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Tarifrunde 2016
Autonomes Fahren
Erbschaftssteuerreform
Auslandsaufenthalt
ISSN 0344-919X Informationen aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln G 4120
30. Juni 2016
#24 / 2016
Präsident: Arndt Günter Kirchhoff · Direktor: Professor Dr. Michael Hüther
Mitglieder: Verbände und Unternehmen in Deutschland
www.iwkoeln.de
iwd.de
Uni-versell
Autopilot
Neu geregelt
Rein & Raus
Die Streikbilanz
Durch Streiks und Aussperrungen in Deutschland
ausgefallene Arbeitstage je 1.000 Arbeitnehmer
Jahresdurchschnitt
2006 bis 2015
2015
Quellen: Bundesagentur für Arbeit, IW-Berechnungen
© 2016 IW Medien / iwd 24
287
Taktik der
Gewerkschaften
Tarifrunde 2016. Im Jahr 2015 fielen durch Streiks
bundesweit rund 1,1 Millionen Arbeitstage aus. Das ver-
gangene Jahr war damit das konfliktreichste seit 1992.
In diesem Jahr sind die Tarifverhandlungen dagegen
bisher vergleichsweise ruhig abgelaufen.
Seite 4-5
Autonomes Fahren. Weltweit wurden bislang 2.838
Patente zum autonomen Fahren angemeldet – mehr als
die Hälfte davon stammt von deutschen Herstellern.
Erst mit großem Abstand folgen Unternehmen aus den
Vereinigten Staaten und Japan.
Seite 6
Erbschaftssteuer. Im Dezember 2014 hatte das Bundes-
verfassungsgericht die Vergünstigungen für Unternehmen
bei der Erbschaftssteuer für verfassungswidrig erklärt
und die Politik aufgefordert, bis zum 30. Juni 2016 eine
Neuregelung zu treffen. Jetzt hat sich die Koalition auf
eine Reform geeinigt.
Seite 7
Auslandsaufenthalt. Rund jeder dritte
deutsche Student verbringt einen Teil
seines Studiums im Ausland – meist für
ein Praktikum oder ein Studiensemester.
Seite 10-11
Staatshaushalt. Von 1991
bis 2015 sind die Ausgaben
des Staates zwar insge­
samt etwas lang­samer
gestiegen als seine Einnah-
men. Dennoch haben die
Bundesfinanz­minister in
21 der 25 Jahre rote Zahlen
geschrieben.
Seite 8-9
Top-Liste: Recyclingquoten in Europa
Viele EU-Länder kippen mehr als die Hälfte des Mülls
einfach weg. Die Top-Liste zeigt, wer in Europa zu den
Sauberländern zählt – und wer zu den Schmutzfinken.
Seite 12
+98 %
Staats-
einnahmen
+82 %
Staats-
ausgaben
Grafik: shutterstock
30. Juni 2016 / #24 / Seite 2Klimaschutz
Weniger Instrumente
wären mehr
Klimaschutz. Es gibt den europäischen Emissionshandel, nationale Klimaziele, den
Ausbau der erneuerbaren Energien, die Förderung von Kraft-Wärme-Kopplung: Mit einer
ganzen Reihe von Instrumenten wird versucht, den Klimawandel zu stoppen. Da die
Maßnahmen jedoch nicht besonders gut aufeinander abgestimmt sind, untergraben sie sich
teilweise gegenseitig und treiben die Kosten unnötig in die Höhe.
Mehr als 170 Staaten haben Ende 2015 das Klimaab-
kommen von Paris unterzeichnet – und damit die Absicht
bekundet, die Temperatur weltweit nicht mehr als zwei
Grad über das Niveau vor der Industrialisierung steigen
zu lassen. Gut so, denn beim Schutz des Klimas müssen
alle Länder an einem Strang ziehen. Der Erde ist es
schließlich egal, wo klimaschädliche Treibhausgase
reduziert werden – Hauptsache, der globale CO2-Ausstoß
geht zurück und damit auch der Temperaturanstieg.
Innerhalb Europas gibt es deshalb den Emissionshan-
del. Er sorgt dafür, dass Emissionen zuerst dort vermie-
den werden, wo es am günstigsten ist. Und das funktio-
niert so: Die EU legt mithilfe des europäischen
Emissionshandels die Menge an CO2 fest, die maximal
ausgestoßen werden darf. Pro Tonne CO2 müssen
Stromerzeuger und energieintensive Industrien ein
Zertifikat kaufen. Wo das zu teuer wird, reduzieren
Unternehmen ihre Emissionen. Außerdem wird die Zahl
der Zertifikate sukzessive verknappt (Grafik Seite 3):
Die Emissionen der Stromerzeugung in der EU
sollen bis 2020 um 21 Prozent gegenüber 2005 sinken.
Der Emissionshandel sorgt also dafür, dass der
Ausstoß von Treibhausgasen möglichst kostengünstig
gedrosselt wird – zumindest in der Theorie. Denn in der
Praxis überlagert eine Reihe von nationalen Klimaschutz­
instrumenten den europäischen Emissionshandel.
Deutlich wird der Widerstreit der Klimainstrumente
am Beispiel des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG):
Die massive Förderung des Ausbaus erneuerbarer
Ener­gien hat die CO2-Emissionen in der Stromerzeugung
in Deutschland gesenkt. Gleichzeitig wurden dadurch
Emissionszertifikate frei, die von anderen Sektoren oder
auch in anderen Ländern verbraucht werden können. In
diesen Bereichen bleiben kostengünstigere Vermei-
Klimaschutzkosten:
Das kommt auf die Industrie zu
Belastung der Industrieunternehmen in Deutschland durch
verschiedene Klimaschutzinstrumente in Milliarden Euro
Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft
© 2016 IW Medien / iwd 24
Szenario I: mit niedrigen Zertifikatepreisen
von 15 Euro je Tonne CO2 im Jahr 2020 und 30 Euro im Jahr 2030
Szenario II: mit hohen Zertifikatepreisen von 25 Euro je Tonne CO2
im Jahr 2020 und 40 Euro im Jahr 2030
7,4
0,4
1,4
4,7
8,7
7,9
0,4
1,4
2,7
4,7
6,6
0,1
1,4
0,6
0,6
Förderung erneuerbarer
Energien
Förderung von
Kraft-Wärme-Kopplung
Energie- und Stromsteuer
Emissionshandel
(Szenario I)
Emissionshandel
(Szenario II)
Insgesamt (Szenario I)
Insgesamt (Szenario II) 18,0
8,8
14,5
13,9
8,8
12,5
2015 2020 2030
dungsaktivitäten jedoch ungenutzt, während die redu-
zierte Gesamtmenge an CO2 aufgrund des Emissionshan-
delsmechanismus unverändert bleibt.
Ganz ähnlich funktioniert dies bei der Förderung der
Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Und auch bei den Steuern
auf Energie und Strom entstehen gegenläufige Effekte.
Unter dem Strich wird derselbe Klimaschutznutzen
durch nationale Instrumente teurer als ohne sie.
30. Juni 2016 / #24 / Seite 3 Klimaschutz
Für die deutsche Industrie bedeutet dies, dass sie
höhere Kosten schultern muss als die ausländische
Konkurrenz. Allein für die Förderung von erneuerbaren
Energien brachte sie 2015 rund 6,6 Milliarden Euro auf.
Zuzüglich der Strom- und Energiesteuern sowie der
KWK-Förderung hat die heimische Industrie zuletzt mehr
als 8 Milliarden Euro in den Klimaschutz investiert;
nimmt man noch die Kosten für die Emissionszertifikate
und den teurer werdenden Strom hinzu, beliefen sich die
Belastungen im Jahr 2015 auf knapp 9 Milliarden Euro.
Innerhalb von 15 Jahren könnten sich diese Kosten
sogar noch verdoppeln (Grafik Seite 2):
Vorausgesetzt, der Preis für Emissionszertifikate
steigt – und dies ist das erklärte Ziel der EU-Kommis-
sion –, dann könnte die Belastung der deutschen
Industrieunternehmen durch diverse Klimaschutzins-
trumente im Jahr 2030 auf 18 Milliarden Euro steigen.
Dabei wäre derselbe Klimaschutzeffekt auch günsti-
ger zu haben – indem man den Emissionshandel wieder
zum zentralen Instrument der Treibhausgasreduktion
ausbaut und überlagernde nationale Maßnahmen wie
die EEG-Förderung oder die Förderung der Kraft-Wär-
me-Kopplung sukzessive zurückfährt.
Ein effizienter Klimaschutz würde den Emissionshan-
del zudem erweitern: Bislang gilt er nur für größere
energieintensive Industrieanlagen und für die Stromer-
zeugung aus fossilen Energiequellen. Kleine Industriean-
lagen, der Straßenverkehr sowie der Gebäudesektor
nehmen nicht am Emissionshandel teil – und bleiben
zudem hinter ihren Zielen zur CO2-Reduktion zurück.
Die Integration weiterer Sektoren in den EU-Emissi-
onshandel sollte allerdings unter zwei Bedingungen
erfolgen, wenn sie echte Klimawirkungen entfalten soll:
Erstens müssten wirksame Carbon-Leakage-Regeln
gelten, die dafür sorgen, dass es nicht zu einer Abwande-
rung von europäischen Industrieunternehmen in Dritt-
staaten kommt, die keine oder geringere Emissionsvor-
gaben haben.
Zweitens sollten für den Gebäudesektor und im
Straßenverkehr flankierende Maßnahmen eingesetzt
werden, die Investitionen in neue emissionsarme
Fahrzeuge oder umweltfreundlichere Heiztechnik
ankurbeln. Denn nur dann werden auch kostengünstige
CO2-Vermeidungsoptionen realisiert und die Kosten für
die Emissionszertifikate nicht einfach an Autofahrer oder
Mieter weitergereicht.
Solange der Emissionshandel auf bestimmte Sekto-
ren oder auf einzelne Länder beziehungsweise Staaten-
gemeinschaften begrenzt ist, wird sich der Klimaschutz
nicht ohne zusätzliche Maßnahmen bewerkstelligen
lassen. Gleichwohl sollte der Emissionshandel – flankiert
von sinnvollen Maßnahmen für alle teilnehmenden
Länder – als Leitinstrument verankert werden. Teurere
nationale Instrumente aufrechtzuerhalten, die keinen
zusätzlichen Effekt für den Klimaschutz erzielen, ist
dagegen nicht sinnvoll.
Der ideale Klimaschutz wäre zu erreichen, wenn es
weltweit gültige Preise für die Verschmutzung der
Umwelt gäbe. Dafür bräuchte man nicht unbedingt einen
globalen Emissionshandel – eine Verknüpfung unter-
schiedlicher Systeme oder Treibhausgassteuern wären
ein erster Schritt, damit sich ein weltweit vergleichbarer
Preis für den CO2-Ausstoß bilden kann. Auch Überlegun-
gen zur Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, die in
den Klimaschutz investieren, wären hinfällig – schließlich
wären die Kosten dafür dann überall gleich hoch.
Emissionshandel: Die EU gibt die Reduktion vor
Maximal zulässiges Zertifikatvolumen im Europäischen Emissionshandel in Millionen Tonnen CO2
Quelle: EU-Kommission
© 2016 IW Medien / iwd 24
1.000
1.500
2.000
2.500
203020202007 20082005 20132012
Reduktionsziel der EU
2020 gegenüber 2005:
minus 21 Prozent
Emissionsobergrenzen
1. Handelsperiode
2. Handelsperiode
3. Handelsperiode
4. Handelsperiode
1.999
1.732
1.250
2.037
2.191
30. Juni 2016 / #24 / Seite 4Tarifrunde 2016
In fast allen großen Branchen
haben in diesem Jahr Tarifverhand­
lungen stattgefunden, einige laufen
derzeit noch, andere kommen erst
später. Erfreulich ist, dass sich das
Klima zwischen den Tarifparteien
verbessert hat. Nach dem Rekord­
streik­jahr 2015 mit über 1 Million
Ausfalltagen ist es im ersten Halbjahr
2016 vergleichsweise ruhig zugegan­
gen. Das liegt vor allem daran, dass
bislang kaum sensible Bereiche wie
der Verkehr bestreikt wurden und es
keine Großkonflikte gab, die sich
über Wochen hinzogen.
