien	
  (L3T)


durch die Nutzenden, welche die Bedeutung oder die                                     in den (Lehr- und Lern-) Technologien auf den
Nutzung des Artefakts neu verhandeln können. Das                                       ersten Blick jedoch schwerer erkennbar, weil durch
wiederum bedeutet, dass Technologie, ebenso wie                                        Abstraktion und Technisierung „Objektivität“ und
Gender, de-konstruiert werden kann. Weiters wird in                                    somit vermeintliche Wertefreiheit vermittelt wird.
diesem Ansatz die Bedeutung der Nutzerinnen und                                        Laut Schinzel (2005) sind die hierfür nötigen Katego-
Nutzer von Technologien in deren Rolle in der Tech-                                    rienbildungen immer generalisierend, womit sie wie-
nologieentwicklung betont.                                                             derum die „Einfallstore“ für genderspezifische Fest-
    Seit den 1990er Jahren wird dabei in der Gender-                                   schreibungen und Normierungen darstellen.
forschung in der Informatik auf Nutzungsfreund-
lichkeit und par tizipatives Design gesetzt
(Schelhowe, 2001). Diese Forderung, Technik partizi-                                           DiskuCeren	
  Sie	
  in	
  der	
  Gruppe:	
  Wie	
  könnte	
  ein	
  Unter-­‐
pativ und nutzungsfreundlich zu gestalten, ist beim
Web 2.0 in dieser Form nicht mehr zu stellen, denn
                                                                                         ?     suchungsansatz	
  aussehen,	
  der	
  sich	
  zum	
  Ziel	
  setzt,	
  ge-­‐
                                                                                               schlechtlichen	
  ‚Einschreibungen’	
  von	
  Lernplazormen,
sie ist, zwar nicht über die Gestaltung sondern durch                                          Wikis,	
   Blogs	
   (wahlweise)	
   zu	
   analysieren.	
   Was	
   müsste
die Technologie an sich, bereits weitgehend realisiert.                                        dabei	
  berücksichCgt	
  werden?
Nicht zuletzt wird dem Web 2.0 wegen seines of-
fenen, nutzungsfreundlichen und partizipativen Cha-                                           Was	
   ist	
   unter	
   der	
   sozialen	
   Co-­‐KonstrukCon	
   von	
   Ge-­‐
rakters somit das Potential zugesprochen, eine Art
„Eingangstor“ für ein neues Geschlechter-Techno-
                                                                                         ?    schlecht	
   und	
   Technologie	
   zu	
   verstehen?	
   Versuchen
                                                                                              Sie,	
   diesen	
   Ansatz	
   einem	
   Kollegen	
   beziehungsweise
logie-Verhältnis zu bilden. Die wenigen empirischen                                           einer	
  Kollegin	
  zu	
  erklären.
Untersuchungen über die Nutzung von Web-2.0-
Technologien aus einer Genderperspektive lassen
jedoch noch keine eindeutigen Schlussfolgerungen
                                                                                              DiskuCeren	
   Sie	
   in	
   der	
   Gruppe:	
   Eine	
   differenztheore-­‐
zu. Carstensen (2009) fasst ihren Überblick über den
Stand der Forschung wie folgt zusammen: „Wenn wir                                        ?    Csche	
   Betrachtung	
   des	
   Lernens	
   und	
   Lehrens	
   mit
                                                                                              neuen	
   Technologien	
   verfesCgt	
   Stereotypen	
   vielmehr
uns die frühen Hoffnungen und Befürchtungen aus                                               als	
   zu	
   einer	
   DekonstrukCon	
   der	
   Geschlechterhierar-­‐
feministischer Sicht vergegenwärtigen, erscheint in                                           chien	
   beizutragen.	
   Welche	
   ImplikaConen	
   lassen	
   sich
Zeiten des Web 2.0 vorerst die männliche Dominanz                                             aus	
  dieser	
  Aussage	
  für	
  die	
  Forschung	
  ableiten?
nicht mehr gegeben. So werden viele Weblogs von
Frauen geschrieben, speziell von jüngeren Frauen.                                      Danksagung
Das Internet kann nicht mehr als eine männliche                                           Ich bedanke mich bei den beiden Gutachterinnen Mag. Ve-
Technologie angesehen werden - ob es allerdings zu                                        ronika Hornung-Prähauser und Dr. Corinna Barth für ihre
einem weiblichen Medium geworden ist (...), bleibt                                        wertvollen inhaltlichen Anregungen
offen“ (S. 118, eigene Übersetzung). Damit bezieht                                     Weiterführende	
  Literatur
sich die Autorin darauf, dass Blogs zwar vermehrt
von Frauen geschrieben werden, dass allerdings von                                     ▸ Braun, C. v. & Stephan, I. (2005). Gender@Wissen. Ein
Männern verfasste Blogs, vermutlich auf Grund von                                        Handbuch der Geschlechtertheorien. Köln: Böhlau UTB.
stärker auf Öffentlichkeit hin ausgerichteten In-                                      ▸ Butler, J. (2004). Undoing Gender. New York: Routledge.
halten, auf mehr Resonanz stoßen. Soziale Netz-                                        ▸ Klein, S.; Richardson, B.; Grayson, D. A.; Fox, L. H.; Kramarae,
werke oder Wikis wiederum haben einerseits ein                                           C.; Pollard, D. S.; Dwywe, C. A. (2007). Handbook for
hohes Potential für politische Diskussion und inhalt-                                    Achieving Gender Equity through Education. London: La-
liche Vernetzung, gleichzeitig wird die Binarität der                                    wrence Erlbaum Ass..
Geschlechter über die Profildarstellungen in sozialen                                  ▸ Schulz-Schaeffer, I. (2000). Sozialtheorie der Technik.
Netzwerken jedoch weitgehend der „realen Welt ent-                                       Frankfurt am Main: Campus.
sprechend“ reproduziert.                                                               ▸ Trauth, E. M. (2006). Encyclopedia of Gender and Infor-
     Jedenfalls ist jedoch festzuhalten, dass in gleicher                                mation Technology. Hershey: Idea Group.
