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Experteninterview
Drei große Treiber der Transformation
von Banken und IT - Drei große
Herausforderungen
IQPC: Herr Prof. Dr. Penzel, Ihr professioneller
Werdegang ist beeindruckend. Sie haben nicht
nur den akademischen Hintergrund, sondern
auch die Perspektive der Banken-, und die der
Bankenaufsicht jahrelang studiert, vertreten und
daher mit Sicherheit über die Jahre Ihre eigenen
Schlüsse zur anstehenden Transformation der
europäischen Banken ziehen können. Würden
Sie uns einen kleinen Rückblick auf Ihren
Werdegang gewähren? Wie kamen Sie zu Ihrer
heutigen Position?
Prof. Dr. Penzel: Ich fange mit der heutigen Position
an: Ich betreibe sie eigentlich als reines Hobby, um
über IT-Innovation nachdenken zu können. Und wenn
ich zurückblicke, dann ging es in meiner gesamten
professionellen Laufbahn um IT-Innovation und
deren Nutzung für das Geschäft.
Innovation und Veränderungsprojekte fand ich
immer besonders reizvoll, weit über die IT hinaus.
Es hätte auch Innovation in der Biotechnologie
oder in der Architektur sein können. Wie die
Architektin Zaha Hadid ihre Kollegen aufgemischt
hat oder wie der Japaner Tadao Ando das Wohnen
auf seinen essenziellen Kern zurückgeführt hat,
ist faszinierend. Aber man muss sich für etwas
entscheiden, und bei mir war es eben Innovation im
Bereich Informationstechnik. Dabei habe ich mich
zunehmend auf zwei Branchen konzentriert, auf
Finanzdienstleister einerseits und den Einzelhandel,
besonders den E-Commerce mit seiner immer
komplexeren Logistik andererseits.
Den Weg der IT-Innovation habe ich allerdings nach
dem Studium der VWL und Wirtschaftsinformatik im
industriellen Bereich bei Hewlett-Packard begonnen.
Dort war ich verantwortlich für die europäische
Logistik eines der Produktbereiche. Was im
Nachhinein sehr gut war, denn da lernt man eine
Menge über industrielle Strukturen und Prozesse zur
systematischen Qualitätssicherung. Eine Disziplin,
die in Banken nach wie vor zu schwach ausgeprägt
ist!
www.finanzarchitektur-banken.de
Bei Prof. Dr. Hans-Gert Penzel drehte sich immer schon alles um IT-Innovation. Nach der Konzeption
und Realisierung weltweiter Logistik-Systeme bei Hewlett-Packard, dem Aufbau der IT-Beratung für
Finanzdienstleister bei McKinsey & Company und der Ausführung verschiedenster C-Funktionen (CIO,
Chefstratege, Chief Risk Officer, Leiter des internen Incubators für Startups) für die Vereinsbank und
später HypoVereinsbank, war Prof. Dr. Hans-Gert Penzel bis 2010 als Generaldirektor und CIO der
Europäischen Zentralbank tätig.
Dann zog es ihn zurück zu seinen Wurzeln - der Universität und dem Forschungsinstitut, das er vor über 20
Jahren mitgegründet hatte. Heute ist Prof. Dr. Hans-Gert Penzel daher Geschäftsführender Gesellschafter
ibi research an der Universität Regensburg GmbH und mit seiner breitgefächerten Erfahrung aus
Praxis und Wissenschaft der richtige Gesprächspartner, um die Treiber und Herausforderungen der
anstehenden Transformation der Banken von allen Seiten zu beleuchten. Lesen Sie hier das komplette
Interview mit dem Experten:
Fünfeinhalb Jahre bei McKinsey waren dann
sozusagen das Pivot-Element, mich in die Banken
zurückzubringen. Ich begann zwar mit einem langen
Projekt bei VW in Wolfsburg, habe dort über Logistik
im Bereich Produktionsplanung nachgedacht,
später auch über Logistik in der Chemie und im
Versandhandel. Aber der Schwerpunkt wanderte
in Richtung einer Vielzahl von IT-Bankprojekten.