Die Gewerkschaften melden für
das erste Halbjahr 2016 rund 1 Milli-
on Streikteilnehmer, die mindestens
200.000 Ausfalltage verursacht
haben dürften. Der Großteil entfiel
auf den öffentlichen Dienst und die
M+E-Industrie, wo es erneut massive
Warnstreiks gab. Während die IG
Metall noch einmal darauf verzichte­
te, Betriebe tageweise lahmzulegen,
schlugen ver.di und Co. im öffent­
lichen Dienst drastischer zu. Dort
dauern Warnstreiks oftmals nicht
nur wenige Stunden, sondern einen
ganzen Tag.
Das Ritual der Warnstreiks
Ein Blick auf die maximalen
Eskalationsstufen in den einzelnen
Branchen zeigt: Auch in diesem
Tarifjahr ging ohne das Ritual des
Warnstreiks bisher wenig. Dazu kam
es nicht nur in den bereits genannten
Branchen öffentlicher Dienst und
M+E-Industrie, sondern auch in der
Druckindustrie, bei den Zeitungsre­
dakteuren, im privaten Bankgewerbe
oder bei der Deutschen Telekom.
Davon waren auch Dritte betroffen
– im öffentlichen Personen-Nahver­
kehr ebenso wie an Flughäfen und
im Servicedienst der Telekom. Da es
– anders als im Vorjahr – aber keine
Streiks von Piloten, Stewardessen
oder Lokführern gab, hielten sich die
Folgen für Dritte im Rahmen.
Ein Blick auf die Tarifabschlüsse
zeigt, dass die Rückkehr zu stabileren
Tarifbeziehungen nicht durch
größere Zugeständnisse der Arbeit­
geber erkauft worden ist. Vor allem
in der M+E-Industrie hatte die
Arbeitgeberseite beim letzten
Tarifabschluss unverhohlene Kritik
geübt und einen Kurswechsel
gefordert.
Dieser Kurswechsel ist zumindest
eingeleitet worden. Die IG Metall
musste nicht nur deutliche Abstriche
von ihrer Tarifforderung hinnehmen.
Sie musste auch einwilligen, die
Tariferhöhungen zu flexibilisieren,
damit auch ertragsschwächere
Betriebe dem Tarifvertrag treu
bleiben können. Aus den geforderten
5 Prozent für ein Jahr sind 4,8 Pro-
zent in zwei Stufen für 21 Monate
geworden – eine Belastung, die sich
durch die Inanspruchnahme der
Ausnahmeregelungen reduzieren
lässt. ver.di hatte im öffentlichen
Dienst sogar 6 Prozent mehr Geld für
ein Jahr gefordert, heraus kamen
4,75 Prozent in zwei Stufen für zwei
Jahre.
Keine Streikprämie
Interessant ist, dass weder ver.di
noch die IG Metall so etwas wie eine
„Streikprämie“ erzielt haben. Im
Vergleich zu den Tarifabschlüssen im
Bauhauptgewerbe oder in der
chemischen Industrie, wo es weder
Warnstreiks noch Streikdrohungen
gab, lässt sich kein Lohnaufschlag
ausmachen. Die Chemiegewerk­
schaft IG BCE hat 5,3 Prozent für zwei
Jahre durchgesetzt – gefordert hatte
sie dasselbe wie die IG Metall. Und
die Baugewerkschaft IG BAU hat bei
einer Laufzeit von 22 Monaten für
den Westen ein Plus von 4,6 und für
den Osten ein Plus von 5,3 Prozent
durchgesetzt.
Das zeigt: Wer Kampfkraft hat,
muss diese Kampfkraft nicht unbe­
dingt zur Schau stellen.
„Der Kurswechsel
ist eingeleitet“
Kommentar. Nach dem Rekordstreikjahr 2015 ist die Tarif-
runde 2016 bis heute vergleichsweise ruhig abgelaufen, sagt
Hagen Lesch, Leiter des Kompetenzfelds Tarifpolitik und
Arbeitsbeziehungen am Institut der deutschen Wirtschaft Köln.
30. Juni 2016 / #24 / Seite 5 Tarifrunde 2016
Arbeitskämpfe. Im vergangenen Jahr wurde so
häufig gestreikt wie schon lange nicht mehr. Bundes-
weit gingen mehr als 1 Million Arbeitstage verloren.
Davon entfiel allein die Hälfte auf den mehrwöchigen
Arbeitskampf bei der Deutschen Post. Insgesamt ver-
buchte der Dienstleistungssektor fast neun von zehn
Ausfalltagen. Regional waren der Norden und Hessen
überdurchschnittlich stark betroffen.
Die amtliche Streikstatistik der Bundesagentur für
Arbeit (BA) basiert auf den Meldungen bestreikter
Arbeitgeber. Sie informiert über die Zahl der bestreikten
Betriebe, die Zahl der Streikenden und der ausgefallenen
Arbeitstage. Die Daten werden nach Wirtschaftszweigen
und Bundesländern differenziert.
Demnach fielen 2015 rund 1,1 Millionen Arbeitsta-
ge aus. Das vergangene Jahr war damit das konflikt­
reichste seit 1992. Damals gingen mehr als 1,5 Millio-
nen Arbeitstage verloren.
Dass die Streiks 2015 eskalierten, ist zwei Großkon-
flikten geschuldet: Zum einen wollte ver.di bei der
Deutschen Post die Auslagerung der Paketzustellung auf
Regionalgesellschaften verhindern. Zum anderen führte
die Dienstleistungsgewerkschaft einen verbissenen
Arbeitskampf für eine bessere Bezahlung der Beschäftig-
ten im Sozial- und Erziehungswesen.
Die beiden mehrwöchigen Konflikte verursachten
zusammen rund 750.000 Ausfalltage, davon schätzungs-
weise 550.000 bei der Deutschen Post und 200.000 bei
Kindergärten und Kitas.
Nach Bundesländern aufgeschlüsselt, fielen zuletzt in
Nordrhein-Westfalen und in Bayern die meisten Arbeits-
tage aus. In NRW waren es gerundet 229.000 und in
Bayern 197.000 Streiktage. Die wenigsten Arbeitsausfälle
verbuchten Thüringen (11.000), Mecklenburg-Vorpom-
mern (14.000) und das Saarland (15.000).
Gemessen an der Zahl der Beschäftigten im jeweili-
gen Bundesland, wurde in Schleswig-Holstein, Hamburg
und Mecklenburg-Vorpommern am häufigsten gestreikt,
dahinter rangiert Hessen (Grafik).
Die Spitzenstellung der Nordländer dürfte mit dem
Poststreik zusammenhängen, dort hat ver.di die Verteil-
zentren offenbar besonders ins Visier genommen. In
Hessen haben die Schwerpunktstreiks in Kitas und im
öffentlichen Dienst die Arbeitskampfbilanz verhagelt.
Ob die Tarifauseinandersetzungen auch in Zukunft
immer härter geführt werden, lässt sich nicht so einfach
sagen. Dafür spricht, dass sich im Dienstleistungssektor
bislang noch nicht die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass
Streiks beiden Seiten schaden.
Im laufenden Jahr drohen keine Großkonflikte. Bisher
gab es nach Gewerkschaftsangaben nur rund 1 Million
Streikteilnehmer, vor allem im öffentlichen Dienst sowie
in der Metall- und Elektro-Industrie. Dadurch fielen
mindestens 200.000 Arbeitstage aus. Die Chemie hat sich
in der vergangenen Woche hingegen friedlich geeinigt.
ver.di geht auf die Barrikaden
Stürmischer Norden
Durch Streiks und Aussperrungen ausgefallene Arbeitstage
je 1.000 Arbeitnehmer
Jahresdurchschnitt 2006 bis 2015
2015
Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnungen der Länder, IW-Berechnungen
© 2016 IW Medien / iwd 24
6
38
Schleswig-Holstein/Hamburg/
Mecklenburg-Vorpommern
7
37
Hessen
8
30
Niedersachsen/Bremen
5
30
Bayern
4
29
Sachsen
7
27
Nordrhein-Westfalen
12
27
Rheinland-Pfalz/Saarland
8
23
Berlin-Brandenburg
7
22
Baden-Württemberg
4
14
Sachsen-Anhalt/Thüringen
7
28
Insgesamt
30. Juni 2016 / #24 / Seite 6Autonomes Fahren
Autonomes Fahren. Deutschlands wirtschaftliche
Stärke basiert vor allem auf der Automobilindustrie.
Die Sorgen, kapitalstarke Internetkonzerne wie Goo-
gle oder Apple könnten die Autos der Zukunft bauen,
sind deshalb verständlich. Noch gibt es aber kaum
Anzeichen für solch eine Revolution – im Gegenteil.
Gleichwohl steht die hiesige Automobilindustrie vor
einer Herausforderung. Denn Konzerne wie Google oder
Tesla haben spezifische Vorteile: Zukunftstechnologien
sind ihr Metier, sie kennen sich mit technologischen
Umbrüchen aus und sie sind kapitalstark. Was die
deutsche Fahrzeugbranche dem entgegenzusetzen hat,
sind eigene Entwicklungsaktivitäten auf dem Gebiet des
autonomen Fahrens und die Stärke im Segment der
Premiumfahrzeuge, mit denen sich die meist teuren
technischen Neuheiten leichter in den Markt einführen
lassen. Außerdem haben die deutschen Autohersteller
einen hohen Marktanteil in China – und dort ist die
Begeisterung fürs automatische Auto besonders groß.
Auto mobil Autonomes Fahren: Deutsche Zulieferer
sind führend in der Entwicklung
So viele Patente haben Unternehmen dieser Branchen seit 2010
zum Thema selbstfahrende Autos angemeldet
Unternehmen mit den meisten Patentanmeldungen
zum autonomen Fahren seit 2010
Insgesamt
Auto-
hersteller
Patente
insgesamt
Zulieferer
Elektronik-
branche
New-
comer
Deutschland
Anteile
in Prozent
Übrige Welt
Ursprungsdaten: Datenbank PATENTSCOPE
© 2016 IW Medien / iwd 24
Stand: Februar 2016; Newcomer: zum Beispiel Google, Apple und Tesla;
Patente insgesamt: bereinigt um gemeinsame Patentanmeldungen mehrerer Unternehmen
82
32
202
114
Bosch (Deutschland)
Audi (Deutschland)
Continental (Deutschland)
General Motors (USA)
Google (USA)
VW (Deutschland)
Toyota (Japan)
Daimler (Deutschland)
BMW (Deutschland)
Ford (USA)
545
292
277
246
198
184
166
156
142
103
1.498
1.035
202
768
730
850
185
2.838
42
58
Vgl. IW-Trends 2/2016
Hubertus Bardt: Autonomes Fahren – eine Herausforderung
für die deutsche Autoindustrie, unter:
iwkoeln.de/autonomes-fahren
Google wird das neue VW, unken in letzter Zeit
Visionäre und Apokalyptiker gleichermaßen. Dahinter
steckt das selbstfahrende Auto, eine Idee, mit der sich
das Internetunternehmen schon seit Jahren beschäftigt
und die sich in den vergangenen Monaten zusehends
vom Hirngespinst zum technologischen Megatrend
gemausert hat. Inzwischen ist das automatisierte Fahren
auch in Deutschland gesetzlich zulässig – unter der
Voraussetzung, dass die Frau oder der Mann hinterm
Steuer jederzeit die Kontrolle übernehmen kann.
Visionär ist diese Vorstellung, weil dadurch der
Fahrkomfort um ein Vielfaches steigen würde und
menschliches Fehlverhalten zumindest teilweise auszu-
schalten wäre. Apokalyptisch könnte das Szenario vor
allem aus deutscher Sicht sein. Denn: Wachstum und
Wohlstand hängen hierzulande in hohem Maß von der
Autoindustrie ab – und wenn diese den Anschluss an
eine technische Innovation verliert, könnte mit ihr die
gesamte Wirtschaft unter die Räder geraten.