Weise, wie jene beim technologiegestützten Lernen                                      Literatur
und Lehren eingesetzten Technologien nicht didak-
tisch neutral sind, sondern bei der Entwicklung von                                    ▸ Abbot, G.; Bievenue, L.; Damarin, S.; Kramarae, C.; Jepkemboi,
Softwarewerkzeugen für Lehr-/Lern-Zwecke immer                                           G. & Strawn, C. (2007). Gender Equity in the Use of Educa-
auch pädagogische Theorie implementiert wird                                             tional Technology. In: S. S. Klein; B. Richardson; D A.
(Baumgartner, 2003), Technologie nicht gender-                                           Grayson, L. H. Fox; C. Kramarae, D. S. Pollard & C. A. Dwyer
neutral ist. Abbildungen von Genderstrukturen sind
Geschlechterforschung.	
  Ihr	
  Blick	
  auf	
  das	
  Lernen	
  und	
  Lehren	
  mit	
  neuen	
  Technologien	
  —	
  7


    (Hrsg.), Handbook of Achieving Gender Equity through Edu-                 ▸ Kroll, R. (2002). Gender Studies. Geschlechterforschung.
    cation., London: Lawrence Erlbaum Ass., 191-215.                            Stuttgart: Verlag J.B. Metzler.
▸   Baumgartner, P. (2003). Didaktik, E-Learning-Strategien, Soft-            ▸ Latour, B. (2005). Reassembling the Social: An Introduction to
    warewerkzeuge und Standards - Wie passt das zusammen?. In:                  Actor-Network-Theory. Oxford: Oxford University Press.
    M. Franzen (Hrsg.), Mensch und E-Learning. Beiträge zur eDi-              ▸ Lenz, I. (2010). Intersektionalität: zum Wechselverhältnis von
    daktik und darüber hinaus., Aarau: Sauerländer, 9-25.                       Geschlecht und sozialer Ungleichheit. In R. Becker & B. Kor-
▸   Butler, J. (1990). Gender Trouble: Feminism and the Sub-                    tendiek (Hrsg.), Handbuch Frauen- und Geschlechterfor-
    version of Identity. New York Routledge.                                    schung. Theorie, Methoden, Empirie, Wiesbaden: VS Verlag
▸   Butler, J. (1991). Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt                für Sozialwissenschaften, 158-165.
    am Main: Suhrkamp.                                                        ▸ Pinch, T. J. & W. E. Bijker (1984). The Social Construction of
▸   Carstensen, T. (2009). Gender Troubles in Web 2.0: Gender                   Facts and Artefacts: Or How the Sociology of Science and the
    Relations in Social Network Sites, Wikis and Weblogs. In: Inter-            Sociology of Technology Might Benefit Each Other. In: Social
    national Journal of Gender, Science and Technology, 1 (1),                  Studies of Science, 14, 399-441.
    105-127.                                                                  ▸ Schelhowe, H. (2001). Offene Technologie - Offene Kulturen.
▸   Callon, M. (1986). Some Elements of a Sociology of Trans-                   Zur Genderfrage im Projekt Virtuelle Internationale Frauenu-
    lation: Domestication of the Scallops and the Fishermen of St               niversität vifu. In: FIFF Kommunikation, 14-18.
    Brieuc Bay. In: J. Law (Hrsg.), Power, Action and Belief: A New           ▸ Schinzel, B. (2005): Das unsichtbare Geschlecht der Neuen
    Sociology of Knowledge., London: Routledge, 196-229.                        Medien. In: M. Warnke; W. Coy & G. C. Tholen (Hrsg.), Hy-
▸   Dholakia, R. R.; Dholakia N. & Kshetri, N. (2004). Gender and               perkult II. Zur Ortsbestimmung analoger und digitaler
    Internet Usage. In: H. Bigdoli (Hrsg.), The Internet Encyclo-               Medien., Bielefeld: Transcript Verlag.
    pedia, New York: Wiley, 12-22.                                            ▸ Turkle, S. (1995). Life on the Screen: Identity in the Age of the
▸   Gildemeister, R. (2008): Soziale Konstruktion von Geschlecht:               Internet. New York: Simon & Schuster.
    Doing Gender. In: R. Becker & B. Kortendiek (Hrsg.),                      ▸ Wajcman, J. (2010). Gender and the Cultures of Technology,
    Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Me-                    Work and Management. In: A.-S. Godfroy-Genin (Hrsg.),
    thoden, Empirie., Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissen-                    Women in Engineering and Technology Research, Berlin: Lit
    schaften, 168-198.                                                          Verlag, 29-39.
▸   Grunt, K. & G. Rosalind (1995). The Gender-Technology Re-                 ▸ West, C. & Zimmermann, D. H. (1987). Doing Gender. In:
    lation: Contemporary Theory and Research. London: Taylor                    Gender and Society 1 (2), 125-151.
    and Francis.                                                              ▸ Zauchner, S. & Wiesner, H. (in Vorbereitung). Web 2.0, Gender
▸   Hagemann-White, C. (1988). Wir werden nicht zweige-                         und Schule: Wissenschaft trifft Praxis. Berlin: Lit Verlag.
    schlechtlich geboren ... .In: C. Hagemann-White & M. Rerrich
    (Hrsg.), FrauenMännerBilder. Männer und Männlichkeit in der
    feministischen Diskussion, Bielefeld: AJZ Verlag, 224-235.
▸   Haraway, D. (1991). A Cyborg Manifesto: Science, Technology,
    and Socialist-Feminism in the Late Twentieth Century. In: D.
    Haraway (Hrsg.), Simians, Cyborgs and Women: The Rein-
    vention of Nature, New York: Routledge, 149-181.

