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Ein Projekt der Ortsgruppe Dresden

Bahnhofstest 2010/11
Service, Sicherheit und Sauberkeit an Bahnstationen
im Verkehrsverbund Oberelbe




 Foto: Felix Thiele
Vorwort –
Warum ein Bahnhofstest?

Liebe Leserinnen und Leser,

Mobilität ist ein wichtiges Bedürfnis der Bevölkerung. Voraussetzung dabei ist die
Sicherung einer umwelt- und stadtverträglichen, sicheren und sanften Mobilität, die
durch einen hohen Anteil des öffentlichen Personenverkehrs am Modal Split erreicht
werden kann.

Um diese Attraktivität des öffentlichen Personenverkehrs zu fördern, muss Wert auf
Kundenorientierung gelegt werden. Neben bezahlbaren Fahrpreisen, Schnelligkeit,
Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit, gepflegten Fahrzeugen sowie ausreichender
Taktfrequenzen ist die Aufenthaltsqualität an Bahnhöfen und auf Bahnsteigen für die
Attraktivität einer Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln – so auch mit der Eisenbahn
- von Bedeutung.

In ihren Publikationen nennt die Deutsche Bahn AG „Wohlfühlbahnhöfe“ ihr Ziel.
Doch wie kundenfreundlich sind unsere Bahnstationen wirklich? Welche Bereiche
bergen noch Verbesserungspotenzial? Haltestellen wie Bahnstationen sind der erste
Kontakt mit dem öffentlichen Verkehr, und oft auch das sichtbarste Aushängeschild.
Als "Vorzimmer des Verkehrs" müssen sie einladend und funktional zugleich sein.
Ungepflegte Stationen mit unzureichendem Informationsangebot schrecken dagegen
ab.

Um    einerseits   gelungene   Umsetzungen     des    Infrasturkturmanagements     im
Bahnhofsbereich aufzuzeigen und andererseits auf Missstände hinzuweisen, hat der
Verkehrsclub Deutschland Landesverband Elbe-Saale e.V., Ortsgruppe Dresden, mit
vorliegender Studie alle 129 dem Personenverkehr dienenden, bahnrelevanten
Stationen des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) hinsichtlich Service, Sicherheit
und Sauberkeit geprüft.




                                                        Bahnhofstest 2010/11             1
Inhaltsverzeichnis

    1. Motivation ........................................................................................ 4

             1.1     Der VCD und die Rolle der Ortsgruppe Dresden ............................................4

             1.2     Überprüfte Stationen .....................................................................................5

             1.3     Vorgehensweise.............................................................................................7

    2. Bewertung und Auswertung ............................................................... 8

             2.1     Stationskategorisierung ..................................................................................8

             2.2     Kriterien und Anforderungen .........................................................................9

             2.3     Aspekt: Barrierefreiheit ................................................................................10

             2.4     Aspekt: Bike&Ride und Park&Ride ...............................................................12

             2.5     Aspekt: Fahrgastinformation und –kommunikation ......................................13

             2.6     Aspekt: Aufenthaltsqualität, Sauberkeit, Schadensfreiheit ............................15

             2.7     Aspekt: Zugangebot ....................................................................................16

             2.8     Die Gewichtung ...........................................................................................18

    3. Die Ergebnisse ................................................................................. 19

             3.1     Gesamteindruck ...........................................................................................19

             3.2     Missstände und Defizite insgesamt ..............................................................20

             3.3     Erfreuliche Merkmale insgesamt ..................................................................23

             3.4     Die Letztplatzierten – So bitte nicht! ............................................................23

             3.5     Die Testsieger – Vorbildlich! .........................................................................26

             3.6     Im Fokus: Hauptbahnhof Dresden ...............................................................28

             3.7     Im Fokus: Bahnhof Dresden-Neustadt .........................................................30

             3.8     Die Stationen im Überblick ..........................................................................32

    4. Fazit ................................................................................................ 40

             4.1     Welche Maßnahmen müssen getroffen werden? .........................................40

             4.2     Vorgesehene oder gegenwärtig durchgeführte Sanierungen........................41

             4.3     Interview mit den Bahnhofstestern – ein Resümee .......................................43

             4.4     Schlusswort und Dank .................................................................................48




2   Bahnhofstest 2010/11
5. Anhang ........................................................................................... 49

         5.1    Der Bewertungsbogen ................................................................................. 49

         5.2    Die Gewichtungstabelle ............................................................................... 51

         5.3    Pressespiegel und Öffentlichkeitsarbeit........................................................ 54

         5.4    Ansprechpartner und Treffpunkte ............................................................... 56




                                                                       Bahnhofstest 2010/11                                 3
1. Motivation

    1.1     Der VCD und die Rolle der Ortsgruppe Dresden

    Der Verkehrsclub Deutschland ist ein eingetragener Verein, der sich seit 1986 mit
    effizienter Mobilität und stadtverträglicher Verkehrsentwicklung beschäftigt. Seinen
    bundesweit 60.000 Mitgliedern und Förderern bietet der VCD Interessenvertretung,
    Beratung und praktische Leistungen vom Schutzbrief bis zur ökologischen
    Rentenversicherung. Seine Ziele sind ein optimales Bus- und Bahnangebot, mehr
    Platz für Fahrräder, umweltschonende Autos, mehr Sicherheit für Kinder, sichere und
    gute Fuß- und Radwegeverbindungen auch für Senioren und Mobilitätsbeschränkte.
    So sieht verkehrsträgerübergreifende nachhaltige Mobilität aus.

    Um diese Zielvorstellung zu verwirklichen, setzt sich der VCD für eine
    stadtverträgliche, zukunftsfähige Verkehrsentwicklung ein. Der VCD ist somit der
    einzige Verkehrsclub mit Klimaschutzfaktor, dessen Credo lautet: Wir machen uns
    stark für eine umwelt- und sozialverträgliche, sichere und gesunde Mobilität!
    Zukunftsfähige Verkehrspolitik ist für den VCD nicht nur auf ein einziges
    Verkehrsmittel fixiert, sondern setzt auf eine intelligente Kombination und das
    sinnvolle Miteinander aller Arten von Mobilität. Dabei arbeitet der VCD auf zwei
    unterschiedlichen Ebenen: Zum einen berät er als Fach- und Lobbyverband Politik
    und Wirtschaft, initiiert innovative Projekte, setzt Themen auf die Agenda und
    begleitet Gesetzgebungsprozesse. Zum anderen vertritt der VCD als Mitglieder- und
    Verbraucherverband die Interessen aller mobilen Menschen.

    Dem Landesverband Elbe-Saale, der die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und
    Thüringen umfasst, gehören 1.300 Mitglieder an. Aktive Ortsgruppen gibt es unter
    anderem in Dresden, Leipzig, Halle, Erfurt, Gera und Freiberg.

    Dresden, als mitgliederstärkste Ortsgruppe im Landesverband, behandelt vor allem
    regionale Themen in der Region Dresden. So verfolgt und bewertet sie aktuelle
    politische Entwicklungen wie den Entwurf des Luftreinhalteplans oder des
    Nahverkehrsplans des Verkehrsverbundes Oberelbe. Außerdem berät die Ortsgruppe
    hinsichtlich Verkehrsplanung und Fahrgastmanagement, wie dem Ausbau von
    Straßen oder der Einführung von Sozialtickets, mit dem Ziel, gestaltend in die
    Zukunftsplanung einzugreifen. Des Weiteren ist sie am Runden Tisch zum Entwurf
    des Verkehrsentwicklungsplanes 2025 beteiligt und bearbeitet jedes Jahr ein
    größeres Projekt. Im Jahr 2009 befasste sich die Ortsgruppe mit optimaler
    Verkehrsplanung für Fußgänger am Beispiel von Straßenüberwegen in Dresden.




4   Bahnhofstest 2010/11
1.2 Überprüfte Stationen

Überprüft wurden alle 129 Stationen im Einzugsgebiet des Verkehrsverbundes
Oberelbe (VVO), die von Personenzügen bedient werden.

Zum Testzeitpunkt waren dies folgende Stationen:

Dresden-Friedrichstadt,    Dresden-Cotta,         Dresden-Kemnitz,       Dresden-Stetzsch,
Cossebaude,      Niederwartha,     Radeberg-Naundorf,        Dresden    Freiberger    Straße,
Dresden Mitte, Dresden-Neustadt, Dresden-Pieschen, Dresden-Trachau, Radebeul
Ost, Radebeul West, Radebeul-Zitzschewig, Coswig, Neusörnewitz, Meissen,
Meissen Triebischtal, Miltitz-Roitzschen, Deutschenbora, Nossen, Riesa, Seerhausen,
Stauchitz, Glaubitz, Nünchritz, Priestewitz, Niederau, Weinböhla, Zeithain, Tiefenau,
Wülknitz, Gröditz, Prösen West, Prösen, Elsterwerda, Elsterwerda-Biehla, Prösen Ost,
Frauenhain, Zabelitz, Großenhain Cottbusser Bahnhof, Lampertswalde, Ortrand,
Ruhland, Hosena, Lauta, Schwarzkollm, Hoyerswerda, Hoyerswerda-Neustadt,
Lohsa, Uhyst(Spree), Dresden-Strehlen, Dresden-Reick, Dresden-Dobritz, Dresden-
Niedersedlitz,    Dresden-Zschachwitz,         Heidenau,     Heidenau    Süd,     Heidenau-
Großsedlitz, Pirna, Obervogelgesang, Stadt Wehlen, Kurort Rathen, Königstein, Bad
Schandau, Krippen, Schmilka-Hirschmühle, Schöna, Pirna-Copitz, Pirna-Copitz Nord,
Lohmen,     Dürrröhrsdorf,        Helmsdorf,      Stolpen,     Langenwollmsdorf       Mitte,
Langenwollmsdorf, Neustadt, Krumhermsdorf, Sebnitz, Amtshainersdorf, Ulbersdorf,
Mittelndorf, Goßdorf-Kohlmühle, Porschdorf, Rathmannsdorf, Dohna, Köttewitz,
Weesenstein,         Burkhardswalde-Maxen,             Mühlbach,         Niederschlottwitz,
Oberschlottwitz,     Glashütte,     Bärenhecke-Johnsbach,        Bärenstein,    Lauenstein,
Hartmannmühle, Geising, Kurort Altenberg, Dresden-Plauen, Freital-Potschappel,
Freital-Deuben, Freital-Hainsberg, Freital-Hainsberg West, Tharandt, Edle Krone,
Klingenberg-Colmnitz,     Dresden-Industriegelände,          Dresden-Klotzsche,      Dresden
Grenzstraße, Dresden-Flughafen, Weixdorf Bad, Weixdorf, Hermsdorf, Ottendorf-
Okrilla Süd, Ottendorf-Okrilla Haltepunkt, Ottendorf-Okrilla Nord, Laußnitz,
Königsbrück, Langebrück, Radeberg, Arnsdorf, Kleinröhrsdorf, Großröhrsdorf,
Pulsnitz, Bischheim-Gersdorf, Kamenz.




                                                              Bahnhofstest 2010/11              5
Der Netz- und Tarifzonenplan zeigt den Verbundbereich des VVO
    Quelle: Verkehrsverbund Oberelbe, Stand Dezember 2010




6   Bahnhofstest 2010/11
1.3     Vorgehensweise

Mit der Planung für den Bahnhofstest wurde im Mai 2010 begonnen, fertig gestellt
wurde er im April 2011. Die Bewertung der Stationen erfolgte im Zeitraum Juli bis
Oktober 2010 Das Gebiet der VVO umfasst 129 Stationen, die von einem
zwölfköpfigen Projektteam verantwortungsbewusst und objektiv bewertet wurden.

Zuerst wurden Aufgabengebiete und Verantwortlichkeiten abgesteckt. Die weitere
Vorgehensweise gliederte sich in folgende Aufgabenbereiche:

       Alle testrelevanten Stationen ermitteln.
       Stationen zu "Routen" zusammenfassen. Etwa vier bis acht Stationen bilden
        ein Bündel. Möglichst nahe beieinander und durch Relationen verbunden,
        sodass ein Bündel an einem (oder einem halben Tag) zu schaffen ist.
        Einzelne Routen zeitlich planen.
       Kriterienkatalog erstellen.
       Den Fragebogen erstellen.
       Einen Pretest durchführen, also den Bewertungsbogen anhand ausgewählter
        Stationen testen, um herauszufinden, ob er in sich schlüssig ist, die Kriterien
        verständlich formuliert und vollständig sind.
       Einen   Leitfaden    erstellen   mit   Hinweisen   und   Durchführung     einer
        Informationsveranstaltung für die Tester, damit jeder weiß, worauf beim
        Bewerten zu achten ist, um jede Bahnstation mit demselben Maßstab zu
        bewerten.

Da die Projektmitarbeiter jeweils unterschiedliche Kriterien als wichtig erachten,
müssen Kompromisse eingegangen werden, damit ein gemeinsamer Nenner
gefunden wird. Außerdem gibt es Kriterien, die binär (ja, nein) und quantitativ und
damit objektiv zu beantworten sind (Fahrkartenautomat vorhanden?) und solche, die
qualitativ und damit subjektiv sind und im Auge des Betrachters liegen: Gibt es eine
ausreichende Zahl an Sitzgelegenheiten? Macht der Bahnhofsvorplatz grundsätzlich
einen gepflegten Eindruck?




                                                           Bahnhofstest 2010/11           7
2.      Bewertung und Auswertung

    2.1     Stationskategorisierung


    Um jeden Bahnhof anforderungsgerecht zu betrachten und dadurch die Stationen
    vergleichbar und den Handlungsbedarf objektiv bestimmbar zu machen, ist es
    wichtig, das Notenschema explizit aufzuschlüsseln, um eine Gleichheit der Benotung
    zu erreichen. Des Weiteren gilt für unterschiedliche Bahnhofskategorien ein
    differenziertes Verständnis von Anforderungen an deren Qualität. Deshalb wurden
    die überprüften Bahnhöfe kategorisiert, wobei auf ein einheitliches Verständnis der
    verschiedenen Bahnhofskategorien Wert gelegt werden muss. Diese Kategorisierung
    hängt von der verkehrlichen Bedeutung der Station ab. Die Ausformulierung der
    einzelnen Bewertungskriterien erfolgt in Anlehnung an gesetzliche Grundlagen.

    Die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) enthält folgende Formulierungen:
    „Bahnhöfe sind Bahnanlagen mit mindestens einer Weiche, wo Züge beginnen,
    enden, ausweichen oder wenden dürfen.“ (§ 4 Abs. 2, EBO II), sowie „Haltepunkte
    sind Bahnanlagen ohne Weichen, wo Züge planmäßig halten, beginnen oder enden
    dürfen.“ (§ 4 Abs. 8, EBO II).

    Darauf aufbauend folgt der VCD, bis auf kleine Ausnahmen, der Kategorisierung der
    Deutschen Bahn AG (Kategorien 1 bis 6), die alle Stationen nach ihrer verkehrlichen
    Bedeutung, vor allem unter Berücksichtigung des Fahrgastaufkommens, einordnet.
    Dabei wurden die von der DB vorgegebenen Kategorien 1 und 2, 3 und 4, sowie 5
    und 6 vom VCD zusammengefasst. Im weiteren Sprachgebrauch werden Stationen,
    die der Kategorie 3 zugeordnet werden, „Haltepunkte“ genannt, diejenigen der
    Stationskategorie 2 „Bahnhöfe“ und diejenigen der Kategorie 1 „Hauptbahnhöfe“,
    wobei letzte Gruppe nur Dresden-Hauptbahnhof und Dresden-Neustadt betrifft.

    Allen drei Stationskategorien diente der gleiche        Bewertungsbogen, jedoch
    unterschied sich die Gewichtung.




8   Bahnhofstest 2010/11
2.2      Kriterien und Anforderungen

Jede einzelne Station wurde in drei Bereiche gegliedert, die unabhängig überprüft
wurden:

         Bahnhofsvorplatz und Empfangsgebäude außen
         Empfangsgebäude beziehungsweise überdachte Wartemöglichkeiten
         Bahnsteige und Bahnsteigzugänge

Einige Kriterien wurden in mehreren Kapiteln überprüft (Fahrscheinautomat,
Liniennetzplan), andere nur in einem (B&R). Als Grundlage für die Erstellung der
Kriterien dienten folgende unterschiedliche Normen:

Erscheinungsbild       und    Ausstattung      des   Bahnhofsvorplatzes     und    des
Empfangsgebäudes außen

Bewertet wurden die Merkmale Sauberkeit, baulicher Zustand des Gebäudes und die
Pflege    eventuell   vorhandener    Anlagen     sowie    das    Vorhandensein     von
Fahrgastinformationen. Des Weiteren wurde getestet, ob Wegweiser auf wichtige
Punkte wie Sehenswürdigkeiten oder Ämter hindeuten. Ist leicht ersichtlich, welche
Linien von welchem Bahnsteig zu welchen Zielen fahren? Sind Sitzgelegenheiten
auch in Stoßzeiten ausreichend und Papierkörbe vorhanden?

Erscheinungsbild und Ausstattung des Empfangsgebäudes innen

Sofern ein Gebäude vorhanden ist, wurden der bauliche Zustand, die Sauberkeit,
sowie das Vorhandensein von sanitären Anlagen nach DIN 18024-2, der
Bauvorschrift für barrierefreie sanitäre Anlagen, bewertet. Selbstverständlich geschah
dies im Rahmen der Möglichkeiten der Bahnhofstester. Außerdem wurden die
Aufenthaltsqualität, die ausreichende Zahl an Sitzgelegenheiten, die Nähe zu
Bahngleisen und Anzeigetafeln und der Wind- und Wetterschutz der Gebäude
untersucht.

Erscheinungsbild und Ausstattung der Bahnsteige und Bahnsteigzugänge

Bahnsteige    und     Bahnsteigzugänge    wurden      hinsichtlich   Sitzgelegenheiten,
Überdachung, sowie Windschutz und Wartemöglichkeiten untersucht. Obwohl die
Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen (BOStrab) nur den Betrieb
von Straßenbahnhaltestellen regelt, wird diese als Grundlage der Bewertung
herangezogen. Die BOStrab regelt in Deutschland rechtliche Minimalanforderungen
für Bahnsteige an Straßen- und U-Bahnen sowie an Bussen. Darin sind praktisch



                                                         Bahnhofstest 2010/11             9
keine Schutzvorkehrungen für Passagiere zwingend vorgeschrieben, allerdings wird
     zu deren Vorhandensein geraten: „Haltestellen sollen Bahnsteige besitzen sowie
     Wetterschutz- und Sitzmöglichkeiten bieten.“ (§31, Abs. 1, S. 3 BOStrab) Auch die
     Eisenbahnbetriebsordnung (EBO) schreibt keine Schutzmaßnahmen für wartende
     Passagiere   an   Bahnsteigen    zwingend    vor.    Außerdem   wurde   wieder   das
     Vorhandensein von Fahrgastinformationen, Fahrscheinautomaten, Sitzgelegenheiten,
     Uhren und ausreichender Beleuchtung kontrolliert. Zudem überprüften die Tester das
     Vorhandensein einer Lautsprecherdurchsage und ob der Stationsname auch vom Zug
     aus gut lesbar und die Abfahrtsanzeige intakt ist.




     Bahnsteig des Haltepunktes Grenzstraße

     Im Anhang ist ein Musterexemplar des Bewertungsbogens zu finden.



     2.3     Aspekt: Barrierefreiheit

     Gemäß DIN 18 024-1, die die barrierefreie Ausstattung von Straßen, Plätzen,
     Wegen, öffentlichen Verkehrs- und Grünanlagen sowie Spielplätzen regelt, müssen
     Nutzer in die Lage versetzt werden, von fremder Hilfe weitgehend unabhängig zu
     sein. Dies gilt insbesondere für Rollstuhlbenutzer, Blinde, Sehbehinderte, Gehörlose,
     Hörgeschädigte, Gehbehinderte, Menschen mit sonstigen Behinderungen, ältere
     Menschen, sowie Kinder und klein- und großwüchsige Menschen. Dabei ist
     Barrierefreiheit nicht nur für Ältere, Blinde und Rollstuhlfahrer wichtig. Auch wer
     einen Kinderwagen schiebt oder einen Koffer schleppt, weiß offene, gut erkennbare
     Wege ohne Stolperfallen zu schätzen.

