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ELTERNRATGEBER DYSKALKULIE




Dyskalkulie
Elisabeth Trampert, Dipl. Pädagogin



Was ist Dyskalkulie?

Während Legasthenie seit mehreren Jahrzehnten bekannt ist, rückt das Phänomen Dyskalkulie erst
seit kurzem verstärkt in die pädagogische Diskussion.

Was Legasthenie für das Rechtschreiben, das ist Dyskalkulie für den mathematischen Bereich.
Andere Begriffe hierfür sind Rechenstörung, Rechenschwäche oder Zahlenschwäche.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Dyskalkulie folgendermaßen definiert:

„Diese Störung beinhaltet eine umschriebene Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht
allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine eindeutig unangemessene Beschulung
erklärbar ist. Das Defizit betrifft die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten wie Addition,
Subtraktion, Multiplikation und Division, weniger die höheren mathematischen Fertigkeiten, die für
Algebra, Trigonometrie, Geometrie und Differential- sowie Integralrechnung benötigt werden.“

In einfachen Worten: Rechenschwache Kinder zeichnen sich dadurch aus, dass sie die mathe-
matischen Grundrechenarten nicht verstehen und sich Zahlen und Rechenvorgänge nicht vor-stellen
und merken können.

Wichtig für das Verständnis von Dyskalkulie ist vor allem, dass sie keine Folge mangelnder
Konzentration oder fehlenden logischen Denkvermögens ist, auch nicht auf Dummheit oder
Unwilligkeit der Kinder zurückgeführt werden kann.

Von Dyskalkulie betroffen sind schätzungsweise zwischen 4-6% der Kinder.



Welche Ursachen kann Dyskalkulie haben?

Die Ursachenforschung steckt noch in den Kinderschuhen. Ähnlich wie bei der Legasthenie spielen
organische Ursachen eine wichtige Rolle, hierbei vor allem Erb- und Umweltfaktoren.

Eine verzögerte oder ungenaue Wahrnehmung und Verarbeitung des Sehens und Hörens hat
unmittelbare Folgen für das Rechnen.

Wenn ein Kind Raum-Lage- Unsicherheiten aufweist, also nicht weiß, wo rechts – links, oben – unten
ist, vorwärts – rückwärts nicht unterscheiden kann, lernt es das Rechnen unter erschwerten
Bedingungen.

Mit der Dyskalkulie gehen oft Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen einher. Unklar ist
bisher, ob es sich bei diesen Phänomenen um eigentliche Ursachen oder um Folge-erscheinungen der
Dyskalkulie handelt.



Ein Elternratgeber von Der Nachhilfe-Coach GmbH – alle Rechte vorbehalten, keine unerlaubte Vervielfältigung und Veröffentlichung
Stand: 02.10.2010
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ELTERNRATGEBER DYSKALKULIE




Welche Folgen kann Dyskalkulie haben?

Die Folgeerscheinungen für die persönliche und schulische Entwicklung der Kinder sind bei
Legasthenie und Dyskalkulie identisch. Ein Kind, das trotz allgemein guter Intelligenz und trotz Übens
immer wieder Misserfolge in der Schule erlebt, kann je nach Persönlichkeit Schulängste,
Lernhemmungen, Lernverweigerung, aggressives oder depressives Verhalten entwickeln. Nicht selten
zeigen sich psychosomatische Auffälligkeiten. Besonders vor Klassenarbeiten klagen die Kinder über
Kopf- und Bauchschmerzen, können morgens nichts essen, müssen erbrechen, schlafen und träumen
schlecht.

Die Hoffnung, dass sich Dyskalkulie von selbst 'legt' oder 'auswächst', ist trügerisch. Dyskalkulie
bleibt ein Leben lang erhalten.



Woran erkenne ich Dyskalkulie?

1.   Im Vorschulalter fallen Kinder auf, weil sie

     •    Klötzchen nicht nach der Größe sortieren können

     •    beim Sortieren nicht mehr als ein Merkmal berücksichtigen, z.B. nur nach Größe

           oder nach Farbe oder nach Form vorgehen

     •    die Größe von Gegenständen nicht einschätzen können

     •    die Anzahl der Gegenstände nicht abschätzen können

     •    die Menge der Gegenstände von deren räumlicher Anordnung abhängig wahrnehmen,

           d.h. fünf weit auseinander liegende Äpfel sind je nach Sichtweise mehr/weniger als fünf eng
           zusammenliegende Äpfel.

