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2	
  —	
  Lehrbuch	
  für	
  Lernen	
  und	
  Lehren	
  mit	
  Technologien	
  (L3T)


1. Lernen	
  und	
  Lehren	
  in	
  der	
  Entwicklungszusammen-­‐                              2. Warum	
  technologiegestütztes	
  Lernen	
  in	
  der	
  Entwick-­‐
arbeit:	
  Capacity	
  Building                                                                 lungszusammenarbeit?	
  
Zunächst stellen sich bei diesem Thema die Frage:                                               Auch Entwicklungszusammenarbeit entwickelt sich,
Was ist Entwicklungszusammenarbeit bzw. Entwick-                                                im wahrsten Sinne des Wortes. Die Frage, warum nun
lungshilfe? Der Begriff der „Entwicklungszusam-                                                 auch technologiegestütztes Lernen Einzug in Ca-
menarbeit“ betont, im Gegensatz zum veralteten                                                  pacity-Building-Maßnahmen der Entwicklungszusam-
Konzept der „Entwicklungshilfe“, den partnerschaft-                                             menarbeit findet, lässt sich sowohl aus der Sicht der
lichen Charakter der Beziehungen zwischen Entwick-                                              Geberländer als auch der Empfänger/innen beant-
lungs- und Industrieländern. In der Entwicklungszu-                                             worten.
sammenarbeit heute steht das gemeinsame Bemühen
von Industrieländern und Entwicklungsländern im                                                         Wo	
  sehen	
  Sie	
  die	
  größten	
  Vorteile	
  von	
  technologiege-­‐
Vordergrund weltweite Unterschiede in der sozio-
ökonomischen Entwicklung und in den allgemeinen
                                                                                                  ?     stützten	
  Lernangeboten	
  im	
  Rahmen	
  der	
  Entwicklungs-­‐
                                                                                                        zusammenarbeit?	
   Warum	
   kann	
   es	
   beispielsweise
Lebensbedingungen dauerhaft und nachhaltig abzu-                                                        sinnvoll	
   sein,	
   dass	
   eine	
   EntwicklungsorganisaKon	
   für
bauen. Ein zentraler Begriff ist hier das „Capacity                                                     Teilnehmer/innen	
   aus	
   Namibia	
   eine	
   Schulung	
   zum
Building“, dessen Verständnis wichtig für die später                                                    Thema	
   HIV/AIDS-­‐PrävenKon	
   als	
   E-­‐Learning	
   anbietet?
                                                                                                        Warum	
   kann	
   das	
   für	
   die	
   Teilnehmer/innen	
   aus	
   Na-­‐
beschriebenen Ausführungen zum Einsatz von tech-                                                        mibia	
  vorteilhaWer	
  sein,	
  als	
  an	
  einer	
  Präsenzschulung
nologiegestützten Lernszenarien ist.                                                                    teilzunehmen?	
  
    Capacity Building (engl. für „Aufbau von Kapa-
zität“) ist eine der Methoden, die sich in den letzten
Jahren als erfolgversprechend (und oftmals auch er-                                             Im Folgenden werden wir von den Vorteilen techno-
folgreich) für die Entwicklungszusammenarbeit ge-                                               logisch gestütztem Lernen berichten, wie sie sich in
zeigt hat. Es gibt zahlreiche Definitionen für Capacity                                         bisherigen Projekten darstellten.
Building. Eine davon deutet Capacity Building als die
                                                                                                Vorteile	
  aus	
  Sicht	
  der	
  Geber/innen	
  und	
  Anbieter/innen
Vermittlung von Handlungskompetenzen und
Wissen, frei nach dem Montessori-Grundsatz: „Hilf                                               Aus der Sicht der Geber/innen bzw. der Anbieter/in-
mir, es selbst zu tun“. Capacity Building bedeutet in                                           nen der Bildungsangebote ist technologiegestütztes
diesem Sinne, die Handlungskompetenzen des Ein-                                                 Lehren nur eine von vielen Möglichkeiten, Infor-
zelnen zu stärken und ihn zu befähigen, sein Wissen                                             mation und Wissen zu transferieren und damit zur
weiterzugeben. Teilnehmende an Capacity-Building-                                               Entwicklung von Staaten beizutragen. Es macht nicht
Programmen tragen ihre neuen Kompetenzen und                                                    in jedem Fall Sinn und sollte nicht zum reinen Selbst-
Erfahrungen in ihre Behörden, Verbände, Kammern                                                 zweck werden. Technologiegestütztes Lernen kann
und Unternehmen, in regionale und überregionale                                                 folgende Vorteile haben: Reisekosten für Exper-
Institutionen. Sie tragen ihr Wissen an jene Stellen, an                                        tinnen und Experten entfallen, Inhalte können
denen Veränderungsprozesse angestoßen werden                                                    leichter adaptiert und angepasst werden; darüber
können.                                                                                         hinaus stehen die Lerninhalte den Teilnehmern je-
    Strukturelle Veränderungen können sich aber nur                                             derzeit, auch nach Beendigung des Programms zur
dann langfristig durchsetzen, wenn die entspre-                                                 Verfügung. Weitere Vorteile sind, dass Fachwissen
chenden Rahmenbedingungen stimmen. Das be-                                                      von Expertinnen und Experten vermittelt werden
deutet letztlich, dass Veränderungsprozesse vertikal                                            kann, die ansonsten vielleicht nicht zur Verfügung
auf allen Ebenen greifen und horizontal alle Sektoren                                           stehen würden: Wer reist schon gerne in ein von
umfassen sollten, also politische Akteure ebenso wie                                            Krieg, Unruhen und Krisen geschütteltes Land wie
Vertreter/innen aus der Wirtschaft sowie der Zivilge-                                           Afghanistan oder den Irak? Zudem können Lernin-
sellschaft.                                                                                     halte vergleichsweise einfach an verschiedenste Ziel-
                                                                                                gruppen, unterschiedliche individuelle Bedarfe und
         Was	
  bedeuten	
  „Veränderungsprozesse“	
  und	
  „Verände-­‐                        unterschiedliche kulturelle Umgebungen angepasst
   ?     rungsmanagement“?	
   Recherchieren	
   Sie	
   dazu.	
   In
         welcher	
   Weise	
   kann	
   technologiegestütztes	
   Lernen	
   in
                                                                                                werden.
         der	
   Entwicklungszusammenarbeit	
   solche	
   Verände-­‐
         rungsprozesse	
   unterstützen?	
   Entwerfen	
   und	
   disku-­‐
         Keren	
   Sie,	
   am	
   besten	
   im	
   Gespräch	
   mit	
   einer	
   Partnerin
         oder	
  einem	
  Partner,	
  ein	
  mögliches	
  Szenario.	
  
Entwicklungszusammenarbeit.	
  Technologieeinsatz	
  beim	
  Lernen	
  und	
  Lehren	
  —	
  3


                                                                         lungsländer in die Entwicklungszusammenarbeit ein-
Vorteile	
  für	
  die	
  Teilnehmer/innen
                                                                         bringt. Dieses wäre auf „konventionellem Weg“ fast
Mit E-Learning-Angeboten können Zielgruppen an-                          unbezahlbar.
gesprochen werden, die geographisch nicht ohne wei-
                                                                         3. Besonderheiten	
  des	
  technologiegestützten	
  Lernens
teres erreichbar sind. Entscheidungsträger/innen,
                                                                         in	
  der	
  internaKonalen	
  Entwicklungszusammenarbeit	
  
beispielsweise in der Mongolei, haben so nicht immer
Zeit und Lust, für ein Seminar eine Anreise von einer                    Die möglichen Vorteile des technologiegestützten
Woche auf sich zu nehmen. An einem webbasierten                          Lernens können nur dann wirken, wenn sie für die
Training würden sie eher teilnehmen und somit Ver-                       Zielgruppe erreichbar sind. Zentral sind dabei die
änderungsprozesse mittragen können. Es ist auch                          Fragen nach der Infrastruktur sowie Voraussetzungen
immer noch schwierig, Männer für Kindererzie-                            für den Umgang mit der Technologie und für das
hungskurse in Aserbaidschan zu begeistern, obwohl                        verteilte Lernen, also die entsprechend notwendigen
sich auch dort die Rollenverteilung drastisch ändert.                    Kompetenzen der jeweils angesprochenen Part-
Aber an E-Learning-Kursen, bei denen sie nicht per-                      ner/innen und Teilnehmer/innen.
sönlich teilnehmen müssen, sich also nicht „outen“
müssen, nehmen sie rege teil, zeigten Evaluierungser-
gebnisse der Universität in Baku (Selbstauskunft der                              Technologiegestützte	
   Lernangebote	
   können,	
   sofern
Universität Baku).                                                         !      sie	
   die	
   Zielgruppe	
   erreichen,	
   LernseYngs	
   ermög-­‐
                                                                                  lichen,	
  die	
  im	
  Präzenzunterricht	
  unter	
  Umständen	
  gar
   Ein weiterer Vorteil liegt in der möglichen Einbe-
                                                                                  nicht	
  realisierbar	
  sind.	
  