     Wichtig sind hierbei die problemlose Erreichbarkeit von Bus- oder Bahnsteig mit
     tatsächlich funktionierenden Aufzügen oder Rolltreppen oder das Vorhandensein



10   Bahnhofstest 2010/11
eines taktilen Leitsystems. Für Bahnsteige gilt, dass sie einen Höhenunterschied von
drei Zentimetern zu den entsprechenden Fahrgasträumen an mindestens einem
Zugang nicht überschreiten dürfen. Witterungsschutz auch für Rollstuhlbenutzer ist
vorzusehen. Öffentliche Fernsprechstelle und Notrufanlage müssen auch durch
Rollstuhlbenutzer angefahren und benutzt werden können. Bedienungselemente, z.
B. an Geld- und Fahrkartenautomaten, Schaltern, Tastern sowie alle Notrufschalter,
müssen anfahrbar und auch mit eingeschränkter Greiffähigkeit leicht benutzbar sein
und eine Höhe von 85 Zentimetern vorweisen, gleiches gilt auch für Ablageflächen.
Durch optisch kontrastierende Gestaltung müssen sie leicht für blinde und
sehbehinderte Menschen erkenn- und nutzbar sein. Alle Gebäudeebenen müssen
stufenlos, gegebenenfalls mit einem Aufzug oder einer Rampe, erreichbar sein. An
stark frequentierten, zentralen Bahnhöfen sind Sanitäranlagen nach DIN 18024-2
vorzusehen, die vorsieht, dass in jeder Sanitäranlage mindestens eine für
Rollstuhlbenutzer geeignete Toilettenkabine einzuplanen ist.




Der Haltepunkt Köttewitz ist für Mobilitätsbeschränkte schwer erreichbar, da an beiden
Zugängen eine sehr steile Steigung zu überwinden ist, einmal abwärts, einmal aufwärts.




Dagegen hat der Haltepunkt Burkhardswalde-Maxen zwar einen durch eine nur schwach
ansteigende Rampe barrierefreien Zugang, jedoch fällt das Schieben eines Rollstuhles,
Rollators oder Kinderwagens aufgrund des Kieselsteinbelages schwer.

Von den 127 getesteten Stationen sind nur 43 rollstuhlgerecht. Obwohl in den
letzten Jahren große Anstrengungen unternommen wurden, den Zugang zu
öffentlichen Verkehrsmittel mobilitätseingeschränkten Personen zu ermöglichen,
zeigte der Bahnhofstest noch große Mängel an vielen Haltepunkten.         Durch den
teilweisen Ausbau der S 1 im Stadtgebiet von Dresden haben sich die Bedingungen
sehr verbessert. Demgegenüber fehlen im Bereich Sächsische Schweiz sowie
zwischen Dresden-Neustadt und Meißen behindertengerechte Zugänge.



                                                        Bahnhofstest 2010/11             11
2.4     Aspekt: Bike&Ride und Park&Ride

     Um die Verkehrsträger miteinander besser zu verknüpfen muss ein einfacher
     Wechsel vom Fahrrad bzw. Pkw zum ÖPNV gewährleistet werden. Gerade im
     ländlichen Raum ist es unerlässlich, dass an Bahnstationen oder auch wichtigen
     Busverknüpfungspunkten Möglichkeiten zum Abstellen von Fahrrädern und Pkw
     vorhanden sind. So wird das Einzugsgebiet einer Station mit relativ wenig Aufwand
     erheblich vergrößert, was sich positiv auf die Nachfrage auswirkt.




     An vielen Stationen im VVO wurde das Konzept des B&R erfolgreich umgesetzt, wie das
     Beispiel Ottendorf-Okrilla Süd zeigt.




     Auch Frauenhain geht bei der Umsetzung von B&R beispielhaft voran.




12   Bahnhofstest 2010/11
Bei der Einrichtung der Abstellmöglichkeiten sollten nach Auffassung des VCD
gewisse Mindeststandards erfüllt sein:

       kurze Zugangswege zur Station
       ausreichende Kapazität
       überdachte Fahrradständer
       Abstellmöglichkeiten sollten gut sichtbar bzw. wahrnehmbar sein
       übersichtliche Zugangswege zu den Abstellplätzen
       Sauberkeit und Schadensfreiheit sollten selbstverständlich sein




2.5     Aspekt: Fahrgastinformation und –kommunikation

Bei der Deutschen Bahn AG gilt die Richtlinie 813.03 „Wegeleit- und
Informationssysteme“      mit   der   Ergänzung      vom    August    2003    „Bahnhöfe,
Transporteure     und     Verkehrsverbünde       –    integrierte    Gestaltungs-     und
Informationssysteme“ sowie das Design-Manual (Nr. 813.9391). Bahnstationen sind
demnach einheitlich auszustatten. Diese Ausstattung ist im VVO-Gebiet fast
vollständig abgeschlossen. In Einzelfällen sind fehlende Details der Ausstattung zu
verzeichnen.




Königsbrück bietet seinen Besuchern eine große Vielfalt an Informationen, wie Ausflugstipps
und Umgebungspläne.




                                                            Bahnhofstest 2010/11              13
Für Verwirrung seitens der Fahrgäste sorgt ein
                                               Aushang in Mühlbach, auf dem die Reisenden
                                               darauf hingewiesen werden, dass die Züge nur mit
                                               gültigem Fahrschein zu betreten sind. Da an der
                                               Station jedoch kein Automat vorhanden ist,
                                               bekommen unwissende Reisende Panik, die sich
                                               erst legt, wenn sie lesen, was – nach einigen
                                               weiteren Sätzen – ganz unten auf dem Aushang zu
                                               lesen ist: „Wir können Ihnen an diesem Bahnsteig
                                               leider keinen Fahrscheinverkauf anbieten. Steigen
                                               Sie bitte ein und nutzen Sie nach Betreten des
                                               Fahrzeuges den Automaten im Zug.“




     Vorbildlich ist Dresden-Klotzsche ausgestattet: Überdachter und wettergeschützter
     Wartebereich, DB Pluspunkt zum Ticketerwerb und Vorhandensein wichtiger Aushänge und
     Informationen.




14   Bahnhofstest 2010/11
2.6     Aspekt: Aufenthaltsqualität, Sauberkeit, Schadensfreiheit

Bei der Ausstattung der Stationen muss nach Funktion und Bedeutung untergliedert
werden. So haben große Bahnhöfe mit vielen Fahrgästen und Umsteigern andere
Ausstattungsanforderungen als Haltepunkte, an denen nur wenige Züge verkehren.

Grundsätzlich sollten am Bahnsteig Sitzgelegenheiten und ein Wetterschutz zum
Unterstellen vorhanden sein. Eine ausreichende Beleuchtung ist für die Sicherheit
unbedingt notwendig. Alle Stationen sollten über längere Zeiträume hinweg keine
groben Beschädigungen aufweisen und regelmäßig gereinigt werden. Es sollte
erkennbar sein, dass an der Station noch Züge halten. Abfalleimer und Aschenbecher
tragen zur Sauberkeit bei.




Der Bahntunnel in Radebeul Ost wirkt abschreckend.

Bei erhöhtem Fahrgastaufkommen bzw. Umsteigern sind überdachte Bahnsteige
wünschenswert. In den großen Bahnhöfen mit Fernverkehrsanschluss sollte es
beheizte Warteräume geben. Kleine Versorgungsangebote wie Bäcker und Bistro
runden das Angebot ab. Die Bahnsteige sollten immer überdacht sein.




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Guten Wetterschutz und eine gepflegte Atmosphäre bietet die Station Weixdorf Bad.




     2.7     Aspekt: Zugangebot

     Untersucht wurden die Verknüpfung von Bahn und Bus sowie das Vorhandensein
     von Umsteigemöglichkeiten, die Nähe zur Bushaltestelle und die Abstimmung der
     Taktzeiten.




     In Königsbrück können Fahrgäste direkt und ohne die Überwindung von Stufen vom
     Bahnsteig aus den Bussteig erreichen.

     Ein Bahnhof ist nur entsprechend attraktiv, wenn Züge in einem nachvollziehbaren
     Takt fahren. Wünschenswert sind leicht merkbare Taktfolgen (30- bzw. 60-



16   Bahnhofstest 2010/11
Minutentakt), an großen Bahnhöfen leicht merkbare Abfahrtszeiten. So prägt sich
leicht ein, dass Am Hauptbahnhof Dresden jeweils zu jeder vollen und halben Stunde
die S1 in beide Richtungen abfährt. Dabei ist ein gut abgestimmtes Zugangebot nur
sinnvoll, wenn das Gesamtpaket stimmt, also auch die Bus-Zubringer funktionieren.

Als Negativbeispiel lässt sich die stark frequentierte Strecke nach Leipzig nennen. Die
Züge dieser Relation im Einstundentakt sind tagsüber regelmäßig voll und Sitzplätze
knapp. Verständlich ist, dass aufgrund des Fernverkehrs kein Halbstundentakt
angeboten werden kann, jedoch sollte geprüft werden, ob möglicherweise zwei
Nahverkehrszüge nacheinander angeboten werden können. Alternativ dazu wären
ein RE und ein RB mit mehreren Zwischenhalten denkbar.




…denn was nutzt der schönste Bahnhof, wenn kein Zug fährt?




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2.8     Die Gewichtung

     Um einen quantitativen Vergleich der Bahnstationen untereinander zu schaffen
     sowie das Gesamtniveau der Qualität der Bahnstationen im VVO zu ermitteln,
     wurden die vom VCD bewerteten Faktoren gewichtet. Unterschiedliche Kriterien
     flossen unterschiedlich stark in die Gesamtbeurteilung ein. Dabei ergibt sich die
     Kategorienote aus dem Quotienten der Summe der gewichteten Noten und der
     Summe der Gewichtungsfaktoren. Die Gesamtnote ergibt sich dann aus dem
     Quotienten     der    gewichteten     Kategorienoten     und    der    Summe      der
     Kategoriegewichtungsfaktoren.

     Wieder gilt zu beachten, dass für die drei Stationskategorien unterschiedliche
     Gewichtungen berücksichtigt wurden. Die Gewichtungsfaktoren sind der Tabelle im
     Anhang zu entnehmen. Gesetzliche Grundlagen, Normen und Verordnungen, sowie
     internationale Standards lieferten die Grundlagen unserer Kriterienbewertungen.

     Bei der finalen Bewertung entschieden wir uns für ein Punktesystem, das die
     unterschiedliche Gewichtung der einzelnen Kriterien, wie auch die Einordnung der
     Stationskategorien berücksichtigt. Jedes Kriterium wurde einzeln analysiert und
     diskutiert, um eine ergebnisorientierte Gewichtung zu erhalten.       Dabei wurden
     Gewichtungspunkte von 1 bis 4 vergeben, wobei 1 für die weniger wichtigen und 4
     für die essentiellen Kriterien stand. Dabei wurden die drei Stationskategorien einzeln
     betrachtet, da an einen Bahnhof der Kategorie 2 andere Anforderungen gestellt
     werden, als an einen Haltepunkt der Kategorie 3 und an einen Hauptbahnhof der
     Kategorie 1.

     Für jede Stationskategorie wurde durch Addition der Gewichtungspunkte eine
     Maximalpunktzahl ermittelt:
            Kategorie 1 - Hauptbahnhof: 242
            Kategorie 2 – Bahnhof: 214
            Kategorie 3 – Haltepunkt: 132
     Da aufgrund von Baumaßnahmen, zeitweisen Außerbetriebseins oder schlichtem
     Nichtvorhandenseins bei einzelnen Stationen bestimmte Aspekte nicht bewertet
     werden konnten und somit bei der Ermittlung der Gesamtbewertung auch nicht
     berücksichtigt wurden, weicht die zu erreichende Maximalpunktzahl teilweise von
     diesen Angaben ab.




18   Bahnhofstest 2010/11
3. Die Ergebnisse

3.1     Gesamteindruck

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die beiden Hauptbahnhöfe, Dresden
Hauptbahnhof und Dresden-Neustadt, die Tester weitestgehend zufriedenstellten
und dem überwiegenden Teil der Anforderungen genügten. Die 16 Bahnhöfe der
Kategorie 2 erzielten sehr stark voneinander abweichende Ergebnisse. Einige dieser
Stationen erfüllten die Anforderungen zu weiten Teilen, andere erreichten nur sehr
wenige Punkte. Die 111 getesteten Haltepunkte (Kategorie 3) schnitten sehr schlecht
ab: Nur 14 davon erreichten gute Ergebnisse (mindestens 80% der Punkte). Es stellte
sich heraus, dass die Aufenthaltsqualität und Fahrgastinformation umso geringer
ausfällt, je „kleiner“, abgelegener und als Verkehrsknotenpunkt unbedeutender eine
Station und das sie umgebene Gebiet ist.




Eindrücke.




                                                      Bahnhofstest 2010/11            19
3.2 Missstände und Defizite insgesamt

     Durchweg negativ wurde das unzureichende Vorhandensein von Sitzgelegenheiten
     bewertet. Bis auf wenige Ausnahmen ist die Zahl der überdachten und
     windgeschützten      Sitzplätze      schon       bei   leicht    überdurchschnittlichem
     Fahrgastaufkommen unzulänglich. Häufig müssen sich Fahrgäste bei Regen unter ein
     kleines Dach drängen, durch das kaum Abstand zum Nebenmann gewährt wird.
     Darüber hinaus ist der Zustand der Sitzgelegenheiten häufig unzumutbar und
     intolerabel oder Wartende können sich nur durch den Verzehr von Speisen und
     Getränken eine Sitzgelegenheit in einem Bistro oder Imbiss „erkaufen“.

     Gleichfalls lässt auch der Zustand von Wartehäuschen und Wetterschutz zu
     wünschen    übrig.   Häufig   wirken     diese     Häuschen     aufgrund   von   starken
     Verschmutzungen und Vandalismusschäden nicht einladend und mindern so die
     Aufenthaltsqualität des Reisenden.




20   Bahnhofstest 2010/11
Viele Wartehäuschen    sind   sehr   heruntergekommen    und   bieten   keine   große
Aufenthaltsqualität.




                                                        Bahnhofstest 2010/11            21
In Radeberg dagegen können sich Fahrgäste und Wartende wohlfühlen.




22   Bahnhofstest 2010/11
3.3 Erfreuliche Merkmale insgesamt

Der überwiegende Teil der getesteten Stationen ist gut mit Fahrgastinformationen
ausgerüstet und bietet Reisenden ein vielfältiges Angebot an Verbund- und
Umgebungsplänen und Tarifinformationen. Zudem erhalten Reisende Ausflugstipps
und weitere wichtige Hinweise, wie die Hausordnung und Empfehlungen für weitere
Beförderungsmöglichkeiten (Sachsenticket, Elbe-Labe-Ticket, Schmalspurbahnen).

Die in den Informationsvitrinen ausgehängten Informationsmedien machen bis auf
die klassischen Abfahrts- und Ankunftsplakate sowie die Tarifinformationen einen
uneinheitlichen Eindruck. Als hilfreich und verständlich wurden Informationen zu
baustellenbedingten Fahrplanänderungen empfunden.

Das Konzept des B&R, sowie des P&R, also die Möglichkeit, Motorfahrzeuge und
Fahrräder abzustellen, wurde größtenteils gelungen umgesetzt. Sowohl Parkplätze,
wie auch Fahrradständer waren an vielen Stationen in ausreichender Zahl vorhanden.
Wünschenswert wäre, dass vor allem Fahrradabstellanlagen in geringerer Distanz zu
den Bahnsteigen vorhanden wären, da diese teilweise zu weit davon entfernt sind
und somit näher liegende Geländer und Laternenpfahle als Abstellmöglichkeit
genutzt werden. Des Weiteren sollten diese zumindest teilweise überdacht sein.




3.4     Die Letztplatzierten – So bitte nicht!

Als besonders schlechte Bahnhöfe sollen hier diejenigen genannt werden, die nur
zwischen 25 und 40% der Anforderungen erfüllen. So lassen sich die Stationen
Burkhardswalde-Maxen,         Dresden-Cotta,       Hartmannmühle,         Lauenstein,
Oberschlottwitz, Pirna-Copitz, Rathmannsdorf, Schmilka-Hirschmühle, Schöna, Stadt
Wehlen und Wülknitz nennen. Diesen Stationen aus der dritten Stationskategorie,
dem    Haltepunkt,    mangelt     es   nicht     nur   an    Sitzgelegenheiten    und
Fahrgastinformationen, zudem ist teilweise auch kein barrierefreier Zugang möglich.

Noch schlechter, mit etwa 25% erfüllter Anforderungen, steht es um die
Aufenthaltsqualität   in   Bischheim-Gersdorf,    Gröditz,   Helmsdorf,     Köttewitz,
Obervogelgesang und Stolpen, die teilweise keinerlei Wetterschutz bieten.




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Viel zu bemängeln hatten Tester an den Haltepunkten Bischheim-Gersdorf, Gröditz,
     Köttewitz, Obervogelgesang und Stolpen.




24   Bahnhofstest 2010/11
Absolutes Schlusslicht aller Stationen ist Lohmen mit gerade einmal 17% erfüllter
Anforderungen.       Lohmen        bot   zum    Testzeitpunkt    weder    eine   dynamische
Fahrplananzeige, noch eine Zeitanzeige oder eine verständliche Durchsage bei
Zugeinfahrt. Ferner bot der Haltepunkt Lohmen nur sehr wenige Sitzgelegenheiten,
die außerdem nur notdürftig überdacht sind. Besonders bemängelt wurde das Fehlen
eines Aushangfahrplans und mehrerer Seitenscheiben des Wartestandes. Dies ist
jedoch   dem      hohen    Aufkommen           von   Vandalismus    zuzurechnen,   das     die
Instandhaltung des Haltepunktes stark erschwert. Der Bahnsteig kann zumindest von
einer Seite barrierefrei erreicht werden, jedoch ist der Weg stark von Unkraut
bewachsen, sodass das Schieben eines Rollstuhles, Kinderwagens oder Rollators
schwerfällt.




Unter den Stationen der Kategorie 2 belegen Dresden-Industriegelände und
Dresden-Zschachwitz die letzten Plätze. Die Station Dresden-Zschachwitz erreichte
nur 28% der Punkte, da das Angebot an P&R und B&R zu gering ist, das
Wartehäuschen schadhaft ist und starke Vandalismusschäden aufweist und die
Station insgesamt abschreckend wirkt. Noch schlechter, mit nur 26% der Punkte,
schnitt die Station Dresden-Industriegelände ab, da aufgrund der zu geringen
Bahnsteigbreite die Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist und das Wenden eines
Rollstuhls     erschwert   wird.    Zudem      ist   der   Zugang   nur   über   eine    steile
Fußgängerbrücke möglich.




                                                                Bahnhofstest 2010/11              25
3.5     Die Testsieger – Vorbildlich!

     Zufriedenstellende Ergebnisse in Kategorie 3 mit mindestens 75% erreichten:
     Cossebaude, Freital-Potschappel, Großenhain Cottbusser Bahnhof, Hoyerswerda
     Neustadt, Kamenz, Laußnitz, Niederau und Nossen.

     Den überwiegenden Teil der Anforderungen (über 85%) erfüllten außerdem
     Altenberg, Arnsdorf, Freital-Deuben, Glashütte, Klingenberg-Colmnitz, Königsbrück,
     Nünchritz und Tharandt.

     Testsieger unter den Haltepunkten sind Pirna (92%) und Radeberg mit 94%, sowie
     Dresden Flughafen mit 96%.




     Die Nutzung des Bahnhofsgebäudes Radeberg ging seit der Wende immer weiter
     zurück, bis im Jahre 2002 die Stadt Radeberg das Bahnhofsgebäude von der Bahn
     kaufte, um dessen Verfall zu stoppen. Im Jahre 2007 wurde die vollständige
     Sanierung fertig gestellt und die Mittelhalle, als Bestandteil der Übergangsstelle
     Bus/Bahn, übergeben. Außerdem zogen die ersten neuen Mieter ein, unter anderem
     die Wärmeversorgung Radeberg, der RVD Regionalverkehr Dresden und ein
     Kioskbetreiber. Seither ist der Haltepunkt Radeberg sehr ästhetisch und modern
     gestaltet und kann als Vorbild für eine erfolgreiche Sanierung und Nutzung
     herangezogen werden.

     Beispielhaft sind unter den Bahnhöfen der Kategorie 2 die Stationen Reick, Strehlen,
     Freiberger Straße, Dobritz, Bad Schandau, die zwischen 85% und 93% der Punkte
     erreichten.   Die   genannten   Stationen   sind   weitestgehend    barrierefrei   und
     rollstuhlgerecht und bieten kurze Wege zu Anschlussmöglichkeiten.




26   Bahnhofstest 2010/11
Die Tester fanden auch sehr fahrgastfreundliche Haltepunkte vor, wie hier in Arnsdorf,
Glashütte, Flughafen, Königsbrück und Nünchritz.




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3.6     Im Fokus: Hauptbahnhof Dresden

     Auf ihrer Webseite verspricht die Deutsche Bahn AG: „Unsere Mitarbeiter sorgen für
     Sauberkeit und Sicherheit im und um den Hauptbahnhof Dresden“. Dass dies nur
     teilweise der Fall ist, hat unser Bahnhofstest ermittelt.

     Der   Hauptbahnhof       Dresden     ist   der   wichtigste    Verkehrsknotenpunkt   im
     Verkehrsverbund Oberelbe und verfügt über eine Fläche von 4.186               m². Das
     Fahrgast- und Besucheraufkommen beträgt 60.000 Personen täglich, die laut DBAG
     mit täglich 50 Fernverkehrs-, 249 Nahverkehrszügen und 236 S-Bahnen reisen.