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Geschlechterforschung - Ihr Blick auf das Lernen und Lehren mit neuen Technologien

  • 1. Sabine  Zauchner Geschlechterforschung Ihr Blick auf das Lernen und Lehren mit neuen Technologien Der  Beitrag  vermiEelt  einen  Überblick  über  die  grundlegenden  Konzepte  der  Geschlechterforschung  und deren   Bedeutung   für   das   Lernen   und   Lehren   mit   neuen   Technologien.   Einleitend   werden   der   Begriff „Gender“  sowie  das  Konzept  des  „Doing  Gender“  erklärt  und  das  Erkenntnisinteresse  der  Geschlechterfor-­‐ schung   dargelegt.   Es   lassen   sich   im   Wesentlichen   drei   Ansätze   –   Gleichheitsansatz,   Differenzansatz   und (De-­‐)   KonstrukCvismus   –   unterscheiden,   deren   zentrale   Fragestellungen   im   Kontext   des   Lernens   und Lehrens  mit  neuen  Technologien  vorgestellt  werden.  Dabei  werden  neben  den  Forschungsergebnissen  der Bildungsforschung   oder   der   MedienwissenschaHen   vor   allem   die   Theoriebildung   und   Forschungsergeb-­‐ nisse  der  Geschlechterforschung  in  der  Technik  breit  rezipiert.  Insbesondere  das  Verständnis  von  Techno-­‐ logie   als   soziale   KonstrukCon   war   bedeutsam   für   die   Entwicklung   des   Konzepts   der   „sozialen   Co-­‐Kon-­‐ strukCon  von  Gender  und  Technologie“,  das  in  seiner  Bedeutung  für  die  Forschung  zum  Lernen  und  Lehren mit  neuen  Technologien  beschrieben  wird.   Quelle:  Lisa  Norwood hEp://www.flickr.com/photos/lisanorwood/1348465462/  [2011-­‐01-­‐10] #gender #spezial   #theorieforschung Version  vom  1.  Februar  2011 Für  dieses  Kapitel  wird  noch  ein  Pate  gesucht, Jetzt Pate werden! mehr  InformaConen  unter:  hEp://l3t.eu/patenschaH
  • 2. 2  —  Lehrbuch  für  Lernen  und  Lehren  mit  Technologien  (L3T) 1. Konzept  von  Gender  und  Genderforschung   Unter   „Gender“   werden   gesellschaHliche   Geschlech-­‐ Der Begriff „Gender“ ist seit nunmehr einigen Jahr- ! terrollen   und   Geschlechterverhältnisse   verstanden. Gender   wird   entlang   gesellschaHlich   gegebener   Ge-­‐ zehnten in wissenschaftlichen Diskursen verankert. schlechterordnungen   ständig   neu   hergestellt   und   ist Unter Gender werden gesellschaftliche Geschlech- damit   veränderlich.   Die   Geschlechterforschung   zielt terrollen und Geschlechterverhältnisse v e r- darauf   ab,   Mechanismen   offen   zu   legen,   die   zu   Zu-­‐ standen. Dabei handelt es sich um allgemeine Vor- schreibungen  besCmmter  EigenschaHen,  Erwartungen stellungen und Erwartungen dahingehend, wie oder   Verhaltensmuster   an   die   Geschlechter   be-­‐ sCmmen.   Frauen und Männer sind beziehungsweise sein sollten. Gender bezeichnet alles, was in einer Kultur als typisch für ein bestimmtes Geschlecht ange- Ausgehend von dieser Begriffsdefinition zielt die Ge- sehen wird. Diese Sichtweise ist gekennzeichnet schlechterforschung darauf ab, jene Mechanismen of- durch ein Verständnis von Geschlecht als sozial kon- fenzulegen, in denen Gender – die Zuschreibung von struiert. Geschlechtliches Positionieren und Verhalten Geschlecht und die damit einhergehende Hierarchi- ist ein zentraler Anspruch der Gesellschaft an Indi- sierung – wirksam wird. Die Genderforschung hat viduen. Geschlechtsbezogene Identifikationsprozesse auf vielfältige Weise Eingang in unterschiedliche beinhalten komplexe Aneignungsprozesse vorgege- Fachdisziplinen gefunden und hat sich aber auch als bener sozialer Identitätsangebote. Die Zuordnung zu eigenes – interdisziplinäres – Fachgebiet etabliert. einem Geschlecht wird – entlang der gesellschaftlich 2. Ansätze  und  Fragestellungen  der  Genderforschung  im gegebenen Geschlechterordnung – ständig neu her- Kontext  des  Lernen  und  Lehrens  mit  Technologien gestellt und ist damit veränderbar. Das Konzept des „Doing Gender“ (West & Zimmermann, 1987) wird Im Versuch einer Systematisierung der heterogenen hierbei als Synonym für die Sichtweise der sozialen Ansätze der Genderforschung lassen sich im Wesent- Konstruktion – für das aktive Herstellen – von Ge- lichen drei Perspektiven in ihrer historischen Ent- schlecht verstanden. wicklung abgrenzen, die in der Folge kurz umrissen Gender ist eine fundamentale Analysekategorie, werden. Dieser Versuch der Systematisierung ist mit die Kultur und Gesellschaft nicht nur prägt, sondern einer gewissen Unschärfe belegt, wie es wohl auch für auch deren kulturelle Bedeutungsgebung organisiert. jegliche Taxonomie gelten mag. Allerdings stellt er Es gibt keine soziale Situation, in der es ohne Belang aus Sicht der Autorin eine praktikable Basis für die ist, ob wir als Frau oder Mann gesehen werden und Einordnung der Ansätze der Genderforschung dar. welche Zuschreibungen in Abhängigkeit von zahl- Aktuell stehen zwar insbesondere (de-) konstrukti- reichen Faktoren wie Alter, Ausbildung, beruflicher vistische Ansätze im Zentrum der Diskussion, aber Stellung, kultureller und nationaler Herkunft damit auch frühere Ansätze behalten in ihren gesellschafts- einhergehen. Die Wechselwirkungen von Diskrimi- politischen und inhaltlichen Anliegen bis heute ihre nierungen vielfacher sozialer Ungleichheiten wie Ge- Gültigkeit. Die Ansätze gelten trotz zum Teil heftig schlecht und Klassen- beziehungsweise Schichtzuge- geführter Debatten nicht als überholt, vielmehr kriti- hörigkeit, ethnische Zugehörigkeit, sexuelle Orien- sieren und/oder ergänzen sie sich gegenseitig. tierung, Religion, Alter oder (körperliche) Behin- Der Ursprung der Frauenforschung in den 1960er derung stehen im Rahmen der Geschlechterfor- Jahren wird im Gleichheitsansatz