Noch kann jedoch keine Rede davon sein, dass VW
und Co. sich von automobilen Newcomern wie Google,
Apple oder dem amerikanischen Elektroautohersteller
Tesla den Schneid abkaufen lassen, wie eine Untersu-
chung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW)
belegt. Im Gegenteil, die deutsche Automobilindustrie ist
führend in der Forschung und Entwicklung (Grafik):
Derzeit gibt es weltweit 2.838 Patente zum auto-
nomen Fahren – davon entfallen 58 Prozent auf
deutsche Hersteller.
Auf den Plätzen zwei und drei folgen mit großem
Abstand die USA und Japan. Zu den Top Ten der innova-
tiven Unternehmen zählen allein sechs Firmen aus
Deutschland, allen voran der Zulieferer Bosch mit 545
Patenten zum selbstfahrenden Auto – zweieinhalbmal so
viele, wie Google angemeldet hat. Die übrige Konkurrenz
aus den Reihen der Internetunternehmen und anderer
Newcomer taucht in der Rangliste gar nicht auf.
30. Juni 2016 / #24 / Seite 7 Reform der Erbschaftssteuer
Erbschaftssteuer. Nach anderthalbjährigem Verhandlungsmarathon hat sich die Koalition
auf eine Reform der Erbschaftssteuer geeinigt. Erben großer Unternehmen kommen an einer
höheren Steuerzahlung künftig kaum vorbei – ganz wie vom Bundesverfassungsgericht gewollt.
Wenn das neue Recht wie geplant
in der ersten Juliwoche die parla-
mentarischen Hürden nimmt, soll es
rückwirkend zum 1. Juli 2016 in Kraft
treten. Auch bei der Reform geht es
dem Gesetzgeber vor allem darum,
Firmenerben nicht eine so hohe
Steuerlast aufzuerlegen, dass
dadurch Arbeitsplätze gefährdet
werden. Deshalb wurde vor allem an
einer Stellschraube gedreht:
Die Bedürfnisprüfung. Da große
Unternehmen nach dem Urteil der
Verfassungsrichter nicht per se von
der Erbschaftssteuer verschont
werden dürfen, hat die große
Koalition eine Bedürfnisprüfung
eingeführt. Diese klärt bei einem
Unternehmenswert von mehr als 26
Millionen Euro, ob der Erbe über
ausreichendes Vermögen verfügt, die
Steuerlast zu zahlen.
Ist das bestehende und geerbte
Privatvermögen groß genug, führt
dies künftig zu einer höheren Steuer-
schuld als bisher (Grafik). Ansonsten
wird keine oder nur eine sehr geringe
Steuerzahlung fällig, um die Existenz
des Betriebs nicht zu gefährden.
Liegt der Unternehmenswert unter
26 Millionen Euro, ändert sich im
Vergleich zum alten Recht nichts:
Wenn die Arbeitsplätze über mehrere
Jahre erhalten werden, wird der Erbe
von der Steuer weitgehend ver-
schont. Als Alternative zur Bedürfnis-
prüfung gibt es das Abschmelzmo-
dell. Demnach reduziert sich der
Verschonungsabschlag mit steigen-
dem Unternehmenswert.
Die neue Erbschaftssteuer
Beispielrechnungen für Unternehmenserben ohne Freibeträge
Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln
© 2016 IW Medien / iwd 24
Neues Recht: Wenn das Gesetz Anfang Juli die parlamentarischen Hürden nimmt, soll es rückwirkend zum 1. Juli 2016
in Kraft treten; Kapitalisierungsfaktor: Kehrwert vom Kapitalisierungszins; Verschonungsvermögen: vom Unternehmenswert
nach Abschlag; Abschlag für Familienunternehmen: Er gilt, wenn mehrere Personen erben, diese aber nicht frei über ihre Anteile
verfügen können und das Geld zum Teil auf Jahre gebunden ist; Bedürfnisprüfung: Prüfung, ob das Vermögen des Erben aus-
reicht, die Erbschaftssteuern zu zahlen; Abschmelzmodell: Reduzierung des Verschonungsabschlags mit steigendem Unter-
nehmenswert – ausgehend von 85 Prozent um 1 Prozentpunkt je 750.000 Euro
8,0 Prozent
30 Prozent
Fall 2
2,9 Millionen
Euro
36.250.000
Euro
keiner
12,50
36.250.000
Euro
36.250.000
Euro
5 Millionen
Euro
0
Bedürfnisprü-
fung, da Un-
ternehmens-
wert über
26 Millionen
Euro
Millionen
Euro
(50 Prozent
des Privat-
vermögens)
2,5
Neues Recht
Kapitalisierungszins
Steuersatz
Durchschnittlicher
Unternehmens-
gewinn
Unternehmenswert
(Gewinn x Kapitali-
sierungsfaktor)
Abschlag für
Familien-
unternehmen
Kapitalisierungs-
faktor
Unternehmenswert
nach Abschlag
Zu versteuernder
Unternehmenswert
Angenommenes
Privatvermögen
Verschonungs-
vermögen
Bedürfnisprüfung/
Abschmelzmodell
Fällige Steuer
Altes Recht
5,6 Prozent
23 Prozent
2,9 Millionen
Euro
51.794.000
Euro
17,86
51.794.000
Euro
7.769.100
Euro
Nicht relevant
85 Prozent
Millionen
Euro (Privat-
vermögen
unerheblich)
1,8
Fall 1
8,0 Prozent
19 Prozent
2,9 Millionen
Euro
36.250.000
Euro
30 Prozent
12,50
25.375.000
Euro
3.806.250
Euro
5 Millionen
Euro
85 Prozent
Keine Bedürf-
nisprüfung,
da Unterneh-
menswert
unter 26 Mil-
lionen Euro
Millionen
Euro (Privat-
vermögen
unerheblich)
0,7
8,0 Prozent
23 Prozent
Fall 3
2,9 Millionen
Euro
36.250.000
Euro
keiner
12,50
36.250.000
Euro
10.150.000
Euro
5 Millionen
Euro
72 Prozent
Abschmelz-
modell
Millionen
Euro (volle
Steuerpflicht,
Privatver-
mögen uner-
heblich)
2,3
Erben schwer gemacht
30. Juni 2016 / #24 / Seite 8Staatseinnahmen und -ausgaben
Der deutsche
Staatshaushalt
zwischen 5 und 10 Prozent über den
Einnahmen – im Jahr 1995 waren es
sogar fast 21 Prozent. Dagegen
betrug der Überschuss in jenen vier
Jahren, in denen der Staat mehr
eingenommen als ausgegeben hat –
darunter 2014 und 2015 – maximal 2
Prozent. Etwas mehr als die Hälfte
der Staatseinnahmen im Jahr 2015
Nach der Wiedervereinigung
haben die sechs Bundesfinanzminis-
ter, die seitdem im Amt waren
beziehungsweise sind, fast immer
kräftig über die Stränge geschlagen.
Denn in 21 der 25 Jahre von 1991 bis
2015 schrieb der Staatshaushalt rote
Zahlen. In den 1990er und 2000er
Jahren lagen die Ausgaben meist
stammte aus Steuern. Größter
Einzelposten war die Umsatzsteuer
mit 209 Milliarden Euro, gefolgt von
der Lohnsteuer mit 179 Milliarden
Euro. Bei den Sozialabgaben schla-
gen vor allem die Renten- und die
Krankenversicherung zu Buche. Mit
jeweils 196 Milliarden Euro machten
sie zusammen gut 78 Prozent der
Staatseinnahmen 2015 in Milliarden Euro
2015 in Milliarden Euro
Ursprungsdaten: Statistisches Bundesamt, Bundesfinanzministerium
© 2016 IW Medien / iwd 24
Vermögens-
einkommen
(Zinsen,
Pachten,
Dividenden
etc.)
24
Produktions-
erlöse (aus
Energie- und
Wasserver-
sorgung etc.)
104
Lohnsteuer179
Veranlagte Einkommenssteuer49
Umsatzsteuer209
Kapitalertrags- und Abgeltungssteuer25
Reine Bundessteuern
(darunter: Energiesteuern 40, Tabaksteuer 15,
Versicherungssteuer 12, Kfz-Steuer 9,
Solidaritätszuschlag 16)
104
Reine Ländersteuern (darunter: Grunderwerbssteuer 11, Erbschaftssteuer 6)20
Körperschaftssteuer21
Reine Gemeindesteuern
(davon: Gewerbesteuer 46, Grundsteuer 13)
59
Sonstige Steuern und Zölle25
Unfallversicherung13
Rentenversicherung196
Krankenversicherung196
Pflegeversicherung31
Arbeitslosenversicherung32
Vermögenstransfers und sonstige laufende Transfers
(Entschädigungszahlungen, Geldstrafen etc.)30
Unterstellte Sozialbeiträge
(Beiträge für Beamte etc.)33
1.350Insgesamt
Insgesamt 691darunter ... Steuern
davon:
Insgesamt 501... Sozialbeiträge
davon:
30. Juni 2016 / #24 / Seite 9 Staatseinnahmen und -ausgaben
Sozialbeiträge aus. Auch auf der
Sollseite dominiert das Soziale.
Allein 35 Prozent der Staatsausgaben
im Jahr 2015 entfielen auf monetäre
Leistungen wie Hartz IV, Wohngeld
und die Grundsicherung im Alter.
Zusammen mit Sachleistungen wie
den Ausgaben für Bildung und
Gesundheit summierten sich die
Sozialausgaben im vergangenen
Jahr auf 721 Milliarden Euro – das
waren 54 Prozent der gesamten
Staatsausgaben. Für Investitionen
blieben dagegen brutto nur 66
Milliarden Euro oder 5 Prozent aller
staatlichen Ausgaben übrig. Nach
Abzug der Abschreibungen, also
netto, war es noch weniger.
Staatsausgaben 2015 in Milliarden Euro
2015 in Milliarden Euro
Ursprungsdaten: Statistisches Bundesamt, Bundesfinanzministerium
© 2016 IW Medien / iwd 24
Arbeitnehmerentgelte231
Zinsausgaben49
Subventionen27
Vorleistungen
(Waren und Dienstleistungen
für die Produktion etc.)
144
Monetäre Sozialleistungen
(Hartz IV, Wohngeld,
Grundsicherung im Alter etc.)
469
Soziale Sachleistungen
(Bildungs- und Gesundheits-
leistungen etc.)
252
Vermögenstransfers und
sonstige laufende Transfers
(Investitionszuschüsse,
Prämien, EU-Zahlungen etc.)
95
Bruttoinvestitionen
(Anlageinvestitionen in
Ausrüstungen und Bauten
vor Abschreibungen etc.)
66
1.333Insgesamt
davon:
2000 2005 2010 2015
Staatseinnahmen und -ausgaben
in Milliarden Euro
Staatsausgaben
1991 1995
Staatseinnahmen
Ursprungsdaten: Statistisches Bundesamt
© 2016 IW Medien / iwd 24
1.200
1.000
800
600
732
682
1.350
1.333
30. Juni 2016 / #24 / Seite 10Hochschulabsolventen mit Auslandserfahrung
Auslandsaufenthalt. Wer als
Student einige Zeit im Ausland
verbringt – ob für ein Praktikum
oder ein Studiensemester –, mö-
belt nicht nur seine Sprachkennt-
nisse auf, sondern entwickelt auch
seine sozialen und persönlichen
Kompetenzen weiter. Im Bewer-
bungsprozess können solche Fähig-
keiten die Chancen erhöhen – aber
erst, wenn bestimmte Hürden
genommen sind.
„Reisen ist tödlich für Vorurteile“,
stellte bereits der Schriftsteller und
Globetrotter Mark Twain fest. Dass
ein Aufenthalt im Ausland dazu
beitragen kann, offener für andere
Mentalitäten zu werden, bestätigt
auch eine Umfrage, die das Institut
der deutschen Wirtschaft Köln (IW)
gemeinsam mit dem Deutschen
Akademischen Austauschdienst
(DAAD) im Sommer letzten Jahres
unter rund 1.000 Personalverant-
wortlichen durchgeführt hat.