ziehung von benachteiligten Gruppen durch die
Nutzung von Technologien. So haben Frauen                                Technische	
  Infrastruktur
machmal keine Möglichkeit an Präsenztrainings teil-
zunehmen, erhalten aber durch E-Learning Zugang                          Der Zugang der Teilnehmer/innen zu Technologien
zu einzelnen Fortbildungen, sogar Bachelor- und                          ist beschränkt und die Telekommunikationsinfra-
Master-Programmen. Besonders eindringlich lässt                          strukturen sind häufig noch ziemlich schlecht und
sich dieses an einem Beispiel aus Afghanistan ver-                       teuer. Während man in den USA beispielsweise für
deutlichen: So können dort Frauen, selbst wenn sie in                    einen Computer statistisch gesehen circa ein Monats-
hohen Positionen in Ministerien sitzen, nur an Prä-                      gehalt aufwenden muss, kostet dieser einen Ein-
senztrainings teilnehmen, wenn ein männlicher Ver-                       wohner von Bangladesch acht Jahresgehälter
wandter sie zumindest begleitet. Es ist dem Seminar-                     (Afemann, 2003). Ähnlich verhält es sich mit den In-
verlauf oft nicht dienlich, wenn hinter jeder Teilneh-                   ternetkosten. Computer mögen vorhanden sein, die
merin ein Bruder oder Onkel sitzt. E-Learning ist                        Bandbreite des Internets aber ist sehr beschränkt;
hier eine mögliche Lösung für alle Beteiligten. Wie                      neue Software fehlt. Insgesamt besitzen wesentlich
zahlreiche weitere Beispiele aus Ländern des Nahen                       weniger Einwohner/innen der Entwicklungsländer
Ostens zeigen, trägt der Austausch mit Angehörigen                       einen Zugang zum Internet als in den Industriena-
anderer Kulturen in Foren und Chats weiter zur                           tionen (vgl. Abbildung 1).
Selbstbestimmung teilnehmender Frauen bei.
   Es gelten also die gleichen Argumente, wie sie in
der europäischen Diskussion zum E-Learning ange-
bracht werden, also beispielsweise die Zeitersparnis,
Flexibilität und Kosteneffizienz. Hinzu kommen aber
auch weitere, spezifische Vorteile, beispielsweise die
Anonymität der Teilnahme. Wird in multikulturellen
Lerngruppen gelernt, das heißt zum Beispiel in einer
internationalen Gruppe, können Lerntechnologien
Wege eröffnen, die auf konventionellem Weg fast un-
bezahlbar und unrealistisch sind. Teilnehmer/innen
aus den verschiedensten Regionen der Welt können
sich austauschen, vernetzen und gemeinsam Lö-
sungen erarbeiten. Es kommt vor allem auch zu                                  Abbildung	
  1:	
  Internetnutzer/innen	
  je	
  100
einem Dialog, der das „Geber-Nehmer“-Schema der                                Einwohner/innen.	
  Quelle:	
  ITU	
  World	
  Telecommunica-­‐
Entwicklungs„hilfe“ durchbricht und insofern in be-                            tions,	
  URL:	
  http://www.itu.int/ITU-­‐
sonderem Maße die andere Perspektive der Entwick-                              D/ict/statistics/index.html	
  [2010-­‐12-­‐12]
4	
  —	
  Lehrbuch	
  für	
  Lernen	
  und	
  Lehren	
  mit	
  Technologien	
  (L3T)



   In der Praxis: Das Bandbreitenproblem
   9600	
   bit/s	
   entspricht	
   der	
   mobilen	
   GSM-­‐Datenrate	
   und	
   be-­‐    raten	
   die	
   etwa	
   Hundert	
   Mal	
   höher	
   sind,	
   also	
   bei	
   bis	
   zu	
   1
   nennt	
   die	
   Übertragungsgeschwindigkeit	
   in	
   "bit	
   per	
   second".         Mbit/s	
  liegen,	
  als	
  unerträglich	
  langsam	
  und	
  würden	
  frustriert
   Nutzer/innen	
   in	
   Mibeleuropa	
   erleben	
   heute	
   Übertragungs-­‐              den	
  Web-­‐Browser	
  schließen.	
  


    Eine große Hürde ist bei webbasierten Lern-                                               der besondere Nutzen und teilweise sogar das Ziel
angeboten das „Bandbreitenproblem“: Zahlreiche der                                            begründet, nehmen Teilnehmer/innen aus den unter-
heute genutzten und hoch gelobten, interaktiven und                                           schiedlichsten Kontinenten, Regionen, Ländern, Reli-
lernmotivierenden Angebote im Internet beruhen auf                                            gionen, Ethnien teil, die verschiedenste Sprachen
Techniken, die einen enormen Datentransfer in                                                 sprechen und verschiedenste Lernerfahrungen ge-
kurzer Zeit erfordern. Als Beispiel seien hier nur                                            macht haben.
Videos, Audiowiedergabe oder gar bandbreitenin-                                                  Die neuen Lerntechnologien, das Internet, Mobil-
tensive Angebote wie Videokonferenzen, genannt.                                               telefone, Computer und Kommunikationstechnik be-
Wenn Teilnehmer/innen aus Mali oder aus dem                                                   wegen sich besonders in den Entwicklungsländern in
mongolischen Gobi-Altai an einem Kurs teilnehmen                                              einem dynamischen Spannungsfeld zwischen traditio-
möchte, so stellen diese Techniken bei einer 9.600                                            nellen, erprobten Lernmethoden und technologiege-
bit/s Modem-Anbindung eine unüberwindbare                                                     stützten innovativen Lernformen.
Hürde dar und stellen die Zielerreichung des Pro-                                                All dieses spiegelt sich in der Aufbereitung und
gramms der Entwicklungszusammenarbeit mehr als                                                Durchführung der Kurse wider: die Didaktik, das
nur in Frage (siehe Box „In der Praxis“ oben). Ein                                            Layout, die Bebilderung und die Sprache stellen be-
Alternative ist in manchen Fällen, zumindest in                                               sondere Herausforderungen dar. Praktiker/innen be-
Ländern in denen die entsprechende Infrastruktur                                              richten dabei auch, dass die Begeisterung für tech-
vorhanden ist, die Nutzung von Mobiltelefonen                                                 nische Innovationen und neue Medien in Entwick-
(siehe Box „In der Praxis“ unten). Freilich ergeben                                           lungsländern oftmals besonders hoch ist.
sich in M-Learning-Szenarien wiederum besondere
Probleme für die Aufbereitung des zu vermittelnden
Wissens.
Weitere	
  Herausforderungen                                                                              Welche	
  Technologien	
  kommen	
  in	
  Kursen	
  zum	
  Einsatz,
Andererseits sind aber natürlich auch sprachliche                                                 ?       die	
   Sie	
   kennen?	
   Recherchieren	
   Sie,	
   wie	
   viel	
   Band-­‐
                                                                                                          breite	
  diese	
  benöKgen.	
  Würden	
  Sie	
  diese	
  Technologie
Fragen zu beachten. Dabei gibt es besondere kultu-                                                        noch	
   nutzen,	
   wenn	
   Sie	
   eine	
   sehr	
   langsame	
   Internet-­‐
relle und interkulturelle Aspekte zu berücksichtigen.                                                     verbindung	
  häben?
    Die Gegebenheiten des täglichen Lebens und
des Arbeitsalltags, beispielsweise die Zeit des islami-
schen Fastenmonats Ramadan sind teilweise gänzlich                                                        Wählen	
   Sie	
   eine	
   Ihrer	
   Lehrveranstaltungen	
   aus:	
   Wie
anders als bei uns.
    Eine Herausforderung stellen auch interkultu-
                                                                                                  ?       könnte	
  der	
  Inhalt,	
  möglichst	
  textbasiert	
  und	
  leicht	
  ver-­‐
                                                                                                          ständlich,	
  auhereitet	
  werden?
relle Aspekte dar. An Programmen der Entwick-
lungszusammenarbeit, und darin liegt ja oftmals auch