     Im Bahnhofstest erreichte der Hauptbahnhof 77% der Punkte, was für einen derart
     wichtigen Knotenpunkt unzureichend ist. Auffallend ist, dass im und außerhalb des
     Bahnhofsgebäudes kaum Sitzgelegenheiten außerhalb der Bistros und Kioske
     vorhanden sind, sodass wartende Fahrgäste genötigt werden, Gastronomie in
     Anspruch zu nehmen.

     Im Hauptbahnhof werden Reisende auf vielfältige Weise über Fahrpläne,
     Fahrscheine und Ausflugsziele informiert. Trotz kleinerer Mängel schnitt der
     Hauptbahnhof deshalb im Bahnhofstest im Bereich Fahrgastinformation- und
     kommunikation mit am besten ab.




     Innerhalb des Gebäudes ist zwar ein Stadt- und Umgebungsplan vorhanden, über
     den sich Besucher und Ortsfremde informieren können, jedoch ist dieser nicht auf
     Anhieb zu finden, da er hinter einer Bäckerei versteckt ist.




28   Bahnhofstest 2010/11
Fahrscheinautomaten sind bei Normalbetrieb in ausreichender Zahl vorhanden,
jedoch unzureichend für Stoßzeiten und bei sehr hohem Fahrgastaufkommen,
beispielsweise bei Sportturnieren oder Stadtfesten.

Äußerlich präsentiert sich das Bahnhofsgebäude sehr ästhetisch und optisch
ansprechend. Trotz der Dauerbaustelle bietet das Gebäude einen tollen Anblick
durch die Verschmelzung von traditioneller Bauweise und modernster Architektur.
Die meisten der bewerteten Anforderungen wurden vom Bahnhofsvorplatz und der
Empfangshalle    erfüllt.   Sowohl    die      hohe   Zahl     an     Zugängen     in   allen
Himmelrichtungen, die vielfältigen Möglichkeiten der Fahrgastinformation, wie auch
die intelligente Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln überzeugten.

Dringend      verbessern      muss      sich      allerdings        die     Situation    um
Fahrradabstellmöglichkeiten auf allen Seiten des Gebäudes. In Ermangelung
ausreichender Fahrradständer werden Räder willkürlich abgestellt, was zur
Versperrung wichtiger Fluchtwege führt und die Gefahr von Fahrraddiebstahl
steigert. Aus diesen Gründen fordert der VCD die Einrichtung eines zentralen
Fahrradhauses nach dem Vorbild anderer Städte wie Kiel oder Münster.




Grundsätzlich bietet der Hauptbahnhof seinen Fahrgästen und Besuchern ein großes
Spektrum    an    Service    und     Information,     jedoch        birgt   er   noch    viel
Verbesserungspotential. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass sich der Bahnhof
derzeit im Umbau befindet. In naher Zukunft soll den Fahrgästen „ein neues,
vielfältiges Shopping- und Gastronomieangebot mit flexiblen Öffnungszeiten“ zur
Verfügung stehen. Ob sich dadurch auch die Aufenthaltsqualität verbessert, gilt es
abzuwarten. Eine Überprüfung des zukünftigen Zustands ist geplant.




                                                             Bahnhofstest 2010/11               29
3.7     Im Fokus: Bahnhof Dresden-Neustadt

     Der Bahnhof Dresden Neustadt, auch Neustädter Bahnhof genannt, befindet sich
     nördlich der Elbe und wurde 1901 in Betrieb genommen. Etwa 30.000 Reisende
     täglich nutzen den zweitgrößten Dresdner Bahnhof.

     Der Durchgangsbahnhof ist mit dem Empfangsgebäude Richtung Schlesischen Platz
     angelegt. Auf dem Vorplatz trifft man auf ÖPNV, sowie Taxistand, Pkw-Parkplätze
     und die überfüllten Radabstellplätze. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens wurde
     mit   Modernisierungsmaßnahmen          begonnen.     Zu    erwähnen      ist    hier   die
     Modernisierung des Empfangsgebäudes, der Decke und der Wände, sowie die
     Neugestaltung des Wartebereiches und der dynamischen Abfahrtstafeln.




     Die Empfangshalle ist ebenerdig, jedoch sind die beiden Tunnel, die zu den vier
     Bahnsteigen führen, von allen vier Eingängen nur über mehrere Treppenstufen zu
     erreichen.   An    allen   Eingängen      sind   Notrufsäulen     installiert,   die    ein
     mobilitätsbeschränkter Reisende betätigen kann, um Hilfe durch das Servicepersonal
     anzufordern, jedoch ist dies nicht im Sinne der Barrierefreiheit: Als barrierefrei gelten
     Gebäude, die für jeden Menschen ohne Hilfe zugänglich gemacht werden. Ein
     Mensch möchte nicht abhängig sein von der Hilfe anderer, zudem stellt sich die
     Frage, wer hilft, Hürden zu überwinden, wenn außerhalb der gewöhnlichen
     Arbeitszeiten des Servicepersonals Hilfe in Anspruch genommen werden muss.

     Das selbstständige Erreichen des Bahnsteiges ist für mobilitätsbeschränkte Menschen
     ebenfalls kaum möglich, da weder Rolltreppe, noch Aufzug vorhanden sind. Die
     Ansage der ankommenden oder abfahrenden Züge auf den Bahnsteigen und in den
     Tunneln ist für Fahrgäste, insbesondere für sehbeeinträchtigte Reisende hilfreich,
     aber fehlende Bodenmarkierung        macht die Orientierung dorthin sehr schwierig.
     Neben DB Service Point, DB Reisezentrum und mehreren Fahrkartenautomaten gibt
     es Blumen-, Lebensmittel- und Zeitschriftenläden sowie mehrere Imbissstände in der
     Empfangshalle.

     Einen bewachten Aufenthaltsraum, der im Winter beheizt und regelmäßig gesäubert
     wird, findet man gegenüber der Toiletten. Innerhalb der Halle sind acht Gleise
     vorhanden, die dem Personenverkehr zur Verfügung stehen. Die Gleise außerhalb



30   Bahnhofstest 2010/11
der Halle sind nur für den Güterverkehr. Nur während der Bauarbeiten an den
Gleisen und Tragwerken waren diese mit Behelfsbahnsteigen versehen worden.
Diese Nutzung ist jedoch vorbei. In den Tunneln und auf den Bahnsteigen sind
elektronische Anzeigetafeln für die jeweiligen Gleise zu finden. Die Bahnsteige sind
sauber, allerdings mehr als in die Jahre gekommen, was den positiven
Gesamteindruck, den man in der Empfangshalle vermittelt bekommt, trübt. Die
anstehende (nicht nur geplante) Sanierung lässt auf eine Verbesserung des
Gesamteindrucks hoffen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Bahnhof Dresden-Neustadt im
Bahnhofstest 75% der Punkte erreichte, was keinem schlechten Ergebnis entspricht,
aber zur weiteren Optimierung des Fahrgastmanagements anregen sollte.




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3.8 Die Stationen im Überblick

     Einen Überblick über den Gesamteindruck einzelner Stationen gibt die nachfolgende
     Tabelle. Sofern positive oder negative Merkmale bei der Bewertung auffielen, finden
     diese ebenso Erwähnung.


     Legende der Symbole:
      mehr als 80% der Punkte erreicht
      50 bis 80% der Punkte erreicht
      weniger als 50% der Punkte erreicht


                            Gesamt-     Stations-
            Station                                      Positiv ist…           Negativ ist…
                            eindruck    kategorie


           Altenberg                      3                   -                       -

                                                                                 Mangelhafte
            Arnsdorf                      3         Fahrgastinformation
                                                                                Überdachung
                                                                             Keine Durchsage bei
         Bad Schandau                     2          Taktiles Leitsystem
                                                                                 Zugeinfahrt
                                                                              Verschmutzungen,
          Bärenhecke-                                    Ausreichend
           Johnsbach
                                          3
                                                      Sitzgelegenheiten
                                                                               nicht befestigter
                                                                                   Schotter
                                                                                     Kein
           Bärenstein                     3                   -
                                                                              Fahrscheinautomat
           Bischheim-
            Gersdorf
                                          3                   -                       -

                                                                                     Kein
                                                     Wartebereich an vier
        Burkhardswalde-                                                       Fahrscheinautomat,
             Maxen
                                          3        Seiten windgeschützt,
                                                                                    wenig
                                                     ebenerdiger Zugang
                                                                             Fahrgastinformation
                                                         Dynamische          Schlechter baulicher
          Cossebaude                      3
                                                       Abfahrtsanzeige      Zustand des Gebäudes
                                                                                Unzureichende
            Coswig                        2             Reisecenter
                                                                                Barrierefreiheit

         Deutschenbora                    3                   -                       -

                                                                             Vandalismusschäden
             Dohna                        3               Rampe
                                                                              am Wartehäuschen




32   Bahnhofstest 2010/11
Gesamt-    Stations-
     Station                                    Positiv ist…            Negativ ist…
                    eindruck   kategorie

                                                                          Fehlende
 Dresden Cotta                   3             Beleuchtung
                                                                     Fahrgastinformation
                                                                       Unzureichende
Dresden Dobritz                  2               Aufzug               Fahrradabstell-
                                                                        möglichkeiten
    Dresden
   Flughafen
                                 3               Aufzüge                     -

    Dresden
Freiberger Straße
                                 2                  -                        -

    Dresden                                  Schadensfrei und               Kein
  Friedrichstadt
                                 3
                                                  sauber             Fahrscheinautomat
    Dresden
  Grenzstraße
                                 3        Windschutz vorhanden               -

    Dresden                                 Fahrpaninformation,     Fahrradabstellanlagen
 Hauptbahnhof
                                1
                                            Touristeninformation        unzureichend
    Dresden                                     Ausreichend            Unzureichende
Industriegelände
                                 2
                                             Sitzgelegenheiten          Wegweisung
                                                                          Schlechte
Dresden Kemnitz                  3          Sitzgelegenheiten        Erreichbarkeit der
                                                                        Bushaltestelle
    Dresden                                                         Gebäude verschlossen,
    Klotzsche
                                 2             Notrufsäule
                                                                      Zustand schlecht

Dresden Neustadt                 1                  -                        -

    Dresden
  Niedersedlitz
                                 2                  -                 Rampe zu steil


Dresden Pieschen                 3                  -                        -

                                                                       Unzureichende
 Dresden Plauen                  3          Sitzgelegenheiten         Fahrradabstell-
                                                                        möglichkeiten
                                                Dynamische
 Dresden Reick                   2
                                              Abfahrtsanzeige
                                                                       P&R vorhanden

                                                                            Kein
Dresden Stetzsch                 3                  -
                                                                     Fahrscheinautomat

Dresden Strehlen                 2        Ansage bei Zugeinfahrt             -




                                                   Bahnhofstest 2010/11                     33
Gesamt-    Stations-
            Station                                    Positiv ist…          Negativ ist…
                            eindruck   kategorie


        Dresden Trachau                  3                 -                      -

            Dresden                                                          Schadhafter
          Zschachwitz
                                         2                 -
                                                                           Bahnhofsvorplatz
                                                                                 Kein
                                                      Ausreichende
         Dührröhrsdorf                   3
                                                     Bahnsteigbreite
                                                                         Fahrscheinautomat,
                                                                         kein Wartehäuschen
                                                                         Vandalismusschäden
                                                                         am Wartehäuschen,
           Edle Krone                    3                 -
                                                                            unzureichende
                                                                             Beleuchtung
                                                                         Zerstörte Zeitanzeige,
                                                          Neue                 schlechte
          Frauenhain                     3
                                                    Sitzgelegenheiten      Erreichbarkeit der
                                                                             Bushaltestelle
                                                                               Schlechte
         Freital-Deuben                  3          P&R vorhanden
                                                                            Beschilderung
                                                                           Keine Ampel an
                                                      Reisezentrum
        Freital-Hainsberg                3
                                                       vorhanden
                                                                         vielbefahrener Straße
                                                                         am Bahnhofsvorplatz
                                                    Fahrscheinautomat
        Freital-Hainsberg                                  und             Nicht barrierefrei
              West
                                         3
                                                   Fahrgastinformation        erreichbar
                                                       vorhanden
             Freital-                                Umgebungsplan       Unzureichende Kfz-
          Potschappel
                                         3
                                                       vorhanden             Abstellplätze
                                                                            Unzureichende
                                                      Bushaltestelle
            Geising                      3
                                                        erreichbar
                                                                            Fahrradabstell-
                                                                              möglichkeit

           Glashütte                     3        Fahrscheinautomaten   P&R kostenpflichtig

                                                                         Schadhaftes Gebäude
            Glaubitz                     3                 -
                                                                                 innen
                                                       Stadt- und
           Goßdorf-                                                         Unzureichende
           Kohlmühle
                                         3          Umgebungsplan
                                                                             Überdachung
                                                       vorhanden




34   Bahnhofstest 2010/11
Gesamt-    Stations-
   Station                                  Positiv ist…             Negativ ist…
                 eindruck   kategorie

                                         Fahrscheinautomat          Unzureichender
   Gröditz                    3
                                             vorhanden                Windschutz
 Großenhain
                                            Reisezentrum          …leider beschränkte
  Cottbuser                   3
                                            vorhanden…              Öffnungszeiten
   Bahnhof

Großröhrsdorf                 3         Fahrscheinautomat       Kein Wartehäuschen

                                                                       Sitzplätze
Hartmannmühle                 3        Windschutz vorhanden
                                                                     unzureichend
                                                                 Windschutzhäuschen
  Heidenau                    2         Aufzug vorhanden
                                                                   stark verschmutzt
                                                                    Rampe nicht für
Heidenau Süd                  2                   -
                                                                  Rollstühle geeignet
  Heidenau-                               Sitzgelegenheiten      Windschutzhäuschen
  Großsedlitz
                              2
                                             ausreichend           stark verschmutzt

  Helmsdorf                   3                   -               Kein Windschutz

                                            Ausreichend
  Hermsdorf                   3
                                         Fahrradabstellplätze
                                                                   Keine Zeitanzeige

   Hosena                                     Mehrere            Verschmutzungen im
 (kein VVO)
                              3
                                           Wartehäuschen               Gebäude

 Hoyerswerda                  3                   -                       -

 Hoyerswerda
   Neustadt
                              3                   -                       -

                                                                   Kein Angebot an
                                          Sitzgelegenheiten
   Kamenz                     3
                                             ausreichend
                                                                   Gastronomie und
                                                                   Handel, nur Kiosk
                                          Schadensfrei und       Kein Abfallbehälter am
Kleinröhrsdorf                3
                                                sauber                 Bahnsteig
 Klingenberg-                            Bushaltestelle direkt      Kein Stadt- und
   Colmnitz
                              3
                                            am Bahnsteig            Umgebungsplan
                                            Erreichbarkeit          Unzureichender
 Königsbrück                  3
                                            Bushaltestelle            Windschutz
                                                                         Keine
  Königstein                  3         Fahrgastinformation
                                                                  Fahrradabstellplätze




                                                Bahnhofstest 2010/11                      35
Gesamt-    Stations-
            Station                                    Positiv ist…             Negativ ist…
                            eindruck   kategorie

                                                                            Bahnsteig durch Gras
                                                     Sitzgelegenheiten
           Köttewitz                     3
                                                        ausreichend
                                                                             und Steinchen nicht
                                                                                 barrierefrei
                                                        Stadt- und
            Krippen                      3
                                                     Umgebungsplan
                                                                             Keine Beleuchtung

                                                                            Keine Möglichkeit zum
        Lampertswalde                    3        Sitzplätze ausreichend
                                                                               Fahrscheinkauf
                                                                              Aushangfahrpläne
          Langebrück                     3                  -
                                                                                 verschmutzt
                                                       Ausreichend                  Kein
          Lauenstein                     3
                                                     Sitzgelegenheiten       Fahrscheinautomat
                                                       P&R und B&R
           Laußnitz                      3
                                                        ausreichend
                                                                              Keine Zeitanzeige


             Lauta                       3                  -                        -

                                                                                Beschädigtes
           Lohmen                        3                  -
                                                                               Wartehäuschen

             Lohsa                       3                  -                        -

                                                     Informationen für         Unzureichende
           Meissen                       3            Touristen und           Fahrradabstell-
                                                         Wanderer               möglichkeiten
           Meissen
          Triebischtal
                                         3        Rampe gut befahrbar                -


       Miltitz-Roitzschen                3                  -                        -

                                                                                 Windschutz
       Mühlbach (Pirna)                  3                  -
                                                                                unzureichend
                                                    Fahrscheinautomat       Keine Tarifinformation
           Niederau                      3
                                                        vorhanden               am Bahnsteig

            Nossen                       3                  -                        -


           Nünchritz                     3                  -                        -

                                                   Fahrgastinformation        Wartehäuschen in
        Oberschlottwitz                  3
                                                        vorhanden            schlechtem Zustand




36   Bahnhofstest 2010/11
Gesamt-    Stations-
     Station                                   Positiv ist…            Negativ ist…
                    eindruck   kategorie

                                           Fahrgastinformation
Obervogelgesang                  3
                                                vorhanden
                                                                     Keine Zeitanzeige

                                                                   Von B&R kein direkter
    Ortrand                      3        Ebenerdiger Zugang
                                                                   Zugang zum Bahnsteig
                                             Wartehäuschen          Sitzgelegenheiten in
Ottendorf-Okrilla                3
                                                vorhanden           schlechtem Zustand
                                           Abschließbare Boxen
Ottendorf-Okrilla                                                         Wenige
      Süd
                                 3           für persönliche
                                                                     Sitzgelegenheiten
                                              Gegenstände
                                                                           Kein
      Pirna                      3          Kiosk vorhanden         personenbetreuter
                                                                     Fahrscheinverkauf
                                                                     Nur Überdachung
  Pirna-Copitz                   3                  -                ohne seitlicher
                                                                        Windschutz
                                              Ausreichende
Pirna-Copitz Nord                3
                                             Bahnsteigbreite
                                                                             -


   Porschdorf                    3                  -                       -

                                             Verknüpfung mit          Unzureichende
   Priestewitz                   3
                                            Anschlussbuslinien        Bahnsteigbreite
                                                                     Kein Windschutz
    Pulsnitz                     3          Schadensfreiheit
                                                                        vorhanden
                                           „Wohlfühlbahnhof“,
                                            benutzerfreundlich
    Radeberg                     3
                                            gestaltet, saubere
                                                                             -

                                             sanitäre Anlagen
                                                 Nähe zur             Abschreckender
  Radebeul Ost                   2
                                             Schmalspurbahn        Zustand des Zugangs
                                                                           Keine
 Radebeul West                   3                  -             Sitzgelegenheiten im
                                                                         Gebäude
                                                                           Kein
   Radebeul-
    Naundorf
                                 3        Barrierefreier Zugang    Fahrscheinautomat
                                                                        vorhanden




                                                  Bahnhofstest 2010/11                     37
Gesamt-    Stations-
            Station                                    Positiv ist…            Negativ ist…
                            eindruck   kategorie

          Radebeul-                                    Ausreichende        Wenig ausgestatteter
         Zitzschwewig
                                         3
                                                     Bewegungsfreiheit           Bahnsteig
                                                                              Unzureichende
            Rathen                       3           Schadensfreiheit
                                                                           Fahrscheinautomaten

        Rathmannsdorf                    3                  -                       -


             Riesa                       2                  -                       -

                                                                            Fahrscheinautomat
           Ruhland                                    Ansage auch bei
          (kein VVO)
                                         3
                                                      Verzögerungen
                                                                           schlecht bedienbar da
                                                                           von Sonne geblendet
                                                                           Zu schmaler Bahnsteig,
           Schmilka-
         Hirschmühle
                                         3                  -                   Gefahr bei
                                                                               Schnellzügen
                                                                           Sitzgelegenheiten nur
            Schöna                       3                  -
                                                                             Richtung Dresden

         Schwarzkollm                    3                  -                       -


          Seerhausen                     3                  -                       -

                                                                                  Wenig
         Stadt Wehlen                    3         Gepflegter Eindruck
                                                                           Fahrgastinformationen

           Stauchitz                     3                  -                       -

                                                                              Unzureichende
            Stolpen                      3                  -
                                                                               Überdachung
                                                    Insgesamt in gutem      Fehlende Ansage bei
           Tharandt                      3
                                                   Zustand, neue Anlagen        Zugeinfahrt
                                                                            Bodenbelag nicht für
           Tiefenau                      3         Fahrgastinformation
                                                                             Rollstuhl geeignet

            Uhyst                        3                  -                       -

                                                                              Unzureichende
          Ulbersdorf                     3        Fahrgastinformationen
                                                                               Überdachung
                                                                              Rampe nicht für
         Weesenstein                     3                  -
                                                                             Rollstuhl geeignet




38   Bahnhofstest 2010/11
Gesamt-    Stations-
  Station                                  Positiv ist…             Negativ ist…
               eindruck   kategorie

                                        Ausreichende Zahl
 Weinböhla                  3
                                       Fahrradabstellplätze
                                                                          -

                                           Ausreichend           Vandalismusschäden
 Weixdorf                   3
                                       Fahrradabstellplätze      am Wartehäuschen
                                       Kulturelle Nutzung des
Weixdorf Bad                3        alten Bahnhofsgebäudes:   Vermüllte Grünflächen
                                               Dixie
                                                                   Unzureichende
  Wülknitz                  3                   -
                                                                    Überdachung

  Zabelitz                  3         Fahrgastinformation                -

                                                                   Unzureichende
  Zeithain                  3                   -
                                                                    Überdachung




                                               Bahnhofstest 2010/11                     39
4.      Fazit

     4.1     Welche Maßnahmen müssen getroffen werden?

     Damit das Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln angenehmer und sicherer wird
     und schließlich mehr Menschen diese effiziente Mobilitätsmöglichkeit nutzen, sollten
     die festgestellten Mängel und Probleme weitestgehend abgestellt werden. Bahnhöfe
     und Stationen müssen ein angenehmes Umfeld bieten, das Zugangebot muss
     attraktiv sein und durch Vertaktung und Anschlusssicherung die verschiedensten
     Reiseketten ermöglichen. Informationen müssen einfach und klar verfügbar sein,
     insbesondere im Fall von Abweichungen vom normalen Betriebsablauf.