In erster Linie gehen die Persona-
ler davon aus, dass Hochschulabsol-
venten durch einen Auslandsaufent-
halt ihre Fremdsprachenkenntnisse
verbessern (Grafik). Zudem verspre-
chen sie sich einen Zugewinn an
interkultureller Kompetenz – also
mehr Offenheit für andere Kulturen
und Mentalitäten. Nach Auffassung
der Personaler dürfte ein Auslands-
aufenthalt zusätzlich die sozialen
und persönlichen Kompetenzen sehr
stark fördern. Außerdem gehen sie
davon aus, dass ein Auslandsstudi-
um oder -praktikum dabei helfen
kann, Kenntnisse über ausländische
Märkte, Institutionen und Rechtssys-
teme zu vertiefen.
Offenheit und Verträglichkeit nach-
weisen. Auf jeden Fall fördere ein
Auslandsaufenthalt den persönli-
chen Reifeprozess, so die Studie.
Allerdings führt die Auslandser-
fahrung nicht automatisch zu
besseren Einstellungschancen: Bei
der Sichtung der Bewerbungsunter-
lagen schauen die Personaler
zunächst darauf, ob jemand Praxiser-
fahrung mitbringt. Auch Noten und
die Studiendauer spielen eine Rolle.
Erst im weiteren Bewerbungsverlauf
– etwa im Vorstellungsgespräch – ge-
winnen jene sozialen und persönli-
chen Kompetenzen an Bedeutung,
die aufgrund eines Auslandsaufent-
halts gereift sein können.
Auch die kognitiven Fähigkeiten
sowie das im Studium erworbene
Fachwissen dürften durch einen
Auslandsaufenthalt gefördert
werden. All diese positiven Einschät-
zungen treffen die Personalchefs
übrigens unabhängig davon, ob ihr
Unternehmen bereits selbst mit dem
Ausland zu tun hat oder nicht.
Dass die Personaler mit ihren
Vorstellungen richtigliegen, bestätigt
eine Studie der Universität Jena, in
der die Erfahrungen und Einstellun-
gen von Studenten mit und ohne
Auslandserfahrung verglichen
wurden. Für die Auslandserfahrenen
lässt sich eine Weiterentwicklung
von Persönlichkeitsmerkmalen wie
Reisen und reifen
Was Auslandssemester bringen
Diese Kompetenzen können nach Ansicht von Personalchefs
durch einen Auslandsaufenthalt gefördert werden
Durchschnittliche Punktzahl auf einer Skala von 1 (in sehr hohem Maß)
bis 6 (in sehr geringem Maß)
Interkulturelle Kompetenz (z. B. Offenheit
für andere Kulturen und Mentalitäten,
Kenntnisse der Alltagskultur anderer Länder)
Fremdsprachenkenntnisse
Soziale und persönliche Kompetenzen
(z.B. Kommunikationsfähigkeit,Kooperationsfähigkeit,
selbstständiges Arbeiten, Belastbarkeit und Flexibilität)
Auslandsbezogene Fachkompetenzen
(z.B. Kenntnisse ausländischer Märkte,
Institutionen und Rechtssysteme)
Kognitive Fähigkeiten (z.B. analytische Fähigkeiten,
Fähigkeit, sich in neue Sachgebiete einzuarbeiten,
Problemlösungsfähigkeit)
Im Studium erworbenes Fachwissen
Quellen: Deutscher Akademischer Austauschdienst, Institut der deutschen Wirtschaft Köln
© 2016 IW Medien / iwd 24
Befragung von 1.008 Personalverantwortlichen im Juli/August 2015
1 2 3 4 5 6
2,32
1,45
1,83
1,87
2,74
3,30
30. Juni 2016 / #24 / Seite 11 Hochschulabsolventen mit Auslandserfahrung
Kompetenzen wie Kommunika-
tions- und Kooperationsfähigkeit,
Belastbarkeit und Flexibilität
schätzen Personaler als wichtiger
ein als das im Studium erworbene
Fachwissen.
Wer also bereits im Bewerbungs-
schreiben zeigen kann, was ihm die
Auslandserfahrung persönlich und
für die sozialen und kommunikativen
Kompetenzen gebracht hat und wie
er dieses Wissen auf der ausgeschrie-
benen Stelle nutzen kann, hat einen
Vorsprung. Mit den unmittelbar
auslandsbezogenen Kompetenzen
– etwa Fremdsprachenkenntnissen –
kann man vor allem bei Unterneh-
men punkten, die bereits Mitarbeiter
im Ausland beschäftigen. Für diese
Betriebe sind Fremdsprachenkennt-
nisse fast genauso wichtig wie das im
Studium erworbene Fachwissen.
Kurze Auslandstrips unter drei
Monaten Dauer bringen übrigens
nicht viel. Drei bis sechs Monate
sollte der Aufenthalt nach Auffassung
der meisten Personalverantwortli-
chen mindestens dauern. Außerdem
favorisieren sie das Auslandsprakti-
kum gegenüber dem Auslandsstudi-
um, wenn auch nur geringfügig.
Jobaspiranten müssen auch nicht
unbedingt um die halbe Welt jetten:
Die eine Hälfte der Unternehmens-
vertreter hat keine Präferenz für ein
spezielles Land oder eine Region. Von
der anderen Hälfte befürwortet die
Mehrheit Aufenthalte in europäi-
schen Ländern oder in den USA und
Kanada.
„Auslands­studenten müssen
sich besser verkaufen“
Interview. Lohnt sich ein Auslandsaufenthalt
während des Studiums? Auf jeden Fall, findet
Hanns Sylvester, Direktor der Nationalen Agentur
für EU-Hochschulzusammenarbeit im DAAD und
Projektverantwortlicher der Studie „Die Aufnahme
von Hochschulabsolventen mit Auslandserfahrun-
gen auf dem deutschen Arbeitsmarkt“.
Die Arbeitgeber sind da schon recht
entgegenkommend und bewerten
Auslandserfahrungen und praktische
Erfahrungen höher als das Einhalten der
Regelstudienzeit. Es gibt also bereits die
Bereitschaft, außerhalb der rein curricu-
laren Leistung weitere Leistungen und
Kompetenzen der Bewerber anzuerken-
nen und wertzuschätzen.
Sie haben herausgefunden, dass Ar-
beitgeber ein Praktikum im Ausland höher
einschätzen als einen Studienaufenthalt.
Sollten Studenten im Ausland also lieber
arbeiten statt zu studieren?
Ein Auslandsstudium erweitert auf
jeden Fall die Fachkompetenzen – und
das wird von den Arbeitgebern auch
begrüßt. Dass sie es aber auch schätzen,
wenn ein Kandidat schon in betriebli-
chen Hierarchien oder Teams gearbeitet
hat, ist verständlich. Im Idealfall sollten
Studenten im Ausland also sowohl einen
Studienaufenthalt wie auch ein Prakti-
kum absolvieren.
Bis 2020 soll jeder zweite Hochschul-
absolvent studienbezogene Auslandser-
fahrungen gesammelt haben. Wie viele
Studenten tun dies bereits?
Zurzeit trifft dies auf 35 Prozent aller
deutschen Studenten zu.
Und wie viele davon machen beides,
also sowohl im Ausland studieren als auch
ein Praktikum dort absolvieren?
Einen kombinierten Studien- und
Praktikumsaufenthalt im Ausland absol-
vieren knapp 7 Prozent dieser Studenten.
Knapp 8 Prozent gehen ausschließlich
für ein Praktikum und 83 Prozent für
einen reinen Studienaufenthalt in ein
anderes Land.
Würdigen Arbeitgeber es angemes-
sen, wenn Absolventen schon während
des Studiums im Ausland waren?
Wenn Arbeitgeber Absolventen mit
Auslandserfahrung bereits eingestellt
haben, schätzen sie es sehr, dass diese
Mitarbeiter ihre Arbeiten meist effektiver
und effizienter bewältigen. Unsere Stu-
die zeigt aber auch, dass es im Rekrutie-
rungsprozess noch Defizite gibt: Gerade
zu Beginn, im formalen Selektionspro-
zess, wird der Auslandsaufenthalt noch
nicht entsprechend gewürdigt.
Die Studie hat ergeben, dass Arbeit-
gebern allgemeine Kompetenzen bei
Bewerbern wichtiger sind als im Ausland
erworbene Fähigkeiten wie Fremdspra-
chenkenntnisse oder interkulturelle
Kompetenz. Sollten Studenten einfach
in Deutschland bleiben und schneller
studieren?
Nein, das ist die verkehrte Schluss-
folgerung. Studenten mit Auslandser-
fahrung müssen lernen, sich im Vorstel-
lungsprozess entsprechend darzustellen
und zu erläutern, wo sie schon im
Ausland gearbeitet haben, mit wie vielen
Nationalitäten sie bereits in einem Team
waren, welche Arbeitssprachen gespro-
chen wurden und was sie im Ausland
konkret gemacht haben. All dies müsste
von den Studenten deutlicher vermittelt
werden. Wenn das verstärkt praktiziert
wird, wird über kurz oder lang auch die
interkulturelle Kompetenz im Auswahl-
verfahren an Bedeutung gewinnen.
Sie mahnen aber auch die Arbeit-
geber, dass sie dem studienbezogenen
Auslandsaufenthalt mehr Aufmerksam-
keit schenken sollten.
Foto:
DAAD
Vgl. Deutscher Akademischer Austauschdienst,
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (Hrsg.):
Hochschulabsolventen mit Auslandserfahrun-
gen auf dem deutschen Arbeitsmarkt, unter:
iwkoeln.de/auslandserfahrungen
Adressaufkleber
30. Juni 2016 / #24 / Seite 12
Impressum
Herausgeber:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln
Chefredakteur: Ulrich von Lampe
(verantwortlich)
Stellv. Chefredakteur: Klaus Schäfer
Redaktion: Andreas Wodok (Textchef),
Irina Berenfeld, Berit Schmiedendorf,
Sara Schwedmann, Alexander Weber
Redaktionsassistenz: Ines Pelzer
Grafik: IW Medien GmbH
Telefon: 0221 4981-523
Fax: 0221 4981-504
E-Mail: iwd@iwkoeln.de
Bezugspreis:
€ 9,01/Monat, zzgl. € 3,08 Versandkosten,
inkl. Mehrwertsteuer,
Erscheinungsweise 14-täglich
Abo-Service: Therese Hartmann,
Telefon: 0221 4981-443,
hartmann@iwkoeln.de
Verlag:
Institut der deutschen Wirtschaft
Köln Medien GmbH,
Postfach 10 18 63, 50458 Köln,
Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln
Telefon: 0221 4981-0, Fax: 0221 4981-445
Druck: Henke GmbH, Brühl
Rechte für den Nach­druck oder die
elektro­nische Verwertung über:
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Rechte für elektronische Pressespiegel unter:
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Neu
Top-Liste: Recycling ist
für viele ein Fremdwort
Kleine und große Recycler
So viel Prozent des Haushaltsmülls wurden 2014
in der EU recycelt
Länder mit der höchsten
Recyclingquote
Länder mit der niedrigsten
Recyclingquote
Quelle: Eurostat
© 2016 IW Medien / iwd 24
Griechenland und Rumänien: Stand 2013
Deutschland64
Österreich56
Belgien55
Niederlande51
Schweden50 Griechenland
19
Rumänien
13
Malta
11
Slowakei
10
Lettland
8
Bis 2030 sollen europaweit 65 Prozent des Siedlungs-
abfalls recycelt werden. So sieht es ein Maßnahmenpa-
ket vor, über das der EU-Umweltrat berät. Einfach wird
das in vielen Ländern nicht, denn in 13 EU-Staaten wird
immer noch mehr als die Hälfte des Haushaltsmülls
einfach weggekippt. Deutschland ist derzeit mit einer
Recyclingquote von 64 Prozent europaweit Spitzenreiter. mehr erhalten die Rentner zum 1. Juli in Westdeutsch-
land, in den neuen Bundesländern sind es sogar 5,95
Prozent. Darüber dürfen sich knapp 16,8 Millionen
Ruheständler im Westen und 4 Millionen Rentner im
Osten freuen. Die Rentenkasse muss dafür im zweiten
Halbjahr 2016 rund 6,2 Milliarden Euro zusätzlich
aufbringen.