gesehen. Dieser schung im Zentrum des Konzeptes der Intersektio- Ansatz entsprang einer parteiischen Perspektive, in nalität. Damit trägt die Geschlechterforschung der an der davon ausgegangen wurde, dass sich sowohl die sie herangetragenen Kritik eines Reduktionismus Wissenschaft als auch die Gesellschaft aus Frauen- Rechnung, sich auf die Strukturkategorie Geschlecht sicht anders darstellte. Im Zentrum steht die For- alleine zu beschränken, ohne die Wechselwirkungen derung nach der Gleichberechtigung der Geschlech- mit anderen sozialen Ungleichheiten zu betrachten ter. Es wird von einer Gleichheit der Geschlechter (Lenz, 2010). ausgegangen und Geschlechterunterschiede werden Geschlechtszugehörigkeit strukturiert unseren als gesellschaftlich bedingt erklärt. Die Fragestel- Alltag; sie ist „omnirelevant“ und sie wird von Indi- lungen im Rahmen des Gleichheitsansatzes unter- viduen in Interaktion mit gesellschaftlichen Bedin- suchen, wie Frauen aufgrund gesellschaftlicher Me- gungen in einem permanenten, alltäglichen interak- chanismen diskriminiert werden. tiven Prozess immer wieder hergestellt und gefestigt Im Kontext des Lernens und Lehrens mit neuen (Gildemeister, 2008). Technologien steht hier beispielsweise die Frage im Zentrum, wie sich die gesellschaftliche Stellung der
  • 3. Geschlechterforschung.  Ihr  Blick  auf  das  Lernen  und  Lehren  mit  neuen  Technologien  —  3 Geschlechter in der Technologieentwicklung abbildet. nicht nur Gender, sondern auch das biologische Ge- Aber auch der Zugang zu Technologien beziehungs- schlecht (Sex) als diskursive Konstruktion, die per- weise aus einer bildungswissenschaftlichen Per- manent performativ – das heißt im ständigen Zitieren spektive der Zugang zu Bildung im Allgemeinen oder von (Geschlechter-)normen – hergestellt wird. Im stereotype mediale Repräsentationen von Männern Dekonstruktivismus steht einerseits die Dekon- und Frauen werden hier thematisiert. struktion von Dichotomien allgemein, aber auch des Unter Differenzansätzen sind all jene Theorien Systems der Zweigeschlechtlichkeit im Vordergrund. und Konzepte subsumiert, die von Geschlechtsunter- Zwar wird in diesem theoretischen Ansatz das gleiche schieden zwischen Männern und Frauen ausgehen. „Material“ für die Analyse herangezogen, es ist aber Der Ansatz basiert auf der Annahme unterschied- nicht das Herausarbeiten von Unterschieden, welcher licher Lebensäußerungen von Männern und Frauen die Forschungsfragen hier bestimmt, vielmehr inter- durch die Einbindung in unterschiedliche Lebens- essiert die Dekonstruktion von Geschlechterpolari- welten. täten wie beispielsweise die Differenz von Ent- Fragestellungen, die sich aus dieser Perspektive für wicklern beziehungsweise Entwicklerinnen und Nut- das Lernen und Lehren mit neuen Technologien er- zenden von Technologien. Unterschiede zwischen geben, sind beispielsweise das Internet-Nutzungsver- den Geschlechtern interessieren somit in ihrer halten oder die Internetkompetenzen von Männern Funktion zur Herstellung und Aufrechterhaltung der und Frauen, die Interessen für oder Einstellungen ge- Zweigeschlechtlichkeit. genüber neuen Technologien, Computern oder elek- Im Kontext des Lernens und Lehrens mit neuen tronischen Spielen. Aber auch geschlechtsspezifische Technologien, werden neben den Forschungsergeb- Präferenzen für bestimmte didaktische Modelle nissen der Bildungsforschung oder der Medienwis- stehen im Zentrum der Untersuchungen. Zu diesen senschaften insbesondere Theoriebildung und For- Fragen liegt mittlerweile eine relativ breite For- schungsergebnisse der Geschlechterforschung in der schungsbasis vor (für einen Überblick vgl. Abbot et Technik rezipiert. Auf die Zusammenhänge von Ge- al., 2007). Kritisch wird an Differenzansätzen ange- schlecht und Technologie wird daher auch schwer- merkt, dass sie alleine durch die Benennung ge- punktmäßig in der Folge eingegangen. schlechtsspezifischer Unterschiede – aber noch mehr durch die Einbeziehung dieser Forschungsergebnisse in die Gestaltung technologieunterstützter Lernsze- Es   lassen   sich   im   Wesentlichen   drei   Ansätze   der   Ge-­‐ narien – zu einer Festschreibung dieser Unterschiede ! schlechterforschung   in   ihrer   zeitlichen   Abfolge   unter-­‐ scheiden:  Gleichheitsansatz,  Differenzansatz  und  (De-­‐) beitragen und damit strukturell symbolische Hierar- KonstrukCvismus.  Deren  inhaltliche  und  gesellschaHs-­‐ chisierungen reproduziert werden. poliCsche   Schwerpunktsetzungen   besCmmen   die   for-­‐ So wird in Ansätzen des (De-) Konstruktivismus schungsleitenden   Fragestellungen   im   Kontext   des das Augenmerk auf die gesellschaftliche Kon- Lehrens  und  Lernens  mit  neuen  Technologien.   struktion der Zweigeschlechtlichkeit gelegt. Es wird davon ausgegangen, dass wir nicht zweigeschlechtlich geboren werden (Hageman-White, 1988). Das Au- Beschreiben   Sie   die   wesentlichen   Eckpunkte   der   An-­‐ genmerk wird hierbei auf die Herstellung des so- ? sätze   in   der   Geschlechterforschung.   Wo   würden   Sie Ihre   eigene   PosiCon   am   ehesten   verorten?   Welche zialen Geschlechts – auf das „Doing Gender“– in In- Vor-­‐   beziehungsweise   Nachteile   entdecken   Sie   in-­‐ teraktionen und sozialen Prozessen gelegt: Gender nerhalb  der  Ansätze? wird in permanenten Zuschreibungs-, Wahrneh- mungs- und Darstellungsroutinen reproduziert, die 3. Gender  und  (neue)  Technologie   sich lebensgeschichtlich verfestigen und identitäts- wirksam sind. Dem Doing Gender kommt damit eine Bis in die späten 80er Jahre des 20. Jahrhunderts war weitreichende Bedeutung in der Konstruktion von das Konzept des technologischen Determinismus das Weiblichkeit und Männlichkeit zu (Abschnitt 1). vorherrschende Modell in der Gender- und Techno- Während sowohl Gleichheits- als auch Diffe- logie-Debatte. In dieser mittlerweile in den Sozial- renzansatz davon ausgehen, dass das biologische und und Kommunikationswissenschaften als überholt an- das soziale Geschlecht analytisch voneinander ge- gesehenen Theorieströmung wird davon ausge- trennt werden können, wird diese zentrale Annahme gangen, dass Technik soziale, politische und kulturelle der frühen Geschlechterforschung im Dekonstrukti- Veränderungen beziehungsweise Anpassungen nach vismus verneint. Judith Butler (1990; 1991) als wohl sich zieht und dass sozialer und kultureller Wandel prominenteste Vertreterin dieser Richtung versteht eine Folge technologischer Entwicklungen seien. Die