2.    In den ersten Schulklassen zeigen sich beim Rechnenlernen folgende Schwierigkeiten:

     •    Das Wissen über Zahlen und die Fähigkeit zu zählen sind eingeschränkt. Das Kind
          kommt aus der Reihe, zählt ein Element nicht oder doppelt. Es entstehen Fehler beim Auf-
          und Abwärtszählen.
     •    Das Erkennen von Mengen und Größen ist erschwert, z.B. werden gleich große Mengen an
          Äpfeln / Stiften nicht als gleich große Mengen erkannt, sondern als 5 Äpfel, 5 Stifte
     •    Kinder mit unsicherer Raum-Lage verwechseln Zahlen, die in ihrer Form ähnlich aussehen z.B.
          9 / 6; 3 / 8; 6 / 8; 5 / 6. Außerdem vertauschen sie die Reihenfolge der Zahlen: 32 <-->
          23 / 56 <-->65.
     •    Im Hunderter und Tausenderbereich werden die Stellenwerte vertauscht und verdreht. Die
          Kinder schreiben die Zahlen in der Reihenfolge, in der sie sie sprechen: sechsundachtzig wird
          geschrieben als 68, fünfhundertdrei als 5003, 868 als achthundertsechsundachtzig.


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     •    Kinder benötigen auffällig viel Zeit für Rechenoperationen und greifen noch lange auf
          Zählhilfen (Finger, Steine, Stifte) zurück. Sie bleiben im Konkreten verhaftet.
     •    Zunächst bereiten Zehner-, später Hunderter- und Tausenderübergänge große Probleme.
     •    Die unterschiedliche Bedeutung oder Wertigkeit der Null (mal als 'nichts', mal als
          Verzehnfachung) wird nicht verstanden oder verwechselt.
     •    Kinder unterscheiden nicht oder nur schwer zwischen Ordinal- und Kardinalzahlen. Eine
          Ordinalzahl (z.B. 'fünf') schließt alle Zahlen bis zu dieser Zahl ein. Eine Kardinalzahl (z.B. der
          'Fünfte') schließt alle anderen Zahlen aus.
     •    Der Wechsel der Rechenarten (plus und minus, mal und geteilt) führt zu Fehlern. Häufig
          rechnen Kinder nur plus oder nur minus, nur mal oder nur geteilt.
     •    Die Zerlegung von Zahlen wird nicht oder nur mit erheblichem Lernaufwand verstanden, z.B.
          dass 9 in 5 und 4 zerlegt werden kann und sich der Rechenvorgang auch umkehren lässt (9 =
          5 + 4; 9 – 5 = 4; 9 – 4 = 5).
     •    Mathematische Begriffe wie „mehr, dazu, weniger, weg“ können nur mit Problemen in
          mathematische Zeichen (+, -,) oder graphische Darstellungen umgewandelt werden.
     •    Textaufgaben können häufig nicht in Rechenwege übertragen werden und Rechenwege nicht
          in Textaufgaben.
     •    Beim Umgang mit Geld, Längenmaßen und Gewichten sind Kinder unsicher.
     •    Das Erlernen der Uhr stellt eine Hürde dar.
     •    Im Sachunterricht wiederholen sich die Probleme bei Tages-, Wochen- und Jahresabläufen,
          den Himmelsrichtungen, dem Thermometer und geschichtlichen Ereignissen. Viele Kinder
          können keine Karten lesen, sie vertauschen bei Tabellen Spalten und Reihen und orientieren
          sich nur schlecht.


Demzufolge sind Kinder mit einer Dyskalkulie bei mathematischen Aufgaben schnell verwirrt,
überfordert und erschöpft. Weil ihnen das Verständnis für Zahlen und Rechenvorgänge fehlt, verlegen
sich viele auf das Erraten von Ergebnissen oder schlagen ungeeignete Rechenwege ein.

Häufig versuchen sie, Aufgaben durch zählendes Rechnen zu lösen, was bei größeren Zahlen nicht nur
zeitaufwendig, sondern auch fehleranfällig ist.

Sie lernen ganze Rechenwege auswendig, ohne das Warum und Wozu zu begreifen. Deshalb werden
gerade intelligente Kinder mit Dyskalkulie in der Schule oft lange nicht als solche erkannt.

Es lassen sich bei Kindern mit Dyskalkulie keine typischen Rechenfehler ausmachen. Sie machen die
gleichen Fehler wie andere Kinder auch, nur ausgeprägter und länger. Nicht die Qualität der Fehler,
sondern die Quantität ist entscheidend.



Wie lernen Kinder rechnen?