Zahl der Woche
4,25
Neu auf iwd.de:
So wirkt der Mindestlohn
Der gesetzliche Mindestlohn hat vor allem in Ost-
deutschland zu deutlichen Preisanhebungen geführt.
Er hat aber offenbar weniger Jobs gekostet als erwartet
– dank einiger Sondereffekte. Im Taxigewerbe etwa sind
die Preise bundesweit um 12 Prozent gestiegen, in
Sachsen sogar um 25 Prozent. Haushalte
und Unternehmen profitierten allerdings
von sinkenden Energiepreisen und nied-
rigen Zinsen, sodass weder der Konsum
eingeschränkt werden musste
noch die höheren Arbeitskos-
ten im ersten Jahr des Mindest-
lohns ein gravierendes Problem
waren.
Prozent

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  • 1. Tarifrunde 2016 Autonomes Fahren Erbschaftssteuerreform Auslandsaufenthalt ISSN 0344-919X Informationen aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln G 4120 30. Juni 2016 #24 / 2016 Präsident: Arndt Günter Kirchhoff · Direktor: Professor Dr. Michael Hüther Mitglieder: Verbände und Unternehmen in Deutschland www.iwkoeln.de iwd.de Uni-versell Autopilot Neu geregelt Rein & Raus Die Streikbilanz Durch Streiks und Aussperrungen in Deutschland ausgefallene Arbeitstage je 1.000 Arbeitnehmer Jahresdurchschnitt 2006 bis 2015 2015 Quellen: Bundesagentur für Arbeit, IW-Berechnungen © 2016 IW Medien / iwd 24 287 Taktik der Gewerkschaften Tarifrunde 2016. Im Jahr 2015 fielen durch Streiks bundesweit rund 1,1 Millionen Arbeitstage aus. Das ver- gangene Jahr war damit das konfliktreichste seit 1992. In diesem Jahr sind die Tarifverhandlungen dagegen bisher vergleichsweise ruhig abgelaufen. Seite 4-5 Autonomes Fahren. Weltweit wurden bislang 2.838 Patente zum autonomen Fahren angemeldet – mehr als die Hälfte davon stammt von deutschen Herstellern. Erst mit großem Abstand folgen Unternehmen aus den Vereinigten Staaten und Japan. Seite 6 Erbschaftssteuer. Im Dezember 2014 hatte das Bundes- verfassungsgericht die Vergünstigungen für Unternehmen bei der Erbschaftssteuer für verfassungswidrig erklärt und die Politik aufgefordert, bis zum 30. Juni 2016 eine Neuregelung zu treffen. Jetzt hat sich die Koalition auf eine Reform geeinigt. Seite 7 Auslandsaufenthalt. Rund jeder dritte deutsche Student verbringt einen Teil seines Studiums im Ausland – meist für ein Praktikum oder ein Studiensemester. Seite 10-11 Staatshaushalt. Von 1991 bis 2015 sind die Ausgaben des Staates zwar insge­ samt etwas lang­samer gestiegen als seine Einnah- men. Dennoch haben die Bundesfinanz­minister in 21 der 25 Jahre rote Zahlen geschrieben. Seite 8-9 Top-Liste: Recyclingquoten in Europa Viele EU-Länder kippen mehr als die Hälfte des Mülls einfach weg. Die Top-Liste zeigt, wer in Europa zu den Sauberländern zählt – und wer zu den Schmutzfinken. Seite 12 +98 % Staats- einnahmen +82 % Staats- ausgaben Grafik: shutterstock
  • 2. 30. Juni 2016 / #24 / Seite 2Klimaschutz Weniger Instrumente wären mehr Klimaschutz. Es gibt den europäischen Emissionshandel, nationale Klimaziele, den Ausbau der erneuerbaren Energien, die Förderung von Kraft-Wärme-Kopplung: Mit einer ganzen Reihe von Instrumenten wird versucht, den Klimawandel zu stoppen. Da die Maßnahmen jedoch nicht besonders gut aufeinander abgestimmt sind, untergraben sie sich teilweise gegenseitig und treiben die Kosten unnötig in die Höhe. Mehr als 170 Staaten haben Ende 2015 das Klimaab- kommen von Paris unterzeichnet – und damit die Absicht bekundet, die Temperatur weltweit nicht mehr als zwei Grad über das Niveau vor der Industrialisierung steigen zu lassen. Gut so, denn beim Schutz des Klimas müssen alle Länder an einem Strang ziehen. Der Erde ist es schließlich egal, wo klimaschädliche Treibhausgase reduziert werden – Hauptsache, der globale CO2-Ausstoß geht zurück und damit auch der Temperaturanstieg. Innerhalb Europas gibt es deshalb den Emissionshan- del. Er sorgt dafür, dass Emissionen zuerst dort vermie- den werden, wo es am günstigsten ist. Und das funktio- niert so: Die EU legt mithilfe des europäischen Emissionshandels die Menge an CO2 fest, die maximal ausgestoßen werden darf. Pro Tonne CO2 müssen Stromerzeuger und energieintensive Industrien ein Zertifikat kaufen. Wo das zu teuer wird, reduzieren Unternehmen ihre Emissionen. Außerdem wird die Zahl der Zertifikate sukzessive verknappt (Grafik Seite 3): Die Emissionen der Stromerzeugung in der EU sollen bis 2020 um 21 Prozent gegenüber 2005 sinken. Der Emissionshandel sorgt also dafür, dass der Ausstoß von Treibhausgasen möglichst kostengünstig gedrosselt wird – zumindest in der Theorie. Denn in der Praxis überlagert eine Reihe von nationalen Klimaschutz­ instrumenten den europäischen Emissionshandel. Deutlich wird der Widerstreit der Klimainstrumente am Beispiel des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG): Die massive Förderung des Ausbaus erneuerbarer Ener­gien hat die CO2-Emissionen in der Stromerzeugung in Deutschland gesenkt. Gleichzeitig wurden dadurch Emissionszertifikate frei, die von anderen Sektoren oder auch in anderen Ländern verbraucht werden können. In diesen Bereichen bleiben kostengünstigere Vermei- Klimaschutzkosten: Das kommt auf die Industrie zu Belastung der Industrieunternehmen in Deutschland durch verschiedene Klimaschutzinstrumente in Milliarden Euro Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft © 2016 IW Medien / iwd 24 Szenario I: mit niedrigen Zertifikatepreisen von 15 Euro je Tonne CO2 im Jahr 2020 und 30 Euro im Jahr 2030 Szenario II: mit hohen Zertifikatepreisen von 25 Euro je Tonne CO2 im Jahr 2020 und 40 Euro im Jahr 2030 7,4 0,4 1,4 4,7 8,7 7,9 0,4 1,4 2,7 4,7 6,6 0,1 1,4 0,6 0,6 Förderung erneuerbarer Energien Förderung von Kraft-Wärme-Kopplung Energie- und Stromsteuer Emissionshandel (Szenario I) Emissionshandel (Szenario II) Insgesamt (Szenario I) Insgesamt (Szenario II) 18,0 8,8 14,5 13,9 8,8 12,5 2015 2020 2030 dungsaktivitäten jedoch ungenutzt, während die redu- zierte Gesamtmenge an CO2 aufgrund des Emissionshan- delsmechanismus unverändert bleibt. Ganz ähnlich funktioniert dies bei der Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Und auch bei den Steuern auf Energie und Strom entstehen gegenläufige Effekte. Unter dem Strich wird derselbe Klimaschutznutzen durch nationale Instrumente teurer als ohne sie.
  • 3. 30. Juni 2016 / #24 / Seite 3 Klimaschutz Für die deutsche Industrie bedeutet dies, dass sie höhere Kosten schultern muss als die ausländische Konkurrenz. Allein für die Förderung von erneuerbaren Energien brachte sie 2015 rund 6,6 Milliarden Euro auf. Zuzüglich der Strom- und Energiesteuern sowie der KWK-Förderung hat die heimische Industrie zuletzt mehr als 8 Milliarden Euro in den Klimaschutz investiert; nimmt man noch die Kosten für die Emissionszertifikate und den teurer werdenden Strom hinzu, beliefen sich die Belastungen im Jahr 2015 auf knapp 9 Milliarden Euro. Innerhalb von 15 Jahren könnten sich diese Kosten sogar noch verdoppeln (Grafik Seite 2): Vorausgesetzt, der Preis für Emissionszertifikate steigt – und dies ist das erklärte Ziel der EU-Kommis- sion –, dann könnte die Belastung der deutschen Industrieunternehmen durch diverse Klimaschutzins- trumente im Jahr 2030 auf 18 Milliarden Euro steigen. Dabei wäre derselbe Klimaschutzeffekt auch günsti- ger zu haben – indem man den Emissionshandel wieder zum zentralen Instrument der Treibhausgasreduktion ausbaut und überlagernde nationale Maßnahmen wie die EEG-Förderung oder die Förderung der Kraft-Wär- me-Kopplung sukzessive zurückfährt. Ein effizienter Klimaschutz würde den Emissionshan- del zudem erweitern: Bislang gilt er nur für größere energieintensive Industrieanlagen und für die Stromer- zeugung aus fossilen Energiequellen. Kleine Industriean- lagen, der Straßenverkehr sowie der Gebäudesektor nehmen nicht am Emissionshandel teil – und bleiben zudem hinter ihren Zielen zur CO2-Reduktion zurück. Die Integration weiterer Sektoren in den EU-Emissi- onshandel sollte allerdings unter zwei Bedingungen erfolgen, wenn sie echte Klimawirkungen entfalten soll: Erstens müssten wirksame Carbon-Leakage-Regeln gelten, die dafür sorgen, dass es nicht zu einer Abwande- rung von europäischen Industrieunternehmen in Dritt- staaten kommt, die keine oder geringere Emissionsvor- gaben haben. Zweitens sollten für den Gebäudesektor und im Straßenverkehr flankierende Maßnahmen eingesetzt werden, die Investitionen in neue emissionsarme Fahrzeuge oder umweltfreundlichere Heiztechnik ankurbeln. Denn nur dann werden auch kostengünstige CO2-Vermeidungsoptionen realisiert und die Kosten für die Emissionszertifikate nicht einfach an Autofahrer oder Mieter weitergereicht. Solange der Emissionshandel auf bestimmte Sekto- ren oder auf einzelne Länder beziehungsweise Staaten- gemeinschaften begrenzt ist, wird sich der Klimaschutz nicht ohne zusätzliche Maßnahmen bewerkstelligen lassen. Gleichwohl sollte der Emissionshandel – flankiert von sinnvollen Maßnahmen für alle teilnehmenden Länder – als Leitinstrument verankert werden. Teurere nationale Instrumente aufrechtzuerhalten, die keinen zusätzlichen Effekt für den Klimaschutz erzielen, ist dagegen nicht sinnvoll. Der ideale Klimaschutz wäre zu erreichen, wenn es weltweit gültige Preise für die Verschmutzung der Umwelt gäbe. Dafür bräuchte man nicht unbedingt einen globalen Emissionshandel – eine Verknüpfung unter- schiedlicher Systeme oder Treibhausgassteuern wären ein erster Schritt, damit sich ein weltweit vergleichbarer Preis für den CO2-Ausstoß bilden kann. Auch Überlegun- gen zur Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, die in den Klimaschutz investieren, wären hinfällig – schließlich wären die Kosten dafür dann überall gleich hoch. Emissionshandel: Die EU gibt die Reduktion vor Maximal zulässiges Zertifikatvolumen im Europäischen Emissionshandel in Millionen Tonnen CO2 Quelle: EU-Kommission © 2016 IW Medien / iwd 24 1.000 1.500 2.000 2.500 203020202007 20082005 20132012 Reduktionsziel der EU 2020 gegenüber 2005: minus 21 Prozent Emissionsobergrenzen 1. Handelsperiode 2. Handelsperiode 3. Handelsperiode 4. Handelsperiode 1.999 1.732 1.250 2.037 2.191
