1. Erfahrungsbericht Juni 2013 – mit IDUMO in Plymouth/England
Vorbereitung und Anreise
Die Vorbereitung lief zunächst etwas holprig an, da bei mir zunächst das o.k. von meinem
Jobcenter fehlte. Die Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt, u.a. mit Länderkunde und
Sprachkurs empfand ich insgesamt als angemessen und gut. Mein Englisch war etwas
eingerostet und ich konnte es in der Vorbereitungsphase wieder auffrischen.
Die Anreise verlief bestens. Weniger gut empfand ich, dass eine Teilnehmerin aufgrund von
Schwierigkeiten mit dem Visum nicht nach England einreisen durfte
Die Gastfamilie
Mit meiner Gastfamilie war ich sehr zufrieden. Ich war zufrieden mit meinem sehr offenen
und liberalen Gastvater. Ich wohnte in einem sehr schönen Haus. Die einzige Sache, die mir
nicht so gut gefiel, war die Verpflegung, die überwiegend aus Tiefkühlkost bestand. Ich hätte
mir mehr frische und leichtere Kost gewünscht. Ansonsten sprach ich viel mit meinem
Hausherrn Englisch und fühlte mich gut integriert. Mein Gastvater hat in der Vergangenheit
auch länger beruflich in Deutschland zu tun gehabt. Mein Zimmer war zwar klein, aber es
reichte mir aus, da ich tagsüber sehr viel unterwegs war.
Der Sprachkurs
Der zweiwöchige Sprachkurs vor Ort war sehr angemessen und praxisbezogen. Ich war in
dem Kurs für Fortgeschrittene. Nach eineinhalb Wochen stellte ich fest, dass mir das
Sprechen und Verstehen zunehmend leichter fielen. Da ich früher schon viel gereist bin und
teilweise im Ausland aufwuchs, konnte ich auf die Kenntnisse zurückgreifen, die ich in dieser
Zeit erworben hatte. Zur Vertiefung der Sprachkenntnisse unternahm ich viel in der Freizeit
und nahm alle Gelegenheiten wahr, vor Ort viel zu sprechen. Die Sprachkurse in
Deutschland und Plymouth und mein Interesse für Land, Menschen und Geschichte sorgten
nach und nach für einen sehr guten Lernerfolg. Aus meiner Sicht, sind die eigenen
Unternehmungen zur Verbesserung der Sprache entscheidend.
Das Praktikum
Mein Praktikum entsprach völlig meinem Wunsch. Ich hatte mir schon immer gewünscht, in
einem Buchladen zu arbeiten und war in einem Antiquariat tätig. Im Lager des Antiquariats
sortierte ich Biografien nach Thematik und Personen. Wegen eines Umzuges und einer
besseren Chronologie für den Internetverkauf sollte alles sortiert werden. Zuvor war ich eine
Woche im Geschäft im Verkauf tätig. Ich war angenehm überrascht, wie einfach und
unkompliziert eine Beschäftigung sein kann. Ich arbeitete in einem Team mit drei älteren
Mitarbeitern, die dort ehrenamtlich tätig waren. Die Gelassenheit und Freundlichkeit und die
Arbeit, die mir große Freude bereitete, ließen mich wieder auftanken von dem Druck der
Arbeitslosigkeit in Deutschland. Bücher zu sortieren, ist für mich keine reine Sortierarbeit, da
ich gerne und viel lese. Biographien oder Buchinhalte müssen quer gelesen werden, damit
sie richtig zugewiesen werden können. Ich hätte mir auch durchaus vorstellen können, dort
in Plymouth für immer zu arbeiten, aber es war früh klar, dass ein Antiquariat in der heutigen
Zeit auch in England keinen Gewinn mehr abwirft. Leider musste ich mich einschränken mit
der Auswahl an Büchern, die ich zum halben Preis oder geschenkt bekam, da ich auf der
Rückreise kein Übergepäck dabei haben durfte.