  • 4. 4  —  Lehrbuch  für  Lernen  und  Lehren  mit  Technologien  (L3T) feministische Forschung in der Tradition der Gleich- beziehungsweise nicht akzeptiert wird. Zentral aus heitsansätze konzentrierte sich dabei primär auf die der Gender-Perspektive ist hier das Konzept der in- Fragestellungen dahingehend, wie technologische terpretativen Flexibilität; das bedeutet, dass Techno- Entwicklungen Gender-Hierarchien reproduzieren logien bei unterschiedlichen sozialen Gruppen unter- können. Der Tenor ging weitgehend in die Richtung schiedliche Bedeutungen haben können. So kann pessimistischer Einschätzungen im Hinblick darauf, Lerntechnologie für Lernende eine organisatorische dass Frauen Raum im Bereich der männlich domi- Notwendigkeit bedeuten, die Partizipation an Lern- nierten und patriarchal organisierten Technologie zu- prozessen überhaupt erst ermöglicht. Für Lehrende gestanden werden könnte. Technologie wurde primär wiederum kann die Möglichkeit einer qualitativen als eine negative Kraft betrachtet, die Geschlechter- Verbesserung von Lehr-/Lern-Prozessen im Vorder- hierarchien vielmehr reproduziert und damit eine grund stehen, während auf strategischer Ebene die weitere Verfestigung der strukturellen Benachtei- Notwendigkeit des Reüssierens am (Weiter-) Bil- ligung von Frauen fördert, als zu einer Transfor- dungsmarkt im Vordergrund stehen kann. mation der Geschlechterverhältnisse beizutragen. Derartige „relevante soziale Gruppen“ zeichnen Diese negative Sichtweise der Bedeutung von sich dadurch aus, dass sie ein gleiches (beziehungs- Technologien für die Geschlechterfrage wich in der weise zwischen den Gruppen divergierendes) Ver- weiteren Entwicklung feministischer Theorien posi- ständnis der Bedeutung der Technologie haben, und tiveren Vorstellungen, die sich insbesondere der Be- sind dafür bestimmend, wie die Technologie gestaltet trachtung von Frauen als Opfer der gesellschaftlich- wird. Designentscheidungen orientieren sich so an technischen Gegebenheiten entgegenstellten. Die den jeweiligen Kriterien der spezifischen Gruppen. bahnbrechenden Arbeiten von Haraway (1991), die in Beim oben genannten Beispiel könnten dies neben ihrem „A Cyborg Manifesto“ dazu ermutigt und auf- einer Vielzahl anderer Kriterien für die Lernenden fordert, das positive Potential von Technologien die Eignung für mobile Applikationen, für Lehrende wahrzunehmen, sind kennzeichnend für diese Per- die Möglichkeit, didaktische Funktionalitäten abzu- spektivenänderung in der Gender- und Technologie- bilden und Adaptierbarkeit sein. Auf Ebene der Or- Debatte. Im Kontext neuer Technologien wird hier ganisation wiederum können Servererfordernisse insbesondere auf Möglichkeiten hingewiesen, die das oder auch die Anbindungsmöglichkeit an die hausei- Internet für die Exploration von oder das Experi- genen Verwaltungssysteme die relevanten Kriterien mentieren mit neuen und anderen Aspekten des sein. Wenn Technologien also in unterschiedlichen Selbst bieten kann (Turkle, 1995). Unterstützt wird sozialen Gruppen jeweils unterschiedliche Bedeu- diese Sichtweise dadurch, dass es gerade in der Alt- tungen haben, gibt es folglich auch entsprechend ersklasse der Jugendlichen und jungen Erwachsenen viele unterschiedliche Arten, Technologien zu ge- in der westlichen Welt in Bezug auf den zeitlichen stalten. Diese Sichtweise impliziert eine Sichtweise Umfang der Internet-Nutzung zu einer Annäherung des Prozesses der Technikgestaltung als grundsätzlich der Geschlechter kommt, auch wenn Unterschiede verhandelbar und offen. Sehr schön zu beobachten im Nutzungsverhalten, beispielsweise bei Computer- war dieser Aushandlungsprozess in der Entwick- spielen, weiterhin bestehen bleiben (Dholakia et al., lungsgeschichte von Lernplattformen, die ur- 2004). sprünglich sehr stark an der Technik orientiert waren, und bei denen erst in einem zweiten Entwicklungs- Die  soziale  KonstrukEon  von  Technologie   stadium didaktische Aspekte verstärkt in den Vorder- Das Verständnis von Technologie als soziale Kon- grund gestellt wurden. struktion („Social construction of Technology“, Auch wenn davon ausgegangen werden kann, dass Pinch & Bijker, 1985) kann hier als impulsgebend für die „relevanten sozialen Gruppen“, die in Verhand- die feministische Forschung angesehen werden. Es lungen beziehungsweise Kontroversen im Hinblick wird davon ausgegangen, dass nicht die Technologie auf eine neue Technologie treten, nur zu einem ge- das menschliche Handeln bestimmt, sondern dass das ringen Teil aus Frauen bestehen, und damit tenden- menschliche Handeln die Technologie bestimmt. Die ziell eine genderspezifische Analyse nicht stattfindet, Art und Weise wie Technologie verwendet wird, kann entsteht hier ein Verständnis von Technologie, das nicht ohne den sozialen Kontext, in den sie einge- entscheidend durch die sozialen Umstände sowie Ge- bettet ist, verstanden werden. Vertreter/innen dieser gebenheiten und damit natürlich auch durch die Ge- Theorie gehen davon aus, dass Technologie deshalb schlechterverhältnisse geprägt wird, in denen die „funktioniert“ beziehungsweise „nicht funktioniert“, Technologie entsteht. weil sie von bestimmten sozialen Gruppen akzeptiert
