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B 2.10
Wissen, Kultur und Kreativität als Faktoren für
erfolgreiche Stadt- und Regionalentwicklung




                           Dr. Sabine Hafner
                   Prof. Dr. Manfred Miosga
                         Dr. Anne von Streit



Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist in den letzten Jahren als wichtiger Wirtschaftssektor entdeckt
worden. Zudem wird der Rolle der Kultur und Ihrer Produzenten als „weichem“ Standortfaktor
verstärkt Beachtung geschenkt. Der vorliegende Beitrag geht anhand der Ergebnisse zweier empiri-
scher Studien den Fragen nach, welche wirtschaftliche Bedeutung die Kultur- und Kreativwirt-
schaft mittlerweile hat, worin der Zusammenhang zwischen wissensintensiven und kreativen Bran-
chen, ihren Beschäftigten und einer erfolgreichen Stadt- und Regionalentwicklung besteht, und wie
die Kultur- und Kreativwirtschaft zur Förderung dieser Entwicklung beitragen kann.


Gliederung                                                                                    Seite

1.     Einleitung                                                                                 2
2.     Die Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland                                           3
3.     Institutionentheoretische und beschäftigtenorientierte Ansätze zur
       Erklärung von stadtregionalem Erfolg                                                       5
4.     Die Ansprüche kreativer Wissensarbeiter an ihre Stadt                                      7
4.1    Kreative und wissensintensive Branchen: Beschäftigte, Unternehmen und Umsätze              8
4.2    Kreative Wissensarbeiter in München                                                       10
4.3    Wohnstandortwünsche kreativer Wissensarbeiter                                             10
4.4    Entgrenzte Arbeit kreativer Wissensarbeiter und ihre Bedeutung für die Stadtentwicklung   12
4.5    Harte und weiche Standortfaktoren – bedeutend für die Wahl des Wohn- und
       Arbeitsstandorts                                                                          14
4.6    Wechselwirkungen zwischen Hochkreativen und Hochqualifizierten                            17
5.     Schlussfolgerungen für eine Politik der kreativen Stadt                                   18




                                                                                                  1
B 2.10                                                                             Kultur und Politik

Wirtschaft, Gesellschaft und Politik




                                 1.    Einleitung
Wissen und Kreativität           Globalisierung sowie der Wandel zu einer zunehmend wissensbasier-
sind entscheidend                ten Wirtschaft haben zu einem verschärften Standortwettbewerb ge-
                                 führt, der Städte und Regionen vor neue Herausforderungen stellt.
                                 Wissen und Kreativität gelten heute als die wichtigsten Faktoren er-
                                 folgreicher Regionalentwicklung (Malecki 2000). Wettbewerbsfähig
                                 sind Städte und Regionen, die sowohl einen hohen Bestand an wis-
                                 sensintensiven und kreativitätsorientierten Unternehmen bspw. aus
                                 den I&K-Technologien, den Finanzdienstleistungen oder den Medien,
                                 der Grafik- und der Designbranche und gleichzeitig einen großen Pool
                                 an hochqualifizierten Arbeitskräften aufweisen können. Es sind Städte
                                 wie Zürich, Wien, Genf, Vancouver, Auckland, Düsseldorf und Mün-
                                 chen, die als Gewinner des Strukturwandels bezeichnet werden kön-
                                 nen. Neben ihrer wirtschaftlichen Stärke verfügen sie über ein hohes
                                 Maß an Lebensqualität und nehmen deshalb z.B. im Städteranking des
                                 Consulting-Unternehmens Mercer Spitzenpositionen ein (Mercer LLC
                                 2009).

Neu in der                       Während der Fokus in den Debatten um die Wettbewerbsfähigkeit von
Standortdiskussion:              Städten und Regionen schon in den letzten zwei Jahrzehnten auf die
Die Rolle von Kultur             High-Tech-Branchen wie die Medizin-, Bio- und Umwelttechnolo-
                                 gien, den IT-Sektor oder die Luft- und Raumfahrt sowie auf die wis-
                                 sensintensiven Dienstleistungen wie z.B. die Bank- und Versiche-
                                 rungswirtschaft gelegt wurde, ist die Rolle, die der Kultur in dieser
                                 Diskussion zugesprochen wird, neu. Machen ein reiches Kulturange-
                                 bot und eine lebendige Szenekultur einen Standort attraktiver und in
                                 der Folge auch wirtschaftlich erfolgreicher? Doch wie passen Kultur
                                 und Wirtschaft als zwei unterschiedliche gesellschaftliche Teilbereiche
                                 überhaupt zusammen? Ein offensichtlicher Zusammenhang ergibt
                                 sich, wenn man die vor Ort vorhandene Kultur- und Kreativwirtschaft
                                 genauer betrachtet und damit den Kulturbegriff zunächst einschränkt.