   In der Praxis: Mobile HIV/Aids-Prävention in Südafrika
   In	
   keinem	
   anderen	
   Land	
   gibt	
   es	
   mehr	
   Menschen,	
   die	
   an   daher	
   Kurznachrichten	
   verschickt:	
   Mit	
   Hilfe	
   solcher	
   SMS
   HIV/Aids	
  erkrankt	
  sind	
  als	
  in	
  der	
  Republik	
  Südafrika,	
  die	
  von   sollen	
   Jugendliche	
   sensibilisiert	
   werden,	
   auf	
   AkKonen	
   und
   der	
  Europäischen	
  Union	
  nicht	
  eindeuKg	
  als	
  Entwicklungsland               Unterstützung	
   aufmerksam	
   gemacht	
   werden,	
   beispielsweise
   zugeordnet	
   wird.	
   Um	
   möglichst	
   viele	
   gefährdete	
   Menschen,           auf	
  Kondomausgabestellen.
   also	
   vor	
   allem	
   Jugendliche	
   und	
   junge	
   Erwachsene	
   zu	
   er-­‐
   reichen,	
   wird	
   das	
   Mobiltelefon	
   eingesetzt,	
   das	
   die	
   meisten     Quelle:	
  hbp://www.cell-­‐life.org/cellphones-­‐4-­‐hiv	
  
   von	
   ihnen	
   besitzen.	
   Im	
   Projekt	
   „Cellphones	
   4	
   HIV“	
   werden   [2010-­‐12-­‐12];	
  Schneider	
  et	
  al.,	
  2010,	
  88f
Entwicklungszusammenarbeit.	
  Technologieeinsatz	
  beim	
  Lernen	
  und	
  Lehren	
  —	
  5


4. PragmaKscher	
  Umgang	
  mit	
  der	
  Technik                            einem Kasachen. Auch gibt es nationale politische
Es gilt also Lösungen zu finden, sich technisch zu be-                        Freund- und Feindschaften sowie entsprechende Ste-
schränken und eine spezielle Methodik und Didaktik                            reotypen und Vorurteile.
zu entwickeln, die diesen Umständen Rechnung trägt.                               Nehmen wir als Beispiel nur die grafische Ge-
Dieses stellt eine große Herausforderung für alle Be-                         staltung des Kurses: Im besten Falle sollte bei jedem
teiligten dar, gleich ob Autor/in, Didaktiker/in, tech-                       Bild ein Mensch aus jeder Bevölkerungsgruppe,
nische Entwickler/in, Grafiker/in oder Tutor/in.                              beider Geschlechter, jedes Landes in jeder Rolle, also
▸ Lernmaterialien auf CD-ROM sind vielfach eine                               beispielsweise als Ärztin oder Patientin, zu sehen
    hilfreiche Option, wenn keine ausreichende Inter-                         sein. Wird eine die Diversität einer solchen Dar-
    netanbindung vorhanden ist.                                               stellung, sofern sie überhaupt gelingt, als positiv emp-
▸ Häufig sind Mobiltelefone weit verbreitet und                               funden? Oder schafft dies erst Raum für Fremden-
    stellen damit eine Option in Sachen Erreichbarkeit                        feindlichkeit, Vorbehalte und entsprechende Refle-
    der Teilnehmer/innen dar.                                                 xionen der Teilnehmer/innen? Neutrale Strich-
▸ Bei webbasierten Anwendungen ist ein Verzicht                               männchen sind eine naheliegende Lösung. Aber wäre
    auf statt von bandbreitenintensiven Anwen-                                das dann förderlicher für das Lernen?
    dungen, insbesondere Reduktion von Bildern und                                Es zeigt sich deutlich: Scheinbar simple Fragen
    Multimedia, häufig notwendig.                                             nach Inhalten und Darstellung müssen von den Be-
                                                                              teiligten je nach entwicklungspolitischer Zielsetzung
Kursentwickler/innen haben die Erfahrung gemacht,                             des Capacity Building und je nach regionalem oder
dass die eingeschränkten Möglichkeiten oft die Kon-                           multikulturellem Kontext neu gestellt und beant-
zentration auf das, was wirklich wichtig ist, nämlich                         wortet werden. Das Wissen darüber und ein sensibler
eine saubere Konzeption und Umsetzung der Kursin-                             Umgang mit den kulturellen Besonderheiten der Ziel-
halte, forciert. Vielleicht auch, weil sich schlechte In-                     gruppe ist dabei notwendige Voraussetzung.
halte nicht mehr hinter Animationen, Videos oder Si-
                                                                              6. Technologiegestütztes	
  Lernen	
  als	
  Empowerment
mulationen „verstecken“ können.
                                                                              Das Potenzial von technologisch gestütztem Lernen
5. Sensibler	
  Umgang	
  mit	
  (inter-­‐)	
  kulturellen	
  Vorausset-­‐
                                                                              und Lehren in der Entwicklungszusammenarbeit liegt
zungen
                                                                              vor allem darin, Know-How im Umgang mit den In-
Nehmen wir als Beispiel einen Kurs, in dem Teil-                              formations- und Kommunikationstechnologien auf-
nehmer/innen aus Bildungseinrichtungen in Zen-                                zubauen, also die Fähigkeit, auch in Entwicklungs-
tralasien (Usbekistan, Tadschikistan, Kasachstan, Kir-                        ländern selbstständig weltweit verfügbare Informa-
gisistan) erlernen wollen, wie man mit dem Thema                              tionen und vorhandenes Wissen für sich nutzbar zu
HIV/AIDS im Gesundheitswesen umgehen kann                                     machen. Informations- und Kommunikationstechno-
und welche Konzepte in diesem Bereich bestehen                                logien sind für die Entwicklungszusammenarbeit in-
und evtl. übernommen werden könnten.                                          sofern vor allem ein Instrument der Steigerung der
    Die potentiellen Teilnehmer/innen kommen zwar                             Autonomie oder Selbstbestimmung (engl. „Empo-
alle aus einer Region (Zentralasien), sprechen aber                           werment“). Sie sind ein Werkzeug, um die Bildungs-
verschiedene Sprachen (mit Russisch als mögliche ge-                          chancen der Armen zu erhöhen und um mehr Men-
meinsame Sprache, die man in allen Ländern, aller-                            schen die Teilnahme am gesellschaftlichen und wirt-
dings in unterschiedlichem Maße, beherrscht), sie                             schaftlichen Leben zu ermöglichen. Je schneller die
haben unterschiedliche Religionen in unterschied-                             Menschen, gerade Frauen und Mädchen, aus mög-
lichen Ausprägungen mit unterschiedlichen Einstel-                            lichst allen sozialen Schichten an die neue Techno-
lungen zu Sexualität und der Rolle der Frau in der                            logie herangeführt werden, umso schneller wird der
Gesellschaft. Stereotype und historische Empfind-                             Anschluss an die globale Informations- und Wissens-
samkeiten beeinflussen die Wahrnehmung des jeweils                            gesellschaft gelingen. Und gerade in dieser Hinsicht
anderen. Im Kommunikationsverhalten, der Gestik                               stößt technologiegestütztes Lernen als Instrument für
und Mimik, Ritualen spiegeln sich unterschiedliche                            Entwicklung und im Einsatz des Capacity Building
Tabus wider, beispielsweise welche Person eine                                auch an seine Grenzen, nämlich die politisch-wirt-
andere zuerst grüßen sollte und wie dies auf keinen                           schaftlichen Strukturen: Das Angebot darf nicht
Fall geschehen sollte. Auch unterscheidet sich bei-                           allein der städtischen Elite, der Schicht der Reichen
spielsweise eine Usbekin in ihrem Äußeren deutlich                            und Mächtigen zu Gute kommen. Damit auch länd-
von einer Kirgisin, ein Tschetschene deutlich von                             liche Regionen und Menschen in Armut davon profi-
                                                                              tieren, bedarf es nationaler, umfassender E-Learning-
6	
  —	
  Lehrbuch	
  für	
  Lernen	
  und	
  Lehren	
  mit	
  Technologien	
  (L3T)


                                                                                                  Strategien bzw. einer nationalen E-Policy. Informati-
                                                                                                  onsfreiheit und Rechtssicherheit müssen gewähr-
                                                                                                  leistet sein.
                                                                                                      Mit der „Global Campus 21 E-Academy“, die im
                                                                                                  Auftrag des deutschen Bundesministeriums für Wirt-
                                                                                                  schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung entwi-
                                                                                                  ckelt wurde, gibt es zudem ein umfassendes Angebot
                                                                                                  an freien und gebührenpflichtigen Kursen zu fast
                                                                                                  allen Themen der Entwicklungszusammenarbeit.
                                                                                                  Nachhaltigkeit spielt dabei eine entscheidende Rolle
                                                                                                  (siehe Abbildung 2).
                                                                                                  7. Förderung	
  von	
  E-­‐Learning	
  als	
  Empowerment	
  

     Abbildung	
  2:	
  Überblick	
  über	
  das	
  Kursangebot	
  bei	
  der                     Vor dem Hintergrund, dass Kompetenzen im
     „GC21	
  E-­‐Academy“.	
  Quelle:	
  http://www.gc21-­‐eacade-­‐                             Umgang mit Informationstechnologien und im
     my.org	
  [2010-­‐12-­‐12]                                                                   Lernen mit technologischer Unterstützung die Auto-
                                                                                                  nomie und Selbstbestimmung unterstützen, gibt es
                                                                                                  zahlreiche Initiativen der Entwicklungszusammen-
                                                                                                  arbeit, die sich den Ausbau entsprechender Kompe-
                                                                                                  tenzen auf die Fahne geschrieben haben.



