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9. April 2011
                                                                           LDK G1 Gruppe 4


ID-Konzept für die Hiyoo-App




Grundlage für die Gestaltung eines Wissensraumes ist die These, dass nicht der
physikalische Raum gestaltet wird, sondern das Erkenntnismuster, das der Anwesende
von diesem Raum hat. Die Topologie des Wissensraumes wird durch die individuellen
Prägungen, Motivationen und Interessen des Anwesenden bestimmt. Hieraus ergeben
sich Attraktoren, die individuell definiert werden.


Im Folgenden wird das ID-Konzept erläutert, auf dem die Hiyoo-App basiert. Neu an
diesem ID-Konzept ist, dass der einzelne Teilnehmer die vollständige Kontrolle über seine
Identitätsdaten behält und dem Wissensraum temporär nur die Daten zur Verfügung
stellt, die für den aktuellen Besuch relevant sind. Das System des Wissensraums
speichert keine identitätsbezogenen Daten, sondern nur Informationen über die
Begegnungen, die stattgefunden haben.


1. Grundannahmen


Ein Individuum hat eine Kernidentität, die nicht veränderbar ist. Um diese legen sich
mehrere Teilprofile, die durch den jeweiligen Kontext beziehungsweise Gruppen bestimmt
werden, mit denen das Individuum interagiert. Die Teilprofile, die die Kernidentität
umgeben, haben nicht alle dieselbe Qualität: Einige Teilprofile werden nur vorgetäuscht
oder bewusst gefälscht, andere Teilprofile werden verschwiegen oder sogar aus dem
Bewusstsein verdrängt. Das Individuum muss daher die Möglichkeit haben, seine
Teilprofile auch im virtuellen Raum selektiv weiterzugeben.


2. Modellbildung


Das ID-Management für die Hiyoo-App besteht aus den folgenden drei Kognitions-
Ebenen:


      Ebene 1: Der Wissenssafe, in dem sämtliche Daten gesammelt werden, die über
       den Teilnehmer bekannt sind.
      Ebene 2: Der Besucher des Wissensraumes, der anderen Teilnehmern begegnen
       möchte.
      Ebene 3: Der Teilnehmer, der sich durch eine kontextbezogene Identität definiert.


                                                                                       Seite 1
Überprüfung des Modells anhand des Beispiels der Apple-Welt:


Die Wissenssafe ist iTunes, dem Besucher werden durch eine iPhone-App mögliche
Begegnungen mit anderen Teilnehmern angeboten. Was in der heutigen Apple-Welt fehlt,
ist die Modellierung der Identität des Individuums. Denn die Apple-ID dient im
Wesentlichen nur für das Bezahlen der über iTunes bestellten Apps und Multimedia-
dateien. Ansonsten wird das Identitätsprofil anhand der über iTunes geladenen
Multimediadateien ermittelt. Die Innovation besteht also darin, die Identität des
Individuums in das Modell mit einzubeziehen.


3. Identitätsschichten


Die Identität eines Individuums hat die folgenden Schichten:


          Die Kernidentität (CORE), die aus unveränderlichen Identitätsdaten besteht wie
           Vorname, Geburtsname, Geburtsdatum und -ort. Über diese Daten, die Teil der
           staatlich erfassten Meldedaten sind, kann ein Individuum in der Regel eineindeutig
           bestimmt werden.
          Das REISS-Profil1 (MOTIV), das die Lebensmotive, den Charaktertyp und das
           Wertesystem eines Individuums beschreibt. Untersuchungen haben gezeigt, dass
           das REISS-Profil ein Leben lang weitestgehend identisch bleibt, es sei denn, die
           Persönlichkeit wird im Kern erschüttert (der sogenannte X-Faktor).
          Das Bewegungs-Profil (MOVE), das die Bewegungen in der realen Welt umfasst
           (GPS, Facebook-4Square) sowie in der virtuellen Welt (Web-Links, Cookies, „I Like
           it Buttom“ etc.)
          Kontextspezifische Attribute, die soziologische Kategorien wie Freizeit, Familie,
           Business, Sport und Kultur beschreiben
          Die Modalitäten/Gefühle (MOOD), die das Individuum bewegen, der Modus, in
           dem das Individuum sich befindet. Das Fraunhofer Institut arbeitet daran, anhand
           biometrischer Merkmale wie dem Gesichtsausdruck Gefühle erkennen zu können.
          Letzte Stufe des Identifikationsprozesses ist die Bildung von Wissen. Diese Schicht
           umfasst auch Werturteile und die Selbsterkenntnis.