Die Kultur- und                  Erst in den letzen Jahren ist die Kultur- und Kreativwirtschaft auch in
Kreativwirtschaft wirft          Deutschland als wichtiger Wirtschaftssektor entdeckt worden. Davon
neue Fragen auf                  zeugen zahllose Berichte zur Kultur- und Kreativwirtschaft deutscher
                                 Bundesländer und Städte (vgl. z.B. Ministerium für Wirtschaft, Mit-
                                 telstand und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen 2009, Kultur-
                                 behörde Hansestadt Hamburg 2006) sowie der Kultur- und Kreativ-
                                 wirtschaftsbericht des Bundes (Bundesministerium für Wirtschaft und
                                 Technologie 2009). Auch die EU hat das Jahr 2009 zum Jahr der Krea-
                                 tivität und Innovation ausgerufen. Welche wirtschaftliche Bedeutung
                                 spielt die Kultur- und Kreativwirtschaft überhaupt? Worin besteht der
                                 Zusammenhang zwischen wissensintensiven und kreativen Branchen,
                                 ihren Beschäftigten und einer erfolgreichen Stadt- und Regionalent-
                                 wicklung? Diesem Zusammenhang wollen wir in diesem Beitrag
                                 nachgehen und aus einer beschäftigtenzentrierten Perspektive auch
                                 danach fragen, inwieweit eine Trennung in harte und weiche Standort-
                                 faktoren bei dieser Betrachtung noch sinnvoll ist.




2
Kultur und Politik                                                                            B 2.10

                                                                   Wirtschaft, Gesellschaft und Politik




Dabei werden wir in Abschnitt 2 die Querschnittsbranche Kultur- und
Kreativwirtschaft näher vorstellen. In Abschnitt 3 sollen dann die un-
terschiedlichen Perspektiven der Regionalforschung aufzeigt werden,
die Erklärungen für die wirtschaftliche Entwicklung von Städten und
Regionen im Übergang in die Wissensökonomie liefern. Während
lange Zeit vor allem Firmen und deren Standortfaktoren sowie das
regionale Milieu im Fokus des Interesses standen, rücken nun zuneh-
mend hochqualifizierte und kreative Beschäftige mit ihren Bedürfnis-
sen in den Mittelpunkt der Betrachtung. In Anlehnung an diese neue
beschäftigtenorientierte Perspektive fragen wir in Abschnitt 4 nach
den Anforderungen und Wünschen, die hochqualifizierte und kreative
Menschen an ihren Wohn- und Arbeitsort stellen und präsentieren
dazu die empirischen Ergebnisse zweier Studien aus München. Zudem
stellen wir die Zuzugsmotive von hochqualifizierten Migrantinnen
und Migranten dar, die München als ihren Wohn- und Arbeitsstandort
gewählt haben. In Abschnitt 5 entwickeln wir schließlich Bausteine
für eine Politik der kreativen Stadt.



2.    Die Kultur- und Kreativwirtschaft in
      Deutschland
Seit 2008 existiert, beschlossen von der Wirtschaftsministerkonferenz,              Kernbranchen
eine verbindliche Definition der Kultur- und Kreativwirtschaft in                  der Kultur- und
Deutschland (Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie                     Kreativwirtschaft
2009). Diese deutsche Definition ist mit der europäischen Kernab-
grenzung der EU-Kommission als auch mit dem weltweiten Refe-
renzmodell, dem Konzept der britischen Creative Industries, kompati-
bel. Das Wirtschaftsfeld Kultur- und Kreativwirtschaft umfasst insge-
samt elf Teilmärkte. Neun Teilmärkte werden der Kulturwirtschaft
zugeordnet und zwar: Musikwirtschaft, Buchmarkt, Kunstmarkt,
Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Pressemarkt, Markt für darstel-
lende Künste, Designwirtschaft und Architekturmarkt. Zwei Teilmärk-
te, nämlich der Werbemarkt sowie die Software-/Games-Industrie
werden als Kreativbranchen miteinbezogen. Bei der Kultur- und Kreativ-
wirtschaft handelt es sich also – vergleichbar zur IKT-Branche – um
einen Branchenmix von verschiedenen Märkten.