   In der Praxis: One Laptop per Child
   Das	
   Project	
   „One	
   Laptop	
   per	
   Child“,	
   kurz	
   OLPC,	
   hat	
   den     Jahren	
   von	
   MIT-­‐Professor	
   Seymour	
   Papert	
   angestellt.	
   In
   AuWrag,	
   Bildungschancen	
   für	
   die	
   Ärmsten	
   der	
   Welt	
   zu                einem	
   Forschungsprojekt	
   brachte	
   er	
   Computertechnologie	
   in
   schaffen,	
   indem	
   sie	
   jedes	
   Kind	
   mit	
   einem	
   robusten,	
   kosten-­‐    ein	
  afrikanisches	
  Dorf.	
  Er	
  beobachtete,	
  inwieweit	
  die	
  Kinder,
   günsKgen,	
   stromsparenden	
   Laptop	
   ausstabet.	
   Zu	
   diesem                       die	
  vorher	
  keinen	
  Kontakt	
  damit	
  haben,	
  innerhalb	
  kürzester
   Zweck	
  wurden	
  Hardware,	
  Inhalte	
  und	
  SoWware	
  für	
  kollabora-­‐               Zeit	
   lernten,	
   den	
   Computer	
   anzuwenden	
   und	
   sich	
   so	
   neues
   Kves,	
   spannendes	
   und	
   selbstbesKmmtes	
   Lernen	
   entwickelt.                    Wissen	
  aneigneten.	
  Bei	
  weiteren	
  Überlegungen	
  kam	
  am	
  MIT
   Mit	
  dem	
  Zugang	
  zu	
  InformaKonen	
  und	
  Technologien	
  wird	
  es                die	
  Idee	
  auf,	
  ein	
  100-­‐Dollar-­‐Laptop	
  speziell	
  für	
  Entwicklungs-­‐
   gelingen,	
   Kinder	
   lernen,	
   teilen	
   und	
   gestalten	
   zu	
   lassen.	
   Sie   länder	
  zu	
  konzipieren.	
  
   werden	
   miteinander	
   verbunden,	
   zur	
   Schaffung	
   einer	
   bes-­‐                Als	
   sich	
   abzeichnete,	
   dass	
   das	
   Projekt	
   den	
   Rahmen	
   eines
   seren	
  ZukunW.	
                                                                             reinen	
   Forschungsprojektes	
   sprengen	
   würde,	
   wurde	
   zu
                                                                                                  dessen	
   Umsetzung	
   in	
   die	
   Praxis	
   die	
   gemeinnützige	
   Gesell-­‐
   Erste	
  Überlegungen	
  bezüglich	
  eines	
  Wissenstransfers	
  in	
  Ent-­‐                schaW	
  One	
  Laptop	
  per	
  Child	
  gegründet.
   wicklungs-­‐	
  und	
  Schwellenländer	
  wurden	
  schon	
  in	
  den	
  1970er




   In der Praxis: „Open Source and more IT for African Business“
   „Open	
   Source	
   and	
   more	
   IT	
   for	
   African	
   Business“	
   ist	
   eine    Open-­‐Source-­‐SoWware	
  einzusetzen;	
  einerseits	
  direkt	
  und	
  an-­‐
   Sammlung	
  von	
  E-­‐Learning-­‐Kursen	
  zum	
  effekKven	
  Einsatz	
  von                  dererseits	
   indem	
   sie	
   andere	
   Unternehmen	
   in	
   der	
   Nutzung
   Open-­‐	
  Source-­‐SoWware	
  in	
  kleinen	
  und	
  mibelständischen	
  Un-­‐               dieser	
  kostenlosen	
  und	
  dennoch	
  legalen	
  SoWware	
  schulen.	
  Es
   ternehmen.	
   Alle	
   Kurse	
   dieser	
   Suite	
   sind	
   mit	
   einer	
   CreaKve-­‐   ist	
   schon	
   Erfolg,	
   das	
   Verständnis	
   für	
   die	
   Nutzung	
   „legaler“
   Commons-­‐Lizenz	
   veröffentlich	
   und	
   können	
   damit	
   auch	
   für                SoWware	
   entwickelt	
   wird;	
   die	
   Legalisierung	
   der	
   SoWwarean-­‐
   eigene	
   Schulungsangebote	
   eingesetzt	
   werden.	
   Es	
   werden                      wendung	
   ist	
   ein	
   Erfolg	
   in	
   der	
   Entwicklung	
   von	
   ganzen
   hierdurch	
   erfolgreich	
   Unternehmen	
   in	
   die	
   Lage	
   versetzt,                Staaten.
Entwicklungszusammenarbeit.	
  Technologieeinsatz	
  beim	
  Lernen	
  und	
  Lehren	
  —	
  7


   D a s Schaffen von E-Learning-Kapazitäten in                entwickelt und sind alle frei zugänglich und nutzbar.
Partnerländern, verfolgt einen dreiteiligen Ansatz.            Sie verfolgen den Ansatz freier Bildungsmaterialien
Hier geht es (a) um die Fortbildung von Einzelper-             (siehe Kapitel #openaccess); Bildungsinstitutionen
sonen zu E-Learning-Experten, (b) um den Auf- und              aus Entwicklungs- und Transformationsländern
Ausbau von Bildungsinstitutionen zu E-Learning-An-             können die Materialien also für ihre eigenen Zwecke
wendern und -Anbietern, und (c) um die Einleitung              oder als Bildungsanbieter in ihrem Land bzw. ihrer
von Veränderungsprozessen in Bildungssystemen                  Region weiter verwenden.
mittels neuer Lehr- und Lernmethoden. Die Ein-
                                                               8. Fazit
führung und Anwendung von E-Learning ist ein
idealer Ansatzpunkt für weitere Veränderungspro-               Technologiegestütztes Lernen und Lehren macht
zesse in Bildungssystemen. Durch die Einführung                auch vor der Entwicklungszusammenarbeit heute
von E-Learning auf institutioneller Ebene ergeben              nicht mehr Halt. Unter der Bedingung angepasster
sich früher oder später Auswirkungen auf der politi-           Konzepte, der richtigen Nutzung der Technik und
schen Ebene, so zum Beispiel zur Akkreditierung                mit speziell an die Zielgruppen und ihre Bedürfnisse
und Zertifizierung von E-Learning-Institutionen und            angepassten Inhalten und didaktischen Methoden ist
-Produkten. Damit bewirkt E-Learning mittelbar                 technologiegestütztes Lernen heute ein wichtiges In-
Prozesse, die häufig zum grundlegenden Überdenken              strument des Capacity Building und damit der inter-
von Bildungssystemen führen. Ein gutes Beispiel                nationalen Entwicklungszusammenarbeit. Gleich-
hierfür ist Kambodscha, das aktuell eine nationale             zeitig können zahlreiche speziell aus den Bedürf-
„E-Policy“ erarbeitet, unter anderem auch zum                  nissen der Entwicklungszusammenarbeit entstandene
Einsatz von technologiegestütztem Lernen im Bil-               Konzepte auch in Industrieländern wertvolle Hin-
dungssystem. Diese Programme gehen also eine                   weise und Anregungen für die weitere Nutzung von
Stufe weiter: Sie versetzen Institutionen in die Lage,         Technologien in verschiedensten Lernszenarien und
in Zukunft selbständig E-Learning anzubieten und               -situationen geben.
den Nutzen daraus nachhaltig zu ziehen. So macht               Literatur
Entwicklungszusammenarbeit sich irgendwann selbst
überflüssig, hat also ihr Ziel erreicht.                       ▸ Afemann, U. (2003). Internet als Entwicklungshelfer? Die
   Zur Umsetzung des zweiten Ansatzes kommen                     Dritte Welt und das Internet. In: Franziskaner Mission,
zum Beispiel Kurz- und Langzeitprogramme der                     Dortmund (Hrsg.), Franziskaner Mission, 3.
deutschen Entwicklungszusammenarbeit zum                       ▸ Boas, T.; Dunning, T. & Bussell, J. (2005). Will the digital revo-
Einsatz, die durch das deutsche Bundesministerium                lution revolutionize development? Drawing together the
für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-                      debate. In: Studies in Comparative International Development,
wicklung gefördert werden: „eLDI - eLearning Deve-               New York: Springer.
lopment & Implementation“, „eLiP - eLearning in                ▸ Böhm, D. (2010). Lokale Barrieren der globalen Informations-
Practice“ und „eAST - eApplication Skills Transfer“.             gesellschaft. Zum Stellenwert der Informations- und Kommu-
Die Kurse dauern drei Monat bis zu einem Jahr. Sie               nikationstechnologien in Entwicklungsländern. Hamburg: Di-
bieten Fortbildungen zu allen zentralen Themen in                plomica Verlag.
technologiegestützter Fernlehre an, beispielsweise zur         ▸ Niemann, J. (2007). Wesentlicher Inhalt. In: E+Z Entwicklung
Curriculumsentwicklung, zum Management von                       und Zusammenarbeit, Frankfurt am Main, 48.
Online-Gemeinschaften und zur E-Moderation.                    ▸ Schneider, C., Schön, S. & Wieden-Bischof, D. (2011). Mobile
Diese Kurse sind als Angebote in der Entwicklungs-               Lerngemeinschaften. In: S. Schön, D. Wieden-Bischof, C.
zusammenarbeit einzigartig. Seit knapp zehn Jahren               Schneider & M. Schumann (Hrsg.), Mobile Gemeinschaften.
wurden damit mehr als 1.200 Teilnehmer/innen von                 Erfolgreiche Beispiele aus den Bereichen Spielen, Lernen und
mehr als 100 Institutionen aus Lateinamerika, Süd-               Gesundheit. Salzburg: Salzburg Research, 61-80.
Ost-Asien, Zentralasien, Sub-Sahara-Afrika und dem             ▸ Schönstedt, A. & Sangmeister, H. (2010). Entwicklungszusam-
Kaukasus fortgebildet. Diese Länder setzen heute E-              menarbeit im 21. Jahrhundert: Ein Überblick. Baden-Baden:
Learning als Methode ein und verbreiten eigene                   Nomos.
Lerninhalte auf diesem Wege. Die Inhalte der ge-
nannten E-Learning-Programme wurden partner-
schaftlich mit Institutionen aus Entwicklungsländern