     Um Barrierefreiheit zu erreichen, muss die gesamte Zuwegung zu einer Station
     diesem Kriterium entsprechen und die Bahnsteige müssen eine Höhe von 55
     Zentimetern aufweisen, um den stufenlosen Zugang zum Zug zu gewährleisten.
     Dabei muss die gesamte Reisekette passen, sonst bleibt der Nutzen aus. So waren
     z.B. bislang alle Stationen der Müglitztalbahn nach Altenberg barrierefrei, nur der
     wichtigste Knotenbahnhof – Heidenau – nicht. Dieses Defizit wird gerade beseitigt.

     Was die größtenteils desolaten Bahnhofsgebäude betrifft, scheint die beste Lösung
     darin zu liegen, diese aus der Immobilienzuständigkeit der DB herauszulösen, indem
     sie von einer Kommune oder einem Verein gekauft werden und dann mit
     Engagement und Ideen wieder mit Leben gefüllt werden. Gute Beispiele dafür sind
     Sebnitz, Radeberg, Pirna oder Radebeul-Ost.

     Ein nur schwer zu bewältigendes Problem stellen Vandalismusschäden dar, entweder
     an der Infrastruktur selbst (z.B. wiederholt in Lohmen) oder an Fahrrädern in abseits
     gelegenen und schwer einsehbaren B&R-Anlagen. Eine gewisse Entschärfung dieser
     Probleme tritt bei höheren Fahrgastzahlen ein, d.h.           durch eine stärkere
     Frequentierung der Anlagen und der damit verbundenen verstärkten „sozialen
     Kontrolle“.




40   Bahnhofstest 2010/11
4.2     Vorgesehene             oder        gegenwärtig             durchgeführte
        Sanierungen

Gegenwärtig laufen bis zum Jahr 2016 (der Fertigstellungstermin verschiebt sich seit
einigen Jahren kontinuierlich) umfangreiche Bauarbeiten im sogenannten „Dresdner
Knoten“. So wie die Stationen zwischen Dresden-Mitte und Pirna bereits um- und
ausgebaut wurden, werden in den nächsten Jahren ebenfalls die S-Bahnhöfe
zwischen Dresden-Neustadt und Meißen-Triebischtal runderneuert.




Umbaumaßnahmen in Pirna

Dazu zählen die völlige Trennung (und somit geringere Störanfälligkeit) von
Nahverkehr sowie Fern- und Güterverkehr, die Sanierung jeweils mit Barrierefreiheit
(Beispiele: bereits fertig Dresden-Strehlen, noch zu bauen Dresden-Pieschen), die
Verlegung zwecks besserer Zugänglichkeit (wie in Dresden-Reick bereits geschehen,
noch zu bauen Dresden-Trachau – Zugang zur Linie 4) sowie der Neubau von
Stationen (bereits fertig gestellt: Dresden-Freiberger Straße, noch zu bauen Dresden-
Bischofsplatz,   Meißen     Altstadt).   Die    Stationen    erhalten   grundsätzlich
Fahrgastinformationsanlagen.

In diesem Zusammenhang wird auch der eigentliche Verkehrsbereich des Bahnhofs
Dresden-Neustadt völlig neu gestaltet (Bahnsteige, Barrierefreiheit).


                                                         Bahnhofstest 2010/11           41
Auch die „Dauerbaustelle“ Dresden Hauptbahnhof wird dann abgeschlossen sein,
     wobei unzumutbare Provisorien wie Wartebereiche verschwinden und ersetzt
     werden. Hier sind auch die Bahnsteige der Mittelhalle noch zu sanieren.

     An allen wichtigen Stationen werden dynamische Fahrgastinformationen (DFI)
     installiert, die insbesondere im Fall von Abweichungen den Fahrgast informieren. Die
     entsprechende Technik ist in den letzten Jahren immer preiswerter geworden, statt
     kostenaufwändiger Kabelverlegungen können heute Informationen per SMS an diese
     Geräte geschickt werden.

     Zusammen mit dem Vorhaben des unternehmensübergreifenden rechnergestützten
     Betriebsleitsystems RBL (so kann z.B. ein wenig verspäteter Regionalbus einer Bahn
     die Verspätung mitteilen, damit diese nach Möglichkeit warten kann) sind hier
     perspektivisch neue Chancen gegeben, damit dem Fahrgast bezüglich Anschlüssen
     und Information eine sichere und stressfreie Fahrt mit dem ÖPNV geboten wird.

     Auf den Regionalbahnstrecken zwischen Radeberg und Kamenz, Heidenau und
     Altenberg sowie dem Sächsische-Schweiz-Ring Pirna-Neustadt/Sa.-Sebnitz-Bad
     Schandau hat im Dezember 2010 die Städtebahn Sachsen die DB Regio abgelöst.
     Das neue Unternehmen hat, nach einer Anlaufphase, in jedem Zug einen
     Zugbegleiter, der auch (ohne Zuschlag) Tickets verkauft. Die Verfügbarkeit von
     Automaten auf den betreffenden Stationen wäre somit völlig neu zu bewerten.
     Teilweise plant die DB, diese abzubauen, was aber in der neuen Situation kein großes
     Defizit darstellen würde.

     An zahlreichen Stationen plant der Verkehrsverbund Oberelbe außerdem weitere
     Park&Ride- und Bike&Ride-Anlagen. Die bisherige Nutzung wird registriert und bei
     Erweiterungsbedarf (wie z.B. in Dresden-Klotzsche) sind entsprechende Ausbauten
     geplant.

     Die   genannten    Vorhaben    werden    aus   verschiedenen    Quellen   finanziert:
     Landesinvestitionsprogramm Sachsen (LIP), Verkehrsprojekte Deutsche Einheit
     (VDE), Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG), Infrastrukturprogramm des
     Verkehrsverbundes Oberelbe, Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV)
     zwischen Bund und DB AG.

     Es bestehen gute Chancen, dass die Mehrzahl der festgestellten Defizite und
     Probleme in den nächsten Jahren abgestellt werden können. Die Praxis zeigt aber
     auch die Gefahren, dass durch Mittelkürzungen oder Zweckentfremdung, vor allem
     durch den Freistaat Sachsen, Vorhaben zeitlich gestreckt oder gar aufgegeben
     werden müssen.



42   Bahnhofstest 2010/11
4.3 Interview mit den Bahnhofstestern – ein Resümee

Wie lange hat das Bewerten jeder einzelnen Station gedauert?

       Hannes Lieberoth: Ich hatte ja eher die kleinen Stationen, da war die
        Wartezeit auf den nächsten Zug oft ein Vielfaches der Prüfzeit. Deshalb
        habe ich mir Zeit gelassen. Etwa 20 Minuten habe ich dann gebraucht.
       Kathrin Viergutz: Ich habe mir drei ganze Tage Zeit genommen, um
        "meine" Stationen zu testen. Insgesamt hatte ich, glaube ich, 20 Stationen.
        Sie waren alle rund um Weesenstein. Ich habe mir also die schönste Gegend
        ausgesucht und natürlich den Bahnhofstest genutzt, um Sachsen noch
        besser kennenzulernen und seine Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Jetzt
        kenne    ich   die   Burg   Weesenstein,   Lauenstein   und   den    schönen
        Wintersportort Altenberg. Für jeden Bahnhof waren 30 Minuten Testzeit
        vorgesehen. Da ich fast ausschließlich sehr kleine Haltepunkte überprüft
        habe, die kein Bahnhofsgebäude haben, haben mir 20 Minuten ausgereicht.
       Jakob Schwan: Etwa 20 bis 30 Minuten, je nach Stationsgröße. Bei größeren
        Bahnhöfen mit ausgebautem Bahnhofsvorplatz musste ich zum Bewerten
        größere Wege zurücklegen, sodass es länger gedauert hat.
       Mostafa Azim: Für die Bewertung jeder einzelnen Station habe ich, je nach
        Größe, 15 bis 30 Minuten gebraucht. Da ich beim VCD mein
        Pflichtpraktikum für mein Studium der Geographie an der Technischen
        Universität Dresden absolvierte, habe ich den größten Teil der Stationen
        getestet. Insgesamt war ich zweieinhalb Monate an mehreren Tagen der
        Woche mit der Evaluation beschäftigt, davor habe ich bei der Erstellung des
        Bewertungsbogens und der Aufschlüsselung der Kriterien geholfen.

Welche deiner Station ist dir in Erinnerung geblieben?

       Kathrin Viergutz: In Erinnerung geblieben ist mir der Haltepunkt Köttewitz,
        da er in einem sehr idyllischen Waldstück liegt. Leider ist der Zugang durch
        den sehr steilen Schuttweg nicht barrierefrei, jedoch haben die beiden
        Bahnhofshäuschen einen ganz eigenen Charme. Wunderschön ist auch der
        Bahnhofsvorplatz in Altenberg, der den Bahnsteig mit dem Busbahnhof
        verbindet. Das ist eine gelungene Umsetzung von Stadtverschönerung, mit
        vielen Blumenbeeten und Sitzgelegenheiten, fast wie ein Mini-Park. Leider
        gibt es aber auch viele Stationen, zu denen sich als einzig Positives nennen
        lässt, dass es Züge gibt, die einen möglichst schnell von dort wegbringen.




                                                         Bahnhofstest 2010/11          43
   Andreas Heubner: Ottendorf-Okrilla Süd ist mir in Erinnerung geblieben,
             weil das die einzige meiner Stationen war, die abschließbare und kostenlose
             Boxen hat, in der Radfahrer ihr Zubehör verstauen können.
            Mostafa Azim: Positiv überrascht bin ich von Radeberg, was sicherlich mit
             der dortigen Brauerei zusammenhängt. Negativ haben sich die vielen
             kleineren     Haltepunkte   eingeprägt,   die   verlassen   und   hoffnungslos
             erscheinen.
            Jakob Schwan: Ich hatte eher nur die schlechten Stationen. Ich habe die
             Bahnhöfe um Ruhland getestet und die sind ja alle recht runtergekommen.
             Besonders Hosena ist mir da schlecht in Erinnerung. Der Bahnsteigzugang in
             Hosena führt noch durch das Bahnhofsgebäude. Im Gebäude ist aber alles
             geschlossen und ziemlich dreckig. Man erkennt noch, dass dort früher mal
             viel los war, aber jetzt ist es sehr trist. Dann habe ich noch die Bahnhöfe
             Richtung Tharandt getestet. Die sind alle frisch saniert und ordentlich. Aber
             auch nix Besonderes, da im Einheits-S-Bahn-Baustil. Gelungen finde ich den
             Busbahnhof in Freital-Deuben, den man ja noch zum Bahnhofsvorplatz
             zählen kann. Dort gibt es auch noch eine Fahrgastinformation.
            Hannes Lieberoth: In Lohsa bei Hoyerswerda konnte ich eine Stunde am See
             in der Sonne liegen und lesen.

     Hast du eine zeitlich geplante Tour gemacht und hast du dadurch Zeit gespart?

            Hannes Lieberoth: Ja, ich habe eine geplante Tour gemacht. Es war sehr
             sinnvoll, sich den Fahrplan vorher genau anzuschauen.
            Mostafa Azim: Ja klar, ohne Planung hätte ich vielleicht nur die Hälfte der
             Stationen je Tour testen können. Es war nicht ganz einfach, bei einigen
             eingleisigen Strecken, da ich dort keine andere Möglichkeit hatte, als zu
             warten. Wenn es möglich war, habe ich mein Fahrrad mitgenommen, um
             zum nächsten Bahnhof zu kommen. Allerdings musste ich ein paar Mal
             Landstraßen und Waldwege in Kauf nehmen. Im Durchschnitt war es zeitlich
             nicht möglich, mehr als fünf Stationen an einem Tag zu testen.
            Jakob Schwan: Ich hatte die Tour vorher geplant, um nicht so lange an den
             Stationen warten zu müssen. Dadurch war natürlich meine Aufenthaltszeit
             begrenzt. Meistens hat diese ausgereicht, manchmal war sie aber auch recht
             knapp, so dass ich es gerade so geschafft habe, alle Fragen zu beantworten.
             Letztlich wollte ich aber nicht weitere 30 Minuten in Orten wie
             Lampertswalde verbringen, nur um noch 5 Minuten über den Bahnsteig zu
             laufen und habe mich deshalb etwas beeilt, um weiterfahren zu können wie
             geplant.



44   Bahnhofstest 2010/11
Bist du gut mit dem Bewertungsbogen zurechtgekommen?

        Jakob Schwan: Unklar waren mir die Angaben in der Kopfzeile. So stand
         dort „ausreichende Zahl ja/nein“ und „gut/nicht gut“. Ich wusste aber nicht
         bei welchem Punkt man jetzt bei ausreichend oder gut ein Kreuz machen
         sollte. Wie z.B. bei der Bahnhofsuhr: ist die jetzt gut oder nicht gut? Wenn’s
         mir unklar war, habe ich einfach nix angekreuzt, sondern die gewonnenen
         Eindrücke mit Worten umschrieben.
        Hannes Lieberoth: Die meisten Kriterien waren klar formuliert. Bei mir gab es
         selten ein Gebäude, weswegen der dritte Teil oft wegfiel. Manchmal gab es
         bei der Zuordnung Probleme, da bei kleinen Bahnhöfen nun mal Bahnsteig
         und Vorplatz oft verschmelzen. Aber ich denke, ich habe das auf dem
         Bewertungsbogen verständlich beschrieben, sodass die Auswerter wussten,
         was ich meine.
        Mostafa Azim: Da wir im Vorfeld der eigentlichen Bewertung einen Pretest
         durchgeführt haben, also unseren Fragebogen anhand mehrerer Stationen
         auf Vollständigkeit getestet haben, wurden die gröbsten Unklarheiten
         bereits zu Beginn beseitigt. Außerdem hatte ich nach den ersten 20
         Stationen Routine, sodass ich bald sehr gut mit dem Formular zurechtkam.

Was hat dir besonders viel Spaß gemacht?

         Mostafa Azim: Bei meiner ersten Tour war es 36°C heiß, die Züge waren
          klimatisiert und fast pünktlich. Der letzte Testtag war mit - 4° bitter kalt.
          Ärgerlich waren die Türen, die sich erst nicht öffnen und dann aufgrund
          von Eis und Schnee nicht mehr schließen ließen. Von sechs Stationen
          konnte ich an diesem Tag deshalb nur drei testen, am Ende wurde es sehr
          spät und kalt. Während der Wartezeit in Stolpen gab es hinter dem
          Bahnhof Obst und Säfte, die sehr köstlich waren, was vielleicht noch einen
          weiteren Besuch wert ist in Verbindung mit einer Besichtigung der Burg
          Stolpen.
        Hannes Lieberoth: Man hat gesehen, dass Hoyerswerda wohl wirklich nicht
         viel zu bieten hat. Aber das Zugfahren war meistens angenehm.
        Jakob Schwan: Das Wetter war natürlich traumhaft letztes Jahr, als ich den
         Test gemacht habe. Ich weiß noch, dass es wirklich warm war in Ruhland
         und Umgebung.
        Kathrin Viergutz: Besonders interessant fand ich die Zusammenfassung von
         Stationen zu Bündeln und die zeitliche Planung der Touren vor Beginn der
         eigentlichen Bewertung. Ich liebe es, Fahrpläne zu studieren und zu




                                                         Bahnhofstest 2010/11             45
interpretieren. Dadurch habe ich – zumindest theoretisch und vom
             Schreibtisch aus – viele Verbindungen und Linien kennengelernt, die ich
             bisher nicht kannte. Außerdem habe ich dadurch viele neue Städtenamen
             gehört und so Anregungen für Wochenendausflüge erhalten.

     Sollte in etwa zwei Jahren ein weiterer Test stattfinden, um zu überprüfen, ob etwas
     verändert wurde? Hast du Verbesserungsvorschläge für den nächsten Test?

            Hannes Lieberoth: Ich denke, wir brauchen keinen weiteren Test. Ich finde
             eine gute Bedienung ist wichtiger als der perfekte Bahnhof. Außerdem
             sollten immer ausreichend Informationen vorhanden sein und die Station
             einen gepflegter Eindruck machen. Ansonsten muss man beachten, dass
             man    bei     sehr   kleinen   Stationen   mit   wenigen     Fahrgästen     keinen
             Luxusbahnhof erwarten sollte.
            Lutz Dressler: Ja, ein weiterer Test wäre toll! Dann sollten wir uns noch
             besser mit Barrierefreiheit beschäftigen und auch ganze Bahnsteige und
             Züge daraufhin prüfen.
            Mostafa Azim: Selbstverständlich, nicht nur für uns sondern auch für den
             VVO und die Fahrgäste, für die wir das ja machen. Vielleicht können noch
             weitere Landesverbände in ihrem Bundesland einen ähnlichen Bahnhofstest
             durchführen, um Vergleiche zu schaffen.
            Kathrin Viergutz: Ich halte es für sinnvoll, nach einer gewissen Zeit einen
             weiteren Bahnhofstest durchzuführen. Vielleicht können wir uns dann auf
             ein paar wenige Stationen konzentrieren, bei denen wir gravierende Mängel
             festgestellt haben, um zu überprüfen, ob Verbesserungen veranlasst
             wurden.
            Jakob Schwan: Ich finde, ein nächster Test in zwei Jahren ist zu kurzfristig.
             Bis dahin kann sich nicht wirklich viel ändern. Dann gibt es vielleicht einen
             Papierkorb mehr an der Station, aber sonst ist alles beim Alten. Wenn, dann
             sollte ein nächster Test frühestens in fünf Jahren erfolgen.

     Was erwartest du von den Verantwortlichen?

            Lutz Dressler: Verantwortlich sind nicht nur die Deutsche Bahn und der
             VVO, auch das Land Sachsen als Besteller, aber auch Kommunen und
             teilweise auch Private, wenn es beispielsweise darum geht, Flächen für
             Fahrradparkhäuser zur Verfügung zu stellen.
            Hannes       Lieberoth:   Die   Bahnhöfe    sollten   ihren   Bedürfnissen    nach
             ausgestattet     sein.    Das   heißt   notwendiges     wie    Fahrradstellplätze,
             Überdachung und aktuelle Infos. Die kleinen Stationen, die ich getestet



46   Bahnhofstest 2010/11
habe, erfüllten sicher nicht alle Kriterien des Tests, doch ich fand die
    Ausstattung an allen zweckmäßig, es war sauber und gepflegt und dem
    Aufkommen angemessen. Einziger Kritikpunkt sind bei einigen Stationen die
    Zugangswege. die sollten oft besser ausgeschildert und in Stand gehalten
    werden.
   Kathrin Viergutz:    Ich erwarte, dass unsere Anregungen von den
    Verantwortlichen ernst genommen werden, da sie die Empfindungen der
    Fahrgäste, also der Personen, für die eine Dienstleistung erbracht wird,
    widerspiegeln.
   Jakob Schwan: Wichtig finde ich, dass an den Stationen wieder Leben
    einkehrt. Eine Fahrkartenausgabe in Kleinstadt-Bahnhöfen wird es sicher
    auch in Zukunft nicht geben. Aber ein Kiosk im Bahnhof oder Bäcker/
    Fleischer   neben    dem   Bahnhof   wäre   denkbar.   So   gäbe   es   eine
    Einkaufsmöglichkeit und gleichzeitig wieder eine Unterstellmöglichkeit bei
    schlechtem Wetter.




                                                  Bahnhofstest 2010/11             47
4.4     Schlusswort und Dank

     Der VCD ist angewiesen auf das Engagement seiner aktiven Mitglieder, die sich in
     ihrer Freizeit unbezahlt und ehrenamtlich engagieren, um ihre Stadt und ihre Region
     lebenswerter zu machen. Nicht immer ist es einfach, die ehrenamtlichen Aufgaben in
     den Alltag einzugliedern – gerade in beruflich oder privat stressigen Zeiten. Umso
     mehr ist die regelmäßige und kontinuierliche Beteiligung an der Vereinsarbeit zu
     honorieren. Denn auch wenn alles freiwillig und unbezahlt ist, so ist es auch für
     unsere Ortsgruppe wichtig, dass einmal angefangene Projekte wie der Bahnhofstest
     in guter Qualität zu Ende gebracht werden, um auch einen Nutzen der Projekte zu
     erzielen.

