Nach dem kalten und nassen Frühling 2013 folgte ein Sommer mit extremer Hitze und mancherorts so gut wie keinen Regen. Viele braune und ausgebrannte Wiesen sind zwar wieder grün, aber haben sie sich aber wirklich erholt? Wer Wiesen genau beobachtet wird sehen, dass unerwünschte, trockenresistente und tiefwurzelnde Unkräuter sich in das Wiesengrün eingenistet haben. Unter Stress wie Dürre, zunehmende Trockenheit oder Hochwasser sind Wiesen besonders gefährdet ihr gutes Inventar an guten Futtergräsern zu verlieren. Beste Indikatoren für Wiesen mit Hitzestress, sind diese Pflanzenarten mit Massenausbreitungstendenz: Schafgarbe Wiesenpippau Wiesenlabkraut. Dieser Beitrag gibt Tipps, wie man geschwächte Futterwiesen für gute Ernten fit macht.
2004 PPT HUMER Giftpflanzen im Vormarsch in Futterwiesen Ursachen und Abhilfe
Startup geschwächter Wiesen bei Duerre und Hochwasser_HUMER 2014_BZ
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Fachbeitrag
für „Die Bauerzeitung“ und das LK Web, 10.März 2014
Startup geschwächter Wiesen bei
Dürre und Hochwasser
Autor: Dipl.-Ing. Johann HUMER
Nach dem kalten und nassen Frühling 2013 folgte ein Sommer mit extremer Hitze und mancherorts so
gut wie kein Regen. Viele braune und ausgebrannte Wiesen sind zwar wieder grün, aber haben sie sich
aber wirklich erholt? Wer Wiesen genau beobachtet wird sehen, dass unerwünschte, trockenresistente
und tiefwurzelnde Unkräuter sich in das Wiesengrün eingenistet haben. Unter Stress wie Dürre,
zunehmende Trockenheit oder Hochwasser sind Wiesen besonders gefährdet ihr gutes Inventar an guten
Futtergräsern zu verlieren. Beste Indikatoren für Wiesen mit Hitzestress, sind diese Pflanzenarten mit
Massenausbreitungstendenz: Schafgarbe Wiesenpippau Wiesenlabkraut. Dieser Beitrag gibt Tipps,
wie man geschwächte Futterwiesen für gute Ernten fit macht.
Strategien zur Wiesenverbesserung
Das wertvollste Kapital, das jeder Landwirt voll selbst in der Hand hat, ist sein Boden und
Pflanzenbestand. Saatgut, Düngestreuer und die richtige Bodenpflege - zur rechten Zeit eingesetzt - sind
dabei die wichtigsten Helfer. Zu bedenken ist auch, dass die Selbstverjüngungskraft durch natürlichen
Samenausfall der Wirtschaftswiesen durch die immer frühere Nutzung immer mehr abnimmt.
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Techniken der Grünlandverbesserung
1. Umbruch und Neuanlage stark verkrauteter oder geschwächter Bestände
2. Neuanlage mit Einsaat in einem Zug mittels ROTOTILLER
3. Umbruchlose Grünlanderneuerung durch Einsaat, Nachsaat oder Übersaat mit Schlitzdrillsaat,
Sästriegel oder Kleinsamenstreuer
Nachsaaten im Frühjahr
Sind große Lücken durch Trockenschäden oder Wildschäden sichtbar, soll die Nachsaat ab dem Spitzen
der ersten Gräser März bis April erfolgen. Dadurch wir auch die Winterfeuchtigkeit ausgenützt. Aber bei
zu trockenen oder zu feuchten Verhältnissen, wird man jede Gelegenheit nach der Ernte bis zum August
nutzen. Der Nachsaat-Erfolg ist meist erst in einigen Jahren nach mehrmaliger Anwendung sichtbar.
Neuanlagen durch Umbruch
Neuanlage durch Umbruch ist unbestritten das zuverlässigste Verfahren zur Ertragsverbesserung. Auch
die Unkräuter kann man damit am natürlichsten in Schach halten. Im Frühjahr sind besonders
Deckfrüchte wie Hafer oder Gerste mit zirka 70 Kilogramm je Hektar wichtig und hilfreich. Die Gefahr
schwerer Gewitter ist gering und damit auch die Gefahr von Bodenerosionen. Die Bearbeitung und
Ansaat erfolgen wenn der Boden gut befahrbar ist.