Grundlage für alle Rechenvorgänge sind Zahlen, die in dreierlei Form eine Rolle spielen:

1. in gegenständlicher Form: z.B. fünf Bälle O O O O O

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2. in hörbarer Form: „fünf“ als gesprochene Zahl

3. in Zahlschreibweise, also als arabische Ziffer: 5

Beim Lösen mathematischer Aufgaben werden diese drei Ebenen in unterschiedlicher Weise
einbezogen.

Das Vergleichen von Mengen und Zahlen wird durch die bildliche oder gegenständliche Vorstellung
unterstützt.

Das Wissen um Zahlenreihen und das auswendige Beherrschen von Zahlenreihen, z.B. der 5er, 6er
oder 7er Reihe, wird in sprachlicher Form gespeichert.

Das Verstehen der Ziffern und des Stellenwertsystems der Ziffern verlangt visuelles Denken, also eine
innere Vorstellung der Zahlenanordnung, z.B. dreihundertfünfundsechzig = 365.



Das Rechnenlernen erfolgt schrittweise. Wenn Anfangsschritte nicht gesichert sind, wie das bei
Kindern mit Dyskalkulie der Fall ist, können die nachfolgenden Schritte nicht gelernt werden.

     1. In der konkreten Phase rechnen Kinder an Gegenständen. Sie sehen die Äpfel, Stifte oder
        Finger und beobachten, was passiert, wenn Äpfel, Stifte oder Finger „dazukommen“ oder
        „weggenommen“ werden.

     2. In der bildhaften Phase rechnen Kinder nicht mehr mit Äpfeln, Stiften oder Fingern, sondern
        mit Strichen oder Kreisen, die die konkreten Gegenstände ersetzen.

     3. In der Phase des symbolischen Denkens werden die konkreten Gegenstände der 1. und die
        Bilder der 2. Phase ersetzt durch Zahlen und Rechensymbole (+, -, x, :).

           Ziel dieser Phase ist es, in Zahlen denken zu können, ohne auf Konkretes zurückzugreifen.

     4. In der Phase der Automatisierung beherrscht das Kind Aufgaben je nach Leistungsstand
        auswendig. Es weiß spontan: 5 x 5 = 25, 49 = 7x7 oder 1000 x 1000 = 1 000 000.

Schwierigkeiten können in allen Phasen auftreten.



Wie kann Dyskalkulie therapiert werden?

Eine Dyskalkulie – Therapie muss ähnlich der Legasthenietherapie an den individuellen
Ausprägungen der Schwierigkeiten ansetzen:

     •    Welche Fehler macht das Kind?

     •    Wodurch entstehen sie?

     •    Wie geht es beim Rechnen vor?
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Das Kind muss in kleinen Schritten an das Rechnen herangeführt werden.

     Als erstes muss der Zahlenraum bis 10 gesichert werden.



     -    Die Zahlen bis zehn müssen zunächst an konkretem Material gelernt und später so
          verinnerlicht werden, dass das Kind sie ohne konkrete Hilfen abrufen kann.

     -    Zahlen bis zehn müssen zerlegt werden können (in zwei, drei oder mehr Zahlen).

           #z.B.:          5+0              2+2+1                   2+1+1+1                    1+1+1+1+1

                           4 + 1           usw.             3 + 1 + 1 usw.                             1 + 2 + 1 + 1usw.

                     Die Zerlegung muss so gut beherrscht werden, dass die Aufgaben nicht mehr durch
                     Abzählen in Einer-Schritten gelöst werden. Erst dann werden Addition und
                     Subtraktion geübt.

     Als nächstes wird der Zahlenraum von 10 bis 20 erarbeitet.

     -    Die besondere Schwierigkeit bei zweistelligen Zahlen liegt für viele Kinder darin, dass die
          Einer zwar hinten stehen, aber beim Sprechen zuerst genannt werden. Sie müssen also vom
          Zahl'wort' auf das Zahlen'symbol' umschalten lernen.

     -    Die Kinder lernen 10 Einer zu einem Zehner zu bündeln.

     -    Die Addition im zweiten Zehner wird zunächst ohne, später mit Zehnerüberschreitung geübt.

     -    Gleiches gilt für die Subtraktion (ohne und mit Zehnerüberschreitung)

     -    Die Umkehrbarkeit von Addition und Subtraktion wird durch intensives Üben gefestigt.

     Erarbeiten des Zahlenraumes bis 100

     -    Auch bei dreistelligen Zahlen bereitet die Diskrepanz zwischen gesprochener und
          geschriebener Zahl erhebliche Schwierigkeiten. Zuerst werden Hunderter, dann Einer, dann
          erst Zehner gesprochen, während die Schreibung vom Hunderter zum Zehner und zum Einer
          geht.