  • 4. 30. Juni 2016 / #24 / Seite 4Tarifrunde 2016 In fast allen großen Branchen haben in diesem Jahr Tarifverhand­ lungen stattgefunden, einige laufen derzeit noch, andere kommen erst später. Erfreulich ist, dass sich das Klima zwischen den Tarifparteien verbessert hat. Nach dem Rekord­ streik­jahr 2015 mit über 1 Million Ausfalltagen ist es im ersten Halbjahr 2016 vergleichsweise ruhig zugegan­ gen. Das liegt vor allem daran, dass bislang kaum sensible Bereiche wie der Verkehr bestreikt wurden und es keine Großkonflikte gab, die sich über Wochen hinzogen. Die Gewerkschaften melden für das erste Halbjahr 2016 rund 1 Milli- on Streikteilnehmer, die mindestens 200.000 Ausfalltage verursacht haben dürften. Der Großteil entfiel auf den öffentlichen Dienst und die M+E-Industrie, wo es erneut massive Warnstreiks gab. Während die IG Metall noch einmal darauf verzichte­ te, Betriebe tageweise lahmzulegen, schlugen ver.di und Co. im öffent­ lichen Dienst drastischer zu. Dort dauern Warnstreiks oftmals nicht nur wenige Stunden, sondern einen ganzen Tag. Das Ritual der Warnstreiks Ein Blick auf die maximalen Eskalationsstufen in den einzelnen Branchen zeigt: Auch in diesem Tarifjahr ging ohne das Ritual des Warnstreiks bisher wenig. Dazu kam es nicht nur in den bereits genannten Branchen öffentlicher Dienst und M+E-Industrie, sondern auch in der Druckindustrie, bei den Zeitungsre­ dakteuren, im privaten Bankgewerbe oder bei der Deutschen Telekom. Davon waren auch Dritte betroffen – im öffentlichen Personen-Nahver­ kehr ebenso wie an Flughäfen und im Servicedienst der Telekom. Da es – anders als im Vorjahr – aber keine Streiks von Piloten, Stewardessen oder Lokführern gab, hielten sich die Folgen für Dritte im Rahmen. Ein Blick auf die Tarifabschlüsse zeigt, dass die Rückkehr zu stabileren Tarifbeziehungen nicht durch größere Zugeständnisse der Arbeit­ geber erkauft worden ist. Vor allem in der M+E-Industrie hatte die Arbeitgeberseite beim letzten Tarifabschluss unverhohlene Kritik geübt und einen Kurswechsel gefordert. Dieser Kurswechsel ist zumindest eingeleitet worden. Die IG Metall musste nicht nur deutliche Abstriche von ihrer Tarifforderung hinnehmen. Sie musste auch einwilligen, die Tariferhöhungen zu flexibilisieren, damit auch ertragsschwächere Betriebe dem Tarifvertrag treu bleiben können. Aus den geforderten 5 Prozent für ein Jahr sind 4,8 Pro- zent in zwei Stufen für 21 Monate geworden – eine Belastung, die sich durch die Inanspruchnahme der Ausnahmeregelungen reduzieren lässt. ver.di hatte im öffentlichen Dienst sogar 6 Prozent mehr Geld für ein Jahr gefordert, heraus kamen 4,75 Prozent in zwei Stufen für zwei Jahre. Keine Streikprämie Interessant ist, dass weder ver.di noch die IG Metall so etwas wie eine „Streikprämie“ erzielt haben. Im Vergleich zu den Tarifabschlüssen im Bauhauptgewerbe oder in der chemischen Industrie, wo es weder Warnstreiks noch Streikdrohungen gab, lässt sich kein Lohnaufschlag ausmachen. Die Chemiegewerk­ schaft IG BCE hat 5,3 Prozent für zwei Jahre durchgesetzt – gefordert hatte sie dasselbe wie die IG Metall. Und die Baugewerkschaft IG BAU hat bei einer Laufzeit von 22 Monaten für den Westen ein Plus von 4,6 und für den Osten ein Plus von 5,3 Prozent durchgesetzt. Das zeigt: Wer Kampfkraft hat, muss diese Kampfkraft nicht unbe­ dingt zur Schau stellen. „Der Kurswechsel ist eingeleitet“ Kommentar. Nach dem Rekordstreikjahr 2015 ist die Tarif- runde 2016 bis heute vergleichsweise ruhig abgelaufen, sagt Hagen Lesch, Leiter des Kompetenzfelds Tarifpolitik und Arbeitsbeziehungen am Institut der deutschen Wirtschaft Köln.
  • 5. 30. Juni 2016 / #24 / Seite 5 Tarifrunde 2016 Arbeitskämpfe. Im vergangenen Jahr wurde so häufig gestreikt wie schon lange nicht mehr. Bundes- weit gingen mehr als 1 Million Arbeitstage verloren. Davon entfiel allein die Hälfte auf den mehrwöchigen Arbeitskampf bei der Deutschen Post. Insgesamt ver- buchte der Dienstleistungssektor fast neun von zehn Ausfalltagen. Regional waren der Norden und Hessen überdurchschnittlich stark betroffen. Die amtliche Streikstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) basiert auf den Meldungen bestreikter Arbeitgeber. Sie informiert über die Zahl der bestreikten Betriebe, die Zahl der Streikenden und der ausgefallenen Arbeitstage. Die Daten werden nach Wirtschaftszweigen und Bundesländern differenziert. Demnach fielen 2015 rund 1,1 Millionen Arbeitsta- ge aus. Das vergangene Jahr war damit das konflikt­ reichste seit 1992. Damals gingen mehr als 1,5 Millio- nen Arbeitstage verloren. Dass die Streiks 2015 eskalierten, ist zwei Großkon- flikten geschuldet: Zum einen wollte ver.di bei der Deutschen Post die Auslagerung der Paketzustellung auf Regionalgesellschaften verhindern. Zum anderen führte die Dienstleistungsgewerkschaft einen verbissenen Arbeitskampf für eine bessere Bezahlung der Beschäftig- ten im Sozial- und Erziehungswesen. Die beiden mehrwöchigen Konflikte verursachten zusammen rund 750.000 Ausfalltage, davon schätzungs- weise 550.000 bei der Deutschen Post und 200.000 bei Kindergärten und Kitas. Nach Bundesländern aufgeschlüsselt, fielen zuletzt in Nordrhein-Westfalen und in Bayern die meisten Arbeits- tage aus. In NRW waren es gerundet 229.000 und in Bayern 197.000 Streiktage. Die wenigsten Arbeitsausfälle verbuchten Thüringen (11.000), Mecklenburg-Vorpom- mern (14.000) und das Saarland (15.000). Gemessen an der Zahl der Beschäftigten im jeweili- gen Bundesland, wurde in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern am häufigsten gestreikt, dahinter rangiert Hessen (Grafik). Die Spitzenstellung der Nordländer dürfte mit dem Poststreik zusammenhängen, dort hat ver.di die Verteil- zentren offenbar besonders ins Visier genommen. In Hessen haben die Schwerpunktstreiks in Kitas und im öffentlichen Dienst die Arbeitskampfbilanz verhagelt. Ob die Tarifauseinandersetzungen auch in Zukunft immer härter geführt werden, lässt sich nicht so einfach sagen. Dafür spricht, dass sich im Dienstleistungssektor bislang noch nicht die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass Streiks beiden Seiten schaden. Im laufenden Jahr drohen keine Großkonflikte. Bisher gab es nach Gewerkschaftsangaben nur rund 1 Million Streikteilnehmer, vor allem im öffentlichen Dienst sowie in der Metall- und Elektro-Industrie. Dadurch fielen mindestens 200.000 Arbeitstage aus. Die Chemie hat sich in der vergangenen Woche hingegen friedlich geeinigt. ver.di geht auf die Barrikaden Stürmischer Norden Durch Streiks und Aussperrungen ausgefallene Arbeitstage je 1.000 Arbeitnehmer Jahresdurchschnitt 2006 bis 2015 2015 Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, IW-Berechnungen © 2016 IW Medien / iwd 24 6 38 Schleswig-Holstein/Hamburg/ Mecklenburg-Vorpommern 7 37 Hessen 8 30 Niedersachsen/Bremen 5 30 Bayern 4 29 Sachsen 7 27 Nordrhein-Westfalen 12 27 Rheinland-Pfalz/Saarland 8 23 Berlin-Brandenburg 7 22 Baden-Württemberg 4 14 Sachsen-Anhalt/Thüringen 7 28 Insgesamt
  • 6. 30. Juni 2016 / #24 / Seite 6Autonomes Fahren Autonomes Fahren. Deutschlands wirtschaftliche Stärke basiert vor allem auf der Automobilindustrie. Die Sorgen, kapitalstarke Internetkonzerne wie Goo- gle oder Apple könnten die Autos der Zukunft bauen, sind deshalb verständlich. Noch gibt es aber kaum Anzeichen für solch eine Revolution – im Gegenteil. Gleichwohl steht die hiesige Automobilindustrie vor einer Herausforderung. Denn Konzerne wie Google oder Tesla haben spezifische Vorteile: Zukunftstechnologien sind ihr Metier, sie kennen sich mit technologischen Umbrüchen aus und sie sind kapitalstark. Was die deutsche Fahrzeugbranche dem entgegenzusetzen hat, sind eigene Entwicklungsaktivitäten auf dem Gebiet des autonomen Fahrens und die Stärke im Segment der Premiumfahrzeuge, mit denen sich die meist teuren technischen Neuheiten leichter in den Markt einführen lassen. Außerdem haben die deutschen Autohersteller einen hohen Marktanteil in China – und dort ist die Begeisterung fürs automatische Auto besonders groß. Auto mobil Autonomes Fahren: Deutsche Zulieferer sind führend in der Entwicklung So viele Patente haben Unternehmen dieser Branchen seit 2010 zum Thema selbstfahrende Autos angemeldet Unternehmen mit den meisten Patentanmeldungen zum autonomen Fahren seit 2010 Insgesamt Auto- hersteller Patente insgesamt Zulieferer Elektronik- branche New- comer Deutschland Anteile in Prozent Übrige Welt Ursprungsdaten: Datenbank PATENTSCOPE © 2016 IW Medien / iwd 24 Stand: Februar 2016; Newcomer: zum Beispiel Google, Apple und Tesla; Patente insgesamt: bereinigt um gemeinsame Patentanmeldungen mehrerer Unternehmen 82 32 202 114 Bosch (Deutschland) Audi (Deutschland) Continental (Deutschland) General Motors (USA) Google (USA) VW (Deutschland) Toyota (Japan) Daimler (Deutschland) BMW (Deutschland) Ford (USA) 545 292 277 246 198 184 166 156 142 103 1.498 1.035 202 768 730 850 185 2.838 42 58 Vgl. IW-Trends 2/2016 Hubertus Bardt: Autonomes Fahren – eine Herausforderung für die deutsche Autoindustrie, unter: iwkoeln.de/autonomes-fahren Google wird das neue VW, unken in letzter Zeit Visionäre und Apokalyptiker gleichermaßen. Dahinter steckt das selbstfahrende Auto, eine Idee, mit der sich das Internetunternehmen schon seit Jahren beschäftigt und die sich in den vergangenen Monaten zusehends vom Hirngespinst zum technologischen Megatrend gemausert hat. Inzwischen ist das automatisierte Fahren auch in Deutschland gesetzlich zulässig – unter der Voraussetzung, dass die Frau oder der Mann hinterm Steuer jederzeit die Kontrolle übernehmen kann. Visionär ist diese Vorstellung, weil dadurch der Fahrkomfort um ein Vielfaches steigen würde und menschliches Fehlverhalten zumindest teilweise auszu- schalten wäre. Apokalyptisch könnte das Szenario vor allem aus deutscher Sicht sein. Denn: Wachstum und Wohlstand hängen hierzulande in hohem Maß von der Autoindustrie ab – und wenn diese den Anschluss an eine technische Innovation verliert, könnte mit ihr die gesamte Wirtschaft unter die Räder geraten. Noch kann jedoch keine Rede davon sein, dass VW und Co. sich von automobilen Newcomern wie Google, Apple oder dem amerikanischen Elektroautohersteller Tesla den Schneid abkaufen lassen, wie eine Untersu- chung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) belegt. Im Gegenteil, die deutsche Automobilindustrie ist führend in der Forschung und Entwicklung (Grafik): Derzeit gibt es weltweit 2.838 Patente zum auto- nomen Fahren – davon entfallen 58 Prozent auf deutsche Hersteller. Auf den Plätzen zwei und drei folgen mit großem Abstand die USA und Japan. Zu den Top Ten der innova- tiven Unternehmen zählen allein sechs Firmen aus Deutschland, allen voran der Zulieferer Bosch mit 545 Patenten zum selbstfahrenden Auto – zweieinhalbmal so viele, wie Google angemeldet hat. Die übrige Konkurrenz aus den Reihen der Internetunternehmen und anderer Newcomer taucht in der Rangliste gar nicht auf.