Der Kultur- und Kreativwirtschaft gehören diejenigen Unternehmen           Erwerbswirtschaftliche
an, die überwiegend erwerbswirtschaftlich orientiert sind und sich              Orientierung und
mit der Schaffung, Produktion, Verteilung und/oder medialen Ver-              schöpferischer Akt
breitung von kulturellen bzw. kreativen Gütern und Dienstleistungen
befassen. Der verbindende Kern jeder kultur- und kreativwirtschaft-
lichen Aktivität ist der schöpferische Akt: Damit sind alle künstleri-
schen, literarischen, kulturellen, musischen, architektonischen oder
kreativen Inhalte, Werke, Produkte, Produktionen oder Dienstleis-
tungen gemeint. Mit diesen Umschreibungen des schöpferischen




                                                                                                     3
B 2.10                                                                            Kultur und Politik

Wirtschaft, Gesellschaft und Politik




                                 Aktes sind nur jene Inhalte- oder Kreativproduktionen verbunden,
                                 die einen ästhetischen Kern oder Bezug aufweisen. Im Konzept der
                                 Kultur- und Kreativwirtschaft stellt der schöpferische Akt auch eine
                                 wirtschaftliche Kategorie dar, denn die ästhetische Inhalteproduktion
                                 muss mit einem Prozess wirtschaftlicher Wertschöpfung einhergehen
                                 oder zu diesem hinführen.

„Schöpferischer Akt“:            Als Schlüsselbegriff der Kultur- und Kreativwirtschaft ist der „schöp-
Schwer konkret                   ferische Akt“ eine abstrakte, idealtypische Bezugskategorie, die je-
zu erfassen                      doch schwer konkret zu erfassen ist. Der „schöpferische Akt“ ist ein
                                 nicht-haptischer Begriff, der Teil einer immateriellen Wirtschaft ist,
                                 die sich trotz des nicht-physischen Charakters anschickt, immer grö-
                                 ßere Anteile der Bruttowertschöpfung zu erbringen (Bundesministeri-
                                 um für Wirtschaft und Technologie 2009). Eine Subsummierung der
                                 Kultur- und Kreativwirtschaft unter das große Dach der wissensinten-
                                 siven Branchen erscheint gerade wenn über eine angemessene Politik
                                 und Förderung nachgedacht werden soll, als nicht angebracht. Zwar
                                 können Tätigkeiten im Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft
                                 durchaus als wissensintensiv bezeichnet werden, allerdings weisen die
                                 Branchen der Kultur- und Kreativwirtschaft einige gemeinsame Cha-
                                 rakteristika auf, die sie klar von anderen wissensintensiven Branchen
                                 unterscheiden. Diese sind z.B. die Dominanz von Klein- und Kleinst-
                                 unternehmen, den hohen Anteil an freien Mitarbeitern oder auch die
                                 Projektarbeit als vorherrschende Arbeitsform.

Geprägt von Kleinst-             Zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung leistete die Kultur- und
und Kleinunternehmen             Kreativwirtschaft in Deutschland im Jahr 2006 einen Beitrag in Höhe
                                 von 61 Milliarden €. Das entspricht einem Anteil von 2,6 % am Brut-
                                 toinlandsprodukt. Im Vergleich zu traditionellen Wirtschaftsbranchen,
                                 wie der Automobil- oder Chemieindustrie, nimmt die Kultur- und
                                 Kreativwirtschaft einen Mittelplatz ein (Bundesministeriums für Wirt-
                                 schaft und Technologie 2009, S. XII). Die Kultur- und Kreativwirt-
                                 schaft ist in hohem Maße eine durch Kleinstunternehmen geprägte
                                 Wirtschaftsbranche, denn rund 213.000 Unternehmen (mit mindestens
                                 17.500 € Jahresumsatz) zählen zur Gruppe der Kleinstunternehmen
                                 und stellen damit 97 % der gesamten Kultur- und Kreativwirtschafts-
                                 betriebe dar. Sie erwirtschaften 2006 27,1 % der Umsätze in der Kul-
                                 tur- und Kreativwirtschaft. Zur Gruppe der Kleinunternehmen gehören
                                 weitere rund 4.800 Unternehmen. Den Rest – etwa ein Prozent – bil-
                                 den die mittelständischen und Großunternehmen, die auf eine Anzahl
                                 von zusammen rund 1.300 Unternehmen kommen. Die 271 Großun-
                                 ternehmen (mit mindestens 50 Millionen € Jahresumsatz) in Deutsch-
                                 land und somit nur 0,12 % aller Unternehmen aus der Kultur- und
                                 Kreativwirtschaft erwirtschafteten hingegen 46,2 % der Umsätze,
                                 nämlich 50.776.000 € im Jahr 2006 (Bundesministeriums für Wirt-
                                 schaft und Technologie 2009, S. 52)!