     -    Die Schreibung dreistelliger Zahlen muss also automatisiert werden.

     -    Addieren und Subtrahieren ohne und danach mit Zehnerüberschreitung folgen.

      Mit kleinen Schritten und anhand vieler Übungen wird das Multiplizieren und Dividieren
       eingeführt.




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ELTERNRATGEBER DYSKALKULIE




Zwischen Legasthenie und Dyskalkulie bestehen Parallelen. Derzeitige wissenschaftliche Unter-
suchungen weisen darauf hin, dass ein Teil der legasthenen Kinder gleichzeitig auch von Dyskalkulie
betroffen ist.

Gründe für diese Überlappung liegen zum einen in der Ungenauigkeit der Wahrnehmung, z.B. wirken
sich die verlangsamte Hörverarbeitung und auch die Sehverarbeitung auf das Schreiben und Rechnen
aus. Zum anderen können Schüler/innen, die schlecht oder ungenau lesen, Textaufgaben nur schwer
lösen.

Wie kann ich als Mutter oder Vater das Kind unterstützen?

      Da Mathematik systematisch aufbaut und Nachfolgendes nicht verstanden werden kann,
       wenn Grundlegendes nicht begriffen wird, sollten Sie schnell reagieren, wenn Ihrem Kind die
       Grundlagen fehlen.

      Lassen Sie sich nicht damit vertrösten, dass sich das Problem „auswächst“, sondern
       beobachten Sie genau, wie Ihr Kind beim Rechnen vorgeht. Bevor Sie mit dem Üben
       anfangen, müssen Sie ein klares Bild haben, was falsch verstanden wurde und wie Sie Ihrem
       Kind dieses Problem nahebringen.
       Üben Sie auf keinen Fall wahllos.

      Der tägliche Kampf mit den Hausaufgaben und dem Üben zermürbt Eltern und Kind. Allzu
       leicht schleicht sich bei den vielen Misserfolgen Enttäuschung auf beiden Seiten ein:
       Ungeduld und Schimpfen seitens der Eltern und Verweigerung und Resignation seitens der
       Kinder.
       Mathematik wird zum Beziehungsproblem. Spätestens dann ist professionelle Hilfe von
       außen angesagt.

      Viele Eltern üben zu viel, d.h. zu oft und zu lange. Üben Sie regelmäßig in kurzen und
       überschaubaren Zeitabschnitten und möglichst stressfrei. Vermeiden Sie es, vor den
       Klassenarbeiten stundenlang mit dem Kind zu pauken. Lassen Sie trotz aller Schwierigkeiten
       dem Kind genügend Zeit zum Spielen und Entspannen.

           Halten Sie engen Kontakt mit den Lehrern und Lehrerinnen Ihres Kindes. Tauschen Sie sich
           darüber aus, wie diese in der Schule vorgehen, wie sie erklären und welches
           Anschauungsmaterial sie benutzen. Orientieren Sie sich daran, damit Sie Ihr Kind nicht
           zusätzlich mit neuem Material und neuen Erklärungen verwirren.

           Unterstützen Sie Ihr Kind vor allem psychisch. Trösten Sie es bei schlechten Noten, machen
           Sie ihm immer wieder Mut, aber keine falschen Hoffnungen. Unterstützen Sie es darin,
           Erfolgserlebnisse in anderen Schulfächern oder außerschulischen Aktivitäten zu finden.

In den letzten Jahren stellen Lehrer/ innen und Eltern fest, dass die Zahl der Kinder wächst, die eine
erhebliche Diskrepanz zwischen ihren sonstigen geistigen Fähigkeiten und denen im mathematischen
Bereich aufweisen. Kinder, die die Grundrechenarten, das Kopfrechnen oder den Umgang mit Geld, Zeit-
und Maßeinheiten nicht oder nur schlecht beherrschen, sind in ihrem gesamten Alltag erheblich


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ELTERNRATGEBER DYSKALKULIE




eingeschränkt. Daher ist es dringend erforderlich, Dyskalkulie ernst zu nehmen und die betroffenen Kinder
zu fördern.