     Deshalb soll an dieser Stelle allen Beteiligten ein großes Dankeschön ausgesprochen
     werden. Ohne die Bereitschaft, Zeit und Mühe für eine „gute Sache“ zu investieren,
     gäbe es keine Projekte wie den Bahnhofstest.

     Projektbeteiligt waren: Mostafa Azim, Torsten Belter, Lutz Dressler, Andreas
     Heubner, Karsten Imbrock, Clemens Kahrs, Hannes Lieberoth, Torsten Meerbach,
     Stefan Schmidt, Jakob Schwan, Rosemarie Stelzner und Kathrin Viergutz.
     Gemeinsam wurden Kriterien ermittelt, der Fragebogen erstellt und die Gewichtung
     festgelegt. Außerdem wurde in mehreren Projektsitzungen die Vorgehensweise bei
     der Auswertung diskutiert.

     Besonderer Dank gilt den Mitarbeitern des Projektteams „Test“, die sich die Zeit
     genommen haben, durch den Verbundraum zu fahren, um die einzelnen Stationen
     einer Bewertung zu unterziehen: Mostafa Azim, Lutz Dressler, Andreas Heubner,
     Hannes Lieberoth, Jakob Schwan und Kathrin Viergutz.




48   Bahnhofstest 2010/11
5. Anhang

5.1 Der Bewertungsbogen




                          Bahnhofstest 2010/11   49
50   Bahnhofstest 2010/11
5.2 Die Gewichtungstabelle

Durch das erstellte Punktesystem wird die Gewichtung der einzelnen Kriterien
verdeutlicht. Dabei gelten für die drei Stationskategorien jeweils leicht voneinander
abweichende Gewichtungen.


                                                 1.              2.           3.
                                            Hauptbahnhof      Bahnhof     Haltepunkt
Gesamtpunktzahl                                 242             214          132
1. Bahnhofsvorplatz und
                                                  78             60            44
Empfangsgebäudes außen
Beleuchtung                                       4              4             4
Wegweisung zu Verkehrsmitteln                     2              2             2
Wegweisung zu Straßen und öffentlichen
                                                  2
Punkten                                                          2             2
Schadensfreiheit                                  4              4             4
Sauberkeit                                        4              4             4
Pflege der Anlagen                                0              0             0
Abfallbehälter                                    3              1             0
Dynamische Anzeige                                4              2             0
Uhr                                               2              1             0
Aushangfahrplan vorhanden                         1              1             0
…lesbar                                           1              1             0
Liniennetzplan vorhanden                          1              0             0
…lesbar                                           1              0             0
Stadtplan / Umgebungsplan vorhanden               2              1             0
…lesbar                                           2              2             0
Wabenplan VVO vorhanden                           0              0             0
…lesbar                                           0              0             0
Tarifinformation VVO vorhanden                    0              0             0
…lesbar                                           0              0             0
Nahverkehrspläne, z.B. Bus-Anschlüsse             2              1             1
…lesbar                                           2              2             2
Fahrkartenautomat                                 2              0             0
Reisezentrum, persönliche Beratung                0              0             0
Kiosk mit Fahrkartenverkauf                       0              2             4
Beidseitiger Zugang                               4              3             0
Zebrastreifen/ Ampelübergang                      4              4             4
Verknüpfung mit Anschlussbuslinien                0              0             0
Erreichbarkeit Bushaltestelle                     4              4             2
Abstimmung der Taktzeiten                         4              4             2
Fahrrad-Abstellplätze                             4              4             4
...Kostenfreiheit                                 1              1             1



                                                        Bahnhofstest 2010/11            51
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VCD Bahnhofstest - Kurzfassung