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Entwicklungszusammenarbeit - Technologieeinsatz beim Lernen und Lehren

  • 1.
  • 2. 2  —  Lehrbuch  für  Lernen  und  Lehren  mit  Technologien  (L3T) 1. Lernen  und  Lehren  in  der  Entwicklungszusammen-­‐ 2. Warum  technologiegestütztes  Lernen  in  der  Entwick-­‐ arbeit:  Capacity  Building lungszusammenarbeit?   Zunächst stellen sich bei diesem Thema die Frage: Auch Entwicklungszusammenarbeit entwickelt sich, Was ist Entwicklungszusammenarbeit bzw. Entwick- im wahrsten Sinne des Wortes. Die Frage, warum nun lungshilfe? Der Begriff der „Entwicklungszusam- auch technologiegestütztes Lernen Einzug in Ca- menarbeit“ betont, im Gegensatz zum veralteten pacity-Building-Maßnahmen der Entwicklungszusam- Konzept der „Entwicklungshilfe“, den partnerschaft- menarbeit findet, lässt sich sowohl aus der Sicht der lichen Charakter der Beziehungen zwischen Entwick- Geberländer als auch der Empfänger/innen beant- lungs- und Industrieländern. In der Entwicklungszu- worten. sammenarbeit heute steht das gemeinsame Bemühen von Industrieländern und Entwicklungsländern im Wo  sehen  Sie  die  größten  Vorteile  von  technologiege-­‐ Vordergrund weltweite Unterschiede in der sozio- ökonomischen Entwicklung und in den allgemeinen ? stützten  Lernangeboten  im  Rahmen  der  Entwicklungs-­‐ zusammenarbeit?   Warum   kann   es   beispielsweise Lebensbedingungen dauerhaft und nachhaltig abzu- sinnvoll   sein,   dass   eine   EntwicklungsorganisaKon   für bauen. Ein zentraler Begriff ist hier das „Capacity Teilnehmer/innen   aus   Namibia   eine   Schulung   zum Building“, dessen Verständnis wichtig für die später Thema   HIV/AIDS-­‐PrävenKon   als   E-­‐Learning   anbietet? Warum   kann   das   für   die   Teilnehmer/innen   aus   Na-­‐ beschriebenen Ausführungen zum Einsatz von tech- mibia  vorteilhaWer  sein,  als  an  einer  Präsenzschulung nologiegestützten Lernszenarien ist. teilzunehmen?   Capacity Building (engl. für „Aufbau von Kapa- zität“) ist eine der Methoden, die sich in den letzten Jahren als erfolgversprechend (und oftmals auch er- Im Folgenden werden wir von den Vorteilen techno- folgreich) für die Entwicklungszusammenarbeit ge- logisch gestütztem Lernen berichten, wie sie sich in zeigt hat. Es gibt zahlreiche Definitionen für Capacity bisherigen Projekten darstellten. Building. Eine davon deutet Capacity Building als die Vorteile  aus  Sicht  der  Geber/innen  und  Anbieter/innen Vermittlung von Handlungskompetenzen und Wissen, frei nach dem Montessori-Grundsatz: „Hilf Aus der Sicht der Geber/innen bzw. der Anbieter/in- mir, es selbst zu tun“. Capacity Building bedeutet in nen der Bildungsangebote ist technologiegestütztes diesem Sinne, die Handlungskompetenzen des Ein- Lehren nur eine von vielen Möglichkeiten, Infor- zelnen zu stärken und ihn zu befähigen, sein Wissen mation und Wissen zu transferieren und damit zur weiterzugeben. Teilnehmende an Capacity-Building- Entwicklung von Staaten beizutragen. Es macht nicht Programmen tragen ihre neuen Kompetenzen und in jedem Fall Sinn und sollte nicht zum reinen Selbst- Erfahrungen in ihre Behörden, Verbände, Kammern zweck werden. Technologiegestütztes Lernen kann und Unternehmen, in regionale und überregionale folgende Vorteile haben: Reisekosten für Exper- Institutionen. Sie tragen ihr Wissen an jene Stellen, an tinnen und Experten entfallen, Inhalte können denen Veränderungsprozesse angestoßen werden leichter adaptiert und angepasst werden; darüber können. hinaus stehen die Lerninhalte den Teilnehmern je- Strukturelle Veränderungen können sich aber nur derzeit, auch nach Beendigung des Programms zur dann langfristig durchsetzen, wenn die entspre- Verfügung. Weitere Vorteile sind, dass Fachwissen chenden Rahmenbedingungen stimmen. Das be- von Expertinnen und Experten vermittelt werden deutet letztlich, dass Veränderungsprozesse vertikal kann, die ansonsten vielleicht nicht zur Verfügung auf allen Ebenen greifen und horizontal alle Sektoren stehen würden: Wer reist schon gerne in ein von umfassen sollten, also politische Akteure ebenso wie Krieg, Unruhen und Krisen geschütteltes Land wie Vertreter/innen aus der Wirtschaft sowie der Zivilge- Afghanistan oder den Irak? Zudem können Lernin- sellschaft. halte vergleichsweise einfach an verschiedenste Ziel- gruppen, unterschiedliche individuelle Bedarfe und Was  bedeuten  „Veränderungsprozesse“  und  „Verände-­‐ unterschiedliche kulturelle Umgebungen angepasst ? rungsmanagement“?   Recherchieren   Sie   dazu.   In welcher   Weise   kann   technologiegestütztes   Lernen   in werden. der   Entwicklungszusammenarbeit   solche   Verände-­‐ rungsprozesse   unterstützen?   Entwerfen   und   disku-­‐ Keren   Sie,   am   besten   im   Gespräch   mit   einer   Partnerin oder  einem  Partner,  ein  mögliches  Szenario.  
  • 3. Entwicklungszusammenarbeit.  Technologieeinsatz  beim  Lernen  und  Lehren  —  3 lungsländer in die Entwicklungszusammenarbeit ein- Vorteile  für  die  Teilnehmer/innen bringt. Dieses wäre auf „konventionellem Weg“ fast Mit E-Learning-Angeboten können Zielgruppen an- unbezahlbar. gesprochen werden, die geographisch nicht ohne wei- 3. Besonderheiten  des  technologiegestützten  Lernens teres erreichbar sind. Entscheidungsträger/innen, in  der  internaKonalen  Entwicklungszusammenarbeit   beispielsweise in der Mongolei, haben so nicht immer Zeit und Lust, für ein Seminar eine Anreise von einer Die möglichen Vorteile des technologiegestützten Woche auf sich zu nehmen. An einem webbasierten Lernens können nur dann wirken, wenn sie für die Training würden sie eher teilnehmen und somit Ver- Zielgruppe erreichbar sind. Zentral sind dabei die änderungsprozesse mittragen können. Es ist auch Fragen nach der Infrastruktur sowie Voraussetzungen immer noch schwierig, Männer für Kindererzie- für den Umgang mit der Technologie und für das hungskurse in Aserbaidschan zu begeistern, obwohl verteilte Lernen, also die entsprechend notwendigen sich auch dort die Rollenverteilung drastisch ändert. Kompetenzen der jeweils angesprochenen Part- Aber an E-Learning-Kursen, bei denen sie nicht per- ner/innen und Teilnehmer/innen. sönlich teilnehmen müssen, sich also nicht „outen“ müssen, nehmen sie rege teil, zeigten Evaluierungser- gebnisse der Universität in Baku (Selbstauskunft der Technologiegestützte   Lernangebote   können,   sofern Universität Baku). ! sie   die   Zielgruppe   erreichen,   LernseYngs   ermög-­‐ lichen,  die  im  Präzenzunterricht  unter  Umständen  gar Ein weiterer Vorteil liegt in der möglichen Einbe- nicht  realisierbar  sind.   ziehung von benachteiligten Gruppen durch die Nutzung von Technologien. So haben Frauen