                                                                                                Elisabeth Trampert, Dipl. Pädagogin




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Elternratgeber dyskalkulie

  • 1. ELTERNRATGEBER DYSKALKULIE Dyskalkulie Elisabeth Trampert, Dipl. Pädagogin Was ist Dyskalkulie? Während Legasthenie seit mehreren Jahrzehnten bekannt ist, rückt das Phänomen Dyskalkulie erst seit kurzem verstärkt in die pädagogische Diskussion. Was Legasthenie für das Rechtschreiben, das ist Dyskalkulie für den mathematischen Bereich. Andere Begriffe hierfür sind Rechenstörung, Rechenschwäche oder Zahlenschwäche. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Dyskalkulie folgendermaßen definiert: „Diese Störung beinhaltet eine umschriebene Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine eindeutig unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, weniger die höheren mathematischen Fertigkeiten, die für Algebra, Trigonometrie, Geometrie und Differential- sowie Integralrechnung benötigt werden.“ In einfachen Worten: Rechenschwache Kinder zeichnen sich dadurch aus, dass sie die mathe- matischen Grundrechenarten nicht verstehen und sich Zahlen und Rechenvorgänge nicht vor-stellen und merken können. Wichtig für das Verständnis von Dyskalkulie ist vor allem, dass sie keine Folge mangelnder Konzentration oder fehlenden logischen Denkvermögens ist, auch nicht auf Dummheit oder Unwilligkeit der Kinder zurückgeführt werden kann. Von Dyskalkulie betroffen sind schätzungsweise zwischen 4-6% der Kinder. Welche Ursachen kann Dyskalkulie haben? Die Ursachenforschung steckt noch in den Kinderschuhen. Ähnlich wie bei der Legasthenie spielen organische Ursachen eine wichtige Rolle, hierbei vor allem Erb- und Umweltfaktoren. Eine verzögerte oder ungenaue Wahrnehmung und Verarbeitung des Sehens und Hörens hat unmittelbare Folgen für das Rechnen. Wenn ein Kind Raum-Lage- Unsicherheiten aufweist, also nicht weiß, wo rechts – links, oben – unten ist, vorwärts – rückwärts nicht unterscheiden kann, lernt es das Rechnen unter erschwerten Bedingungen. Mit der Dyskalkulie gehen oft Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen einher. Unklar ist bisher, ob es sich bei diesen Phänomenen um eigentliche Ursachen oder um Folge-erscheinungen der Dyskalkulie handelt. Ein Elternratgeber von Der Nachhilfe-Coach GmbH – alle Rechte vorbehalten, keine unerlaubte Vervielfältigung und Veröffentlichung Stand: 02.10.2010 1/7
  • 2. ELTERNRATGEBER DYSKALKULIE Welche Folgen kann Dyskalkulie haben? Die Folgeerscheinungen für die persönliche und schulische Entwicklung der Kinder sind bei Legasthenie und Dyskalkulie identisch. Ein Kind, das trotz allgemein guter Intelligenz und trotz Übens immer wieder Misserfolge in der Schule erlebt, kann je nach Persönlichkeit Schulängste, Lernhemmungen, Lernverweigerung, aggressives oder depressives Verhalten entwickeln. Nicht selten zeigen sich psychosomatische Auffälligkeiten. Besonders vor Klassenarbeiten klagen die Kinder über Kopf- und Bauchschmerzen, können morgens nichts essen, müssen erbrechen, schlafen und träumen schlecht. Die Hoffnung, dass sich Dyskalkulie von selbst 'legt' oder 'auswächst', ist trügerisch. Dyskalkulie bleibt ein Leben lang erhalten. Woran erkenne ich Dyskalkulie? 1. Im Vorschulalter fallen Kinder auf, weil sie • Klötzchen nicht nach der Größe sortieren können • beim Sortieren nicht mehr als ein Merkmal berücksichtigen, z.B. nur nach Größe oder nach Farbe oder nach Form vorgehen • die Größe von Gegenständen nicht einschätzen können • die Anzahl der Gegenstände nicht abschätzen können • die Menge der Gegenstände von deren räumlicher Anordnung abhängig wahrnehmen, d.h. fünf weit auseinander liegende Äpfel sind je nach Sichtweise mehr/weniger als fünf eng zusammenliegende Äpfel. 