2. Freizeitgestaltung
Schon früh war mir klar, dass wenn bei mir überhaupt Heimweh entstehen sollte, dies vor
allem abends sein könnte. Als begeisterter Schachspieler suchte ich mir schon von Köln aus
über das Internet den Schachverein Plymouth, wo ich zweimal wöchentlich abends hinging.
Das war für mich eine originelle und nette Anlaufstelle als Neuling. Außerdem kümmerte ich
mich auch um Leute, die gerne wandern und fand dann auch zwei Leute aus der Gruppe, mit
denen ich vor allem am Wochenende und einigen freien Tagen, wo wir die ganzen Tage zur
Verfügung hatten, viele Wanderungen an der Küste unternahm. In den ersten beiden
Wochen war ich auch viel mit den Bussen und zu Fuß unterwegs, bevor dann nachmittags
der Englischunterricht stattfand. Somit war ich den ganzen Tag eingebunden, so dass ich
keine Zeit für Heimweh hatte. Ich war voller Tatendrang und nutzte die Zeit, um aus dem
gewohnten Alltag in Köln auszusteigen. Die Seeluft macht sehr müde. Alle aus der Gruppe
waren die ersten beiden Wochen besonders müde. Daher ging ich abends relativ früh
schlafen und stand auch früh wieder auf. Die Geschichte: des viktorianischen Häuserbaus,
des ersten Auswandererschiffes nach Amerika, die Tatsache, dass ich nicht weit entfernt von
dem früheren Wohnort von Scott, dem Entdecker der Antarktis wohnte sowie die
Auswirkungen des 2. Weltkrieges auf Plymouth beschäftigten mich vor Ort sehr viel. Das
waren für mich nicht nur irgendwelche Menschen und irgendwelche Häuser. Es ist natürlich
nicht immer einfach, dass eine Gruppe solch unterschiedlichen Alters schnell zueinander
findet. Ich habe mit verschiedenen Gruppenteilen immer was unternommen, sofern das von
dem Einzelnen erwünscht war. Ansonsten trafen sich viele Leute abends. Somit flogen die 8
Wochen nur so dahin. Ich war auch sehr neugierig gewesen auf die Sitten der Engländer.
Wir unternahmen einige Ausflüge mit der gesamten Gruppe, ansonsten unternahm ich viel
eigenständig und fotografierte und filmte viel.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen: Alles war so vielseitig und abwechslungsreich in
England, dass der Alltag in Deutschland schnell vergessen werden konnte. Ob England mein
Lieblingsland ist, ist nicht unbedingt sicher, aber ich nutzte die Chance vor Ort sehr intensiv,
um alles mitzunehmen. Ich selber wuchs im Ausland auf und besuchte neun Jahre zwei
verschiedene Internate. Somit bekam ich früh sehr intensiv einen Gemeinschaftssinn mit,
was ich erst viel später richtig realisierte. Plötzlich wurden meine „Gruppeninstinkte“ wieder
wach und insofern war für mich auch das Projekt mit einer Gruppe zu reisen sehr interessant
und förderlich. Auch fühlte ich mich darin bestätigt, dass ich ein begeisterter Abenteurer bin,
der im Ausland richtig auflebt. Ich musste allerdings auch aufpassen, dass ich nicht zu hohe
Erwartungen an die Gruppe stelle und mich selber bremsen. Ich machte auch die
Entdeckung, dass ich gut längere Zeit aus dem Koffer leben kann. Kaum in Deutschland
angekommen, könnte ich mich bald schon wieder auf Reisen begeben und werde von
Fernweh geplagt. Ich hoffe, dass mir die Projektteilnahme hilft, eine Festanstellung zu
erhalten. Was das Praktikum anbelangt, wurde ich sehr gut vermittelt. Mit der relativ
unkomplizierten Haltung englischer Firmen bei Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen
kann ich auch besser leben, als hier in Deutschland. Außerdem entdeckte ich eine große
Begeisterung im Umgang mit Gruppen und mein Selbstwertgefühl ist ebenfalls stark
gestiegen.