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Dr. Sabine Hafner, Prof. Dr. Manfred Miosga, Dr. Anne von Streit: Wissen, Kultur und Kreativität als Faktoren für erfolgreiche Stadt- und Regionalentwicklung

  • 1. B 2.10 Wissen, Kultur und Kreativität als Faktoren für erfolgreiche Stadt- und Regionalentwicklung Dr. Sabine Hafner Prof. Dr. Manfred Miosga Dr. Anne von Streit Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist in den letzten Jahren als wichtiger Wirtschaftssektor entdeckt worden. Zudem wird der Rolle der Kultur und Ihrer Produzenten als „weichem“ Standortfaktor verstärkt Beachtung geschenkt. Der vorliegende Beitrag geht anhand der Ergebnisse zweier empiri- scher Studien den Fragen nach, welche wirtschaftliche Bedeutung die Kultur- und Kreativwirt- schaft mittlerweile hat, worin der Zusammenhang zwischen wissensintensiven und kreativen Bran- chen, ihren Beschäftigten und einer erfolgreichen Stadt- und Regionalentwicklung besteht, und wie die Kultur- und Kreativwirtschaft zur Förderung dieser Entwicklung beitragen kann. Gliederung Seite 1. Einleitung 2 2. Die Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland 3 3. Institutionentheoretische und beschäftigtenorientierte Ansätze zur Erklärung von stadtregionalem Erfolg 5 4. Die Ansprüche kreativer Wissensarbeiter an ihre Stadt 7 4.1 Kreative und wissensintensive Branchen: Beschäftigte, Unternehmen und Umsätze 8 4.2 Kreative Wissensarbeiter in München 10 4.3 Wohnstandortwünsche kreativer Wissensarbeiter 10 4.4 Entgrenzte Arbeit kreativer Wissensarbeiter und ihre Bedeutung für die Stadtentwicklung 12 4.5 Harte und weiche Standortfaktoren – bedeutend für die Wahl des Wohn- und Arbeitsstandorts 14 4.6 Wechselwirkungen zwischen Hochkreativen und Hochqualifizierten 17 5. Schlussfolgerungen für eine Politik der kreativen Stadt 18 1
  • 2. B 2.10 Kultur und Politik Wirtschaft, Gesellschaft und Politik 1. Einleitung Wissen und Kreativität Globalisierung sowie der Wandel zu einer zunehmend wissensbasier- sind entscheidend ten Wirtschaft haben zu einem verschärften Standortwettbewerb ge- führt, der Städte und Regionen vor neue Herausforderungen stellt. Wissen und Kreativität gelten heute als die wichtigsten Faktoren er- folgreicher Regionalentwicklung (Malecki 2000). Wettbewerbsfähig sind Städte und Regionen, die sowohl einen hohen Bestand an wis- sensintensiven und kreativitätsorientierten Unternehmen bspw. aus den I&K-Technologien, den Finanzdienstleistungen oder den Medien, der Grafik- und der Designbranche und gleichzeitig einen großen Pool an hochqualifizierten Arbeitskräften aufweisen können. Es sind Städte wie Zürich, Wien, Genf, Vancouver, Auckland, Düsseldorf und Mün- chen, die als Gewinner des Strukturwandels bezeichnet werden kön- nen. Neben ihrer wirtschaftlichen Stärke verfügen sie über ein hohes Maß an Lebensqualität und nehmen deshalb z.B. im Städteranking des Consulting-Unternehmens Mercer Spitzenpositionen ein (Mercer LLC 2009). Neu in der Während der Fokus in den Debatten um die Wettbewerbsfähigkeit von Standortdiskussion: Städten und Regionen schon in den letzten zwei Jahrzehnten auf die Die Rolle von Kultur High-Tech-Branchen wie die Medizin-, Bio- und Umwelttechnolo- gien, den IT-Sektor oder die Luft- und Raumfahrt sowie auf die wis- sensintensiven Dienstleistungen wie z.B. die Bank- und Versiche- rungswirtschaft gelegt wurde, ist die Rolle, die der Kultur in dieser Diskussion zugesprochen wird, neu. Machen ein reiches Kulturange- bot und eine lebendige Szenekultur einen Standort attraktiver und in der Folge auch wirtschaftlich erfolgreicher? Doch wie passen Kultur und Wirtschaft als zwei unterschiedliche gesellschaftliche