2. In den ersten Schulklassen zeigen sich beim Rechnenlernen folgende Schwierigkeiten: • Das Wissen über Zahlen und die Fähigkeit zu zählen sind eingeschränkt. Das Kind kommt aus der Reihe, zählt ein Element nicht oder doppelt. Es entstehen Fehler beim Auf- und Abwärtszählen. • Das Erkennen von Mengen und Größen ist erschwert, z.B. werden gleich große Mengen an Äpfeln / Stiften nicht als gleich große Mengen erkannt, sondern als 5 Äpfel, 5 Stifte • Kinder mit unsicherer Raum-Lage verwechseln Zahlen, die in ihrer Form ähnlich aussehen z.B. 9 / 6; 3 / 8; 6 / 8; 5 / 6. Außerdem vertauschen sie die Reihenfolge der Zahlen: 32 <--> 23 / 56 <-->65. • Im Hunderter und Tausenderbereich werden die Stellenwerte vertauscht und verdreht. Die Kinder schreiben die Zahlen in der Reihenfolge, in der sie sie sprechen: sechsundachtzig wird geschrieben als 68, fünfhundertdrei als 5003, 868 als achthundertsechsundachtzig. Ein Elternratgeber von Der Nachhilfe-Coach GmbH – alle Rechte vorbehalten, keine unerlaubte Vervielfältigung und Veröffentlichung Stand: 02.10.2010 2/7
  • 3. ELTERNRATGEBER DYSKALKULIE • Kinder benötigen auffällig viel Zeit für Rechenoperationen und greifen noch lange auf Zählhilfen (Finger, Steine, Stifte) zurück. Sie bleiben im Konkreten verhaftet. • Zunächst bereiten Zehner-, später Hunderter- und Tausenderübergänge große Probleme. • Die unterschiedliche Bedeutung oder Wertigkeit der Null (mal als 'nichts', mal als Verzehnfachung) wird nicht verstanden oder verwechselt. • Kinder unterscheiden nicht oder nur schwer zwischen Ordinal- und Kardinalzahlen. Eine Ordinalzahl (z.B. 'fünf') schließt alle Zahlen bis zu dieser Zahl ein. Eine Kardinalzahl (z.B. der 'Fünfte') schließt alle anderen Zahlen aus. • Der Wechsel der Rechenarten (plus und minus, mal und geteilt) führt zu Fehlern. Häufig rechnen Kinder nur plus oder nur minus, nur mal oder nur geteilt. • Die Zerlegung von Zahlen wird nicht oder nur mit erheblichem Lernaufwand verstanden, z.B. dass 9 in 5 und 4 zerlegt werden kann und sich der Rechenvorgang auch umkehren lässt (9 = 5 + 4; 9 – 5 = 4; 9 – 4 = 5). • Mathematische Begriffe wie „mehr, dazu, weniger, weg“ können nur mit Problemen in mathematische Zeichen (+, -,) oder graphische Darstellungen umgewandelt werden. • Textaufgaben können häufig nicht in Rechenwege übertragen werden und Rechenwege nicht in Textaufgaben. • Beim Umgang mit Geld, Längenmaßen und Gewichten sind Kinder unsicher. • Das Erlernen der Uhr stellt eine Hürde dar. • Im Sachunterricht wiederholen sich die Probleme bei Tages-, Wochen- und Jahresabläufen, den Himmelsrichtungen, dem Thermometer und geschichtlichen Ereignissen. Viele Kinder können keine Karten lesen, sie vertauschen bei Tabellen Spalten und Reihen und orientieren sich nur schlecht. Demzufolge sind Kinder mit einer Dyskalkulie bei mathematischen Aufgaben schnell verwirrt, überfordert und erschöpft. Weil ihnen das Verständnis für Zahlen und Rechenvorgänge fehlt, verlegen sich viele auf das Erraten von Ergebnissen oder schlagen ungeeignete Rechenwege ein. Häufig versuchen sie, Aufgaben durch zählendes Rechnen zu lösen, was bei größeren Zahlen nicht nur zeitaufwendig, sondern auch fehleranfällig ist. Sie lernen ganze Rechenwege auswendig, ohne das Warum und Wozu zu begreifen. Deshalb werden gerade intelligente Kinder mit Dyskalkulie in der Schule oft lange nicht als solche erkannt. Es lassen sich bei Kindern mit Dyskalkulie keine typischen Rechenfehler ausmachen. Sie machen die gleichen Fehler wie andere Kinder auch, nur ausgeprägter und länger. Nicht die Qualität der Fehler, sondern die Quantität ist entscheidend. Wie lernen Kinder rechnen? Grundlage für alle Rechenvorgänge sind Zahlen, die in dreierlei Form eine Rolle spielen: 1. in gegenständlicher Form: z.B. fünf Bälle O O O O O Ein Elternratgeber von Der Nachhilfe-Coach GmbH – alle Rechte vorbehalten, keine unerlaubte Vervielfältigung und Veröffentlichung Stand: 02.10.2010 3/7