Technische  Infrastruktur machmal keine Möglichkeit an Präsenztrainings teil- zunehmen, erhalten aber durch E-Learning Zugang Der Zugang der Teilnehmer/innen zu Technologien zu einzelnen Fortbildungen, sogar Bachelor- und ist beschränkt und die Telekommunikationsinfra- Master-Programmen. Besonders eindringlich lässt strukturen sind häufig noch ziemlich schlecht und sich dieses an einem Beispiel aus Afghanistan ver- teuer. Während man in den USA beispielsweise für deutlichen: So können dort Frauen, selbst wenn sie in einen Computer statistisch gesehen circa ein Monats- hohen Positionen in Ministerien sitzen, nur an Prä- gehalt aufwenden muss, kostet dieser einen Ein- senztrainings teilnehmen, wenn ein männlicher Ver- wohner von Bangladesch acht Jahresgehälter wandter sie zumindest begleitet. Es ist dem Seminar- (Afemann, 2003). Ähnlich verhält es sich mit den In- verlauf oft nicht dienlich, wenn hinter jeder Teilneh- ternetkosten. Computer mögen vorhanden sein, die merin ein Bruder oder Onkel sitzt. E-Learning ist Bandbreite des Internets aber ist sehr beschränkt; hier eine mögliche Lösung für alle Beteiligten. Wie neue Software fehlt. Insgesamt besitzen wesentlich zahlreiche weitere Beispiele aus Ländern des Nahen weniger Einwohner/innen der Entwicklungsländer Ostens zeigen, trägt der Austausch mit Angehörigen einen Zugang zum Internet als in den Industriena- anderer Kulturen in Foren und Chats weiter zur tionen (vgl. Abbildung 1). Selbstbestimmung teilnehmender Frauen bei. Es gelten also die gleichen Argumente, wie sie in der europäischen Diskussion zum E-Learning ange- bracht werden, also beispielsweise die Zeitersparnis, Flexibilität und Kosteneffizienz. Hinzu kommen aber auch weitere, spezifische Vorteile, beispielsweise die Anonymität der Teilnahme. Wird in multikulturellen Lerngruppen gelernt, das heißt zum Beispiel in einer internationalen Gruppe, können Lerntechnologien Wege eröffnen, die auf konventionellem Weg fast un- bezahlbar und unrealistisch sind. Teilnehmer/innen aus den verschiedensten Regionen der Welt können sich austauschen, vernetzen und gemeinsam Lö- sungen erarbeiten. Es kommt vor allem auch zu Abbildung  1:  Internetnutzer/innen  je  100 einem Dialog, der das „Geber-Nehmer“-Schema der Einwohner/innen.  Quelle:  ITU  World  Telecommunica-­‐ Entwicklungs„hilfe“ durchbricht und insofern in be- tions,  URL:  http://www.itu.int/ITU-­‐ sonderem Maße die andere Perspektive der Entwick- D/ict/statistics/index.html  [2010-­‐12-­‐12]
  • 4. 4  —  Lehrbuch  für  Lernen  und  Lehren  mit  Technologien  (L3T) In der Praxis: Das Bandbreitenproblem 9600   bit/s   entspricht   der   mobilen   GSM-­‐Datenrate   und   be-­‐ raten   die   etwa   Hundert   Mal   höher   sind,   also   bei   bis   zu   1 nennt   die   Übertragungsgeschwindigkeit   in   "bit   per   second". Mbit/s  liegen,  als  unerträglich  langsam  und  würden  frustriert Nutzer/innen   in   Mibeleuropa   erleben   heute   Übertragungs-­‐ den  Web-­‐Browser  schließen.   Eine große Hürde ist bei webbasierten Lern- der besondere Nutzen und teilweise sogar das Ziel angeboten das „Bandbreitenproblem“: Zahlreiche der begründet, nehmen Teilnehmer/innen aus den unter- heute genutzten und hoch gelobten, interaktiven und schiedlichsten Kontinenten, Regionen, Ländern, Reli- lernmotivierenden Angebote im Internet beruhen auf gionen, Ethnien teil, die verschiedenste Sprachen Techniken, die einen enormen Datentransfer in sprechen und verschiedenste Lernerfahrungen ge- kurzer Zeit erfordern. Als Beispiel seien hier nur macht haben. Videos, Audiowiedergabe oder gar bandbreitenin- Die neuen Lerntechnologien, das Internet, Mobil- tensive Angebote wie Videokonferenzen, genannt. telefone, Computer und Kommunikationstechnik be- Wenn Teilnehmer/innen aus Mali oder aus dem wegen sich besonders in den Entwicklungsländern in mongolischen Gobi-Altai an einem Kurs teilnehmen einem dynamischen Spannungsfeld zwischen traditio- möchte, so stellen diese Techniken bei einer 9.600 nellen, erprobten Lernmethoden und technologiege- bit/s Modem-Anbindung eine unüberwindbare stützten innovativen Lernformen. Hürde dar und stellen die Zielerreichung des Pro- All dieses spiegelt sich in der Aufbereitung und gramms der Entwicklungszusammenarbeit mehr als Durchführung der Kurse wider: die Didaktik, das nur in Frage (siehe Box „In der Praxis“ oben). Ein Layout, die Bebilderung und die Sprache stellen be- Alternative ist in manchen Fällen, zumindest in sondere Herausforderungen dar. Praktiker/innen be- Ländern in denen die entsprechende Infrastruktur richten dabei auch, dass die Begeisterung für tech- vorhanden ist, die Nutzung von Mobiltelefonen nische Innovationen und neue Medien in Entwick- (siehe Box „In der Praxis“ unten). Freilich ergeben lungsländern oftmals besonders hoch ist. sich in M-Learning-Szenarien wiederum besondere Probleme für die Aufbereitung des zu vermittelnden Wissens. Weitere  Herausforderungen Welche  Technologien  kommen  in  Kursen  zum  Einsatz, Andererseits sind aber natürlich auch sprachliche ? die   Sie   kennen?   Recherchieren   Sie,   wie   viel   Band-­‐ breite  diese  benöKgen.  Würden  Sie  diese  Technologie Fragen zu beachten. Dabei gibt es besondere kultu- noch   nutzen,   wenn   Sie   eine   sehr   langsame   Internet-­‐ relle und interkulturelle Aspekte zu berücksichtigen. verbindung  häben? Die Gegebenheiten des täglichen Lebens und des Arbeitsalltags, beispielsweise die Zeit des islami- schen Fastenmonats Ramadan sind teilweise gänzlich Wählen   Sie   eine   Ihrer   Lehrveranstaltungen   aus:   Wie anders als bei uns. Eine Herausforderung stellen auch interkultu- ? könnte  der  Inhalt,  möglichst  textbasiert  und  leicht  ver-­‐ ständlich,  auhereitet  werden? relle Aspekte dar. An Programmen der Entwick- lungszusammenarbeit, und darin liegt ja oftmals auch In der Praxis: Mobile HIV/Aids-Prävention in Südafrika In   keinem   anderen   Land   gibt   es   mehr   Menschen,   die   an daher   Kurznachrichten   verschickt:   Mit   Hilfe   solcher   SMS HIV/Aids  erkrankt  sind  als  in  der  Republik  Südafrika,  die  von sollen   Jugendliche   sensibilisiert   werden,   auf   AkKonen   und der  Europäischen  Union  nicht  eindeuKg  als  Entwicklungsland Unterstützung   aufmerksam   gemacht   werden,   beispielsweise zugeordnet   wird.   Um   möglichst   viele   gefährdete   Menschen, auf  Kondomausgabestellen. also   vor   allem   Jugendliche   und   junge   Erwachsene   zu   er-­‐ reichen,   wird   das   Mobiltelefon   eingesetzt,   das   die   meisten Quelle:  hbp://www.cell-­‐life.org/cellphones-­‐4-­‐hiv   von   ihnen   besitzen.   Im   Projekt   „Cellphones   4   HIV“   werden [2010-­‐12-­‐12];  Schneider  et  al.,  2010,  88f