  • 5. Geschlechterforschung.  Ihr  Blick  auf  das  Lernen  und  Lehren  mit  neuen  Technologien  —  5 Der   technologische   Determinismus   wurde   in   der Das   Konzept   der   sozialen   Co-­‐KonstrukCon   von   Ge-­‐ ! Gender-­‐   und   TechnologiedebaEe   durch   ein   Ver-­‐ ständnis   von   Technologie   als   sozial   konstruiert   ab-­‐ ! schlecht   und   Technologie   geht   davon   aus,   dass Gender   und   Technologie   in   einem   wechselseiCgen gelöst.   Das   Konzept   der   interpretaCven   Flexibilität Verhältnis  zueinander  stehen.  Technologie,  und  damit geht   davon   aus,   dass   Technologien   in   unterschied-­‐ auch   Lerntechnologie,   wird   nicht   als   neutral   bezie-­‐ lichen   Gruppen   unterschiedliche   Bedeutungen   haben hungsweise   werlrei   angesehen,   sondern   es   wird   ar-­‐ und   es   folglich   viele   Gestaltungsmöglichkeiten   gibt: gumenCert,   dass   soziale   Beziehungen   in   Techniken Damit   wird   der   Prozess   der   Technikgestaltung   als und  Werkzeugen  „eingeschrieben“  sind,  dass  sich  die offen  und  verhandelbar  verstanden.   Geschlechterverhältnisse   zusammen   mit   der   Techno-­‐ logie  sozusagen  materialisieren. Die   soziale   Co-­‐KonstrukEon   von   Geschlecht   und   Tech-­‐ nologie   Hier wird Bezug genommen auf die Actors- In der aktuellen Gender und Technologie-Debatte Network-Theorie (Callon, 1986; Latour, 2005; siehe trifft das Konzept der sozialen Co-Konstruktion von Kapitel #ant), in der das Verhältnis von Technologie Gender und Technologie auf breite Zustimmung (für und Gesellschaft durch die Metapher eines hetero- einen Überblick vgl. Grint & Gill, 1995). Dabei wird genen Netzwerks beschrieben werden kann, in dem davon ausgegangen, dass Gender und Technologie in sich Technologie und Gesellschaft gegenseitig konsti- einem wechselseitigen, flexiblen und formbaren Ver- tuieren. Die Netzwerke verbinden Menschen und hältnis zueinander stehen. Technologie, wird wie nicht-menschliche Entitäten, wobei – gerade dieser oben bereits festgestellt, nicht als neutral beziehungs- Aspekt wird kontrovers diskutiert – beide als Akteure weise wertfrei angesehen. Vielmehr wird argumen- beziehungsweise Akteurinnen auftreten können. Im tiert, dass soziale Beziehungen in Techniken und Rahmen dieser Theorie werden Überlegungen ange- Werkzeugen „eingeschrieben“ sind, dass sich die Ge- stellt, wie die Akteurinnen beziehungsweise Akteure schlechterverhältnisse in der Technologie sozusagen die Nutzenden von Technologien im Lebenszyklus materialisieren. Technologien spiegeln somit die Ge- einer Technologie formen. Designer/innen von schlechterteilung beziehungsweise Ungleichheiten Technologien „schreiben“ ihre Vision der Welt, ihre wider. Sie sind sowohl Grund für die als auch Konse- Vorstellungen über die Nutzenden der Technologien, quenz der Geschlechterverhältnisse (Wajcman, 2010). in die Technologie „ein“. Diese „Einschreibung“ ist allerdings offen für unterschiedliche Übersetzungen In der Praxis: Das Sparkling Science Projekt Das   Sparkling   Science   Projekt   fe|male   (hEp://www.fe-­‐ma-­‐ Die   Projektergebnisse   sprechen   dafür,   dass   Mädchen   durch le.net)   untersucht   Web-­‐2.0-­‐Technologien   unter   dem   Gen-­‐ Web-­‐2.0-­‐Projekte   gut   angesprochen   werden   können: deraspekt   und   erforscht   deren   Einsatzmöglichkeiten   im Obwohl  die  Projekte  sowohl  für  Buben  wie  für  Mädchen  at-­‐ Unterricht.   Dabei   wird,   wie   in   diesem   Kapitel   dargestellt, trakCv   sind,   bewerten   die   Mädchen   die   mit   den   Projekten davon   ausgegangen,   dass   Web-­‐2.0-­‐Technologien,   durch verbundenen   Aspekte   der   Gruppenarbeit,   der   InterakCvität welche   die   Grundgedanken   des   Web,   also   Nutzungsfreund-­‐ und   des   selbstorganisierten   Lernens   deutlich   posiCver   und lichkeit   und   ParCzipaCon   verstärkt   an   Bedeutung   gewinnen, beteiligen   sich   dementsprechend   akCver   und   erfolgreicher zum   „Eingangstor“   des   Technik-­‐Gender-­‐Diskurses   erklärt an  den  Projekten.   werden  können.   Obgleich   der   Schluss   nahe   liegt,   dass   sich   dieses   Verhältnis Das   Projekt   setzt   an   der   Lebenswelt   der   Jugendlichen   an. wieder  umkehrt,  sobald  die  Entwicklung  der  Technologien  im Unter   Mädchen   und   Buben   beliebte   soziale   Netzwerke   (wie Vordergrund  steht  und  nicht  deren  Ausgestaltung,  wirH  dies Facebook,   MySpace,   TwiEer,   SchülerVZ)   dienten   als   Ansatz-­‐ die  derzeit  mit  Blick  auf  männliche  Bildungsverlierer  rege  dis-­‐ punkte   für   die   Entwicklung   zukünHiger   technologieunter-­‐ kuCerte  Frage  auf,  wie  Buben  in  stärkerem  Maße  in  derarCge stützter   Lernszenarien   in   der   Schule.   Diese   ApplikaConen Projekte   einbezogen   und   darin   gefördert   werden   können wurden   im   Rahmen   von   Projektarbeiten   an   Schulen   imple-­‐ (Zauchner  &  Wiesner,  in  Vorbereitung).   menCert  und  von  den  beteiligten  Schülerinnen  und  Schülern sowie   Lehrerinnen   und   Lehrern   nach   didakCschen   und   gen-­‐ derspezifischen   Aspekten   im   Hinblick   auf   einen   Einsatz   im Unterricht  formaCv  evaluiert.  