  • 4. ELTERNRATGEBER DYSKALKULIE 2. in hörbarer Form: „fünf“ als gesprochene Zahl 3. in Zahlschreibweise, also als arabische Ziffer: 5 Beim Lösen mathematischer Aufgaben werden diese drei Ebenen in unterschiedlicher Weise einbezogen. Das Vergleichen von Mengen und Zahlen wird durch die bildliche oder gegenständliche Vorstellung unterstützt. Das Wissen um Zahlenreihen und das auswendige Beherrschen von Zahlenreihen, z.B. der 5er, 6er oder 7er Reihe, wird in sprachlicher Form gespeichert. Das Verstehen der Ziffern und des Stellenwertsystems der Ziffern verlangt visuelles Denken, also eine innere Vorstellung der Zahlenanordnung, z.B. dreihundertfünfundsechzig = 365. Das Rechnenlernen erfolgt schrittweise. Wenn Anfangsschritte nicht gesichert sind, wie das bei Kindern mit Dyskalkulie der Fall ist, können die nachfolgenden Schritte nicht gelernt werden. 1. In der konkreten Phase rechnen Kinder an Gegenständen. Sie sehen die Äpfel, Stifte oder Finger und beobachten, was passiert, wenn Äpfel, Stifte oder Finger „dazukommen“ oder „weggenommen“ werden. 2. In der bildhaften Phase rechnen Kinder nicht mehr mit Äpfeln, Stiften oder Fingern, sondern mit Strichen oder Kreisen, die die konkreten Gegenstände ersetzen. 3. In der Phase des symbolischen Denkens werden die konkreten Gegenstände der 1. und die Bilder der 2. Phase ersetzt durch Zahlen und Rechensymbole (+, -, x, :). Ziel dieser Phase ist es, in Zahlen denken zu können, ohne auf Konkretes zurückzugreifen. 4. In der Phase der Automatisierung beherrscht das Kind Aufgaben je nach Leistungsstand auswendig. Es weiß spontan: 5 x 5 = 25, 49 = 7x7 oder 1000 x 1000 = 1 000 000. Schwierigkeiten können in allen Phasen auftreten. Wie kann Dyskalkulie therapiert werden? Eine Dyskalkulie – Therapie muss ähnlich der Legasthenietherapie an den individuellen Ausprägungen der Schwierigkeiten ansetzen: • Welche Fehler macht das Kind? • Wodurch entstehen sie? • Wie geht es beim Rechnen vor? Ein Elternratgeber von Der Nachhilfe-Coach GmbH – alle Rechte vorbehalten, keine unerlaubte Vervielfältigung und Veröffentlichung Stand: 02.10.2010 4/7
  • 5. ELTERNRATGEBER DYSKALKULIE Das Kind muss in kleinen Schritten an das Rechnen herangeführt werden.  Als erstes muss der Zahlenraum bis 10 gesichert werden. - Die Zahlen bis zehn müssen zunächst an konkretem Material gelernt und später so verinnerlicht werden, dass das Kind sie ohne konkrete Hilfen abrufen kann. - Zahlen bis zehn müssen zerlegt werden können (in zwei, drei oder mehr Zahlen). #z.B.: 5+0 2+2+1 2+1+1+1 1+1+1+1+1 4 + 1 usw. 3 + 1 + 1 usw. 1 + 2 + 1 + 1usw. Die Zerlegung muss so gut beherrscht werden, dass die Aufgaben nicht mehr durch Abzählen in Einer-Schritten gelöst werden. Erst dann werden Addition und Subtraktion geübt.  Als nächstes wird der Zahlenraum von 10 bis 20 erarbeitet. - Die besondere Schwierigkeit bei zweistelligen Zahlen liegt für viele Kinder darin, dass die Einer zwar hinten stehen, aber beim Sprechen zuerst genannt werden. Sie müssen also vom Zahl'wort' auf das Zahlen'symbol' umschalten lernen. - Die Kinder lernen 10 Einer zu einem Zehner zu bündeln. - Die Addition im zweiten Zehner wird zunächst ohne, später mit Zehnerüberschreitung geübt. - Gleiches gilt für die Subtraktion (ohne und mit Zehnerüberschreitung) - Die Umkehrbarkeit von Addition und Subtraktion wird durch intensives Üben gefestigt.  Erarbeiten des Zahlenraumes bis 100 - Auch bei dreistelligen Zahlen bereitet die Diskrepanz zwischen gesprochener und geschriebener Zahl erhebliche Schwierigkeiten. Zuerst werden Hunderter, dann Einer, dann erst Zehner gesprochen, während die Schreibung vom Hunderter zum Zehner und zum Einer geht. - Die Schreibung dreistelliger Zahlen muss also automatisiert werden. - Addieren und Subtrahieren ohne und danach mit Zehnerüberschreitung folgen.  Mit kleinen Schritten und anhand vieler Übungen wird das Multiplizieren und Dividieren eingeführt. Ein Elternratgeber von Der Nachhilfe-Coach GmbH – alle Rechte vorbehalten, keine unerlaubte Vervielfältigung und Veröffentlichung Stand: 02.10.2010 5/7