Der nächste Schritt führte folgerichtig in eine
private Bank. Das war die Vereinsbank, später
HypoVereinsbank. In verschiedenen C-Funktionen
ging es immer um Innovation: als CIO, als
Chefstratege, als Chief Risk Officer, als Leiter des
internen Incubators für Startups. Und als die Hypo
Vereinsbank dann drohte, ihre Selbstständigkeit zu
verlieren, war der nächste Schritt gekommen. Was
mir fehlte, war Erfahrung im öffentlichen Sektor. Wir
schimpfen schnell über Behörden, sollten aber erst
einmal wissen, wie sie intern arbeiten und welchen
Restriktionen sie unterliegen. Die Europäische
Zentralbank bot sich mit der ausgeschriebenen
CIO-Funktion geradezu an. Damit füllte ich die
fehlende Erfahrung mit Finanzdienstleistung aus der
öffentlichen Perspektive.
Nachdem ich all diese Erfahrungen gemacht hatte,
war2010derganznatürlicheZeitpunktgekommen,zu
meinen Wurzeln zurückzukehren, an die Universität
und das Forschungsinstitut, das ich vor über 20
Jahren mitgegründet hatte. Ich hatte das ibi 1993
zusammen mit dem Kollegen Dieter Bartmann ins
Leben gerufen, um eine Brücke zwischen Academia
und Praxis zu schlagen. Nun nutzte ich diese Brücke
selbst für den Weg zurück zum Universitätsprofessor.
Das gibt mir nun Gelegenheit, mit breiter Erfahrung
aus der Praxis, der Neutralität der Wissenschaft und
mit viel Spaß die Finanzdienstleistungsbranche und
den Einzelhandel in ihrer Entwicklung zu begleiten.
Also all das Wissen anzuwenden, das ich in meiner
„Kreisbewegung“ vorher zusammengetragen hatte.
So gesehen ist der Werdegang wirklich eine ganz
einfache Geschichte.
IQPC: Gerade das Thema Innovation ist
natürlich sehr interessant. Was ist Innovation
im Finanzbereich? Und was ist Innovation im
Einzelhandel? Gibt es hier große Unterschiede?
Prof. Dr. Penzel: Nicht vom Grundsatz her. Die
Informationstechnologie eröffnet in beiden Branchen
unglaubliche Möglichkeiten an der Schnittstelle zum
Kunden. Digitalisierung bedeutet ja, dass
sich der Kunde in einer ganz neuen Art und Weise
bewegen kann, das Heft in die Hand nimmt, natürlich
andererseits auch in der IT abgebildet wird mit seinen
Daten. All das wird getrieben über Technologie.
Am Frontend früher über die PCs, heute über das
Smartphone, morgen über Wearables – und am Back-
end mit einer immer umfangreicheren Datenbasis,
die uns zum anderen Aspekt der IT-Innovation bringt.
Dieser andere Teil der Innovation betrifft in beiden
BranchendasBack-end,insbesonderedieGestaltung
der IT-Architekturen. Und daraus ergeben sich dann
Themen wie Big Data, wie durchgängige Prozesse,
aber eben auch wie der veränderte Umgang der
Aufsicht mit den Folgewirkungen. Wie baue ich
die Infrastruktur um? Ein Aspekt, der sicherlich
bei den Banken und den Finanzdienstleistern
noch stärker ausgeprägt ist als im Einzelhandel.
Aber auch im Einzelhandel stellen sich besonders
durch den wachsenden E-Commerce massive
Herausforderungen.
IQPC: Zurück an die Universität Regensburg.
Dort halten Sie gerade eine Vorlesung zur
Transformation von Banken und IT. Und in der
Tat müssen sich aufgrund des zunehmend
engen regulatorischen Rahmens sowohl die
Geschäftsprozesse als auch die IT-Systeme der
Banken nachhaltig transformieren. Können Sie
uns kurz skizzieren, worauf sich die Vorstände
und speziell die CIOs europäischer Banken bei
der anstehenden Transformation in den nächsten
drei Jahren konzentrieren sollten?
Prof. Dr. Penzel: Die Entscheidungsträger müssen
immer im Auge behalten, dass es letztendlich drei
große Treiber für diese Transformation gibt, die eng
zusammenwirken: Digitalisierung, Regulation und
ökonomisches Umfeld.