  • 6. 6  —  Lehrbuch  für  Lernen  und  Lehren  mit  Technologien  (L3T) durch die Nutzenden, welche die Bedeutung oder die in den (Lehr- und Lern-) Technologien auf den Nutzung des Artefakts neu verhandeln können. Das ersten Blick jedoch schwerer erkennbar, weil durch wiederum bedeutet, dass Technologie, ebenso wie Abstraktion und Technisierung „Objektivität“ und Gender, de-konstruiert werden kann. Weiters wird in somit vermeintliche Wertefreiheit vermittelt wird. diesem Ansatz die Bedeutung der Nutzerinnen und Laut Schinzel (2005) sind die hierfür nötigen Katego- Nutzer von Technologien in deren Rolle in der Tech- rienbildungen immer generalisierend, womit sie wie- nologieentwicklung betont. derum die „Einfallstore“ für genderspezifische Fest- Seit den 1990er Jahren wird dabei in der Gender- schreibungen und Normierungen darstellen. forschung in der Informatik auf Nutzungsfreund- lichkeit und par tizipatives Design gesetzt (Schelhowe, 2001). Diese Forderung, Technik partizi- DiskuCeren  Sie  in  der  Gruppe:  Wie  könnte  ein  Unter-­‐ pativ und nutzungsfreundlich zu gestalten, ist beim Web 2.0 in dieser Form nicht mehr zu stellen, denn ? suchungsansatz  aussehen,  der  sich  zum  Ziel  setzt,  ge-­‐ schlechtlichen  ‚Einschreibungen’  von  Lernplazormen, sie ist, zwar nicht über die Gestaltung sondern durch Wikis,   Blogs   (wahlweise)   zu   analysieren.   Was   müsste die Technologie an sich, bereits weitgehend realisiert. dabei  berücksichCgt  werden? Nicht zuletzt wird dem Web 2.0 wegen seines of- fenen, nutzungsfreundlichen und partizipativen Cha- Was   ist   unter   der   sozialen   Co-­‐KonstrukCon   von   Ge-­‐ rakters somit das Potential zugesprochen, eine Art „Eingangstor“ für ein neues Geschlechter-Techno- ? schlecht   und   Technologie   zu   verstehen?   Versuchen Sie,   diesen   Ansatz   einem   Kollegen   beziehungsweise logie-Verhältnis zu bilden. Die wenigen empirischen einer  Kollegin  zu  erklären. Untersuchungen über die Nutzung von Web-2.0- Technologien aus einer Genderperspektive lassen jedoch noch keine eindeutigen Schlussfolgerungen DiskuCeren   Sie   in   der   Gruppe:   Eine   differenztheore-­‐ zu. Carstensen (2009) fasst ihren Überblick über den Stand der Forschung wie folgt zusammen: „Wenn wir ? Csche   Betrachtung   des   Lernens   und   Lehrens   mit neuen   Technologien   verfesCgt   Stereotypen   vielmehr uns die frühen Hoffnungen und Befürchtungen aus als   zu   einer   DekonstrukCon   der   Geschlechterhierar-­‐ feministischer Sicht vergegenwärtigen, erscheint in chien   beizutragen.   Welche   ImplikaConen   lassen   sich Zeiten des Web 2.0 vorerst die männliche Dominanz aus  dieser  Aussage  für  die  Forschung  ableiten? nicht mehr gegeben. So werden viele Weblogs von Frauen geschrieben, speziell von jüngeren Frauen. Danksagung Das Internet kann nicht mehr als eine männliche Ich bedanke mich bei den beiden Gutachterinnen Mag. Ve- Technologie angesehen werden - ob es allerdings zu ronika Hornung-Prähauser und Dr. Corinna Barth für ihre einem weiblichen Medium geworden ist (...), bleibt wertvollen inhaltlichen Anregungen offen“ (S. 118, eigene Übersetzung). Damit bezieht Weiterführende  Literatur sich die Autorin darauf, dass Blogs zwar vermehrt von Frauen geschrieben werden, dass allerdings von ▸ Braun, C. v. & Stephan, I. (2005). Gender@Wissen. Ein Männern verfasste Blogs, vermutlich auf Grund von Handbuch der Geschlechtertheorien. Köln: Böhlau UTB. stärker auf Öffentlichkeit hin ausgerichteten In- ▸ Butler, J. (2004). Undoing Gender. New York: Routledge. halten, auf mehr Resonanz stoßen. Soziale Netz- ▸ Klein, S.; Richardson, B.; Grayson, D. A.; Fox, L. H.; Kramarae, werke oder Wikis wiederum haben einerseits ein C.; Pollard, D. S.; Dwywe, C. A. (2007). Handbook for hohes Potential für politische Diskussion und inhalt- Achieving Gender Equity through Education. London: La- liche Vernetzung, gleichzeitig wird die Binarität der wrence Erlbaum Ass.. Geschlechter über die Profildarstellungen in sozialen ▸ Schulz-Schaeffer, I. (2000). Sozialtheorie der Technik. Netzwerken jedoch weitgehend der „realen Welt ent- Frankfurt am Main: Campus. sprechend“ reproduziert. ▸ Trauth, E. M. (2006). Encyclopedia of Gender and Infor- Jedenfalls ist jedoch festzuhalten, dass in gleicher mation Technology. Hershey: Idea Group. Weise, wie jene beim technologiegestützten Lernen Literatur und Lehren eingesetzten Technologien nicht didak- tisch neutral sind, sondern bei der Entwicklung von ▸ Abbot, G.; Bievenue, L.; Damarin, S.; Kramarae, C.; Jepkemboi, Softwarewerkzeugen für Lehr-/Lern-Zwecke immer G. & Strawn, C. (2007). Gender Equity in the Use of Educa- auch pädagogische Theorie implementiert wird tional Technology. In: S. S. Klein; B. Richardson; D A. (Baumgartner, 2003), Technologie nicht gender- Grayson, L. H. Fox; C. Kramarae, D. S. Pollard & C. A. Dwyer neutral ist. Abbildungen von Genderstrukturen sind