  • 1. Ein Projekt der Ortsgruppe Dresden Bahnhofstest 2010/11 Service, Sicherheit und Sauberkeit an Bahnstationen im Verkehrsverbund Oberelbe Foto: Felix Thiele
  • 2. Vorwort – Warum ein Bahnhofstest? Liebe Leserinnen und Leser, Mobilität ist ein wichtiges Bedürfnis der Bevölkerung. Voraussetzung dabei ist die Sicherung einer umwelt- und stadtverträglichen, sicheren und sanften Mobilität, die durch einen hohen Anteil des öffentlichen Personenverkehrs am Modal Split erreicht werden kann. Um diese Attraktivität des öffentlichen Personenverkehrs zu fördern, muss Wert auf Kundenorientierung gelegt werden. Neben bezahlbaren Fahrpreisen, Schnelligkeit, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit, gepflegten Fahrzeugen sowie ausreichender Taktfrequenzen ist die Aufenthaltsqualität an Bahnhöfen und auf Bahnsteigen für die Attraktivität einer Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln – so auch mit der Eisenbahn - von Bedeutung. In ihren Publikationen nennt die Deutsche Bahn AG „Wohlfühlbahnhöfe“ ihr Ziel. Doch wie kundenfreundlich sind unsere Bahnstationen wirklich? Welche Bereiche bergen noch Verbesserungspotenzial? Haltestellen wie Bahnstationen sind der erste Kontakt mit dem öffentlichen Verkehr, und oft auch das sichtbarste Aushängeschild. Als "Vorzimmer des Verkehrs" müssen sie einladend und funktional zugleich sein. Ungepflegte Stationen mit unzureichendem Informationsangebot schrecken dagegen ab. Um einerseits gelungene Umsetzungen des Infrasturkturmanagements im Bahnhofsbereich aufzuzeigen und andererseits auf Missstände hinzuweisen, hat der Verkehrsclub Deutschland Landesverband Elbe-Saale e.V., Ortsgruppe Dresden, mit vorliegender Studie alle 129 dem Personenverkehr dienenden, bahnrelevanten Stationen des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) hinsichtlich Service, Sicherheit und Sauberkeit geprüft. Bahnhofstest 2010/11 1
  • 3. Inhaltsverzeichnis 1. Motivation ........................................................................................ 4 1.1 Der VCD und die Rolle der Ortsgruppe Dresden ............................................4 1.2 Überprüfte Stationen .....................................................................................5 1.3 Vorgehensweise.............................................................................................7 2. Bewertung und Auswertung ............................................................... 8 2.1 Stationskategorisierung ..................................................................................8 2.2 Kriterien und Anforderungen .........................................................................9 2.3 Aspekt: Barrierefreiheit ................................................................................10 2.4 Aspekt: Bike&Ride und Park&Ride ...............................................................12 2.5 Aspekt: Fahrgastinformation und –kommunikation ......................................13 2.6 Aspekt: Aufenthaltsqualität, Sauberkeit, Schadensfreiheit ............................15 2.7 Aspekt: Zugangebot ....................................................................................16 2.8 Die Gewichtung ...........................................................................................18 3. Die Ergebnisse ................................................................................. 19 3.1 Gesamteindruck ...........................................................................................19 3.2 Missstände und Defizite insgesamt ..............................................................20 3.3 Erfreuliche Merkmale insgesamt ..................................................................23 3.4 Die Letztplatzierten – So bitte nicht! ............................................................23 3.5 Die Testsieger – Vorbildlich! .........................................................................26 3.6 Im Fokus: Hauptbahnhof Dresden ...............................................................28 3.7 Im Fokus: Bahnhof Dresden-Neustadt .........................................................30 3.8 Die Stationen im Überblick ..........................................................................32 4. Fazit ................................................................................................ 40 4.1 Welche Maßnahmen müssen getroffen werden? .........................................40 4.2 Vorgesehene oder gegenwärtig durchgeführte Sanierungen........................41 4.3 Interview mit den Bahnhofstestern – ein Resümee .......................................43 4.4 Schlusswort und Dank .................................................................................48 2 Bahnhofstest 2010/11
  • 4. 5. Anhang ........................................................................................... 49 5.1 Der Bewertungsbogen ................................................................................. 49 5.2 Die Gewichtungstabelle ............................................................................... 51 5.3 Pressespiegel und Öffentlichkeitsarbeit........................................................ 54 5.4 Ansprechpartner und Treffpunkte ............................................................... 56 Bahnhofstest 2010/11 3
  • 5. 1. Motivation 1.1 Der VCD und die Rolle der Ortsgruppe Dresden Der Verkehrsclub Deutschland ist ein eingetragener Verein, der sich seit 1986 mit effizienter Mobilität und stadtverträglicher Verkehrsentwicklung beschäftigt. Seinen bundesweit 60.000 Mitgliedern und Förderern bietet der VCD Interessenvertretung, Beratung und praktische Leistungen vom Schutzbrief bis zur ökologischen Rentenversicherung. Seine Ziele sind ein optimales Bus- und Bahnangebot, mehr Platz für Fahrräder, umweltschonende Autos, mehr Sicherheit für Kinder, sichere und gute Fuß- und Radwegeverbindungen auch für Senioren und Mobilitätsbeschränkte. So sieht verkehrsträgerübergreifende nachhaltige Mobilität aus. Um diese Zielvorstellung zu verwirklichen, setzt sich der VCD für eine stadtverträgliche, zukunftsfähige Verkehrsentwicklung ein. Der VCD ist somit der einzige Verkehrsclub mit Klimaschutzfaktor, dessen Credo lautet: Wir machen uns stark für eine umwelt- und sozialverträgliche, sichere und gesunde Mobilität! Zukunftsfähige Verkehrspolitik ist für den VCD nicht nur auf ein einziges Verkehrsmittel fixiert, sondern setzt auf eine intelligente Kombination und das sinnvolle Miteinander aller Arten von Mobilität. Dabei arbeitet der VCD auf zwei unterschiedlichen Ebenen: Zum einen berät er als Fach- und Lobbyverband Politik und Wirtschaft, initiiert innovative Projekte, setzt Themen auf die Agenda und begleitet Gesetzgebungsprozesse. Zum anderen vertritt der VCD als Mitglieder- und Verbraucherverband die Interessen aller mobilen Menschen. Dem Landesverband Elbe-Saale, der die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen umfasst, gehören 1.300 Mitglieder an. Aktive Ortsgruppen gibt es unter anderem in Dresden, Leipzig, Halle, Erfurt, Gera und Freiberg. Dresden, als mitgliederstärkste Ortsgruppe im Landesverband, behandelt vor allem regionale Themen in der Region Dresden. So verfolgt und bewertet sie aktuelle politische Entwicklungen wie den Entwurf des Luftreinhalteplans oder des Nahverkehrsplans des Verkehrsverbundes Oberelbe. Außerdem berät die Ortsgruppe hinsichtlich Verkehrsplanung und Fahrgastmanagement, wie dem Ausbau von Straßen oder der Einführung von Sozialtickets, mit dem Ziel, gestaltend in die Zukunftsplanung einzugreifen. Des Weiteren ist sie am Runden Tisch zum Entwurf des Verkehrsentwicklungsplanes 2025 beteiligt und bearbeitet jedes Jahr ein größeres Projekt. Im Jahr 2009 befasste sich die Ortsgruppe mit optimaler Verkehrsplanung für Fußgänger am Beispiel von Straßenüberwegen in Dresden. 4 Bahnhofstest 2010/11
  • 6. 1.2 Überprüfte Stationen Überprüft wurden alle 129 Stationen im Einzugsgebiet des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO), die von Personenzügen bedient werden. Zum Testzeitpunkt waren dies folgende Stationen: Dresden-Friedrichstadt, Dresden-Cotta, Dresden-Kemnitz, Dresden-Stetzsch, Cossebaude, Niederwartha, Radeberg-Naundorf, Dresden Freiberger Straße, Dresden Mitte, Dresden-Neustadt, Dresden-Pieschen, Dresden-Trachau, Radebeul Ost, Radebeul West, Radebeul-Zitzschewig, Coswig, Neusörnewitz, Meissen, Meissen Triebischtal, Miltitz-Roitzschen, Deutschenbora, Nossen, Riesa, Seerhausen, Stauchitz, Glaubitz, Nünchritz, Priestewitz, Niederau, Weinböhla, Zeithain, Tiefenau, Wülknitz, Gröditz, Prösen West, Prösen, Elsterwerda, Elsterwerda-Biehla, Prösen Ost, Frauenhain, Zabelitz, Großenhain Cottbusser Bahnhof, Lampertswalde, Ortrand, Ruhland, Hosena, Lauta, Schwarzkollm, Hoyerswerda, Hoyerswerda-Neustadt, Lohsa, Uhyst(Spree), Dresden-Strehlen, Dresden-Reick, Dresden-Dobritz, Dresden- Niedersedlitz, Dresden-Zschachwitz, Heidenau, Heidenau Süd, Heidenau- Großsedlitz, Pirna, Obervogelgesang, Stadt Wehlen, Kurort Rathen, Königstein, Bad Schandau, Krippen, Schmilka-Hirschmühle, Schöna, Pirna-Copitz, Pirna-Copitz Nord, Lohmen, Dürrröhrsdorf, Helmsdorf, Stolpen, Langenwollmsdorf Mitte, Langenwollmsdorf, Neustadt, Krumhermsdorf, Sebnitz, Amtshainersdorf, Ulbersdorf, Mittelndorf, Goßdorf-Kohlmühle, Porschdorf, Rathmannsdorf, Dohna, Köttewitz, Weesenstein, Burkhardswalde-Maxen, Mühlbach, Niederschlottwitz, Oberschlottwitz, Glashütte, Bärenhecke-Johnsbach, Bärenstein, Lauenstein, Hartmannmühle, Geising, Kurort Altenberg, Dresden-Plauen, Freital-Potschappel, Freital-Deuben, Freital-Hainsberg, Freital-Hainsberg West, Tharandt, Edle Krone, Klingenberg-Colmnitz, Dresden-Industriegelände, Dresden-Klotzsche, Dresden Grenzstraße, Dresden-Flughafen, Weixdorf Bad, Weixdorf, Hermsdorf, Ottendorf- Okrilla Süd, Ottendorf-Okrilla Haltepunkt, Ottendorf-Okrilla Nord, Laußnitz, Königsbrück, Langebrück, Radeberg, Arnsdorf, Kleinröhrsdorf, Großröhrsdorf, Pulsnitz, Bischheim-Gersdorf, Kamenz. Bahnhofstest 2010/11 5
  • 7. Der Netz- und Tarifzonenplan zeigt den Verbundbereich des VVO Quelle: Verkehrsverbund Oberelbe, Stand Dezember 2010 6 Bahnhofstest 2010/11
  • 8. 1.3 Vorgehensweise Mit der Planung für den Bahnhofstest wurde im Mai 2010 begonnen, fertig gestellt wurde er im April 2011. Die Bewertung der Stationen erfolgte im Zeitraum Juli bis Oktober 2010 Das Gebiet der VVO umfasst 129 Stationen, die von einem zwölfköpfigen Projektteam verantwortungsbewusst und objektiv bewertet wurden. Zuerst wurden Aufgabengebiete und Verantwortlichkeiten abgesteckt. Die weitere Vorgehensweise gliederte sich in folgende Aufgabenbereiche:  Alle testrelevanten Stationen ermitteln.  Stationen zu "Routen" zusammenfassen. Etwa vier bis acht Stationen bilden ein Bündel. Möglichst nahe beieinander und durch Relationen verbunden, sodass ein Bündel an einem (oder einem halben Tag) zu schaffen ist. Einzelne Routen zeitlich planen.  Kriterienkatalog erstellen.  Den Fragebogen erstellen.  Einen Pretest durchführen, also den Bewertungsbogen anhand ausgewählter Stationen testen, um herauszufinden, ob er in sich schlüssig ist, die Kriterien verständlich formuliert und vollständig sind.  Einen Leitfaden erstellen mit Hinweisen und Durchführung einer Informationsveranstaltung für die Tester, damit jeder weiß, worauf beim Bewerten zu achten ist, um jede Bahnstation mit demselben Maßstab zu bewerten. Da die Projektmitarbeiter jeweils unterschiedliche Kriterien als wichtig erachten, müssen Kompromisse eingegangen werden, damit ein gemeinsamer Nenner gefunden wird. Außerdem gibt es Kriterien, die binär (ja, nein) und quantitativ und damit objektiv zu beantworten sind (Fahrkartenautomat vorhanden?) und solche, die qualitativ und damit subjektiv sind und im Auge des Betrachters liegen: Gibt es eine ausreichende Zahl an Sitzgelegenheiten? Macht der Bahnhofsvorplatz grundsätzlich einen gepflegten Eindruck? Bahnhofstest 2010/11 7
  • 9. 2. Bewertung und Auswertung 2.1 Stationskategorisierung Um jeden Bahnhof anforderungsgerecht zu betrachten und dadurch die Stationen vergleichbar und den Handlungsbedarf objektiv bestimmbar zu machen, ist es wichtig, das Notenschema explizit aufzuschlüsseln, um eine Gleichheit der Benotung zu erreichen. Des Weiteren gilt für unterschiedliche Bahnhofskategorien ein differenziertes Verständnis von Anforderungen an deren Qualität. Deshalb wurden die überprüften Bahnhöfe kategorisiert, wobei auf ein einheitliches Verständnis der verschiedenen Bahnhofskategorien Wert gelegt werden muss. Diese Kategorisierung hängt von der verkehrlichen Bedeutung der Station ab. Die Ausformulierung der einzelnen Bewertungskriterien erfolgt in Anlehnung an gesetzliche Grundlagen. Die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) enthält folgende Formulierungen: „Bahnhöfe sind Bahnanlagen mit mindestens einer Weiche, wo Züge beginnen, enden, ausweichen oder wenden dürfen.“ (§ 4 Abs. 2, EBO II), sowie „Haltepunkte sind Bahnanlagen ohne Weichen, wo Züge planmäßig halten, beginnen oder enden dürfen.“ (§ 4 Abs. 8, EBO II). Darauf aufbauend folgt der VCD, bis auf kleine Ausnahmen, der Kategorisierung der Deutschen Bahn AG (Kategorien 1 bis 6), die alle Stationen nach ihrer verkehrlichen Bedeutung, vor allem unter Berücksichtigung des Fahrgastaufkommens, einordnet. Dabei wurden die von der DB vorgegebenen Kategorien 1 und 2, 3 und 4, sowie 5 und 6 vom VCD zusammengefasst. Im weiteren Sprachgebrauch werden Stationen, die der Kategorie 3 zugeordnet werden, „Haltepunkte“ genannt, diejenigen der Stationskategorie 2 „Bahnhöfe“ und diejenigen der Kategorie 1 „Hauptbahnhöfe“, wobei letzte Gruppe nur Dresden-Hauptbahnhof und Dresden-Neustadt betrifft. Allen drei Stationskategorien diente der gleiche Bewertungsbogen, jedoch unterschied sich die Gewichtung. 8 Bahnhofstest 2010/11
  • 10. 2.2 Kriterien und Anforderungen Jede einzelne Station wurde in drei Bereiche gegliedert, die unabhängig überprüft wurden:  Bahnhofsvorplatz und Empfangsgebäude außen  Empfangsgebäude beziehungsweise überdachte Wartemöglichkeiten  Bahnsteige und Bahnsteigzugänge Einige Kriterien wurden in mehreren Kapiteln überprüft (Fahrscheinautomat, Liniennetzplan), andere nur in einem (B&R). Als Grundlage für die Erstellung der Kriterien dienten folgende unterschiedliche Normen: Erscheinungsbild und Ausstattung des Bahnhofsvorplatzes und des Empfangsgebäudes außen Bewertet wurden die Merkmale Sauberkeit, baulicher Zustand des Gebäudes und die Pflege eventuell vorhandener Anlagen sowie das Vorhandensein von Fahrgastinformationen. Des Weiteren wurde getestet, ob Wegweiser auf wichtige Punkte wie Sehenswürdigkeiten oder Ämter hindeuten. Ist leicht ersichtlich, welche Linien von welchem Bahnsteig zu welchen Zielen fahren? Sind Sitzgelegenheiten auch in Stoßzeiten ausreichend und Papierkörbe vorhanden? Erscheinungsbild und Ausstattung des Empfangsgebäudes innen Sofern ein Gebäude vorhanden ist, wurden der bauliche Zustand, die Sauberkeit, sowie das Vorhandensein von sanitären Anlagen nach DIN 18024-2, der Bauvorschrift für barrierefreie sanitäre Anlagen, bewertet. Selbstverständlich geschah dies im Rahmen der Möglichkeiten der Bahnhofstester. Außerdem wurden die Aufenthaltsqualität, die ausreichende Zahl an Sitzgelegenheiten, die Nähe zu Bahngleisen und Anzeigetafeln und der Wind- und Wetterschutz der Gebäude untersucht. Erscheinungsbild und Ausstattung der Bahnsteige und Bahnsteigzugänge Bahnsteige und Bahnsteigzugänge wurden hinsichtlich Sitzgelegenheiten, Überdachung, sowie Windschutz und Wartemöglichkeiten untersucht. Obwohl die Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen (BOStrab) nur den Betrieb von Straßenbahnhaltestellen regelt, wird diese als Grundlage der Bewertung herangezogen. Die BOStrab regelt in Deutschland rechtliche Minimalanforderungen für Bahnsteige an Straßen- und U-Bahnen sowie an Bussen. Darin sind praktisch Bahnhofstest 2010/11 9
  • 11. keine Schutzvorkehrungen für Passagiere zwingend vorgeschrieben, allerdings wird zu deren Vorhandensein geraten: „Haltestellen sollen Bahnsteige besitzen sowie Wetterschutz- und Sitzmöglichkeiten bieten.“ (§31, Abs. 1, S. 3 BOStrab) Auch die Eisenbahnbetriebsordnung (EBO) schreibt keine Schutzmaßnahmen für wartende Passagiere an Bahnsteigen zwingend vor. Außerdem wurde wieder das Vorhandensein von Fahrgastinformationen, Fahrscheinautomaten, Sitzgelegenheiten, Uhren und ausreichender Beleuchtung kontrolliert. Zudem überprüften die Tester das Vorhandensein einer Lautsprecherdurchsage und ob der Stationsname auch vom Zug aus gut lesbar und die Abfahrtsanzeige intakt ist. Bahnsteig des Haltepunktes Grenzstraße Im Anhang ist ein Musterexemplar des Bewertungsbogens zu finden. 2.3 Aspekt: Barrierefreiheit Gemäß DIN 18 024-1, die die barrierefreie Ausstattung von Straßen, Plätzen, Wegen, öffentlichen Verkehrs- und Grünanlagen sowie Spielplätzen regelt, müssen Nutzer in die Lage versetzt werden, von fremder Hilfe weitgehend unabhängig zu sein. Dies gilt insbesondere für Rollstuhlbenutzer, Blinde, Sehbehinderte, Gehörlose, Hörgeschädigte, Gehbehinderte, Menschen mit sonstigen Behinderungen, ältere Menschen, sowie Kinder und klein- und großwüchsige Menschen. Dabei ist Barrierefreiheit nicht nur für Ältere, Blinde und Rollstuhlfahrer wichtig. Auch wer einen Kinderwagen schiebt oder einen Koffer schleppt, weiß offene, gut erkennbare Wege ohne Stolperfallen zu schätzen. Wichtig sind hierbei die problemlose Erreichbarkeit von Bus- oder Bahnsteig mit tatsächlich funktionierenden Aufzügen oder Rolltreppen oder das Vorhandensein 10 Bahnhofstest 2010/11
  • 12. eines taktilen Leitsystems. Für Bahnsteige gilt, dass sie einen Höhenunterschied von drei Zentimetern zu den entsprechenden Fahrgasträumen an mindestens einem Zugang nicht überschreiten dürfen. Witterungsschutz auch für Rollstuhlbenutzer ist vorzusehen. Öffentliche Fernsprechstelle und Notrufanlage müssen auch durch Rollstuhlbenutzer angefahren und benutzt werden können. Bedienungselemente, z. B. an Geld- und Fahrkartenautomaten, Schaltern, Tastern sowie alle Notrufschalter, müssen anfahrbar und auch mit eingeschränkter Greiffähigkeit leicht benutzbar sein und eine Höhe von 85 Zentimetern vorweisen, gleiches gilt auch für Ablageflächen. Durch optisch kontrastierende Gestaltung müssen sie leicht für blinde und sehbehinderte Menschen erkenn- und nutzbar sein. Alle Gebäudeebenen müssen stufenlos, gegebenenfalls mit einem Aufzug oder einer Rampe, erreichbar sein. An stark frequentierten, zentralen Bahnhöfen sind Sanitäranlagen nach DIN 18024-2 vorzusehen, die vorsieht, dass in jeder Sanitäranlage mindestens eine für Rollstuhlbenutzer geeignete Toilettenkabine einzuplanen ist. Der Haltepunkt Köttewitz ist für Mobilitätsbeschränkte schwer erreichbar, da an beiden Zugängen eine sehr steile Steigung zu überwinden ist, einmal abwärts, einmal aufwärts. Dagegen hat der Haltepunkt Burkhardswalde-Maxen zwar einen durch eine nur schwach ansteigende Rampe barrierefreien Zugang, jedoch fällt das Schieben eines Rollstuhles, Rollators oder Kinderwagens aufgrund des Kieselsteinbelages schwer. Von den 127 getesteten Stationen sind nur 43 rollstuhlgerecht. Obwohl in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen wurden, den Zugang zu öffentlichen Verkehrsmittel mobilitätseingeschränkten Personen zu ermöglichen, zeigte der Bahnhofstest noch große Mängel an vielen Haltepunkten. Durch den teilweisen Ausbau der S 1 im Stadtgebiet von Dresden haben sich die Bedingungen sehr verbessert. Demgegenüber fehlen im Bereich Sächsische Schweiz sowie zwischen Dresden-Neustadt und Meißen behindertengerechte Zugänge. Bahnhofstest 2010/11 11
  • 13. 2.4 Aspekt: Bike&Ride und Park&Ride Um die Verkehrsträger miteinander besser zu verknüpfen muss ein einfacher Wechsel vom Fahrrad bzw. Pkw zum ÖPNV gewährleistet werden. Gerade im ländlichen Raum ist es unerlässlich, dass an Bahnstationen oder auch wichtigen Busverknüpfungspunkten Möglichkeiten zum Abstellen von Fahrrädern und Pkw vorhanden sind. So wird das Einzugsgebiet einer Station mit relativ wenig Aufwand erheblich vergrößert, was sich positiv auf die Nachfrage auswirkt. An vielen Stationen im VVO wurde das Konzept des B&R erfolgreich umgesetzt, wie das Beispiel Ottendorf-Okrilla Süd zeigt. Auch Frauenhain geht bei der Umsetzung von B&R beispielhaft voran. 12 Bahnhofstest 2010/11
  • 14. Bei der Einrichtung der Abstellmöglichkeiten sollten nach Auffassung des VCD gewisse Mindeststandards erfüllt sein:  kurze Zugangswege zur Station  ausreichende Kapazität  überdachte Fahrradständer  Abstellmöglichkeiten sollten gut sichtbar bzw. wahrnehmbar sein  übersichtliche Zugangswege zu den Abstellplätzen  Sauberkeit und Schadensfreiheit sollten selbstverständlich sein 2.5 Aspekt: Fahrgastinformation und –kommunikation Bei der Deutschen Bahn AG gilt die Richtlinie 813.03 „Wegeleit- und Informationssysteme“ mit der Ergänzung vom August 2003 „Bahnhöfe, Transporteure und Verkehrsverbünde – integrierte Gestaltungs- und Informationssysteme“ sowie das Design-Manual (Nr. 813.9391). Bahnstationen sind demnach einheitlich auszustatten. Diese Ausstattung ist im VVO-Gebiet fast vollständig abgeschlossen. In Einzelfällen sind fehlende Details der Ausstattung zu verzeichnen. Königsbrück bietet seinen Besuchern eine große Vielfalt an Informationen, wie Ausflugstipps und Umgebungspläne. Bahnhofstest 2010/11 13
  • 15. Für Verwirrung seitens der Fahrgäste sorgt ein Aushang in Mühlbach, auf dem die Reisenden darauf hingewiesen werden, dass die Züge nur mit gültigem Fahrschein zu betreten sind. Da an der Station jedoch kein Automat vorhanden ist, bekommen unwissende Reisende Panik, die sich erst legt, wenn sie lesen, was – nach einigen weiteren Sätzen – ganz unten auf dem Aushang zu lesen ist: „Wir können Ihnen an diesem Bahnsteig leider keinen Fahrscheinverkauf anbieten. Steigen Sie bitte ein und nutzen Sie nach Betreten des Fahrzeuges den Automaten im Zug.“ Vorbildlich ist Dresden-Klotzsche ausgestattet: Überdachter und wettergeschützter Wartebereich, DB Pluspunkt zum Ticketerwerb und Vorhandensein wichtiger Aushänge und Informationen. 14 Bahnhofstest 2010/11