Saatgutmischungen für Wiesenneuanlagen
Wer Futterwiesen das erste Mal neu anlegt, sollte die offiziellen österreichischen Standardmischungen
für Dauerwiesen (A,B,C,D), Dauerweiden (G,H) oder Wechselwiesen (WM,WR) verwenden. Diese
Mischungen gibt es in EU-Handelsqualität und in ÖAG-Qualität. Die etwa 30 Prozent teurere ÖAG-
Qualität verspricht Ampferfreiheit und die Garantie für besonders für Österreich bewährte, da intensiver
geprüfte Zuchtsorten.
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Quelle: Die Saat, RWA,2011
Neuanlage mit Einsaat in einem Zug - ROTOTILLER
Der Rototiller ist ein Bodenbearbeitungsgerät, das den besonderen Effekt von Keilzinken nutzt und keine
Frässchaufeln hat. Keilzinken sind auch auf steinigen wie seichten Böden einsetzbar. Der größte Vorteil
ist, dass Bodenbearbeitung und Saat in einem Zug erledigbar sind. Die Wiesennarbe ist vorher möglichst
kurz zu mähen, damit die Wurzelstöcke den Aufgang nicht stören. Für einen guten Aufgang ist etwas
mehr Niederschlag notwendig, als beim Umbruch. Hat ein Altbestand viele Unkräuter, kann ein Teil
wieder durchwachsen, wenn sie nicht behandelt werden.
Rototiller mit zusätzlichen Frontbearbeitungsgeräten. Grünlandtag Bromberg, 2007
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Wiesenverbesserung mit Einsaat, Nachsaat oder Übersaat
Gebräuchliche Techniken sind Schlitzsaat, Striegelsaat und Eggensaat mit Samenstreuer. Die Schwächen
dieser Technik - die oft verschwiegen wird - liegen in diesen drei kardinalen Mangelfaktoren: zu wenig
offener Boden als gutes Saatbett, geringe Konkurrenz der jungen Saat, hohe Konkurrenz der
Altnarbe und mangelnde Niederschläge. Eigene Versuche in EDELHOF (2008 bis 2010) und vierjährige
Schweizer Versuche (SAUTER 2013), zeigen dass die Einsaattechnik für den Einsaaterfolg NICHT
entscheidend ist. Solange es an Bodenfeuchte, Licht, Platz und Wurzelraum, also einem guten Saatbett
mangelt, kann sich keine Einsaat gut entwickeln. Einsaaten gelingen nur bei günstigen Wuchsfaktoren.
Damit erklärt sich auch der bessere Erfolg regelmäßiger Einsaaten, weil hin und wieder auch günstigere
Wuchsbedingungen gegeben sind. Eigene Erfahrungen in NÖ zeigen, dass erst die jährlich wiederholte
Einsaat drei Jahre hintereinander eine markante Ertragsverbesserung mit einer beeindruckend
sichtbaren Bestandesveränderung in Richtung eingesäter Gräser bringt. Erst die jährlich wiederholte
Einsaatfrequenz mit 5-8 kg/ha verspricht den richtigen Futterschub (BUCHGRABER 2012). Für bestes
Futter wird daher in der BRD bereits zu jedem Aufwuchs eingesät. Höhere Saatmengen bei Knaulgras
und Engl. Raygras zeigen einen positiven Einfluss zur Steigerung dieser Gräser (PÖTSCH, 2012). Bei
Futterwiesen mit 35-50%iger Lückigkeit werden 15 - 20 kg/ha Einsaatmischung empfohlen. Wer das
Risiko einer ungünstigen Folgewitterung mindern will, sät 50% der Saatmenge im Frühjahr und den Rest
sofort nach der Ernte bei offenem Boden bis zum August.
Kampfkraft der Nachsaat-Mischungen ist wichtig für den Erfolg
In Wiesenaltnarben können sich nur konkurrenzstarke und schnell anwachsende Arten durchsetzen.
Konkurrenzstarke Arten sind:
Englisches Raygras, Rotklee, Knaulgras, Glatthafer und Goldhafer.
Nachsaatmischungen mit konkurrenzschwachen und langsam auflaufenden Arten in Wiesen werden sich
kaum oder nur bei oft wiederholter Saat durchsetzen. Konkurrenzschwache Arten sind: Timothe,
Wiesenschwingel, Rotschwingel, Luzerne und Wiesenrispe. Einen Überblick über die Durchsetzungskraft
der verschiedenen Gräser gibt folgende Tabelle.