  • 7. Geschlechterforschung.  Ihr  Blick  auf  das  Lernen  und  Lehren  mit  neuen  Technologien  —  7 (Hrsg.), Handbook of Achieving Gender Equity through Edu- ▸ Kroll, R. (2002). Gender Studies. Geschlechterforschung. cation., London: Lawrence Erlbaum Ass., 191-215. Stuttgart: Verlag J.B. Metzler. ▸ Baumgartner, P. (2003). Didaktik, E-Learning-Strategien, Soft- ▸ Latour, B. (2005). Reassembling the Social: An Introduction to warewerkzeuge und Standards - Wie passt das zusammen?. In: Actor-Network-Theory. Oxford: Oxford University Press. M. Franzen (Hrsg.), Mensch und E-Learning. Beiträge zur eDi- ▸ Lenz, I. (2010). Intersektionalität: zum Wechselverhältnis von daktik und darüber hinaus., Aarau: Sauerländer, 9-25. Geschlecht und sozialer Ungleichheit. In R. Becker & B. Kor- ▸ Butler, J. (1990). Gender Trouble: Feminism and the Sub- tendiek (Hrsg.), Handbuch Frauen- und Geschlechterfor- version of Identity. New York Routledge. schung. Theorie, Methoden, Empirie, Wiesbaden: VS Verlag ▸ Butler, J. (1991). Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt für Sozialwissenschaften, 158-165. am Main: Suhrkamp. ▸ Pinch, T. J. & W. E. Bijker (1984). The Social Construction of ▸ Carstensen, T. (2009). Gender Troubles in Web 2.0: Gender Facts and Artefacts: Or How the Sociology of Science and the Relations in Social Network Sites, Wikis and Weblogs. In: Inter- Sociology of Technology Might Benefit Each Other. In: Social national Journal of Gender, Science and Technology, 1 (1), Studies of Science, 14, 399-441. 105-127. ▸ Schelhowe, H. (2001). Offene Technologie - Offene Kulturen. ▸ Callon, M. (1986). Some Elements of a Sociology of Trans- Zur Genderfrage im Projekt Virtuelle Internationale Frauenu- lation: Domestication of the Scallops and the Fishermen of St niversität vifu. In: FIFF Kommunikation, 14-18. Brieuc Bay. In: J. Law (Hrsg.), Power, Action and Belief: A New ▸ Schinzel, B. (2005): Das unsichtbare Geschlecht der Neuen Sociology of Knowledge., London: Routledge, 196-229. Medien. In: M. Warnke; W. Coy & G. C. Tholen (Hrsg.), Hy- ▸ Dholakia, R. R.; Dholakia N. & Kshetri, N. (2004). Gender and perkult II. Zur Ortsbestimmung analoger und digitaler Internet Usage. In: H. Bigdoli (Hrsg.), The Internet Encyclo- Medien., Bielefeld: Transcript Verlag. pedia, New York: Wiley, 12-22. ▸ Turkle, S. (1995). Life on the Screen: Identity in the Age of the ▸ Gildemeister, R. (2008): Soziale Konstruktion von Geschlecht: Internet. New York: Simon & Schuster. Doing Gender. In: R. Becker & B. Kortendiek (Hrsg.), ▸ Wajcman, J. (2010). Gender and the Cultures of Technology, Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Me- Work and Management. In: A.-S. Godfroy-Genin (Hrsg.), thoden, Empirie., Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissen- Women in Engineering and Technology Research, Berlin: Lit schaften, 168-198. Verlag, 29-39. ▸ Grunt, K. & G. Rosalind (1995). The Gender-Technology Re- ▸ West, C. & Zimmermann, D. H. (1987). Doing Gender. In: lation: Contemporary Theory and Research. London: Taylor Gender and Society 1 (2), 125-151. and Francis. ▸ Zauchner, S. & Wiesner, H. (in Vorbereitung). Web 2.0, Gender ▸ Hagemann-White, C. (1988). Wir werden nicht zweige- und Schule: Wissenschaft trifft Praxis. Berlin: Lit Verlag. schlechtlich geboren ... .In: C. Hagemann-White & M. Rerrich (Hrsg.), FrauenMännerBilder. Männer und Männlichkeit in der feministischen Diskussion, Bielefeld: AJZ Verlag, 224-235. ▸ Haraway, D. (1991). A Cyborg Manifesto: Science, Technology, and Socialist-Feminism in the Late Twentieth Century. In: D. Haraway (Hrsg.), Simians, Cyborgs and Women: The Rein- vention of Nature, New York: Routledge, 149-181.