Wenn ein System Kenntnis der ersten beiden Schichten CORE und MOTIV hat, kann das
Verhalten eines Individuums relativ gut vorausgesagt werden (Zukunftsvision im Film
Minority Report). Diese Daten sind in der virtuellen Welt in der Regel nicht vollständig
verfügbar und dürfen in Europa aufgrund der restriktiven Datenschutzpolitik nur unter

1
    Siehe http://www.reissprofile.eu/

                                                                                          Seite 2
besonderen Auflagen gespeichert und insbesondere nur für den Kontext genutzt werden,
in dem sie erfasst wurden. Eine Wiederverwendung dieser Daten für andere Zwecke ist
derzeit rechtlich nicht zulässig.


Daher erfassen digitale Systeme die Bewegungsdaten und versuchen mit Hilfe von
künstlicher Intelligenz (KI) Rückschlüsse auf die CORE, MOTIV und MOOD-Identitäten zu
schließen.


4. Prototypting des ID-Modells


Die drei Kognitions-Ebenen werden nun wie folgt präzisiert:


      Der Wissenssafe ist ein durch das Individuum kontrollierter Ort im Netz, in dem
       alle individuellen Daten sicher gespeichert werden. Dritte haben keinen Zugriff auf
       diese Daten. Die hier gespeicherten Daten sind unabhängig von Ort und Zeit und
       speichern die identitätsbezogenen Daten sowie Erfahrungen und das Wissen ab,
       die perpetuiert werden sollen.


      Das ID-Pattern ist ein mobiles Device (ID-Karte oder ID-App), dass die Daten zu
       den ID-Schichten CORE, MOTIV, MOVE und MOOD abbildet. Das Individuum kann
       die Identitätsdaten freischalten, die für den aktuellen Kontext relevant sind. Diese
       Personalisierung ruft aus jedem dieser vier Schichten nur bestimmte Daten ab.
       Diese Daten sind von Zeit und Ort abhängig und dynamisch.


      Der Wissensraum wird durch die Individuen aufgespannt, die sich aktuell in dem
       virtuellen/physischen Raum begegnen. Die im Wissensraum gespeicherten Daten
       sind von Zeit, Ort und Individuen abhängig und dynamisch. Der Wissensraum
       besteht aus einem Hintergrundsystem und einer mobilen App.


   
5. Integration des ID-Patterns in den Wissensraum


Das Hintergrundsystem des Wissensraums merkt sich nur die Daten, die die Begegnung
betreffen, nicht die Person und ihre Identität. Diese Eigenschaft muss alle Beteiligten von
Beginn an klar sein, damit Datenschutzbedenken den Eintritt in den Wissensraum nicht
verwehren. Feed-back an das System ist unbedingt erforderlich, damit die künstliche
Intelligenz sich verbessern kann.




                                                                                     Seite 3
Wenn ein Individuum den Wissensraum verlässt, werden seine mitgebrachten ID-Daten
gelöscht; damit ändert der Wissensraum seine Topologie und die darin modellierten
Attraktoren. Außerdem können die gewonnenen Begegnungen, Erfahrungen und
Wissensgewinne in den Wissenssafe überspielt werden. Hiermit werden die ID-Daten
wieder angereichert. Bei der nächsten Personalisierung des ID-Patterns können diese
zusätzlichen Daten freigeschaltet und somit in den Wissensraum mitgenommen werden.


Der Wissensraum wird konkretisiert über eine App, die dem Nutzer inspirierende
Begegnungen visualisiert, sowie einem Hintergrundsystem, das aus den vorhandenen
Daten Vorschläge für Begegnungen generiert.


Die App zeigt dem Nutzer die Attraktoren (Fähnchen bzw. Quadrate) an, die für ihn
inspirierend sein könnten. Mögliche Attraktoren können andere Individuen sein, die mit
ihrem ID-Pattern den Wissensraum betreten haben oder auch Objekte, die in dem
Wissensraum über IP-Adressen (z.B. über RFID oder NFC) identifizierbar sind.


Da ein Individuum sein ID-Pattern jeweils neu personalisieren kann, zwingt das System
den Nutzer nicht in vorbestimmte Muster, sondern lässt bewusst Spielraum für das
Experimentieren mit verschiedenen Identitäten.


6. Fazit


Der Wissensraum bietet somit einen spielerischen Umgang mit der Frage „Wer bin ich“
(ID-Entertainment) und ermöglicht so Inspiration durch Begegnung.