Der erste Treiber ist, wie eben schon besprochen, die
Digitalisierung, die insbesondere an der Schnittstelle
www.finanzarchitektur-banken.de

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Prof. Hans-Gert Penzel über Transformation der IT Architektur in Banken

  • 1. Experteninterview Drei große Treiber der Transformation von Banken und IT - Drei große Herausforderungen IQPC: Herr Prof. Dr. Penzel, Ihr professioneller Werdegang ist beeindruckend. Sie haben nicht nur den akademischen Hintergrund, sondern auch die Perspektive der Banken-, und die der Bankenaufsicht jahrelang studiert, vertreten und daher mit Sicherheit über die Jahre Ihre eigenen Schlüsse zur anstehenden Transformation der europäischen Banken ziehen können. Würden Sie uns einen kleinen Rückblick auf Ihren Werdegang gewähren? Wie kamen Sie zu Ihrer heutigen Position? Prof. Dr. Penzel: Ich fange mit der heutigen Position an: Ich betreibe sie eigentlich als reines Hobby, um über IT-Innovation nachdenken zu können. Und wenn ich zurückblicke, dann ging es in meiner gesamten professionellen Laufbahn um IT-Innovation und deren Nutzung für das Geschäft. Innovation und Veränderungsprojekte fand ich immer besonders reizvoll, weit über die IT hinaus. Es hätte auch Innovation in der Biotechnologie oder in der Architektur sein können. Wie die Architektin Zaha Hadid ihre Kollegen aufgemischt hat oder wie der Japaner Tadao Ando das Wohnen auf seinen essenziellen Kern zurückgeführt hat, ist faszinierend. Aber man muss sich für etwas entscheiden, und bei mir war es eben Innovation im Bereich Informationstechnik. Dabei habe ich mich zunehmend auf zwei Branchen konzentriert, auf Finanzdienstleister einerseits und den Einzelhandel, besonders den E-Commerce mit seiner immer komplexeren Logistik andererseits. Den Weg der IT-Innovation habe ich allerdings nach dem Studium der VWL und Wirtschaftsinformatik im industriellen Bereich bei Hewlett-Packard begonnen. Dort war ich verantwortlich für die europäische Logistik eines der Produktbereiche. Was im Nachhinein sehr gut war, denn da lernt man eine Menge über industrielle Strukturen und Prozesse zur systematischen Qualitätssicherung. Eine Disziplin, die in Banken nach wie vor zu schwach ausgeprägt ist! www.finanzarchitektur-banken.de Bei Prof. Dr. Hans-Gert Penzel drehte sich immer schon alles um IT-Innovation. Nach der Konzeption und Realisierung weltweiter Logistik-Systeme bei Hewlett-Packard, dem Aufbau der IT-Beratung für Finanzdienstleister bei McKinsey & Company und der Ausführung verschiedenster C-Funktionen (CIO, Chefstratege, Chief Risk Officer, Leiter des internen Incubators für Startups) für die Vereinsbank und später HypoVereinsbank, war Prof. Dr. Hans-Gert Penzel bis 2010 als Generaldirektor und CIO der Europäischen Zentralbank tätig. Dann zog es ihn zurück zu seinen Wurzeln - der Universität und dem Forschungsinstitut, das er vor über 20 Jahren mitgegründet hatte. Heute ist Prof. Dr. Hans-Gert Penzel daher Geschäftsführender Gesellschafter ibi research an der Universität Regensburg GmbH und mit seiner breitgefächerten Erfahrung aus Praxis und Wissenschaft der richtige Gesprächspartner, um die Treiber und Herausforderungen der anstehenden Transformation der Banken von allen Seiten zu beleuchten. Lesen Sie hier das komplette Interview mit dem Experten:
  • 2. Fünfeinhalb Jahre bei McKinsey waren dann sozusagen das Pivot-Element, mich in die Banken zurückzubringen. Ich begann zwar mit einem langen Projekt bei VW in Wolfsburg, habe dort über Logistik im Bereich Produktionsplanung nachgedacht, später auch über Logistik in der Chemie und im Versandhandel. Aber der Schwerpunkt wanderte in Richtung einer Vielzahl von IT-Bankprojekten. Der nächste Schritt führte folgerichtig in eine private Bank. Das war die Vereinsbank, später HypoVereinsbank. In verschiedenen C-Funktionen ging es immer um Innovation: als CIO, als Chefstratege, als Chief Risk Officer, als Leiter des internen Incubators für Startups. Und als die Hypo Vereinsbank dann drohte, ihre Selbstständigkeit zu verlieren, war der nächste Schritt gekommen. Was mir fehlte, war Erfahrung im öffentlichen Sektor. Wir schimpfen schnell über Behörden, sollten aber erst einmal wissen, wie sie intern arbeiten und welchen Restriktionen sie unterliegen. Die Europäische Zentralbank bot sich mit der ausgeschriebenen CIO-Funktion geradezu an. Damit füllte ich die fehlende Erfahrung mit Finanzdienstleistung aus der öffentlichen Perspektive. Nachdem ich all diese Erfahrungen gemacht hatte, war2010derganznatürlicheZeitpunktgekommen,zu meinen Wurzeln zurückzukehren, an die Universität und das Forschungsinstitut, das ich vor über 20 Jahren mitgegründet hatte. Ich hatte das ibi 1993 zusammen mit dem Kollegen Dieter Bartmann ins Leben gerufen, um eine Brücke zwischen Academia und Praxis zu schlagen. Nun nutzte ich diese Brücke selbst für den Weg zurück zum Universitätsprofessor. Das gibt mir nun Gelegenheit, mit breiter Erfahrung aus der Praxis, der Neutralität der Wissenschaft und mit viel Spaß die Finanzdienstleistungsbranche und den Einzelhandel in ihrer Entwicklung zu begleiten. Also all das Wissen anzuwenden, das ich in meiner „Kreisbewegung“ vorher zusammengetragen hatte. So gesehen ist der Werdegang wirklich eine ganz einfache Geschichte. IQPC: Gerade das Thema Innovation ist natürlich sehr interessant. Was ist Innovation im Finanzbereich? Und was ist Innovation im Einzelhandel? Gibt es hier große Unterschiede? Prof. Dr. Penzel: Nicht vom Grundsatz her. Die Informationstechnologie eröffnet in beiden Branchen unglaubliche Möglichkeiten an der Schnittstelle zum Kunden. Digitalisierung bedeutet ja, dass sich der Kunde in einer ganz neuen Art und Weise bewegen kann, das Heft in die Hand nimmt, natürlich andererseits auch in der IT abgebildet wird mit seinen Daten. All das wird getrieben über Technologie. Am Frontend früher über die PCs, heute über das Smartphone, morgen über Wearables – und am Back- end mit einer immer umfangreicheren Datenbasis, die uns zum anderen Aspekt der IT-Innovation bringt. Dieser andere Teil der Innovation betrifft in beiden BranchendasBack-end,insbesonderedieGestaltung der IT-Architekturen. Und daraus ergeben sich dann Themen wie Big Data, wie durchgängige Prozesse, aber eben auch wie der veränderte Umgang der Aufsicht mit den Folgewirkungen. Wie baue ich die Infrastruktur um? Ein Aspekt, der sicherlich bei den Banken und den Finanzdienstleistern noch stärker ausgeprägt ist als im Einzelhandel. Aber auch im Einzelhandel stellen sich besonders durch den wachsenden E-Commerce massive Herausforderungen. IQPC: Zurück an die Universität Regensburg. Dort halten Sie gerade eine Vorlesung zur Transformation von Banken und IT. Und in der Tat müssen sich aufgrund des zunehmend engen regulatorischen Rahmens sowohl die Geschäftsprozesse als auch die IT-Systeme der Banken nachhaltig transformieren. Können Sie uns kurz skizzieren, worauf sich die Vorstände und speziell die CIOs europäischer Banken bei der anstehenden Transformation in den nächsten drei Jahren konzentrieren sollten? Prof. Dr. Penzel: Die Entscheidungsträger müssen immer im Auge behalten, dass es letztendlich drei große Treiber für diese Transformation gibt, die eng zusammenwirken: Digitalisierung, Regulation und ökonomisches Umfeld. Der erste Treiber ist, wie eben schon besprochen, die Digitalisierung, die insbesondere an der Schnittstelle www.finanzarchitektur-banken.de