Kampfkraft der Pflanzenarten von Nachsaatmischungen
ÖAG-Mischungen Einsaat-
mischung
nach
HUMER
2014
DURCH-
SETZUNGS-
KRAFTPflanzenart Na Ni NiK K wei Na tro Na wei
Englisches Raygras X X X X X X X KONKURRENZSTARK
Knaulgras X X X X X X KONKURRENZSTARK
Glatthafer X X KONKURRENZSTARK
Goldhafer X KONKURRENZSTARK
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Rotklee X X X X KONKURRENZSTARK
Weißklee (nach Bedarf) ( X ) ( X ) ( X ) ( X ) ( X ) ( X ) ( X ) kurzfristig mittel
Luzerne X konkurrenzschwach
Timothe X X X X konkurrenzschwach
Wiesenschwingel X X konkurrenzschwach
Rotschwingel X X X konkurrenzschwach
Wiesenrispe X X X X X X konkurrenzschwach
Wer sich weniger mit den Vor- und Nachteilen der einzelnen Gräserarten und auch Sortenfragen
vertiefend auseinandersetzen will, für den sind die ÖAG-Nachsaatmischungen besser geeignet. Ihre
Einsatzmöglichkeiten beschreiben folgende Tabellen.
Nachsaatmischungsempfehlungen des LFZ Gumpenstein zur Regeneration von trockenheitsgeschädigten
Wiesen und Weiden im Trockengebiet (KRAUTZER, BUCHGRABER, Wintertagung 2004):
NATRO für trockene Lagen auf Wiesen oder Mähweiden mit Luzerne, Weißklee, Knaulgras,
Glatthafer, Timothe
NAWEI für Nachsaaten auf Weiden, hohe Anteile an Wiesenrispe und Rotschwingel mit
trockenheitsresistenten Sorten als Untergraskomponente
Alle handelsfertigen österreichischen Nachsaatmischungen im Überblick, Quelle: Die Saat, RWA,2011
Einsaatmischungsempfehlung der LK NÖ
Damit sich die eingesäten Gräser in bestehenden Wiesenaltnarben besser durchsetzen, wurde vom
Autor folgende Einsaatmischung für NÖ mit den konkurrenzstärksten und am besten anwachsenden
Gräsern bis 800 m Seehöhe auf Basis vieler Einsaatbeobachtungen entwickelt. Nur in Lagen wo der
Goldhafer als Gras bereits dominiert, sät man ihn nicht. Wenn der Altbestand dennoch zu
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konkurrenzstark ist, werden sich auch die Gräser dieser Mischung kaum oder nicht durchsetzen, was bei
Einsaaten immer zu bedenken ist.
Die EINSAATMISCHUNG NACH HUMER 2014 kann man sich vom Handel auf Bestellung mischen lassen
oder man verwendet die einzeln bestellbaren Komponenten. Dabei sind die längeren Lieferzeiten und
eventuell zu bezahlende Mischungsszuschläge zu berücksichtigen. Der Handel kann auch extra
ampferfreie Partien anbieten und dies mit Zertifikaten belegen.
Beispiel des Erfolges einer Einsaatwiese mit 3maliger Einsaat in 3 Jahren mit vorwiegend Knaulgras und
Rotklee in Feistritz am Wechsel, NÖ.
Fazit
Erfolgreiche Wiesenverbesserungen hängen von den oben aufgezählten Kardinal-Faktoren ab. Wer das
berücksichtigt hat gute Chancen und Voraussetzungen bei der schwierigen Dauerwiesenverbesserung.
Das A und O um nach Wild- oder Witterungsschäden wieder Spitzenerträge, höchste Energiegehalte,
rasches Anwachsen, frühe Erträge und Unkrautunterdrückung zu erhalten, ist sich dieses Wissen
dauerhaft anzueignen. Einsaaten sollten immer mit einer Erfolgskontrolle begleitet werden um die
maßgebenden Erfolgsfaktoren selbst zu erkennen und örtlich selbst verbessern zu können. Die LK
unterstützt Sie gerne persönlich mit Expertenwissen durch Beratungen zur Wiesenverbesserung. Wir
beurteilen die Pflanzenbestandeszusammensetzung Ihrer Wiesen und erstellen dazu ein
Verbesserungskonzept. Nutzen Sie dazu das LK-Expertenwissen mit den Projekten „lk Beratung“!
EINSAATMISCHUNG nach HUMER
mit den konkurrenzstärksten Gräsern 2014
Summe kg/ha 20
Rotklee 3
Weißklee 1
Knaulgras 6
Engl.Raygras 6
Goldhafer 1
Glatthafer 3