Teilbereiche überhaupt zusammen? Ein offensichtlicher Zusammenhang ergibt sich, wenn man die vor Ort vorhandene Kultur- und Kreativwirtschaft genauer betrachtet und damit den Kulturbegriff zunächst einschränkt. Die Kultur- und Erst in den letzen Jahren ist die Kultur- und Kreativwirtschaft auch in Kreativwirtschaft wirft Deutschland als wichtiger Wirtschaftssektor entdeckt worden. Davon neue Fragen auf zeugen zahllose Berichte zur Kultur- und Kreativwirtschaft deutscher Bundesländer und Städte (vgl. z.B. Ministerium für Wirtschaft, Mit- telstand und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen 2009, Kultur- behörde Hansestadt Hamburg 2006) sowie der Kultur- und Kreativ- wirtschaftsbericht des Bundes (Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 2009). Auch die EU hat das Jahr 2009 zum Jahr der Krea- tivität und Innovation ausgerufen. Welche wirtschaftliche Bedeutung spielt die Kultur- und Kreativwirtschaft überhaupt? Worin besteht der Zusammenhang zwischen wissensintensiven und kreativen Branchen, ihren Beschäftigten und einer erfolgreichen Stadt- und Regionalent- wicklung? Diesem Zusammenhang wollen wir in diesem Beitrag nachgehen und aus einer beschäftigtenzentrierten Perspektive auch danach fragen, inwieweit eine Trennung in harte und weiche Standort- faktoren bei dieser Betrachtung noch sinnvoll ist. 2
  • 3. Kultur und Politik B 2.10 Wirtschaft, Gesellschaft und Politik Dabei werden wir in Abschnitt 2 die Querschnittsbranche Kultur- und Kreativwirtschaft näher vorstellen. In Abschnitt 3 sollen dann die un- terschiedlichen Perspektiven der Regionalforschung aufzeigt werden, die Erklärungen für die wirtschaftliche Entwicklung von Städten und Regionen im Übergang in die Wissensökonomie liefern. Während lange Zeit vor allem Firmen und deren Standortfaktoren sowie das regionale Milieu im Fokus des Interesses standen, rücken nun zuneh- mend hochqualifizierte und kreative Beschäftige mit ihren Bedürfnis- sen in den Mittelpunkt der Betrachtung. In Anlehnung an diese neue beschäftigtenorientierte Perspektive fragen wir in Abschnitt 4 nach den Anforderungen und Wünschen, die hochqualifizierte und kreative Menschen an ihren Wohn- und Arbeitsort stellen und präsentieren dazu die empirischen Ergebnisse zweier Studien aus München. Zudem stellen wir die Zuzugsmotive von hochqualifizierten Migrantinnen und Migranten dar, die München als ihren Wohn- und Arbeitsstandort gewählt haben. In Abschnitt 5 entwickeln wir schließlich Bausteine für eine Politik der kreativen Stadt. 2. Die Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland Seit 2008 existiert, beschlossen von der Wirtschaftsministerkonferenz, Kernbranchen eine verbindliche Definition der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Kultur- und Deutschland (Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Kreativwirtschaft 2009). Diese deutsche Definition ist mit der europäischen Kernab- grenzung der EU-Kommission als auch mit dem weltweiten Refe- renzmodell, dem Konzept der britischen Creative Industries, kompati- bel. Das Wirtschaftsfeld Kultur- und Kreativwirtschaft umfasst insge- samt elf Teilmärkte. Neun Teilmärkte werden der Kulturwirtschaft zugeordnet und zwar: Musikwirtschaft, Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Pressemarkt, Markt für darstel- lende Künste, Designwirtschaft und Architekturmarkt. Zwei Teilmärk- te, nämlich der Werbemarkt sowie die Software-/Games-Industrie werden als Kreativbranchen miteinbezogen. Bei der Kultur- und Kreativ- wirtschaft handelt es sich also – vergleichbar zur IKT-Branche – um einen Branchenmix von verschiedenen Märkten. Der Kultur- und Kreativwirtschaft gehören diejenigen