  • 6. ELTERNRATGEBER DYSKALKULIE Zwischen Legasthenie und Dyskalkulie bestehen Parallelen. Derzeitige wissenschaftliche Unter- suchungen weisen darauf hin, dass ein Teil der legasthenen Kinder gleichzeitig auch von Dyskalkulie betroffen ist. Gründe für diese Überlappung liegen zum einen in der Ungenauigkeit der Wahrnehmung, z.B. wirken sich die verlangsamte Hörverarbeitung und auch die Sehverarbeitung auf das Schreiben und Rechnen aus. Zum anderen können Schüler/innen, die schlecht oder ungenau lesen, Textaufgaben nur schwer lösen. Wie kann ich als Mutter oder Vater das Kind unterstützen?  Da Mathematik systematisch aufbaut und Nachfolgendes nicht verstanden werden kann, wenn Grundlegendes nicht begriffen wird, sollten Sie schnell reagieren, wenn Ihrem Kind die Grundlagen fehlen.  Lassen Sie sich nicht damit vertrösten, dass sich das Problem „auswächst“, sondern beobachten Sie genau, wie Ihr Kind beim Rechnen vorgeht. Bevor Sie mit dem Üben anfangen, müssen Sie ein klares Bild haben, was falsch verstanden wurde und wie Sie Ihrem Kind dieses Problem nahebringen. Üben Sie auf keinen Fall wahllos.  Der tägliche Kampf mit den Hausaufgaben und dem Üben zermürbt Eltern und Kind. Allzu leicht schleicht sich bei den vielen Misserfolgen Enttäuschung auf beiden Seiten ein: Ungeduld und Schimpfen seitens der Eltern und Verweigerung und Resignation seitens der Kinder. Mathematik wird zum Beziehungsproblem. Spätestens dann ist professionelle Hilfe von außen angesagt.  Viele Eltern üben zu viel, d.h. zu oft und zu lange. Üben Sie regelmäßig in kurzen und überschaubaren Zeitabschnitten und möglichst stressfrei. Vermeiden Sie es, vor den Klassenarbeiten stundenlang mit dem Kind zu pauken. Lassen Sie trotz aller Schwierigkeiten dem Kind genügend Zeit zum Spielen und Entspannen.  Halten Sie engen Kontakt mit den Lehrern und Lehrerinnen Ihres Kindes. Tauschen Sie sich darüber aus, wie diese in der Schule vorgehen, wie sie erklären und welches Anschauungsmaterial sie benutzen. Orientieren Sie sich daran, damit Sie Ihr Kind nicht zusätzlich mit neuem Material und neuen Erklärungen verwirren.  Unterstützen Sie Ihr Kind vor allem psychisch. Trösten Sie es bei schlechten Noten, machen Sie ihm immer wieder Mut, aber keine falschen Hoffnungen. Unterstützen Sie es darin, Erfolgserlebnisse in anderen Schulfächern oder außerschulischen Aktivitäten zu finden. In den letzten Jahren stellen Lehrer/ innen und Eltern fest, dass die Zahl der Kinder wächst, die eine erhebliche Diskrepanz zwischen ihren sonstigen geistigen Fähigkeiten und denen im mathematischen Bereich aufweisen. Kinder, die die Grundrechenarten, das Kopfrechnen oder den Umgang mit Geld, Zeit- und Maßeinheiten nicht oder nur schlecht beherrschen, sind in ihrem gesamten Alltag erheblich Ein Elternratgeber von Der Nachhilfe-Coach GmbH – alle Rechte vorbehalten, keine unerlaubte Vervielfältigung und Veröffentlichung Stand: 02.10.2010 6/7
  • 7. ELTERNRATGEBER DYSKALKULIE eingeschränkt. Daher ist es dringend erforderlich, Dyskalkulie ernst zu nehmen und die betroffenen Kinder zu fördern. Elisabeth Trampert, Dipl. Pädagogin Ein Elternratgeber von Der Nachhilfe-Coach GmbH – alle Rechte vorbehalten, keine unerlaubte Vervielfältigung und Veröffentlichung Stand: 02.10.2010 7/7