  • 7. 30. Juni 2016 / #24 / Seite 7 Reform der Erbschaftssteuer Erbschaftssteuer. Nach anderthalbjährigem Verhandlungsmarathon hat sich die Koalition auf eine Reform der Erbschaftssteuer geeinigt. Erben großer Unternehmen kommen an einer höheren Steuerzahlung künftig kaum vorbei – ganz wie vom Bundesverfassungsgericht gewollt. Wenn das neue Recht wie geplant in der ersten Juliwoche die parla- mentarischen Hürden nimmt, soll es rückwirkend zum 1. Juli 2016 in Kraft treten. Auch bei der Reform geht es dem Gesetzgeber vor allem darum, Firmenerben nicht eine so hohe Steuerlast aufzuerlegen, dass dadurch Arbeitsplätze gefährdet werden. Deshalb wurde vor allem an einer Stellschraube gedreht: Die Bedürfnisprüfung. Da große Unternehmen nach dem Urteil der Verfassungsrichter nicht per se von der Erbschaftssteuer verschont werden dürfen, hat die große Koalition eine Bedürfnisprüfung eingeführt. Diese klärt bei einem Unternehmenswert von mehr als 26 Millionen Euro, ob der Erbe über ausreichendes Vermögen verfügt, die Steuerlast zu zahlen. Ist das bestehende und geerbte Privatvermögen groß genug, führt dies künftig zu einer höheren Steuer- schuld als bisher (Grafik). Ansonsten wird keine oder nur eine sehr geringe Steuerzahlung fällig, um die Existenz des Betriebs nicht zu gefährden. Liegt der Unternehmenswert unter 26 Millionen Euro, ändert sich im Vergleich zum alten Recht nichts: Wenn die Arbeitsplätze über mehrere Jahre erhalten werden, wird der Erbe von der Steuer weitgehend ver- schont. Als Alternative zur Bedürfnis- prüfung gibt es das Abschmelzmo- dell. Demnach reduziert sich der Verschonungsabschlag mit steigen- dem Unternehmenswert. Die neue Erbschaftssteuer Beispielrechnungen für Unternehmenserben ohne Freibeträge Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln © 2016 IW Medien / iwd 24 Neues Recht: Wenn das Gesetz Anfang Juli die parlamentarischen Hürden nimmt, soll es rückwirkend zum 1. Juli 2016 in Kraft treten; Kapitalisierungsfaktor: Kehrwert vom Kapitalisierungszins; Verschonungsvermögen: vom Unternehmenswert nach Abschlag; Abschlag für Familienunternehmen: Er gilt, wenn mehrere Personen erben, diese aber nicht frei über ihre Anteile verfügen können und das Geld zum Teil auf Jahre gebunden ist; Bedürfnisprüfung: Prüfung, ob das Vermögen des Erben aus- reicht, die Erbschaftssteuern zu zahlen; Abschmelzmodell: Reduzierung des Verschonungsabschlags mit steigendem Unter- nehmenswert – ausgehend von 85 Prozent um 1 Prozentpunkt je 750.000 Euro 8,0 Prozent 30 Prozent Fall 2 2,9 Millionen Euro 36.250.000 Euro keiner 12,50 36.250.000 Euro 36.250.000 Euro 5 Millionen Euro 0 Bedürfnisprü- fung, da Un- ternehmens- wert über 26 Millionen Euro Millionen Euro (50 Prozent des Privat- vermögens) 2,5 Neues Recht Kapitalisierungszins Steuersatz Durchschnittlicher Unternehmens- gewinn Unternehmenswert (Gewinn x Kapitali- sierungsfaktor) Abschlag für Familien- unternehmen Kapitalisierungs- faktor Unternehmenswert nach Abschlag Zu versteuernder Unternehmenswert Angenommenes Privatvermögen Verschonungs- vermögen Bedürfnisprüfung/ Abschmelzmodell Fällige Steuer Altes Recht 5,6 Prozent 23 Prozent 2,9 Millionen Euro 51.794.000 Euro 17,86 51.794.000 Euro 7.769.100 Euro Nicht relevant 85 Prozent Millionen Euro (Privat- vermögen unerheblich) 1,8 Fall 1 8,0 Prozent 19 Prozent 2,9 Millionen Euro 36.250.000 Euro 30 Prozent 12,50 25.375.000 Euro 3.806.250 Euro 5 Millionen Euro 85 Prozent Keine Bedürf- nisprüfung, da Unterneh- menswert unter 26 Mil- lionen Euro Millionen Euro (Privat- vermögen unerheblich) 0,7 8,0 Prozent 23 Prozent Fall 3 2,9 Millionen Euro 36.250.000 Euro keiner 12,50 36.250.000 Euro 10.150.000 Euro 5 Millionen Euro 72 Prozent Abschmelz- modell Millionen Euro (volle Steuerpflicht, Privatver- mögen uner- heblich) 2,3 Erben schwer gemacht
  • 8. 30. Juni 2016 / #24 / Seite 8Staatseinnahmen und -ausgaben Der deutsche Staatshaushalt zwischen 5 und 10 Prozent über den Einnahmen – im Jahr 1995 waren es sogar fast 21 Prozent. Dagegen betrug der Überschuss in jenen vier Jahren, in denen der Staat mehr eingenommen als ausgegeben hat – darunter 2014 und 2015 – maximal 2 Prozent. Etwas mehr als die Hälfte der Staatseinnahmen im Jahr 2015 Nach der Wiedervereinigung haben die sechs Bundesfinanzminis- ter, die seitdem im Amt waren beziehungsweise sind, fast immer kräftig über die Stränge geschlagen. Denn in 21 der 25 Jahre von 1991 bis 2015 schrieb der Staatshaushalt rote Zahlen. In den 1990er und 2000er Jahren lagen die Ausgaben meist stammte aus Steuern. Größter Einzelposten war die Umsatzsteuer mit 209 Milliarden Euro, gefolgt von der Lohnsteuer mit 179 Milliarden Euro. Bei den Sozialabgaben schla- gen vor allem die Renten- und die Krankenversicherung zu Buche. Mit jeweils 196 Milliarden Euro machten sie zusammen gut 78 Prozent der Staatseinnahmen 2015 in Milliarden Euro 2015 in Milliarden Euro Ursprungsdaten: Statistisches Bundesamt, Bundesfinanzministerium © 2016 IW Medien / iwd 24 Vermögens- einkommen (Zinsen, Pachten, Dividenden etc.) 24 Produktions- erlöse (aus Energie- und Wasserver- sorgung etc.) 104 Lohnsteuer179 Veranlagte Einkommenssteuer49 Umsatzsteuer209 Kapitalertrags- und Abgeltungssteuer25 Reine Bundessteuern (darunter: Energiesteuern 40, Tabaksteuer 15, Versicherungssteuer 12, Kfz-Steuer 9, Solidaritätszuschlag 16) 104 Reine Ländersteuern (darunter: Grunderwerbssteuer 11, Erbschaftssteuer 6)20 Körperschaftssteuer21 Reine Gemeindesteuern (davon: Gewerbesteuer 46, Grundsteuer 13) 59 Sonstige Steuern und Zölle25 Unfallversicherung13 Rentenversicherung196 Krankenversicherung196 Pflegeversicherung31 Arbeitslosenversicherung32 Vermögenstransfers und sonstige laufende Transfers (Entschädigungszahlungen, Geldstrafen etc.)30 Unterstellte Sozialbeiträge (Beiträge für Beamte etc.)33 1.350Insgesamt Insgesamt 691darunter ... Steuern davon: Insgesamt 501... Sozialbeiträge davon:
  • 9. 30. Juni 2016 / #24 / Seite 9 Staatseinnahmen und -ausgaben Sozialbeiträge aus. Auch auf der Sollseite dominiert das Soziale. Allein 35 Prozent der Staatsausgaben im Jahr 2015 entfielen auf monetäre Leistungen wie Hartz IV, Wohngeld und die Grundsicherung im Alter. Zusammen mit Sachleistungen wie den Ausgaben für Bildung und Gesundheit summierten sich die Sozialausgaben im vergangenen Jahr auf 721 Milliarden Euro – das waren 54 Prozent der gesamten Staatsausgaben. Für Investitionen blieben dagegen brutto nur 66 Milliarden Euro oder 5 Prozent aller staatlichen Ausgaben übrig. Nach Abzug der Abschreibungen, also netto, war es noch weniger. Staatsausgaben 2015 in Milliarden Euro 2015 in Milliarden Euro Ursprungsdaten: Statistisches Bundesamt, Bundesfinanzministerium © 2016 IW Medien / iwd 24 Arbeitnehmerentgelte231 Zinsausgaben49 Subventionen27 Vorleistungen (Waren und Dienstleistungen für die Produktion etc.) 144 Monetäre Sozialleistungen (Hartz IV, Wohngeld, Grundsicherung im Alter etc.) 469 Soziale Sachleistungen (Bildungs- und Gesundheits- leistungen etc.) 252 Vermögenstransfers und sonstige laufende Transfers (Investitionszuschüsse, Prämien, EU-Zahlungen etc.) 95 Bruttoinvestitionen (Anlageinvestitionen in Ausrüstungen und Bauten vor Abschreibungen etc.) 66 1.333Insgesamt davon: 2000 2005 2010 2015 Staatseinnahmen und -ausgaben in Milliarden Euro Staatsausgaben 1991 1995 Staatseinnahmen Ursprungsdaten: Statistisches Bundesamt © 2016 IW Medien / iwd 24 1.200 1.000 800 600 732 682 1.350 1.333
  • 10. 30. Juni 2016 / #24 / Seite 10Hochschulabsolventen mit Auslandserfahrung Auslandsaufenthalt. Wer als Student einige Zeit im Ausland verbringt – ob für ein Praktikum oder ein Studiensemester –, mö- belt nicht nur seine Sprachkennt- nisse auf, sondern entwickelt auch seine sozialen und persönlichen Kompetenzen weiter. Im Bewer- bungsprozess können solche Fähig- keiten die Chancen erhöhen – aber erst, wenn bestimmte Hürden genommen sind. „Reisen ist tödlich für Vorurteile“, stellte bereits der Schriftsteller und Globetrotter Mark Twain fest. Dass ein Aufenthalt im Ausland dazu beitragen kann, offener für andere Mentalitäten zu werden, bestätigt auch eine Umfrage, die das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) gemeinsam mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) im Sommer letzten Jahres unter rund 1.000 Personalverant- wortlichen durchgeführt hat. In erster Linie gehen die Persona- ler davon aus, dass Hochschulabsol- venten durch einen Auslandsaufent- halt ihre Fremdsprachenkenntnisse verbessern (Grafik). Zudem verspre- chen sie sich einen Zugewinn an interkultureller Kompetenz – also mehr Offenheit für andere Kulturen und Mentalitäten. Nach Auffassung der Personaler dürfte ein Auslands- aufenthalt zusätzlich die sozialen und persönlichen Kompetenzen sehr stark fördern. Außerdem gehen sie davon aus, dass ein Auslandsstudi- um oder -praktikum dabei helfen kann, Kenntnisse über ausländische Märkte, Institutionen und Rechtssys- teme zu vertiefen. Offenheit und Verträglichkeit nach- weisen. Auf jeden Fall fördere ein Auslandsaufenthalt den persönli- chen Reifeprozess, so die Studie. Allerdings führt die Auslandser- fahrung nicht automatisch zu besseren Einstellungschancen: Bei der Sichtung der Bewerbungsunter- lagen schauen die Personaler zunächst darauf, ob jemand Praxiser- fahrung mitbringt. Auch Noten und die Studiendauer spielen eine Rolle. Erst im weiteren Bewerbungsverlauf – etwa im