Die drei Systembestandteile „Wissenssafe“, „ID-Pattern“ und Hiyoo-App können alle auf
dem iPhone oder einem anderen mobilen Device realisiert werden.




                                                                                    Seite 4

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G1 hiyoo id-konzept_2011-04-09-v01

  • 1. 9. April 2011 LDK G1 Gruppe 4 ID-Konzept für die Hiyoo-App Grundlage für die Gestaltung eines Wissensraumes ist die These, dass nicht der physikalische Raum gestaltet wird, sondern das Erkenntnismuster, das der Anwesende von diesem Raum hat. Die Topologie des Wissensraumes wird durch die individuellen Prägungen, Motivationen und Interessen des Anwesenden bestimmt. Hieraus ergeben sich Attraktoren, die individuell definiert werden. Im Folgenden wird das ID-Konzept erläutert, auf dem die Hiyoo-App basiert. Neu an diesem ID-Konzept ist, dass der einzelne Teilnehmer die vollständige Kontrolle über seine Identitätsdaten behält und dem Wissensraum temporär nur die Daten zur Verfügung stellt, die für den aktuellen Besuch relevant sind. Das System des Wissensraums speichert keine identitätsbezogenen Daten, sondern nur Informationen über die Begegnungen, die stattgefunden haben. 1. Grundannahmen Ein Individuum hat eine Kernidentität, die nicht veränderbar ist. Um diese legen sich mehrere Teilprofile, die durch den jeweiligen Kontext beziehungsweise Gruppen bestimmt werden, mit denen das Individuum interagiert. Die Teilprofile, die die Kernidentität umgeben, haben nicht alle dieselbe Qualität: Einige Teilprofile werden nur vorgetäuscht oder bewusst gefälscht, andere Teilprofile werden verschwiegen oder sogar aus dem Bewusstsein verdrängt. Das Individuum muss daher die Möglichkeit haben, seine Teilprofile auch im virtuellen Raum selektiv weiterzugeben. 2. Modellbildung Das ID-Management für die Hiyoo-App besteht aus den folgenden drei Kognitions- Ebenen:  Ebene 1: Der Wissenssafe, in dem sämtliche Daten gesammelt werden, die über den Teilnehmer bekannt sind.  Ebene 2: Der Besucher des Wissensraumes, der anderen Teilnehmern begegnen möchte.  Ebene 3: Der Teilnehmer, der sich durch eine kontextbezogene Identität definiert. Seite 1
  • 2. Überprüfung des Modells anhand des Beispiels der Apple-Welt: Die Wissenssafe ist iTunes, dem Besucher werden durch eine iPhone-App mögliche Begegnungen mit anderen Teilnehmern angeboten. Was in der heutigen Apple-Welt fehlt, ist die Modellierung der Identität des Individuums. Denn die Apple-ID dient im Wesentlichen nur für das Bezahlen der über iTunes bestellten Apps und Multimedia- dateien. Ansonsten wird das Identitätsprofil anhand der über iTunes geladenen Multimediadateien ermittelt. Die Innovation besteht also darin, die Identität des Individuums in das Modell mit einzubeziehen. 3. Identitätsschichten Die Identität eines Individuums hat die folgenden Schichten:  Die Kernidentität (CORE), die aus unveränderlichen Identitätsdaten besteht wie Vorname, Geburtsname, Geburtsdatum und -ort. Über diese Daten, die Teil der staatlich erfassten Meldedaten sind, kann ein Individuum in der Regel eineindeutig bestimmt werden.  Das REISS-Profil1 (MOTIV), das die Lebensmotive, den Charaktertyp und das Wertesystem eines Individuums beschreibt. Untersuchungen haben gezeigt, dass das REISS-Profil ein Leben lang weitestgehend identisch bleibt, es sei denn, die Persönlichkeit wird im Kern erschüttert (der sogenannte X-Faktor).  Das Bewegungs-Profil (MOVE), das die Bewegungen in der realen Welt umfasst (GPS, Facebook-4Square) sowie in der virtuellen Welt (Web-Links, Cookies, „I Like it Buttom“ etc.)  Kontextspezifische Attribute, die soziologische Kategorien wie Freizeit, Familie, Business, Sport und Kultur beschreiben  Die Modalitäten/Gefühle (MOOD), die das Individuum bewegen, der Modus, in dem das Individuum sich befindet. Das Fraunhofer Institut arbeitet daran, anhand biometrischer Merkmale wie dem Gesichtsausdruck Gefühle erkennen zu können.  Letzte Stufe des Identifikationsprozesses ist die Bildung von Wissen. Diese Schicht umfasst auch Werturteile und die Selbsterkenntnis. Wenn ein System Kenntnis der ersten beiden Schichten CORE und MOTIV hat, kann das Verhalten eines Individuums relativ gut vorausgesagt werden (Zukunftsvision im Film Minority Report). Diese Daten sind in der virtuellen Welt in der Regel nicht vollständig verfügbar und dürfen in Europa aufgrund der restriktiven Datenschutzpolitik nur unter 1 Siehe http://www.reissprofile.eu/ Seite 2