  • 16. 2.6 Aspekt: Aufenthaltsqualität, Sauberkeit, Schadensfreiheit Bei der Ausstattung der Stationen muss nach Funktion und Bedeutung untergliedert werden. So haben große Bahnhöfe mit vielen Fahrgästen und Umsteigern andere Ausstattungsanforderungen als Haltepunkte, an denen nur wenige Züge verkehren. Grundsätzlich sollten am Bahnsteig Sitzgelegenheiten und ein Wetterschutz zum Unterstellen vorhanden sein. Eine ausreichende Beleuchtung ist für die Sicherheit unbedingt notwendig. Alle Stationen sollten über längere Zeiträume hinweg keine groben Beschädigungen aufweisen und regelmäßig gereinigt werden. Es sollte erkennbar sein, dass an der Station noch Züge halten. Abfalleimer und Aschenbecher tragen zur Sauberkeit bei. Der Bahntunnel in Radebeul Ost wirkt abschreckend. Bei erhöhtem Fahrgastaufkommen bzw. Umsteigern sind überdachte Bahnsteige wünschenswert. In den großen Bahnhöfen mit Fernverkehrsanschluss sollte es beheizte Warteräume geben. Kleine Versorgungsangebote wie Bäcker und Bistro runden das Angebot ab. Die Bahnsteige sollten immer überdacht sein. Bahnhofstest 2010/11 15
  • 17. Guten Wetterschutz und eine gepflegte Atmosphäre bietet die Station Weixdorf Bad. 2.7 Aspekt: Zugangebot Untersucht wurden die Verknüpfung von Bahn und Bus sowie das Vorhandensein von Umsteigemöglichkeiten, die Nähe zur Bushaltestelle und die Abstimmung der Taktzeiten. In Königsbrück können Fahrgäste direkt und ohne die Überwindung von Stufen vom Bahnsteig aus den Bussteig erreichen. Ein Bahnhof ist nur entsprechend attraktiv, wenn Züge in einem nachvollziehbaren Takt fahren. Wünschenswert sind leicht merkbare Taktfolgen (30- bzw. 60- 16 Bahnhofstest 2010/11
  • 18. Minutentakt), an großen Bahnhöfen leicht merkbare Abfahrtszeiten. So prägt sich leicht ein, dass Am Hauptbahnhof Dresden jeweils zu jeder vollen und halben Stunde die S1 in beide Richtungen abfährt. Dabei ist ein gut abgestimmtes Zugangebot nur sinnvoll, wenn das Gesamtpaket stimmt, also auch die Bus-Zubringer funktionieren. Als Negativbeispiel lässt sich die stark frequentierte Strecke nach Leipzig nennen. Die Züge dieser Relation im Einstundentakt sind tagsüber regelmäßig voll und Sitzplätze knapp. Verständlich ist, dass aufgrund des Fernverkehrs kein Halbstundentakt angeboten werden kann, jedoch sollte geprüft werden, ob möglicherweise zwei Nahverkehrszüge nacheinander angeboten werden können. Alternativ dazu wären ein RE und ein RB mit mehreren Zwischenhalten denkbar. …denn was nutzt der schönste Bahnhof, wenn kein Zug fährt? Bahnhofstest 2010/11 17
  • 19. 2.8 Die Gewichtung Um einen quantitativen Vergleich der Bahnstationen untereinander zu schaffen sowie das Gesamtniveau der Qualität der Bahnstationen im VVO zu ermitteln, wurden die vom VCD bewerteten Faktoren gewichtet. Unterschiedliche Kriterien flossen unterschiedlich stark in die Gesamtbeurteilung ein. Dabei ergibt sich die Kategorienote aus dem Quotienten der Summe der gewichteten Noten und der Summe der Gewichtungsfaktoren. Die Gesamtnote ergibt sich dann aus dem Quotienten der gewichteten Kategorienoten und der Summe der Kategoriegewichtungsfaktoren. Wieder gilt zu beachten, dass für die drei Stationskategorien unterschiedliche Gewichtungen berücksichtigt wurden. Die Gewichtungsfaktoren sind der Tabelle im Anhang zu entnehmen. Gesetzliche Grundlagen, Normen und Verordnungen, sowie internationale Standards lieferten die Grundlagen unserer Kriterienbewertungen. Bei der finalen Bewertung entschieden wir uns für ein Punktesystem, das die unterschiedliche Gewichtung der einzelnen Kriterien, wie auch die Einordnung der Stationskategorien berücksichtigt. Jedes Kriterium wurde einzeln analysiert und diskutiert, um eine ergebnisorientierte Gewichtung zu erhalten. Dabei wurden Gewichtungspunkte von 1 bis 4 vergeben, wobei 1 für die weniger wichtigen und 4 für die essentiellen Kriterien stand. Dabei wurden die drei Stationskategorien einzeln betrachtet, da an einen Bahnhof der Kategorie 2 andere Anforderungen gestellt werden, als an einen Haltepunkt der Kategorie 3 und an einen Hauptbahnhof der Kategorie 1. Für jede Stationskategorie wurde durch Addition der Gewichtungspunkte eine Maximalpunktzahl ermittelt:  Kategorie 1 - Hauptbahnhof: 242  Kategorie 2 – Bahnhof: 214  Kategorie 3 – Haltepunkt: 132 Da aufgrund von Baumaßnahmen, zeitweisen Außerbetriebseins oder schlichtem Nichtvorhandenseins bei einzelnen Stationen bestimmte Aspekte nicht bewertet werden konnten und somit bei der Ermittlung der Gesamtbewertung auch nicht berücksichtigt wurden, weicht die zu erreichende Maximalpunktzahl teilweise von diesen Angaben ab. 18 Bahnhofstest 2010/11
  • 20. 3. Die Ergebnisse 3.1 Gesamteindruck Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die beiden Hauptbahnhöfe, Dresden Hauptbahnhof und Dresden-Neustadt, die Tester weitestgehend zufriedenstellten und dem überwiegenden Teil der Anforderungen genügten. Die 16 Bahnhöfe der Kategorie 2 erzielten sehr stark voneinander abweichende Ergebnisse. Einige dieser Stationen erfüllten die Anforderungen zu weiten Teilen, andere erreichten nur sehr wenige Punkte. Die 111 getesteten Haltepunkte (Kategorie 3) schnitten sehr schlecht ab: Nur 14 davon erreichten gute Ergebnisse (mindestens 80% der Punkte). Es stellte sich heraus, dass die Aufenthaltsqualität und Fahrgastinformation umso geringer ausfällt, je „kleiner“, abgelegener und als Verkehrsknotenpunkt unbedeutender eine Station und das sie umgebene Gebiet ist. Eindrücke. Bahnhofstest 2010/11 19
  • 21. 3.2 Missstände und Defizite insgesamt Durchweg negativ wurde das unzureichende Vorhandensein von Sitzgelegenheiten bewertet. Bis auf wenige Ausnahmen ist die Zahl der überdachten und windgeschützten Sitzplätze schon bei leicht überdurchschnittlichem Fahrgastaufkommen unzulänglich. Häufig müssen sich Fahrgäste bei Regen unter ein kleines Dach drängen, durch das kaum Abstand zum Nebenmann gewährt wird. Darüber hinaus ist der Zustand der Sitzgelegenheiten häufig unzumutbar und intolerabel oder Wartende können sich nur durch den Verzehr von Speisen und Getränken eine Sitzgelegenheit in einem Bistro oder Imbiss „erkaufen“. Gleichfalls lässt auch der Zustand von Wartehäuschen und Wetterschutz zu wünschen übrig. Häufig wirken diese Häuschen aufgrund von starken Verschmutzungen und Vandalismusschäden nicht einladend und mindern so die Aufenthaltsqualität des Reisenden. 20 Bahnhofstest 2010/11
  • 22. Viele Wartehäuschen sind sehr heruntergekommen und bieten keine große Aufenthaltsqualität. Bahnhofstest 2010/11 21
  • 23. In Radeberg dagegen können sich Fahrgäste und Wartende wohlfühlen. 22 Bahnhofstest 2010/11
  • 24. 3.3 Erfreuliche Merkmale insgesamt Der überwiegende Teil der getesteten Stationen ist gut mit Fahrgastinformationen ausgerüstet und bietet Reisenden ein vielfältiges Angebot an Verbund- und Umgebungsplänen und Tarifinformationen. Zudem erhalten Reisende Ausflugstipps und weitere wichtige Hinweise, wie die Hausordnung und Empfehlungen für weitere Beförderungsmöglichkeiten (Sachsenticket, Elbe-Labe-Ticket, Schmalspurbahnen). Die in den Informationsvitrinen ausgehängten Informationsmedien machen bis auf die klassischen Abfahrts- und Ankunftsplakate sowie die Tarifinformationen einen uneinheitlichen Eindruck. Als hilfreich und verständlich wurden Informationen zu baustellenbedingten Fahrplanänderungen empfunden. Das Konzept des B&R, sowie des P&R, also die Möglichkeit, Motorfahrzeuge und Fahrräder abzustellen, wurde größtenteils gelungen umgesetzt. Sowohl Parkplätze, wie auch Fahrradständer waren an vielen Stationen in ausreichender Zahl vorhanden. Wünschenswert wäre, dass vor allem Fahrradabstellanlagen in geringerer Distanz zu den Bahnsteigen vorhanden wären, da diese teilweise zu weit davon entfernt sind und somit näher liegende Geländer und Laternenpfahle als Abstellmöglichkeit genutzt werden. Des Weiteren sollten diese zumindest teilweise überdacht sein. 3.4 Die Letztplatzierten – So bitte nicht! Als besonders schlechte Bahnhöfe sollen hier diejenigen genannt werden, die nur zwischen 25 und 40% der Anforderungen erfüllen. So lassen sich die Stationen Burkhardswalde-Maxen, Dresden-Cotta, Hartmannmühle, Lauenstein, Oberschlottwitz, Pirna-Copitz, Rathmannsdorf, Schmilka-Hirschmühle, Schöna, Stadt Wehlen und Wülknitz nennen. Diesen Stationen aus der dritten Stationskategorie, dem Haltepunkt, mangelt es nicht nur an Sitzgelegenheiten und Fahrgastinformationen, zudem ist teilweise auch kein barrierefreier Zugang möglich. Noch schlechter, mit etwa 25% erfüllter Anforderungen, steht es um die Aufenthaltsqualität in Bischheim-Gersdorf, Gröditz, Helmsdorf, Köttewitz, Obervogelgesang und Stolpen, die teilweise keinerlei Wetterschutz bieten. Bahnhofstest 2010/11 23
  • 25. Viel zu bemängeln hatten Tester an den Haltepunkten Bischheim-Gersdorf, Gröditz, Köttewitz, Obervogelgesang und Stolpen. 24 Bahnhofstest 2010/11
  • 26. Absolutes Schlusslicht aller Stationen ist Lohmen mit gerade einmal 17% erfüllter Anforderungen. Lohmen bot zum Testzeitpunkt weder eine dynamische Fahrplananzeige, noch eine Zeitanzeige oder eine verständliche Durchsage bei Zugeinfahrt. Ferner bot der Haltepunkt Lohmen nur sehr wenige Sitzgelegenheiten, die außerdem nur notdürftig überdacht sind. Besonders bemängelt wurde das Fehlen eines Aushangfahrplans und mehrerer Seitenscheiben des Wartestandes. Dies ist jedoch dem hohen Aufkommen von Vandalismus zuzurechnen, das die Instandhaltung des Haltepunktes stark erschwert. Der Bahnsteig kann zumindest von einer Seite barrierefrei erreicht werden, jedoch ist der Weg stark von Unkraut bewachsen, sodass das Schieben eines Rollstuhles, Kinderwagens oder Rollators schwerfällt. Unter den Stationen der Kategorie 2 belegen Dresden-Industriegelände und Dresden-Zschachwitz die letzten Plätze. Die Station Dresden-Zschachwitz erreichte nur 28% der Punkte, da das Angebot an P&R und B&R zu gering ist, das Wartehäuschen schadhaft ist und starke Vandalismusschäden aufweist und die Station insgesamt abschreckend wirkt. Noch schlechter, mit nur 26% der Punkte, schnitt die Station Dresden-Industriegelände ab, da aufgrund der zu geringen Bahnsteigbreite die Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist und das Wenden eines Rollstuhls erschwert wird. Zudem ist der Zugang nur über eine steile Fußgängerbrücke möglich. Bahnhofstest 2010/11 25
  • 27. 3.5 Die Testsieger – Vorbildlich! Zufriedenstellende Ergebnisse in Kategorie 3 mit mindestens 75% erreichten: Cossebaude, Freital-Potschappel, Großenhain Cottbusser Bahnhof, Hoyerswerda Neustadt, Kamenz, Laußnitz, Niederau und Nossen. Den überwiegenden Teil der Anforderungen (über 85%) erfüllten außerdem Altenberg, Arnsdorf, Freital-Deuben, Glashütte, Klingenberg-Colmnitz, Königsbrück, Nünchritz und Tharandt. Testsieger unter den Haltepunkten sind Pirna (92%) und Radeberg mit 94%, sowie Dresden Flughafen mit 96%. Die Nutzung des Bahnhofsgebäudes Radeberg ging seit der Wende immer weiter zurück, bis im Jahre 2002 die Stadt Radeberg das Bahnhofsgebäude von der Bahn kaufte, um dessen Verfall zu stoppen. Im Jahre 2007 wurde die vollständige Sanierung fertig gestellt und die Mittelhalle, als Bestandteil der Übergangsstelle Bus/Bahn, übergeben. Außerdem zogen die ersten neuen Mieter ein, unter anderem die Wärmeversorgung Radeberg, der RVD Regionalverkehr Dresden und ein Kioskbetreiber. Seither ist der Haltepunkt Radeberg sehr ästhetisch und modern gestaltet und kann als Vorbild für eine erfolgreiche Sanierung und Nutzung herangezogen werden. Beispielhaft sind unter den Bahnhöfen der Kategorie 2 die Stationen Reick, Strehlen, Freiberger Straße, Dobritz, Bad Schandau, die zwischen 85% und 93% der Punkte erreichten. Die genannten Stationen sind weitestgehend barrierefrei und rollstuhlgerecht und bieten kurze Wege zu Anschlussmöglichkeiten. 26 Bahnhofstest 2010/11
  • 28. Die Tester fanden auch sehr fahrgastfreundliche Haltepunkte vor, wie hier in Arnsdorf, Glashütte, Flughafen, Königsbrück und Nünchritz. Bahnhofstest 2010/11 27
  • 29. 3.6 Im Fokus: Hauptbahnhof Dresden Auf ihrer Webseite verspricht die Deutsche Bahn AG: „Unsere Mitarbeiter sorgen für Sauberkeit und Sicherheit im und um den Hauptbahnhof Dresden“. Dass dies nur teilweise der Fall ist, hat unser Bahnhofstest ermittelt. Der Hauptbahnhof Dresden ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt im Verkehrsverbund Oberelbe und verfügt über eine Fläche von 4.186 m². Das Fahrgast- und Besucheraufkommen beträgt 60.000 Personen täglich, die laut DBAG mit täglich 50 Fernverkehrs-, 249 Nahverkehrszügen und 236 S-Bahnen reisen. Im Bahnhofstest erreichte der Hauptbahnhof 77% der Punkte, was für einen derart wichtigen Knotenpunkt unzureichend ist. Auffallend ist, dass im und außerhalb des Bahnhofsgebäudes kaum Sitzgelegenheiten außerhalb der Bistros und Kioske vorhanden sind, sodass wartende Fahrgäste genötigt werden, Gastronomie in Anspruch zu nehmen. Im Hauptbahnhof werden Reisende auf vielfältige Weise über Fahrpläne, Fahrscheine und Ausflugsziele informiert. Trotz kleinerer Mängel schnitt der Hauptbahnhof deshalb im Bahnhofstest im Bereich Fahrgastinformation- und kommunikation mit am besten ab. Innerhalb des Gebäudes ist zwar ein Stadt- und Umgebungsplan vorhanden, über den sich Besucher und Ortsfremde informieren können, jedoch ist dieser nicht auf Anhieb zu finden, da er hinter einer Bäckerei versteckt ist. 28 Bahnhofstest 2010/11
  • 30. Fahrscheinautomaten sind bei Normalbetrieb in ausreichender Zahl vorhanden, jedoch unzureichend für Stoßzeiten und bei sehr hohem Fahrgastaufkommen, beispielsweise bei Sportturnieren oder Stadtfesten. Äußerlich präsentiert sich das Bahnhofsgebäude sehr ästhetisch und optisch ansprechend. Trotz der Dauerbaustelle bietet das Gebäude einen tollen Anblick durch die Verschmelzung von traditioneller Bauweise und modernster Architektur. Die meisten der bewerteten Anforderungen wurden vom Bahnhofsvorplatz und der Empfangshalle erfüllt. Sowohl die hohe Zahl an Zugängen in allen Himmelrichtungen, die vielfältigen Möglichkeiten der Fahrgastinformation, wie auch die intelligente Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln überzeugten. Dringend verbessern muss sich allerdings die Situation um Fahrradabstellmöglichkeiten auf allen Seiten des Gebäudes. In Ermangelung ausreichender Fahrradständer werden Räder willkürlich abgestellt, was zur Versperrung wichtiger Fluchtwege führt und die Gefahr von Fahrraddiebstahl steigert. Aus diesen Gründen fordert der VCD die Einrichtung eines zentralen Fahrradhauses nach dem Vorbild anderer Städte wie Kiel oder Münster. Grundsätzlich bietet der Hauptbahnhof seinen Fahrgästen und Besuchern ein großes Spektrum an Service und Information, jedoch birgt er noch viel Verbesserungspotential. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass sich der Bahnhof derzeit im Umbau befindet. In naher Zukunft soll den Fahrgästen „ein neues, vielfältiges Shopping- und Gastronomieangebot mit flexiblen Öffnungszeiten“ zur Verfügung stehen. Ob sich dadurch auch die Aufenthaltsqualität verbessert, gilt es abzuwarten. Eine Überprüfung des zukünftigen Zustands ist geplant. Bahnhofstest 2010/11 29
  • 31. 3.7 Im Fokus: Bahnhof Dresden-Neustadt Der Bahnhof Dresden Neustadt, auch Neustädter Bahnhof genannt, befindet sich nördlich der Elbe und wurde 1901 in Betrieb genommen. Etwa 30.000 Reisende täglich nutzen den zweitgrößten Dresdner Bahnhof. Der Durchgangsbahnhof ist mit dem Empfangsgebäude Richtung Schlesischen Platz angelegt. Auf dem Vorplatz trifft man auf ÖPNV, sowie Taxistand, Pkw-Parkplätze und die überfüllten Radabstellplätze. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens wurde mit Modernisierungsmaßnahmen begonnen. Zu erwähnen ist hier die Modernisierung des Empfangsgebäudes, der Decke und der Wände, sowie die Neugestaltung des Wartebereiches und der dynamischen Abfahrtstafeln. Die Empfangshalle ist ebenerdig, jedoch sind die beiden Tunnel, die zu den vier Bahnsteigen führen, von allen vier Eingängen nur über mehrere Treppenstufen zu erreichen. An allen Eingängen sind Notrufsäulen installiert, die ein mobilitätsbeschränkter Reisende betätigen kann, um Hilfe durch das Servicepersonal anzufordern, jedoch ist dies nicht im Sinne der Barrierefreiheit: Als barrierefrei gelten Gebäude, die für jeden Menschen ohne Hilfe zugänglich gemacht werden. Ein Mensch möchte nicht abhängig sein von der Hilfe anderer, zudem stellt sich die Frage, wer hilft, Hürden zu überwinden, wenn außerhalb der gewöhnlichen Arbeitszeiten des Servicepersonals Hilfe in Anspruch genommen werden muss. Das selbstständige Erreichen des Bahnsteiges ist für mobilitätsbeschränkte Menschen ebenfalls kaum möglich, da weder Rolltreppe, noch Aufzug vorhanden sind. Die Ansage der ankommenden oder abfahrenden Züge auf den Bahnsteigen und in den Tunneln ist für Fahrgäste, insbesondere für sehbeeinträchtigte Reisende hilfreich, aber fehlende Bodenmarkierung macht die Orientierung dorthin sehr schwierig. Neben DB Service Point, DB Reisezentrum und mehreren Fahrkartenautomaten gibt es Blumen-, Lebensmittel- und Zeitschriftenläden sowie mehrere Imbissstände in der Empfangshalle. Einen bewachten Aufenthaltsraum, der im Winter beheizt und regelmäßig gesäubert wird, findet man gegenüber der Toiletten. Innerhalb der Halle sind acht Gleise vorhanden, die dem Personenverkehr zur Verfügung stehen. Die Gleise außerhalb 30 Bahnhofstest 2010/11
  • 32. der Halle sind nur für den Güterverkehr. Nur während der Bauarbeiten an den Gleisen und Tragwerken waren diese mit Behelfsbahnsteigen versehen worden. Diese Nutzung ist jedoch vorbei. In den Tunneln und auf den Bahnsteigen sind elektronische Anzeigetafeln für die jeweiligen Gleise zu finden. Die Bahnsteige sind sauber, allerdings mehr als in die Jahre gekommen, was den positiven Gesamteindruck, den man in der Empfangshalle vermittelt bekommt, trübt. Die anstehende (nicht nur geplante) Sanierung lässt auf eine Verbesserung des Gesamteindrucks hoffen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Bahnhof Dresden-Neustadt im Bahnhofstest 75% der Punkte erreichte, was keinem schlechten Ergebnis entspricht, aber zur weiteren Optimierung des Fahrgastmanagements anregen sollte. Bahnhofstest 2010/11 31
  • 33. 3.8 Die Stationen im Überblick Einen Überblick über den Gesamteindruck einzelner Stationen gibt die nachfolgende Tabelle. Sofern positive oder negative Merkmale bei der Bewertung auffielen, finden diese ebenso Erwähnung. Legende der Symbole:  mehr als 80% der Punkte erreicht  50 bis 80% der Punkte erreicht  weniger als 50% der Punkte erreicht Gesamt- Stations- Station Positiv ist… Negativ ist… eindruck kategorie Altenberg  3 - - Mangelhafte Arnsdorf  3 Fahrgastinformation Überdachung Keine Durchsage bei Bad Schandau  2 Taktiles Leitsystem Zugeinfahrt Verschmutzungen, Bärenhecke- Ausreichend Johnsbach  3 Sitzgelegenheiten nicht befestigter Schotter Kein Bärenstein  3 - Fahrscheinautomat Bischheim- Gersdorf  3 - - Kein Wartebereich an vier Burkhardswalde- Fahrscheinautomat, Maxen  3 Seiten windgeschützt, wenig ebenerdiger Zugang Fahrgastinformation Dynamische Schlechter baulicher Cossebaude  3 Abfahrtsanzeige Zustand des Gebäudes Unzureichende Coswig  2 Reisecenter Barrierefreiheit Deutschenbora  3 - - Vandalismusschäden Dohna  3 Rampe am Wartehäuschen 32 Bahnhofstest 2010/11
  • 34. Gesamt- Stations- Station Positiv ist… Negativ ist… eindruck kategorie Fehlende Dresden Cotta  3 Beleuchtung Fahrgastinformation Unzureichende Dresden Dobritz  2 Aufzug Fahrradabstell- möglichkeiten Dresden Flughafen  3 Aufzüge - Dresden Freiberger Straße  2 - - Dresden Schadensfrei und Kein Friedrichstadt  3 sauber Fahrscheinautomat Dresden Grenzstraße  3 Windschutz vorhanden - Dresden Fahrpaninformation, Fahrradabstellanlagen Hauptbahnhof  1 Touristeninformation unzureichend Dresden Ausreichend Unzureichende Industriegelände  2 Sitzgelegenheiten Wegweisung Schlechte Dresden Kemnitz  3 Sitzgelegenheiten Erreichbarkeit der Bushaltestelle Dresden Gebäude verschlossen, Klotzsche  2 Notrufsäule Zustand schlecht Dresden Neustadt  1 - - Dresden Niedersedlitz  2 - Rampe zu steil Dresden Pieschen  3 - - Unzureichende Dresden Plauen  3 Sitzgelegenheiten Fahrradabstell- möglichkeiten Dynamische Dresden Reick  2 Abfahrtsanzeige P&R vorhanden Kein Dresden Stetzsch  3 - Fahrscheinautomat Dresden Strehlen  2 Ansage bei Zugeinfahrt - Bahnhofstest 2010/11 33
  • 35. Gesamt- Stations- Station Positiv ist… Negativ ist… eindruck kategorie Dresden Trachau  3 - - Dresden Schadhafter Zschachwitz  2 - Bahnhofsvorplatz Kein Ausreichende Dührröhrsdorf  3 Bahnsteigbreite Fahrscheinautomat, kein Wartehäuschen Vandalismusschäden am Wartehäuschen, Edle Krone  3 - unzureichende Beleuchtung Zerstörte Zeitanzeige, Neue schlechte Frauenhain  3 Sitzgelegenheiten Erreichbarkeit der Bushaltestelle Schlechte Freital-Deuben  3 P&R vorhanden Beschilderung Keine Ampel an Reisezentrum Freital-Hainsberg  3 vorhanden vielbefahrener Straße am Bahnhofsvorplatz Fahrscheinautomat Freital-Hainsberg und Nicht barrierefrei West  3 Fahrgastinformation erreichbar vorhanden Freital- Umgebungsplan Unzureichende Kfz- Potschappel  3 vorhanden Abstellplätze Unzureichende Bushaltestelle Geising  3 erreichbar Fahrradabstell- möglichkeit Glashütte  3 Fahrscheinautomaten P&R kostenpflichtig Schadhaftes Gebäude Glaubitz  3 - innen Stadt- und Goßdorf- Unzureichende Kohlmühle  3 Umgebungsplan Überdachung vorhanden 34 Bahnhofstest 2010/11
  • 36. Gesamt- Stations- Station Positiv ist… Negativ ist… eindruck kategorie Fahrscheinautomat Unzureichender Gröditz  3 vorhanden Windschutz Großenhain Reisezentrum …leider beschränkte Cottbuser  3 vorhanden… Öffnungszeiten Bahnhof Großröhrsdorf  3 Fahrscheinautomat Kein Wartehäuschen Sitzplätze Hartmannmühle  3 Windschutz vorhanden unzureichend Windschutzhäuschen Heidenau  2 Aufzug vorhanden stark verschmutzt Rampe nicht für Heidenau Süd  2 - Rollstühle geeignet Heidenau- Sitzgelegenheiten Windschutzhäuschen Großsedlitz  2 ausreichend stark verschmutzt Helmsdorf  3 - Kein Windschutz Ausreichend Hermsdorf  3 Fahrradabstellplätze Keine Zeitanzeige Hosena Mehrere Verschmutzungen im (kein VVO)  3 Wartehäuschen Gebäude Hoyerswerda  3 - - Hoyerswerda Neustadt  3 - - Kein Angebot an Sitzgelegenheiten Kamenz  3 ausreichend Gastronomie und Handel, nur Kiosk Schadensfrei und Kein Abfallbehälter am Kleinröhrsdorf  3 sauber Bahnsteig Klingenberg- Bushaltestelle direkt Kein Stadt- und Colmnitz  3 am Bahnsteig Umgebungsplan Erreichbarkeit Unzureichender Königsbrück  3 Bushaltestelle Windschutz Keine Königstein  3 Fahrgastinformation Fahrradabstellplätze Bahnhofstest 2010/11 35