  • 5. Entwicklungszusammenarbeit.  Technologieeinsatz  beim  Lernen  und  Lehren  —  5 4. PragmaKscher  Umgang  mit  der  Technik einem Kasachen. Auch gibt es nationale politische Es gilt also Lösungen zu finden, sich technisch zu be- Freund- und Feindschaften sowie entsprechende Ste- schränken und eine spezielle Methodik und Didaktik reotypen und Vorurteile. zu entwickeln, die diesen Umständen Rechnung trägt. Nehmen wir als Beispiel nur die grafische Ge- Dieses stellt eine große Herausforderung für alle Be- staltung des Kurses: Im besten Falle sollte bei jedem teiligten dar, gleich ob Autor/in, Didaktiker/in, tech- Bild ein Mensch aus jeder Bevölkerungsgruppe, nische Entwickler/in, Grafiker/in oder Tutor/in. beider Geschlechter, jedes Landes in jeder Rolle, also ▸ Lernmaterialien auf CD-ROM sind vielfach eine beispielsweise als Ärztin oder Patientin, zu sehen hilfreiche Option, wenn keine ausreichende Inter- sein. Wird eine die Diversität einer solchen Dar- netanbindung vorhanden ist. stellung, sofern sie überhaupt gelingt, als positiv emp- ▸ Häufig sind Mobiltelefone weit verbreitet und funden? Oder schafft dies erst Raum für Fremden- stellen damit eine Option in Sachen Erreichbarkeit feindlichkeit, Vorbehalte und entsprechende Refle- der Teilnehmer/innen dar. xionen der Teilnehmer/innen? Neutrale Strich- ▸ Bei webbasierten Anwendungen ist ein Verzicht männchen sind eine naheliegende Lösung. Aber wäre auf statt von bandbreitenintensiven Anwen- das dann förderlicher für das Lernen? dungen, insbesondere Reduktion von Bildern und Es zeigt sich deutlich: Scheinbar simple Fragen Multimedia, häufig notwendig. nach Inhalten und Darstellung müssen von den Be- teiligten je nach entwicklungspolitischer Zielsetzung Kursentwickler/innen haben die Erfahrung gemacht, des Capacity Building und je nach regionalem oder dass die eingeschränkten Möglichkeiten oft die Kon- multikulturellem Kontext neu gestellt und beant- zentration auf das, was wirklich wichtig ist, nämlich wortet werden. Das Wissen darüber und ein sensibler eine saubere Konzeption und Umsetzung der Kursin- Umgang mit den kulturellen Besonderheiten der Ziel- halte, forciert. Vielleicht auch, weil sich schlechte In- gruppe ist dabei notwendige Voraussetzung. halte nicht mehr hinter Animationen, Videos oder Si- 6. Technologiegestütztes  Lernen  als  Empowerment mulationen „verstecken“ können. Das Potenzial von technologisch gestütztem Lernen 5. Sensibler  Umgang  mit  (inter-­‐)  kulturellen  Vorausset-­‐ und Lehren in der Entwicklungszusammenarbeit liegt zungen vor allem darin, Know-How im Umgang mit den In- Nehmen wir als Beispiel einen Kurs, in dem Teil- formations- und Kommunikationstechnologien auf- nehmer/innen aus Bildungseinrichtungen in Zen- zubauen, also die Fähigkeit, auch in Entwicklungs- tralasien (Usbekistan, Tadschikistan, Kasachstan, Kir- ländern selbstständig weltweit verfügbare Informa- gisistan) erlernen wollen, wie man mit dem Thema tionen und vorhandenes Wissen für sich nutzbar zu HIV/AIDS im Gesundheitswesen umgehen kann machen. Informations- und Kommunikationstechno- und welche Konzepte in diesem Bereich bestehen logien sind für die Entwicklungszusammenarbeit in- und evtl. übernommen werden könnten. sofern vor allem ein Instrument der Steigerung der Die potentiellen Teilnehmer/innen kommen zwar Autonomie oder Selbstbestimmung (engl. „Empo- alle aus einer Region (Zentralasien), sprechen aber werment“). Sie sind ein Werkzeug, um die Bildungs- verschiedene Sprachen (mit Russisch als mögliche ge- chancen der Armen zu erhöhen und um mehr Men- meinsame Sprache, die man in allen Ländern, aller- schen die Teilnahme am gesellschaftlichen und wirt- dings in unterschiedlichem Maße, beherrscht), sie schaftlichen Leben zu ermöglichen. Je schneller die haben unterschiedliche Religionen in unterschied- Menschen, gerade Frauen und Mädchen, aus mög- lichen Ausprägungen mit unterschiedlichen Einstel- lichst allen sozialen Schichten an die neue Techno- lungen zu Sexualität und der Rolle der Frau in der logie herangeführt werden, umso schneller wird der Gesellschaft. Stereotype und historische Empfind- Anschluss an die globale Informations- und Wissens- samkeiten beeinflussen die Wahrnehmung des jeweils gesellschaft gelingen. Und gerade in dieser Hinsicht anderen. Im Kommunikationsverhalten, der Gestik stößt technologiegestütztes Lernen als Instrument für und Mimik, Ritualen spiegeln sich unterschiedliche Entwicklung und im Einsatz des Capacity Building Tabus wider, beispielsweise welche Person eine auch an seine Grenzen, nämlich die politisch-wirt- andere zuerst grüßen sollte und wie dies auf keinen schaftlichen Strukturen: Das Angebot darf nicht Fall geschehen sollte. Auch unterscheidet sich bei- allein der städtischen Elite, der Schicht der Reichen spielsweise eine Usbekin in ihrem Äußeren deutlich und Mächtigen zu Gute kommen. Damit auch länd- von einer Kirgisin, ein Tschetschene deutlich von liche Regionen und Menschen in Armut davon profi- tieren, bedarf es nationaler, umfassender E-Learning-
  • 6. 6  —  Lehrbuch  für  Lernen  und  Lehren  mit  Technologien  (L3T) Strategien bzw. einer nationalen E-Policy. Informati- onsfreiheit und Rechtssicherheit müssen gewähr- leistet sein. Mit der „Global Campus 21 E-Academy“, die im Auftrag des deutschen Bundesministeriums für Wirt- schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung entwi- ckelt wurde, gibt es zudem ein umfassendes Angebot an freien und gebührenpflichtigen Kursen zu fast allen Themen der Entwicklungszusammenarbeit. Nachhaltigkeit spielt dabei eine entscheidende Rolle (siehe Abbildung 2). 7. Förderung  von  E-­‐Learning  als  Empowerment   Abbildung  2:  Überblick  über  das  Kursangebot  bei  der Vor dem Hintergrund, dass Kompetenzen im „GC21  E-­‐Academy“.  Quelle:  http://www.gc21-­‐eacade-­‐ Umgang mit Informationstechnologien und im my.org  [2010-­‐12-­‐12] Lernen mit technologischer Unterstützung die Auto- nomie und Selbstbestimmung unterstützen, gibt es zahlreiche Initiativen der Entwicklungszusammen- arbeit, die sich den Ausbau entsprechender Kompe- tenzen auf die Fahne geschrieben haben. In der Praxis: One Laptop per Child Das   Project   „One   Laptop   per   Child“,   kurz   OLPC,   hat   den Jahren   von   MIT-­‐Professor   Seymour   Papert   angestellt.   In AuWrag,   Bildungschancen   für   die   Ärmsten   der   Welt   zu einem   Forschungsprojekt   brachte   er   Computertechnologie   in schaffen,   indem   sie   jedes   Kind   mit   einem   robusten,   kosten-­‐ ein  afrikanisches  Dorf.  Er  beobachtete,  inwieweit  die  Kinder, günsKgen,   stromsparenden   Laptop   ausstabet.   