  • 3. besonderen Auflagen gespeichert und insbesondere nur für den Kontext genutzt werden, in dem sie erfasst wurden. Eine Wiederverwendung dieser Daten für andere Zwecke ist derzeit rechtlich nicht zulässig. Daher erfassen digitale Systeme die Bewegungsdaten und versuchen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) Rückschlüsse auf die CORE, MOTIV und MOOD-Identitäten zu schließen. 4. Prototypting des ID-Modells Die drei Kognitions-Ebenen werden nun wie folgt präzisiert:  Der Wissenssafe ist ein durch das Individuum kontrollierter Ort im Netz, in dem alle individuellen Daten sicher gespeichert werden. Dritte haben keinen Zugriff auf diese Daten. Die hier gespeicherten Daten sind unabhängig von Ort und Zeit und speichern die identitätsbezogenen Daten sowie Erfahrungen und das Wissen ab, die perpetuiert werden sollen.  Das ID-Pattern ist ein mobiles Device (ID-Karte oder ID-App), dass die Daten zu den ID-Schichten CORE, MOTIV, MOVE und MOOD abbildet. Das Individuum kann die Identitätsdaten freischalten, die für den aktuellen Kontext relevant sind. Diese Personalisierung ruft aus jedem dieser vier Schichten nur bestimmte Daten ab. Diese Daten sind von Zeit und Ort abhängig und dynamisch.  Der Wissensraum wird durch die Individuen aufgespannt, die sich aktuell in dem virtuellen/physischen Raum begegnen. Die im Wissensraum gespeicherten Daten sind von Zeit, Ort und Individuen abhängig und dynamisch. Der Wissensraum besteht aus einem Hintergrundsystem und einer mobilen App.  5. Integration des ID-Patterns in den Wissensraum Das Hintergrundsystem des Wissensraums merkt sich nur die Daten, die die Begegnung betreffen, nicht die Person und ihre Identität. Diese Eigenschaft muss alle Beteiligten von Beginn an klar sein, damit Datenschutzbedenken den Eintritt in den Wissensraum nicht verwehren. Feed-back an das System ist unbedingt erforderlich, damit die künstliche Intelligenz sich verbessern kann. Seite 3
  • 4. Wenn ein Individuum den Wissensraum verlässt, werden seine mitgebrachten ID-Daten gelöscht; damit ändert der Wissensraum seine Topologie und die darin modellierten Attraktoren. Außerdem können die gewonnenen Begegnungen, Erfahrungen und Wissensgewinne in den Wissenssafe überspielt werden. Hiermit werden die ID-Daten wieder angereichert. Bei der nächsten Personalisierung des ID-Patterns können diese zusätzlichen Daten freigeschaltet und somit in den Wissensraum mitgenommen werden. Der Wissensraum wird konkretisiert über eine App, die dem Nutzer inspirierende Begegnungen visualisiert, sowie einem Hintergrundsystem, das aus den vorhandenen Daten Vorschläge für Begegnungen generiert. Die App zeigt dem Nutzer die Attraktoren (Fähnchen bzw. Quadrate) an, die für ihn inspirierend sein könnten. Mögliche Attraktoren können andere Individuen sein, die mit ihrem ID-Pattern den Wissensraum betreten haben oder auch Objekte, die in dem Wissensraum über IP-Adressen (z.B. über RFID oder NFC) identifizierbar sind. Da ein Individuum sein ID-Pattern jeweils neu personalisieren kann, zwingt das System den Nutzer nicht in vorbestimmte Muster, sondern lässt bewusst Spielraum für das Experimentieren mit verschiedenen Identitäten. 6. Fazit Der Wissensraum bietet somit einen spielerischen Umgang mit der Frage „Wer bin ich“ (ID-Entertainment) und ermöglicht so Inspiration durch Begegnung. Die drei Systembestandteile „Wissenssafe“, „ID-Pattern“ und Hiyoo-App können alle auf dem iPhone oder einem anderen mobilen Device realisiert werden. Seite 4