  • 37. Gesamt- Stations- Station Positiv ist… Negativ ist… eindruck kategorie Bahnsteig durch Gras Sitzgelegenheiten Köttewitz  3 ausreichend und Steinchen nicht barrierefrei Stadt- und Krippen  3 Umgebungsplan Keine Beleuchtung Keine Möglichkeit zum Lampertswalde  3 Sitzplätze ausreichend Fahrscheinkauf Aushangfahrpläne Langebrück  3 - verschmutzt Ausreichend Kein Lauenstein  3 Sitzgelegenheiten Fahrscheinautomat P&R und B&R Laußnitz  3 ausreichend Keine Zeitanzeige Lauta  3 - - Beschädigtes Lohmen  3 - Wartehäuschen Lohsa  3 - - Informationen für Unzureichende Meissen  3 Touristen und Fahrradabstell- Wanderer möglichkeiten Meissen Triebischtal  3 Rampe gut befahrbar - Miltitz-Roitzschen  3 - - Windschutz Mühlbach (Pirna)  3 - unzureichend Fahrscheinautomat Keine Tarifinformation Niederau  3 vorhanden am Bahnsteig Nossen  3 - - Nünchritz  3 - - Fahrgastinformation Wartehäuschen in Oberschlottwitz  3 vorhanden schlechtem Zustand 36 Bahnhofstest 2010/11
  • 38. Gesamt- Stations- Station Positiv ist… Negativ ist… eindruck kategorie Fahrgastinformation Obervogelgesang  3 vorhanden Keine Zeitanzeige Von B&R kein direkter Ortrand  3 Ebenerdiger Zugang Zugang zum Bahnsteig Wartehäuschen Sitzgelegenheiten in Ottendorf-Okrilla  3 vorhanden schlechtem Zustand Abschließbare Boxen Ottendorf-Okrilla Wenige Süd  3 für persönliche Sitzgelegenheiten Gegenstände Kein Pirna  3 Kiosk vorhanden personenbetreuter Fahrscheinverkauf Nur Überdachung Pirna-Copitz  3 - ohne seitlicher Windschutz Ausreichende Pirna-Copitz Nord  3 Bahnsteigbreite - Porschdorf  3 - - Verknüpfung mit Unzureichende Priestewitz  3 Anschlussbuslinien Bahnsteigbreite Kein Windschutz Pulsnitz  3 Schadensfreiheit vorhanden „Wohlfühlbahnhof“, benutzerfreundlich Radeberg  3 gestaltet, saubere - sanitäre Anlagen Nähe zur Abschreckender Radebeul Ost  2 Schmalspurbahn Zustand des Zugangs Keine Radebeul West  3 - Sitzgelegenheiten im Gebäude Kein Radebeul- Naundorf  3 Barrierefreier Zugang Fahrscheinautomat vorhanden Bahnhofstest 2010/11 37
  • 39. Gesamt- Stations- Station Positiv ist… Negativ ist… eindruck kategorie Radebeul- Ausreichende Wenig ausgestatteter Zitzschwewig  3 Bewegungsfreiheit Bahnsteig Unzureichende Rathen  3 Schadensfreiheit Fahrscheinautomaten Rathmannsdorf  3 - - Riesa  2 - - Fahrscheinautomat Ruhland Ansage auch bei (kein VVO)  3 Verzögerungen schlecht bedienbar da von Sonne geblendet Zu schmaler Bahnsteig, Schmilka- Hirschmühle  3 - Gefahr bei Schnellzügen Sitzgelegenheiten nur Schöna  3 - Richtung Dresden Schwarzkollm  3 - - Seerhausen  3 - - Wenig Stadt Wehlen  3 Gepflegter Eindruck Fahrgastinformationen Stauchitz  3 - - Unzureichende Stolpen  3 - Überdachung Insgesamt in gutem Fehlende Ansage bei Tharandt  3 Zustand, neue Anlagen Zugeinfahrt Bodenbelag nicht für Tiefenau  3 Fahrgastinformation Rollstuhl geeignet Uhyst  3 - - Unzureichende Ulbersdorf  3 Fahrgastinformationen Überdachung Rampe nicht für Weesenstein  3 - Rollstuhl geeignet 38 Bahnhofstest 2010/11
  • 40. Gesamt- Stations- Station Positiv ist… Negativ ist… eindruck kategorie Ausreichende Zahl Weinböhla  3 Fahrradabstellplätze - Ausreichend Vandalismusschäden Weixdorf  3 Fahrradabstellplätze am Wartehäuschen Kulturelle Nutzung des Weixdorf Bad  3 alten Bahnhofsgebäudes: Vermüllte Grünflächen Dixie Unzureichende Wülknitz  3 - Überdachung Zabelitz  3 Fahrgastinformation - Unzureichende Zeithain  3 - Überdachung Bahnhofstest 2010/11 39
  • 41. 4. Fazit 4.1 Welche Maßnahmen müssen getroffen werden? Damit das Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln angenehmer und sicherer wird und schließlich mehr Menschen diese effiziente Mobilitätsmöglichkeit nutzen, sollten die festgestellten Mängel und Probleme weitestgehend abgestellt werden. Bahnhöfe und Stationen müssen ein angenehmes Umfeld bieten, das Zugangebot muss attraktiv sein und durch Vertaktung und Anschlusssicherung die verschiedensten Reiseketten ermöglichen. Informationen müssen einfach und klar verfügbar sein, insbesondere im Fall von Abweichungen vom normalen Betriebsablauf. Um Barrierefreiheit zu erreichen, muss die gesamte Zuwegung zu einer Station diesem Kriterium entsprechen und die Bahnsteige müssen eine Höhe von 55 Zentimetern aufweisen, um den stufenlosen Zugang zum Zug zu gewährleisten. Dabei muss die gesamte Reisekette passen, sonst bleibt der Nutzen aus. So waren z.B. bislang alle Stationen der Müglitztalbahn nach Altenberg barrierefrei, nur der wichtigste Knotenbahnhof – Heidenau – nicht. Dieses Defizit wird gerade beseitigt. Was die größtenteils desolaten Bahnhofsgebäude betrifft, scheint die beste Lösung darin zu liegen, diese aus der Immobilienzuständigkeit der DB herauszulösen, indem sie von einer Kommune oder einem Verein gekauft werden und dann mit Engagement und Ideen wieder mit Leben gefüllt werden. Gute Beispiele dafür sind Sebnitz, Radeberg, Pirna oder Radebeul-Ost. Ein nur schwer zu bewältigendes Problem stellen Vandalismusschäden dar, entweder an der Infrastruktur selbst (z.B. wiederholt in Lohmen) oder an Fahrrädern in abseits gelegenen und schwer einsehbaren B&R-Anlagen. Eine gewisse Entschärfung dieser Probleme tritt bei höheren Fahrgastzahlen ein, d.h. durch eine stärkere Frequentierung der Anlagen und der damit verbundenen verstärkten „sozialen Kontrolle“. 40 Bahnhofstest 2010/11
  • 42. 4.2 Vorgesehene oder gegenwärtig durchgeführte Sanierungen Gegenwärtig laufen bis zum Jahr 2016 (der Fertigstellungstermin verschiebt sich seit einigen Jahren kontinuierlich) umfangreiche Bauarbeiten im sogenannten „Dresdner Knoten“. So wie die Stationen zwischen Dresden-Mitte und Pirna bereits um- und ausgebaut wurden, werden in den nächsten Jahren ebenfalls die S-Bahnhöfe zwischen Dresden-Neustadt und Meißen-Triebischtal runderneuert. Umbaumaßnahmen in Pirna Dazu zählen die völlige Trennung (und somit geringere Störanfälligkeit) von Nahverkehr sowie Fern- und Güterverkehr, die Sanierung jeweils mit Barrierefreiheit (Beispiele: bereits fertig Dresden-Strehlen, noch zu bauen Dresden-Pieschen), die Verlegung zwecks besserer Zugänglichkeit (wie in Dresden-Reick bereits geschehen, noch zu bauen Dresden-Trachau – Zugang zur Linie 4) sowie der Neubau von Stationen (bereits fertig gestellt: Dresden-Freiberger Straße, noch zu bauen Dresden- Bischofsplatz, Meißen Altstadt). Die Stationen erhalten grundsätzlich Fahrgastinformationsanlagen. In diesem Zusammenhang wird auch der eigentliche Verkehrsbereich des Bahnhofs Dresden-Neustadt völlig neu gestaltet (Bahnsteige, Barrierefreiheit). Bahnhofstest 2010/11 41
  • 43. Auch die „Dauerbaustelle“ Dresden Hauptbahnhof wird dann abgeschlossen sein, wobei unzumutbare Provisorien wie Wartebereiche verschwinden und ersetzt werden. Hier sind auch die Bahnsteige der Mittelhalle noch zu sanieren. An allen wichtigen Stationen werden dynamische Fahrgastinformationen (DFI) installiert, die insbesondere im Fall von Abweichungen den Fahrgast informieren. Die entsprechende Technik ist in den letzten Jahren immer preiswerter geworden, statt kostenaufwändiger Kabelverlegungen können heute Informationen per SMS an diese Geräte geschickt werden. Zusammen mit dem Vorhaben des unternehmensübergreifenden rechnergestützten Betriebsleitsystems RBL (so kann z.B. ein wenig verspäteter Regionalbus einer Bahn die Verspätung mitteilen, damit diese nach Möglichkeit warten kann) sind hier perspektivisch neue Chancen gegeben, damit dem Fahrgast bezüglich Anschlüssen und Information eine sichere und stressfreie Fahrt mit dem ÖPNV geboten wird. Auf den Regionalbahnstrecken zwischen Radeberg und Kamenz, Heidenau und Altenberg sowie dem Sächsische-Schweiz-Ring Pirna-Neustadt/Sa.-Sebnitz-Bad Schandau hat im Dezember 2010 die Städtebahn Sachsen die DB Regio abgelöst. Das neue Unternehmen hat, nach einer Anlaufphase, in jedem Zug einen Zugbegleiter, der auch (ohne Zuschlag) Tickets verkauft. Die Verfügbarkeit von Automaten auf den betreffenden Stationen wäre somit völlig neu zu bewerten. Teilweise plant die DB, diese abzubauen, was aber in der neuen Situation kein großes Defizit darstellen würde. An zahlreichen Stationen plant der Verkehrsverbund Oberelbe außerdem weitere Park&Ride- und Bike&Ride-Anlagen. Die bisherige Nutzung wird registriert und bei Erweiterungsbedarf (wie z.B. in Dresden-Klotzsche) sind entsprechende Ausbauten geplant. Die genannten Vorhaben werden aus verschiedenen Quellen finanziert: Landesinvestitionsprogramm Sachsen (LIP), Verkehrsprojekte Deutsche Einheit (VDE), Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG), Infrastrukturprogramm des Verkehrsverbundes Oberelbe, Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) zwischen Bund und DB AG. Es bestehen gute Chancen, dass die Mehrzahl der festgestellten Defizite und Probleme in den nächsten Jahren abgestellt werden können. Die Praxis zeigt aber auch die Gefahren, dass durch Mittelkürzungen oder Zweckentfremdung, vor allem durch den Freistaat Sachsen, Vorhaben zeitlich gestreckt oder gar aufgegeben werden müssen. 42 Bahnhofstest 2010/11
  • 44. 4.3 Interview mit den Bahnhofstestern – ein Resümee Wie lange hat das Bewerten jeder einzelnen Station gedauert?  Hannes Lieberoth: Ich hatte ja eher die kleinen Stationen, da war die Wartezeit auf den nächsten Zug oft ein Vielfaches der Prüfzeit. Deshalb habe ich mir Zeit gelassen. Etwa 20 Minuten habe ich dann gebraucht.  Kathrin Viergutz: Ich habe mir drei ganze Tage Zeit genommen, um "meine" Stationen zu testen. Insgesamt hatte ich, glaube ich, 20 Stationen. Sie waren alle rund um Weesenstein. Ich habe mir also die schönste Gegend ausgesucht und natürlich den Bahnhofstest genutzt, um Sachsen noch besser kennenzulernen und seine Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Jetzt kenne ich die Burg Weesenstein, Lauenstein und den schönen Wintersportort Altenberg. Für jeden Bahnhof waren 30 Minuten Testzeit vorgesehen. Da ich fast ausschließlich sehr kleine Haltepunkte überprüft habe, die kein Bahnhofsgebäude haben, haben mir 20 Minuten ausgereicht.  Jakob Schwan: Etwa 20 bis 30 Minuten, je nach Stationsgröße. Bei größeren Bahnhöfen mit ausgebautem Bahnhofsvorplatz musste ich zum Bewerten größere Wege zurücklegen, sodass es länger gedauert hat.  Mostafa Azim: Für die Bewertung jeder einzelnen Station habe ich, je nach Größe, 15 bis 30 Minuten gebraucht. Da ich beim VCD mein Pflichtpraktikum für mein Studium der Geographie an der Technischen Universität Dresden absolvierte, habe ich den größten Teil der Stationen getestet. Insgesamt war ich zweieinhalb Monate an mehreren Tagen der Woche mit der Evaluation beschäftigt, davor habe ich bei der Erstellung des Bewertungsbogens und der Aufschlüsselung der Kriterien geholfen. Welche deiner Station ist dir in Erinnerung geblieben?  Kathrin Viergutz: In Erinnerung geblieben ist mir der Haltepunkt Köttewitz, da er in einem sehr idyllischen Waldstück liegt. Leider ist der Zugang durch den sehr steilen Schuttweg nicht barrierefrei, jedoch haben die beiden Bahnhofshäuschen einen ganz eigenen Charme. Wunderschön ist auch der Bahnhofsvorplatz in Altenberg, der den Bahnsteig mit dem Busbahnhof verbindet. Das ist eine gelungene Umsetzung von Stadtverschönerung, mit vielen Blumenbeeten und Sitzgelegenheiten, fast wie ein Mini-Park. Leider gibt es aber auch viele Stationen, zu denen sich als einzig Positives nennen lässt, dass es Züge gibt, die einen möglichst schnell von dort wegbringen. Bahnhofstest 2010/11 43
  • 45. Andreas Heubner: Ottendorf-Okrilla Süd ist mir in Erinnerung geblieben, weil das die einzige meiner Stationen war, die abschließbare und kostenlose Boxen hat, in der Radfahrer ihr Zubehör verstauen können.  Mostafa Azim: Positiv überrascht bin ich von Radeberg, was sicherlich mit der dortigen Brauerei zusammenhängt. Negativ haben sich die vielen kleineren Haltepunkte eingeprägt, die verlassen und hoffnungslos erscheinen.  Jakob Schwan: Ich hatte eher nur die schlechten Stationen. Ich habe die Bahnhöfe um Ruhland getestet und die sind ja alle recht runtergekommen. Besonders Hosena ist mir da schlecht in Erinnerung. Der Bahnsteigzugang in Hosena führt noch durch das Bahnhofsgebäude. Im Gebäude ist aber alles geschlossen und ziemlich dreckig. Man erkennt noch, dass dort früher mal viel los war, aber jetzt ist es sehr trist. Dann habe ich noch die Bahnhöfe Richtung Tharandt getestet. Die sind alle frisch saniert und ordentlich. Aber auch nix Besonderes, da im Einheits-S-Bahn-Baustil. Gelungen finde ich den Busbahnhof in Freital-Deuben, den man ja noch zum Bahnhofsvorplatz zählen kann. Dort gibt es auch noch eine Fahrgastinformation.  Hannes Lieberoth: In Lohsa bei Hoyerswerda konnte ich eine Stunde am See in der Sonne liegen und lesen. Hast du eine zeitlich geplante Tour gemacht und hast du dadurch Zeit gespart?  Hannes Lieberoth: Ja, ich habe eine geplante Tour gemacht. Es war sehr sinnvoll, sich den Fahrplan vorher genau anzuschauen.  Mostafa Azim: Ja klar, ohne Planung hätte ich vielleicht nur die Hälfte der Stationen je Tour testen können. Es war nicht ganz einfach, bei einigen eingleisigen Strecken, da ich dort keine andere Möglichkeit hatte, als zu warten. Wenn es möglich war, habe ich mein Fahrrad mitgenommen, um zum nächsten Bahnhof zu kommen. Allerdings musste ich ein paar Mal Landstraßen und Waldwege in Kauf nehmen. Im Durchschnitt war es zeitlich nicht möglich, mehr als fünf Stationen an einem Tag zu testen.  Jakob Schwan: Ich hatte die Tour vorher geplant, um nicht so lange an den Stationen warten zu müssen. Dadurch war natürlich meine Aufenthaltszeit begrenzt. Meistens hat diese ausgereicht, manchmal war sie aber auch recht knapp, so dass ich es gerade so geschafft habe, alle Fragen zu beantworten. Letztlich wollte ich aber nicht weitere 30 Minuten in Orten wie Lampertswalde verbringen, nur um noch 5 Minuten über den Bahnsteig zu laufen und habe mich deshalb etwas beeilt, um weiterfahren zu können wie geplant. 44 Bahnhofstest 2010/11
  • 46. Bist du gut mit dem Bewertungsbogen zurechtgekommen?  Jakob Schwan: Unklar waren mir die Angaben in der Kopfzeile. So stand dort „ausreichende Zahl ja/nein“ und „gut/nicht gut“. Ich wusste aber nicht bei welchem Punkt man jetzt bei ausreichend oder gut ein Kreuz machen sollte. Wie z.B. bei der Bahnhofsuhr: ist die jetzt gut oder nicht gut? Wenn’s mir unklar war, habe ich einfach nix angekreuzt, sondern die gewonnenen Eindrücke mit Worten umschrieben.  Hannes Lieberoth: Die meisten Kriterien waren klar formuliert. Bei mir gab es selten ein Gebäude, weswegen der dritte Teil oft wegfiel. Manchmal gab es bei der Zuordnung Probleme, da bei kleinen Bahnhöfen nun mal Bahnsteig und Vorplatz oft verschmelzen. Aber ich denke, ich habe das auf dem Bewertungsbogen verständlich beschrieben, sodass die Auswerter wussten, was ich meine.  Mostafa Azim: Da wir im Vorfeld der eigentlichen Bewertung einen Pretest durchgeführt haben, also unseren Fragebogen anhand mehrerer Stationen auf Vollständigkeit getestet haben, wurden die gröbsten Unklarheiten bereits zu Beginn beseitigt. Außerdem hatte ich nach den ersten 20 Stationen Routine, sodass ich bald sehr gut mit dem Formular zurechtkam. Was hat dir besonders viel Spaß gemacht?  Mostafa Azim: Bei meiner ersten Tour war es 36°C heiß, die Züge waren klimatisiert und fast pünktlich. Der letzte Testtag war mit - 4° bitter kalt. Ärgerlich waren die Türen, die sich erst nicht öffnen und dann aufgrund von Eis und Schnee nicht mehr schließen ließen. Von sechs Stationen konnte ich an diesem Tag deshalb nur drei testen, am Ende wurde es sehr spät und kalt. Während der Wartezeit in Stolpen gab es hinter dem Bahnhof Obst und Säfte, die sehr köstlich waren, was vielleicht noch einen weiteren Besuch wert ist in Verbindung mit einer Besichtigung der Burg Stolpen.  Hannes Lieberoth: Man hat gesehen, dass Hoyerswerda wohl wirklich nicht viel zu bieten hat. Aber das Zugfahren war meistens angenehm.  Jakob Schwan: Das Wetter war natürlich traumhaft letztes Jahr, als ich den Test gemacht habe. Ich weiß noch, dass es wirklich warm war in Ruhland und Umgebung.  Kathrin Viergutz: Besonders interessant fand ich die Zusammenfassung von Stationen zu Bündeln und die zeitliche Planung der Touren vor Beginn der eigentlichen Bewertung. Ich liebe es, Fahrpläne zu studieren und zu Bahnhofstest 2010/11 45
  • 47. interpretieren. Dadurch habe ich – zumindest theoretisch und vom Schreibtisch aus – viele Verbindungen und Linien kennengelernt, die ich bisher nicht kannte. Außerdem habe ich dadurch viele neue Städtenamen gehört und so Anregungen für Wochenendausflüge erhalten. Sollte in etwa zwei Jahren ein weiterer Test stattfinden, um zu überprüfen, ob etwas verändert wurde? Hast du Verbesserungsvorschläge für den nächsten Test?  Hannes Lieberoth: Ich denke, wir brauchen keinen weiteren Test. Ich finde eine gute Bedienung ist wichtiger als der perfekte Bahnhof. Außerdem sollten immer ausreichend Informationen vorhanden sein und die Station einen gepflegter Eindruck machen. Ansonsten muss man beachten, dass man bei sehr kleinen Stationen mit wenigen Fahrgästen keinen Luxusbahnhof erwarten sollte.  Lutz Dressler: Ja, ein weiterer Test wäre toll! Dann sollten wir uns noch besser mit Barrierefreiheit beschäftigen und auch ganze Bahnsteige und Züge daraufhin prüfen.  Mostafa Azim: Selbstverständlich, nicht nur für uns sondern auch für den VVO und die Fahrgäste, für die wir das ja machen. Vielleicht können noch weitere Landesverbände in ihrem Bundesland einen ähnlichen Bahnhofstest durchführen, um Vergleiche zu schaffen.  Kathrin Viergutz: Ich halte es für sinnvoll, nach einer gewissen Zeit einen weiteren Bahnhofstest durchzuführen. Vielleicht können wir uns dann auf ein paar wenige Stationen konzentrieren, bei denen wir gravierende Mängel festgestellt haben, um zu überprüfen, ob Verbesserungen veranlasst wurden.  Jakob Schwan: Ich finde, ein nächster Test in zwei Jahren ist zu kurzfristig. Bis dahin kann sich nicht wirklich viel ändern. Dann gibt es vielleicht einen Papierkorb mehr an der Station, aber sonst ist alles beim Alten. Wenn, dann sollte ein nächster Test frühestens in fünf Jahren erfolgen. Was erwartest du von den Verantwortlichen?  Lutz Dressler: Verantwortlich sind nicht nur die Deutsche Bahn und der VVO, auch das Land Sachsen als Besteller, aber auch Kommunen und teilweise auch Private, wenn es beispielsweise darum geht, Flächen für Fahrradparkhäuser zur Verfügung zu stellen.  Hannes Lieberoth: Die Bahnhöfe sollten ihren Bedürfnissen nach ausgestattet sein. Das heißt notwendiges wie Fahrradstellplätze, Überdachung und aktuelle Infos. Die kleinen Stationen, die ich getestet 46 Bahnhofstest 2010/11
  • 48. habe, erfüllten sicher nicht alle Kriterien des Tests, doch ich fand die Ausstattung an allen zweckmäßig, es war sauber und gepflegt und dem Aufkommen angemessen. Einziger Kritikpunkt sind bei einigen Stationen die Zugangswege. die sollten oft besser ausgeschildert und in Stand gehalten werden.  Kathrin Viergutz: Ich erwarte, dass unsere Anregungen von den Verantwortlichen ernst genommen werden, da sie die Empfindungen der Fahrgäste, also der Personen, für die eine Dienstleistung erbracht wird, widerspiegeln.  Jakob Schwan: Wichtig finde ich, dass an den Stationen wieder Leben einkehrt. Eine Fahrkartenausgabe in Kleinstadt-Bahnhöfen wird es sicher auch in Zukunft nicht geben. Aber ein Kiosk im Bahnhof oder Bäcker/ Fleischer neben dem Bahnhof wäre denkbar. So gäbe es eine Einkaufsmöglichkeit und gleichzeitig wieder eine Unterstellmöglichkeit bei schlechtem Wetter. Bahnhofstest 2010/11 47
  • 49. 4.4 Schlusswort und Dank Der VCD ist angewiesen auf das Engagement seiner aktiven Mitglieder, die sich in ihrer Freizeit unbezahlt und ehrenamtlich engagieren, um ihre Stadt und ihre Region lebenswerter zu machen. Nicht immer ist es einfach, die ehrenamtlichen Aufgaben in den Alltag einzugliedern – gerade in beruflich oder privat stressigen Zeiten. Umso mehr ist die regelmäßige und kontinuierliche Beteiligung an der Vereinsarbeit zu honorieren. Denn auch wenn alles freiwillig und unbezahlt ist, so ist es auch für unsere Ortsgruppe wichtig, dass einmal angefangene Projekte wie der Bahnhofstest in guter Qualität zu Ende gebracht werden, um auch einen Nutzen der Projekte zu erzielen. Deshalb soll an dieser Stelle allen Beteiligten ein großes Dankeschön ausgesprochen werden. Ohne die Bereitschaft, Zeit und Mühe für eine „gute Sache“ zu investieren, gäbe es keine Projekte wie den Bahnhofstest. Projektbeteiligt waren: Mostafa Azim, Torsten Belter, Lutz Dressler, Andreas Heubner, Karsten Imbrock, Clemens Kahrs, Hannes Lieberoth, Torsten Meerbach, Stefan Schmidt, Jakob Schwan, Rosemarie Stelzner und Kathrin Viergutz. Gemeinsam wurden Kriterien ermittelt, der Fragebogen erstellt und die Gewichtung festgelegt. Außerdem wurde in mehreren Projektsitzungen die Vorgehensweise bei der Auswertung diskutiert. Besonderer Dank gilt den Mitarbeitern des Projektteams „Test“, die sich die Zeit genommen haben, durch den Verbundraum zu fahren, um die einzelnen Stationen einer Bewertung zu unterziehen: Mostafa Azim, Lutz Dressler, Andreas Heubner, Hannes Lieberoth, Jakob Schwan und Kathrin Viergutz. 48 Bahnhofstest 2010/11
  • 50. 5. Anhang 5.1 Der Bewertungsbogen Bahnhofstest 2010/11 49
  • 51. 50 Bahnhofstest 2010/11
  • 52. 5.2 Die Gewichtungstabelle Durch das erstellte Punktesystem wird die Gewichtung der einzelnen Kriterien verdeutlicht. Dabei gelten für die drei Stationskategorien jeweils leicht voneinander abweichende Gewichtungen. 1. 2. 3. Hauptbahnhof Bahnhof Haltepunkt Gesamtpunktzahl 242 214 132 1. Bahnhofsvorplatz und 78 60 44 Empfangsgebäudes außen Beleuchtung 4 4 4 Wegweisung zu Verkehrsmitteln 2 2 2 Wegweisung zu Straßen und öffentlichen 2 Punkten 2 2 Schadensfreiheit 4 4 4 Sauberkeit 4 4 4 Pflege der Anlagen 0 0 0 Abfallbehälter 3 1 0 Dynamische Anzeige 4 2 0 Uhr 2 1 0 Aushangfahrplan vorhanden 1 1 0 …lesbar 1 1 0 Liniennetzplan vorhanden 1 0 0 …lesbar 1 0 0 Stadtplan / Umgebungsplan vorhanden 2 1 0 …lesbar 2 2 0 Wabenplan VVO vorhanden 0 0 0 …lesbar 0 0 0 Tarifinformation VVO vorhanden 0 0 0 …lesbar 0 0 0 Nahverkehrspläne, z.B. Bus-Anschlüsse 2 1 1 …lesbar 2 2 2 Fahrkartenautomat 2 0 0 Reisezentrum, persönliche Beratung 0 0 0 Kiosk mit Fahrkartenverkauf 0 2 4 Beidseitiger Zugang 4 3 0 Zebrastreifen/ Ampelübergang 4 4 4 Verknüpfung mit Anschlussbuslinien 0 0 0 Erreichbarkeit Bushaltestelle 4 4 2 Abstimmung der Taktzeiten 4 4 2 Fahrrad-Abstellplätze 4 4 4 ...Kostenfreiheit 1 1 1 Bahnhofstest 2010/11 51