Zu   diesem die  vorher  keinen  Kontakt  damit  haben,  innerhalb  kürzester Zweck  wurden  Hardware,  Inhalte  und  SoWware  für  kollabora-­‐ Zeit   lernten,   den   Computer   anzuwenden   und   sich   so   neues Kves,   spannendes   und   selbstbesKmmtes   Lernen   entwickelt. Wissen  aneigneten.  Bei  weiteren  Überlegungen  kam  am  MIT Mit  dem  Zugang  zu  InformaKonen  und  Technologien  wird  es die  Idee  auf,  ein  100-­‐Dollar-­‐Laptop  speziell  für  Entwicklungs-­‐ gelingen,   Kinder   lernen,   teilen   und   gestalten   zu   lassen.   Sie länder  zu  konzipieren.   werden   miteinander   verbunden,   zur   Schaffung   einer   bes-­‐ Als   sich   abzeichnete,   dass   das   Projekt   den   Rahmen   eines seren  ZukunW.   reinen   Forschungsprojektes   sprengen   würde,   wurde   zu dessen   Umsetzung   in   die   Praxis   die   gemeinnützige   Gesell-­‐ Erste  Überlegungen  bezüglich  eines  Wissenstransfers  in  Ent-­‐ schaW  One  Laptop  per  Child  gegründet. wicklungs-­‐  und  Schwellenländer  wurden  schon  in  den  1970er In der Praxis: „Open Source and more IT for African Business“ „Open   Source   and   more   IT   for   African   Business“   ist   eine Open-­‐Source-­‐SoWware  einzusetzen;  einerseits  direkt  und  an-­‐ Sammlung  von  E-­‐Learning-­‐Kursen  zum  effekKven  Einsatz  von dererseits   indem   sie   andere   Unternehmen   in   der   Nutzung Open-­‐  Source-­‐SoWware  in  kleinen  und  mibelständischen  Un-­‐ dieser  kostenlosen  und  dennoch  legalen  SoWware  schulen.  Es ternehmen.   Alle   Kurse   dieser   Suite   sind   mit   einer   CreaKve-­‐ ist   schon   Erfolg,   das   Verständnis   für   die   Nutzung   „legaler“ Commons-­‐Lizenz   veröffentlich   und   können   damit   auch   für SoWware   entwickelt   wird;   die   Legalisierung   der   SoWwarean-­‐ eigene   Schulungsangebote   eingesetzt   werden.   Es   werden wendung   ist   ein   Erfolg   in   der   Entwicklung   von   ganzen hierdurch   erfolgreich   Unternehmen   in   die   Lage   versetzt, Staaten.
  • 7. Entwicklungszusammenarbeit.  Technologieeinsatz  beim  Lernen  und  Lehren  —  7 D a s Schaffen von E-Learning-Kapazitäten in entwickelt und sind alle frei zugänglich und nutzbar. Partnerländern, verfolgt einen dreiteiligen Ansatz. Sie verfolgen den Ansatz freier Bildungsmaterialien Hier geht es (a) um die Fortbildung von Einzelper- (siehe Kapitel #openaccess); Bildungsinstitutionen sonen zu E-Learning-Experten, (b) um den Auf- und aus Entwicklungs- und Transformationsländern Ausbau von Bildungsinstitutionen zu E-Learning-An- können die Materialien also für ihre eigenen Zwecke wendern und -Anbietern, und (c) um die Einleitung oder als Bildungsanbieter in ihrem Land bzw. ihrer von Veränderungsprozessen in Bildungssystemen Region weiter verwenden. mittels neuer Lehr- und Lernmethoden. Die Ein- 8. Fazit führung und Anwendung von E-Learning ist ein idealer Ansatzpunkt für weitere Veränderungspro- Technologiegestütztes Lernen und Lehren macht zesse in Bildungssystemen. Durch die Einführung auch vor der Entwicklungszusammenarbeit heute von E-Learning auf institutioneller Ebene ergeben nicht mehr Halt. Unter der Bedingung angepasster sich früher oder später Auswirkungen auf der politi- Konzepte, der richtigen Nutzung der Technik und schen Ebene, so zum Beispiel zur Akkreditierung mit speziell an die Zielgruppen und ihre Bedürfnisse und Zertifizierung von E-Learning-Institutionen und angepassten Inhalten und didaktischen Methoden ist -Produkten. Damit bewirkt E-Learning mittelbar technologiegestütztes Lernen heute ein wichtiges In- Prozesse, die häufig zum grundlegenden Überdenken strument des Capacity Building und damit der inter- von Bildungssystemen führen. Ein gutes Beispiel nationalen Entwicklungszusammenarbeit. Gleich- hierfür ist Kambodscha, das aktuell eine nationale zeitig können zahlreiche speziell aus den Bedürf- „E-Policy“ erarbeitet, unter anderem auch zum nissen der Entwicklungszusammenarbeit entstandene Einsatz von technologiegestütztem Lernen im Bil- Konzepte auch in Industrieländern wertvolle Hin- dungssystem. Diese Programme gehen also eine weise und Anregungen für die weitere Nutzung von Stufe weiter: Sie versetzen Institutionen in die Lage, Technologien in verschiedensten Lernszenarien und in Zukunft selbständig E-Learning anzubieten und -situationen geben. den Nutzen daraus nachhaltig zu ziehen. So macht Literatur Entwicklungszusammenarbeit sich irgendwann selbst überflüssig, hat also ihr Ziel erreicht. ▸ Afemann, U. (2003). Internet als Entwicklungshelfer? Die Zur Umsetzung des zweiten Ansatzes kommen Dritte Welt und das Internet. In: Franziskaner Mission, zum Beispiel Kurz- und Langzeitprogramme der Dortmund (Hrsg.), Franziskaner Mission, 3. deutschen Entwicklungszusammenarbeit zum ▸ Boas, T.; Dunning, T. & Bussell, J. (2005). Will the digital revo- Einsatz, die durch das deutsche Bundesministerium lution revolutionize development? Drawing together the für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent- debate. In: Studies in Comparative International Development, wicklung gefördert werden: „eLDI - eLearning Deve- New York: Springer. lopment & Implementation“, „eLiP - eLearning in ▸ Böhm, D. (2010). Lokale Barrieren der globalen Informations- Practice“ und „eAST - eApplication Skills Transfer“. gesellschaft. Zum Stellenwert der Informations- und Kommu- Die Kurse dauern drei Monat bis zu einem Jahr. Sie nikationstechnologien in Entwicklungsländern. Hamburg: Di- bieten Fortbildungen zu allen zentralen Themen in plomica Verlag. technologiegestützter Fernlehre an, beispielsweise zur ▸ Niemann, J. (2007). Wesentlicher Inhalt. In: E+Z Entwicklung Curriculumsentwicklung, zum Management von und Zusammenarbeit, Frankfurt am Main, 48. Online-Gemeinschaften und zur E-Moderation. ▸ Schneider, C., Schön, S. & Wieden-Bischof, D. (2011). Mobile Diese Kurse sind als Angebote in der Entwicklungs- Lerngemeinschaften. In: S. Schön, D. Wieden-Bischof, C. zusammenarbeit einzigartig. Seit knapp zehn Jahren Schneider & M. Schumann (Hrsg.), Mobile Gemeinschaften. wurden damit mehr als 1.200 Teilnehmer/innen von Erfolgreiche Beispiele aus den Bereichen Spielen, Lernen und mehr als 100 Institutionen aus Lateinamerika, Süd- Gesundheit. Salzburg: Salzburg Research, 61-80. Ost-Asien, Zentralasien, Sub-Sahara-Afrika und dem ▸ Schönstedt, A. & Sangmeister, H. (2010). Entwicklungszusam- Kaukasus fortgebildet. Diese Länder setzen heute E- menarbeit im 21. Jahrhundert: Ein Überblick. Baden-Baden: Learning als Methode ein und verbreiten eigene Nomos. Lerninhalte auf diesem Wege. Die Inhalte der ge- nannten E-Learning-Programme wurden partner- schaftlich mit Institutionen aus Entwicklungsländern