Unternehmen Erwerbswirtschaftliche an, die überwiegend erwerbswirtschaftlich orientiert sind und sich Orientierung und mit der Schaffung, Produktion, Verteilung und/oder medialen Ver- schöpferischer Akt breitung von kulturellen bzw. kreativen Gütern und Dienstleistungen befassen. Der verbindende Kern jeder kultur- und kreativwirtschaft- lichen Aktivität ist der schöpferische Akt: Damit sind alle künstleri- schen, literarischen, kulturellen, musischen, architektonischen oder kreativen Inhalte, Werke, Produkte, Produktionen oder Dienstleis- tungen gemeint. Mit diesen Umschreibungen des schöpferischen 3
  • 4. B 2.10 Kultur und Politik Wirtschaft, Gesellschaft und Politik Aktes sind nur jene Inhalte- oder Kreativproduktionen verbunden, die einen ästhetischen Kern oder Bezug aufweisen. Im Konzept der Kultur- und Kreativwirtschaft stellt der schöpferische Akt auch eine wirtschaftliche Kategorie dar, denn die ästhetische Inhalteproduktion muss mit einem Prozess wirtschaftlicher Wertschöpfung einhergehen oder zu diesem hinführen. „Schöpferischer Akt“: Als Schlüsselbegriff der Kultur- und Kreativwirtschaft ist der „schöp- Schwer konkret ferische Akt“ eine abstrakte, idealtypische Bezugskategorie, die je- zu erfassen doch schwer konkret zu erfassen ist. Der „schöpferische Akt“ ist ein nicht-haptischer Begriff, der Teil einer immateriellen Wirtschaft ist, die sich trotz des nicht-physischen Charakters anschickt, immer grö- ßere Anteile der Bruttowertschöpfung zu erbringen (Bundesministeri- um für Wirtschaft und Technologie 2009). Eine Subsummierung der Kultur- und Kreativwirtschaft unter das große Dach der wissensinten- siven Branchen erscheint gerade wenn über eine angemessene Politik und Förderung nachgedacht werden soll, als nicht angebracht. Zwar können Tätigkeiten im Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft durchaus als wissensintensiv bezeichnet werden, allerdings weisen die Branchen der Kultur- und Kreativwirtschaft einige gemeinsame Cha- rakteristika auf, die sie klar von anderen wissensintensiven Branchen unterscheiden. Diese sind z.B. die Dominanz von Klein- und Kleinst- unternehmen, den hohen Anteil an freien Mitarbeitern oder auch die Projektarbeit als vorherrschende Arbeitsform. Geprägt von Kleinst- Zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung leistete die Kultur- und und Kleinunternehmen Kreativwirtschaft in Deutschland im Jahr 2006 einen Beitrag in Höhe von 61 Milliarden €. Das entspricht einem Anteil von 2,6 % am Brut- toinlandsprodukt. Im Vergleich zu traditionellen Wirtschaftsbranchen, wie der Automobil- oder Chemieindustrie, nimmt die Kultur- und Kreativwirtschaft einen Mittelplatz ein (Bundesministeriums für Wirt- schaft und Technologie 2009, S. XII). Die Kultur- und Kreativwirt- schaft ist in hohem Maße eine durch Kleinstunternehmen geprägte Wirtschaftsbranche, denn rund 213.000 Unternehmen (mit mindestens 17.500 € Jahresumsatz) zählen zur Gruppe der Kleinstunternehmen und stellen damit 97 % der gesamten Kultur- und Kreativwirtschafts- betriebe dar. Sie erwirtschaften 2006 27,1 % der Umsätze in der Kul- tur- und Kreativwirtschaft. Zur Gruppe der Kleinunternehmen gehören weitere rund 4.800 Unternehmen. Den Rest – etwa ein Prozent – bil- den die mittelständischen und Großunternehmen, die auf eine Anzahl von zusammen rund 1.300 Unternehmen kommen. Die 271 Großun- ternehmen (mit mindestens 50 Millionen € Jahresumsatz) in Deutsch- land und somit nur 0,12 % aller Unternehmen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft erwirtschafteten hingegen 46,2 % der Umsätze, nämlich 50.776.000 € im Jahr 2006 (Bundesministeriums für Wirt- schaft und Technologie 2009, S. 52)! 4