Vorstellungsgespräch – ge- winnen jene sozialen und persönli- chen Kompetenzen an Bedeutung, die aufgrund eines Auslandsaufent- halts gereift sein können. Auch die kognitiven Fähigkeiten sowie das im Studium erworbene Fachwissen dürften durch einen Auslandsaufenthalt gefördert werden. All diese positiven Einschät- zungen treffen die Personalchefs übrigens unabhängig davon, ob ihr Unternehmen bereits selbst mit dem Ausland zu tun hat oder nicht. Dass die Personaler mit ihren Vorstellungen richtigliegen, bestätigt eine Studie der Universität Jena, in der die Erfahrungen und Einstellun- gen von Studenten mit und ohne Auslandserfahrung verglichen wurden. Für die Auslandserfahrenen lässt sich eine Weiterentwicklung von Persönlichkeitsmerkmalen wie Reisen und reifen Was Auslandssemester bringen Diese Kompetenzen können nach Ansicht von Personalchefs durch einen Auslandsaufenthalt gefördert werden Durchschnittliche Punktzahl auf einer Skala von 1 (in sehr hohem Maß) bis 6 (in sehr geringem Maß) Interkulturelle Kompetenz (z. B. Offenheit für andere Kulturen und Mentalitäten, Kenntnisse der Alltagskultur anderer Länder) Fremdsprachenkenntnisse Soziale und persönliche Kompetenzen (z.B. Kommunikationsfähigkeit,Kooperationsfähigkeit, selbstständiges Arbeiten, Belastbarkeit und Flexibilität) Auslandsbezogene Fachkompetenzen (z.B. Kenntnisse ausländischer Märkte, Institutionen und Rechtssysteme) Kognitive Fähigkeiten (z.B. analytische Fähigkeiten, Fähigkeit, sich in neue Sachgebiete einzuarbeiten, Problemlösungsfähigkeit) Im Studium erworbenes Fachwissen Quellen: Deutscher Akademischer Austauschdienst, Institut der deutschen Wirtschaft Köln © 2016 IW Medien / iwd 24 Befragung von 1.008 Personalverantwortlichen im Juli/August 2015 1 2 3 4 5 6 2,32 1,45 1,83 1,87 2,74 3,30
  • 11. 30. Juni 2016 / #24 / Seite 11 Hochschulabsolventen mit Auslandserfahrung Kompetenzen wie Kommunika- tions- und Kooperationsfähigkeit, Belastbarkeit und Flexibilität schätzen Personaler als wichtiger ein als das im Studium erworbene Fachwissen. Wer also bereits im Bewerbungs- schreiben zeigen kann, was ihm die Auslandserfahrung persönlich und für die sozialen und kommunikativen Kompetenzen gebracht hat und wie er dieses Wissen auf der ausgeschrie- benen Stelle nutzen kann, hat einen Vorsprung. Mit den unmittelbar auslandsbezogenen Kompetenzen – etwa Fremdsprachenkenntnissen – kann man vor allem bei Unterneh- men punkten, die bereits Mitarbeiter im Ausland beschäftigen. Für diese Betriebe sind Fremdsprachenkennt- nisse fast genauso wichtig wie das im Studium erworbene Fachwissen. Kurze Auslandstrips unter drei Monaten Dauer bringen übrigens nicht viel. Drei bis sechs Monate sollte der Aufenthalt nach Auffassung der meisten Personalverantwortli- chen mindestens dauern. Außerdem favorisieren sie das Auslandsprakti- kum gegenüber dem Auslandsstudi- um, wenn auch nur geringfügig. Jobaspiranten müssen auch nicht unbedingt um die halbe Welt jetten: Die eine Hälfte der Unternehmens- vertreter hat keine Präferenz für ein spezielles Land oder eine Region. Von der anderen Hälfte befürwortet die Mehrheit Aufenthalte in europäi- schen Ländern oder in den USA und Kanada. „Auslands­studenten müssen sich besser verkaufen“ Interview. Lohnt sich ein Auslandsaufenthalt während des Studiums? Auf jeden Fall, findet Hanns Sylvester, Direktor der Nationalen Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit im DAAD und Projektverantwortlicher der Studie „Die Aufnahme von Hochschulabsolventen mit Auslandserfahrun- gen auf dem deutschen Arbeitsmarkt“. Die Arbeitgeber sind da schon recht entgegenkommend und bewerten Auslandserfahrungen und praktische Erfahrungen höher als das Einhalten der Regelstudienzeit. Es gibt also bereits die Bereitschaft, außerhalb der rein curricu- laren Leistung weitere Leistungen und Kompetenzen der Bewerber anzuerken- nen und wertzuschätzen. Sie haben herausgefunden, dass Ar- beitgeber ein Praktikum im Ausland höher einschätzen als einen Studienaufenthalt. Sollten Studenten im Ausland also lieber arbeiten statt zu studieren? Ein Auslandsstudium erweitert auf jeden Fall die Fachkompetenzen – und das wird von den Arbeitgebern auch begrüßt. Dass sie es aber auch schätzen, wenn ein Kandidat schon in betriebli- chen Hierarchien oder Teams gearbeitet hat, ist verständlich. Im Idealfall sollten Studenten im Ausland also sowohl einen Studienaufenthalt wie auch ein Prakti- kum absolvieren. Bis 2020 soll jeder zweite Hochschul- absolvent studienbezogene Auslandser- fahrungen gesammelt haben. Wie viele Studenten tun dies bereits? Zurzeit trifft dies auf 35 Prozent aller deutschen Studenten zu. Und wie viele davon machen beides, also sowohl im Ausland studieren als auch ein Praktikum dort absolvieren? Einen kombinierten Studien- und Praktikumsaufenthalt im Ausland absol- vieren knapp 7 Prozent dieser Studenten. Knapp 8 Prozent gehen ausschließlich für ein Praktikum und 83 Prozent für einen reinen Studienaufenthalt in ein anderes Land. Würdigen Arbeitgeber es angemes- sen, wenn Absolventen schon während des Studiums im Ausland waren? Wenn Arbeitgeber Absolventen mit Auslandserfahrung bereits eingestellt haben, schätzen sie es sehr, dass diese Mitarbeiter ihre Arbeiten meist effektiver und effizienter bewältigen. Unsere Stu- die zeigt aber auch, dass es im Rekrutie- rungsprozess noch Defizite gibt: Gerade zu Beginn, im formalen Selektionspro- zess, wird der Auslandsaufenthalt noch nicht entsprechend gewürdigt. Die Studie hat ergeben, dass Arbeit- gebern allgemeine Kompetenzen bei Bewerbern wichtiger sind als im Ausland erworbene Fähigkeiten wie Fremdspra- chenkenntnisse oder interkulturelle Kompetenz. Sollten Studenten einfach in Deutschland bleiben und schneller studieren? Nein, das ist die verkehrte Schluss- folgerung. Studenten mit Auslandser- fahrung müssen lernen, sich im Vorstel- lungsprozess entsprechend darzustellen und zu erläutern, wo sie schon im Ausland gearbeitet haben, mit wie vielen Nationalitäten sie bereits in einem Team waren, welche Arbeitssprachen gespro- chen wurden und was sie im Ausland konkret gemacht haben. All dies müsste von den Studenten deutlicher vermittelt werden. Wenn das verstärkt praktiziert wird, wird über kurz oder lang auch die interkulturelle Kompetenz im Auswahl- verfahren an Bedeutung gewinnen. Sie mahnen aber auch die Arbeit- geber, dass sie dem studienbezogenen Auslandsaufenthalt mehr Aufmerksam- keit schenken sollten. Foto: DAAD Vgl. Deutscher Akademischer Austauschdienst, Institut der deutschen Wirtschaft Köln (Hrsg.): Hochschulabsolventen mit Auslandserfahrun- gen auf dem deutschen Arbeitsmarkt, unter: iwkoeln.de/auslandserfahrungen
  • 12. Adressaufkleber 30. Juni 2016 / #24 / Seite 12 Impressum Herausgeber: Institut der deutschen Wirtschaft Köln Chefredakteur: Ulrich von Lampe (verantwortlich) Stellv. Chefredakteur: Klaus Schäfer Redaktion: Andreas Wodok (Textchef), Irina Berenfeld, Berit Schmiedendorf, Sara Schwedmann, Alexander Weber Redaktionsassistenz: Ines Pelzer Grafik: IW Medien GmbH Telefon: 0221 4981-523 Fax: 0221 4981-504 E-Mail: iwd@iwkoeln.de Bezugspreis: € 9,01/Monat, zzgl. € 3,08 Versandkosten, inkl. Mehrwertsteuer, Erscheinungsweise 14-täglich Abo-Service: Therese Hartmann, Telefon: 0221 4981-443, hartmann@iwkoeln.de Verlag: Institut der deutschen Wirtschaft Köln Medien GmbH, Postfach 10 18 63, 50458 Köln, Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln Telefon: 0221 4981-0, Fax: 0221 4981-445 Druck: Henke GmbH, Brühl Rechte für den Nach­druck oder die elektro­nische Verwertung über: lizenzen@iwkoeln.de Rechte für elektronische Pressespiegel unter: pressemonitor.de Neu Top-Liste: Recycling ist für viele ein Fremdwort Kleine und große Recycler So viel Prozent des Haushaltsmülls wurden 2014 in der EU recycelt Länder mit der höchsten Recyclingquote Länder mit der niedrigsten Recyclingquote Quelle: Eurostat © 2016 IW Medien / iwd 24 Griechenland und Rumänien: Stand 2013 Deutschland64 Österreich56 Belgien55 Niederlande51 Schweden50 Griechenland 19 Rumänien 13 Malta 11 Slowakei 10 Lettland 8 Bis 2030 sollen europaweit 65 Prozent des Siedlungs- abfalls recycelt werden. So sieht es ein Maßnahmenpa- ket vor, über das der EU-Umweltrat berät. Einfach wird das in vielen Ländern nicht, denn in 13 EU-Staaten wird immer noch mehr als die Hälfte des Haushaltsmülls einfach weggekippt. Deutschland ist derzeit mit einer Recyclingquote von 64 Prozent europaweit Spitzenreiter. mehr erhalten die Rentner zum 1. Juli in Westdeutsch- land, in den neuen Bundesländern sind es sogar 5,95 Prozent. Darüber dürfen sich knapp 16,8 Millionen Ruheständler im Westen und 4 Millionen Rentner im Osten freuen. Die Rentenkasse muss dafür im zweiten Halbjahr 2016 rund 6,2 Milliarden Euro zusätzlich aufbringen. Zahl der Woche 4,25 Neu auf iwd.de: So wirkt der Mindestlohn Der gesetzliche Mindestlohn hat vor allem in Ost- deutschland zu deutlichen Preisanhebungen geführt. Er hat aber offenbar weniger Jobs gekostet als erwartet – dank einiger Sondereffekte. Im Taxigewerbe etwa sind die Preise bundesweit um 12 Prozent gestiegen, in Sachsen sogar um 25 Prozent. Haushalte und Unternehmen profitierten allerdings von sinkenden Energiepreisen und nied- rigen Zinsen, sodass weder der Konsum eingeschränkt werden musste noch die höheren Arbeitskos- ten im ersten Jahr des Mindest- lohns ein gravierendes Problem waren. Prozent